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1834 -
Halle
: Schwetschke
- Autor: Blanc, Ludwig Gottfried
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Geographieschulbuecher vor 1871
- Schultypen (WdK): Landschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Schulformen (OPAC): Privatunterricht, Selbstunterricht
- Geschlecht (WdK): koedukativ
506
E. Amerika.
einander ab; alle Arbeiten wurden gemeinschaftlich verrichtet, aber
kein Indianer erhielt ein Eigenthum, sondern alles was erbaut und
gearbeitet worden, kam in die Vorratshäuser der Jesuiten, welche
daraus die Indianer mit Kleidung, Nahrung und Waffen versa-
hen; aller Handel war natürlich ebenfalls nur in den Händen der
Jesuiten. Da sie aber, angeblich, um Unsittlichkeit zu verhüten,
sich das Recht erwarben, jeden Weißen aus dem Bereich ihrer Mis-
sionen zu entfernen und keinem den Zutritt gestatteten, so beschul-
digten sie ihre Feinde, daß sie sich eine unabhängige Macht unter
den Indianern bilden wollten; welcher Verdacht dadurch allerdings
sehr verstärkt ward, daß, als der östliche Theil dieser Gegenden an
Brasilien abgetreten werden sollte, die Indianer sich mit bewaffne-
ter Hand widersetzten und erst durch abgeschickte Heere unterworfen
werden konnten. Diese ganze Einrichtung hörte auf, als die Je-
suiten 1767 aufgehoben und aus dem Lande entfernt wurden. Die
Zahl der ansässigen Indianer soll seitdem bedeutend abgenommen
haben. Als im Anfang dieses Jahrhunderts in allen spanischen
Provinzen Amerika's Unruhen ausbrachen, erklärte auch Paraguay
.1811 seine Unabhängigkeit, und es gelang einem Eingebornen, dem
frühern Advokaten Br. Francia , in dem ungebildeten Lande einen
so bedeutenden Einfluß zu gewinnen, daß er 1812 auf 3 Jahre,
dann aber 1817 für seine Lebenszeit zum Dictator ernannt
ward. Als solcher beherrscht er das Land unumschränkt, doch soll
er, wenn auch mit großer Strenge, für den Anbau, für die Ju-
stiz, für Schulen und für die Militairmacht viel Löbliches gethan
haben. Aber treu dem alten System der Jesuiten, hat er sein Land
jedem Fremden fast unzugänglich gemacht, und selbst fremde Ge-
lehrte mehrere Jahre lang wider ihren Willen darin zurückgehal-
ten. — Der nordöstliche Theil des Landes soll gebirgig seyn, das
klebrige besteht aus höchst fruchtbaren Ebenen; das Klima ist heiß,
aber nicht ungesund. Ackerbau und Viehzucht machen die Haupt-
beschäftigungen der Einwohner aus. Als das eigenthümlichste und
edelste Product des Landes müssen wir den sogenannten Para-
guay-Thee oder Mate nennen. Er wird aus den Blättern
eines dem Pomeranzenbaume ähnlichen Baumes (Cassine con-
gonha oder Ilex paraguariensis) gewonnen, welcher sich fast
ausschließlich in diesen Gegenden findet. Die Blätter werden ge-
sammelt, geröstet und zerstoßen. In diesem Zustande wird der
Mato wie andrer Thee, aber aus der Kanne selbst mittelst kleiner,
oben durch ein feines Sieb geschlossener Röhren genossen. Den
Gebrauch haben die Europäer von den Indianern erlernt, und
jetzt ist dieser Thee das allgemeine Bedürfniß nicht allein in diesem
Lande, sondern fast in ganz S. Amerika. Es ist daher ein sehr
bedeutender Handelsartikel für Paraguay. — Die einzige bedeu-
tende Stadt ist Assuncion, am Paraguay, vom Dictator fast
ganz neu erbaut, sie soll an 10600 Einw. haben.
1870 -
Halle
: Schwetschke
- Autor: Traut, Heinrich Theodor
- Sammlung: Geographieschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrerbuch
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten, Fortbildungsschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten, Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Höhere Schule, Fortbildungsanstalt
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
126
Die Staaten von Südamerika.
3000 Einw., befestigte Hafenstadt, liegt auf dem Gebiet der Arauco's,
eines immer mehr zusammenschmilzenden Jndianerstammes. Südwestlich 15
Meilen von hier liegt an der Küste Osvrno, die südlichste Stadt auf
dem amerikanischen Festlande, mit deutschen Kolonisten.
Im Süden der Republik liegt die zu ihr gehörige Insel Chiloö,
mit vielen kleinen Inseln ringsum, mit Guanogewinnung.
Weit im Großen Ocean liegt die merkwürdig gewordene Insel Juan
Fernandez, wo ein ausgesetzter schottischer Matrose (in den Jahren
1705—1709), Alexander Selkirk, sein Leben fristete. Er lieferte
den Stoff zu dem weltberühmten Roman „Robinson Crusoe" von Defoe.
Vii. Die Argentinische Republik.
1. Die Argentina hat 25,531 O.-M. und 1,465,000 Einwohner.
Sie liegt im O. von Chile und im S. von Bolivia.
2. Im Westen trennen es die Anden von Chile, im Osten der
Paraguay und Uruguay von den gleichnamigen Staaten. Als Süd-
grenze gilt der R io Negro. Der Hauptfluß des Landes ist der Par an ü
(kommt aus Brasilien), der, nachdem er den Uruguay aufgenommen, hat,
den Namen Rio de la Plata annimmt. Gegen Osten nach Uruguay
und Brasilien zu, erhebt sich der Boden in sanften Bergrücken, welche
noch zum Brasilianischen Hochlande gehören. Die Mitte des
Landes hingegen bilden die Pampas, eine ununterbrochene, unermeßliche
Ebene ohne Bäume. Sie ist meist Steppenland, mit 2 bis 3' hohen
Graswuchs bedeckt, auf denen zahlreiche Heerden wilder Stiere, Pferde
und Maulthiere umherschweifen (vergl. §. 93, 5).
3. Das Klima ist zwar feucht, aber gesund und gemäßigt; nur
im nördlichen Theile der Ebene wird die Hitze oft lästig. Die Wälder
im nördlichen und westlichen Theile des Landes enthalten viel köstliche
Hölzer, welche Färbestoffe und Harze geben, namentlich auch das Gummi
elasticum; außerdem liefert das Pflanzenreich Zuckerrohr, Baumwolle,
Kaffee, Thee, Wein, Reis, Südfrüchte. Das Mineralreich ist reich an
Salz und Salpeter. Ausgeführt werden: Häute, Felle, Wolle, anima-
lisches Oel, Soda, Pferdehaare, Talg, Hörner, conservirtes Fleisch
(Buenos Ayres). Ausfuhr 31 Mill., Einfuhr 43,4 Mill. Thaler.
4. Staatsausgaben 17,2 Mill., Schulden 47 Mill., Papier-
geld 20,2 Mill. Thaler. Stehendes Heer 10,700 Mann; Kriegs-
flotte 18 Schiffe mit 54 Kanonen, Handelsflotte 79 Seeschiffe
mit 95,000 Tonnen. 70 deutsche Meilen Eisenbahn.
5. Die Bewohner sind Europäer und Eingeborene, mit Ausnahme
einiger Jndianerstämme katholisch, und treiben Acker-, Wein-, Bergbau,
Viehzucht und Handel.
6. Die Argentina besteht aus 18 conföderirten Staaten.
Vuenos Ayres, 120,000 Einwohner (darunter 3500 Deutsche),
Hauptstadt am La Plata, gut gebaute, lebhafte Handelsstadt, im Jahre
1585 erbaut, mit Universität, großen und schönen Kirchen. Santa Fv,
15,000v Einw., am Parana, Stapelplatz für den Handel mit Paraguay.
Cordova, 25,000 Einw., hat viele Kirchen, wichtigen Binnenhandel,
namentlich auch starken Maulthierhandel. Salta, 11,600 Einwohner,
Hauptplatz für den Binnenhandel. Mtendoza, 10,000 Einw., am Fuße
1869 -
Braunschweig
: Schwetschke
- Autor: Blanc, Ludwig Gottfried, Lange, Henry
- Auflagennummer (WdK): 8
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrer- und Schülerbuch
- Schultypen (WdK): Landschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde, Welt
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
- Geschlecht (WdK): koedukativ
- Konfession (WdK): offen für alle
Xii. Brasilien.
607
sie bilden das große Tiefland des Maranhao, lvovon Amazonas den west-
lichen Theil ausmacht. Beide zusammen begreifen den brasilianischen An-
theil des ehemaligen Guyana und haben etwa 53,100 Om-, aber höchstens
420,000 Freie, 30,000 Sclaven und 100,000 Indios bravos, deren Zahl
jedoch immer mehr abnimmt. Außer den Hauptstädten giebt es hier nur
einige von den Jesuiten gegründete Missionsdörfer von bekehrten Indianern;
die unermeßlichen Ebenen sind größtentheils von Urwäldern bedeckt
und werden von gänzlich unabhängigen Indianern durchzogen. Tief
im Innern, am Rio Negro, liegen: die ehemalige Hauptstadt Barcellos,
mit nur noch 20 Häusern, und die jetzige Barra do Rio Negro, jetzt
Maná os genannt, mit 6000 Einw., nahe bei der Mündung dieses Flusses
in den Maranhao. Die wichtigste Stadt aber ist: Pará oder vielmehr
Cidade de Nossa Senhora de Belem, unter 1' 3' s. Br., 14 M.
von der hier an 2 M. breiten Mündung des Rio Para, eine neue und
schön gebaute Stadt mit bedeutendem Handel und früher 35,000 Einw.
