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1. Geschichte der neueren Zeit - S. 224

1868 - Mainz : Kunze
224 Dritte Periode der neueren Geschichte. Ludwig Xvi. wird vom Nationalcon- vent zum Tode ver- urtheilt müthige Sprache erbitterte das französische Volk auss äußerste. Alles strömte zu den Fahnen, um dem Auslande das Recht zu be- streiten, sich in die inneren Angelegenheiten Frankreichs zu mischen. Bei St. Menehould (S. 220) hemmte Dümouriez, der französische Führer, die Fortschritte der Preußen und ihrer Verbündeten und zwang sie zu einem unglücklichen Rückzug. Ungünstige Witterung und schlechte oder kärgliche Nahrung hatten die Ruhr im deutschen Heere verbreitet und solche Entmuthigung hervorgerufen, daß man alle Eroberungen wieder aufgeben mußte. Der französische General Cüstiue eilte, von der günstigen Stimmung der Rheinländer für die Freiheit unterrichtet, über Speier und Worms nach Mainz, bekam diese wichtige Festung in seine Gewalt und eroberte auch Frankfurt (1792). Aber von hier ward er durch die Hessen und Preußen bald wieder vertrieben und kehrte über den Rhein zurück. Da der König von Sardinien sich den Verbündeten angeschlossen hatte, so nahmen ihm die Franzosen Nizza und Sardinien weg. Die Jakobiner, über die Siege ihrer improvisirten Krieger, welche mit der kältesten Todesverachtung pfeifend und singend sich in das Gewühl der Schlachten gestürzt hatten, noch kühner gemacht, leiteten nun, um Ludwig auf das Schaffot zu bringen, einen Prozeß gegen denselben ein. Sie klagten ihn des Verrathes und der Verschwörung gegen Frankreich an. Die Häupter der Jakobiner, Robespierre, Danton, Marat, Pethion und Andere forderten nach dem ersten Verhöre, in welchem Ludwig auf eine lange Anklage bezüglich des ihm zur Last gelegten heimlichen Einverständnisses ruhig und klar geantwortet hatte, man solle augenblicklich das Todcsurtheil aussprechen; allein die Giron- disten setzten es durch, daß dem Könige zuvor ein Rechtsbeistand ge- währt wurde, welcher ihn vertheidigen solle. Ludwig wählte sich den berühmten Rechtsgelehrten Trouchet; ein früherer Minister, Malesherbes, schon in hohem Greisenalter, bot ihm freiwillig seine Dienste an, und beide nahmen den jungen talentvollen Deseze zum Gehilfen. Am 26. Dezember wurde der König nebst seinen Vertheidigern vor den Convent gefordert. Malesherbes konnte vor Rührung nicht sprechen; aber Deseze schilderte die Unschuld des Königs mit solcher Klarheit und Beredtsamkeit, daß ein günstiger Erfolg erwartet wurde. Allein der Tod des Königs war von den Jakobinern schon im voraus be- schlossen worden. Der Kampf der Parteien über die Art und Weise der Verurtheilung währte mehrere Tage und Nächte. Das bestehende Gesetz, nach welchem ein Angeklagter nur durch zwei Drittel der Stimmen zum Tode verurtheilt werden konnte, wurde aufgehoben und

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1. Geschichte der neueren Zeit - S. 224

1876 - Mainz : Kunze
224 Dritte Periode der neueren Geschichte. und iehrte über den Rhein zurück. Da der König von Sardinien sich den Verbündeten angeschlossen hatte, so nahmen ihm die Franzosen Ntzza und Sardinien weg. 'toi^bom1' Tke Jakobiner, durch die Siege ihrer improvisirten Krieger, Nationrlcon- mtt der kältesten Todesverachtung pfeifend und singend sich in L«5terba§ @etx)Ü^ bei' schlachten gestürzt hatten, noch kühner gemacht, leiteten nun, um Ludwig aus das Schaffet zu bringen, einen Prozeß gegen denselben ein. Sie klagten ihn des Verrathes und der Verschwörung gegen Frankreich an. Die Häupter der Jakobiner, Robespierre, Danton, Marat, Pethion und Andere, forderten nach dem ersten Verhöre, in welchem Ludwig auf eine lange Anklage bezüglich des thut zur Last gelegten heimlichen Einverständnisses ruhig und klar geantwortet hatte, man solle augenblicklich das Todesurtheil aussprechen; allein die Girondisten setzten es durch, daß dem Könige zuvor ein Rechtsbeistand gewährt wurde, welcher ihn vertheidigen solle. Ludnng wählte sich den berühmten Rechtsgelehrten Tronchet; ein früherer Minister, Malesherbes, schon in hohem ©reifenalter, bot ihm freiwillig seine Dienste an, und beide nahmen den jungen talentvollen Deseze zum Gehilfen. Am 26. Dezember wurde der König nebst feinen Vertheidigern vor den Convent gefordert. Malesherbes konnte vor Rührung nicht sprechen; aber Deseze schilderte die Unschuld des Königs mit solcher Klarheit und Beredsamkeit, daß ein günstiger Erfolg erwartet wurde. Allein der Tod des Königs war von den Jakobinern schon im voraus beschlossen worden. Der Kampf der Parteien über die Art und Weise der Verurtheilung währte mehrere Tage und Nächte. Das bestehende Gesetz, nach welchem ein Angeklagter nur durch zwei Drittel der Stimmen zum Tode verurtheilt werden konnte, wurde aufgehoben und die einfache Stimmenmehrheit festgesetzt. So fetzten es denn die wüthenden Jakobiner durch, daß König Ludwig Xvi. durch eine Mehrzahl von 5 Stimmen (366 stimmten für, 361 gegen die Todesstrafe) zum Tode verurtheilt wurde. Malesherbes überbrachte dem Könige den fürchterlichen Spruch, indem er sich ihm unter einem Strom von Thränen zu Füßen warf. Ludwig verlor feine Fassung nicht und antwortete: „Nun gut, so bin ich doch nicht länger mehr in Ungewißheit!" und guilloii- Der Tag der Hinrichtung, der 21. Januar 1793, nahete heran. irtuarmx793. Nach einem herzergreifenden Abschied von seiner Familie trat Ludwig Xvi., welcher für die Sünden feiner Vorgänger büßen mußte, in christlicher Demuth und Gottergebenheit den letzten Gang an. Ihn begleitete der Priester Edgeworth. Auf dem Blutgerüste angelangt, wollte er noch

2. Die neue Zeit - S. 373

1877 - Leipzig : Brandstetter
373 seiner Unschuld, trat der König vor die Schranken. „Ludwig" — so redete ihn der Präsident Sarrere an — „die französische Nation beschuldigt Sie; der Konvent will, daß Sie durch ihn gerichtet werden; man wird Ihnen das Verzeichniß Ihrer Verbrechen vorlesen. Sie können sich nun setzen!" Der König setzte sich, hörte ohne sichtbare Bewegung eine lange Anklage, in welcher er des heimlichen Einverständnisses mit Frankreichs Feinden beschuldigt ward, auch alle durch die Revolution herbeigeführten Unglücksfälle ihm zur Last gelegt wurden. Die Ruhe und Klarheit, womit der König jeden Punkt der Anklage beantwortete, fetzte selbst feine Feinde in Erstaunen. Hierauf wurde er unter den Drohungen und Beleidigungen desselben Gesindels, durch dessen Reihen er schon einmal gekommen war, in's Gefängniß zurückgebracht und nunmehr von feinen theuren Unglücks-genoffen, von ferner Gemahlin, Schwester und feinem Sohne völlig getrennt. Nach des Königs Entfernung brach ein großer Lärm im Konvent aus. Die Jakobiner verlangten, man solle augenblicklich das Todesurtheil über den Tyrannen aussprechen und dasselbe noch in dieser Nacht an ihm vollziehen, allein die Girondisten fetzten es durch, daß wenigstens die bei jedem Verbrecher üblichen Formen beobachtet würden. So wurde denn dem Könige erlaubt, sich einen Rath zu feiner Vertheidigung zu wählen. Ludwig's Wahl fiel auf den berühmten Rechtsgelehrten Tronchet, der keinen Augenblick mit der Annahme dieses gefährlichen Prozesses zögerte. Ein durch Talent und Rechtschaffenheit gleich ausgezeichneter Greis, Malesherbes, ein königlicher Minister, bot dem Könige freiwillig feine Dienste an, und diese beiden Sachwalter wählten den jungen talentvollen Deseze zu ihrem Gehülfen. Jedoch gewann der König durch diese Vergünstigung nichts, als den Trost, noch mit einigen edlen Männern zu verkehren in einem Augenblicke, wo keiner feiner Freunde, außer feinem treuen Kammerdiener Clery, sich ihm nahen durfte. Am 26. Dezember wurde der König nebst feinen Sachwaltern vorgeladen. Ehe sie in dem Sitzungssaal erscheinen konnten, mußten sie eine Zeit lang im Vorzimmer warten; sie gingen in demselben auf und ab- Ein Deputirter, der vorüber ging, hörte gerade, daß Malesherbes in der Unterredung mit feinem Schützling sich der Worte: „Sire, Ew. Majestät!" bediente und fragte finster: „Was macht Sie so verwegen, hier Worte auszusprechen, die der Konvent geächtet hat?" — „Verachtung des Lebens!" antwortete der ehrwürdige Greis. — Endlich wurden sie in den Saal gelassen. Malesherbes konnte vor Rührung nicht sprechen, da trat der feurige Defeze auf und vertheidigte feinen König mit so be-wundernswerther Kraft und Gewandtheit, daß Ludwig gerettet worden wäre, hätten die wilden Jakobiner nicht längst feinen Tod beschlossen gehabt. Ludwig wurde wieder abgeführt und das Mordgefchrei der Jakobiner hallte im Saale wieder, an allen Thüren, an allen Fenstern, von der Gallerte herab wurde geschrieen: „Tod! Tod!" Ein Jakobiner, ein ehemaliger Fleischer, verlangte sogar, den König in Stücke zu hauen und in jedes Departement ein Stück zu versenden. Der Kampf der

