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1. Realienbuch - S. 111

1907 - Leipzig [u.a.] : Teubner
I Geschichte. ìli höchste gestiegen war, konnten die preußischen Truppen in die Lchlacht eingreisen, und bald löste sich das feindliche Heer zu wilder Flucht auf. Bei dem Gutshofe Belle Ulliance (schöne Vereinigung) trafen Wellington und Blücher freudig bewegt zusammen. Gneisenau aber, der die Verfolgung leitete, setzte „den letzten hauch von Mann und Boß" daran, das geschlagene französische Heer nicht zur Buhe kommen zu lassen. Napoleon selbst ent- ging mit Mühe der Gefangennahme; sein wagen fiel preußischen Beitern in die Hände. Vieser eine Sieg entschied den Feldzug. Zum zweiten Male zogen die verbündeten Monarchen an der Lpitze ihrer siegreichen Heere in Paris ein. l) Der zweite pariser Friede und Napoleons Ende. Frankreich mußte 560 Millionen Mark Kriegskosten zahlen und alle geraubten Bunstschätze herausgeben. Elsaß-Lothringen behielt es aber. Der Bönig Ludwig Xviii. kehrte auf den Thron zurück. — Napoleon wurde von neuem zur Bbdankung gezwungen und auf Beschluß der verbündeten Mächte nach der kleinen Felseninsel 5t. Helena (westlich von Ufrika) verbannt. Dort ist er bis zu seinem Tode (1821) von den Engländern sorgfältig bewacht worden. 12. Der Wiener Kongreß und der Deutsche Bund. Uuf dem wiener Kongresse trat wieder das Bestreben Österreichs hervor, Preußen nicht zu Macht und Unsehen kommen zu lassen. Obgleich es in den Befreiungskämpfen die größten Opfer gebracht hatte, erhielt es weniger Gebiet, als es vor 1806 besessen hatte. Es mußte Unsbach-Bayreuth an Bayern und Gftfriesland an Hannover abtreten. Dafür bekam es die Hälfte von Lachsen, so- wie den größten Teil der jetzigen Provinzen Westfalen und Bheinland. Gegen das Herzog- tum Lauenburg a. E. tauschte es das schwedische Vorpommern ein, so daß seit 1815 ganz Pommern preußisch ist. (5.87 u. Karte!) von seinen polnischen Besitzungen wurden ihm nur Danzig, Thorn und Posen zurückgegeben ; der Best fiel an Bußland. Preußen war durch Hannover, Kurhessen und andre Ltaaten in eine große östliche und eine kleine westliche Hälfte gespalten, so daß ihm ein Krieg, in dem diese Länder sich feindlich verhielten, große Gefahr bringen konnte. Es war aber durch den Wiener Kongreß wieder ein vorwiegend deutsches Land geworden. — Das deutsche Kaiserreich wurde nicht wieder aufgerichtet. Un feine Stelle trat der „Deutsche Bund", zu dem Österreich, die fünf Königreiche Preußen, Bayern, Württemberg, Hannover und Lachsen, sowie dreißig Kleinstaaten und vier freie Ltädte, im ganzen 40 Glieder, gehörten. Die Ungelegenheiten Deutschlands sollten durch Vertreter der Begierungen aller deutschen Länder gemeinsam beraten werden. Dieser „Bundestag", in dem Österreich den Vorsitz führte und den meisten Einfluß besaß, trat in Frankfurt a. M. zusammen. 5o blieb Deutschland ohne Einheit und Ober- haupt in viele selbständige Ltaaten zerrissen, unter denen die beiden alten Gegner, Österreich und Preußen, denvorrang zu gewinnen trachteten. 13. Die heilige Allianz. Das deutsche Volk war durch diese Gestaltung des Beiches enttäuscht. Uls auch das versprechen, eine Verfassung zu geben, d. h. das Volk durch gewählte Abgeordnete an der Regierung der Ltaaten teilnehmen zu lassen, nur von wenigen Fürsten gehalten wurde, stieg die Unzufriedenheit unter den gebildeten Bevölkerungsschichten in hohem Maße. Ulexander L, Franz I. und Friedrich Wilhelm Iii. hatten während der Befreiungskriege ein Bündnis, die „heilige Ullianz", geschlossen, in dem sie „Regierung ihrer Länder in christlichem Geiste" gelobten. Der österreichische Minister Metternich benutzte diesen Bund, um alle Bestrebungen zu unterdrücken, die aus freiheitliche Einrichtungen und auf Deutschlands Einigung hinzielten. Über 30 Jahre übte er in ganz Deutschland einen unheilvollen Einfluß aus. Er verhinderte, daß Friedrich Wilhelm Iii. eine Volksvertretung berief, so daß es in Preußen nur zur Bildung

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1. Realienbuch - S. 111

1907 - Leipzig [u.a.] : Teubner
I Geschichte. Ili höchste gestiegen war, konnten die preußischen Truppen in die Schlacht eingreifen, und bald löste sich das feindliche Heer zu wilder Flucht auf. Lei dem Gutshofe Belle Alliance (schöne Vereinigung) trafen Wellington und Blücher freudig bewegt zusammen. Gneisenau aber, der die Verfolgung leitete, setzte „den letzten hauch von Mann und Boß" daran, das geschlagene französische Heer nicht zur Buhe kommen zu lassen. Napoleon selbst ent- ging mit Mühe der Gefangennahme; sein wagen fiel preußischen Beitern in die Hände. Dieser eine Sieg entschied den Feldzug. Zum zweiten Male zogen die verbündeten Monarchen an der Spitze ihrer siegreichen Heere in Paris ein. I) Der zweite pariser Friede und Napoleons Ende. Frankreich mußte 560 Millionen Mark Briegskosten zahlen und alle geraubten Bunstschätze herausgeben. Elsaß-Lothringen behielt es aber. Der Bönig Ludwig Xviii. kehrte auf den Thron zurück. — Napoleon wurde von neuem zur Abdankung gezwungen und auf Beschluß der verbündeten Mächte nach der kleinen Felseninsel St. Helena (westlich von Afrika) verbannt. Dort ist er bis zu seinem Tode (1821) von den Engländern sorgfältig bewacht worden. 12. Der Wiener Kongreß und der Deutsche Bund. Auf dem wiener Bongresse trat wieder das Bestreben Österreichs hervor, Preußen nicht zu Macht und Ansehen kommen zu lassen. Obgleich es in den Befreiungskämpfen die größten Opfer gebracht hatte, erhielt es weniger Gebiet, als es vor 1806 besessen hatte. Es mußte Ansbach-Bayreuth an Bayern und Ostfriesland an Hannover abtreten. Dafür bekam es die Hälfte von Sachsen, so- wie den größten Teil der jetzigen Provinzen Westfalen und Rheinland. Gegen das Herzog- tum Lauenburg a. E. tauschte es das schwedische Vorpommern ein, so daß seit 1815 ganz Pommern preußisch ist. (S. 87,4 u. Barte!) von seinen polnischen Besitzungen wurden ihm nur Danzig, Thorn und Posen zurückgegeben; der Best fiel an Bußland. Preußen war durch Hannover, Burhessen und andre Staaten in eine große östliche und eine kleine westliche Hälfte gespalten, so daß ihm ein Brieg, in dem diese Länder sich feindlich verhielten, große Gefahr bringen konnte. Es war aber durch den wiener Bongreß wieder ein vorwiegend deutsches Land geworden. — Das deutsche Baiserreich wurde nicht wieder aufgerichtet. An seine Stelle trat der „Deutsche Bund", zu dem Österreich, die fünf Bönigreiche Preußen, Bayern, Württemberg, Hannover und Sachsen, sowie dreißig Bleinstaaten und vier freie Städte, im ganzen 40 Glieder, gehörten. Die Angelegenheiten Deutschlands sollten durch Vertreter der Begierungen aller deutschen Länder gemeinsam beraten werden. Dieser „Bundestag", in dem Österreich den Vorsitz führte und den meisten Einfluß besaß, trat in Frankfurt a. M. zusammen. So blieb Deutschland ohne Einheit und Ober- haupt in viele selbständige Staaten zerrissen, unter denen die beiden alten Gegner, Österreich und Preußen, den Vorrang zu gewinnen trachteten. 13. Die heilige Allianz. Das deutsche Volk war durch diese Gestaltung des Reiches enttäuscht. Als auch das versprechen, eine Verfassung zu geben, d. h. das Volk durch gewählte Abgeordnete an der Regierung der Staaten teilnehmen zu lassen, nur von wenigen Fürsten gehalten wurde, stieg die Unzufriedenheit unter den gebildeten Bevölkerungsschichten in hohem Maße. Alexander L, Franz I. und Friedrich Wilhelm Iii. hatten während der Befreiungskriege ein Bündnis, die „heilige Allianz", geschloffen, in dem sie „Regierung ihrer Länder in christlichem Geiste" gelobten. Der österreichische Minister Metternich benutzte diesen Bund, um alle Bestrebungen zu unterdrücken, die auf freiheitliche Einrichtungen und auf Deutschlands Einigung hinzielten. Über 30 Jahre übte er in ganz Deutschland einen unheilvollen Einfluß aus. Er verhinderte, daß Friedrich Wilhelm Iii. eine Volksvertretung berief, so daß es in Preußen nur zur Bildung

