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1. Bd. 2 - S. 369

1837 - Eisleben : Reichardt
Afghanis! sl n. 369 der trockenen Witterung in gutem Stande erhalten und sind von klei- nen bedeckten Kanälen mit klarem Wasser durchschnitten. Bei Regen- wetter aber giebt es keinen schmutzigern Ort als Kabul. Die Hauser stehen dicht an einander, können aber keinen Anspruch auf Zierlichkeit machen, und sind meistens 2 Stockwerke hoch und von Fachwerk und Backsteinen erbaut, die man an der Sonne getrocknet hat. Einen interessanten Anblick gewahrt der große Bazar, ein geschmackvoller, nahe an 600 - F. langer und etwa 30 F. breiter Säulengang, der in 4 gleiche Theile getheilt ist. Bewundernswerth sind die Seidenwaaren, die man hier ausgebreitet sieht. Abends zeigt sich dieser Bazar von der vortheilhaftesten Seite, indem jeder Laden mittelst einer vor demsel- den ausgehängten Lampe erleuchtet wird, was der Stadt das Ansehn einer Illumination giebt. Merkwürdig ist die Menge von Laden, in denen getrocknete Früchte verkauft werden. Im Mai kann man Trau- den, Birnen, Äpfel, Quitten und Melonen, also von 10 Monaten her kaufen. Die Läden der Schuhmacher und Eisenwaarenverkäufer sind mit großer Zierlichkeit eingerichtet. Jeder Handelszweig hat seinen besondern Bazar, und in allen herrscht Thätigkeit. Man sieht auch Buch- und Papierhändler. Kabul liegt in einer schönen, gut ange- bauten und bevölkerten Gegend, ist im Süden und Westen von hohen Felsengebirgen umgeben und wird von dem Kabulflusse durchströmt. Kaum hat man den Bazar verlassen, so befindet man sich auch schon an den von Weiden-, Pappel- und Maulbeerbäumen herrlich beschat- teten Uwrn dieses Flusses. Fast alle Wege um die Stadt herum lau- fen am Rande von Wasserleitungen oder fließendem Wasser hin. Über diese Kanäle führen Brücken, und über den Kabul 3 bis 4, die jedoch nicht schön sind. Viele Gärten sieht man um diese Stadt herum, und Kabul ist wegen der Schöllheit seiner Früchte berühmt, welche in groß- ßer Menge nach Ostindien verführt werden. Seine Weinstöcke tra- gen so reichlich, daß 3 Monate im Jahre die Trauben dem Vieh vor- geworfen werden. Es giebt 10 verschiedene Traubenarten. Kabul ist besonders berühmt wegen seiner Maulbeeren, und überhaupt gedeihen hier sehr viele Baumfrüchte. Noch müssen wir des Rhuwasch oder Rhabarbers von Kabul erwähnen, der vorzüglich ein Leckerbissen der Einwohner im Monate Mai ist, und wild in den Gebirgen der Um- gegend wächst. Die Eingebornen halten ihn für äußerst gesund und gebrauchen ihn theils roh, theils kochen sie ihn als Gemüse. Wenn derselbe zu Markte gebracht wird, sind die Stengel - etwa 1 F. lang Und die Blätter gerade im Ausschlagen begrissen. Diese sind roth, jene weiß; wenn die Pflanze über der Erdoberfläche zuerst sich blicken läßt, schmeckt sie süß wie Milch, und ist dann höchst zart, mit zuneh- mendem Alter aber wird sie stark und es werden dann Steine um sie angehäuft, damit sie gegen die Sonnenstrahlen geschützt ist. Die Wur- zel der Pflanze wird als Arzneimittel nicht gebraucht. — Etwa \ Stunde von der Stadt und auf der lieblichsten Stelle der Umgegend Cannabich's Hülfsbuch. Ii. Band. 24

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1. Lehr- und Lesebuch oder die Vaterlands- und Weltkunde - S. 256

1853 - Essen : Bädeker
256 wieder zu Wasser. Dessen ungeachtet aber sind mir unsere deutschen Winter lieber, denn da hat man doch oft Monate lang schönes, Hel- les Wetter; in Portugal hingegen regnet es beinahe beständig. Die ersten Herbstregen aus das ausgebrannte Land wollte ich mir zwar ge- fallen lassen, denn ihr glaubt nicht, was sie für Wirkung thun. Erst erscheinen auf diese Regen die letzten Herbstblumen, wie z. B. die Zeitlosen, die Herbstlevkosen und andere; beinahe unmittelbar darauf folgen aber auch schon die Frühlingspflanzen. Ein fast unmerklicher Raum trennt Herbst und Frühling. Das junge Gras, das Lauh sproßt hervor, und macht den Oktober zu einem der ange- nehmsten Monate im Jahre. Im Februar oder März hat das Korn schon Ähren. Im März ißt man schon Zuckererbsen und Bohnen. Die Regengüsse sind hingegen oft auch fürchterlich, und das Wasser stürzt mit ungeheurer Gewalt aus den Wolken. Die Straßen in den hoch- gelegenen Theilen der Städte werden dann zu wilden Strömen, die in den niederen Gegenden alles überschwemmen und mit Schutt und Koth bedecken. In manchen Wintern regnet es unaufhörlich oder fetzt doch wenig aus, und dann bleibt der Himmel nebelig. Rur selten klärt sich das Wetter völlig auf, und dann friert es ein wenig. Die Regen find bisweilen ziemlich kalt, und alsdann ist das Schlimmste, daß man beinahe in keinem Hause einen Ofen oder einen Kamin findet. Die Por- tugiesen verwahren'sich bloß durch warme Kleidung gegen die Kälte. Ein so warmes Land, wie Portugal, trägt, wie ihr leicht den- ken könnt, eine Menge schöne Früchte, für welche die Lust bei uns in Deutschland zu kalt ist. Von der Art sind die Zitronen, Pome- ranzen, Apelsinen, Feigen, Mandeln, Kastanien, Oliven, Johannisbrot», Reiß. Dabei giebt es aber auch, wie bei uns, Äpfel und Birnen, Pflaumen, Roggen und Weizen. — In manchen Gegenden sieht man ganze Pomeranzenwälder, und die Pomeranzen- bäume werden oft so groß, daß einer über 2000 Stück Orangen trägt. Oft sind diese edlen Früchte in den Provinzen so wohlfeil, daß das Stück für einen Pfennig verkauft wird. Schon im Monate Februar bricht inan einen Theil zum Versenden ins Ausland; vollkommen süß und schmackhaft werden sie aber erst Pr Monate Mai. Mitten unter den reifen Früchten erscheinen schon wieder die neuen Blüthen und ver- breiten weit umher ihren Balsamduft. — Der Feigenbaum wächst in Portugal oft wild aus nackten Felsen und aus Mauern ohne alle Erde hervor. Er wird in gutem Lande so groß wie unsere Birnbäume. Die Bauern bringen die Feigen zum Verkauf in die Städte, wo die Handelsleute ungeheure Haufen davon zur Versendung aufschtllten. Sie lassen sie getrocknet in kleine Körbe drücken, wovon jeder 28 Pfund hält, und so kommen sie in den Handel. — In den mittleren Pro- vinzen Portugals ist der Ölbaum so häufig, daß man zuweilen ganze Tagereisen macht, ohne einen andern Baum anzutreffen. Seine Früchte sind zwar kleiner, als die spanischen Oliven, aber sie geben ein

2. Bd. 2 - S. 870

1837 - Eisleben : Reichardt
870 Afrika. det, auf schönen reich geschmückten Pferden; die Vorsicht nöthigt sie, sich nicht weit von der Stadt zu entfernen, um nicht von den räube- rischen Tuariks angefallen zu werden. Auf dem Markt, der um 3 Uhr des Nachmittags beginnt, sieht man wenig Fremde, und im Vergleich mit Jenne ist er öde." Dieses Bild entspricht freilich nicht demjenigen, das man, nach den mancherlei Sagen, die zu uns gelangt sind, in Europa von Tom- buktu sich gemacht hatte. Hören wir nun weiter, was uns Caillie von dieser Stadt meldet. Sie liegt auf einer nackten dürren Flache von weißem Flugfande, wo nur elendes verkrüpeltes Gesträuch fort- kommt, ist durch keine Ringmauer eingeschlossen, sondern von allen Seiten offen, und kann höchstens 10 bis 12,000 Einwohner ent- halten. Brennholz ist eine große Seltenheit, daher nur bei den Rei- chen im Gebrauch; die Armen brennen Kameelmist. Auch das Wasser wird aus dem Markte, so wie das Holz, verkauft. In einiger Ent- fernung von der Stadt sieht man Aushöhlungen von 30 bis 40 F. Tiefe, die sich von selbst in dem Sande gebildet haben und ein ziem- lich tiefes, vom Regen genährtes Wasser enthalten. Dir Sklaven schöpfen darin für sich zum Trinken und für die Küche. Dieses Wasser ist zwar hell aber von einem unangenehmen Geschmack und sehr warm, da diese Art von Eisternen unter freiem Himmel und der Einwirkung der Sonnenhitze und des Gluthwinds ausgesetzt sind. Um diese Aus- höhlungen herum wird einiger Tabak gebaut; doch gedeihet die Pflanze nur durch vieles Begießen. Das ist der einzige Anbau, den Caillie hier sah. Die Blatter werden gedörrt und in Mörsern zerstoßen. Der dadurch gewonnene grüne Tabaksstaub, der nicht einmal den Geruch des Tabaks hat, wird zum Schnupfen verbraucht; die Reichen jedoch bedienen sich des von Marokko kommenden Schnupftabaks. Das Rauchen aber ist bei den Bewohnern Tombuktus nicht üblich. Das Wasser schöpfen die Sklaven mit Kalabassen (siehe oben) und füllen es in Schlauche, die sie auf Esel laden. Zu Hause gießen sie es in irdene Gefäße, wo es frischer wird und etwas von seinem schlechten Geschmacke verliert. Die Stadt Tombuktu kann Iß M. im Umfange haben und bildet eine Art Dreieck. Die Häuser sind groß, doch nicht hoch, denn man wohnt nur parterre, und höchstens ist noch ein Kabinet über der Hausthüre angebracht. Das Material, woraus man die Hauser baut, sind an der Sonne getrocknete Backsteine, rundlich in der Hand gerollt. Die Straßen sind reinlich und breit genug für drei Reiter neben ein- ander. Man sieht viele fast ganz runde Hütten von Stroh, die zur Wohnung der Armen und der Sklaven dienen. Jedes Haus der Wohlhabenden bildet ein Viereck mit zwei innern Höfen, um welche die Zimmer herum laufen; jedes dieser Zimmer besteht in einem läng- lichen Viereck, ist sehr enge, dient zugleich als Vorraths- und Schlaf- kammer und erhalt das Licht nur durch die Eingangsthüre und eine

