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1. Erster Unterricht in der Weltgeschichte für die untern Abtheilungen der Bürger- und Gelehrtenschulen; oder anschauliche Erzählungen und Schilderungen aus der alten und mittlern Geschichte - S. 204

1844 - Stuttgart : Metzler
— 204 Der Bund im Rütli. freiungswerk vollführt und die Vögte mit ihrem Gefolge über die Grenze gebracht werden sollten. Obgleich Viele von dem An- schlage wußten, so wurde doch von jedem das Geheimniß treu bewahrt; keiner war so verworfen, daß er für Gunst oder schnö- den Lohn sein Vaterland an die Unterdrücker desselben verrathen hätte. Indessen ereignete sich eine Begebenheit, welche leicht hätte die Landleute von Uri zu einem unbesonnenen Vorgreifen hin- reißen können, wodurch das Ganze der Gefahr des Mißlingens preisgegeben worden wäre. Sonntag den 18. Wintermonat kam Wilhelm Tell, ein frommer, redlicher Landmann und be- rühmter Armbrustschütze aus Bürglen, welcher auch zu dem heimlichen Bunde gehörte und Walther Fürsts Schwiegersohn war, nach Altdorf. Er hatte zu viel Selbstgefühl, um sich vor einem leeren Hute zu beugen. Als ihn daher sein Weg an dem Pfahle vorbeiführte, entblöste er sein Haupt nicht. Geßler be- schied ihn des andern Tages vor sich, stellte ihn darüber zu Rede und hörte nicht auf Tells Entschuldigung, sondern befahl ihm, zur Strafe seines Vergehens einem seiner Kinder — es war ein sechsjähriger Knabe — einen Apfel von dem Kopfe zu schießen. Bitten und Flehen waren fruchtlos. Mit zitternder Hand ergreift Tell die Armbrust; er legt an, aber seine Augen verdunkeln sich, und er bittet den Vogt noch einmal, ihm den schrecklichen Schuß zu erlassen. Als ihn aber Geßler hart anfährt iuib auf den Fehlschuß das Leben des Schützen, aus die Weigerung aber sein und seines Kindes Leben setzt: da faßt sich Tell wieder, legt im Vertrauen aus Gott noch einmal an, drückt los und — trifft. Mit einem dankbaren Blicke gen Himmel eilt jetzt Tell un- ter dem freudigen Zurusen des Volks auf sein Söhnchen zu, drückt es an die klopfende Brust und will sich nach Hause bege- den. Allein des Vogtes Rachgier war durch die grausame Strafe noch nicht befriedigt. Er hatte bemerkt, daß Tell noch einen zweiten Pfeil im Koller trug, und wollte nun wissen, wozu Tell diesen bestimmt habe. Tell gab zuerst eine ausweichende Ant- wort und sagte: „Herr, das ist bei Schützen so gebräuchlich."

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1. Lesebuch für die obere Klasse katholischer Stadt- und Landschulen - S. 93

1864 - Breslau : Leuckart
Nudolph und Albrecht von Habsburg. 93 Unterdessen quälte den Landvogt Geßler der Argwohn, das Bauernvolk sei noch trotziger geworden. Um den Gehorsam zu prüfen, ließ er auf dem Marktplatze zu Altorf eine Stange mit einem Hute aufstecken und den Befehl ergehen, daß alle Vorüber- gehenden diesem Hute Ehrerbietung erweisen sollten. Ein junger unerschrockener Schütze aus Bürglen, Wilhelm Tell, verachtete einen so schimpflichen Befehl; er ging mit seinem Knaben vorüber und beugte sich nicht. Da ergriffen ihn die aufgestellten Wächter und führten ihn zum Vogte. Dieser strafte ihn auf die unmensch- lichste Weise — einen Apfel legte er auf den Kopf des Kindes und forderte: der Vater solle denselben herabschießen. Tell bot sein Leben an, um das des Kindes zu retten; aber der wilde Gebieter bestand auf seinem grausamen Befehl und drohte bei der geringsten Zögerung beide zu todten. Da legt der verzwei- felnde Vater den Pfeil auf den Bogen — zielt — die Sehne schwirrt und — getroffen fliegt der Apfel von des Kindes Kopfe, das voll Freude zum Vater hüpft. Ein tausendstimmiger Jubel erfüllt die Luft — Geßler aber hatte bemerkt, daß Tell noch einen zweiten Pfeil im Köcher hatte. „Wozu der?" frug er mit finsterm Blicke den Schützen. Dieser, das Schrecklichste fürchtend, wollte nicht antworten; da sicherte ihm Geßler sein Leben, wie auch die Antwort laute. „Wohlan!" sprach der von .Schmerz übermannte Tell: „Mit diesem Pfeil erschoß ich Dich, Wütherich! wenn ich mein Kind getroffen hätte!" Darüber erschrak der Vogt, ließ ihn in Fesseln legen und auf ein Fahrzeug schaffen, um ihn in ein Gefängniß jenseits des See's zu bringen, wo weder Sonne noch Mond ihn bescheinen sollte. Er selbst bestieg das Fahrzeug, um Zeuge der genauesten Befolgung seines Befehles zu sein. Während der Uebersahrt erhob sich ein schrecklicher Sturm — der See brauste, der Kahn schwankte, die Wellen schlugen schäumend über, das Leben Aller schwebte in der äußersten Gefahr, selbst der Fährmann zitterte, Geßler bebte. In dieser Noth ließ er Tells Fesseln lösen, der als Lenker eines Fahrzeuges eben so berühmt war, wie als Bogenschütze. Tell lenkte das Schiss gegen eine in den See hervorragende Felsplatte, drückte dasselbe fest daran, ergriff seinen Bogen und schwang sich mit Riesenkraft ans steile, nackte Felsenuser, indem er zugleich mit kräftigem Fuße das Fahrzeug zurückstieß, daß es weit in den tobenden See dahinschoß. Geßler kam jedoch glücklich ans Land und eilte racheschnau- bend gen Altorf. Tell, obwohl dem Arme des Landvogtes ent- ronnen, bangte für Weib und Kind. Gewiß, ihr Schicksal mußte ■ ein schreckliches sein, wenn Landenberg schon wegen zwei zerbrochener

2. 2 - S. 93

1856 - Breslau : Leuckart
Rudolph und Albrecht von Habsburg. 93 Unterdessen quälte den Landvogt Geßler der Argwohn, das Bauernvolk sei noch trotziger geworden. Um den Gehorsam zu prü- fen, ließ er auf dem Marklplatze zu Aktors eine Stange mit einem Hute aufstecken und den Befehl ergehen, vaß alle Vorübergehen- den diesem Hute Ehrerbietung erweisen sollten. Ein junger un- erschrockener Schütze aus Bürglen, Wilhelm Tell, verachtete einen so schimpflichen Befehl; er ging mit seinem Knaben vorüber und beugte sich nicht. Da ergriffen ihn die aufgestellten Wächter und führten ihn zum Vogte. Dieser strafte ihn aus die unmenschlichste Weise — einen Apfel legte er auf den Kopf des Kindes und for- derte: der Vater solle denselben herabschießen. Tell bot sein Leben an, um das des Kindes zu retten; aber der wilde Gebieter bestand auf seinem grausamen Befehl und drohte bei der geringsten Zöge- rung beide zu todten. Da legt der verzweifelnde Vater den Pfeil auf den Bogen — zielt — die Sehne schwirrt und — ge- troffen fliegt der Äpfel von des Kindes Kopfe, das voll Freude zum Vater hüpft. Ein tausendstimmiger Jubel erfüllt die Luft — Geßler aber hatte bemerkt, daß Tell noch einen zweiten Pfeil im Köcher hatte. „Wozu der?" frug er mit finsterm Blicke den Schützen. Dieser, das Schrecklichste fürchtend, wollte nicht ant- worten; da sicherte ihm Geßler sein Leben, wie auch die Ant- wort laute. „Wohlan!" sprach der von Schmerz übermannte Tell: „Mit diesem Pfeil erschoß ich Dich, Wütherich! wenn ich mein Kind ge- troffen hätte!" Darüber erschrak der Vogt, ließ ihn in Fesseln legen und auf ein Fahrzeug schaffen, um ihn in ein Gefängniß jenseits des See's zu bringen, wo wever Sonne noch Mond ihn bescheinen sollte. Er selbst bestieg das Fahrzeug, um Zeuge der genauesten Befol- gung seines Befehles zu sein. Während der Ueberfahrt erhob sich ein schrecklicher Sturm — der See brauste, der Kahn schwankte, die Wellen schlugen schäumend über, das Leben Aller schwebte in der äußersten Gefahr, selbst der Fährmann zitterte, Geßler bebte. In dieser Noth ließ er Tells Fesseln lösen, der als Lenker eines Fahrzeuges eben so berühmt war, wie als Bogenschütze. Tell lenkte das Schiff gegen eine in den See hervorragende Felsplatte, drückte dasselbe fest daran, ergriff seinen Bogen und schwang sich mit Riesenkraft ans steile, nackte Felsenufer,"indem er zugleich mit kräftigem Fuße das Fahrzeug zurückstieß, daß es weit in den to- benden See dahinschoß. Geßler kam jedoch glücklich ans Land und eilte racheschnau- bend gen Altorf. Tell, obwohl dem Arme des Landvogtes ent- ronnen, bangte für Weib und Kind. Gewiß, ihr Schicksal mußte ein schreckliches sein, wenn Landenberg schon wegen zwei zer-

