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1896 -
Hannover
: Helwing
- Autor: Renner, August, Jastram, Heinrich, Hüttmann, J. F., Feddeler, Gustav, Marten, Adolf
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Schülerbuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): koedukativ
289
als auch in schattigen Bergwaldungen wächst dies größte unserer Moose
in dichten Polstern. Der Stengel trägt keine Äste, sondern an seinem
oberen Teile grüne Blätter und darunter braune Haare, die der Pflanze
als Wurzeln dienen. Auf dem Stengel sitzt eine 4-seitige Kapsel, die
im Jugendzustande von einer filzigen Mütze geschützt wird. Bei der Reise
fällt die Mütze ab und von der Kapsel löst sich ein Deckel los. Damit
aber die Sporen nicht alle auf einmal ausgestreut werden, ist der Rand
der Kapsel mit Zähnen besetzt und durch eine Haut verschlossen. Die
Sporen können daher nur zwischen den Zahnlücken durch. — 3. Be-
deutung der Moose für den Haushalt der Natur, a) Die
Moose bilden auf unfruchtbarem Sand- und Steinboden die erste Humus-
schicht, in der dann andere Pflanzen wachsen können, d) Sie helfen die
Bewässerung der Erde regeln. Moosbewachsene Felsen hindern den schnellen
Sturz des Regenwassers, halten es fest und bewirken, daß es langsam in
die Risse und Spalten des Gesteins eindringt und diese erweitert. Moos-
reiche Waldgegenden, Wiesen und Bergrücken bilden die unerschöpflichen
Wasserkammern vieler Flüsse, e) Die Moose liefern den Tieren keine
Nahrungsstoffe: aber den größeren Tieren bieten sie ein weiches Lager:
Scharen von kleinen Tieren finden in ihnen ein Versteck gegen ihre Feinde
und Schutz gegen Sonnenbrand und Winterkälte.
1. Lege ein Moospolster auf eine geneigte Fläche und tröpfele Wasser
darauf! — 2. Vergleiche Moos von feuchten und trockenen Stellen! — 3. Suche
im Herbste oder Frühlinge im Moose Insekten und deren Larven und Puppen,
Spinneneier u. s. w.! — 4. Wie wird das Moos benutzt?
§ 83. Die Torfbildung. Die Moor- oder Torsbildung
beginnt stets mit der Wucherung des Torfmooses und anderer Moosarten
an feuchten Stellen oder an dem Ufer eines stehenden Gewässers. Indem
die Moosstengel nach oben stetig weiterwachsen, unten aber absterben, wird
die Moosschicht immer dicker. Zugleich breitet sie sich nach allen Seiten
aus und webt auch einen Moosüberzug über den Wasserspiegel. Bald
wachsen auf dieser Decke auch Ried- und Wollgräser, Glockenheide und selbst
Sträucher und Bäume. Da die untersten abgestorbenen Pflanzenschichten
fast ganz von der Luft abgeschlossen sind, so verwesen sie nicht vollständig.
Besonders der in den Pflanzen enthaltene Kohlenstoff bleibt unzersetzt und
bildet den Hauptbestandteil des Torfes. In Binnenseeen und Teichen kann
auch eine Vertorfung durch die halbverwesten Überreste von Wassergräsern,
Schilfrohren, Schwertlilien, Binsen und anderen Wasserpflanzen stattfinden.
— Man unterscheidet in der Regel drei Schichten von Torf: a) den
Stech- oder Moostorf, die oberste gelbbraune, lockere Decke, b) den
dunkelbraunen Moortorf, die mittlere Schicht, c) den Pech- oder
Baggertorf, die unterste schwarze Schicht. — Man macht das Moor-
nutzbar durch Abstechen der beiden obersten Torfschichten, durch Ausbaggern
und Formen der untersten Schicht, durch das Moorbrennen zur Gewinnung
einer fruchtbaren Ascheschicht, durch Moordammkulturen und durch Anlage
von Fehnen. l.
l. Wo sind in deiner Heimat Moore? — 2. Wie verfährt man bei der
Gewinnung des Stechtorses? — 3. Suche in dem Moostorfe einzelne Pflanzen-
Weltkunde. . „
1911 -
Breslau
: Hirt
- Autor: Krausbauer, Theodor, Tromnau, Friedrich, Kohlmeyer, Otto, Waeber, Robert, Kerp, Heinrich, Priewe, Robert, Werner, Richard, Priewe, Hermann, Schiel, Adelbert
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
- Konfession (WdK): Evangelisch-Lutherisch
44
Naturbeschreibung.
Iii
Wasser tragen die Sporen weiter. Auf feuchter Erde entsteht ans jeder
Spore ein blattartiges,, grünes Lager, das viele Würzelchen in den Boden
streckt. Nach einiger Zeit wächst an dem herzförmigen Einschnitte dieses
Blattes eine junge Farnpflanze.
Ju unsern Kieferwüldern wächst der Adlerfarn. In wärmeren Ländern findet man
baumartige Farne. In früherer Zeit standen auf der Erde mächtige Farnwälder. Sie
haben sich an der Bildung der Steinkohlenflöze
eteiligt.
Von den Schaftfarnen oder Schachtel-
halmen ist der Acker-Schachtelhalm als
lästiges Unkraut bekannt. In den Steinkohlen-
lagern hat man versteinerte mächtige Schachtel-
halmbäume gefunden.
2. Das goldene Frauenhaar (Bild 30).
Seinen Namen hat es von deni langen,
gelbglänzenden Stengel erhalten. (Welche
anderen Namen sind dir bekannt?)
Sein Stengel wird an feuchten,
moorigen Stellen bis 30 cm hoch; an
trockenen Stellen bildet das Pflänzchen
niedrige Rasen. Unten stirbt es allmählich
ab, oben wächst es weiter. Eigentliche
Wurzeln fehlen ihm; einige Härchen am
unteren Stengelende vertreten sie.
Zahlreiche Blättchen stehen am
Stengel. Bei trockener Witterung legen
sie sich dicht an, um die Verdunstung zu
verhüten. Bei feuchter Witterung stehen
sie vom Stengel ab.
An vielen Stämmchen des Mooses er-
scheint im Sommer eine zierliche, vierkan-
tige Sporenkapsel, die durch eine am Rande gefranste, häutige Mütze vor
Verdunstung geschützt ist, die aber nach einiger Zeit abfällt. Dann öffnet
sich die Kapsel. Ihr rötlicher, runder Deckel trennt sich ab. In ihr liegen
wie feiner Staub unzählbare Sporen. Wenn sie reif sind, schüttelt sie ein
leichter Lufthauch ans, damit sie an einem günstigen Orte keimen können.
Aufgaben. Sammle verschiedene Moosarten! Beobachte den zierlichen Ban der
Pflänzchen! Beobachte die Flechten an den Baumstämmen! Welche Seite der Stämme ist
meist reich besetzt mit Flechten? Wie ist das zu erklären?
Welche Bedeutung haben die Moose? An Felswänden, Mauern und Dächern finden
sich kleine, runde Moospolsterchen. Sie enthalten an ihrem Grunde reichliche Mengen erdiger
Bestandteile. Staubteile aus der Luft haben sich hier niedergesetzt und werden von den
vielen Blattspitzen festgehalten und von Regen und Tan auf den Grund des Moospolsters
niedergespült. Mit den Staubteilchen mischen sich die verwesenden Blatt- und Stengelteile
des Mooses. So wirken die Moose „b öden bildend" linb bereiten andern Gewächsen
den Keim- und Nährboden. — Die Torfmoose stehen in dichten Rasen auf feuchten Wald-
stellen und Wiesen; sie sterben von unten her ab, während die oberen Stengelteile weiter-
wachsen. Wegen der verminderten Luftzufuhr tritt eine Verkohlung der abgestorbenen Pflanzen-
30. Das Haarmoos. 2/3.
^ Kapseltragende Pflanze, f Fruchtstiel, k Kapsel,
d Deckel. B Kapsel mit Mütze m. C Pflanze
mit Blüte bl. D Kapsel (vergrößert).
1911 -
Breslau
: Hirt
- Autor: Krausbauer, Theodor, Waeber, Robert, Priewe, Robert, Schmidt, Hermann, Kerp, Heinrich, Schiel, Adelbert, Tromnau, Friedrich, Kohlmeyer, Otto, Werner, Richard, Priewe, Hermann
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
- Geschlecht (WdK): koedukativ
- Konfession (WdK): Konfessionell gemischt
44
Naturbeschreibung.
Iii
Wasser tragen die Sporen weiter. Auf feuchter Erde entsteht aus jeder
Spore ein blattartiges, grünes Lager, das viele Würzelchen in den Boden
streckt. Nach einiger Zeit wächst an dem herzförmigen Einschnitte dieses
Blattes eine junge Farnpflanze.
In unsern Kieferwälderu wächst der Adlerfarn. In wärmeren Ländern findet mau
bauniartige Farne. In früherer Zeit standen auf der Erde mächtige Faruwälder. Sie
haben sich an der Bildung der Steinkohlenflöze
eteiligt.
Von den Schaftfarnen oder Schachtel-
halmen ist der Acker-Schachtelhalm als
lästiges Unkraut bekannt. In den Steinkohlen-
lagern hat man versteinerte mächtige Schachtel-
halmbäume gefunden.
2. Das goldene Frauenhaar (Bild 30).
Seinen Namen hat es von dem langen,
gelbglänzenden Stengel erhalten. (Welche
anderen Namen sind dir bekannt?)
Sein Stengel wird an feuchten,
moorigen Stellen bis 30 cm hoch; an
trockenen Stellen bildet das Pflänzchen
niedrige Rasen. Unten stirbt es allmählich
ab, oben wächst es weiter. Eigentliche
Wurzeln fehlen ihm; einige Härchen am
unteren Stengelende vertreten sie.
Zahlreiche Blättchen stehen am
Stengel. Bei trockener Witterung legen
sie sich dicht an, um die Verdunstung zu
verhüten. Bei feuchter Witterung stehen
sie vom Stengel ab.