3. Abriß der Geographie zum Gebrauche für Schüler höherer Lehranstalten - S. 99

1861 - Berlin : Charisius
Kabulistan und Afghanistan. — Turan. 99 Sand- und Salzwüste von Kirmln. — Kirmln, 30 E., von der Wüste um- geben, in einem Thäte am Fuße einer noch im April mit Schnee bedeckten Ge- birgskette. Es fabrieirt Shawls und Tuche. Diese wie die übrigen Oasen sind häufig der Heuschreckcu-Plage ausgesetzt. — Gombrun oder Bender-Abassi, ist der ansehnlichste Hafen an der ganzen persischen Küste, gehört aber jetzt dem Imam von Maskat. Teppiche, Taback und getrocknete Früchte werden ausgeführt. 9) Provinz Khorasan, das alte Hyrkanien und Parthien; aus derselben stammt Chrus. Sie besteht großentheils aus der großen Salzwüste, in welcher in einer Oase die große Stadt Iezd, 50 E., liegt; und dem eigentlichen Rand- gebirgslande Khorasan. Darin: Mesched, 40 E., größtentheils in Ruinen; eine Universitätsstadt und der wichtigste Wallfahrtsort der Schiiten, umgeben von raubsüchtigen Horden. Die Moschee trägt eine vergoldete Kuppel. Die Stadt liefert besonders Säbel. — Ni sch a pur, 10 E., hat weltberühmte Türkisgruben. Herat, 45 E., ein Segensort in einem herrlichen Garteuthale: einst eine prächtige und mächtige, schon in den ältesten Zeilen berühmte Stadt. Es hat schöne Moscheen und Gärten, und liefert besonders Asa fötida und Pferde. Der Transithandel ist sehr ausgedehnt. Seine Teppiche sind im ganzen Oriente be- rühmt. Mäntel und Mützen aus Lamm- und Schaf-Fellen fertigt es in zahl- loser Menge. Es gehört seit 1855 wieder zu Persien. § 300. Iv. Kabulistan und Afghanistan. Der Afghaneustaat Kabul ist ein muhammedanischer Staat, der bis 1747 zu Persien gehört hat. 1839 wurde er von den Engländern unterworfen, riß sich aber 1843 wieder los. Das herrschende Volk sind die Afghanen oder Puschtu; diese und die unterjochten Tadschiks treiben Ackerbau, Viehzucht und Industrie, besonders aber Handel. Sie sind Sunniten. Unter den verschiedenen Hochebenen dieses Gebietes scheint die von Kabul, 6 bis 7000 F. hoch, die niedrigste, zugleich auch die lieblichste und gesegnetste zu sein; dennoch ist sie meist trockene Steppe, nur in den Thälern wuchert der Mau- delbaum; den Nordrand bilden ungeheure, öde Felsmasseu, und der den Hilmend umgebende Theil ist die Sandwüste Sedschestan, die indeß große Oasen um- schließt. — Ghorat, das Land des Paropanisus, hat unabhängige mongolische Bewohner. — Nördlich vom Hindu-Kusch liegt das Paßthal von Bamiyan, aus drei Stunden zu beiden Seiten voll künstlicher Höhlen in den Felsen, die als Wohnungen dienen, und mit zwei großen, aus dem Fels gehauenen Menschen- bildern, die nebeneinander stehen, 120 und 75 F. hoch. Kabul, am Kabul, 60 E., fest, eine Handelsstadt, ist überreich an Wein und anderen Früchten. — Kandahar, 50 E., eine befestigte, schön gebaute Stadt, die Hauptstadt eines unabhängigen Staates, welche industriös ist und bedeutenden Handel treibt. Die Gegend gewinnt Obst, Weizen, Melonen, Taback und Blu- men in Fülle. 8 301. V. Die 7 Bundesstaaten von Belludschiftan, unter verbündeten Häuptlingen und Fürsten, südlich vom vorhin genannten Lande. Sie machten sich 1756 von Persien los. Die Bewohner sind zum Theil nomadisch lebende Brahnis, Hindus u. s. w.; das herrschende Volk aber sind die Belludschen. Der höchste Theil ist das gegen 8000 F. hohe Wüsten-Plateau von Kelat; ein Theil ist Wüste mit rothem Flugsande; das Küstenland ist Me krau, ehemals Gedrosia, das Land der Ichthyophagen oder Fischesser bei den Alten. Kelat, 12 E., ein schlechter Ort in einer fruchtbaren Oase. 8 302. Vi. Turan oder Türkisian oder unabhängige Tatarei oder Bukharei, zum Theil das Sogdiana und Baktriana der Alten. Es ist mehr als dreimal so groß als Deutschland und hat t von dessen Bewohnerzahl. Diese sind Muhammedaner, meist dem Stamme der Usbeken angehörend; außerdeni aber

4. Lehr- und Lesebuch oder die Vaterlands- und Weltkunde - S. 289

1864 - Essen : Bädeker
289 Portugiesen verwahren sich bloß durch warme Kleidung gegen die Kälte. Ein so warmes Land, wie Portugal, trägt, wie ihr leicht denken könnt, eine Menge schöner Früchte, für welche die Luft bei uns in Deutsch- land zu kalt ist. Von der Art sind die Zitronen, Pomeranzen, Apfelsinen, Feigen, Mandeln, Kastanien, Oliven, .Johannis- brod, Reiß. Dabei giebt es aber auch, wie bei uns, Apfel und Birnen, Pflaumen, Roggen und Weizen. — In manchen Ge- genden sieht man ganze Pomeranzenwälder, und die Pomeranzen- bäume werden oft so groß, daß einer über 2000 Stück Orangen trägt. Oft sind diese edlen Früchte in den Provinzen so wohlfeil, daß das Stück für einen Pfenning verkauft wird. Schon im Monate Februar bricht man einen Theil zum Versenden ins Ausland; vollkommen süß und schmackhaft werden sie aber erst im Monate Mai. Mitten unter den reifen Früchten erscheinen schon wieder die neuen Blüthen und ver- breiten weit umher ihren Balsamduft. — Der Feigenbaum wächst in Portugal oft wild aus nackten Felsen und aus Mauern ohne alle Erde hervor. Er wird in gutem Lande so groß wie unsere Birnbäume. Die Bauern bringen die Feigen zum Verkauf in die Städte, wo die Handelsleute ungeheure Haufen davon zur Versendung aufschütten. Sie lasten sie getrocknet in kleine Körbe drücken, wovon jeder 28 Pfund hält, und so kommen sie in den Handel. — In den mittleren Provin- zen Portugals ist der Ölbaum so häufig, daß man zuweilen ganze Tagereisen macht, ohne einen andern Baum anzutreffen. Seine Früchte sind zwar kleiner, als die spanischen Oliven, aber sie geben ein besseres Öl. Auch der Ölbaum wächst an vielen Orten wild, wie der Feigenbaum. Man pfropft ihn wie unsere Obstbäume; er trägt aber sehr spät, oft erst im fünfzehnten Jahre. Werden daher in einem Kriege die Ölbäume niedergehauen, oder erftieren sie, was jedoch selten der Fall ist, so entsteht ein ungeheurer Schaden. Im Dezember und Januar werden die Oliven reif, und dann schlägt man sie mit Stangen ab. Man preßt sie sogleich aus, oder läßt sie auch eine Zeit lang liegen und gähren, damit man desto mehr Ol bekomme. Dieses Öl dient den Portugiesen, statt Butter und Schmalz, zur Zu- bereitung ihrer Speisen; und man versichert, daß, wenn zuweilen die Hausfrauen ihre Schlüssel verlegen, wie das denn auch in Portugal der Fall ist, sie in der Geschwindigkeit Öl aus der Lampe in die Pfanne gießen und ihre Speise damit schmalzen. Noch ein Hauptprodukt Portugals ist der Wein, der in diesem warmen Lande außerordentlich gut wird. Er ist meistens roth; zwar giebt es auch weißen, aber der rothe schmeckt besser. Die weinreichsten Gegenden sind hier am obern Duero. In ganz Portugal wird der Wein nicht gekeltert, sondern die Trauben werden mit den Füßen zerstampft. _ Auch wird der Most nicht in den Keller gelegt, sondern mit dem stärksten Branntweine vermischt, und über der Erde in den Magazinen gelassen, wo er vergährt/ Dies ist die Ursache, daß die Haesters' Lesebuch für.obern evanael. Bolkssch. \a

