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1. Lebensspiegel für Landleute - S. 232

1844 - Darmstadt : Ollweiler
232 zur Wohnung, zu Geräthschaften und Werkzeugen, zum Brennen, Heitzen, Kochen, Schmelzen^ zum Lösen und Ueberstreichen, zum Leuchten, zum Färben, zum Reinigen. Welche Maunichfaltigkeit der Anwendung, < Einige derselben gefährden die Gesundheit, das Leben; sie wirken als Gifte, Pflanzengifte, die jedoch auch als Arznei - und Heil- mittel gebraucht werden, wie im Gegentheil Speiße und Trank auch, im Uebermaß genossen, als Gift der Gesundheit nachtheilig wirken können. Meide Gifte und geistige Getränke. Betrachte aber nicht blos die Pflanzenwelt als Futter- und Arzneikasteu für Menschen und Vieh, flieh auch nicht vor allen Pflanzen als sey die Pflanzenwelt nur aus Giftpflanzen zusammengesetzt, sondern gedenke, so viel Pflänzleiu, so viel Fingerzeige zum Himmel hinauf, so viel Beweise der Liebe und Allmacht unsers Gottes, darum wachsen sie dem Himmel zu. 260. Lebensdauer der Pflanzen. Die Lebensdauer der Pflanzen ist sehr verschieden. Viele Pflanzen dauern nur ein Jahr, andere mehrere Jahre und noch andere Jahrhunderte. So dauert -die Eiche über ein halbes Jahr- tausend; im Schatten ihrer Zweige erfreuen sich mehr denn zwölf aufeinander folgende Menschengeschlechter. Doch wie hinfällig und flüchtig ist ihre Lebensdauer gegen den afrikanischen Affenbrodbaum (Baobab, Adansonia)! Dieser Baum wächst in den warmen, feuchtsandigen Uferlandschaften des Senegal, hat oft einen Umfang von achtzig bis hundert Fuß, und breitet fünfzig Fuß lange Zweige über die Thäler. Noch blühen dort Bäume, die schon blühten, ehe Christus geboren ward. Ja man hat ihrer gefunden, die ein unverkennbares Alter von 3—4000 Jahren hatten und noch kräftig grünten. Was ist daneben des Menschen flüchtiges Leben? Wir staunen den Greis an, welcher über sein erstes Jahrhundert hiuwegdauert. — Aber Eiche und Affenbrodbaum sinken nach Jahrhunderten und Jahrtausenden in den Staub, und nach Jahrhunderten und Jahr- tausenden sind sie nicht vollkommner, als sie in ihren ersten Jahr- zehnten waren. Der Mensch hingegen entwickelt seine wunderbaren, hohen Geisteskräfte mit Schnelligkeit, wie er die Brust der Mutter verläßt. Er ist mehr als die stumme, gedankenlose Pflanze. Ein Tag seines Daseyns wiegt das Jahrtausend vom Leben einer Pflanze auf. Er ist Geist. Er denkt Gott. Er erkennt die Ewigkeit seiner Bestimmung. Er unterscheidet sich von dem Leib, der ihn umhüllt, und welcher, gleich der Pflanze, eine kurze Zeit blühet, dahinwelket und stirbt. Was ist das Leben des mehrtausendjährigen Baobus gegen die Unsterblichkeit des menschlichen Geistes? Weni- ger, als ein Augenblick! Er ist daneben nichts mehr, als die Dauer der Schimmelschwämme, die gleich nach ihrem Entstehen wieder in Fäulniß fallen und vergehen.

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1. Deutscher Schul-, Haus- und Kinderfreund - S. 166

1848 - Grimma : Verlags-Comptoir
1gö und Vieh, flieh' auch nicht vor allen Pflanzen, als sei die Pflanzen- welt nur aus Giftpflanzen zusammengesetzt, sondern gedenke, so viel Pflanzlein, so viel Fingerzeige zum Himmel hinauf, so viel Beweise der Liebe und Allmacht unsers Gottes, darum wachsen sie dem Him- mel zu. (Schneider.) 130. Lebensdauer der Pflanzen. Die Lebensdauer der Pflanzen ist sehr verschieden. Viele Pflan- zen dauern nur ein Jahr, andere mehrere Jahre und noch andere Jahrhunderte. So dauert die Eiche über ein halbes Jahrtausend; im Schatten ihrer Zweige erfreuen sich mehr denn zwölf auf einan- der folgende Menschengeschlechter. Doch wie hinfällig und flüchtig ist ihre Lebensdauer gegen den afrikanischen Affenbrotbaum (Baobab, Adansonia!) Dieser Baum wächs't in den warmen, feuchtsandigen Ufer andschaften des Senegal, hat oft einen Umfang von achtzig bis hundert Fuß und breitet fünfzig Fuß lange Zweige über die Thaler. Noch blühen dort Bäume, die schon blühten, ehe Christus geboren ward. Ja man hat ihrer gefunden, die ein unverkennbares Alter von 3—4000 Jahren hatten und noch kräftig grünten. (Ischokke.) 131. Abhängigkeit der Pflanzen von der Grde. Wie kommt es, dass nicht alle Pflanzen an allen Orten wachsen und dass die an verschiedenen Orten wachsenden Pflanzen ein ganz verschiedenes Aussehen haben? Blikke um dich und du wirst an verschiedenen Orten auch meistens verschiedene Pflanzen erblikken, andere auf Wiesen, andere auf Äkkern; andere im Wasser, andere am Wasser; andere im trokkenen Sande, andere im feuchten Moor- boden und Torf, oder auf der fruchtbaren Gartenerde; andere in Laub -, andere in Nadelwäldern; andere am Strande des Meeres, andere am Ufer der Flüsse und See'n; andere auf Kalk-, Granit-, Schiefer-, Basalt-, Thon-, Lehmboden; andere auf den Tiefebenen, andere auf dem Gipfel der höchsten Berge; andere im Frühling, an- dere im Sommer und Herbste; andere in kältern, andere in war- mern Ländern. Lege eine Bohne in den trokknen Sand oder versenke sie auf den Grund eines Teiches — wird sie dort keimen? Nimm den Saa- men einer Teichlinse, streue sie auf fruchtbares Land aus — wird sie dort aufgehen? Hebe den Sumpfporst aus feinem torfigen Grunde, pflanze ihn in den fruchtbarsten Boden deines Gartens; er wird kränkeln und absterben. Hole dir vom hohen Gebirge die zac-

2. Der Bildungsfreund in den Oberclassen deutscher Volksschulen - S. 391

1843 - Altona : Schlüter
391 düng, zur Wohnung, zu Gerathschaften und Werkzeugen, zum Brennen und Heizen, Kochen und Schmelzen, zum Lösen und Überstreichen, zum Leuchten, zum Färben, zum Reinigen. Welche Mannigfaltigkeit der Anwendung. Einige derselben gefährden zwar Gesundheit und Leben; sie wirken als Gifte, Pflanzengifte, die jedoch auch als Arznei- und Heilmittel gebraucht werden, wie im Gegentheil Speise und Trank auch, im Übermaaß genossen, als Gift der Gesundheit nachtheilig wirken können. Meide Gift und gei- stige Getränke. Betrachte aber nicht bloß die Pflanzenwelt als Futter- und Arznei kästen für Menschen und Vieh, flieh auch nicht vor allen Pflanzen, als sei die Pflanzenwelt nur aus- Giftpflanzen zusammengesetzt, sondern gedenke, soviel Pflänzlein, soviel Fingerzeiger zum Himmel hinauf, soviel Be- weise der Liebe und Allmacht unseres Gottes; darum wachsen sie dem Himmel zu. Dr. Schneider (Weltkunde). Das Blatt grünt, so lange es am Zweige haftet; die Feder erhebt sich zur Sonne, so lange sie am Adler haftet; Mensch und Engel sind in dem Maaße frei, selig und herrlich, jenachdem sie an Gott haften. Kindlein bleibt an ihm! Graf Stollberg. 203. Die Blumen am Lebenswege. Viel tausend bunte Blümchen blühn Am Pilgerpfad des Lebens Für alle Pilger, die ihn ziehn, Und duften nicht vergebens. Es pflücken Alle hier und dort Und wandeln fröhlich weiter fort. Wenn auch viel tausend Pilger ziehn, Sie wandern nicht vergebens. Für jeden bunte Blümchen blühn Am Pilgerpfad des Lebens. Wer sucht, der findet immerdar, Obgleich er auch der Spätre war. Zwar pflanzte jenes Gärtners Hand, Der Blümchen uns gegeben, Auch Dornen an des Weges Rand, Doch, warum wollt ihr beben?

