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1. Realienbuch - S. 86

1907 - Leipzig [u.a.] : Teubner
86 Geschichte. I Friedrich Wilhelm I. besichtigt die „langen Kerls". war, siedelte er l8000 Salzburger an und gründete dort über 300 Dörfer und eine Anzahl Städte. Außer reichlichem Ackerlands, Vieh und Ackergeräten gab der König das holz zum Bau von Wirtschaftsgebäuden und gewährte neunjährige Steuerfreiheit. Auch zahlreichen Ansiedlern aus Schwaben und Franken bereitete er in Ostpreußen eine neue Heimat. — Die Havelsümpfe wurden auf Befehl des Königs trocken gelegt, so daß fruchtbare Acker und fette wiesen an ihrer Stelle entstanden. (Er ließ auch Bauernmädchen in der Bereitung von Butter und Käse ausbilden und belohnte die tüchtigsten, nachdem er selbst die von ihnen hergestellte Butter gekostet hatte. Um Hungersnöten vorzubeugen, richtete er in den Städten große Kornlager ein, in denen man in guten Jahren Getreide aufspeicherte. Auf den königlichen Gütern wurden die Lasten und Fronden der Bauern erheblich gemildert; auf den Gütern des Adels durften die Hof- und Spanndienste wenigstens nicht vermehrt werden. Bauerngüter einzuziehen, war den Edelleuten aufs strengste untersagt. e) Gewerbe. Um das einheimische Gewerbe zu heben, verbot Friedrich Wilhelm die Einfuhr fremder waren, besonders englischer Tuche, und gründete in Berlin eine Wollenweberei, in der die Stoffe für das Heer angefertigt wurden, wenn er Leute antraf, deren Kleider aus englischem Tuche angefertigt waren, gebrauchte er rücksichtslos seinen Stock. — Die Stadt Berlin suchte er zu verschönern und zu vergrößern, wohlhabende Bürger zwang er mit den Worten: „Der Kerl hat Geld, soll bauen!" zur Errichtung neuer Häuser. — Für den wert der afrikanischen Kolonien besaß der König leider kein Ver- ständnis und verkaufte sie, weil sie zu wenig einbrachten; die Kriegsflotte ließ er eingehen.

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1. Realienbuch - S. 86

1907 - Leipzig [u.a.] : Teubner
86 Geschichte. I Friedrich Wilhelm I. besichtigt die „langen Kerls". war, siedelte er 18000 Salzburger an und gründete dort über 300 Dörfer und eine Anzahl Städte. Außer reichlichem Ackerlande, Vieh und Ackergeräten gab der König das holz zum Bau von Wirtschaftsgebäuden und gewährte neunjährige Steuerfreiheit. Auch zahlreichen Ansiedlern aus Schwaben und Franken bereitete er in Ostpreußen eine neue Heimat. — Die Havelsümpfe wurden auf Befehl des Königs trocken gelegt, so daß fruchtbare Acker und fette Wiesen an ihrer Stelle entstanden. Er ließ auch Bauernmädchen in der Bereitung von Butter und Käse ausbilden und belohnte die tüchtigsten, nachdem er selbst die von ihnen hergestellte Butter gekostet hatte. Um Hungersnöten vorzubeugen, richtete er in den Städten große Kornlager ein, in denen man in guten Jahren Getreide aufspeicherte. Auf den königlichen Gütern wurden die Lasten und Fronden der Bauern erheblich gemildert; auf den Gütern des Adels durften die Hof- und Spanndienste wenigstens nicht vermehrt werden. Bauerngüter einzuziehen, war den Edelleuten aufs strengste untersagt. v) Gewerbe. Um das einheimische Gewerbe zu heben, verbot Friedrich Wilhelm die Einfuhr fremder Waren, besonders englischer Tuche, und gründete in Berlin eine Wollenweberei, in der die Stoffe für das Heer angefertigt wurden. Wenn er Leute antraf, deren Kleider aus englischem Tuche angefertigt waren, gebrauchte er rücksichtslos seinen Stock. — Die Stadt Berlin suchte er zu verschönern und zu vergrößern. Wohlhabende Bürger zwang er mit den Worten: „Der Kerl hat Geld, soll bauen!" zur Errichtung neuer Häuser. — Für den Wert der afrikanischen Kolonien besaß der König leider kein Ver- ständnis und verkaufte sie, weil sie zu wenig einbrachten; die Kriegsflotte ließ er eingehen.

2. Realienbuch - S. 85

1909 - Leipzig [u.a.] : Teubner
I Geschichte. 85 Die Steuerfreiheit der Rittergüter hob Friedrich Wilhelm I. auf, obgleich sich der Rdel, besonders in Ostpreußen, heftig dagegen sträubte. Den Städten nahm er das Recht, sich selbst zu verwalten; die Bürger konnten ihm aber bestimmte Männer als Bürger- meister vorschlagen. Ruf den Dörfern vertraten die Edelleute oder die Pächter der königlichen Güter die Obrigkeit. — 3n der Rechtspflege verlangte der Rönig schnelle Entscheidung der Prozesse. Gerichtliche Urteile, die ihm nicht gefielen, änderte er nicht selten eigenmächtig ab. b) Rckerbau. Rls viele Tausende protestantischer Bewohner des Bistums Salz- burg ihres Glaubens wegen die Heimat verließen, bot ihnen Friedrich Wilhelm I. in seinem Lande eine Zuflucht. 3n Ostpreußen, das durch die Pest fast entvölkert war, siedelte er 18 000 Salzburger an. Über 300 Dörfer und eine Unzahl Städte wurden dort gegründet. Rußer reichlichem Rckerlande, Vieh und Rckergeräten gab der Rönig das holz zum Bau von Wirtschaftsgebäuden und gewährte neunjährige Steuerfreiheit. Ruch zahlreichen Rnsiedlern aus Schwaben und Franken bereitete er in Ostpreußen eine neue Heimat. — Die Havelsümpfe wurden auf Befehl des Rönigs trocken gelegt, so daß fruchtbare Rcker und fette wiesen an ihrer Stelle entstanden. Er ließ auch Bauernmädchen in der Bereitung von Butter und Räse ausbilden und belohnte die tüchtigsten, nachdem er selbst die von ihnen hergestellte Butter gekostet hatte. Um Hungersnöten vorzubeugen, richtete er in den Städten große Rornlager ein, in denen man in guten Jahren Getreide aufspeicherte. Ruf den königlichen Gütern wurden die Lasten und Fronden der Bauern erheblich gemildert; auf den Gütern des Rdels durften die Hof- und Spanndienste wenigstens nicht vermehrt werden. Bauerngüter einzuziehen, war den Edelleuten aufs strengste untersagt. o) Gewerbe. Um das einheimische Gewerbe zu heben, verbot Friedrich Wilhelm die Einfuhr fremder waren, besonders englischer Tuche. 3n Berlin gründete er eine Wollenweberei, in der die Stoffe für das Heer hergestellt wurden, wenn er Leute antraf, deren Rleider aus englischem Tuche angefertigt waren, prügelte er sie rücksichtslos mit seinem Stocke. — Die Stadt Berlin suchte er zu verschönern und zu vergrößern, wohl- habende Bürger zwang er mit den Worten: „Der Rerl hat Geld, soll bauen!" zur Errich- tung neuer Häuser. — Für den wert der afrikanischen Rolonien besaß der Rönig leider kein Verständnis. Er verkaufte sie, weil sie zu wenig einbrachten; die Kriegsflotte ließ er eingehen. d) Rirche und Schule. Friedrich Wilhelm I. war von aufrichtiger Frömmig. keit und besuchte den Gottesdienst fleißig. Dabei haßte er aber alle religiösen Streitig- keiten. Er hat in Berlin ein großes Rrankenhaus, die Eharite, und zahlreiche Rirchen bauen lassen. — Besondere Sorgfalt widmete er der Volksschule. Er bestimmte, daß alle Rinder vom 5. bis 12. Lebensjahre die Schule besuchten, und bereitete damit die allgemeine Schulpflicht vor. Über 1800 neue Landschulen hat er errichten lassen, darunter fast 1200 in Ostpreußen. Ruf seinen Besichtigungsreisen erschien der Rönig mitunter auch selbst in den Schulen, um die Rinder zu prüfen. 4. Erwerbungen. Rls der Spanische Erbfolgekrieg beendet wurde, erhielt Preußen den größten Teil von Geldern (westlich vom Rhein). 3m Nordischen Rriege erwarb Friedrich Wilhelm I. Vorpommern bis zur Peene mit Stettin und den 3nseln Usedom und wollin. (Rarte!) Der Nordische Nrieg. Seit dem Dreißigjährigen Rriege beherrschten die Schweden die Länder an der Ostsee. Dies war nicht nur für Deutschland sehr ungünstig, sondern auch