3. Erzählungen aus der Weltgeschichte - S. 57

1905 - Leipzig : Voigtländer
— 57 - euch das zu wehren." Noch ärger machte es der andere Vogt. Einem Bauer aus dem Melchlal in Unterwalden ließ er um geringer Ursache willen ein Gespann schöner Ochsen vom Pfluge nehmen. Und als der Mann darüber jammerte, sagte des Vogtes Knecht: „Wenn die Bauern Brot essen wollen, so mögen sie sich selbst vor den Pflug spannen." Da schlug des Bauern Sohn, Arnold, den Knecht mit dem Stock, daß diesem ein Finger brach. Aus Furcht vor Strafe ergriff er die Flucht. Doch der Vogt rächte sich grausam an Arnolds Vater: er ließ dem alten Manne beide Augen ausstechen. 3. Der Rütlibund. Arnold verbarg sich in Uri bei Walther Fürst, einem angesehenen Landmanne. Dorthin kam auch Stauffacher aus Schwyz; und die Drei beschlossen, jeder solle mit vertrauten herzhaften Männern des Landes sprechen und erforschen, wes Sinnes das Volk sei, und ob es für feine Freiheit und Sicherheit kämpfen wolle. Bald darauf kamen sie, von getreuen Gefährten begleitet, in einer Nacht auf einer kleinen Wiese am See zusammen, die das N ü t l i genannt wurde, weil dort die Waldung ausgerodet war. Hier auf dem Rütli leisteten die Schweizer den heiligen Schwur, für die Freiheit des Landes mit Gut und Blut einzutreten. 4. Wilhelm Tell. Unterdessen stieg der Übermut des Vogtes Geßler immer höher. Eines Tages ließ er in Uri den österreichischen Herzoghut auf eine Stange hängen, und befahl, wer vorübergehe, solle dem Hute Ehrerbietung erweisen. Aber Wilhelmtell, so erzählt die Sage, ging mit seinem Knaben vorüber und beugte sich nicht. Sogleich führten ihn die Wächter gefangen zum Vogt. Der sprach: „Wohlan, Tell, du bist ein guter Schütze, so schieße denn einen Apfel vom Kopfe deines Söhnleins; fehlst du beim ersten Schuß, so kostet es dich das Leben." Tell bat flehentlich, ihm diesen Schuß zu erlassen. Umsonst, der Vogt drohte, ihn samt dem Knaben zu töten, wenn er nicht gehorche. Die Landsknechte banden das Kind, legten ihm den Apfel auf den Kopf und führten den Schützen weit davon. Da holte Tell zwei Pfeile aus dem Köcher, legte einen auf den Bogen und schoß. Und wirklich, mitten durchbohrt flog der Apfel dem Knaben vom Haupte. Alles Volk jauchzte laut auf. Geßler aber ließ den Tell noch nicht ziehen, er fragte ihn, wozu er den zweiten Pfeil hervorgeholt hätte. Da rief Tell ihm vor Wut bebend zu: „Mit diesem Pseil, Herr Vogt, durchschoß ich Euch, wenn ich mein liebes Kind getroffen hätte." Da ließ ihn Geßler binden und auf sein Schiff bringen, um ihn mit sich über den See nach Küßnacht zu nehmen und einzukerkeru.

4. Lehr- und Lesebuch oder die Vaterlands- und Weltkunde - S. 215

1873 - Essen : Bädeker
215 „Trotziger Schütze, so strafe dich deine eigene Kunst! Einen Apfel lege ich auf das Haupt deines Söhnleins Walther, den schieße herab und fehle nicht!" Und sie banden das Kind und legten auf das Haupt desselben einen Apfel und führten den Schützen weit davon. Er zielte. Da schwirrte die Bogensehne; und der Pfeil durchbohrte den Apfel. Alles Volt jauchzte freudig. Geßler aber fragte den Schützen: „Wozu trägst du noch den andern Pfeil bei dir?" Es antwortete Tell: „Hätte der erste nicht den Apfel getroffen, dann gewiß der andere dein Herz!" Deß erschrak der Vogt und ließ den Schützen greifen und auf ein Schiff führen nach Küßnacht, wohin er selbst zu fahren gedachte. Denn den Tell im Lande Uri einzukerkern, schien wegen des Volkes nicht rathsam; ihn aber in ausländische Gefangenschaft zu schleppen, war wider des Landes Rechtsame. Darum fürchtete der Vogt Zusam- menlauf des Volkes und fuhr schleunig ab, wiewohl der warme Föhn- wind blies. Der See ging hohl und die Wellen schlugen schäumend über, daß Allen bange ward, und die Schiffsleute verzagten. Je weiter im See, je größer in Todesnoth; denn da steigen Uferberge jäh aus dem Abgrund des Gewässers wie Mauern zum Himmel. In schwerer Angst ließ Geßler dem Tell die Fesseln abthun, damit der- selbe, als guter Schiffer, das Fahrzeug lenke. Aber der Tell lenkte gegen die kahle Wand des Gebirges, wo eine nackte Felsplatte wenige Schritte weit in den See hervortritt. Schwung und Sprung; — der Tell hinaus auf die Platte, das Schiff hinaus auf den Vier- waldstädter-See. Nun kletterte der Erlöste den Berg hinauf und floh durch das Land Schwyz. Und er dachte in seinem bekümmerten Herzen: „Wohin entfliehen dem Zorne des Gewaltherrn? Und entrinne ich seiner Bos- heit, so hat er in der Heimath mein Weib und Kind zum Pfand. Was wird nicht der Geßler gegen die Meinigen verhängen, wenn Landenberg schon, um zwei gebrochener Finger seines Knechtes willen, dem Alten von Melchthal beide Augen ausbohrte! Wo ist der Richter- stuhl, vor den ich Geßler lade, wenn der König selbst des ganzen Volkes Klage nicht mehr anhört? Ist aber kein Gesetz gültig, und keiner, der da richtet zwischen mir und ihm; so stehen wir, Geßler, du und ich, gesetzlos beide, und Nothwehr richtet. Soll eins von beiden fallen, unschuldig Weib und Kind und Vaterland, oder, Vogt Geßler, du: so falle du, und Freiheit steige wieder!" So dachte der Tell und floh mit Pfeil und Bogen gen Küß- nacht und harrte in der hohlen Gasse bei dem Ort. Da kam der Vogt; da schwirrte die Bogensehne; da durchbohrte der freie Pfeil das Herz des Gewaltherrn Hermann Geßler von Brunnegg. Das ganze Volk erschrak freudig, als es den Tod seines Unter- drückers vernahm. Die That des Tell verlieh höhern Muth. In der Nacht des Neujahrs wurden die Landespeiniger vertrieben und ihre

5. Kaisers Bilder und Lebensbeschreibungen aus der Weltgeschichte - S. 78

1906 - Hannover-List [u.a.] : Carl Meyer (Gustav Prior)
78 34. Albrecht I. (1298-1308). erkennen, wer wider Österreich sei. Und Wilhelm Tell, der Schütz aus Bürglen, ging vorüber; aber er beugte sich nicht. Alsbald führte man ihn gefangen zum Vogt, und dieser sprach ergrimmt: „Trotziger Schütze, so strafe dich deine eigene Kunst. Einen Apfel lege ich auf das Haupt deines Söhuleins; den schieße herab und fehle nicht!" Und sie banden das Kind, legten auf seinen Kopf einen Apfel und führten den Schützen weit davon. Er zielte; dann schwirrte die Bogensehne, und siehe, der Apfel war mittendurch geschossen. Alles Volk jauchzte freudig. Geßler aber fragte den Schützen: „Wozu entnahmst du noch einen zweiten Pfeil dem Köcher?" „Das ist so Schützenbrauch," war die Antwort. „Sag die Wahrheit, Tell!" sprach Geßler, „und was es auch sei, ich sichere dir dein Leben!" „So wisset denn, Herr," sagte nun Tell, „hätte der erste Pfeil mein Kind getroffen, so hätte der zweite Euer Herz durchbohrt!" Da erblaßte der Vogt. „Wohlan," sprach er, „dein Leben habe ich dir gesichert; aber in ein Gefängnis will ich dich werfen, wo weder Sonne noch Mond dich bescheinen soll." — Er ließ Tell binden und auf ein Schiff bringen, um ihn mit sich über den See nach Küßnacht zu nehmen. Aus Furcht vor dem Volk fuhr er schleunig ab. Da erhob sich der Föhn (Südwind); die See ging hohl, und die Schiffsleute verzagten. In schwerer Angst ließ Geßler dem Tell die Fesseln abnehmen; denn keiner war kundiger, ein Schiff zu lenken. „Nun tu’ dein Bestes, Tell," sprach er; „es gilt dein Leben so gut wie das unsrige." Tell aber steuert gegen eine vorspringende Felsplatte; jetzt fährt der Kahn daran hin; Tell ergreift die Armbrust, ein Schwung und Sprung — und zurück fliegt das Boot unter seinem kräftigen Fußtritte. Auf dem Felsuser steht der Tell, frei! er flieht in die Berge. — Aber wie sich schützen gegen die Rache des Gewaltherrn? „Entrinne ich auch," denkt er bekümmerten Herzens, „so hat er mein Weib und Kind zum Pfande. Es hilft nicht, fällen muß ich den Tyrannen; nicht Mord ist's, sondern Notwehr." So fliegt er eilenden Fußes nach der hohlen Gasse, die gen Küßnacht führt; diesen Weg muß der Vogt kommen, wenn er den Wogen entrann. Da naht er; wieder schwirrt des Schützen Pfeil, er durchbohrt die Brust des Gewalt-herrn. „Ha, das war Tells Geschoß!" ruft Geßler und sinkt tot vom Rosse. 6. Vertreibung Landenbergs (Sage). Das ganze Volk erschrak freudig über Tells Tat; ungeduldig erwarteten die Verschwornen die Neujahrsnacht. Als sie kam, überwältigten sie ohne Blutvergießen alle Burgen im Lande. Landenberg in Sarnen ging am Neujahrsmorgen zur Messe, als ihm zwanzig Männer begegneten, welche Hühner, Lämmer und Geißen zum üblichen Neujahrsgeschenk bringen wollten. Der Vogt hieß sie freundlich in die Burg gehen. Unter dem Tor stößt einer von ihnen ins Hont; schnell ziehen alle scharfe Eisen hervor und stecken sie auf ihre Stäbe. Zugleich eilen dreißig Genossen, die sich in der Nähe versteckt hatten, herbei, und ohne Blutvergießen gewinnen sie die Burg. Landenberg ergreift die Flucht, wird aber eingeholt und muß schwören, die Waldstätte zu meiden ewiglich. Hierauf lassen sie ihn ungekränkt ziehen. Das Land war nun frei, und hoch loderten die Freudenfemr

