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1. Lebensspiegel für Landleute - S. 129

1844 - Darmstadt : Ollweiler
129 153. Der schreckliche Sturm in Westindien im Jahr 1780. Dieser Sturm, welcher unter die furchtbarsten Naturerscheinun- gen des vorigen Jahrhunderts gehört, verheerte um die Mitte des Jahrs 1780 alle Antillen, besonders aber die Inseln Barbados und Jamaika. Um acht Uhr Morgens brach der Sturm ans und wüthete acht und vierzig Stunden unaufhörlich fort. Die Schiffe, welche in den Häfen vor Anker lagen und sich in völliger Sicherheit glaubten, wurden von ihren Ankern gerissen, in die hohe See ge- trieben und dort der Gewalt des Sturmes Preis gegeben. Die Lage der Bewohner der Inseln war noch trauriger: denn in der folgenden Nacht verdoppelte sich die Wuth des Sturmes. Häuser stürzten ein, und die größten Bäume wurden mit ihren Wurzeln ausgerisfen. Menschen und Thiere irrten umher, oder wurden unter den Trümmern begraben. Die Hauptstadt der Insel Jamaika wurde fast dem Boden gleich gemacht. Die prächtige Wohnung des englischen Statthalters, deren Mauern drei Fuß dick waren, wurde bis ans den Grund erschüttert und drohete jeden Augenblick einzustürzen. In den Häusern bemühete man sich, die Thüren und Fenster mit Riegeln zu befestigen, um den Windstößen zu wider- stehen; aber alle Anstrengungen waren vergebens. Die Thüren wurden ans den Angeln gehoben, die Balken auseinander gerissen, und die Wände spalteten sich. Tie unglücklichen Bewohner irrten ohne Zufluchtsort und Hilfe verzweiflungsvoll umher. Viele wur- den zerschmettert unter den Trümmern ihrer Wohnungen; Andere ertranken in den von dem Orkan auf das Land geworfenen, unermeß- lichen Gewässern; noch Andere wurden von Sand- und Staub- wolken erstickt. Die dicke Finsterniß, die häufigen Blitze, das unaufhörliche Rollen des Donners, das furchtbare Sausen des Windes und Regens, das herzzerreißende Geschrei der Sterbenden, das Klagen und Jammern derjenigen, welche ihnen nicht zu Hilfe kommen konnten, das Geheul der Mütter und Kinder: alles dieses schien den Untergang der Welt anzukündigen. Endlich enthüllte der wiederkehrende Tag den Blicken derer, welche diese Schreckenstage überlebt hatten, ein Schauspiel, welches sich die Einbildungskraft kaum zu entwerfen vermag. Die vorher so reiche und blühende Insel Barbados mit ihren herrlichen Ländereien, schien plötzlich in eine jener Gegenden am Pol verwandelt zu seyn, wo ein erpiger Winter herrscht. Es stand kein Hans mehr; überall sah man nur Trümmer und Verwüstung. Die Bäume waren ent- wurzelt; die Erde war mit Leichnamen von Menschen und Thieren bedeckt; selbst die Oberfläche des Landes hatte ihr Ansehen verändert. Man sah blos Schlamm und Sand; die Gränzen der Ländereien waren verschwunden, die Gräben ausgefüllt und die Wege durch entstandene tiefe Abgründe zerschnitten.‘ Die Zahl der Todten belief sich aus mehrere Tausende, außer denen, die unter den Trümmern ihrer Wohnungen verschüttet oder von den Wogen fortgerissen wor- - - 9

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1. Lebensspiegel für Landleute - S. 182

1862 - Regensburg : Pustet
182 5. Ein Sturm auf den Antillen. Dieser Sturm, welcher unter die furchtbarsten Naturer- scheinungen des vorigen Jahrhunderts gehörte, verheerte um die Mitte des Jahres 1780 alle Antillen, besonders aber die Insel Barbados und Jamaika. — Um 8 Uhr Morgens brach das Ungewitter aus und wüthete 48 Stunden unaufhörlich fort. Die Schiffe, welche in den Häfen vor Anker lagen und sich in völliger Sicherheit glaubten, wurden von ihren Ankern gerissen, in die hohe See getrieben und dort der Gewalt des Sturmes Preis gegeben. Die Lage der Bewohner der Inseln war noch trau- riger; denn in der folgenden Nacht verdoppelte sich die Wuth des Sturmes. Häuser stürzten ein und die größten Bäume wurden mit ihren Wurzeln ausgerissen. Menschen und Thiere irrten umher oder wurden unter den Trümmern begraben. Die Hauptstadt der Insel Jamaika wurde fast dem Boden gleichge- macht. Die prächtige Wohnung des Gouverneurs, deren Mauer drei Fuß dick waren, wurde bis auf den Grund erschüttert und drohte jeden Augenblick einzustürzen. In den Häusern bemühte man sich die Thüren und Fenster mit Riegeln zu befestigen, um den Windstößen zu widerstehen; aber alle Anstrengungen waren vergebens. Die Thüren wurden aus den Angeln gehoben, die Balken auseinander gerissen und die Wände spalteten sich. Die unglücklichen Bewohner irrten ohne Zufluchtsort und Hilfe ver- zweiflungsvoll umher. Viele wurden zerschmettert unter den Trümmern ihrer Wohnungen, andere ertranken in den von dem Orkan aus das Land geworfenen, unermeßlichen Gewässern; noch andere wurden von Sand und Staubwolken erstickt. Die dicke Finsterniß, das Feuer der häufigen Blitze, das unaufhörliche Rollen des Donners, das furchtbare Sausen des Windes und Regens, das herzzerreißende Geschrei der Sterbenden, das Kla- gen und Jammern derjenigen, welche ihnen nicht zu Hilfe kom- men konnten, das Geheul der Mütter und Kinder; alles dieses schien den Untergang der Welt anzukünden. Endlich enthüllte der wiederkehrende Tag den Blicken derer, welche diese Schreckenstage überlebt hatten, ein Schauspiel, wel- ches sich die Einbildungskraft kaum zu entwerfen vermag. Die vorher so reiche und blühende Insel Barbados mit ihren be- zaubernden Ländereien schien plötzlich in eine jener Gegenden am Nord- oder Südpol verwandelt zu sein, wo ein ewiger Winter herrscht. Es stand kein Haus mehr; überall sah man nur Trümmer der Verwüstung. Die Bäume waren entwurzelt; die Erde war mit Leichnamen von Menschen und Thieren bedeckt;

2. Deutscher Schul-, Haus- und Kinderfreund - S. 520

1848 - Grimma : Verlags-Comptoir
520 E. Lu ft erschein ungen. 485* Lufterscheinungen im Allgemeinen. Die atmosphärische Luft, von welcher unsere Erde allenthalben umgeben ist, und die nahe an derselben dichter, oben dünner ist, in einer gewissen Höhe ihr Ende erreichen und sich an den feinern Äther anschließen muß, enthalt, außer den oben genannten Gasar- len, noch mancherlei andere elastische Flüssigkeiten, die als Dünste in ihr emporgestiegen sind. Außerdem wirken in ihr Wärme, Licht. Elektricität u. s. w. Die Zersetzung jener fremdartigen Stoffe durch den Einfluss dieser Naturkrafte kann mancherlei auffallende Erschei- nungen bewirken, als Regen, Schnee, Gewitter, Hagel, Sturm u. dergl., und auf die Witterung großen Einfluss haben. Die Erscheinungen nun, welche in der Luft erzeugt werden, nennt man Lufterscheinungen. Man theilt sie ein in lustige, wässerige, glänzende und feurige. (Melos.) 486. Der Sturm auf den Antillen. Dieser Sturm, welcher unter die furchtbarsten Naturerschei- nungen des vorigen Jahrhunderts gehört, verheerte um die Mitte des Jahres 1780 alle Antillen, besonders aber die Inseln Barbados und Jamaika. Um acht Uhr Morgens brach das Ungcwitter aus und wüthete acht und vierzig Stunden unaufhörlich fort. Die Schiffe, welche in den Häfen vor Anker lagen und sich in völliger Sicherheit glaubten, wurden von ihren Ankern gerissen, in die hohe See getrieben, und dort der Gewalt des Sturmes Preis gegeben. Die Lage der Bewohner der Insel war noch trauriger, denn in der folgenden Nacht verdoppelte sich die Wuth deö Sturmes. Häuser stürzten ein, und die größten Bäume wurden mit ihren Wurzeln ausgerissen. Menschen und Thiere irrten umher, oder wurden un- ter den Trümmern begraben. Die Hauptstadt der Insel Jamaika wurde fast dem Boden gleich gemacht. Die prächtige Wohnung des Gouverneurs, deren Mauern drei Fuß dick waren, wurde bis auf den Grund erschüttert, und drohte jeden Augenblick einzustürzen. In den Hausern bemühte man sich, die Thüren und Fenster mit Riegeln zu befestigen, um den Windstößen zu widerstehen; aber alle Anstrengungen waren vergebens. Die Thüren wurden aus den Angeln gehoben, die Balken aus einander gerissen, und die Wände spalteten sich. Die unglükklichen Bewohner irrten ohne Zufluchtsort und Hülfe verzweiflungsvoll umher. Viele wurden zerschmettert unter den Trümmern ihrer Wohnungen; andere er- S