3. Theil 3 - S. 398

1839 - Leipzig : Fleischer
398 durch, daß wenigstens die bei jedem Verbrecher üblichen Formen beobachtet würden, und man erlaubte dein Könige, sich einen Vertheidiger zu wählen. Seine Wahl siel auf den Rechtsgelehrten Tronchet, der, so gefährlich auch dies Geschäft damals war, sieb sogleich bereitwillig erklärte, und von seinem stillen Landsitze nach Paris eilte. In der Noth erkennt man seine wahren Freunde! Auch der ehrwürdige 78jäh- rige Herr von Malesherbes, einst königlicher Minister, erbot sich dazu, und beide wählten sich zum Gehülfen einen jungen Rechtsgelehrten, Deseze*). Binnen acht Tagen vollendeten sie die ungeheure Arbeit, eine Vertheidigung gegen alle vorgebrachte Klagen aufzusetzen. Am 26. December wurden sie nebst dem Könige vorgeladen. Malesherbes konnte vor Rührung nicht sprechen, aber Deseze hielt eine meisterhafte Rede, die den König unfehlbar gerettet hätte, wenn nicht alles Gefühl in den Herzen der Jakobiner erstickt gewesen wäre. Ohnedies hatte Ludwig alle diejenigen Stellen, welche auf das Gefühl wirken sollten, ausgestrichen, weil er von seinen Richtern kein Erbarmen, sondern nur Gerechtigkeit verlangte. Nachdem Deseze geendigt hatte, setzte Ludwig nur noch wenige Worte hinzu, und wurde dann in den Tempelthurm zurückgebracht. Sogleich begann unter den Mitgliedern des Convents ein wü- thender Streit, ob das zu fällende Urtheil dem Volke erst noch vor- gelegt werden sollte. Die Girondisten verlangten es, um den König zu retten, die Jakobiner widersprachen; einer, ein ehemaliger Fleischer, verlangte gar, daß man Ludwigs Körper in Stücke hauen, und in jedes Departement ein Stück senden sollte! Darin stimmten fast alle überein, daß er schuldig sey, aber es schien, als wenn nur der kleinere Theil für den Tod stimmen würde. Bisher war es Gesetz gewesen, daß bei allen peinlichen Gerichtsfällen nicht die Mehrheit entschied, sondern der Angeklagte nu^ dann verurtheilt werden konnte, wenn zwei Drittheile gegen ihn stimmten. Dies Gesetz wurde für den vor- liegenden Fall aufgehoben, und nun setzten die Cordeliers alles in Be- wegung, um die Girondisten zu bewegen, für den Tod zu stimmen. Sie drohten, alle zu ermorden, die ihn freisprechen würden, ließen Kanonen gegen den Sitzungssaal auffahren, umgaben das Haus mit bewaffnetem Pöbel, und erklärten, daß der König, wenn er auch los- gesprochen würde, von einer Pöbelrotte mit seiner ganzen Familie er- mordet werden sollte. Am 16. Januar 1793 begann die Abstimmung, welche, weil 727 Personen stimmten, fast 24 Stunden lang dauerte, und eine der schauerlichsten Scenen darstellte. Wer malt die Züge der Bosheit, der Schadenfreude, des Aergers, der Verzweiflung in den *) Gestorben als Pñir von Frankreich, und Präsident des Cassationshoseö 1828.

4. Geschichte der Neuzeit - S. 253

1887 - Wiesbaden : Kunze
§. 21. Der Nationalkonvent. 253 P.stion und andere, forderten nach dem ersten Verhöre, in welchem Ludwig auf eine lange Anklage bezüglich des ihm zur Last gelegten heimlichen Einverständnisfes ruhig und klar geantwortet hatte, man solle augenblicklich das Todesurteil aussprechen; allein die Girondisten setzten es durch, daß dem Könige zuvor ein Rechtsbeistand gewährt wurde, welcher ihn verteidigen solle. Ludwig wählte sich den berühmten Rechtsgelehrten Tronchet; ein früherer Minister, Male sh erb es, schon in hohem Greisenalter, bot ihm freiwillig seine Dienste an, und beide nahmen den jungen talentvollen Destzze zum Gehilfen. Am 26. Dezember 1792 wurde der König nebst seinen Verteidigern vor den Konvent gefordert. Malesherbes konnte vor Rührung nicht sprechen; aber Deftze schilderte die Unschuld des Königs in dreistündiger Rede mit solcher Klarheit und Beredsamkeit, daß ein günstiger Erfolg erwartet wurde. Allein der Tod des Königs war von den Jakobinern schon im voraus beschlossen worden. Dennoch währte der Kampf der Parteien noch mehrere Tage und Nächte. Endlich setzten es die Jakobiner durch, daß das bestehende Gesetz, nach welchem ein Angeklagter nur durch zwei Drittel der Stimmen zum Tode verurteilt werden konnte, aufgehoben und die einfache Stimmenmehrheit festgesetzt wurde. Nun gelang es den wütenden Jakobinern, daß Ludwig Xvi. durch eine Mehrzahl von 5 Stimmen (366, darunter der Herzog von Orleans, stimmten für, 361 gegen die Todesstrafe) zum Tode verurteilt wurde. Malesherbes überbrachte dem Könige den fürchterlichen Spruch, indem er sich ihm unter einem Strom von Thränen zu Füßen warf. Ludwig verlor seine Fassung nicht; er erwiderte: „Seit zwei Monden denke ich darüber nach, ob ich mir etwas gegen meine Unterthanen vorzuwerfen habe. Ich schwöre Ihnen mit dem Gefühle eines Menschen, der tm Begriffe steht, vor Gott zu treten, ich habe nie etwas anderes als das Glück meines Volkes gewollt." ^iitiicf)tuttq bc$ «ftöttigö. Der Tag der Hinrichtung, der 21. Januar 1793, nahete heran. Nach einem Herzergreisenden Abschied von seiner Familie trat Ludwig Xvi., welcher für die Sünden seiner Vorgänger büßen mußte, in christlicher Demut und Gottergebenheit den letzten Gang an. Sein Begleiter war der Priester Edgeworth. Aus dem Blutgerüste angelangt, trat der König vor das zahlreich versammelte Volk und sprach: „Franzosen! Ich sterbe unschuldig an allen Verbrechen, deren man mich anklagt. Ich verzeihe den Urhebern meines Todes und bitte Gott, daß das Blut, welches jetzt vergossen werden soll, nie über Frankreich komme! Und du, unglückliches

