Ähnliche Ergebnisse
1907 -
Leipzig [u.a.]
: Teubner
- Autor: Lehmann, Richard, Schmeil, Otto, Franke, Max, Lorenz, Paul
- Auflagennummer (WdK): 3
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
- Konfession (WdK): Evangelisch-Lutherisch
Iv
Naturlehre.
85
fette (fette und flüchtige (Die; f. Iii, 5. 70 u. 83) finden sich hauptsächlich in Früchten
und Samen (Leispiele!). Die tierischen Fette sind fast alle fest (Ausnahme: Lebertran!).
Die festen Fette werden durch Ausschmelzen gewonnen (Talg), die Gle dagegen durch
Auspressen oder durch Auskochen mit Wasser. Alle Fette sind nämlich in Wasser unlöslich
und sammeln sich auf seiner Oberfläche an (warum?). — wir lösen Soda in Wasser
auf und gießen etwas Gl hinzu. Schütteln wir die Flüssigkeit, so wird sie milchig.
Vas Gl hat sich in viele, sehr kleine Tröpfchen verteilt und kann nun mit der ganzen
Mischung ausgegossen werden. Um unser Uochgeschirr von Fett zu reinigen, tun wir
daher Soda in das Abwaschwasser. Aus den Uleidern entfernen wir Fettflecke zumeist
durch Lenzin, das Fett auflöst. — Ganz reine Fette sind geruchlos; an der Luft
werden sie aber durch Aufnahme von Sauerstoff übelriechend, „ranzig". Leim ver-
brennen von Fetten bildet sich Leuchtgas (versuch!); sie bestehen also aus Uohlen-,
Sauer- und Wasserstoff. Da sich die Fette aber erst bei hoher Temperatur
(300 0) zersetzen, also viel heißer als Wasser werden können, benutzen wir sie im
haushalte, um Fleisch und andre Speisen zu braten. Dabei bleibt das Fleisch zu-
gleich schmackhaft. Legen wir nämlich Fleisch in heißes Fett, dann gerinnt das Eiweiß
der äußeren Schicht, so daß der wohlschmeckende Fleischsaft zurückgehalten wird, was
geschieht dagegen, wenn wir Fleisch mit kaltem Wasser „ansetzen"? — Die Fette
sind die wichtigsten „Lrennstoffe" des Uörpers (s. Iii, 5. 63). Darum genießen die
Bewohner kalter Länder fettreiche Speisen, und die Grönländer trinken sogar Tran.
wie wir wissen, werden die Fette als heiz- und Beleuchtungsstoffe ver-
wendet (Beispiele!). Einige Gle, z. B. das Leinöl, erhärten an der £uft; sie dienen
darum als Firnis zum Anstrich. Kneten wir Leinöl mit Kreide zusammen, so erhalten
wir den „Glaserkitt". Fette aller Art werden endlich auch zur
5. Seifenbereitung benutzt, a) 3n einer großen porzellanschale schmelzen wir Talg,
setzen Natronlauge (5. 76,2d) hinzu und kochen die Masse unter beständigem Umrühren, bis sie
Fäden zieht. Dann fügen wir Kochsalz bei, kochen die Mischung noch einige Zeit und lassen
sie erkalten. Dabei scheidet sich aus der wässerigen Lauge ein fester Körper ab: wir haben
Seife hergestellt. Ähnlich bereitet der Seifensieder die „Kern-" oder „Natronseife" im großen,
verwendet er Kalilauge, ohne Kochsalz hinzuzufügen, so erhält er die „Schmier-" oder „Kaliseise"
(Name?), die besonders zum Scheuern gebraucht wird.
b) wir wissen bereits, daß sich Seife in Wasser auflöst (5. 65,°). Dabei wird gleich-
zeitig Natron- oder Kalilauge frei. Diese verbindet sich beim waschen mit den aus dem
Körper oder in den Stössen vorhandenen Fetten zu löslicher Seife, die ebenso wie der an-
haftende Staub und Schmutz durch Wasser weggespült wird.
Xii. Von der Gärung.
I. Die geistige Gärung, a) Bleibt klarer, süßer ©bftfaft längere Zeit in
einem offenen Glase stehen, so sieht man Gasbläschen aufsteigen. Der Saft wirb
trübe und beginnt zu schäumen: er „gärt". Mit Hilfe des Mikroskopes erkennt man
darin unzählige Zellen des Hefepilzes (f. Iii, $.110). wenn die „Gärung" beendet
ist, schmeckt die Flüssigkeit nicht mehr süß, sondern branntweinartig.
b) Km diesen Vorgang zu verstehen, gießen wir eine dünne Zuckerlösung in
eine Gasentwicklungsflasche, setzen ein wenig Bierhefe zu, führen das gebogene
Glasrohr in Kalkwaffer und erwärmen die Flüssigkeit gelinde (auf etwa 20"). Da
das aus der schäumenden Lösung aufsteigende Gas das Kalkwasser trübt, haben wir
i;anale
Schulbr ¡schuftfl
Brau: ctv/veifl
Sohulbuchbibllotijrfl,
1909 -
Leipzig [u.a.]
: Teubner
- Autor: Lehmann, Richard, Franke, Max, Szymanski, Theodor, Lorenz, Paul, Schmeil, Otto
- Auflagennummer (WdK): 5
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
- Konfession (WdK): Römisch-Katholisch
Iv
Naturlehre.
85
4. Die Sette kommen gleichfalls im Pflanzen- wie im Tierreiche vor. Sie find
fest (Talg), halbweich (Lutter, Schmalz) oder flüssig (Öle). Die meist flüssigen Pflanzen-
fette (fette und flüchtige (Die; s. $. 70 u. 83) finden sich hauptsächlich in Früchten
und Samen (Beispiele!). Die tierischen Fette sind fast alle fest (Ausnahme: Lebertran!).
Die festen Fette werden durch Ausschmelzen gewonnen (Talg), die Öle dagegen durch
Auspressen oder durch Auskochen mit Wasser. Alle Fette sind nämlich in Wasser unlöslich
und sammeln sich auf seiner Oberfläche an (warum?). — wir läsen Soda in Wasser
auf und gießen etwas Öl hinzu. Schütteln wir die Flüssigkeit, so wird sie milchig.
Das Öl hat sich in viele, sehr kleine Tröpfchen verteilt und kann nun mit der ganzen
Mischung ausgegossen werden. Um unser Kochgeschirr von Fett zu reinigen, tun wir
daher Soda in das Abwaschwasser. Aus den Kleidern entfernen wir Fettflecke zumeist
durch Benzin, das Fett auflöst. — Ganz reine Fette sind geruchlos; an der Luft
werden sie aber durch Ausnahme von Sauerstoff übelriechend, „ranzig". Beim ver-
brennen von Fetten bildet sich Leuchtgas (versuch!); sie bestehen also aus Kohlen-,
Sauer- und Wasserstoff. Da sich die Fette aber erst bei hoher Temperatur
(300 0) zersetzen, also viel heißer als Wasser werden können, benutzen wir sie im
haushalte, um Fleisch und andere Speisen zu braten. Dabei bleibt das Fleisch
zugleich schmackhaft. Legen wir nämlich Fleisch in heißes Fett, dann gerinnt das
Eiweiß der äußeren Schicht, so daß der wohlschmeckende Fleischsaft zurückgehalten wird.—
Die Fette sind die wichtigsten „Brennstoffe" des Körpers (s. Ili, S. 63). Darum ge-
nießen die Bewohner kalter Länder fettreiche Speisen, und die Grönländer trinken
sogar Tran.
wie wir wissen, werden die Fette als heiz- und Beleuchtungsstoffe ver-
wendet (Beispiele!). Einige Öle, z. V. das Leinöl, erhärten an der Luft; sie dienen
darum als Firnis zum Anstrich. Kneten wir Leinöl mit Kreide zusammen, so erhalten
wir den „Glaserkitt". Fette aller Art werden endlich auch zur
5. Seifenbereitung benutzt, a) 3n einer großen porzellanschale schmelzen wir Talg,
setzen Natronlauge (5. 76,2d) hinzu und kochen die Niasse unter beständigem Umrühren, bis sie
Fäden zieht. Dann fügen wir Kochsalz bei, kochen die Nlischung noch einige Zeit und lassen
sie erkalten. Dabei scheidet sich aus der wässerigen Lauge ein fester Körper ab: wir haben
Seife hergestellt. Ähnlich bereitet der Seifensieder die „Kern-" oder „Natronseife" im großen,
verwendet er Kalilauge, ohne Kochsalz hinzuzufügen, so erhält er die „Schmier-" oder „Kaliseife"
(Name?), die besonders zum Scheuern gebraucht wird.
b) Wir wissen bereits, daß sich Seife in Wasser auflöst (S. 65 c). Dabei wird gleich-
zeitig Natron- oder Kalilauge frei. Diese verbindet sich beim Waschen mit den auf dem
Körper oder in den Stoffen vorhandenen Fetten zu löslicher Seife, die ebenso wie der an-
haftende Staub und Schmutz durch Wasser weggespült wird.
Xiii. Von einigen Nahrungs- und Genußmitleln.
Die Nährstoffe nehmen wir in den Nahrungsmitteln (Name?) auf, aus denen
unsere Speisen bereitet werden. Die wichtigsten Nahrungsmittel aus dem Tierreiche sind
Milch, Eier und Fleisch. Das Pflanzenreich liefert uns unter anderem Mehl, Hülsen-
früchte, Kartoffeln, Gemüse, Pilze, Obst usw.
I. Die Milch schmeckt süß, denn sie enthält Milchzucker (S. 83). Lassen wir
süße Milch längere Zeit stehen, dann wird sie sauer. Infolge der durch Spaltpilze er-
(»eorg-e, kprt-f^rft,*
fijr internationale
Schuibucj-.f.-,.. ,
ĻWiibucho(oi,G#*wk
1918 -
Bielefeld [u.a.]
: Velhagen & Klasing
- Autor: Kahnmeyer, Ludwig, Schulze, Hermann
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 281
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Inhalt Raum/Thema: Weltkrieg
- Inhalt: Zeit: 1914-1918
- Konfession (WdK): Evangelisch-Lutherisch
Iv
80
Man löst etwas Soda in Wasser auf, gießt die Mischung zu der Milch und
bringt sie unter stetem Umrühren zum Sieden. Sie schmeckt dann wieder so
gut wie vorher. Auch die harten Fasern der Hülsen- und Gemüsefrüchte, z. B.
der Kohlarten, der Bohnen usw. macht ein Zusatz von Soda weich. Ferner be-
nutzt man Soda zur Herstellung der Seise (S. 80) und des Glases (S. 76).
e) Brausepulver besteht aus vier Teilen doppeltkohlensauerm Natron, drei
Teilen Weiusteinsäure und sieben Teilen Zucker. Woher der Name Brausepulver?
Im Wasser lösen sich nämlich die Weiusteinsäure, das doppeltkohlensaure Natron
und der Zucker auf, und die Weiusteinsäure vertreibt die Kohlensäure, die unter
Brausen entweicht. — Glaubersalz ist schwefelsaures Natron. Der Name stammt
von dem Arzte Glauber, der es entdeckt hat.
