Anfrage in Hauptansicht öffnen

Änliche Dokumente zu folgendem Trefferdokument

Basierend auf den Feldern Volltext

Sortiert nach: Ähnlichkeit zu Dokument

1. Theil 2 - S. 225

1861 - Hanover : Rümpler
225 168. D i e Ungarn. Von Luden. - Geschichte des deutschen Volkes. Gotha 1825—37. Vi, 245. Die frühere Geschichte dieses Volkes ist unbekannt, oder viel- mehr, dasselbe hatte vor seiner Ankunft in Europa keine Geschichte. Die Ungarn waren ein asiatisches Volk von zweifelhafter Abkunft, Nomaden, ohne Herd und Heimat. Sie traten den europäischen Völkern gegenüber als wilde und verwegene Fremdlinge, häßlich in Sitten und Bräuchen, aufbrausend und hochfahrend, tapfer und kühn im Angriff, ohne Schonung im Sieg, ohne Ehre bei Nieder- lagen, frech im Kriege, trotzig im Frieden. Ihr Rauben, Bren- nen und Morden erfüllte die Lande mit Angst und Schrecken; die Gerüchte, die vor ihnen herliefen, daß sie Menschenblut söffen und Menschenherzen als Heilmittel verzehrten, vergrößerten das Ent- setzen um so mehr, da der ekelhafte Anblick der wilden Horden kaum einen Zweifel an der Wahrheit solcher Gerüchte zuließ. Denn wie Scheusale stellten sie sich dar, fremdartig, widerwärtig, schmutzig; sie schlichen, ohne Gefahr und Wagnis, heran, um wehrlose Menschen zu fangen. Sie vermieden den Widerstand, sie stellten sich nicht zum ehrlichen Kampfe: nur im Überfall war ihre Tapferkeit, in der Masse ihre Stärke, im gräßlich wilden Geheul ihre Furchtbarkeit, im Pfeilwurf ans der Ferne, im sicheren Lanzenstoß, in der Schnelligkeit kleinerund zäher Pferde ihre Kriegskunst. Wie die ewig hungernden Harpyien stürzten sie sich ans verborgenen Schlupf- winkeln in Schwärmen heran und verstoben vor den Waffen ihrer Feinde ebenso schnell, als sie gekommen waren, um alsobald wieder zu erscheinen und den Gegner zu ermüden und zur Verzweistung zu bringen. Nichts zeigte sich in ihrem Leben und ihren Sitten, was mit ihnen zu befreunden vermocht hätte: sie erregten nur Angst, Entsetzen und Abscheu. 169. Der Zweikampf. 1478. Von Grün. Der letzte Ritter 4. Aufl. Leipzig 1815. S. 48. Ällmorgens, wenn das Frühroth durch Goldgewölke stob Und glühende Purpurrosen um Berg und Türme wob, Da sprengt ein fränkischer Ritter zum deutschen Lagerfeld Und trabt auf stolzem Rosse ringsum von Zelt zu Zelt. Der zog mit höhnischem Lächeln die bärt'gen Lippen schief Und hielt vor jedem Zelte, schlug an den Schild und rief: ^Heraus, du kühner Deutscher, der mit mir wagt den Streit, Zur Ehre seines Landes, zur Ehre seiner Maid!' Colshorn u. Goedeke'tz Lesebuch Ii. 15

Ähnliche Ergebnisse

Ähnliche Dokumente basierend auf den Feldern Volltext

1. Bd. 1 - S. 681

1883 - Leipzig : Engelmann
§. 370. Die Uebermacht Der Kirche im Zeitalter der Kreuzzüzr. 681 Kriege mit den wilden Grenzvölkern im Osten und an der Donau (Serben und Ungarn) -vmn. den Hauptinhalt der Geschichte. Manuels Name glänzt in den Jahrbüchern kriegerischer Groß- '■«*-* thaten wie kaum ein anderer. In einer Zeit, da ritterlicher Muth, persönliche Tapferkeit, Kraft des Armes und körperliche Gewandtheit sehr hoch in Ansehen standen, ragte er unter allen Lebenden des Abendlandes und Morgenlandes, christlichen und mohammedanischen Glaubens, weit hervor. Wie bei seinem Zeitgenossen Richard Löwenherz ist auch über Manuels Person der Glanz der Romantik ausgegossen. In der Schlacht und im feindlichen Handgemenge, wie auf dem Marsche, im Turnier und im ritterlichen Zweikampfe, wie auf der Jagd, im Lager und im wilden Reiter-gefechte, wie im Seekriege auf dem Verdecke des wogenden Schiffes kam ihm kein bewaffneter Mann gleich an kühnem Wagen, an Stärke und Gewandtheit, an Muth und Ausdauer. Die Waffen-thaten und Heldenzüge, welche die griechischen Schriftsteller von dem kaiserlichen Kämpfer mit der hohen Gestalt und den sehnigen Armen melden, gleichen mehr den Schilderungen eines Ritter-romans als den Erscheinungen des wirklichen Lebens. Dennoch blieb sein Name nicht in so ehrenvollem und gesegnetem Andenken wie der seines Vaters. Den größten Theil seiner Regierung füllten Kriege mit den alten Feinden des Reichs, den Türken im Osten und den barbarischen Horden jenseits der Donau, mit den Normannen und Venetianern in Griechenland und auf den Inseln und Meeren des Westens, mit den Kreuzfahrern von Antiochien, mit den Ungarn in den breiten Ebenen ihres Landes und mit den Arabern an der Küste von Aegypten. Aber diese Kriege, so sehr sie auch das Ansehen des byzantinischen Reiches nach Außen hoben und es in den Mittelpunkt des politischen Lebens der Zeit stellten, mehrten die Nothstände und beschleunigten den Verfall. Der Kaiser selbst besaß nur Bie Tapferkeit und den persönlichen Muth eines Soldaten, keineswegs aber die Geschicklichkeit und Klugheit eines Feldherrn. Während er eine Ehre darein sehte, die Ritter und Barone des Abendlandes, welche die Kreuzzüge nach Constantinopel, Kleina, ^cn und Syrien führten, an Waffenthaten, glänzenden Turnieren und ritterlichem Schaugepränge zu überbieten und durch den Glanz und den Prunk seiner Hofhaltung zu blenden, gerieth das Kriegs--und Seewesen mehr und mehr in Verfall. Schaaren fremder Söldner, Türken und Barbaren Franken, Normannen und Waringer füllten die Legionen und beschützten die Grenze und die Haupte stadt, und um die Unterhaltung von der Staatskasse abzuwälzen, wurden die Truppen in Friedenspausen in die Städte vertheilt und bei den Bürgern einquartiert. Die Kriegskosten, verbunden mit der Verschwendung am Hofe, mit den Apanagen der zahlreichen Glieder des kaiserlichen Hauses, erschöpften den Schatz und nöthigten Manuel, die Einkünfte mit allen Mitteln zu mehren. Wenn die Ritter des Abendlandes, die er gerne um sich sammelte, über die Pracht des Hofes, über den Glanz der Feste und Lustbarkeiten erstaunten, sahen sie nicht den Druck und die Erpressung der Steuererheber, nicht die Masse der Monopole und Privilegien, wodurch das Volk verarmte und einige wenige Begünstigte bereichert wurden. Mit Manuels Hingang begann für das byzantinische Reich eine Periode von Verwirrung und Gräuel. Seinem dreizehnjährigen Sohne Ale - "Za? icios Ii. und dessen schöner, schwacher Mutter Maria war nach einem kurzen Traum der Herr- ns3. schast ein tragisches Ende beschicken. Maria, welche nach kurzer Wittwentrauer im Kloster die vormundschastliche Regierung übernahm, war dem Volke fremd und wegen ihrer lateinischen Herkunft verhaßt. Bald entstand das Gerücht, sie gehe mit dem Gedanken um, ihren Sohn seiner Rechte zu berauben, um sie einem Günstling zuzuwenden. Nun füllte sich der Palast mit Cabalen und Nachstellungen, die Stadt mit Aufruhr und Parteiwuth. Diese Verwirrung benutzte Manuels Vetter Andronlkos, ein eben so kühner und unternehmender als ruchloser Mann, der bisher ein Leben voll Abenteuer und wunderbarer Schicksalswechsel geführt hatte und von dem Kaiser nach den Gestaden des schwarzen Meeres verwiesen worden war, um aus der Verbannung herbeizueilen und mit Zustimmung des Volkes, das in ihm den einzigen fähigen und kraftvollen Verwandten des Herrscherhauses erblickte, die Leitung der Dinge in die Hand zu nehmen. Seine Herr-fchaft dauerte nur zwei Jahre, aber sie war eine ununterbrochene Reihe der grausamsten und ver-ruchtesten Thaten. Mit heuchlerischen Betheuerungen, daß er nur dem Rufe des Vaterlandes folge und die Rechte des jungen Kaisers ehren werde, nahm er Besitz von dem Palaste. Kaum fühlte er sich aber fest in der Macht, so wurde die Kaiserin-Mutter Maria, nachdem man ihre Ehre tieftest, wegen hochverräterischen Einverständnisses mit dem König von Ungarn zum Tode verurtheilt und ihre Leiche ins Meer geworfen. Darauf wurde ihr Sohn Alexios mit einer Bogensehne erdrosselt und noch im Tode mit Schmähungen und Fußtritten beschimpft. Diesem Anfang entsprach der Fortgang von Andronikos' Regierung. Es soll nicht geleugnet werden, daß in ein-