6. Lehr- und Lesebuch oder die Vaterlands- und Weltkunde - S. 207

1859 - Essen : Bädeker
207 für die Rechte des unschuldigen Volkes zu leben und zu sterben, alles gemeinschaftlich, nichts eigenmächtig zu wagen und zu tragen, kein Un- recht zu dulden, aber auch kein Unrecht zu thun, des Grafen von Habs- burg Recht und Eigenthum zu ehren und keinem der Königsvögte Übles zuzufügen, aber auch' den Vögten zu wehren, das Land zu ver- derben. Und die dreißig andern streckten die Hände auf und thaten den Eid, wie jeüe, zu Gott, die Freiheit mannhaft zu behaupten. Und sie wählten die Neujahrsnacht zum Werk. Dann gingen sie aus einander, jeder in sein Thal zu seiner Hütte und winterten das Vieh. Dem Vogt Hermann Geßler ward nicht wohl, denn er hatte ein böses Gewissen. Es dünkte ihn, als wenn das Volk muthiger einherginge und trotziger aussähe. Darum ließ er den herzoglichen Hut von Österreich erhöhen auf einer Stange in Uri, und befahl, wer vorübergehe, solle demselben Ehrerbietung erweisen. Daran wollte er erkennen, wer wider Österreich sei. Und Wilhelm Tell, der Schütz aus Bürglen, einer von den Männern auf dem Rütli, ging vorüber; aber er beugte sich nicht. Alsbald führten sie ihn gefangen zum Vogt, und dieser sprach ergrimmt: „Trotziger Schütze, so strafe dich deine eigene Kunst. Einen Apfel lege ich auf das Haupt deines Söhnleins, den schieße herab und fehle nicht!" Und sie Landen das Kind uich legten auf das Haupt desselben einen Apfel und führten den Schützen weit davon. Er zielte. Da schwirrte die Bogensehne. Da brach der Pfeil den Apfel. Alles Volk jauchzte freudig. Geßler aber fragte den Schützen: „Wozu trägst du noch den andern Pfeil bei dir?" Es antwortete Tell: „Hätte der erste nicht den Apfel getroffen, dann gewiß der andere dein Herz!" Deß erschrak der Vogt und ließ den Schützen greifen und auf ein Schiff führen nach Küßnacht, wohin er selbst zu fahren gedachte. Denn den Tell im Lande Uri einzukerkern, schien wegen des Volkes nicht rathsam; ihn aber in ausländische Gefangenschaft zu schleppen, war wider des Landes Rechtsame. Darum fürchtete der Vogt Zusam- menlauf des Volkes und fuhr schleunig ab, wiewohl der warme Föhn- wind blies. Der See ging hohl ukid die Wellen schlugen schäumend über, daß allen bange ward, und die Schiffsleute verzagten. Je weiter im See, je größer in Todesnoth; denn da steigen Uferberge jäh aus dem Abgrund des Gewässers wie Mauern zum Himmel. In schwerer Angst ließ Geßler dem Tell die Fesseln abthun, damit derselbe, als guter Schiffer, das Fahrzeug lenke. Aber der Tell lenkte gegen die kahle Wand des Gebirges, wo eine nackte Felsplatte wenige Schritte weit in den See hervortritt. Schwung und Sprung; — der Tell hinaus auf die Platte, das Schiff hinaus auf den See. Nun kletterte der Erlös'te den Berg hinauf und stoh durch das Land Schwyz. Und er dachte in seinem bekümmerten Herzen: „Wohin entfliehen dem Zorne des Gewaltherrn? Und entrinne ich seiner Bos- heit, so hat er in der Heimath mein Weib und Kind zum Pfand.

7. Weltgeschichte für einfache Volksschulen - S. 45

1879 - Leipzig : Klinkhardt
— 45 — burgischen eine solche Niederlage bei, daß es lange sprichwörtlich blieb: „Es wird dir glucken, wie den Sachsen bei Lücken." Die wettinischen Länder waren gerettet. Ende 1307 starb Diezmann, wodurch Thü-ringen und Meißen unter Friedrich I. (der Gebissene) 1307—1324 wieder vereinigt wurden, der aber nach der unglücklichen Schlacht bei Großenhain (1311) die Niederlausitz an den Markgrafen von Brandenburg abtreten mußte. Am unglücklichsten war Kaiser Albrecht mit seinen Absichten^auf die Schweiz. Hier hatte das Hans Habs-bnrg die meisten Stammgüter, sie lagen aber so vereinzelt, daß Albrecht darnach trachtete mehr dazu zu schlagen, um das Land als ein Herzogtum seinem Sohne zu geben. Wie die meisten Städte dieses Landes, so waren auch Schwyz, Uri und Unterwalden freie Reichsstädte, und nur in sehr wichtigen Angelegenheiten schickte der Kaiser Vögte, die sich aber nach den bestehenden Landesgesetzeu richten mußten. Albrecht aber setzte ohne Weiteres über jene Gegenden zwei Vögte, Geßler von Brnueck und Geringer von Laudenberg, welche die Schweizer hart drückten, ja sich die unerhörtesten Schandthaten erlaubten. So ritt Geßler einst vor dem wohlgebauten Hause Werner Stauffachers vorbei; empört rief er ans: „Kann man auch leiden, daß das Bauernvolk so schön wohne!" Wegen einer geringen Ursache hatte er einem Anderen (Melchthal) ein Gespann Ochsen wegnehmen lassen mit dem Bedeuten, die Bauern könnten selbst den Pflug ziehen, wenn sie essen wollten. Dessen Sohn hatte sich an dem Knechte des Vogts vergriffen und ihm einige Finger zerschlagen, war selbst aber geflüchtet. Da rächte sich aber der grausame Vogt an dessen altem Vater, indem er ihm die^Augeu ausstecheu ließ. Die beiden, durch solche Gräuel beleidigten Schweizer gingen zu einem dritten, Walther Fürst, und verabredeten an einem bestimmten Tage in der Nacht, jeder mit zehn bewährten Freunden auf dem Rütli (d. i. eine kleine Wiese) zusammenkommen zu wollen. Dies geschah. Hier schworen sie, die Hände zum Himmel erhoben, dem Hause Habsburg getreu, ihre Freiheit zu wahren, die Vögte aber vertreiben zu wollen. Zur Ausführung wurde der erste Januar 1308 bestimmt. Doch ehe dieser Tag erschien, erreichte den Geßler die Strafe. — Wilhelm Tell aus Burglen ging einst nach Altdorf. Hier hatte Geßler, um den Gehorsam der Schweizer zu prüfen, einen Hut auf eine Stange stecken lassen und ^ befohlen, daß jeder Vorübergehende seine Kopfbedeckung abnehmen solle, ^ells Freiheitsgefühl ließ dies nicht zu; er wurde von der Wache ergriffen, während der Landvogt selbst dazu kam. Dieser verlangte zur Strafe, daß Tell, als guter Schütze bekannt, von dem Haupte seines Sohnes einen Apfel schießen solle. ' Tell schoß — und traf glücklich. Als aber Tell auf Geßlers Befragen, was er mit dem zweiten Pfeile habe machen wollen, antwortete: „Hätte ich mein liebes Kind getroffen, so war dieser Pfeil für dich bestimmt," befahl er, ihn über den Vierwaldstätter See hinüber nach Küßnacht 3u schufen. Geßler selbst fuhr mit. Fürchterlich wüthete der Sturm, so daß man dem Tell, als einem gewandten Schiffer, das Ruder