3. Teil 2 - S. 28

1903 - Berlin : Schnetter
28 Landesgestüt an; die Schafzucht wurde durch Veredelung der Rassen ge- fördert. Die größten Verdienste erwarb sich Friedrich Wilhelm dadurch, daß er große Landesstrecken urbar machen ließ. Das Rhin- und Havelländische Luch wurde durch zwei große und durch viele kleine Gräben trocken gelegt und für den Ackerbau und die Viehzucht gewonnen. Auf seinem eigenen Besitz legte hier der König die Musterwirtschaft Königshorst an, die für die Viehzucht und Bntterbereitnng nach holländischer Art vorbildlich wirkte. Ein Holländer, der die Butter- und Käsebereitung gepachtet hatte, mußte Bauern- töchter als Mägde annehmen und in der Meierei unterweisen. Rach zwei- jähriger Übung fand die Prüfung statt. Der König probierte dann selbst die Butter und zahlte für gute Leistungen 300 Mark in den Brantschatz. Besonders viel tat der König für Ostpreußen, wo zu Anfang seiner Regierung die Pest herrschte. Tausende starben dahin; ganze Dörfer waren entvölkert. Da rief der König Ansiedler ans Mittel- und Süddentschland herbei und gab ihnen Ländereien, Vieh und Ackergeräte. Auf 10 Jahre erließ er ihnen die Steuern. In Ostpreußen siedelte er auch 20 000 Salzburger an, die der Erzbischof Firmian ihres Glaubens wegen verfolgte. 18 Millionen Mark gab der sonst so sparsame König für Ostpreußen ans. Hier allein wurden ein Dutzend Städte und gegen 400 Dörfer neu gegründet. — Auch in den Städten der anderen Provinzen förderte der König die Bautätigkeit. In Berlin verlängerte er die Friedrichstraße um die Hälfte und begann den Bau der Wilhelnistraße mit ihren Palästen. Potsdam kann man des Königs eigenste Schöpfung nennen. Mit den Worten: „Der Kerl hat Geld, muß bauen!" zwang er die reichen Leute, Häuser zu bauen. g) Sorge für Handel und Gewerbe. Der König sorgte auch für Handel und Gewerbe. Die Handwerker erhielten Vorschriften, wie sie Gesellen und Lehrlinge halten sollten. Er unterstützte besonders die Wollwebereien und Tuchfabriken; indem er die Einfuhr fremder Wolle und das Tragen aus- ländischer Tuche verbot. Er wollte dadurch verhüten, daß das gewerblich höher entwickelte Sachsen Preußen mit Waren versorgte. In Berlin gründete er das Lagerhaus, eine große Tuchfabrik. Seine unermüdliche Tätigkeit hatte den Erfolg, daß preußische Tuche selbst im Auslande (Rußland) gesucht wurden. Der Handel der großen Städte Stettin, Magdeburg und Berlin wurde bedeutender. Namentlich blühte Berlin ans durch einen regen Durch- gangsverkehr von Breslau nach Hamburg und auch durch einen bedeutenden Eigenhandel. h) Sorge für die Bildung des Volkes. Für Kunst und Wissen- schaft tat Friedrich Wilhelm nichts. Selbst die Akademie in Berlin ließ er fast eingehen. Dagegen lag ihni das Volksschulwesen sehr am Herzen. Er gründete mit geringen Mitteln 1800 Volksschulen und führte den Schul- zwang ein; er befahl, daß jedes Kind vom fünften bis zwölften Jahre die Schule besuche; es sollte im Lesen, Schreiben und Rechnen und in Religion unterrichtet werden. Mit Recht nennt man ihn den Begründer der preußischen Volksschule. 2. Äußere Regierung. Trotz seiner großen Vorliebe für die Soldaten

4. Deutsche Geschichte - S. 143

1912 - Hannover-List [u.a.] : Meyer
65. Friedrich Wilhelm I. (1713—1740). 143 trieberte eine neue Heimat, und der König erhielt an ihnen treue und fleißige Untertanen. Auch das Havelluch, eine Fläche von etwa 1200 qkm, ließ er trocken legen und besiedeln. — Daß Gutsherren ihre Bauern bei den Frondiensten nicht selten mit Peitschenhieben und Stockschlägen mißhandelten, empörte ihn; solche Tyrannen sollten 6 Wochen Karren schieben, das zweite Mal aber gehängt werden. Auf seinen Staatsgütern hob er die Leibeigenschaft der Bauern ganz auf. b) Hebung des Gewerbes und des Handels. In der Förderung des Gewerbes und des Handels setzte Friedrich Wilhelm I. das fort, was sein Großvater begonnen hatte. Die Wollweberei blühte aus, Tuchfabriken entstanden, geschickte Weber und Färber wurden aus fremden Gegenden herbeigerufen, lim dies Gewerbe zu schützen, durften sremde Tuche nicht eingeführt werben. Der König und seine Familie trugen selbst Stosse, die im eigenen Laube angefertigt waren. Wenn er Leute in Kleibern von ausländischen Stoffen sah, konnte er sehr böse werden. Einen sichern Absatz fanden die gewebten Stoffe bei der Armee; auch nach dem Auslande wurden Tuche abgesetzt. Durch die Armee wurden überhaupt viele Handwerker beschäftigt. Namentlich bei Berlin entstanden Pulvermühlen, in Spandau und Potsdam fiedelten sich Waffenschmiede an. Die Einfuhr von fremden Jndustrieerzeugnissen verbot der König entweder ganz oder erschwerte sie durch hohe Zölle. So nötigte er seine Untertanen, alles, was im Lande gebraucht wurde, auch möglichst im Lande selbst herzustellen. Dabei blieb das Geld im Lande, das Gewerbe blühte aus und die gewerbetreibenben Bewohner der Stabte würden wohl-habenb. Die Stabte würden größer und schöner. Er seiht baute in Berlin viele Häuser und nötigte wohlhabende Bewohner ö. \ ^auen. Potsdam Hat er eigentlich erst ausgebaut; zu Beginn seiner bi.fterimg zählte der Ort kaum 400 Einwohner, am Ende über 20 000. e) Besserung der Rechtspflege. Großes Gewicht legte der König auf genaue Befolgung der Gesetze und aus eine strenge Rechtspflege. Gleich zu Ansang seiner Regierung schrieb er an die oberste Gerichtsbehörde: „Ich muß fo streng fein, weil die schlimme Justiz zum Himmel schreit, und wenn ich nicht abhelfe, so lade ich selbst die Verantwortlichkeit auf mich." Von den Gerichten verlangte er schnelle Erledigung der Rechtssachen. Die Hexenprozesse vkbot er, die Folter dagegen blieb, doch sollte sie möglichst wenig zur Anwendung kommen. Jedes Vergehen ließ er hart bestrafen; oft verschärfte er die Urteile der Richter. Wilddiebe wurdr 6 Jahre auf die Festung geschickt, Einbrecher aufgehängt. Besonders verhaßt waren ihm die Spitzfindigkeiten der Rechtsanwälte. Einst hörte er in Minden eine Gerichtsverhandlung an. Als der erste Rechtsanwalt geredet hatte, sprach er: „Der Kerl hat recht." Dann kam der andere Rechtsanwalt und sprach für die Gegenpartei. Da sprang der König zornig auf und rief: „Der Kerl hat auch recht" und verließ ärgerlich den Sitzungssaal. d) Hebung der Volksbildung. Der Sinn des Königs war durchaus auf das Praktische und Nützliche gerichtet; er hatte wenig Sinn für Wissenschaft und Kunst, desto mehr tat er aber für die

5. Brandenburgisch-preußische Geschichte - S. 26

1911 - Breslau : Handel
26 Dabei sah er nach, ob die Felder gut bebaut, ob die Kaffen in Ordnung waren und ob in den Schulen fleißig gelernt wurde Die Beamten des Königs mußtet sparsam, ehrlich und fleißig sein. Einen unehrlichen Beamten, der Gelder des Staates für sich verwendet hatte, ließ der König aufhängen. Eines Tages prügelte er auch den Torschreiber zu Potsdam aus dem Bette, weil dieser die Bauern oft am Tore warten ließ. Dabei rief er ihm zu: „Guten Morgen, Herr Torschreiber!" Für die Kinder des Volkes gründete der König viele Volks-schulen (1800). Er führte auch den Schulzwang ein. Jetzt mußten die Eltern ihre Kinder in die Schule schicken, sonst wurden sie bestraft. Für arme Kranke ließ der König in Berlin ein großes Krankenhaus (die Charite) erbauen. Der König rief auch Anfiedler ins Land. Er schenkte ihnen Vieh, Getreide zur Saat und Ackergeräte. Die meisten Ansiedler bauten sich in Ostpreußen an. Dort entstanden 12 neue Städte und über 300 neue Dörfer. Die Städte Berlin und Potsdam vergrößerte der König sehr. Hier mußten reiche Leute Häuser bauen. Wenn sich jemand weigerte, so befahl der König kurz: „Der Kerl hat Geld, muß bauen!" Ärmeren Leuten schenkte er den Bauplatz und das Bauholz. Verwaltung. Um das Land besser verwalten zu können, setzte der König eine Oberbehörde, das Generaldirektorium, in Potsdam ein. Sie mußte alle Einnahmen und Ausgaben des Reiches prüfen (Oberrechnungskammer). Die Provinzen wurden von den Kriegs-und Domänenkammern verwaltet, die mit den heutigen Regierungen zu vergleichen sind. Rechtspflege. Für die Gerichte ließ der König eine neue Gerichtsordnung ausarbeiten. Auch befahl er den Richtern, die Prozesse schneller zu beendigen. Die Vergehen bestrafte er sehr streng. Hausdiebe ließ er ohne Prozeß vor dem bestohlenen Haufe aufhängen. Die Hexenprozesse schaffte er ab. Handwerk. Für die Handwerker gab der König eine neue Handwerksordnung heraus. Er befahl den Meistern, ihre Lehrlinge in guter Zucht zu halten und zu keiner Hausarbeit zu verwenden, damit sie das Handwerk desto gründlicher erlernten. — Er gebot ferner, Wollsachen (Tuche) und auch andere Waren nur im Lande selbst zu kaufen. Dadurch blieb das Geld im Staate, und die Handwerker (besonders die Tuchmacher) hatten Arbeit und Verdienst. — Das Tuch zu den Soldatenanzügen ließ der König in einer eigenen Tuchfabrik, dem Lagerhaus, in Berlin herstellen. Bauern und Beamte. Friedrich Wilhelm I. schaffte die Leibeigenschaft (S. 34) auf allen königlichen Gütern ab. Er verbot auch den Gutsherrn und Beamten bei strenger Strafe, ihre Leute im Dienste zu schlagen. — Die Beamten konnten damals zu ihren Dienst-