An vielen Stämmchen des Mooses er-
scheint im Sommer eine zierliche, vierkan-
tige Sporenkapsel, die durch eine am Rande gefranste, häutige Mütze vor
Verdunstung geschützt ist, die aber nach einiger Zeit abfällt. Dann öffnet
sich die Kapsel. Ihr rötlicher, runder Deckel trennt sich ab. In ihr liegen
wie feiner Staub unzählbare Sporen. Wenn sie reif sind, schüttelt sie ein
leichter Lufthauch ans, damit sie an einem günstigen Orte keimen können.
Aufgaben. Sammle verschiedene Moosarten! Beobachte den zierlichen Bau der
Pflänzchen! Beobachte die Flechten an den Baumstämmen! Welche Seite der Stämme ist
meist reich besetzt mit Flechten? Wie ist das zu erklären?
30. Das Haarmoos. 2/3.
A Kapseltragende Pflanze, f Fruchtstiel, k Kapsel,
d Deckel. B Kapsel mit Mütze m. C Pflanze
mit Blüte bl. D Kapsel (vergrößert).
Welche Bedeutung haben die Moose? An Felswänden, Mauern und Dächern finden
sich kleine, runde Moospolsterchen. Sie enthalten an ihrem Grunde reichliche Mengen erdiger
Bestandteile. Staubteile aus der Luft haben sich hier niedergesetzt und werden von den
vielen Blattspitzen festgehalten und von Regen und Tau auf den Grund des Moospolsters
niedergespült. Mit den Staubteilchen mischen sich die verwesenden Blatt- und Stengelteile
des Mooses. So wirken die Moose „bodenbildend" und bereiten andern Gewächsen
den Keim- und Nährboden.— Die Torfmoose stehen in dichten Rasen auf feuchten Wald-
stellen und Wiesen; sie sterben von unten her ab, während die oberen Stengelteile weiter-
wachsen. Wegen der verminderten Luftzufuhr tritt eine Verkohlung der abgestorbenen Pflanzen-
1911 -
Berlin [u.a.]
: Velhagen & Klasing
- Autor: Sandt, Hermann, Schulze, Hermann, Trautwein, Emil, Kahnmeyer, Ludwig
- Auflagennummer (WdK): 4
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
I
300
und stehen vom Stengel ab. Bei Wärme und Trockenheit legen sich die Ränder
nach oben über der Mitte des Blattes zusammen und verdecken die feinen Leisten,
ans denen der Wasserdampf austritt. Zugleich legen sich die Blätter auch dicht
an den Stengel. Ans diese Weise wird die Verdunstung geregelt. Bei großer,
anhaltender Wärme werden die Moospflanzen trocken und brüchig. Sie sind aber
nicht abgestorben; denn sobald Regen eintritt, saugen sie sich voll Wasser und werden
.wieder frisch und grün. Auch unter Schnee und
Eis grünen sie ununterbrochen weiter, weshalb das
Moos als eine immergrüne Pflanze erscheint.
2. Die vierkantige Mooskapsel entwickelt
sich unter einer schützenden Hülle, der mit gold-
gelbenseidenhaarenbesetzten
Haube oder Mütze. Lösen
wir sie ab, so sehen wir ein
geschnabeltes Deckelchen
auf der Kapsel. Zur Zeit
Blättchen des Haarmooses. ^er ^ife fallen Haube und Sporenkapsel des Haarmooses.
1. Bei feuchter, 2. bei trockener Deckelab. linter dem Deckel 1. Mit Haube, 2. ohne Haube, 3. ohne
Witterung.
Deckel.
erscheint eine zarte Haut,
welche die Sporen bis zur Reife zurückhält. Der Mund der Kapsel ist mit
64 Zähnchen besetzt. Zur Zeit der Reife bilden sich zwischen ihnen und dem
Häutchen kleine Öffnungen, welche den Sporen den Ausgang gestatten. Ist die
Luft feucht, so krümmen sich die Zähne nach innen und lassen keine Sporen
heraus. In trockener Luft richten sie sich wieder empor. Der starre, federnde
Kapselstiel wird bei jedem Windstoße erschüttert und schleudert die Sporen heraus.
keckeukung cier ilßooie. Die Moose, deren es etwa 5000 Arten gibt, gedeihen (nebst
den Flechten) auch an solchen Orten, die für andere Pflanzen nicht mehr bewohnbar sind,
z. V. auf den Felsen der Hochgebirge, in den Tundren der kalten Zone. Auf ödem Fels-
grunde bilden ihre Verwesungsstoffe die erste Humusdecke, auf der nun auch höhere
Pflanzen wachsen können. — Die Moosdecke schützt den Waldgrund vor der Abspülung
des Erdreiches durch Platzregen und macht ihn zu einer unerschöpflichen Wasserkammer,
indem sie das Regen- und Schneewasser wie ein Schwamm aufsaugt und nach und nach
an den Boden abgibt. Zahlreichen Kleintieren bietet die Moosdecke Wohnungen und Schlupf-
winkel, besonders im Winter. — In Moorgegenden bilden die abgestorbenen unteren Teile
der bleichgrünen oder rötlichen Torfmoose die Hauptmasse des Torfes.
5. Lagerpflanzeir. *
Algen.
1. Coafierfäden. Im Wasser der Teiche lebt eine grasgrüne, schleimige
Masse, die sich aus zahllosen feinen Fäden zusammensetzt. Im Trockenen schrumpfen
sie zusammen und nehmen eine graue Farbe an; im Wasser werden sie wieder
grün. Diese Pflanzen, Masserfäden genannt, sind Algen. Ihre Nahrung
nehmen sie mit dem ganzen Körper auf. Schneidet man einen Wasserfaden in
mehrere Teile, so entstehen daraus ebenso viele Pflanzen. Zu gewissen Zeiten
entlassen sie aus ihren Zellen Schwürmsporen, die mittels eines Wimper-
kranzes umherrudern, dann sich festsetzen und neue Algen bilden.
1911 -
Breslau
: Hirt
- Autor: Priewe, Robert, Priewe, Hermann, Schiel, Adelbert, Krausbauer, Theodor, Schmidt, Hermann, Kohlmeyer, Otto, Kerp, Heinrich, Waeber, Robert, Werner, Richard, Kohlmeyer, Otto
- Hrsg.: Tromnau, Friedrich
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
44
Naturbeschreibung.
Iii
Wasser tragen die Sporen weiter. Auf feuchter Erde entsteht ans jeder
Spore ein blattartiges, grünes Lager, das viele Würzelchen in den Boden
streckt. Nach einiger Zeit wächst an dem herzförmigen Einschnitte dieses
Blattes eine junge Farnpflanze.
In unsern Kieferwäldern wächst der Adlerfarn. In wärmeren Ländern findet man
baumartige Farne. In früherer Zeit standen auf der Erde mächtige Farnwälder. Sie
haben sich an der Bildung der Steinkohlenflöze
beteiligt.
Von den Schaftfarnen oder Schachtel-
halmen ist der Acker-Schachtelhalm als
lästiges Unkraut bekannt. In den Steinkohlen-
lagern hat man versteinerte mächtige Schachtel-
halmbäume gefunden.
2. Das goldene Frauenhaar (Bild 30).
Seinen Namen hat es von dem langen,
gelbglänzenden Stengel erhalten. (Welche
anderen Namen find dir bekannt?)
Sein Stengel wird an feuchten,
moorigen Stellen bis 30 cm hoch; an
trockenen Stellen bildet das Pflänzchen
niedrige Rasen. Unten stirbt es allmählich
ab, oben wächst es weiter. Eigentliche
Wurzeln fehlen ihm; einige Härchen am
unteren Stengelende vertreten sie.
Zahlreiche Blättchen stehen am
Stengel. Bei trockener Witterung legen
sie sich dicht an, mit die Verdunstung zu
verhüten. Bei feuchter Witterung stehen
sie vom Stengel ab.
An vielen Stämmchen des Mooses er-
scheint im Sommer eine zierliche, vierkan-
tige Sporenkapsel, die durch eine am Rande gefranste, häutige Mütze vor
Verdunstung geschützt ist, die aber nach einiger Zeit abfällt. Dann öffnet
sich die Kapsel. Ihr rötlicher, runder Deckel trennt sich ab. In ihr liegen
wie feiner Staub unzählbare Sporen. Wenn sie reif sind, schüttelt sie ein
leichter Lufthauch aus, damit sie an einem günstigen Orte keimen können.
Aufgaben. Sammle verschiedene Moosarten! Beobachte den zierlichen Bau der
Pflänzchen! Beobachte die Flechten an den Baumstämmen! Welche Seite der Stämme ist
meist reich besetzt mit Flechten? Wie ist das zu erklären?
Welche Bedeutung haben die Moose? An Felswänden, Mauern und Dächern finden
sich kleine, runde Moospolsterchen. Sie enthalten an ihrem Grunde reichliche Mengen erdiger
Bestandteile. Staubteile aus der Luft haben sich hier niedergesetzt und werden von den
vielen Blattspitzen festgehalten und von Regen und Tau auf den Grund des Moospolsters
niedergespült. Mit den Staubteilchen mischen sich die verwesenden Blatt- und Stengelteile
des Mooses. So wirken die Moose „bodenbildend" und bereiten andern Gewächsen
den Keim- und Nährboden. — Die Torfmoose stehen in dichten Rasen auf feuchten Wald-
stellen und Wiesen; sie sterben von unten her ab, während die oberen Stengelteile weiter-
wachsen. Wegen der verminderten Luftzufuhr tritt eine Verkohlung der abgestorbenen Pflanzen-
A Kapseltragende Pflanze, f Fruchtstiel, k Kapsel,
d Deckel. B Kapsel mit Mütze m. C Pflanze
mit Blüte bl. D Kapsel (vergrößert).
1911 -
Breslau
: Hirt
- Autor: Waeber, Robert, Krausbauer, Theodor, Kerp, Heinrich, Priewe, Hermann, Kerp, Heinrich, Tromnau, Friedrich, Schiel, Adelbert, Werner, Richard, Schmidt, Hermann, Kohlmeyer, Otto
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
- Konfession (WdK): Römisch-Katholisch
44
Naturbeschreibung.