2. Theil 2 - S. 226

1861 - Hanover : Rümpler
226 Sie ließen's ihn so treiben — das waren Deutsche nicht! — Ein jeder blieb im Zelte und that, als hört' er's nicht! — Drauf sprengte der tolle Ritter in stolzem Satz davon. Und wie zehntausend Teufel scholl ferne noch sein Hohn. Und wieder flammt' im Osten der lichte Purpurschein, Und wieder brach den Landen der goldue Tag herein, Und wieder sprengt der Franzmann zum deutschen Lager heran, In Erzgewaud gerüstet vom Fuß zum Haupt hinan. Ein rother Helmbusch wogte kühn um sein stolzes Haupt, Mit rothen Federn hatt' er des Rosses Stirn umlaubt, Um seine Schultern spielte ein rothes Wappeukleid, Des Rosses Rücken deckte manch purpurroth Geschnieid. Und eine Schärpe trug er, so roth wie junges Blut, Die Farbe hat er erwählet, die Farbe läßt ihm gut; Denn von des Meeres Borden bis tief ins Franzenland War er 'der große Würger' von Alt und Jung genannt. Und wieder zog er höhnisch die bärt'gen Lippen schief Und sah aufs deutsche Lager, pocht' an den Schild und rief: 'Heran, du wackrer Deutscher, der mit mir prüft die Wehr, Zur Ehre seiner Dame, zu seines Landes Ehr'!' Dem Vollmond gleich, wenn plötzlich er durch Gewölk sich drängt, Kam jetzt auf schnellem Zelter ein Rittersmann gesprengt, Der hat sein kühnes Antlitz in Gittererz vermummt, Ihn kennt nicht Frank' und Deutscher, und alles rings verstummt. Auf seinem Helme zeigt sich kein schmucker Federstrauß, Ein goldner Stern nur neigt sich aus blankem Öhrlein heraus; Jst's der Purpurstern der Liebe, der, ach, so schnell vergeht? Jst's der blasse Stern der Hoffnung, der ewig leuchtend steht? Es ragt um seine Schultern kein schmuckes Wappenkleid, Ein rauher Eisenpanzer ist seiner Brust Geschmeid, Nur eine Silberschärpe wallt um des Busens Wehr, Drauf steht mit güldnen Zügen gar zierlich: 'Gott die Ehr!' Als könnt' er unterliegen, so zog der Rittersmann, Doch daß er kam zu siegen, das sahn ihm alle an; Es war von Gold und Wappen sein Eisenschild nicht schwer, Doch flammt in seinem Herzen gar herrlich: 'Gott die Ehr!' Schon schart sich ringsum deutschen und fläm'schen Volkes Troß, Schon wehen all' die Banner, — jetzt tönt Trompetenstoß! Da sprengen an einander die zwei mit Siurmesmacht, Es klirren laut die Schilde, und Speer und Panzer kracht. Die Speere sind zersplittert, — nun blitzet Schwert an Schwert, Jetzt glaubt der fränk'sche Würger schon seine Kraft bewahrt; Von seines Schwertes Streichen zersprang manch Eisenbaud, Es barst der Helm des Gegners und taumelt' in den Sand.

3. Vaterländische Geschichte für die Oberstufe der Volksschulen - S. 21

1911 - Cöln a. Rh. : Bachem
21 Herzog von Schwaben stand als oberster Mundschenk den Schenken vor; der Herzog von Bayern sorgte als Marschall fr die Ritter und ihre Pferde und hatte auch die Stelle ersehen, wo man lagern und die Zelte aufschlagen konnte. Diese Erzmter blieben von jetzt an bei der Krnung ein Vorrecht der Wahl- oder Kurfrsten; das Krnungsrecht aber nahmen die Erzbischfe von Mainz, Cln und Trier in Anspruch. Wiederherstellung des Friedens im Innern des Landes. Die Regierung Ottos war anfangs keineswegs eine ruhige. Bei mehreren Stmmen, die miteinander verfeindet waren, stellte er die Eintracht wieder her; andere, die sich wider ihn emprten, mute er bekriegen und dadurch zur Unterwerfung zwingen; ja, er war sogar gentigt,,, gegen seine eigenen Verwandten zu Felde zu ziehen. berall aber siegte er der seine Feinde und stellte Ruhe und Ordnung wieder her. Unterwerfung der Wenden und Dnen. Nachdem auf diese Weise das Reich im Innern gekrftigt war, suchte er ihm auch nach auen Achtung zu verschaffen. Er unterwarf die von seinem Vater bezwungenen Wenden wieder, die sich gegen ihn aufgelehnt hatten, und legte ihnen von neuem einen Tribut auf. Dann zog er gegen die Dnen. Diese waren in die Markgrafschaft Schleswig ein-gefallen und hatten die knigliche Besatzung ermordet. Otto zwang sie zur Unterwerfung und zur Annahme des Christen-tums. Um den christlichen Glauben und christliche Sitten in den unterworfenen Lndern zu verbreiten, grndete er sowohl bei den Wenden als auch bei den Dnen mehrere Bistmer, z. B. Magdeburg, Havelberg, Schleswig. Krieg gegen die Ungarn. Im Jahre 955 erschienen auch die Ungarn wieder in Deutschland. Mit einem un-geheuern Heere drangen sie verheerend in Sddeutschland bis zum Lech vor und belagerten die Stadt Augsburg. Otto bot das Reichsheer auf und zog den bermtigen Raubscharen entgegen. Im Vertrauen auf Gottes Hilfe griff er sie auf dem Lechfelde an und brachte ihnen eine vollstndige Niederlage bei. In wilder Flucht eilten sie vom Schlachtfelde; die Deutschen setzten ihnen nach und

4. Lehr- und Lesebuch oder die Vaterlands- und Weltkunde - S. 214

1859 - Essen : Bädeker
214 Manch seltsam Wort und Wundermähr' War ihm vorausgeflogen Und trug den Schrecken vor ihm her; So kam er angezogen, Kehrt in dem besten Gasthof ein, Läßt seinen Schild mit Hellen Schein Hoch aus dem Fenster leuchten. Und rief: „Wer mich im Kampf besiegt, Dem geb' ich mich zu eigen, Doch muß auch, wer mir unterliegt Sich mir als Sklave neigen." So harrt er sieben Tage lang, Doch wollte keiner sich den Dank Mit seiner Haut gewinnen. Der Kaiser, den das Ding verdroß Und seiner Ritter Zagen, Rief manchen tapfern Schildgenoß, Den kühnen Strauß zu wagen; Doch schon die zweite Woche schwand, Und keiner noch dem Ritter stand, Der immer stärker pochte. Da ritt auf hohem, stolzem Roß, In Waffen goldenhelle, Ein Ritter von des Kaisers Schloß Und rief: „Wohlauf, Gesellei Heraus zum Kampf aufspieß undschwert, Kannst einen Dank, der Mühe werth, Mit starker Faust dir holen." Der Riese langte von der Wand Den Eichbaum, seine Lanze, Er nahm das breite Schwert zur Hand Und ritt zum Waffentanze. So kamen sie zu weitem Plan, Das Volk zu tausend zog heran, Dem Kampfe zuzuschauen. Die brachen aus einander los, Zwei leuchtende Gewitter; Wie Donner kracht der Lanzmstoß, Fest saßen beide Ritter. Die Rosse aber kraftentmannt Hinstürzten keuchend in den Sand, An allen Gliedern bebend. Und drauf die beiden Ritter schnell Sich aus den Sätteln schwangen, Die Schwerter zogen, daß sie hell Auf Stahl und Panzer klangen. Wie Eichensturz des Franken Schlag, Wie Blitze schnell und zuckend brach Des Deutschen Schwert hernieder. Da zum gewalfgen Streiche schwingt Der Riese seine Wehre. Der Ritter schnell zur Seite springt, Entgeht des Hiebes Schwere, Und schlägt mit einem Schlag gewandt Dem Franken ab die rechte Hand: Der sank in Schmerz zusammen. Und an des Himmels weitem Schooß Bricht sich der Jubel wieder, Der Sieger schlägt den Helmsturz los, Das Volk sinkt dankend nieder: Der Ritter, der mit solcher That Den deutschen Ruhm gerettet hat, War Kaiser Max geheißen. (v. Rappard.) Maximilian I. starb 1519. Mit ihm geht die Zeit des Mittelalters zu Ende, und unter seinem Nachfolger, Karl V., welcher von 1519—1556 re- gierte, beginnt die Geschichte der neuern Zelt. Gleich am Eingänge dieses neuen Zeitraumes stossen wir auf eine der wichtigsten Begebenheiten in der Geschichte, auf die Kircbentrennung, die sogenannte Reformation. 26. Die Kirchentrennung. (1517.) Zu Anfang des sechzehnten Jahrhunderts stellt uns die Geschichte heftige Religionsstreitigkeiten dar, welche eine beklagenswerthe Trennung in der christlichen Kirche zur Folge hatten. Diese Kirchentrennung hat äußerlich von der Verkündigung eines Ablasses ihren Anfang genommen.