6. Vaterländische Geschichte für den Schul- und Selbstunterricht - S. 107

1895 - Neu-Ruppin : Petrenz
— 107 — Städte. — Nicht minder sorgte der König für die Hebung der Städte. Wer eine wüst liegende Baustelle bebaute, erhielt freies Bauholz, ein Fünftel bis ein Viertel der Baukosten und wurde außerdem auf sechs bis acht Jahre von allen Abgaben befreit. Viele Städte wurden bedeutend erweitert und verschönert, so z. B. Berlin, wo der König die reichen Leute zwang, Häuser zu bauen. „Der Kerl hat Geld, muß bauen", hieß es bei ihm. Alle Gegenvorstellungen wies er mit den Worten zurück: „Räsonniere Er nicht!" Berlin zählte im Jahre 1740 schon 98000 Einwohner; es hatte sich unter Friedrich Wilhelm I. fast um die Hälfte vergrößert. Gewerbe und Handel. — Um die Gewerbe zu heben, folgte er dem Grundsätze: Das Geld soll im Lande bleiben. Er verbot, ausländische Waren zu kaufen, wenn sie im eigenen Lande erzeugt werden konnten, unterwarf in dieser Beziehung aber auch den Hof denselben Gesetzen, unter die er sein Volk beugte. In Berlin gründete der König eine große Tuchfabrik, die das ganze Heer mit Tuch versorgte, ja bald ihre Erzeugnisse ins Ausland verkaufte. Um das nötige Garn zu erhalten, bestimmte eine Verordnung: „Die Hökerinnen und andern Händlerinnen auf den Straßen nud Märkten sollen nicht Maulaffen feil halten, sondern sie sollen Wolle und Flachs spinnen, stricken und nähen, sonst wird ihnen die Erlaubnis zum Handel genommen." In ähnlicher Weise sorgte der König auch für alle übrigen Gewerbe. Weniger bedeutend waren die Erfolge, die er bezüglich des Handels erzielte, da hier durch Zwangsmaßregeln, die ihm überall als die wirksamsten erschienen, nicht geholfen werden konnte. Gerechtigkeitspflege. — Große Verdienste aber erwarb sich Friedrich Wilhelm um eine geordnete und strenge Rechtspflege. Gleich nach seinem Regierungsantritte schrieb er: „Die schlimme Justiz schreit gen Himmel, und wenn ichs nicht remediere, so lade ich selbst die Verantwortung auf mich". Er befahl, die Verbesserung der Rechtspflege möglichst schnell ins Auge zu fassen, und erließ zur Beschleunigung der Prozesse mannigfache Vorschriften. Der Unfug der Hexenprozesse wurde abgeschafft, die Folter aber noch angewandt. Indessen waren die Strafen immer noch hart, besonders bei Diebstühlen. Vor dem Könige galt kein Ansehen der Person. Ein adeliger Domänenrat in Königsberg, der bei der Unterbringung der Salzburger sich Betrügereien hatte zu schulden kommen lassen, wurde aufgehängt. Sehr verhaßt waren dem Könige die Advokatenschliche. Einst wohnte er in Minden einer Gerichtsverhandlung bei. Als der Advokat der einen Partei gesprochen, rief der König: „Der Kerl hat

7. Allgemeines Realienbuch - S. 53

1910 - Berlin : Schnetter & Lindemeyer
Ländereien, Vieh und Ackergeräte. Die Steuer erließ er ihnen auf 10 Jahre. In Ostpreußen siedelte er auch 20 000 Salzburger an, die der Erzbischof Firmian ihres Glaubens wegen verfolgte. — Auch iu den Städten der anderen Provinzen förderte der König die Bautätig- keit. In Berlin verlängerte er die Friedrichstraße uni die Hälfte und begann den Bau der Wilhelmstraße mit ihren Palästen. Potsdam kann man des Königs eigenste Schöpfung nennen. Er zwang die reicheil Leute, Häuser zu bauen, indem er sagte: „Der Kerl hat Geld, muß bauen!" h) Sorge für die Bildung des Volkes. Für Kunst und Wissenschaft tat Friedrich Wilhelm nichts. Dagegen lag ihm das Volksschulwesen am Herzen. Er gründete mit geringen Mitteln 1800 Volksschulen und führte den Schulzwang ein; er befahl, daß jedes Kind vom fünften bis zwölften Jahre die Schule besuche; es sollte im Lesen, Schreiben und Rechnen und in Religion unterrichtet werden. Mit Recht nennt man ihn den Begründer der preußischen Volksschule. g) Sorge für Handel und Gewerbe. Der König erließ sür die Handwerker Vorschriften, wie sie Gesellen und Lehrlinge halten sollten. Er unterstützte besonders die Wollwebereien und Tuchfabriken, indeni er die Einfuhr fremder Wolle und das Tragen ausländischer Tuche verbot. In Berlin gründete er das Lagerhaus, eine große Tuch- fabrik. Preußische Tuche wurden selbst im Auslande (Rußland) ge- kauft. Der Handel der großen Städte Stettin, Magdeburg und Berlin wurde bedeutender. Berlin bekam einen regen Durchgangsver- kehr von Breslau nach Hamburg und auch einen bedeutenden Eigen- handel. 2. Nutzere Regierung. Trotz seiner großen Vorliebe für die Soldaten war Friedrich Wilhelm überaus friedlich gesinnt. Rur einnml griff er zum Schwerte; er beteiligte sich an dem großen Nor- dischen Kriege. ■d) Der nordische Krieg. 1700—1721. Gegen den jungen Schwe- denkönig Karl Xii. schlossen die Herrscher von Rußland, Sachsen, Polen und Dänemark ein Bündnis und begannen ohne Kriegserklä- rung den nordischen Krieg. Zuerst errang Karl Xii. Sieg auf Sieg; aber in der Schlacht bei Pultawa wurde sein Heer fast vollständig vernichtet. Karl entkam nach der Türkei; hier verblieb er fünf Jahre, ohne daß ihm sein Plan gelang, die Türkei in einen Krieg mit Ruß- land zu verwickeln. Während dieser Zeit verlor Schweden fast alle seine Besitzungen im heutigen Rußland und in Deutschland. Sogar Stettin eroberten die Verbündeten. Da schloß Friedrich Wilhelm, um seiu eigenes Land zu schützen, mit ihnen den Vertrag zu Schwedt. Er zahlte den Verbündeten die Belagerungskosten und nahm dafür Stettin in vorläufige Verwahruug. Jetzt eilte Karl Xii. schnell nach Pommern und forderte Stettin ohne Entschädigung zurück. Nun trat Preußen offen dem Bunde gegen Schweden bei. Preußen, Sachsen

8. Realienbuch - S. 62

1912 - Bielefeld [u.a.] : Velhagen & Klasing
62 In diese mußte jeder, der ein neues Amt oder einen neuen Titel empfangen hatte, eine bestimmte Summe Zahlen. 5. ^sbakskouegiuni. Seine einzige Erholung suchte und fand der König im Tabakskollegium. Er versammelte nämlich fast jeden Abend von 5—7 Uhr eine Anzahl Generale und Minister um sich und unterhielt sich zwanglos und heiter mit ihnen. Oft benutzten diese und auch fremde Gesandten die gute Laune des Königs, um wichtige Staatsangelegenheiten mit ihm zu besprechen. Alle Hofsitte wurde hier beiseite gesetzt; der König galt nur als Oberst, und niemand durfte sich erheben, wenn er kam, noch wenn er ging. Er selber rauchte gern; wer von den Gästen diese Leidenschaft nicht teilte, wie der alte Dessauer, nahm wenigstens zum Schein eine Pfeife in den Mund; denn der König freute sich, wenn alle rauchten. Bediente waren nie zugegen. Vor jedem Gaste stand ein Krug Bier, und auf einem Nebentische fand man Butter, Brot, Braten und Schinken, wovon jeder nach Belieben nehmen konnte. 6. Hufuabme der Salzburger. 1729 verlangte der Erzbischof von Salz- burg von allen evangelischen Untertanen, daß sie katholisch werden sollten. Viele weigerten sich und entschlossen sich zur Auswanderung. Friedrich Wilhelm aber nahm dieselben in sein Land auf und gab ihnen in Ostpreußen, wo zur Zeit seines Vaters ganze Dörfer infolge der Pest ausgestorben waren, Ländereien, Vieh und Ackergerät. 7. Hls Candesvater. Noch aus dem Dreißigjährigen Kriege her gab es in Stadt und Land viele wüst liegende Häuser. Um nun die Leute zum Häuserbau zu ermuntern, gab er ihnen Geld und erließ ihnen auf 15 Jahre alle Steuern. Er gründete 13 neue Städte und 332 Dörfer. Sehr viel tat er auch für die Verschönerung Berlins. Er wies den Leuten Bauplätze an und gab ihnen freies Bauholz und einen Teil der Baukosten. Dann aber hieß es: „Der Kerl hat Geld, muß bauen." Wer etwa Einwendungen machen wollte, den wies er streng zurück mit den Worten: „Räsonier' Er nicht!" Überhaupt besaß der König einen unbeugsamen Willen. Was er wollte, setzte er durch. Sein Wahlspruch war: „Er (der preußische Adler) weicht der Sonne nicht." Wüste Gegenden ließ er durch Ansiedler aus Schwaben, Franken und Niedersachsen bebauen. Auf feinen Domänen in Litauen befreite er alle Bauern von der Hörigkeit. Für die Bauern der Edelleute konnte er diese Befreiung nicht durchsetzen. In einer Verfügung aber verbot er den Amtleuten, ihre Bediensteten (Fronarbeiter) mit Stock- und Peitschenschlägen zur Arbeit anzutreiben. Jeder Übertreter sollte das erste Mal mit sechs- wöchigem Karren, das zweite Mal mit dem Strange bestraft werden. In Berlin gründete er eine große Tuchfabrik; denn sein Heer sollte nur mit inländischem Tuch gekleidet werden. Auch verbot er seinen Untertanen, anderes als inländisches Tuch zu tragen. Um die Bildung des Volkes zu heben, ließ er nach und nach über 1800 Landschulen anlegen. Jedes Kind sollte vom 6. bis zum 12. Jahre die Schule besuchen, und wenn es nicht lesen und schreiben gelernt hatte, sollte es nicht aus der Schule entlassen werden. Für arme Kranke ließ er in Berlin die Charitee erbauen, ein großes Krankenhaus, in dem gleich im ersten Jahre 300 Kranke Pstege fanden. 8. Ood. Schon in seinem 52. Jahre raffte ihn der Tod hinweg. Seinem Sohn und Nachfolger hinterließ er ein trefflich eingeübtes Heer von 83000 Mann und einen Staatsschatz von 26 Millionen Mark.