2. Realienbuch - S. 111

1909 - Leipzig [u.a.] : Teubner
I Geschichte. Ili und Ostfriesland an Hannover abtreten. Dafür bekam es die Hälfte von Lachsen, sowie den größten Teil der jetzigen Provinzen Westfalen und Rheinland. Gegen das Herzogtum Lauenburg a. T. tauschte es das schwedische Vorpommern ein, so daß seit 1815 ganz Pommern preußisch ist. (5. 85, 4 u. Karte!) von seinen polnischen Besitzungen wurden ihm nur Danzig, Thorn und Posen zurückgegeben; der Rest fiel an Rußland. Preußen war durch Hannover, Rurhessen und andre Staaten in eine große östliche und eine kleine westliche Hälfte gespalten. Tin Krieg, in dem diese Länder sich feindlich verhielten, konnte ihm also große Gefahr bringen. Ts war aber durch den Wiener Kongreß wieder ein vorwiegend deutsches Land geworden. — Das deutsche Kaiserreich wurde nicht wieder aufgerichtet. Rn seine Stelle trat der „Deutsche Bund", zu dem Österreich, die fünf Königreiche Preußen, Bayern, Württemberg, Hannover und Lachsen, sowie dreißig Kleinstaaten und vier freie Ltädte, im ganzen 40 Glieder, gehörten. Die Angelegenheiten Deutschlands sollten durch Vertreter der Regierungen aller deutschen Länder gemeinsam beraten werden. Dieser „Bundestag", in dem Österreich den Vorsitz führte und den meisten Einfluß besaß, trat in Frankfurt a. In. zusammen. Lo blieb Deutschland ohne Einheit und Ober- haupt in viele selbständige Ltaaten zerrissen, unter denen die beiden alten Gegner, Österreich und Preußen, den Vorrang zu gewinnen trachteten. 14. Die heilige Allianz. Das deutsche Volk war durch diese Gestaltung des Reiches enttäuscht. Ruch das versprechen, eine Verfassung zu geben, d. h. das Volk durch gewählte Abgeordnete an der Regierung der Ltaaten teilnehmen zu lassen, wurde nur von wenigen Fürsten gehalten. Überall in Deutschland entstand daher unter den gebildeten Kreisen der Bevölkerung Unzufriedenheit. Alexander I-, Franz I. und Friedrich Wilhelm Iii. hatten während der Befreiungskriege ein Bündnis, die „heilige Allianz", geschloffen, in dem sie „Regierung ihrer Länder im christlichen Geiste" gelobten. Der österreichische Minister Metternich benutzte diesen Bund, um alle Bestrebungen zu unterdrücken, die auf freiheitliche Einrichtungen und auf Deutschlands Einigung hinzielten. Über 30 Jahre übte er in ganz Deutschland einen unheilvollen Einfluß aus. Er verhinderte auch, daß Friedrich Wilhelm Iii. eine Volksvertretung berief. Rur Vertretungen der einzelnen Pro- vinzen, „provinzialstände", wurden in Preußen gebildet (vgl. Rbsch. 15 a). vereine von Turnern und Studenten, sowie Versammlungen wurden verboten und die Zeitungen unter strenge Aufsicht gestellt. Männer, die den Wünschen des Volkes Ausdruck zu geben wagten, wurden verfolgt und in die Gefängnisse geworfen. Selbst Rrndt, Jahn u. a., die sich um Deutschlands Befreiung verdient gemacht hatten, blieben nicht verschont. 15. Friedrich Wilhelm? Iii. Sorge für sein Land. a) Verwaltung. Rach den Befreiungskämpfen waren in Preußen große Aufgaben zu lösen. Lchulden, die durch den Krieg entstanden waren, mußten gedeckt, die neuen Landesteile in den Ztaat eingegliedert werden. Der König setzte die jährlichen Ausgaben für den Hof auf eine bestimmte Summe fest. Rn die Spitze der Verwaltung, die so sparsam wie möglich geführt wurde, stellte er das Staatsministerium. Jeder der 6 Minister hatte mit seinen Räten einen bestimmten Zweig der Verwaltung zu leiten. Es gab Ministerien der äußeren Angelegenheiten, des Innern, der Justiz, der Finanzen, des Krieges und der geistlichen, Unterrichts- und Medi- zinal-Rngelegenheiten. (Unter Friedrich Wilhelms Iii. Rachfolgern kamen noch Ministe- rien für Handel und Gewerbe, für Landwirtschaft und für öffentliche Arbeiten hinzu.) Das Land wurde in 8 Provinzen geteilt, an deren Spitze je ein Gberpräfident stand. Diese „altpreußischen Provinzen" heißen: Preußen, Pommern, Brandenburg, Sachsen, Posen, Schlesien, Westfalen und Rheinland. Jede Provinz zerfiel wieder in Regierungs-

3. Realienbuch - S. 71

1912 - Leipzig [u.a.] : Teubner
I. Geschichte. 71 zufrieden. Besonders die alten Soldaten Napoleons, von denen die meisten bittere Rrmut litten, ersehnten des Kaisers Herrschaft zurück. Nus dem wiener Kongresse brachen unter den verbündeten Fürsten wegen der Neuordnung der Länder Streitigkeiten aus, die fast zum Kriege führten. — Da entwich Napoleon heimlich von der Insel Elba. Er landete an der französischen Küste und bemächtigte sich in wenigen Tagen wieder der Herrschaft. Die Nachricht von seiner Rückkehr machte die Mächte einig, und ein neuer Krieg gegen ihn wurde beschlossen. j) Belle Rlliance (1815). Die Preußen unter Blücher und Gneisenau und die Engländer unter Wellington waren zuerst auf dem Platze. In Belgien wollten sie sich ver- einigen. Ehe dies aber gelang, warf sich Napoleon auf Blücher und besiegte ihn in einer blutigen Schlacht. Im Kampfgetümmel stürzte der greise Feldmarschall mit seinem Pferde und wäre beinahe in Gefangenschaft geraten. Napoleon glaubte, die Preußen würden sich nach dem Rheine zurückziehen. Ruf Gneisenaus Rat ging Blücher jedoch mit seinen ge- schlagenen Truppen seitlich, in der Richtung aus das englische Heer zurück und sagte Wellington Unterstützung zu. — 5lm 18. Juni 1815 griff Napoleon die Engländer bei Waterloo an und bedrängte Wellington bald so furchtbar, daß er die Nacht oder Blücher herbeiwünschte. — Die Preußen waren schon seit frühem Morgen auf dem Marsche. Sie kamen aber nur mühsam vorwärts, da die Wege durch langen Regen aufgeweicht waren. Blücher selbst litt arge Schmerzen an seinem Oberschenkel, der durch den Sturz mit dem Pferde gequetscht worden war. Trotzdem mahnte er immer wieder zur Eile mit den Worten: „Ich habe es meinem Bruder Wellington versprochen!" Rls Wellingtons Rot aufs höchste gestiegen war, griffen die preußischen Truppen in die Schlacht ein. Da löste sich das feind- liche Heer bald zu wilder Flucht auf. Bei dem Gutshofebelle Ulliance (schöne Vereinigung) trafen Wellington und Blücher freudig bewegt zusammen. Gneisenau, der die Verfolgung leitete, setzte „den letzten hauch von Mann und Roß" daran, das geschlagene französische Heer nicht zur Ruhe kommen zu lassen. Napoleon selbst entging mit Mühe der Gefangen- nahme. Dieser Sieg entschied den Feldzug. Zum zweiten Male zogen die verbündeten Monarchen an der Spitze ihrer siegreichen Heere in Paris ein. k) Der zweite pariser Friede und Napoleons Ende. Frankreich mußte 560 Millionen Mark Kriegskosten zahlen und alle geraubten Kunstschätze herausgeben. Elsaß- Lothringen behielt es aber. Der König Ludwig Xviii. kehrte auf den Thron zurück. Napoleon mußte wiederum abdanken und wurde auf Beschluß der verbündeten Mächte nach der kleinen Felseninsel St. Helena westlich von Afrika verbannt. Dort ist er 1821 gestorben. 13. Der wiener Kongreß und der Deutsche Bund. Ruf dem wiener Kongresse versuchte Gsterreich wiederum, Preußen nicht zu Macht und Ansehen kommen zu lassen. (Ob- gleich es in den Befreiungskämpfen die größten (Opfer gebracht hatte, erhielt es weniger Gebiet, als es vor 1806 besessen hatte. Es mußte Rnsbach-Vapreuth an Bayern und (Ostfriesland an Hannover abtreten. Dafür bekam es die Hälfte von Lachsen, sowie den größten Teil der Pro- vinzen Westfalen und Rheinland. Gegen das Herzogtum Lauenburg a. E.tauschte es das schwedische Vorpommern ein, so daß seit 1815 ganz Pommern preußisch ist. von seinen polnischen Besitzungen wurden ihm nur Danzig, Thorn und Posen zurückgegeben! der Rest fiel an Rußland. Preußen war durch Hannover, Kurhessen und andre Staaten in eine große östliche und eine kleine westliche Hälfte gespalten. Ein Krieg, in dem diese Länder sich feindlich verhielten, konnte ihm also große Gefahr bringen. Es war aber durch den wiener Kongreß wieder ein vorwiegend deutsches Land geworden. — Vas deutsche Kaiserreich wurde nicht wieder aufgerichtet. 5ln seine Stelle trat der