5. Die deutsche Geschichte - S. 167

1829 - Elberfeld : Büschler
Die Karolinger. 107 ivww\«mtvuwv»vviwvwmww\vuvvvvmwvuvv\iwvimm\im aber sogleich weiter hören, wie sie nicht von einander ließen, und etwa ein jeder nur seine Ehre und seinen Vortheil suchte, son- dern vielmehr Einen ans ihrer Mitte zum Könige über Alle er- wählten und ihm die oberste Gewalt freiwillig in die Hände gaben, damit Ein deutsches Reich in Wahrheit sey. Darin zeigten unsre früheren Vorfahren eine große Gesinnung, daß sie die Ehre und die Macht des deutschen Stammes höher achteten, als die eigene Ehre, und daß sie, wenn auch ihre große Liebe zur Freiheit und Unabhängigkeit, und ihr unruhiger kriegerischer Sinn sie oft un- einig unter sich selbst machte, doch immer einig waren gegen die Fremden; — und dieses ist die rechte Weisheit eines Volkes. So wie die großen Herzöge, so setzten sich auch die kleineren Reichs- beamten, Grafen, Markgrafen und andere, immer fester in ihren Würden und den damit verbundenen Gütern. Auch die geistli- chen Herren, Erzbischöfe, Bischöfe und Aebte, waren, gleich den weltlichen Herren, Mitglieder und Vasallen des Reichs, indem sich ihr weltlicher Besitz immer mehr vergrößert batte. Alle diese sollten nach und nach aus königlichen Statthaltern Fürsten des deutschen Volkes werden. Uebrigens fing bei den Einzelnen die Liebe zur Freiheit und persönlichen Unabhängigkeit schon in dieser Zeit an, oft in Zügel- losigkeit auszuarten. Wer sich von einem Andern beleidigt glaubte und die Kraft in sich fühlte, sich selbst zu rächen, der suchte sein Recht nicht auf dem ordentlichen Wege durch den bestellten Rich- ter, sondern mit den Waffen und durch die Gewalt der Faust; und darum hat man die Zeit, da solche Selbsthülfe allgemein war, die Zeit des Faustrechts genannt. Sie fängt unter den spätern Karolingern schon an, steigt aber erst länger nachher auf ihre höchste Stufe. Das Uebel mußte wohl groß werden, weil die Sitten der Nation noch immer roh waren. Waffen und Jagd blieben die Lieblingsbeschäftigungen. Der Degen und der 'Stoßvogel waren den Deutschen die größten Kleinode. Er konnte zusehen, wie ein Schriftsteller sagt, daß ihm Alles genommen wurde; nur bei diesen war Gefahr, daß er sie auch durch einen Meineid retten würde. — Die Jagdfeste waren prächtig, und gehörten zu den höchsten Lebenszierden; die Frauen, auf schönen Zeltern, sahen d?r Erlegung des Wildes zu; am Abend wurde unter Zelten im Walde gespeist, und unter Hörnerschall ging der Zug zurück. Der Jagdlust wegen liebten Könige und Große noch immer das Land- leben über Alles, und verschmähten es, lauge in Städten zu seyn. Die späteren Zeiten der Karolinger, mit allen äußeren und inneren Unruhen, hatten auch darin verderblich gewirkt, daß die Anfänge der Bildung, die Karl der Große durch seine Bemü- hungen für die Wissenschaften und durch seine Unterrichtsanstal- tcn gepflanzt hatte, fast ganz wieder vernichtet wurden. Keine Zeit in der deutschen Geschichte ist finsterer, abergläubischer, un- wissender, als die nach Ludwig dem Deutschen unter den Karo-

6. Lesebuch für die obere Klasse katholischer Stadt- und Landschulen - S. 114

1864 - Breslau : Leuckart
114 Geschichte. Tode entführen!" Nun ging er vor ihm her, leitete ihn von Klippe zu Klippe, und nach einer Stunde waren sie unten. Wie drängten sich alle um den geretteten Prinzen! Wie dankten sie dem Höchsten für die wunderbare Rettung! Als sie aber nach dem Retter fragten, war er nicht mehr zu sehen; daher meinten viele, es müsse wohl ein Engel gewesen sein. — Auch aus den Bärenjagden, die er anstellte, setzte er sich großer Gefahr aus. Einst tödtete er mit eigener Hand drei dieser wilden Thiere. An ritterlicher Tapferkeit übertraf ihn Keiner. Auf einem Reichstage zu Worms erschien einst ein französischer Ritter von riesenartiger Größe, der die kühnsten deutschen Ritter zu einem Turniere herausforderte. Lange mochte Keiner wagen, mit die- sem Goliath es aufzunehmen; da kam in glänzender Rüstung mit verschlossenem Visir Maximilian selbst herangesprengt und warf nach kurzem Kampfe zum Erstaunen Aller den Franzosen aus dem Sattel in den Sand. Und als nun der Sieger das Visir aufschob, da erst erkannte man den Kaisersohn, und alle Zuschauer jubelten über die herrliche Waffenthat. Dem Kaiser Maximilian verdankt Deutschland viel; doch würde er noch mehr haben thun können, wäre er nicht so sehr in auswärtige Kriege verwickelt worden. Er setzte dem rohen Faust- recht ein Ziel und stellte Ruhe und Ordnung im Lande her, indem er den sogenannten ewigen Landfrieden stiftete, nach wel- chem bei den höchsten Strafen alle Befehdungen aufhören sollten. Um die Regierung des Reiches zu erleichtern, theilte er Deutsch- land in 10 Kreise. Diese waren: der bayerische, schwäbische, fränkische, oberrheinische, niederrheinisch -westphälische, kurrhei- nische, niedersächsische, obersächsische, österreichische und burgun- dische. Ein anderes Verdienst um Deutschland erwarb sich Maximilian durch die Einführung des Po st wese ns. Alle Kriege, welche der Kaiser in Italien und Frankreich führte, haben ihm nicht so viel Vortheil verschafft, als eine Zusammenkunft mit dem Könige von Ungarn und Böhmen in Wien. Hier wurden nämlich Vermählungen seiner Enkel mit den Kindern Wladislaws beschlossen, wodurch später die König- reiche Ungarn und Böhmen dem österreichischen Staate zufielen. Maximilian starb 1519; nach ihm kam die Kaiserkrone au seinen Enkel, Karl V., der zugleich König von Spanien, Neapel und Sardinien war. j// Li'rchentrennung. Luther. Zu Anfange des 16. Jahrhunderts stellt uns die Geschichte heftige Religionszwiste dar, die eine beklagenswerthe Trennung in der christlichen Kirche zur Folge hatten. Diese Kirchen-

7. Alte deutsche und mittlere allgemeine Geschichte bis Ende der Hohenstaufenzeit - S. 128

1878 - Leipzig : Klinkhardt
— 128 — dahin geflüchtet halten, reizten ihre unersättliche Habgier. Aber die Bürger wehrten sich tapfer, angefeuert von ihrem Bischof Ulrich, der bei jedem Sturm unerschrocken unter ihnen stand. Endlich zog Otto mit einem tüchtigen Heere heran, das diesmal alle deutschen Stämme vereinigte mit Ausnahme der Sachsen, die in Der Heimat bleiben mußten, weil sie dort genug zu thun hatten. Nachdem das Heer durch einen allgemeinen Buß- und Bettag den Beistand Gottes erfleht hatte, zog es in 8 Zügen von je 1000 Rittern gegen den Feind. Vor dem Könige, der sich in der Mitte befand, wehte die Fahne des Erzengels Michael, und wo die wehte, da hatte noch nimmer der Sieg gefehlt; dicht umringten sie und den König eine Schar heldenkühner, todesmuthiger Jünglinge, die Auswahl der Tapfersten aus jedem Zuge des Heeres. Herzog Konrad von Franken, der Führer des 4ten Zuges, ritt eben vor der Schlacht an den König heran und rief mit lauter Stimme: „Heute werde ich die Schuld sühnen, königlicher Herr, daß ich meiner Pflicht untreu gewesen bin und die Waffen gegen dich erhoben habe. Du sollst mit mir zufrieden sein!" Die Schlackt begann, aber die Ungarn kamen gleich in Vortheil, weil ein Theil von ihnen den Lech überschritten hatte und so die Deutschen von vorn und von hinten zugleich angegriffen wurden. Die Böhmen, die hinter den übrigen Zügen das Gepäck hüten sollten, hielten den Pfeilregen der Feinde nicht lange aus, sondern flohen entsetzt und brachten dadurch auch die Schwaben, die ihnen zunächst standen, in Unordnung. Alles stand auf dem Spiel; da entsandte König Otto seinen Schwiegersohn Konrad, und dieser stellte nicht allein bald die Ordnung wieder her, sondern trieb auch die Angreifer zu wilder Flucht. Aber die Schlacht war noch nicht gewonnen; denn vor ihnen wogte die Hauptmacht der Ungarn. Da rief Otto laut: „Auf, ihr deutschen Krieger, laßt euer Schwert nicht feiern; befreit das Vaterland auf immer von den Einfällen dieser wilden Heiden und erwerbt euch unsterblichen Ruhm; Gott ist mit uns!" sprengte seiner Mannschaft voran in den dichtesten Schwarm und focht wie ein gemeiner Krieger. Sein Beispiel feuerte das ganze Heer an; furchtbar mähte ihr Schwert in den Haufen der Feinde, Leichen thümten sich ans Leichen, und bald war ein vollständiger Sieg gewonnen. Die Ungarn stoben mach allen Seiten aus einander, um sich durch die Flucht zu retten; aber überall hin folgte ihnen das rächende Schwert der Deutschen, und wer noch dem Tode durch das Schwert entging, verfiel den Fluten des Lechs. Otto verfolgte den letzten Rest der Flüchtigen bis nach Regensburg und hielt hier strenges Gericht über die Gefangenen, die nicht als Krieger, sondern als Räuber angesehen und sämmtlich gehängt wurden. Ein ungarischer Geschichtschreiber, der einige Jahrhunderte später lebte, erzählt, es seien von den 60,000 Ungarn nur 7, und zwar mit abgeschnittenen Ohren, in die Heimat entkommen. Freilich war der Sieg