8. Für die dritte Bildungsstufe - S. 450

1855 - Hamburg : Kittler
450 nacht zum Werk. Dann gingen sie auseinander, Jeder in sein Thal zu seiner Hütte und winterten das Vieh. Dem Vogt Hermann Geßler ward nicht wohl, denn er hatte böses Gewissen. Es dünkte ihn, als wenn das Volk muthiger einherginge und trotziger aussähe. Darum ließ er den herzoglichen Hut von Oesterreich erhöhen auf einer Stange im Uri und befahl, wer vorübergehe, solle demselben Ehrerbietung erweisen. Daran wollte er erkennen, wer wider Oesterreich sei. Und Wilhelm Tell, der Schütz aus Bürglen, ging vorüber, einer von den Mannen aus dem Rütli, aber er beugte sich nicht. Alsbald führten sie ihn gefangen zum Vogt, und dieser sprach ergrimmt: „Trotziger Schütze, so strafe dich deine eigene Kunst. Einen Apfel lege ich auf das Haupt deines Söhnleins, den schieße herab und fehle nicht!" Und sie banden das Kind und legten auf das Haupt des- selben einen Apfel und führten den Schützen weit davon. Er zielte. Da schwirrte die Bogensehne. Da brach der Pfeil den Apfel. Alles Volk jauchzte freudig. Geßler aber fragte den Schützen: „Wozu trägst du noch den andern Pfeil bei dir?" Es antwortete Tell: „Hätte der erste nicht den Apfel getroffen, dann gewiß der an- dere dein Herz!" Deß erschrak der Vogt und ließ den Schützen greifen und auf ein Schiff füh- ren nach Küßnacht, wohin er selbst zu fahren gedachte. Denn den Tell im Lande Uri einzukerkern schien wegen des Volkes nicht rathsam; ihn aber in ausländische Gefangenschaft zu schleppen, war wider des Landes Rechtsame. Darum fürchtete der Vogt Zusammenlauf des Volkes und fuhr schleunig ab, wiewohl der warme Fönwind blies. Die See ging hohl, und die Wellen schlugen schäumend über, daß Allen bange ward, und die Schiffsleute verzagten. Je weiter im See, je größer die Todesnoth; denn da steigen Uferberge jäh aus dem Abgrund des Gewässers, wie Mauern zum Himmel. In schwerer Angst ließ Geßler dem Tell die Fesseln ab- thun, damit derselbe, als guter Schiffer, das Fahrzeug lenke. Aber der Tell lenkte gegen die kahle Wand des Arenberges, wo eine nackte Felsplatte wenig Schritte weit in die See hervortritt. Schwung und Sprung; — der Tell hinaus in den See. Run kletterte der Erlösete den Berg hinauf und floh durch das Land Schwyz. Und er dachte in seinem bekümmerten Herzen: Wohin entfliehen dem Zorne des Gewaltherrn? Und entrinne ich seiner Bosheit, so hat er in der Heimath mein Weib und Kind zum Pfand. Was wird nicht der Geßler gegen die Meinigen ver- hängen, wenn Landenberg schon um zwei gebrochener Finger seines Knechts willen dem Alten von Melchthal beide Augen ausbohrte. Wo ist der Richterstuhl, vor den ich Geßler lade, wenn der König selbst des ganzen Volkes Klage nicht mehr an- hört? Ist aber kein Gesetz gültig, und Keiner, der da richtet zwischen mir und ihm, so stehen wir, Geßler, du und ich, gesetzlos beide, und Nothwehr richtet. Soll Eins von Beiden fallen, unschuldig Weib und Kind und Vaterland, oder Vogt Geßler, du: so falle du, und Freiheit steige nieder! So dachte der Tell und flog mit Pfeil und Bogen gen Küßnacht und harrte in der hohlen Gasse bei dem Ort. Da kam der Vogt; da schwirrte die Bogensehne, da brach der freie Pfeil das Herz des Gewaltherrn. (1307) Das ganze Volk erschrak freudig, als es den Tod seines Unterdrückers ver- nahm. Die That des Tell verlieh höhern Muth; allein noch war die Nacht des Neujahrs nicht gekommen. Zschokke. 27. Schlacht bei Morgarten. Von dem rothen Thurm auf dem Weg in die Einstedlen ging bis an den Thurm Schoren die Verschanzung der Eingänge des Landes; die Eidgenossen erwarteten

9. Die Geschichte des deutschen Volkes - S. 212

1845 - Berlin : Klemann
212 Viertes Buch. Dritter Abschnitt. als allertheuerstes Gut ihren Kindern und Kindeskindern verbliebe. Das beschworen die frommen Männer bei dem allmächtigen Gott und seinen Heiligen. Dann gingen die Eidgenossen heim und erwarteten still und ver- schwiegen die rechte Stunde für ihr Werk. Inzwischen hatte Geßler in seinem Argwohn sich vorgenommen, die Herzen derer zu erforschen, welche seinem Regiment und dem Hause Oester- reich am meisten abhold wären. Deshalb ließ er im Lande Uri den Her- zogshut von Oesterreich auf einer hohen Stange aufrichten, mit dem Ge- bot: Jeder, welcher des Weges käme, müsse sich vor dem Hute neigen und demselben Ehrfurcht beweisen. Da kam Wilhelm Tell,'ein Mann aus Bürgten in Uri, der auf dem Grütli mitgeschworen hatte, weit und breit bekannt als der beste Schütze und als ein Mann, der zu Allem beherzt sei. Der wollte dem Hut nicht Ehrfurcht beweisen. Als der Vogt dies ver- nahm, kam er voll Grimms herzu, ließ den Tell greifen und that nach Uebermuth also mit ihm: Er ließ des Tells Kind an eine Linde hinstellen und einen Apfel auf des Kindes Haupt legen, und gebot dem Vater, weil er ein so guter Schütze sei, solle er zur Stelle den Apfel vom Haupt des Kindes herabschießen. Mit Gottes Hülfe unterwand sich der Tell der That und traf glücklich den Apfel, ohne seines Kindes Haupt zu verletzen. In- dessen hatte der Vogt genau auf des Tells Miene und Geberden geachtet und wie Alle Gott priesen, daß Er dem braven Mann geholfen, sprach er zu ihm: „Du bist ein wackrer Schütze! Doch sag mir an: Ich sah, wie du einen andern Pfeil hinten ins Goller stecktest; wofür war der?" Da säumte der Tell mit der Antwort und wollte sich entschuldigen: „das sei so Schützenbrauch". Doch der Vogt in seinem Argwohn nahm dies nicht an und sprach: „Tell, es ist ein andrer Grund; den sag mir fröhlich und frei; du sollst deines Lebens sicher sein." Da erwiederte der Tell: „Wohlan, Herr, weil ihr mich meines Lebens versichert habt, so will ich euch gründ- lich die Wahrheit sagen. Wenn ich mein Kind getroffen, dann hätte ich euch selbst mit dem andern Pfeil erschossen, und eurer nicht gefehlt." Wie der Vogt dies vernahm, sprach er: „Deines Lebens hab ich dich gesichert und will dies halten. Weil ich aber deinen bösen Willen erkannt, so will ich dich führen und hinlegen lassen an einen Ort, wo du Sonne und Mond nimmermehr sehen sollst, damit ich vor dir sicher sei;" und ließ ihn fangen und binden und führte ihn mit sich über den Waldstättersee; denn er wollte ihn nach Küßnacht bringen auf sein Schloß und dort in den Thurm wer- fen. Wie sie aber dahin fuhren auf dem See, und jenseits des Grütli ka- men, da ward der wilde Wind los, welcher der „Föhn" heißt, der See ging hohl und die Wellen schlugen hoch auf und tief nieder, daß den Vogt ein Grausen ankam um sein Leben. In solcher Todesnoth ließ er dem Tell, welcher gebunden da lag, die Fesseln lösen, daß er, als ein starker und der Fahrt auf dem See wohl kundiger Mann, ihn errette. Nun führte der Tell das Fahrzeug mit Macht gegen Wind und Wellen; wie sie aber an den Arenberg kamen und der Tell eine Felsplatte ersah, drückte er das Schiff hart daran, ergriff rasch sein Schießzeug, sprang aus dem Schiff auftie Platte und stieß das Schiff mit dem Fuß gewaltig in den See hinaus; so war er aus des Vogts Gewalt frei. Jene Platte heißt seitdem die Tel- lenplatte. Hierauf entrann der Tell eiligen Fußes durch Schwyz und legte sich in die hohle Gasse bei Küßnacht, wo der Geßler des Weges kommen mußte. Und als derselbe heranritt, voll böser Anschläge auf den Tell, da durchschoß ihn dieser mit dem zweiten Pfeil, daß er todt vom Rosse fiel; so

