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1. Geschichte der neueren Zeit - S. 141

1868 - Mainz : Kunze
Vom westfäl. Frieden bis zur ersten französischen Revolution. 141 Der fränkische, bairische und schwäbische Kreis stellten ihr Contingent, die Kurfürsten von Baiern und Sachsen erschienen persönlich mit ihren Truppen. Das bedeutendste Heer führte der König Johann Sobiesky von Polen herbei; er erhielt den Oberbefehl über das vereinigte Heer der Polen und Deutschen. Leopold hatte Wien verlassen und die Ver- theidigung der Hauptstadt dem tapferen Grafen Rüdiger von Stahrem- berg übertragen, welcher mit 12,000 Bewaffneten, Soldaten, Bürgern und Studenten, die Heeresmacht der Türken, an 200,000 Mann stark, aufhielt. Kara Mustafa bedrängte die Stadt so sehr, daß ihre Lage von Stunde zu Stunde bedenklicher wurde und die schwache Be- satzung sich kaum der heftigen und häufigen Angriffe erwehren konnte. Endlich am 11. September, am 41. Tage der Belagerung, bemerkte Graf Stahremberg die Signalfeuer und Raketen des Entsatzes, welchen Johann Sobiesky herbeiführte. Unbeschreiblicher Jubel herrschte in der geängstigten Stadt, neuer Muth belebte alle Herzen, und Jubellieder ertönten in den Straßen und auf den Wällen bis tief in die Nacht. Der heiße Kampf des folgenden Tages fiel zu Gunsten der Christen aus; in wilde, unaufhaltsame Flucht ergoß sich das Türkenheer und ließ ein reiches Lager im Stiche. Johann Sobiesky und Rüdiger von Stahremberg wurden würdig geehrt, da ihnen allein die Rettung der Kaiserstadt gebührte. Erst 14 Tage nach dem Abzüge der Türken erschien Leopold in Wien, eifersüchtig auf den Ruhm des tapferen Polenkönigs, welchen das Volk fast vergötterte. Kalt und gemessen empfing der stolze Kaiser den Retter seines Reiches und seiner Haupt- stadt; er wäre eines besseren Empfanges würdig gewesen. Leopold ließ jetzt seiner Rache gegen die Ungarn freien Lauf. Ein strenges, un- barmherziges Gericht erging über Tököly's Anhänger und die Gegner der Jesuiten. Da§ uralte Recht der Nation, sich durch freie Wahl einen König zu küren, ward vernichtet und das Erbrecht des habs- burgischen Hauses dafür eingesetzt. 6. Der spanische Erbfolgekrieg (1700 —1 713). Als Karl Ii. von Spanien kinderlos gestorben war (1700), meldeten sich vier Erben für den spanischen Thron, Ludwig Xiv. von Frankreich, Leopold von Oestreich, Maximilian Emanuel von Baiern für seinen unmündigen Sohn, und Victor Amadeus von Savoyen. Ludwig Xiv. gründete seine Ansprüche auf seine Vermählung mit Philipps Iv. Tochter Maria Theresia, vergaß aber, wie früher schon einmal, daß er bei seiner Heirath aus den spanischen Thron vollkommen Helden- wüthige Ver- theidigung Wiens durch den Grafen Rüdiger von Stahremberg 1683. Die Stadt wird entsetzt durch Johann Sobiesky von Polen. Leopold züchtigt die Ungarn. Die Präten- denten der spanischen Krone.

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1. Geschichte der neueren Zeit - S. 139

1876 - Mainz : Kunze
Vom westfäl. Frieden bis zur ersten französischen Revolution. 139 setzt hatte, beibehalten werden müsse. Diese Großmuth Ludwigs hatte darin ihren Grund, daß er hoffte nach dem Tode des kinderlosen Königs Karl Ii., seines Schwagers, die spanische Monarchie an sich ziehen zu können. 5. Die Türken vor Wien (1683) Johann Sobiesky. So schwach und ohnmächtig sich Kaiser Leopold gegen Ludwig Xiv. y^rn bewies, so streng und ungerecht verfuhr er gegen Ungarn. Hier wur- rufen die den auf Betreiben der Jesuiten die Protestanten schwer bedrückt, die pife wider-ständischen Rechte vielfach verletzt und das Land mit Einquartierungen Leopold i. so schwer belastet, daß unter den angesehensten Edelleuten eine Verschwörung entstand. Diese wurde durch den Dragoman des Großveziers dem Kaiser hinterbracht und hatte strenge Maßregeln zur Folge. Ein talentvoller Edelmann, Emerich Tököly, welcher durch den Verlust seiner Güter an den Bettelstab gekommen war, stellte sich an die Spitze der unzufriedenen Ungarn und bat den türkischen Sultan um Hülfe. Eine große Bestürzung herrschte in Wien, als die Nachricht vom Anzuge des gefürchteten Türkenheeres erscholl. Ueberall hin sandte der Kaiser Eilboten, um Hülse, da er nur 30,000 Mann in Bereitschaft hatte. Der fränkische, bairische und schwäbische Kreis stellten ihr Kontingent, die Kurfürsten von Baiern und Sachsen erschienen persönlich mit ihren Truppen. Das bedeutendste Heer führte der König Johann Sobiesky von Polen herbei; er erhielt den Oberbesehl über das vereinigte Heer der Polen und Deutschen. Leopold hatte Wien verlassen und die Vertheidigung der Hauptstadt dem tapferen Grafen Rüdiger von Stahrem- mahigever-berg übertragen, welcher mit 12,000 Bewaffneten, Soldaten, Bürgern theidigung und Studenten, die Heeresmacht der Türken, an 200,000 Mann beil @1.afen stark, aushielt. Kara Mustafa bedrängte die Stadt so sehr, daß ihre Rüdiger von Lage von Stunde zu Stunde bedenklicher wurde und die schwache Be- <£ta1^"’6ei9 satzung sich kaum der heftigen und häufigen Angriffe erwehren konnte. Endlich am 11. September, am 41. Tage der Belagerung, bemerkte Graf Stahremberg die Signalfeuer und Raketen des Entsatzes, welchen Johann Sobiesky herbeiführte. Unbeschreiblicher Jubel herrschte in der Die Stadt geängstigten Stadt, neuer Muth belebte alle Herzen, und Jubellieder ^Johann ertönten in den Straßen und auf den Wällen bis tief in die Nacht. Sobiesky von Der heiße Kamps des folgenden Tages fiel zu Gunsten der Christen %"kn' aus; in wilde, unaufhaltsame Flucht ergoß sich das Türkenheer und ließ ein reiches Lager im Stiche. Johann Sobiesky und Rüdiger von Stahremberg wurden würdig geehrt, da ihnen allein die Rettung der

2. Geschichte der Neuzeit - S. 147

1887 - Wiesbaden : Kunze
§. 10, 4. Straßburgs Verlust. Der Orleaussche Krieg. 147 die Insel 1691 wieder zur Unterwerfung. Im folgenden Jahr wurde die ganze französische Flotte in der Schlacht bei la Hogue zu Grunde gerichtet. Bei dem deutschen Reichsheere ließ es die Uneinigkeit der Führer zu weiteren Erfolgen nicht kommen, als daß dem Vordringen der Franzosen in Deutschland gewehrt ward. Neun Jahre hatte der Krieg gedauert, da nötigte Frankreichs Erschöpfung Ludwig Xiv. zum Frieden zu Ryswick 1697. Ludwig zeigte sich in demselben überaus großmütig, gab alle eroberten Orte außer Straßburg und namentlich die auf dem rechten Rheinufer gelegenen Festungen Kehl, Breisach, Freiburg und Philippsburg heraus, bestand aber mit entschiedener Hartnäckigkeit darauf, daß die katholische Religion in der Pfalz, wo er sie mit Gewalt wieder eingesetzt hatte, beibehalten werden müsse. Diese Großmut Ludwigs hatte darin ihren Grund, daß er hoffte, nach dem Tode des kinderlosen Königs Karls Ii., seines Schwagers, die spanische Monarchie an sich ziehen zu können. 5. Die Türken vor Wien 1683. Ungarn. So schwach und ohnmächtig sich Kaiser Leopold gegen Ludwig Xiv. bewies, so streng und ungerecht verfuhr er gegen Ungarn. Hier wurden auf Betreiben der Jesuiten die Protestanten schwer bedrückt, die ständischen Rechte vielfach verletzt und das Land mit Einquartierungen so schwer belastet, daß unter den angesehensten Edelleuten eine Verschwörung entstand. Ein talentvoller Edelmann, Emmerich Tököly, welcher durch den Verlust seiner Güter an den Bettelstab gekommen war, stellte sich an die Spitze der unzufriedenen Ungarn, Ludwig Xiv. leistete Beistand, und der türkische Sultan schickte Hilfe. Eine große Bestürzung herrschte in Wien 1683, als die Nachricht vom Anzuge des gefürchteten Türkenheeres erscholl. Überall hin sandte der Kaiser Eilboten um Hilfe, da er nur 30 000 Mann in Bereitschaft hatte, mit welchen selbst der tapfere Karl von Lo thringen den Ansturm nicht abwehren konnte. Brandenburg, der fränkische und schwäbische Kreis stellten ihr Kontingent, die Kurfürsten von Bayern und Sachsen erschienen persönlich mit ihren Truppen. Das bedeutendste Heer führte der König Johann Sobiesky von Polen herbei; er erhielt den Oberbefehl über das vereinigte Heer der Polen und Deutschen. Leopold hatte Wien verlassen und die Verteidigung der Hauptstadt dem tapferen Grafen Rüdiger von Stahremberg übertragen, welcher mit 12000 Bewaffneten, Soldaten, Bürgern und Studenten, die Heeresmacht der Türken, an 200 000 Mann 10*