Iii
Wasser tragen die Sporen weiter. Auf feuchter Erde entsteht ans jeder
Spore ein blattartiges, grünes Lager, das viele Würzelchen in den Boden
streckt. Nach einiger Zeit wächst an dem herzförmigen Einschnitte dieses
Blattes eine junge Farnpflanze.
In unsern Kieferwäldern wächst der Adlerfarn. In wärmeren Ländern findet man
baumartige Farne. In früherer Zeit standen auf der Erde mächtige Farnwälder. Sie
haben sich an der Bildung der Steinkohlenflöze
beteiligt.
Von den Schaftfarnen oder Schachtel-
halmen ist der Acker-Schachtelhalm als
lästiges Unkraut bekannt. In den Steinkohlen-
lagern hat man versteinerte mächtige Schachtel-
halmbüume gefunden.
2. Das goldene Frauenhaar (Bild 30).
Seinen Namen hat es von dem langen,
gelbglänzenden Stengel erhalten. (Welche
anderen Namen sind dir bekannt?)
Sein Stengel wird an feuchten,
moorigen Stellen bis 30 cm hoch; an
trockenen Stellen bildet das Pflänzchen
niedrige Rasen. Unten stirbt es allmählich
ab, oben wächst es weiter. Eigentliche
Wurzeln fehlen ihm; einige Härchen am
unteren Stengelende vertreten sie.
Zahlreiche Blättchen stehen am
Stengel. Bei trockener Witterung legen
sie sich dicht an, um die Verdunstung zu
verhüten. Bei feuchter Witterung stehen
sie vom Stengel ab.
An vielen Stämmchen des Mooses er-
scheint im Sommer eine zierliche, vierkan-
tige Sporenkapsel, die durch eine am Rande gefranste, häutige Mütze vor
Verdunstung geschützt ist, die aber nach einiger Zeit abfällt. Dann öffnet
sich die Kapsel. Ihr rötlicher, runder Deckel trennt sich ab. In ihr liegen
wie feiner Staub unzählbare Sporen. Wenn sie reif sind, schiittelt sie ein
leichter Lufthauch ans, damit sie an einem günstigen Orte keimen können.
Aufgaben. Sammle verschiedene Moosarten! Beobachte den zierlichen Bau der
Pflänzchen! Beobachte die Flechten an den Baumstämmen! Welche Seite der Stämme ist
meist reich besetzt mit Flechten? Wie ist das zu erklären?
Welche Bedeutung haben die Moose? An Felswänden, Mauern und Dächern finden
sich kleine, runde Moospolsterchen. Sie enthalten an ihrem Grunde reichliche Mengen erdiger
Bestandteile. Staubteile aus der Luft haben sich hier niedergesetzt und werden von den
vielen Blattspitzen festgehalten und von Regen und Tau auf den Grund des Moospolsters
niedergespült. Mit den Staubteilchen mischen sich die verwesenden Blatt- und Stengelteile
des Mooses. So wirken die Moose „bodenbildend" und bereiten andern Gewächsen
den Keim- und Nährboden. — Die Torfmoose stehen in dichten Rasen auf feuchten Wald-
stellen und Wiesen; sie sterben von unten her ab, während die oberen Stengelteile weiter-
wachsen. Wegen der verminderten Luftzufuhr tritt eine Verkohlung der abgestorbenen Pflanzen-
A Kapseltragende Pflanze, f Fruchtstiel, k Kapsel,
d Deckel. B Kapsel mit Mütze m. C Pflanze
mit Blüte bl. D Kapsel (vergrößert).
1911 -
Breslau
: Hirt
- Autor: Waeber, Robert, Schiel, Adelbert, Werner, Richard, Tromnau, Friedrich, Kerp, Heinrich, Schmidt, Hermann, Krausbauer, Theodor, Kerp, Heinrich, Priewe, Hermann, Priewe, Robert, Kohlmeyer, Otto
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
- Geschlecht (WdK): koedukativ
- Konfession (WdK): Konfessionell gemischt
70
Naturbeschreibung.
Iii
3. Zahlreiche Blättchen stehen am Stengel. Bei trockener Witterung legen
sie sich dicht an den Stengel, um die Verdunstung zu verhüten. Bei feuchter
Witterung stehen sie vom Stengel ab.
4. Die Sporenkapsel. All vielen Stämmchen des Mooses erscheint im
Sommer eine zierliche, vierkantige Sporenkapsel, die durch eine an: Rande
gefranste, häutige Mütze vor Verdunstung geschützt ist, die aber nach einiger Zeit
abfällt. Dann öffnet sich die Kapsel. Ihr rötlicher, runder Deckel trennt sich ab.
Der Inhalt der Kapsel ist durch ein feines Häutchen noch verschlossen. In ihr
liegen wie feiner Staub unzählbare Sporen. Sind sie reif, so biegt sich der
Kapselstiel, so daß die Kapsel wagerecht liegt. Zugleich entstehen an dem Rande
der Kapsel 64 kleine Löcher; durch diese gelangen bei leichtem Lufthauche, der
die elastischen, langen Stengel bewegt, die
feinen Sporen ins Freie.
Verwandte. Die Laubmoose: das Torf-
moos, das Astmoos, das Sternmoos, das
Weißmoos, das Kisseumoos u. a. — Das
vielgestaltige Lebermoos.
Welche Bedeutung haben die Moose?
An Felswänden, Mauern und Dächern finden
sich kleine, runde Moospolsterchen. Sie ent-
halten an ihrem Grunde reichliche Mengen erdiger
Bestandteile. Staubteile aus der Suft haben sich
hier niedergesetzt und wurden von den vielen
Blattspitzen festgehalten und von Regen und Tau
auf den Grund des Moospolsters niedergespült.
Mit den Staubteilchen mischen sich die verwesen-
den Blatt- und Stengelteile des Mooses. So
wirken die Moose „bodenbildend" und bereiten
andern Gewächsen den Keim- und Nährboden.
— Die Torfmoose stehen in dichten Rasen auf
feuchten Waldstellen und Wiesen; sie sterben vou
unten her ab, während die oberen Stengelteile
tveiterwachsen. Wegen der verminderten Luft-
zufuhr tritt eine Verkohlung der abgestorbenen
Pflanzenteile ein: sie vertorfen und werden Ur-
sache der Moorbildung. Der Torf findet mannig-
fache Verwendung als Brennmaterial, zur Ein-
streu, zur Gasbereitung.
Die Moospolster ertragen lange Zeit Dürre lind Trockenheit. Ihre Wasserabgabe durch
Verdunstung mindern sie dann ganz und gar herab. (Wie?) Wegen ihres dichten Standes
halten sie aber auch das Wasser im Boden zurück. Bei niedergehendem Wasser saugen sie
sich voll Feuchtigkeit. Ganz ausgetrocknete Rasen werden dann wieder saftig grün und haben,
mit Wasser gespeist, das 12—15 fache ihres früheren Gewichts. (Wodurch wird die große
Feuchtigkeitsaufnahme möglich?) Viele Moose (das Sternmoos und Astmoos) vermögen
sogar das Wasser in sich einzusaugen. Moose lvirken also durch ihre Wasserausnahme wie
Schwämme. Sie geben das aufgenommene Wasser aber nur langsam wieder ab. So regeln
sie die Wasser auf nah me und -abgäbe. Dadurch schützen sie bei starken Regengüssen das
Gelände gegen die Zerstörung und Wegspülung der lockern Erdschichten (Humusschicht im
A Kapseltragende Pflanze, f Fruchtstiel,
k Kapsel, d Deckel. B Kapsel mit Mütze rn.
C Pflanze mit Blüte bl. 0 Kapsel (ver-
größert).
1916 -
Breslau
: Hirt
- Autor: Priewe, Robert, Schiel, Adelbert, Kerp, Heinrich, Priewe, Hermann, Schmidt, Hermann, Kohlmeyer, Otto, Werner, Richard, Krausbauer, Theodor, Waeber, Robert, Tromnau, Friedrich
- Auflagennummer (WdK): 3
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
- Konfession (WdK): Evangelisch-Lutherisch
70
Naturbeschreibung.
Iii
3. Zahlreiche Blättchen stehen am Stengel. Bei trockener Witterung legen
sie sich dicht an den Stengel, um die Verdunstung zu verhüten. Bei feuchter
Witterung stehen sie vom Stengel ab.
4. Die Sporenkapsel. An vielen Stämmchen des Mooses erscheint im
Sommer eine zierliche, vierkantige Sporenkapsel, die durch eine am Rande
gefranste, häutige Mlitze vor Verdunstung geschützt ist, die aber ttach einiger Zeit
abfällt. Dann öffnet sich die Kapsel. Ihr rötlicher, runder Deckel trennt sich ab.
Der Inhalt der Kapsel ist durch ein feines Häutchen noch verschlossen. In ihr
liegen wie feiner Staub unzählbare Sporen. Sind sie reif, so biegt sich der
Kapselstiel, so daß die Kapsel wagerecht liegt. Zugleich entstehen an dem Rande
der Kapsel 64 kleine Löcher; durch diese gelangen bei leichtem Lufthauche, der
die elasttschen, langen Stengel bewegt, die
feinen Sporen ins Freie.
Verwandte. Die Laubmoose: das Torf-
moos, das Astmoos, das Sternmoos, das
Weißmoos, das Kissenmoos u. a. — Das
vielgestaltige Lebermoos.
Welche Bedeutung haben die Moose?
An Felswänden, Mauern und Dächerm finden
sich kleine, runde Moospolsterchen. Sie ent-
halten an ihrem Grunde reichliche Mengen erdiger
Bestandteile. Staubteile aus der Luft haben sich
hier niedergesetzt und wurden von den vielen
Blattspitzen festgehalten und von Regen und Tau
auf den Grund des Moospolsters niedergespült.
Mit den Staubteilchen mischen sich die verwesen-
den Blatt- und Stengelteile des Mooses. So
wirken die Moose „bodenbildend" und bereiten
andern Gewächsen den Kein:- und Nährboden.
— Die Torfmoose stehen in dichten Rasen ans
feuchten Waldstellen und Wiesen; sie sterben von
unten her ab, während die oberen Stengelteile
weiterwachsen. Wegen der verminderten Luft-
zufuhr tritt eine Verkohlung der abgestorbenen
Pflanzenteile ein: sie vertorfen und werden Ur-
sache der Moorbildung. Der Torf findet mannig-
fache Verwendung als Brennmaterial, zur Ein-
streu, zur Gasbereitung.