3. Für die Oberklassen - S. 110

1857 - Leipzig : Wöller
110 *14. Nutzen der Pflanzen. *117. Die Pflanzen sind nicht bloß um ihrer selbst willen geschaf- fen, sondern sie sollen Glieder eines großen Ganzen fein, und sind, wie alles, nothwendig im großen Haushalte Gottes. Sie bewirken, daß die durch das Athmen der Thiere und Menschen und durch das Feuer veränderte und dadurch zum Athmen untaugliche Luft dazu wieder taug- lich wird, sie wirken auf die Feuchtigkeit der Luft und des Bodens; sie tragen viel zur Bildung von Quellen bei, vermindern den Lust-Wärme- grad, bilden fruchtbare Dungcrde oder Humus; sie zersprengen die Felsen, spenden den Thieren Aufenthaltsörter, Wohnungen und Nahrung, und dienen auch zur Befriedigung vielerlei Lebensbedürfnisse des Menschen, dem sie auch manche herzliche Freude bereiten. — Er benutzt ganze Pflanzen und Pflanzentheile, als: Wurzel, Stengel, Blätter, Blüthen, Früchte, Samen, Rinden, den Splint, den Bast, das Holz. Blumen- blätter, Stempel, Fruchtknoten, Knospen, Pflanzenfasern, das Pflanzen- mark;. er wendet die in den Pflanzen enthaltenen Stoffe, die Pflanzen- sauren (Zitronen). Pflanzensalze (Pottasche), die Stärke, den Zucker, den Kleber, die fetten und die flüchtigen Oele (Baumöl, Lavcndelöl), das i Gummi (Gummigutt, das Kautschuck oder Federharz), die Farbestoffe an. Er benutzt den Saft der Trauben, der Palmen. der Obstfrüchte, der Beeren zur Bereitung des Weins und Essigs und bereitet dieselben auch aus andern zucker- und stärkemehlhaltigen Pflanzenstoffcn durch Einwirkung der Wärme und der Gährung, und außerdem noch zur Bereitung geistiger Flüssigkeiten, als den zur Arznei und zur Erzeugung vieler Gewerbs- erzeugnissc so nützlichen Weingeist. Weinbranntwein, Rum, Arak. Die Pflanzen dienen zur Nahrung für Menschen und Vieh, zu ihrem Getränk, sie werden als Arzneimittel angewendet, sowie zur Kleidung, zur Wohnung, zu Geräthschaften und Werkzeugen, zum Brennen, Heizen, Kochen, Schmelzen, zum Lösen und Ueberftreichen. zum Leuchten, zum Färben, und Reinigen. Welche Mannichfaltigkeit der Anwendung! Einige derselben gefährden freilich die Gesundheit und das Leben und wirken so als Gifte, (Pflanzengifte); jedoch sind diese auch als Arznei- und Heilmittel und sonst noch höchst nutzreich, wie im Gegentheil Speise und Trank auch, im Uebermaß genossen, als Gift der Gesundheit nachtheilig wirken können. Meide darum Gifte und geistige Getränke! Betrachte aber auch nicht die Pflanzenwelt bloß als Futter- und Arznei- kasten für Menschen und Vieh, fliehe ebensowenig vor allen Pflanzen, als sei die Pflanzenwelt meist aus Giftpflanzen zusammengejetzt; sondern ge- denke. so viel Pflänzlein, so viel Fingerzeige zum Himmel hinauf, so viel Beweise der Liebe und Allmacht unseres Gottes; darum wachsen sie dem Himmel zu.

4. Theil 1 - S. 325

1867 - Altona : Schlüter
325 wirken, daß die durch das Athmen der Thiere und Menschen und durch das Feuer veränderte und dadurch zum Athmen un- taugliche Luft dazu wieder tauglich werde; sie wirken auf die Feuchtigkeit der Luft und des Bodens, tragen viel zur Bildung von Quellen und Sümpfen bei, vermindern den Luftwärmegrad, bilden fruchtbare Düngerde oder Humus; sie zersprengen die Felsen, spenden den Thieren Ausenthaltsörter, Wohnungen und Nahrung und dienen auch zur Befriedigung der mancherlei Lebensbedürfnisse des Menschen und erfreuen ihn. Er benutzt ganze Pflanzen und Pflawzentheile, als: Wurzeln, Stengel, Blätter, Blüthen, Früchte, Samen, Rinde, den Splint, den Bast, das Holz, Blumenblätter, Stengel, Fruchtknoten, Knospen, Pflanzenfasern, das Pflanzenmark; er wendet die in den Pflanzen enthaltenen Stoffe an: die Pflanzensäuren (Citrone), Pflanzensalze (Pottasche), die Stärke, das Gummi, den Zucker, den Kleber, die fetten und die flüchtigen Oele (Baumöl, Lavendelöl), die Gummiharze (Gummigut), das Federharz und die Färbestoffe. Er benutzt den Saft der Trauben, der Palmen, der Obstfrüchte, der Beeren zur Bereitung des Weins und Eßigs und bereitet dieselben auch aus andern zucker- und stärkemehlhaltigen Pflanzenstoffen durch Einwirkung der Wärme und der Gährung; außerdem benutzt er sie noch zur Bereitung geistiger Flüßigkeiten, als Branntwein, Weingeist, Wein- branntwein, Rum, Arrak, vor deren Gebrauch du dich hüten mögest. Sie dienen zur Nahrung für Menschen und Vieh, zu ihrem Getränke; sie werden als Arzneimittel angewendet, zur Kleidung, zur Wohnung, zu Geräthschaften und Werkzeugen, zum Brennen und Heizen, Kochen und Schmelzen, zum Lösen und Ueberstreichen, zum Leuchten, zum Färben, zum Reinigen. Welche Mannig- faltigkeit der Anwendung! Einige derselben gefährden zwar Gesundheit und Leben; sie wirken als Gifte, Pflanzengifte, die jedoch auch als Arznei- und Heilmittel gebraucht werden, wie im Gegentheil Speise und Trank auch, im Uebermaß genoßen, als Gift der Gesundheit nach- theilig wirken können. Meide Gift und geistige Getränke. Betrachte aber nicht bloß die Pflanzenwelt als Futter und Arzneikasten für Menschen und Vieh, flieh' auch nicht vor allen Pflanzen, als sei die Pflanzenwelt nur aus Giftpflanzen zusammengesetzt, sondern gedenke, so viel Pflänzlein, so viel Fingerzeiger zum Himmel hinauf, so viel Beweise der Liebe und Allmacht unseres Gottes; darum wachsen sie dem Himmel zu.

5. Lehr- und Lesebuch oder die Vaterlands- und Weltkunde - S. 346

1863 - Essen : Bädeker
346 Farrnkraut, Schachtelhalm und Bärlapp sind nicht selten die einzigen Pflanzen gewesen, die dicht gedrängt emporgeschossen waren. Keine duftende Blüthe schmückte das dunkle Grün, keine wohlschmeckende Früchte zierten die Zweige, kein liederreicher Sänger nistete in ihrem Schatten. Nur gespensterhafte Thiere sind in ihnen mit ihren Schrek- kensgestalten aufgefunden worden. So liegt eine ganze Urwelt ver- graben im Schooße der Erde und zeigt uns mitten unter dem starren Gestein ein längst vergangenes Leben. Als aber -die allmächtige Hand dem langen Kampfe aller Elemente Grenze und Ziel setzte und die Meßschnur spannte über Berg und Thal, über Meer und Land, da entsproß ein neues, junges Leben der stummen Erde und blickte zum erquickenden Strahl der belebenden Sonne. In dem gezweigten Baume säuselte der Wind in Harfentönen ein neues Schöpfungslied, und edlere Formen weckte der Werderuf des Ewigen von neuem zum Dasein. 2. Das Pflanzenreich. Gott ist groß in allen seinen Werken! Warum in den Wundern entfernter Gebiete des Weltalls ihn suchend Seine Macht und Weis- heit ist in den Bahnen des Himmels, wo Erden, Sonnen und Monde in unveränderlichen Kreisen und Ordnungen schweben, nicht erhabener, nicht unbegreiflicher als in den Gefäßen, Adern und Fasern des klein- sten Blättchens einer am Sonnenstrahl sich entfaltenden Blume. — Der Herr ist überall groß und sich überall gleich, im weiten Welt- gebäude, wie im kleinsten Grashalme. Die Lebensgeschichte einer ein- zigen Pflanze wäre hinreichend, den hartnäckigsten Zweifler vom Da- sein einer höchsten Weisheit und Vorsehung zu überzeugen. Aber wer kann eine solche Geschichte würdig und allumfassend genug beschrei- den, wie sich aus dem geringen Samenkorn ein Keim entwickelt, der nach Jahren zum weitschattenden Baume wird, welcher vielen hundert, ja tausend lebendigen Geschöpfen auf und unter ihm Kühlung, Schutz, Aufenthalt oder Nahrung giebt? Jeder Baum ist eine kleine Welt von Thieren aller Art; ja jedes Blatt ist eine Stadt von einer Menge mit bloßen Augen kaum erkennbaren Kreaturen. Für Alle sorgt Gott. Für sie ist keine andere Welt als dieser Baum, an dem sie wohnen; er steht seit Jahrhunderten, und tausend Geschlechter sind auf ihm geboren und vergangen. So erreichen unsere Eichen oft das Alter von einem halben Jahrtausend, und auf dem Libanon sollen noch Ce- dern grünen, die Salomo's Tage sahen. Jede Gegend des Erdballs ist durch die Hand des Schöpfers mit den ihr eigenthümlichen Pflanzen geschmückt. Aber viele, welche für den Menschen eine gesunde Nahrung bieten, sind einer solchen Na- tur, daß sie sich fast überall hin, wo Sterbliche wohnen, verpflanzen lassen. Vor Zeiten waren die Länder unserer Gegend unermeßliche Wüsteneien, Herbergen wilder Thiere, meistens von unfruchtbaren Bäu- men und ungenießbaren Kräutern bedeckt. — Jetzt gleicht unser Vater- land einem großen Garten, versehen mit den nützlichsten und