5. Die neue Zeit - S. 373

1866 - Leipzig : Brandstetter
373 König vor die Schranken. „Ludwig" — so redete ihn der Präsident Barräre an — „die französische Nation beschuldigt Sie; der Konvent will, daß Sie durch ihn gerichtet werden; man wird Ihnen das Verzeichniß Ihrer Verbrechen vorlesen. Sie können sich nun setzen!" Der König setzte sich, hörte ohne sichtbare Bewegung eine lange Anklage, in welcher er des heimlichen Einverständnisses mit Frankreichs Feinden beschuldigt ward, auch alle durch die Revolution herbeigeführten Unglücksfälle ihm zur Last gelegt wurden. Die Ruhe und Klarheit, womit der König seden Punkt der Anklage beantwortete, setzte selbst seine Feinde in Erstaunen. Hierauf wurde er unter den Drohungen und Beleidigungen desselben Gesindels, durch dessen Reihen er schon einmal gekommen war, in's Gefängniß zurück- gebracht und nunmehr von seinen theuren Unglücksgenossen, von seiner Ge- mahlin, Schwester und seinem Sohne, völlig getrennt. Nach des Königs Entfernung brach ein großer Lärm im Konvent aus. Die Jakobiner verlangten, man solle augenblicklich das Todesurtheil über den Tyrannen aussprechen und dasselbe noch in dieser Nacht an ihm vollziehen; allein die Girondisten setzten es durch, daß wenigstens die bei jedem Verbrecher üblichen Formen beobachtet würden. So wurde denn dem Könige erlaubt, sich einen Rath zu seiner Vertheidigung zu wählen. Ludwig's Wahl fiel auf den berühmten Rechtsgelehrten Tronchet, der keinen Augenblick mit der Annahme dieses gefährlichen Prozesses zögerte. Ein durch Talent und Rechtschaffenheit gleich ausgezeichneter Greis, Ma- lesherbes, ein königlicher Minister, bot dem Könige freiwillig seine Dienste an, und diese beiden Sachwalter wählten den jungen talentvollen Des eze zu ihrem Gehülfen. Jedoch gewann der König durch diese Vergünstiguug nichts, als den Trost, noch mit einigen edlen Männern zu verkehren in einem Augenblicke, wo keiner seiner Freunde, außer seinem treuen Kammer- diener Clery, sich ihm nahen durfte. Am 26. Dezember wurde der König nebst seinen Sachwaltern vor- geladen. Ehe sie in dem Sitzungssaal erscheinen konnten, mußten sie eine Zeit lang im Vorzimmer warten, sie gingen in demselben auf und ab. Ein Dcputirter, der vorüber ging, hörte gerade, daß Maleshcrbes in der Unterredung mit seinem Schützling sich der Worte! „Sire, Ew. Majestät!" bediente und fragte finster: „Was macht Sie so verwegen, hier Worte aus- zusprechen, die der Konvent geächtet hat?" — „Verachtung des Lebens!" antwortete der ehrwürdige Greis. — Endlich wurden sie in den Saal ge- lassen. Malesherbes konnte vor Rührung nicht sprechen, da trat der feu- rige Deseze auf und vertheidigte seinen König mit so bewundernswerther Kraft und Gewandtheit, daß Ludwig gerettet worden wäre, hätten die wil- den Jakobiner nicht längst seinen Tod beschlossen gehabt. Ludwig wurde wieder abgeführt und das Mordgeschrei der Jakobiner hallte im Saale wieder, an allen Thüren, an allen Fenstern, von der Gallerie herab wurde geschrieen: „Tod! Tod!" Ein Jakobiner, ein ehe- maliger Fleischer, verlangte sogar, den König in Stücke zu hauen und in jedes Departement ein Stück zu versenden. Der Kampf der Parteien über

6. Theil 2 - S. 600

1827 - Leipzig : Fleischer
(joo 3eht wollten die Jakobiner sogleich zu seiner Hinrichtung schreiten, und einer schlug unter dem lauten Gelächter der Cor- deliers vor, ihn noch in dieser Nacht zu erhenkcn. Aber die Girondisten setzten es durch, daß wenigstens die bei jedem Verbrecher üblichen Formen beobachtet würden, und man er- laubte dem Könige, sich einen Vertheidiger zu wählen. Seine Wahl fiel auf den Nechtsgclehrten Tronchct, der, so ge- fährlich auch dies Geschäft damals war, sich sogleich bereit- willig erklärte, und von seinem stillen Landsitze nach Paris eilte. In der Noch erkennt man seine wahren Freundet Auch der ehrwürdige 78jährige Herr von Malesherbes, einst könig- licher Minister, erbot sich dazu, und beide wählten sich zum Gehülfen einen jungen Nechtsgclehrten, den noch lebenden Deseze. *) Vinnen acht Tagen vollendeten sie die unge- heure Arbeit, eine Vertheidigung gegen alle vorgebrachte Kla- gen aufzusetzen. Am Lösten Decembcr wurden sie nebst dem Könige vorgeladen. Malesherbes konnte vor Rührung nicht sprechen, aber Deseze hielt eine meisterhafte Rede, die den Kö- nig unfehlbar gerettet hätte, wenn nicht alles Gefühl in den Herzen der Jakobiner erstickt gewesen wäre. Ohnedies hatte Ludwig alle diejenigen Stellen, welche auf das Gefühl wir- ken sollten, ausgestrichcn, weil er von seinen Richtern kein Erbarmen, sondern nur Gerechtigkeit verlangte. Nachdem De- seze geendigt hatte, setzte Ludwig nur noch wenige Worte hinzu, und wurde dann in den Tempelthurm zurückgebracht. Sogleich begann unter den Mitgliedern des Convents ein wüthendcr Streit, ob das zu fällende Urtheil dem Volke erst noch vorgclegt werden sollte. Die Girondisten verlangten es, um den König zu retten, die Jakobiner widersprachen; einer, ein ehemaliger Fleischer, verlangte gar, daß man Lud- wigs Körper in Stücke hauen, und in jedes Departement ein Stück senden sollte! Darin stimmten alle überein, daß er schuldig scy, aber es schien, als wenn nur der kleinere Theil für den Tod stimmen würde. Bisher war es Gesetz gewesen, daß bei allen peinlichen Gerichtsfällen nicht die Mehrheit ent- *) Jetzt Pair von Frankreich, und Präsident.

7. Lehrbuch der Weltgeschichte für höhere Töchterschulen - S. 191

1858 - Berlin : Nauck
Hi. Abschn. V-1789 bis jetzt. I.kap. D- Zeitalt. d. franz. Revolut. 191 Familie in den „Temple" geschleppt. Die Nachricht von der Einnahme Verduns durch die Verbündeten führte zu neuen Schreckensscenen in Paris (Septembrisation. — Tod der Prin- zessin von Lamballe), und die Nationalversammlung, zu schwach, das Unwesen zu hindern, löste sich auf. Eine neue Versammlung, der Nationalconvent, erklärte jetzt auf den Antrag des Collot d'herbois am 21. September 1792 Frankreich für eine Republik. Die französischen Heere kämpften glücklich; die Preußen mußten sich zurückziehen; auch die Oesterreicher wurden geschlagen, und Belgien, Savoyen, Nizza, Mainz, Worms und Frankfurt kamen in die Hände der Franzosen. Trotz des Widerstandes der gemäßigten Girondisten wurde jetzt durch den Einfluß der jacobinischen Partei (Berg) das Todesurtheil über den König gesprochen, und am 21. Jan. 1793 wurde Ludwig Xvi. hingerichtet (seine Vertheidiger Tronchet, Malesherbes, Deseze. Sein Beichtvater Edgeworth). 8. 146. Die französische Republik. — Die Hinrichtung Ludwigs Xvi. verbreitete Schrecken in ganz Europa. Alles griff zu den Waffen, und England bildete die erste Coali- tion (Verbindung gegen Frankreich), der sich fast sämmt'liche europäische Staaten anschlossen. Während sich nun in Frank- reich die Vendee gegen den Convent empörte, nahmen die Preußen Mainz wieder, ganz Belgien ging verloren, Toulon wurde von den Engländern erobert, und die Spanier drangen in Frankreich ein. Jetzt riß die jacobinische Partei (der Berg) in Frankreich völlig die Herrschaft an sich; ein Revolutions- tribunal wurde errichtet und ein Wohlfahrtsausschuß unter Marat, Robespierre und Danton ernannt, und nun wurden selbst die Girondisten mit dem Tode bedroht. Die meisten entflohen aber, und von Neuem entbrannte der Bürger- krieg im ganzen südlichen Frankreich (die Vendöe, Marseille, Lyon, Bordeaux) und in der Bretagne (Chouans). — Marat durch Charlotte Corday ermordet. -- Der Convent sah sich deshalb genöthigt, alle Macht dem Wohlfahrtsausschüsse abzutreten, durch den der wüthende Robespierre nun allein re- gierte; der Bürgerkrieg wurde in der gräßlichsten Weise fort- gesetzt; Bordeaux, Marseille, Lyon und Toulon (Bonaparte) fielen wieder in die Gewalt der Republik und wurden grausam bestraft, und Schaaren blutgieriger Republikaner (Sansculotten) durchzogen mordend das Land. Am 3. Juli wurde der un- glückliche Dauphin (Ludwig Xvii.) von seiner Mutter getrennt. (Er starb im Temple am 8. Juni 1795.) Die Königin Ma- rie Antoinette selbst wurde am 16. Oktober hingerichtet, und am 10. Mai 1794 hatte die Prinzessin Elisabeth das- >< -fr"' & -7'rx4'-+-' 'f- - '¿h*L-e ^ f ®t.w<:./ /t fäc-my ) f . är-r.>. / - ...