8. Geschichtsbilder aus der allgemeinen und vaterländischen Geschichte - S. 103

1883 - Berlin : Hofmann
103 5. Die Flle von Friedrichs Glck und Macht zeigte sich auf dem glnzenden Turnier und Volksfest zu Mainz, an dem 40 000 Ritter, viele geistliche Herren und Abgesandte der Städte aus allen Gauen des Reiches teilnahmen. Um die Gste zu beherrbergen, hatte man auf der Rhein-Ebene eine Zelt- und Bretterstadt errichtet. Durch ritterliche Kmpfe, prunkvollen Schmuck, reiche und frhliche Gastmhler, allerlei Lustbarkeiten und Lieder der Minnesnger bildete dieses Fest den Glanz-punft des Mittelalters und lebte noch lange in Sagen und Liedern fort. Zwei Shne des Kaisers wurden zu Rittern geschlagen (Fest der Schwert-leite"), und Friedrich selbst zeigte sich bei den Kampfspielen krftig und gewandt wie ein Jngling. Auf einer 6. Fahrt nach Italien wurden ihm berall in dem beruhigten Lande die grten Ehren erwiesen. Er vermhlte in Mailand mit seltenem Glnze seinen Sohn Heinrich mit Konstantia, der Erbin von Neapel und Sicilien (1186). (). Friedrichs Kreuzzug und Tod (1190). Ans dem Morgenlande kam die Kunde, da der edle Sultan Saladin von gypten he Christen besiegt und Jerusalem eingenommen Htte. Da stellte sich der greise Held Friedrich an die Spitze eines auserlesenen Kreuzheeres, zog durch Deutsch-land, Ungarn und das griechische Reich, rckte siegreich in Kleinasien vor und erstrmte das feste Jkvnium. Bei dem bergange der den Seleph ging dem Kaiser der Zug der die Brcke zu langsam. Er sprengte mit dem Rosse in die Flut, wurde aber von einem Schlagflu getroffen, von den Wellen ergriffen und als Leiche von den Seinen ans Ufer gebracht. Die Trauer des Pilgerheeres war unbeschreiblich. Klagen erfllten bei Tage das Lager, und Fackeln erleuchteten es schaurig bei Nacht. Er wurde in Antiochien beigesetzt. In Deutschland wollte man nicht an den Tod des Herrlichen Helden glauben. Weil mit ihm des Reiches Herrlichkeit verschwand, so versetzte ihn die Sage in den Kyffhnser, und das Volk wartete sehnlich aus feine Wiederkehr und des Reiches Erneuerung. 7. Ausbaust des Kreuzzuges. Der Kreuzzug endete erfolglos, obgleich Philipp August von Frankreich und Richard Lwenherz von England noch zu den Deutschen stieen. Bei der Eroberung Akkons wurden die Deutschen von Richard Lwenherz bitter gekrnkt, indem letzterer ihnen, wie erzhlt wird, ihren Beuteantetl verweigerte und die Fahne Leopolds von sterreich herabreien und durch den Kot der Gasse schleifen lie. Deutsche und Franzosen zogen Heim; die Englnder aber waren zu schwach, um dem mchtigen Saladin Jerusalem zu entreien. Durch einen Vertrag erhielten die Christen einen Kstenstrich und die Erlaubnis zum Besuche der heiligen rter. Richard Lwenherz aber kehrte um im Angesichte Jerusalems mit den Worten: Wer des Heilandes Grad nicht befreien kann, der soll es auch nicht sehen!" Fragen: Welches war das Verhltnis von Kaiser- und Papsttum in dieser Zeit? Welches sind die Ursachen der Niederlage bei Leguane? Was macht

9. Bilder aus der deutsch-preussischen Geschichte für ein- bis dreiklassige Volksschulen - S. 28

1892 - Osterburg : Danehl
28 Bilder aus der älteren deutschen Geschichte. 3. In welcher Weise bereitete Heinrich sein Volk und Land auf einen erfolgreichen Kampf mit den Ungarn vor? 4. Wie erprobte Heinrich die Tüchtigkeit des von ihm ausgebildeten Reiterheeres? 5. Schildere Heinrichs Thätigkeit in den letzten Tagen seines Lebens! h. Otto I. 1. Die Kaiserkrönung zu Aachen. In der Stadt Karls d. Gr., zu Aachen, setzte sich Otto d. Gr. die deutsche Kaiserkrone anss Haupt. Zu Ehren des neuen Kaisers fand ein glänzendes Krönungsfest statt, bei dem die deutschen Herzöge Otto I. bedienten. Dem einen lag die Bewirtung der Festgäste ob, welches Amt der Erzkämmerer zu verwalten hatte; der Erztruchseß setzte die Speisen auf den Königstisch; der Erzmundschenk brachte in goldenem Pokal dem Kaiser den köstlichen Wein dar, während der Erzmarschall für die Unterbringung der Rosse Sorge zu tragen hatte. Eine große Volksmenge hatte sich uni diese Zeit in Aachen versammelt. Die Festgäste vermochten nicht einmal alle in der Stadt Unterkunft zu finden; viele mußten darum in großen Zelten übernachten, die zu diesem Zwecke vor den Thoren der Stadt errichtet worden waren. Ein lauter Festjubel durchbrauste die Straßen der Stadt, als Kaiser Otto, begleitet von den Großen des Reichs, einen Umzug durch die prachtvoll geschmückte Stadt unternahm. 2. Otto, der Kriegsheld. Otto war ein echter Kriegsmann, der gegen die Feinde des Reichs mit Heldenmut kämpfte. Er drang in das Wendenland ein und befestigte dort die deutsche Macht; auch über die kriegerischen Dänen erfocht er herrliche Siege. Einen heißen Kampf hatte er aber mit den Ungarn zu bestehen, gegen die schon sein Vater siegreich gefochten hatte. In unabsehbaren Scharen brausten die wilden Magyaren heran und prahlten in frechem Übermut: „Unsere Rosse werden die deutschen Flüsse und See'n austrinken und mit ihren Hufen die Städte zerstampfen." Auf dem Lechfelde, einer weiten Ebene, die der Lech durchströmt, kam es zu einer furchtbaren Schlacht. Ottos Heer war nicht so groß wie das der Hunnen, aber er setzte sein Vertrauen auf Gott. Bevor der Kampf begann, ließ er sich das heilige Abendmahl reichen und erflehete in heißem Gebet den Sieg vom allmächtigen Gott. Alle feine Krieger beteten mit ihm und gelobten, ihm treu zu sein bis in den Tod. So gings denn nun in den grausigen Kampf hinein. Die deutschen Krieger kämpften wie die Löwen. Ihren