6. Lehr- und Lesebuch oder die Vaterlands- und Weltkunde - S. 346

1864 - Essen : Bädeker
346 Farrnkraut, Schachtelhalm und Bärlapp sind nicht selten die einzigen Pflanzen gewesen, die dicht gedrängt emporgeschossen waren. Keine duftende Blüthe schmückte das dunkle Grün, keine wohlschmeckende Früchte zierten die Zweige, kein liederreicher Sänger nistete in ihrem Schatten. Nur gespensterhaste Thiere sind iw ihnen mit ihren Schrek- kensgestalten aufgefunden worden. So liegt eine ganze Urwelt ver- graben im Schooße der Erde und zeigt uns mitten unter dem starren Gestein ein längst vergangenes Leben. Als aber die allmächtige Hand dem langen Kampfe aller Elemente Grenze und Ziel setzte und die Meßschnur spannte über Berg und Thal, über Meer und Land, da entsproß ein neues, junges Leben der stummen Erde und blickte zum erquickenden Strahl der belebenden Sonne. In dem gezweigten Baume säuselte der Wind in Harfentönen ein neues Schöpfungslied, und edlere Formen weckte der Werderuf des Ewigen von neuem zum Dasein. 2. Das Pflanzenreich. Gott ist groß in allen seinen Werken) Warum in den Wundern entfernter Gebiete des Weltalls ihn suchen? Seine Macht und Weis- heit ist in den Bahnen des Himmels, wo Erden, Sonnen und Monde in unveränderlichen Kreisen und Ordnungen schweben, nicht erhabener, nicht unbegreiflicher als in den Gefäßen, Adern und Fasern des klein- sten Blättchens einer am Sonnenstrahl sich entfaltenden Blume. — Der Herr ist überall groß und sich überall gleich, im weiten Welt- gebäude, wie im kleinsten Grashalme. Die Lebensgeschichte einer ein- zigen Pflanze wäre hinreichend, den hartnäckigsten Zweifler vom Da- sein einer höchsten Weisheit und Vorsehung zu überzeugen. Aber wer kann eine solche Geschichte würdig und allumfassend genug beschrei- den, wie sich aus dem geringen Samenkorn ein Keim entwickelt, der nach Jahren zum weitschattenden Baume wird, welcher vielen hundert, ja tausend lebendigen Geschöpfen auf und unter ihm Kühlung, Schutz, Aufenthalt oder Nahrung giebt? Jeder Baum ist eine kleine Welt von Thieren aller Art; ja jedes Blatt ist eine Stadt von einer Menge mit bloßen Augen kaum erkennbaren Kreaturen. Für Alle sorgt Gott. Für sie ist keine andere Welt als dieser Baum, an dem sie wohnen; er steht seit Jahrhunderten, und tausend Geschlechter sind auf ihm geboren und vergangen. So erreichen unsere Eichen oft das Alter von einem halben Jahrtausend, und auf dem Libanon sollen noch Ce- dern grünen, die Salomo's Tage sahen. Jede Gegend des Erdballs ist durch die Hand des Schöpfers mit den ihr eigenthümlichen Pflanzen geschmückt. Aber viele, welche für den Menschen eine gesunde Nahrung bieten, sind einer solchen Na- tur, daß sie sich fast überall hin, wo Sterbliche wohnen, verpflanzen lassen. Vor Zeiten waren die Länder unserer Gegend unermeßliche Wüsteneien, Herbergen wilder Thiere, meistens von unfruchtbaren Bäu- men und ungenießbaren Kräutern bedeckt. — Jetzt gleicht unser Vater- land einem großen Garten, versehen mit den nützlichsten und

7. Lehr- und Lesebuch oder die Vaterlands- und Weltkunde - S. 377

1872 - Essen : Bädeker
377 Farrnkraut, Schachtelhalm und Bärlapp sind nicht selten die einzigen Pflanzen gewesen, die dicht gedrängt emporgeschossen waren. Keine duftende Blüthe schmückte das dunkle Grün, keine wohlschmeckende Früchte zierten die Zweige, kein liederreicher Sänger nistete in ihrem Schatten. Nur gespensterhafte Thiere sind in ihnen mit ihren Schrek- kensgestalten aufgefunden worden. So liegt eine ganze Urwelt ver- graben im Schoße der Erde und zeigt uns mitten unter dem starren Gestein ein längst vergangenes Leben. Als aber die allmächtige Hand dem langen Kampfe aller Elemente Grenze und Ziel setzte und die Meßschnur spannte über Berg und Thal, über Meer und Land, da entsproß ein neues, junges Leben der stummen Erde und blickte zum erquickenden Strahl der belebenden Sonne. In dem gezweigten Baume säuselte der Wind in Harfentönen ein neues Schöpfungslied, und edlere Formen weckte der Werderuf des Ewigen von neuem zum Dasein. 2. Das Pflanzenreich. Gott ist groß in allen seinen Werken! Warum in den Wundern entfernter Gebiete des Weltalls ihn suchen? Seine Macht und Weis- heit ist in den Bahnen des Himmels, wo Erden, Sonnen und Monde in unveränderlichen Kreisen und Ordnungen schweben, nicht erhabener, nicht unbegreiflicher als in den Gefäßen, Adern und Fasern des klein- sten Blättchens einer am Sonnenstrahl sich entfaltenden Blume. — Der Herr ist überall groß und sich überall gleich, im weiten Welt- gebäude, wie im kleinsten Grashalme. Die Lebensgeschichte einer ein- zigen Pflanze wäre hinreichend, den hartnäckigsten Zweifler vom Da- sein einer höchsten Weisheit und Vorsehung zu überzeugen. Aber wer kann eine solche Geschichte würdig und allumfassend genug beschrei- den, wie sich aus dem geringen Samenkorn ein Keim entwickelt, der nach Jahren zum weitschattenden Baume wird, welcher vielen hundert, ja tausend lebendigen Geschöpfen auf und unter ihm Kühlung, Schutz, Aufenthalt oder Nahrung giebt? Jeder Baum ist eine kleine Welt von Thieren aller Art; ja jedes Blatt ist eine Stadt von einer Menge mit bloßen Augen kaum erkennbaren Kreaturen. Für Alle sorgt Gott. Für sie ist keine andere Welt als dieser Baum, an dem sie wohnen; er steht seit Jahrhunderten, und tausend Geschlechter sind auf ihm geboren und vergangen. So erreichen unsere Eichen oft das Alter von einem halben Jahrtausend, und auf dem Libanon sollen noch Ce- dern grünen, die Salomo's Tage sahen. Jede Gegend des Erdballs ist durch die Hand des Schöpfers mit den ihr eigenthümlichen Pflanzen geschmückt. Aber viele, welche für den Menschen eine gesunde Nahrung bieten, sind einer solchen Na- tur, daß sie sich fast überall hin, wo Sterbliche wohnen, verpflanzen lassen. Vor Zeiten waren die Länder unserer Gegend unermeßliche Wüsteneien, Herbergen wilder Thiere, meistens von unfruchtbaren Bäu- men und ungenießbaren Kräutern bedeckt. — Jetzt gleicht unser Vater- land einem großen Garten, versehen mit den nützlichsten und