3. Geschichte der Neuzeit - S. 148

1887 - Wiesbaden : Kunze
148 Zweite Periode der Neuzeit. stark, aufhielt. K a ra Mustapha bedrängte die Stadt so sehr, daß ihre Lage von Tag zu Tag bedenklicher wurde und die schwache Besatzung sich kaum der heftigen und häufigen Angriffe erwehren konnte. Endlich am 11. September, nach zweimonatlicher Belagerung, bemerkte Gras Stahremberg die Signalfeuer und Raketen des Entsatzes. Karl von Lothringen führte das deutsche Reichsheer herbei, das die Blüte der fürstlichen und ritterlichen Jugend Deutschlands vereinigte, mit ihm verbündet erschien der heldenmütige Johann Sobiesky mit den polnischen Truppen. Unbeschreiblicher Jubel herrschte in der geäng-stigten Stadt, und neuer Mut belebte alle Herzen. Der heiße Kamps des folgenden Tages fiel zu Gunsten der Christen aus; in wilde, unaufhaltsame Flucht ergoß sich das Türkenheer und ließ ein reiches Lager im Stiche. Johann Sobiesky, Karl von Lothringen und Rüdiger von Stahremberg wurden als Retter der Kaiserstadt würdig geehrt. Östreich setzte den Krieg jetzt mit Glück fort. Die Ungarn wurden von Karl von Lothringen und Prinz Eugen von Savoyen (§. 10, 6) 1687 bei Mohacz an der Donau besiegt, worauf das Land mit Östreich erblich verbunden wurde. Nachdem Prinz Eugen die Türken bei Zenta an der Theiß 1697 vollständig geschlagen und die Festung Belgrad erobert hatte, kam es zum Frieden zu Karlowitz 1699, in welchem Östreich Slavonien und Siebenbürgen erwarb. 6. Der spanische Erbfolgekrieg 1701—1714. Im Jahre 1700 starb in Spanien Karl Ii., letzter Sprosse des spanisch-habsburgischen Hauses*), ohne Nachkommen. Zu seinem Erben hatte er zuerst den Enkel seiner jüngeren, mit Kaiser Leopold I. *) Philipp Iii, König von Spanien 1598—1621. Anna, Gemahlin Ludwigs Xiii. Philipp Iv., König von Spanien. Maria Anna, Gemahlin von Frankreich. 1621—1665. des Kaisers Ferdinand Iii. Ludwig Xlv. —Maria Theresia, t 1715. Der Dauphin Ludwig f 1711. Karl Ii., König von Spanien t 1700. Margareta Theresia erste Gemahlin des Kaisers. Leopold I. — Eleonore Kaiser. 2te Gemahlin des Kaisers. Ludwig 11712. Philipp von Anjou, als Philipp V. König von Spanien. Ludwig Xv. f 1774. 1 Ludwig Xvi. t 1793. Maria Antonio, Gemahlin des Kurfürsten Max Emanuel von Bayern. I Joseph Ferdinand, Kurprinz von Bayern, + 1699. Joseph 1., Karl, Kaiser, t 1711 später Kaiser Karl Vi. t 3 740.

4. Die mittlere und neue Welt - S. 185

1873 - München : Lindauer
185 sich au den Kaiser um Hilfe. Nachdem dieser mit der Pforte vergeblich unterhandelt hatte' rückte ein türkisches Heer gegen Oberungarn vor und überschritt bei St. Gotthardt die Raab, erlitt aber hier durch den kaiserlichen Feldherrn Monteknknli eine große Niederlage. Die Stände Siebenbürgens durften fortan ihren Fürsten frei wählen, aber der von den Türken ernannte Großfürst blieb in seiner Würde. Erster Aeichskrieg gegen Ludwig Xiv, 1674—1679, und die Nennionen, 1680—1684. Siehe beides in der nachfolgenden Geschichte Frankreichs bei Ludwig Xiv. Zweiter Tnrkenkrieg, 1683—1699. Die Unruhe, in welche Deutschland durch die Reunionen Ludwigs Xiv versetzt wurde, benutzten die ungarischen Magnaten zu einer Verschwörung gegen die deutsche Herrschaft. Kaiser Leopold ließ die vier Urheber der Verschwörung hinrichten und stürzte die ungarische Verfassung um, indem er die Würde des Palatin nns aufhob und für Ungarn emett Deutschen als Statthalter ernannte. Aber Graf Tökely veranlaßte eine neue Erhebung und rief im Einverständnisse mit Frankreich und dem Fürsten von Siebenbürgen die Hilfe des Sultau an. Dieser sandte den Großvezier Kara Mn'stafa ab, welcher durch Ungarn nach Wien vordrang. Die (feit 14. Juli 1683) belagerte Kaiserstadt hielt sich unter dem mnthigen Grafen Rüdiger von Stahremberg, bis der König von Polen, Johann Sobiesky, herbeieilte und die Türken zurückwarf. Herzog Karl von Lothringen, Kurfürst Max Ii Emannel von Baiern, der Prinz Eugen von Savoyen (aus der Nebenlinie Carignan) und der Markgraf Ludwig von Baden, die zum Entsätze Wiens rühmlich mitgewirkt hatten, führten den Krieg in Ungarn mit so günstigem Erfolge (Eroberung von Neuhäusel 1685, von Ofen 1686^ Siege bei Esseck und Mohacz 1687), daß die ungarischen stände zu Preßburg (1687) die Erblichkeit der Krone Ungarns im österreichischen Hanse (s. S. 158) neuerdings anerkannten. Um diese Errungenschaft gegen die Türken bleibend zu sichern, brach Herzog Karl von Lothringen und die übrigen Fürsten, die Ungarn von dem türkischen Joche befreit hatten, in Bosnien und Serbien ein und brachten die Hauptfestung Belgrad (1688) in ihre Gewalt. Zwar wurde diese Festung mit ganz Serbien von den Türken zurückerobert, aber die Siege, die Ludwig von Baden bei Salanke'men (1691), und Prinz Eugen von Savoyen bei Zeuta (1697) über die Türken davontrugen, waren so entscheidend, daß die Türken den für sie nachteiligen Frieden zu Ka'rlowitz in Slavonien eingehen mußten (1699). Gemäß diesem Frieden behielt Kaiser Leopold Siebenbürgen, das ihm der Großfürst schon 1696 für .den ihm gewährten Schutz überlassen hatte, und das im Laufe dieses Krieges zurückeroberte Slavonien; den Türken blieb in

5. Schülerbuch für den Unterricht in der Geschichte für die oberen Klassen der Volksschulen und für Fortbildungsschulen - S. 82

1876 - München : Königl. Central-Schulbuch-Verl.
82 Iii. Gang. Zweiter Abschnitt. Vom westfälischen Frieden bis jum Lode Ludwigs Xiv. 1648—1715. Iii. Gang. §. 15. Das deutsche Reich, die Türkenkriege und die Kriege gegen Frankreich. Unter Leopold I. (1658 — 1705), Sohn Ferdinands Hl, bedrängten die eroberungssüchtigen Türken Deutschland. Der kaiserliche Montecueuli besiegte sie bei St. Gotthard a. d. Raab. Nicht lange währte es, so drang dieses Volk wieder nach Ungarn vor (1683). Die ungarischen Magnaten (Großen) waren nämlich mit der deutschen Herrschaft unzufrieden und veranlaßten im Einverständnisse mit Frankreich die Türken zu einem Kriegszuge gegen die Deutschen. Unter dem Großvezier Mustafa drangen die Türken bis Wien vor, welches jedoch durch den muthigen Grafen Rüdiger von Stahremberg*) sich so lange hielt, bis der tapfere König von Polen, Johann Sobiesky, herbeikam und die Türken zurückwarf. Nun folgte Sieg auf Sieg der Oesterreicher in Ungarn (Esseck und Mohacz) unter Prinz Eugen von Savoyen, Herzog Karl von Lothringen und Max Emanuel Ii., Kurfürst von Bayern. Dieser tapfere Krieger und tüchtige Feldherr leistete dem Kaiser in den Türkenkriegen sehr große Dienste. (Erstürmung der Festung Belgrad.) Die Siege der Oesterreicher unter Ludwig von Baden bei Salanksmen und unter Prinz Eugen bei Zenta zwangen die Türken, zu dem für sie nachtheiligen Frieden von Karlowitz. Nach den Friedensbestimmnngen siel Siebenbürgen und alles Land zwischen der Donau und Theiß an Oesterreich. Einen nicht minder gefährlichen Feind hatte Oesterreich und Deutschland an dem ehrgeizigen, übermüthigen und auf Vergrößerung seines Reiches bedachten König Ludwig Xiv. von Frankreich. Eine unerhörte Handlung der Willkür dieses Mo- *) Leseb. f. ungeth. Schulen Nr. 114, S. 168.