8. Geschichte - S. 151

1871 - Freiburg im Breisgau : Herder
151 waltern vorgeladen. Ehe sie in dem Sitzungssaale erscheinen konnten, mußten sie eine Zeit lang im Vorzimmer warten; sie gingen in demselben auf und ab. Ein Depntirter, der vorüberging, hörte gerade, daß Malesherbes in der Unterredung mit seinem erhabenen Schützlinge sich der Titel: „Sire!" „Ew. Majestät!" bediente, und fragte finster: „Was macht Sie so verwegen, hier Worte auszusprechen, die der Convent geächtet hat?" „Verachtung des Lebens!" antwortete der ehrwürdige Greis. — Endlich wurden sie in den Saal gelassen. Malesherbes konnte vor Rührung nicht sprechen, da trat der feurige Deseze (Desäß) auf und vertheidigte seinen König mit so bewunderungswürdiger Kraft und Gewandtheit, daß, wäre nicht schon längst der Tod des Königs von der Rotte der Jakobiner beschlossen gewesen, jetzt dessen Rettung hätte erfolgen müssen. Nachdem Deseze geendigt hatte, trat Ludwig selbst aus und sprach mit vieler Fassung einige eindringliche Worte; dann wurde er ins Gefängniß zurückgebracht. Jetzt entstand abermals eine stürmische Bewegung im Convente. Das Mordgeschrei der Jakobiner tönte rings um den Saal, an allen Thüren, an allen Fenstern; von der Gallerte herunter brüllte das Gesindel nach: „Tod! Tod!" und funkelte jeden mit drohenden Augen an, der es wagte, für die Rettung des Königs zu sprechen. Ein Jakobiner, ein ehemaliger Fleischer, verlangte sogar, den König in Stücke zu hauen und in jedes Departement ein Stück zu versenden. Nach mehrtägiger Berathung wurde das bestehende Gesetz, nach welchem ein Angeklagter nur durch zwei Drittel der Stimmen zum Tode verur-theilt werden konnte, aufgehoben und bloße Stimmenmehrheit festgesetzt. Nach diesen und ähnlichen Handlungen der empörendsten Ungerechtigkeit wurde der König endlich am 17. Januar 1793 durch eine Mehrzahl von nur 5 Stimmen (von 366 gegen 361) zum Tode verurtheilt. Malesherbes war der erste, welcher dem Könige die Trauerbotschaft überbrachte, indem er sich ihm unter einem Strome von Thränen zu Füßen warf. Ludwig aber blieb gefaßt und antwortete ruhig: „Nun gut, so bin ich doch nicht länger in Ungewißheit!" Nach kurzer Pause setzte er hinzu: „Seit zwei Stunden denke ich darüber nach, ob ich mir etwas gegen meine Unterthanen vorzuwerfen

9. Geschichte der neueren und neuesten Zeit - S. 274

1840 - Münster : Coppenrath
274 — Am 26. December wurde der König nebst seinen Sachwal- tern vorgeladen. Ehe sie m dem Saale erscheinen konnten, muß- ten sie eine Zeitlang im Vorzimmer warten; sie gingen in dem- selben auf und ab. Ein Deputirter, der vorüberging, hörte Ma- lesherbes in der Unterredung mit seinem erhabenen Schützlinge sich der Titel: „Sire! Ew. Majestät!" bedienen und fragte finster:,, Was macht Sie so verwegen, hier Worte auszusprechen, die der Con- vent geachtet hat?" „Verachtung des Lebens!" antwortete der ehrwürdige Greis. — Dann wurden sie in den Saal gelassen. Malesherbes konnte vor Rührung nicht sprechen; da trat der feu- rige Deseze auf und vertheidigte seinen König mit so bewunde- rungswürdiger Kraft und Gewandtheit, daß, wäre nicht schon langst der Tod des Königes von der Rotte der Jakobiner beschlos- sen gewesen, jetzt seine'rettung hatte erfolgen müssen. Nachdem Defeze geendigt hatte, trat Ludwig selbst auf und sprach mit vie- ler Fassung einige eindringende Worte; dann wurde er in's Ge- fangniß zurückgebracht. , Jetzt entstand wieder eine stürmische. Bewegung im Con- vente. Das Mordgeschrei der Jakobiner tönte rings um den Saal, an allen Thüren, an allen Fenstern; von der Gallerie her- unter brüllte dumpf das Gesindel nach: „Tod! Tod!" und fun- kelte Jeden mit drohenden Augen an, der es wagte, für die Ret- tung des Königes zu sprechen. Ein Jakobiner, ein ehemaliger Fleischer, verlangte sogar, den König in Stücke zu hauen und in jedes Departement ein Stück zu versenden! Der Kampf der Par- teien über die Art und Weise der Verurtheilung wahrte mehre Tage und Nachte hindurch fort; das bestehende Gesetz, nach wel- chem ein Angeklagter nur durch zwei Drittel der Stimmen ver- urtheilt werden konnte, wurde aufgehoben und bloße Simmen- mehrheit festgesetzt. Nach diesen und ähnlichen Handlungen der empörendsten Ungerechtigkeit wurde der König endlich am 17. Ja- nuar 1793 durch eine Mehrzahl von 5 Stimmen (von 366 ge- gen 361) zum Tode verurtheilt. Malesherbes überbrachte wei- nend ihm zuerst die Trauerbotschaft. Ludwig blieb gefaßt und antwortete ruhig: „Nun gut, so bin ich doch nicht langer in

10. Für einen einjährigen Unterricht in einer unteren Klasse berechnet - S. 217

1862 - Hildburghausen : Nonne
Die französische Revolution. 217 stand zu bewegen, und um 9 Uhr floh der König und seine Familie in die gesetzgebende Versammlung. Kalt wurden sie empfangen und in die enge Gitterloge eines Zeitungsschreibers geführt. Dort mußten sie 16 Stun- den lang ausharren und mitanhören, wie die Versammlung über die Ab- schaffung des Königthums verhandelte. Endlich wurde der Beschluß gefaßt: „die königliche Gewalt ist einstweilen aufgehoben, die königliche Familie wird unter Aufsicht gestellt nitd ein Nationalkonvent einberufen." In- zwischen hatte das Volk die Ttiilerien erstürmt, wobei 4500 Menschen nie- dergemetzelt wurden, darunter auch die Schweizergarde, die nach hcldeumü- thigcr Gegenwehr siel. Drei Tage später wurde der Köniz sammt seiner Familie, als Gefangener, in den „Tempel," einen alten Gefängnißthurm, gebracht; ebenso wanderten alle als Aristokraten oder Königsfreunde Ver- dächtige ins .Gefängniß. Um jeglichen Widerstand zu beseitigen, beschloß man, Letztere zu ermorden: hierauf zogen vom 2. bis 7. September Mör- derbanden von Gefängniß zu Gefängniß und machten 5000 Gefangene nie- der. .Das sind die grauenvollen Septembertage von 1792. An die Stelle der gesetzgebenden Versammlung trat (21. September 1792) der Nationalkonvent, der aus den wildesten Jakobinern bestand. Dieser erklärre in seiner ersten Sitzung die Königswürde für aufgehoben und verwandele so Frankreich in eine Republik (die zweite Verfassung). Doch nicht blos die Königswürde, auch der König sollte fallen. Lud- wig wurde vor die Schranken des Konvents geführt, wo man ihit unter Anderem des geheimen Einverständnisses mit Frankreichs Feinden (S. 221. Aum. 2.) beschuldigte. Der König antwortete mit bewundernswertster Ruhe und Klarheit. Man gestattete ihm, sich einen Vertheidiger zu wählen, und der greise Malesherbes, Ludwigs früherer Minister, so wie verjünge Advokat Deseze übernahmen dies traurige Amt. Aber trotz der glänzen- den Vertheidigung dieser Männer beschloß der Konvent dennoch des Königs Tod. Der Kampf der Parteien über seine Verurtbeilung währte mehrere Tage und Nächte hindurch, bis Ludwig endlich (17. Januar 1793) mit einer Mehrheit von fünf^Stimmen zum Tode verurtheilt ward. U7 jo 3. Kaum dämmerte der zur Hinrichtung bestimmte Tag (21. Januar) als Ludwig von seinem Lager aufstand und seinen Beichtvater Edgeworth zu sich rief. Er hörte mit inbrünstiger Andacht die Messe und empsiug aus der Hand des Priesters das heilige Abendmahl. Unterdessen wurde es iu den Straßen von Paris lebhafter. Der Generalmarsch wurde ge- schlagen, man fuhr die Kanonen anf; das Getöse von Menschen und Pfer- den drang schon bis zu dem Thurme. Der König horchte und sprach ge- lassen: „Es scheint, sie nähern sich!" Jetzt wollte er von den Deinigen noch einmal Abschied nehmen, allein der Geistliche ließ es nicht zu, um dem Könige den Schmerz zu ersparen. Um neun Uhr ging die Gcsänguißthüre auf und Santerre, der Kommandant der Nationalgarde, trat mit der Wache ein, ihn abzuholen. „Einen Augenblick!" sagte der König und trat zurück, sank betend in die Kniee und empfing von seinem Beichtvater den Segen. Dann erhob er sich und reichte einem in seiner Nähe stehenden Beamten sein Testament; dieser aber wies es mit den harten Worten zu- rück: „Ich bin hier, nicht um Ihr Testament zu empfangen, sondern Sie zum Schaffet zu führen!" Ein anderer nahm es endlich schweigend hin. s