3. Lesestücke für die beiden oberen Abtheilungen der Volksschulen - S. 219

1843 - Darmstadt : Jonghaus
219 ]91. Der Sturm in Westiudien im Jahr 1780. Der Orkan von 1780 gehört zu den furchtbarsten und gewaltigsten, welche sich in Westiudien ereignet haben. Um 10 Uhr des Morgens begann das traurige Ereigniß, und 48 Stunden nachher kam es erst zu Ende. Die Schiffe, welche man in dem Hafen in völliger Sicherheit glaubte, wurden von ihren Ankern gerissen, in die hohe See geschleudert, und der Gewalt des Sturmes Preis gegeben. Die Lage der Bewohner des festen Landes war eben so jammervoll. In der Nacht verdoppelte sich die Wuth des Sturmes; Häuser stürzten ein, und Bäume wurden mit den Wurzeln aus der Erde gerissen. Menschen und Thiere irrten verzweiflungsvoll umher, oder wurden unter den Trümmern begraben. Die Hauptstadt der In- sel Barbados wurde fast dem Boden gleich gemachte Das Haus des englischen Statthalters, dessen Mauern 3 Fuß dick waren, wurden bis auf den Grund erschüttert 'und drohte jeden Augenblick einzustürzen. Inwendig bemühte man sich, die Thüren und Fenster mit Riegeln zu ver- wahren, damit sie den Windstößen widerständen; aber alle Anstrengungen waren vergebens. Die Thüren wurden aus den Angeln gehoben, die Balken ausgcriffen, und die Wände spalteten sich. Da die Häuser der Stadt vom Sturme sämmtlich umgeworfen waren, so irrten die un- glücklichen Bewohner ohne Zuflucht und Hülfe umher. Viele kamen unter den Trümmern ihrer Wohnungen um; andere ertranken in den ausgetretenen Gewässern; andere wurden von Staub- und Sandwirbeln erstickt. Die dichte Finsterniß, das Feuer der Blitze, das unaufhörliche Rollen des Donners, das furchtbare Sausen des Windes und des Regens, das herzzerreißende Geschrei der Sterbenden, das Klagen und Jammern derjenigen, welche Hülfe 'brin- gen wollten und nicht konnten, das Geheul der Weiber und Kinder, Alles dieses schien den Untergang der Welt anzukündigen. Der wiederkehrende Tag enthüllte den Blicken der Uebcrlebenden ein Schauspiel, welches sich die Einbildungskraft vorzustellen kaum im Stande ist. Die ehedem so reiche und blühende Insel Barbados mit ihren herrlichen Ländereien schien in eine jener Gegenden am Pol

4. Deutscher Schul-, Haus- und Kinderfreund - S. 521

1848 - Grimma : Verlags-Comptoir
52i tranken in Den von dem Orkan auf das Land geworfenen, uner- meffiichcn Gewässern; noch andere wurden von Sand- und Staub- wolken erstikkt. Die biffe Finsterniss, das Feuer der häufigen Blitze, das unaufhörliche Rollen des Donners, das furchtbare Sau- fen des Windes und Regens, das herzzerreißende Geschrei der Ster- benden, das Klagen und Jammern Derjenigen, welche ihnen nicht zu Hülfe kommen konnten, das Geheul der Mütter und Kinder, alles diefes schien die Zerstörung der Welt anzukündigen. Endlich enthüllte der wiederkehrende Tag den Blikken derer, welche diesen Schrekkenstag überlebt hatten, ein Schauspiel, welches die Einbildungskraft kaum zu entwerfen vermag. Die vorher so reiche und blühende Insel Barbados mit ihren bezaubernden Lände- reien schien plötzlich in eine jener Gegenden am Pol verwandelt zu sein, wo ein ewiger Winter herrscht. Es stand kein Haus mehr; überall sah man nur Trümmer und Berwüstung. Die Bäume waren entwurzelt; die Erde war mit Leichnamen von Menschen und Thieren bedekkt; selbst die Oberfläche des Landes hatte ihr Ansehen verändert. Man sah blos Schlamm und Sand, die Grenzen der Ländereien waren verschwunden, die Graben ausgefüllt und die Wege durch entstandene tiefe Abgründe zerschnitten. Die Zahl der Todten belief sich auf mehrere Tausend, außer denen, die unter den Trüm- mern ihrer Wohnungen verschüttet oder von den Wogen und Stür- men fortgeschwemmt worden waren. — Der Wind war von solcher Gewalt, dass eine zwölfpfündige Kanone von einer Batterie nach einer andern, welche über dreihundert Schritte von jener entfernt lag, ge- schleudert wurde. (Lhicme.) 487. Seeftürme. Die Seestürme sind die gefährlichsten Feinde des Seefahrers, und mit ihnen kämpfen ist das nicht eben beneidenswerthe Loos des- selben, daher er auch schon bei dem Bau des Schiffes darauf Be- dacht nimmt, denselben, wie die Holländer, durch möglichst niedrigen Bord des Fahrzeuges zu entschlüpfen, oder ihm, wie die Russen und Franzosen, durch außerordentliche Stärke und Tiefe des mächtigen Gebäudes zu trotzen, und sich durch ungeheuere Anker und Taue von der Dikke eines starken Hutkopfes, vierundzwanzig Zoll und mehr im Umfang haltend, zu schützen, Allein vergeblich ist da alle Vor- sicht. Befindet sich das Schiff auf hohem Meere, weit von den Küsten, so vermag es bei starkem Bau und vernünftiger Führung viel zu ertragen, wenn cs nur immer in dem Zuge des Windes bleibt. In der Nähe der Küsten aber ist es bei heftigen Stürmen rettungs-

5. Bd. 3 - S. 573

1838 - Eisleben : Reichardt
Mulgrave-Archipel. 573 getrennt zu leben, verließ daher Kotzebue und blieb in Otdia, von diesem reichlich beschenkt zurück. Beim Abschiede schien Kadu erst recht zu fühlen, wie schwer ihm die Trennung von seinen Russischen Freunden wurde, er weinte wie ein Kind und bat sie flehentlich wie- der zu kommen. „Die Anhänglichkeit des guten Menschen, sagt Ko- tzebue *), rührte mich sehr, und noch mehr erweichte mich der Jam- mer der Wilden über unsere Abreise. Lagediack schloß sich fest an mich, und fragte mich oft, ob wir denn gewiß wieder kommen wür- den^ Männer, Weiber und Kinder begleiteten uns bis zur Schalup- pe. Nachdem wir abgestoßen, setzten sich alle ans Ufer und stimmten ein Lied an, in dem unsere Namen oft vorkamen. Die Anker wurden mit Tages Anbruch gelichtet und wir verließen Otdia. Durch den Tubus sahen wir Kadu mit einigen Andern vor Raricks Hause sitzen und nach uns blicken. An seinem weißen Hemde war er mir kenntlich, er wehte so lange mit einem weißen Tuche, als ich ihn durchs Fernrohr zu unterscheiden vermochte." Nach acht Jahren (1825) kam Kotzebue auf seiner zweiten Rei- se um die Welt **) wieder nach Otdia. Anfangs erregte die An- kunft des Schiffes, da die Eingebornen nicht wußten, was für ein Schiff es wäre, bei denselben große Furcht und Bestürzung, so daß Weiber und Kinder ins Innere der Insel flohen und die Männer die Kahne bestiegen, um ihre Habseligkeiten nach entferntern Inseln zu flüchten. Doch da Kotzebue in Begleitung von 3 Personen in einem kleinen Boote ans Land fuhr gerade auf Raricks Wohnung zu und einigen fliehenden Eingebornen die Worte To tabu (wie sie bei seinem ersten Aufenthalte seinen Namen geradbrecht hatten) und A i - darah (ein Ausdruck, der sowohl Freund als gut bezeichnet) zuge- rufen hatte, blieben sie regungslos stehen und schienen auf eine Wie- derholung seines Zurufs zu warten, um sich zu überzeugen, daß sie wirklich recht gehört hätten. Doch wir lassen Kotzebue selbst erzählen: „Auf mein abermaliges Totabu Aidarah überließen sie sich den leb- haftesten Ausbrüchen der Freude, schrien nach dem Lande zu: hei To- tabu! Totabu, ließen ihren Kahn im Stich, schwammen ans Land und wiederholten ihren Ausruf unaufhörlich. Die Bewohner von Otdia hatten uns, hinter Gebüschen versteckt, beobachtet. Jetzt, da der wohlbekannte Name auf ihrer Insel erscholl, sprangen sie hervor und gaben durch fröhliche Geberden, Tanz und Gesang ihre Freude zu erkennen. Ein großer Haufen drängte sich an den Landungsplatz. Andere kamen, bis an die Hüften im Wasser gehend, auf uns zu um uns zu bewillkommenrn. Ich ward nun allgemein erkannt und *) Kotzebue, Entdeckungsreise in die Südsee und nach der Behrings- straße in den I. 1815—1818. Weimar, 1821. 3 Bände. ) Kotzebue, neue Reise um die Welt, in den I. 1823 — 1826, 2bän- de, Weimar, 1830.