6. Leitfaden der brandenburgisch-preussischen und deutschen Geschichte - S. 36

1874 - Berlin : Schultze
Im Jahre 1680 setzte Ludwig die Reunionskammern ein, nach deren Aussprüchen er Alles, was früher einmal zu den von ihm eroberten Gebieten gehört hatte, in Anspruch nahm. Auf diese Weise nahm er mitten im Frieden 1681 die so mächtigen Festungen Straßburg und Luxemburg weg. Der Kaiser konnte dies nicht verhindern, da die Türken in Ungarn siegreich vordrangen und 1683 sogar Wien belagerten. Vom Grafen Rüdiger v. Ltahremberg mit Hülfe der Bürgerschaft tapfer vertheidigt, wurde Wien endlich durch den Polenkönig Johann Sobiesky entsetzt. Der Türkenkrieg dauerte noch fort, bis der glänzende Sieg des Prinzen Eugen bei Zentha 1697 die Pforte zum Frieden von Carlowitz 1699 bewog. Unter den nichtigsten Vorwänden begann Ludwig Xiv. 1688 den dritten Raubkrieg. Der französische General Melac verheerte auf das grausamste die blühende Pfalz; die Städte Mannheim, Heidelberg, Worms, Speier u. a. wurden in Schutthaufen verwandelt, die Einwohner auf die mit Schnee bedeckten Felder getrieben. Nach mannigfachen blutigen Kämpfen beschloß der Friede zu Ryswick 1697 den Krieg. Frankreich gab zwar seine Eroberungen heraus; doch behielt es den Elsaß und verlangte, daß da, wo es die katholische Religion eingeführt habe, dieselbe verbleiben solle. Dadurch verloren 1922 protestantische Ortschaften ihre kirchlichen Rechte. Im Jahre 1692 wurde Hannover vom Kaiser zum neunten Kurfürstenthum erhoben. Nach Johann Sobiesky's Tode wählten die Polen 1697 den Kurfürsten Friedrich Äikgnst von Sachsen zum König, und dieser trat zur katholischen Religion Über. Als Karl Ii., König von Spanien, im Jahre 1700 kinderlos starb, rückte Ludwig Xiv. in Spanien ein und proklarnirte seinen Enkel Philipp als König von Spanien. Leopold von Oesterreich aber forderte den spanischen Thron für seinen zweiten Sohn Karl. Auf Oesterreichs Seite stand England, Holland, Brandenburg und Hannover, während Baiern und der Kurfürst von Mainz auf Frankreichs Seite trat. Der tapfere Prinz Eugen vertrieb die Franzosen aus Italien, vereinigte sich dann in Deutschland mit den Engländern unter Malborough und schlug im Verein mit ihm die Franzosen und Baiern bei Höchstedt 1704. Als Leopold 1705 starb, setzte fein Sohn Joseph I. 1705—1714 den Kampf für feinen Bruder noch kräftiger fort, erklärte den Kurfürsten von Baiern für abgesetzt und gab die Oberpfalz an den Kurfürsten von der Pfalz. Im Jahre 1706 wurden die Franzosen von Malborough bei Ramillies, von Eugen aber mit Hülfe der Brandenburger unter Leopold von Dessau bei Turin gänzlich besiegt. Vereint schlugen hierauf beide Feldherrn die Franzosen 1708 bet Oudenarde und 1709 bei Malplaquet. Jetzt bat Ludwig Xiv. um Frieden. Da indeß die Verbündeten verlangten, er solle seinen Enkel Philipp selbst aus Spanien vertreiben, setzte er den Krieg fort. Da wurde Malborough, der beim englischen Hofe in Ungnade gefallen war, plötzlich abberufen, und Kaiser Joseph starb unvermuthet; Karl aber bestieg den deutschen Kaiserthron. Karl Vi. 1711—1740. Aus Furcht, das Haus Oesterreich mochte zu mächtig werden, wenn die spanische und deutsche Krone vereinigt würde, zogen sich England und Holland zurück, und es kam 1713 zum Frieden'von Utrecht. Philippv. wurde König von Spanien, entsagte aber auf die Nachfolge in Frankreich. Karl Vi. führte zwar den Krieg

7. Geschichtsbilder in gedrängter Darstellung aus der allgemeinen und vaterländischen Geschichte - S. 173

1877 - Nordhausen : Haacke
— 173 — liche Abendland einen hohen Grad. Unter dem schwachen Kaiser Leopold I. drang der Großvezier Kara Mustapha, von Ludwig Xiv. ausgestachelt, bis Wien vor. Der Kaiser flüchtete über Hals und Kopf und ließ seine Hauptstadt in der größten Verwirrung zurück. Zum Glück zögerten die Türken mit dem Angriff und ließen dem tapfern und unermüdlichen Rüdiger v. Stahremberg Zeit, die verfallenen Festungswerke wieder in Vertheidigungszustand zu setzen. Eine denkwürdige Belagerung hob an. Soldaten, Studenten und Bürger wetteiferten im Dienste für die bedrohte Hauptstadt und das Vaterland. Früh und spät war jeder auf seinem Posten. Hatten die Türken mit großen Opfern einen festen Punkt genommen, st> fanden sie sicherlich dahinter eine neue Schutzwehr errichtet. Hatten sie im Sturm den Wall erstiegen, so wurden sie mit Todesverachtung von den Vertheidigern empfangen und in die Gräben hinab gestürzt. Legten sie Minen im Innern der Erde an, um die Festungswerke in die Lust zu sprengen, so begegneten sie gewiss einer Gegenmine, die ihre Arbeit vernichtete. Nicht selten entspann sich im dunkeln Schooß der Erde ein heißer Kampf. Jeden Fuß breit mufften die Türken mit Strömen Blutes und Hunderten von Leichen erkaufen.. Doch zuletzt hätte selbst ein solcher Heldenmuth der zehnfachen Über*-macht erliegen müssen; da erschienen nach 60tägigem Harren und Hoffen plötzlich aus der Höhe des Kahlenberges flammende Feuerzeichen und verkündeten die Nähe der Retter. Unter den Kurfürsten von Bayern und Sachsen und dem ritterlichen Polenkönige Johann Sobiesky rückte das Entsatzheer heran. Ein heißer Kampf entspann sich und tobte den ganzen Tag. Deutsche und Polen überboten sich in Thaten der Tapferf.it. Enblich war kein Haltens mehr bei den türkischen Horben, und im Schutze der finkenben Nacht suchten sie Rettung in eiliger Flucht. Unermessliche Beute und Tausenbe von Christensklaven fielen den Siegern in die Hänbe. Sie würden in Wien mit unbeschreiblichem Jubel und den höchsten Ehren empfangen^ besonbers Johann Sobiesky, der Helb des Tages. Das Volk küsste ihm Füße und Steigbügel, und in den Kirchen würde bei einem feierlichen Dankgottesbienste als Text das Bibelwort gewählt: „Es war ein Mann von Gott gesanbt, der hieß Johannes." Kaiser Leopolb aber hatte in der Zeit peinliche Skrupel barüber, wie er dem Wahlkönige seine Dankbarkeit bezeugen könne, ohne seiner Würde etwas zu vergeben. In den nun folgenben Türkenkriegen würden glänzenbe Thaten der Tapferkeit gethan, vor allen durch den Prinzen Eugen von Savoyen, den eblen Ritter, der in feinem unscheinbaren Körper eine eble Seele und ein seltenes Felbherrntalent vereinigte. Er erfocht unter anberti den herrlichen Sieg bei Zentha a.i der Theiß, eroberte Belgrad und entriss im Frieden von Karlo witz (1696) den Türken Ungarn und Siebenbürgen.