10. Aus alten Zeiten - S. 102

1883 - Hannover : Hahn
— 102 — Jeder hatte zehn wackere Männer mit sich gebracht, und alle gelobten datz sie gemeinsam einstehen wollten für die Befreiung ihres Volkes' Dann gingen )te heim und erwarteten verschwiegen die rechte Stunde für ihr Werk. 2. Mitterweile hatte Geßler in seinem Argwohn sich vorgenommen, diejenigen zu erforschen, welche seinem Regiment am meisten abhold waren. Deshalb ließ er zu Altorf unter der Linde da jedermann vorbeigehen mußte, eine Stange aufrichten, legte einen Hut darauf und hatte einen Knecht als Hüter dabei sitzen. Darauf gebot er_ durch öffentlichen Ausruf: wer da wäre, der da vorüber ginge, sollte sich vor dem Hute neigen, als ob der Herr selber zugegen sei; und übersähe es einer und thäte es nicht, den wollte er mit schweren Bußen strafen. Nun war ein Mann im Lande mit Namen Wilhelm Tell, der hatte auf dem Rütli mit geschworen und ging an dem Hnte vorüber,^ ohne Ehrfurcht zu bezeigen. Da verklagte ihn der Knecht, der des Hutes wartete, bei dem Landvogt. Dieser ließ den Tell vor sich bringen und fragte, warum er seinem Gebote nicht gehorsam wäre. Wilhelm Tell antwortete : „Lieber Herr, es ist von ungefähr geschehen; ich dachte nicht, daß ihr es so hoch ansehen würdet; wäre ich witzig, so hieß ich nicht der Tell." Nun war der Tell ein gar guter Schütze, wie man sonst keinen im Lande fand. Er hatte auch hübsche Kinder, die ihm lieb waren. Da janbte der Landvogt hin und ließ die Kinder holen; und als sie gekommen waren, fragte er den Tell, welches Kind ihm das liebste wäre. Dieser antwortete: „Sie sind mir alle gleich lieb." Da sprach der Vogt: „Wilhelm, du bist ein guter Schütze, wie ich höre; das wirst du mir jetzt bewähren, denn du sollst einem deiner Kinder einen Apfel vom Haupte schießen. Thust du das, so will ich dich für einen guten Schützen achten." Der gute Tell erschrak und flehte um Gnade, daß man ihm solches erließe, denn es wäre unnatürlich; was man ihm sonst hieße, wolle er gern thun. Der Bogt aber zwang ihn mit seinen Knechten und legte dem Kinde den Apfel selbst aufs Haupt. Nun sah Tell, daß er nicht ausweichen konnte, nahm einen Pfeil und steckte ihn hinten in feinen Koller; den andern Pfeil nahm er in die Hand, spannte die Armbrust und bat Gott, daß er sein Kind behüten wolle, dann zielte er und schoß ohne Schaden den Apfel von des Kindes Haupt. Da sprach Geßler: „Das ist ein Meisterschuß; aber eins wirst du mir sagen, was bedeutet es, daß du deu ersten Pfeil in den Koller stecktest?" Tell erwiderte: „Das ist so der Schützen Gewohnheit." Aber der Landvogt ließ nicht ab und wollte den eigentlichen Grund hören. Zuletzt sagte Tell, der sich fürchtete die Wahrheit zu offenbaren: wenn er ihm das Leben sicherte, wolle ers sagen. Als Geßler das gethan, sprach Tell: „Nun wohl, so höret! Hätte ich den Apsel verfehlt und mein Kind geschossen, so wollte ich euch mit dem andern Pfeil nicht verfehlt haben." Da erschrak der Landvogt und sagte: „Dein Leben ist dir zwar zugesagt, aber an einen Ort

11. Lesebuch in Lebensbildern für Schulen - S. 501

1853 - Oppenheim a.Rh. [u.a.] : Kern
501 Wie sie aber in der Nacht am 17. November 1307 zusammen kamen und jeder von den Dreien mit sich zur Matte auf Rütli zehn treue Ehrenmänner geführt hatte, entschlossen, die alte Landesfreiheit über Alles, das Leben für Nichts zu achten, erhoben die frommen Drei ihre Hände gen Himmel und schwuren zu Gott dem Herren, vor welchem Könige und Bauern gleich sind, „in Treue für die Rechte des unschuldigen Volkes zu leben und zu sterben; Alles gemeinschaftlich, Nichts eigenmächtig zu wagen und zu tragen; kein Unrecht zu dulden, aber auch keiu Uurecht zu thun; des Grafen von Habsburg Recht und Eigenthum zu ehren und keinem der Könkgsvögte Uebels zuzufügen, aber den Vögten zu wehren, das Land zu verderben." Und die dreißig Andern streckten die Hände auf und thaten den Eid, wie jene, zu Gott, „die Freiheit mannhaft zu behaupten." Und sie erwählten die Neujahrsnacht zum Werk. Dann gingen sie ausein- ander, jeder in sein Thal, zu seiner Hütte und winterten das Vieh. Ii. Wilhelm T e l l. Dem Vogt Hermann Geßler war nicht wohl zu Muthe, denn er hatte ein böses Gewissen. Es dünkte ihm, als wenn das Volk wüthi- ger umherginge und trotziger aussähe. Darum ließ er den herzoglichen Hut vou Oestreich erhöhen auf einer Stange in Uri und befahl: Wer vorübergehe, solle demselben Ehrerbietung erweisen. Daran wolle er erkennen, wer wider Oestreich sei. Und Wilhelm Tell, der Schütz von Bürgten, ging vorüber, einer von den Männern auf dem Rütli, aber er beugte sich nicht. Alsbald führten sie ihn gefangen zum Vogt, und dieser sprach ergrimmt: „Trotziger Schütze, so strafe dich deine eigne Kunst! Einen Apfel lege ich auf das Haupt deines Söhnleins, den schieße herab und fehle nicht!" Und sie banden das Kind und legten auf das Hanvt desselben einen Apfel und führten den Schützen weit davon. Er zielte; da schwirrte die Bogensehne; da brach der Pfeil den Apfel. Alles Volk jauchzte freudig. Geßler aber fragte den Schützen: „Wozu trägst du noch den andern Pfeil bei dir?" Es antwortete Tell: „Hätte der erste nicht den Apfel getroffen, dann gewiß der andere dein Herz!" Darüber erschrack der Vogt und ließ den Schützen greifen und auf ein Schiff führen nach Küßnacht, wohin er selbst zu fahren gedachte. Der See ging aber hoch, und die Schiffsleute verzagten. Je weiter im See, desto größer die Todesnoth; denn da stiegen Uferberge jäh aus dem Abgrunde des Gewässers, wie Mauern zum Himmel. In schwerer Angst ließ Geßler dem Tell die Fesseln abnehmen, damit derselbe, als guter Schiffer, das Fahrzeug lenke. Aber der Tell lenkte es gegen die kahle Wand des Axenberges, wo eine nackte Felsplatte wenige Schritte weit in die See hervortritt. Schwung und Sprung, — der Tell hinaus auf die Platte, — noch jetzt Tellsplatte genannt — das Schiff hinaus aus den See.

12. Bilder aus der Weltgeschichte und Sage - S. 194

1878 - Danzig : Gruihn
194 Geschichte des Mittelalters. jeder sollte zehn Mann aus seinem Lande mitbringen. In der festgesetzten Nacht kamen die 33 Männer zusammen und beschlossen: Sie wollten alle zusammen in gemeinsamer Freundschaft leben und sterben, jeder das unterdrückte Volk in seinem Thale schützen und vertheidigen, den Grafen von Habsburg nichts von ihren Gütern und Rechten entfremden, auch keinen Tropfen Blutes an den Vögten und ihren Leuten vergießen, — aber die Freiheit, welche sie von ihren Vätern empfangen hätten, wollten sie ihren Enkeln aufbewahren. Das beschworen sie im Namen Gottes. Zur Ausführung ihres Unternehmens bestimmten sie die Neujahrsnacht. Darauf gingen alle still auseinander, jeder seines Weges zu seiner Hütte; sie arbeiteten, wie sie es gewohnt waren, und alles blieb vor den Vögten geheim. Geßler und der Hut. Der Landvogt Geßler aber ließ eine Feste in Uri bauen, damit er und andere Landvögte nach ihm um so sicherer dort wohnen möchten, wenn Aufruhr entstände. Er fing an den Bau ins Werk zu setzen, und wenn ihn jemand fragte, wie die Feste heißen werde, antwortete er: „Zwing Urt wird ihr Name sein". Das verdroß die edeln Landsassen und gemeinen Landleute in Uri, und als sie sich das merken ließen, wurde Geßler grimmig und drohte, er wolle sie so weich und zahm machen, daß man sie um einen Finger winden könnte. Da ließ er zu Altdorf eine Stange aufrichten, einen Hut oben darauf legen und gebieten, daß jeder, der vorüberginge, sich vor dem Hute neigen sollte, als ob der König selbst zugegen wäre, widrigenfalls ihn Verlust seines Gutes und Leibesstrafe treffen würde. Auch stellte er einen steten Wächter hin, der diejenigen anzeigen sollte, welche dem Gebote nicht Folge leisteten. Dieser große Uebermuth drückte das Volk schwer. Tells Schuß. Da ging einst ein redlicher, frommer Sandmann, Wilhelm Tell genannt, an dem aufgesteckten Hute vorüber, ohne sich vor ihm zu neigen. Das ward dem Landvogt angezeigt. Dieser berief den Tell vor sich und fragte ihn, warum er feinem Gebote nicht gehorsam wäre. Tell gab zur Antwort: „Lieber Herr, es ist von ungefähr und nicht aus Verachtung geschehen; ich dachte nicht, daß es Euer Gnaden so hoch ansehen würden". Nun war Tell ein guter Armbrustschütze, daß man einen bessern kaum fand, und er hatte hübsche Kinder, die ihm lieb waren. Die ließ der Landvogt holen und sprach: „Tell, welches unter den Kindern ist dir das liebste?" Tell antwortete: „Herr, sie sind mir alle gleich lieb". Da sprach der Landvogt: „Wohlan, Tell, du bist ein guter Schütze, rote ich höre. Nun wirst du deine Kunst vor mir bewähren und einem deiner Kinder einen Apfel vom Haupte schießen; triffst du ihn nicht auf den ersten Schuß, so kostet es dein Leben". Tell erschrak und bat um Gotteswillen, daß er ihm den Schuß erließe; denn es wäre unnatürlich, daß er aus sein liebes Kind schießen sollte; er wolle lieber sterben. Der Landvogt sprach: „Das mußt du thun oder du und das Kind sterben". Nun sah Teil, daß er nicht ausweichen konnte und bat Gott inniglich, daß er ihn und sein liebes Kind behüten möchte. Darauf nahm er feine Armbrust, spannte sie, legte den Pfeil auf und steckte noch einen Pfeil hinten in sein Koller. Der Landvogt selber legte dem Kinde den Apfel auf das Haupt; Tell zielte und schoß ihn glücklich dem Kinde vom Scheitel. Tclls Gefangennahme. Der Landvogt verwunderte sich des meisterhaften Schusses und lobte den Tell wegen seiner Kunst. „Aber ems" sprach er, „wirst du mir sagen, was bedeutet es, daß du den ersten Pfeil hinten in das Koller stecktest?" Tell erschrak und sprach: „Das ist so der Schützen Gewohnheit". Der Landvogt aber wußte wohl, daß Tell etwas anderes im Sinne gehabt hatte und redete ihm gütlich zu: „Tell, nun sage mir fröhlich die Wahrheit und fürchte nichts; du sollst deines Lebens sicher