Die Moospolster ertragen lange Zeit Dürre und Trockenheit. Ihre Wasserabgabe durch
Verdunstung mindern sie dann ganz und gar herab. (Wie?) Wegen ihres dichten Standes
halten sie aber auch das Wasser im Boden zurück. Bei niedergehendem Wasser saugen sie
sich voll Feuchtigkeit. Ganz ausgetrocknete Rasen werden dann wieder saftig grün und haben,
mit Wasser gespeist, das 12—15 fache ihres früheren Gewichts. (Wodurch wird die große
Feuchtigkeitsaufnahme möglich?) Viele Moose (das Sternmoos und Astmoos) vermögen
sogar das Wasser in sich einzusaugen. Moose wirken also durch ihre Wasseraufnahme wie
Schwämme. Sie geben das aufgenommene Wasser aber nur langsam wieder ab. So regeln
sie die Wasser aufnah me und -abgäbe. Dadurch schützen sie bei starken Regengüssen das
Gelände gegen die Zerstörung und Wegspülung der lockern Erdschichten (Humusschicht im
A Kapseltragende Pflanze, f Fruchtstiel,
k Kapsel, d Deckel. B Kapsel mit Mütze m.
C Pflanze mit Blüte bl. D Kapsel (ver-
größert).
1917 -
Breslau
: Hirt
- Autor: Hirt, Ferdinand
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 3 – Sekundarstufe 2, Klassen 9/10/11 – 12/13
- Regionen (OPAC): Provinz Brandenburg
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
- Konfession (WdK): Evangelisch-Lutherisch
70
Naturbeschreibung.
Iii
3. Zahlreiche Blättchen stehen am Stengel. Bei trockener Witterung legen
sie sich dicht an den Stengel, um die Verdunstung zu verhüten. Bei feuchter
Witterung stehen sie vom Stengel ab.
4. Die Sporenkapsel. An vielen Stämmchen des Mooses erscheint im
Sommer eine zierliche, vierkantige Sporenkapsel, die durch eine am Rande
gefranste, häutige Mütze vor Verdunstung geschützt ist, die aber nach einiger Zeit
abfüllt. Dann öffnet sich die Kapsel. Ihr rötlicher, runder Deckel trennt sich ab.
Der Inhalt der Kapsel ist durch ein feines Häutchen noch verschlossen. In ihr
liegen wie feiner Staub unzählbare Sporen. Sind sie reif, so biegt sich der
Kapselstiel, so daß die Kapsel wagerecht liegt. Zugleich entstehen an dem Rande
der Kapsel 64 kleine Löcher; durch diese gelangen bei leichtem Lufthauche, der
die elasüschen, langen Stengel bewegt, die
feinen Sporen ins Freie.
Verwandte. Die Laubmoose: das Torf-
moos, das Astmoos, das Sternmoos, das
Weißmoos, das Kissenmoos u. a. — Das
vielgestaltige Lebermoos.
Welche Bedeutung haben die Moose?
An Felswänden, Mauern und Dächern finden
sich kleine, runde Moospolsterchen. Sie ent-
halten an ihrem Grunde reichliche Mengen erdiger
Bestandteile. Staubteile aus der Luft haben sich
hier niedergesetzt und wurden von den vielen
Blattspitzen festgehalten und von Regen und Tau
auf den Grund des Moospolsters niedergespült.
Mit den Staubteilchen mischen sich die verwesen-
den Blatt- und Stengelteile des Mooses. So
wirken die Moose „bodenbildend" und bereiten
andern Gewächsen den Keim- und Nährboden.
— Die Torfmoose stehen in dichten Rasen auf
feuchten Waldstellen und Wiesen; sie sterben von
unten her ab, während die oberen Stengelteile
weiterwachsen. Wegen der verminderten Luft-
zufuhr tritt eine Verkohlung der abgestorbenen
Pflanzenteile ein: sie vertorfen und werden Ur-
sache der Moorbildung. Der Torf findet mannig-
fache Verwendung als Brennmaterial, zur Ein-
streu, zur Gasbereitung.
Die Moospolster ertragen lange Zeit Dürre und Trockenheit. Ihre Wasserabgabe durch
Verdunstung mindern sie dann ganz und gar herab. (Wie?) Wegen ihres dichten Standes
halten sie aber auch das Wasser im Boden zurück. Bei niedergehendem Wasser saugen sie
sich voll Feuchtigkeit. Ganz ausgetrocknete Rasen werden dann wieder saftig grün und haben,
mit Wasser gespeist, das 12—15 fache ihres früheren Gewichts. (Wodurch wird die große
Feuchtigkeitsaufnahme möglich?) Viele Moose (das Sternmoos und Astmoos) vermögen
sogar das Wasser in sich einzusaugen. Moose wirken also durch ihre Wasseraufnahme wie
Schwämme. Sie geben das aufgenommene Wasser aber nur langsam wieder ab. So regeln
sie die Wasseraufnahme und -abgäbe. Dadurch schützen sie bei starken Regengüssen das
Gelände gegen die Zerstörung und Wegspülung der lockern Erdschichten (Humusschicht im
48. Das Haarmoos. |.
A Kapseltragende Pflanze, f Fruchtstiel,
k Kapsel, d Deckel. B Kapsel mit Mütze m.
C Pflanze mit Blüte bl. D Kapsel (ver-
größert).
10. Nr. 1
- S. 70
1910 -
Breslau
: Hirt
- Autor: Krausbauer, Theodor, Werner, Richard, Priewe, Robert, Schiel, Adelbert, Kerp, Heinrich, Waeber, Robert, Tromnau, Friedrich, Kohlmeyer, Otto, Schmidt, Hermann, Priewe, Hermann
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
- Konfession (WdK): Evangelisch-Lutherisch
70
Naturbeschreibung.
Iii
3. Zahlreiche Blättchen stehen am Stengel. Bei trockener Witterung legen
sie sich dicht an den Stengel, um die Verdunstung zu verhüten. Bei feuchter
Witterung stehen sie vorn Stengel ab.
4. Die Sporenkapsel. An vielen Stämmchen des Mooses erscheint irn
Sommer eine zierliche, vierkantige Sporenkapsel, die durch eine am Rande
gefranste, häutige Mütze vor Verdunstung geschützt ist, die aber nach einiger Zeit
abfällt. Dann öffnet sich die Kapsel. Ihr rötlicher, runder Deckel trennt sich ab.
Der Inhalt der Kapsel ist durch ein feines Häutchen noch verschlossen. In ihr
liegen wie feiner Staub unzählbare Sporen. Sind sie reif, so biegt sich der
Kapselstiel, so daß die Kapsel wagerecht liegt. Zugleich entstehen an dem Rande
der Kapsel 64 kleine Löcher; durch diese gelangen bei leichtem Lufthanche, der
Die elastischen, langen Stengel bewegt, die
seinen Sporen ins Freie.
Verwandte. Die Laubmoose: das Torf-
moos, das Astmoos, das Sterumoos, das
Weißmoos, das Kisseumoos u. a. — Das
vielgestaltige Lebermoos.
Welche Bedeutung haben die Moose?
An Felswänden, Mauern und Dächern finden
sich kleine, runde Moospolsterchen. Sie ent-
halten an ihrem Grunde reichliche Mengen erdiger
Bestandteile. Staubteile aus der Lust haben sich
hier niedergesetzt und wurden von den vielen
Blattspitzen festgehalten und von Regen und Tau
auf den Grund des Moospolsters niedergespült.
Mit den Staubteilchen mischen sich die verwesen-
den Blatt- und Stengelteile des Mooses. So
wirken die Moose „bodenbildend" und bereiten
andern Gewächsen den Keim- und Nährboden.
— Die Torfmoose stehen in dichten Rasen auf
feuchten Waldstellen und Wiesen; sie sterben von
unten her ab, während die oberen Stengelteile
weiterwachsen. Wegen der verminderten Luft-
zufuhr tritt eine Verkohlung der abgestorbenen
Pflanzenteile ein: sie vertorfen und werden Ur-
sache der Moorbildung. Der Torf findet mannig-
fache Verwendung als Brennmaterial, zur Ein-
streu, zur Gasbereitung.
Die Moospolster ertragen lange Zeit Dürre und Trockenheit. Ihre Wasserabgabe durch
Verdunstung mindern sie dann ganz und gar herab. (Wie?) Wegen ihres dichte:: Standes
halten sie aber auch das Wasser in: Boden zurück. Bei niedergehendem Wasser saugen sie
sich voll Feuchtigkeit. Ganz ausgetrocknete Rasen werden dann wieder saftig grün und haben,
mit Master gespeist, das 12—lüfache ihres früheren Gewichts. (Wodurch wird die große
Feuchtigkeitsaufnahme möglich?) Viele Moose (das Sternmoos und Astmoos) vermögen
sogar das Wasser in sich einzusaugen. Moose wirken also durch ihre Wasseraufnahme wie
Schwämme. Sie geben das aufgenommene Wasser aber nur langsam wieder ab. So regeln
sie die Wasser auf nah me und -abgäbe. Dadurch schützen sie bei starken Regengüssen das
Gelände gegen die Zerstörung und Wegspülung der lockern Erdschichten (Humusschicht im
48. Das Haarmoos, J.
A Kapseltragende Pflanze, f Fruchtstiel,
k Kapsel, d Deckel. B Kapsel mit Mütze m.
C Pflanze mit Blüte dl. D Kapsel (ver-
größert).
1884 -
Braunschweig
: Wollermann
- Autor: Schulze, Hermann, Kahnmeyer, Ludwig
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Realienbuch, Schülerbuch
- Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
- Geschlecht (WdK): koedukativ
- Konfession (WdK): offen für alle
- 307 -
lich wie die Kartoffelknolle, sich zu einer neuen Pflanze entwickeln kann. Die unfrucht-
baren Stengel bleiben während des ganzen Sommers grün und haben wegen ihrer
quirlförmig gestellten Äste das Ansehen kleiner Weihnachtsbäume. Wenn wir an dem
Stengel fest ziehen, so lösen sich die einzelnen Glieder leicht von einander ab, da sie
an den Knoten ein sehr zartes Gewebe haben.
