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1. Teil 2 - S. 193

1910 - Hannover : Helwing
193 bezahlen, und sein König durfte nur ein Heer von 42 000 Mann halten. Das war die Rache des Korsen an dem verhaßten Preußen! 6. Königin Luisens Leiden und Ende. Wohl kein Herz litt schwerer unter den: unerhörten Unglück Preußens, als das der Königin Luise. Wie glücklich und zufrieden hatte sie einst mit ihrem Gemahl und ihren Kindern gelebt! (S. Teil 1, S. 116.) Als sie im Sommer 1806 aus Bad Pyrmont zurückkehrte, erfuhr sie, daß der Krieg gegen Napoleon beschlossene Sache sei. Sie begleitete ihren zunr Heere abgehenden Gatten bis Naumburg. Erst als der Kanonendonner die Schlacht bei Jena einleitete, kehrte sie nach Berün zurück. Schon vor den Toren ihrer Hauptstadt ereilte sie die Schreckenskunde von der Niederlage der Heere Preußens. Schnell raffte sie ihre wichtigsten Sachen zusammen rmd floh nach Stettin. Hier mahnte sie ihre Söhne Friedrich-Wilhelm und Wilhelm tränenden Auges: „Werdet Männer, ent- wickelt Eure Kräfte; vielleicht läßt Preußens Schutzgeist auf Euch sich nieder. Befreiet dann Euer Volk von der Schande der Erniedrigung!" Von Stettin ging die Flucht weiter unter schwerer Krankheit über Königsberg nach Memel. In Tilsit tat sie den sauren Schritt, Napoleon, der sie bitter haßte und persönlich tief gekränkt hatte, persönlich um nülde Friedensbedingungen für Preußen zu bitten. Was sie in jenen Tagen bittersten Wehes aufrecht erhalten hat, waren die beiden Gedanken: „Wir sind kein Spiel des blinden Zufalls, sondern stehen in Gottes Hand; und wir gehen mit Ehren unter." —- Ende des Jahres 1809 kehrte Luise, schon leidend, nach Berlin zurück. Der jubelnde Empfang ihres Volkes tat ihrem gequälten Herzen wohl. Man hatte sie nicht vergessen. Im folgenden Jahre reiste sie nach Strelitz . zu ihren: Vater. Beide fuhren zusammen nach dem Lustschloß Hohen- zieritz. Hier verschlimmerte sich das Brustleiden der Königin so sehr, daß man ihren Gemahl herbeirufen ließ. Er brachte seine beiden ältesten Söhne mit. Sie trafen die Königin noch lebend an und nahmen ergreifenden Ab- schied von ihr. Wenige Stunden später entschlief sie mit den: Seufzer: „Herr Jesu, mach es kurz!" (19. Juli 1810.) Im Mausoleum zu Charlotten- burg ruht die Hülle dieser „deutschen Frau, dieses guten Engels für die gute Sache," deren Sieg sie nicht mehr sehen durfte. § Hw. Preußens Erneuerung. 1. Die Not Preußens und ihr Segen. Die Tilsiter Friedens- bedingungen drückten schwer; nicht minder schwer ihre Folgen. 160 Ooo Fran- zosen blieben zunächst in denr jetzt so kleinen Preußen, und Preußen mußte sie erhalten. Offiziere und Soldaten wurden bei den Bürgern einquartiert. Sie spielten hier bald die Herren und störten durch ihr freches, liederliches Leben und Treiben tausendfältig den Frieden und das Glück der Familien. Weltkunde 0. Ii. 13

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1. Teil 1 - S. 25

1911 - Leipzig : Dürr
allem zu schwach war, um den Krieg fortzusetzen, so sah er sich genötigt, mit Napoleon wegen des Friedens zu verhandeln. 6. Napoleon und die Königin Luise in Tilsit. Napoleon stellte die härtesten Bedingungen. Um ihn milder zu stimmen, bat der König die Königin, die sich in Memel aufhielt, nach Tilsit zu kommen und zu versuchen, in einer Unterredung mit Napoleon für Preußen günstigere Friedensbedingungen zu erreichen. Obwohl es der Königin sehr schwer wurde, weil gerade Napoleon sie noch vor Monaten maßlos geschmäht hatte, erfüllte sie den Wunsch ihres Gemahls doch in der Hoffnung, ihrem Volke dadurch nützlich zu sein. Es gelang der hochherzigen Königin nicht, den harten Sinn Napoleons zu ändern. 7. Der Friede zu Tilsit. Preußen verlor alles Land westlich von der Elbe, mußte eine ungeheuere Kriegsschuld zahlen und durfte nicht mehr als 42000 Mann unter den Waffeu haben. Aus dem eroberten Lande bildete Napoleon das Königreich Westfalen, das er seinem Bruder Jerome gab, der in Kassel sein Hoflager aufschlug. 8. Die königliche Familie in den Jahren des Unglücks. Im Jahre 1808 siedelte die königliche Familie wieder nach Königsberg über. Hier wohnte sie in einem einfachen Landhause und lebte in der allergrößten Einfachheit; sie gestattete sich nicht den geringsten Aufwand, und die Tafel der meisten wohlhabenden Bürger war besser besetzt als die königliche. Die Königin verkaufte ihren Schmuck und behielt nur eine Perlenkette, denn, sagte sie, „Perlen bedeuten Tränen". Durch diese Opferwilligkeit aber gewannen sich der König und seine Gemahlin alle Herzen, und jeder versuchte, es ihnen gleichzutun. Das Land war verwüstet, besonders in Ostpreußen sah es sehr schlimm aus. Es wurde dem verarmten Volk unendlich schwer, die hohe Kriegssteuer zu bezahlen. Handel und Gewerbe lagen darnieder, die Handwerker fanden keine Arbeit, und die Beamten erhielten wenig Gehalt. Dabei lag noch überall französische Besatzung im Lande, die das Volk schwer bedrängte. Gegen Ende des Jahres 1809 kehrte der König mit seiner Familie nach Berlin zurück, au demselben Tage, an dem Luise vor sechzehn Jahren zum erstenmal die Hauptstadt gesehen hatte. 9. Tod der Königin Luise (19. 3uli 1810). Die edle Frau, die den Fall Preußens so tief beklagte, die ein so warmes Herz und so innige Teilnahme für das Unglück ihres Volkes hatte, sollte seine Befreiung nicht mehr erleben. Anfang Juli 1810 reiste sie nach Mecklenburg, um ihren Vater zu besuchen, aber nur wenige frohe Tage waren ihr noch bei den Ihrigen beschieden. Sie wurde an das Bett gefesselt, und als der König aus Berlin herbeieilte, fand er eine Sterbende. Ihre letzten Worte waren: „Herr Jesu, mach' es leicht!" Unter Küssen und Tränen drückte ihr der König die Augen zu. Luisens Tod war für den schon tief gedemütigten König der härteste Schlag. Mit ihm trauerte das ganze Land um die geliebte Fürstin. Prinz Wilhelm, der spätere Kaiser Wilhelm I., küßte noch

2. Realienbuch - S. 136

1914 - Langensalza : Beyer
Geschichte. I \36 wo sich der Kronprinz als „Schulze" und die Kronprinzessin als „gnädige Frau von Paretz" am wohlsten fühlten. Gern nahm Luise mit ihrem Gemahl an den Festen der Dorfbewohner teil und erfreute die Kinder durch allerlei Geschenke. In dem einfachen Leben des Maares trat kaum eine Veränderung ein, als Friedrich Wilhelm Iii. \7ty7 den Thron bestieg. Luise schrieb damals au ihre Großmutter: „Ich bin fetzt Königin, was mich am meisten freut, ist die Hoffnung, daß ich nun meine Wohltaten nicht so ängstlich zu zählen brauche." Die Hütten der vrmut auszusuchen und den Kranken und Notleidenden zu helfen, war schon immer ihre Lieblingsbeschäftigung gewesen. Nls f806 der Krieg ausbrach, begleitete die Königin ihren Gemahl ins Feld. Bald kehrte sie jedoch zurück. Uuterwegs traf sie die Nach- richt von der Niederlage bei Zena und vuerstedt. Nun konnte sie nicht länger in Berlin bleiben, sondern mußte nach dem Osten Preußens fliehen. Tieferschüttert sprach die Königin in jener Zeit zu ihren ältesten Söhnen: „Ihr seht mich in Tränen; ich beweine den Untergang meines Hauses; aber begnügt euch nicht mit Tränen allein, sondern handelt und entwickelt eure Kräfte." Die Reise ging zunächst nach Königsberg. Lus sich aber die Franzosen dieser Stadt näherten, mußte die königliche Familie nach Ulemel fliehen. Die Königin war krank, und es herrschte kaltes Winterwetter; aber sie wollte lieber in Gottes Hand fallen als in die der Franzosen. Die erste Nacht aus der Flucht mußte sie in einem Zimmer zubringen, dessen Fenster zerbrochen waren, so daß der Schnee auf ihr Bett geworfen wurde; aber sie ertrug alle Beschwerden geduldig und erholte sich wunderbarerweise bald wieder. Kurz vor dem Friedensschlüsse traf Luise mit Napoleon in Tilsit zusammen. Sie sollte den stolzen Eroberer bitten, dem besiegten Preußen einen leidlichen Frieden zu gewähren. Der Gang wurde ihr sehr schwer, aber sie brachte ihren: Lande dieses Opfer, während der Unterhaltung fragte der französische Kaiser u. a.: „Über wie konnten Sie es wagen, mit nur Krieg anzufangen?" worauf die Königin antwortete: „Dem Ruhme Friedrichs war es erlaubt, uns über unsere Kräfte zu täuschen, wenn anders wir uns getäuscht haben." Leider hatte diese Unterredung nicht die erhoffte Wirkung; denn Preußen wurde hart getroffen. Zn dieser schweren Zeit verlor die Königin keinen Augenblick den Glauben an eine bessere Zukunft, und sie schloß sich daher von ganzen: Herzen den Männern an, die, wie Stein, Scharnhorst u. a., diese herbeizuführen suchten. Groß war ihre Freude, als sie gegen Ende des Zahres J8o9 nach Berlin zurückkehren konnte. Im nächsten Jahre sollte für sie ein lang- gehegter Wunsch in Erfüllung gehen; sie durfte ihren Vater in Mecklen- burg besuchen, von den Ihrigen mit Freude empfangen, kam sie in Strelitz an. Bald fuhr man nach dem Lustschlosse Hohen-Zieritz.