8. Lesebuch für die evangelischen Volksschulen Württembergs - S. 41

1854 - Stuttgart : Hallberger
41 also größer, weil diese auch hundert bis hundert und zwanzig Fuß hoch werden, dagegen die Wurzeln des Affenbrodbaumes senken sich bis auf hundert Fuß tief in den Boden hinab. Er setzt jedes Jahr wahrscheinlich mehrere Ringe an, nicht bloß einen einzigen, wie die-unsern; bei einzelnen kann man 4— 5000 solcher Ringe zählen; dieser Baum muß also sehr alt werden. Sein Holz ist weiß und leicht und fault gern, so daß ihn endlich ein Windstoß umwerfen kann. In den hohlen Stämmen wohnen ganze, große Negerfamilien, auch begraben sie ihre Todten darin. So gibt also dieser Baum den Ne- gern Nahrung, Wohnung und Grab. Unter dem Schutz ihrer Laub- dächer werden auch viele kleinere Gewächse erhalten, die sonst in der Sonnenglut verschmachten müßten: darunter flüchten sich auch die Thiere und schlafen ruhig, und in den Zweigen singen und hüpfen die Vögel, auf den Blättern brütet die Sonne ganze Schwärme von Insekten aus. Ein solcher Baum ist also fast eine Welt für sich. Vielleicht der größte Baum auf der Erde ist aber ein Feigen bäum in Indien, von dem die Reisenden erzählen, daß er mit allen seinen Aesten 2000 Fuß im Umkreis hat, und daß ein Heer von 7000 Mann unter ihm im Schatten stehen könnte. Wahrscheinlich ist das der nemliche Baum, den schon vor mehr als 2100 Jahren ein Begleiter des macedonischen Königs, Alexander des Großen, ge- sehen hat. Wie viel tausend Menschen haben an diesem Baum schon die Augen geweidet, die nun im Grab liegen! 19. Die Pflanzen und das Licht. Die Pflanze bedarf zu ihrem Leben des Lichtes. Das Licht gibt den Pflanzen vorzugsweise die Mannigfaltigkeit und die reine Aus- bildung ihrer Farben und ihres Glanzes. Sie bekommen am Licht erst kräftiges, selbstständiges Leben. Ohne Licht werden ste wohl größer, aber bleiben geschmack-, färb- und geruchlos. Sie kehren sich daher dem Lichte zu. Kartoffelpflanzen, die in einem Keller aus- schlagen, kriechen von entfernten Punkten, viele Ellen weit, auf dem Boden nach der Seite zu, wo ein Lichtloch ist, und ranken sich, als ob sie den Weg wüßten, an der Mauer hinauf, um die Oeffnung zu erreichen, wo ste des Lichtes genießen können. Die Sonnenblumen und eine Menge anderer Blumen richten sich nach der Bewegung der Sonne am Himmel und drehen sich nach ihr hin. Abends, wenn man voll der Morgen;eite aus eine blumenreiche Wiese tritt, sieht

9. Bd. 2 - S. 875

1837 - Eisleben : Reichardt
Scnega mbien. 875 und aus der Sahara als trockene Nordostwinde kommen. Seltsam ist es, daß wahrend diese Winde auf die Eingebornen höchst nachthei- lig wirken und unter andern Augenübel verursachen, unlängst ange- kommene Fremde sie als sehr erfrischend und gesund rühmen, indem die Lust trocken wird, der Körper seine Elastizität wieder erhalt, die Krankheiten aufhören und die Fremden sich erquickt, erleichtert und neu gestärkt fühlen. Während der Dauer der Harmattans ist das Geräthe in den Häusern mit einem feinen Sandstaub bedeckt und Tische und Stühle bekommen Risse. Zu den merkwürdigsten Gewächsen dieses Landes gehört ohne Zweifel der Baobab, Affenbrodbaum (Adansonia digitata, nach dem berühmten Naturforscher Adanson, der im 18. Jahrhunderte lebte und Afrika, vorzüglich Senegambien bereiste, so genannt), ein Baum, dem man wegen seiner Größe mit Recht den Riesen, den König des Afrikanischen Pflanzenreichs nennen darf. Sein Stamm erreicht zwar nur bis zu den Zweigen eine Höhe von 12 bis 15 F., aber die Dicke desselben beträgt im Durchmesser 25—27 F. und mit- hin im Umkreise 75—78 F., so daß 12 Männer ihn nicht umfassen können. Die Krone wird gegen 70 F. hoch und breitet sich auf 120 F. weit aus. 'Die Wurzeln haben zum Theil eine Länge von 160 F. In den ersten Jahren wächst er schnell, nachher aber so langsam, daß Adanson glaubt, dieser Baum gelange zu einem Alter von mehreren Jahrtausenden *). Die ungeheuren Zweige senken sich zuletzt, von ihrer Schwere niedergedrückt, mit ihren Spitzen auf die Erde herab und verdecken, große Lauben bildend, den Stamm. Ein solcher Baum bedeckt zuweilen eine Fläche von beinahe 200 shruthen oder von ohngefähr 1| Ackern. Das Holz ist leicht, weiß und sehr zart, daher auch der Stamm bei der geringsten Verletzung hohl wird; die etwa 5 Zoll langen und 2 Zoll breiten Blätter sind gefingert, die Blüthen weiß und die Früchte haben eine längliche, an beiden Enden zugespitzte Form, sind gegen 18 Zoll lang und 6 Zoll breit, hängen an fast 2 F. langen Stielen, und gleichen einer Melone. Die schwarz- braune Schale der Frucht ist hart und holzig und mit 13 Furchen gerippt, welche Anfangs mit einer.dünnen, seinen und kurzen Wolle von grünlicher Farbe überdeckt sind. Mit der Reife verliert sich diese Wolle und läßt die glatte, glänzend polirte Schale überall bloß. Sie enthält ein Mark oder Fleisch von einem angenehmen säuerlichen Ge- schmack, das frisch und getrocknet gegessen und als ein Hauptmittel gegen die Ruhr benutzt wird. Aus der Rinde des Baums sollen die Neger, wie Mollien sagt, ein unzerstörbares Tauwerk verfertigen. Übri- *) Adanson fand in der Mitte des vorigen Jahrhunderts an Bäumen, die erst 6 F. dick waren, Namen von Seefahrern aus dem 15. und 16. Jahrhunderte eingeschnitten, und diese Einschnitte hatten sich noch nicht sehr erweiteet.

10. Lesebuch für die evangelischen Volksschulen Württembergs - S. 41

1860 - Stuttgart : Hallberger
41 v'v I G» ' also größer, weil diese auch hundert bis hundert und zwanzig Fuß hoch werden, dagegen die Wurzeln des Affenbrodbaumes senken sich bis auf hundert Fuß tief in den Boden hinab. Er setzt jedes Jahr wahrscheinlich mehrere Ringe an, nicht bloß einen einzigen, wie die unsern; bei einzelnen kann man 4— 5000 solcher Ringe zählen; dieser Baum muß also sehr alt werden. Sein Holz ist weiß und leicht und fault gern, so daß ihn endlich ein Windstoß umwerfen kann. In den hohlen Stämmen wohnen ganze große Negerfamilien, auch begraben sie ihre Todten darin. So gibt also dieser Baum den Ne- gern Nahrung, Wohnung und Grab. Unter dem Schutz ihrer Laub- dächer werden auch viele kleinere Gewächse erhalten, die sonst in der Sonnenglut verschmachten müßten; darunter flüchten sich auch die Thiere und schlafen ruhig, und in den Zweigen singen und hüpfen die Vögel, auf den Blättern brütet die Sonne ganze Schwärme von Insekten aus. Ein solcher Baum ist also fast eine Welt für sich. Vielleicht der größte Baum auf der Erde ist aber ein Feigen- baum in Indien, von dem die Reisenden erzählen, daß er mit allen seinen Aesten 2000 Fuß im Umkreis hat, und daß ein Heer von 7000 Mann unter ihm im Schatten stehen könnte. Wahrscheinlich ist das der nemliche Baum, den schon vor mehr als 2100 Jahren ein Begleiter des macedonischen Königs Alexander des Großen ge- sehen hat. Wie viel tausend Menschen haben an diesem Baum schon die Augen geweidet, die nun im Graffstiegen! A , /.f (ff * \ l w* " 19. Die Ilstanm und das Licht. * Lj Die Pflanze bedarf zu ihrem Leben des Lichtes. Das Licht gibt den Pflanzen vorzugsweise die Mannigfaltigkeit und die reine Aus- bildung ihrer Farben und ihres Glanzes. Sie bekommen am Licht erst kräftiges, selbständiges Leben. Ohne Licht werden sie wohl größer, aber bleiben geschmack-, färb- und geruchlos. Sie kehren sich daher dem Lichte zu. Kartoffelpflanzen, die in einem Keller aus- schlagen, kriechen von entfernten Punkten, viele Ellen weit, auf dem Boden nach der Seite zu, wo ein Lichtloch ist, und ranken sich, als ob sie den Weg wüßten, an der Mauer hinauf, um die Oeffnung zu erreichen, wo sie des Lichtes genießen können. Die Sonnenblumen und eine Menge anderer Blumen richten sich nach der Bewegung der Sonne am Himmel und drehen sich nach ihr hin. Abends, wenn man von der Morgenseite aus eine blumenreiche Wiese tritt, sieht