4. Lehrbuch der Deutschen Geschichte für die oberen Klassen höherer Mädchenschulen - S. 281

1902 - Leipzig : Roßberg
— 281 — und Belgien wurden zu einem Königreich der Niederlande vereinigt. England behielt Malta und Helgoland. In Italien wurden größtenteils die von Napoleon vertriebenen Fürsten wieder eingesetzt. Österreich erhielt die früher abgetretenen Besitzungen mit Ausnahme Belgiens zurück. Bayern bekam zur Entschädigung für Tirol und Salzburg die Rheinpfalz, auch wurde es ebenso wie Sachsen und Württemberg als Königreich anerkannt. Baden, die beiden Mecklenburg, Oldenburg, Sachsen-Weimar und Hessen-Darmstadt wurden zu Großherzogtümern erhoben. 4. Der Deutsche Bund. Das Deutsche Reich wurde mcht wieder hergestellt. An seine Stelle trat der Deutsche Bund, eine lose Vereinigung der 39 souveränen Staaten Deutschlands; der König von England gehörte ihm als König von Hannover, der König von Holland als Großherzog von Luxemburg, der König von Dänemark als Herzog von Schleswig-Holstein an. Von Österreich gehörte nur die westliche Hälfte zum Bunde, auch die preußischen Provinzen Preußen und Posen standen außerhalb des Bundes. Die Vertreter der 39 Bundesstaaten traten in Frankfurt a. M. zum Bundestag zusammen, dessen Beratungen sehr schwerfällig verliefen, und der nur geringe Macht befaß. Österreich führte den Vorsitz. Für die Fortbildung der deutschen Einheit hat der Bundestag nichts geleistet. 5. Der Feldzug 1815. Noch dauerten die Beratungen des Wiener Kongresses fort, als Napoleon Elba heimlich verließ und am 1. März 1815 wieder in Frankreich landete. Die Franzosen fielen von dem neuen König ab und die Truppen gingen mit ihren Generälen zu Napoleon über, der einen glänzenden Einzug in Paris hielt. Ludwig Xviii. flüchtete aus Paris und begab sich nach Gent. Aber die Verbündeten ächteten Napoleon. Preußen und Engländer rückten zuerst ins Feld. Aus belgischem Boden, bei Ligny, stieß am 16. Juni Blücher*) 1815. mit Napoleon zusammen und wurde geschlagen, er selbst geriet *) Der Feldmarschall Fürst Gebhard Lebrecht von Blücher war der volkstümlichste unter den Feldherren der Befreiungskriege. In Rostock geboren, trat er zuerst in schwedische Kriegsdienste, wurde von preußischen Husaren im Siebenjährigen Kriege gefangen genommen und veranlaßt, in das preußische Heer zu treten. Später fiel er bei Friedrich dem Großen in Ungnade und erhielt den Abschied; erst unter Friedrich Wilhelm Ii. trat er wieder als Major in sein altes Regiment ein. 1806 war er einer der wenigen, welche die Ehre des Heeres retteten. Schon damals hatte ihm Scharnhorst gesagt: „Sie find unser Anführer und Held, und müßten Sie uns in der Sänfte vor- und nachgetragen werden." Seine größten Heldentaten verrichtete er in den Befreiungskriegen. Er siegte an der Katzbach, trug zum Siege bei Leipzig wesentlich bei. drang in Frankreich ein, nahm aber am ersten Einzuge in Paris nicht teil.

5. Leitfaden für den Unterricht in der Geschichte - S. 113

1909 - Leipzig : Voigtländer
91. Die Freiheitskriege 1813—1815. 113 Yorks Sieg bei Wartenburg z. mt die (Elbe; auch die große Rrmee rückte aus Böhmen herbei, so daß Napoleon, um eine Vereinigung der drei feindlichen Rrmeen zu hindern, seine Heeresmassen bei Leipzig aufstellte, f hier kam es zu der Völkerschlacht bei Leipzig. i6.—18. <vkt. Hm 16. Oktober kämpfte Napoleon bei L) ach au unentschieden gegen die böhmische Rrmee; dagegen siegte Blücher bei Möckern über den irtarfchatttitarmont; am 18. (Dm. vollständiger Sieg der Verbündeten, am 19. Erstürmung von Leipzig. Ruf dem Rückzüge erkämpfte sich das französische Heer bei Hanau gegen die Bayern, die den Verbündeten beigetreten waren, den Übergang über den Rhein. Huch die übrigen Rheinbundfürsten schlossen sich nun dem Kampfe gegen Napoleon an. 4. Der Seldzug in Frankreich 1814. Hm 1. Januar 1814 überschritten die Verbündeten den Rhein. Blücher, der „Marschall Vorwärts", siegte bei Laon, Schmarzenberg bei Rrcis an der Hube. Da warf sich Napoleon den Hemden in den Rücken, um sie von Paris abzuziehen. Rber die Verbündeten marschierten vorwärts und erzwangen die Übergabe von Paris. isi4 Napoleon entsagte dem französischen Throne und erhielt die 3nsel (Elba;3*- mär3 Ludwig Xviii., ein Bruder des hingerichteten Ludwig Xvi., wurde König von Frankreich. 3m (ersten) Frieden von Paris wurde Frankreich auf die Grenzen von 1792 beschränkt. Die von Napoleon entthronten Fürsten erhielten ihre Länder zurück. 5. Der wiener Kongreß regelte die europäischen Verhältnisse. (Österreich erhielt seine frühere Macht wieder, Preußen die Hälfte von Lachsen, Posen, 5chwedisch-Pommern, die Rheinprovinz und Westfalen. Rn die Stelle des ehemaligen Deutschen Reiches trat der (aus 39 Staaten bestehende) Deutsche Bund. Rußland bekam den größten Teil des Herzogtums Warschau als Königreich Polen. Rus Holland und Belgien wurde das Königreich der vereinigten Niederlande gebildet. 6. Die hundert Tage 1815. Noch während der Verhandlungen des wiener Kongresses kehrte Napoleon von (Elba nach Frankreich zurück (1. März 1815) und zog als Herrscher wieder in Paris ein, nachdem Ludwig Xviii. aus dem Lande geflohen war. Die Verbündeten stellten gegen den „Störer der Ruhe der Welt" zahlreiche Streitkräfte auf, namentlich in Belgien ein preußisches Heer unter Blücher und ein Andrä, Ceitfaben der Geschichte. 8

6. Leitfaden der Geschichte für Mittel-, Töchter- und Fortbildungsschulen und die Oberklassen der Bürger- und gehobenen Volksschulen - S. 99

1881 - Harburg an der Elbe : Elkan
— 99 — Pariser Friede gab Frankreich die Grenzen von 1792 (ließ ihm daher auch Landau und Saarlouis, Savoyen und Nizza). Im Herbste traten die Gesandten der Fürsten zum Kongreß in Wien zusammen, um die Länder Europas neu zu ordnen. Die Beratungen schritten langsam vor, und es schien, als wenn es zu einem neuen Kriege (Österreich, England und Frankreich gegen Preußen und Rußland) kommen sollte. §. 166. Das Jahr 1815. a. Unerwartet erschien Napoleon am 1815 1. März 1815 in Frankreich; Volk und Heer jubelte ihm entgegen, und flüchtend verließ König Ludwig das Land. Einmütig beschlossen die Verbündeten den Krieg. Wellington mit den Engländern, Hannoveranern, Braunschweigern, Nassauern und Niederländern und Blücher mit den Preußen rückten in Belgien gegen die französische Grenze. Schon am 14. Juni wurde Blücher bei Ligny, südl. v. Brüssel, von Napoleon angegriffen und geschlagen, er selber entging kaum der Gefangenschaft: siegreich dagegen behauptete sich Wellington gegen Ney bei Quatrebras, westl. v. Ligny, wo der tapfere Herzog von Braunschweig fiel. Als sich nun Napoleon mit seiner Hauptmacht auf das englische Heer warf, zog sich Wellington bis auf die Höhen von Waterloo zurück. Hier schlug er am 18. Juni die furchtbaren Angriffe Napoleons kaltblütig ab, bis der Mar- is/6 schall Vorwärts Hülfe brachte. („Vorwärts, Kinder! Ich habe es meinem Bruder Wellington versprochen!"). Unter ihren vereinigten Sturmangriffen erlagen die Franzosen bei dem Pachthofe „La belle Alliance", und Gneisen au setzte den letzten Hauch von Roß und Mann an ihre Vernichtung. — Napoleon suchte nach Amerika zu entkommen, mußte sich aber einem englischen Kriegsschiffe zum Gefangenen geben, das ihn nach der fernen, einsamen Insel St. Helena brachte. Zum zweiten Male zogen die verbündeten Heere in Paris ein und führten Ludwig Xviii. auf den Thron zurück. b. Im zweiten Pariser Frieden ward Frankreich auf seine Grenzen von 1789 zurückgeführt; es mußte 700 Mill. Franken Kriegskosten zahlen, die geraubten Kunstschätze herausgeben und 150 000 M. der verbündeten Truppen in seinen Festungen unterhalten. Der Kongreß in Wien entschied nun über das Schicksal der Länder. Rußland erhielt die polnischen Provinzen, die Preußen und Österreich in der 3. Teilung Polens,, zugefallen waren. Belgien und Luxemburg wurden mit Holland vereinigt. Österreich nahm Salzburg, Tirol, Venedig und Mailand zurück. Schweden behielt Norwegen; an Dänemark wurde Lauenburg gegeben. Bayern wurde durch Anspach und Bayreuth, Würzburg und die Rheinpfalz vergrößert. Prenßen überließ Hildesheim, Lingen und Ostfriesland an das Königreich Hannover und empfing das schwedische Pommern, die größere Hälfte von Sachsen, Westfalen und die Rheinprovinz. Es erhielt die Größe von 1795 nicht wieder, ward aber ein deutscher Staat und dadurch fähig, die Wacht am Rhein zu halten und später an die Spitze Deutschlands zu treten. — c. Alle Versuche, das deutsche Kaiserreich wieder herzustellen, waren vergeblich; statt dessen errichteten die 35 deutschen Fürsten und 4 freien Städte den deutschen Bund; zum Sitze des Bundestags (Versammlung ihrer Gesandten unter Österreichs Vorsitz) wurde Frankfurt a. M. bestimmt. — Daneben schlossen die Herrscher von Österreich, Preußen und Rußland den „heiligen Bund", durch den sie sich verpflichteten, ihre Völker nach den Vorschriften des Christentums zu regieren. 7*