Die Stadt wächst jetzt außerordentlich schnell und ist mit Gas beleuchtet.
Haupthandelsartikel in Para sind: Gummi elasticum, Cacao, Sassaparille,
kostbare Hölzer, Droguen, Urucu und Brasil- oder Para Nüsse (Bertholletia)
rc. An der Mündung des Tocantins liegt Villa Vio osa oder Carnet á, ein
Hafenplatz mit 10,000 Einw.; an der Mündung des Tapajos der wichtige
Flußhafen Santarem. Bei Obydos wird trefflicher Cacao gebaut.
Maranhao, mit Piauh y, südöstlich von den Mündungen des Ma-
ranhao, zusammen etwa 8630 Om. groß, mit 750,000 Einw. Auf einer
Insel in einem schönen Meerbusen, worin mehrere Flüsse münden, unter
2*/,0 s. Br., liegt die befestigte Hauptstadt von Maranhao, S. Luis
do Maranhao, mit einem guten Hafen und 30,000 Einw., darunter viele
Engländer und Nord-Amerikaner, welche sich in der neueren Zeit durch
Handel bereichert haben. — Auf den Vergebenen von Piauhy liegt an einem
rechten Nebenfluß des Parnahyba die frühere Hauptstadt Oe iras, mit
6000 Einw., die jetzige The resina liegt am rechten Ufer des Parnahyba;
viel wichtiger aber ist der Hafen Parnahyba, mit 15,000 Einw.
Pernambuco, mit Ceará, Rio Grande do Norte, Pa-
ra hyba (Paraybal, und Alagóas, zusammen 6625 sim., mit
mehr als 2y2 Millionen Einw. Diese Provinzen, mit die reichsten
von Brasilien, erzeugen vorzüglich Pferde und Rindvieh, Zucker, Reis, Taback,
Baumwolle, fast die beste, die es giebt, und das nach einer Provinz be-
nannte Pernambuc- oder Brasilienholz. Die Bewohner von Pernambuco
waren von jeher ein unruhiges Volk, das durch die große Zahl von Sclaven
auf niederer Stufe der Gesittung gehalten worden.— In Ceará liegt die
Haupffladt gleichen Namens, jetzt aber Fortaleza genannt, mit einem
Hasen und über 12,000 Einw., und Aracati, mit vielleicht 25,000 Einw.
— In Rio grande: die Hauptstadt Natal, mit einem Hasen und 18,000
Einw. — In Parahyba: die Hauptstadt gleichen Namens, mit einem
festen Hasen und 15,000 Einw. — In Alagoas: Porto Calvo, mit
6000 Einw., Schiffswerften und Holzhandel; Alagoas, früher die Haupt-
stadt, mit 14,000 Einw.. treibt lebhaften Handel, Haupffladt der Provinz
ist jetzt Maceio, Hafenstadt mit 4000 Einw. — Die Hauptstadt von Per-
nambuco und eine der größten Städte des Reichs ist Pernambuco, unter
4. Bd. 3
- S. 356
1838 -
Eisleben
: Reichardt
- Autor: Cannabich, Johann Günther Friedrich
- Sammlung: Geographieschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
35ö
Amerika.
Der wichtigste Ausfuhr-Artikel ist der sogenannte Paraguay-
Thee, welcher auch Matt« und in Brasilien gewöhnlich Can-
gunha oder Congonha heißt und nicht allein in Paraguay, son-
dern überhaupt in ganz Südamerika sehr häufig genossen wird, so
daß Chile allein jährlich für eine Million Thaler von diesem Thee
verbrauchen soll. 1814 gingen an 20,000 Ballen, jeder zu 210 bis
270 Pfund stromabwärts aus Paraguay nach Buenos Ayres. Der
Paraguay-Thee, der ein tägliches Bedürfniß des Volks ausmacht,
unterscheidet sich übrigens wesentlich von dem Chinesischen und wird
aus den Blattern eines Baumes bereitet, der bloß in Paraguay ein-
heimisch ist und daselbst in großer Menge in den Wäldern wachst.
Man nennt den Baum in Paraguay Caamiri. Nach den Nach-
richten der Baierischen Reisenden Spix und Martius soll dieser Thee
von einem Strauche, Namens Cassine Gonhanha gewonnen wer-
den. Einige Botaniker nennen den Baum, der diesen Thee liefert,
Paraguay-Stechpalme (Jlex Paraguariensis). Man streift
die Blatter ab, dörrt oder röstet sie am Feuer und verpackt sie dann
zur Versendung in Haute oder Sacke von einer Art Rohr. Aus
diesen Blattern, gewöhnlich „Perba" (Kraut) genannt, bereitet man
nun ein dem Thee ähnliches Getränk, welches in jedem guten Hause
in Südamerika in runden silbernen, auf eben solchem Untersatze ste-
henden Kannen geschieht, welche mit einem kleinen, 6 Zoll langen
silbernen Rohre versehen sind. Man schüttet einen Theelöffel voll
von dieser Perba mit einem Stück geröstetem Zucker in das Gefäß,
fügt einige Tropfen Citronensast, ein Stückchen Zimmet und Gewürz-
nelken hinzu und gießt heißes Wasser daraus, wo dann der Trank
„Matte" genannt, fertig ist. Das Gesäß mit Matte gefüllt, geht
dann auf der Untersatzschale in der Gesellschaft von Hand zu Hand
und jeder saugt durch das Rohr einen Schluck dieses angenehm
schmeckenden Getränks. Welchen Ekel aber auch der Anblick man-
ches Mundes erregen mag, so würde es doch eine höchst schlechte Er-
ziehung verrathen und für äußerst unschicklich angesehen werden, wenn
man sich weigern wollte, an diesem Saugen Theil zu nehmen.
„Als die Reihe an mich kam (erzählt Kotzebue in seiner Beschrei-
bung der in den Jahren 1815—1818 unternommenen Entdeckungs-
reise nach der Südsee und nach der Beringsstraße, indem er sich in
Chile in einer Gesellschaft befand, wo dieser Thee auf die beschriebene
Weise den Gästen präsentirt wurde), hielt ich es für eine Pflicht der
Artigkeit, meinen Vorgängern nachzuahmen, so schwer es mir auch
war, einen gewissen Widerwillen zu bekämpfen, da ich etwa der 20ste
war, welcher an dieser Röhre saugen sollte. — Doch kaum hatte ich
meine Lippen daran gebracht, als ich sie auch verbrannt zurückzog, und
jch empfehle jedem, dem einmal Thee auf diese Weise präsentirt werden
sollte, die Röhre mit den Zahnen zu fassen. Übrigens ist der Ge-
schmack dieses Thees nicht übel, ein aromatischer Saft, den man ein-
schlürst."
> >
1837 -
Heidelberg
: Winter
- Autor: Dittenberger, Theophor Friedrich, Nägele, Franz Karl
- Auflagennummer (WdK): 4
- Sammlung: Geographieschulbuecher vor 1871
- Schultypen (WdK): Gymnasium
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): Jungen
158
Natürliche Geographie.
flügel; Fischottern, Hausen, in der Donau, und andere Fi-
sche, große Heuschrecken, Seidenraupen, Bienen :c.
b. P f l a n z e n r e i ch: G e t r a i d e, Mais und köstliche Weine
im Ueberfluß, Reis, große Melonen; Obst, Kastanien, Hop-
sen, Taback, Waid, Safran rc., Holz in den Gebirgen und im
12 Meileu langen und 2—5 Meilen breiten Bakvnyerwalde,
in stachen Gegenden Holzmanget.
c. Mineralreich: fast alle Arten edler Steine, Gold
in Bergen und Goldsand, Silber, Kupfer, Eisen, Queck-
silber, Steinkohlen, Schwefel, Vitriol, Theer und Bergöl,
Salpeter, Stein- und Quellsalz. Mineralquellen und warme
Bäder.
§. 6. Einwohner. — In den älteren Zeiten hieß das Land
Pannonien. Die jetzigen Hungarn stammen von den Ma-
gyaren (spr. Madjaren) oder Ugern ab, welche sich nach der
Völkerwanderung dort ansiedelten, und nach und nach kamen
auch slavische Stämme hinzu. Sie sind sehr lebhaft, tapfer, groß-
müthig und stolz auf ihre Nation, aber auch aufbrausend und
eitel. Ihre Sprache ist mit der finnischen verwandt und mit
tatarischen Wörtern vermischt. Sie haben ihre eigene National-
tracht, und ihr Lieblingsvergnügen ist Reiten und Tanzen.
Die slavischen Völkerschaften, wozu diecroaten, Rai-
zeu, Szekler, Schlawacken rc. gehören, sind muthig und
tapfer, aber unreinlich und dem Trünke ergeben. Sie sprechen
mehrere Dialekte der slavischen Sprache. An der Save und
Drave sind viele Deutsche, und in Siebenbürgen ein deutscher
Stamm, Sachsen genannt. An der Save und in Servier:
wohnen die Servier, in Bosnien die Bosniaken und Tür-
ken im S., auch viele Armenier, zerstreut unter den Uebri-
gen Rußuiaken und (50,000) Zigeuner.