11. Lehr- und Lesebuch oder die Vaterlands- und Weltkunde - S. 317

1859 - Essen : Bädeker
317 weiden und Todteneschen nicht fehlen. Als Steinkohlen graben wir jetzt diese eingesenkten Wälder wieder aus. In den feinschlam- migen Zwischenschichten derselben findet man noch die Blätter zart und zierlich abgedrückt und die versteinerten Stämme oft noch senkrecht em- porstehen. So üppig aber auch der Wuchs jener Wälder gewesen sein mag, so einförmig und öde standen doch viele von ihnen da. Farrnkraut, Schachtelhalm und Bärlapp sind nicht selten die einzigen Pflanzen gewesen, die dicht gedrängt emporgeschossen waren. Keine duftende Blüthe schmückte i>as dunkle Grün, keine wohlschmeckende Früchte zierten die Zweige, kein liederreicher Sänger nistete in ihrem Schatten. Nur gespensterhaste Thiere sind in ihnen mit ihren Schrek- kensgestalten aufgefunden worden. So liegt eine ganze Urwelt ver- graben im Schooße der Erde und zeigt uns mitten unter dem starren Gestein ein längst vergangenes Leben. Als aber die allmächtige Hand dem langen Kampfe aller Elemente Grenze und Ziel setzte und die Meßschnur spannte über Berg und Thal, über Meer und Land, da entsproß ein neues, junges Leben der stummen Erde und blickte zum erquickenden Strahl der belebenden Sonne. In dem gezweigten Baume säuselte der Wind in Harfentönen ein neues Schöpfungslied, und edlere Formen weckte der Werderuf des Ewigen von neuem zum Dasein. 2. Das Pflanzenreich. Gott ist groß in allen seinen Werken! Warum in den Wundern entfernter Gebiete des Weltalls ihn suchen? Seine Macht und Weis- heit ist in den Bahnen des Himmels, wo Erden, Sonnen und Monde in unveränderlichen Kreisen und Ordnungen schweben, nicht erhabener, nicht unbegreiflicher als in den Gesäßen, Adern und Fasern des klein- sten Blättchens einer am Sonnenstrahl sich entfaltenden Blume. — Der Herr ist überall groß und sich überall gleich, im weiten Welt- gebäude, wie im kleinsten Grashalme. Die Lebensgeschichte einer ein- zigen Pflanze wäre hinreichend, den hartnäckigsten Zweifler vom Da^ sein einer höchsten Weisheit und Vorsehung zu überzeugen. Aber wer kann eine solche Geschichte würdig und allumfassend genug beschrei- den, wie.sich aus dem geringen Samenkorn ein Keim entwickelt, der nach Jahren zum weitschattenden Baume wird, welcher vielen hundert, ja tausend lebendigen Geschöpfen auf und unter ihm Kühlung, Schutz, Aufenthalt oder Nahrung giebt? Jeder Baum ist eine kleine Welt von Thieren aller Art; ja jedes Blatt ist eine Stadt von einer Menge mit bloßen Augen kaum erkennbaren Kreaturen. Für alle sorgt Gott. Für sie ist keine andere Welt als dieser Baum, an dem sie wohnen; er steht seit Jahrhunderten, und tausend Geschlechter sind auf ihm geboren und vergangen. So erreichen unsere Eichen oft das Alter von einem halben Jahrtausend, und auf dem Libanon sollen noch Ce- dern grünen, die Salomo's Tage sahen. Jede Gegend des Erdballs ist durch die Hand des Schöpfers mit den ihr eigenthümlichen Pflanzen geschmückt. Aber viele, welche

12. Deutsches Lesebuch für die oberen Abtheilungen ein- und mehrklassiger Elementarschulen in der Stadt und auf dem Lande - S. 252

1853 - Frankfurt : Trowitzsch
252 eine Eiche, in deren hohlem Stamme, welcher 27 Ellen im Umfange betrug, der Markgraf Albrecht mit seinem Sohne umhergeritten sein soll. Da sind wir, lieber Leser, vom Umfange und der Hohe der Pflanzen auch noch auf ein ander Kapitel gekommen, und zwar auf die Lebensdauer der Pflanzen. Diese ist sehr verschieden. Der Schimmel, denn das ist auch eine Pflanze, manche Schwamme leben nur einige Stunden. Einige Pflanzen dauern nur cm Jahr. Die ausdauernden Pflanzen leben mehrere Jahre; bei manchen sind alle Theile, bei andern nur die Wurzel beständig. In Freiburg in der Schweiz steht eine Linde, welche im Jahre 1476 zum Andenken an die Schlacht bei Murten gepflanzt wurde. In der Nähe derselben Stadt steht noch eine andere Linde, die 1476 wegen ihres Alters und ihrer Dikke schon berühmt war; sic ist 70 Fuß hoch und hat 4 Fuß über der Erde 36 Fuß im Umfange; hiernach müßte sie über 1000 Jahre alt sein. Die Verbreitung mancher Pflanzeuartcn hängt genau mit der Ausbreitungs- geschichte des Menschengeschlechts zusammen. Unser Roggen und Hafer wurde im Mittelalter aus dem mittleren Asien zu uns gebracht. Gerste und Hierse stammen ebenfalls aus Asien, der Buchweizen aus China und der Reis aus Ostindien. — Da schon mehr als 100,000 Arten von Pflanzen beschriebe» worden sind, so ist es nöthig, sie in größere oder kleinere Gruppen» zusammenzustellen. Sie werden nach verschiedenen Gesichtspunkten eingetheilt. Eine leichte und gewöhn- liche Eiutheilung, die nach dem Aeußern gemacht ist, ist folgende: 1. Bäume. Diese haben nur einen holzigen Staunn, der sieb nach oben in Aeste und Zweige theilt. (Obst- und Waldbäume — Laub- und Nadelholz.) * 2. Sträucher. Sie treiben mehrere dünne holzige Stämmchen auö einer Wurzel. 3. Kräuter. Diese haben weiche', saftige Stengel, die meist nur ein Jahr dauern. (Küchen- und Arzneigewäch^e, Futter-, Färbe- und Gewürzkräuter und Blumen.) 4. Gräser. Sie haben dünne, hohle, mit Knoten versehene Halme. (Roggen, Waizen.) 5. Moose. Diese Pflanzen sind klein und schwammartig, die an feuchten Orten wachsen und unkenntliche Blüthen haben. 6. Schwämme und Pilze sind weiche, oft auch zähe Gewächse; viele haben einen Stiel mit einem Hute. Fast alle sind von kurzer Lebensdauer. Pflanzen auf dem Meeresgrunde. Das Meer hat, wie das Land, seine herrlichen Wiesen und seine ungeheuren Wälder. An den Abhängen seiner Berge und im Schoße seiner Thäler wachsen in unendlicher Menge Pflanzen, von denen jede nur in einer gewissen Gegend gedeiht. Je höher man auf einen Berg hinaufsteigt, um so armseliger wird der Pflanzenwuchs, bis er endlich deü ewigen Schnee'ö wegen gänzlich aufhört. Im Meere ist es entgegengeseht; je tiefer man in die Thäler desselben eindringt, um so mehr verringern sich die Pflanzen. In ihrem ganzen Reichthume entfaltet sich der unterirdische Pflanzenwuchs in den südlichen Meeren und auch im Mittelmeere. Moose von unbeschreiblicher Zartheit und in den schönsten Farben breiten sich da wie Teppiche aus, deren Farbenpracht man bei ruhigem Meere in einer Tiefe von vielleicht hundert Fuß bewundern kann. Eine der merkwürdigsten Pflanzen, die auf dem Meeresgrunde wachsen, ist der Riesenschwamm, der König des Meeres, wie die Ceder die Königin unserer Berge ist. Er steigt aus einer Tiefe von

13. Handbuch für den Anschauungsunterricht und die Heimatskunde - S. 348

1892 - Berlin : Wreden
348 ft Wir sind jetzt im Winter; nach dem Winter kommt der Frühling, dann der Sommer und zuletzt der Herbst. Diese Zeiten des Jahres nennen wir die vierjahreszeiten. Welche Jahreszeit gefällt dir am besten? Warum? Welche gefällt dir am wenigsten? Weshalb? Welche liegt zwischen Sommer und Winter? u. s. w. Man teilt das Jahr auch wohl in zwei Hälften, in das Sommerhalbjahr und in das Winterhalbjahr. Ersteres dauert von Ostern bis Michaelis, letzteres von Michaelis bis Ostern. — Das Jahr wird auch noch in vier Vierteljahre, Quar- tale, geteilt. Zu jedem derselben gehören drei Monate. Welche Monate bilden das Osterquartal? u. s. w. Welche größeren Feste fallen in jedes Quartal? Eine Reihe von 100 Jahren heißt ein Jahrhundert, von 1000 Jahren ein Jahrtausend. Wir rechnen unsere Jahre nach der Geburt Jesu Christi. Welches Jahr schreiben wir jetzt? Wie viele volle Jahre sind seit Christi Geburt verflossen? Wie viele Jahrhunderte, wie viele Jahrtausende? Wie viele Jahre fehlen noch an der Vollendung des 19. Jahrhunderts? Zu welchem Jahrhundert gehört das Jahr 476, 1517? Abraham lebte 2000, Joseph 1800, Moses 1500 Jahre vor Christi Ge- burt. Nennt Männer, die nach Christi Geburt lebten! — 6. Nach Jahren, Monaten, Wochen und Tagen giebt man die Dauer oder das Alter der Dinge an. Dieses ist aber bei den verschiedenen Geschöpfen sehr verschieden. Manche Pflanzen leben nur einen Sommer und sterben dann ab; sie werden einjährige Pflanzen genannt. Zu ihnen gehören z. B. der Roggen, der Weizen, die Gerste, der Hafer, die Bohne, die Linse. Andere Pflanzen dagegen treiben mehrere Jahre hin- durch Stengel, Blätter und Blüten; sie heißen mehrjährige Pflanzen. Mehrjährige Pflanzen sind: dos Veilchen, die Maiblume, das Marien- blümchen, alle Holzgewächse. Die Bäume werden weit älter als die Kräuter. Die Buche z. B. soll über 100 Jahre, die Eiche über 200, die Linde so- gar über 800 Jahre alt werden. — Die Lebensdauer der Tiere ist auch sehr verschieden. An manchen Gewässern findet sich im Monat August ein kleines Insekt mit weißen Flügeln in großer Menge; das lebt in dieser Gestalt nur einen Tag und heißt deshalb Eintagsfliege. Das Alter des Hundes beträgt 15—20 Jahre. Der Elefant dagegen wird gegen 200 Jahre alt. Auch unter den Vögeln erreichen manche ein be- deutendes Alter. Der Rabe und Adler sollen 80—100 Jahre erreichen. — Viele Tiere leben weit länger als der Mensch. Achtzig Jahre gelten schon als ein hohes Alter für ihn. Ihr seid jetzt Kinder; das Alter, worin ihr steht, heißt das Kindesalter. Mit dem 14. oder 15. Jahre wird aus dem Knaben ein Jüngling und aus dem Mädchen eine Jungfrau. Wie kann das nun beginnende Alter genannt werden? — Das Jünglingsalter reicht etwa bis zum 25. Jahre; dann wird aus dem Jünglinge ein Mann. Wie nennt man das Lebensalter, welches auf das Jünglingsalter folgt? Hat der Mann das späte Lebensalter erreicht, so nennt man ihn einen Greis. Wie heißt deshalb dieses Alter? — Wie