6. Lesebuch für die obere Klasse katholischer Stadt- und Landschulen - S. 322

1864 - Breslau : Leuckart
322 Geographie. meilenweit alle Felder und Gärten. Neunzig Schiffe, mehrere hundert Häuser, über 300 Menschen waren in dem Zeitraume von wenig Minuten vernichtet. — Die meisten der westindischen Inseln zeichnen sich durch ungemeine Fruchtbarkeit aus. Ihre Haupterzeugnisse bestehen in Zucker, Kaffee, Baumwolle, Tabak, Indigo und Mahagoniholz. Die Bewohner sind Europäer, deren Nachkommen und Neger. Kuba, die größte der Antillen, und Portoriko gehören den Spaniern; Jamaika, Antigua, Barbadoes, Trinidad und andere den Engländern. Frank- reich besitzt Martini! und Guadeloupe. Die Holländer haben Curassao und Aruba. Australien. So nennt man das Festland Neuholland nebst einer Menge Inseln im stillen Weltmeer, die größtentheils erst im vorigen Jahrhundert nach und nach entdeckt worden sind. Die Kenntniß von Neuholland reicht nicht weit über die Küsten hinaus. An der Ostküste hat man Gebirge überschritten, die so hoch als die Karpathen sind, und herrliche Landschaften gefunden. Gegen tausend Pflanzenarten wurden entdeckt. Unter den Thie- ren ist hier das Känguruh und das merkwürdige Schnabelthier. Es gibt dort viele Cedern und Akazien; auf der nahe liegenden Vandiemen-Jnseln stehen Eukalyptusbäume von 160 Fuß Höhe und 30 Fuß im Umfange. Treffliche Weiden nähren zahlreiche Heerden feinwolliger Schafe von europäischer Abkunft. Die Eingebornen von Neuholland scheinen zum Negerstamme zu gehören. Sie sind bald schwarz, bald braun; das Haar ist bei den meisten kraus, der Kopf affenartig, die Lippen sind dick, die Augen liegen tief. Sie haben fast keine Bedeckung, bemalen den Körper, besonders das Gesicht und tragen Knochen oder Rohr in dem durchbohrten Nasenknorpel. Ihre Nahrung besteht in Fischen, Muscheln, wildwachsenden Früchten und Wurzeln; vom Ackerbau wissen sie nichts. Sie besitzen elende Hütten aus Baumzweigen, kein Hausgeräth; selten sieht man bei ihnen Kähne aus Rinde. Die in Wäldern wohnenden erklettern äußerst schnell und geschickt die höchsten Bäume, um Thiere zu erhaschen. Sie sind falsch und rachsüchtig; ohne alle Veranlassung überfallen sie die Fremden, mit denen sie so eben freundlich umgingen, und einen Augenblick darauf sind sie wieder ruhig und gleichgiltig. Ihre Waffen bestehen in Schilden von Holz oder Rinde, in Speeren von 12 Fuß Länge, welche sie auf hundert Schritt mit großer Sicherheit werfen. Feuer machen sie durch Zusammen- reiben zweier Hölzer an. Die Engländer haben aus der Süd- küste eine Niederlassung gegründet, deren Hauptstadt Sidney

7. Für einen einjährigen Unterricht in einer unteren Klasse berechnet - S. 154

1862 - Hildburghausen : Nonne
154 Mittlere Geschichte. gepriesenen Reichthümern fand, so setzte er seine Fahrt in südöstlicher Rich- tung weiter fort und landte am 3. Dezember auf Hayti *), welche er die „spanische Insel" (Hispaniola) nannte. Sie erhielt in der Folge den Namen St. Domingo. Auch hier gaben die gutmüthigen Insulaner Gold- bleche in Menge für Glaskorallen, Schellen und andere Kleinigkeiten hin. Kolumbus mußte sich nun zur Rückkehr nach Spanien entschließen; denn von seinen drei Schiffen war eines vor Hayti gescheitert, ein anderes hatte sich heimlich entfernt und nur noch das dritte war ihm übrig geblieben. Nachdem er also, mit Hilfe der Eiugeboruen von den Trümmern des ge- scheiterten Schiffes eine kleine Veste, die er Navidad nannte, erbaut und in derselben 39 Spanier, welchen er ein bescheidenes Benehmen gegen die In- sulaner zur Pflicht machte, zurückgelassen hatte, lichtete er, von Einigen der Letzteren begleitet, die Anker zur Heimfahrt nach Spanien (4.Januar 1493). Diese war äußerst gefahrvoll und beschwerlich. Ein furchtbarer Sturm erhob sich; Kolumbus, der, während seine Gefährten sich der Verzweiflung über- ließen, allein seine gewohnte Gemüthsruhe behauptete, schrieb einen genauen Bericht über seine Entdeckung auf eine Pergamentrolle und übergab dieselbe, nachdem er sie sorgfältig verwahrt und in eine Tonne verschlossen hatte, dem Meere. Allein der Sturm legte sich, die Fahrt ging weiter und Kolumbus lief (am 14. März 1493) in den ersehnten Hafen von Pa los wieder ein. Von hier reiste er nach Barcelona *), wo der Hof sich befand und hielt unter dem gewaltigen Zulaufe des Volkes einen feierlichen Einzug, bei wel- chem alle Kostbarkeiten und Seltenheiten, die er aus dem neuen Erdtheile herübergebracht hatte, wie im Triumphe vor ihm hergetragen wurden. Auch der König und dessen Gemahlin empfingen ihn mit den ausgezeichnetsten Ehren- bezeigungen. 3. Bereits am 25. September 1493 machte Kolumbus mit 17 Schiffen und 1500 Manu die zweite Fahrt. Dieses Mal nahm er eine etwas südlichere Richtung und entdeckte die karaibischcn Inseln, die Insel Portoriko und einige der kleinen Antillen H. Die Sorge für seine zurückgelassene Kolonie trieb aber Kolumbus nach Hayti, wo er am 2. No- vember ankam. Wie erschrak er, als er weder Kolonie noch Festung fand. Das unmenschliche Betragen der Spanier gegen die Insulaner hatte diese zur Nothwehr gereizt; sie hatten die Tyrannen erschlagen, die Veste zerstört und sich in das Innere der Insel geflüchtet. Kolumbus gründete eine neue Niederlassung, die er zur Ehre seiner Königin „Jsabclla" nannte. Diese übergab er der -Aufsicht seines Bruders Diego. Er selbst ging auf neue Entdeckungen aus, fand Jamaikaf) und kam nach fünf Monaten nach Hayti zurück. thum, daß die von Kolumbus nenentdeckten Länder zu Asien gehörten und mit Ost- indien zusammenhingen, wurde die Veranlassung, daß man das Gebiet von der Halb- insel Florida bis zur Mündung des Orinoko „Westindien" und die Bewohner „In- dianer" nannte. • H Die Insel Hayti gehört zu den großen Antillen und ist jetzt ein Neger- staat. — Barcelona am mittelländischen Meere, die Hauptstadt Kataloniens. — Die Karaiben werden zu den kleinen Antillen gerechnet. Ihre Bewohner waren Menschenfresser. — Portoriko, die kleinste der großen Antillen, gehört noch jetzt den Spaniern. — Die Insel Jamaika gehört zu den großen Antillen und ist jetzt im Besitz der Engländer.