10. Deutsche Prosa - S. 54

1900 - Gera : Hofmann
54 Heinrich von Treitschke. Frau die beste nennt, von der die Welt am wenigsten redet. Keine aus der langen Reihe begabter Fürstinnen, welche den Thron der Hohenzollern schmückten, hat unsern Staat regiert. Auch Königin Luise bestätigt nur die Regel. Ihr Bild, dem Herzen ihres Volkes einge- graben, ward eine Macht in der Geschichte Preußens, doch nie mit einem Schritte übertrat sie die Schranken, welche der alte deutsche Brauch ihrem Geschlechte setzt. Es ist der Prüfstein ihrer Frauenhoheit, daß sich so wenig sagen läßt von ihren Thaten. Wir wissen wohl, wie sie mit dem menschenkundigen Blicke des Weibes immer eintrat für den tapfersten Mann und den kühnsten Entschluß; auch einige, nur allzu wenige, schöne Briefe erzählen uns von dem Ernst ihrer Gedanken, von der Tiefe ihres Gefühles. Das alles giebt doch nur ein mattes Bild ihres Wesens. Das Geheimnis ihrer Macht lag, wie bei jeder rechten Frau, in der Persönlichkeit, in dem Adel natürlicher Hoheit, in jenem Zauber einfacher Herzensgüte, der in Ton und Blick unwill- kürlich und unwiderstehlich sich bekundete. Nur ans dem Widerscheine, den dies Bild in die Herzen der Zeitgenossen warf, kann die Nachwelt ihren Wert erraten. Nach dem Tage von Jena mußte auch Preußen den alten Fluch besiegter Völker ertragen: eine Flut von Anklagen und Vorwürfen wälzte sich heran wider jeden Mächtigen im Staate. Noch schroffer und schärfer hat in den leidenschaftlichen Parteikämpfen der folgenden Jahre die schonungslose Härte des norddeutschen Urteils sich gezeigt; kein namhafter Mann in Preußen, der nicht schwere Ver- kennung, grausamen Tadel von den Besten der Zeit erfuhr. Allein vor der Gestalt der Königin blieben Verleumdung und Parteihaß ehr- fürchtig stehen; nur Eine Stimme von Hoch und Niedrig bezeugt, wie sie in den Tagen des Glückes das Vorrecht der Frauen übte, mit ihrem strahlenden, glückseligen Lächeln das Kleine und Kleinste zu verklären, in den Zeiten der Not durch die Kraft ihres Glaubens die Starken stählte und die Schwachen hob. — Das gute Land Mecklenburg hat unserem Volke die beiden Feld- herren geschenkt, welche die Schlachten des neuen Deutschlands schlugen; wir wollen ihm auch die Ehre gönnen, diese Tochter seines alten Fürstenhauses sein Landeskind zu nennen, obgleich sie fern dem Lande ihrer Väter geboren und erzogen wurde. An dem stillen Darmstädter Hofe genoß die kleine Prinzessin mit ihren munteren Schwestern das Glück einer schlicht natürlichen, keineswegs sehr sorgfältigen Erziehung. Da sie heranwuchs, erzählte alle Welt von den wunderschönen mecklen- burgischen Schwestern. Jean Paul widmete ihnen seine überschwängliche Huldigung. Goethe lugte im Kriegslager vor Mainz verstohlen zwischen den Falten seines Zeltes hervor und musterte die lieblichen Gestalten mit gelassenem Kennerblicke; seiner Mutter, der alten Frau Rat, lachte

11. Mittelstufe - S. 29

1903 - Berlin [u.a.] : Velhagen & Klasing
29 und Märkte in die Städte. Auch erhielt jeder Leibeigene, der in die Stadt zog, nach „Jahr und Tag" die Freiheit. 6. Heer. Sodann benutzte Heinrich die Zeit des Waffenstillstandes zur Ausbildung seines Heeres. Zunächst wurde der Heerbann (S. 23) erneuert; aber das genügte nicht. Um den Ungarn erfolgreich entgegentreten zu können, mußte Heinrich eine tüchtige Reiterei haben. Darum verordnete er, daß seine Vasallen mit ihren Dienstlenten von Zeit zu Zeit zu Pferde erschienen; dann wurden Kampfübnngen in Reih und Glied angestellt. Gewöhnlich bildete Heinrich 2 Parteien, die gegeneinander fochten. Jede Partei hatte ein gemein- schaftliches Abzeichen und eine gemeinsame Kasse, aus der die Gefangenen wieder eingelöst wurden. „Seitdem verlor der Kriegsdienst zu Fuß allen Glanz und alle Ehre, ans dem Volksheere tvurde ein Ritterheer, und aus den Kampfübungen der Reiter gingen allmählich die Turniere oder Ritterspiele hervor." 7. Gründung der Nordmark. (S. Die Mark Brandenburg, Ii. T. S. l!) 8. Sieg über die Ungarn. 933. Die 9 Jahre des Waffenstillstandes waren zu Ende. Als nun wiederum die Gesandten der Ungarn erschienen, die Abgabe einzufordern, verweigerte sie ihnen Heinrich. Racheschnaubend zogen die Gesandten heim. Bald verkündeten brennende Dörfer den Einfall der Ungar- horden. Heinrich rief alle streitbaren Männer zusammen und stellte sich den Ungarn bei Riade, in der Nähe von Merseburg, entgegen. Den Kriegern voran schwebte die Fahne mit dem Bilde des Erzengels Michael. Ein kleiner Trupp von Rittern wurde vorausgeschickt, um die Feinde dicht an das Heer heranzulocken. Als die Ungarn aber die dichtgeschlossenen Reihen der deutschen Reiter erblickten, jagten sie eiligst davon, so daß nur tvenige von ihnen getötet oder gefangen genommen werden konnten. In dem Lager der Ungarn fand man außer den geraubten Schätzen eine große Anzahl gefangene Deutsche, die nun plötzlich frei wurden. — So hat Heinrich mit seinem neugeschaffenen Heere die Feinde des Reiches vertrieben, die Grenzen des Landes erweitert und befestigt und seine königliche Macht nach innen wie nach außen zur Geltung gebracht. Nicht mit Unrecht nennt man ihn den „Begründer des deutschen Kaiserreichs". \S. Otto der Große (936—9?5) und die letzten sächsischen Kaiser. 1. Krönung. Nach dem Tode Heinrichs versammelten sich die deutschen Fürsten und wählten seinen Sohn Otto zum Könige. Bald darauf begab er sich nach Aachen, um sich in der alten Kaiserburg Karls d. Gr. krönen zu lassen. Hier setzte er sich ans den marmornen Thron Karls d. Gr. und empfing von den Fürsten den Huldignngseid. Alsdann begab er sich in den Dom; dort überreichte ihm der Erzbischof von Mainz das Königsschwert, den Mantel mit goldenen Spangen und das Zepter (den Stab), salbte ihn mit Öl und setzte ihm die Krone aufs Haupt. Bei dem Festmahle bedienten ihn die Herzöge. Eberhard von Franken war Truchseß und stellte die Speisen auf den Tisch; der Herzog von Schwaben diente als Mundschenk; der Herzog von Bayern war Marschall und hatte als solcher für die Unterkunft der Ritter und ihrer Pferde zu sorgen; der Herzog von Lothringen ordnete als Kämmerer (Schatzmeister, Vermögens- verwalter) die ganze Feier. So viel Leute waren nach Aachen zum Krönungsfeste gekommen, daß sic in der Stadt gar nicht alle Platz finden konnten, sondern zum Teil vor derselben in Zelten wohnen mußten.

12. 2 - S. 114

1856 - Breslau : Leuckart
114 Geschichte. ich werde euch dem Tode entführen!" Nun ging er vor ihm her, leitete ihn von Klippe zu Klippe, und nach einer Stunde waren sie unten. Wie drängten sich alle um den geretteten Prinzen! Wie dankten sie dem Höchsten für die wunderbare Rettung! Als sie aber nach dem Retter fragten, war er nicht mehr zu sehen; daher meinten viele, es müsse wohl ein Engel gewesen sein. — Auch auf den Bärenjagden, die er anstellte, setzte er sich großer Gefahr aus. Einst tödtete er mit eigener Hand 3 dieser wilden Thiere. An ritterlicher Tapferkeit übertraf ihn Keiner. Auf einem Reichstage zu Worms erschien einst ein französischer Ritter von riesenartiger Größe, der die kühnsten deutschen Ritter zu einem Turniere herausforderte. Lange mochte Keiner wagen, mit die- sem Goliath es aufzunehmen; da kam in glänzender Rüstung mit verschlossenem Visir Marimilian selbst herangesprengt und warf nach kurzem Kampfe zum Erstaunen aller den Franzosen aus dem Sattel in den Sand. Und als nun der Sieger das Visir auf- schob, da erst erkannte man den Kaisersohn, und alle Zuschauer jubelten über die herrliche Waffenthat. Dem Kaiser Marimilian verdankt Deutschland viel; doch würde er noch mehr haben thun können, wäre er nicht so sehr in auswärtige Kriege verwickelt worden. Er setzte dem rohen Faust- rechte ein Ziel und stellte Ruhe und Ordnung im Lande her, in- dem er den sogenannten ewigen Landfrieden stiftete, nach welchem bei den höchsten Strafen alle Befehdungen aufhören soll- ten. Um die Regierung des Reiches zu erleichtern, theilte er Deutschland in 10 Kreise. Diese waren: der baierische, schwä- bische, fränkische, oberrheinische, niederrheinisch-westphälische, kurrheinische, niedersächsische, obersächsische, österreichische und burgundische. Ein anderes Verdienst um Deutschland erwarb sich Marimilian durch die Einführung des Po st wese ns. Alle Kriege, welche der Kaiser in Italien und Frankreich führte, haben ihm nicht so viel Vortheil verschafft, als eine Zu- sammenkunft mit dem Könige von Ungarn und Böhmen in Wien. Hier wurden nämlich Vermählungen seiner Enkel mit den Kindern Wladislaws beschlossen, wodurch später die Königreiche Ungarn und Böhmen dem österreichischen Staate zufielen. Marimilian starb 1519 nach ihm kam die Kaiserkrone an seinen Enkel; Karl den Fünften, der zugleich König von Spanien, Neapel und Sar- dinien war. Kirchentrennung. Luther. Zu Anfange des 16. Jahrhunderts stellt uns die Geschichte heftige Religionszwiste dar, die eine beklagenswerthe Trennung in der christlichen Kirche zur Folge hatten. Diese Kirchentren-