3. Schachtelhalme: Acker-, Wiesen-, Sumpfschachtelhalm re. — Sie sind aus ziem-
lich regelmäßigen Stcngelgliedcrn zusammengesetzt und tragen quirlförmig gestellte Äste.
Bei den meisten Arten ist der Fruchtstengel deutlich von den unfruchtbaren Stengeln un-
terschieden.
4. Schkeudersporen. Schüttet man die Sporen des Schachtelhalms auf die Hand,
so erscheinen sie als grünliche Stäubchen. Sobald diese angehaucht werden, fangen sie wun-
derbarerweise bald an zu hüpfen und zu tanzen. Jede Spore ist nämlich von 2 Spiral-
federn umschlungen, und wenn diese durch das Anhauchen etwas feucht werden und Wasser
in sich aufnehmen, so ziehen sich die Spiralbänder ruckweise in die Länge. Beim Verdun-
sten der geringen Wasscrmenge aber springen sie mit solcher Kraft auseinander, daß die
Sporen dabei etwas in die Höhe geschleudert werden. Zur Zeit der Reife öffnen sich die
Sporenbehälter, und die Sporen schnellen sich dann in ähnlicher Weise auseinander.
37. Aas goldene Irauenhaar.
1. Woosrasen. Das goldene Frauenhaar kommt in unsern Wäldern überall vor
und bildet hier wie andre Moosarten dichte Rasen und schwellende Polster. Ein einzelnes
Moospflänzchen würde, wenn es allein stände, wegen seines zarten Baues bald zu
Grunde gehen. Ein Käfer könnte es umstoßen, ein Sturmwind zerknicken. In Gesell-
schaft aber klammert sich ein Pflänzchen an das andre an, und so trotzen sie gemein-
schaftlich allen Widerwärtigkeiten.
2. Der Wau der Moosblätter weicht von dem Bau der Blätter, wie wir sie
bei den offenbarblütigen Pflanzen kennen gelernt haben, mehrfach ab. So bemerkt
man z. B. in den Moosblättern außer der Mittelrippe keinerlei Blattgefäße. Aber
auch der Mittelnerv besteht nicht aus Gefäßbündeln wie bei der Taubnessel rc., son-
dern aus lauter gestreckten Zellen, die sich zu einem Strange vereinigt haben. Auch
fehlt den Blättern die Oberhaut, weshalb die Ausdünstung bei ihnen viel schneller
bor sich gehen kann. Daher schrumpfen sie bei anhaltender Wärme leicht zusammen
und werden schwärzlich grün, quellen aber bei feuchter Luft auch schnell wieder auf
Und färben sich dann prächtig hellgrün.
3. Die Mooskapsel entwickelt sich unter einer schützenden Hülle, der „Mütze"
oder „Haube", welche mit dichtem Filze besetzt ist und dem Frauenhaar auch den
Namen „Filzmütze" gegeben hat. Lösen wir diese Hülle von der Kapsel ab, so sehen
wir das Deckelchen, welches die Kapsel von obenher schließt. Zur Zeit der Reife
fallen Haube und Deckel von selbst ab, und wir bemerken dann unter letzterem das
fog. „Trommelfell", eine zarte Haut, welche den staubähnlichen Samen, die „Sporen",
dis zur völligen Reife zurückhält. Die obere Öffnung der Kapsel („der Mund") ist
wit 64 Zähnchen besetzt. Zur Zeit der Reife bilden sich zwischen ihnen und dem
Trommelfell kleine Öffnungen wie beim Mohnkopfe, durch welche die Sporen ihren
Äusgang finden.
4. Der Muhen des Mooses ist größer als man gewöhnlich glaubt. Im Herbste
Nimmt es Eicheln und Bucheckern auf und umhüllt sie weich und warm. Zahlreichen
Fäserchen und Raupen gewährt es ein schützendes Obdach. Dort liegt ein Häufchen
Spinneneier, hier eine zusammengerollte Blindschleiche, und tief unter der schützenden
Moosdecke halten Hummel und Wespe ihren verborgenen Winterschlaf. Dem durstigen
Erdboden führt das Moos die aufbewahrte Feuchtigkeit zu, und dem Wild gewährt
fkin schwellender Teppich ein sanftes Lager.
^ 5. Moose : Laubmoose: Goldenes Frauenhaar, Torfmoos, Astmoos. Lebermoose: Das
^runnenleberkraut. — Die Moose sind verborgcnblütige Pflanzen. Eine eigentliche Wurzel
whlt; ihre Stelle wird durch Wurzelhaare vertreten. Der einfache aber ästige Stengel ist
20*
1912 -
Bielefeld [u.a.]
: Velhagen & Klasing
- Autor: Baade, Friedrich, Borchers, Emil, Gieseler, Albert, Schulze, Hermann, Liekefett, Franz, Kahnmeyer, Ludwig
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
- Konfession (WdK): Römisch-Katholisch
232
ein Ei birgt. Ein Faden befruchtet ein Ei, und aus diesem wächst ein neues
Farnkraut. Keimversuch: Auf ein Stück Torf streue Sporen, lege es in einen
Teller mit Wasser und stülpe ein Glas darüber, so daß unten am Rande die
Lllft durch kann. Ort: warm, aber nicht sonnig.
52. Vas goldene Frauenhaar (Haarmoos).
1. Der Kau der Moosblälter weicht von dem Bau der Blätter, wie
wir sie bei den Samenpflanzen kennen gelernt haben, mehrfach ab. So bemerkt
f man z. B. in den Moosblüttern außer der Mittelrippe keinerlei Blatt-
gesäße. (S. 197.) Auch fehlt den Blättern die Oberhaut, weshalb die
Ausdünstung bei ihnen viel schneller vor sich gehen kann. Daher
schrumpfen sie bei anhaltender Wärme leicht zusammen, quellen aber
bei feuchter Luft auch schnell wieder auf.
2. Kelrucktungswerkzeuge. Auch das Moos gehört zu den
Sporenpflanzen. Es sind zweierlei blütenähnliche Gebilde vorhanden:
solche, die den Stempelblüten, und solche, die den Staubblüten gleichen.
Sie stehen stets gesondert auf verschiedenen Pflanzen und zwar am
Gipfel der Stengel. Diejenigen, welche den Staubblüten gleichen,
werden aus rötlichen Blattrosetten gebildet. Sie blühen im Mai.
Diejenigen, welche den Stempelblüten gleichen, werdeil aus zarten,
farblosen Blättern gebildet. Sie blühen im Juli und August. Ans
ihnen bildet sich die Mooskapsel.
3. Die Mooskapsel (a) entwickelt sich unter einer schützenden
Hülle, der Haube (b). Diese ist mit dichtem Filze besetzt. Lösen
wir sie ab, so sehen wir das Deckelchen der Kapsel. Zur Zeit der
Reife fallen Haube und Deckel als nutzlos ab, und wir bemerken
dann unter dem Deckel das Trommelfell, eine zarte Haut, die die
Sporen (S. 231) bis zur Reife zurückhält. Die obere Öffnung der
Kapsel (der Mund) ist mit vielen Zähnchen besetzt. Zur Zeit der
Reife bilden sich zwischen ihnen und dem Trommelfelle kleine Öffnungen
wie beim Mohnkopfe, durch die die Sporen ihren Ansgang finden.
Aus der Spore entwickelt sich erst ein Vorkeim und aus diesem das
Moos. (Keimversuch wie S. 232.)
4. Nutzen. Im Herbste nimmt das Moos Eicheln, Buch-
eckern u. a. Samen auf, umhüllt sie warm und bringt sie so im
Gemeines Frühlinge zum Keimen. Zahlreichen Käfern und Raupen gewährt
Haarmoos. eg Obdach. Tief unter der Moosdecke halten Hummel und Wespe
ihren Winterschlaf. Dem Erdboden führt das Moos die aufbewahrte Feuchtig-
keit zu, und dem Wilde gewährt es ein sanftes Lager.
53. Die Isländische Moosklechte.
1. Slanclort unci kau. Sie wächst sowohl in unseren heimischen Berg-
waldungen und Heiden als auch auf der Insel Island. Wurzel, Stengel und
Blätter hat sie nicht. Das, was man für ein Blatt und einen Stengel halten
könnte, ist das Flechtenlager. Mit seinem untersten Teile haftet es nach Art
einer Haftscheibe am Gesteine oder Erdboden fest. Unten scheidet die Flechte
a
1907 -
Detmold
: Meyer
- Auflagennummer (WdK): 3
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
- Geschlecht (WdK): koedukativ
332
Pflanze mittels ihrer grünen Blätter ans der Luft auf. Da die Blätter
immergrün sind, fo kann sie auch im Winter für ihre Ernährung tätig
sein. Im Sommer wird sie in ihrer Ernährung dadurch in etwas gehindert,
daß sie von den Blättern der Bäume beschattet wird. Ihre weißen Beeren
werden von den Misteldrosseln sehr gern gefressen. Die Samen derselben
sind von einem klebrigen Schleim umgeben. Mit demselben werden sie
von den Tieren von einem Baum zum andern getragen und so verbreitet.
Halbschmarotzer wie die Mistel gibt es noch mehrere; unter andern
gehören dazu auch mehrere Wiesenkräuter, wie Augentrost, Hahnenkamm und
Wachtelweizen. Diese Pflanzen haben an ihren Faserwurzeln kleine Saug-
warzen, mittels welcher sie ihren Nachbarpslanzen, namentlich den Wiesen-
gräsern, einen Teil ihrer Nahrung entziehen.
3. Insektenfressende Pflanzen. Der Sonnentau kommt auf Torf-
mooren am Teutoburger Walde vor. Er hat runde, mit Drüsenhaaren
besetzte Blätter, auf denen kleine Insekten gefangen, zersetzt und verzehrt
werden. In Sümpfen bei Augustdorf wächst der Wasserschlauch, der mittels
kleiner Fangblätter, die wie Bläschen gestaltet und mit Fallklappen ver-
sehen sind, winzige Wassertierchen fängt. (Fliegensalle, Kannenpflanzen.)