7. Kleine Weltkunde für Schule und Haus - S. 72

1887 - Bamberg : Buchner
72 Ii. Geschichte und Verfassungskunde. §. 35. Napoleon eilte 1813 mit einem neuen Heere nach Deutsch- land. Aber schon hatte sich Preussen mit Russland gegen ihn verbündet. Auch Österreich, Bayern und Schweden schlossen sich dem Bündnis an. Es begann der grosse Freiheitskrieg der Verbündeten gegen Napo- leon. Er verlor mehrere Schlachten. Den schönsten Sieg aber errangen die Verbündeten in der Völkerschlacht bei Leipzig (16. bis 19. Okt. 1813). §. 36. Die Verbündeten verfolgten nun die Franzosen bis nach Frankreich, zogen nach blutigen Kämpfen 1814 in Paris ein und zwangen den Gewaltherrscher, seine Krone niederzulegen. (Zurückberufung der Bourbonen. Ludwig Xviii., König von Frankreich). §. 37. Die aliierten Fürsten versammelten sich in Wien, um über die Ordnung der europäischen Angelegenheiten zu beraten. (Wiener Kongress.) Da kehrte Napoleon plötzlich von Elba, das er als Fürsten- tum erhalten hatte, nach Frankreich zurück. Mit erstaunlicher Schnellig- keit hatte er eine grosse Armee aufgeboten. Er wurde aber bei Water- loo von einem englisch-deutschen und preussischen Heere unter Wel- lington und Blücher vollständig besiegt, und später von den Engländern nach St. Helena gebracht, wo er nach langem Leiden (1821) starb. — Das deutsche Reich wurde 1815 durch den deutschen Bund ersetzt. Die Versammlung der Gesandten der deutschen Staaten in Frankfurt a M. bildete den Bundestag. (1834 Gründung des Zollvereins; 1848 deutsches Parlament). §. 38. Die Wirksamkeit des Bundes wurde aber durch die Eifer- sucht Österreichs und Preussens und durch ihr fortwährendes Streben nach dem Vorrang, sowie durch den schleppenden Geschäftsgang des Bundes gelähmt. Dazu kam später noch, dass zwischen den Bundesglie- dern Streit über die Zukunft der von Österreich und Preussen im deutsch- dänischen Kriege 1864 eroberten Herzogtümer Schleswig-Holstein ent- standen war. Preussen wünschte diese innig mit sich zu verbinden, wäh- rend Österreich diesem Bestreben entgegentrat. §. 39. Dies war die Veranlassung zu einem blutigen Bundeskriege. Zu Preussen hielt mit Ausnahme von Hannover und Sachsen der Norden; zu Österreich standen hingegen die Südstaaten. Im Juni 1866 rückten preussische Truppen in Sachsen ein und drangen nach mehreren blutigen Gefechten in Böhmen vor. Am 3. Juli kam es auf dem rechten Elbufer bei Königgrätz zu einer Hauptschlacht, in welcher die Österreicher eine vollständige Niederlage erlitten. Die Preussen drangen bis in die Nähe Wiens vor. In Nikolsburg (12 Meilen von Wien) wurde hierauf Waffenstillstand geschlossen, welchem der Friede von Prag folgte. Öster- reich erkannte im Friedensschlüsse die Auflösung des deutschen Bundes an und gab seine Zustimmung zu einer Neugestaltung Deutschlands mit Ausschluss Österreichs. §. 40. Preussen erzielte aber nicht bloss gegen Österreich und Sachsen, sondern auch auf dem westlichen Kriegsschauplatz gegen die sogenannte Bundesarmee bedeutende Erfolge. Die Hannoveraner kapitulierten, d. b. schlossen einen Notvergleich bei Langensalza und wurden ent- waffnet in ihre Heimat entlassen. Die Preussen zogen hierauf weiter

8. Die mittlere und neue Welt - S. 217

1873 - München : Lindauer
217 eine der englischen nachgebildete Verfassung (Pairskammer und Deputiertenkammer) und schloß mit den Verbündeten am 30- Mai zu Paris Frieden (der erste Pariser Friede), worin Frankreich den Umfang erhielt, den es am'l. Januar 1792 hatte. Die übrigen Angelegenheiten wurden an einen Kongreß verwiesen, der in Wien am 1. November 1814 eröffnet wurde. Napoleons Nnckkehr und der fehle Hampf der Verbündeten gegen ihn, 1815. Während die deutschen Fürsten auf dem Kongresse zu Wien über die Verteilung und Verfassung der Länder berieten, erscholl die Kunde, Napoleon sei von der Insel Elba entflohen und habe mit bewaffneter Hand einen Einfall in Frankreich versucht (1. März 1815). Die versammelten Monarchen erklärten den Friedensstörer in die Acht (13. März) und ließen unverzüglich ihre Heere gegen ihn vorrücken. Der Kampf begann und endete in Belgien. Napoleon besiegte (am 16. Juni) das preußische Heer unter Blücher bei Ligny, konnte aber dessen Vereinigung mit dem englischen Heere nicht verhindern und wurde am 18. Juni bei Wa'terloo oder la belle Alliance oder Mont St. Jean von Blücher und Wellington entscheidend geschlagen. An demselben Tage löste sich der Kongreß zu Wien auf, nachdem er (am 8. Juni) für Deutschland eine Bundesakte zu Stand gebracht hatte. Gemäß dieser trat an die Stelle des deutschen Reiches der „deutsche Bund", den die deutschen souveränen Fürsten und die vier freien Städte zur Erhaltung der innern und äußern Sicherheit und der Unabhängigkeit und Un Verletzbarkeit der einzelnen deutschen Staaten bildeten. Ein immerwährender Bundestag zu Frankfurt a. M. sollte über die gemeinsamen Angelegenheiten entscheiden und die Mitglieder desselben teils einzelne, teils Gesamtstimmen führen; für Österreich ward der Vorsitz in dieser Versammlung bestimmt. Die Bundesakte enthielt nachstehende Bestimmungen:^Österrei ch erhält seine verlorenen Besitzungen zurück mit Ausnahme Belgiens und bekommt zur Entschädigung für dieses das Gebiet von Venedig; Preußen behält von seinen ehemaligen polnischen Besitzungen außer Westpreußen nur das Großherzogtum Posen, tauscht den Nest von Schwedisch-Pommern nebst der Insel Rügen von Dänemark gegen Lauenburg ein und erhält die meisten seiner früheren Besitzungen in Westfalen und ant Niederrhein, das Großherzogtum Berg, ein neues Gebiet zu beiden Seiten des Niederrheins, die Hälfte Sachsens und in der Schweiz Valangin und die Hoheit über Neufchltel; Holland wird mit Belgien wieder vereinigt, und dieses „Königreich der Niederlande" nebst dem zu Deutschland gehörigen Großherzogtum Luxemburg dem vormaligen Statthalter von Holland als Wilhelm I gegeben; Barern behält die Fürstentümer Ansbach und Baireuth und erlangt für seine an Österreich abgetretenen Länder (Tirol nebst Vorarlberg, Salzburg und das Jnnviertel) die Städte Würzburg und Aschaffen-burg und einen Strich Landes am linken Rheinufer (Rheinpfalz); Sachsen verliert außer dem Herzogtum Warschau noch die Hälfte seines Königreiches; Hannover wird zu einem Königreiche erhoben und erhält von Preußen die

9. Vaterländische Geschichte für junge Landwirte - S. 73

1910 - Berlin : Parey
Preußen nach dem Wiener Kongretz. 73 Vi. Preußen nach dem Wiener Kongreß und der Deutsche Bund. 1. Preuszens neue Gestaltung. Der Wiener Kongreß mar im November 1814 zusammengetreten und hat etwa ein halbes Jahr gedauert. Die von Napoleon vertriebenen Könige und Fürsten wurden wieder eingesetzt, aber der Besitzstand der einzelnen Länder erlitt manche Veränderung, insbesondere erhielt ^Preußen eine große Umgestaltung. Es trat seine alten Besitzungen Ansbach und Bayreuth an Bayern und O st fr i es l an d nebst Lin gen und Hildes-Heim an Hannover ab. Von seinen polnischen Besitzungen erhielt "es nur Westpreutzen und die heutige Provinz Posen zurück, das übrige fiel an Rußland. Dafür bekam Preußen aber die it ö rd -liehe Hälfte des Königreichs Sachsen^ schwedisch Vorpommern mit Rügen sowie umfangreiche Gebiete in Westfalen und den Rh einland en, die es bisher nicht besessen hatte, darunter die ehemaligen geistlichen Gebiete von Trier und Köln, so daß Preußen hier im Westen zwei neue zusammenhängende Provinzen, die Rheinprovinz und Westfalen, bilden konnte. Trotzdem Preußen an Umfang gegen den Stand von 1806 etwas eingebüßt hatte und durch das neue Königreich Hannover in zwei voneinander getrennte Teile zerschnitten worden war, so hatte es doch insofern einen Gewinn, als es für die polnischen Länder hauptsächlich d eut s ch e Länder eintauschte, so daß ihm nur noch ein geringer Bruchteil polnischer Bevölkerung verblieb. So stand Preußen jetzt als ein im ganzen rein deutscher Staat da, der seine Sache nie von derjenigen Deutschlands trennen konnte. 2. Der deutsche Bund. Das ehemalige „Deutsche Reich" wurde nicht wieder hergestellt; denn keine der beiden deutschen Großmächte, Preußen und Österreich, konnte und wollte sich der andern unterordnen, und die Kleinstaaten legten auf die Gleichberechtigung aller und auf die volle Selbständigkeit jedes einzelnen Staates den größten Wert. Darum gründete man den „Deutschen Bund", dem 3 9 Staaten angehörten; die außerdeutschen Länder Österreichs und die preußischen Provinzen Preußen und Posen gehörten nicht dazu, wohl aber Luxemburg, Hannover und Schleswig-Hol-stein, in denen auswärtige Könige (Niederlande, England und Dänemark) herrschten. Die gemeinsamen Angelegenheiten sollten vom Bundestage besorgt werden. Er bestand aus den Gesandten aller deutschen Staaten und hatte seinen Sitz in Frankfurt a. M. Den Vorsitz im Bundestage führte Österreich, das damit die ganze Leitung in die Hand bekam. Streitigkeiten zwischen den Bundesgliedern sollten