13. Lehr- und Lesebuch oder die Vaterlands- und Weltkunde - S. 204

1863 - Essen : Bädeker
204 Übles zuzufügen, aber auch den Vögten zu wehren, das Land zu ver- derben. Und die dreißig andern Schweizer streckten auch die Hände auf und thaten den Eid, wie jene, zu Gott, die Freiheit mannhaft zu be- haupten. Und sie wählten die Neujahrsnacht zum Werk. Dann gingen sie auseinander, jeder in sein Thal zu seiner Hütte und winterten das Vieh. Dem Vogt Hermann Geßler ward nicht wohl, denn er hatte ein böses Gewissen. Es dünkte ihn, als wenn das Volk muthiger einherginge und trotziger aussähe. Darum ließ er den herzoglichen Hut von Österreich erhöhen aus einer Stange in Uri, und befahl, wer vorübergehe, solle demselben Ehrerbietung erweisen. Daran wollte er erkennen, wer wider Österreich sei. Und Wilhelm Tell, der Schütz aus Bürgten, einer von den Männern auf dem Rütli, ging vorüber; aber er beugte sich nicht. Alsbald führten sie ihn gefangen zum Vogt, und dieser sprach ergrimmt: „Trotziger Schütze, so strafe dich deine eigene Kunst! Einen Apfel lege ich auf das Haupt deines Söhnleins Walther, den schieße herab und fehle nicht!" Und sie Landen das Kind und legten auf das Haupt desselben einen Apfel und führten den Schützen weit davon. Er zielte. Da schwirrte die Bogensehne; und der Pfeil durchbohrte den Apfel. Alles Volk jauchzte freudig. Geßler aber fragte den Schützen: „Wozu trägst du noch den andern Pfeil bei dir?" Es antwortete Teil: „Hätte der erste nicht den Apfel getroffen, dann gewiß der andere dein Herz!" Deß erschrak der Vogt und ließ den Schützen greifen und auf ein Schiff führen nach Küßnacht, wohin er selbst zu fahren gedachte. Denn den Tell im Lande Uri einzukerkern, schien wegen des Volkes nicht rathsam; ihn aber in ausländische Gefangenschaft zu schleppen, war wider des Landes Rechtsame. Darum fürchtete der Vogt Zusam- menlauf des Volkes und fuhr schleunig ab, wiewohl der warme Föhn- wind blies. Der See ging hohl und die Wellen schlugen schäumend über, daß Men bange ward, und die Schiffsleute verzagten. Je weiter im See, je größer in Todesnoth; denn da steigen Üferberge jäh aus dem Abgrund des Gewässers wie Mauern zum Himmel. In schwerer Angst ließ Geßler dem Tell die Fesseln abthun, damit derselbe, als guter Schiffer, das Fahrzeug lenke. Aber der Tell lenkte gegen die kahle Wand des Gebirges, wo eine nackte Felsplatte wenige Schritte weit in den See hervortritt. Schwung und Sprung; — der Tell hinaus auf die Platte, das Schiff hinaus auf den Vierwaldstädter-See. Nun kletterte der Erlöste den Berg hinauf und stoh durch das Land Schwyz. Und er dachte in seinem bekümmerten Herzen: „Wohin entstiehen dem Zorne des Gewaltherrn? Und entrinne ich seiner Bos- heit, so hat er in der Heimath mein Weib und Kind zum Pfand. Was wird nicht der Geßler gegen die Meinigen verhängen, wenn Landenberg schon, um zwei gebrochener Finger seines Knechtes willen, dem Alten von Melchthal beide Augen ausbohrte! Wo ist der Richter- stuhl, vor den ich Geßler lade, wenn der König selbst des ganzen

14. Hilfsbuch zum Unterricht in der deutschen und brandenburgisch-preußischen Geschichte - S. 109

1869 - Erfurt : Körner
109 namentlich waren dnrch König Rudolf die Erbgüter seines Hauses bedeutend vermehrt worden. Sein Sohn und Nachfolger Albrecht trachtete nun darnach, die reichsfrei gewordenen Waldstädte Uri, Schwyz und Unterwalden seinen Landvögten zu unterwerfen und sie somit habsburgisch zu machen. Die Reichsvögte Gehler von Bruneck und Beringer von Landenberg gingen in ii^ren Bedrückungen bald sehr weit. Diese beiden Männer behan- delten die Schweizer mit empörender Grausamkeit. Sie bestraften die gering- sten Vergehen mit Kerker und ließen die Landleilte überall ihre Verachtung erfahren. Beringer von Landenberg trieb es fast noch ärger als Geßler. Er ließ 1307 einem frommen und angesehenen Bauer, Namens Heinrich von Melchthal, um einer geringen Ursache willen zwei schöne Ochsen vom Pfluge wegnehmen und ihm sagen, die Bauern sollten künftig den Pflug selber ziehen. Das empörte Heinrich's Sohn, Arnold; er schlug mit einem Stecken nach dem Knechte des Vogtes und zerbrach ihm zwei Finger. Als nun Arnold ent- floh, ließ der grausame Landvogt dem alten Vater die Augen ausstechen. Solche und andere Gewaltthateil nöthigten eine Anzahl beherzter Männer, unter denen Werner Stauffacher aus Schwyz, Walther Fürst aus Uri und Arnold Melchthal aus Unterwalden die bedeutendsten waren, zu einem geheimen Bunde zusammen zu treten. In dunkler Herbstnacht des Jahres 1307 verbanden sich diese Männer auf dem Rütli, einer einsamen Waldwiese am vierwaldstädter See, durch einen Eid, ihre Freiheiten und Rechte bis auf den Tod zu vertheidigen. In derselben Zeit hatte Geßler 511 Uri eine Veste bauen lassen, die er Zwing-Uri nannte; auch ließ er zu Altdorf einen Herzogshut auf eine Stange stecken und befahl, daß jeder Vorübergehende dem Hute dieselbe Ehre erweisen solle, die dem Könige gebühre. Wer dem Gebote zuwider handle, solle mit Verlust seines Gutes oder mit Leibesstrafe gezüchtigt werden. Als nun Wilhelm Tell, Walther Fürst's Eidam, vorüberging, ohne dem Hute die geforderte Ehre zu bezeigen, wurde er von Geßler's Knechten ergriffen und vor den Landvogt geführt. Da Tell als guter Schütze bekannt war, befahl ihm Geßler, einen Apfel von dem Kopfe feines Sohnes zu schießen; fehle er beim ersten Schuß, so müsse er sterben. Tell erschrak über diese entsetzliche Forderung und bat um Gottes willeu, ihm diesen Schuß zu erlassen. Doch Geßler blieb bei seinem Befehl stehen und drohte noch damit, Vater und Sohn umbringen zu lassen, wenn Tell sich länger weigere. Da ergriff der beküm- nrerte Vater mit zitternder Hand zwei Pfeile, steckte einen in den Gürtel seines Kollers und legte den andern auf das Geschoß. Er legte an, aber die Arme zitterten ihm. Da redete der Sohn dein Vater muthig zu. Tell drückte ab. und der Apfel siel gespalten zur Erde, dem Kinde aber war kein Leid gesche- hen. Als Geßler hierauf fragte, warum Tell noch einen zweiten Pfeil zur Hand gehabt habe, sagte dieser: Das ist so Schützenart. Der Landvogt lies die Antwort aber nicht gelten und versprach, seines Lebens zu schonen, wenn er die Wahrheit sage. Da bekannte Tell, daß der zweite Pfeil für Geßler be- stimmt gewesen sei, wenn der erste seinen Sohn getödtet hätte. „Wohlan", sprach Geßler, „deines Lebens habe ich dich versichert, aber ich will dich an einen Ort bringen lassen, wo du weder Sonne noch Mond erblicken sollst." Auf seinen Befehl wurde Tell gebunden und auf ein Schiff gebracht, das ihn über den vierwaldstädter See führen sollte. In einem finstern Thurme zu