28. Per Mpfeksarn.
1. Die Pflanze. Auf Mauern und in lichten Wäldern finden wir
die großen Fiederblätter des Tüpfelfarns. Sie entspringen in Büscheln
aus einem unterirdischen Wurzelstock, der mit braunen Schuppen bedeckt
ist. Blüten bringt diese Pflanze wie alle Farne nicht hervor, sie vermehrt
sich vielmehr durch Sporen. Auf der Unterseite der Blätter bemerken wir
die kleinen, runden Häufchen der Sporenträger. Sie haben einen Stiel
und eine runde Kapsel. In derselben liegen die kleinen, kugeligen Sporen.
Über die Mitte jeder Kapsel läuft ein Ring verdickter Zellen. Wenn dieser
zerreißt, so wird auch die Kapsel zerrissen, und die Sporen werden aus-
gestreut. Aus den Sporen entwickelt sich wie beim Schachtelhalm zunächst
ein Vorkeim und aus diesem wieder ein neues Farnkraut.
2. Andere Farne. Es gibt bei uns in Wäldern und an Mauern,
an Bäumen und Felsen noch mehrere Atten von Farnkräutern. Der
schönste Farn unserer Wälder ist der Adlerfarn, der oft über einen Meter
hoch wird. Der Stengel desselben zeigt auf dem Querschnitt die Zeichnung
eines Adlers, woher er seinen Namen hat. Seine Sporenträger sitzen
unter dem Rande seiner Blätter, der unten umgebogen ist. Außerdem
wächst in Wäldern der Schildfarn und der Streifenfarn, an Mauern die
Mauerraute.
3. Tropische und versteinerte Farne. In den Tropen gibt es
noch zahlreichere und größere Arten von Farnen als bei uns. Sie bilden
dort oft an feuchten Stellen, auf Inseln und an Küsten, große Bäume
und Wälder. Auch in früheren Zeiten der Erdgeschichte haben sie in großer
Menge und Mannigfaltigkeit bestanden, besonders zur Steinkohlenzeit. In
den Steinkohlenlagern sindet man vielfach Abdrücke von Farnblättern
und versteinerte Reste von Stämmen der Farnbäume. Ja, es ist wahr-
scheinlich, daß die Steinkohlen zum großen Teil aus untergegangenen
Farnwäldern entstanden sind.
29. Pie Moose.
1. Das Haarmoos ist das verbreitetste Moos unserer Wälder. Es
1917 -
Breslau
: Hirt
- Autor: Lennarz, Gottfried, Kreuzberg, Peter Josef, Cüppers, Adam Joseph
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Niedere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
- Geschlecht (WdK): koedukativ
Iii
D. Im Winter. — Pflanzenleben.
85
3. Das gemeine Haarmoos oder Frauenhaar (Bild 64).
Das Haarmoos wächst gesellig und überzieht in mächtigen grünen Polstern
oft weite Strecken feuchten Waldbodens. An trockenen Stellen und bei trockenem
Wetter schrumpft es ein und sieht dann schwarzbraun und wie abgestorben aus,
lebt bei Wasserzufuhr aber bald wieder auf. Es wird 30 bis 50 cm hoch und ist
damit die höchste deutsche Moosart. Im Boden sind die Stengel mit zahlreichen
dichten Wurzelhaaren befestigt; diese saugell wie Filzdeckel sehr viel Wasser mit
darin gelösten Nährstoffen auf und führen es dem Stengel zu. Der Stengel ist
ringsum mit schmalen, grünen Laubblättchen besetzt, die die Nahrung verarbeiten
können. Am oberen Ende der Moospflanzen treffen wir oft hübsche Körbchen
oder Blattrosetten an, die einen in hellroter, die anderen in mattgelber Farbe.
In einem Längsschnitt der roten sehen wir mit Hilfe
einer Lupe kleine Schläuche mit Schwärmfäden in
eillem mattgelben flaschenförmigen Eibehälter. Die
Schwärmfäden entsprechen in ihrer Bedeutung-den
Staubblüten der Blütenpflanzen, die Eibehälter den
Fruchtblüten. Daher führen die Blattrosetten der
Moospflanzen auch den Namen „Moos-
blüten". Nach der Befruchtung wächst
das Moos weiter und entwickelt eine auf-
rechtstehende zierliche Sporenkapsel,
64. Das Haarmoos.
A, B Pflanze mit Kapsel. '/,. f deren Stiel, m Mütze, k Kapsel, d Deckel. C Pflanze mit Blüte bl. */«•
D Kapsel mit Deckel, vergrößert. E Vorkeim mit Moosknospen; w Wurzelhaare, K Knospen, n grüne Fäden
die zum Schutze mit einer seidenhaarig gefransten Mütze bedeckt ist. Bei
der Sporenreife wendet die Kapsel sich wagerecht, Mütze und Deckel fallen
ab, und am Rande entstehen zahlreiche feine Löcher, durch welche die Sporen
beim Schütteln der Kapsel durch den Wind hinausfallen. Auf günstigem
Boden ent>tehen aus den Sporen winzig kleine, dünnfädige Vorkeime, die
oft so dicht beisammen stehen, daß sie einen grünen Filz bilden. Die Fäden
entwickeln Knospen, aus denen beblätterte Moospflanzen hervorgehen. Diese
erzeugen weiterhin Moosblüten, aus deren Befruchtung wieder Mooskapseln
entstehen.
1904 -
Bielefeld [u.a.]
: Velhagen & Klasing
- Autor: Kahnmeyer, Ludwig, Schulze, Hermann
- Auflagennummer (WdK): 61
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Schülerbuch
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
Iii
50
8. Die Weinbergschnecke ist doppelt so groß wie die Hainschnecke. Sie
bewohnt Weinberge und Laubwälder. In Süddeutschland, Österreich und der
Schweiz wird sie in Schneckengärten gezüchtet und dann gegessen.
7\. öchlußbetrachtung.
Moose, Farnkräuter und Flechten bilden den Teppich des Waldes. Sie
siedeln sich hier an, weil ihnen der Waldboden die passendste Nahrung und Schutz
vor austrocknenden Sonnenstrahlen bietet. (Vergl. S. 4!) Anderseits aber erweisen
diese kleinen Pflanzen dem Walde wieder den größten Dienst. Einmal bieten sie
Tausenden von kleinen Tieren Schutz und Obdach. Auch Eidechse, Blindschleiche,
Kreuzotter und Ringelnatter finden hier ihren Unterschlupf. Sodann sorgen die
Pflänzchen dafür, daß der Waldboden recht lange feucht bleibt, indem sie das Regen-
wasser zurückhalten. Ganz besonders ist dazu das Moos geeignet. Es läßt die
Regentropfen durch sich in den Erdboden sickern und hält sie hier gleichsam fest;
denn durch die filzartige Decke kann kein Wind und kein Sonnenstrahl hindurch, und
so kann der Regen nicht so leicht verdunsten. Dies kommt dem ganzen Walde zu-
gute. So erhalten sich die Pflanzen durch gegenseitige Dienstleistungen das Leben.
Pflanzenfamilien. 1. Farnkräuter. (Zur Vergleichung: Adlerfarn [<S. 42],
Eugelsüß, Wurmfarn.) — Sporenpflanzen mit kriechendem Wurzelstocke und meist ge-
fiederten Wedeln, die auf der Unterseite mit zahlreichen „Fruchthäufchen" besetzt sind. Die
Sporen bilden einen Vorkeim. — Am üppigsten gedeihen die Farne in der heißen Zone,
wo sie baumähnlich — bis zu einer Höhe von über 12 m — emporschießen und mit ihren
oft 8 m im Durchmesser haltenden Kronen den Urwald zieren.
2. Moose, a. Laubmoose. (Zur Vergleichung: Goldenes Frauenhaar oder
Haarmoos (S. 43], Torfmoos, Astmoos.) b. Lebermoose. (Das Brunnenleberkraut.)
Die Moose sind Sporenpflanzen. Eine eigentliche Wurzel fehlt; ihre Stelle wird durch
Wurzelhaare vertreten. Der einfache oder ästige Stengel ist beblättert; bei den Leber-
moosen sind Blätter und Stengel zuweilen völlig miteinander verschmolzen. Die Sporen
sind in einer zur Zeit der Reife aufspringenden Kapsel enthalten. Wie die Spore des
Farnkrauts, so entwickelt auch die Moosspore erst einen Vorkeim.
3. Flechten. (Zur Vergleichung: Isländische Moosflechte ss. 44], Renntierflechte,
Bartflechte, gelbe Mauer- oder Wandfle'chte, braune Schüsselflechte, Schriftflechte.) Wodurch
unterscheiden sich die Flechten im Bau von anderen Pflanzen (z. B. von Waldblumen)?
An Baumstämmen duldet man die Flechten nicht gern, da sie hier die Feuchtigkeit oft
länger zurückhalten, als den Bäumen gut ist, und allerlei schädlichen Insekten einen
Schlupfwinkel bieten.
(Ferner siehe Einordnung der Eidechse S. 123, Blindschleiche S. 123, Kreuzotter S. 123,
Ringelnatter S. 123, Ameise S. 89, des Ameisenlöwen S. 89, der Hainschnecke S. 124!)
Ix. Äm Teiche.
Wir schlendern langsam durchs Gras dem Teiche zu. Da hören wir plötz-
lich ein lautes „Plumps! Plumps!" und vor uns springen in langen Sätzen
grüne Wasserfrösche in den Teich. Bald darauf strecken sie ihre Köpfe wieder
neugierig aus dem Wasser hervor — und alles ist wieder still. Nur Schilf
und Rohr rauschen geheimnisvoll im Winde. Aus gelbblühenden Schwertlilien,
roten Weidenröschen und stacheligen Igelkolben wiegen sich bunte Libellen, und
über dem Wasser tanzen Schwärme von langbeinigen Mücken. Im Wasser brachten
sie als Ei und Puppe zu, ins Wasser legen sie auch jetzt wieder ihre Eier.