11. Neueste Geschichte - S. 33

1859 - Leipzig : Fleischer
33 dieser Nacht zu erhenken. Aber die Girondisten setzten durch, daß wenigstens die bei jedem Verbrecher üblichen Formen beobachtet würden, und man er- laubte dem Könige, sich einen Vertheidiger zu wählen. Seine Wahl fiel auf den Rechtsgelehrten Tronchet, der, so gefährlich auch dies Geschäft damals war, sich sogleich bereitwillig erklärte, und von seinem stillen Landsitze nach Paris eilte. In der Noth erkennt man seine wahren Freunde! Auch der ehrwürdige 78jährige Herr von Males herbes, einst königlicher Minister, erbot sich dazu, und Beide wählten sich zum Gehülfen einen jungen Rechts- gelehrten, Deseze*). Binnen acht Tagen vollendeten sie die ungeheure Arbeit, eine Vertheidigung gegen alle vorgebrachte Klagen aufzusetzen. Am 26. December wurden sie nebst dem Könige vorgeladen. Malesherbes konnte vor Rührung nicht sprechen, aber Deseze hielt eine meisterhafte Rede, die den König unfehlbar gerettet hätte, wenn nicht alles Gefühl in den Herzen der Jakobiner erstickt gewesen wäre. Ohnedies hatte Ludwig alle diejenigen Stellen, welche auf das Gefühl wirken sollten, ausgestrichen, weil er von seinen Richtern kein Erbarmen, sondern nur Gerechtigkeit verlangte. Nach- dem Deseze geendigt hatte, setzte Ludwig nur noch wenige Worte hinzu, und wurde dann in den Tempelthurm zurückgebracht. Sogleich begann unter den Mitgliedern des Convents ein wüthender Streit, ob das zu fällende Urtheil dem Volke erst noch vorgelegt werden sollte. Die Girondisten verlangten es, um den König zu retten, die Jako- biner widersprachen; einer, ein ehemaliger Fleischer, verlangte gar, daß man Ludwigs Körper in Stücke hauen, und in jedes Departement ein Stück senden sollte! Darin stimmten fast Alle überein, daß er schuldig sei, aber es schien, als wenn nur der kleinere Theil für den Tod stimmen würde Bisher war es Gesetz gewesen, daß bei allen peinlichen Gerichtsfällen nicht die Mehrheit entschied, sondern der Angeklagte nur dann verurtheilt werden konnte, wenn zwei Drittheile gegen ihn stimmten. Dies Gesetz wurde für den vorliegenden Fall aufgehoben, und nun setzten die Cordeliers Alles in Bewegung, um die Girondisten zu bewegen, für den Tod zu stimmen. Sie drohten, Alle zu ermorden, die ihn freisprechen würden, ließen Kanonen gegen den Sitzungs- saal auffahren, umgaben das Haus mit bewaffnetem Pöbel, und erklärten, daß der König, wenn er auch losgesprochen würde, von einer Pöbelrotte mit seiner ganzen Familie ermordet werden sollte. Am 16. Januar 1793 begann die Abstimmung, welche, weil 727 Personen stimmten, fast 24 Stunden lang dauerte, und eine der schauerlichsten Scenen darstellte. Wer malt die Züge der Bosheit, der Schadenfreude, des Aergers, der Verzweiflung in den Ge- sichtern der Meisten in der Versammlung! Als auch der verworfene Orleans für den Tod seines so nahen Verwandten stimmte, fühlten selbst diese gefühl- losen Menschen das Schändliche dieser Handlung, und es entstand ein allge- meines Murren des Unwillens. Das Ende war, daß nur fünf Stimmen mehr ihn zum Tode verurtheilten. Nur zwei hatten den Muth, aus dem Convent auszutreten, weil sie es für eine Schande hielten, mit solchen Blut- menschen in einem Saale zu sitzen. Malesherbes war der Erste, der den König von seiner bevorstehenden *) Gestorben als Pair von Frankreich und Präsident des Castationshofes 1828. Stoff. Wellgesch. 4. Th. Q

12. Geschichte der Neuzeit - S. 252

1887 - Wiesbaden : Kunze
252 Dritte Periode der Neuzeit. Niederlande begonnen, als die Preußen unter dem Herzog Ferdinand von Braunschweig in Lothringen einrückten und die Festungen Longwy und Verdun eroberten. Der Herzog hatte (25. Juli 1792) ein Manifest an die französische Nation erlassen, worin er unter anderem sagte: „Alle Franzosen, welche die geheiligten Rechte ihres Königs nicht sogleich anerkennen würden, besonders aber Paris, sollten die schwersten Strafen erleiden. Es solle dieser Stadt des Aufruhrs ergehen, wie einst Jerusalem; kein Stein solle auf dem andern bleiben, die stolze Stadt solle vom Erdboden vertilgt werden." Diese übermütige Sprache erbitterte das französische Volk aufs äußerste. Alles strömte zu den Fahnen, um dem Auslande das Recht zu bestreiten, sich in die inneren Angelegenheiten Frankreichs zu mischen. Bei St. Menehould hemmte Dümouriez, der französische Führer, die Fortschritte der Preußen und ihrer Verbündeten, und nachdem die Franzosen unter Kellermann in der Kanonade von Valmy (Sept. 1792) den Angriff der Verbündeten glücklich zurückgeschlagen hatten, gaben diese den Plan weiter vorzudringen auf und traten den Rückzug an. Ungünstige Witterung und schlechte oder kärgliche Nahrung hatten die Ruhr im deutschen Heere verbreitet und eine solche Entmutigung hervorgerufen, daß man alle Eroberungen wieder ausgab. Dümouriez rückte jetzt den von den Niederlanden aus eingefallenen Ost reichern entgegen, schlug sie bei Jemappes (6. Nov. 1792) und eroberte ganz Belgien, das die Franzosen als Befreier von der verhaßten östreichischen Herrschaft freudig begrüßte. An alle Völker erging nun der Ruf zur Freiheit: „Krieg den Palästen, Friede den Hütten." Der französische General Eüstine eilte, von der günstigen Stimmung der Rheinländer für die Freiheit unterrichtet, über Speier und Worms nach Mainz, bekam diese wichtige Festung (21. Okt. 1792) in seine Gewalt und eroberte auch Frankfurt. Aber von hier ward er durch die Hessen und Preußen bald wieder vertrieben und kehrte über den Rhein zurück. Da der König von Sardinien sich den Verbündeten angeschlossen hatte, so nahmen ihm die Franzosen Nizza und Sardinien weg. Ludwigs Xti. Verurteilung. Die Jakobiner, durch die Siege ihrer improvisierten Krieger, welche sich mit der kältesten Todesverachtung pfeifend und singend in das Gewühl der Schlachten gestürzt hatten, noch kühner gemacht, leiteten nun, um Ludwig auf das Schafott zu bringen, einen Prozeß gegen denselben ein. Sie klagten ihn des Verrates und der Verschwörung gegen Frankreich an. Die Häupter der Jakobiner, Robespierre, Danton, Marat,