9. Illustrierte preußische Geschichte - S. 99

1904 - Breslau : Hirt
3. Die innere Festigung durch Friedrich Wilhelm I. 99 unentgeltliches Bürger- und Meisterrecht. Demjenigen, welcher eine wüste Stätte bebaute, schenkte er das Bauholz, 1/5 bis V4 der Baukosten und sechs bis acht Jahre Befreiung von allen Lasten. Infolgedessen wurden viele ganz oder teilweise zerstörte Städte, wie Krossen, Köslin, Stettin, Wittstock, Stendal, Iserlohn und Unna, neu und schöner wieder ausgebaut. Am meisten that Friedrich Wilhelm für Berlin, indem er wohlhabenden Beamten und Bürgern befahl, dort Häuser zu errichten. Aus Bittschriften um Erlaß des Baues schrieb er wohl: „Der Kerl hat Geld, soll bauen." Der neue Stadtteil, die Friedrichstadt (S. 80), wurde damals fertig, und die Einwohnerzahl Berlins hob sich unter feiner Regierung auf 100000. Des Königs Lieblingsfitz war Potsdam, wo fein Leibregiment lag; in keiner anderen Stadt hat er so viel gebaut und so viele Bauten unterstützt wie dort. Die Einwohnerzahl stieg unter ihm von 2000 auf 20000. Bisher hatte der Aufwand des Hofes dem Gewerbe mancherlei Nahrung gegeben; von jetzt ab sollte dies durch das Heer geschehen. Schon ant Tage nach der feierlichen Beisetzung seines Vaters befahl Friedrich Wilhelm, den ganzen Bedarf für die Ausrüstung des Heeres int Lande zu kaufen. Da sah man erst, wie tief das heimische Gewerbe gesunken war: alle im Jnlande gefertigten Waren waren schlechter und teurer, als die vom Auslande bezogenen; aber der König ließ sich nicht irre machen. Er erließ Handwerkerordnungen, um den abgestorbenen Zünften neues Leben einzuhauchen, Industrie-und Handelsvorschriften und setzte Fabrikinspektoren und Schaumeister ein, welche die genaue Ausführung derselben überwachen mußten. In Berlin errichtete er durch den Kaufmann Kraut das „Lagerhaus", eine große Wollspinnerei und Weberei. Er schenkte dem Unternehmer dazu ein Gebäude sowie große Geldsummen und unterstützte ihn durch verschiedene Verordnungen, gauz besonders aber durch Abnahme der Tuche. Sämtliche inländische Wolle mußte dem Lagerhanse verkauft werden, und damit es das erforderliche Garn erhielt, sollten die aus den Straßen und Märkten fitzenden Hökerinnen und andere Händlerinnen „nicht Maulaffen feil halten, sondern Wolle und Flachs spinnen, stricken und nähen". Nach zwei Jahren konnten die Tücher des Lagerhauses nicht nur an Güte und Preis mit den fremden wetteifern, sondern gingen sogar schon ins Ausland, nach Schweden und Rußland. Noch größer war der Nutzen, daß so viele kleine Leute Berlins im Lagerhause Verdienst fanden und daß das Geld für die Bekleidung der Armee im Lande blieb. „Kein Geld außer Landes!" war nach des Königs Anficht „der Stein der Weifen"; deshalb vermehrte er die Einfuhrverbote und duldete bei den Bürgern, Beamten, Offizieren und am Hose keine fremdländischen Waren. Für den auswärtigen Handel bildete sich in Berlin eine Handelsgesellschaft, die einen einträglichen Handel mit Rußland betrieb und fünfzehn Jahre lang die Tuche für die Bekleidung der russischen Armee lieferte. Berlin zählte 1740 über 2000 Tuchmachermeister. Der Forderung des Handels diente auch die große Sorgfalt, welche der König auf die Land- und Wasserstraßen, die pünktliche Jnnehaltmtg der Poftfahrten (S. 93) und die Einrichtung neuer Postlinien, besonders in Pommern und Preußen, verwandte. Dagegen erschienen dem auf das unmittelbar Nützliche gerichteten Sinne des Königs die von dem

10. Realienbuch - S. 54

1912 - Leipzig [u.a.] : Teubner
54 I. Geschichte. königlichen Gütern wurden die Lasten und Fronden der Bauern erheblich gemildert; auf den Gütern des Rdels durften die Hof- und Spanndienste wenigstens nicht vermehrt werden. Bauerngüter einzuziehen, war den Edelleuten auf das strengste untersagt. - Um das Gewerbe zu heben, verbot Friedrich Wilhelm die Einfuhr fremder waren, besonders eng- lischer Tuche. In Berlin gründete er eine Wollenweberei, in der die Stoffe für das Heer angefertigt wurden, wenn er Leute antraf, deren Uleider aus englischem Tuche ver- fertigt waren, prügelte er sie kräftig mit seinem Stocke. — Die Stadt Berlin suchte er zu verschönern und zu vergrößern, wohlhabende Bürger zwang er mit den Worten: „Der Uerl hat Geld, soll bauen!" zur Errichtung neuer Häuser. — Für den wert der afrikani- schen Uolonien besaß der Uönig leider kein Verständnis. Er verkaufte sie, weil sie zu wenig einbrachten. Die Uriegsflotte ließ er eingehen. e) Uirche und Schule. Friedrich Wilhelm I. war von aufrichtiger Frömmigkeit und besuchte den Gottesdienst fleißig. Dabei haßte er aber alle religiösen Streitigkeiten. Er hat in Berlin ein großes Urankenhaus, die Tharite, und zahlreiche Uirchen bauen lassen. — Besondere Sorgfalt widmete er der Volksschule. Er bestimmte, daß alle Binder vom 5. bis zum 12. Lebensjahre die Schule besuchten, und bereitete damit die allgemeine Schulpflicht vor. Über 1800 neue Landschulen hat er errichten lassen, darunter fast 1200 in Ost- preußen. Der Uönig erschien nicht selten selbst in den Schulen, um die Binder zu prüfen. Der Nordische Krieg. Seit dem Dreißigjährigen Uriege beherrschten die Schweden die Länder an der Gstsee. Im Unfange des 18. Jahrhunderts versuchte der Zar (Kaiser) Peter der Große von Rußland, sie von Düna und Newa zu vertreiben. Nach mancherlei Wechselfällen belagerten die Russen Stettin und wollten sich in Vorpommern festsetzen. Um sie nicht zu Grenz- nachbarn der Mark Brandenburg zu bekommen, zahlte ihnen Friedrich Wilhelm I. die Bosten der Belagerung und nahm die Stadt in preußische Verwaltung. Beim Friedensschlüsse erhielt er den größten Teil Vorpommerns. Schweden behielt noch das Land nördlich der Peene und die Insel Rügen. 4. Friedrich Wilhelms I. Verhältnis zu Kaiser und Reich. Friedrich Wilhelm empfand es schmerzlich, daß sich fremde Völker fortwährend in die Angelegenheiten des Deutschen Reiches mischten. Soviel er vermochte, unterstützte er deshalb den Kaiser, obwohl dieser nur das Wohl seiner österreichischen Lande im Buge hatte. —Der damalige deutsche Kaiser Barl Vi. war der letzte männliche Habsburger. Er wünschte, daß seine Tochter Maria Theresia nach seinem Tode die österreichischen Lande erbe. Dies suchte er durch ein Gesetz zu erreichen, zu dem aber die deutschen Fürsten erst ihre Zustimmung erteilen mußten,- denn Frauen waren bisher in Deutschland nicht berechtigt gewesen, den Thron zu besteigen. Friedrich Wilhelm I. willigte ein. Der Kaiser versprach, ihm dafür das Herzogtum Berg zu verschaffen, auf das Preußen Erbansprüche besaß. Später erfuhr der Bönig aber, daß der Kaiser das Herzogtum Berg einem andern Fürsten zugesagt hatte. Tief erbittert über diese Bränkung deutete er auf seinen Sohn, den Bronprinzen, und rief aus: „Da steht einer, der mich rächen wird." Lothringen geht dem Deutschen Reiche verloren, während Friedrich Wilhelm I. in Preußen regierte, brach zwischen Frankreich und dem Kaiser wegen der Erbfolge in Polen ein Brieg aus. Friedrich Wilhelm I. sandte dem Kaiser 10000 Mann zu Hilfe. Der Brieg wurde aber lässig geführt, und es kam zum Schaden des Reiches zu einem unrühmlichen Ländertausche. Dabei siel das alte deutsche Herzogtum Lothringen an Frankreich (1766). 5. Das Tcrbakskollegium. Erholung von seiner unermüdlichen Tätigkeit fand Friedrich Wilhelm I. auf der Jagd, die er sehr liebte. — Des Rbends besuchte der Bönig gewöhnlich das Tabakskollegium. In einem Zimmer, das mit Hirschgeweihen geschmückt, sowie mit Holztischen