13. Das Mittelalter - S. 147

1852 - Leipzig : Brandstetter
147 Otto vernommen, darum sandte sie jetzt zu ihm und bat ihn, er möge als christlicher Ritter ihre frauliche Ehre rachen;> dafür bot sie ihm ihre Hand und das Reich Italien. Wie Otto, welcher Wittwer war, diese Kunde vernahm, rief er alle Freien und Treuen zusammen und ermahnte sie, ihm zum Schutz der bedrängten Unschuld beizustehen. Das war deutschen Herzen ein lieber Klang; schnell ritt ein edles Heer mit dem König, seinem Sohn Ludolf und seinem Bruder, dem Baierherzog Heinrich, im Jahr 95t gen Welschland. Als sie heran kamen, floh Berengar voll Schrecken von den Mauern des Schlosses hinweg, während die Stadt Pavia sich dem deutschen König mit Freuden ergab. Alsbald huldigte ihnr das Reich Italien, wo seit Arnulf kein Deutscher mehr als König oder Kaiser geherrscht hatte. Die schöne Adelheid aber zog nun ihrem deutschen Ritter entgegen und gab ihm als seine Hausfrau die Hand. Zu Pavia wurde die Hochzeit mit großer Pracht und Herrlichkeit gefeiert und es strahlte die Kraft des Königs wie Sonnenglanz und wie Mondesschimmer leuchtete die Holdseligkeit der Königin. 5. Kaum war im Jahre 954 der Friede zur Freude aller Wohlgesinnten geschlossen, so kamen im nächsten Jahre die Ungarn aus Frankreich zurück in's Baierland und drohten übermüthig, daß ihre Rosse die deutschen Ströme austrinken sollten. Zahlloses Volk (es wird erzählt, daß ihrer 100,000 gewe- sen) tobte gegen Baiern heran und legte sich an den Lech vor Augsburg. In dieser Stadt war der Bischof Ulrich, ein gar frommer, muthiger Mann; der machte die Augsburger wehrhaft und stärkte sie im Vertrauen auf Gott. Wie nun die Ungarn eines Morgens zu den Mauern aufschauten und sie von lau- ter Harnischen und Schwertern leuchten sahen, ward ihnen plötzlich Botschaft, daß der König mit dem deutschen Heerbann wieder sie auf's Lechfeld herange- zogen sei; das breitet sich zwischen dem Lech und der Wertach zehn Wegstunden lang aus. Da mochten die Ungarn vor Kampflust nicht langer vor Augsburg liegen bleiben und eilten dem König entgegen an den Lech. Schnell zogen nun auch die Augsburger mit Bischof Ulrich zum Heerbann hinaus. Der König theilte denselben in acht Haufen; drei davon waren lauter Baiern, die führte Graf Eberhard von Sempt und Ebersberg an (weil der Herzog Heinrich krank lag), den vierten Haufen bildeten die Franken, an ihrer Spitze stand Herzog Konrad, der voll Schaam über seinen Verrath war und vor Begierde brannte, ihn durch einen ehrlichen Tod in der Schlacht zu büßen; der fünfte Haufe bestand aus den edelsten Kampfhelden des ganzen Heeres, der König selbst war ihr Vorfechter und vor ihm her flog der Erzengel Michael, wie vor seinem Vater bei Merseburg; den sechsten und siebenten Hausen bildeten die Schwa- den, mit ihrem Herzog Burkhard und den achten die Böhmen; —- alle diese Völker schwuren sich unter einander Treue und Hilfe wie leibliche Brüder. Das war am 9. August 955. Wie nun die Ungarn das deutsche Heer in Schlachtordnung erblickten, schwammen sie, voll Ungeduld, auf ihren Rossen durch den Lech an's linke Ufer; dort umringten sie die Schlachtordnung der Deutschen und warfen sich plötzlich mit wildem Geheul auf die Böhmen. Diese hielten den Pfeilregen nicht lange aus, flohen und überließen voll Schrecken den Ungarn den Troß. Da brachen die Sieger schnell auch auf die Schwaben los, welche sich mannhaft wehrten, aber endlich dennoch weichen mußten. Wie der König diese große Gefahr sah, winkte er dem Herzog Konrad 10 *

14. Geschichtsbilder für Volksschulen - S. 43

1889 - Danzig : Gruihn
43 Rosse die deutschen Strme austrinken sollten. Zahlloses Volk tobte gegen Bayern heran und legte sich vor Augsburg. Da eilte Otto I. der Stadt zu Hilfe. Als die Ungarn das deutsche Heer iit Schlachtordnung erblickten, schwammen sie voll ugeduld auf ihren Nossen durch den Lech ans linke Ufer. Dort umringten sie die Deutschen und warfen sich pltzlich mit wildem Geheul auf die nchsten Haufen. Diese hielten den Pfeilregen nicht lange ans und flohen. Als der König diese groe Gefahr sah, wiukte er dem Herzog Konrad von Frauke. Wie ein gereizter Lwe sprang dieser den Ungarn entgegen, warf sie zurck, befreite alle Deutschen, welche sie gesaugeu hatteu, und brachte sie dem Könige. Am mtbern Morgen sprengte Otto im Glanz der Morgensonne seinen Deutschen voran. Nun begann die Schlacht. Unwiderstehlich rckte das deutsche Heer, Mann an Manu, gegen die Ungarn heran. Schon wichen diese auseinander; aber um so heier wurde ihre Wut. Endlich wurdeu die Haufen der Ungarn zersprengt. Die weite Ebene wimmelte von Flchtlingen. Heulend sprangen sie in den Lech; Leichen fllten das Flubett. So wurde das bermtige Volk vernichtet, da nur wenige entrannen. Noch am Abend zog Otto glorreich in Augs- brg ein und dankte dem Herrn fr Deutschlands Befreiung. Nur sieben von deu hunderttausend Feinden, die gekommen waren, sollen die Botschaft der Niederlage nach Hanse gebracht haben; sie muten aber zur Schande mit abgeschnittenen Nasen und Ohren heimkehren. Die Ungarn wagten sich seit der Zeit nicht mehr in das deutsche Land. Grndung des rmischen Reiches deutscher Station. In Italien war groe Uuorduuug eingerissen. Otto machte deshalb mehrere Zge dorthin und brachte die Lndergebiete, welche einst zum Reiche Karls des Groen gehrten, unter seine Herrschast. Der Papst aber setzte ihm zu Rom die deutsche Kaiserkrone aufs Haupt. Da von uuu au die rmische Kaiser-wrde deu deutschen Knigen verblieb, so hie Deutschland fortan: heiliges rmisches Reich deutscher Nation. Nach Otto regierten noch drei andere Kaiser, welche wie er ans dem schsischen Hanse stammten. Nach Andr, Kohlrausch u. a. Ctto der vofce. 35. Gregor Vii. und Heinrich Iv. Papst (iirenut Vii. Gleich nach der Besitznahme des ppstlichen Stuhles bestrebte sich Gregor, die Kirche von der weltlichen Macht unabhngig zu machen. Zuerst stellte er die Simonie ab. Hierunter verstand man deu mit geistlichen Stellen getriebenen .Handel ttitd Wucher. Der Name rhrt daher, da man diesen Unfug mit dem des Simon in der Bibel verglich, der zur Zeit der Apostel fr die Gabe, Wunder zu wirken, Geld geboten hatte. Mit der Abstellung der Simonie sprach Gregor zugleich den Fürsten die Investitur ab, d. i. das Recht, Bischfe zu ernennen und sie znm Zeichen ihrer Ernennung mit einem Ringe und Hirtenstabe zu belehnen. Auerdem erneuerte er ein altes Kirchen-gebot von der Ehelosigkeit der Geistlichen. , ^ ,rr, , Heinrich Iv. 105110 Ztt dieser Zeit regierte m Deutschland Heinrich Iv., der schon als sechsjhriger Knabe mit der Kaiserkrone geschmckt