8. Lehrbuch der Weltgeschichte für Schulen - S. 322

1869 - Münster : Coppenrath
322 Vierzigster Abschnitt. Deutschland unter Leopold I. — Belagerung von Wien durch die Türken '1683). Ausbruch des spanischen Erbfolqekrieges.— Fortsetzung dieses Krieges unter dem Kaiser Joseph I. und Karl Vi. — Friede zu Utrecht (1713), und zu Rastadt (1714). — Die pragmatische Sankrion (1713). — Uebersicht der früheren Geschichte Oesterreichs. Leopold I. (1657—1705). — Auf Ferdinand Iii. folgte fein Sohn Leopold I. Dieser war ein frommer und gutmüthi- ger Mann; allein es fehlte ihm die einem Herrscher so noth- wendige Selbständigkeit und Kraft zur Leitung der Staats- verwaltung in einer so bewegten Zeit. Denn damals schürten sowohl der König von Frankreich, Ludwig Xiv., als auch der Sultan Mohammed Iv. den Aufruhr in Ungarn. An die Spitze der Mißvergnügten stellte sich Graf Emmerich von Tö- köly und rief die Türken zu Hülfe. Dieser Ruf kam ihnen äußerst willkommen; denn das uneinige, durch langwierige Kriege erschöpfte Deutschland schien ihnen eine eben so sichere als leichte Beute zu werden. Der Großwesfir Kara Mustapha hatte schon in seinem stolzen Sinne das schöne Wien sich zu seiner Residenz erkoren und drang im Frühlinge des Jahres 1683 an der Spitze von dreimalhunderttausend Mann gerades Weges aus die Kaiserstadt los. Die Bestürzung derselben war grenzenlos. Schnell wurden die deutschen Fürsten ausge-mahnt. Auch der tapfere König von Polen, Johann Sobiesky, ver- sprach, mit seinem Heere zu Hülse zu ziehen. Nachdem der Kai- ser dem edelen Grasen Rüdiger von Starhemberg die Verthei- digung der Stadt übertragen und die Bürgerschaft zur Tapfer- keit ermahnt hatte, zog er selbst mit dem ganzen Hofe nach Linz. Die Türken vor Wien 11683). — Unterdessen rückten die Türken so schnell heran, daß der Erzherzog Karl kaum Zeit hatte, zwölftausend Mann zur Verstärkung der Bürgerbesatzung in die Stadt zu werfen. Schon am 14. Juli langten die Tür- ken vor den Thoren an und schlugen ihr Lager auf. In einem Umkreise von sechs Stunden stand Zelt an Zelt, so daß die ganze Gegend wie ein wogendes Meer erschien. Am 4. Sep- tember begann der Sturm und wurde mehre Tage hinterein-

9. Bilder und Lebensbeschreibungen aus der Weltgeschichte - S. 273

1887 - Hannover : Meyer
124. Die Türken vor Wien. 273 124. Die Türken vor Vien (igss). 1 Veranlassung des Türkenkrieges. Der Kaiser Leopoldi. ries? bis 1705) halte die Ungarn durch allerlei Ungerechtigkeiten und die Protestanten unter ihnen noch besonders durch Unterdrückung ihres Glaubens sehr gegen sich erbittert. Da fielen sie unter der Anführung eines Grafen Tököly von ihm ab und riefen nach längerem Kampfe die Türken zu Hülfe. Bei dem allen aber hatte Ludwig Xiv. die Hand im Spiele; er reizte schadenfroh Ungarn und Türken zum Kampfe gegen den Kaiser, um selber ungestört am Rhein rauben zu können. 2. Beginn des Krieges. Den Türken kam der Hülferuf der Ungarn ganz erwünscht; schon träumte ihr Sultan Mohammed Iv. davon, noch einmal seine Residenz in Wien aufzuschlagen. Im Frühjahr 1683 entsandte er seinen Großwesir Karn Mustapha mit einem stolzen Heere von 200000 Mann gegen Österreich. Mustapha marschierte durch Ungarn, fiel unter schrecklichen Verwüstungen in Österreich ein und zog geradeswegs auf Wien los. Schrecken und Angst befiel die Stadt und das ganze Land. Die meisten Wiener flüchteten; der Kaiser selbst begab sich eilends mit seinem Hose nach Linz. Zum Glück fand er an dem tapfern Polenkönige Sobiesky, sowie an den Kurfürsten von Sachsen und Bayern und andern deutschen Fürsten treue Helfer. Noch waren aber die Bundesgenossen fern, und allein waren die Österreicher viel zu schwach, um eine Schlacht wagen zu können. Deshalb warf der kaiserliche Feldherr Karlvonloth ringen nur rasch 12000 Mann Besatzung in die Hauptstadt und zog dann nordwärts, um die Hülfsvölker zu erwarten. 3. Belagerung Wiens. Mit Bangen sah Wien seinem Schicksal entgegen. Doch der tapfere Kommandant Rüdiger von Stahremberg zagte nicht. Bald erschienen die Türken vor den Mauern und schlugen ihr Lager auf. In einem Umkreise von sechs Stunden stand Zelt an Zelt, darunter weithin schimmernd das grüne Prachtzelt des Großwesirs. Nun ließen die Türken ihre Kanonen spielen und gruben Minen, um Teile der Mauer in die Luft zu sprengen und danach durch die entstehenden Lücken in die Stadt zu dringen. Die Belagerten besserten des Nachts möglichst alle Schäden aus, schlugen auch alle Sturmangriffe zurück; doch machten die Feinde beständig Fortschritte. Eines Tages erzitterte die halbe Stadt: die Türken hatten eine Mine unter der Burgbastei springen lassen und eine zehn Schritt breite Lücke gebrochen. Sechs Tage später sprang noch eine Mine unter derselben Bastei, und die Bresche wurde so breit, daß viele Feinde neben einander hätten hindurchdringen können. Wenn jetzt, nachdem 18 Sturmangriffe überstanden waren, die Türken noch einen neunzehnten machten, so war die Stadt verloren. Alles zitterte, Stahremberg ließ vom Stephansturm ganze Garben von Raketen zum dunkeln Nachthimmel aufsteigen, um dem hoffentlich nicht zu fernen Christenheere kund zu thun: Es ist die allerhöchste Zeit! Da endlich — die Belagerung hatte zwei Monate gedauert — erschienen die Retter. Sie besetzten den Kahlenberg bei Wien und verkündigten der geängstigten Stadt durch drei Kanonenschüsse ihre Nähe. Nicht die süßeste Musik hätte den vom Tode Umdrohten himmlischer ins Ohr klingen können. Ihre Verzweislung wandelte sich in Jubel und Entzücken. Kara Mnstapha aber knirschte vor Wut und ließ 30000 gefangene Christen, welche er zur Sklaverei bestimmt hatte, im Lager niederhauen. 5k a i s e r, Weltgeschichte. 18

10. Geschichte der neueren Zeit - S. 140

1876 - Mainz : Kunze
140 Zweite Periode der neueren Geschichte. Kaiserstadt gebührte. Erst 14 Tage nach dem Abzüge der Türken erschien Leopold in Wien, eifersüchtig auf den Ruhm des tapferen Polenkönigs, welchen das Volk fast vergötterte. Kalt und gemessen empfing der stolze Kaiser den Retter seines Reiches und seiner Haupt-zilchtigt^dil > ev ro^re eines besseren Empfangs würdig gewesen. Leopold ließ Ungarn, jetzt seiner Rache gegen die Ungarn freien Lauf. Ein strenges, unbarmherziges Gericht erging über Tököly's Anhänger und die Gegner der Jesuiten. Das uralte Recht der Nation, sich durch freie Wahl einen König zu küren, ward vernichtet und das Erbrecht des habs-burgifchen Hauses dafür eingesetzt. 6. Der spanische Erbfolgekrieg (1700—1713). Tententer" 2lls Karl Ii. von Spanien kinderlos gestorben war (1700), spanischen meldeten sich vier Erben für den spanischen Thron, Ludwig Xiv. von jtlone' Frankreich, Leopold von Oesterreich, Maximilian Emanuel von Baiern für feinen unmündigen Sohn, und Victor Amadeus von Savoyen. Ludwig Xiv. gründete feine Ansprüche auf feine Vermählung mit Philipps Iv. Tochter Maria Theresia, vergaß aber, wie früher schort einmal, daß er bei feiner Heirat auf den spanischen Thron vollkommen Verzicht geleistet habe. Kaiser Leopold berief sich aus feine Abstammung von Maria, der Tochter Philipps Iii., und der Kurprinz von Baiern, Joseph Ferdinand, stützte feine Ansprüche auf feine Abstammung von Margaretha Theresia, der zweiten Tochter Philipps Iv., der ersten Gemahlin des Kaisers Leopold, deren einzige Tochter Maria Antonia seine Mutter war, und aus das Testament Philipps Iv., worin ausdrücklich bemerkt war, daß zuerst die Nachkommen seiner Tochter Margaretha Theresia, dann erst diejenigen seiner Schwester Maria aus den Thron gelangen sollten. Victor Amadeus von Savoyen stützte seine Forderung auf die Abstammung von Katharina, einer Tochter Philipps Ii. Es leuchtet ein, daß der Kurfürst von Baiern unstreitig die gerechtesten Ansprüche hatte, und da England um keinen Preis zugeben mochte, daß die gefammte spanische Monarchie an Ein Haus fallen solle, so hatte es noch zu Karls Ii. Lebzeiten einen Theilungsvertrag versucht, in welchem der Kurprinz von Baiern als Haupterbe genannt wurde. Der frühe Tod des letzteren hatte indessen den Vertrag vereitelt und Ludwig Xiv. veranlaßt Karl Ii. zu einem Testamente zu bewegen, worin Ludwigs Enkel, Philipp von Anjou, alleiniger Erbe der spanischen Ludwig xiv. Monarchie wurde. Darum schickte Ludwig Xiv. nach Karls Ableben feinen ' Enkel'nach" Enkel nach Madrid und äußerte beim Abschiede: „Von jetzt an, mein Madrid 1701 Sohn, gibt es für Frankreich keine Pyrenäen mehr." Die Franzosen