Ix. Pottasche, Kalium, Seife, Salpeter, Salpetersäure.
42. Pottasche und Pottaschenmetall (Kalium), a) Pottasche wird zum
Waschen benutzt, indem man schmutzige Wäsche in Wasser mit Pottasche, früher
auch in Lauge von Buchenholz, kocht. Sie wird u. a. aus Holzasche gewonnen.
Schütte etwas Holzasche in einen Spitzbeutel, gieße Wasser aus die Asche und halte
eine Schale unter den Beutel! Es sickert eine graue Flüssigkeit in die Schale.
Das ist Lauge. In ihr sind Teile der Asche enthalten, die das Wasser aufgelöst
hat. Wird die Lauge eingedampft, so läßt sie eine graue Masse zurück, d. i.
Pottasche. Im großen wird die Pottasche in holzreichen Gegenden in Pottasche-
siedereien, jetzt meist in Zuckerfabriken aus den Rückständen der Nübenlauge ge-
wonnen. Um die graue Masse zu reinigen, glüht man sie dort in eisernen
Töpfen, Pötten genannt, daher der Name Pottasche.
d) Pottasche ist ein Salz. (S. 64.) Gieße etwas Essig oder Schwefelsäure
auf Pottasche! Sie braust auf, ein Zeichen, daß Kohlensäure entweicht. Ent-
zieht man der Pottasche (durch gebrannten Kalk!) die Kohlensäure, so bleibt
Kaliumoxyd (S. 78) = Kali zurück. Das Ätzkali ätzt stärker als Natron. Entzieht
man weiter dem Kaliumoxyd (durch Kohle in der Glühhitze!) den Sauerstoff, so
bleibt Kalium (Pottaschenmetall); dieses ist dem Natrium ähnlich; wirkt aber noch
stärker. Auch Pottasche ätzt stärker als Soda.
43. Seise. Man unterscheidet harte Seife (Kernseife) und weiche Seife
(Schmierseife). Die Keruseife wird aus Fett (Talg oder £4) und Ätznatron, die
Schmierseife aus Fett und Ätzkali hergestellt. Koche etwas Ätznatron, Rizinusöl
und Wasser! Setze, wenn das £l verschwunden ist, etwas Kochsalz hinzu! Bald
bildet sich ein fester Körper auf der Flüssigkeit: es ist Seife. Ähnlich bereitet
auch der Seifeusieder seine Seife. Will er z. B. Kernseife kochen, so löst er
Ätznatron in einem Kessel in Wasser und stellt so Natronlauge her. Dann tut
er Fett dazu, läßt die Masse eine Zeitlang kochen und gießt noch etwas kaltes
Wasser hinzu. Dadurch entsteht eine dicke, schaumige, fast gallertartige Masse, der
Seifenleim. Diesem setzt er etwas Kochsalz zu, und nun scheidet sich aus dem
Seisenleime die harte Seife ab, die oben auf der Flüssigkeit schwimmt. —
Nimmt der Seifensieder statt des Ätznatrons Ätzkali, so erstarrt der Seifenleim
bei der Abkühlung zu Schmierseife. — Durch einen Zusatz von Kochsalz ver-
wandelt sich auch die Schmierseife in Kernseife. Beim Waschen wird ein Teil
1912 -
Bielefeld [u.a.]
: Velhagen & Klasing
- Autor: Baade, Friedrich, Borchers, Emil, Gieseler, Albert, Schulze, Hermann, Liekefett, Franz, Kahnmeyer, Ludwig
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
- Konfession (WdK): Römisch-Katholisch
372
c) Wirf Soda in heißes Wasser! Sie löst sich darin auf. Wasche den Fett-
fleck eines Zeugstückes mit solchem Wasser aus! Die Soda löst das Fett auf, und
der Schmutz, den das Fett festhält, laßt sich dann leicht entfernen. Soda wird
daher beim Waschen gebraucht. Zu viel Soda wirkt jedoch auf die Wäsche nachteilig.
Sie wird davon mit der Zeit mürbe und grau. Auch zum Reinigen des Fußbodens,
der Türen usw. verwendet man Soda. Die schwarzen Schalen der Tischmesser und
Gabeln werden jedoch grau, wenn sie häufig mit Soda abgewaschen werden.
26. Seite. Wird Soda mit gebranntem Kalk erhitzt, so entsteht Ätznatron
oder Seifenstein. Dieser wird zur Herstellung von Seife benutzt. Man unter-
scheidet harte Seife (Kernseife) und weiche Seife (Schmierseife). Koche etwas
Ätznatron, Talg und Wasser! Setze, wenn das Fett verschwunden ist, etwas
Kochsalz hinzu! Bald bildet sich ein fester Körper auf der Flüssigkeit: es ist
Seife. Ähnlich bereitet auch der Seifensieder seine Seife. Will er z. B. Kern-
seife kochen, so löst er Ätznatron in einem Kessel in Wasser. Dann tut er Fett
dazu, läßt die Masse eine Zeitlang kochen und gießt noch etwas kaltes Wasser
hinzu. Dadurch entsteht eine dicke, schaumige, fast gallertartige Masse, der Seifen-
leim. Diesem setzt er etwas Kochsalz zu, und nun scheidet sich aus dem Seifen-
leim die harte Seife ab, die oben auf der Flüssigkeit schwimmt. — Nimmt der
Seifensieder statt des Ätznatrons Ätzkali, so erstarrt der Seifenleim bei der Ab-
kühlung zu Schmierseife. — Beim Waschen wird ein Teil des Ätznatrons oder
Ätzkalis frei und löst in dem Zeuge das Fett auf, das den Schmutz zurückhält
und so die Fettflecke bildet. Sobald aber das Fett aufgelöst ist, läßt sich der
Schmutz leicht durch Reiben usw. entfernen. — In hartem, kalkhaltigem Wasser,
wie z. B. Brunnenwasser, schäumt die Seife nicht. Sie löst sich nämlich darin
nicht auf, da sich das Fett mit dem Kalke zu einer unlöslichen Masse (Kalkseife)
verbindet. Deshalb benutzt man zum Waschen gern Regen- oder Flußwasser.
Vii. tzuarz und Glasfabrihation.
27. Der Kieselstein. Der Kieselstein findet sich häufig im Bache. Suche
verschiedene Kieselsteine und vergleiche ihre Färbung! Sie sehen wasserhell, gelb-
lich, rötlich, braun, grau usw. ans. Versuche, einen Kieselstein mit dem Messer
zu ritzen! Es geht nicht, er ist zu hart dazu. Zerschlage ihn und ritze mit den
Ecken oder Splittern in Glas! Er ist so hart, daß man Glas damit ritzen kann.
— Dem Stoffe, aus dem er der Hauptsache nach besteht, hat er den Namen
Kiesel gegeben. Dieser Stoff findet sich in der Natur nie frei, sondern nur in
Verbindung mit Sauerstoff. In diesem Zustande heißt er Kieselsäure oder Kiesel-
erde. Aus ihr hauptsächlich bestehen die Quarzsteine. — Betrachte die Gestalt
eines gewöhnlichen Kieselsteins! Er ist rund. Ursprünglich war er eckig. Ehe
er in den Bach gelangte, bildete er den Bestandteil eines Felsens im Gebirge.
Der Felsen verwitterte. Der Kieselstein fiel herab. Ein Regenguß spülte ihn
dann weiter ins Tal, und so rollte er in den Bach. Hier ward er nun hin und
her gestoßen. Dadurch schliffen sich allmählich seine Ecken ab, und so ward er
ein runder, glatter Kieselstein.
28. Feuerstein. Schlage mit einem Stahle gegen einen Feuerstein! Es
entstehen Funken. Daher der Name. Der glühende Funke ist ein Splitterchen
Stahl, das durch das Anschlagen an die scharfe Kante des Steins abgesprungen
1916 -
Bühl (Baden)
: Konkordia-Verl.
- Autor: Mattes, Friedrich Wilhelm, Hüffner, Jakob
- Hrsg.: Jungmann, Ludwig, Kipphan, K., Eisinger, K., Reinfurth, Thomas
- Auflagennummer (WdK): 15
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
620
Durch einen roten Lackmusstreifen erkennen wir, daß die erhaltene Flüssigkeit eine
Lauge ist. Es ist Kalilauge. Unsere Landpflanzen, vornehmlich die Laubbäume,
enthalten ziemlich viel Kalium, das beim Verbrennen in der Asche zurückbleibt.
Auf diese Weise haben früher die Hausfrauen und die Seifensieder ihre Laugen
gewonnen. Denn Kali- oder Natronlauge sind unentbehrlich bei der Seisenbereitung.
Versuch. Lu einem kleinen Kochgeschirr kochen wir Fett oder Öl mit
Kalilauge. Nach einiger Zeit lagert sich am Boden eine Flüssigkeit ab, die
süßlich schmeckt. Obenauf schwimmt eine zähe Masse. Der süße Stoff heißt
Glyzerin (Ölsüß), die zähe Masse ist Kaliseife, bekannt als Schmierseife.
Alle Fette bestehen aus einer Fettsäure und Glyzerin. Die Kalilauge
verdrängt das Glyzerin und bildet mit der Fettsäure die Seife. Hätten wir
statt der Kalilauge Natronlauge genommen, so hätten wir Natronseife, d. i.
feste Kernseife erhalten. Der Seifensieder gibt der Schmierseife Kochsalz bei
(er „salzt" die Seife). Dadurch verwandelt sich die weiche Kaliseife in feste
Natronseife, die in die bekannten prismatischen Stücke geschnitten wird, während
die Schmierseife in Fässern in Handel kommt. Schmierseife löst den Schmutz,
namentlich auch Fettflecken, besser auf. Der Kernseife werden oft wohlriechende
Stoffe beigemengt, wodurch die Gesichtsseifen entstehen. Zur Seifenbereitung
werden billige Fette benutzt, namentlich das billige Öl der Ölpalme aus den Tropen.
144. Sodabereitung. Neben der Seife ist auch die Soda ein vorzügliches
Reinigungsmittel, das die Hausfrau verschiedentlich anwendet.
Versuche. 1. Wir erhitzen Soda in einer Proberöhre: Es entweicht
viel Wasser. Ein weißes Pulver bleibt zurück. 2. Wir übergießen das Pulver
mit Wasser: Es bilden sich wieder Sodakristalle.
Früher wurde die Soda aus Meerestangen gewonnen, wie sie an der
Westküste Frankreichs nnb Portugals durch die Meeresströmung angeschwemmt
werden. Die Seepflanzen sind Natronpflanzen, während die Landpflanzen Kcüi-
pflanzen sind. Zur Zeit der französischen Revolution erfand ein Franzose die
künstliche Herstellung der Soda aus Kochsalz, Schwefelsäure, kohlensaurem
Kalk und Kohle. Diese Stoffe werden in einem Behälter erhitzt. Die Soda
kristallisiert aus, wird durch Wasser gelöst nnb aus dem Behälter entfernt. Bei
diesem chemischen Prozeß wird auch die Salzsäure gewonnen. (Seite 594).
Zum Versand kommt der Frachtkosten wegen nur die vom Wasser dtirch
Glühen befreite Soda. Das französische Verfahren ist durch das englische nahezu
verdrängt: Aus Ammoniak, Kohlensäure und Kochsalz wird heutzutage, namentlich
in Deutschland, die meiste Soda gewonnen.