15. Realienbuch - S. 10

1912 - Bielefeld [u.a.] : Velhagen & Klasing
10 uralte, mächtige Eiche, die dem Donnergotte Donar geheiligt war. Das Volk brachte unter ihr seine Opfer und glaubte, wer sie verletze, den würde Donar durch seinen Blitz erschlagen. Kühn ergriff Bonifatius die Axt und begann, die Eiche niederzuhauen. Aber kein Blitzstrahl zuckte hernieder, den Frevler zu zer- schmettern. Krachend stürzte die Eiche zu Boden. Nun erkannte das Volk die Bonifatius fällt die Eiche. Ohnmacht seiner Götter und nahm willig die Lehren des Christentums an. Ans der Stelle, wo die Eiche gestanden hatte, errichtete Bonifatius ein Kreuz, und ans dem Holze des Baumes ließ er eine Kapelle bauen. Mit mehreren Gehilfen zog Bonifatius nun von Land zu Land und suchte die Lehre Christi auszubreiten. Überall fielen die Götzenbilder, und Kirchen und Klöster traten an ihre Stelle. Auch das Kloster Fulda, worin Glanbensboten für die Bekehrung der alten Deutschen ausgebildet wurden, ist von Bonifatius gegründet worden. Für seinen Eifer ernannte ihn der Papst zum Erzbischof von Mainz. Als 74jähriger Greis ging Bonifatius noch einmal zu den Friesen, um ihnen das Evangelium zu predigen. Zum Pfingstfeste hatte er alle Nenbekehrten zu sich geladen, um ihnen die hl. Firmung zu erteilen. In einem Zelte er- wartete er sie. Aber kaum graute der Tag, da erschien eine Schar wilder Heiden, die mit geschwungener Keule auf das Zelt zustürzten. Die Begleiter des Boni- fatius griffen schnell zu den Waffen, um das Haupt ihres geliebten Lehrers zu

16. 1. Abth. - S. 117

1832 - Berlin : Duncker u. Humblot
117 Z. 14 — 18, Gesitligungsverhältnisse. §. 16. Vaterland — Ureinwohner -1- Eingewanderte. Die Gegend, das Land, welches ein Stamm oder ein Volk bewohnt, ist seine Heimath, sein Vaterland. Die Vorliebe für dasselbe ist allen Menschen angeboren, so daß selbst der Bewohner der von der Natur am ärmlichsten ausgestatteten Gegenden, der rauhesten, unangenehmsten Zone nur ungern und gezwungen die Heimath wechselt. Diese Vorliebe ist am stärksten, blindesten bei rohen Nationen, bei gebildeten wird sie gesteigert durch die Begriffe von Volks- ehre, Volksselbstständigkeit, Eigenthum u. s. w. In so fern Völker, so weit die Geschichte reicht, immer in einem Lande gewohnt haben, sagt man, sie seyen Urbe- wohner desselben, im Gegensatze von den später Ein ge- wanderten. §. 17. Sitten und Gebräuche. Jedes Volk hat gewisse Sitten und Gebräuche, welche auf das engste mit seiner Lebensart, seiner Heimath, seiner Geschichte und seiner geistigen Entwickelung zusammenhän- gen. Je größer diese letztere, desto milder, menschlicher sind die Sitten; darum sagt man auch, ein Volk sey gesittet, wenn es auf einer gewissen Kulturstufe sieht. §. 18. Religionsverschiedenheit. Der sicherste Maaßstab für die Gesittung der Völker ist ihre Religion, wie dieselbe auch das wirksamste Mittel zur Förderung der geistigen Entwickelung ist. Der Wilde fürchtet die Naturkräfte, die er nicht be- greift; er schreibt sie feindlichen Wesen (Dämonen) zu, und betet sie an in seiner dunkeln Angst, um sie zu versöhnen; damit sie seiner schonen, bringt er ihnen Opfer (Menschen- opfer). Unter einem milderen Himmel erkennt er, neben diesen feindseligen Dämonen, in den Segnungen der Natur auch Wesen, welche freundlich für den Menschen sorgen. So entstehen die Begriffe wohlthätiger und feindseliger Gotthei- ten, welche unter den verschiedensten Formen und Bildern von den Völkern der Erde verehrt werden. Bei gebildeteren Nationen traten einzelne weise Männer

17. Handbuch für den deutschen Unterricht in den oberen Klassen der Gymnasien - S. 275

1872 - Köln : DuMont-Schauberg
Kretschmann. (1738—1809.) 275 Karl Friedrich Kretschmann. (1738—1809.) Geb am 1. December 1788 zu Zittau, 1764 Advocat daselbst, starb 1809. Er gehört wie Denis, Masta'ier, Gerstenberg u. a. zu den Bardensängern, und vertritt besonders die tyrisch-epische Form des Bardenge- sanges. Er nannte sich Barde Ringulph; schrieb auch Lustspiele und Sinngedichte. Nach Varus Nächst den Göttern sagen Wir dem Helden Hermann Dank. Heil des Mannes Tagen! Der Mann sei, Barden, euer Gesang! Ein Gott ist's, der dem Sieger Das Heldenleben gab, Drum stürmt sein Ruhm durch die Himmel Und übersiegt sein Grab. Mit allgewalt'gem Flügel Fliegt ihm Unsterblichkeit, Und trägt in ihren Händen Den Schild der Ehre hoch und breit. Sprich laut, Ehre, die Namen Der Völkerschaften, die so schön Mit purpurfarbnem Römerblute In deinem Schild gezeichnet stehn. Heil euch, Cherusker! Euer Name Ist selbst ein Lobgedicht. Hermann ist euer Same: Mehr Lobes braucht es nicht. Heil dir, du starker Schildebrecher, An Menge nicht, an Muth furchtbarer Longobard, Der, seiner eignen Freiheit Rächer, Auch unsrer Freiheit Retter ward! Auch eilt heran mit Freuden Der Katte mit dem kühnen Herz. Des Vaterlandes Leiden — Segnet ihn, ihr Götter! — War sein größter Schmerz; Trug einen Ring von Eisen Zum Zeichen tiefer Scham, Ließ traurig sich die Haare, Den Bart sich traurig wachsen, Bis daß er Rache nahm. Triumph! er ist gerochen, Er hat den Ring zerbrochen, Er schneidet ab das wilde Haar, Worin sein Antlitz gräulich war. Berichtigt ist der Tenkter, Berühmt das Roß, auf dem er ficht: Denn krieg'rischer und schneller Sind diese fremden Rosse nicht; Vergebens, daß ihr, Römer, Aus ihnen behender wie Schwalben floht! Er rennete mit ihnen Blutwettend um den Tod: Und daß er Deutschland rette, Eilt' er ans Ziel voll Muth; Und da gewann er die Wette, Bezahlt mit eurem Blut! Niederlage. Auch kam gereizt und Rache schnaubend Der edle Kauz herzu; Denn wie der satte Bär im Winter Schlief er schon lang in stolzer Ruh'. Doch ist dem Schlummer nicht zu trauen; Weh dem, der ihn unehrerbietig weckt! Bald fühlt er seine Klauen, Hin in den blut'gen Schnee gestreckt. Dann kehrt der Ueberwinder wieder, Und sinkt in süßern Schlummer nieder, Und wirft des siegenden Zorns Gewinn Dem heißen Rachen der Wölfe, Den hungerbellenden Füchsen dahin. Doch wie, vom buntsten Fell gezieret, Der schöne Luchs einherstolzieret, Trotz seiner Sanftmuth eitel Lift Und grausam und unbändig ist: So zog heran der brave Sueve, Geputzt zu Treffen und Gefahr, Mit seinen buntgemalten Waffen Und künstlich aufgeknüpftem Haar; Und ward vom Feinde fast verachtet, Weil nicht sein Anblick droht: Doch in der Asche lag das Feuer, Und unter Blumen war der Tod! Aber fürchterlich, traun, Waren die Arier anzuschaun. Hinter geschwärzten Schilden Brüllen sie her die Wilden! Die nackten Leiber mit Farben gefleckt, Die Schultern mit wilden Häuten bedeckt, Im Schauer kommender Nächte Erheben sie gern ihr Gefechte; Wenn der Mond dann helle All ihr Schrecken bescheint: O, so flieht der Feind Sie wie die Geister der Hölle! Doch schlägt ihr Herz, bei aller Furchtbarkeit, Der Freiheit und dem Vaterlande Und echter deutscher Redlichkeit. Fleuch nun, Unsterblichkeit! Dein Schild Ist mit den Namen überfüllt. Nur wende du dein Angesicht Auf wenig Segeste nicht! Segest, ach, daß ich dich muß nennen! Ach, daß dich wird die Nachwelt kennen! „Thusneldens Vater war Segest; Sein Eidam Hermann der Besieger: Er selber aber liebte Rom, Und ward ein Knecht und ein Betrüger." Heilloser Mann, von Sohn zu Sohn Lebt dies Gerüchte dir zum Hohn! 18*