3. Allgemeines Realienbuch - S. 74

1910 - Berlin : Schnetter & Lindemeyer
74 leon das erstemal keinen Sieg erringen. Doch bei Friedland (14. Juni 1807) zersprengte er die russische Armee. e) Friede zu Tilsit. Kaiser Alexander von Rußland schloß nun mit Napoleon den Frieden zu Tilsit, durch den er dessen Verbündeter wurde. Beide Kaiser verabredeten, sich in die Herrschaft Europas zu teilen. Preußen wurde zu dem schimpflichen Tilsiter Frieden gezwungen, durch den es seine Erwerbungen aus der 2. und 3. Teilung Polens und alles Land links von der Elbe verlor. Die polnischen Landesteile Preußens kamen als Großherzogtum Warschau an den Kurfürsten von Sachsen. Dieser war in den Rheinbund ein- getreten und zum Lohn dafür zum König ernannt worden. Aus Braunschweig, Hessen-Kassel und ehemaligen preußischen Landesteilen bildete Napoleon das Königreich Westfalen mit der Hauptstadt Kassels zum König setzte er seinen jüngsten Bruder Jerome ein. Die wich- tigsten Festungen Preußens hielt Napoleon besetzt; so mußte das Land über zwei Jahre 160 000 Mann kaiserlicher Besatzungstruppen ernäh- ren, und während der zweijährigen Besetzung erpreßte Napoleon aus dem armen Preußen an Kontributionen, Verpflegung und Lieferun- gen fast eine Milliarde Mark. 3. Tod der Königin Luise. Die edle Königin Luise war in Tilsit persönlich mit Napoleon zusammengekommen, um für ihr liebes Preußen mildere Friedensbedingungen zu erbitten; aber ihre Bitten machten aus Napoleon keinen Eindruck. Er fragte sie hochmütig: „Wie konnte Preußen wagen, mit mir Krieg anzufangen?" Da erwiderte Luise in edlem Stolze: „Sire, dem Ruhme Friedrichs des Großen war es erlaubt, uns über unsere Kräfte zu täuschen, wenn anders wir uns getäuscht haben." Mit heißer Inbrunst ersehnte sie den Tag der Befreiung von: napoleonischen Joche. Doch das Schicksal hatte es anders beschlossen. Sie war schon länger leidend, und nun führte sie der Gram über das Unglück ihres Landes schnell dem Grabe zu. Eine große Freude sollte sie noch erleben; kurz vor Weihnachten 1809 zog sie an der Seite ihres Gemahls in das geliebte Berlin ein. Doch als sie im folgenden Jahre bei ihrem Vater in Hohenzieritz weilte, verschlimmerte sich ihr Leiden so sehr, daß der König mit den beiden ältesten Söhnen an ihr Krankenlager gerufen werden mußte. Sie nahm von ihrem geliebten Gemahl und von Fritz und Wilhelm zärt- lichen Abschied und entschlief sanft am 19. Juli 1810. Das war der schwerste Schlag für den schon so gedemütigten König; sein Wahr- spruch war fortan: „Meine Zeit in Unruhe; meine Hoffnung in Gott." Im Mausoleum zu Charlottenburg ruht die Königin Luise an der Seite ihres Gemahls. Unter allen preußischen Königinnen wurde sie am meisten geliebt, und für alle Zeit lebt ihr hehres Bild im Herzen des preußischen Volkes fort. 4. Die Arbeit an der Wiedergeburt Preußens, a) Fried- r i ch Wilhelm Iii. und die großen Männer. Das Unglück führte alle vaterlandsliebenden Preußen zu der Einsicht: Mit

4. Bilder aus der vaterländischen Geschichte der Neuzeit - S. 32

1910 - Hannover-List [u.a.] : Carl Meyer (Gustav Prior)
32 6. Friedrich Wilhelm Iii. und die Königin Luise. kurische Nehrung nach Memel. Drei Tage dauerte diese Reise. In der ersten Nacht lag die Königin in einer Bauernstube, wo die Fenster zerbrochen waren und der Schnee auf ihr Bett wehte. Doch sie überstand die Reise, die Seeluft tat ihr gut, und allmählich erholte sie sich. In Memel blieb die Königsfamilie fast zwei Jahre. 7. Der Friede zu Tilsit. 1807. Bis über die Weichsel zogen die Franzosen durch Preußen. Da mußte Friedrich Wilhelm Iii. Frieden schließen. In der Stadt Tilsit kam Napoleon mit dem Könige von Preußen und dem Kaiser von Rußland zusammen, um über den Frieden zu verhandeln. Napoleon wollte Preußen viel Land abnehmen und es fast um die Hälfte verkleinern. Darüber herrschte überall die größte Bestürzung und Trauer. Der König wußte sich nicht zu helfen. Da kam man auf den Gedanken, daß Napoleon vielleicht zu einem günstigeren Frieden bereit sei, wenn die Königin Luise ihn darum bitten würde. Es wurde der Königin sehr schwer, vor Napoleon zu erscheinen, den sie haßte wie keinen anderen Menschen; aber für ihr Land war sie bereit, alles zu tun. Napoleon empfing sie mit königlichen Ehren und war höflich gegen sie; die edle Erscheinung der Königin machte auch auf ihn einen großen Eindruck, und er hat sie später nicht wieder beschimpft, wie er das vorher genug getan hatte. Aber Luise erreichte bei ihm nichts; beim Abschiede sagte er ihr nur: Wir wollen sehen. Napoleon ging von seinen harten Bedingungen nicht ab: er nahm Preußen alles Land westlich der Elbe und machte daraus ein Königreich Westfalen, das er seinem Bruder gab. Dazu mußte Preußen noch sehr hohe Kriegskosten zahlen. 8. Der Tod der Königin Luise. Im Winter 1809 kehrte die königliche Familie wieder nach Berlin zurück. Luise hatte sich sehr danach gesehnt. Das rauhe Klima Ostpreußens bekam ihr nicht. Mit herzlicher Freude wurde sie in Berlin empfangen. Bald aber sollten wieder Tage der Trauer kommen. Schon seit Jahren hatte sich Luise gewünscht, ihren alten Vater in Strelitz zu besuchen. Im Sommer des Jahres 1810 wurde ihr endlich dieser Wunsch erfüllt. Noch einmal fühlte sie sich ganz glücklich. Aber bereits wenige Tage nach ihrer Ankunft wurde sie in dem Lustschlosse Hohenzieritz bei Strelitz krank, eine schwere Lungenentzündung befiel sie. Die geschicktesten Ärzte wurden an ihr Krankenlager gerufen, aber keiner konnte sie retten. Wenige Stunden vor ihrem Tode kam der König mit seinen zwei ältesten Söhnen Fritz und Wilhelm. Das war ihre letzte Freude. Bald darauf starb sie, am 19. Juli 1810. Im Mausoleum zu Charlottenburg liegt sie begraben. Der tiefgebeugte König ließ über ihrer Gruft ein herrliches Marmorbild anfertigen, das sie schlafend darstellt. Das preußische Volk aber hat seine edle Königin Luise nicht vergessen.