Zum Nachdenken und Üben. 1. Wie inirb der Holzstoff gewonnen, wie die Cellulose?
2. Betrachte gewöhnliches Papier, namentlich Fließpapier, unter der Lupe und beachte die
Verfilzung der feinen Leiiren- oder Holzfasern! 3. Fließpapier wird ungeleimtes, Schreibpapier
geleimtes Papier genannt. Wie verhalten sich beide gegenüber der Tinte? Warum muß Schreib-
papier geleimt fein? 4. Fn den Papierfabriken, die aus Lumpen Papier bereiten, riecht es oft
sehr stark nach Chlor. Warum wohl? 5. Warum werden dem Holzstoff Kalk, Gips, auch
manchmal Farbstoffe beigemengt? 6. Entzünde eine Zeitung und gib an, warum sie verbrennt?
7. Erhitze Fett in einer Proberöhre mit Stopfen und Knieröhrchen und entzünde das aus-
strömende Gas! Halte in die Flamme eine Glasplatte und gib mis deinen Beobachtungen an,
welche Grundstoffe im Fett sich nachweisen lassen! 8. Stelle zu Hause aus Holzasche Kali-
lauge dar! 9. Koche eüvas Fett oder Öl mit Kalilauge in einem alten Gefäße! Beobachte-
jeweils scharf die Vorgänge! 10. Warum „salzt" der Seifensieder die Schmierseife ? 11. Worin
liegt die große Bedeutung der Seife? Warum kann der Seifenverbrauch als ein Gradmesser
der Kultur für ein Volk angesehen werden? 12. Bringe Seife in Kalkwasser und überlege
1911 -
Bielefeld [u.a.]
: Velhagen & Klasing
- Autor: Medrow, P., Kahnmeyer, Ludwig, Gieseler, Albert, Schulze, Hermann, Borchers, Emil, Baade, Friedrich
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
77
Iv
man der Pottasche (durch gebrannten Kalk!) die Kohlensäure, so bleibt Kaliumoxyd
(S. 60) — Kali zurück. Entzieht man weiter dem Kaliumoxyd (durch Kohle in
der Glühhitze!) den Sauerstoff, so bleibt Kalium (Pottaschenmetall).
43. Kalium ist ein Leichtmetall. (S. 74.) Schneide es durch! Es glänzt wie
Silber. An der Luft aber überzieht es sich bald wieder mit einer weißen Schicht, indem
es sich mit Sauerstoff verbindet. Wirf ein Stückchen Kalium in ein Glas Wasser! (Vor-
sicht!) Es schwimmt zischend umher, eine violette Flamme zeigt sich. Das Kalium ver-
schwindet allmählich, gewöhnlich unter einer kleinen Explosion, weshalb man das Glas
zur Vorsicht mit einer Glasplatte bedecken muß; es verbindet sich nämlich mit dem
Sauerstoffe des Wassers zu Kaliumoxyd und entzündet den freigewordenen Wasserstoff.
Dampft man die Flüssigkeit ein, so bleibt eine weiße, feste Masse zurück, die ätzend
wirkt und Ätzkali (Kaliumoxyd mit etwas Wasser) heißt. Es wird im großen aus Pott-
asche hergestellt.
44. Seife. Man unterscheidet harte Seife (Kernseife) und weiche Seife
(Schmierseife). Die Kernseife wird aus Fett (Talg oder Öl) und Ätznatron, die
Schmierseife aus Fett und Ätzkali hergestellt. Koche etwas Ätznatron, Rizinusöl
und Wasser! Setze, wenn das Ol verschwunden ist, etwas Kochsalz hinzu! Bald
bildet sich ein fester Körper auf der Flüssigkeit: es ist Seife. Ähnlich bereitet auch
der Seifensieder seine Seife. Will er z. B. Kernseife kochen, so löst er Ätznatron
in einem Kessel in Wasser und stellt so Natronlauge her. Dann tut er Fett
dazu, läßt die Masse eine Zeitlang kochen und gießt noch etwas kaltes Wasser
hinzu. Dadurch entsteht eine dicke, schaumige, fast gallertartige Masse, der Seifen-
leim. Diesem setzt er etwas Kochsalz zu, und nun scheidet sich aus dem Seifen-
leime die harte Seife ab, die oben auf der Flüssigkeit schwimmt. — Nimmt der
Seifensieder statt des Ätznatrons Ätzkali, so erstarrt der Seifenleim bei der Ab-
kühlung zu Schmierseife. — Durch einen Zusatz von Kochsalz verwandelt sich auch
die Schmierseife in Kernseife. Beim Waschen wird ein Teil des Ätznatrons oder
Ätzkalis frei und löst in dem Zeuge das Fett auf, das den Schmutz zurückhält und
so die Fettflecke bildet. Sobald aber das Fett aufgelöst ist, läßt sich der Schmutz
leicht durch Reiben usw. entfernen. — In hartem, kalkhaltigem Wasser, wie z. B.
Brunnenwasser, schäumt die Seife nicht. Sie löst sich nämlich darin nicht auf, da.
sich das Fett mit dem Kalke zu einer unlöslichen Masse (Kalkseife) verbindet. Des-
halb benutzt man zum Waschen gern Regen- oder Flußwasser. (S. 59.)
45. Salpeter, a.) Mauersalpeter. An den Wänden mancher Pferde- und-
Kuhställe finden wir öfter salzartige Auswitterungen, die die Wand wie Reif bedecken.
Diese Auswitterungen bestehen größtenteils aus Salpeter. Wie entsteht er? Wo
stickstoffhaltige Pflanzen- und Tierstoffe verwesen, wird Stickstoff frei. So auch
hier im Stalle. In dem Augenblicke, wo der Stickstoff frei wird, verbindet er sich
mit Wasserstoff zu Ammoniak (S. 62), und dieser wird allmählich durch den Sauer-
stoff zu Salpetersäure. Die Salpetersäure verbindet sich weiter mit dem Kalke an
den Wänden zu Mauersalpeter oder salpetersauerm Kalke. Dieser schadet besonders
dadurch, daß durch ihn der Mörtel zerstört wird.
5) Kalisalpeter. In ähnlicher Weise wie der Mauersalpeter entsteht auch
der Kalisalpeter (echter Salpeter), nur daß an Stelle des Kalkes Kali tritt, das
sich vielfach in der Erde findet. Der Kalisalpeter wittert besonders in südlichen
Ländern aus, namentlich in Ostindien (daher auch indischer Salpeter genannt),
Ungarn, Spanien usw. Dort „blüht" er ost aus Höhlen, Kalksteinfelsen und dem
/
1918 -
Bielefeld [u.a.]
: Velhagen & Klasing
- Autor: Schulze, Hermann, Kahnmeyer, Ludwig
- Auflagennummer (WdK): 13
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Realienbuch
- Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
- Inhalt Raum/Thema: Weltkrieg
- Inhalt: Zeit: 1914-1918
- Geschlecht (WdK): koedukativ
- Konfession (WdK): offen für alle
377
24. Seife. Wird Soda mit gebranntem Kalk erhitzt, so entsteht Ätznatron
oder Seifenstein. Dieser wird zur Herstellung bou Seife benutzt. Man unter-
scheidet harte Seife (Kernseife) und weiche Seife (Schmierseife). Koche etwas
Ätznatron, Talg und Wasser! Setze, wenn das Fett verschwunden ist, etwas
Kochsalz hinzu! Nach einiger Zeit bildet sich ein fester Körper auf der Flüssigkeit:
es ist Seife. Ähnlich bereitet auch der Seifensieder seine Seife. Will er z. B. Kern-
seife kochen, so löst er Ätznatron in einem Kessel in Wasser. Dann fügt er Fett
dazu, läßt die Masse eine Zeitlang kochen und gießt noch etwas kaltes Wasser
hinzu. Dadurch entsteht eine dicke, schaumige, fast gallertartige Masse, der Seifen-
leim. Diesem setzt er etwas Kochsalz zu, und nun scheidet sich aus dem Seifen-
leime die harte Seife ab, die oben auf der Flüssigkeit schwimmt. — Nimmt
der Seifensieder statt des Ätznatrons Ätzkali, so erstarrt der Seifenleim bei der
Abkühlung zu Schmierseife. — Beim Waschen wird ein Teil des Ätznatrons oder
Ätzkalis frei und löst in dem Zeuge das Fett auf, das den Schmutz zurückhält
und so die Fettflecke bildet. Sobald aber das Fett aufgelöst ist, läßt sich der
Schmutz leicht durch Reiben usw. entfernen. — In hartem, kalkhaltigem Wasser,
wie z. B. Brunnenwasser, schäumt die Seife nicht. Sie löst sich nämlich darin
nicht auf, da sich das Fett mit dem Kalke zu einer unlöslichen Masse (Kalkseife)
verbindet. Deshalb benutzt man zum Waschen gern Regen- oder Flußwasser.
Vii. tzuar? unä Glaskabrikalion.
25. Ter Kieselstein. Der Kieselstein findet sich häufig im Bache. Suche
verschiedene Kieselsteine und vergleiche ihre Färbung! Sie sehen wasserhell,
gelblich, rötlich, braun, grau usw. aus. Versuche, einen Kieselstein mit dem
Messer zu ritzen! Es geht nicht, er ist zu hart dazu. Zerschlage ihn und ritze
mit den Ecken oder Splittern in Glas! Er ist so hart, daß man Glas damit
ritzen kann. — Dem Stoffe, aus dem er der Hauptsache nach besteht, hat er
den Namen Kiesel gegeben. Dieser Stoff findet sich in der Natur nie frei,
sondern nur in Verbindung mit Sauerstoff. In diesem Zustande heißt er
Kieselsäure oder Kieselerde. Aus ihr hauptsächlich bestehen die Quarzsteine. —
Betrachte die Gestalt eines gewöhnlichen Kieselsteins! Er ist rund. Ursprünglich
war er eckig. Ehe er in den Bach gelangte, bildete er den Bestandteil eines
Felsens im Gebirge. Der Felsen verwitterte. Der Kieselstein fiel herab. Ein
Regenguß spülte ihn dann weiter ins Tal, und so rollte er in den Bach. Hier
ward er nun hin und her gestoßen. Dadurch schlissen sich allmählich seine Ecken
ab, und so ward er ein runder, glatter Kieselstein.
26. Feuerstein. Schlage mit einem Stahle gegen einen Feuerstein! Es ent-
stehen Funken. Daher der Name. Der glühende Funke ist ein Splitterchen
Stahl, das durch das Anschlagen an die scharfe Kante des Steins abgesprungen
und durch die gewaltige Reibung zum Glühen gebracht ist. Schlägt man wieder-
holt Feuer über einem Bogen Papier, so kann man die Stahlstückchen darauf
sammeln. Der Feuerstein ist also härter als Stahl. Er besteht der Hauptsache
nach aus Kiesel. Häufig ist er außen mit einer weißgrauen Verwitterungskruste
umgeben. Beim Zerschlagen spaltet er leicht in scharfkantige Stücke. In der
Steinzeit machte man aus ihm Messer, Äxte usw.