11. Vaterländische Geschichtsbilder für die mittleren Bürgerschulen des Herzogtums Braunschweig - S. 87

1894 - Braunschweig : Appelhans & Pfenningstorff
— 87 — Kaiser Karl V. hatte einst gesagt: „Wenn die Franzosen vor Straßburg und die Türken vor Wien ständen, würde ich Wien fahren lassen und Straßbnrg retten." Der Kaiser Leopold dachte ander». L. Die Türken vor Wim 1683. Aber ließen sich denn diesen 1683 frechen Raub der Kaiser und die Reichsfürsten gefallen? Ludwig Xiv. hatte dafür gesorgt, daß diese mit sich selbst genug zu thun hatten: Er hatte dem Kaiser die Türken ins Land gerufen, welche zusammen mit den von Leopold I. hart bedrückten evangelischen Ungarn aus dem Wege nach Wien waren und die Kaiserstadt hart bedrängten. Der Graf Rüdiger von Stahremberg wußte den Heldenmut der Wiener Bürger so m entfesseln, daß sie lieber untergehen als dem Halbmond ihre liebe Heimatstadt ausliefern wollten. Nachdem die heldenmütigen Verteidiger 80 wütende Stürme der Türken abgeschlagen hatten, erschien endlich Hilfe in dem deutschen Reichsheer unter Herzog Karl von Lothringen und den Polen unter dem König Johann Sobiesky. In heißer Schlacht wurden die Ungläubigen aus dem Kahlenberge vor Wien geschlagen und zur Flucht nach Ungarn gezwungen. Das überaus reiche Türkenlager wurde eine Beute der Sieger, und statt der Trauer und des Hungers zog Freude und Überfluß in Wien ein. 3. Die Aufhebung des Ediktes von Nantes und die Folgen. Der sonst so schlaue Ludwig Xiv. beging jetzt einen schlimmen Fehler. Gedrängt von seinem Beichtvater und seiner frömmelnden Gemahlin hob er 1685 das Edikt von Nantes (S. S. 67) auf. Die Hugenotten, denen Richelieu schon während des 30 jährigen Krieges die Sicherheitsplätze genommen hatte, begannen auszuwandern (S. 83. 84). Nur m den Sevennen glaubten die frommen Hirten und Bauern unter Anführung eines Hirtenknaben ihren Glauben mit bewaffneter Hand verteidigen zu können. Sie wurden von der rohen Soldateska niedergemordet, und 100000 starben für ihre Überzeugung. Als die Auswanderung eine gewaltige Höhe annahm, wurde sie verboten, und nun mußten sich die armen Hugenotten heimlich unter den verschiedensten Verkleidungen über die Grenze schleichen. Man schätzt die unmittelbare Einbuße Frankreichs auf 60 Millionen, einzig die Marine verlor 9000 Matrosen und 600 Offiziere. Die französische Industrie, welche durch den Finanzminister Colbert zur höchsten Blüte gebracht war — die Tuchweberei hat er erst in Frankreich eingeführt — erlitt ebenso wie die Marine einen unersetzlichen Schaden. Da auch die Kriege Ludwigs Xiv. und seine Verschwendungssucht Unsummen verschlungen hatten, so sank der Wohlstand Frankreichs bedeutend, und die Schuldenlast stieg aus 2600 Millionen Livres. Jährlich wurden 183 Millionen mehr ausgegeben als eingenommen. Freilich unterhielt Frankreich ein stehendes Heer von 400 000 Mann und besaß 267 Kriegsschiffe, mehr als damals irgend ein Land der Erde. Trotz der glänzenden Regierung Ludwigs Xiv. herrschte im Innern das tiefste Elend, da die Bauern mit Steuern so gedrückt waren, daß sie kaum den nagenden Hunger zu stillen vermochten. 4. Der dritte Raubkrieg und der spanische Erbfolgekrreg 1701-1714. Danach stürzte der König das Land in neuen Krieg;

12. Für einen einjährigen Unterricht in einer mittleren Klassen berechnet - S. 245

1861 - Hildburghausen : Nonne
245 dem der erste Schrecken vorüber war, waffneten sich zur Gegenwehr, und die Langsamkeit der Türken, die sich mit der Plünderung der Oerter und Landschlösser aufhielten, verstattete dem Herzog von Lothringen, 12,000 Mann als Besatzung in die Stadt zu werfen. — Dem Zuge des türkischen Heeres durfte er sich mit seiner kleinen Schaar nicht in den Weg stellen, er zog also seitwärts und erwartete den polnischen König. Der Graf Rüdiger von Stahremberg war Befehlshaber der Stadt und suchte, dieselbe in der Eile so gut als möglich in Vertheidigungsstand zu setzen. Wer arbeiten konnte, half. Im Juli erschienen die Türken vor der Stadt und breiteten sich in einem Umfang von 6 Stunden um dieselbe aus. Nach 2 Tagen schon eröffnete der Vezier die Laufgräben: bald ertönte der Donner des Geschützes und vor Allem gruben die Feinde Minen, um die Mauern in die Luft zu sprengen. Allein die Vertheidi- ger hielten sich tapfer; was niedergeworfen war, wurde in der Nacht wie- der ausgebessert; jeder Schritt wurde auf das tapferste.verfochten. Den- noch gewannen die Türken nach und nach Raum, Ende August hatten sie sich schon in dem Stadtgraben festgesetzt, und am 4. Septbr. ließen sie eine Mine unter der Burgbastei springen. Die Stadt erzitterte davon, die Bastei selbst wurde aus einander gerissen. Die Lücke war so groß, daß die Feinde Sturm laufen konnten; sie wurden zurückgeschlagen; sie stürmten an den folgenden Tagen mit neuer Wuth; noch hielt die Tapfer- keit der Besatzung Stand. Als aber eine neue Mine unter der Burg- bastei gesprungen war, da stieg die Gefahr auf's Höchste. Graf Stah- remberg sandte Boten auf Boten an den Herzog von Lothringen. End- lich am,11. Septbr. sahen die Wiener an den Bewegungen im feindlichen Lager, daß Hülfe nahe sei; Abends 5 Uhr erschienen die christlichen Kriegs- völker auf dem Kalenberge *) und thaten ihre Ankunft durch Kanonen- schüsse kund. Der König Sobiesky, die Kurfürsten von Sachsen (Johann Georg 111.) und Baiern waren mit frischen Truppen angekommen. Nun konnte es Karl von Lothringen wagen, gegen den Feind zu ziehen; doch war sein Heer nur 46,000 Mann stark. Tags darauf senkte sich die christliche Schlachtordnung vom Kalen- berge herab. Jeder Hohlweg, jeder Schutthaufen wird von den Türken mit Todesverachtung vertheidigt; die Polen auf dem linken Flügel, Her- zog Karl auf dem rechten, drängen unaufhaltsam vor; die von neuem Muth begeisterten Wiener brechen aus ihren Mauern; aber noch immer schwankt der Sieg, denn Mnstapha wüthet wie ein Verzweifelter und läßt in seine zurückweichenden Schaaren einhauen. Doch der christlichen Tapfer- keit vermögen die Moslemins nicht zu widerstehen; um 6 Uhr Abends ist der Sieg entschieden; die Türken stürzen in wilder Flucht nach Raab zu. Ihr ganzes Lager mit 370 Kanonen, der Kriegskasse von 2,000,000 Tha- ler und dem prächtigen Zelt des Großveziers, allein zu 400,000 Thaler geichätzt, fallt in die Hände der Sbeger. Das erlöste Volk sandte innige Dankgebete zum Himmel, und die Namen Sobiesky, Lothringen und Stahremberg waren in aller Munde. Auch hatten die Oestreicher Ursache, für ihre Errettung dankbar zu sein; *) Der Kalenberg nördlich von Wien.