11. Anschaulich-ausführliches Realienbuch - S. 93

1904 - Bielefeld [u.a.] : Velhagen & Klasing
93 I Tie Pächter ließ er genau beaufsichtigen, „ob in die Kuhställe fleißig Stroh ein- gestreut und der Mist zu gehöriger Zeit aufs Feld gefahren würde".. Zur Er- haltung des Heeres schuf er eine besondere „Rekrutenkasse". In diese mußte jeder, der ein neues Amt oder einen neuen Titel empfangen hatte, eine bestimmte Summe zahlen. 6. Tñbñkskolleginm. Seine einzige Erholung suchte und fand der König im Tabakskollegium. Er versammelte nämlich fast jeden Abend von 5—7 Uhr eine Anzahl Generale und Minister um sich und unterhielt sich zwanglos und heiter mit ihnen. Alle Hofsitte wurde hier beiseite gesetzt; der König galt nur als Oberst, und niemand durfte sich erheben, wenn er kam, noch wenn er ging. Er selber rauchte gern; wer von den Gästen diese Leidenschaft nicht teilte, wie z. B. der alte Dessauer, nahm wenigstens zum Schein eine Pfeife in den Mund; denn der König freute sich, wenn alle rauchten. Bediente waren nie zugegen. Vor jedem Gaste stand ein Krug Bier, und auf einem Nebentische fand man Butter, Brot, Braten und Schinken, wovon jeder nach Belieben nehmen konnte. 7. Aufnahme der Salzburger. 1729 verlangte der Erzbischof von Salzburg von allen evangelischen Untertanen, daß sie katholisch werden sollten. Da sie sich weigerten, wurden sie hart bedrängt, und die meisten entschlossen sich zur Auswan- derung. Friedrich Wilhelm aber nahm diese Unglücklichen freudig in sein Land auf, gab ihnen (in Ostpreußen, wo zur Zeit seines Vaters ganze Dörfer infolge der Pest aus- gestorben waren) Ländereien, Vieh und Ackergerät und tat alles mögliche, ihnen die neue Heimat lieb zu machen. In dem Briefe eines ausgewanderten Salzburgers heißt es: Von unserem Könige haben wir Getreide, Fleisch, Speck, Mehl, Schmalz und Geld er- halten, so daß wir keine Not leiden. Auch auf der Reise hat man uns Kleider, Geld und Bücher geschenkt. Jeder, der im Salzburgischen ein Bauer gewesen ist, soll hier eine Hufe Land, das sind 30 Morgen, zuerteilt erhalten. Der Boden liegt hier etwas hoch und kalt, aber ist doch nicht unfruchtbar. Die Preise für Lebensmittel sind hier sehr niedrig. So kostet ein Scheffel Weizen nur */2 Taler und ein Pfund Fleisch nicht mehr als 5—9 Pfennig. 8. Als Landesvater. Noch aus dem 30jährigen Kriege her gab es in Stadt und Land viel wüst liegende Häuser. Um nun die Leute zum Häuserbau zu ermuntern, gab er ihnen Geld und erließ ihnen auf 15 Jahr alle Steuern. Er gründete 13 neue Städte und 332 Dörfer. Sehr viel tat er anch für die Verschönerung Berlins. Er wies den Leuten Bauplätze an und gab ihnen freies Bauholz und einen Teil der Baukosten. Dann aber hieß es: „Der Kerl hat Geld, muß bauen." Wer etwa Einwendungen machen wollte, den wies er streng zurück mit den Worten: „Räsonnier' Er nicht!" Überhaupt besaß der König einen unbeugsamen Willen. Was er wollte, setzte er durch. Sein Wahlspruch war: „Er (der preußische Adler) weicht der Sonne nicht." Für das platte Land waren damals die Wölfe noch eine schreckliche Plage. In manchen Gegenden gab es mehr Wölfe als Schafe. Der König gebot daher, die Wölfe niederzuschießen, und zahlte für jeden erlegten Wolf 2—6 Taler. Wüste Gegenden ließ er durch Ansiedler aus Schwaben, Franken und Niedersachsen bebauen. Auf feinen Domänen in Litauen befreite er alle Bauern von der Hörigkeit. Für die Bauern der Edelleute konnte er diese Befreiung nicht durchsetzen. In einer Verfügung aber verbot er den Amtleuten, ihre Bediensteten (Fronarbeiter) mit Stock- oder Peitschen- fchlägen zur Arbeit anzutreiben. Jeder Übertreter sollte das erste Mal mit sechs- wöchentlichem Karren, das zweite Mal mit dem Strange bestraft tverden. In. Berlin gründete er eine große Tuchfabrik; denn sein Heer sollte nur mit inländischem Tuch gekleidet werden. Auch verbot er seinen Untertanen, anderes als inländisches Tuch zu tragen.

12. Bilder aus der Alten und vaterländischen Geschichte - S. 71

1901 - Leipzig : Hofmann
I - 71 - 23. Friedrich Wilhelm I., der Soldatenfreund (1713—1740). 1. Der schlichte Charakter. Sein Wesen war einfach, ungezwungen und derb. Er aß bürgerliche Kost, ging im schlichten Soldatenrocke und ruhte auf hölzernem Schemel. Seine Redeweise war ungesucht. Widerspruch schmtt er ab mit dem kurzen Worte: „Räsonnier er nicht!" Im Zorn war er mit Scheltworten und Stockschlägen nicht sparsam. Als die Stände eine Steuer verweigerten, drohte er, „die Junkers ihre Autorität zu ruinieren". „Die Königsgewalt wollte er wie einen Fels von Erz aufrichten." Zwer Juden, die im Schloßgarten aus Furcht vor seinem scharfen Blicke flohen, holte er ein und gab ihnen den Stock zu kosten mit der Weisung: „Ihr sollt mich nicht fürchten, sondern lieben!" Von früh bis spät war er thätig; um alles bekümmerte er sich; auf alles hatte er acht; alle Beamten zitterten vor ihm. Den Thorschreiber in Potsdam, der die Bauern stundenlang am Thore warten ließ, prügelte er eigenhändig aus dem Bette mit dem Gruße: „Guten Morgen, Herr Thorschreiber!" Seine Erholung suchte er im Tabakskollegium, wo zwanglos gegessen, getrunken, geraucht und gescherzt wurde. 2. Der unermüdliche Regent. Seine Regierung war einsichtig und gewissenhaft. Sparsamkeit ging ihm über alles. Um Volkswohl, Soldaten und Geld drehte sich sein Denken und Thun. Alle überflüssigen Hofbeamten entließ er. Die Verwaltung regelte er aufs genaueste. Ackerbau und Viehzucht unterstützte er fleißig. Seine Staatsgüter machte er zu Musteranstalten und befreite die Bauern darauf von der Hörigkeit. In das durch die Pest entvölkerte Preußen rief er die vertriebenen evangelischen Salzburger. Den Beamten verbot er die Plackereien der Bauern: „Die Herren Räte sollen nicht mit den Pferden meiner Bauern fpazieren fahren!" Berlin erweiterte und verschönerte er, indem er oft mit Härte zum Bauen nötigte: „Der Kerl hat Geld, muß bauen!" Er legte Fabriken aller Art an und ließ feine Soldaten nur inländische Tuche tragen. Den Hökerinnen auf Märkten und Straßen befahl er, nicht Maulaffen feil zu halten, sondern neben ihrem Kram zu spinnen, zu stricken und zu nähen. Den Handwerksmeistern schrieb er genau vor, wie sie ihre Lehrlinge halten sollten. Er liebte und übte Recht und Gerechtigkeit, haßte aber die Advokatenkniffe. Als er einst einen Angeklagten verteidigen hörte, meinte er: „Der Kerl hat recht!" Nachdem er den Gegenpart gehört, rief er ärgerlich: „Der Kerl hat auch recht!" und schlug donnernd die Thür hinter sich zu. Das Glück seiner Unterthanen war das Ziel seines Lebens und Strebens. Besonders viel hat der König für die Schulen gethan. Er gründete überall neue Schulen und befahl den Eltern, ihre Kinder vom 5.—12. Jahre hinein zu schicken, damit sie Gottes Wort, Lesen, Schreiben und Rechnen lernten. Oft besuchte der König die Schulen und prüfte die Kinder. Mit Recht hat man ihn den Vater der preußischen Volksschule genannt. Ebenso hat er den fleißigen, pünktlichen und zuver- 39. Friedrich Wilhelm I.