5. Hilfsbuch für den Geschichtsunterricht in Seminaren - S. 360

1905 - Breslau : Hirt
360 Die Neuzeit. Dritte Periode, 1789—1815. kam im Frühjahr 1807 selber nach Preußen; bei einer Heerschau umarmte er den König und rief unter Tränen: ..Nickit wabr. keiner von uns beiden fällt allein? Entweder beide zusammen ober feiner!" Zu Barten-1807 stein a. d. Alle schlöffen beide (26^lpril) einen neuen Vertrag die ]Jc titerte Koalition, deren Ziel war: Wiederherstellung der früheren Ordnung Europas, besonders Preußens, Auflösung des Rheinbundes, gemeinsame Verwaltung Deutschlands durch Österreich und Preußen. Auf den Beitritt Englands, Schwedens und Österreichs rechnete man. Doch sollte auch dieser mit so großen Hoffnungen geschlossene Vertrag kläglich enden. Nach vier Wochen (27. Mai) fiel trotz tapferer Verteidigung durch General Kalckreutb^das so wichtige, aber von den Russen nicht ge-nüqend unterstükted§ g; nun begann Napoleon den Sommerfeldzug mit einem trefflich gerüsteten, überlegenen Heere. Zwar scheiterte sein erster Angriff bei Heilsberg a. d. Alle (10. Juni); aber vier Tage später / ‘ erlag das russische Heer in der furchtbaren Schlacht bei Friedland und zog sich zurück. Lestocq hatte sich in Königsberg hineingeworfen^ mußte es aber wieder räumen, und die Franzosen besetzten auch diese letzte Hauptstadt Preußens. Napoleon zog in Tilsit ein. Nun verlor Alexander den Mut, dazu mißbilligten sein Bruder und die meisten Generale diesen „Krieg für Preußen": deshalb bot er, ohne seinen, ihm unerschütterlich vertrauenden wmmchen Freund zu benachrichtigen, Napoleon einen Waffenstillstand an. Napoleon griff mit beiden Händen zu. 6. Friede zu Tilsit. Bei einer persönlichen Zusammenkunft auf einem Floße der Memel in Tilsit wußte er den wankelmütigen Alexander durch Schmeicheleien und glänzende Aussichten auf eine Teilung Europas nicht allein zum Frieden zu bewegen, sondern sogar zum Bundesgenossen in einem Kriege gegen England zu gewinnen. An der nächsten Zusammenkunft durfte auch Friedrich Wilhelm teilnehmen, um zu erfahren, was Napoleon ihm in Rücksicht auf Alexander von den preußischen Staaten zurückgeben wollte. Aber trotz seines Unglücks blieb der König stolz, zurückhaltend und wortkarg; Schmeichelworte waren ihm unmöglich. Auf Wunsch Napoleons gestattete er auch, daß die von dem Sieger so oft geschmähte Königin Luise von Memel nach Tilsit käme; die edle Frau vergaß das ihr angetane Unrecht und erschien vor dem ihr so verhaßten Manne in der Hoffnung, für Preußen noch günstigere Bedingungen zu erwirken. Aber vergebens! Die Bitten glitten von ihm ab, „wie das Wasser vom 1807 In dem Frieden zu Tilsit, den Alexander am 7., Friedrich Wilhelm .am 9. Juli mit Napoleon schloß, verlor Rußland nichts, es erhielt sogar 1 >v noch ein Stück von Neuostpreußen, trat aber der Festlandssperre bei. Preußen verlor alles Land westlich von der Elbe mit Magdeburg, dazu sämtliche in der zweiten und dritten polnischen Teilung erworbenen Länder.

6. Teil 2 - S. 44

1916 - Arnsberg i.W. : Stahl
— 44 — Napoleon. Als Napoleon sich nach den.unglücklichen ^ 'v5.ena un^ Auerstädt der Hauptstadt Berlin näherte, mußte die Komgm Luise mit ihrem Gemahl und ihren Kindern nach Königsberg fliehen. Hier wurde sie von einer schweren Krankheit, dem Nerven-fteber, befallen. Noch ehe sie wiederhergestellt war, rückten die Franzosen aus Königsberg los Trotz ihrer Krankheit entschloß sich die Königin zur Flucht nach Memel. ö s5ui der *er^en ?Iud^ traf die Königin mit ihren Kindern in Schwedt zusammen. “”berem Ju rhnen: „Ihr seht mich mit Tränen; ich beweine das ? uns betroffen hat. Seid künftig, wenn eure Mutter nicht mehr Spst elf* e«n9e^elt ^rn- r 6^9nü9t buch nicht mit Tränen; handelt, ent- wickelt eure Kräfte. Werdet Männer, Helden, würdig des Namens von Enkeln des großen tfrtedttch. Befreit dann euer Volk von dem Dienste der Fremden." w will lieber in die Hände Gottes als dieser Menschen fallen," sagte Luise vor der Flucht nack Memel, und man trug die in Betten Eingehüllte in einen Waaen der sie über den Strand 20 Meilen weit nach Memel führen sollte. Auf dieser mühsamen Reise mußte die Königin die erste Nacht in einer armseligen Bauernstube mit zerbrochenen Fenstern ohne erquickende Nahrung zubringen. Erst nach drei Tagen voll der größten Entbehrungen und Beschwerden kam sie in Memel an. Nach der Schlacht bei Eylau konnte sie zwar nach Königsberg zurückkehren, mußte aber msolge der Niederlage bei Friedland im Juni 1807 abermals nach Memel fliehen. _ Kaiser Wilhelms Lieblingsblunre. Während der zweiten Flucht der königlichen Familie nach Memel brach unterwegs ein Rad des Wagens. Die Königin mußte mit ihren Kindern im freien Felde warten, bis der Schaden ausgebessert war. Die Kinder wurden bald müde und hungrig und machten der guten Mutter viel Sorge. Um sie zu zerstreuen, sammelte sie mit ihnen eine Menge blauer Kornblumen und machte daraus einen Kranz. Dabei war sie sehr traurig, und aus ihren Auaen fiel manche \anem?U^ Kranz. Prinz Wilhelm ging dies sehr zu Herzen, und er suchte seine gute Mutter zu trösten. Zärtlich schmiegte er sich an dieselbe, während sie ihm den Kranz aufs Haupt setzte. Prinz Wilhelm war damals 10 Jahr alt. Er hat diese rührende Begebenheit nie vergessen, und die Kornblume war seitdem seine Lieblingsblume. * Zusammenkunft mit Napoleon. Bevor der Friede zu Tilsit geschlossen wurde versuchte es die Königin Luise zweimal persönlich, den Kaiser Napoleon zu milderen Bedingungen zu bewegen. Besonders schmerzlich war ihr der Verlust der Festung Magdeburg. Deshalb suchte sie dieselbe von Napoleon loszubitten, vermochte aber sein hartes Herz nicht zu erweichen. Als er ihr beim Abschiede eine Rose überreichte nahm ste dieselbe mit den Worten: „Zum mindesten mit Magdeburg." Doch auch diese letzte Bitte war umsonst. Rückkehr nach Berlin. Alle diese schweren Prüfungen ertrug die fromme Königin mit stiller Ergebung in den Willen Gottes und in der sicheren Hoffnung auf eine bessere Zeit. Erst im Jahre 1809 kehrte sie endlich nach Berlin zurück und wurde von der Bürgerschaft aufs herzlichste empfangen. Mit ganzer Seele nahm sie an allen Bestrebungen zu Preußens Wiedergeburt und Erhebung den lebhaftesten Anteil. Doch der Gram über das Unglück des Vaterlandes hatte ihre Gesundheit zerstört. Sie erlebte Preußens ruhmvolle Erhebung und den Sturz Napoleons nicht mehr. Ihr Tod. Als sie im Jahre 1810 ihren Vater in Strelitz besuchte, wurde sie schwer krank. Auf die Nachricht hiervon eilte der König sofort mit seinen beiden ältesten Söhnen an ihr Krankenlager. Wenige Stunden

7. Zwölf Lebensbilder brandenburgisch-preußischer Regenten - S. 53

1908 - Berlin : Simion
— 53 — gestellt, um die Königin mit Blumen, die sie aus den Weg streuten, zu empfangen. Eins der Mädchen trug ein Gedicht vor. Als der letzte Pers gesprochen war, hob Luise das Mädchen zu sich in den Wagen und plauderte freundlich mit ihm. Da verlor die Kleine alle Scheu. Zutraulich erzählte sie, daß eins von den Mädchen nach Hause geschickt worden sei, weil es nicht so nett angezogen war wie die andern. Das tat der gütigen Königin leid. Sie sandte sogleich hin und ließ das Kind aus seinem Elternhause holen. Es kam mit verweinten Augen an den Wagen. Zärtlich streichelte es Luise und sagte zu ihm: „Weine nicht mehr, liebe Kleine! Ich habe Dich ebenso lieb wie die andern." Dann drückte sie einen Kuß auf das Gesicht des Mädchens. Iii. Jahre der Trübsal. 5. Wie Preußen von dem Jranzosenkaiser schwer geschädigt wird. Die Franzosen hatten damals einen Kaiser; der hieß Napoleon I. Er war sehr tapfer und gewann viele Schlachten. Bald fing er auch mit Preußen Krieg an. Im Jahre 1806 traf er mit dem preußischen Heere bei Jena und Auerstädt zusammen. (Jena ist eine Stadt in Thüringen, in deren Nähe das Dorf Auerstädt liegt.) Schnell gewann Napoleon den Sieg, und unsere Soldaten mußten fliehen, obwohl sie mutig gekämpft hatten. Nach wenigen Tagen zog der Franzosenkaiser in Berlin ein und bewohnte das Königliche Schloß. Friedrich Wilhelm Iii. und Luise flohen vor ihm. Napoleon raubte die Siegesgöttin (eine Frauengeftalt, die stolz wie eine Siegerin auf einem Kriegswagen führt) von dem Brandenburger Tor (1815 ist sie wieder nach Berlin zurückgeholt worden) und ließ sie nach Paris bringen. 1807 mußte König Friedrich Wilhelm mit Napoleon zu Tilsit einen schlimmen Frieden schließen. Der Kaiser der Franzosen nahm sich die Hälfte von unserm Lande und ließ sich über 100 Millionen Mark Kriegsgeld bezahlen. 6. Friedrich Wilhelm Iii. und Luise auf der Ikucht. Die Königin Luise war ihrem Gemahl nach Jena und Auerstädt gefolgt. Als sie von der Niederlage (eine verlorne Schlacht) der Preußen hörte, kehrte sie nach Berlin zurück. Sie grämte sich sehr. In ihrem Schmerz ließ sie ihren Arzt Hufeland rufen. Der kam und fand die Königin mit aufgelöstem Haar und verweinten Augen. Sie sagte zu ihm: „Die Schlacht ist verloren. Wir müssen fliehen, und Sie müssen