13. Neuzeit - S. 421

1894 - Halle a.S. : H. Peter
— 421 — der Ungarn unter Tököly. Muhammed Iv. Belagerung Wiens durch Kara Mnstapha. Rüdiger von Stahremberg. Karl von Lothringen, Maximilian von Baiern, Johann Georg von Sachsen und Johann Sobiesky von Polen. Entsetzung Wiens 12. Sept. 1683. —- Eroberung von Osen 1686. Sieg Karls von Lothringen bei Mohacz 1687. Sieg Ludwigs von Baden bei Salankemen 1691. Sieg Eugens von Savoyen bei Zenta 1697. Eroberung von Belgrad. Friede zu Karlowitz 1699. — Tod Karls Ii von Spanien 1700. Philipp von Anjou und Karl von Österreich. Spanischer Erbfolgekrieg 1701 bis 1714. Siege Eugens von Savoyen über Catinat und Villeroi. Vendome. Marlborough. Ludwig von Baden. Maximilian Ema-nuel von Baiern. Villars. Erhebung der Tyroler unter Martin Sterzinger. Schlacht bei Höchstädt 13. Aug. 1704. Die Preußen unter Leopold von Dessau. Eroberung Gibraltars durch die Engländer. — Joseph I 1705 —1711. Schlacht bei Ramillies 1706. Schlacht bei Turin 7. Sept 1706. Die Preußen. Eroberung Neapels durch die Österreicher. Schlacht bei Oudeuarde 1708. Eroberung von Lille. Friedensanerbie-tungpn Ludwigs Xiv. Schlacht bei Malplaquet 4. Sept. 1709. Erneute Friedensanerbietungen Ludwig Xiv. — Karl Vi 1711—1740. Marlboronghs Sturz. Friede von Utrecht 1713. Friede von Rastatt 1714. Brandenburg-Preußens (Emporsteigen. Friedrich I 1415—1440. Elisabeth. Johann und Friedrich. Kämpfe mit Mecklenburg und Pommern. Die Hussiten vor Bernau 1432. Teilung der märkischen und fränkischen Lande.— Friedrich Iii 1440—1470. Der „Eisenzahn". Demütigung der Schwesterstädte Berlin und Köln. Erbauung einer festen Burg an der Spree. Stiftung des Schwanenordens. Erwerbung von Kottbus und Pätz, Teupitz, Beerfelde und Groß-Lübben. Erneuerung der Schutzhoheit über Wernigerode. Wiedererwerbung der Neumark 1455. Vergebliche Kämpfe mit Pommern. — Albrecht „Achilles" 1470—1486. Alleiniger Herr der märkischen und fränkischen Lande. Hervorragende Fähigkeiten. Anerkennung der brandenburgischen Lehnshoheit über Pommern und Erwerbung von Vierraden, Löckenitz, Bernstein und Torgelow. Erwerbung von Krossen, Züllichan, Sommerfeld und Bobersberg. Erlaß eines Hausgesetzes 1473. Trennung der fränkischen von den märkischen Landen. — Johann „Cicero" 1486—1499. Sorgsame Regierung. Bierziese. Aufruhr in Stendal. Erwerbung von Zossen. Vorbereitungen zur Gründung der Universität Frankfurt. — Joachim I 1499—1535. Sicherung des Landfriedens.

14. Neuere Geschichte - S. 284

1861 - Leipzig : Brandstetter
284 Ilona oder Helena*) Zrini, welche ihm die große Herrschaft und das feste Schloß Mnnkatsch zubrachte. Jetzt berief Kaiser Leopold, ein- sehend, daß mit Gewalt hier nicht durchzudringen sei, im Jahre 1681 einen Landtag nach Oedenburg, und lud zu diesem auch den Grafen Tököly ein, um einen Frieden zu Stande zu bringen. Aber Tököly traute nicht und schickte nur seinen Abgeordneten, der jedoch von den Kaiserlichgesinnten nicht beachtet wurde. Leopold stellte jetzt die alte Verfassung Ungarns wieder her, ließ von den Ständen in der Person des Grafen Paul Esterhazy einen Palatiuus wählen, die Jnquisitions- gerichte und Verfolgung gegen die Protestanten einstellen, den Rebellen, welche sich ihm unterwerfen wollten, völlige Verzeihung versprechen. Durch ein eigenes Gesetz wurde der protestantische Gottesdienst sreigegeben, jedoch, und diese Klausel hatte der Klerus, seinen Vortheil wahrend, klüglich ein- geschoben, unbeschadet der grundherrlichen Rechte. Hierin aber lag schon die Veranlassung zu neuen Verfolgungen; denn wo sollte eine Dorfgemeinde, die keinen eigenen Grund und Boden hatte, Kirche und Schule hinbauen, wenn der katholische Grundherr keinen Bauplatz ge- statten wollte! Tököly war mit dem Reichstagsabschlusse nicht zufrieden, der Bürgerkrieg nahm seinen Fortgang, ja der Anführer rief nun sogar die Türken, die Erbfeinde des Kaisers, zu Hülfe und nahm die Krntzen in seine Dienste. Im Jahre 1683 kam der Vezier Kara-Mustapha mit einem großen Heere nach Ungarn und zog, voll übermäßigen Stolzes und Selbstvertrauen, bis vor Wien, um durch die Eroberung der mächtigen Kaiserstadt seinen Ruhm selbst über den So lim an's und Ludwig's Xiv. zu erhöhen. Herzog Karl von Lothringen, welcher die kaiserliche Armee kommandirte, mußte der Uebermacht weichen und sich zurückziehen; Graf Rüdiger von Stahremberg aber vertheidigte die Stadt helden- müthig bis zur äußersten Bedrängniß; endlich kamen Johann Sobieski, König von Polen, und die Kurfürsten von Sachsen und Baiern und viele andere deutsche Fürsten der hart angegriffenen Stadt zu Hülfe. Am 12. September wurden die Türken vollständig geschlagen, worauf sie nach Ungarn zurückweichen mußten und seitdem nicht wieder nach Deutschland gekommen sind. Das war ein freudiger Tag für die deutschen Krieger, die so mannhaft, tapfer und siegreich für ihren Kaiser gefochten hatten! Die Vertheidigung der Stadt unter Stahremberg und Colloredo, durch Studenten, Bürger und Einwohner aller Art, der Entsatz und end- liche Sieg über die Türken durch das östreichische, deutsche und durch das polnische Heer unter seinem ritterlichen König Sobieski, *) Sie war die Tochter des wegen der Verschwörung enthaupteten Grafen Peter Zrini, und eine so ritterliche Frau, daß sie die Truppen oft zu Pferde gegen die Kaiserlichen anführte. Ein treues Gemälde jener Zeit gibt das historische Drama: Leben und Thaten Emerich Tököly's und seiner Streitgenossen von A. Z. Leipzig 1839.

15. Realienbuch - S. 313

1884 - München : Königl. Zentral-Schulbücher-Verl.
237. Die Befreiung Wiens. 313 ‘¿37. Die Befreiung Wiens. Heute sind die östlichen Nachbarn des Königs von Ungarn und Kaisers von Österreich sehr zufrieden, wenn man sie in Ruhe lässt. In den Zeiten jedoch, aus denen ich erzähle, waren sie seit länger als zweihundert Jahren die grimmigsten Störenfriede und die Erzfeinde der Christen. Der Türke hätte gerne das ganze Abendland erobert und unter die Herrschaft des Halbmonds gebracht. Von den Ungarn gegen Österreich zu Hilfe gerufen, traf der kriegerische Grossvezier K a r a M ü’s t ä p h ä Veranstaltungen, mit einem Heere gegen Österreich ins Feld zu rücken, wie seit der Eroberung Konstantinopels keines gesehen worden war. Zum Glücke fand Kaiser L e o p o 1 d I. an dem pol- nischen Könige Johann Sobiesky einen tapferen Bundes- genossen, an den deutschen Fürsten treue und rasche Helfer, und an dem Herzog Karl von Lothringen, dem der ländergierige Ludwig Xiv. von Frankreich sein deutsches Reichsland genommen, einen trefflichen Führer für sein Heer. So brach das Frühjahr 1683 an, ohne dass jedoch die Rüstungen vollendet gewesen wären; aber die Türken, die sonst erst gegen den Sommer ins Feld zu ziehen pflegten, waren diesmal im Winter aufgebrochen, überschritten die Grenze und zogen geraden Weges gegen Wien. Bestürzung und Angst erfüllte die Stadt. Der Kaiser begab sich nach Linz und viele Einwohner folgten dem Hofe. Die Zurück- gebliebenen aber waffneten sich zur Gegenwehr. Das langsame Vorrücken der Türken, die sich mit der Plünderung der Ort- schaften und Schlösser aufhielten, ermöglichte es dem Herzoge von Lothringen, 12 000 Mann in die Stadt zu werfen. Den» türkischen Heere durfte er sich mit dem Reste seiner kleinen Schar nicht in den Weg stellen; er zog daher seitwärts und erwartete den polnischen König. Graf Ernst Rüdiger von Stahremberg war zum Befehlshaber der Stadt ernannt worden. Er war ein er- fahrener Kriegsheld, zeigte sich wacker und rüstig und that alles, Wien in der Eile so gut als möglich in Verteidigungs- zustand zu setzen; wer nur arbeiten oder die Waffe führen konnte, musste mithelfen. Am 14. Juni erschien der Vezier mit seinem unermesslichen Heere vor der Stadt und breitete sich in einem ungeheueren Halbkreise, der wohl eine Aus- dehnung von 6 Stunden hatte, um dieselbe aus. Man rechnete an 50000 Zelte, die die Türken aufgeschlagen. Bald ertönte der Donner der Geschütze. Gemächlich eröffneten die Türken verschiedene Laufgräben, die sie überdeckten und mit Sand- säcken belegten, damit ihnen die Bomben und Granaten keinen Lesebuch f. ob. Kl- d. Volksschulen d. Oberpsalz. Ii. ^ 14