13. Geschichte des Mittelalters und der Neuzeit - S. 368

1889 - München : Franz
368 Der Nationalkonvent vom Herbst 1792 bis Herbst 1795. Deseze und Tronchet, denen sich ein dritter, der edle Malesherbes, frei-willig zugesellte, der frher unter ihm und seinem Vorgnger Minister gewesen und immer wiewohl vergeblich auf Reformen gedrungen hatte. Obgleich Ludwig darauf hinwies, da vor Zustandekommen der Verfassung seine Gewalt unumschrnkt gewesen, nach der Verfassung von 1791 aber der König unverantwortlich und seine Person unverletzlich sei, obgleich seine Verteidigung in einer Rede (die Deseze vortrug) die Anklagepunkte mit juristischem Scharfsinn zu entkrften suchte, wurde er doch fr schuldig befunden und bei namentlicher Abstimmung mit 1 Stimme Todesurteil. Majoritt (361 gegen 360) i) zum Tode verurteilt, indem manche Ab-geordneten aus Parteifanatismus (die Jakobiner)/) andere ans Grnden des Staatswohles (wie viele Girondisten)/) einzelne aber auch aus Furcht fr ihre Persott4) ihn verurteilten- Vergeblich beschwor Malesherbes den Konvent unter Thrnen, das Urteil den Whlern in den Departements zur eudgiltigen Entscheidung vorzulegen; so sehr die Girondisten (die zwar die Absetzung, aber nicht den Tod des Knigs gewollt hatten) hiezu geneigt waren, so drang doch der Antrag der Bergpartei auf sofortige Vollstreckung des Urteils durch, da sie den fanatisierten Pbel der Haupt-stadt hinter sich hatten, der während des ganzen Prozesses die Galerien des Sitzungssaales gefllt und bei Abgabe der Stimmen jedes frei-sprechende Urteil mit Drohungen und Verwnschungen begleitet hatte. Ludwig xvi. Am 21. Januar 1793 wurde Ludwig Xvi. auf dem Platze Louis Xv., f 1793. dem man spter den Namen Eintrachtsplatz (place de la Concorde) gab, durch die Guillotine^) enthauptet. uerer Krieg. Die Hinrichtung des Knigs hatte eine Erweiterung des Kampfes mit dem Ausland wie den Ausbruch eiues inneren Krieges zur Folge. Denn während zu den bisherigen Gegnern Frankreichs (sterreich, Preußen und Sardinien) noch England, Hollmtb, das beutsche Reich, Spanien und Neapel traten, erhoben sich die kniglich gesinnten Bauern der Vendee, die den gleichnamigen Sohn des hingerichteten Knigs als König Ludwig Xvii. ausriefen. Dieser befand sich brigens in der Gewalt des Konvents, der ihn seiner Mutter entri nnb einem Erzieher" (in der Person des rohen Schusters Simon) bergab. Den geistigen uttb krperlichen Mihanbluugen, denen dieser das Kind mit Plan und Absicht unterwarf, erlag der Dauphin 1795, worauf der im Auslanb 6e-finbliche ltere Bruder Lubwigs Xvi. den Titel Ludwig Xviii. annahm. Der Aufstand der Vendee wurde erst 1796 vllig unterdrckt. Innerer Krie^ Zu diesen Schwierigkeiten, denen die junge franzsische Republik begegnete, kam eine neue, indem im Nationalkonvent selbst zwischen den *) Fr Tod stimmte auch Ludwigs Verwandter,, der Herzog'louis Joseph Philippe von Orleans, der sich nunmehr den citoyen Egalite" nannte. 2) Barere: Der Baum der Freiheit wchst, wenn er mit Tyrannenblut benetzt wird." 3) So stimmte Vergniand, der sich Tags zuvor den Verteidigern des Knigs gegenber gegen das Todesurteil ausgesprochen, mit mehr als 20 Parteigenossen fr Tod, die spter erklrten, sie htten um des einen Menschen willen nicht den Brger-krieg entznden wollen. 4) Graf Cochon gestand (unter dem Kaiserreich): Mein Gott, ich hielt Ludwig fr ganz unschuldig, aber sollte ich mich als Volksverrter mihandeln lassen?" 5) Dieses Fallbeil ist nach seinem angeblichen Erfinder, dem Arzt und Deputierten Guillotin (| 1814) benannt.

14. Theil 4 - S. 29

1880 - Stuttgart : Heitz
Verurtheilung des Königs. 29 ruhigen Landsitze nach der Stadt eilte. Freiwillig bot sich auch der 78jährige ehrwürdige Herr von Malesherbes dazu an, und beide nahmen noch einen jüngern Gehülfen, den Advocaten Deseze, dazu. Am 26. December wurden sie vor dem Convente gehört. Malesherbes war zu gerührt, um zu sprechen; nur Deseze las die lange Vertheidigung ab, zu welcher der König mit derselben Ruhe und Würde, wie das erste Mal, nur wenige Worte fügte. Als sie abgetreten waren, erhob sich wieder ein wüthender Kampf zwischen den Parteien im Convent. Die Maratisten wollten den König gleich verurtheilt wissen; die Girondisten widersprachen. So währte der Streit über die Art und Weise der Verurtheilung bis zum 17. Januar 1793. Die Jacobiuer hatten auf jeden Fall den Pöbel bewaffnet, der drohend den Versammlungssaal umgab; Kanonen wurden aufgefahren und die ganze Volksmasse war in Bewegung. Nur die Freunde des armen verlassenen Königs zogen sich in ihre Häuser zurück; ihr bloßer Anblick hätte sie in Todesgefahr gebracht. Es war von jeher üblich gewesen, daß, um einen Verbrecher zum Tode zu verurtheilen, zwei Drittel der Richter dafür stimmen mußten; sonst wurde ihm eine gelindere Strafe bestimmt. Aber die Maratisten konnten trotz aller Drohungsmittel nicht darauf rechnen, daß zwei Drittel der Conventsmitglieder für den Tod stimmen würden, und setzten daher durch, daß eine bloße Stimmenmehrheit auch hier entscheiden sollte. Auf jeden Fall hatten sie ihre Maßregeln so genommen, daß ihnen der König nicht entgehen konnte; denn wenn er losgesprochen wurde, so sollten die dazu bestellten Mörder in den Tempel dringen und die ganze Familie ums Leben bringen. Dazu kam es aber nicht; das Todesurtheil wurde ausgesprochen, freilich mit nur einer einzigen Stimme Mehrheit, denn von den 721 Mitgliedern der Versammlung stimmten nur 361 unbedingt für den Tod. Hoch jauchzten die Jacobiuer auf. Malesherbes hinterbrachte dem Könige zuerst die Trauerbotschaft. „Recht gut!" antwortete Ludwig; „so bin ich doch nicht länger lmgewiß." Als ihm erst am 20. Januar das Todesurtheil durch eine Deputation bekannt gemacht wurde, hörte er es gelassen an. „Man thut mir Unrecht," fügte er dann hinzu, „mich der Verrätherei zu beschuldigen; ich habe es immer gut gemeint und aufrichtig das Wohl meiner Mitbürger zu fördern gesucht." Dann bat er um einen dreitägigen Aufschub, um sich auf den Tod vorbereiten zu können, um einen Geistlichen und um eine Zusammenkunft mit seiner Familie. Das erste wurde ihm abgeschlagen, die

15. Für den Unterricht in Unterklassen berechnet - S. 217

1872 - Hildburghausen : Nonne
Die franzsische Revolution. 217 wanderten alle als Aristokraten oder Knigsfreunde Verdchtige ins Gefng-ni. Um jeglichen Widerstand zu beseitigen, beschlo man, Letztere zu er-morden; hierauf zogen vom 2.7. September Mrderbanden von Gefng-September-ni zu Gefngni und machten 5000 Gefangene nieder. Das sind die tage, grauenvollen Septembertage von 1792. An die Stelle der gesetzgebenden Versammlung trat (21. September National-1792) der Nationalkonvent, der aus den wildesten Jakobinern bestand. ,Jqotienqr Dieser erklrte in seiner ersten Sitzung die Knigswrde fr aufgehoben und ^ verwandelte so Frankreich in eine Republik (die zweite Verfassung). Frankreich Doch nicht blos die Knigswrde, auch der König sollte fallen, ^d- Republik wig wurde vor die Schranken des Konvents gefhrt, wo man ihn unter 1'9<>1804. Anderem des geheimen Einverstndnisses mit Frankreichs Feinden (S. 220. Anm. 2) beschuldigte. Der König antwortete mit bewundernswerter Ruhe und Klarheit. Man gestattete ihm, sich einen Vertheidiger zu whlen, und der greise Malesherbes, Ludwigs frherer Minister, so wie der junge Advokat Deseze bernahmen dies traurige Amt. Aber trotz der glnzen-den Vertheidigung dieser Männer beschlo der Konvent dennoch des Knigs Tod. Der Kampf der Parteien der seine Verurtheilung whrte mehrere Tage und Nchte hindurch, bis Ludwig endlich (17. Januar 1793) mit einer Mehrheit von fnf Stimmen zum Tode verurtheilt ward. , 3. Kaum dmmerte der zur Hinrichtung bestimmte Tag (21. Januar), ^yj als Ludwig von seinem Lager aufstand und seinen Beichtvater Edg eworth 179g' zu sich rief. Er hrte mit inbrnstiger Andacht die Messe und empfing aus der Hand des Priesters das heilige Abendmahl. Unterdessen wurde es in den Straen von Paris lebhafter. Der Generalmarsch wurde geschlagen, man fuhr die Kanonen auf; das Getse von Menschen und Pferdendrang schon bis zu dem Thurme. Der König horchte und sprach gelassen: Es scheint, sie nhern sich!" Jetzt wollte er von den Seinigen noch einmal Abschied nehmen, allein der Geistliche lie es nicht zu, um dem Könige den Schmerz zu ersparen. Um neun Uhr ging die Gefngnithre auf und Sant erre, der Kommandant der Nationalgarde, trat mit der Wache ein, ihn abzuholen. Einen Augenblick!" sagte der König und trat zurck, sank betend in die Kniee und empfing von feinem Beichtvater den Segen. Dann erhob er sich und reichte einem in feiner Nhe stehenden Beamten fein Testament; dieser aber wies es mit den harten Worten zurck: Ich bin hier, nicht um Ihr Testament zu empfangen, fondern Sie zum Schaffst zu führen!" Ein anderer nahm es endlich schweigend hin. Nun lat uns gehen!" fagte Ludwig und der ganze Haufe fetzte sich in Bewegung. Am Thore des uern Hofes erwartete den König ein Wagen, vor welchem zwei Gensd'armen den Schlag offen hielten. Der König stieg ein und an feiner Seite nahm fein Beichtvater Platz, während die Gensd'armen vorn aufstiegen. Vom Gesang-niffe bis zum Hinrichtungsplatze dehnte sich eine doppelte Reihe von Piken und Musketen, getragen von Mnnern, welche in ihrem unbeweglichen Schweigen bewaffneten Bildfulen glichen. Das Wetter war kalt und neblig. Eine Todtenstille herrschte. Hie und da waren einige Lden halb offen, uberall die Fensterladen geschloffen. Kein Fugnger, kein Wagen war auf den Straen, durch welche der Zug ging, auer dem einzigen, welcher unter dem ringsum herrschenden Schweigen langsam den unglcklichen König fhrte, den man damals Ludwig den Letzten" nannte.