8. Lesebuch für Ober-Klassen in katholischen Elementar-Schulen - S. 11

1886 - Münster i.W. : Aschendorff
11 sammenhaltet, werdet ihr bestehen, und niemand wird euch überwältigen können. Wird aber das Band der Eintracht,, das euch verbinden soll, aufgelöst, so geht es euch, wie den, Stäben, die hier zerbrochen auf dem Boden umher liegen!^ Iv. Der Christabend. Still, was schleicht dort so alleine? Jammert dort in Frost und Wind? Seh' ich recht im Mondenscheine, Jst's ein schmächtig, blasses Kind. Traurig schlüpft es durch die Gassen, — Leicht und dünn ist sein Gewand, — Irrt so unstät und verlassen, Niemand führt es an der Hand. Horch! Es wimmert leis' im Sturme: „Lieber Gott im hohen Thron! Zählt' ich recht — vom Ste- phansturme Ries die Glocke sieben schon! „Soll ich mich zurücke wagen In der alten Base Hans? O gewiß, sie wird mich schlagen; Denn ich blieb zu lange ans! „Nein, ich will noch länger bleiben, Weht der Schnee gleich ins Gesicht, Mich auf off ner Straße treiben; — Dem Empfang entgeh' ich nicht! „Welch ein Glanz dort in den Buden! Alles bunt im Lampenschein! War's wohl Spott? Die Händ- ler luden Freundlich mich zu kaufen ein. „Wie die Messingkännchen locken! Körbchen, ganz von Lahn und Schmelz, Gärtchen , Schäfchen , gold ne Docken, Handschuh — hu! von warmem Pelz! „Aber leer sind meine Taschen, Trockne Rinden hab' ich kaum; Alles darf sich freu'n und naschen. Doch wer putzt für mich den Baum? „Ha! wie hell wird's in den Zimmern! — Und die Thüre, lang bewacht, Thut sich aus, — ihr seht e§ flimmern, Was das Christkind euch gebracht k „Schau! Dort an des Marktes- Ecke Guckt das Volk zum Fenster 'nein; Ha! wie flammt es an der Decke! Dort mag Pracht und Reichtum sein! „Ei, rch möcht' es auch wohl sehen, _ Doch ich schäme mich im Troß; Drum zur Thüre will ich gehen. Und dann bück' ich mich ank Schloß." — Und sie geht, und durch die Spalte Sieht man Silberleuchter stehn; Weihrauchdüfte ziehn ins Kalte; Hohe Walratkerzen wehn. Blendend weiße Linnen wallen Um die Fenster, lang und weit; Festlich, wie in Kirchenhallen, Ist die Flur mit Sand bestreut. Hyacinthen, Tulpen blühen, Veilchen auch, wie im April; Doch kein Atem scheint zu ziehen; Alles ist so schön, so still!

9. Theil 3 - S. 212

1834 - Königsberg : Bornträger
212 Asien. Im Innern der Berge und Wälder wohnen schwarze Pa- pua's, wild wie überall, stets bewaffnet und Menschenfresser. An den Küsten sind Malaien, die Herren der Insel. Außer ihnen findet man Chinesen, schwarze Portugiesen und Nieder- länder. Hören wir einen Reisenden, der vor fast 30 Jahren hinkam. Seine Beschreibung der Natur und der Einwohner paß«- größtenteils auch auf die andern Inseln dieses Archipels, und giebt also eine deutlichere Ansicht dieser entfernten Gegen- genden: „Als ich ans Land ging, fand ich zahlreiche Haufen von Malaien am Ufer beschäftigt, die verschiedenen Thiere zu sammeln, welche die Meere zurückgelassen hatten. Nie hatten meine Augen eine solche Fruchtbarkeit gesehen: Fische, Weich- thiere, Schalthiere, alles schien um die Wette auf diesen Ufern hervorzuwimmeln; aber nichts glich dem reichen und sonderbaren Schauspiele, welches die festen Thierpflanzen, gewöhnlich Madre- poren genannt, darstellten. Das ganze Gestade war von ihnen gebildet; alle Felsen, auf welchen man damals trocknen Fußes ging, waren belebt, beseelt, und erschienen unter so vielen seltsa- men und sonderbaren Gestalten, mit so mannigfaltigen und so reichen Farben, daß die Augen davon gleichsam verblendet wurden. Ich ging mit mehreren meiner Gefährten aus, um in den Ge- genden von Cupang umherzustreifen. Bald fanden wir uns ei- ner reizenden Wohnung gegenüber. Sie lag mitten in einer schönen Pflanzung von Kokosbaumen; ein Bach von kühlem Wasser floß mit sanftem Murmeln unter ihrem Schatten hin, und das Haus, mit einem einfachen, aber zierlichen Säulcngange umgeben, stand da wie ein kleiner Tempel des Alterthums, am Ende einer langen Allee von Pisang-, Pomeranzen-, Granaten- und andern wohlriechenden Bäumen. Bezaubert von dem An- blick dieser Wohnung, wollten wir eben durch eine große Thüre, die gerade offen stand, hineingehen, als ein Malaie, mit einer langen Lanze bewaffnet, diese Thüre besetzte, und uns den Ein- gang verwehrte. Sein Aussehen war drohend, seine Haltung verachtend und stolz. Während wir suchten, ihm zu erkennen zu geben, daß wir die schöne Palmenpflanzung zu besuchen wünsch- ten, die wir vor uns hatten, kam ein zweiter mit einem Wurf- spieße bewaffneter Sklave herzugelaufen, und deutete uns den Befehl, weiter zu gehen, noch trotziger an. Wir entfernten uns, und gingen tiefer ins Land hinein. Bald ermüdet, sahen wir uns nach einem Ruheplatz um. Ein malaiisches Haus bot sich uns dar. Wir wurden darin mit offener Herzlichkeit empfangen. „Setzet euch! setzet euch, gute Männer von Frankreich! waren die ersten Worte des Mannes, welcher der Herr des Hauses zu seyn schien. Wir baten um frische Kokosnüsse. Ein jun- ger Mensch kletterte sogleich mit unbegreiflicher Behendigkeit

10. Wirtschaftsgeographie und Wirtschaftskunde der außerdeutschen Länder - S. 112

1908 - Bielefeld [u.a.] : Velhagen & Klasing
112 Ii. Teil. Mittelamerika und Westindien. und Westindien Wir fassen mit dem Namen Mittelamerika die Staaten Guatemala, Britisch-Honduras, Honduras, Salvador, Nicaragua, Costarica und Panama zusammen. Westindien besteht aus den britischen Bahamainseln, aus der unter der Schutzherrschaft der Vereinigten Staaten befindlichen Republik Euba, der britischen Insel Jamaika, der aus der Negerrepublik Haiti und der Domini- kanischen Republik bestehenden Insel Haiti, der zu den Vereinigten Staaten gehörigen Insel Portoriko, sowie aus zahlreichen kleinen Eilanden. Von diesen sind die dänischen Inseln St. Thomas und St. Croix, die französischen Guadeloupe und Martinique, fowie die britischen Barbados, Grenada und vor allem Trinidad die wichtigsten. Mittelamerika und Westindien liegen teils in der äußeren, teils in der inneren tropischen Kulturzone. Sie sind daher von Natur an Produkten reich. Aber die Trägheit, Unbildung, sowie die politische Unbeständigkeit ihrer Bewohner, die aus Negern, Indianern, Kreolen und Mischlingen aus diesen Rassen besteht, verhindern die gründliche Ausnutzung der Naturgaben. Auch andere Umstände, wie z. B. die Aushebung der Sklaverei, haben auf die Eut- wicklung des Wirtschaftslebens störend gewirkt. Die wenigen als Plantagen- leiter tätigen Europäer können aber die Wirtschast nicht so bald heben, da das Klima ihre dauernde Ansiedelung unmöglich macht. Die Produkte, welche für den Welthandel in größeren oder wenigstens nennenswerten Mengen hervorgebracht werden, sind wertvolle Hölzer, ins- besondere Blau-, Gelb-, Pock-, Mahagoni- und Zedernholz, ferner Kokosnüsse, Kautschuk, Baumwolle, Sifalhanf, Ananas und sonstige Früchte, vor allem aber Rohrzucker, Kassee, Kakao, Tabak und Bananen. Die Rohrzuckerproduktion ist auf Euba, dem zweitwichtigsten Pro- dnktionsgebiet der Welt, am größten. Außerdem wird auf Portoriko, in der Dominikanischen Republik, auf Barbados, Martinique und Guadeloupe viel Zucker erzeugt. Die bekanntesten Kasseepflanzungen liegen in Guatemala. Sehr viel Guatemalakaffee wird von Deutschland bezogen. Auch die übrigen mittelamerikanischen Staaten liefern Kaffee, während die Inseln sich mehr durch den Anbau des Kakaobaums auszeichnen. Kakao ist das hervorragendste Erzeugnis der Dominikanischen Republik, die mit 10 °/o der Welternte sogar den 4. Platz behauptet. Fast ebensoviel wird von der Insel Trinidad auf den Markt gebracht. Tabak wird zwar nicht in hervorragender Menge, aber doch am meisten und in vorzüglicher Qualität auf Euba gepflanzt. Bananen sind ein wichtiges Ausfuhrprodukt von Costarica, Honduras und Jamaika. Die Tierzucht (Rinder- und Schweinezucht) wird wenig gepflegt, liefert aber dennoch zum Teil Häute und Felle zur Ausfuhr. Außerdem sind einige Erzeugnisse des Meeres, namentlich Perlen, Schwämme (bei den Bahama- inseln) und Schildpatt, ferner Kupfererze von Honduras und Asphalt von Trinidad (Asphaltsee) hervorzuheben.