13. Vaterländische Geschichtsbilder - S. 134

1896 - Leipzig : Brandstetter
— 134 — Karren in der Festung, bei der zweiten mit dem Strange bestraft werden. — Auch die Städte erfreuten sich feiner Fürsorge. Er erweiterte und verschönerte Berlin, legte neue Plätze, Straßen und Stadtteile au, verfuhr aber dabei oft mit großer Härte. Alle Häuser, die ihm mißfielen, mußten abgerissen und durch neue ersetzt werden. Ärmeren Leuten gab er dazu den Bauplatz und einen Teil des Baumaterials, bei reicheren sprach er kurz: „Der Kerl hat ®eld, muß bauen!" Nach Tische ritt er meist aus und besah sich die Bauten. Verstieß etwas gegen die Bauordnung, so wies er die Leute nicht selten mit Stockschlägen zurecht. Für arme Kranke ließ er die Charits, ein großes Krankenhaus, erbauen, in dem gleich im ersten Jahre 800 Kranke gepflegt wurden. Noch mehr, als für Berlin, that er für Potsdam, wo er z. B. das große Militär-Waisenhaus baute. — Die Gewerbthätigkeit förderte er mit allen Mitteln. Das Geld sollte im Lande bleiben; darum sollten die Waren nicht aus dem Auslande bezogen, sondern im Inlands gefertigt werden. Daher wurden fremde Waren sehr.hoch besteuert. Die Kleidung seiner Soldaten war nur aus preußischem Tuche gefertigt. Auch jeder seiner Unterthanen sollte uur inländisches Tuch tragen. Dadurch hob sich die Tuchfabrikation. Einmal begegnete ihm eine Frau, die ein ausländisches Kattunkleid trug. Zornig befahl er seinen Dienern, ihr das Kleid vom Leibe zu reißen. An seinem Hofe duldete er überhaupt nichts Ausländisches. Besonders eiferte er gegen die von seinem Vater eingeführte französische Mode; die lange Perücke vertauschte er mit dem steifen Zopfe. Eine ähnliche Fürsorge wie der Tuchfabrikation widmete er allen Gewerben. — Ilm Handel und Verkehr zu erleichtern, führte er in seinem ganzen Staate gleiches Maß und Gewicht ein. — Er hielt auf Recht und Gerechtigkeit für jedermann, vereinfachte und verbesserte das Gerichtsverfahren, milderte die Hexenprozeffe, wollte aber besonders Raub, Betrug und Dieberei hart bestraft misten. Wenn ein Beamter die Staatskasse bestohlen hatte, fo kam er gewöhnlich an den Galgen, und es wurde dabei weder hoch noch niedrig geschont. In die Kniffe der Rechtsgelehrten, mit denen sie auch dem Unrechte oft den Schein des größten Rechts zu geben wußten, konnte sich sein einfacher Verstand nicht finden. Einst wohnte er einer Gerichtsverhandlung bei. Nachdem der Rechtsanwalt der einen Partei gesprochen hatte, rief er: „Der Kerl hat recht!" Als aber der Rechtsanwalt der anderen Partei ebenso geschickt sprach, rief der König ärgerlich: „Der Kerl hat auch recht!" und wandte den „Rechtsverdrehern" den Rücken. — Obgleich Friedrich Wilhelm Kunst und Wissenschaft gering achtete, so sorgte er doch für gute Volksbildung. Er wollte, daß jeder feiner Unterthanen in der Religion, im Lesen, Schreiben und Rechnen unterrichtet werde; denn die einfache Bildung des ganzen Volkes bis zum letzten Bauern hielt er für wichtiger, als die gelehrte Bildung einzelner. Überall ließ er Schulen bauen und unterstützte die Gemeinden dabei durch Geld und Bauholz. Die Kinder sollten vom 5.—12. Lebensjahre die Schule besuchen; kein Kind sollte konfirmiert werden, das nicht lesen und schreiben konnte. Auch die Rekruten sollten bei ihren Regimentern lesen und schreiben lernen und im Christentums unterrichtet werden. Er hat nach und nach etwa 1700 neue Landschulen während seiner Regierung gegründet. Auch gründete er das erste preußische Lehrerseminar und baute viele Kirchen. Gleich seinen Vorfahren war er auch ein Beschützer des protestantischen Glaubens. In Österreich, besonders in Salzburg, wurden die Protestanten durch den

14. Die brandenburgisch-preußische Geschichte von ihren Anfängen bis zur Gegenwart - S. 41

1903 - Berlin : Nicolai
41 in ein blühendes Land verwandelt; aber auch in andern Provinzen hob sich der Ackerbau. Damals war der größte Teil des in dem Havelbogen liegenden Landes ein großer Sumpf (das havelländische Luch). Friedrich Wilhelm zog den großen Hauptgraben, dazu viele Nebengräben und entwässerte es. Er erlebte die große Freude, aus ihm üppige Wiesen und fruchtbares Ackerland geschaffen zu haben. Er legte mehrere Wirtschaftshöfe an, unter ihnen Königshorst. In einem Bretterhäuschen wohnend, beaufsichtigte er tagelang die Arbeiten, sorgte für einen guten Viehstand und fleißige Bestellung des Ackers. In Königshorst legte er eine Schule für Butter- und Käsebereitung an. Mädchen aus den königlichen Dörfern (Domänen) mußten hier lernen, dann ein Examen ablegen. Die von ihnen bereitete Butter ging an die königliche Tafel; war sie hier für gut befunden, so erhielt das Mädchen ein reichliches Geldgeschenk und einen Gardisten zum Manne. Das Los der Bauern erleichterte der König dadurch, daß er auf den königlichen Gütern die Hofdienste milderte. Er verbot streng die Mißhandlungen der Bauern durch Pächter und Vögte und duldete nicht, daß die Bauern von den Beamten um Vorspann geplagt wurden. „Ich will nicht, daß die Herren Räte mit den Pferden meiner Bauern spazieren fahren!" sagte er. Sorge für das Gewerbe. Friedrich Wilhelm war der Ansicht, ein Land werde um so wohlhabender, je weniger Geld über die Grenze gehe. Es müsse daher möglichst alles, was im Lande gebraucht werde, auch im Lande erzeugt werden. Daher begünstigte er den Gewerbefleiß in den Städten. Er zog Wollenweber, Färber, Eisenarbeiter und andere Handwerker in das Land und legte selbst Fabriken an. Am meisten blühte unter den Gewerben die Wollenmanufaktur auf, für welche er in Berlin das berühmte „Lagerhaus", eine Tuchfabrik im großen Maßstabe, gründete. Sie lieferte auch das blaue Tuch für die Soldaten. Alle inländische Wolle mußte an die von dem Könige in Berlin errichtete Weberei verkauft werden. Um für diese das nötige Garn beschaffen zu helfen, befahl der König, daß alle Frauen und Mädchen, die auf den Straßen und Märkten Waren feilboten, nicht müßig sitzen, sondern spinnen sollten. Fremde Erzeugnisse besteuerte er hoch, und die Einfuhr gewebter Stoffe verbot er gänzlich.

15. Illustriertes Realienbuch - S. 71

1902 - Leipzig : Hofmann
I 71 23. Friedrich Wilhelm I., der Soldatenfreund (1713—1740). 1. Der schlichte Charakter. Sein Wesen war einfach, ungezwungen und derb. Er aß bürgerliche Kost, ging im schlichten Soldatenrocke und ruhte auf hölzernem Schemel. Seine Redeweise war ungesucht. Widerspruch schnitt er ab mit dem kurzen Worte: „Räsonnier er nicht!" Im Zorn war er mit Scheltworten und Stockschlägen nicht sparsam. Als die Stände eine Steuer verweigerten, drohte er, „die Junkers ihre Autorität zu ruinieren". „Die Königsgewalt wollte er wie einen Fels von Erz aufrichten." Zwei Juden, die im Schloßgarten aus Furcht vor seinem scharfen Blicke flohen, holte er ein und gab ihnen den Stock zu kosten mit der Weisung: „Ihr sollt mich nicht fürchten, sondern lieben!" Von früh bis spät war er thätig; um alles bekümmerte er sich; auf alles hatte er acht; alle Beamten zitterten vor ihm. Den Thorschreiber in Potsdam, der die Bauern stundenlang am Thore warten ließ, prügelte er eigenhändig aus dem Bette mit dem Gruße: „Guten Morgen, Herr Thorschreiber!" Seine Erholung suchte er im Tabaks- kollegium, wo zwanglos gegessen, getrunken, geraucht und gescherzt wurde. 2. Der unermüdliche Regent. Seine Regierung war einsichtig und ge- wissenhaft. Sparsamkeit ging ihm über alles. Um Volkswohl, Soldaten und Geld drehte sich sein Denken und Thun. Alle überflüssigen Hofbeamten entließ er. Die Verwaltung regelte er aufs genaueste. Ackerbau und Viehzucht unterstützte er fleißig. Seine Staatsgüter machte er zu Musteranstalten und befreite die Bauern darauf von der Hörigkeit. In das durch die Pest entvölkerte Preußen ries er die vertriebenen evangelischen Salzburger. Den Beamten verbot er die Plackereien der Bauern: „Die Herren Räte sollen nicht mit den Pferden meiner Bauern spazieren fahren!" Berlin erweiterte 39- ^febrfcf) Wilhelm i. und verschönerte er, indem er oft mit Härte zum Bauen nötigte: „Der Kerl hat Geld, muß bauen!" Er legte Fabriken aller Art an und ließ seine Soldaten nur inländische Tuche tragen. Den Hökerinnen auf Märkten und Straßen befahl er, nicht Maulaffen feil zu halten, sondern neben ihrem Kram zu spinnen, zu stricken und zu nähen. Den Handwerksmeistern schrieb er genau vor, wie sie ihre Lehrlinge halten sollten. Er liebte und übte Recht und Gerechtigkeit, haßte aber die Advokatenkniffe. Als er einst einen Ange- klagten verteidigen hörte, meinte er: „Der Kerl hat recht!" Nachdem er den Gegenpart gehört, rief er ärgerlich: „Der Kerl hat auch recht!" und schlug donnernd die Thür hinter sich zu. Das Glück seiner Unterthanen war das Ziel seines Lebens und Strebens. Besonders viel hat der König für die Schulen gethan. Er gründete überall neue Schulen und befahl den Eltern, ihre Kinder vom 5.—12. Jahre hinein zu schicken, damit sie Gottes Wort, Lesen, Schreiben und Rechnen lernten. Oft besuchte der König die Schulen und prüfte die Kinder. Mit Recht hat man ihn den Vater der preußischen Volksschule genannt. Ebenso hat er den fleißigen, pünktlichen und zuver-