Die Anzahl aller einzelnen Völkerschaften beträgt nach den
oben angegebenen Naturgrenzen 14 Millionen Einwohner.
*
§. 7. Eintheilung. — Dieses große, überall von Gebirgs-
zügen begrenzte Nordkarpathenland wird eingetheilt:
I. Zn die Flußgebiete des linken Ufers der Donau,
der Waag, Grau und Theiß; und
Ii. in die auf dem rechten Ufer der Donau liegenden
Gebiete der Raab, Save, Drave, Servien und Bosnien, mit
der Küste des adriatischen Meeres.
Städte in den Flußgebieten des linken Ufers der Donau:
presburg, am l. U. der Donau, 25,000 Einw.
Comorn, auf einer Donauinsel nahe am Einfluß der Waag, 14,000 E.
Gchemnitz, etwas östlich von der Gran, 13,000 Einw.
pesth, am l. U. der Donau, 63,000 Einw.
1869 -
Braunschweig
: Schwetschke
- Autor: Blanc, Ludwig Gottfried, Lange, Henry
- Auflagennummer (WdK): 8
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrer- und Schülerbuch
- Schultypen (WdK): Landschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde, Welt
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
- Geschlecht (WdK): koedukativ
- Konfession (WdK): offen für alle
Iii. Die Vereinigten Staaten von Nord-Amerika.
497
fange von Städten vorhanden; der Hauptort Arkopolis oder Littlerock,
am Arkansas, hat 6000 Einw.
23. Der Staat Tennessee (—ssi), im N. von Kentucky und Vir-
ginien, im O. von Nord-Carolina, im S. von Georgia, Alabama und
im W. von Arkansas und Missouri oder dem Mississippi be-
grenzt, umfaßt 2144,8 Ihm.' und ist 1796 der Union beigetreten. Die
ersten festen Ansiedelungen gelangen erst 1774. Er hat seinen Namen von
dem Hauptflusse, welcher wie der Cumberland dem Ohio zufließt; zwischen
jenen beiden Flüssen zieht sich das Cumberland-Gebirge, der westlichste Theil
des Alleghany-Syslems. Das Ganze ist hügelig, im O. etwas gebirgig,
stark bewaldet und genießt eines äußerst milden, viel beständigeren Klimas,
als die Küstenstaaten. Unsere Getreidearten, sowie Reis, Taback, Baumwolle
und Indigo, werden gebaut; auch gewinnt man Eisen, Blei, Steinkohlen
und Salpeter. Die Zahl der Einwohner beträgt jetzt ca. 1,110,000. Die
bedeutendsten Oerter sind: Nashville, am Cumberland, die Hauptstadt,
mit 17,000 Einw., einer Universität und einigen Fabriken; sie ist der Mittel-
punkt des Handels in dieser Provinz. Memphis am Mississippi hat
25,000 Einw. Im raschen Aufblühen ist Knopville ('nox--), am Hol-
ston, welches schon über 5000 Einw. zählt und bedeutenden Handel hat.
Chattanooga, mit 5000 Einw.
V. Nordwestliche (Central-) Staaten.
Der Staat Kentucky, zwischen Tennessee im S.,Missouri und
i W., Indiana und Ohio im N. und Virginien im O. hat seinen
ti dem nicht sehr beträchtlichen Flusse, welcher links in den Ohio,
wgrenze bildet, fällt; außer dem Tennessee und Cumberland, welche
24.
Ohio
berühren, flie
Theil
endlich
Kentucky umfaßt an 1772,3 Hw. und ist 1792 der Union beigetreten.
Der östliche Theil ist gebirgig und schön bewaldet; hier finden sich zwei
Höhlet:
wellenförmig aber
muth-Höhle
fruchtbar
Höhlen ist die „Main
größte aus der Erbe. Man hat sie bis jetzt 18 engl.
» * + —
Meilen weit erforscht, ohne ein Ende zu finden, und tnan zählt in ihr
reits über 200 Verzweigungen, 50 Dome, 25 bodenlose Tiefen, 8 Wasser-
fälle und unzählige Ströme. Ihre Atmosphäre hält man für Lungenkranke
für sehr gesund. Man hat in ihr Menschenmumien aus einer Zeit, die
Niemand bestimmen kann, gefunden. Das Klima ist überhattpt höchst ge-
sund und gemäßigt, denn der Winter hält höchstens 2—3 Monate an
Der Ackerbau ist sehr bedeutend; außer Getreide wird noch viel Hans
und Taback gebaut; auch mit dem Weine haben Schweizer glückliche
Versuche gemacht. Die Zahl der Einwohner betrug 1820 schon ¡>6,400,
jetzt 1869 ca. 1,200,000. Die Hauptstadt Frankfort, am Kentticky, ist
nett angelegt, hat ein Theater, ein Zuchthaus, mehrere Fabriken und Handel,
zählt jedoch nur 5000 Einw. Bedeutender noch sind: Lepington, früher
Hauptstadt
Blanc's Handbuch In. Sie Ausl.
oberhalb' der Fälle des Ohio
32
1869 -
Braunschweig
: Schwetschke
- Autor: Blanc, Ludwig Gottfried, Lange, Henry
- Auflagennummer (WdK): 8
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrer- und Schülerbuch
- Schultypen (WdK): Landschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Europa
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): koedukativ
- Konfession (WdK): offen für alle
X. Griechenland.
665
Trikala genannt, ist eine überaus fruchtbare Thalebene, nördlich vom
Berge Lacha oder Olymp, südlich vom Berge Kumayta oder Oeta,
'östlich vom Pelion oder Maurovuni, westlich von der Hauptkette des
Pindus der Alten, jetzt Agrapha, Mezzovo u. s. w. genannt, umschlossen
und ziemlich gut angebaut. Die herrlichen Weiden ernähren treffliches
Rindvieh und'viele Schafe. Getreide, Reis, Baumwolle, Färberröthe,
Taback,''Wein und Seide gehören zu den Haupterzeugnissen. Die Ein-
wohner, etwa 390,000, von denen % Griechen, zeigen mehr Betriebsam-
keit, als in allen übrigen Provinzen, und sind mit der Verarbeitung der
Baumwolle, Wolle, des Leders, der Seide und des Tabacks vorzüglich be-
schäftigt.
Zu bemerken sind hier:
Jenischehr (das alte Larissa), am Salambria oder Peneus, eine
der betriebsamsten Städte des Reichs, mit 25,000 Einw., meist Türken,
welche sich mit der türkischen Garnfärberei, der Saffianbereitung, Seiden-
und Banmwollenweberei u. s. w. beschäftigen. Unterhalb der Stadt bis
zum Meere erstreckt sich das im Alterthum berühmte Thal Tempe, dessen
Schönheit neuere Reisende nicht ganz anerkennen wollen. Nahe am West-
eingange des Thals liegt der meist nur von Griechen bewohnte Ort Am-
-elakia am Abhange des Berges Kissow.o (Ossa), wo sich die berühm-
testen Rothgarnfärbereien und eine bedeutende griechische Schule befinden.
In der höchsten bewohnten Gegend des Olymp liegt das Kloster des heiligen
Dionysius. — Nach der westlichen Grenze zu liegt am Salambria die
jetzige Hauptstadt Trikala oder Tirhala (im Alterthum Tricca, mit
einem berühmten Aeskulap-Tempel), mit 10,000 Einw. und wichtigem
Baumwollenbau. — Die kleine Hafenstadt Volo, an einem Meerbusen
gleichen Namens, wird für das alte Iolkos gehalten. — Das Schlachtfeld
von Pharsälus sucht man in der Nähe von Tschatalscheh, von den
Griechen Farsa genannt. — An dem wilden Mezzovo-Gebirgezliegen, in
der Gegend der Stadt Kalabak, aus der Ebene vorragend und nahe
bei einander, Utchrere senkrecht abgeschnittene, hohe, isolirte, rundliche Felsen,
die Metedra genannt, auf welchen sieben griechische Klöster erbaut sind,
zu welchen man nicht anders als durch Strickleitern oder durch emporge-
wnndene Körbe gelangen kann. '
9. Die Inseln. Von den Inseln des Archipels sind folgende dem
türkischen Reiche geblieben.
a) Im nördlichen Theile des Aegäischen Meeres: Thaso (Thasus),
unweit der Küste von Macedonien, der Mündung des Karasu gegenüber,
einst wegen ihrer Goldgruben, ihrer Edelsteine und des herrlichen, dem
parischen gleichen Marnwrs, später ihres trefflichen Weines wegen berühmt;
jetzt nur noch ein gut bewaldetes, fruchtbares, aber schlecht angebautes Land
von 7 szm. mit 6000 Einw., wovon etwa die -Hälfte Türken sind.
Holz, Wein und Getreide sind Handelsartikel. Der Hauptort Castro, ein
Flecken, liegt an der Nordküste. — Samathraki (Samothrace, türkisch
Semendrek), südöstlich von der vorigen, mit 1500 Einw. — Südlich
davon Imbro (Imbros), mit 4000 Einw. — Südwestlich davon liegt
die größere Insel Limno oder Stalimeue (Lemnos), 9 H>M. groß,
mit 8000 Einw. Ihre ehemaligen Vulcane ruhen seit Jahrhunderten!;
doch verrathen noch heiße Quellen die vulcanische Beschaffenheit ihrer ge-
1836 -
Breslau
: Schulz
- Autor: Seydlitz, Ernst von
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Geographieschulbuecher vor 1871
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
276
j
ger; 3) spanische Creolen'und Farbige. Die Spanier
eroberten es unter Valdivia 1541. Jetzt ist das Land
unabhängig seit der Schlacht von Maypo 1818.