10. Nicolaisches Realienbuch - S. 90

1906 - Berlin : Nicolai
90 behielt Elsaß-Lothringen; Schleswig-Holstein blieb bei Dänemark, das außerdem das Herzogtum Lauenburg erhielt. e) Gründung des Deutschen Bundes. Da die Bestrebungen Steins und anderer Vaterlandsfreunde ans dem Wiener Kongreß, das Deutsche Reich wieder herzustellen, gescheitert waren, so schlossen sich 40 deutsche Staaten nach dem Muster des Rheinbundes zum „Deutschen Bunde" zusammen. Der Zweck des Bundes war die Erhaltung der innern und äußern Sicherheit der Staaten und der Rechte der Bundesmitglieder. Zur Beilegung von Streitig- keiten untereinander wurde ein Ausgleichsgericht eingesetzt. Der Deutsche Bund umfaßte außer den heutigen 26 deutschen Staaten noch Österreich, das König- reich Hannover, das Kurfürstentum Hessen-Kassel, das Großherzogtnm Luxem- burg, das Herzogtum Holstein, die Landgrafschaft Hessen-Homburg, die freie Stadt Frankfurt am Main und mehrere Fürstentümer. Drei Bnndesmitglieder, der König von Hannover (England), der Großherzog von Luxemburg (Nieder- lande) und der Herzog von Holstein (Dänemark), waren ausländische Fürsten. Die oberste Behörde war der Bundestag, von Gesandten aller zugehörigen Staaten gebildet, mit dem ständigen Sitz in Frankfurt a. Nt. Den Vorsitz und damit die ganze Leitung hatte Österreich. Gemeinsam war die Vertretung des Bundes nach außen und das Bundesheer. Den einzelnen Staaten wurden von den Landesherren eine Verfassung versprochen, aber nur die Klein- und Mittelstaaten erhielten sie allmählich. Preußen zögerte lange; Österreich verblieb weiter unter dem mächtigen Einfluß seines Kanzlers Metternich. — Die Bundesverfassung wies verschiedene Mängel auf. Der Bund bildete keinen festgefügten Bundesstaat wie das Deutsche Reich, sondern einen lockeren Staatenbund völlig selbständiger Fürsten. Es fehlte ein gemeinsames Bundes- oberhaupt und ein ständiger Bundesfeldherr. Dazu kain der überwiegende Einfluß Österreichs (Metternich), die Zurücksetzung Preußens, die Kleinstaaterei und die Zugehörigkeit ausländischer Fürsten, die für das Wohl Deutschlands kein Interesse hatten. f) Gründung der „Heiligen Allianz". Auf dem Wiener Kongreß ver- einigten sich die drei verbündeten Monarchen, Kaiser Alexander I. von Ruß- land, Kaiser Franz I. von Österreich und König Friedrich Wilhelm Iii. von Preußen zur „Heiligen Allianz" mit dem Gelöbnis, ihre Staaten nach den Vorschriften der christlichen Religion zu regieren. Später traten fast alle europäischen Staaten der Verbindung bei. 11. Napoleons Rückkehr und der Krieg von 1815. Napoleon hatte mit Aufmerksamkeit die Entwickelung der politischen Angelegenheiten verfolgt. Die Mißstimmung in Frankreich gegen die neue Regierung sowie die Un- einigkeit unter den Teilnehmern des Wiener Kongresses ermutigten ihn zu einem kühnen Wagnis. Mit wenigen Getreuen landete er plötzlich an der Küste Frankreichs, wo er von den alten Truppen und seinen Anhängern mit Jubel empfangen wurde, und bald darauf hielt er in Paris seinen Einzug. Sämtliche Staaten Europas (außer Schweden) schlossen ein Bündnis gegen Napoleon, der mit einem bedeutenden Heere in Belgien eindrang und Blücher nach tapferer Gegenwehr bei Ligny (16. Juni 1815) besiegte (Blücher in

11. Nicolaisches Realienbuch - S. 90

1906 - Berlin : Nicolai
90 behielt Elsaß-Lothringen; Schleswig-Holstein blieb bei Dänemark, das außerdem das Herzogtum Lauenburg erhielt. s) Gründung des Deutschen Bundes. Da die Bestrebungen Steins und anderer Vaterlandsfrennde auf dem Wiener Kongreß, das Deutsche Reich wieder herzustellen, gescheitert waren, so schlossen sich 40 deutsche Staaten nach dem Muster des Rheinbundes zum „Deutschen Bunde" zusammen. Der Zweck des Bundes war die Erhaltung der innern und äußern Sicherheit der Staaten und der Rechte der Bnndesmitglieder. Zur Beilegung von Streitig- keiten untereinander wurde ein Ausgleichsgericht eingesetzt. Der Deutsche Bund umfaßte außer den heutigen 26 deutschen Staaten noch Österreich, das König- reich Hannover, das Kurfürstentum Hessen-Kassel, das Großherzogtnm Luxem- burg, das Herzogtum Holstein, die Landgrafschaft Hessen-Homburg, die freie Stadt Frankfurt am Main und mehrere Fürstentümer. Drei Bundesmitglieder, der König von Hannover (England), der Großherzog von Luxemburg (Nieder- lande) und der Herzog von Holstein (Dänemark), waren ausländische Fürsten. Die oberste Behörde war der Bundestag, von Gesandten aller zugehörigen Staaten gebildet, mit dem ständigen Sitz in Frankfurt a. M. Den Borsitz und damit die ganze Leitung hatte Österreich. Gemeinsam war die Vertretung des Bundes nach außen und das Bundesheer. Den einzelnen Staaten wurden von den Landesherren eine Verfassung versprochen, aber nur die Klein- und Mittelstaaten erhielten sie allmählich. Preußen zögerte lange; Österreich verblieb weiter unter dem mächtigen Einfluß seines Kanzlers Metternich. — Die Bundesverfassung wies verschiedene Mängel auf. Der Bund bildete keinen festgefügten Bundesstaat wie das Deutsche Reich, sondern einen lockeren Staatenbund völlig selbständiger Fürsten. Es fehlte ein gemeinsames Bundes- oberhanpt und ein ständiger Bundesfeldherr. Dazu kam der überwiegende Einfluß Österreichs (Metternich), die Zurücksetzung Preußens, die Kleinstaaterei und die Zugehörigkeit ausländischer Fürsten, die für das Wohl Deutschlands kein Interesse hatten. f) Gründung der „Heiligen Allianz". Auf dem Wiener Kongreß ver- einigten sich die drei verbündeten Monarchen, Kaiser Alexander I. von Ruß- land, Kaiser Franz I. von Österreich und König Friedrich Wilhelm Iii. von Preußen zur „Heiligen Allianz" mit dem Gelöbnis, ihre Staaten nach den Vorschriften der christlichen Religion zu regieren. Später traten fast alle europäischen Staaten der Verbindung bei. 11. Napoleons Rückkehr und der Krieg von 1815. Napoleon hatte mit Aufmerksamkeit die Entwickelung der politischen Angelegenheiten verfolgt. Tie Mißstimmung in Frankreich gegen die neue Regierung sowie die Un- einigkeit unter den Teilnehmern des Wiener Kongresses ermutigten ihn zu einem kühnen Wagnis. Mit wenigen Getreuen landete er plötzlich an der Küste Frankreichs, wo er von den alten Truppen und seinen Anhängern mit Jubel empfangen wurde, und bald darauf hielt er in Paris seinen Einzug. Sämtliche Staaten Europas (außer Schweden) schlossen ein Bündnis gegen Napoleon, der mit einem bedeutenden Heere in Belgien eindrang und Blücher nach tapferer Gegenwehr bei Ligny (16. Juni 1815) besiegte (Blücher in

12. Neue Zeit - S. 375

1897 - Stuttgart : Neff
375 gress, der in Wien zusammentreten sollte, Vorbehalten. — Am 24. Mai hatte auch der noch von Napoleon seihst in Freiheit gesetzte Papst Pius Vii. von Rom und dem Kirchenstaat wieder Besitz ergriffen. Er stellte sofort die Inquisition, die Index- Kongregation und (durch die Bulle „Sollicitudo animarum“ vom 7. August) den Jesuitenorden wieder her. § 115. Der Wiener Kongress. Gründung des Deutschen Bundes. Die Verhandlungen des Kongresses. Von Russland, England. Oester- reich und Preussen, die dem Vertrag von Chaumont entsprechend die Neu- ordnung Europas feststellen wollten, wurde die Erledigung der deutschen Ver- fassungsfrage am 22. September 1814 einem Fünfer-Ausschuss (Oesterreich, Preussen, Bayern, Hannover und Württemberg) zugewiesen, und am 5. Oktober, dem Vorschlag des Vertreters von Frankreich Talleyrand entsprechend, die Vorberatung der europäischen Angelegenheiten einer Kommission von Vertretern der Mächte, die den Pariser Frieden unterzeichnet hatten (ausser den vier ver- bündeten Grossmächten Frankreich, Spanien, Portugal und Schweden). Talley- rand wusste sich als Vertreter der „Legitimität11 bald einen massgebenden Ein- fluss zu verschaifen, den er im Einverständnis mit England, Russland und Oesterreich benützte, um im Interesse des „europäischen Gleichgewichts“ eine Minderung der Zahl und der Selbständigkeit der deutschen Finzelstaaten und eine Stärkung Preussens zu hinterireiben. Während der Kongress sonst im wesentlichen nur zu bestätigen hatte, was schon teils in Chaumont teils im Zusammenhang mit dem (ersten) Pariser Frieden durch Einzelverträge zwischen den betreffenden Mächten festgestellt worden war, begegnete der Anspruch Russlands auf das ganze Grossherzogtum Warschau dem Widerspruch Eng- lands und Oesterreichs, anfangs auch Preussens, der Preussens auf das König- reich Sachsen dem Frankreichs; Preussen schloss sich an Russland an zur ge- meinsamen Vertretung der russischen und preussischen Ansprüche (5. November), worauf Talleyrand ein geheimes Schutz- und Trutzbündnis zwischen Frankreich, England und Oesterreich zu stand brachte (3. Januar 1815); doch kam es am 8. Februar 1815 zu einer Verständigung, indem Preussen auf die wertvollere Hälfte Sachsens gegen anderweitige Entschädigung und Russland auf einen Teil des Grossherzogtums Warschau verzichtete. Am seihen 8. Februar gaben die acht Staaten, die den Frieden von Paris unterzeichnet hatten, eine Er- klärung ab, durch die die Abschaffung des Sklavenhandels im Grundsatz ausgesprochen wurde. Die Verhandlungen über die deutsche Verfassungsfrage wurden unterbrochen durch die Nachricht, dass Napoleon am 1. März mit den Truppen, die er nach Elba mitgenommen hatte, bei Antibes an der französischen Küste gelandet sei. Alsbald erhielten die auf dem Rückmarsch befindlichen Heere der Verbündeten Befehl, wieder in Frank- reich einzurücken, am 13. März wurde Napoleon von den acht Mächten, die den Pariser Frieden unterzeichnet hatten, geächtet und am 25. der Kriegsbund von Chaumont erneuert. Die Verhandlungen des Kongresses gingen während des Feldzugs gegen Napoleon weiter: am 8. Juni kam die deutsche Bundesakte zu stände, nachdem die Herrscher der deutschen Mittel- und Kleinstaaten sich zur Einführung landständischer Verfassungen bereit erklärt hatten und von Friedrich Wilhelm Iii. am 22. Mai ein Staatsgrund- gesetz mit dem Versprechen von Provinzialständen und einer Volksvertretung erlassen worden war. Am 9. Juni wurden die Ergebnisse der Verhandlungen des Kongresses in der Wienerschlussakte zusammengefasst und unter die Garantie der Vertragsmächte auch die grundlegenden Paragraphen der deutschen Bundesakte gestellt. '*>'