1904 -
Bielefeld [u.a.]
: Velhagen & Klasing
- Autor: Kahnmeyer, Ludwig, Schulze, Hermann
- Auflagennummer (WdK): 61
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Schülerbuch
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
Iv
76
etwas Holzasche in einen Spitzbeutel, gieße Wasser auf die Asche und halte eine
Schale unter den Beutel! Es sickert eine graue Flüssigkeit in die Schale. Das
ist Lauge. In ihr sind Teile der Asche enthalten, die das Wasser aufgelöst hat.
Wird die Lauge eingedampft, so laßt sie eine graue Masse zurück, d. i. Pottasche.
Im großen wird die Pottasche in holzreichen Gegenden in Pottaschesiedereien ge-
wonnen. Um die graue Masse zu reinigen, glüht man sie dort in eisernen
Töpfen, „Pötten" genannt, daher der Name Pottasche.
d. Pottasche ist ein Salz. (S. 55.) Gieße etwas Essig oder Schwefelsäure
auf Pottasche! Sie braust auf, eiu Zeichen, daß Kohlensäure eutweicht. Entzieht
man der Pottasche (durch gebrannten Kalk!) die Kohlensäure, so bleibt Kalium-
oxyd (S. 57) — Kali zurück. Entzieht man weiter dem Kaliumoxyd (durch Kohle
in der Glühhitze!) den Sauerstoff, so bleibt Kalium (Pottaschenmetall).
48. Kalium ist ein Leichtmetall. (S. 73.) Schneide es durch! Es glänzt wie
Silber. An der Luft aber überzieht es sich bald wieder mit einer Weißen Schicht,
indem es sich mit Sauerstoff verbindet. Wirf ein Stückchen Kalium in ein Glas
Wasser! (Vorsicht!) Es schwimmt zischend umher, eine violette Flamme zeigt sich.
Das Kalium verschwindet allmählich (gewöhnlich unter einer kleinen Explosion, wes-
halb man das Glas zur Vorsicht mit einer Glasplatte bedecken muß); es verbindet
sich nämlich mit dem Sauerstoffe des Wassers zu Kaliumoxyd uní) entzündet den
frei gewordenen Wasserstoff. Dampft man die Flüssigkeit ein, so bleibt eine weiße,
feste Masse zurück, die ätzend wirkt und Ätz kalt (Kaliumoxyd mit etwas Wasser)
heißt. (Wird im großen aus Pottasche hergestellt.)
49. Seife. Man unterscheidet harte Seife (Kernseife) und weiche Seife
(Schmierseife). Die Kernseife wird aus Fett (Talg oder Öl) und Ätznatron, die
Schmierseife aus Fett und Ätzkali hergestellt. Koche etwas Ätznatron, Riziuilsöt
und Wasser! Setze, wenn das Öl verschwunden ist, etwas Kochsalz hinzu! Bald
bildet sich ein fester Körper auf der Flüssigkeit: es ist Seife. Ähnlich bereitet
auch der Seifensieder seine Seife. Will er z. B. Kernseife kochen, so löst er Ätz-
natron in einem Kessel in Wasser und stellt so Natronlauge her. Daun tut er
Fett dazu, läßt die Masse eine Zeitlang kochen und gießt noch etwas kaltes Wasser
hinzu. Dadurch entsteht eine dicke, schaumige, fast gallertartige Masse, der Seifen-
leim. Diesem setzt er etwas Kochsalz zu, und nun scheidet sich aus dem Seifen-
leime die harte Seife ab, die oben auf der Flüssigkeit schwimmt. — Nimmt der
Seifensieder statt des Ätznatrons Ätzkali, so erstarrt der Seifenleim bei der Ab-
kühlung zu Schmierseife. — Durch einen Zusatz von Kochsalz verwandelt sich
auch die Schmierseife in Kernseife. Beim Waschen wird ein Teil des Ätznatrons
oder Ätzkalis frei und löst in dem Zeuge das Fett auf, das den Schmutz zurück-
hält und so die Fettflecke bildet. Sobald aber das Fett aufgelöst ist, läßt sich der
Schmutz leicht durch Reiben u. s. w. entfernen. — In hartem (kalkhaltigem) Wasser,
wie z. B. Brunnenwasser, schäumt die Seife nicht. Sie löst sich nämlich darin
nicht auf, da sich das Fett mit dem Kalke zu einer unlöslichen Masse (Kalkseife) ver-
bindet. Deshalb benutzt man zum Waschen gern Regen- oder Flußwasser. (S. 55.)
50. Salpeter, a. Mauersalpeter. An den Wänden mancher Pferde-
und Kuhställe sinden wir öfter salzartige Auswitterungen, die die Wand wie Reif
bedecken. Diese Auswitterungen bestehen größtenteils aus Salpeter. Wie entsteht
er? Wo stickstoffhaltige Pflanzen- und Tierstoffe verwesen, wird Stickstoff frei.
So auch hier im Stalle. In dem Augenblicke, wo der Stickstoff frei wird, ver-
bindet er sich mit Wasserstoff zu Ammoniak (S. 58), und dieser wird allmählich
durch den Sauerstoff zu Salpetersäure. Die Salpetersäure verbindet sich weitex
1908 -
Bielefeld [u.a.]
: Velhagen & Klasing
- Autor: Kahnmeyer, Ludwig, Baade, Friedrich, Borchers, Emil, Gieseler, Albert
- Auflagennummer (WdK): 86
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
- Geschlecht (WdK): koedukativ
- Konfession (WdK): Konfessionell gemischt
77
Iv
man der Pottasche (durch gebrannten Kalk!) die Kohlensäure, so bleibt Kaliumoxyd
(S. 60) — Kali zurück. Entzieht man weiter dem Kaliumoxyd (durch Kohle in
der Glühhitze!) den Sauerstoff, so bleibt Kalium (Pottascheumetall).
43. Kalium ist ein Leichtmetall. (S. 74.) Schneide es durch! Es glänzt wie
Silber. An der Luft aber überzieht es sich bald wieder mit einer weißen Schicht, indem
es sich mit Sauerstoff verbindet. Wirf ein Stückchen Kalium in ein Glas Wasser! (Vor-
sicht!) Es schwimmt zischend umher, eine violette Flamme zeigt sich. Das Kaliuin ver-
schwindet allmählich, gewöhnlich unter einer kleinen Explosion, weshalb man das Glas
zur Vorsicht mit einer Glasplatte bedecken muß; es verbindet sich nämlich mit den:
Sauerstoffe des Wassers zu Kaliumoxyd und entzündet den freigewordenen Wasserstoff.
Dampft man die Flüssigkeit ein, so bleibt eine weiße, feste Masse zurück, die ätzend
wirkt und Ätzkali (Kaliumoxyd mit etwas Wasser) heißt. Es wird im großen aus Pott-
asche hergestellt.
44. Seife. Man unterscheidet harte Seife (Kernseife) und weiche Seife
(Schmierseife). Die Kernseife wird aus Fett (Talg oder Öl) und Ätznatron, die
Schmierseife aus Fett und Ätzkali hergestellt. Koche etwas Ätznatron, Rizinusöl
und Waffer! Setze, wenn das Öl verschwunden ist, etwas Kochsalz hinzu! Bald
bildet sich ein fester Körper auf der Flüssigkeit: es ist Seife. Ähnlich bereitet auch
der Seifensieder seine Seife. Will er z. B. Kernseife kochen, so löst er Ätznatron
in einem Kessel in Wasser und stellt so Natronlauge her. Dann tut er Fett
dazu, läßt die Masse eine Zeitlang kochen und gießt noch etwas kaltes Wasser
hinzu. Dadurch entsteht eine dicke, schaumige, fast gallertartige Masse, der Seifen-
leim. Diesem setzt er etwas Kochsalz zu, und nun scheidet sich aus dem Seifen-
leime die harte Seife ab, die oben ans der Flüssigkeit schwimmt. — Nimmt der
Seifensieder statt des Ätznatrons Ätzkali, so erstarrt der Seifenleim bei der Ab-
kühlung zu Schmierseife. — Durch einen Zusatz von Kochsalz verwandelt sich auch
die Schmierseife in Kernseife. Beim Waschen wird ein Teil des Ätznatrons oder
Ätzkalis frei und löst in dem Zeuge das Fett auf, das den Schmutz zurückhält und
so die Fettflecke bildet. Sobald aber das Fett aufgelöst ist, läßt sich der Schmutz
leicht durch Reiben usw. entfernen. — In hartem, kalkhaltigem Wasser, wie z. B.
Brunnenwasser, schäumt die Seife nicht. Sie löst sich nämlich darin nicht auf, da
sich das Fett mit dem Kalke zu einer unlöslichen Masse (Kalkseife) verbindet. Des-
halb benutzt man zum Waschen gern Regen- oder Flußwasser. (S. 59.)
45. Salpeter, a) Mauersalpeter. An den Wänden mancher Pferde- und
Kuhställe finden wir öfter salzartige Auswitterungen, die die Wand wie Reif bedecken.
Diese Auswitterungen bestehen größtenteils aus Salpeter. Wie entsteht er? Wo
stickstoffhaltige Pflanzen- und Tierstoffe verwesen, wird Stickstoff frei. So auch
hier im Stalle. In dem Augenblicke, wo der Stickstoff frei wird, verbindet er sich
mit Wasserstoff zu Ammoniak (S. 62), und dieser wird allmählich durch den Sauer-
stoff zu Salpetersäure. Die Salpetersäure verbindet sich weiter mit dem Kalke an
den Wänden zu Manersalpeter oder salpetersanerm Kalke. Dieser schadet besonders
dadurch, daß durch ihn der Mörtel zerstört wird.
b) Kalisalpeter. In ähnlicher Weise wie der Manersalpeter entsteht auch
der Kalisalpeter (echter Salpeter), nur daß an Stelle des Kalkes Kali tritt, das
sich vielfach in der Erde sindet. Der Kalisalpeter wittert besonders in südlichen
Ländern aus, namentlich in Ostindien (daher auch indischer Salpeter genannt),
Ungarn, Spanien usw. Dort „blüht" er oft aus Höhlen, Kalksteinselsen und dem
1912 -
Bielefeld [u.a.]
: Velhagen & Klasing
- Autor: Kahnmeyer, Ludwig, Gieseler, Albert, Schulze, Hermann, Borchers, Emil, Baade, Friedrich
- Auflagennummer (WdK): 131
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
- Konfession (WdK): Evangelisch-Lutherisch
77
Iv
43. Kalium ist ein Leichtmetall. (S, 74.) Schneide es durch! Es glänzt wie
Silber. An der Luft aber überzieht es sich bald wieder mit einer weißen Schicht, indem
es sich mit Sauerstoff verbindet Wirf ein Stückchen Kalium in ein Glas Wasser! (Vor-
sicht!) Es schwimmt zischend umher, eine violette Flamme zeigt sich. Das Kalium ver-
schwindet allmählich, gewöhnlich unter einer kleinen Explosion, weshalb man das Glas
zur Vorsicht mit einer Glasplatte bedecken muß; es verbindet sich nämlich mit dem
Sauerstoffe des Wassers zu Kaliumoxyd und entzündet den freigewordenen Wasserstoff.