5. Lehr- und Lesebuch oder die Vaterlands- und Weltkunde - S. 320

1872 - Essen : Bädeker
320 Portugiesen verwahren sich bloß durch warme Kleidung gegen die Kälte. Ein so warmes Land, wie Portugal, trägt, wie ihr leicht denken könnt, eine Menge schöner Früchte, für welche die Luft bei uns in Deutsch- land zu kalt ist. Von der Art sind die Zitronen, Pomeranzen, Apfelsinen, Feigen, Mandeln, Kastanien, Oliven, .Johannis- brod, Reiß. Dabei giebt es aber auch, wie bei uns, Äpfel und Birnen, Pflaumen, Roggen und Weizen. — In manchen Ge- genden sieht man ganze Pomeranzenwälder, und die Pomeranzen- bäume werden oft so groß, daß einer über 2000 Stück Orangen trägt. Oft sind diese edlen Früchte in den Provinzen so wohlfeil, daß das Stück für einen Pfenning verkauft wird. Schon im Monate Februar bricht man einen Theil zum Versenden ins Ausland; vollkommen süß und schmackhaft werden sie aber erst im Monate Mai. Mitten unter den reifen Früchten erscheinen schon wieder die neuen Blüthen und ver- breiten weit umher ihren Balsamduft. — Der Feigenbaum wächst in Portugal oft wild aus nackten Felsen und aus Mauern ohne alle Erde hervor. Er wird in gutem Lande so groß wie unsere Birnbäume. Die Bauern bringen die Feigen zum Verkauf in die Städte, wo die Handelsleute ungeheure Haufen davon zur Versendung aufschütten. Sie kaffen sie getrocknet in kleine Körbe drücken, wovon jeder 28 Pfund hält, und so kommen sie in den Handel. — In den mittleren Provin- zen Portugals ist der Ölbaum so häufig, daß man zuweilen ganze Tagereisen macht, ohne einen andern Baum anzutreffen. Seine Früchte sind zwar kleiner, als die spanischen Oliven, über sie geben ein besseres Öl. Auch der Ölbaum wächst an vielen Orten wild, wie der Feigenbaum. Man pfropft ihn wie unsere Obstbäume; er trägt aber sehr spät, oft erst im fünfzehnten Jahre. Werden daher in einem Kriege die Ölbäume niedergehauen, oder erfrieren sie, was jedoch selten der Fall ist, so entsteht ein ungeheurer Schaden. Im Dezember und Januar werden die Oliven reif, und dann schlägt man sie mit Stangen ab. Man preßt sie sogleich aus, oder läßt sie auch eine Zeit lang liegen und gähren, damit man desto mehr Öl bekomme. Dieses Öl dient den Portugiesen, statt Butter und Schmalz, zur Zu- bereitung ihrer Speisen; und man versichert, daß, wenn zuweilen die Hausfrauen ihre Schlüssel verlegen, wie das denn auch in Portugal der Fall ist, sie in der Geschwindigkeit Öl aus der Lampe in die Pfanne gießen und ihre Speise damit schmalzen. Noch ein Hauptprodukt Portugals ist der Wein, der in diesem warmen Lande außerordentlich gut wird. Er ist meistens roth; zwar giebt es auch weißen, aber der rothe schmeckt besser. Die weinreichsten Gegenden sind hier am obern Duero. In ganz Portugal wird der Wein nicht gekeltert, sondern die Trauben werden mit den Füßen zerstampft. Auch wird der Most nicht in den Keller gelegt, sondern mit dem stärksten Branntweine vermischt, und über der Erde in den Magazinen gelaffen, wo er vergährt. Dies ist die Ursache, daß die

6. Lehr- und Lesebuch oder die Vaterlands- und Weltkunde - S. 289

1863 - Essen : Bädeker
289 Portugiesen verwahren sich bloß durch warme Kleidung gegen die Kälte. Ein so warmes Land, wie Portugal, trägt, wie ihr leicht denkm könnt, eine Menge schöner Früchte, für welche die Luft bei uns in Deutsch- land zu kalt ist. Von der Art sind die Zitronen, Pomeranzen, Apfelsinen, Feigen, Mandeln, Kastanien, Oliven, .Johannis- brod, Reiß. Dabei giebt es aber auch, wie bei uns, Apfel und Birnen, Pflaumen, Roggen und Weizen. — In manchen Ge- genden sieht man ganze Pomeranzenwälder, und die Pomeranzen- bäume werden oft so groß, daß einer über 2000 Stück Orangen trägt. Ost sind diese edlen Früchte in den Provinzen so wohlfeil, daß das Stück für einen Pfenning verkauft wird. Schon im Monate Februar bricht man einen Theil zum Versenden ins Ausland; vollkommen süß und schmackhaft werden sie aber erst im Monate Mai. Mitten unter den reifen Früchten erscheinen schon wieder die neuen Blüthen und ver- breiten weit umher ihren Balsamduft. — Der Feigenbaum wächst in Portugal oft wild aus nackten Felsen und aus Mauern ohne alle Erde hervor. Er wird in gutem Lande so groß wie unsere Birnbäume. Die Bauern bringen die Feigen zum Verkauf in die Städte, wo die Handelsleute ungeheure Haufen davon zur Versendung aufschütten. Sie lassen sie getrocknet in kleine Körbe drücken, wovon jeder 28 Pfund hält, und so kommen sie in den Handel. — In den mittleren Provin- zen Portugals ist der Ölbaum so häufig, daß man zuweilen ganze Tagereisen macht, ohne einen andern Baum anzutreffen. Seine Früchte sind zwar kleiner, als die spanischen Oliven, aber sie geben ein besseres Öl. Auch der Ölbaum wächst an vielen Orten wild, wie der Feigenbaum. Man pfropft ihn wie unsere Obstbäume; er trägt aber sehr spät, oft erst im fünfzehnten Jahre. Werden daher in einem Kriege die Ölbäume niedergehauen, oder erfrieren sie, was jedoch selten der Fall ist, so entsteht ein ungeheurer Schaden. Im Dezember und Januar werden die Oliven reif, und dann schlägt man sie mit Stangen ab. Man preßt sie sogleich aus, oder läßt sie auch eine Zeit lang liegen und gähren, damit man desto mehr Ol bekomme. Dieses Öl dient den Portugiesen, statt Butter und Schmalz, zur Zu- bereitung ihrer Speisen; und man versichert, daß, wenn zuweilen die Hausfrauen ihre Schlüssel verlegen, wie das denn auch in Portugal der Fall ist, sie in der Geschwindigkeit Öl aus der Lampe in die Pfanne gießen und ihre Speise damit schmalzen. Noch ein Hauptprodukt Portugals ist der Wein, der in diesem warmen Lande außerordentlich gut wird. Er ist meistens roth; zwar giebt es auch weißen, aber der rothe schmeckt besser. Die weinreichsten Gegenden sind hier am obern Duero. In ganz Portugal wird der Wein nicht gekeltert, sondern die Trauben werden mit den Füßen zerstampft. ^ Auch wird der Most nicht in den Keller gelegt, sondern mit dem stärksten Branntweine vermischt, und über der Erde in den Magazinen gelassen, wo er vergährt. Dies ist die Ursache, daß die Haesters' Lesebuch für Oberkl. «»«ng«r. «»Nbsch. iq

7. Lehrbuch der Erdkunde enthaltend die Grundlehren der mathematischen, physikalischen und politischen Geographie sammt der Länder- und Staatenkunde aller fünf Erdtheile - S. 57