16. Grundstufe der Weltgeschichte für Volksschüler - S. 41

1873 - Kempten : Dannheimer
nahm Ludwig hinterlistig Straurg, 1693 reizte er die Trken zu einem Einfall nach Ungarn und Ostreich, wobei Wien in Bedrngni kam (Graf v. Stahremberg, Sobiesky von Polen). 1638 lie er die Rheinpfalz verheeren, Speier, Worms, Heidelberg und viele Drfer wurden geplndert und zerft t und seine Generale Montclar, Lonvois. Melac unternahmen einen Vtaubzu^ bis nach Schwaben. Der deutsche Kaiser Leopold i entwickelte keine Kraft zum Schuze des Reiches. Das Edirt von Nantes, welches den Hugenotten Glaubensfreiheit sicherte, hob Ludwig 1685 aus und verfolgte grausam seine Protestant scheu Unterthanen. Sein Land verarmte vollends im spanischen Erbfolge- 1^011714 itnd als er 1715 starb, drckte Frankreich eine riesige Schuldenlast, das Volk seufzte unter harten Steuern, der Wohlstand des Landes war untergraben und Noth und Unzufriedenheit herrschte int Volk. Der franzsische König Ludwig Xiv hatte voller Tcke gegen Deutschland den trkischen Sultan Mntzamed Iv zu e.nem Einbruch nach Ungarn anfgehezt. Ein gewaltiges Heer unter dem Grovezier Kara Mustapha wlzte sich o; Wien und schlo es ein. Der Kaiser Leopold I und sein Hof war nach Linz geflohen. Die Trken mor-beten und plnderten, wohin sie kamen. Vom Donner ihrer Geschze zitterte der Erdboden. Aber der Graf Rdiger von Stahrenberg, un-terstzt von dett Brgern und Studenten, vertheidigte muthig die Stadt, 1 om 14 Juli bis 12 September. Mit schwerer Besorgni sahen die Belagerten dem nchsten Sturm entgegen. Da erschien die Htife. Die Trken mnsztm weichen; König Johann Sobiesky von Polen, Kurfürst Johann Gcorg ]]] vou Sachsen, der Fürst von Waldeck erfochten e nen Herrlichen Sieg. Die Bmte war unermelich Noch lauge dauerte der Krieg gegen die Tr en. Der Friede von Carlowiz 1699 brachte nur kurze Ruhe. Erst als Prinz Eugen von Savoyen die Schlachten bei Peterworbem 1716 und bei Belgrad 1717 gewonnen hafte, baten die Trken um Frieden. Bon da an sank.die Macht der Pforte. In bert Kriegen, welche die deutschen Kaiser Leopold 1, Joseph ' und Karl Vi gegen die Trken und gegen Ludwig Xiv zu führen hatte, glnzt als Helb der Prinz Eugen von Savoyen, genannt der edle Ritter. Als die Trken 1683 vor Wien zurckgeschlagen waren, wthete der Kampf noch viele Jahre fort. Dem Talent und der Energie Eugens erbanft man die Besiegung und Schwch-uw dieser Femde der Christenheit. Im Jahre 1697 erfocht Eugen

17. Die deutsche Geschichte in ihren wesentlichen Grundzügen und in einem übersichtlichen Zusammenhang - S. 407

1880 - Heidelberg : Winter
Kap. 40. § 251. Belagerung u. Rettung Wiens. Waffenstillstand zu Carlowitz. 407 sich von der österreichischen Herrschaft losmachen wollten, ihren Beistand und fielen, von Ludwig Xiv heimlich angestiftet, in Österreich ein. Um diese drängendere Not abzuwehren, schloß Kaiser Leopold I zu Regensburg 1684 mit Ludwig Xiv einen 20jährigen Waffenstillstand, durch welchen Frankreich im Besitz alles dessen blieb, was es sich widerrechtlich angemaßt hatte. Die ersten Regungen des ungarischen Aufstandes gingen von einem Teile des Adels aus und waren von Seite Österreichs durch konfessionelle Unduldsamkeit und ungerechte Verwaltung veranlaßt worden. Als Leopolds Minister, Fürst Lobkowitz, der die ungarische Krone erblich und unumschränkt machen wollte, mehrere ungarische Magyaren hinrichten ließ und in dem wie ein erobertes Land behandelten Ungarn ein Schreckensregiment einführte, auch 250 protestantische Prediger absetzte und als Ruderknechte auf die neapolitanischen Galeeren verkaufte, brach unter der Führung des Grafen Tököly der offene Aufstand los, den sodann Ludwig Xiv durch seine Gesandten von Polen und der Türkei aus unterstützte. Der Kaiser gab nun zwar Glaubensfreiheit (1681), aber zu spät. Tököly war bereits mit den Türken in Verbindung getreten und diente ihnen als Wegweiser durch Ungarn nach Wien. Schon waren die Türken unter dem Großvezier Kara Mustapha mit 270,000 Mann durch Ungarn in Österreich eingedrungen und setzten 1683 durch die Belagerung Wiens, das nur von 7000 Mann waffenfähiger Bürger und 6000 Söldnern verteidigt war, die ganze Christenheit in Schrecken. Trotz der mutigsten Gegenwehr, welche der tapfere Graf Rüdiger von Stahremberg leitete, schien die Stadt bereits verloren, und mit Zittern erwarteten die Bürger den letzten Sturm, als der edle König Johann Zo-tmski von Polen in Verbindung mit den Kurfürsten Johann Georg Iii von Sachsen und Maximilian Emanuel von Baiern und andern deutschen Fürsten zum Entsatz herbeieilte, die Türken in die Flucht jagte und ihr Lager samt großen Schätzen erbeutete. Obgleich die Polen stets den Interessen Frankreichs ergeben waren, so hat doch der Umstand, daß Ludwig Xiv es der Gemahlin Sobieskis, der Tochter eines französischen Edelmanns, abgeschlagen hatte, ihtetrti Vater die Herzogswürde zu erteilen, die Polen in diesem Kampf auf die L-eite der Österreicher getrieben. Außer Sobieski hatte Karl von Lothringen einen Hauptanteil ant Kriege. Die Beute wurde aus 10 Millionen Taler geschätzt. Die Dankbarkeit der Fürsten und des Volkes gegen Sobieski war groß und herzlich. Der Kaiser aber empfing den Retter seines Reichs mit kaltem, abgemessenem Ceremonie!, nachdem er sich vorher lange besonnen hatte, wie er ihn, den bloßen Wahlkönig, becomplimentiren solle. In dem weitern Verlaufe dieses türkischen Krieges eroberte Karl von Lothringen Gran und Neuhäusel und mit dem Kurfürsten Maximilian Emanuel von Baiern 1686 Ofen, das 145 Jahre lang im Besitz der Türken gewesen war, errang alsdann den großen Sieg bei Mo ha cs 1687, der säst ganz Ungarn und Siebenbürgen vom Joche der Türken befreite, so daß nun aus dem Reichstag zu Preßburg Ungarn, das bis dahin ein Wahlreich gewesen war, als ein Erdreich für immer dem habsburgisch-österreichischen Mannsstamme zugesprochen wurde. Nachdem durch das Blutgericht von Eperies (1687) der Trotz des magyarischen Adels gebrochen war und durch die Tätigkeit der Jesuiten die Zahl der Protestanten sich um die Hälfte verminderte, war Ungarn wieder eng mit Österreich verbunden. Da der Sultan Mahmud wegen eines Versuchs, seinen Bruder umzubringen, von seinen Großen des Thrones entsetzt wurde, so machte sein Bruder und Nachfolger So-liman Iii Friedensvorfchläge, die aber verworfen wurden. Im weiteren Fortgang des Kriegs eroberte Kurfürst Max Emanuel 1689 Belgrad, das jedoch nicht behauptet werden konnte; auch besiegte der Markgraf Ludwig von Baden 1691 die Türken bei Satansemen. Doch noch mehrere Jahre hindurch schwankte das Kriegsglück, bis der glänzende Sieg bei Zenta, welchen Prinz Eugen von Savoyen 1697 gewann, den auf 25 Jahre geschlossenen Waffenstillstand zu Carlowitz 1699