13. Realienbuch - S. 145

1914 - Langensalza : Beyer
I Deutschlands Erhebung. — C. Die Befreiungskriege ;8;3— ;8;5. 45 einer östlichen und einer westlichen Hälfte, was für seine Verteidigung ungünstig war; aber es hatte nicht mehr so viele polnische Bewohner, sondern war im wesentlichen ein deutscher Staat. viele vaterlandsfreunde hatten gehofft, es würde ein neues Deutsches Reich erstehen. Diese Hoffnung erfüllte sich nicht. Statt dessen wurde der Deutsche Bund geschaffen, der 39 Staaten umfaßte, von (Öster- reich gehörte nur die westliche chälfte dazu, und die preußischen Provinzen Ost- und Mestpreußeu und Posen standen außerhalb des Bundes. Drei Länder hatten ausländische Fürsten: Hannover den König von England, Schleswig-bsolstein den König von Dänemark und Luxemburg den König der Niederlande. Die Vertreter des Bundes kamen in Frankfurt a. 2ti. zum Bundestage zusammen, auf dem Österreich den Vorsitz führte. Die Verhandlungen waren außerordentlich langsam und schwerfällig, und für die Herbeiführung der deutschen Einheit hat der Bundestag nichts geleistet. 6. Dev Lcld;ug von J8^5. Mährend die Fürsten und Staats- männer auf dem Wiener Kongreß noch über die Neugestaltung Europas berieten, verließ Napoleon heimlich Elba und landete am f. März an der Küste Frankreichs. Das gegen ihn ausgesandte bseer ging zu ihm über, und bald konnte er in Paris einziehen. Die in Wien versammelten Fürsten taten Napoleon in die Ncht und ließen sofort ihre cheere gegen ihn marschieren. Die Preußen unter Blücher und die Engländer unter Wellington waren zuerst auf dem Kampfplatze, stm \6. s)uni griff Napoleon Blücher bei Ligny unweit Namur in Belgien an. Die Franzosen siegten, und Blücher wurde ein Pferd unter dem Leibe erschossen, so daß er unter dasselbe zu liegen kam. „Nun bin ich verloren!" rief er seinem Begleiter zu; aber er konnte später wieder aus seiner Lage befreit werden. Trotz der Niederlage waren die Preußen voll Mut, und Blücher rief am andern Tage seinen Truppen zu: „Sch werde euch wieder gegen den Feind führen, und wir werden ihn schlagen, denn wir müssen." Dies geschah am s8. Juni in der Schlacht bei Belle-Nllianoe. Napoleon griff bereits an: frühen Morgen die Engländer an. Blücher hatte Wellington versprochen, ihm chilfe zu bringen; aber die Wege waren durch den langen Regen so grundlos geworden, daß seine Truppen nur langsam vorwärts kommen konnten. Währenddessen war das englische cheer von den Franzosen hart bedrängt worden. Nur Blücher oder die Nacht konnte es retten. Da endlich erscheint Blücher, und nun nimmt die Schlacht eine andere Wendung. Napoleon führt feine Garden gegen die Preußen und Engländer an; aber sie können ihn nicht mehr retten. Die Schlacht ist verloren; bald ergreifen die Franzosen die Flucht. Die Preußen setzen den letzten Hauch von Roß und Mann daran, um das feindliche Heer zu verfolgen. Napoleon ;o Realienbuch.

14. Memorierstoff aus der deutschen und bayerischen Geschichte für Mittelschulen - S. 118

1893 - Regensburg : Bauhof
Napoleon entsagte für sich und feine Nachkommen allen Ansprüchen auf Frankreich und erhielt die Insel Elba nebst einer Jahresrente von zwei Millionen Franken. Seine Gemahlin bekam das Herzogtum Parma mit Erbrecht für ihren Sohn Napoleon Ii. (f 1832). Am 30. Mai kam der erste Pariser Friede zustande, wonach Ludwig Xviii. (Bruder des Eingerichteten Ludwig Xvi.) das Königreich Frankreich mit feinen Grenzen von 1792 erhielt. Der Wiener Kongreß 1815. Nach dem ersten Pariser Frieden trat zur Regelung der europäischen Verhältnisse der Wiener Kongreß zusammen. 1. Derselbe entschied die Frage über die Entschädigung der Verbündeten und über die Verteilung der erledigten und eroberten Länder. a) Österreich erhielt Ostgalizien, Tirol, Salzburg, das Inn- und Hausruckviertel und für die Niederlande das lombardisch-venetianifche Königreich, Jllyrien und Dalmatien. b) Preußen bekam für das >znm Königreich erhobene Hannover, dann für Apsbach und Bayreuth die größere Hälfte von Sachsen, schwedisch Pommern, Westfalen, die Rheinprovinz (Jülich, Berg, Trier und Köln) Preußen und Posen. c) Bayern erhielt für die an Österreich abgetretenen Gebiete (Tirol, Salzburg, das Inn- und Hansruckviertel) Würzburg, Afchaffenbnrg und die Rheinpfalz. d) Rußland erhielt das Herzogtum Warschau als Königreich Polen. e) Aus den österreichischen Niederlanden und Holland wurde das „Königreich der Niederlande" gebildet. f) Die Schweiz wurde als neutraler Freistaat erklärt. g) Die durch Napoleon vertriebenen deutschen Regenten-Häuser erhielten ihre Länder wieder zurück. — In Spanien, Portugal und in den meisten italienischen Staaten wurden die früheren Zustände wieder hergestellt.

15. Nr. 1a - S. 112

1916 - Breslau : Hirt
112 Geschichte. I f) Nach Frankreich hinein [1814]. Napoleon gelangte mit 70 000 Mann über den Rhein; denn Schwarzenberg hatte es versäumt, ihn tatkräftig zu ver- folgen. Da man auf allen Seiten kriegsmüde war, wurden Friedensunter> Handlungen eingeleitet. Napoleon stellte jedoch so hohe Forderungen, daß die Verbündeten beschlossen, den Kampf fortzusetzen. In der Neujahrsnacht zu 1814 überschritt Blücher mit seinem Heere bei Caub den Rhein und rückte gegen den Feind. Schwarzenberg drang mit der Hauptarmee durch die Schweiz, Bülow mit der Nordarmee durch Holland in Frankreich ein. Blücher hatte die Haupt- arbeit zu leisten; denn Napoleon betrachtete ihn als seinen gefährlichsten Gegner. Als er sich mit Bülow vereinigt hatte, brachte er jedoch Napoleon eine schwere Niederlage bei. Kurz danach stieß auch Schwarzenberg zu Blüchers Heere, und der Marsch auf Paris begann. Vergebens versuchte es Napoleon, die Verbündeten dadurch aufzuhalten, daß er sich dem Rhein zuwandte. Paris wurde erobert, und am 31. März 1814 hielten die Verbündeten den feierlichen Einzug in die Stadt. Napoleon wurde abgesetzt und mit 400 Mann seiner Garde nach der Insel Elba (im Mittelmeere) verbannt. Ein Bruder des hingerichteten Königs Ludwig Xvi. besüeg den Thron. Der erste Pariser Friede machte dem ersten Befreiungs- kriege ein Ende. Frankreich wurde sehr milde behandelt. Es zahlte keine Kriegs- kosten und erhielt alle Länder, die es 1792 besessen hatte, dazu noch einige kleinere Gebiete. Preußen erstrebte vergeblich, Ersatz für die großen Opfer zu erlangen, die der Durchzug der französischen Truppen im Jahre 1812 ver- ursacht hatte. Von den geraubten Kunstschätzen wurde nur der Siegeswagen herausgegeben, der seitdem wieder das Brandenburger Tor in Berlin schmückt. g) Der Wiener Kongreß. Nach dem ersten Pariser Frieden traten die Vertreter der europäischen Mächte, viele Fürsten, Feldherren und Staatsmänner in Wien zu einem Kongreß zusammen, um die verwirrten Verhältnisse in Europa zu ordnen. Die Verhandlungen dauerten über sieben Monate. Die bedeutendsten Minister Österreichs und Frankreichs zeichneten sich durch große Klugheit aus und wußten für ihre Länder viel Vorteil zu gewinnen. Preußen hatte im Kriege am meisten geleistet und die größten Opfer gebracht. Die andern Mächte gönnten ihm aber den Ruhm nicht und wollten es nicht zu mächtig werden lassen. Es erhielt von seinen früheren polnischen Besitzungen nur die Gebiete von Posen, Danzig und Thorn zurück; die übrigen fielen an Rußland. Außerdem mußte Preußen Ansbach und Bayreuth an Bayern und Ostfriesland an Hannover abtreten. Als Entschädigung bekam es den nördlichen Teil vom Königreich Sachsen und den größten Teil der jetzigen Rheinprovinz und West- falens. Das Herzogtum Lauenburg tauschte es gegen Schwedisch-Vorpommern ein, so daß jetzt ganz Pommern zu Preußen gehörte. Durch die Ab- tretung der polnischen Landesteile war Preußen zwar wieder ein vorwiegend deutsches Land geworden; aber es hatte nun weit weniger Flächenraum als vor 1806. Dadurch, daß Hannover, Kurhessen und andre kleinere Staaten sich zwischen sein Gebiet schoben, zerfiel es fortan in zwei ungleiche Teile, was ihm für den Fall eines Krieges leicht Schaden bringen konnte. — An die Stelle des Deutschen Reiches trat die Deutsche Bundesversammlung,