16. Bilder aus der brandenburgisch-preußischen und der deutschen Geschichte - S. 18

1906 - Breslau : Hirt
18 — er Geld, Saat, Korn, Pferde und Rindvieh. Dadurch geschah es, daß Ackerbau und Viehzucht sich vermehrten, eine schöne Feldflur nach der andern entstand und neue Städte und Dvrser gebaut wurden. 4. Ostpreußen. Ein wahrer Wohltäter wurde der König der Provinz Ostpreußen. Er fand dies Land in einem höchst elenden Zustande; ganze Kreise waren öde und durch die Pest ausgestorben. Hier bewies Friedrich Wilhelm aufs deutlichste, daß sein angeblicher Geiz nur eine schroffe Form wohl angebrachter Sparsamkeit war. Er opferte ungeheure Summen sür die Ansehung neuer Familien, und seine Bemühungen waren von den schönsten Erfolgen gekrönt. Namentlich die Aufnahme der um ihres Glaubens willen (1732) vertriebenen Salzburger führte dem Preußischen Staate Tausende von fleißigen, tüchtigen Menschen zu. Am Ende seiner Regierung hatte Litauen, welches der König säst leer gefunden, eine halbe Million Einwohner und so gute Kultur wie kaum irgend eine andere deutsche Provinz; 12 Städte, 332 Dörser, 69 Domänen-güter waren neu gebaut. Friedrich Wilhelm hatte es sich aber auch Millionen von Talern und viele persönliche Mühe kosten lassen, hatte selber nicht nur alles befohlen und angeordnet, sondern auch die Ausführung bis ins kleinste überwacht. Aus Dankbarkeit setzten ihm die Ostpreußen in Gumbinnen ein Denkmal aus Erz. 5. Er hebt den Gewerbefleiß. Um den Wohlstand der Gewerbe zu heben und das Geld im Lande zu erhalten, befahl er, daß alle Bedürfnisse des Heeres aus einheimischer Ware gefertigt wurden ; bald machte er dasselbe auch den übrigen Untertanen zur Pflicht. Handel und Wandel nahmen unter feinem Schutz einen lebhaften Aufschwung. Fabriken sah man überall; im ganzen Lande war Leben und Tätigkeit. Der König gab seinen Untertanen selbst viel zu verdienen. Er ließ Festungswerke anlegen, manche Stadt vergrößern, manchen großen Bau ausführen. Die Stadt Potsdam verdankt ihm fast ganz ihr Entstehen. Besonders am Herzen lag ihm die Verschönerung der Hauptstadt Berlin, wo er die reichen Einwohner zum Bauen prächtiger Häuser auch mit Zwang heranzog. „Der Kerl hat Geld, er muß bauen", hieß es, und da waren alle Vorstellungen vergeblich. 6. Er gründet Schulen. Friedrich Wilhelm ist es zu danken, daß bei uns Bürger und Bauern früher als in andern Ländern zur allgemeinen Bildung herangezogen worden sind. Er drang mit Strenge auf Errichtung neuer Schulen. Den Eltern wurde zur Pflicht gemacht, ihre Kinder vom fünften Jahre an zur Schule zu schicken. In Preußen allein wurden über 1000 neue Schulen angelegt. Zur Unterstützung armer Schulen gab er eine Summe von 150 000 Mark als bleibendes Stiftungskapital her, dessen Zinsen für dieselben verwendet werden sollten. Der eifrigste Schulinspektor war Friedrich Wilhelm selbst, der persönlich in der Dorfschule erschien und mit der Art und Weise des Unterrichts so vertraut war, daß er einst an

17. Geschichte für mecklenburgische Schulen - S. 101

1914 - Bielefeld [u.a.] : Velhagen & Klasing
— 101 — Königs, um wichtige Staatsangelegenheiten mit ihm zu besprechen. Alle Hofsitte wurde hier beiseite gesetzt; der König galt nur als Oberst, und niemand durste sich erheben, wenn er kam, noch wenn er ging. Er selber rauchte gern; wer von den Gästen diese Leidenschaft nicht teilte, wie der alte Dessauer, nahm wenigstens zum Schein eine Pfeife in den Mund; denn der König freute sich, wenn alle rauchten. Bediente waren nie zugegen. Bor jedem Gaste stand ein Krug Bier, und aus einem Nebentische fand man Butter, Brot, Braten und Schinken, wovou jeder nach Belieben nehmen konnte. 6. Aufnahme der Salzburger. 1729 verlangte der Erzbischof von Salzburg von allen evangelischen Untertanen, daß sie katholisch werden sollten. Da sie sich weigerten, wurden sie hart bedrängt, und die meisten entschlossen sich zur Auswanderung. Friedrich Wilhelm aber nahm diese Unglücklichen freudig in fein Land auf, gab ihnen in Ostpreußen, wo zur Zeit seiues Vaters ganze Dörfer mfolge der Pest ausgestorben waren, Ländereien, Vieh und Ackergerät, und tat alles mögliche, ihnen die neue Heimat lieb zu machen. 7. Als Landesvater. Noch aus dem Dreißigjährigen Kriege her gab es in Stadt und Land viele wüst liegende Häuser. Um nun die Leute zum Häuserbau zu ermuntern, gab er ihnen Geld und erließ ihnen auf 15 Jahre alle Steuern. Er gründete 13 neue Städte und 332 Dörfer. Sehr viel tat er auch für die Verschönerung Berlins. Er wies den Leuten Bauplätze an und gab ihnen freies Bauholz und einen Teil der Baukosten. Dann aber hieß es: „Der Kerl hat Geld, muß bauen." Wer etwa Einwendungen machen wollte, den wies er streng zurück mit den Worten: „Räsonier' Er nicht!" Überhaupt besaß der König einen unbeugsamen Willen. Was er wollte, setzte er durch. Sein Wahlspruch war: „Er (der preußische Adler) weicht der Sonne nicht." Für das platte Laud waren damals die Wölfe noch eine schreckliche Plage. In manchen Gegenden gab es mehr Wölfe als Schafe. Der König gebot daher, die Wölfe niederzuschießen, und zahlte für jeden erlegten Wolf 2—6 Taler. Wüste Gegenden ließ er durch Ansiedler aus Schwaben, Franken und Niedersachsen bebauen. Auf seinen Domänen in Litauen befreite er alle Bauern von der Hörigkeit. Für die Bauern der Edelleute konnte er diese Befreiung nicht durchsetzen. In einer Verfügung aber verbot er den Amtleuten, ihre Bediensteten (Fronarbeiter) mit Stock- oder Peitschenschlägen zur Arbeit anzutreiben. Jeder Übertreter sollte das erstemal mit sechswöchigem Karren, das zweitemal mit dem Strange bestraft werden. In Berlin gründete er eine große Tuchfabrik; denn sein Heer sollte nur mit inländischem Tuch gekleidet werden. Auch verbot er seinen Untertanen, anderes als inländisches Tuch zu tragen. Einmal begegnete ihm vor der Stadt eine Frau, die ein ausländisches Kattunkleid trug. In seinem Zorn befahl er feinen Dienern, ihr das Kleid vom Leibe zu reißen. An seinem Hofe duldete er überhaupt nichts Ausländisches. Ganz besonders aber eiferte er gegen die französische Mode, die damals flitterhafte Kleider und einen langen Haarbeutel (Perücke im Beutel) vorschrieb. Er führte eine einfache „deutsche" Tracht ein, und die Wolkenperücke vertauschte er mit dem steifen Zopfe. Um die Bildung des Volkes zu heben, ließ er nach und nach über 1800 Landschulen anlegen. Jedes Kind sollte vom 6. bis zum 12. Jahre die echule besuchen, und wenn es nicht lesen und schreiben gelernt hatte,