8. Bilder aus der vaterländischen Geschichte der Neuzeit - S. 28

1914 - Hannover [u.a.] : Carl Meyer (Gustav Prior)
28 6. Friedrich Wilhelm Iii. und die Königin Luise. Wagen und übergab ihr einen Brief, den ein Adjutant des Königs geschrieben hatte. Er enthielt die Worte: Die Schlacht ist verloren, der König lebt! Mit tiefer Bestürzung vernahm die Königin diese Nachricht. Aber schnell faßte sie sich. Jetzt galt es, nach Berlin zu eilen und ihre Kinder zu retteu. Als sie aber hier ankommt, sind ihre Kinder schon fort nach Schwedt ct. O. Die Franzosen seien schon auf dem Marsche nach Berlin, hieß es, und da habe man die königlichen Kinder in der Hauptstadt uicht mehr sicher genug gehalten. In Schwedt tras Luise am andern Tage mit ihren Kindern zusammen. Es war ein trauriges Wiedersehen. „Ihr seht mich in Tränen," rief sie ihren Kindern zu; „ich beweine das schwere Geschick, das uns betroffen hat. Der König hat sich in der Tüchtigkeit seiner Armee und ihrer Führer geirrt, und so haben wir unterliegen müssen." — Und weiter geht die Flucht bis nach Königsberg. Hier erkrankte die Königin am Typhus, und 14 Tage lang schwebte ihr Leben in Gefahr. Es war gerade um die Weihnachtszeit, und die königlichen Kinder hatten ein recht trauriges Weihuachtsfest. Bald erscholl auch noch die Schreckenskunde, daß die Franzosen sich auch Königsberg näherten; und noch einmal mußte die Königin mit ihren Kindern fliehen. Noch todkrank wurde sie in ihren Wagen getragen. Bei Sturm und Schneegestöber ging es'über die knrische Nehrung nach Memel. Drei Tage dauerte diese Reise. In der ersten Nacht lag die Königin in einer Bauernstube, wo die Fenster zerbrochen waren und der Schnee auf ihr Bett wehte. Doch sie überstand die Reise, die Seeluft tat ihr gut, und allmählich erholte sie sich. In Memel blieb die Königsfamilie fast zwei Jahre. 7. Der Friede zu Tilsit. 1807. Bis über die Weichsel zogen die Franzosen durch Preußen. Da mußte Friedrich Wilhelm Iii. Frieden schließen. In der Stadt Tilsit kam Napoleon mit dem Könige von Preußen und dem Kaiser vou Rußland zusammen, um über den Frieden zu verhandeln. Napoleon wollte Preußen viel Land abnehmen und es fast um die Hälfte verkleinern. Darüber herrschte überall die größte Bestürzung und Trauer. Der König wußte sich nicht zu helfen. Da kam man auf den Gedanken, daß Napoleon vielleicht zu einem günstigeren Frieden bereit fei, wenn die Königin Luife ihn darum bitten würde. Es wurde der Königin sehr schwer, vor Napoleon zu erscheinen, den sie haßte wie keinen anderen Menschen; aber für ihr Land war sie bereit, alles zu tun. Napoleon empfing sie mit königlichen Ehren und war höflich gegen sie; die edle Erscheinung der Königin machte auch auf ihn einen großen Eindruck, und er hat sie später uicht wieder beschimpft, wie er das vorher genug getan hatte. Aber Luise erreichte bei ihm nichts; beim Abschiede sagte er ihr nur: Wir wollen sehen. Napoleon ging von seinen harten Bedingungen nicht ab: er nahm Preußen alles Land westlich der Elbe und machte daraus ein Königreich Westfalen, das er seinem Bruder gab. Dazu mußte Preußen noch sehr hohe Kriegskosten zahlen. 8. Der Tod der Königin Luise. Im Winter 1809 kehrte die königliche Familie wieder nach Berlin zurück. Luise hatte sich sehr

9. Geschichte des preußischen Staates - S. 112

1895 - Münster in Westfalen : Alphonsus-Buchh.
10. Luisens Krankheit und T»d. a. Reise nach Strelitz 1810. b. Krankheit. c Tod. 1. Persönliches. 15. Oktober 1795. 112 Dritter Zeitraum. Die Hohenzollern als Könige von Preußen. Gott; doch das Schwere wird einmal von mir gefordert; Opfer zu bringen bin ich gewohnt." Lnife fuhr alfo nach Tilsit und brachte dort ihre Bitte unter Thränen bei Napoleon vor. Als Erwiderung fragte dieser in der unzartesten Weise: „Aber, wie konnten Sie es nur wagen, mit mir Krieg anzufangen?" Die Königin antwortete: „Sire, dem Ruhme Friedrichs des Großeu war es erlaubt, uns über unsere Kräfte zu täuschen, wenn anders wir uns getäuscht haben." Bei der Tafel, zu der auch der König und die Königin eingeladen waren, wiederholte sie ihre Bitte und fügte bett Wunsch bei, Magdeburg für ihre Kinder zu erhalten, worauf jedoch Napoleon erwiderte: „Festungen sind fein Spielzeug für Kinder." Gleich darauf überreichte er ihr eine Rose. Sie nahm dieselbe mit den Worten: „Ich nehme sie an, doch nicht ohne Magdeburg!" Daraus aber antwortete Napoleon kurz und rauh: „Ich muß Ew. Majestät bemerken, daß ich es bin, der das Geschenk macht, und daß Sie es sind, die dasselbe empfangen!" So wurde Preußens Königin gedemütigt! Mit dem schmerzlichen Bewußtsein, ein so schweres Opser umsonst gebracht zu haben, reiste sie wieder zurück. Doch eben in der tiefen Erniedrigung lag auch der Keim zu Preußens Wiedergeburt. Leider war es der Königin nicht vergönnt,, sich derselben zu erfreuen. Im Juni 1810 durfte sie einen Besuch ant väterlichen Hose zu Strelitz machen und sollte dort auch ihre geliebte Großmutter wiedersehen. In den ersten Tagen ihres Aufenthaltes daselbst machte man einen Ausflug nach dem Schlosse Hoheu-zieritz. Schon leidend kam die Königin dort an; Husten und Fieber stellten sich eiu. Bald wurde sie von heftigem Brnstkramps befallen, der sich häufig wiederholte. Am 19. Jnli in aller Frühe traf bcr König mit seinen beiden ältesten Söhnen ein zur größten Freude der Königin. Gegen 9 Uhr morgens stellte sich wieder ein sehr heftiger Ansatt ein, und mit dem Seufzer: „Herr Jesus, mach' es kurz!" verschied sie 10 Minuten vor 9 Uhr. Ihre Leiche wurde nach Charlottenburg gebracht und im dortigen Mausoleum beigesetzt. > Friedrich Wilhelm Iv. „Ich und mein Haus — wir wollen dem Herrn dienen." Er war der älteste Sohn Friedrich Wilhelms Iii. und seiner edlen Gemahlin Luise. Er wurde geboren ant 15. Oktober 1795r