18. Auszug aus Annegarns Weltgeschichte für Schulen - S. 206

1901 - Münster i. W. : Theissing
^06 Die Neuzeit. bei dem bevorstehenden Tode des kinderlosen Karl Ii. von Spanien bk spanische Monarchie für Frankreich zu erwerben gedachte. Die Türken vor Wien. (1683.) 3slf)re 1674 brach in Ungarn ein an Greueln reicher Aufstand aus, der schließlich damit endigte, daß der evangelische Magnat Emerich Tököly sich zum Herrscher des Landes auswarf und mit der Pforte, die ihn gegen Tributpflicht anerkannte, ein Bündnis abschloß. Der Sultan hatte damals einen sehr kriegslustigen Großwesir, Kara Mustapha, der in aller Eile mit 200000 Türken vor das schlecht befestigte Wien rückte. Der Kommandant, Graf Rüdiger von Starhemberg, schlug alle Stürme erfolgreich ab und verteidigte die Stadt ruhmvoll gegen alle Angriffe. Als die Not am größten war, da erschien der tapfere Polenkönig Johannes Sobieski, mit dem sich die Truppen des Kaisers und des Reiches ■vereinigt hatten, und schlug nach einem blutigen Kampfe die Türken in die Flucht. Dieser letzte große Einbruch der Türken führte zu ihrer Vertreibung aus Ungarn. Der Markgraf Ludwig von Baden und der Prinz Eugen von Savoyen besiegten die Ungläubigen in den entscheidenden Schlachten bei Salankemen (1691) und bei Senta (1697) und veranlaßten dadurch den Frieden von Karlo-witz (1697). Die Pforte verzichtete auf Ungarn und Siebenbürgen und mußte in Zukunft auf ihre Verteidigung bedacht sein. Der spanische Erbfolgekrieg. (1701—1714.) Als der letzte Habsburger auf dem spanischen Throne, Karl Ii., der Sohn Philipps Iv., am Feste Allerheiligen des Jahres 1700 die Augen schloß, galt als nächster Erbe das Haus Habsburg in Deutschland, zumal Kaiser Leopold I. mit der jüngeren Schwester Karls Ii. in erster Ehe vermählt gewesen war. Karl Ii. selbst hatte ursprünglich den Enkel Leopolds I., den Kurprinzen Joseph Ferdinand von Bayern, zu seinem Nachfolger ans-erwählt; dieser aber war leider noch vor dem Erblasser gestorben. Umsomehr war Kaiser Leopold überrascht, als die letztwillige Bestimmung Karls Ii. bekannt wurde, nach welcher Ludwigs Xiv.

19. Handbüchlein der Weltgeschichte für Schulen und Familien - S. 227

1877 - Calw : Verl. der Vereinsbuchh.
Iii. Die Zeiten der Politik. 227 that. Zugleich tauchte aber auch ein gefährliches Freiheitsstreben auf; und von Frankreich herüber lernte man die Majestäten verachten und den Glauben verleugnen. Kein Wunder, daß nun auch Deutschland in den Revoln-tionsjammer Frankreichs hineingeflochten wurde, ans dem es erst 1815 zu neuer, Gott gebe! besserer Blüthe wieder erstand. 5. Oesterreich. § 89. Vieles gieng indessen in jener Periode mit Oesterreich und Preußen vor. Kaiser Ferdinand Iii. ließ es sich angelegen fein, in feinen Erbläudern die Wunden des Krieges zu heilen; sicherte sogar den protestantischen Ungarn 1645 völlige Religionsfreiheit zu. Leopold I. aber (1657 —1705) reizte diese durch unduldsame Härte, so daß sie sich fast lieber den Türken unterwarfen. So fieng 1662 der leidige Türkenkrieg wieder an. Diese hatten noch glückliche Heerführer, die auch 1669 die Insel Kreta den Venetianern abnahmen. Doch zogen sie den Frieden mit Oesterreich vor, das aber alles that, die Ungarn dem Sultan in die Arme zu treibe«. Am Eude beschloß dieser, den aufständischen Tököli zum ungarischen Vasallenkönig zu machen. 230,000 Mann stürmten anno 1683 durch Ungarn und belagerten vom 14. Juli bis 12. Sept. die Hauptstadt Wien, aus der der Kaiser mit Mühe entflohen war. Ihr Lager hatte einen Umfang von sechs Stunden um die Stadt her, und Ludwig Xiv. stand mit ihnen im Bunde. Vor dem Donner der Kanonen wankten die Mauern. Graf Rüdiger von Stahremberg vertheidigte sie zwar tapfer; Bürger Kaufleute und Studenten griffen zu den Waffen und stellten bei Nacht wieder her, was den Tag über entzwei-geschosfeu wurde. Aber die Gefahr wuchs mit jedem Tage. Die Türken unterwühlten auch die Erde und sprengten die Festungswerke in die Luft. Am 4. Sept. flog eine Mine mit solchem Krachen auf, daß die Fenster in der Stadt zersprangen; durch die entstandene Bresche suchten

20. Die Geschichte des deutschen Volkes - S. 387

1845 - Berlin : Klemann
Ludwigs Xiv. Reunionen. — Die Türken vor Wien. 1683. 387 hierauf im Jahr 1683 ein Heer von zweimalhunderttausend Türken durch Ungarn gerade gen Wien, und dachte für gewiß, es zu erobern und zu seiner Hauptstadt zu machen. Kaiser Leopold floh mit seinem ganzen Hof- staat aus der edlen Stadt, welche schon einmal den Angriff des großen Su- leiman so glorreich ausgehalten hatte, gen Linz an der Donau hinauf, von dort nach Passau. Vergeblich hatte er die Reichsstände zur Hilfe entboten, und es galt ja nicht bloß Oesterreichs, sondern Deutschlands Rettung; denn wehe dem Vaterland, wenn Kara Mustafa Wien gewann! Nur vierzigtau- send Mann kamen gegen die ungeheure Uebermacht der Türken zusammen; aber an ihrer Spitze stand ein edler Held, der Herzog Karl von Lothrin- gen, und in Polen rüstete der fromme ritterliche König, Johann Sobiesky, auf eigne Kosten ein Heer von achtzehntausend Mann, alle — wie ihr König —von Begeisterung glühend, für den Christusglauben zu kämpfen. In Wien hatte Graf Rüdiger von Stahremberg den Oberbefehl; die Besatzung bestand aus einundzwanzigtausend neunhundertsechzig Mann, mit Einschluß der bewaffneten Bürgerschaft. Furchtbar hatten die Türken auf ihrem Heereözug gehaust; siegesgewiß standen sie am 14. Juli 1683 vor Wien, dessen Wälle und Mauern im schlechten Zustand waren. Um so höher wuchs die Begeisterung der Wiener, um so fester war ihr Muth. Zwei Monate lang halten sie in der entsetzlichen Noth standhaft aus, ob auch die Türken mit Laufgräben und Minen immer näher herandringen. Auch jetzt schweigen (wie damals bei der ersten Türkenbelagerung) alle Glocken in Wien. Am 10. September wird schon die Burgbastei durch eine Mine ge- sprengt; unablässig donnern die Kanonen der Türken; so viel Muth, so viel treues Blut scheint verloren; Noth, Hunger, Leichen in allen Gassen Wiens; es erwartet seine letzte Stunde. Aber schon sind auch die Retter in der Nähe, — die Polen und die Baiern, die Sachsen und die Kaiserlichen; sie vereinigen sich auf den Höhen des Kalengebirges, welches Wien hinter der Donau im weiten Halbkreis umgibt; sie schauen tiefergriffen hinab auf den Pulverdampf, der die unglückliche herrliche Stadt umhüllt. Da schwimmt in der Nacht ein Reitersmann aus Wien durch die Donau hinüber und bringt dem Herzog von Lothringen einen Zettel, des kurzen Inhalts: „Keine Zeit mehr verlieren, gnädigster Herr! ja keine Zeit mehr verlieren!" und Raketen steigen in vollen Garben zum Zeichen der äußersten Noth vom Stephans- thurm empor. Da sehen die Wiener von einer Bergesspitze gleichfalls Ra- keten aufsteigen, — das ist die trostreiche Antwort auf ihr Nothzeichen; sie sehen auf der Spitze des Leopoldsberges eine rothe Fahne flattern, die ihnen Rettung verheißt. Dies gesehn, — und vergessen ist plötzlich in Wien die lange Noth , und Alle drinnen, Mann und Weib, Greis und Kind, jauchzen hochauf, stürzen einander in die Arme und weinen vor Freude; sinken auf die Kniee und danken Gott; eilen auf die Wälle, stellen sich in Schaaren und begehren einen Ausfall. Am 12. September, bevor noch der Tag graut, liest der Kapuziner Marco d'aviano, weit und breit als ein heiliger Mann geehrt, auf dem Leopoldsberg die Messe und weihet das christliche Heer zur Schlacht des Entsatzes; der Polenkönig schlägt seinen Sohn zum Ritter und ruft seinem Heere zu: „Ihr kämpft für Gott, nicht für mich! Mein einziger Befehl ist heute der: — folgt meinem Beispiel!" Dann zieht das christliche Heer kampffreudig die Höhen des Kalengebirges herab. Fünf Kanonen- schüsse geben das Zeichen zur Schlacht. Jeder Hohlweg, jeder Schutthaufen wird von den Türken vertheidigt, von den Christen gestürmt. Der Groß- wesir läßt indessen, während sein Heer den Angriff des christlichen aushalten 25*