11. Geschichte Deutschlands von der älteren Zeit bis zur Gegenwart - S. 118

1901 - Berlin : Rentel
— 118 — Musik ans Land. Mit der Fahne in der einen und dem Schwerte in der andern Hand, sprang Kolumbus zuerst ans User. Die Bewohner der Insel waren nackt und kupferfarbig. Viele tiou ihnen trugen Goldbleche in Nase und Ohren. Als sie „Guanahani" riefen, glaubte man, dies sei der Name der Insel. Kolumbus aber nannte das Land San Salvador, d. H. Erlöser-Insel. Letztere gehört zu den Bahamainseln. Nach kurzer Zeit setzte Kolumbus seine Reise fort und entdeckte die Inseln Cuba und Haiti (St. Domingo.) Was die Insulaner an Goldblechen besaßen, gaben sie den Spaniern für Glaskorallen und andere blinkende Sachen. Da eines der Schiffe gestrandet war, so ließ Kolumbus aus den Trümmern desselben auf Haiti eine kleine Festung bauen, in welcher 38 Spanier zurückblieben. Nur mit einem Schiffe kehrte der große Entdecker nach Europa zurück; denn das dritte hatte sich von ihm getrennt. In Spanien wurde er jubelnd empfangen und vom Könige mit Ehrenbezeugungen überhäuft. ^Zweite Reise. Im folgenden Jahre machte Kolumbus mit 17 Schiffen und 1500 Mann eine zweite Fahrt nach der neuen Welt und entdeckte die Insel Dominica, Guadeloupe und Puerto Rico. Auf Guadeloupe faud er, daß die Eingeborenen ihre gefangenen Feinde schlachteten und verzehrten. Die Sorge um seine zurückgelassene Kolonie trieb ihn nach Haiti. Doch wie erschrak er bei seiner Ankunft, als er weder die Festung, noch die zurückgelassenen Spanier fand. Letztere hatten sich nämlich gegen die Indianer grausam gezeigt und waren deshalb von diesen erschlagen worden. Bald fuhr Kolumbus weiter und entdeckte Jamaika. Als er jedoch nach Haiti zurückgekehrt war, entstand unter seinen Gefährten große Unzufriedenheit; denn sie hatten gehofft, in dem neu entdeckten Lande das Gold haufenweise zu finden. Da sie nicht Lust hatten zu arbeiten und das Land anzubauen, so fuhren viele nach Spanien zurück und verleumdeten den Kolumbus. Dieser sah sich veranlaßt, ebenfalls nach Spanien zurückzukehren, wo es ihm gelang, sich vor dem Könige zu rechtfertigen. Dritte Reise. Auf der später unternommenen dritten Reise kam Kolumbus an die Küste von Südamerika und segelte dann nach seiner Lieblingsinsel Haiti. Da seine Feinde ihn aber beim spanischen Könige angeklagt hatten, als strebe er nach Unabhängigkeit und wolle sich zum Herrn über die entdeckten Länder auswerfen, fo kam ein Bevollmächtigter aus Spanien, um die Angelegenheit zu untersuchen. Ans die Aussage eines gewissenlosen Zengen ließ er Kolumbus verhaften und in Ketten legen. So gefesselt wurde er auf einem Schiff nach Spanien gebracht, wo sich der König von seiner Unschuld überzeugte, ihm die Fesseln abnehmen ließ und ihn von allen Beschuldigungen lossprach. Vierte Reise. Später unternahm Kolumbus eine vierte Reise. Nach vergeblichem Bemühen, eine Durchfahrt durch die Landenge von Panama zu finden, ging eins feiner Schiffe im Sturm zu Grunde, und unter großen Gefahren erreichte er Jamaika, wo auch die übrigen Schiffe strandeten. Nun geriet er mit seinen Gefährten auf dieser Jusel unter den Wilden in drückende Not. Da unternahmen zwei seiner Genossen ein kühnes Wagestück. In zwei ausgehöhlten Baumstämmen ruderten sie zehn Tage lang durch die wogende See und gelangten glücklich nach Haiti. Nach acht Monaten kehrten sie mit einem Schiff zu den Verlassenen zurück. Abgezehrt von Krankheit und Gram erreichte Kolumbus wieder Spanien. Das Ei des Kolumbus. (Sage.) Den Rnhm der Entdeckung

12. Vollständiges Lehr- und Lesebuch für die oberen Klassen katholischer Volksschulen - S. 121

1855 - Mainz : Kirchheim
121 Bei manchen Schlangen tobtet dieser Biß aus der Stelle, bei andern er- folgt der Tod erst einige Zeit nachher; bei noch andern bringt der Biß bloß Geschwulst hervor, oder tobtet nur zuweilen. Die Wilden essen selbst giftige Schlangen ohne Nachtheil, wenn diese nicht etwa sich selbst ge- bissen haben. Hebel. 17. Die Riesenschlange. Ein holländischer Offizier, der sich in Ceylon aufhielt, erzählt: ,,Ich wohnte am Ende der vornehmsten Stadt dieser Insel und hatte die Aussicht auf den naheliegenden Wald. Nicht weit von meiner Wohnung war ein kleiner Hügel, auf welchem drei bis vier Palmbäume standen, deren Anblick mir alle Morgen viel Vergnügen machte. Als ich einstmals des Morgens meine Augen auf sie ge- richtet hatte, schien mir ein dicker Zweig auf demselben allerlei wunderliche Bewegungen zu machen; er drehte sich von einer Seite zur andern, neigte sich auf die Erde herab, hob sich wieder in die Höhe und verlor sich unter den andern Zweigen. Kein Wind wehte, die Luft war gänzlich still, und ich hatte allerhand Gedanken über diese Erscheinung, als mich ein Ceylonese besuchte. Ich zeigte ihm, was mich in Verwunderung setzte. Er sah nach den Bäumen hin, wurde ganz blass im Gesichte und wollte vor Schrecken zur Erde sinken. Er bat mich, dass ich den Augenblick alle meine Fenster und Thüren zumachen und verriegeln sollte; denn was ich für den Zweig eines Baumes halte, sei eine ungeheure Schlange, die sich an solchen Bewegungen belustige. Ich erkannte bald, dass er recht hatte; denn nicht lange darauf sah ich, dass sie ein kleines Thier von der Erde haschte und mit sich unter die Zweige des Baumes nahm. Wir versammelten uns hierauf, zwölf Personen an der Zahl, und ritten wohlbewaffnet hinter ein dichtes Gebüsch , wo wir die Schlange mit unsern Flinten erreichen konnten. Als wir sie nun in der Nähe betrachteten und ihre ungeheure Grösse wahrnahmen, er- griff uns alle ein Schauder, und keiner wagte einen Schuss zu thun, weil man sie zu verfehlen fürchtete. Alle Ceylonesen, die bei mir waren, gestanden, dass diese Schlange alle, die sie je gesehen hätten, an Grösse überträfe. Sie war dicker als der Leib eines mageren Menschen, schien aber nicht fett zu sein, und war im Verhältniss ihrer Dicke sehr lang. Mit ihrem Schwanz hing sie sich an einen der obersten Zweige des Baumes und mit dem Kopfe reichte sie bis zur Erde. Sie war ausserordentlich geschwind und machte in einem Augenblicke mit ihrem Körper tausend Wendungen. Sie kam herab, wickelte den Schwanz um den Stamm des Baumes, legte sich der Länge nach auf die Erde und in einem Augenblicke hatte sie sich unter den Aesten des Baumes verloren. Mitten unter diesen Luft- sprüngen sahen wir, dass sie sich mit ungemeiner Schnelligkeit zu- rückzog und sich in die Zweige hinlegte. Wir bemerkten bald die Ursache hievon; ein kleiner Fuchs , den sie unstreitig gesehen hatte, wollte unter dem Baume vorbeigehen; allem die Schlange schoss auf ihn herab und hatte ihn in einigen Augenblicken ausgesogen. Mit ihrer breiten, schwärzlichen Zunge leckte sie an seinem Fleische herum und legte sich auf die Erde gemächlich nieder; doch, blieb der Schwanz immer um den Stamm des Baumes gewickelt. Wir betrachteten sie genau, und als wir uns an ihrem Anblick satt ge- sehen hatten, schossen ivir nach ihrem Kopfe; allein wir trafen sie nicht, und sie verrieth auch nicht die geringste Furcht, sondern