16. Geschichte der neueren und neuesten Zeit - S. 304

1871 - Münster : Coppenrath
— 304 — dem treuen Giert), sich ihm nahen durfte, mit diesen ebelen Männern in Verkehr zu stehen. Am 26. Dezember wurde der König nebst seinen Sachwaltern vorgeladen. Ehe sie in dem Sitzungssaale erscheinen konnten, mußten sie eine Zeitlang im Vorzimmer warten; sie gingen in demselben ans und ab. Ein Deputirter, der vorüberging, hörte gerade, daß Malesherbes in der Unterredung mit seinem erhabenen Schützlinge sich der Titel: „Eire! Ew. Majestät!" bediente und fragte finster: „Was macht Sie so verwegen. hier Worte auszusprechen, die der Convent geächtet hat ?" — „Verachtung des Lebens!" antwortete der ehrwürdige Greis. — Endlich wurden sie in den Saal gelassen. Malesherbes konnte vor Rührung nicht sprechen; da trat der feurige de Seze auf und vertheidigte seinen König mit so bewunderungswürdiger Kraft und Gewandtheit, daß, wäre nicht schon längst der Tod des Königes von der Rotte der Jakobiner beschlossen gewesen, jetzt feine Rettung hätte erfolgen müssen. Nachdem de Seze geendigt hatte, trat Ludwig selbst auf und sprach mit vieler Fassung einige gewichtvolle Worte; dann wurde er in's Gefängniß zurückgebracht. 74. Verurteilung des Königes. Jetzt entstand wieder eine stürmische Bewegung im Convente. Das Mordgeschrei der Jakobiner tönte rings um den Saal, an allen Thüren, an allen Fenstern; von der Galerie herunter brüllte dumpf das Gesindel nach: „Tod!" Tod!" und funkelte mit drohenden Augen Jeden an, der es wagte, für die Rettung des Königes zu sprechen. Ein Jakobiner, ein ehernst' liger Fleischer, verlangte sogar, den König in Stücke zu Hanen und in jedes Departement ein Stück zu versenden. Der Kampf der Parteien um die Art und Weise der Verurtheilung wahrte mehre Tage und Rächte hindurch fort. Daö bestehende Gesetz, nach welchem ein Angeklagter nur durch zwei Drittel der Stimmen zum Tode verurtheilt werden konnte, wurde aufgehoben,

17. Der biographische Unterricht - S. 73

1874 - Berlin : Gaertner
— 73 — nachfolgte, eine Volksmasse versammelte und die königliche Familie nach Paris zurückführte. Man drang darauf, den König sogleich abzusetzen. Zunächst wurde er streng bewacht und musste die unterdessen eingerichtete neue Verfassung bestätigen. Man nannte die jetzt regierende Versammlung die constituirende, während später noch eine andere unter dem Namen der gesetzgebenden gebildet wurde. Männer, wie Robespierre, Marat,Danton, Petion,Manuel bekamen die bedeutendsten Ämter, und wenn der König ein gegebenes Gesetz nicht bestätigen wollte, so setzten diese, besonders Petion, bei ihm die Bestätigung mit Gewalt durch. Um die Unruhe im Lande noch größer zu machen, nöthigten sie (1792) dem Könige eine Kriegserklärung gegen Deutschland ab; bald stand auch La Fayette mit französischen Truppen an der niederländischen Grenze. Das Entsetzlichste aber war der Einzug von Banditen, Galeerensklaven und Henkersknechten in Paris, welche aus verschiedenen großen Städten von den Jakobinern förmlich verschrieben wurden. Sie führten den Namen Föderirte. Die Cordeliers, noch wüthender als die Jacobiner, beschlossen die Gefangennehnmng des Königs. Am 10. August stürmte aus den Vorstädten der verworfenste Pöbel mit den Föderirten, von dem feigen Petion geführt, die Tuilerien. Der König musste sich in den Saal der Nationalversammlung begeben; das Schloss wurde erobert und geplündert, der König abgesetzt und mit seiner Familie in den Tempelturm, ein altes Gefängnis, abgeführt. La Fayette wollte nach Paris eilen (1792), um seinen König zu befreien; die Soldaten gehorchten ihm aber nicht, und er sah sich genöthigt, aus dem Lande zu fliehen. Das Heer wurde andern Feldherrn übergeben und der Krieg in Deutschland fortgesetzt. Unterdessen war Frankreich zu einer Republik erklärt worden. Robespierre und Danton durchsuchten die Häuser und füllten alle Gefängnisse mit ihnen verdächtigen Personen an. Vom 2. bis 7. September wurden an 7000 Menschen, größtenteils vor den Gefängnisthüren, hingerichtet. Hierbei fanden manche herzzerreißende Scenen statt (Prinzessin von Lamballe und Cazotte). Über das, was ferner geschehen sollte, bestimmte eine neue Versammlung der Nationalkonvent, aus Orleans, Robespierre, Danton, Marat, Petion und andern Unmenschen bestehend. Zuerst wurde das Königthum „für ewige Zeiten" abgeschafft und eine neue Zeitrechnung eingeführt. Dann sollte der König hingerichtet werden; allein die Partei der Girondisten widersprach diesem Urtheile und verlangte erst ein Verhör. Dieses wurde angestellt. Der König, welcher schon vorher von den Seinigen getrennt und in ein enges Gemach gebracht worben war, musste vom 11. November bis zum 17. Januar des solgenben Jahres sich vor dem Nationalkonvente mit Hilfe eines ausgezeichneten jungen Rechtsgelehrten, namens Deseze, vertheidigen, wobei er Besonnenheit und Würde Zeigte. „Das Blut Ludwigs müsse fließen," sagte Robespierre, „um die Tyrannen zu erschrecken." Der alte ehrwürdige Malesherbes hinterbrachte mit Thränen dem Könige die Nachricht, dass er zum Tode verurtheilt sei. Der König sagte: „Ich denke seit zwei Stunden darüber nach, ob ich mir etwas gegen meine Unterthanen vorzuwerfen habe. Ich schwöre Ihnen mit dem Gefühle eines Menschen, der im Begriff ist, vor Gott zu treten, ich habe nie etwas anderes, als das Glück meines Volkes gewollt, nie einen Wunsch demselben entgegen gehegt!" Am 21. Januar 1793 wurde die Hinrichtung vollzogen. Die letzten Tage, sowie der Tag der Hinrichtung Ludwigs, waren reich an rührenden Scenen. §. 94. Schreckensregierung irr Frankreich. Die Hinrichtung des Kömgs erregte tn ganz Europa den tiefsten Abscheu. Unterdessen nahm die Verwirrung im Nationalkonvent immer mehr zu, während das deutsche Kriegsheer,