8 Provinzen.
Städte: St. Jago, ammavocho, Hauptstadt, Sitz
der Negierung und einer Universität (70,000 Emw),
schön und regelmäßig gebaut mit ansehnlichen öffent-
lichen Gebäuden, die Münze rc., lebhafter Handel.
Valpara-isv (20,000 Einw.), ist die wohlbefestigte
Hafenstadt St. Jagos.
Conception (10,000 Einw ), feste See- und Handel-
stadt mit trefflichem Hafen.
Valdivia (2000 Einw.), Festung, Hafen und Ver-
- bannungsort.
fdie Inseln Juan Fernande;, wo Alexander Sel-
kirk als Robinson hauste; — die C h i l o e. Inseln
(Zooo), meist Klippen; die größte, Chiloe hat un-
gefähr-200 Qm., 25,600 Einw.j
V. Paraguay.
(Im Innern; 7000 Qm., 600,000 g.)
* Boden: meist eben, fruchtbar, wald- und weidereich.
Flüsse: der brasilische, majestätische Par anä mit
dem Paraguay und dessen Nebenflüssen Vermejo
und .Pilcomayo. — Der Ueberschwemmungs-S.ee
Tarayes (1000 Qm.).
Clima gesund; Produkte: die des Landbaues
und der Viehzucht. — Paraguay-Thee oder Mats.
Einwohner; durch die Jesuiten bekehrte Indianer,
sseißig, gebildet; seit 1812 unter dem Diktator Dr.
Francia unabhängig — jedem Fremden unzugänglich.
Assuncion, am Paraguay (10,000 E.), ist die neu-
erbaute Hauptstadt.
Vi. Bundesstaat Rio de la Plata.
(Geschätzt auf 40,000 Qm., i Mill Einw.
(Zwischen 20° und 40° S. Breite.)
Boden: im W. machen die Grenze gegen Chili
die schneebedeckten Cordilleren, von denen unter 32 °
1863 -
Hildburghausen
: Gadow
- Autor: Peter, Hermann
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Geographieschulbuecher vor 1871
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Volksschule
- Regionen (OPAC): Sachsen-Meiningen
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): koedukativ
Go
Pflauzenwuchs spärlich, im hohen Norden nur Ge-
strüpp und Moos.
M i n e r a l i e n. Viel Gold und Platina, Silber, Eisen,
Salz.
Hauptstadt:
Tobolsk am Ob, 25,000 Einw., Hauptniederlage der Pelr-
waaren. - Auf Kamtschatka Peter-P auls-Hafen.
2) Das chinesische Reich.
Das chinesische Reich, von den Chinesen himmlisches
Reich, auch Reich der Mitte genannt, von einem Kaiser be-
herrscht, der sich Sohn des Himmels nennt, besteht aus
mehreren Theilen, hat 250,000 Om. und 400 Millionen
Einw., ist also sehr stark bevölkert. Das eigentliche China,
im R. durch die große Mauer von der Mongolei ge-
schieden, hat an den beiden großen Strömen wohlangebaute,
gut bewässerte und starkbevölkerte Ebenen; es ist das Land
des Ackerbaus und die Heimath der Seide und des Thees.
■— Die' Mongolei mit der Wüste Gobi oder Schamo
ist ein von nomädisirenden Mongolen bewohntes Steppen-
land. — Die Mandschurei ist meist niit Waldungen be-
deckt, hat aber auch Getreideball, theils Nomaden, theils
in festen Wohnplätzen wohnende Einwohner. — Tibet
ist ein Gebirgsland-.— Korea ist gebirgig.— Das Klima
ist im Süden mild, nach Norden zu rauher.
Produkte. Thiere: Hausthiere, Fasanen, Fische
(Goldfische), Seidenzucht; in der Mongolei zahlreiche Heer-
den von Kameelen, Pferden, Rindern, Schafen, auch wilde
Pferde und Pelzthiere; in Tibet Büffel mit Seidenschwän-
zen, Ziegen mit seidenartigen! Haar, Schafe mit feiner
Wolle, Moschusthiere. Raubthiere überall.
Pflanzen: Getreide, viel Reis, Baumwolle, Bam-
bus, Thee, Zucker, Indigo, Wein, Tabak, Obst.
Mineralien: Gold, Silber, Eisen, Zinn rc., viel Salz.
Die Chinesen sind Heiden, gehören zum mongolischen
Stamme, treiben Ackerbau, Seidenzucht und Handel, sind
kunstfertig, verfertigen Papier, Seidenwaaren, Nanking,
Porzellan; hielten sich früher ganz abgeschlossen von andern
Völkern, erst in neuerer Zeit sind den Europäern mehrere
Häfen zum Handel geöffnet. Die Chinesen sind gebildet,
kannten Manches z. B. das Pulver, den Compaß, die Buch-
1865 -
Weimar
: Voigt
- Autor: Cannabich, Johann Günther Friedrich, Oertel, Friedrich Maximilian
- Auflagennummer (WdK): 19
- Sammlung: Geographieschulbuecher vor 1871
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
Brasilien.
231
Die Produkte sind die erwähnten südamerikanischen, dazu kommen
noch Affen, Tapire, Faulthiere, Armadille, deren Fleisch wohlschmeckend
ist; Baumwolle, Bataten, Kaffee, Zucker, Cacao, Cassia, Jpecacuanha,
Paraguaythee, jetzt auch chinesischer Thee, dessen Anbau man mit Glück
versucht hat. Pisang, Balsam-, Kautschuk- und Gummibäume, Indigo,
Kokosbäume, Brasilienholz, Mahagoni; besonders viele Diamanten und
Seesalz.
Die Zahl der Einwohner beträgt fast 7,700,000, theils Weiße,
Abkömmlinge von mancherlei europäischen Nationen, besonders Portu-
giesen, theils Negersklaven und freie Farbige, theils dem Staate
unterworfene Indianer. Es giebt aber auch noch im Innern viele
freie Indianer, Tupayos oder Gentios genannt, leicht über 100
Stämme, von welchen die meisten die Ufer des Amazonenslusses und des
Paraguay bewohnen. Sie sind Nomaden und ernähren sich von der
Jagd, dem Fischfänge, dem Honige wilder Bienen und von Wurzeln
und Früchten der Waldungen. Die meisten dieser Stämme gehen ganz
nackt, und einige verzehren das Fleisch ihrer getödteten Feinde. Ihre
Wohnungen sind fast immer im Dickicht der Urwaldungen versteckt; da-
hin gehören die Botocuden, die Puris rc. Landesreligion ist
die katholische. Von den Ureinwohnern sind noch viele Heiden. Die
Industrie ist erst im Entstehen. Der Handel ist wichtig und wird
vorzüglich mit Briten und Nordamerikanern betrieben. Seine wichtig-
sten Artikel für die Ausfuhr sind Kaffee, Zucker, Färbeholz, Häute,
Hörner, Rum und Diamanten.
Diese vormals portugiesische Besitzung bildet einen in 20 Provin-
zen getheilten Staat, an dessen Spitze ein Kaiser, seit 1831
Pedro Ii. steht, der aus dem in Portugal regierenden Königshause
Braganza stammt.
Rio Janeiro, Hauptst. des ganzen Landes und Residenz des Kaisers auf
einer Landzunge an der Bai gl. N. und am Fuße mehrerer Berge, ist ^ M. lang
und gut gebaut, der Mittelpunkt des brasilianischen Handels, hat den geräumig-
sten und sichersten Hasen der Erde, eine neue, prächtige Domkirche, einen kaiser-
lichen Palast, eine merkwürdige Wasserleitung und fast 300,000 E. Allenthalben
umgeben schöne Landhäuser und Gärten die reifende Stadt, in deren Nähe das
kaiserliche Lustschloß S. Christovao liegt. Petropolis, eine neue, meistens
von Deutschen angelegte Kolonie,^6 M. von Rio Janeiro, am Abhänge der Serra
Estrella, mit einem kaiserlichen Sommervalaste, enthält über 3000 E., worunter
2500 Deutsche. Bahia, sonst San Salvador, die vormalige Hauptst. des
Landes, an der Allerbeiligenbai, nach Rio Janeiro die größte und reichste Han-
delsstadt Brasiliens, hat einen durch mehrere Forts vertheidigten Hafen, eine Ci-
tadelle und 200,000 E. Die ganz aus europäischem Marmor aufgeführte Jesu-
itenkirche ist das größte und prächtigste Gebäude der Stadt. Fernambuco oder
Pernambuco, St. am Flusse Capiparibe, besteht aus dreitheilen und bat mit
der 1 M. davon gelegenen St. Olinda 62,000 E., die bedeutenden Handel mit
Färbcholz treiben. 0>an Luis de Maranhao, St. auf der Insel gl. N., hat
einen durch Forts beschützten Hafen, beträchtlichen Handel und 33,000 E. Belem
oder Par», St. an dem Parü, der sich 14 Meilen davon in das Meer ergießt,
'ü gut gebaut, treibt ansehnlichen Handel und bat 31,000 E. Cincora oder
Sincaru, neu entdeckter Diamantendistrikt, wo bereits viele tausend Menschen
mit dem Aufsuchen der daselbst in großer Menge vorhandenen Diamanten sich be-
schäftigen. San Paulo, St., welche eine Gewehrfabrik und 25,000 E. hat und
1819 -
Ludwigsburg
: Nast
- Autor: ,
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Geographieschulbuecher vor 1871
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Regionen (OPAC): Württemberg
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
206
Amerika.