In der Mitte des Teiches wiegt sich in stolzer Ruhe die Königin der Teiche,
die weiße oder die gelbe Wasserrose. Neben ihr finden wir die schwimmenden
16. Teil 2
- S. 260
1903 -
Berlin
: Schnetter
- Autor: ,
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Regionen (OPAC): Berlin
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
260
schast Wasser und Nährsalze herbei. Weil sich beide Bestandteile des Flechten-
körpers ergänzen, können Flechten überall gedeihen, wo sie Licht, Luft und
etwas Feuchtigkeit finden. Sie besiedeln frisch gebrochene Felsblöcke und
dürrsten Sandboden. Durch ihre Verwitterung entsteht allmählich eine dünne
Humusschicht, in der zunächst Moose und später andere genügsame Pflanzen
Fuß fassen können. Trotzdem die Rindenflechten den Bäumen keine Nährstoffe
entziehen, sieht sie der Mensch ungern an seinen Obst- und Waldbäumen.
Sie halten die Feuchtigkeit lange zurück und tragen dadurch zu Rinden-
erkrankungen bei. Auch bieten sie schädlichem Getier Unterschlupf und Brut-
stätten. — Die Flechten sind die Pioniere der Pflanzenwelt.
d) Die Moose. Das Haarmoos. Mehrere Haarmoosarten gehören
zu unseren stattlichsten Moosen. An günstigen Standorten werden sie nicht
selten 1/i m hoch. Sie find durch die deutliche Gliederung in Stengel und
Blatt sofort als Pflanzen zu erkennen. Die meisten Moose besitzen auch
haarförmige, wurzelartige Organe, mit denen sie sich festhalten und Wasser
aufnehmen. Das Haarmoos entwickelt an der Spitze seines Stengels im
Anfang des Sommers blütenartige Bildungen. In diesen sitzen mikro-
skopisch kleine Befruchtungsorgane. Die den Fruchtknoten und die den Staub-
gefäßen der Samenpflanzen entsprechenden Teile sind auf verschiedene Pflänz-
chen verteilt. Deshalb muß das Haarmoos zweihäusig genannt werden.
Die Mooskapsel oder das Sporangium. Die Befruchtung wird
innerhalb des dichten Moosrasens, der schwammartig die Feuchtigkeit hält,
durch Tau- und Regenwasser vermittelt. Die Mooskapsel ist von einer filzigen
Haube bedeckt. Ein fingerlanger Stiel erhebt sie hoch über den Rasen. Zur
Reifezeit fällt die Haube ab. Die kantige Kapsel ist aber noch mit einem
geschnabelten Deckel versehen. Auch wenn dieser gefallen ist, gestatten zahl-
reiche Zähne am Rande der Büchsenöffnung und ein zartes Deckhäutchen nur
zeitweise den dunkeln Sporen den Austritt.
Der Vorkeim. Die Mooskapsel bildete die Sporen in ihrem Innern
durch fortgesetzte Zellteilung. Die Sporen waren nicht wie Samen schon
znr Blütezeit als Anlagen vorhanden. Sie enthalten auch keinen Keim
und bringen deshalb auf feuchter Erde zunächst ein algenähnliches, grünes
Fadengeflecht hervor. An einzelnen Fäden dieses Vorkeimes bilden sich später
knospige Verdickungen, die zu jungen Moospflanzen auswachsen. Aus Moos-
sporen läßt sich auf feuchter Erde auch ini Zimmer leicht ein Vorkeim erziehen.
e) Die Farne. Der Tüpfelfarn. Wedel und Sporangienhäuf-
cheu. Die einfach-gefiederten Blätter (Wedel) des Tüpfelfarns entspringen
aus einem wagerechten unterirdischen Stamm, der Grundachse. Anfangs ist
die Wedelspreite schneckenförmig eingerollt, später stellt sie sich aufrecht. Trotz-
dem sind Blattober- und -Unterseite deutlich unterscheidbar. Schon im Sommer
erscheinen auf den Seitennerven der Fiedern unterseits Helle Flecke, die sich
bald bräunen. Sie bestehen aus Häufchen gestielter, kleiner Sporenkapseln
(Sporangien). Im Winter öffnen sich die reisen Kapseln. Sie entlassen
zahlreiche staubfeine Sporen.
Der Vorkeim. Die Sporen der Farnkränter wachsen wie die der
1908 -
Bielefeld [u.a.]
: Velhagen & Klasing
- Autor: Kahnmeyer, Ludwig, Baade, Friedrich, Borchers, Emil, Gieseler, Albert
- Auflagennummer (WdK): 86
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
- Geschlecht (WdK): koedukativ
- Konfession (WdK): Konfessionell gemischt
Iii
46
3. Befrucbtungswerhfeuge. Auch das Moos gehört zu den
Sporenpflanzen. (S. 45.) Es sind zweierlei blütenähnliche Gebilde
vorhanden: solche, die den Stempelblüten, und solche, die den Staub-
blüten gleichen. Sie stehen stets gesondert auf verschiedenen Pflanzen
und zwar am Gipfel der Stengel. Diejenigen, welche den Staub-
blüten gleichen, werden ans rötlichen Blattrosetten gebildet. Sie
blühen im Mai. Diejenigen, welche den Stempelblüten gleichen,
werden aus zarten, farblosen Blättern gebildet. Sie blühen im Juli
und August. Aus ihnen bildet sich die Mooskapsel.
4. Oie Mooskapsel (a) entwickelt sich unter einer schützenden
Hülle, der Haube (b). Diese ist mit dichtem Filze besetzt. Lösen
wir sie ab, so sehen wir das Deckelchen der Kapsel. Zur Zeit der
Reife fallen Haube und Deckel als nutzlos ab, und wir bemerken dann
unter dem Deckel das Trommelfell, eine zarte Haut, die die
Sporen (S. 45) bis zur Reife zurückhält. Die obere Öffnung der
Kapsel (der Mund) ist mit vielen Zähnchen besetzt. Zur Zeit der
Reife bilden sich zwischen ihnen und dem Trommelfelle kleine
//Ii Öffnungen wie beim Mohnkopfe, durch die die Sporen ihren Ans-
gang finden. Aus der Spore entwickelt sich wie beim Farnkraute
(S. 45) erst ein Vorkeim und aus diesem das Moos. (Keimversuch
wie S. 45.)
5. Nutzen. Im Herbste nimmt das Moos Eicheln, Bucheckern
u. a. Samen ans, umhüllt sie warm und bringt sie so im Frühlinge
zum Keimen. Zahlreichen Käfern und Raupen gewährt es Obdach.
Tief unter der Moosdecke halten Hummel und Wespe ihren Winter-
schlaf. Dem Erdboden führt das Moos die aufbewahrte Feuchtigkeit
Gemeines zu, und dem Wilde gewährt es ein sanftes Lager.
Haarmoos.
59. Ole Isläncllscke Moosklecbte.
1. Stanciort unä Bau. Sie wächst so-
wohl in unseren heimischen Bergwaldungen und
Heiden als auch auf der Insel Island. Wurzel,
Stengel und Blätter hat sie nicht. Das, was
man für ein Blatt und einen Stengel halten
könnte, ist das Flechtenlager. Mit seinem
untersten Teile haftet es nach Art einer Haftscheibe
am Gesteine oder Erdboden fest. Unten scheidet
die Flechte eine ätzende Flüssigkeit aus, wodurch
sie sich auch aus hartem Gesteine Nahrung be-
reitet. An den lappenförmigen Enden mancher
Pflanzen bemerken wir die Fruchtschüsseln.
Sie enthalten kleine, senkrecht gestellte Schläuche,
in jedem Schlauche finden sich 8 Sporen.
An dem Flechtenlager unterscheiden wir außen
die Rindenschicht, im Innern das Mark. Zwischen
Isländisches Moos.
a. Fruchtschüsseln.
1918 -
Bielefeld [u.a.]
: Velhagen & Klasing
- Autor: Schulze, Hermann, Kahnmeyer, Ludwig
- Auflagennummer (WdK): 13
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Realienbuch
- Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
- Inhalt Raum/Thema: Weltkrieg
- Inhalt: Zeit: 1914-1918
- Geschlecht (WdK): koedukativ
- Konfession (WdK): offen für alle
231
nennt man Sporenpflanzen, zum Unterschiede von den Samenpflanzen. Ans den
Sporen entwickelt sich zunächst ein herzförmiger Vorkeim. Ans diesem wachsen
Behälter hervor, ans welchen Befrnchtnngsfäden ausschlüpfen. Diese schwimmen
im Wasser, das den Vorkeim bedeckt, umher. Sie rudern zu anderen Behältern,
von denen jeder im Innern ein Ei birgt. Ein Faden befruchtet ein Ei; und
aus diesem wächst ein neues Farnkraut. Keimversuch: Auf ein Stück Torf streue
Sporen, lege es in einen Teller mit Wasser und stülpe ein Glas darüber, so daß
unten am Rande die Luft durch kaun. Ort: warm, aber nicht sonnig.
49. Das golclene frauenbaar (Haarmoos).
1. Der Bau der Moosblätter weicht von dem der Blätter höherer Pflanzen
mehrfach ab. So bemerkt man z. B. in den Moosblättern außer der Mittel-
rippe keinerlei Blattgefäße. Auch fehlt den Blättern die Oberhaut,
weshalb die Ausdünstung bei ihnen viel schneller vor sich gehen kann.
Daher schrumpfen sie bei anhaltender Wärme leicht zusammen, quellen
aber bei feuchter Luft auch schnell wieder auf.
2. Befruchtungswerkzeuge. Auch das Moos gehört zu den
Sporenpflanzen. Es sind zweierlei blütenähnliche Gebilde vor-
handen:, solche, die den Stempelblüten, und solche, die den Staub-
blüten gleichen. Sie stehen stets gesondert auf verschiedenen Pflanzen
und zwar am Gipfel der Stengel. Diejenigen, welche den Staub-
blüten gleichen, werden aus rötlichen Blattrosetten gebildet. Sie blühen
im Mai. Diejenigen, welche den Stempelblüten gleichen, bestehen
aus zarten, farblosen Blättern. Aus ihnen bildet sich die Mooskapsel.