15. Geschichts-Bilder - S. 180

1865 - Langensalza : Greßler
gemeinschaftlich, nichts eigenmächtig zu wagen und zu tragen; kein Unrecht zu dulden, aber auch kein Unrecht zu thun; des Grafen von Habsburg Recht und Eigenthum zu ehren und keinem der Königs- Vögte Uebles zuzufügen, aber den Vögten zu wehren, das Land zu verderben.« Und die dreißig Anderen streckten die Hände auf und thaten den Eid, wie jene, zu Gott und allen Heiligen, »die Frei- heit mannhaft zu behaupten.« Und sie erwählten die Neujahrsnacht zum Werke. Dann gingen sie auseinander, jeder in sein Thal, zu seiner Hütte und winterten das Vieh. Dem Vogt Hermann Geßler ward nicht wohl, denn er hatte ein böses Gewissen. Es dünkte ihm, als wenn das Volk muthiger umherginge und trotziger aussähe. Darum ließ er den herzoglichen Hut von Oesterreich erhöhen auf einer Stange in Uri und befahl: »Wer vorübergehe, solle demselben Ehrerbietung erweisen. Daran wolle er erkennen, wer wider Oesterreich sei.« Und Wilhelm Tell, der Schütz aus Bürgeln, ging vorüber, einer von den Männern auf Rütli; aber er beugte sich nicht. Als- bald führten sie ihn gefangen zum Vogt, und dieser sprach er- grimmt: »Trotziger Schütze, so strafe dich deine eigene Kunst! Einen Apfel lege ich auf das Haupt deines Söhnleins, den schieße herab und fehle nicht.« — Und sie banden das Kind und legten auf das Haupt desselben einen Apfel und führten den Schützen weit davon. Er zielte; da schnurrte die Bogensehne; da brach der Pfeil den Apfel. Alles Volk jauchzte freudig. Geßler aber fragte den Schützen: »Wozu trägst du noch den andern Pfeil bei birv« Es antwortete Tell: »Hätte der erste nicht den Apfel getroffen, dann gewiß der andere dein Herz!« Darüber erschrak der Vogt und ließ den Schützen greifen und auf ein Schiff führen nach K ü ß n a ch t, wohin er selbst zu fahren gedachte. Denn den Tell im Lande Uri einzukerkern, schien wegen des Volkes nicht rathsam; ihn aber in ausländische Gefangenschaft zu schleppen, war wider des Landes Rechtsame. Darauf fürchtete der Vogt Zusammenlauf des Volkes und fuhr schleunig ab, wiewohl der warme Föhnwind ungestüm blies. Der See ging hohl, und die Schiffsleute verzagten. Je weiter im See, desto größer die Todesnoth; denn da stiegen Ufer- berge jäh aus dem Abgrunde des Gewässers, wie Mauern zum Himmel. In schwerer Angst ließ Geßler dem Teil die Fesseln ab- nehmen, damit derselbe, als guter Schiffer, das Fahrzeug lenke. Aber der Tell lenkte es gegen die kahle Wand des Axenberges, wo eine nackte Felsplatte wenige Schritte weit in den See hervortritt. Schwung und Sprung, — der Tell hinaus auf die Platte (noch jetzt Tellsplatte genannt); das Schiff hinaus auf den See! Nun kletterte der Erlöste den Berg hinauf und floh durch das Land Schwyz. Und er dachte in seinem bekümmerten Herzen: »Wohin entfliehen dem Zorne des Gewaltherrn? Und entrinne ich

16. Erzählungen aus der Weltgeschichte - S. 246

1888 - Kreuznach [u.a.] : Voigtländer
— 246 — herzhaften Männern des Landes sprechen und erforschen, weß Sinnes das Volk sei, und was es für seine Freiheit und Sicherheit einsetzen wolle. Darnach kamen sie, jeder von zehn treuen Männern begleitet, bei nächtlicher Weile zusammen auf einer kleinen heimlichen Wiese am See. Man heißt sie vom ausgerotteten Gestrüpp das Rütli; da waren sie von Menschen und Wohnungen weit. Und alle streckten die Hände gen Himmel und schwuren, für die alte Landesfreiheit zu leben und zu sterben, alles gemeinschaftlich, nichts eigenmächtig zu wagen, kein Unrecht zu dulden, aber auch kein Unrecht zu thun, des Kaisers Recht zu achten, aber auch den Vögten zu wehren, das Land zu verderben. Dann gingen sie auseinander, ein jeglicher in sein Thal zu seiner Hütte, und winterten das Vieh. 4. Wilhelm Tell. — Unterdessen stieg der Übermut des Vogtes Geßler immer höher. Er ließ in Uri den österreichischen Herzogshut auf einer Stange erhöhen und befahl, wer vorübergehe, solle dem Hute Ehrerbietung beweisen. Aber Wilhelm Tell, Walther Fürsts Eidam, ging mit seinem Knaben vorüber und beugte sich nicht. Alsbald führten die Wächter ihn gefangen zum Vogt. Der sprach: „Wohlan, Tell, du bist ein guter Schütze, so schieße denn. einen Apfel vom Kopfe deines Söhnleins; fehlst du beim ersten Schuß, so kostet es dich das Leben." Tell bat um Gotteswillen, ihn zu so verwegener That nicht zu zwingen. Umsonst, der Vogt drohte, wenn er nicht gehorche, ihn samt dem Knaben zu töten. Und sie banden das Kind, legten ihm den Apfel auf den Kopf und führten den Schützen weit davon. Da holte Tell zwei Pfeile aus dem Köcher, legte einen auf den Bogen und schoß. Und siehe, mitten durchbohrt flog der Apfel dem Knaben vom Haupte. Alles Volk jauchzte laut auf. Geßler aber fragte den Schützen: „Wozu hast du denn den zweiten Pfeil hervorgenommen?" Tell antwortete kühn: „Der hätte dir das Herz durchbohrt, grausamer Vogt, wenn ich mit dem ersten mein Kind getroffen." Da ließ ihn Geßler binden und auf sein Schiff bringen, um ihn mit sich über den See nach Küßnacht zu nehmen und einzukerkern. Während der Fahrt aber erhob sich ein furcht-

17. Deutscher Schul-, Haus- und Kinderfreund - S. 554

1848 - Grimma : Verlags-Comptoir
554 von Habsburg Recht und Eigenthum zu ehren und keinem der Kö- nigsvögte Übles zuzufügen, aber auch den Vögten zu wehren, das Land zu verderben. Und die dreißig Andern ftrekkten die Hände au* und thaten den Eid wie jene zu Gott und'allen Heiligen, die Frei- heit mannhaftig zu behaupten. Und sie wählten die Neujahrsnacht zum Werk. Dann gingen sie aus einander, Jeder in sein Thal zu seiner Hütte und winterten das Vieh. Dem Vogt Hermann Gessler ward nicht wohl, denn er hatte böses Gewissen. Es dünkte ihn, als wenn das Volk muthiger ein- herginge und trotziger aussähe. Darum ließ ec den herzoglichen Hut von Österreich erhöhen auf einer Stange im Uri und befahl, wer vorübergehe, solle demselben Ehrerbietung erweisen. Daran wollte er erkennen, wer wider Österreich sei. Und Wilhelm Tell, der Schütz aus Bürgten, ging vorüber, einer von den Männern aus dem Rütli, aber er beugte sich nicht. Alsbald führten sie ihn gefangen zum Vogt und dieser sprach er- grimmt: Trotziger Schütze, so strafe dich deine eigene Kunst. Einen Apfel lege ich auf das Haupt deines Söhnleins, den schieße herab und fehle nicht! Und sie banden das Kind und legten auf das Haupt desselben einen Apfel und führten den Schützen weit davon. Er zielte. Da schwirrte die Bogensehne. Da brach der Pfeil den Apfel. Alles Volk jauchzte freudig. Gessler aber fragte den Schützen: Wozu trägst du noch den andern Psiil bei dir? Es antwortete Tell: Hätte der erste nicht den Apfel getroffen, dann gewiss der andere dein Herz! Dess erschrak der Vogt und ließ den Schützen greifen und auf ein Schiff führen nach Küßnacht, wohin er selbst zu fahren gedachte. Denn den Tell im Lande Uri einzukerkern schien wegen des Volkes nicht rathfam, ihn aber in ausländische Gefangenschaft zu schleppen war wider des Landes Rechrsame. Darum fürchtete der Vogt Zu- sammenlauf des Volkes und fuhr schleunig ab, wiewohl der warme Fönwind blies. Die See ging hohl und die Wellen schlugen schau- mend über, dass Allen bange ward und die Schiffsleute verzagten. Je weiter im See, je größer die Todesnoth; denn da steigen Ufer- berge jäh aus dem Abgrund des Gewässers wie Mauern zum Him- mel. In schwerer Angst ließ Gessler dem Tell die Fesseln abthun, damit derselbe als guter Schiffer das Fahrzeug lenkte. Aber der Tell lenkte gegen die kahle Wand des Axenberges, wo eine nakkte Felsplatte wenig Schritte weit in die See hervortritt. Schwung und Sprung; der Tell hinaus auf die Platte, das Schiff hinaus in den See.