5) Pertugi esisches Süd-Amerika oder
daö Königreich Brasilien.
Besteht aus dem eigentlichen Brasilien, dem
Amazonen-Land, und aus Theilen von Ostperu,
Guiana und Paraguay; gränzt gegen O. und S. ans
atlantische Meer, W. und N. an spanische und fran-
zösische Bestzungen, imb hat 100,000 Q- M. mit un-
gefähr 2,400,000 Einw. Das Klima ist ge-
mäßigt und angenehm. Flüsse sind: der Ma-
ranhon (Amazonenfluß) mildem Rio Negro,
P u p u r a n. a., der Gran Para, Rio F r a n -
zesko, Paraguay rc. Im Osten sind Fortsezun-
gen der Cordilleras, im Innern mehrere Ge-
birge, aber auch große Ebenen. Produkte: Rind-
vieh, Pferde, Maulesel, wilde Schweine, Raub-
wild, Riesenschlangen, Geflügel, Schildkröten, Fi-
sche, besonders Wattfische; Getreide, Südfrüchte,
Wein, Flachs, Hanf, Kaffee, Zucker, Cacao, Ing-
wer, Pfeffer, Indigo, Kokosbaume, Mahagoni -
Brasilienholz, und vieles andere Bau - und Farbe-
Holz; edle und unedle Metalle, Edelsteine, welche
in Flüssen gefunden werden, Quecksilber, Salz.
Die Einwohner sind Portugiesen, katholi-
scher Religion und Indianer, noch zum Theil
Heiden, und Neger. Das Land treibt wichtigen
Handel. An der Spize der Regierung steht der
König von Portugal, der sich hier befindet. Seine
Besizungen bilden, nur ein Königreich, nemlich: das
vereinigte Königreich von Portugal,
Brasilien und den beiden Algarvien.
Kriegsmacht betragt 24,000mann, Seemacht
8 Linienschiffe und 4 Fregatten. Das Land wird in
10 Gouvernements getheilt, wo die Städte:
Rio Janeiro, Hauptst. des ganzen Landes und Resi-
denz des Königs, am Fl. gl. N., der durch 2 Forts beschüzt
ist, hat eine Sternwarte, eine Münze, viele Juweliere und
gegen 100,000 E. Die Stadt ist der Mittelpunkt des portu-
giesischen Handel, ihr Hafen ist durch mehrere Forts beschüzt.
Fernambuco, 25,000 E., Handelsst. Aus dem Hafen
derselben wird das Brastlienholz ausgeführt. Bahia, die
1869 -
Hildburghausen
: Gadow
- Autor: Peter, Hermann
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Geographieschulbuecher vor 1871
- Schultypen (WdK): Gymnasium, Realschule, Höhere Bürgerschule, Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten, Mittlere Lehranstalten, Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Gehobene Volksschule, Bürgerschule, Realschule, Gymnasium
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
Pflanzen. Viel Getreide, guter Wein, Tabak, Me-
lonen*, Obst (außer in Galizien), Hanf (in Galizien),
Wälder.
Mineralien. Gold, Silber, Eisen, Salz, Mineral-
quellen.
Einwohner: Die 20 Mill. Einwohner bekennen sich
theils zur griechischen, theils zur katholischen, theils zur
evangelischen Kirche, auch gibt es viele Juden (vorz. in
Galizien) und Zigeuner. Viele Deutsche. — Weniger In-
dustrie, Handel mit Vieh, Leder, Wein u. dergl. — Eisen-
bahnen in Ungarn und Galizien.
a) Königreich Ungarn mit dem Banat. 3896 s^M.,
10 Mill. Einwohner. — Ungarn, früher unter eigenen
Königen, gehört seit 1526 zu den österreichischen Staaten.
Städte:
Ofen (Buda) am rechten Ufer der Donau, 55,000 Einw.
Festung, Sitz der Landesregierung.
Pesth, am linken Ufer der Donau, Ofen gegenüber, Haupt-
stadt Ungarns, 132,000 Einw., Hauptsitz der ungarischen Industrie
und erster Handelsplatz des Landes, Universität, 4 Messen, Weinbau.
Stuhlweißen bürg, 2b,000 Einw., in der Plattensee-Ebene,
Tuch- und Flanell-Weberei, Gerberei.
Komorn an der Mündung der Waag in die Donau, auf
der sehr fruchtbaren Donauinsel Schütt, 20,000 Einw., starke Festung,
Hausenfang.
Raab, an der Mündung der Raab in einen Donauarm, 20,000
Einw., große Pferde- und Getreidemärkte.
Oedenburg, in reizender, wein- und obstreicher Gegend in
der Nähe des Neusiedlersees, 20,000 Einw., meist Deutsche. Bedeu-
tender Produktenhandel.
Preß bürg an der Donau, 44,000 Einw., Handel, Obst- und
Weinbau.
Schemnitz, 25,000 Einw., bedeutendste Bergstadt Ungarns,
große Gold- und Silberbergwerke.
Miskolcz, 25,000 Einw., Weinbau.
Tokaj, 6000 Einw., berühmter Wein.
Erlau, 20,000 Einw., Sitz eines Erzbischofs, prachtvolle Dom-
kirche, Weinbau.
Debreczin in einer fruchtbaren Sandebene, 30,000 Einw.,
zweite Handelsstadt Ungarns, vorzüglich Viehhandel, Töpferwaaren,
Seife, Weizen.
Großwardein, Festung an der Körös, 25,000 Einwohner,
Weinbau- und Produktenhandel.
1837 -
Heidelberg
: Winter
- Autor: Dittenberger, Theophor Friedrich, Nägele, Franz Karl
- Auflagennummer (WdK): 4
- Sammlung: Geographieschulbuecher vor 1871
- Schultypen (WdK): Gymnasium
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): Jungen
604
Politische Geographie.
Paraguay.
Es liegt zwischen Bolivia, Brasilien und La Plata, 7000
lum., 600,000 Einw., grvßtentheils christliche Indianer und
Crevlen; 1 Lyceum, viele Schulen und andere nützliche Anstal-
ten. Ebenes Land, große Llianvs am Paraguay, Pilco-Majo,
Bermejo und Parana mit verwilderten Rindern und Pferden in
Heerd'en, trefflicher Viehzucht, Wolle, Baumwolle, Seide, Zu-
cker, Taback, Paraguay-Thee, Indigo rc. — Verfassung: un-
abhängiger Freistaat, mit einem Collegium von 42 Repräsentan-
ten und 1 Secretar (Francia/ Doctor der Reckte, Diktator des
Landes). Eigenes Gesetzbuch. — Kriegsmacht: 8000 Mann regu-
lirte Truppen, eine Miliz von 30,000 Mann und 20 kleine Kriegs-
fahrzenge auf den Flüssen des Staates.
Eintheilung in 8 Departemcnte.
Assumcion (La Assumtion). am l. U. des Paraguay, Haupt-
stadt, 9000 E. Dom und 2 Kirchen, 2 Kloster, Palast, Lyceum,
Handel und Schiffahrt auf dem Paraguay. — Villarica, 2000 E.
— Villarica de la Conception, i6no E. — Jlapua, Festung.
Mehrere große Flecken und indianische Dörfer, jedes mit mehr als 2000
Einw. Dieses Land war früher im Besitz der Jesuiten, welche seine
Cultur gründeten, und dasselbe Terra missionum nannten.
Kaiserthum Brasilien.
Brasilien liegt zwischen 310—342° L. und 4° 11. Br. bis
34° südl. Br. Grenzen: Columbia, Guyana, atlantisches Meer,
vereinigte Staaten von Laplata, Paraguay und Bolivia. —
Flächeninhalt: über 129,000 sum., wovon bis jezt nur der
50. Th. angebaut ist, mit vielen Sümpfen, Seen und Urwäldern.
Einwohnerzahl: 5 Mill. Weiße, Mestizen , Mulatten, Ne-
gersclaven (1,700,000) und mehr als 100 Stämme von halbcivi-
lisirten und wilden Indianern. — Die katholiscke Kirche hat 1
Erz- und 8 Bischöfe, 20 Klöster, gute Missionsanstalten. 2 Uni-
versitäten/ sonst aber wenig wissenschaftliche Einrichtungen. —
Im Innern sind eine Menge Gebirgszüge. Das innere Brasi-
lianische Gebirge/ etwa 6000' h., welches die Grenzscheiden der
großen Nebenflüsse des Maranhon unter vielerlei Benennungen
umfaßt. Im W. zieht das brasilianische Küftenaebirge/ die Sierra
do Mak/ von der Mündung des St. Franzeskoflusses, etwa 4000'
hoch nach S. In der Provinz Minas Geraeö sind die Berge
Jtakolumi/ 5700' h., und Jtambe, 5600' h. Der See Laguna
des patos, 56 M. l. und 9 M. br., der Amazonenstrom, Tv-
comtin oder Gran Para, Rio Franziskv, Paraguay, Parana,
Uruguay, unermeßliche Waldungen finden sich hier.