10. Preußisch-deutsche Geschichte vom Ende des Großen Krieges bis zum Beginne des Zwanzigsten Jahrhunderts - S. 278

1902 - Halle : Gesenius
— 278 — nichts als seine Pflicht: Mag alles ringsum vergehen, ich habe auf meinem Posten zu stehen, so lange ich kann. Und die tapferen Kolberger Bürger dachten ebenso. Hätten sich nur Soldaten und Bürger überall so trefflich verstanden. — Endlich stellten sich die Russen Napoleon wieder entgegen. Blutig wird gerungen, ohne daß Napoleon siegt. Die Preußen haben das verhindert. Da wird der Eroberer betroffen. Solche Hartnäckigkeit! Ihm solche Verluste beizubringen! In den Preußen mußte doch noch viel Kraft stecken. Abermals läßt er dem Könige Friedensvorschläge machen. Den besten preußischen General wählt er als Unterhändler aus. Aber man erkennt Napoleons üble Lage und lehnt sein Anerbieten ab. Rußland durfte man sich doch auch nicht zum Feinde machen. Dann geriet man zwischen zwei Mühlsteine und wurde zerrieben. Vielmehr kam der vierte Bund gegen Frankreich zu stände. Glaubte man indes, Napoleon dadurch einzuschüchtern, so war man betrogen. Frisch griff er die Russen an, und es gelang ihm, sie vernichtend zu schlagen. Obschon nun noch lange nicht alles verloren war, entsank doch dem Kaiser Alexander der Mut, wie einst dem Kaiser Franz nach der Schlacht bei Austerlitz. Zum zweiten Male eine solche zerschmetternde Niederlage! Nun erschien Napoleon auch ihm als unbesiegbar. So nahm der vierte Bundeskrieg ein schnelles Ende. Zusammenfassung und vertiefte Wiedergabe. 6. a) Auf dem Flusse Njemen (Memel), in einem Zelte, das auf einem Floße erbaut war, kamen die beiden Kaiser zusammen; der König wartete am Ufer. Napoleon beschäftigte sich fast nur mit Alexander; den König beachtete er kaum. Der russische Kaiser bestaunte den siegreichen Gegner, und als dieser ihm noch einige Schmeicheleien sagte, war er ganz für ihn eingenommen. Er riet nun auch dem Könige zum Frieden, trotzdem er wußte, daß dieser für Preußen höchst nachteilig ausfallen mußte. Seufzend und bitter enttäuscht, willigte Friedrich Wilhelm ein. Er entschloß sich auf Alexanders und Hardenbergs Rat hin, die Königin kommen zu lassen, um durch sie vielleicht günstigere Bedingungen zu erlangen. b) Die Begegnung Napoleons und Luisens fand zu Tilsit statt. Lange hatte sich die Königin gesträubt, dem harten Manne bittend gegenüberzutreten. Sie tat es nur um ihrer Familie und ihres Landes willen. „Was mich das kostet", schrieb sie auf dem verhängnisvollen Wege nach Tilsit in ihr Tagebuch, „weiß mein Gott; denn wenn ich gleich den Mann nicht hasse, so sehe ich ihn doch als den an, der den König und sein Land unglücklich gemacht hat. Seine Talente bewundere ich; aber seinen Charakter, der offenbar hinterlistig und falsch ist, kann ich nicht lieben. Höflich und artig gegen ihn zu sein, wird mir schwer werden; doch das Schwere wird einmal von mir gefordert. Opfer zu bringen bin ich gewohnt." Freundlich trat sie dem Eroberer entgegen, um ihn milde zu stimmen. Aber barsch fuhr Napoleon sie an: „Wie konnten Sie es wagen,

11. Geschichte Preußens in Einzelbildern - S. 79

1891 - Danzig : Gruihn
Die Königin Luise. 79 sagte ihm hierauf noch, es sei dafür gesorgt, daß er, sobald es ihm beliebe, von Berlin nach Darmstadt mit Extrapost frei zurückreisen könne. Tie Leivensjahre. Nach den unglücklichen Schlachten von Jena und Auerstädt, Pr. Eylau und Friedland begann eine trübe Zeit für Preußen. Die Königin flüchtete nach Königsberg. Unterwegs aber schrieb sie in ibr Tagebuch: „Wer nie sein Brot mit Thränen aß, wer nie die kummervollen Nächte auf seinem Bette weinend saß, der kennt euch nicht, ihr himmlischen Mächte." — Als die Franzosen gegen Königsberg vorrückten, floh Luise, trotzdem sie am Nervenfieber litt, bei der strengsten Kälte nach Memel und schrieb bald darauf an ihren Vater: „Mit uns ist es aus, wenn auch nicht für immer, doch für jetzt; aber ich glaube fest an Gott und bin der Hoffnung, daß auf die jetzige böse Zeit eine bessere folgen wird." Frieden zu Tilsit. Da nach dem unglücklichen Kriege die Friedeus-verhandluugeu begannen, vermochte es die Königin über sich, auch in Tilsit zu erscheinen. Sie äußerte gegen Napoleon, daß sie von seinem Edelmute einen für Preußen günstigen Frieden hoffe. Der Kaiser aber sagte zum Könige: „Wie konnten Sie es wagen, mit mir den Krieg anzufangen?" Luise antwortete: „Dem Ruhme Friedrichs des Großen war es erlaubt, uns über unsere Kräfte zu täuschen, wenn anders wir uns getäuscht haben." Im weiteren Verlaufe des Gesprächs bot Napoleon der Königin aus Höflichkeit eine schöne Rose an. Da aber Friedrich Wilhelm vorher schon alles versnckt hatte, Magdeburg beim Friedensschluss nicht zu verlieren, so sprach Luise: „Ich nehme diese Rose, aber nicht ohne Magdeburg." Napoleon blieb jedoch unerbittlich. Luisens Ende. 19. Juli 1810. Die Königin sollte die neue bessere Zeit nicht mehr erleben. Als sie den lange ersehnten Besuch bei ihrem Vater, dem Herzog von Mecklenburg-Strelitz, machte, stellten sich Husteu und Fieber ein. Ein heftiger Brustkrampf brachte sie dem Tode nahe, und sie sagte daher zu ihrem Arzt: „Helfen Sie mir! Bedenken Sie, wenn ich dem Könige, wenn ich den Kindern stürbe!" Sobald der König ankam und die Leidende sah, war er gebrochen vor Schmerz und eilte aus dem Zimmer, um seine Aufregung zu verbergen. Man wollte ihn trösten, es sei ja noch Hoffnung da. „Ach," sagte er, „wenn sie nicht mein wäre, würde sie leben; aber da sie meine Frau ist, stirbt sie gewiß." Als Luise ihren Gemahl hinauseilen sah, rief sie schmerzlich aus: „Der König geht von mir, als wolle er Abschied nehmen. Geht der König von mir, so sterbe ich gleich." Doch bald kehrte ihr Ge- mahl zurück und verließ sie von jetzt ab nicht mehr. Es nahte die Todesstunde. Der König saß am Sterbebette; er hatte ihre rechte Hand ergriffen. Endlich bog sie sanft ihr Haupt zurück, schloß die Augen und rief: „Herr Jesus, mach' es kurz!" Mit diesem stillen Seufzer endete ihr Leben. Der König war zurückgesunken, während die beiden ältesten Prin- Luise, Königin von Preußen.

12. Sagen, Lebensbilder aus der brandenburgisch-preußischen Geschichte - S. 77

1912 - Düsseldorf : Schwann
— 77 — erhielt sie ihren Mut, ihr himmlisches Vertrauen auf Gott aufrecht, und das belebte uns alle." 5. Luise in Tilsit. Glücklicherweise erholte sich die Königin wieder nach der Ankunft in M e m e l. Aber das Schicksal ihrer Familie und ihres Staates drückte sie tief darnieder. Schweren Herzens, „unter tausend Tränen, als ginge es in den Tod", nahm sie das große Opfer auf sich, den Kaiser Napoleon, der jetzt Herr über Preußen war, persönlich um Schonung für ihr Land zu bitten. In Tilsit suchte sie ihn auf. Zwar empfing der Sieger sie ehrenvoll, hörte ihrer Fürbitte auch höflich zu und versprach in unbestimmten Worten Milde. Aber in Wirklichkeit blieb der harte Mann ungerührt. Den Unterhändlern des Königs sagte er am anderen Tage, die Königin sei in einem Irrtume, wenn sie seine höflichen Worte als Ernst genommen habe. Luise sah sich aufs schmerzlichste getäuscht und klagte bitterlich über diese ihr zugefügte Demütigung. Das preußische Volk aber liebte feine Königin seitdem noch inniger. 6. Luisens letzte Jahre. Mehr als drei Jahre weilte die Königin fern an der Ostgrenze des Staates; erst Weihnachten 1809 kehrte sie nach Berlin zurück, wo die Einwohner ihr einen begeisterten Empfang bereiteten. Von neuem schien Luise aufzuleben. Aber sie trug schon den Keim des Todes in sich. Seit längerer Zeit waren die Anzeichen einer schweren Herzerkrankung hervorgetreten. Sie ahnte ihr nahes Ende und wollte deshalb ihren Vater und ihre Heimat noch einmal sehen. Im Juli 1810 führte sie die Reise aus. Aber lebend sollte sie von ihr nicht wiederkehren. Wenige Tage nach ihrer Ankunft auf dem väterlichen Schlosse Hohenzieritz wurde sie gefährlich krank. Die Ärzte erkannten, daß sie nicht mehr zu retten war. Bald mußte der König eiligst herbeigerufen werden. Luisens Sterbe- oi A stunde war gekommen. 10±u 7. Tod der Königin. „Die Königin hatte", so erzählt als Augenzeugin die Oberhofmeisterin, „den Tod bereits auf der Stirn geschrieben, und doch, wie empfing sie den König, mit welcher Freude umarmte und küßte sie ihn! Und er weinte bitterlich. Der Kronprinz und Prinz Wilhelm waren mit ihm gekommen. Soviel die arme Königin es nur vermochte, versuchte sie noch immer zu sprechen. Sie wollte so gern immer noch zum Könige reden, ach, und sie konnte es nicht mehr! So ging es fort, und sie wurde immer schwächer. Der König saß ans dem Rande des Bettes, und ich kniete davor. Er suchte die erkalteten Hände der Königin zu erwärmen; dann hielt er die eine und legte die andere in meine Hände, auf daß ich sie warm reiben sollte. Es war um neun Uhr (19. Juli). Die Königin hatte ihren Kopf sanft auf die Seite