18. Geschichte des Mittelalters - S. 182

1867 - Mainz : Kunze
182 Vierte Periode des Mittelalters. aus Verachtung geschehen; verzecht mir's; Ware ich witzig, so hieß ich nicht der Tell, ich bitte um Gnade, es soll nicht mehr geschehen!" Nun war Tell ein guter Armbrustschütze und hatte hübsche Kinder, schießt seinem die ihm lieb waren. Darum gebot ihm der Landvogt, einen Apsel ^1^7 vom Haupte seines Kindes zu schießen und Wohl zu zielen; denn sonst Haupt, müsse er sein Leben lassen. Tell erschrack und bat den Vogt unl Gotteswillen, daß er ihm den Schuß erlasse; es sei unnatürlich, auf das Haupt des lieben Kindes zu zielen, er wolle lieber sterben. Allein der Landvogt entgegnete: „Das mußt du thun, oder du und deiil Kind müsset sterben!" In dieser Noth flehte Tell zu Gott für sich und sein liebes Kind, nahm die Armbrust, spannte sie, legte einen Pfeil auf und steckte einen andern hinten in das Goller. Der Meister- schuß ward gethan, der Apsel getroffen, der Knabe nicht verletzt. Der Vogt lobte den Tell wegen seiner Sicherheit und fragte ihn, was das bedeute, daß er noch einen andern Pfeil aus dem Köcher genommen und hinten ins Goller gesteckt habe. Anfangs wollte Tell nicht antworten; als ihm aber Geßler das Leben sicherte, sprach er fröhlich die Wahrheit: „Hätte ich mein Kind getroffen, so hätte ich mit dem andern Pfeil Euch sicher nicht gefehlt." Darüber ward der Vogt zornig und entgegnete: „Nun wohlan Tell, deines Lebens hab' ich dich gesichert, das will ich halten; aber da ich deinen bösen Willen und soll nach gegen mich verstanden, so will ich dich an einen Ort führen lassen, wo ^"^^^'dich weder Sonne noch Mond bescheint, auf daß ich vor dir sicher sei." werdrn. Unverzüglich ließ er den kühnen Schützen greifen, binden und auf ein Schiff gen Küßnacht fuhren, wohin er selbst zu fahren gedachte. Es wehte aber heftiger Föhn, die See ging hoch, und die Wellen schlugen schäumend an den Felsen empor. Mitten aus dem See vermochten die Schiffer das zerbrechliche Fahrzeug nicht mehr zu steuern, und da Tell ein starker Mann und trefflicher Schiffer war, so befahl Geßler auf Der Sturm Begehren seiner Leute, dem Tell die Fesseln abzunehmen. Sogleich "kühne" ergriff Tell das Steuer, und, als er das Schiff dem Ufer genähert Sprung hatte, da wo sich der Axenberg erhebt, ergriff er sein Schießzeug, sprang befreien Ihn. ^ Fx^tatte, stieß das Fahrzeug mit gewaltiger Wucht in die See zurück und eilte über Berg und Thal bis auf die Höhe an der Landstraße zwischen Arth und Küßnacht, wo eine hohle Gasse war und Gesträuch darüber. Darin lag er verborgen. Denn er wußte, daß der Landvogt da vorbei zu seiner Burg nach Küßnacht reiten werde. Geßler und seine Leute landeten nach unsäglicher Noth und Mühe bei Brunnen und ritten darnach durch das Land. Wie sie der hohlen Gaffe nahten, hörte Tell allerlei Anschläge wider sein Leben. Er hatte

19. Lehr- und Lesebuch oder die Vaterlands- und Weltkunde - S. 211

1864 - Essen : Bädeker
211 zum gestirnten Himmel und schwuren zu Gott dem Herrn: in Treue für die Rechte des unschuldigen Volkes zu leben und zu sterben, Alles gemeinschaftlich, nichts eigenmächtig zu wagen und zu tragen, kein Un- recht zu dulden, aber auch kein Unrecht zu thun, des Grafen von Habs- Lurg Recht und Eigenthum zu ehren und keinem der Königsvögte Übles zuzufügen, aber auch den Vögten zu wehren, das Land zu ver- derben. Und die dreißig andern Schweizer streckten auch die Hände aus und thaten den Eid, wie jene, zu Gott, die Freiheit mannhaft zu be- haupten. Und sie wählten die Neujahrsnacht zum Werk. Dann gingen sie auseinander, jeder in sein Thal zu seiner Hütte und winterten das Vieh. Dem Vogt Hermann Geßler ward nicht wohl, denn er hatte ein böses Gewissen. Es dünkte ihn, als wenn das Volk muthiger einherginge, und trotziger aussähe. Darum ließ er den herzoglichen Hut von Österreich erhöhen auf einer Stange in Uri, und befahl, wer vorübergehe, solle demselben Ehrerbietung erweisen. Daran wollte er erkennen, wer wider Österreich sei. Und Wilhelm Tell, der Schütz aus Bürglen, einer- von den Männern auf dem Rütli, ging vorüber; aber er beugte sich nicht. Alsbald führten sie ihn gefangen zum Vogt, und dieser sprach ergrimmt: „Trotziger Schütze, so strafe dich deine eigene Kunst! Einen Apfel lege ich auf das Haupt deines Söhnleins Walther, den schieße herab und fehle nicht!" Und sie banden das Kind und legten auf das Haupt desselben einen Apfel und führten den Schützen weit davon. Er zielte. Da schwirrte die Bogensehne; und der Pfeil durchbohrte den Apfel. Alles Volk jauchzte freudig. Geßler aber fragte den Schützen: „Wozu trägst du noch dm andern Pfeil bei dir?" Es antwortete Tell: „Hätte der erste nicht den Apfel getroffen, damr gewiß.der andere dein Herz!" Deß erschrak der Vogt und ließ den Schützen greifen und auf ein Schiff führen nach Küßnacht, wohin er selbst zu fahren gedachte. Denn den Tell im Lande Uri einzukerkern, schien wegen des Volkes nicht rathsam; ihn aber in ausländische Gefangenschaft zu schleppen, war wider des Landes Rechtsame. Darum fürchtete der Vogt Zusam- menlauf des Volkes und fuhr schleunig ab, wiewohl der warme Föhn- wind blies. Der See ging hohl und die Wellen schlugen schäumend über, daß Allen bange ward, und die Schiffsleute verzagten. Je weiter im See, je größer'in Todesnoth; denn da steigen Uferberge jäh aus dem Abgrund des Gewäffers wie Mauern zum Himmel. In schwerer Angst ließ Geßler dem Tell die Feffeln abnehmm, damit derselbe, als guter Schiffer, das Fahrzeug lenke. Aber Tell lenkte gegen die kahle Wand des Gebirges, wo eine nackte Felsplatte wmige Schritte weit in den See hervortritt. Schwung und Sprung; — der Tell hinaus auf die Platte, das Schiff hinaus auf den Vierwaldstädter-See. Nun kletterte der Erlöste den Berg hinauf und floh durch das Land Schwyz. Und er dachte in seinem bekümmerten Herzen: „Wohin entfliehen dem Zorne des Gewaltherrn? Und entrinne ich seiner Bos- 14*

20. Geschichte des Mittelalters - S. 182

1878 - Mainz : Kunze
182 Vierte Periode des Mittelalters. dem König und ihm zur Verachtung dem Hut keine Ehrfurcht erwiesen habe. Tell entgegnete: „Lieber Herr! Es ist von ungefähr und nicht aus Verachtung geschehen; verzeiht mir's; wäre ich witzig, so hieß ich nicht der Tell, ich bitte um Gnade, es soll nicht mehr geschehen!" Nun war Tell ein guter Armbrustschütze und hatte hübsche Kinder, mnbe eben1 Iie6 "^n. Darum gebot ihm der Landvogt, einen Apfel Apfel Dem Haupte seines Kindes zu schießen und wohl zu zielen; denn sonst Haupt, müsse er sein Leben lassen. Tell erschrack und bat den Vogt um Gotteswillen, daß er ihm den Schuß erlasse; es sei unnatürlich, auf das Haupt des lieben Kindes zu zielen, er wolle lieber sterben. Allein der Landvogt entgegnete: „Das mußt du thun, oder du und dein Kind müsset sterben!" In dieser Not flehte Tell zu Gott für sich und sein liebes Kind, nahm die Armbrust, spannte sie, legte einen Pfeil auf und steckte einen andern hinten in das Goller. Der Meisterschuß ward gethan, der Apfel getroffen, der Knabe nicht verletzt. Der Vogt lobte den Tell wegen seiner Sicherheit und fragte ihn, was das bedeute, daß er noch einen andern Pfeil aus dem Köcher genommen und hinten ins Goller gesteckt habe. Anfangs wollte Tell nicht antworten, als ihm aber Geßler das Leben sicherte, sprach er fröhlich die Wahrheit: „Hätte ich mein Kind getroffen, so hätte ich mit dem andern Pfeil Euch sicher nicht gefehlt." Darüber ward der Vogt zornig und entgegnete: „Nun wohlan Tell, deines Lebens hab' ich dich gesichert, das will ich halten; aber da ich deinen bösen Willen und soll nach gegen mich verstanden, so will ich dich an einen Ort führen lassen, wo Küßnacht ab-, . r r cm , ^ . , , „ , „ ' M geführt dich weder Sonne noch Mond bescheint, auf daß ich vor dir sicher sei." »erben. Unverzüglich ließ er den führten Schützen greifen, binden und auf ein Schiff gen Küßnacht führen, wohin er selbst zu fahren gedachte. Es wehte aber heftiger Föhn, der See ging hoch, und die Wellen schlugen schäumend an den Felsen empor. Mitten auf dem See vermochten die Schiffer das zerbrechliche Fahrzeug nicht mehr zu steuern, und da Tell ein starker Mann und trefflicher Schiffer war, so befahl Geßler auf $unifeurm ^gehren seiner Leute, dem Tell die Fesseln abzunehmen. Sogleich kühner ergriff Tell das Steuer, und als er das Schiff dem Ufer genähert frekitisnt 100 der Axenberg erhebt, ergriff er fein Schießzeug, sprang auf die Felsplatte, stieß das Fahrzeug mit gewaltiger Wucht in den See zurück und eilte über Berg und Thal bis auf die Höhe an der Landstraße zwischen Arth und Küßnacht, wo eine hohle Gasse war und Gesträuch darüber. Darin lag er verborgen. Denn er wußte, daß der Landvogt da vorbei zu seiner Burg nach Küßnacht reiten werde. Geßler und seine Leute landeten nach unsäglicher Not und Mühe bei