13. Grundzüge der allgemeinen Erdkunde - S. 97

1850 - Stuttgart : Müller
Die Orkane der Tropenländer. 97 Ton, wie das Brausen eines fernen Wasserfalls oder das Heulen des Windes durch die Wälder. Schnelle und vorübergehende Windstöße und Regengüsse folgen rasch auf einander; man sieht verschiedene Zugvögel eilig am Him- mel hinfliegen oder durch die Heftigkeit der Stöße herabgestürzt werden. Auch das aus den Feldern weidende Vieh zieht sich in instinktmäßiger Furcht vor der herannahenden Gefahr nach den Wäldern zurück, um dort Schutz zu suchen. Bald werden die Stöße ungestümer. In dem einen Augenblick rasen sic mit unbeschreiblicher Wuth dabin, iin nächsten scheinen sie gleichsam plötzlich hinzusterben. In wenigen Stunden hat die Wuth des Orkans ihren Gipfel erreicht. Dann ist es, als ob alle Winde des Himmels, von jedem Striche pes Eompasseö und mit Verderben beflügelt, ans ihren Höhlen losgelassen würden. Die größten Bäume werden nie- dergeworfen oder zersplittert und ihrer Aefte beraubt, die Fruchtfelder verwüstet, das Zuckerrohr wird zu Boden geworfen und in solchen Lagen, wo es dein Sturm mehr ausgesetzt ist, entwurzelt und wie Spreu umher- gestreut. Viele Wohnungen werden niedergeweht oder abgedeckt, und die Bewohner derselben oft unter den Ruinen begraben oder herausgejagt, um obdachlos zu Grunde zu gehen. Man kann sich nichts Schauerlicheres denken, als das wilde Geheul und die drohende Wuth eines Orkans wäh- rend der Nacht, wenn die hellen und schnell auf einander folgenden Blitze den Himmel durchzucken, die Finsterniß grell erleuchten und so die Schrecken der Scene erhöhen." Die Meteorologen wußten längst schon, daß es noch viele mit dem Ursprung und Fortgang der Winde verbundene Erscheinungen gebe, welche die neuere Wissenschaft nicht genügend zu erklären vermöge. Man hat nun diesen neuerdings alle Aufmerksamkeit zugewendet und man darf er- warte», daß die Schwierigkeiten, welche noch die Erklärung mancher atmo- sphärische» Erscheinung begleiten, gehoben werden. Ohne auf eine Er- klärung der theoretischen Ansichten einzugehen, welche neuerdings auftauchten, glauben wir genug zu thun. wenn wir eine schätzbare Notiz anführen, welche von dem engl. Oberst R ei d gegeben wurde, und welche wahrscheinlich die Grundlage einer neuen und genauen Untersuchung der Umstände bilden dürfte, unter denen das atmosphärische Gleichgewicht gestört wird und jene Phänomene zum Vorschein kommen. Oberst Reid erzählt, er sey im Hee- resdienste nach der Insel Barbados gerufen worden, und zwar kurz nach dem großen Orkan von 1831 , der in einem Zeitraum von sieben Stunden nicht nur Gebäude niederwarf und das Land verheerte, sondern auch noch 1477 Personen tödtete. Dieß führte ihn darauf, den Ursprung und Ver- lauf, sowie die Wirkung dieser Stürme zu studiren. Im Laufe seiner For- schungen machte er sich mit den Ansichten früherer Meteorologen bekannt Erdkunde. 7

14. Erzählungen aus der Weltgeschichte - S. 649

1839 - Wesel : Bagel
649 Tagen kein Land zeige, umzukehren. Schaaren von Vögeln hatten nahes Land angekündigt und Columbus versprach dem eine Belohnung, der zuerst die frohe Entdeckung machen würde. Alles blieb bei Nacht munter und um zwei Uhr ertönte aus dem Munde eines Matrosen auf einem voraussegelnden Schiffe der Freudenruf: „Land, Land!" Voll Freude und Hoffnung erwartete man den Tag und, von diesem erhellt, sah man eine schöne Insel, bedeckt mit Bäumen, vor sich liegen. Hier stieg Columbus, eine fliegende Fahne in der einen Hand, in der andern ein entblößtes Schwerdt haltend, an's Ufer (s. Abb. 67). Die schüchternen Einwohner, halbnackt und von rothbrauner Farbe, wurden bald durch Glasperlen, Spiegel, Messer und andere Kleinigkeiten gewonnen. In den Ohren hatten sie Goldbleche hängen und nachdem man von ihnen vernommen, wo diese zu finden seyen, indem sie nach Süden deuteten, verließ Columbus die Insel, welche er St. Salvator (Erlöser, eig. Guanahani) nannte. Bald entdeckte er noch mehrere Inseln, namentlich Cuba, jetzt allein noch den Spaniern gehörig, Hauptstadt Havannah, Jamaika und Hispaniola oder St. Domingo, jetzt Haiti. Hier herrschte ein Kazike oder Fürst. Für die ihnen aus- getheilten Geschenke brachten die gutmüthigen, aber ungebildeten Ein- wohner Früchte, Vögel, besonders Papageien, Baumwolle und Gold. Der Admiral erbaute ein hölzernes Fort aus den Trümmern eines der Schiffe, das gescheitert war, ließ 30 Freiwillige als Besatzung darin und segelte nach acht Monaten zurück, um Bericht von dem Erfolge seiner Reise abzustatten, da er nicht länger zu bleiben wagen durfte, indem ein zweites Schiff von ihm getrennt worden war. Unerwartet traf er wieder mit diesem zusammen, und als sie von einem heftigen Sturme befallen wurden, so schrieb er. seine gemachte Entdeckung auf Pergament und warf sie in einem Fasse in's Meer. Der Zufall, dachte er, dürfte es irgendwo an's Land treiben: so umsichtig handelte der große Mann! Am löten März 1493 lief er unter lautem Jubel, dem Donner der Kanonen und dem Geläute der Glocken in dem Hafen ein, von dem er ausgegangen war. Er eilte nach Barcelona, und wurde ehrenvoll empfangen. Auf einem Sessel neben dem Throne sitzend, berichtete er, was er gesehen und, zum spanischen Granden erhoben, fuhr er im September mit 17 Schissen ab und langte im November in Hispaniola an, wo er eine befestigte Stadt erbaute. Seinen Bruder Diego setzte er zum Statthalter ein. Darauf gieng er nach neuen Entdeckungen aus, kehrte aber von Jamaika krank zurück; doch, überrascht durch den Anblick seines schon vor der ersten Ent- deckungsreise von den Seeräubern gefangenen Bruders, der nun befreit