13. Bilder aus der vaterländischen Geschichte - S. 45

1914 - Düsseldorf : Schwann
— 45 — Herzens, „unter tausend Tränen, als ginge es in den Tod," nahm sie das große Opfer auf sich, den Kaiser Napoleon, der jetzt Herr über Preußen war, persönlich um Schonung für ihr Land zu bitten. In Tilsit suchte sie ihn auf. Zwar empfing der Sieger sie ehrenvoll; er hörte ihrer Fürbitte auch höflich zu und versprach in unbestimmten Worten Milde. Aber in Wirklichkeit blieb der harte Mann ungerührt. Den Unterhändlern des Königs sagte er am anderen Tage, die Königin sei in einem Irrtume, wenn sie seine höflichen Worte als Ernst genommen habe. Luife sah sich aufs schmerzlichste getäuscht und klagte bitterlich über diese ihr zugefügte Demütigung. Das preußische Volk aber liebte seine Königin seitdem noch inniger.1) 6. Luisens letzte Jahre. Mehr als drei Jahre weilte die Königin fern an der Ostgrenze des Staates; erst Weihnachten 1809 kehrte sie nach Berlin zurück, wo die Einwohner ihr einen begeisterten Empfang bereiteten. Von neuem schien Luise aufzuleben. Aber sie trug schon den Keim des Todes in sich. Seit längerer Zeit waren die Anzeichen einer schweren Herzerkrankung hervorgetreten. Sie ahnte ihr nahes Ende und wollte deshalb ihren Vater und ihre Heimat noch einmal sehen. Im Juli 1810 führte sie die Reise aus. Aber lebend sollte sie von ihr nicht wiederkehren. Wenige Tage nach ihrer Ankunft auf dem väterlichen Schlosse Hohenzieritz wurde sie gefährlich krank. Die Arzte erkannten, daß sie nicht mehr zu retten war. Bald mußte der König eiligst herbeigerufen werden. Luisens Sterbe- 1 Ol stunde war gekommen. lolu 7. Tod der Königin. „Die Königin hatte“, so erzählt als Augenzeugin die Oberhofmeisterin, „den Tod bereits auf der Stirn geschrieben, und doch, wie empfing sie den König, mit welcher Freude umarmte und küßte sie ihn! Und er weinte bitterlich. Der Kronprinz und Prinz Wilhelm waren mit ihm gekommen. Soviel die arme Königin es nur vermochte, versuchte sie noch immer zu sprechen. Sie wollte so gern immer noch zum Könige reden, ach, und sie konnte es nicht mehr! So ging es fort, und sie wurde immer schwächer. Der König saß aus dem Rande des Bettes, und ich kniete davor. Er suchte die erkalteten Hände der Königin zu erwärmen; dann hielt er die eine und legte die andere in meine Hände, auf daß ich sie warm reiben sollte. Es war um neun Uhr (19. Juli). Die Königin hatte ihren Kops sanft auf die Seite geneigt und die Augen fest gen Himmel gerichtet. Ihre großen Augen weit geöffnet, und aufwärts blickend sagte sie: „Ich sterbe; o Jesu, mach' es leicht!“ Ach, das war ein 1) Vgl. Lehmanns Wandbild „Königin Luise und Napoleon I. in Tilsit" (Leipzig, Wachsmuth). 4*

14. Sagen und Geschichten - S. 59

1889 - Breslau : Hirt
— 59 — Meilen weit über die kurische Nehrung nach der nördlichsten Stadt der preußischen Monarchie, Memel, schaffen. Als nach dem Siege der Franzosen bei Friedland an der Alle die Feinde auch Königsberg einnahmen, versagte der bisherige Verbündete Preußens, der russische Zar Alexander I., feine Hilfe, und Friedrich Wilhelm mußte den Sieger um Frieden bitten. In Tilsit fand eine Zusammenkunft der drei Monarchen statt, zu welcher auch die Königin Luise von Memel herüberkam. Sie hatte gehofft, durch ihr persönliches Erscheinen die Friedensbedingungen für Preußen zu mildern. Aber trotz der äußeren Höflichkeit, mit welcher ihr Napoleon begegnete, ließ er in feinen Forderungen nichts nach, auch Magdeburg, um welches ihn die Königin noch zuletzt gebeten, riß er von Preußen. Durch den Tilsiter Frieden 1807 verlor Preußen die Hälfte seiner Provinzen 1807 und sollte dazu eine schwere Kriegsfteuer zahlen. Die königliche Familie verlegte bald ihren Wohnsitz von Memel nach Königsberg. Während des Sommers bezog sie ein Landgut auf den sogenannten Huben bei Königsberg, das noch heute zum Andenken an die Königin Luifenwahl heißt. Als Luise mit ihrem Gemahl nach der Hauptstadt Berlin zurückkehrte, wurde das Königspaar von dem Jubel der Bevölkerung begrüßt; die Königin fuhr in einem prächtigen Wagen, den ihr die Berliner Bürgerschaft geschenkt hatte. Um die Kräfte des Staates zu heben, hatte der König wichtige Änderungen in der Verwaltung und im Heerwesen vornehmen lassen. Die bis dahin von den Gutsherren völlig abhängigen Bauern wurden aus ihrer drückenden Lage befreit, das Söldnerwefen ward abgeschafft, und nur Landeskinder wurden in das Heer aufgenommen. Die Hauptratgeber bei diesen Verbesserungen waren der Freiherr von Stein und der edle Scharnhorst. Überall erwachte ein neuer, vaterländischer Geist und die Sehnsucht, das Joch Napoleons abzuwerfen. Bevor jedoch der Tag der Freiheit erschien, war die Königin vom Tode hinweggerafft worden. Bei einem Besuche, den sie ihrem Vater machte, erkrankte sie an einer Lungenentzündung und starb auf dem Schloffehohenzieritz inmecklenbnrg-Strelitz am 19.Juli 1810. Der König, der wenige Stunden vor ihrem Ende mit den beiden 1810 ältesten Söhnen an dem Sterbebette eingetroffen war, rief in feinem Schmerze aus: „Meines Lebens Sterne sind erloschen, die mir auf meiner dunklen Bahn so treu geleuchtet haben." Die Leiche der edlen Königin richt in dem Mausoleum zu Charlottenburg.

15. Weltkunde - S. 189

1896 - Hannover : Helwing
189 Berlin und weiter nach dem Osten. Dreizehn Tage nach der Schlacht bei Jena zog Napoleon in Berlin ein. Eine preußische Festung nach der anderen ergab sich; nur Kolberg (Nettelbeck) und Graudenz (Courbiere) verteidigten sich heldenmütig. Jetzt verbot Napoleon den besiegten Völkern, etwas von England zu kaufen; alle englischen Waren sollten vernichtet werden. Das nannte man die „Kontinentalsperre", d. h. die Absperrung Europas gegen Eng- lands Handel. In dieser Zeit trat auch der König von Sachsen dem Rheinbünde bei. Nun zog Napoleon nach dem Osten, um das preußische Heer dort aufzusuchen. Inzwischen hatten sich die Russen mit den Preußen vereinigt. Beide rangen in blutiger Schlacht bei Preußisch-Ey lau mit Napoleon, der den Verbündeten das Schlachtfeld überlassen mußte (8. Febr. 1807). Im Frühlinge kam Kaiser Alexander von Rußland selbst zum Könige Friedrich Wilhelm nach Preußen, und beide erneuerten den Freundschafts- bund, welchen sie 1805 am Grabe Friedrichs d. Gr. in Potsdam geschlossen hatten. Im Sommer kam es dann zur entscheidenden Schlacht bei Fried land, wo Napoleon den Sieg gewann. Im Frieden zu Tilsit mußte Friedrich Wilhelm sein halbes Reich an Napoleon abtreten; die andere Halste (die Lande östlich der Elbe) ließ dieser ihm nur „aus Achtung vor dem Kaiser aller Russen", mit dem er inzwischen Freundschaft geschlossen hatte. Dazu sollte Preußen 150 Millionen Franken Kriegskosten bezahlen und durfte nur ein Heer von 42 000 Mann halten. Die edle Königin Luise von Preußen hatte zwar persönlich versucht, die harten Friedensbedingungen zu mildern, aber es war ihr nicht gelungen, des Siegers sühlloses Herz zu erweichen. — Aus den Gebieten, welche Napoleon Preußen entrissen hatte, zusammen mit Braunschweig und Kurhessen bildete er das Königreich West- falen, welches er seinem Bruder Jerome gab. Dieser hielt seinen Hof in Kassel. § 94. Preußens Erneuerung. „Es wird mir immer klarer, daß alles so kommen mußte, wie es gekommen ist. Wir sind ein- geschlasen aus den Lorbeeren Friedrichs des Großen, welcher eine neue Zeit schuf. Wir sind mit derselben nicht fortgeschritten, des- halb überflügelt sie uns. Das sieht niemand klarer ein, als der König. I ch glaube fest an Gott, deshalb bin ich der Hoffnung, daß auf die jetzige Zeit eine bessere folgen wird. Ich finde Trost, Kraft Mut und Heiterkeit in dieser Hoffnung, die tief in meiner Seele liegt. Sorgen wir nur, daß >vir mit jedem Tage reifer und besser werden." In diesen Worten sprach Preußens edle Königin Luise in der Zeit tiefster Schmach und unsäglichen Elendes das aus, was Millionen ihres Volkes erkannten und fühlten. Die grausamen Schläge von der Hand des Franzosenkaisers hatten Preußens Völker aus ihrem stolzen Sicherhcitstraume aufgeschreckt. „Wir müssen reifer und besser werden!" dieser Weckruf aus dem Munde der geliebten Königin wurde die Losung für König und Volk. Der König entließ seine unfähigen Ratgeber und berief Männer um leinen Thron, deren Herzen in glühender Liebe für Freiheit und Vaterland