3. Die Mooskapsel (a) entwickelt sich unter einer schützenden
Hülle, der Haube (b). Diese ist mit dichtem Filze besetzt. Lösen
wir sie ab, so sehen wir das Deckelchen der Kapsel. Zur Zeit der
Reife fallen Haube und Deckel als nutzlos ab, und wir bemerken
dann unter dem Deckel das Trommelfell, eine zarte Haut, die die
Sporen (S. 230) bis zur Reife zurückhält. Die obere Öffnung der
Kapsel (der Mund) ist mit vielen Zähnchen besetzt. Zur Zeit der
Reife bilden sich zwischen ihnen und dem Trommelfelle kleine
Öffnungen wie beim Mohnkopfe, durch die die Sporen ihren Aus-
gang finden. Ihre Verbreitung wird durch den Wind besorgt. Der
lange elastische Stiel dient als Schleuder. Aus der Spore entwickelt
sich erst ein Vorkeim und aus diesem das Moos. Der Vorkeim hat
hier die Gestalt eines verzweigten grünen Fadens. Man findet ihn
oft auf Blumentöpfen und Walderde. (Keimversuch wie oben.)
4. Nutzen. Im Herbste nimmt das Moos Eicheln, Bucheckern
u. a. Samen auf, umhüllt sie warm und bringt sie so im Frühlinge
zum Keimen. Zahlreichen Käfern und Raupen gewährt es Obdach. Haarmoos.
Tief unter der Moosdecke halten Hummel und Wespe ihren Winter- a. oberer Steugei-
schlaf, und dem Wilde gewährt es ein sanftes Lager. Die Moose ¡^®ejorens
sind von großer Bedeutung für die Regelung der Bewässerung.
Schon ein Frauenhaarrasen vermag viel Regenwasser aufzunehmen; in höherem
Grade geschieht dies durch noch dichter stehende Moose; am weitesten geht diese
1906 -
Berlin
: Nicolai
- Hrsg.: Hausen, Friedrich, Thiel, Oswald, Dahms, Gustav, Werner, Anton von, Zissel, Adolf, Brücke, Th., Ruthe, Paul
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
- Konfession (WdK): Evangelisch-Lutherisch
267
besitzen. Die Wurzelfäden sind filzig und stehen dicht zusammen. Im Zu-
sammenhang wirken sie wie ein Filzdeckel. Die Blätter sind klein und schmal
und stehen rings um den Stengel. Mehrere Pflanzen vereinigt sangen mit
ihren Blättern wie ein Schwamm das Wasser begierig auf.
3. Das Moos ist haushälterisch. Bei feuchtem Wetter spreizen sich
die Blättchen vom Stengel ab. Dadurch wird die Verdunstung erleichtert.
Die Stengel und Blattzellen leeren sich, und neues Nährwasser kann von
unten nachdringen. Bei trocknem Wetter falten sich die Blätter und legen
sich dicht an den Stengel. Die Verdunstung wird dann wie bei zu dicht aus-
gehängter Wäsche bedeutend vermindert.
4. Fortpflanzung. Im Mai und Juni tragen die Pflanzen an ihrem
oberen Ende kleine Körbchen aus etwas breiteren Blättern. Man nennt sie
Moosblüten. Einige Pflanzen haben rötliche, andere farblose Körbchen. In
den rötlichen Körbchen sieht man mit der Lupe beim Durchschneiden kleine
Schläuche (Schwärmerzellen). Die farblosen Körbchen zeigen beim Durch-
schneiden flaschenähnliche Körbchen (Eizellen). Die Befruchtung geschieht wie
beim Farnkraut. Ans der befruchteten Eizelle wächst dann der schwankende
Stengel mit der Mooskapsel. Diese enthält die Sporen, die sie im Juli
mit Hilfe des federnden Stengels weit umherstreut. Auf feuchter Erde ent-
wickelt sich aus der Spore ein verzweigter Faden, der Vorkeim. Er wird
durch Wurzelfäden festgehalten und bildet die neue Moospflanze.
5. Verwandte. Das Torfmoos wächst auf sumpfigem Moorboden
(vgl. Moor S. 258!). Die Blätter und die Stengel enthalten große, leere
Zellen, so daß sich die Pflanze wie ein Schwamm voll Wasser saugen kann.
Die abgestorbenen Pflanzen sinken auf den Boden des Moores und bilden im
Laufe vieler Jahre Torf. Die Grimmia ist das kleine, polsterförmige
Moos, das ans Felsen und Dächern sowohl der Sonnenglut wie der Winter-
kälte standhält.
6. - Bedeutung der Moose. Die -Moose nutzen jeden Tau, jeden Regen
und die geringsten Nahrungsmengen aus. Sie sind widerstandsfähig gegen
Hitze und Kälte und ertragen auch lange Trockenheit. Diese Vorzüge machen
sie zu Bahnbrechern der Pflanzenwelt. Sie siedeln sich dort an, wo höhere
Pflanzen noch nicht gedeihen können, z. B. auf felsigen Inseln. Dorthin können
sie leicht gelangen, weil die staubförmigen Sporen mit Hilfe des Windes eine
Verbreitung nach weit entfernten Orten ermöglichen. Ihre abgestorbenen Teile
bilden dann im Laufe der Jahre eine Humusdecke, auf der höhere Pflanzen sich
entwickeln können. — Da die Moose ihre Nahrung nur zum Aufbau ihres
Körpers verwenden und keine Vorratsstoffe wie Stärke und Fett bilden, so
werden sie von den Tieren als Nahrung' verschmäht. Dafür bieten sie den
kleinen Tieren ein sicheres Versteck und schützendes Obdach und den größeren
ein weiches und warmes Lager. — Ihre größte Bedeutung erlangen die Moose
im Gebirge. Sie überziehen mit ihrem Rasen die Felsen und Kuppen der
Berge und machen sie zu einem Riesenschwamm, der Tau, Regen und Schnee
begierig aufsaugt und durch die Quellen als Bäche und Flüsse ins Tal sendet
(Elbwiese, Brocken). Wenn das Moos die Felsen nicht bedeckte, so würden die
1906 -
Berlin
: Nicolai
- Hrsg.: Hausen, Friedrich, Thiel, Oswald, Dahms, Gustav, Brücke, Th., Zissel, Adolf, Werner, Anton von, Ruthe, Paul
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
- Konfession (WdK): Römisch-Katholisch
267
besitzen. Die Wurzelfäden sind filzig und stehen dicht zusammen. Im Zu-
sammenhang wirken sie wie ein Filzdeckel. Die Blätter sind klein und schinal
und stehen rings um den Stengel. Mehrere Pflanzen vereinigt saugen mit
ihren Blättern wie ein Schwamm das Wasser begierig auf.
3. Das Moos ist haushälterisch. Bei feuchtem Wetter spreizen sich
die Blättchen vom Stengel ab. Dadurch wird die Verdunstung erleichtert.
Die Stengel und Blattzellen leeren sich, und neues Nährwasser kann von
unten nachdringen. Bei trocknen: Wetter falten sich die Blätter und legen
sich dicht an den Stengel. Die Verdunstung wird dann wie bei zu dicht auf-
gehängter Wäsche bedeutend vermindert.
4. Fortpflanzung. Im Mai und Juni tragen die Pflanzen an ihrem
oberen Ende kleine Körbchen aus etwas breiteren Blättern. Man nennt sie
Moosblüten. Einige Pflanzen haben rötliche, andere farblose Körbchen. In
den rötlichen Körbchen sieht man mit der Lupe beim Durchschneiden kleine
Schläuche (Schwärmerzellen). Die farblosen Körbchen zeigen beim Durch-
schneiden slaschenähnliche Körbchen (Eizellen). Die Befruchtung geschieht wie
beim Farnkraut. Aus der befruchteten Eizelle wächst dann der schwankende
Stengel mit der Mooskapsel. Diese enthält die Sporen, die sie im Juli
mit Hilfe des federnden Stengels weit umherstreut. Auf feuchter Erde ent-
wickelt sich ans der Spore ein verzweigter Faden, der Vorkeim. Er wird
durch Wurzelfüden festgehalten und bildet die neue Moospflanze.
5. Verwandte. Das Torfmoos wächst auf sumpfigem Moorboden
(vgl. Moor S. 258). Die Blätter und die Stengel enthalten große, leere
Zellen, so daß sich die Pflanze wie ein Schwamm voll Wasser sangen kann.
Die abgestorbenen Pflanzen sinken ans den Boden des Moores und bilden im
Laufe vieler Jahre Torf. Die Grimmia ist das kleine, polsterförmige
Moos, das auf Felsen und Dächern sowohl der Sonnenglnt wie der Winter-
kälte standhält.
6. Bedeutung der Moose. Die Moose nutzen jeden Tau, jeden Regen
und die geringsten Nahrungsmengen aus. Sie sind widerstandsfähig gegen
Hitze und Kälte und ertragen auch lange Trockenheit. Diese Vorzüge machen
sie zu Bahnbrechern der Pflanzenwelt. Sie siedeln sich dort an, wo höhere
Pflanzen noch nicht gedeihen können, z. B. auf felsigen Inseln. Dorthin können
sie leicht gelangen, weil die staubförmigen Sporen mit Hilfe des Windes eine
Verbreitung nach weit entfernten Orten ermöglichen. Ihre abgestorbenen Teile
bilden dann im Laufe der Jahre eine Humusdecke, auf der höhere Pflanzen sich
entwickeln können. — Da die Moose ihre Nahrung nur zum Ausbau ihres
Körpers verwenden und keine Vorratsstoffe wie Stärke und Fett bilden, so
werden sie von den Tieren als Nahrung verschmäht. Dafür bieten sie den
kleinen Tieren ein sicheres Versteck und schützendes Obdach und den größeren
ein weiches und warmes Lager. — Ihre größte Bedeutung erlangen die Moose
im Gebirge. Sie überziehen mit ihrem Rasen die Felsen und Kuppen der
Berge und machen sie zu einem Riesenschwamm, der Tan, Regen und Schnee
begierig auffangt und durch die Quellen als Bäche und Flüsse ins Tal sendet
(Elbwiese, Brocken). Wenn das Moos die Felsen nicht bedeckte, so würden die