15. Grundzüge der allgemeinen Erdkunde - S. 96

1850 - Stuttgart : Müller
96 Die,Orkane der Tropenländcr. winde sind sehr häufig Folge von ungeheuren Wald- und Steppenbränden, welche oft unabsehbare Strecken verheeren. Wir hören oft von den zerstörenden Wirkungen heftiger Winde, aber nur selten besuchen diese unsere Gegenden. Die erhabensten Werke der Menschen werden häufig von ihnen vernichtet, und bisweilen ganze Gegen- den verheert. Auf keinem Theil der Erde sind aber ihre Wirkungen furchtbarer, als in einigen Regionen Afrika's. Während der Stürme, die oft in den Wüsten Hausen, wird der lockere und unbeständige Sand in so dicken Wolken in die Luft gejagt, daß sie die Kraft der dort allmächtigen Sonne unterbrechen, während er zu andern Zeiten durch den Wirbelwind in massiven riesenhaften Pfeilern sich aufthürmt. Der Wanderer, welcher die ungeheuren Wüsten von Afrika durchkreuzen muß, darf sich glücklich schätzen, wenn er sie passirt, ohne eines jener fürchterlichen Phänomene zu Gesicht zu bekommen. Es muß ein großartiger, aber auch schrecklicher Anblick seyn, wenn man eine Reihe ungeheurer Sandpfeiler mit größerer oder geringerer Schnelligkeit über die unermeßliche Wüste schreiten sieht, wobei ihre Gipfel bis an die Wolken reichen und ihre Grundstächen auf der verdünnten Luft ruhen. Sollten sie jedoch den Pfad eines Wanderers durchkreuzen, dann ist wenig Hoffnung für ein Entrinnen vorhanden. Wenn aber schon dieses Phänomen bisweilen zerstörend für eine Karavane wird, wie viel mehr sind dieß Sandwinde oder Orkane! Derham hatte bei seiner Wanderung durch die Wüste das Unglück, einen solchen Sand- sturm zu bestehen; er hat die Wirkungen desselben kurz, aber malerisch be- schrieben. Der ganze grenzenlose Raum schien mst Sandtheilchen erfüllt zu seyn, und das Auge des Reisenden vermochte die Lust nur ans wenige Schritte zu durchdringen. Sonne und Wolken waren verdunkelt; auf Jedermann ruhte eine erstickende, niederdrückende Last; die Pferde weiger- ten sich, den Sandwolken entgegen zu gehen, die sie zu überschütten drohten; und Menschen und Thiere litten unter einem peinlichen Durst, den sie nicht zu löschen verniochten. Die Orkane, welche die Antillen und Mascarenen verheere», die sogen. Tornados, gehören unter die heftigsten und zerftörendsten Statur- erscheinungen. Stewart hat das Herannahen und die Wirkungen eines auf der Insel Jamaica erlebten Orkanö sehr lebendig dargestellt. „Sichere und schrek- kenerregende Vorzeichen gehen ihm gewöhnlich voran. Eine ungewöhnliche Stille herrscht ringsum. Man fühlt nicht einen Windhauch. Die Atmosphäre ist dick und schwül; die Wolken fahren wild, zerrissen und in beständigem Wechsel am Himmel umher. Endlich tritt allmähli'h eine tiefe und schauerliche Finsterniß ein und bedeckt den ganzen Horizont. Die Sonne ist in Dunkel gehüllt. Man vernimmt einen undeutlichen, tiefen und hohlen

16. Lebensspiegel für Landleute - S. 158

1844 - Darmstadt : Ollweiler
158 sende von Menschen waren in ihren Festkleidern nach den Kirchen geeilt, als man plötzlich nach 9 Uhr ein unterirdisches Getöse, wie daö Rollen eines gewaltigen Donners vernahm,> und in ihm das drohende Vorzeichen eines Erdbebens erkannte. In demselben Augenblicke flüchteten die Bewohner der Stadt ans den Kirchen und Wohnungen auf die Straßen; aber nur einem Theile gelang die Rettung. Von einenl fürchterlichen Erdstoße wankten die Häu- ser; die oberen Stockwerke in ganzen Straßen stürzten ein und be- gruben die Bewohner unter den Trümmern; selbst die festeren Bau- werke prachtvoller Kirchen brachen zusammen und wurden der Be- tenden Grab. Ganze Straßenreihen waren niedergeworfen; Pa- läste und Kirchen lagen in Schutt, und von den eingebrochenen Gebäuden stürzten unaufhörlich Mauersteine und Balken nach, so daß viele Menschen, welche der ersten Verwüstung entgangen wa- ren, erschlagen oder verstümmelt wurden. Auf den freien Plätzen sammelten sich die, welche der ersten Gefahr entronnen waren. Da sah man Menschen aller Stände und jeden Alters zusammen- gedrängt; alle von gleicher Angst erfüllt; auf den Knieen liegend, die Hände znm Himmel emporgereckt, fleheten sie Gott um Schutz und Rettung an, oder schlugen an ihre Brust und riefen: Herr erbarme dich unser! Nicht lange währte es, so erfolgte ein zweiter Stoß des Erd- bebens, und warf, was von Kirchen, Palästen und Häusern noch nicht eingestürzt war, gänzlich nieder. In das Krachen der zu- sammenbrechenden Gebäude mischte sich das Wehgeschrei des Vol- kes , daß cs weithin gehört wurde. Noch lauter aber erscholl es, als nach wenigen Sekunden das Wasser des Flusses sich hoch wie ein Gebirge emporbäumte und gegen die Stadt heranwälzte. „Das Meer, daö Meer! Wir sind des Todes!" riefen viele Tausende und flohen den Straßen zu, in welchen ihnen durch niederfallen- des Gemäuer ein anderer Tod drohte. Wild brauste daö Wasser in die Stadt; die an dem Ufer ankernden Schiffe wurden los- gerissen, und mehrere derselben von dem Strudel verschlungen. Viele Menschen fanden hier ihren Tod. Diese fürchterliche Er- scheinung erneuerte sich bald daraus mit dem dritten Erdstoß auf dieselbe Weise, und wiederholte sich bei jedem folgenden. Zu die- sen Schrecken der Natur gesellte sich das Feuer, welches aus dem Schutte der eingestürzten Häuser an allen Enden ausbrach, und das verzehrte, was das Erdbeben und das Wasser verschont hatte. Was nicht erschlagen war, oder mit dem Tode rang, floh jetzt aus der Stadt. Auf den Feldern umher lagerten die unglücklichen Bewohner Lissabons zu Tausenden ohne Obdach, ohne Nahrung und zum Theil ohne Kleidung einem fast ununterbrochenen Regen ausgesetzt. Denn die benachbarten Städte und Dörfer, in welchen sie Zuflucht hätten finden können, hatten selbst durch die Verhee- rungen des Erdbebens gelitten. Unsäglich war das Elend, das über die Stadt Lissabon gekommen war; 16000 Ge- bäude lagen darnieder, unter ihnen daö königliche Schloß, alle

17. Vorderasien und Griechenland - S. 94

1874 - Leipzig : Teubner
- 94 — trug. Sie lag mit ihrem Leib in der weiten Höhle eines himmelhohen glatten Felsen, während sie ihre Häupter aus dem Schlunde hervorreckte und schnappend nach Seehunden und Delphinen und andern Thieren der See fischte. Ihr gegenüber, einen Pfeilschuß weit, lag ein niederer Fels, aus dem ein wilder Feigenbaum stand. Unter dem Baume war ein furchtbarer Wasserschlund, die Charybdis, welcher dreimal jeden Tages die Fluth in seine Tiefe eiufchlürfte und wieder ausspie. Während nun Odysseus und seine Leute voll Angst nach dem schrecklichen Strudel hinschauten und unvermerkt zu weit nach der andern Seite hinüberlenkten, raffte plötzlich die Skylla mit ihren Schlangenköpfen sechs Männer ans dem Schiffe empor, um die Jammernden und Hülferufenden vor ihrer Höhle zu zermalmen und zu verschlingen. Das Schiff eilte aus dem Bereiche des Unheils und kam nach nicht langer Zeit in die Nähe der Insel Thrinakia. Odysseus hörte das Brüllen der Rinder des Helios und gedachte der Warnung des Teiresias; er forderte feine Leute auf vorüberzufahren; die aber verlangten, daß sie nur auf kurze Zeit landeten, um von dem ermüdenden Rudern ausruhen zu können. Er mußte nachgeben, ließ sich aber einen heiligen Eid schwören, daß keiner auf der Insel ein Rind des Helios todten wolle. Sie landeten und labten sich an Speise und Trank. Als sie aber wieder der Abfahrt gedachten, da erhob sich ein furchtbarer Sturm, daß sie nicht in See gehen konnten, und der widrige Wind toehete einen ganzen Monat. Zuletzt gingen ihnen die Speisen aus, die sie im Schiffe hatten, und nun irrten sie auf der Jufel umher und fingen sich Fische und Vögel und was ihnen sonst vorkam; aber an die heiligen Rinder wagten sie sich nicht. Als jedoch eines Tages Odysseus sich von seinen Gefährten entfernt hatte, ließen sie sich, von Hunger gequält, durch einen aus ihrer Mitte verführen, daß sie die schönsten der Rinder ergriffen und opferten. Sie hofften durch Opfer und Gelübde die Götter zu versöhnen, und sollten die Götter auch unversöhnlich zürnen, so sei es doch besser, dachten sie, mit einem Mal in den Wellen