1870 - Halle : Schwetschke
57 Iran 5. Erzeugnisse sind: Eisen, Knpfer, Schwefel, Färbepflanzen, Pfirsiche, Kampher, Rhabarber, Obst; Pferde, Esel, Rindvieh, Schafe, wilde Thiere; Bienen, Seidenraupen, Perlen. 6. Das Hochland von Iran beherbergt drei Staaten: den Staat Afghanistan, das Land der Belndschen und das Persische Reich. I. Der Staat der Afghanen. Afghanistan, Kiaßul. 1. Afghanistan und Belndschiftan zusammen haben einen Flächen- raum von 19,960 Q.-M. und 9 Millionen Einwohner. 2. Afghanistan bildet einen Theil des iranischen Hochlandes, ist aber nicht einförmiges Tafelland, sondern wellenförmig von Höhen und Tiefen unterbrochen. Das Klima ist höchst verschieden, trocken und heiß in den westlichen ebenern Gegenden, mild in den höheren nordöst- lichen Thälern. Die Höhen von Kabul haben ein Alpenklima. 3. Die Afghanen sind ein indisch-persischer Bolksftamm; außer ihnen gibt es Perser, Tataren, Armenier und Araber. Sie beschäftigen sich mit Ackerbau, Viehzucht, Seidenbau, Webereien nitd Waffenberel- tnng, und führen aus Getreide, Tabak, Indigo, Pferde, Pelzwerk und Shawls. Herrschend ist der Islam, doch gibt es ailch Anhänger des Brama und Buddha, und wenige Christen. 4. Das Land zerfällt in fünf unabhängige Chanate. Kabul, 60,000 Einw., mit paradiesischer Gegend und reizendem Klima. Um die Stadt ziehen sich Obstgärten und Weinberge. Handel <mit Indien und Persien) tmd Gewerbe lebhaft. Kandahar, 50,000 Einw., eine der schönsten asiatischen Städte, große Betriebsamkeit, Land- bau, Obst, Getreide, Tabak. Herat, 45,000 Einw., in einem von hohen Bergeit umgebenen fruchtbaren Thale, mit Frucht- und Blumen- gärten, daher „Stadt der 100,000 Gärten" genannt, Hanpthandelsort zwischen Indien und Persien. Der Chan ist ein Vasall von Persien. Ii. Da? Land der Nelndfchen. 1. Die Hauptmasse des Landes bildet eine Hochebene, die sich vom Sind und vom Meerufer mit mehreren Bergrücken terrassenförmig erhebt. Nur wenige Ebenen und Thäler des Plateaus (die Gegenden am Sind) sind des Anbaues fähig, im übrigen ist es steinig, trocken, unfruchtbar tmd zum Theil Sandwüste. Das Klima der Hochebene ist rauh, mit strengen Wintern und heißen trocknen Sommern; am Ufer des Sind ist es, heiß und feucht. Das Küstenland ist wegen der Datteln berühmt. 2. Die Belndschen sind eilt Nomadenvolk und sunnitische Muhame- daner; sie leben unter Häuptlingen und leisten dem Chan von Kelat nur Heeres folge. 3. Es werden sechs Provinzen unterschieden. Kelat, 12,000 Einw., in einer fruchtbaren Oase der Hochebene, an einem Berge, aus welchem die Citadelle und der Palast des Chans liegen, hat einen Bazar, Waffenfabriken und Handel.

8. Theil 1 - S. 501

1876 - Langensalza : Greßler
501 und ein italienischer Strohhut machen den ganzen Putz aus. »Auch die Männer tragen im Sommer seideue Kleider und Strohhüte. Der Kühlung wegen sind die Tischplatten gewöhnlich von Marmor; der Fußboden ist mit zierlich glastrten Backsteinen, seltener mit Marmor oder Steinen belegt.« Die Fenster gehen bis auf den Fußboden, und haben inwendig Fenstergitter, auswendig aber Fen- sterschirme. Equipagen giebt es in Marseille fast gar nicht, denn es geht sich ja in den Straßen sehr bequem und trocken; nach den Landhäusern geht man zu Fuß; weite Partien werden nicht gemacht und das im übrigen Frankreich übliche Visitengeben findet nur bei seltenen Anlässen Statt. Die Familien leben sehr einzeln und be- schränken ihren Umgang auf eine kleine Zahl Bekannte. Also leben die Marseiller wohl recht häuslich und sittlich? — Im Gegentheil! Die Männer haben ihre Zerstreuungen und Gesellschaften für sich, wo sie hoch spielen und ihren Leidenschaften ohne Scheu nachhän- gen, und den armen Frauen bleibt daher nichts übrig, als sich im Kreise ihrer Kinder zu vergnügen. Glücklich diejenigen, welche sich darin glücklich fühlen! — Sehr ergötzlich ist das lebhafte Treiben in den Straßen zu sehen, vorzüglich des Abends; viele Leute sitzen dann vor den Häusern, die Läden sind erleuchtet, und alles Leben wird öffentlicher getrieben als im Norden. Man ißt und trinkt im Freien, man geht in den Straßen spazieren. — Die meisten Menschen sind hier schön, mit ausdrucksvollen, regelmäßigen Ge- sichtern, schwarzen, blitzenden Augen, und nicht so braun als sonst im Süden. 10. Toulon und seine Galeerensklaven. Von Marseille nach dem nicht weit davon östlich liegenden Toulon, dessen Einwohnerzahl 77,126 beträgt, durchreist man eine äußerst felsige, zum Theil schaurig wilde Gegend, bis man sich in der Nähe der Stadt plötzlich in eine paradiesische Gegend versetzt sieht. Vor den Bauernhäusern sehen wir Orangenbäume, sich beugend unter der Last der goldenen Früchte, die herrlichsten Wohlgerüche duftend. Der ältere Theil von Toulon ist eng, winklig und schmutzig. Im neuern Theile dagegen führt eine lange, breite, durchaus mit schönen, großen Häusern besetzte Straße nach dem Handelshafen der Stadt, der kleiner als der von Marseille, aber auch mit breiten Userwällen umgeben ist, auf denen und auf den Schiffen ein fröhliches Leben herrscht. Auf der Nordseite ist die Stadt von hohen, kahlen Felsen eingeschlossen, und dadurch vor kühlen Nordwinden geschützt. Daher ist hier das Klima noch milder als in Marseille, und der Pflanzen- wuchs noch üppiger und reicher. Die herrlichsten Pflanzen des Südens gedeihen hier in Fülle, und die ganze Umgegend ist mit Landhäusern bedeckt.

9. Bd. 3 - S. 247

1838 - Eisleben : Reichardt
Westindien. 247 Medizin gebraucht. Der Wunderbaum erreicht eine Höhe von 8 bis 15 F. und hat seinen Namen theils wegen seines schnellen Wachs- - thums theils weil man früher von ihm fabelte, daß er die Pflanze gewesen sey, welche in Ninive in einer Nacht zu einem Baume auf- schoß, um dem Propheten Jonas Schatten zu gewahren. Der weiße Zimmetbaum oder Weißer Kanellbaum ist besonders in Jamaica einheimisch, doch auch in Südamerika und wird 30 F. hoch. Seine glatte, weiße, sehr scharfe, gewürzige Rinde hat etwas von dem Aromatischen des Zimmets und der Hitze des Pfeffers und wird unter dem Namen weißer Zimm et als Gewürz an Spei- sen und auch in der Medizin gebraucht. Unter wie wunderbarsten Erscheinungen der Natur gehört der Manglebaum, Wurzelbaum, von den Engländern Mangrove genannt, welcher vornehmlich an den sumpfigen Ufern der Flüsse in der Nähe des Meeres, wo seine Wurzeln mit Salzwasser in Berüh- rung kommen können, daher auch an flachen leicht zu überschwemmen- den Meeresküsten tropischer Gegenden, besonders in Ost- und West- indien, Guayana rc. 20 bis 30 F. hoch wachst und eine braungelbe, bitter schmeckende Rinde, längliche, lederartige Blätter, eine kleine gelbliche Blume, eine keulenförmige, holzige, lederartige Frucht und ein feinkörniges Holz hat, das hauptsächlich zu Angelruthen, Spazierstöcken, Pfeilen rc. verarbeitet wird. Es kann nichts Seltsameres geben, als den Anblick eines Manglebaumes. Aus dem Stamme gehen nach allen Seiten lange Äste mit hellglänzenden Blättern bedeckt, welche fast \ F. lang werden. Die Wurzeln bilden auf dev Oberfläche des Wassers ein grobes Flechtwerk, das so dicht und fest ist, daß man ohne Gefahr darüber hinweggehen kann. An diesen Wurzeln setzen sich eine Menge Austern an, welche bei niedrigem Wasserstande von den vorbeifahrenden Schiffern mit leichter Mühe abgenommen werden können. Über dem Wurzelgeflecht erhebt sich sodann der Stamm des Baumes, der die Eigenschaft hat, daß sich die Zweige zur Erde herab- senken, in schlammigem Boden Wurzeln schlagen und neue Stamme bilden, die über dem Wasser so dicht mit einander verschlungen sind, daß sie gleichsam netzförmige kleine Lauben und Jrrgänge, ein undurch- dringliches Gebüsche bilden, durch welches nur eine Schlange oder eine Eidechse hindurchschlüpfen kann. Schon der Same beginnt bei feuch- tem Wetter an zu keimen, während die ihn einschließende Frucht noch an den Ästen hängt, indem an der untern Spitze der Frucht allmäh- lig eine zarte Faser hervorkommt, die 10 bis 12 Zoll lang wird und endlich mit der Frucht abbricht, wo sie dann in den Schlamm am Fuße des Baumes fällt und sogleich Wurzel schlägt, wenn auch das Wasser gegen 6 Zoll darüber sieht. So entsteht oft aus einem ein- zigen Baume in kurzer Zeit ein ganzer Wald, der einen merkwürdigen Anblick gewährt. Ein sehr giftiger in Westindien wachsender Baum ist der Man-