18. Deutsche Geschichte vom Ende des Großen Krieges bis zum Beginne des zwanzigsten Jahrhunderts - S. 30

1905 - Halle : Gesenius
— 30 — 6 Städte, 330 Dörfer und 60 Domänen ganz neu. Acht Jahre lang dauerte die Einwanderung. Die Sorge des Königs für die Gewerbe. Nicht minder sorgte der König für den anderen Ernährungszweig, der die Kraft des Bürgerstandes erhält, für die Gewerbe. Die Handwerker erhielten neue Vorschriften für den Geschäftsbetrieb und wie sie Gesellen und Lehrlinge halten sollten. Besonders die Wollwebereien und Tuchfabriken unterstützte der König. Die Einfuhr fremder Wolle und das Tragen ausländischer Tuche untersagte er streng. Es kam durch dieses Verfahren viel Geld in die Städte; mancher Bürger wurde reich. Das benutzte der König, um die Erneuerung alter und die Erbauung neuer Häuser zu verfügen. „Der Kerl hat Geld, soll bauen!" so befahl er häufig, und der also Geheißene mußte bauen und wenn er darüber zu Grunde ging. So wurden namentlich Berlin und Potsdam zu schönen Städten. Potsdam betrachtete der König als seine Residenz und weilte fast immer dort. Aber der Handel nach der Kolonie in Afrika schien ihm nicht einträglich. Sein Vater hatte den Verkehr dorthin vernachlässigt, und die Kolonie verursachte mehr Kosten als sie einbrachte. Da verkaufte sie der König an die Holländer, die das Seehandelsgeschäft besser verstanden. Die Sorge des Königs für Volksschule und Kirche. Damit das Volk, namentlich das Landvolk, verständnisvoller für seine Arbeit würde, drang Friedrich Wilhelm auf besseren Schulunterricht. Er führte die allgemeine Schulpflicht ein. Jedes Kind sollte vom 5. bis zum 12. Jahre im Winter alle Tage, im Sommer zwei bis drei Tage der Woche in die Lchule gehen. Religion, Lesen, Schreiben und Rechnen waren die Unterrichtsgegenstände. Die Gemeinden wurden zum Bauen von Schulhäusern angehalten; armen Gemeinden schenkte der König zu dem Zwecke den Bauplatz, Holz und Steine und ließ diese noch überdies anfahren. Alljährlich ließ er 450000 Mark, also säst eine halbe Million für Schulzwecke verwenden. Für tüchtige Lehrer sorgte das Seminar A. H. Franckes in Halle. Es sind durch Friedrich Wilhelm int ganzen 1700 neue Volksschulen, darunter über 1100 in Ostpreußen entstanden. Für die höheren Schulen wurde wenig, für Universitäten gar nichts getan. Die Wissenschaft hielt der König einfach für unnütz. Die Kirche achtete er dagegen hoch. Er war selbst fromm, konnte aber die Zänkerei in Religionssachen nicht leiden. Die Lutheraner und Reformierten sollten sich vertragen. Auch die Katholiken erkannte er als berechtigt an, und ließ zu, daß sie Gemeinden bildeten. Das war in einem evangelischen Staate bisher noch nicht dagewesen. Die Sorge des Königs für die Rechtspflege. Das Rechtswesen lag sehr im argen. Die Richter sahen vielfach die Vornehmen als bevorrechtet an. Das wollte der König nicht. Es sollte gerecht gerichtet werden. Zweifelhafte Urteile und alle wichtigeren Rechtssachen ließ er sich vorlegen und entschied dann nach seiner Ansicht, eigenmächtig. Besonders gefürchtet war das kurze: „Soll hängen!" das er an den Rand der Urteile schrieb. Eine Einwendung dagegen gab es nicht. Die Folter ließ er fortbestehen.

19. Bilder aus der brandenburgisch-preußischen Geschichte - S. 18

1917 - Breslau : Hirt
! — 18 — er Geld, Saat, Korn, Pferde und Rindvieh. Dadurch geschah es, daß Ackerbau und Viehzucht sich vermehrten, eine schöne Feldflur nach der andern entstand und neue Städte und Dörfer gebaut wurden. 4. Ostpreußen. Ein wahrer Wohltäter wurde der König der Provinz Ostpreußen. Er fand dies Land in einem höchst elenden Zustande; ganze Kreise waren öde und durch die Pest ausgestorben. Hier bewies Friedrich Wilhelm aufs deutlichste, daß fein angeblicher Geiz nur eine schroffe Form wohl angebrachter Sparsamkeit war. Er opferte ungeheure Summen für die Ansetzung neuer Familien, und seine Bemühungen waren von den schönsten Erfolgen gekrönt. Namentlich die Aufnahme der um ihres Glaubens willen (1732) vertriebenen Salzburger führte dem Preußischen Staate Tausende von fleißigen, tüchtigen Menschen zu. Am Ende seiner Regierung hotte Litauen, welches der König fast leer gefunden, eine halbe Million Einwohner und so gute Kultur wie kaum irgend eine andere deutsche Provinz: 12 Städte, 332 Dörfer, 69 Domänengüter waren neu gebaut. Friedrich Wilhelm hatte es sich aber auch Millionen von Talern und viele persönliche Mühe kosten lassen, hatte selber nicht nur alles besohlen und angeordnet, sondern auch die Ausführung bis ins kleinste überwacht. Aus Dankbarkeit fetzten ihm die Ostpreußen in Gumbinnen ein Denkmal ans Erz. 5. Er hebt den Gewerbefleiß. Um den Wohlstand der Gewerbe zu heben und das Geld im Lande zu erhalten, befahl er, daß alle Bedürfnisse des Heeres aus einheimischer Ware gefertigt wurden; bald machte er dasselbe auch den übrigen Untertanen zur Pflicht. Handel und Wandel nahmen unter feinem Schutz einen lebhaften Aufschwung. Fabriken sah man überall; im ganzen Lande war Leben und Tätigkeit. Der König gab seinen Untertanen selbst viel zu verdienen. Er ließ Festungswerke anlegen, manche Stadt vergrößern, manchen großen Bau ausführen. Die Stadt Potsdam verdankt ihm fast ganz ihr Entstehen. Besonders am Herzen lag ihm die Verschönerung der Hauptstadt Berlin, wo er die reichen Einwohner zum Bauen prächtiger Häuser auch mit Zwang heranzog. „Der Kerl hat Geld, er muß bauen", hieß es, und da waren alle Vorstellungen vergeblich. 6. Er gründet Schulen. Friedrich Wilhelm ist es zu danken, daß bet uns Bürger und Bauern früher als in andern Ländern zur allgemeinen Bildung herangezogen worden sind. Er drang mit (Strenge auf Errichtung neuer Schulen. Den Eltern wurde zur Pflicht gemacht, ihre Kinder vom fünften Jahre an zur Schule zu schicken. In Preußen allein wurden über 1000 neue Schulen angelegt. Zur Unterstützung armer Schulen gab er eine Summe von 150 000 Mar! als bleibendes Stiftungskapital her, dessen Zinsen für dieselben verwendet werden sollten. Der eifrigste Schulinspektor war Friedrich Wilhelm selbst, der persönlich in der Dorfschule erschien und mit der Art und Weise des Unterrichts so vertraut war, daß er einst an

20. Hilfsbuch für den Geschichtsunterricht in mittleren Schulen, insbesondere für Militäranwärter- und Kapitulantenschulen - S. 79

1915 - Breslau : Hirt
X. König Friedrich Wilhelm I. (1713—1740). 79 Masse der Bürgerschaft war von jeglichem Einfluß auf die Verwaltung ausgeschlossen. Daneben benutzten die herrschenden Familien auch ihre Machtstellung dazu, sich auf Kosten der übrigen Bürgerschaft einer gerechten Besteuerung zu entziehen. Der Einfluß des Rates war um so verderblicher, als sich die Zahl seiner Mitglieder allmählich ins Ungebührliche vermehrt hatte: gab es doch in Berlin im 3ahre 1707 bei seinen 55 000 Einwohnern nicht weniger als 75 besoldete Bürgermeister und Ratsherren. Der König ließ nun bei seinen Reformen den Rat als solchen zwar bestehen, verminderte aber die Zahl seiner Mitglieder wesentlich und machte ihn auch dem Kaufmanns- und Handwerkerstande zugänglich. Neben den Rat trat ein Bürgerausschuß, der die Verwaltung des Rates überwachte. Oft behielt sich auch der König die Bestätigung der Ratsherren und Bürgermeister vor, ja in besonderen $ällen ernannte er sie aus eigener Machtvollkommenheit. Da das städtische Bauwesen stets besondere Gelegenheit zu Betrügereien gegeben hatte, setzte hier die staatliche Beaufsichtigung in strengster Weise ein. Bauausgaben, die den Betrag von 6 Talern überschritten, behielt der König seiner Genehmigung vor. Doch begünstigte er auch das private Bauwesen durch Gewährung von Unterstützungen (Gelder, Materialien oder Bauplätze) oder Erleichterungen in jeder Meise. Das erfuhren besonders die Städte Berlin, Stettin und vor allem Potsdam, das er eigentlich erst geschaffen hat. 3a, er scheute nicht vor Anwendung von Gewalt zurück, wenn es galt, einen Geizhals zum Bauen zu veranlassen: „Der Kerl hat Geld, muß bauen." 6. Gewerbe. Wie das (Emporblühen des flachen Landes durch eine bessere Bewirtschaftung des Bodens, eine nutzbringendere Gestaltung der Viehzucht, so war die Entwicklung der Städte bedingt durch die Förderung von Gewerbe, Industrie und Verkehr, hier galt es, die bereits unter dem Großen Kurfürsten und Friedrich I. gepflegten Industrien weiter zu heben und neue Handwerker ins Land zu rufen. Zur Durchführung seiner Pläne mußten auch scharfe Mittel herhalten: um die märkische Tuch-industrie zu heben, untersagte er die Mollausfuhr schließlich ganz und ließ für das Heer nur inländische Tuche verarbeiten, fluch bei den Bürgern suchte er das fremde Tuch zu verpönen. Um „der Armut Unterhalt zu schaffen" und seine Hauptstadt zum industriellen Mittelpunkte des Landes zu machen, bewog der König einen reichen Bürger, in Berlin eine großangelegte Meberei einzurichten, das „Lagerhaus" genannt, weil die Fabrik umfassende Lager in Molle und fertigen Tuchen unterhielt. Um für das Lagerhaus das erforderliche Garn bereit zu haben, setzte der König alle Mittel in Bewegung; befahl er doch den Marktweibern, in müßigen Stunden Molle zu spinnen, anstatt „Maulaffen feilzuhalten". Durch Verbesserung der Land- und Wasserstraßen hob sich der Handel ungemein, besonders nach den östlichen Ländern. Die russische Armee bezog jahrelang ausschließlich preußisches Tuch. 7. Heerwesen. Wurde durch die günstige wirtschaftliche Entwicklung auch die Steuerkraft des Landes wesentlich gehoben und damit die Möglichkeit gegeben, dem so überaus kostspieligen Heerwesen (es beanspruchte ein viertel der Staatseinnahmen) eine erhöhte Sorgfalt zu widmen, so war die Hebung des Wohlstandes doch auch für das Heerwesen wieder von Nachteil: die lohnendere Arbeitsgelegenheit in Stadt und Land ließ das Dienen um Sold immer weniger verlockend erscheinen. Da