14. Die Vaterlands- und Weltkunde - S. 211

1869 - Essen : Bädeker
209 2. Das Pflanzenreich. Gott ist groß in allen seinen Werken! Warum in den Wundern entfernter Gebiete des Weltalls ihn suchen? Seine Macht und Weis- heit ist in den Bahnen des Himmels, wo Erden, Sonnen und Monde in unveränderlichen Kreisen und Ordnungen schweben, nicht erhabener, nicht unbegreiflicher, als in den Gefäßen, Adern und Fasern des klein- sten Blättchens einer am Sonnenstrahl sich entfaltenden Blume. — Der Herr ist überall groß und sich überall gleich im weiten Welt- gebäude, wie im kleinsten Grashalme. Die Lebewsgeschichte einer einzigen Pflanze wäre hinreichend, den hartnäckigsten Zweifler vom Dasein einer höchsten Weisheit und Vorsehung zu überzeugen. Aber wer kann eine solche Geschichte würdig und allumfassend genug be- schreiben, wie sich aus dem geringen Samenkorn ein Keim entwickelt, der nach Jahren zum weitschattenden Baume wird, welcher vielen hundert, ja tausend lebendigen Geschöpfen auf und unter ihm Küh- lung, Schutz, Aufenthalt oder Nahrung giebt? Jeder Baum ist eine kleine Welt von Thieren aller Art; ja jedes Blatt ist eine Stadt von einer Menge mit bloßen Augen kaum erkennbaren Kreaturen. Für alle sorgt Gott. Für sie ist keine andere Welt als dieser Baum, an dem sie wohnen; er steht seit Jahrhunderten, und tausend Ge- schlechter sind auf ihm geboren und vergangen. So erreichen unsere Eichen oft das Alter von einem halben Jahrtausend, und auf dem Libanon sollen noch Cedecn grünen, die Salomo's Tage sahen. Jede Gegend des Erdballs ist durch die Hand des Schöpfers mit den ihr eigenthümlichen Pflanzen geschmückt. Aber viele, welche für den Menschen eine gesunde Nahrung bieten, sind einer solchen Natur, daß sie sich fast überallhin, wo Sterbliche wohnen, verpflanzen lassen. Vor Zeiten waren die Länder unserer Gegend unermeßliche Wüsteneien, Herbergen wilder Thiere; meistens von unfruchtbaren Bäumen und ungenießbaren Kräutern bedeckt. — Jetzt gleicht unser Vaterland einem großen Garten, versehen mit den nütz- lichsten und schönsten Gewächsen aller Welttheile. — Fast alle unsere Obstbäume, die nun bei uns längst einheimisch sind, wurden hieher aus warmen Morgenländern verpflanzt; ebenso die lieblichsten unserer Blumen und Küchengewächse. Pfirsich und Rose aus Per- st e'.n und Syrien; das Getreide aus dem hohen Asien; die nahr- hafte Kartoffel aus Amerika, desgleichen der Mais oder türkische Weizen, welcher in seinen körnerreichen Kolben drei- und sechshundert- fältige Frucht bringt. Die Pflanzen der Erde: die Bäume, Sträucher, Kräuter, Gräser, Moose und Pilze zerfallen — von einigen Botanikern höher, von andern niedriger geschätzt — in mehr denn 200,000 Arten. Jede dieser Pflanzen arten ist verschieden von der andern gebaut; keine der andern gleich, jede zu ihrem Zweck auf das vortheilhafteste. Sehet auf das Korn, welches auf den Feldern prangt; jeder Halm

15. Lesebuch für Volksschulen - S. 89

1877 - Ruhrort : Selbstverl. W. Ricken und C. Schüler
89 9. Und weiter gellt er die Strasse entlang, Ein Thränlein hängt ihm an der braunen Wang’. 10. Da wankt’ von dem Kirchsteig sein Mütterchen her: „Gott grüss’ euch!“ so spricht er und sonst nichts mehr. 11. Doch sieh’ — das Mütterchen schluchzet voll Lust: „Mein Sohn!“ und sinkt an des Burschen Brust. 12. Wie sehr auch die Sonne sein Antlitz verbrannt, Das Mutteraug’ hat ihn doch gleich erkannt. Yogi. 159. Der frohe Wandersmann. 1. Wem Gott will rechte Gunst erweisen, Den schickt er in die weite Welt; Dem will er seine Wunder weisen In Berg und Wald und Strom und Feld. 2. Die Bächlein von den Bergen springen; Die Lerchen jubeln hoch vor Lust. Wie sollt' ich nicht mit ihnen singen Aus voller Kehl und frischer Brust. 3. Den lieben Gott lass’ ich nur walten. Der Bächlein, Lerchen, Wald und Feld Und Erd' und Himmel will erhalten, Hat auch mein Sach' auf's Best' bestellt. Joseph Freiherr v. Eichendorf. 169. Von der Fruchtbarkeit und schnellen Verbreitung der Pflanzen. i. Die meisten Pflanzen haben eine wunderbare Vermehrungskraft, wie jeder aufmerksame Landwirth wohl weiß. Tausend Samenkerne von einer einzigen Pflanze, so lange sie lebt, ist zwar schon viel gesagt, nicht jede trägt's, aber es ist auch noch lange nicht das höchste. Man hat schon an einer einzigen Tabaks- pflanze 40,000 Körnlein gezählt, die sie in einem Jahre zur Reife brachte. Man schätzt, daß eine Eiche 500 Jahre leben könne. Aber wenn wir uns nun vor- stellen, daß sie in dieser langen Zeit nur fünfzigmal Früchte trage, und jedes- mal in ihren weitverbreiteten Aesten und Zweigen nur 500 Eicheln, so liefert sie doch25,Ooo, wovon jede die Anlage hat, wieder ein solcher Baum zu werden. Gesetzt, daß dieses geschehe, und es geschehe bei jeder von diesen wieder, so hätte sich die einzige Eiche in der zweiten Abstammung schon zu einem Walde von 625 Millionen Bäumen vermehrt. Wie viel aber eine Million oder 1000 mal 1000 sei, glaubt man zu wissen, und doch erkennt es nicht jeder. Denn wenn ihr ein ganzes Jahr lang vom 1. Januar bis zum 31. Dezember alle Tage 1000 Striche an eine große Wand schreibet, so habt ihr am Ende des Jahres noch keine Million, sondern erst 365,000 Striche, und das zweite Jahr noch keine Million, sondern erst 730,000 Striche, und erst am 26. September des dritten Jahres würdet ihr zu Ende kommen. Aber unser Eichenwald hätte 625 solcher Millionen, und so wäre es bei jeder andern Art von Pflanzen nach Proportion in noch viel kürzerer Zeit, ohne an die zahlreiche Vermehrung durch Augen, Wurzelsprossen und Knollen zu gedenken. Wenn man sich also einmal über diese Kraft in der Natur gewundert hat, so hat man sich über den großen Reichthum an Pflanzen aller Art nicht mehr zu verwundern. Obgleich viele 1000 Kerne und Körnlein alle Jahre von Menschen und Thieren verbraucht werden, viele Tausend im Boden ersticken, oder im Aufkeimen durch ungünstige Witterung und ander? Zufälle wieder zu Grunde gehen, so bleibt doch, Jahr

16. Deutsches Lesebuch für die oberen Abtheilungen ein- und mehrklassiger Elementarschulen in der Stadt und auf dem Lande - S. 258