10. Bd. 1 - S. 424

1889 - Langensalza : Greßler
424 fix und fertig aus den vorzüglichsten Fabriken!" — „Kasansche Stiefel von der besten Sorte!" — „Ein Bärenpelz, ein Fuchs- oder ein Wolfspelz? Sie finden hier alles, treten Sie gefälligst herein!" Weil im Bazar kein Feuer brennen darf, fo sind die Handelsleute im Winter der unbarmherzigsten Kälte ausgefetzt, die sie aber mit un- zerstörbarem Frohsinne ertragen. Freilich ziehen sie alsdann über den gewöhnlichen blauen Kaftan noch einen dichten Pelz. Da sie den Tag über allerlei Bedürfuisse haben, so nisten sich hier zugleich eine Menge anderer Verkäufer ein, und man sieht daher in den Straßen des Bazars beständig Theeverkäufer mit ihren großen, dampfenden Kupfer- kannen, Frühstücks-, Wurst-, Brot- und Käsehändler, die immer guten Abgang für ihre Waren finden. Sorgen und Klagen kennt man unter den Petersburger Kaufleuten nicht, denn der Russe schlägt sich alle Sorgen aus dem Kopfe und — die Ware mag so schlecht sein, als sie will — Handel und Wandel gehen. Anderswo pflegen sich die Waren durch die Güte Abgang zu verschaffen; hier scheint es umgekehrt zu sein. Je schlechter die Ware ist — so denken die rus- fischen Spekulanten — desto schneller hat der Käufer wieder andere nötig. Kaum hat man sich ein Paar neue Stiefel gekauft, so braucht nur ein Regenguß zu kommen, und sie ziehen Wasser wie Schwämme; die mit Leim aufgeklebten Sohlen löfen sich ab. und läuft man auf den Strümpfen zum Bazar, um sich bei einem andern Verkäufer — dieselbe Sorte zu kaufen. Die Russen sind fast immer sorglos. Selten sieht man sie ordnen, berechnen, schreiben. Ihr Geschäft ist sehr einfach und macht sich daher fast ganz von selbst. Bei gutem Wetter spielen sie Dambrett und sind ganz in das Spiel verloren, bis etwa ein Käufer naht, wo dann gleich jeder denselben für seinen Laden zu gewinnen sucht. Im Winter machen sie sich Bewegung mit dem Ballspiele, wobei sie in den geräumigen Gängen ihres Bazars einen dicken Ball sehr geschickt mit dem Fuße über die Köpfe der Spaziergänger und Käufer hinzuschlagen wissen. Dann und wann füttern sie ihre Nachtigallen und andere Vögel, mit denen sie sich immer im Überfluß umgeben, schlagen ihren Kaftan zu- fammen, ordnen gelegentlich was in ihren Buden und treten auch wohl einmal vor das nie fehlende Heiligenbild, um mit andächtiger Miene um Erfolg in ihrem Geschäfte zu bitten. Auf dem Apraxinschen und Tschnkinschen Markte in Petersburg erblickt man große Räume voller Heiligenbilder, in einer andern Gegend Fruchtläden, in denen eine unglaubliche Masse trockner Früchte feil- geboten wird: Rosinen, Mandeln, Feigen, Apfelsinen, Pflaumen, Nüsse, Wacholderbeeren u. f. w. Wieder in andern Buden sind Honig, Räucherwerk, Farben, Kreide, Pech und andere Dinge. Bewunderungs- würdig ist die Gewandtheit der Ruffen, mit der sie allerlei Dinge auf dem Kopfe trageu. So bemerkt man auf den Köpfen hohe Py- ramiden von Eiern lose auf einem einfachen Brette aufgehäuft. Andere

11. Bd. 2 - S. 296

1837 - Eisleben : Reichardt
296 Asien. dessen Reisenachrichten wir Buchara beschreiben. Buchara hat nach ihm M. im Umfange, bildet ein Dreieck und ist von einem etwa 20 F. hohen Erdwall umgeben, der von 12 Thoren durchbrochen ist. In einiger Entfernung gewahrt man wenige große Gebäude, sobald aber der Reifende die Straßen im Innern betreten hat, windet er sich durch hohe und gewölbte Bazars, aus Backsteinen erbaut, und erblickt jedes Gewerbe in einem für dasselbe besonders bestimmten Stadtviertel; hier die Kattunhändler, dort die Schuhmacher, das eine Gewölbe mit Seidenwaaren, das andere mit Tuch angefüllt. Überall begegnen seine Blicke ansehnlichen und massiven Gebäuden, Schulhäusern, Moscheen und hohen Minarets. Etwa 20 Karawanserais fassen die Kaufleute verschiedener Nationen in sich, und gegen 100 Teiche und Brunnen, von Quadersteinen erbaut, versehen mit Wasser die Stadt, welche von Kanälen durchschnitten ist, die von Maulbeerbäumen beschattet werden und das Wasser aus dem Flusse Zer-afschan oder Sireffchan herleiten, der etwa \\ M. entfernt ist. Im Sommer haben die Ein- wohner bisweilen Monate lang Mangel an gutem Wasser, indem die Kanäle ganz trocken liegen, wenn der dürftige Zufluß aus dem Siref- schan versiegt, bevor er nach Buchara gelangt. Bei dem allen ist das Wasser schlecht und soll die Ursache des sogenannten Guinea- Wurms seyn, eines in Buchara aus eine furchtbare Weise herrschenden Übels. Doch sind die Einwohner in der Behandlung dieser Krankheit sehr erfahren. Sobald sie den Sitz des Übels ausgemittelt haben, machen sie einen kleinen Schnitt in die Haut, fassen den Kopf des Wurms, ziehen mit mäßiger Gewalt daran, und vergrößern den.schnitt, bis er die Breite von 3— 4 Fingern hat, worauf sie den ganzen Wurm herausziehen. Mit Ausnahme der öffentlichen Gebäude sind die Häuser klein und nur ein Stockwerk hoch; doch giebt es auch viele ansehnliche Wohnhäuser. Einige derselben sah Burnes mit Stuckaturarbeit an den Außenwänden geschmückt; andere mit Gothischen Bogen, Vergol- dungen und Lazurstein verziert und die Gemächer im Innern sowohl elegant als bequem eingerichtet. Die gewöhnlichen Häuser sind von Backsteinen, die an der Sonne getrocknet werden, und mit Fachwerk erbaut und sämmtlich mit platten Dächern versehen. Ihre Vorderseite geht auf den Hof hinaus, daher sieht man auf der Straßenseite nichts als einförmige Mauren ohne Fenster. Das größte unter den öffentli- chen Gebäuden ist eine Moschee (Mir-gharab genannt), die ein Viereck von 300 Fuß einnimmt und eine zu einer Höhe von etwa 100 F. sich erbebende Kuppel hat. Sie ist mit überglasten Ziegeln von himmelblauer Farbe bedeckt und gewährt einen prachtvollen Anblick. Mit derselben ist ein hoher Minaret verbunden, von Ziegelsteinen erbaut, die auf eine höchst sinnreiche Weise vertheilt sind, so daß sie verschie- dene Figuren bilden. Verbrecher werden von diesem Thurme, der in seiner schlanken Form einer Säule gleicht, herabgestürzt. Aber das

12. Bd. 2 - S. 395

1837 - Eisleben : Reichardt
Ostindien. 395 bald eine bedeutende Festigkeit. Die vornehmsten Städte die am Gan- ges oder an seinen verschiedenen Mündungsarmen liegen, sind: Hurd- war, Furrukabad, Caunpoor, Manickpoor, Allahabad, Mirzapoor, Be- nares, Ghazipoor, Chuprah, Dinapoor, Patna, Monghir, Rajamahal, Murschedabad, Burhampur, Nuddea, Chandernagor, Calcutta, Cossim- bazar und Dakka. Schon bei der Einmündung der Jumna ist der Ganges 4200 F. breit; von Benares an aber betragt seine Breite immer von £ bis f Meilen. Die Lange seines Laufes giebt man auf 290 Meilen und die Größe seines Stromgebietes auf 20,400 ss3m. an. Übrigens ist der Ganges den Hindus als ein Gegenstand gött- licher Verehrung wichtig. Sein Wasser wird für heilig gehalten und man schreibt ihm die Kraft zu, den welcher sich damit wascht oder darin badet, von allen Sünden zu reinigen, und es giebt daher an seinen Ufern eine Menge Wallfahrts- und Badeörter, wohin sonst aus allen Theilen Ostindiens Hunderttausende von Hindus wallfahrteten, doch hat jetzt die Zahl der Pilger immer mehr abgenommen. Die Bramaprie- stec schwören in ihren Gerichten auf das Wasser desselben, wie die Muhamedaner auf den Koran und die Christen auf die Bibel. Der Himalaya oder Himaleh, Himalih, bei den Alten Im aus genannt, ist eins der merkwürdigsten Gebirge der Erde und besonders dadurch berühmt, daß es die bis jetzt bekannten höchsten Berge der Erde enthalt; denn der Chimborazo in den Anden Amerikas, den man früher für den höchsten Berg hielt und selbst die in den neuern Zeiten durch Pentland bekannt gewordenen Jllimani und Sorata gleich- falls in den Anden, welche mehrere tausend Fuß höher als der Chim- borazo sind, stehen doch noch an Höhe den Riesengipfeln des Himalaya nach. Auch zeigt dies Gebirge die höchsten von Menschen bewohnten Orte; denn der Reisende Gérard fand im Himalaya, an den Ufern des Sutledsch ein Dorf, das 14,700 F. über dem Meeresspiegel, also so hoch, wie die höchste Spitze des Montblanc lag; wahrend die Stadt Potosi in den Amerikanischen Anden, die man sonst für den höchsten bewohnten Ort der Erde hielt, nur 12,850 Par. F. hoch gelegen ist. Der Namen Himalaya bedeutet Wohnung des Schnees (von Hirna, Schnee in der Sanskritsprache) oder Schneegebirge. Wiewohl dieses Gebirge auf der Nordgranze Hindostans, eines seit den ältesten Zeiten schon berühmt gewordenen, vielfach besuchten Landes liegt, und seine mächtigen Schneehaupter, die man im Tieflande Hindostans, selbst in einer Ferne von 30 bis 40 Meilen erblickt, von jeher die Aufmerksamkeit der Einheimischen auf sich ziehen mußten: so haben doch immer nur Wenige sich dem schwer zugänglichen, ja unersteiglichen Himalaya zu nahen versucht, und dies waren bis in die neuern Zeiten wohl eigent- lich nur die Pilger; denn den Hindus sind die einzelnen, silberreinen Schneegipfel, die sich hoch über den heißen Ebenen des Ganges und Indus aufthürmen, die reinen Quellhöhen ihrer heilig gehaltenen Ströme, die auf sie von den höchsten Spitzen der Götter herabfallen;