16. Vaterländische Geschichte - S. 90

1907 - Danzig : Axt
Russen einen vollständigen Sieg, worauf sich Napoleon mit Kaiser Alexander aussöhnte. Friede zu Tilsit. 9. Juli 1807. Zu Tilsit an der Memel wurde nun auch mit Preußen der Friede abgeschlossen. Selbst die Königin Luise erschien vor Napoleon, um diesen bei seinen Friebensbebutguitgeit milder zu stimmen. Als der Kaiser die Worte hinwarf: „Wie konnten Sie es wagen, mit mir den Krieg anzufangen?" erwiderte die Königin: „Dem Ruhme Friedrichs des Großen war es erlaubt, uns über unsere Kräfte zu täuschen, wenn anders wir uns getäuscht habeu." In dem Frieden verlor Preußen das Land zwischen Elbe und Rhein, die polnischen Landesteile und Danzig, also die Hälfte des Reiches. Außerdem mußte der Staat über 120 Millionen Mark Kriegskosten zahlen und durfte in Zukunft uur 42000 Soldaten halten. Das Gebiet zwischen Elbe und Rhein mit einigen benachbarten Gebieten richtete Napoleon als Königreich Westfalen mit der Hauptstadt Cassel ein und schenkte es seinem Brnder Hieronymus (Jörome). Bis zur Entrichtung der Kriegskosten aber blieben 150000 Mann Franzosen in Preußen nud sogeu das Land entsetzlich aus. Napoleons Ehe. Napoleon führte nicht ein so schönes Famlienleben wie Friedrich Wilhelm Iii. Von feiner Gemahlin Joseph ine trennte er sich und vermählte sich mit der Prinzessin Marie Luise, eiuer Tochter des Kaisers Franz von Österreich. Letzterer gab mit schwerem Herzen seine Einwilligung zu der Heirat, weil ihm Napoleon fast die Hälfte des Reiches entrissen hatte. Die Hochzeit fand in Paris mit ungewöhnlichem Gepränge statt, und als dem Kaiser Napoleon ein Jahr darauf ein Sohn geboren wurde, gab er demselben bereits in der Wiege den Titel König von Rom. 66. Preußens Wiedergeburt. Volkstreue. Wenngleich Preußen in den Unglücksjahren 1806 nud 1807 schwer gedemiitigt wurde, so hoffte das ganze Volk doch ans bessere Zeiten und bewies der königlichen Familie die größte Anhänglichkeit. So kam einst ein schlichter Landmann, der Mennonit Abraham Nickel, mit seiner Frau zum König und der Königin. Er brachte ein Geschenk von 3000 Friedrichsdor und sprach zu Friedrich Wilhelm: „Gnädigster Herr! Deine treuen mennonitischen Untertanen haben mit Schmerz erfahren, wie groß Deine Not ist. Darum fiaben nufere Gemeinden diese Kleinigkeit zusammengebracht. Ich biu abgeschickt, unsern lieben Herrn und König zu bitten, diese Gabe wohlwollend anzunehmen; wir werden nicht aufhören, für Dich zu beten." — Daraus überreichte die Frau des Menuoniten der Königin einen Korb voll frischer Butter mit beit Worten: „Man hat uns gesagt, daß unsere gitäbige Frau Königin gute frische Butter sehr liebt und auch meine kleine Gabe nicht verachten wirb. Du siehst ja so sreunblich und gut aus, wie freue ich mich, Dich einmal in der Nähe zu sehen l" Tiefbewegt drückte Luise der Bauersfrau unter Tränen die Hand und hing der treuen Mennonitin das eigene Umfchlagetuch, welches sie soeben trug, mit den Worten um: „Zum Andenken an diesen Augenblick." Ähnliche Züge der Volkstreue kamen indes viele vor, als die königliche Familie in Königsberg und Memel wohnte. Stein. Nach bein Frieden von Tilsit berief der König beit Freiherrn von Stein zum ersten Minister. Dieser stammte ans einem alten Abels-geschlechte, welches einst zu Nassau an der Lahn aus feiner Burg zum Stein geblüht hatte. Als Fürst und Reichssreiberr trat er in preußische Dienste. Wahre Gottesfurcht, Freiheitssinn und Wahrhaftigleit waren ihm

17. Teil 1 - S. 31

1914 - Arnsberg i.W. : Stahl
— 31 — armer Mann unter das Fenster und bat um ein Almosen. Der König sprach zu ihm: „Wenden Sie sich an diese Dame. Sie läßt ihr Kind mit Goldstücken spielen und wird für einen armen Mann gewiß etwas übrig haben. Ich habe meine Börse nicht bei mir." Die Königin gab dem kleinen Kronprinzen vier Goldstücke in die Hand, und dieser warf sie dem alten Manne in den Hut. Mit Tränen im Auge dankte der Arme und ging. Gleich darauf rief ihn die Königin zurück und fragte: „Wie heißt Ihr?" „Ich heiße Berghoff," erwiderte jener, „ich habe König Friedrich dem Großen 23 Jahre gedient." „Bekommt Ihr Pension?" „Nein, Madam." „Dieser Herr hier sagte eben, er habe seine Börse nicht bei sich/' sprach die Königin weiter, „aber seine Handschrift ist so gut wie Geld." Der König war gerührt über den Einfall seiner edlen Gemahlin. Er nahm ein Blatt Papier und schrieb darauf: „An das Kriegszahlamt in Berlin. Dem alten Berghoff sind zwölf Taler monatliche Pension aus der Kriegskasse zu zahlen. Friedrich Wilhelm." 54. Die Königin Luise. Die Gemahlin Friedrich Wilhelms m. war die edle Königin Luise. Sie war ein Muster von Frömmigkeit und Tugend, ein Engel der Milde und Güte auf dem Throne. Den Untertanen war sie nicht nur die Königin, sondern eine wahre Landesmutter. Zu Paretz. Am liebsten wohnte sie mit ihrem Gemahl und ihren Kindern auf dem Landgute Paretz bei Potsdam. Hier fand sie ihr größtes Glück in einfacher, stiller Häuslichkeit und im Wohltun. Flucht nach Königsberg und Memel. Als die Franzosen im Jahre 1806 ins Land kamen, mußte die Königin Luise mit ihren Kindern nach Königsberg fliehen. Auch hier war sie bald nicht mehr sicher vor den Franzosen und floh deshalb nach Memel, obgleich sie noch gefährlich krank war. Zusammenkunft mit Napoleon. Als nach dem unglücklichen Kriege der Friede zu Tilsit geschlossen werden sollte, begab sich auch die Königin Luise dorthin. Aus Liebe zu ihrem Gemahl und zum Vaterlande brachte sie das schwere Opfer, zweimal persönlich den Kaiser Napoleon um einen günstigen Frieden zu bitten. Aber Napoleon ließ sich nicht erweichen. Er entriß dem Könige fast die Hälfte seines Landes. Ihr Tod. Der Gram über das Unglück des Vaterlandes hatte d« Königin Luise.