Dampft man die Flüssigkeit ein, so bleibt eine weiße, feste Masse zurück, die ätzend
wirkt und Atzkali (Kaliumoxyd mit etwas Wasser) heißt. Es wird im großen aus Pott-
asche hergestellt. Die gewalligen Steinsalzlager nördlich vom Harz haben eine Decke aus
Kalisalzen. Diese werden bergmännisch gewonnen und zu Düngesalzen verarbeitet; auch
Kalium, Kali, Pottasche und viele andere im Gewerbe nötige Stoffe stellt man daraus her.
30000 Arbeiter sind in der deutschen Kaliindustrie beschäftigt, und das in dieser Industrie
angelegte Kapital beträgt eine halbe Milliarde Mark.
44. Zeike. Man unterscheidet harte Seife (Kernseife) und weiche Seife
(Schmierseife). Die Kernseife wird aus Fett (Talg oder Öl) und Ätznatron, die
Schmierseife ans Fett und Ätzkali hergestellt. Koche etwas Ätznatron, Rizinusöl
und Wasser! Setze, wenn das Öl verschwunden ist, etwas Kochsalz hinzu! Bald
bildet sich ein fester Körper auf der Flüssigkeit: es ist Seife. Ähnlich bereitet auch
der Seifensieder seine Seife. Will er z. B. Kernseife kochen, so löst er Ätznatron
in einem Kessel in Wasser und stellt so Natronlauge her. Dann tut er Fett
dazu, läßt die Masse eine Zeitlang kochen und gießt noch etwas kaltes Wasser
hinzu. Dadurch entsteht eine dicke, schaumige, fast gallertartige Masse, der Seifen-
leim. Diesem setzt er etwas Kochsalz zu, und nun scheidet sich aus dem Seifen-
leime die harte Seife ab, die oben auf der Flüssigkeit schwimmt. — Nimmt der
Seifensieder statt des Ätznatrons Ätzkali, so erstarrt der Seifenleim bei der Ab-
kühlung zu Schmierseife. — Durch einen Zusatz von Kochsalz verwandelt sich auch
die Schmierseife in Kernseife. Beim Waschen wird ein Teil des Ätznatrons oder
Ätzkalis frei und löst in dem Zeuge das Fett auf, das den Schmutz zurückhält und
so die Fettflecke bildet. Sobald aber das Fett aufgelöst ist, läßt sich der Schmutz
leicht durch Reiben usw. entfernen. — In hartem, kalkhaltigem Wasser, wie z. B.
Brunnenwasser, schäumt die Seife nicht. Sie löst sich nämlich darin nicht auf, da
sich das Fett mit dem Kalke zu einer unlöslichen Masse (Kalkseife) verbindet. Des-
halb benutzt man zum Waschen gern Regen- oder Flußwasser. (S. 59.)
45. Salpeter. a) Mauersalpeter. An den Wänden mancher Pferde- und
Kuhställe finden wir öfter salzartige Auswitterungen, die die Wand wie Reif bedecken.
Diese Auswitterungen bestehen größtenteils aus Salpeter. Wie entsteht er? Wo
stickstoffhaltige Pflanzen- und Tierstoffe verwesen, wird Stickstoff frei. So auch
hier im Stalle. In dem Augenblicke, wo der Stickstoff frei wird, verbindet er sich
mit Wasserstoff zu Ammoniak (S. 62), und dieser wird allmählich durch den Sauer-
stoff zu Salpetersäure. Die Salpetersäure verbindet sich weiter mit dem Kalke an
den Wänden zu Manersalpeter oder salpetersauerm Kalke. Dieser schadet besonders
dadurch, daß durch ihn der Mörtel zerstört wird.
6) Kalisalpeter. In ähnlicher Weise wie der Mnuersalpeter entsteht auch
der Kalisalpeter (echter Salpeter), nur daß an Stelle des Kalkes Kali tritt, das
sich vielfach in der Erde findet. Der Kalisalpeter wittert besonders in südlichen
Ländern aus, namentlich in Ostindien (daher auch indischer Salpeter genannt),
Ungarn, Spanien usw. Dort „blüht" er oft aus Höhlen. Kalksteinfelsen und dem
1914 -
Bielefeld [u.a.]
: Velhagen & Klasing
- Autor: Baas, Karl, Kahnmeyer, Ludwig, Schulze, Hermann
- Auflagennummer (WdK): 151
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
77
Iv
48. Kalium ist ein Leichtmetall. (S. 74.) Schneide es durch! Es glänzt wie
Silber. An der Luft aber überzieht es sich bald wieder mit einer weißen Schicht, indeni
es sich mit Sauerstoff verbindet. Wirf ein Stückchen Kalium in ein Glas Wasser! (Vor-
sicht!) Es schwimmt zischend umher, eine violette Flamme zeigt sich. Das Kalium ver-
schwindet allmählich, gewöhnlich unter einer kleinen Explosion, weshalb man das Glas
zur Vorsicht mit einer Glasplatte bedecken muß; es verbindet sich nämlich mit dem
Sauerstoffe des Wassers zu Kaliumoxyd und entzündet den freigewordenen Wasserstoff.
Dampft man die Flüssigkeit ein, so bleibt eine weiße, feste Masse zurück, die ätzend
wirkt und Atzkali (Kaliumoxyd mit etwas Wasser) heißt. Es wird im großen aus Pott-
asche hergestellt. Die gewaltigen Steinsalzlager nördlich vom Harz haben eine Decke aus
Kalisalzen. Diese werden bergmännisch gewonnen und zu Düngesalzen verarbeitet; auch
Kalium, Kali, Pottasche und viele andere im Gewerbe nötige Stoffe stellt man daraus her.
30000 Arbeiter sind in der deutschen Kaliindustrie beschäftigt, und das in dieser Industrie
angelegte Kapital beträgt eine halbe Milliarde Mark.
44. Seite. Man unterscheidet harte Seife (Kernseife) und weiche Seife
(Schmierseife). Die Kernseife wird ans Fett (Talg oder Öl) und Ätznatron, die
Schmierseife ans Fett und Ätzkali hergestellt. Koche etwas Ätznatron, Rizinusöl
und Wasser! Setze, wenn das Öl verschwunden ist, etwas Kochsalz hinzu! Bald
bildet sich ein fester Körper auf der Flüssigkeit: es ist Seife. Ähnlich bereitet auch
der Seifensieder seine Seife. Will er z. B. Kernseife kochen, so löst er Ätznatron
in einem Kessel in Wasser und stellt so Natronlauge her. Dann tut er Fett
dazu, läßt die Masse eine Zeitlang kochen und gießt noch etwas kaltes Wasser
hinzu. Dadurch entsteht eine dicke, schaumige, fast gallertartige Masse, der Seifen-
leim. Diesem setzt er etwas Kochsalz zu, und nun scheidet sich aus dem Seifen-
leime die harte Seife ab, die oben auf der Flüssigkeit schwimmt. — Nimmt der
Seifensieder statt des Ätznatrons Ätzkali, so erstarrt der Seifenleim bei der Ab-
kühlung zu Schmierseife. — Durch einen Zusatz von Kochsalz verwandelt sich auch
die Schmierseife in Kernseife. Beim Waschen wird ein Teil des Ätznatrons oder
Ätzkalis frei und löst in dem Zeuge das Fett auf, das den Schmutz zurückhält und
so die Fettflecke bildet. Sobald aber das Fett aufgelöst ist, läßt sich der Schmutz
leicht durch Reiben usw. entfernen. — In hartem, kalkhaltigem Wasser, wie z. B.
Brunnenwasser, schäumt die Seife nicht. Sie löst sich nämlich darin nicht auf, da
sich das Fett mit dem Kalke zu einer unlöslichen Masse (Kalkseife) verbindet. Des-
halb benutzt man zum Waschen gern Regen- oder Flußwasser. (S. 59.)
45. Salpeter, a) Mauersalpeter. An den Wänden mancher Pferde- und
Kuhställe finden wir öfter salzartige Auswitterungen, die die Wand wie Reif bedecken.
Diese Auswitterungen bestehen größtenteils aus Salpeter. Wie entsteht er? Wo
stickstoffhaltige Pflanzen- und Tierstoffe verwesen, wird Stickstoff frei. So auch
hier im Stalle. In dem Augenblicke, wo der Stickstoff frei wird, verbindet er sich
mit Wasserstoff zu Ammoniak (S. 62), und dieser wird allmählich durch den Sauer-
stoff zu Salpetersäure. Die Salpetersäure verbindet sich weiter mit dem Kalke an
den Wänden zu Mauersalpeter oder salpetersauerm Kalke. Dieser schadet besonders
dadurch, daß durch ihn der Mörtel zerstört wird.
b) Kalisalpeter. In ähnlicher Weise wie der Mauersalpeter entsteht auch
der Kalisalpeter (echter Salpeter), nur daß an Stelle des Kalkes Kali tritt, das
sich vielfach in der Erde findet. Der Kalisalpeter wittert besonders in südlichen
Ländern aus, namentlich in Ostindien (daher auch indischer Salpeter genannt),
Ungarn, Spanien usw. Dort „blüht" er oft ans Höhlen, Kalksteinfelsen und dem
1895 -
München
: Oldenbourg
- Auflagennummer (WdK): 22
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Volksschule, Fortbildungsschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Inhalt Raum/Thema: Deutsche Literatur
- Geschlecht (WdK): koedukativ
204. Di: Seife.
303
Das Natron, welches auch zur Bereitung von Seife
verwendet wird, hat in mancher Hinsicht Ähnlichkeit mit
dem Kali. Kohlensaures Natron oder Soda, in Wasser
aufgelöst, gibt, wie die Aschen- oder Kalilauge, ebenfalls
schon eine ätzende Waschflüssigkeit. Um eine solche Soda-
lauge aber zur Seifenbereitung verwenden zu können, muß
sie ebenfalls erst einen Zusatz von Ätzkalk erhalten, welcher
der Soda die Kohlensäure nimmt. Die Lauge heißt dann
Ätznatronlauge. Sie gibt, mit Talg gekocht, nicht wie die
Kalilauge eine weiche, sondern eine harte, an der Luft aus-
trocknende Seife.
Die älteste und für den alltäglichen Gebrauch auch
dienlichste Seifenart ist die Tal g natro nseife. Doch ver-
braucht man auch Öle, die nicht minder gute und brauchbare
Seife geben als der Talg. Zu diesen Ölen gehört vor
allem das Palmöl. Wenn es gebleicht worden ist, gibt
es eine schöne, weiße Seife, welche von guter Talgseife nicht
zu unterscheiden ist. Ungebleicht liefert es eine gelbe, sehr
glatte, etwas durchscheinende Seife von schwachem Veilchen-
geruch. Oft auch setzt man dem Palmöl Harz zu, wodurch
die Seife billiger wird und doch immer noch recht brauchbar
bleibt. Zwei Teile Palmöl und ein Teil Harz (Fichtenharz
oder Kolophonium) geben eine sehr harte, stark schäumende
Seife. Ein Zusatz von Talg ist aber auch hier nützlich.