13. Die allgemeine Einleitung, die Pyrenäische Halbinsel, Frankreich, das Britische Reich, die Niederlande, die Schweiz und die Skandinavischen Reiche - S. 338

1833 - Halle : Schwetschke
338 A. Europa. ihr l Bauholz zu Schiffen und Hausern theils aus Deutschland, theils aus den nordischen Reichen beziehen. Als Brennmaterial wäre es aber viel zu theuer, und man ersetzt dies daher theils durch die hier häufig eingeführten englischen Steinkohlen, theils und viel allgemeiner durch den im Lande selbst in unglaublicher Menge vor- handenen Torf. Der Torf besteht aus dicht verfilzten Pflanzen und Wurzeln, die mehr oder minder von einem Erdharze durch- drungen sind: zuweilen ist dies letztere so sehr der Fall, daß der Torf sich dadurch an die Braunkohlen (Ällgem. Einl. S. 74.) an- schließt. Der Torf ist also ein Product der Vegetation, und wie das Verwesen der Blatter und Pflanzen an andern Orten die Dammerde erzeugt und mehrt, so erzeugt und mehrt sich der Torf in den Torfmooren; den Beweis dieser allmahligen Entstehung liefern zugehauenes Holz, ja ganze Kahne und andre Gerathschaf- ten, welche man nicht selten im Torfe und zwar in beträchtlicher Tiefe antrifft. Diese vielleicht seit Jahrtausenden angehäuften Torf- massen werden in regelmäßigen Stücken ausgestochen, an der Luft getrocknet und geben dann ein der Braunkohle wenig nachstehendes Feuerungsmaterial. Guter Torf brennt mit einer schwachen Flam- me, giebt aber eine zusammenhaltende, lange ausdauernde und da- her sehr gleichförmig heizende Gluth. Im ganzen Lande brennt man übrigens sowohl Steinkohlen als Torf nur in Kaminen. In manchen Gegenden ruht das Torflager auf bloßem Sande, und giebt also, wenn es weggestochen worden, einen unbrauchbaren Fleck, meistens einen See. In Holland hingegen findet sich am häufigsten eine vortreffliche Dammerde unter dem Torfe. Sobald daher ein Torflager erschöpft ist und die Stelle sich nun begreiflicher Weise in einen See verwandelt hat, umgiebt man diesen mit Däm- men und pumpt das Wasser durch Windmühlen, hier Steert- mühlen genannt, heraus. Der also gewonnene Fleck fruchtba- ren Landes, welchen man noch durch viele Graben gegen die An- häufung des Regenwaffers schützt, heißt nun ein Polder und wird zu den vortrefflichsten Viehweiden benutzt. Solcher Polder sind unzählige, besonders in den Provinzen Holland und Friesland; sie liegen oft viel tiefer als die benachbarten Kanäle und müssen da- her mit großer Sorgfalt gegen Ueberschwemmungen geschützt wer- den. Auch mancher kleinere Landsee ist auf diese Weise in frucht- bare Polder verwandelt worden. Bauart. Da es in den nördlichen Provinzen durchaus an Bruchsteinen fehlt, die aus dem Auslande eingeführten aber, ihrer Kostbarkeit wegen, nur zu öffentlichen Gebäuden, Schleusen u. s. w. gebraucht werden können, so baut man in den Niederlanden beinahe durch- aus mit Backsteinen, die aus dem hier häufig genug vorhandenen

14. Lehr- und Lesebuch oder die Vaterlands- und Weltkunde - S. 256

1859 - Essen : Bädeker
256 Winter lieber, denn da hat man doch oft Monate lang schönes, Helles Wetter; in Portugal hingegen regnet es beinahe beständig. Die ersten Herbstregen auf das ausgebrannte Land wollte ich mir zwar gefallen lasten, denn ihr glaubt nicht, was sie für Wirkung thun. Erst erscheinen auf diese Regen die letzten Herbstblumen, wie z. B. die Zeitlosen, die Herbstlevkojen und andere; beinahe unmittelbar darauf folgen aber auch schon die Frühlingspflanzen. Ein fast unmerklicher Raum trennt Herbst und Frühling. Das junge Gras, das Laub sproßt hervor, und macht den Oktober zu einem der angenehmsten Monate im Jahre. Im Februar oder März hat das Korn schon Aehren. Im März ißt man schon Zuckererbsen und Bohnen. Die Regengüsse sind hingegen oft auch fürchterlich, und das Wasser stürzt mit unge- heurer Gewalt aus den Wolken. Die Straßen in den hochgelegenen Theilen der Städte werden dann zu wilden Strömen, die in den niederen Gegenden alles überschwemmen und mit Schutt und Koth be- decken. In manchen Wintern regnet es unaufhörlich oder setzt doch wenig aus, und dann bleibt der Himmel nebelig. Nur selten klärt sich das Wetter völlig auf, und dann friert es ein wenig. Die Regen sind bisweilen ziemlich kalt, und alsdann ist das Schlimmste, daß man beinahe in keinem Hause einen Ofen oder einen Kamin findet. Die Portugiesen verwahren sich bloß durch warme Kleidung gegen die Kälte. Ein so warmes Land, wie Portugal, trägt, wie ihr leicht denken könnt, eine Menge schöne Früchte, für welche die Luft bei uns in Deutsch- land zu kalt ist. Von der Art sind die Zitronen, Pomeranzen, Apfelsinen, Feigen, Mandeln, Kastanien, Oliven, .Johannis- brod, Reiß. Dabei giebt es aber auch, wie bei uns, Äpfel und Birnen, Pflaumen, Roggen und Weizen. — In manchen Ge- genden steht man ganze Pomeranzenwälder, und die Pomeranzen- bäume werden oft so groß, daß einer über 2000 Stück Orangen trägt. Oft sind diese edlen Früchte in den Provinzen so wohlfeil, daß das Stück für einen Pfenning verkauft wird. Schon im Monate Februar bricht man einen Theil zum Versenden ins Ausland; vollkommen süß und schmackhaft werden sie aber erst im Monate Mai. Mitten unter den reifen Früchten erscheinen schon wieder die neuen Blüthen und ver- breiten weit umher ihren Balsamduft. — Der Feigenbaum wächst in Portugal oft wild aus nackten Felsen und aus Mauern ohne alle Erde hervor. Er wird in gutem Lande so groß wie unsere Birnbäume. Die Bauern bringen die Feigen zum Verkauf in die Städte, wo die Handelsleute ungeheure Haufen davon zur Versendung aufschütten. Sie lasten sie getrocknet in kleine Körbe drücken, wovon jeder 28 Pfund hält, und so kommen sie in den Handel. — In den mittleren Provin- zen Portugals ist der Olbaum so häufig, daß man zuweilen ganze Tagereisen macht, ohne einen andern Baum anzutreffen. Seine Früchte find zwar kleiner, als die spanischen Oliven, aber sie geben ein besseres Ol. Auch der Ölbaum wächst an vielen Orten wild, wie der Feigenbaum. Man pfropft ihn wie unsere Obstbäume; er trägt

15. Leitfaden für den geographischen Unterricht - S. 104

1869 - Hildburghausen : Gadow
Produkte. Thiere: Pferde, Esek, wilde Esel, Ka- meele, Gazellen, Schafe mit Fettschwänzen, feinhaarige Ziegen, Schakals, Löwen, Tiger, Leoparden, keine Frösche, Seidenzucht. Pflanzen. Getreide, Reis, Pfirsichen, Aprikosen, Rosen, Wein, Krapp, Safran, Mohn, Baumwolle, Datteln, Indigo, Zuckerrohr. Mineralien. Eisen, Kupfeck, viel Salz, Naphta, Steinkohlen, Edelsteine. Die Einwohner sind meist Muhamedaner, doch gibt es auch Feueranbeter, Christen und Juden. Die Perser sind gebildet, sind geschickt im Verfertigen von Teppichen, Shawls, Porzellanwaaren, Saffian, Rosenöl, Papier, Kupferwaaren und Säbelklingen, treiben Ackerbau und Handel. Städte: In Persien: Teheran, Hauptst., 130,000 Einw., im Sommer unerträglich heiß und dann menschenleerer. Tebris, Handelsstadt an der russischen Grenze, 150,000 Einw. Jspa han, frühere Hauptst., 200,000 Einwohner, Universität, Fabriken. Schiras in reizender Gegend, von Lustgärten umgeben, sehr gewerbfleißig, 40,000 Einw. In Afghanistan ist die Hauptstadt Kabul, 80,Om Einw., mit berühmten Früchten und Wein. — Handel. In Beludschistan ist die Hauptstadt Ke lat, 20,000 Einw. 6) Arabien. Arabien, 45,000 Q^Jt. groß, hat nur 10 bis 12 Mill. Einw., da es zum größten Theile Sandwüste und nur an den Küsten fruchtbar ist. Zwischen den 2 nördl. Busen des rothen Meeres das Sinaigebirge, 8000' hoch. Mangel an Wasser, doch starker Thau. Der Wüsten- wind Samum. Das Klima ist sehr heiß, vorzüglich in der Wüste.