18. Illustrierte preußische Geschichte - S. 178

1904 - Breslau : Hirt
178 Zweiter Zeitraum. geschlossene Vertrag kläglich enden. Nach vier Wochen (27. Mai) fiel trotz tapferer Verteidigung durch General Kalckrenth das so wichtige, aber von den Russen nicht genügend unterstützte Danzig; jetzt begann Napoleon den Sommerfeldzug mit einem trefflich gerüsteten, überlegenen Heere. Zwar scheiterte sein erster Angriff bei Heilsberg a. d. Alle (10. Juni); aber vier Tage später erlag das russische Heer in der furchtbaren Schlacht bei Friedland und zog sich zurück. Lestocq hatte sich in Königsberg hineingeworfen, mußte es aber wieder räumen, und die Franzosen besetzten auch diese letzte Hauptstadt Preußens. Nun verlor Alexander den Mut, dazu mißbilligten sein Bruder und die meisten Generale diesen „Krieg für Preußen"; deshalb bot er, ohne seinen ihm unerschütterlich vertrauenden königlichen Freund zu benachrichtigen, Napoleon einen Waffenstillstand an. Napoleon griff mit beiden Händen zu. Die Königin Luise schrieb au ihren Vater: „Wir stehen auf dem Punkte, das Königreich zu verlassen. Bedenken Sie, wie mir dabei ist; doch glauben Sie nicht, daß Kleinmut mein Haupt beugt! Zwei Hauptgründe habe ich, die mich über alles erheben; der erste ist der Gedanke: wir sind kein Spiel des blinden Zufalls, sondern stehen in Gottes Hand; der zweite: wir gehen in Ehren unter. Der König hat der Welt bewiesen, daß er nicht Schande, sondern Ehre will. Preußen wollte nicht freiwillig Sklavenketten tragen." Bei einer persönlichen Zusammenkunft auf einem Floße in der Memel zu Tilsit wußte Napoleon den wankelmütigen Alexander durch Schmeichelei und glänzende Aussichten ans eine Teilung Europas nicht allein zum Frieden zu bewegen, sondern sogar zum Bundesgenossen in einem Kriege gegen England zu gewinnen. An der nächsten Zusammenkunft durfte auch Friedrich Wilhelm teilnehmen, aber nicht um zu verhandeln, sondern nur um zu erfahren, was Napoleon ihm in Rücksicht aus Alexander von den vollständig eroberten preußischen Staaten zurückgeben wollte. Aber trotz seines Unglücks blieb der König stolz, zurückhaltend und wortkarg; Schmeichelworte waren ihm unmöglich. Auf Wunsch Napoleons gestattete er auch, daß die von dem Sieger so oft geschmähte Königin Luise von Memel nach Tilsit käme; die edle Frau vergaß das ihr angethane Unrecht und erschien vor dem ihr so verhaßten Manne in der Hoffnung, für Preußen noch günstigere Bedingungen zu erwirken. Aber vergebens! Die Bitten glitten von ihm ab, „wie das Wasser vom Wachstuche". Als er seiner Verwunderung darüber Ausdruck gab, daß der König bei allem Unglück sich solche Seelenstärke bewahrt habe, antwortete dieser: „Die Stärke uni) Ruhe der Seele giebt nur die Kraft eines guten Gewissens." Verletzt fuhr Napoleon fort: „Wie konnten Sie überhaupt mit mir Krieg anfangen!" Der König sah ihn fest au; die Königin aber erwiderte: „Dem Ruhme Friedrichs war es erlaubt, uns über nufere Kräfte zu täuschen, wenn anders wir uns getauscht haben!" Im Frieden zu Tilsit, den Alexander am 7., Friedrich Wilhelm am 9. Juli mit Napoleon schloß, verlor Rußland nichts, es erhielt sogar noch ein Stück von Neuostpreußen, trat aber der Festlandssperre bei. Preußen verlor alles Land westlich von der Elbe mit Magdeburg, dazu sämtliche in der zweiten und dritten polnischen Teilung erworbenen Länder. Diese wurden als Herzogtum Warschau dem König von Sachsen übergeben, Danzig wurde

19. Neuere Zeit - S. 159

1882 - Oldenburg : Stalling
159 Die Trümmer des preußischen Heeres vereinigten sich mit dem -inzwischen angelangten russischen. Napoleon verstärkte sich durch Polen, denen er die Wiederherstellung ihrer Selbständigkeit in Aussicht stellte. Bei Eylau (südlich von Königsberg) kam es am 7. und 8. Februar 1807 zu einer mörderischen Schlacht, in der sich beide Teile den Sieg zuschrieben. Aber Napoleon machte doch nach der Schlacht dem Könige von Preußen vorteilhafte Friedensvorschläge, um ihn von Rußland abzuziehen; allein Friedrich Wilhelm war zu ehrenhaft, um seinem Bundesgenossen die Treue zu brechen. Nach einer Waffenruhe von vier Monaten errang Napoleon bei Fried land (südlich von Königsberg) einen entscheidenden Sieg über die Russen (14. Juni 1807), und Alexander suchte um Frieden nach. Napoleon wußte Alexander durch die Aussicht auf eine Teilung der Weltherrschaft unter die beiden Kaiser des Westens und Ostens zu blenden, und dieser vergaß seine feierlichen Versprechungen. Napoleon und Alexander kamen auf dem Flusse Memel zusammen und überboten sich in Beweisen gegenseitiger Freundschaft. Tags darauf nahm auch Friedrich Wilhelm an der Zusammenkunft teil. Von Napoleon mit kalter Verachtung behandelt, bewahrte er seine persönliche Würde mit solcher Ruhe und Festigkeit, daß Napoleons Umgebung selbst das Urteil fällte, er. benehme sich, als wäre er der Sieger, und sie die Besiegten. Die Friedensunterhandlungen wurden zu Tilsit eröffnet, wo auch Königin Luise erschien, aus Liebe für das Volk und seinen König, um den gewaltigen Sieger durch Bitten zu milderen Bedingungen zu bestimmen. „Was für Schritte ich gethan habe," schrieb damals die Königin, „um Preußens Schicksal zu mildern, das weiß die Welt; aber ich war sie als liebende Gattin dem Könige, als zärtliche Mutter meinen Kindern, als Königin meinem Volke schuldig." Aber der übermütige Sieger blieb ungerührt und erlaubte sich sogar die rohe Frage: „Wie konnten Sie es auch wagen, einen Krieg mit mir anzufangen?" Da aber antwortete die eben so geistvolle als hochherzige Fürstin mit den denkwürdigen Worten: „Es war uns erlaubt, durch den Ruhm Friedrichs über unsere Machtmittel uns zu täuschen, angenommen, daß wir uns getäuscht haben." Der Friede kam zu Tilsit zustande. Rußland verlor nichts, und bereicherte sich noch auf Kosten seines Bundesgenossen. Am 9. Juli 1807 schloß auch Preußen Frieden. Es erhielt seine Provinzen auf dem rechten Elbufer „aus Rücksicht für den Kaiser von Rußland" zu- emahnt: „England erwartet, daß jedermann seine Pflicht thut." Seitdem war die englische Herrschaft auf allen Meeren siegreich; kein französisches Schiff durfte es wagen, den Hasen zu verlassen, lim sich zu rächen, gründete Napoleon das Kontinentalsystem, durch welches den englischen Schissen alle Häfen Europas verschlossen wurden. In allen Ländern wurden die englischen Waren ausgesucht und verbrannt.

20. Hohenzollerisches Lesebuch für katholische Volksschulen - S. 287

1900 - Stuttgart : Daser
287 die einen unter dem alten Herzog Ferdinand von Braunschweig, die andern unter dem Fürsten von Hohenlohe. Ehe sie es sich ver- sahen, hatten sie den Feind im Rücken/ so daß sie sich wenden mußten, um zu schlagen. Da geschah am 14. Oktober die Doppel- schlacht von Jena und Auerstädt, in welcher gleich zu Anfange des Treffens der Herzog von Braunschweig von einer feindlichen Kugel über den Augen gestreift besinnungslos niederstürzte. Ver- gebens teilte der König und sogar die Königin die Gefahren der Schlacht; vergebens wiederholte Prinz Wilhelm, des Königs Bruder, die Reiterangriffe — die Preußen mußten weichen. Über 50000 Mann verlor der König an diesem Unglückstage. Beispiellos war die Verwirrung und Auflösung. Der Prinz von Hohenlohe wurde auf der Flucht eingeholt und mit 17 000 Mann gefangen. Mit schändlicher Feigheit übergaben die Festungskommandanten Erfurt, Magdeburg, Spandau, Stettin und Küstrin den Franzosen; nur der wackre Courbiere in Grandenz bewies sich standhaft. Als ihn die Feinde mit höhnenden Worten zur Übergabe aufforderten mit der Schmähung, „es gäbe keinen König von Preußen mehr," erwiderte er: „Nun wohlan, so bin ich König von Grandenz und werde mich zu verteidigen wissen!" Schon am dritten Tage nach der Schlacht trennte sich der Kurfürst von Sachsen von seinem Unglücksgefährten; er trat znm Rheinbund über und ward zum Lohne dafür von Napoleon mit der Königswürde beschenkt. Die Trümmer des preußischen Heeres vereinigten sich hinter der Oder mit einem unterdes angekommenen russischen Hilssheer und zwei Tage hintereinander, am 7. und 8. Februar 1807, wurde die mörderische Schlacht bei Ey lau geschlagen, in welcher die Preußen ihren alten Waffenruhm wieder bewährten. Beide Teile rühmten sich des Sieges, und beide Teile zogen sich zurück. Napo- leon hatte bereits einen Ausruf an die Polen erlaffen, sich gegen ihren alten Unterdrücker zu erheben, und ihnen versprochen, das Königreich Polen wiederherzustellen. Freudig erhob sich das Volk auf seinen Ruf. Am 14. Juni 1807 ward bei Fried land noch einmal blutig gestritten, aber ein vollkommener Sieg über das ver- bündete Heer der Russen und Preußen von Napoleon errungen. Erschüttert bat der Kaiser Alexander, als er den Furchtbaren den Grenzen seines eignen Reiches schon so nahe sah, um Waffen- stillstand und Frieden. Napoleon bewilligte beides und kam mit ihm und dem gebeugten Könige von Preußen auf dem Flusse Niemen zusammen, um das Nähere persönlich zu besprechen. Zu Tilsit wurden dann die Unterhandlungen gepflogen. Hier erschien auch die Königin Luise von Preußen, ein Bild der Hoheit und Anmut. Sie war entschlossen, den gewaltigen Sieger selbst durch Bitten zu einem ehrenvollen Frieden und zur Schonung des Landes und Volkes zu bewegen. In ihrer reinen, hochherzigen Liebe für das Volk und seinen Fürsten scheute sie diese Erniedrigung nicht. Aber