1853 - Frankfurt : Trowitzsch
258 das isländische Moos am besten. In Auszehrungen und Brustkrankheiten ist es ein vortreffliches Mittel, das oft noch Rettung verschafft. Die Isländer schätzen rö fast so hoch wie Mehl, indem sie Brot davon bakken, oder eö in Milch gekocht genießen. Jenes arme Volk könnte in seinem so wenig hervorbringenden Lande kaum leben ohne das isländische Mooö, daö dort alle nakkten Felsen über- zieht, wo sonst kein anderes Kraut wachsen könnte, und mit Stecht von dem dortigen Landmann höher geachtet wird, als alle Bäume und Kräuter seines Landes. Wenn im Anfang, ehe Island von Pflanzen bewohnt war, die Meeres- wellen, so wie sie es dort noch öfters thun, von einer fernen Kiistengegend einen edlen Baum, z. B. einen guten Obstbaum, und auf seiner Rinde daü arme, unscheinbare, isländische Mooö heran an die Insel getrieben hätten, und beide hätten reden können, da würde wohl der Baum großsprecherisch zum kleinen Movs gesagt haben: „Da sonito’ ick nun, geführt von den Wellen dcs Oceans, als ein künftiger Wohlthäter an diese Insel, und bald werden meine schönen Blüthen und herrlichen Früchte von Allen, die da wohnen, das gebührende Lob und Verehrung empfahen. Aber was willst du elendes, verächtliches Movs? Dich wird man wegwerfen und mit Füßen treten." Das arme kleine Moos hätte sich dann geschämt und geschwiegen. Aber siehe, nach wenig Jahren hätte die Sache schon ganz anders ausgesehen; denn der schöne Baum, den die Ein- wohner von Island vielleicht mit Jubel in die Erde gepflanzt hätten, kam dort nicht fort, während das von ihnen gar nicht beachtete Moos, das sich ungemein schnell vermehrt, genügsam sich über alle dürren Felsen hinwegzog und nun den Tausenden, die dort wohnen, ihr tägliches Brot gab. Von den Giftpflanzen. Unter den Tausenden von Pflanzen, welche die Erde hervorbringt, giebt es eine ziemliche Anzahl solcher, die da giftig sind; giftig aber nennen wir im gewöhnlichen Leben Alles, was eine heftige und verderbliche Wirkung auf den menschlichen Körper hervorbringt. Eine genaue Kenntniß derjenigen Giftkräuter, die bei und wild wachsen, ist höchst wichtig und nothwendig. Schon manches Kind und mancher erwachsene Mensch hat sich durch den Gebrauch oder Genuß solcher schädlichen Pflanzen, weil sie ihm unbekannt waren, Gesundheit, Leib und Geist zerstört, oder ist wohl gar eines qualvollen Todes gestorben. Die gefährlichsten, bei uns wild wachsenden Giftkräuter sind folgende: 1) Der Seidelbast oder Kellerhals; man nennt ihn auch Berg- pfeffer und Pfeffcrbeere. Er ist eine scharfe, giftige Pflanze. Seine schöne Blüthe — sic sieht pfirsichblüthfarben aus und steht auf 2 bis 5 Fuß- hohen Stämmchen in gedrungenen Aehren — erscheint ganz früh im März, wenn noch Alles kahl ist. Sie gleicht sehr dem Näglein und hat Geruch. Späterhin trägt die Pflanze erbsengroße, fast kugelige, fcharlächrothe Beeren und prangt gar schön in unsern Ziergärten, ebenso schön aber auch auf den waldigen Ge- birgen Deutschlands, die sich die Pflanze zur Heimath erkoren hat. Unter allen Theilen des Seidelbastes besitzen die Beeren und die geruchlose Rinde das meiste Gift. 2) Die weiße und gelbe Osterblume, auch Anemone genannt. Beide Pflanzen wachsen in feuchten Wäldchen und auf sumpfigen Wiesen; sie blühen im April. In den jungen Sprossen, der Wurzel und den Blättern ist eine Schärfe enthalten, die stark genug ist, Blasen und schmerzhafte Geschwüre zu erzeugen. Mit dem Wurzelsafte vergiften die Kamschadalen ihre Pfeile, und bringen ihren Feinden dann solche Wunden bei, die, wenn daö Gift nicht augenblikklich auögesogen wird, den Tod zur Folge haben.

17. Für die dritte Bildungsstufe - S. 189

1855 - Hamburg : Kittler
189 Ewig hält das Grab: Seiner Pforten Riegel, Wer entriegelt sie? Seiner Schlösser Siegel, Wer entsiegelt die? Seiner Eisenbetten Diamantne Ketten, Wann zersprangen sie? Ring' deine Hände wund! Rauf' deinen Scheitel kahl! Wein' deine Sehkraft aus! Vertraure deiner Röhren Mark! Umsonst! Umsonst! Das Unerbittliche giebt nie zurück, Auf ewig schlingt sein Hungerschlund hinab. Auf ewig wiederkäut er seinen Raub: Gräßlich, gräßlich ist das Grab! — Warum raufen dein Haar? Warum verweinen dein Auge?» Warum zerringen die blutigen Hände? Warum vertrauern dein edelstes Mark? Feiger, ermanne dich! Nicht ewig hält nns das Grab! Monde verwalten, Jahre verrollen, ■— Immer noch halt uns das Grab. Aus Jahren erschwellen Jahrhunderte, Aus Jahrhunderten lange Jahrtausende: — Immer noch hält uns das Grab. — — Aber nun sind sie verrollt, die Hunderte, Tausende alle, Und schon schimmert die Berge herüber der Tag der Vollendung! Schau! da gähnen die Gräber, die Särge zerspalten, die Urnen Bersten, der wölkende Staub wird Leben, die Asche beseelet; Jene Enge weitet sich aus zu unendlichen Räumen, Jene Dunkel hellen sich auf zum unendlichen Tage, Jene lange Stille wird unauslöschlicher Jubel, Jenes öde Schweigen wird nie erschlaffende Thatkrast: Darum zage nicht, Zager! Ewiglich hält uns das Grab nicht! Kosegarten. 19. Der Fall Adams. I. Moses 3. Schwing' dich, mein Geist, in Edens Lust- gefilde Zu Vater Adam, Mutter Eva hin. Ich sehe sie und find', daß ihrem Bilde Und ihrem Geist ich kaum mehr ähnlich bin. Der Schlange Gift und Fersenstich Hat immer tief gewirkt und wirkt noch fürchterlich. Wie selig wallen sie im Palmenhain Und athmen froh den Duft vom Lebens- baum! Wie ist ihr Blick, wie ist ihr Herz so rein! Im Gehn berührt ihr Fuß den Boden kaum. Und sieh'! Jehovah dort im Licht, Wie er, als trauter Freund, mit ihnen huld- reich spricht! Jehovah warnt, er warnt sie vor dem Falle, Vor dem Genuß der gift'gen Todesfrucht. Im Finstern schleicht, erfüllt mit Gift und Galle, Der Höllenfürst, der nur Verderben sucht. Ach, liebes, erstes Aelternpaar! — Ach, kenntest du doch jetzt die Größe der Gefahr! Die Schlange kommt und kriecht mit sanf- tem Schmeicheln In weiten Kreisen zum verbot'nen Baum, Genießt die Frucht und schleicht mit from- mem Heucheln Zum Aelternpaar und sagt: „Ich glaub' es kaum, „Daß Gott die Frucht euch hat versagt; „Mir widerfährt ja Nichts, und seht! ich hab's gewagt/' „In mich hat sich jetzt Himmelskraft er- gossen, „Ich spreche jetzt und hab'verstand, wie ihr. „Sobald ihr habt die süße Frucht genossen, „So seid ihr gleich wie Gott, dies glaubet mir. „Allein ihr seht, Gott will es nicht; „Er hält euch gern zurück von seinem Hä- hern Licht."