16. Besonderer Theil - S. 721

1856 - Eßlingen : Weychardt
Die Staaten in Iran. Afghanistan. 721 2. Chanat von Kabul [Kab ulist an]. Grenzen: im O. indobritisches Reich; im N. Kafiristan und Kundus; im W. Gebiet der Aimak und Hajareh; im S. Kandahar. Große: 1,200 Qm. Oberfläche: Südabfall des westl. Hindu- Kuh; nördl. Theil des Ostrandes von Iran. Flüsse: die rechten Zuflüsse des Indus, nämlich Kabul, Kurrum und Gomal; Qnelland des Hilmend. Einwohner: 5 Mill. Et »geschränkte Erbmonarchie unter dem seit 1842 wieder eingesetzten Dost Mohammed. Einkünfte: 5 Mill. fl.? Kriegsmacht: 9,000? Reiter, 2,000? M. Infanterie und 14? Kanonen, ohne die Hilfstruppen. Kabul [Oarura. Ortospaua]. 0,200' h. 40 M. von Attok am Indus. Haupt- und Residenzstadt am Kabul. Vor der Zerstörung durch die Briten 1843: 80,000 E. Citadelle. Viele Gärten und Weinberge. Großer Bazar. Vereiniguugspunkt der Handelswaaren aus dem Osten, Westen und Norden. Stapelplatz der Waaren aller Länder von West- und Südasien. Von hier zieht die Handelsstraße über Ghasua und Kandahar nach Persien. In der Nahe das Grabmal des Kaisers Baber, t 1536. Dschellabad. St. am Kabul. 20,000 E. Zuckerrohrban. Handel. Unterhalb desselben der Kbeiber-Paß, wo das britische Heer 10. u. 11. Januar 1842 von den Afghanen niedergemacht wurde. Ba- miyan [Alexandria ad Caucasum]. 7,970' h. St. am Ghori, in einem Alpen- thale des Hindu-Kuh, von wo aus man dieses Alpengebtrge übersteigt. Im Thale von Bamiyan findet man zahllose, in die Thalwände eingegrabene Höhlen und zwei kolossale, in Felsen eingehauene Götzenbilder, wovon das männliche 120' und das weibliche 60' h. ist. Ghasna [Gaznca]. St. auf einer 7,150' h. Hochebene. 15,000 E. Festung; 1839 von den Briten erobert. Prachtvolle Residenz der Ghasnaviben von 960 bis 1205. Trümmer vieler Prachtgebäude. 3. Chanat von Kandahar. Grenzen: im O. indobritisches Reich; im N. Kabul und Gebiet der Aimak und Hasarch; im W. Herat und Seistan; im S. Be- ludschistan. Größe: 5,600 Om. Oberfläche: mittlerer Theil des Ostrandes von Iran im O.; Hochebene mit Wüsten im W. Flüsse: Hilmend mit Argand; Lora. Einwohner: 5 Mill.? Eingeschränkte Erbmonarchie. Kriegsmacht: 130,000? M. Kandahar [Alexandria]. 3,260' h. 45 M. von Kabul; 60 M. von Herat. Feste Haupt - und Residenzstadt in der Nähe des Argand. 100,000 E. Eine der schönsten Städte Asiens, in einer fruchtbaren und wohlangebauten Ebene. 2 Citadellen. , Großes Nesidenzschloß. Großer Bazar. Viel Gewerbsfleiß. Großer Handel. Sewi [Khadschak]. Feste Stadt in fruchtbarer Gegend. 20,000 E. 4. Chanat von Seistan [Sedschestan. Drangiana]. Grenzen: im O. Kandahar; im N. Herat; im W. Persien; im S. Beludschistan.. Größe: 970 Om. Oberfläche: Hochebene mit Wüsten. Gewässer: Unterlauf des Hilmend, der in den Hamün-See mündet. Einwohner: '/, Mill.? Der Chan hat wenig Macht über die vielen Stammhäupter. Seistan ist die Heimath des persischen Helden und Riesen Ru- stan [Rustum] und der Schauplatz seiner Thaten. Duschack. 45 M. von Herat; 60 M. von Kandahar. Haupt- und Residenzstadt an einem Kanäle des Hilmend. 20,000 E. haben Ueberfluß an Weizen, Gerste, Mais, Reis, Wein, Citronen, Pomeranzen, Grana- ten, Feigen und anderem Obst, an Melonen, Baumwolle, Tabak, Hans, Färberröthe rc. — 2. Viehzucht. Pferde; Maulthiere; Esel; Kameele; Dromedare; Rinder; Schafe; Ziegen; vortreffliche Hunde. — 3. Viele Jagdthiere. Löwen; Tiger; Leoparde»; Hyänen; Schakale; viel Wölfe; Füchse; Stachelschweine; Meerkatzen; Elennthiere; Damhirsche; Antilopen; Bezoarböcke; wilde Schweine; Hasen rc. — 4. Bergbau. Etwas Gold und Silber; Blei; Eisen; Antimonium. Lapis lazuli und andere Edel- steine; gute Bausteine. Salz; Salpeter; Alaun. — 5. Einzelne Gewerbe find sehr ausgebildet, so die Seiden-, Baumwollen- und Wollenweberei, besonders sind die pracht- vollen seidenen und baumwollenen Teppiche von Herat berühmt, ferner die Fabrikation von Messerschmiedwaaren, Waffen, Gewehren und von Rosenwasser. — 6. Sehr leb- hafter Karawanenhandel mit Persien, mit Westturkestan, woher über Buchara viele Waaren und Fabrikate aus Rußland eingeführt werden, mit Kaschghar und Vorder- indien, von wo man viele britische Waaren bezieht. Beim Mangel an baarem Gelde bejteht größtentheils Tauschhandel. Die Ausfuhr scheint bedeutender, als die Etn- fuhr, zusein. Hauptaussuhrartikel: Pferde; verschiedene Zeuge; Teppiche; frische __ und getrocknete Früchte; Assa Fötida oder Teufelsdreck [der eingetrocknete Saft der Wurzel von dem stinkenden Steckenkraut] rc. Haupteinfuhrartikel: tropische Produkte; Kolonialwaaren; britische und russische Fabrikate. Haupthandelsstädte: Kabul; Ghasna; Kandahar; Herat. Vliter, Lehrbuch der Geographie. Ii. 46

17. Europa's Länder und Völker - S. 74

1832 - Stuttgart : Macklot
74 io. Reizende Ansichten der Provence. Die Provence ist reich an entzückenden Gegenden, und höchst anzichend durch ihre Fruchtbarkeit und die Mannigfaltigkeit ihrer Früchte,^ zu welchen vorzüglich Orangen, Feigen, Oliven, Ka- pern gehören. Besonders ist die Straße von Air nach Marseille einender interessantesten. Sie führt über eine kleine Bergkette, die über ein sieben Stunden langes Thal läuft. Aus den Wie- sen, längs des Weges, steigen unaufhörlich balsamische Düfte in die Luft; Lavendel, Salbei, Melissen und Rosmarin wachsen hier als wildes Gesträuch. Immer blühende Rosen schmücken die beiden Seiten der schönen Heerstraße. Kleine Wäldchen von Myrthcn und Lorbeeren laden den Wanderer zur Ruhe unter ihre Schatten ein. Mit jedem Schritte verändern sich die Ge- genstände und die ganze Scene dieses irdischen Paradieses. Eine außerordentliche Menge Landhäuser, die zum Theil Palästen gleichen, und die sich aus den Gärten und Weinbergen rechts und links erheben, machen bis Marseille eine sieben Stunden lange Straße aus. Städte und Dörfer liegen nicht viel an die- ser Straße, wohl aber in einiger Entfernung in den Thälern zerstreut. Dadurch gewinnt noch mehr die Ansicht der Gegen- den. Hin und wieder steigen dazwischen Oliven- und Feigen- wälder auf. Die Beschwerlichkeit der Hitze ist wenig zu fürch- ten, weil eine überaus große Anzahl Gasthäuser für die Reisen- den angelegt sind. Außerdem trifft man eine Menge artig Mä- gerichteter Schilfhütten an, in welchen junge Bäuerinnen aus den nächsten Dörfern allerlei Erfrischungen feilbieten. Die Menge hin und her fahrender Reisenden macht diese Straße fast zu ei- nem beständigen Markte. Je mehr man sich Marseille nähert, desto mehr wachst die Anzahl der rund herum liegenden schönen Landhäuser und anderer Gebäude, die oft mit prächtigen Ce- der-Alleen umgeben sind. Alle Gärten sind mit Küchen- und Haushaltungsgewächsen bepflanzt, vorzüglich mit weißem Kohl, Zwiebeln, Knoblauch, und kein Fleckchen bleibt unbenutzt. So vereinigt sich beständig das Nützliche mit dem Angenehmen, und die ganze schöne Scene wird noch mehr durch den Ausbruch der Freude belebt, welche die lustigen Provcnealen bei jedem An- lasse laut werden lassen, und durch Musik", Tanz und andere Vergnügungen äußern. Besonders reizend und berühmt wegen ihrer Schönheit sind die Umgebungen der Stadt Hieres, die östlich von T o u l o n, unweit des Meeres liegt. Nichts ist lieblicher als die dasigen Gärten und Fluren. Dort ist die Natur selbst im Winter, wo sie andern Gegenden Frankreichs öde und erstorben erscheint, im- mer noch schön, und man kann sich bei der Ankunft in diese glücklichen Gegenden kaum enthalten zu glauben, daß man sich m einem ganz verschiedenen Himmelsstrich befinde und die Jahr reszeiteu sich verändert haben.