Die Schmierseife ist Seife, die nicht ausgesalzen
wird, also eigentliche Kaliseife. Sie trocknet nie aus, weil
das Kali immerfort Feuchtigkeit an sich zieht. Ihre weiche
Beschaffenheit kommt freilich auch davon her, daß man nur
flüssiges, also geringeres Fett, namentlich Heringsthran,
Hanf- und Leinöl, zu ihrer Bereitung verwendet. Das
Versieden beginnt mit schwacher und endet mit starker Kali-
lauge. Alle Unreinigkeiten bleiben in der Seife, welche in-
folge ihres Überschusses an Kalilauge stark ätzend ist.
Das Wirksame in der Seife ist das in ihr enthaltene
Kali oder Natron. Diese sind es, welche den Schmutz aus
1910 -
Bielefeld [u.a.]
: Velhagen & Klasing
- Autor: Kahnmeyer, Ludwig, Gieseler, Albert, Schulze, Hermann, Borchers, Emil, Baade, Friedrich
- Auflagennummer (WdK): 18
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
Iv
— 77 -—
man der Pottasche (durch gebrannten Kalk!) die Kohlensäure, so bleibt Kalinmoxyd
(S. 60) — Kali zurück. Entzieht man weiter dem Kaliumoxyd (durch Kohle in
der Glühhitze!) den Sauerstoff, so bleibt Kalium (Pottaschenmetall).
43. Kakiurn ist ein Leichtmetall. (S. 74.) Schneide es durch! Es glänzt wie
Silber. An der Luft aber überzieht es sich bald wieder mit einer weißen Schicht, indem
es sich mit Sauerstoff verbindet. Wirf ein Stückchen Kalium in ein Glas Wasser! (Vor-
sicht!) Es schwimmt zischend umher, eine violette Flamme zeigt sich. Das Kalium ver-
schwindet allmählich, gewöhnlich unter einer kleinen Explosion, weshalb man das Glas
zur Vorsicht mit einer Glasplatte bedecken muß; es verbindet sich nämlich mit dem
Sauerstoffe des Wassers zu Kaliumoxyd und entzündet den sreigewordenen Wasserstoff.
Dampft man die Flüssigkeit ein, so bleibt eine weiße, feste Masse zurück, die ätzend
wirkt und Ätzkali (Kaliumoxyd mit etwas Wasser) heißt. Es wird im großen aus Pott-
asche hergestellt.
44. Seite. Man unterscheidet harte Seife (Kernseife) und weiche Seife
(Schmierseife). Die Kernseife wird aus Fett (Talg oder Öl) und Ätznatron, die
Schmierseife aus Fett und Ätzkali hergestellt. Koche etwas Ätznatron, Rizinusöl
und Wasser! Setze, wenn das Öl verschwunden ist, etwas Kochsalz hinzu! Bald
bildet sich ein fester Körper auf der Flüssigkeit: es ist Seife. Ähnlich bereitet auch
der Seifensieder seine Seife. Will er z. B. Kernseife kochen, so löst er Ätznatron
in einem Kessel in Wasser und stellt so Natronlauge her. Dann tut er Fett
dazu, läßt die Masse eine Zeitlang kochen und gießt noch etwas kaltes Wasser
hinzu. Dadurch entsteht eine dicke, schaumige, fast gallertartige Masse, der Seisen-
leim. Diesem setzt er etwas Kochsalz zu, und nun scheidet sich aus dem Seisen-
leime die harte Seife ab, die oben auf der Flüssigkeit schwimmt. — Nimmt der
Seifensieder statt des Ätznatrons Ätzkali, so erstarrt der Seifenleim bei der Ab-
kühlung zu Schmierseife. — Durch einen Zusatz von Kochsalz verwandelt sich auch
die Schmierseife in Kernseife. Beim Waschen wird ein Teil des Ätznatrons oder
Ätzkalis frei und löst in dem Zeuge das Fett ans, das den Schmutz zurückhält und
so die Fettflecke bildet. Sobald aber das Fett aufgelöst ist, läßt sich der Schmutz
leicht durch Reiben usw. entfernen. — In hartem, kalkhaltigem Wasser, wie z. B.
Brunnenwasser, schäumt die Seife nicht. Sie löst sich nämlich darin nicht auf, da
sich das Fett mit dem Kalke zu einer unlöslichen Masse (Kalkseife) verbindet. Des-
halb benutzt man zum Waschen gern Regen- oder Flußwasser. (S. 59.)
45. Salpeter, a) Mauersalpeter. An den Wänden mancher Pferde- und
Knhställe finden wir öfter salzartige Auswitterungen, die die Wand wie Reif bedecken.
Diese Auswitterungen bestehen größtenteils aus Salpeter. Wie entsteht er? Wo
stickstoffhaltige Pflanzen- und Tierstoffe verwesen, wird Stickstoff frei. So auch
hier im Stalle. In dem Augenblicke, wo der Stickstoff frei wird, verbindet er sich
mit Wasserstoff zu Ammoniak (S. 62), und dieser wird allmählich durch den Sauer-
stoff zu Salpetersäure. Die Salpetersäure verbindet sich weiter mit dem Kalke an
den Wänden zu Mauersalpeter oder salpetersauerm Kalke. Dieser schadet besonders
dadurch, daß durch ihn der Mörtel zerstört wird.
b) Kalisalpeter. In ähnlicher Weise wie der Mauersalpeter entsteht auch
der Kalisalpeter (echter Salpeter), nur daß an Stelle des Kalkes Kali tritt, das
sich vielfach in der Erde findet. Der Kalisalpeter wittert besonders in südlichen
Ländern aus, namentlich in Ostindien (daher auch indischer Salpeter genannt),
Ungarn, Spanien usw. Dort „blüht" er oft aus Höhlen, Kalksteinfelsen und dem
1903 -
Breslau
: Hirt
- Autor: ,
- Hrsg.: Nowack, Hugo, Steinweller, F., Sieber, Hermann, Rohn, R. A., Paust, J. G.
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
- Konfession (WdK): Evangelisch-Lutherisch
Das Wichtigste aus der organischen Chemie.
89
so fallen die Wände der Poren nach dem Entweichen der Kohlensäure
wieder zusammen.
2. Schwarzbrot. Dem Teige wird gewöhnlich Sauerteig zugesetzt.
Bei der Gärung bildet sich Alkohol und Kohlensäure, die beim Backen ent-
weichen, zugleich aber auch etwas Essigsäure, die dem Brote den säuerlichen
Geschmack giebt. Beim Backen des Brotes wird ein Teil der Stärke an der
Oberfläche des Brotes geröstet und in Stärkegummi umgewandelt. Bestreicht
man die Oberfläche des gebackenen Brotes mit Wasser und setzt es noch
einige Minuten in den Ofen, so löst das Wasser den Gummi auf, und es
bildet sich ein glänzender Überzug ans dem Brote.
§ 104. Papierbereitnng. Das Papier wird aus Lumpen bereitet.
Dieselben werden in der Papiermühle sortiert und gereinigt, dann durch
Walzen zerkleinert und vermengt, so daß ein Brei entsteht, den man durch
Chlorkalk bleicht. Dieser Brei wird hierauf in feine Drahtsiebe geschöpft,
das Wasser läuft ab, und die Papiermasse bleibt am Boden zurück. Durch
Pressen zwischen Filzdeckeln wird das Wasser vollends entfernt. So ver-
fährt man bei der Handfabrikation. Gewöhnlich wird das Papier aber mit
Maschinen dargestellt. Auch verwendet man außer Leinwandlumpen allerlei
andere Stoffe, die Pflanzenfasern enthalten, zur Papierbereitung, z. B.
Stroh und Holz. Das Schreibpapier erhält nach dem Bleichen der Masse
einen Zusatz von Leim.
Pergamentpapier erhält man, wenn man gewöhnliches Papier kurze
Zeit in Schwefelsäure taucht und dann in viel Wasser gut auswäscht und
trocknet. Pergament ist durchschimmernd mkd eignet sich zu luftdichtem Ver-
schluß von Gefäßen. Drückt man Baumwolle in ein Gemenge von Salpeter-
und Schwefelsäure, läßt sie etwa 5 Minuten liegen und wäscht sie dann
mit viel Wasser öfter aus und läßt sie trocknen, so erhält man Schieß-
baumwolle. Schießbaumwolle ist leicht entzündlich und wird wie das
Pulver benutzt. Wird Schießbaumwolle in Äther aufgelöst, so erhält man
Kollodium.
§ 105. Die Seife. Im Handel unterscheidet man zwei Sorten von
Seife, harte und Schmierseife. Der Seifensieder bereitet zuerst eine Lauge,
indem er Soda und gebrannten Kalk mit Wasser übergießt. Diese Lauge
wird mit Talg oder Öl zusammen gesiedet (verseift). Es verbindet sich
nämlich das Natron der Soda mit der Fettsäure zu sogenanntem Seifen-
leim. Um das Wasser, welches dem Seifenleim beigemengt ist, zu entfernen,
setzt man nach dem Sieden Kochsalz hinzu, welches sich im Wasser löst und
mit diesem die sogenannte Unterlange bildet, auf welcher die Seife schwimmt.
Die Verseifung von Talg und Soda giebt die harte Seife. Die Bereitung
der Schmierseife geschieht auf ganz ähnliche Weise; nur macht man die
Lauge nicht aus Soda, sondern aus Pottasche. In weichem Wasser löst
sich die Seife, nicht aber in hartem, kalkhaltigem Wasser. Die Anwendung
der Seife zum Waschen gründet sich auf die Eigenschaft der Pottasche und
Soda, Fette zu lösen.
1899 -
Breslau
: Hirt
- Autor: Nowack, Hugo, Steinweller, F., Sieber, Hermann, Rohn, R. A., Paust, J. G.
- Auflagennummer (WdK): 7
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
- Konfession (WdK): Römisch-Katholisch
89
Das Wichtigste aus der organischen Chemie.
so fallen die Wände der Poren nach dem Entweichen der Kohlensäure
wieder zusammen.
2. Schwarzbrot. Dem Teige wird gewöhnlich Sauerteig zugesetzt.
Bei der Gärung bildet sich Alkohol und Kohlensäure, die beim Backen ent-
weichen, zugleich aber auch etwas Essigsäure, die dem Brote den säuerlichen
Geschmack giebt. Beim Backen des Brotes wird ein Teil der Stärke an der
Oberfläche des Brotes geröstet und in Stärkegummi umgewandelt. Bestreicht
man die Oberfläche des gebackenen Brotes mit Wasser und setzt es noch
einige Minuten in den Ofen, so löst das Wasser den Gummi auf, und es
bildet sich ein glänzender Überzug auf dem Brote.
§ 104. Papierbereitnng. Das Papier wird aus Lumpen bereitet.
Dieselben werden in der Papiermühle sortiert und gereinigt, dann durch
Walzen zerkleinert und vermengt, so daß ein Brei entsteht, den man durch
Chlorkalk bleicht. Dieser Brei wird hierauf in feine Drahtsiebe geschöpft,
das Wasser läuft ab, und die Papiermasse bleibt am Boden zurück. Durch
Pressen zwischen Filzdeckeln wird das Wasser vollends entfernt. So ver-
fährt man bei der Handfabrikation. Gewöhnlich wird das Papier aber mit
Maschinen dargestellt. Auch verwendet man außer Leinwandlumpen allerlei
andere Stoffe, die Pflanzenfasern enthalten, zur Papierbereitung, z. B.