Die Fabriken, außer Gold - und Silberarbeiten, sind un-
bedeutend. — Der Handel, meist zur See, ist sehr wichtig und
1835 -
Weilburg
: Lanz
- Autor: Braun, Joseph
- Sammlung: Geographieschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Gymnasium, Pädagogium, Realschule, Höhere Bürgerschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten, Mittlere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Gymnasium, Höhere Bürgerschule, Pädagogium, Realschule
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
14t
D. Amerika im Allgemeinen.
nisch; erst im 2. 1821 erklärte sich dasselbe für unabhängig.
Neu-Guatemala, die Hauptstadt unweit der Küste des
großen Oceaus, wurde seit dem 2- 1774 erbaut und hat
50.000 Eiuw. Schreckliches Erdbeben 1830. San Sal-
vador, eine Stadt mit 40,000 Eiuw., liegt im Osten der
vorigen. Die Halbinsel Honduras, am karaibischen Meere,
wird säst ganz von wilden 2ndiauern bewohnt.
§. 118. 8) Kolumbien, 85,000 Qmeit. mit 2 bis 3
Mill. Einw. Dieses Land gehörte bis zum 2.1811 dem Kö-
nige von Spanien. Bogota, früher Santa Fe de Bo-
gota, die gut gebaute Hauptstadt, liegt im westlichen Theile
des Landes und zählt 30,000 Eiuw. Panama, eine Stadt
im Nordwesten der vorigen und aus der gleichnamigen Land-
enge, liegt an einem Busen des stillen Oceans und hat 25,000
Einw. Marakaybo, eine Stadt von 25,000 Einw. im
Norden der Hauptstadt und an dem gleichnamigen See, treibt
Handel. Quito, eine ansehnliche Stadt im südlichen Theile
des Landes und in der Nähe des Aequators, breitet sich m
einem herrlichen Thale aus und zählt 70,000 Einw. Der häu-
figen Erdbeben wegen bestehen die Häuser nur aus einem Stock-
werke. Schreckliches Erdbeben 1797.
9) Peru, 50,000 Qmeil. mit etwa 2 Mill. Einw. Dieses
Land ist seit dem 2-1821 von Spanien unabhängig. Lima/
die Hauptstadt, ist eine Meile vom großen Oceane entfernt und
hat 75,000 Einw., welche einen ansehnlichen Handel treiben.
Auch hier sind, der häufigen Erdbeben wegen, die Häuser
niedrig. Kuzko, eine Stadt im 2unern des Landes, zählt
26.000 Einw. und war einst die Residenz der 2nkas oder peru-
anischen Könige.
10) Bolivia, 20,000 Qmeil. mit 1 Mill. Einw. Dieses
Land war früher ein Theil des spanischen Peru. Potosi, eine
Stadt im südwestlichen Theile des Landes, hat 25,000 Einw.
2n der Umgegend sind berühmte Silberbergwerke. La Paz,
eine Stadt von 20,000 Einw., liegt im Norden der,vorigen.
§.119. 11) Paraguay, 7000 Qmeil. mit etwa *4
Mill. Einw. Diese Landschaft gehörte sonst zu dem spanischen
1845 -
Halle
: Schwetschke
- Autor: Selten, Friedrich Christian
- Auflagennummer (WdK): 17
- Sammlung: Geographieschulbuecher vor 1871
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
America.
279
9 Paraguay, angeblich 5000 □ Sd1?. Va Mill. Einw.,
das einzige ganz binnenländische Staatengebiet in Süd-
America, liegt zwischen den Strömen Paraguay und
Parana, umgeben von Brasilien in und O. und
von Argentina in S. und W. — Es ist jetzt ein Freistaat
und stand bisher unter der Dictatur eines ehemaligen
Rechtsgelehrten Dr. Francia, der das Land außer Ver-
bindung mit der übrigen Welt gesetzt und bis zu seinem
am 5. Rovbr. 1837 erfolgten Tode in Unbekanntschaft er-
halten hat. Paraguay war dabei wahrend der letzten Jahr-
zehende unter allen 9 Freistaaten der einzige, wo Ordnung
und Sicherheit einheimisch waren, keine Bürgerkriege, Par^
teikampfe, Empörungen und Spaltungen vorfielen, und
Staatsschulden ganz vermieden wurden, womit die übrigen
alle sammt Mexico, Mittel-America und sogar Texas reich-
lich beladen sind.
Assumcion am Paraguay, Hptst. des Landes, 15,000 E.
§. 114. Kaiserthum Brasilien,
vormals Portugiesisches Süd-America.
Dieses große Land, wovon nur der hundertste Theil an-
gebauet ist, daher auf 120,000 sist M. nicht einmal sechs
Millionen E. leben, ist an Gold, Silber, Diamanten eben
so reich als die sonst spanischen Besitzungen, hat Überfluß an
Rindvieh, Schafen, Pferden und andern europäischen aber
auch vielen einheimischen Thieren; Indigo, Kaffee, Reiß,
Zucker, Cacao, Taback rc., Fernambuc- oder Brasilienholz,
Waldungen (die schönsten Holzarten zu Kunstwaaren, Schiff-
bau rc.); Fischerei an den Küsten. — Das Reichsgebiet ist
in 18 oder 19 Provinzen getheilt. Geographische Bestand-
theile sind folgende vier:
1. Brasilien (eigentliches), der östlichste Theil von Süd-
America, eine Zeitlang das Hauptland des portugiesischen
Königreiches, jetzt mit dem Zubehör in W. und N. ein
davon losgerissenes Kaiserthum. — Von der Ostspitze des
Landes bis Monte-Video ein hohes Küstengebirge Serra
do Mar, durchschnittlich -1000 Fuß, die höchsten Gipfel
gegen 6000 Fuß, die ganze Kettenreihe gegen 300 Mei-
len lang; landeinwärts unbekanntes Hochland mit den
Diamanten-, Gold- und Silbergruben. Das Klima an-
genehm, milde, nicht heiß, ungeachtet der Lage unter dem
1869 -
Braunschweig
: Schwetschke
- Autor: Blanc, Ludwig Gottfried, Lange, Henry
- Auflagennummer (WdK): 8
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrer- und Schülerbuch
- Schultypen (WdK): Landschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Europa
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): koedukativ
- Konfession (WdK): offen für alle
382
A. Europa.
guter weißer Wein, Steinbruch genannt. — Debreczin, zwischen Theiß
und Körös, mit 36,300 Einw., eine durch die Fruchtbarkeit der Umgegend
und die Betriebsamkeit der meist resormirten Einwohner in der neueren Zeit
schnell emporgeblühte Stadt; sie ha^ besonders bedeutende Fabriken in Wolle,
Leder, Taback und Tabackspfeifen, Salpeter und Seife, zu welcher die Soda
aus den benachbarten Seen (Fejer-Tö) gewonnen wird. Ihre 4 Jahr-
märkte sind außerordentlich stark besucht.
zegedin, am Einflüsse der
Maros in die Theiß gelegen, mit 62,700 Einw. Freistadt mit bedeuten-
den Märkten, beträchtlichem Handel und nicht unwichtigen Fabriken; ihre
Gemeindemarkung erstreckt sich über 16 Hw.
Unter den Städten an oder bei der Donau sind zu bemerken: Oeden-
burg, 1 St. vom Neusiedler-See, mit 18,900 Einw., welche viel Obst-
und Weinbau oder Productenhandel treiben. Raab, an der Mündung der
Raab, mit 17,800 Einw. und wichtigen Pferdemärkten. Ungarisch-Alten-
burg mit einer landwirthschaftlichen Akademie. Gran, mit 12,000einw.
und einem herrlichen Dom, der 1856 feierlich eingeweiht wurde. Waitz en,
in einer weinreichen Gegend, hat eine schone Kathedrale und 11,300 Einw.
Stuhlweißen bürg, an der Sarvitz, in einer morastigen Gegend, mit
16,000 Einw., welche Tuch, Corduan und Soda bereiten. Fünfkirchen,
westlich von der Donau, mit 16,000 Einw., welche von Tuchweberei, Wein-
und Tabacksbau leben; in der Nähe ist eine berühmte Tropfsteinhöhle.
Mohacs, ein Markt mit 9400 Einw., ist wegen der Türkenschlachten
1526 und 1687 berühmt. — Im O. der Donau liegen: Nagy-Ivörös,
Flecken mit 20,000 Einw. und wichtiger Biehzucht. — Kecskemet, ehe-
mals der größte Marktflecken der Monarchie, seit 1857 zur Stadt erhoben,
in einer großen Sandsteppe, mit 40,000 Einw.; hier wird der ansehnlichste
Biehmarkt im Lande gehalten. — Oestlicher, beim Körös, liegt Osabu,
ehemals das größte Dorf des Landes, jetzt ein Marktflecken mit 27,900
Einw., welche viel Wein, Hanf rc. bauen. Südlich davon, in einiger Ent-
fernung von der Maros, ist zu Mezöhegyes eins der berühmtesten und
größten Gestüte auf der Erde. Ferner sind im O. der Theiß noch die
Marktflecken Mako, an der Maros, mit 25,600 Einw., (Ilock-Mesö-)
Vasarliely, mit 42,500 Einw., und özentes, mit 26,100 Einw.,
theils wegen Wein- und Tabacksbau, theils wegen starker Biehzucht zu
nennen.
In dem durch Bergbau und größtentheils deutschen Fleiß belebten
nördlichen Theile von Ungarn liegen die sogenannten Bergstädte: Krem-
nitz, mit 8700 Einw. und einer Münze, wo die bekannten Ducaten ge-
schlagen wurden; in der Nähe sind wichtige Gold- und Silbergruben.