18. Nr. 24 - S. 115

1893 - Breslau : Hirt
Pflanzen- und Tierwelt der fremden Erdteile. 115 Von den vielen Schlangen, welche in Asien leben, merken wir uns den getigerten Schlinger, etwa 4 m lang, und die giftige Brillenschlange, 2 m lang, in Ostindien. Sie besitzt am Halse eine brillenähnliche Zeichnung und kann denselben durch Aufrichten der Rippen stark verbreitern. 8 73. Der Sumpfrcis ist wohl die wichtigste Pflanze; denn fast die Hälfte aller Menschen ist auf den Reis als Nahrungsmittel angewiesen. Er Fig. 15. Der Seidenspinner, l/j. a. Raupe, b. Larve, c. Puppe, d. Schmetterling. wird in den Sumpfniederungen von Asien, Afrika und Südamerika, auch in Italien angebaut. Der Boden muß nämlich mehrere Monate lang unter Wasser gesetzt werden können. Der Halm ist etwa 1 m hoch und trägt eine gedrängte, aufrechte Rispe. Das Bambusrohr ist ein baumartiges Gras mit einem 15—20 m hohen Halm. Es bildet in Ostindien die Rohrdickichte oder Dschungeln. Die festen Halme dienen als Bauholz; die Wurzelschößlinge geben Bambusstöcke. Der Feigenbaum wird jetzt in den meisten südlichen Ländern angebaut. Die Früchte entstehen aus dem birnförmigen Fruchtboden. Sie haben einen süßen, angenehmen Geschmack und werden in Südeuropa roh und getrocknet als Obst gegessen. Sie dienen auch zum „Erweichen von Zahngeschwüren. — In allen Ländern um das Mittelmeer wird der Olbaum angebaut. Die Blätter ähneln den Blättern unserer Weide. Die Früchte (Oliven) bestehen aus einem festen Kerne und dem ölhaltigen Fruchtfleische. Aus letzterem preßt man das Olivenöl (Provenceröl), welches als Nahrungs- und Heilmittel, zum Brennen und zur Seifenbereitung benutzt wird. Aus Asien erhalten wir auch den Thee und viele Gewürze. Der chinesische Theestrauch (Fig. 16.) wird 4—5 m hoch; den an- gebauten hält man unter Schnitt und läßt ihn höchstens l^m hoch werden, damit sich mehr Blätter entwickeln. Die Blätter werden jährlich 3—4 mal gesammelt und getrocknet. Nach der Art und Weise des Trocknens unterscheidet man zwei Hauptsorten, schwarzen und grünen Thee. Der meiste Thee wird in China selbst verbraucht; denn er vertritt dort die Stelle des Kaffees und des Bieres, in vielen Gegenden auch die Stelle des Trinkwaffers. Nächst China verbrauchen England, Rußland und Holland den meisten Thee. Mäßig genossen wirkt er vorteilhaft, erleichtert das Atmen, befördert den Schweiß und macht munter. Pfeffer (Fig. 17) hat einen fingerdicken Stengel, der an Bäumen hinaufklettert. Die Fruchte sind erbsengroße Beeren. Die unreifen, getrockneten Beeren liefern den 8*

19. Nr. 25 - S. 115

1891 - Breslau : Hirt
Pflanzen- und Tierwelt der fremden Erdteile. 115 Von den vielen Schlangen, welche in Asien leben, merken wir nns den getigerten Schlinger, etwa 4 na lang, und die giftige Brillenschlange, 2 in lang, in Ostindien. Sie besitzt am Halse eine brillenähnliche Zeichnung und kann denselben durch Aufrichten der Rippen stark verbreitern. § 73. Der Sumpfreis ist wohl die wichtigste Pflanze; denn fast die Hälfte aller Menschen ist auf den Reis als Nahrungsmittel angewiesen. Er Fig. 15. Der Seidenspinner, lfa. a. Raupe, b. Larve, c. Puppe, d. Schmetterling. wird in den Sumpfniederungen von Asien, Afrika und Südamerika, auch in Italien angebaut. Der Boden muß nämlich mehrere Monate lang unter Wasser gesetzt werden können. Der Halm ist etwa 1 m hoch und trägt eine gedrängte, aufrechte Rispe. Das Bambusrohr ist ein baumartiges Gras mit einem 15—20 m hohen Halm. Es bildet in Ostindien die Rohrdickichte oder Dschungeln. Die festen Halme dienen als Bauholz; die Wurzelschößlinge geben Bambusstöcke. Der Feigenbaum wird jetzt in den meisten südlichen Ländern angebaut. Die Früchte entstehen aus dem birnförmigen Fruchtboden. Sie haben einen süßen, angenehmen Geschmack und werden in Südeuropa roh und getrocknet als Obst gegessen. Sie dienen auch zum „Erweichen von Zahngeschwüren. — In allen Ländern um das Mittelmeer wird der Olbaum angebaut. Die Blätter ähneln den Blättern unserer Weide. Die Früchte (Oliven) bestehen aus einem festen Kerne und dem ölhaltigen Fruchtfleische. Aus letzterem preßt man das Olivenöl (Provenceröl), welches als Nahrungs- und Heilmittel, zum Brennen und zur Seifenbereitung benutzt wird. Aus Asien erhalten wir auch den Thee und viele Gewürze. Der chinesische Theestrauch (Fig. 16.) wird 4—5 m hoch; den an- gebauten hält man unter Schnitt und läßt ihn höchstens 1 V2m hoch werden, damit sich mehr Blätter entwickeln. Die Blätter werden jährlich 3—4 mal gesammelt und getrocknet. Nach der Art und Weise des Trocknens unterscheidet man zwei Hauptsorten, schwarzen und grünen Thee. Der meiste Thee wird in China selbst verbraucht; denn er vertritt dort die Stelle des Kaffees und des Bieres, in vielen Gegenden auch die Stelle des Trinkwassers. Nächst China verbrauchen England, Rußland und Holland den meisten Thee. Mäßig genossen wirkt er vorteilhaft, erleichtert das Atmen, befördert den Schweiß und macht munter. Der Pfeffer (Fig. 17) hat einen fingerdicken Stengel, der an Bäumen hinaufklettert. Die Früchte sind erbsengroße Beeren. Die unreifen, getrockneten Beeren liefern den

20. Nr. 26 - S. 115

1896 - Breslau : Hirt
Pflanzen- und Tierwelt der fremden Erdteile. 115 Von den vielen Schlangen, welche in Asien leben, merken wir uns den getigerten Schlinger, etwa 4 m lang, und die giftige Brillenschlange, 2 m lang, in Ostindien. Sie besitzt am Halse eine brillenähnliche Zeichnung und kann denselben durch Aufrichten der Nippen stark verbreitern. Ihr Biß ist sehr gefährlich. § 73. Der Sumpfreis ist wohl die wichtigste Pflanze; denn fast die Hälfte aller Menschen ist auf den Reis als Nahrungsmittel angewiesen. Er a. Raupe, b. Larve, c. Puppe, d. Schmetterling. wird in den Sumpfniederungen von Asien, Afrika und Südamerika, auch in Italien angebaut. Der Boden muß nämlich mehrere Monate lang unter Wasser gesetzt werden können. Der Halm ist etwa 1 m hoch und trägt eine gedrängte, aufrechte Rispe. Das Bambusrohr ist ein baumartiges Gras mit einem 15—20 m hohen Halm. Es bildet in Ostindien die Rohrdickichte oder Dschungeln. Die festen Halme dienen als Bauholz; die Wurzelschößlinge geben Bambusstöcke. Der Feigenbaum wird jetzt in den meisten südlichen Ländern angebaut. Die Früchte entstehen aus dem birnförmigen Fruchtboden. Sie haben einen süßen, angenehmen Geschmack und werden in Südeuropa roh und getrocknet als Obst gegessen. Sie dienen auch zum „Erweichen von Zahngeschwüren. — In allen Ländern um das Mittelmeer wird der Olbaum angebaut. Die Blätter ähneln den Blättern unserer Weide. Die Früchte (Oliven) bestehen aus einem festen Kerne und dem ölhaltigen Fruchtfleische. Aus letzterem preßt man das Olivenöl (Provenceröl), welches als' Nahrungs- und Heilmittel, zum Brennen und zur Seifenbereitung benutzt wird. Aus Asien erhalten wir auch den Thee und viele Gewürze. Der chinesische Theestrauch (Fig. 16.) wird 4—5 m hoch; den an- gebauten hält man unter Schnitt und läßt ihn höchstens l^m hoch werden, damit sich mehr Blätter entwickeln. Die Blätter werden jährlich 3—4 mal gesammelt und getrocknet. Nach der Art und Weise des Trocknens unterscheidet man zwei Hauptforten, schwarzen und grünen Thee. Der meiste Thee wird in China selbst verbraucht; denn er vertritt dort die Stelle des Kaffees und des Bieres, in vielen Gegenden auch die Stelle des Trinkwassers. Nächst China verbrauchen England, Rußland und Holland den meisten Thee. Mäßig genossen wirkt er vorteilhaft, erleichtert das Atmen, befördert den Schweiß und macht munter. Der Pfeffer (Fig. 17) hat einen fingerdicken Stengel, der an Bäumen hinaufklettert. Die Früchte sind erbsengroße Beeren. Die unreifen, getrockneten Beeren liefern den