18. Anschaulich-ausführliches Realienbuch - S. 17

1904 - Bielefeld [u.a.] : Velhagen & Klasing
17 I Dorfe Geismar in Hessen stand eine uralte, mächtig große Eiche. Diese toar dem Donnergotte Donar geheiligt. Das Volk brachte unter ihr seine Opfer und glaubte, wer sie verletze, den würde Donar durch seinen Blitz erschlagen. Kühn ergriff Boni- fatius die Axt und begann, die Eiche niederzuhauen. Aber kein Blitzstrahl zuckte hernieder, den Frevler zu zerschmettern. Krachend stitrzte die Eiche zu Boden. Nun erkannte das Volk die Ohnmacht seiner Götter und nahm willig die Lehren des Christentums an. Auf der Stelle, wo die Eiche gestanden hatte, errichtete Bonifatius ein Kreuz, und aus dem Holze des Baumes ließ er eine Kapelle bauen. 4. Erzbischof. Mit mehreren Gehilfen zog Bonifatius nun von Land zu Land und suchte die Lehre Christi auszubreiten. Überall fielen die Götzenbilder, und Kirchen und Klöster traten an ihre Stelle. Auch das Kloster Fulda, worin Glaubensboten für die Bekehrung der alten Deutschen ausgebildet wurden (S. 18), ist von Bonifatius gegründet worden. Für seinen Eifer ernannte ihn der Papst zum Erzbischof und zu seinem Stellvertreter in Deutschland. Dadurch bekam er Vollmacht, nach eigenem Ermessen Bischofssitze zu griinden und die Kirche von ganz Deutschland einheitlich zu regeln. Als später der Bischofssitz in Mainz frei wurde, ernannte ihn der Papst zum Erzbischof von Mainz. 5. Tod. Als 74 jähriger Greis ging Bonifatius noch einmal zu den Friesen, um ihnen das Evangelium zu predigen. Zum Psingstfeste hatte er alle Neubekehrten zu sich geladen, um ihnen die Firmung zu erteilen. In einem Zelte erwartete er sie. Aber kaum graute der Tag, da erschien eine Schar wilder Heiden, die mit geschwungener Keule auf das Zelt zustürzten. Die Begleiter des Bonifatius griffen schnell zu den Waffen, um das Haupt ihres geliebten Lehrers zu schützen. Er aber rief ihnen zu: „Lasset ab vom Kampfe; vergeltet nicht Böses mit Bösem. Hoffet aus den Herrn, er wird eure Seele erretten." Mit wildem Geheul stürzten die Feinde herein und streckten ihn und seine Begleiter nieder. Seine Leiche wurde nach dem Kloster Fulda gebracht. \5. Kloster trafen. 1. Ausbreitung. Seit Einführung des Christentums in Deutschland breitete sich hier das Klosterwesen immer mehr aus. Ursprünglich stammt es aus dem Morgenlande, besonders aus Ägypten. Hier gab es schon frühzeitig viele fromme Einsiedler. Sie meinten, in der Einsamkeit könne man Gott am besten dienen. Anfangs lebte jeder Einsiedler in einer besonderen Hütte. Im 4. Jahrhundert aber bildeten sich Vereine von Einsiedlern, die in einem gemeinschaftlichen Hause (Kloster) wohnten und nach strengen Regeln lebten. Es gab Männer- und Frauen- klöster. Die Männer hießen Mönche, die Frauen Nonnen. Vom Morgenlande ans breitete sich dann das Klosterwesen auch im Abendlande aus, besonders in Italien, Frankreich und Deutschland. 2. Klosterlebeu. Das Kloster stand oft mitten im Walde aus einem Hügel oder in einem lieblichen Tale und war in der Regel mit einer hohen Mauer umgeben. Am Eingänge des Mönchsklosters saß der Bruder „Pförtner". Er reichte dem vorübergehenden Armen ein Stück Brot aus seiner Zelle. Den Fremden fragte er nach seinem Begehr und meldete ihn beim Abte an, dem Vorsteher des Klosters. Wer ein Mönch Merden wollte, hatte zunächst eilt Probejahr zu be- stehen. Nachdem er dann das Gelübde der völligen Armut, der Ehelosigkeit und des Gehorsams gegen seine Vorgesetzten abgelegt hatte, erhielt er das grobe Mönchsgewand. Auch wurde ihm zum Zeichen der Demut der Kopf bis auf einen Haarkranz kahl geschoren. (Von den Mönchen ging diese Sitte-im 6. Jahrhundert auf Kahnmeyer u. Schulze, Realicnbuch A. (I. Geschichte.) 2

19. Geschichte des Mittelalters - S. 284

1861 - Leipzig : Brandstetter
284 Religion und Bildung hinleiten konnte. Gar mancher Christenbekehrer war bereits in dem uncivilisirten Lande zum Märtyrer geworden, und wir erinnern uns wohl zunächst an den Freund und Lehrer des Kaisers Otto Iii., den heiligen Adalbert, welcher der wilden Wnth dieser heid- nischen Barbaren zum Opfer fiel. Seit Innocenz Iii. wurden die Be- kehrungsversuche eifriger und gewaltsamer betrieben und, weil sie meistens zugleich auf Eroberungen hinausgingen, mit um so heftigerem Widerstand zurückgewiesen. So ward der Herzog Konrad von Masovien dergestalt von den Preußen bedrängt, daß er erst die in Liekland entstandene Gesell- schaft der Schwertbrüder, dann aber die deutschen Ritter aus dem Morgenlande zu Hülfe rief, welche noch unter dem Hochmeister- Hermann von der Salza standen. Daß diese Bekehrung keine sanfte war, lag in der Natur der Sache. Sie kamen und eroberten das Land, obwohl nur allmählich. Die Städte Thorn, Kulm, Königsberg, Heils- berg wurden gegründet und mit der christlichen Religion verbreitete sich allgemach deutsche Sitte und deutsche Bildung. Je mächtiger aber die deutschen Ritter wurden, je mehr sie sich als Herren fühlten, desto weniger blieben sie dem Gelübde der christlichen Demuth ergeben. Uebermuth und Herrschsucht, die Erbsünde aller Macht- haber, drückte das Volk der Preußen schwer nieder, so daß diese, vereinigt mit dem slavischen Herzoge der Pommern, sich empörten. Nur mit Mühe und nach einem Kampfe von 53 Jahren konnte das Land beruhigt werden. Unter dem Großmeister Konrad von Thiersberg wurde endlich im Jahre 1283 die Bekehrung der Preußen vollendet und das Land Eigen- thum des deutschen Ordens. Indessen drohte im Osten eine neue Gefahr, die Wiederholung der alten Hunneuzüge, eine zweite Völkerwanderung vom Uralgebirge her. Es kamen die Mongolen*) in zahllosen Haufen, verstärkt durch die von ihnen besiegten Völkerschaften, unter der Anführung Temudschins des Dschiugischans (d. h. großen Herrschers), ans Asien herüber und überwältigten das in viele Fürstenthümer zertheilte Rußland. Jetzt war es an den Polen und Magyaren, das civilisirte Europa vor den ein- dringendeu Barbaren zu schützen; sie waren aber zu solchem Kampfe nur schlecht gerüstet. In Polen hatten die Landesfürsten den königlichen Titel verloren; beständige Kriege in der regierenden Familie wegen der Nach- folge schwächten das Reich und zersplitterten es in mehrere Theile. Zu der Zeit, als die Mongolen unter der Regierung des Dschiugischans Oktai, eines Sohnes Temudschins, aus Rußland heraustraten und in Polen einsielen, waren die Herzöge von Schlesien am mächtigsten. In Ungarn führte Andreas Ii. der Kreuzfahrer einen prächtigen Hof, über- ließ aber die Regierung seinen Hosleuten und Geistlichen, so daß die *) Im Vortrabe zogen die Tatern oder Tataren, daher die Mongolen meist in der Geschichte unter dem Namen der Tataren Vorkommen.

20. Von Armin bis zu Otto dem Großen - S. 64

1892 - Dresden : Bleyl & Kaemmerer
— 64 — König zurück, und nun beginnt der Kampf mit der Hauptmacht der Ungarn, die den Deutschen gegenüberstand. Nach einer kurzen Anrede ergriff Otto den Schild und die heilige Lanze und sprengte hoch zu Roß als der erste in den Feind hinein, Streiter und Feldherr zugleich. Anfangs leisteten die Kühneren unter den Ungarn Widerstand. Bald aber entsank ihnen der Mut. Zersprengt und umzingelt, wurden viele vom Schwerte erschlagen. Viele schwammen durch den Lech, aber das jenseitige Ufer bot ihnen keinen Halt zum Emporklimmen, und von der Strömung fortgerissen, fanden sie in den Wellen ein klägliches Ende. Die aber glücklich über den Fluß kamen, wurden von den Bewohnern des Landes auf der Flucht niedergemacht. Nur wenige von dem großen Ungarnheer sahen ihr Vaterland wieder. Aber nicht ohne eignen Verlust konnte der Sieg über ein so wildes Volk errungen werden. Manch wackerer Mann war erschlagen, aber keinen betrauerte Otto mehr, als seinen Eidam Konrad. Erschöpft von dem harten Strauß und der Glut der Sonne, hatte er die Helmbänder gelüftet, um aufzuatmen; da durchschnitt ihm ein Pfeil die Kehle und raubte ihm das Leben. Sein Körper wurde auf des Königs Befehl mit den größten Ehren nach Worms gebracht und hier unter lauter Klage und unter den Thränen aller Franken bestattet. Welche Freude über den Ausgang der Schlacht in dem Heere herrschte, kann man sich denken. Der siegreiche König aber befahl, in allen Kirchen des Reichs Gott zu preisen und würdige Lobgesänge zu seiner Ehre anzustimmen. Dann kehrte er, jubelnd von allem Volke begrüßt, in das Sachsenland heim. — Den Ungarn aber war nun die Lust vergangen. in die deutschen Länder einzubrechen. ■ ■