18. Bilder und Lebensbeschreibungen aus der Weltgeschichte - S. 214

1887 - Hannover : Meyer
214 98. Die übrigen Fahrten des Kolumbus. den Trümmern des gescheiterten Schiffes ein kleines Fort (spr. Fohr — Festung) und ließ in demselben 39 Spanier zurück, denen er ein freundliches Verhalten gegen die Eingebornen einschärfte. Dann lichtete er die Anker zur Heimfahrt. Es schien aber, als solle die große Knude nicht nach Europa gelangen; denn ein starker Sturm erhob sich und drohte die Entdecker in den Wellen zu begraben. Kolumbus, mehr besorgt, seine Entdeckung der Welt zu erhalten, als sein Leben zu retten, barg einen kurzen Bericht in einer Tonne und warf letztere ins Meer. Doch die Vorsehung wollte, daß er selbst der Herold seiuer Thaten werde. Der Sturm legte sich, und glücklich lief Kolumbus in den Hafen von Palos wieder ein (14. März 1493). Alle Glocken läuteten, und unbeschreiblich war der Jubel der versammelten Volksmenge. Von hier reiste er nach Barcelona, wo der Hof sich befand, und hielt unter gewaltigem Zulaufe des Volks einen feierlichen Einzng, bei welchem alle mitgebrachten Kostbarkeiten und Seltenheiten vor ihm hergetragen wurden. Der König und seine Gemahlin Jsabella empfingen ihn überaus huldvoll und überhäuften ihn mit Ehren und Lobsprüchen. Es war die schönste Zeit in Kolumbus' Leben. 98. Die übrigen Fahrten des Kolumbus. z 1. Zweite Reise. Noch in demselben Jahre (1493) trat Kolumbus eine zweite Reise an, diesmal mit einer Flotte von 17 Schiffen und mit 1500 Mann. Er nahm einen etwas südlicheren Knrs und entdeckte die kleinen Antillen, die er von menschenfressenden Wilden, den Kariben, bewohnt fand; ferner die Insel Portorico und später noch Jamaika. Mit banger Sorge um seine zurückgelassene Kolonie betrat er Hayti. Wie erschrak er, als er weder Leute noch Festung fand! Die Spanier hatten sich nämlich so unmenschlich gegen die armen Wilden benommen, daß diese, zur Verzweiflung getrieben, alle erschlagen, die Feste zerstört und sich daraus ins Innere der Insel zurückgezogen hatten. Ties bekümmert gründete Kolumbus eine neue Niederlassung, die er seiner Königin zu Ehren Jsabella nannte. Aber auch jetzt machten ihm die mitgebrachten Kolonisten viel Not; denn es waren zum großen Teil freche, nichtswürdige Menschen, deren Arbeitsscheu mit ihrer Goldgier wetteiferte. Sie wollten mühelos reich werden, und nun sollten sie im Schweiße ihres Angesichts das Land bebauen? Daneben kränkte es ihren spanischen Stolz, daß sie einem Genueser als ihrem Unterkönige gehorchen sollten. Bald verklagten sie Kolumbus bei Hose, weshalb er es für gut fand, sich selbst zu feiner Rechtfertigung nach Spanien zu begeben. Es wurde ihm auch leicht, feine Unschuld zu beweisen. 2. Drille Reise. Im Jahre 1498 unternahm Kolumbus seine dritte Fahrt. Er steuerte diesmal noch weiter südlich und entdeckte die Insel Trinidad, sowie das Festland von Südamerika. Daß es das Festland und nicht etwa eine Insel sei, schloß er aus dem gewaltigen Orinokostrom, an dessen Mündung er sich befand. Er glaubte aber, daß

19. Thüringisches Lesebuch für die oberen Klassen der Volksschulen - S. 248

1873 - Hildburghausen : Gadow
246 entfloh, um ein Paar Hottentotten zu Hülfe zu rufen, die nicht weit von da an einem andern Ausgange des Gebüsches angestellt waren. Indessen hatte Rendsburg das letzte Rettungsmittel versucht, und während das Thier mit wüthenden Bissen seinen linken Arm zerfleischt und zersplit- tert, mit dem rechten ein Messer aus der Tasche gezogen und damit der grimmigen Katze die Brust an mehreren Stellen durchbohrt. Die herbeieilenden fanden ihn vom Pferde gerissen, in seinem Blute schwimmend, den Arm und die ganze linke Seite aus einander gerissen, auf ihm den todten Löwen, das Messer noch im Herzen. Nach wenigen Minuten gab auch der muthige Kämpfer, erschöpft von dem Blutverluste, seinen Geist auf. Ein glaubwürdiger Mann erzählte uns, daß sich in manchen Gegenden des Gebirges (unweit des Elephanten- flusses) die Löwen in solcher Menge aufhalten, daß er einst auf einer Jagdreise deren zwei und zwanzig auf einem Fleck beisammen gesehen. Die meisten davon waren junge und nur acht völlig ausgewachsen. Er hatte eben aus einem offenen Platze ausgespannt, flüchtete sich mit seinen Hotten- totten auf das Zelt eines Wagens und gab, ohne einen Schuß zu wagen, seine Ochsen den Raubthieren Preis, die sechs davon erwürgten und fortschleppten. Bei Rietrivierspoort kamen wir an die Wohnung eines gewissen van Wyk. Indessen wir unser Vieh ein wenig weiden ließen und in der Thüre des Hauses den Schatten suchten, begann van Wyk folgendermaßen: Es ist etwas über zwei Jahre, daß ich auf der Stelle, wo wir hier stehen, einen schweren Schuß gewagt habe. Hier im Hause, neben der Thür, saß meine Frau. Die Kinder spielten neben ihr, und ich war draußen zur Seite des Hauses an meinem Wagen beschäftigt, als plötzlich am hellen Tage ein großer Löwe erscheint und sich ruhig aus der Schwelle in den Schatten legt. Die Frau, vor Schrecken erstarrt, oder mit der Gefahr des Entfliehens bekannt, bleibt auf ihrem Platze, die Kinder fliehen in ihren Schooß. Ihr Geschrei macht mich aufmerksam; ich eile nach der Thür, und man denke sich mein Erstaunen, als ich den Zugang mir auf diese Weise versperrt sah. Obgleich das Thier mich nicht gesehen hatte, so schien doch, unbewaffnet wie ich war, alle Rettung unmöglich; doch bewegte ich mich fast unwillkürlich nach der Seite des Hauses zu dem Fenster des Zimmers, in welchem mein geladenes Gewehr stand. Glücklicherweise hatte ich

20. 2 - S. 322

1856 - Breslau : Leuckart
322 Geographie. In der Regenzeit gießt es fürchterlich, so wie überhaupt Stürme und Gewitter äußerst heftig sind. Am schrecklichsten Hausen die Stürme auf den kleinen Antillen, wo sie zuweilen unvermuthet kommen. Man bemerkt wenige Minuten vor Ausbruch solch eines verderblichen Windes eine gänzliche Stille und Schwüle der Lust, ein Roihwerden der Sonne und ein darauffolgendes Bewölken des Himmels. Ein Orkan verwüstete vor erlichen Jahren mehrere Inseln. Häuser wurden niedergerissen, Bäume entwurzelt, aus der Erde gehoben und weit hinweggeschleudert. Das Meer brauste gegen das Gestade auf, überschwemmte die Ufer und vernichtete meilenweit alle Felder und Gärten. Neunzig Schiffe, mehrere hundert Häuser, über 300 Menschen waren in dem Zeitraume von wenig Minuten vernichtet. — Die meisten der westindischen Inseln zeichnen sich durch ungemeine Fruchtbarkeit aus. Ihre Haupter- zeugnisse bestehen in Zucker, Kaffee, Baumwolle, Tabak, Indigo und Mahagoniholz. Die Bewohner sind Europäer, deren Nach- kommen und Neger. Kuba, die größte der Antillen, und Por- toriko gehören den Spaniern; Jamaika, Antigua, Barba- does, Trinidad und andere den Engländern. Frankreich besitzt Martinik und Guadeloupe. Die Holländer haben Curassao und Aruba. Australien. So nennt man das Festland Neuholland nebst einer Menge Inseln im stillen Weltmeer, diegrößtentheils erst im vorigen Jahrhundert nach und nach entdeckt worden sind. Die Kenntniß von Neuholland reicht nicht weit über die Küsten hinaus. An der Ostküste hat man Gebirge überschritten, die so hoch als die Karpathen sind, und herrliche Landschaften gefunden. Gegen tau- send Pflanzenarten wurden entdeckt. Unter den Thieren ist hier das Känguruh und das merkwürdige Schnabelthier. Es gibt dort viele Cedern und Akazien; auf der nahe liegenden Vandiemen- Jnsel stehen Eukalyptusbäume von 100 Fuß Höhe und 30 Fuß lm Umfange. Treffliche Weiden nähren zahlreiche Heerden fein- wolliger Schafe von europäischer Abkunft. Die Eingebornen von Neuholland scheinen zum Negerstamme zu gehören. Sie sind bald schwarz, bald braun; das Haar ist bei den meisten kraus, der Kopf affenartig, die Lippen sind dick, die Augen liegen tief. Sie haben fast keine Bedeckung, bemalen den Körper, besonders das Gesicht, und tragen Knochen oder Rohr in dem durchbohrten Nasenknorpel. Ihre Nahrung besteht in Fischen, Muscheln, wildwachsenden Früchten und Wurzeln; vom Ackerbau wissen sie nichts. Sie be- sitzen elende Hütten aus Baumzweigen, kein Hausgeräth; selten