Stroh und Holz. Das Schreibpapier erhält nach dem Bleichen der Masse
einen Zusatz von Leim.
Pergamentpapier erhält man, wenn man gewöhnliches Papier kurze
Zeit in Schwefelsäure taucht und dann in viel Wasser gut auswäscht und
trocknet. Pergament ist durchschimmernd und eignet sich zu luftdichtem Ver-
schluß von Gefäßen. Drückt man Baumwolle in ein Gemenge von Salpeter-
und Schwefelsäure, läßt sie etwa 5 Minuten liegen und wäscht sie dann
mit viel Wasser öfter aus und läßt sie trocknen, so erhält man Schieß-
baumwolle. Schießbaumwolle ist leicht entzündlich und wird wie das
Pulver benutzt. Wird Schießbaumwolle in Äther ausgelöst, so erhält man
Kollodium.
§ 105. Die Seife. Im Handel unterscheidet man zwei Sorten von
Seife, harte und Schmierseife. Der Seifensieder bereitet zuerst eine Lange,
indem er Soda und gebrannten Kalk mit Wasser übergießt. Diese Lauge
wird mit Talg oder Öl zusammen gesiedet (verseift). Es verbindet sich
nämlich das Natron der Soda mit der Fettsäure zu sogenanntem Seifen-
leim. Um das Wasser, welches dem Seifenleim beigemengt ist, zu enffernen,
setzt man nach dem Sieden Kochsalz hinzu, welches sich im Wasser löst und
mit diesem die sogenannte Unterlänge bildet, auf welcher die Seife schwimmt.
Die Verseifung von Talg und Soda giebt die harte Seife. Die Bereitung
der Schmierseife geschieht auf ganz ähnliche Weise; nur macht man die
Lauge nicht aus Soda, sondern aus Pottasche. In weichem Wasser löst
sich die Seife, nicht aber in hartem, kalkhaltigem Wasser. Die Anwendung
der Seife zum Waschen gründet sich auf die Eigenschaft der Pottasche und
Soda, Fette zu lösen.
1917 -
Breslau
: Hirt
- Autor: Hirt, Ferdinand
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 3 – Sekundarstufe 2, Klassen 9/10/11 – 12/13
- Regionen (OPAC): Provinz Brandenburg
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
- Konfession (WdK): Evangelisch-Lutherisch
114
Naturlehre.
Iv
diese Verbindung zu hindern, luirb Natrium unter Petroleum aufbeloahrt. Dieses
besteht nur aus Kohlenstoff und Wasserstoff. — Natriumoxyd nimmt Wasser
aus der Luft auf. Deshalb zerfließt es, wenn es in einem schlecht verschlossenen
Gefäße aufbewahrt wird. Die Flüssigkeit heißt Natronlauge. Sie schmeckt
laugenhaft und färbt rotes Lackmuspapier blau. Dampft man Natrolüauge
ein, so bleibt das feste Ätznatron zurück. — Wirft man ein Stück Natrium
auf angewärmtes Wasser, so entsteht eine gelbliche Flamme. Das Natrium
entzieht dem Wasser den Sauerstoff und bildet das weißliche Natriumoxyd.
Dadurch wird Wärme erregt. Sie entzündet den frei gewordenen Wasserstoff.
3. Verwendung. Fettflecke werden mit heißer Sodalösung ausgewaschen.
Das Fett verbilldet sich mit dem Natrium zu fettsaurem Natrium (Seife), das
vom Wasser aufgelöst wird. — Leitet man Kohlensäure in eine Sodalösung,
so bildet sich doppeltkohlensaures Natrium (Bullrichs Salz). Durch zu reichliche
Absonderung von Magensäure entstehen Verdauungsbeschwerden. Bullrichs Salz
vermag einen Teil der überschüssigen Säure zu binden. (Wie?) — Ist das Wasser
zum Waschen oder zum Kochen der Hülsenfrüchte zu hart, so kann es durch einen
Zusatz von Soda weich gemacht werden. (Erkläre!) — Auch das Sauerwerden
der Milch verhindert die Soda, indem sie die entstehenden Säuren bindet.
Iv. Die Pottasche.
Man füllt einen Filter (S.97) mit Holzasche, gießt Wasser darauf und
sammelt die durchsickernde Flüssigkeit in einer Schale. Beim Abdampfen bleibt
ein grauer Rückstand. Wird er geglüht, so entsteht ein weißes Pulver, die
Pottasche. In holzreichen Gegenden stellte man sie früher in großen Mengen
her. Dort wurde die ausgelaugte Pflanzenasche in eisernen Töpfen, „Pötten",
geglüht. — Gießt man Schwefelsäure auf Pottasche, so entweicht brausend die
Kohlensäure. Pottasche ist kohlensaures Kalium. Es dient bei der
Wäsche als Ersatz für die Soda und findet bei der Glasbereitung (S. 108)
und in der Seifensiederei Verwendung. — Entzieht man ihm durch gebrannten
Kalk die Kohlensäure, so entsteht Kaliumoxyd oder Kali. (Erkläre!) Durch
glühende Kohlen kann ihm der Sauerstoff so vollständig entzogen werden, daß
nur noch das leichte Kaliummetall übrigbleibt. Es zeigt ähnliche Eigenschaften
wie das Natrium (S. 113).
V. Die Seife.
1. Herstellung. Die Hausfrau verwendet harte Riegel- oder Kernseife
bei der Wäsche, weiche Schmierseife aber zum Scheuern. — In einer Por-
zellanschale wird Talg geschmolzen. Man setzt Natronlauge hinzu und
kocht die Mischung unter fortwährendem Umrühren. Sobald sie so dick ge-
worden ist, daß sie an dem Glasstabe in einem Faden hängen bleibt, wird Koch-
salz zugeschüttet. Man läßt die Masse noch einige Minuten kochen und dann
erkalten. Die obere Schicht des Schaleninhalts erstarrt zu harter Seife.
Die im Talge enthaltene Fettsäure hat sich mit dem Natron zu fettsaurem
Natrium verbunden. Der andre Bestandteil des Fettes, das Glyzerin,
17. Nr. 1a
- S. 114
1916 -
Breslau
: Hirt
- Autor: Priewe, Robert, Schiel, Adelbert, Kerp, Heinrich, Priewe, Hermann, Schmidt, Hermann, Kohlmeyer, Otto, Werner, Richard, Krausbauer, Theodor, Waeber, Robert, Tromnau, Friedrich
- Auflagennummer (WdK): 3
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
- Konfession (WdK): Evangelisch-Lutherisch
114
Naturlehre.
Iv
diese Verbindung zu hindern, wird Natrium unter Petroleum aufbewahrt. Dieses
besteht nur aus Kohlenstoff und Wasserstoff. — Natriumoxyd nimmt Wasser
aus der Luft auf. Deshalb zerfließt es, wenn es in einem schlecht verschlossenen
Gefäße aufbewahrt wird. Die Flüssigkeit heißt Natronlauge. Sie schmeckt
laugenhaft und färbt rotes Lackmuspapier blau. Dampft man Natronlauge
ein, so bleibt das feste Ätznatron zurück. — Wirft man ein Stück Natrium
auf angewärmtes Wasser, so entsteht eine gelbliche Flamme. Das Natrium
entzieht dem Wasser den Sauerstoff und bildet das weißliche Natriumoxyd.
Dadurch wird Wärme erregt. Sie entzündet den frei gewordenen Wasserstoff.
3. Verwendung. Fettflecke werden mit heißer Sodalösung ausgewaschen.
Das Fett verbindet sich mit dem Natrium zu fettsaurem Natrium (Seife), das
vom Wasser aufgelöst wird. — Leitet man Kohlensäure in eine Sodalösung,
so bildet sich doppeltkohlensaures Natrium (Bullrichs Salz). Durch zu reichliche
Absonderung von Magensäure entstehen Verdauungsbeschwerden. Bullrichs Salz
vermag einen Teil der überschüssigen Säure zu binden. (Wie?) — Ist das Wasser
zum Waschen oder zum Kochen der Hülsenfrüchte zu hart, so kann es durch einen
Zusatz von Soda weich gemacht werden. (Erkläre!) — Auch das Sauerwerden
der Milch verhindert die Soda, indem sie die entstehenden Säuren bindet.
Iv. Die Pottasche.
Man füllt einen Filter (S. 97) mit Holzasche, gießt Wasser darauf und
sammelt die durchsickernde Flüssigkeit in einer Schale. Beim Abdampfen bleibt
ein grauer Rückstand. Wird er geglüht, so entsteht ein weißes Pulver, die
Pottasche. In holzreichen Gegenden stellte man sie früher in großen Mengen
her. Dort wurde die ausgelaugte Pflanzenasche in eisernen Töpfen, „Pötten",
geglüht. — Gießt man Schwefelsäure auf Pottasche, so entweicht brausend die
Kohlensäure. Pottasche ist kohlensaures Kalium. Es dient bei der
Wäsche als Ersatz für die Soda und findet bei der Glasbereitung (S. 108)
und in der Seifensiederei Verwendung. — Entzieht man ihm durch gebrannten
Kalk die Kohlensäure, so entsteht Kaliumoxyd oder Kali. (Erkläre!) Durch
glühende Kohlen kann ihm der Sauerstoff so vollständig entzogen werden, daß
nur noch das leichte Kaliummetall übrigbleibt. Es zeigt ähnliche Eigenschaften
wie das Natrium (S. 113).
V. Die Seife.
1. Herstellung. Die Hausfrau verwendet harte Riegel- oder Kernseife
bei der Wäsche, weiche Schmierseife aber zum Scheuern. — In einer Por-
zellanschale wird Talg geschmolzen. Man setzt Natronlauge hinzu und
kocht die Mischung unter fortwährendem Umrühren. Sobald sie so dick ge-
worden ist, daß sie an dem Glasstabe in einem Faden hängen bleibt, wird Koch-
salz zugeschüttet. Man läßt die Masse noch einige Minuten kochen und dann
erkalten. Die obere Schicht des Schaleninhalts erstarrt zu harter Seife.
Die im Talge enthaltene Fettsäure hat sich mit dem Natron zu fettsaurem
Natrium verbunden. Der andre Bestandteil des Fettes, das Glyzerin,
18. Nr. 3a
- S. 114
1911 -
Breslau
: Hirt
- Autor: Waeber, Robert, Schiel, Adelbert, Werner, Richard, Tromnau, Friedrich, Kerp, Heinrich, Schmidt, Hermann, Krausbauer, Theodor, Kerp, Heinrich, Priewe, Hermann, Priewe, Robert, Kohlmeyer, Otto
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
- Geschlecht (WdK): koedukativ
- Konfession (WdK): Konfessionell gemischt
114
Naturlehre.