18. Neuere Geschichte - S. 302

1848 - Leipzig : Brandstetter
302 nahm, wie auf dem jenseitigen Nheinufer, wo bald der größte Theil der erzbischöflichen Länder in ihre Hände fiel. Bald eroberten sie auch Mainz, wo sie bereits Revolutionsfreunde fanden, welche damit umgingen, eine deutsche Republik am Rheine zu stiften. Ebenso willfährig kamen ihnen die Unterthanen des Königes von Sardinien entgegen, der wegen seiner Mißbilligung der Revolution angegriffen wurde und gleich im ersten Anlaufe Savoyen und Nizza verlor. Am 6. November 1792 siegten die Franzosen zuerst in einer großen Schlacht. Das Treffen wurde bei Jemappe in Belgien geliefert, General Dumouriez war der französische Feldherr, und Ludwig Philipp, der Sohn des Herzoges von Orleans, war unter den Kämpfenden. Dieser Sieg über das wohlgeübte Heer der Feinde erhob das Selbstgefühl der Republikaner, von denen jeder, da kein Vorrang der Geburt oder des Neichthumes galt, die Anwartschaft auf die höchsten Ehrenstellen hatte. Während dieß im Felde geschah, hatte der Nationalconvent in seiner ersten Sitzung, den 21. September >792 erklärt, daß das Königthum abgeschafft und Frankreich auf ewige Zeiten eine untheilbare Republik sein sollte. Zum Andenken an die Gründung der Republik wurde jedes Erinnerungszeichen an das Königthuin vernichtet, ein neues Wappen und ein neuer Kalender eingeführt. Das Jahr begann nun mit dem 22. Sep- tember, als dem ersten Tage der Republik. Die Herbstmonate hießen: Vendémiaire, Brumaire, Frimaire, die Wintermonate: Nivôse, Pluviôse, Ventóse, die Frühlingsmonate: Germinal, Floréal, Prairial; die Sommer- monate: Messidor, Thermidor, Fructidor. Jeder Monat von 30 Tagen wurde in drei Decaden (Zeit von 10 Tagen) getheilt. Doch bald ent- standen Spaltungen unter den neuen Republikanern, die sich in zwei Hauptparteien trennten, — in die Partei der Girondisten unter Brissot, Vergniaud und Gensonne, welche keine Pöbelherrschaft wolltert, und in die Partei der Jakobiner oder vom Berg, deren Mit- glieder die höhereit Sitze im Eonventsaale einnahmen und unter allen Re- volutionsmännern die heftigsten waren. Sie standen unter der Leitung von Robespierre, Danton und Marat, Sie forderten bei der Ent- scheidung des entthronten Königes besten Hinrichtung; die Girondisten wollten ihn retten. Leider trugen die Jakobiner, von den Sansculotten unterstützt, den Sieg davon und bewirkten, daß der König vor die Schranken des Conventes gezogen wurde. Sie klagten ihn an, mit den Emigranten und Feinden des Vaterlandes heimliche Briefe gewechselt und am 10. August durch seine Schweizer und Leibgarden gegen die Pariser Bürger Gewalt gebraucht zu haben. Vergebens vertheidigten ihn Deseze und Malesherbes mit allem Aufwande der Beredtsamkeit, vergebens vertheidigte er sich selbst mit einer Würde, welche die Barbaren hätte erweichen müssen, wenn sie einer menschlichen Empfindung fähig gewesen wären. Er, der nie eingewilligt hatte, daß man seinetwegen Blut ver--

19. Die Neuzeit - S. 309

1882 - Leipzig : Hirt
1. Kapitel: Entwickelung u. Gang d. franzsischen Revolution. 309 durch ihn gerichtet werden sollen. Man wird Ihnen jetzt das Ver-zeichnis Ihrer Verbrechen vorlesen, die Ihnen zur Last gelegt werden. Sie knnen sich setzen!" In der Anklage wurde jeder politische Fehler des Knigs seit 1789 zu einem Staatsverbrechen, jedes zweideutige Schwanken desselben zu schwarzem Verrat gestempelt; die Anklage des Hochverrats wurde besonders auf die Verbindung mit dem Auslande und die dem Könige schmhlicher Weise zugeschobene Schuld an dem Blutbade des 10. August gegrndet. Mit vollkommener Ruhe und klarer Geistesgegenwart widerlegte der König die falschen Beschul-digungen und fhrte die Grnde an, die seine Person vor solchem Gerichte htten schtzen sollen. Sein Verstand und seine Unerschrocken-heit flten selbst den auf der Galerie versammelten rohen und feindlich gesinnten Menschen wider ihren Willen Achtung ein. Der greise Advokat Tronchet bernahm den gefhrlichen Beruf zur Vertei-digung des Knigs an; der 78jhrige hochherzige Malesherbes, ehemals mit Tnrgot Minister, bewarb sich selbst um die Ehre, feinem König den letzten Beweis der Anhnglichkeit und Treue zu geben; beide erhielten die Erlaubnis, den jungen begabten Deseze als Sprecher hinzuzuziehen. In der ffentlichen Verteidigung am 26. Dezember, in der Ludwig heiter im Bewutsein der Unschuld erschien, redete Deseze nach Verlesung der juristischen Verteidigung feierlich zur Versammlung; er wies darauf hin, da Ludwig mit 20 Jahren den Thron bestiegen und auf demselben das Beispiel der Sittenreinheit, der Gerechtigkeit und Sparsamkeit gegeben habe, ein bestndiger Freund des Volkes gewesen fei, er schlo mit der Mahnung: Bedenkt, da die Geschichte ein Urteil fllen wird der Euer Urteil, und da ihr Urteil das der Jahrhunderte sein wird!" Darauf nahm Ludwig selbst das Wort: Indem ich vielleicht zum letztenmal? vor Ihnen spreche, erklre ich, da mein Gewissen vorwurfsfrei ist, und meine Verteidiger die reine Wahrheit gesagt haben. Da mein Benehmen einer ffentlichen Untersuchung unterliegt, hat mir nie Furcht gemacht, aber mein Herz fhlt sich zerrissen, in der Anklage zu finden, ich htte das Blut des Volkes vergieen lassen, und hauptschlich schmerzt es mich, da mir die Unglcksfcenen des 10. August zugeschrieben werden. Die vielfachen Beweise, die ich zu jeder Zeit von meiner Liebe zum Volke gegeben habe, beurkunden, da ich nie ein Opfer fr zu groß gehalten habe, um Blut zu sparen, und da also jede solche Beschul-digung mich nicht mit Recht treffen kann." In den strmischen De-batten der darauf folgenden Zeit bemhten sich die Girondisten, beson-ders Vergniaud in einer berhmten Rede, das uerste, das sie selbst vorbereitet, den Knigsmord, abzuwenden und durch den Antrag auf Berufung an die Nation den König zu retten, die Jakobiner felbst zu treffen. Je nher der entscheidende Tag kam, um so lauter predigten diese Tod und Verderben jedem, der fr Appellation an die Nation stimmte, denn sie wuten wohl, da das Votum namentlich der Departements fr den König

20. Theil 4 - S. 53

1813 - Leipzig : Hinrichs
Frankreich. 53 denke der Nation gerichtet werden könne. Nach wieder- höhlten Debatten über die Form des Processes, mußte Lud- wig am ii Dec. 179z vor den Schranken des Convents erscheinen. Mit Würde und Gegenwart des Geistes beant- wertete er die ihm vorgelegten Anklagepuncte. Nicht ohne Widerspruch beschloß die Mehrheit des Convents, nach geendigtem Verhöre, es solle Ludwig 16 frei stehen, sich Vertheidiger zu wählen. Seine Wahl fiel auf Target und Tronchet. Der erstere lehnte wegen seiner Nerven, schwäche den Antrag ab; Tronchet aber eilte sogleich von seinem Landzute nach Paris, und der acht und siebenzigjah- rige Greis, Malesherbes, einst Ludwigs Minister und von diesem in Ungnade entlassen, erbot sich von selbst zu Ludwigs Vertheidigung. An Targets Stelle trat Deseze nach dem Wunsche der bejahrten Männer Tronchet und Malesherbes, welchen der Convent am 17 Dec. bewil- ligte. Unwiderruflich war der 26 Dec. dazu bestimmt, den König zum letztenmale zu hören. So kurz der Zwischenraum zwischen den beiden V"rbö- ren Ludwigs war; so vertheidigte doch Deseze den ge- fangenen und angeklagten König am 26 Dec. vor den Schranken des Nationalconvents in einer meisterhaften Rede*). Ludwig selbst bestätigte die Wahrheit dessen, was sein Sachwalter gesagt hatte. Nur über einen An- klagepunct fügte er die merkwürdigen Worte hinzu: »cs zerreißt mir das Herz, daß man mich beschuldigt, ich hatte das Blut des Volkes vergießen wollen, und ich sey der Urheber des Unglücks vom 10 August. Ich hakte gehofft, daß die vielen Beweise, die ich zu allen Zei- ten von meiner Liebe für das Volk, und von meiner Den- kungsart gegeben habe, mich auf immer gegen einen solchen Vorwurf sichern würden.« Er sprach es mit Thränen in den Augen, und ward darauf in den Tempel zurück ge- bracht. *) Posselts Proceß gegen den letzten König von Frankreich Ludwig 16 und deffen Gemahlin. Nürnb. igos, S. 267 ff.