Durch den im Granthale mündenden, 100 Klftr. unter den tiefsten jetzigen
Mitteln geführten und 2400 Klftr. langen Stollen wird der Bau auf
Jahrhunderte gesichert. — Scheinnitz, die größte Bergstadt, mit 14,000
Einw., meist Deutschen; Sitz einer berühmten Bergakademie und in der
Nähe bedeutende Gold-, Silber- und Kupsergruben. Hier sind 207 offene
Tagstollen (76,139 Klftr. lang), 48 Tagschachte (der tiefste 224 Klftr'.),
5 Wassersäulenmaschinen, 15 künstliche Teiche; gegenwärtig wird der Jo-
sephi-11.-Erbstollen betrieben, der 8000 Klftr'. lang und in 10 Jahren fertig
werden soll. — Neusohl (L^toreze Uauya), mit 4000 Einw. und wich-
1869 -
Braunschweig
: Schwetschke
- Autor: Blanc, Ludwig Gottfried, Lange, Henry
- Auflagennummer (WdK): 8
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrer- und Schülerbuch
- Schultypen (WdK): Landschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde, Welt
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
- Geschlecht (WdK): koedukativ
- Konfession (WdK): offen für alle
488
E. Amerika.
Europa, wohin das pennsylvanische Zellengefängniß-System verpflanzt wor-
den ist. Lang fortgesetzte einsame Haft wirkt nach zahlreichen Erfahrungen
verwirrend auf den Geist.
Ebenfalls vor der Stadt, am Schuhlkill
liegt ein schönes Marinehospital. Der Delaware trägt in der Stadt noch
Linienschiffe. Der Hafen im Flnsfe ist sehr geräumig und hat gute Schiffs-
werften. Das gelbe Fieber hat zuweilen hier große Verwüstungen ange-
richtet. Die zweite Stadt des Staats ist Pittsburg, im W. der Alle-
ghany-Gebirge, am Zusammenfluß des Alleghany und des Mononga-
hela, zweier schiffbaren Quellströme des Ohio, wodurch die Stadt mit
dem Mississippi, sowie durch Canäle mit Philadelphia und mit Washington
in Verbindung steht. Sie hat nicht allein bedeutenden Handel, sondern ist
auch die wichtigste Fabrikstadt der Union; man hat hier eine Kanonengießerei,
Maschinenbau-Anstalten, 10 Glashiitten, Miihlen aller Art u. s. w. Die
Stadt ist sehr regelmäßig gebaut und zählt mit ihren Vorstädten über
130.000 Einw., wovon '/3 Deutsche. — Der Hauptort ist die kleine
Stadt Harrisburg, am Susquehannah, mit 14,000 Einw. Noch sind
wichtig Reading, am Schuhlkill, mit 25,000 Einw., und Lancaster,
mit 20,000 Einw. Alleghany City, mit 30,000 Einw.
10. Der Staat Delaware (—wehr), ein schmaler Küstenstrich am
rechten Ufer des Flusses und der Bai gleichen Namens, von New-Jerseh,
Pennshlvanien und Maryland umgeben, welcher 99,7 Ihm. umfaßt. Das
Klima ist wegen vieler Sumpfgegenden eben nicht gesund. Der Ackerbau
ist bei weitem die wichtigste Beschäftigung der Einwohner, deren Zahl
115.000 beträgt, worunter wohl 20,000 freie Farbige. Die Hauptstadt
Dover liegt ungesund und hat kaum 8000 Einw., bedeutender ist Wil-
mington, unweit des Delaware, mit 25,000 Einw., vielen Fabriken und
Mühlen am Flusse Brandywine.
11. Der Staat Maryland besteht fast nur ans den beiden Ufern
der Chesapeake-Bai; Delaware und der Ocean begrenzen ihn im O., Penn-
sylvanien im N., Virginieu im Sw., wo der Potomak die Grenze macht;
die Bai im S. Diese, eigentlich die Mündung des Susguehannah, bildet
in einer Länge von 39 M. einen Wasserspiegel von 125 s^M. und meh
rere gute Häfen. Das Ganze enthält 523 □ M. Das Klima ist schon
bedeutend milde, der Sommer in den Thälern erstickend heiß, doch friert
zuweilen der Potomak; die Ostküste der Bai ist wegen Sümpfe ungesund.
Neben dem Ackerbau wird hier schon auf Plantagen Taback und Baum-
wolle gezogen. Der Handel ist sehr bedeutend. Unter den ca. 700,000
Einwohnern, wovon inehr als der vierte Theil aus Deutschen besteht, be-
finden sich ca. 90,000 freie Farbige. Die bedeutendste Stadt ist B a l t i m o r e,
an der Patapsco-Bai, welche in die Chesapeake-Bai mündet, und einen zwar
großen, aber nicht sehr tiefen Hafen bildet; an Volksmenge ist sie die dritte
Stadt der Union. Sie ist nicht sehr regelmäßig, aber gut gebaut; die
höher liegenden Theile der Stadt sind gesund, nicht so die tiefer liegenden;
auf einem Hügel ist Washington ein marinorues Denkmal, eine 160' hohe
Säule mit seiner Statue, errichtet; ein anderes den 1814 bei Vertheidigung
altimore hat viele Kirchen, einen
der Stadt gefallenen Kriegern,
katholischen Erzbischof, den einzigen in der Union, eine Universität, einige
gelehrte Schulen, mehrere Theater und an 220,000 Einw. (1790 erst 13,000),
1869 -
Braunschweig
: Schwetschke
- Autor: Blanc, Ludwig Gottfried, Lange, Henry
- Auflagennummer (WdK): 8
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrer- und Schülerbuch
- Schultypen (WdK): Landschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Europa
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): koedukativ
- Konfession (WdK): offen für alle
X. Griechenland.
655
Nikopoli, an der Donau, wo diese die Osma und von der walachi-
schen .Seite die Aluta aufnimmt. Sie ist befestigt, ihre Vorstädte sind
meist von Griechen und Bulgaren, die Stadt mehr von Türken bewohnt;
die Zahl der Einwohner soll 15,000 betragen. Hier siegten !1396 die
Türken unter Bajazet I. über Sigismund von Ungarn. — Ruschtschuk, an
der Donau, wo diese den Kara-Lom aufnimmt. Sie ist befestigt imd soll
an 30,000 Einw. haben, wovon etwa die Hälfte Griechen, welche einige
Fabriken in Wolle, Leinen, Baumwolle, Leder und Taback und einen jan-
sehnlichen Handel auf der Donau unterhalten. Die Stadt brannte 'bei
einem Gefechte mit den Russen 1811 beinahe gänzlich ab. — Widdin,
eine starke Festung an der Donau, mit einer Citadelle und 25,000 Einw.
— Hirsowa, an der Donau, klein, aber befestigt. — Sophia (bulg.
Triaditza, das alte Sardike), in einem 'weiten Thale, am Fuße des
Balkan und an den Flüssen Jskar und Nissava; sie ist ummauert, hat ein
festes Schloß und gehört zu den besseren Städten des Reichs; die Zahl
der Einwohner soll 30,000 betragen, worunter die Türken die überwiegende
Mehrheit ausmachen. Sie hat warme Bäder, einige Fabriken und Handel.
— Silistria (Drista), eine starke Festung an der Donau, welche im
letzten Kriege viel gelitten, mit 23,000 Einw. — Warna (Odessus),
eine Festung in einer sumpfigen Gegend am Meere, mit einein Hasen, dein
einzigen fiir große Seeschiffe an dieser Küste, und 20,000 Einw. Sie
wurde 1828 nach einer hartnäckigen Vertheidigung von den Russen erobert
und ihre Werke vernichtet. In ihrer Nähe siel 1444 die blutige Schlacht
vor, in welcher König Ladislaus V. von Ungarn und Polen besiegt und
gefettet ward und welche dem Sieger Murad fast ganz Ungarn preisgab.
Nördlich von Warna glaubt man in dem kleinen, in einer sumpfigen Ge-
gend liegenden Tomisvar das alte Tomi zu erkennen, wo Ovid in der
Verbannung starb. Wichtig ist die Eisenbahn, welche Warna mit Rusch-
tschuck verbindet. — Von Köstendsche am Schwarzen Meere, dem alten
Constantia, mit 3000 Einw., (Ovids Tomi lag zwei Stunden davon
entfernt), zieht sich nach Rassowa an der Donau der Trajanswall und
die Eisenbahn von Köstendsche bis zur Donau bei Tschernawoda. — Im
Innern des Landes, am Fuße des Balkan, Sch um na hschumla), mit
60,000 Einw., aber von waldigen und befestigten Höhen umgeben, so daß
es in den Kriegen gegen die Russen 1774, 1810, 1829 gewöhnlich zum
Sammelplatz der türkischen Heere diente und noch nie hat erobert werden
können. — Tirno wa, ehemalige Hauptstadt Bulgariens mit 12,000 Einw.,
Sliwno (Selimma, islemje), am Südfuß des Balkan (Paß), 15,000
Einw., Fabriken, Handel, große Messe. — Der nordöstliche Theil des Landes,
zwischen der Donau und dem Schwarzen Meere, Dobrudscha genannt,
ist eine fast ganz öde, zum Theil sehr fruchtbare, zum Theil aber sumpfige
Steppe mit wenigen tatarischen Einwohnern; hierin liegt die feste Stadt
Babatagh in der Nähe des Sees Ramsin, mit 10,000 Einw.