Iv
diese Verbindung zu hindern, wird Natrium unter Petroleum aufbewahrt. Dieses
besteht nur aus Kohlenstoff ulld Wasserstoff. — Natriumoxyd nimmt Wasser
aus der Luft auf. Deshalb zerfließt es, wenn es in einem schlecht verschlossenen
Gefäße aufbewahrt wird. Die Flüssigkeit heißt Natronlauge. Sie schmeckt
laugenhaft und färbt rotes Lackmuspapier blau. Dampft man Natronlauge
eilt, so bleibt das feste Ätznatron zurück. — Wirft man ein Stück Natriuni
auf angewärmtes Wasser, so entsteht eine gelbliche Flamme. Das Natrium
entzieht dem Wasser den Sauerstoff und bildet das weißliche Natriunloxyd.
Dadurch wird Wärme erregt. Sie entzündet den frei gewordenen Wasserstoff.
3. Verwendung. Fettflecke werden mit heißer Sodalösung ausgewaschen.
Das Fett verbindet sich mit dem Natrium zu fettsaurem Natrium (Seife), das
vom Wasser aufgelöst wird. — Leitet man Kohlensäure in eine Sodalösung,
so bildet sich doppeltkohlensaures Natrium (Bullrichs Salz). Durch zu reichliche
Absonderung von Magensäure entstehen Verdauungsbeschwerden. Bullrichs Salz
vernrag einen Teil der überschüssigen Säure zu binden. (Wie?) — Ist das Wasser
zum Waschen oder zum Kochen der Hülsenfrüchte zu hart, so kann es durch einen
Zusatz von Soda weich gemacht werden. (Erkläre!) — Auch das Sauerwerden
der Milch verhindert die Soda, indem sie die entstehenden Säuren bindet.
Iv. Die Pottasche.
Man füllt einen Filter (S. 97) mit Holzasche, gießt Wasser darauf und
sammelt die durchsickernde Flüssigkeit in einer Schale. Beim Abdampfen bleibt
ein grauer Rückstand. Wird er geglüht, so entsteht ein weißes Pulver, die
Pottasche. In holzreichen Gegenden stellte man sie früher in großen Mengen
her. Dort wurde die ausgelaugte Pflanzenasche in eisernen Töpfen, „Pötten",
geglüht. — Gießt man Schwefelsäure auf Pottasche, so entweicht brausend die
Kohlensäure. Pottasche ist kohlensaures Kalium. Es dient bei der
Wäsche als Ersatz für die Soda und findet bei der Glasbereitung (S. 108)
und in der Seifensiederei Verwendung. — Entzieht man ihm durch gebrannten
Kalk die Kohlensäure, so entsteht Kaliumoxyd oder Kali. (Erkläre!) Durch
glühende Kohlen kann ihm der Sauerstoff so vollständig entzogen werden, daß
nur noch das leichte Kaliummetall übrigbleibt. Es zeigt ähnliche Eigenschaften
wie das Natrium (S. 113).
V. Die Seife.
1. Herstellung. Die Hausfrau verwendet harte Riegel- oder Kernseife
bei der Wäsche, weiche Schmierseife aber zum Scheuern. — In einer Por-
zellanschale wird Talg geschmolzen. Man setzt Natronlauge hinzu und
kocht die Mischung unter fortwährendem Umrühren. Sobald sie so dick ge-
worden ist, daß sie ent dem Glasstabe in einem Faden hängen bleibt, wird Koch-
salz zugeschüttet. Man läßt die Masse noch einige Minuten kochen und dann
erkalten. Die obere Schicht des Schaleninhalts erstarrt zu harter Seife.
Die im Talge enthaltene Fettsäure hat sich mit dem Natron zu fettsaurem
Natrium verbunden. Der andre Bestandteil des Fettes, das Glyzerin,
1914 -
Karlsruhe i.B.
: Braun
- Autor: Fritz, Trude, Ischler, Otto, Eichrodt, Hellmut, Rebmann, E., Ruska, J., Eichrodt, O., Fritz, Otto, Skarphagen, Hans, Ruska, J., Walter, M., Lauer, K.
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Hilfs- und Lesebuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
- Geschlecht (WdK): koedukativ
536
Verwendet man statt Ätznatron Kalilauge, so erhält man die weiche Schmier-
seife.
Die Seife löst beim Waschen die Fette, die an der Haut oder an den Ge-
weben anhaften, nicht, aber sie vermischt sich mit ihnen, und sie können dann
zugleich mit der Seife vermittelst Wasser weggespült werden. Seifenlösung
dringt in die Poren der Haut und der Gewebe ein und entfernt das darin an-
gesammelte Fett und die Staubteilchen, die sich an das Fett angesetzt haben.
Die Eiweißstoffe.
Das Hühnerei besteht aus einer harten Schale von kohlensaurem Kalk,
der innen eine feine weiße Haut anliegt. Darauf folgt das durchsichtige
Eiweiß und der von einer außerordentlich dünnen Haut umgebene gelbe
Dotter. Am stumpfen Ende des Eies befindet sich ein Luftraum, der etwa 23 %
Sauerstoff enthält. An der Grenze zwischen Dotter und Eiweiß schwimmt der
Keimfleck, aus dem beim Bebrüten des Eies das junge Hühnchen entsteht.
Eigentliches Eiweiß. Versuche: 1. Wir öffnen ein Ei und sondern das
Weiße vom Dotter. Das Eiweiß schlagen wir dann auf einem flachen Teller
mit einer Gabel, bis es schäumt. Wir zerstören dadurch die Häute, die es um-
hüllen. Gießen wir etwas Wasser zu, so vermischt sich das Eiweiß leicht mit dem
Wasser; es löst sich auf.
2. In ein Probierglas bringen wir nun etwas gelöstes Eiweiß und erhitzen
den Inhalt. Schon bei 60—70° C, also unter der Siedetemperatur
des Wassers, gerinnt es. Setzen wir etwas Kali- oder Natronlauge zu,
so löst es sich wieder.
3. Bei Zusatz von Alkohol zu gelöstem Eiweiß scheidet sich das Eiweiß in Flocken ab.
Durch Zusatz von Kupfervitriollösung, salpetcrsaurem Silber bilden sich unlösliche
Niederschläge. Man gibt deshalb bei Metallvergiftungen Eiweiß als Gegenmittel.
4. Zu hart gekochtem Eiweiß gießen wir einige Tropfen von in der Apotheke käuf-
licher Pepsinlösung; das Eiweiß wird davon angefressen, es löst sich aus. Auch der
Magensaft und die Ausscheidungen der Bauchspeicheldrüse enthalten Pepsin; wie wirken
sie daher auf geronnenes Eiweiß ein?
5. Rohes gehacktes Fleisch bringen wir in Wasser. Der darin enthaltene Fleisch-
saft wird in Wasser gelöst. Wir filtrieren auf einem Papierfilter die Lösung ab
und kochen den Fleischsaft. Beim Kochen gerinnt das Eiweiß und scheidet sich in
Flocken ab.
Um eine gute Suppe zu erhalten, legt man rohes Fleisch in kaltes Wasser.
Dabei löst sich das Eiweiß und gerinnt beim Kochen in Flocken, die an die Oberfläche
kommen und gewöhnlich entfernt werden (das Fleifch wird abgeschäumt). Legt man
rohes Fleifch in kochendes Wasser, so gerinnt das Eiweiß an der Oberfläche des Fleisches,
verstopft die Poren und verhindert so den Austritt des Eiweißes in das Kochwasser. Man
erhält auf diese Weise ein Fleisch, das die Eiweißstoffe und auch die Nährfalze noch ent-
hält und deshalb weit nahrhafter ist als das in kaltes Wasser gegebene Fleifch. Beim
Braten legt man das Fleisch in heißes Fett ein; dabei werden ebenfalls die Poren
durch das "Gerinnen des Eiweißes in den oberflächlichen Schichten verstopft und die
nährenden Bestandteile des Fleisches zusammengehalten.
6. Auf einem Reibeisen zerreiben wir eine rohe, geschälte Kartoffel, bringen
sie in einen Leinenbeutel und kneten ihn in Wasser gut aus. Die Flüssigkeit
lassen wir einige Zeit stehen. Es setzt sich Kartoffelstärke zu Boden. Die über-
stehende klare Flüssigkeit erhitzen wir in einem Probierglase; es scheiden sich
Eiweißflocken ab. Also enthält auch die Kartoffel Eiweiß.
1914 -
Metz
: Even
- Auflagennummer (WdK): 10
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
329
sind im Wasser leicht löslich. Soda löst Fett und Schmutz aus.
Auf dieser Eigenschaft beruht ihre Anwendung zum Waschen und
Reinigen. Vor dem Gebrauche wird sie in Wasser ausgelöst. Eine
zu starke Lösung ist jedoch der Wüsche nachteilig, weil diese zu sehr
angegriffen und mit der Zeit grau wird. Auch beim Reinigen des
Bodens, der Türen und Fenster, der Holz- und Blechgeräte in der
Küche leistet die Soda vorzügliche Dienste. Ferner benutzt die
Hausfrau Soda, um hartes Wasser weich zu machen. Geringe
Mengen werden den Gemüsen und Hülsenfrüchten zugesetzt,
damit sie beim Kochen eher weich werden. Die Soda muß man
aber den Speisen schon beigeben, wahrend sie im Wasser abkochen.
Setzt man die Soda erst dann zu, wenn die Speise bereits im
Fett brodelt, so verbinden sich Soda und Fett zu Seife, nach
welcher die ganze Speise schmecken wird.
Für die Reinigung unseres Körpers ist die Seife von größter
Wichtigkeit. Sie wird in den Seifensiedereien aus Fett und
Salzen (Kali oder Natron) hergestellt. In schmiedeeisernen
Kesseln läßt man l eide Stoffe so lang sieden, bis sie zu einer klaren,
glänzenden Flüssigkeit, dem Seifenleim, sich vereinigt haben.
Diesem wird nach und nach so viel Lauge zugesetzt, wie zur voll-
ständigen Verseifung des Fettes nötig ist. Die beste Seife ist die
Kernseife. Sie scheidet sich aus dem Seifenleim erst durch den
Zusatz einer heißen Lösung von Kochsalz auf der Oberfläche ab.
Der Rückstand enthält überflüssige Lauge und Glyzerin. Die
Schmierseifen werden aus minderwertigem Fett hergestellt. Sie
besitzen eine grünliche oder bräunliche Farbe und bilden bei ge-
wöhnlicher Wärme eine weiche Masse. Die wohlriechenden
Seifen werden aus ganz reinem Fett gewonnen, gefärbt und
mit duftendem Ol getränkt. •—- Um die Güte einer Seife festzu-
stellen, wiegt man ein Stück, schneidet es in dünne Scheiben, trock-
net diese an einem müßig warmen Orte und wiegt sie dann noch
einmal. So viel Gewicht die Seife beim Trocknen verloren hat,
so viel Wasser enthielt sie, das wir als Seife teuer bezahlt haben.
Die Seife wirkt beim Reinigen ähnlich wie die Soda. Sobald
sie mit Wasser in Berührung kommt, zersetzt sie sich in fettsaures
Salz und Alkali. Letzteres löst jeden Schmutz auf, ohne der Faser
selbst schädlich zu werden. Das fettsaure Salz schließt den Schmutz
ein und entfernt sich mit ihm beim Abreiben und Ausspülen. Das
Seifenwasser unterstützt die auflösende Wirkung der Seife da-
durch, daß es die Zeuge und Gewebe leichter und vollständiger
durchdringt als reines Wasser.