16. Nr. 3a - S. 112

1911 - Breslau : Hirt
112 Geschichte. I f) Nach Frankreich hinein [1814]. Napoleon gelangte mit 70 000 Mann über den Rhein; denn Schwarzenberg hatte es versäumt, ihn tatkräftig zu ver- folgen. Da man auf allen Seiten kriegsmüde war, wurden Friedensunter- handlungen eingeleitet. Napoleon stellte jedoch so hohe Forderungen, daß die Verbündeten beschlossen, den Kampf fortzusetzen. In der Neujahrsnacht zu 1814 überschritt Blücher mit seinem Heere bei Caub den Rhein und rückte gegen den Feind. Schwarzenberg drang mit der Hauptarmee durch die Schweiz, Bülow mit der Nordarmee durch Holland in Frankreich ein. Blücher hatte die Haupt- arbeit zu leisten; denn Napoleon betrachtete ihn als seinen gefährlichsten Gegner. Als er sich mit Bülow vereinigt hatte, brachte er jedoch Napoleon eine schwere Niederlage bei. Kurz danach stieß auch Schwarzenberg zu Blüchers Heere, und der Marsch aus Paris begann. Vergebens versuchte es Napoleon, die Verbündeten dadurch aufzuhalten, daß er sich dem Rhein zuwandte. Paris wurde erobert, und am 31. März 1814 hielten die Verbündeten den feierlichen Einzug in die Stadt. Napoleon wurde abgesetzt und mit 400 Mann seiner Garde nach der Insel Elba (in: Mittelmeere) verbannt. Ein Bruder des hingerichteten Königs Ludwig Xvi. bestieg den: Thron. Der erste Pariser Friede machte dem ersten Befreiungs- kriege ein Ende. Frankreich wurde sehr milde behandelt. Es zahlte keine Kriegs- kosten und erhielt alle Länder, die es 1792 besessen hatte, dazu noch einige kleinere Gebiete. Preußen erstrebte vergeblich, Ersatz für die großen Opfer zu erlangen, die der Durchzug der französischen Truppen im Jahre 1812 ver- ursacht hatte. Bon den geraubten Kunstschätzei: wurde nur der Siegeswagen herausgegeben, der seitdem wieder das Brandenburger Tor in Berlin schmückt. g) Der Wiener Kongreß. Nach dem ersten Pariser Frieden traten die Vertreter der europäischen Mächte, viele Fürsten, Feldherren und Staatsmänner in Wien zu einem Kongreß zusammen, um die verwirrten Verhältnisse in Europa zu ordnen. Die Verhandlungen dauerten über sieben Monate. Die bedeutendsten Minister Österreichs und Frankreichs zeichneten sich durch große Klugheit aus und wußten für ihre Länder viel Vorteil zu gewinnen. Preußen hatte im Kriege am meisten geleistet und die größten Opfer gebracht. Die andern Mächte gönnten ihn: aber den Ruhm nicht und wollten es nicht zu mächtig werden lassen. Es erhielt von seinen früheren polnischen Besitzungen nur die Gebiete von Posen, Danzig und Thor:: zurück; die übrigen fielen an Rußland. Außerdem nrußte Preußen Ansbach und Bayreuth an Bayern und Ostfriesland an Hannover abtreten. Als Entschädigung bekain es den nördlichen Teil von: Königreich Sachsen und den größten Teil der jetzigen Rheinprovinz und West- falens. Das Herzogtum Lauenburg tauschte es gegen Schwedisch-Vorpommern ein, so daß jetzt ganz Pommern zu Preußen gehörte. Durch die Ab- tretung der polnischen Landesteile war Preußen zwar wieder ein vorwiegend deutsches Land geworden; aber es hatte nun weit weniger Flächenraum als vor 1806. Dadurch, daß Hannover, Kurhessen und andre kleinere Staaten sich zwischen sein Gebiet schoben, zerfiel es fortan in zwei ungleiche Teile, was ihn: für den Fall eines Krieges leicht Schaden bringen konnte. — An die Stelle des Deutschen Reiches trat die Deutsche Bundesversammlung,

17. Nr. 1 - S. 112

1910 - Breslau : Hirt
112 Geschichte. [ f) Nach Frankreich f) ine in [1814]. Napoleon gelangte mit 70 000 Mann über den Rhein; denn Schwarzenberg hatte es versäumt, ihn tatkräftig zu ver- folgen. Da man auf allen Seiten kriegsmüde war, wurden Friedensunter- handlungen eingeleitet. Napoleon stellte jedoch so hohe Forderungen, daß die Verbündeten beschlossen, den Kampf fortzusetzen. In der Neujahrsnacht zu 1814 überschritt Blücher mit seinem Heere bei Caub den Rhein und rückte gegen den Feind. Schwarzenberg drang mit der Hauptarmee durch die Schweiz, Bülow mit der Nordarmee durch Holland in Frankreich ein. Blücher hatte die Haupt- arbeit zu leisten; denn Napoleon betrachtete ihn als seinen gefährlichsten Gegner. Als er sich mit Bülow vereinigt hatte, brachte er jedoch Napoleon eine schwere Niederlage bei. Kurz dauach stieß auch Schwarzenberg zu Blüchers Heere, und der Marsch auf Paris begann. Vergebens versuchte es Napoleon, die Verbündeten dadurch anfznhalten, daß er sich dem Rhein zuwandte. Paris wurde erobert, und am 31. März 1814 hielten die Verbündeten den feierlichen Einzug in die Stadt. Napoleon wurde abgesetzt und mit 400 Mann seiner Garde nach der Insel Elba (im Mittelmeere) verbannt. Ein Bruder des Hingerichteten Königs Ludwig Xvi. bestieg den Thron. Der erste Pariser Friede machte dem ersten Befreiungs- kriege ein Ende. Frankreich wurde sehr milde behandelt. Es zahlte keine Kriegs- kosten und erhielt alle Länder, die es 1792 besessen hatte, dazu noch einige kleinere Gebiete. Preußen erstrebte vergeblich, Ersatz für die großen Opfer zu erlangen, die der Durchzug der französischen Truppen im Jahre 1812 ver- ursacht hatte. Von den geraubten Kunstschätzen wurde nur der Siegeswagen heransgegeben, der seitdem wieder das Brandenburger Tor in Berlin schmückt. g) Der Wiener Kongreß. Nach dem ersten Pariser Frieden traten die Vertreter der europäischen Mächte, viele Fürsten, Feldherren und Staatsmänner in Wien zu einem Kongreß zusammen, um die verwirrten Verhältnisse in Europa zu ordnen. Die Verhandlungen dauerten über sieben Monate. Die bedeutendsten Minister Österreichs und Frankreichs zeichneten sich durch große Klugheit aus und wußten für ihre Länder viel Vorteil zu gewinnen. Preußen hatte im Kriege am meisten geleistet und die größten Opfer gebracht. Die andern Mächte gönnten ihm aber den Ruhm nicht und wollten es nicht zu mächtig werden lassen. Es erhielt von seinen früheren polnischen Besitzungen nur die Gebiete von Posen, Danzig und Thoru zurück; die übrigen fielen an Rußland. Außerdem mußte Preußen Ansbach und Bayreuth au Bayern und Ostfrieslaud an Hannover abtreten. Als Entschädigung bekam es beit nördlichen Teil vom Königreich Sachsen und den größten Teil der jetzigen Rheinprovinz und West- falens. Das Herzogtum Lauenburg tauschte es gegen Schwedisch-Vorpommern ein, so daß jetzt ganz Pommern zu Preußen gehörte. Durch die Ab- tretung der polnischen Landesteile war Preußen zwar wieder ein vorwiegend deutsches Land geworden; aber es hatte nun weit weniger Flächenraum als vor 1806. Dadurch, daß Hannover, Kurhessen und andre kleinere Staaten sich zwischen sein Gebiet schoben, zerfiel es fortan in zwei ungleiche Teile, was ihm für den Fall eines Krieges leicht Schaden bringen konnte. — An die Stelle des Deutschen Reiches trat die Deutsche Bundesversammlung,