3. Macedonien (türk. Filiba Wilajeti), eine der fruchtbarsten
und bevölkertsten Provinzen, deren Hauptproducte in Wein, Oel, Reis,
Seide, Baumwolle und Taback bestehen. Die Hauptstadt ist:
Saloniki (Selanik, das alte Thessalonlke, früher Thema), an
der innersten, östlich ins Land gehenden Bucht des gleichnamigen Meer-
1869 -
Braunschweig
: Schwetschke
- Autor: Blanc, Ludwig Gottfried, Lange, Henry
- Auflagennummer (WdK): 8
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrer- und Schülerbuch
- Schultypen (WdK): Landschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde, Welt
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
- Geschlecht (WdK): koedukativ
- Konfession (WdK): offen für alle
Vi. Ostindien.
111
aus, darunter die äußerst gefährliche Brillenschlange, welche jedoch gezähmt
und zu einer Art von Tanz nach der Musik abgerichtet wird. Von den
Jnsecten findet man, wie in den meisten heißen Ländern, unzählige Schwärme
von Fliegen, Moscitos, Bremsen rc., welche Menschen und Thieren höchst lästig
werden; ebenso sind die Verheerungen der Heuschrecken hier nichts Seltenes,
und eine Art weißer Ameisen, Termiten genannt, zerstört sogar das Holz
der Gebäude. Bienen von verschiedener Art sind häufig. Der Seiden-
wurm lebt hier im Freien und liefert die beste Seide der Welt. Giftige
Scorpione und viele Arten von Krebsen finden sich häufig. Unter den
Schmetterlingen zeichnen sich mehrere durch Größe und Schönheit aus.
Verschiedene Arten von Blattläusen werden gleich der Cochenille als Farb-
stoff benutzt.
Die Vegetation Hindustans ist unendlich reich an höchst mannigfaltigen,
nützlichen und angenehmen Pflanzen. Unzählige künstliche Teiche u. s. w.
dienen zur Bewässerung während der langen Trockenheit in diesem Klima.
Unter den Getreidearten nimmt der Reis bei weitem den ersten Rang ein;
er ist das Hauptnahrungsmittel dieser Länder und giebt hier zwei bis vier
Ernten; aus ihm wird bekanntlich der Arrak bereitet. Außerdem gedeihen
hier noch Weizen, Gerste, Hirse, Mais, selbst Hafer und viele Hülsen-
früchte und Gartengewächse; Kartoffeln sind erst vor kurzem eingeführt
worden. Wahrscheinlich ist hier das Vaterland des Zuckerrohrs, dessen
Anbau von Jahr zu Jahr bedeutender wird. Ein anderes Haupterzeugniß
ist der Pfeffer (Piper nigrum), eine rankenförmige Staude, welche am
liebsten im Schatten anderer Gewächse wächst und deren vor der völligen
Reife getrocknete Beeren unseren Pfeffer liefern; er ist über ganz Ostindien
verbreitet; für den besten gilt der von der Küste Malabar. Eine andere
Art des Pfeffers ist der Betel (Piper Peile), hier Tambuli genannt;
man bedient sich nur der brennend gewürzhaften und bitteren Blätter, in
welche der Hindu die in Scheiben geschnittene, einer Mußkatuuß ähnliche
Ruß der Arekapalme, mit Cardamom, Katechu und etwas Kalk vermischt,
einhüllt. Diese Zubereitung wird von allen Hindus unaufhörlich gekaut,
wodurch Lippen und Speichel roth gefärbt und, wie man behauptet, der
Athem verbessert und das Zahnfleisch erhalten wird. Jeder, der hier ein
Stückchen Land besitzt, baut daher Betelpfeffer, und die Einwohner tragen
ihn bei sich und bieten ihn an, etwa wie bei uns eine Prise Taback oder
Cigarre. Er ersetzt hier das in anderen Ländern übliche Tabacksrauchen;
doch wird auch in Ostindien nach persischer Art geraucht. Aus den Blättern
des Hanfes wird ein berauschendes Getränk bereitet. Der Mohn wird
besonders in Malwah und Bahar gebaut. Vor der völligen Reise macht
man Einschnitte in die Kapsel, aus welchen ein milchartiger, sich verhär-
tender Saft, das Opium, fließt; eine schlechtere Sorte wird durch das
Auspressen und Kochen des Kopfes und des Stiels gewonnen. Er ist vor-
bei den Muhammedanern, in neuerer Zeit auch bei den Chinesen
als berauschendes Mittel beliebt. Der Thee ist mit Erfolg in Oberassam
angebaut worden. Der Weinstock gedeiht nur an einigen weniger heißen
Stellen; auch wird kein Wein daraus bereitet. Zu den wichtigsten Pro-
dutten Ostindiens gehört dagegen die Baumwolle, welche überall gedeiht
— die vorzüglichste in Bengalen — und welche von den fleißigen Hin-
züglich
1869 -
Braunschweig
: Schwetschke
- Autor: Blanc, Ludwig Gottfried, Lange, Henry
- Auflagennummer (WdK): 8
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrer- und Schülerbuch
- Schultypen (WdK): Landschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Europa
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): koedukativ
- Konfession (WdK): offen für alle
654
A. Europa.
wird viel Opium bereitet, und die herrlichen Rosengärten der Umgegend
liefern das bekannte, nur in der Türkei in seiner ganzen Vollkommenheit
verfertigte Rosenöl. Es scheint, daß das Klima einen wesentlichen Einfluß
sowohl auf die Rosen selbst, als
feinen Substanz ausübt.
aus die Absonderung dieser flüchtigen.
Am 14. September 1829 ward hier der Friede
mit Rußland geschlossen. — Bei Dimotika, an der Maritza, mit 8000
Einw., sieht man noch die Ruinen des Schlosses, welches Karl Xii. 1713
über ein Jahr lang bewohnte. — In der Provinz Rum-Jli sind nur noch
zu bemerken: Philippopel (türk. Filibe, Trimontium) reizend an der
Maritza gelegen, eine große Stadt von 42,000 Einw., worunter die meisten
Griechen sind, welche theils wollene, seidene und baumwollene Zeuge ver-
fertigen, theils Handel treiben. In der Gegend wird viel Wein und Reis
gewonnen. — Kyrkkilisse oder Kirkilissa (d. h. 40 Kirchen), sieben
Meilen östlich von Adrianopel am Westabhange des Strand schea gebir-
ges, mit 16,000 Einw., worunter viele Juden, welche bedeutenden Handel
mit Obst, Weintrauben, Butter und Käse treiben. Ozundsch-Ova, ein
Flecken, in welchem die bedeutendste Messe der europäischen Türken abge
halten wird. Es sollen hier zuweilen an 100,000 Menschen zusammen-
kommen. Tatar das ardsch ick, 7—8000 Einw., treibt bedeutenden Reisbau.
Kezanlhk, 10,000 Einw., an der Tundscha in sehr fruchtbarer Lage, mit
Obstbaumwäldern und Rosenfeldern, von Nußbaumalleen durchzogen. Ro-
senölbereitung und Handel mit Wallnüssen und 'Nußbaumholz ist sehr be-
deutend. Eski-Saghra, 20,000 Einw., mit 13 Moscheen, einem
großen Bazar, Teppichfabriken. Gallipoli (Ueliboli, Kallipolis),
80,000 Einw. am nordöstl. Eingänge des Hellespont. Der hier gemachte
Saffian gill für den besten des ganzen Reichs. Dies war die erste euro-
päische Stadt, welche von den Osmanen 1356 in Besitz genommen wurde.
2.
segnetes
Bulgarien (Moesia inferior), ein von Natur schönes und ge-
Land Zwischen Servien. dem Balkan, der Donau und dem
zwischen Servien
Schwarzen Meere. Ueber den Balkan sichren der berühmte Sulu- oder
Kapuli-Derbend (Thorpaß) oder die Trajanspforte, weil diesem die Anlage
des schwierigen Weges zugeschrieben wird, und der Kis-Derbend, nahe bei
den alten Eisenbergwerken zu Samakvw. Die bis an die Donau in nie-
drigen Höhen sich herabziehenden, schön bewaldeten Zweige des Balkan
bilden weite, gut bewässerte und höchst fruchtbare Thäler, denen nichts als
der Anbau eines fleißigen Volkes fehlt, um zu den trefflichsten Ländern
Europas zu gehören. Jetzt aberliegen sie meist gänzlich öde, nur herrliche,
mit Buschwerk bedeckte Weiden darbietend. Der Bulgare liebt, wie die
meisten Slaven, die Viehzucht mehr als den Ackerbau, daher auch treffliches
Rindvieh, Pferde, Schafe, Schweine, nebst der Seiden- und Bienenzucht zu
den Hauptproducten des Landes gehören. Nur in der Nähe der Städte ist
der Boden angebaut und liefert guten Wein, viel Taback, Reis und Ge-
treide. Die Donau ist sehr reich an Hausen und Stören, woraus Kaviar
bereitet wird. Die Bevölkerung ist äußerst gering; man reist Tage lang,
ohne ein Dorf anzutreffen, und in den Gebirgen hausen räuberische Horden
von Turkomanen und Tataren. Die meisten Einwohner sind griechische
Christen, etwa % der auf 2 Will, geschätzten Bewohner; die übrigen sind
Muhamedaner. Die wenigen bedeutenden Oerter der Provinz sind;