18. Lehr- und Lesebuch oder die Vaterlands- und Weltkunde - S. 375

1873 - Essen : Bädeker
375 ist in den Bahnen des Himmels, wo Erden, Sonnen und Monde in unveränderlichen Kreisen und Ordnungen schweben, nicht erhabener, nicht unbegreiflicher als in den Gefäßen, Adern und Fasern des kleinsten Blättchens einer am Sonnenstrahl sich entfaltenden Blume. — Der Herr ist überall groß und sich überall gleich, im weiten Weltgebäude, wie im kleinsten Grashalme. Die Lebensgeschichte einer einzigen Pflanze wäre hinreichend, den hartnäckigsten Zweifler vom Dasein einer höchsten Weisheit und Vorsehung zu überzeugen. Aber wer kann eine solche Geschichte würdig und allumfassend genug beschreiben, wie sich aus dem geringen Samenkorn ein Keim entwickelt, der nach Jahren zum weit- schattenden Baume wird, welcher vielen hundert, ja tausend lebendigen Geschöpfen auf und unter ihm Kühlung, Schutz, Aufenthalt oder Nah- rung giebt? Jeder Baum ist eine kleine Welt von Thieren aller Art; ja jedes Blatt ist eine Stadt von einer Menge mit bloßen Augen kaum erkennbaren Kreaturen. Für alle sorgt Gott. Für sie ist keine andere Welt als dieser Baum, an dem sie wohnen; er steht seit Jahrhunderten, und tausend Geschlechter sind auf ihm geboren und vergangen. So er- reichen unsere Eichen oft das Alter von einem halben Jahrtausend, und auf dem Libanon sollen noch Cedern grünen, die Salomo's Tage sahen. Jede Gegend des Erdballs ist durch die Hand des Schöpfers mit den ihr eigenthümlichen Pflanzen geschmückt. Aber solche, welche für den Menschen eine gesunde Nahrung bieten, sind einer solchen Natur, daß sie sich fast überall hin, wo Sterbliche wohnen, verpflanzen lassen. Vor Zeiten waren die Länder unserer Gegend unermeßliche Wüsteneien, Herbergen wilder Thiere; meistens von unfruchtbaren Bäumen und un- genießbaren Kräutern bedeckt. — Jetzt gleicht unser Vaterland einem großen Garten, versehen mit den nützlichsten und schönsten Gewächsen aller Welttheile. — Fast alle unsere Obstbäume, die nun bei uns längst einheimisch sind, wurden hieher aus warmen Morgenländern ver- pflanzt; eben so die lieblichsten unserer Blumen und Küchengewächse. Pfirsich und Rose aus Persien und Syrien; das Getreide aus dem hohen Asien; die nahrhafte Kartoffel aus Amerika, desgleichen der Mais oder türkischerweizen, welcher in seinem körnerreichen Kolben drei- und sechshundertfältige Frucht bring!. Die Pflanzen der Erde: die Bäume, Sträucher, Kräuter, Gräser, Moose und Pilze zerfallen — von einigen Botanikern höher, von andern niedriger geschätzt — in mehr denn 200,000 Arten. Jede dieser Pflanzenarten ist verschieden von der andern gebaut; keine der andern gleich, jede zu ihrem Zweck auf das vortheilhafteste. Sehet aus das Korn, welches auf den Feldern prangt; jeder Halm predigt die liebende Weisheit des Herrn. Dieser Halm steigt schlank und hoch über die Erde auf, damit die Körner nicht durch die Feuchtigkeit des ausdünstenden Bodens verderbt und zur Fäulniß gebracht werden. Zwar schwankend und dünn ist das Rohr, an dessen Spitze sich die Ähre wiegt; doch wehren das Zerknicken derselben im Winde starke Knoten. Neben dem Haupthalme treiben wehende Blätter, um Regen und Thau des

19. Lebensspiegel für Landleute - S. 233

1844 - Darmstadt : Ollweiler
233 261. An eine alte Eiche. Unter deines Schattens heil'gem Düster, das so freundlich mir zur Seite winkt, wo der Lüfte Weh'n im Blattgeflüster mir wie frommer Geister Nähe dünkt, sinn' ich einsam deinem Sein und Werden, der Geschichte deines Lebens nach. Sprich, wie war es damals hier auf Erden, als dein Keim aus diesem Boden brach? — Wohl ein halb Jahrtausend ist verflossen, seit dein junger Sprößling aufwärts stieg. Wie viel Thränen sind seitdem vergossen! Wie verheerend tobten Pest und Krieg! Wie verwandelten sich die Gestalten dieses Landes, das dir Nahrung gab! Wie viel Sitten sahest bu veralten! Wie viel Völker traten auf und ab! — — Blitze rasselten um deine Krone, und der Sturm zerschüttelte dein Haar; Flnthen braust'ten oft an deinem Throne: Doch du standest fest von Jahr zu Jahr. Wie viel Menschen sind auf deinen Fluren hingestorben und vom Hauch verweht! Ach, der Mensch mit seiner Gottheit Spuren muß ver- wesen, — und ein Baum besteht! — Und wie viele werden noch vermodern, eh' dein Gipfel sich zur Erde bricht! Aber dau're! — sieh', wir Menschen fodern deines Lebens leere Dauer nicht. Einst vergehst du doch mit Stamm' und Laube, und dein Wesen, edler Baum, zerfällt; doch der Mensch erhebt aus seinem Staube sich empor zu einer besseren Welt. 262. Aehnlichkeit der Pflanzen mit den Thieren. Die Pflanzen gleichen in vielen Dingen den Thieren. Gebo- ren aus dem milchreichen Samen, wie das Thier aus dem Ei, saugen sie aus der Erde ihre Nahrung, und die Wurzel ist ihr Mund. Wie das Blut in den Thieren, steigen in ihnen Säfte verschiedener Art auf und ab. Sie athmen, dünsten aus, wie die Thiere, und sterben ohne Nahrung oder im Uebermaße der Hitze oder Kälte, wie die Thiere. Wie bei den Thieren, findet bei den Pflanzen auch Begattung statt. Zur Zeit der Blüthe geht die Begattung dadurch vor sich, daß der Blüthenstaub der Männlein sich an die klebrigen Fäden der Weiblein hängt. Gleich den Thieren, scheinen viele Pflanzen bei einbrechender Nacht zu schlafen. Sie verschließen ihre Blumenkelche, sie legen ihre Blätter zusammen; sie erwachen nicht, bis die Sonne hervorsteigt. Aber wie unter den Thieren viele des Tages ruhen, und erst in der Nacht herumschwärmen, so sind auch manche Pflan- zen am Tage unthätig; sie wachen erst mit den Sternen auf und streuen ihre Wohlgerüche in der stillen Dämmerung aus. Manche Pflanzen verrathen sogar thierische Empfindungen. Die in Brasilien wachsende Mimose (Sinnpflanze) zieht schüchtern ihre Blätter zusammen, wenn man sie berührt, sie läßt ihre Blät- ter traurig niederhängen, wenn man sie schlägt over stark erschüt- tert. An den meisten Gewächsen aber bemerkt man besonders ihre Liebe zum Lichte. Welch ein wetteiferndes Gedränge der Bäume

20. Für die Oberklassen - S. 116

1850 - Leipzig : Wöller
116 einiger Palmenarten ein weitmaschiges, gegen die Sonne schützendes Gewebe liefern, das, wie cs da ist, auf den Kopf zu passen pflegt. Äler. vvn Humboldt. 18. Drr Asscnbrodbaum. 124. Von allen Bäumen, die man kennt, ist der dickste der Affcnbrodbaum oder Baobab, auch Kglcbassenbaum genannt, der in Afrika, vorzüglich an der Küste von Senegambien, seine Hei- math hat. Sein ungeheurer Stamm hält nicht selten dreißig Fuß im Durchmesser und hat demnach einen Umfang von mehr als neun- zig Fuß! Die Krone erreicht dabei eine Höhe von siebenzig Fuß, so daß ste in den heißen Gegenden einen sehr wohlthätigen Schatten gewährt. Dieser merkwürdige Baum soll ein Alter von mehren tau- send Jahren erreichen, weshalb ihn auch die Franzosen den tausend- jährigen Baum nennen. Er trägt eine Frucht von der Gestalt einer länglichen Melone, die an einem zwei Fuß langen Stiele hängt und ein eßbares, erfrischendes, säuerliches Mark enthält, welches die Affen außerordentlich lieben; dieß hat die Veranlassung zu der Benen- nung Affenbrodbaum gegeben. Da das Mark sich auch in den ge- trockneten Früchten gut erhält, so werden diese Früchte von den Mau- ren am Senegal bis in die Berberei versendet. Die hohlen Stämme geben Wohnungen für ganze Negerfamilien ab. F. H. Ungewitter. 19. Der Danianenbaum. 125. Der zum Geschlechte der Feigen gehörige Danianenbaum, — dieser große Waldriese, welcher eine Höhe von 30 Fuß und darüber erreicht, — ist nicht ohne Ursache schon seit Jahrtausenden den Hindus heilig. Er hat 6 Zoll lange, dicke, eirunde Blätter, die als Teller dienen, mäßig große, kugelrunde und hochrothe Früchte und ein weiß- liches schwammiges Holz, mit roth brauner Rinde. Hat der Stamm die Höhe von zehn oder mehr Fuß erreicht, so sendet er nach allen Richtungen und Seiten zu, wagerecht niehre Aeste aus sich heraus, die er gleichsam wie Arme ausstreckt. Sind diese etwa 12 Fuß lang geworden, dann treten fadenähnliche kleinere Aeste an deren untrer Spitze hervor und senken sich lothrecht zur Erde hinab, wurzeln dann im Boden, erstarken, bilden gleichsam eigene Bäume, die aber oben mit dem Mutterstamme stets vereinigt bleiben, und treiben nun eben auch, wie dieser, ihre horizontalen Zweige, die wieder neue Stämme treiben, indessen die Altmutter auch nicht ruht. So entsteht eine große Baumfamilie, die zuletzt einen so großen und undurch- dringlichen Wald bildet, daß zehntausend Menschen in dessen Schatten dem glühenden Sonnenstrahle Bengalens Trotz bieten können. Frei- lich Hansen aber auch oft große Schlangen, Tiger und ähnliche Thiere