18. Geschichte für katholische Schulen - S. 112

1910 - Breslau : Hirt
112 Geschichte. I f) Nach Frankreich hinein [1814]. Napoleon gelangte mit 70 000 Mann über den Rhein; denn Schwarzenberg hatte es versäumt, ihn tatkräftig zu verfolgen. Da man auf allen Seiten kriegsmüde war, wurden Friedensunterhandlungen eingeleitet. Napoleon stellte jedoch so hohe Forderungen, daß die Verbündeten beschlossen, den Kampf fortzusetzen. In der Neujahrsnacht zu 1814 überschritt Blücher mit seinem Heere bei Canb den Rhein und rückte gegen den Feind. Schwarzenberg drang mit der Hanptarmee durch die Schweiz, Bülow mit der Nordarmee durch Holland in Frankreich ein. Blücher hatte die Hauptarbeit zu leisten; denn Napoleon betrachtete ihn als seinen gefährlichsten Gegner. Als er sich mit Bülow vereinigt hatte, brachte er jedoch Napoleon eine schwere Niederlage bei. Kurz danach stieß auch Schwarzenberg zu Blüchers Heere, und der Marsch auf Paris begann. Vergebens versuchte es Napoleon, die Verbündeten dadurch aufzuhalten, daß er sich dem Rhein zuwandte. Paris wurde erobert, und am 31. März 1814 hielten die Verbündeten den feierlichen Einzug in die Stadt. Napoleon wurde abgesetzt und mit 400 Mann seiner Garde nach der Insel Elba (im Mittelmeere) verbannt. Ein Bruder des hingerichteten Königs Ludwig Xvi. bestieg den Thron. Der erste Pariser Friede machte dem ersten Befreiungskriege ein Ende. Frankreich wurde sehr milde behandelt. Es zahlte keine Kriegskosten und erhielt alle Länder, die es 1792 besessen hatte, dazu noch einige kleinere Gebiete. Preußen erstrebte vergeblich, Ersatz für die großen Opfer zu erlangen, die der Durchzug der französischen Truppen im Jahre 1812 verursacht hatte. Von den geraubten Kunstschätzen wurde nur der Siegeswagen herausgegeben, der seitdem wieder das Brandenburger Tor in Berlin schmückt. g) Der Wiener Kongreß. Nach dem ersten Pariser Frieden traten die Vertreter der europäischen Mächte, viele Fürsten, Feldherren und Staatsmänner in Wien zu einem Kongreß zusammen, um die verwirrten Verhältnisse in Europa zu ordnen. Die Verhandlungen dauerten über sieben Monate. Die bedeutendsten Minister Österreichs und Frankreichs zeichneten sich durch große Klugheit aus und wußten für ihre Länder viel Vorteil zu gewinnen. Preußen hatte im Kriege am meisten geleistet und die größten. Opser gebracht. Die andern Mächte gönnten ihm aber den Ruhm nicht und wollten es nicht zu mächtig werden lassen. Es erhielt von seinen früheren polnischen Besitzungen nur die Gebiete von Posen, Danzig und Thorn zurück; die übrigen fielen an Rußland. Außerdem mußte Preußen Ansbach und Bayreuth an Bayern und Ostfriesland an Hannover abtreten. Als Entschädigung bekam es den nördlichen Teil vom Königreich Sachsen und den größten Teil der jetzigen Rheinprovinz und Westfalens. Das Herzogtum Lauenburg tauschte es gegen Schwedisch-Vorpommern ein, so daß jetzt ganz Pommern zu Preußen gehörte. Durch die Abtretung der polnischen Landesteile war Preußen zwar wieder ein vorwiegend deutsches Land geworden; aber es hatte nun weit weniger Flächenraum als vor 1806. Dadurch, daß Hannover, Kurhessen und andre kleinere Staaten sich zwischen sein Gebiet schoben, zerfiel es fortan in zwei ungleiche Teile, was ihm für den Fall eines Krieges leicht Schaden bringen konnte. — Art die Stelle des Deutschen Reiches trat die Deutsche Bundesversammlung,

19. Geschichte für konfessionell gemischte Schulen - S. 112

1910 - Breslau : Hirt
112 Geschichte. I L) Nach Frankreich hinein [1814], Napoleon gelangte mit 70 000 Mann über den Rhein; denn Schwarzenberg hatte es versäumt, ihn tatkräftig zu verfolgen. Da man auf allen Seiten kriegsmüde war, wurden Friedensunterhandlungen eingeleitet. Napoleon stellte jedoch so hohe Forderungen, daß die Verbündeten beschlossen, den Kampf fortzusetzen. In der Neujahrsnacht zu 1814 überschritt Blücher mit seinem Heere bei Caub den Rhein und rückte gegen den Feind. Schwarzenberg drang mit der Hauptarmee durch die Schweiz, Bülow mit der Nordarmee durch Holland in Frankreich ein. Blücher hatte die Hauptarbeit zu leisten; denn Napoleon betrachtete ihn als seinen gefährlichsten Gegner. Als er sich mit Bülow vereinigt hatte, brachte er jedoch Napoleon eine schwere Niederlage bei. Kurz danach stieß auch Schwarzenberg zu Blüchers Heere, und der Marsch auf Paris begann. Vergebens versuchte es Napoleon, die Verbündeten dadurch aufzuhalten, daß er sich dem Rhein zuwandte. Paris wurde erobert, und am 31. März 1814 hielten die Verbündeten den feierlichen Einzug in die Stadt. Napoleon wurde abgesetzt und mit 400 Mann seiner Garde nach der Insel Elba (im Mittelmeere) verbannt. Ein Bruder des Hingerichteten Königs Ludwig Xvi. bestieg den Thron. Der erste Pariser Friede machte dem ersten Befreiungskriege ein Ende. Frankreich wurde sehr milde behandelt. Es zahlte keine Kriegskosten und erhielt alle Länder, die es 1792 besessen hatte, dazu noch einige kleinere Gebiete. Preußen erstrebte vergeblich, Ersatz für die großen Opfer zu erlangen, die der Durchzug der französischen Truppen im Jahre 1812 verursacht hatte. Von den geraubten Kunstschätzen wurde nur der Siegeswagen herausgegeben, der seitdem wieder das Brandenburger Tor in Berlin schmückt. g) Der Wiener Kongreß. Nach dem ersten Pariser Frieden traten die Vertreter der europäischen Mächte, viele Fürsten, Feldherren und Staatsmänner in Wien zu einem Kongreß zusammen, um die verwirrten Verhältnisse in Europa zu ordnen. Die Verhandlungen dauerten über sieben Monate. Die bedeutendsten Minister Österreichs und Frankreichs zeichneten sich durch große Klugheit aus und wußten für ihre Länder viel Vorteil zu gewinnen. Preußen hatte im Kriege am meisten geleistet und die größten Opfer gebracht. Die andern Mächte gönnten ihm aber den Ruhm nicht und wollten es nicht zu mächtig werden lassen. Es erhielt von seinen früheren polnischen Besitzungen nur die Gebiete von Posen, Danzig und Thorn zurück; die übrigen fielen an Rußland. Außerdem mußte Preußen Ansbach und Bayreuth an Bayern und Ostfriesland an Hannover abtreten. Als Entschädigung bekam es den nördlichen Teil vom Königreich Sachsen und den größten Teil der jetzigen Rheinprovinz und Westfalens. Das Herzogtum Lauenburg tauschte es gegen Schwedisch-Vorpommern ein, so daß jetzt ganz Pommern zu Preußen gehörte. Durch die Abtretung der polnischen Landesteile war Preußen zwar wieder ein vorwiegend deutsches Land geworden; aber es hatte nun weit weniger Flächenraum als vor 1806. Dadurch, daß Hannover, Kurhessen und andre kleinere Staaten sich zwischen sein Gebiet schoben, zerfiel es fortan in zwei ungleiche Teile, was ihm für den Fall eines Krieges leicht Schaden bringen tonnte. — An die Stelle des Deutschen Reiches trat die Deutsche Bundesversammlung,

20. Vom Westfälischen Frieden bis zur Gegenwart - S. 146

1910 - Paderborn : Schöningh
146 Tas Zeitalter der Franzos. Revolution, Napoleons u. der Befreiungskriege. in Italien das Land bis zum Po und Tessin, Venetien und die Lombardei, sowie den überwiegenden Einfluß in Parma, Modena und Lucca. Die Erwerbung der Donaufürstentümer aber fand Widerstand bei Rußland, die Grenze gegen Polen blieb die, die 1809 festgesetzt worden war. Belgien wurde mit Holland zu dem Königreiche der vereinigten Niederlande vereinigt; aber bereits bei der Revolution 1830 löste es sich wieder los. England sicherte sich wieder Malta sowie die Schutzherrschaft über die Jonischen Inseln, das Kapland und andere wertvolle Kolonien. Das Ergebnis des Kampfes gegen Napoleon war für Rußland die Erwerbung Polens als Königreich. Preußen trat außer dem südlichen Teile der Provinz Posen, Danzig und Thorn die bei der zweiten und dritten Teilung Polens erworbenen Gebiete wieder ab. Es erhielt den nördlichen Teil von Sachsen, die Gebiete, die es vor 1807 besessen hatte — mit Ausnahme von Ostfriesland, das mit Hannover vereinigt wurde —, schwedisch Vorpommern sowie den umfassenden Besitz am Rhein und in West--falen. Die Ansprüche aus Geldern konnte Preußen nicht gegen die Niederlande durchsetzen, und Ansbach und Bayreuth fielen an Bayern. Das Preußen nach dem Wiener Kongreß war 70000 qkm kleiner als das Preußen vor dem Tilsiter Frieden, aber es war doch mehr in Deutschland hineingewachsen, ganz besonders durch die Erwerbungen im Westen. In p oli tisch er Beziehung hat der Wiener Kongreß für Deutschland das geleistet, was er unter den bestehenden Umständen leisten konnte. Der Freiherr von Stein schlug eine Wiederherstellung Deutschlands vor mit Österreich an der Spitze. Diese aber war unmöglich; sie wäre auch ein Rückschritt in der Entwicklung Deutschlands gewesen. Preußen hatte bereits seit Friedrich dem Großen den Kampf um die Vorherrschaft in Deutschland begonnen und in den Befreiungskriegen erfolgreich weitergeführt. Es hatte sich bereits ein Recht erworben, die Führung Deutschlands zu übernehmen. Jedenfalls konnte es sich nicht dazu verstehen, in ein untergeordnetes Verhältnis zu Österreich zu treten. Dieser Anschauung gab auch Wilhelm von Humboldt, der preußische Gesandte auf dem Kongreß, in einer Denkschrift unumwunden Ausdruck, und Gneisenau sprach sich sogar lebhaft dafür aus, Österreich mit Rußlands Hilfe aus Deutschland zu verdrängen. Die Schaffung eines einigen deutschen Reiches wurde auch von nichtdeutschen Staaten keineswegs gewünscht, und so blieb nichts übrig, als aus dem ausgelösten Rheinbund unter Hinzufügung der deutschen Staaten Österreichs und Preußens den Deutschen Bund zu bilden. Die Bundesakte vom 6. Juni 1815 entsprach den Wünschen Metternichs, der ein