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1. Nr. 23 - S. 65

1904 - Breslau : Hirt
§ 30. Friedrich Ii., der Große. 65 er trocken. Etwa dreihundert neue blühende Dörfer gründete er in jenen früher verödeten Gegenden und konnte voll Freude ausrufen: „Da habe ich mitten im Frieden eine ganze Provinz gewonnen." Nach seinem Ausspruche sollte keine Handbreit Boden im Lande unbenutzt bleiben. — Er empfahl den Anbau neuer Fntterkräuter, so den des Klees und der Lupine, vor allem führte er den Anbau der Kartoffel ein, da wo man sich sträubte, mit Gewalt. Auch der Viehzucht wandte er seine Aufmerksam- keit zu. Er führte das spanische Edelschaf ein und kaufte viele tausend Stück Rindvieh, die er an arme, aber fleißige Landwirte verschenkte. Auch empfahl er die Fisch- und Bienenzucht. — Seine Domänen machte er zu Musterwirtschaften. Durch sie wurde ein besseres Wirtschaftsverfahren im ganzen Lande bekannt, z. B. der Fruchtwechsel und die Stallfütterung. — Eifrige Förderung erfuhr die Forstwirtschaft durch den König. — Auch er schützte die Bauern vor schlechter Behandlung durch Gutsherren und Beamte und gründete viele Landschulen. 4. Den Adel, der im Siebenjährigen Kriege außerordentliche Opfer an Gut und Blut gebracht hatte, und der darum sehr verschuldet war, unterstützte er, indem er die Landschaftsverbände gründete, die dem hilfs- bedürftigen Rittergutsbesitzer für geringe Zinsen Kapitale liehen. Die Offizier- und höheren Beamtenstellen gab er gern an Adelige. 5. Dem Bürgerstande half er auf durch Einführung neuer Er- werbszweige, wie der Porzellanfabrikation, der Spitzenklöppelei u. a., und durch Hebung der Leinen-, Seiden-, Sammet- und Baumwollenindustrie. Tüchtige und tatkräftige Bürger unterstützte er bei der Anlage neuer Werk- stätten und Fabriken mit Geld. Der König legte auch selbst Fabriken an, die er später an die Leiter derselben, die sich bewährt hatten, verschenkte. Auch zog er Einwanderer in die Städte, die Gewerbszweige trieben, die in seinem Lande noch fehlten. Das Hüttenwesen nahm namentlich in Schlesien durch den Grafen von Reden einen hohen Aufschwung. Zur Belebung des Handels gründete er die Königliche Bank, die für billige Zinsen dem Kaufmann Geld darlieh. Unter Friedrichs Regierung wurde allgemein viel getan zur Hebung des Fluß Verkehrs durch den Bau von Kanälen (Bromberger, Plauescher, Finow- und Johannisburger Kanal) und Strom- regulierungen. Gern gab er Geld her zum Aufbau von Häusern; er sprach: „Ich habe kein größeres Vergnügen, als wenn ich einem armen Manne kann ein Haus bauen lassen." Aufs eifrigste betrieb er die Verbesserung der Feuerlöschordnung in Stadt und Land.' — Alle diese Arbeiten kosteten viel Geld; das entnahm er aber nicht der Staatskasse, sondern seinen eigenen Einnahmen, da er von der Summe, die er sich zu seinem Privai- gebrauch ausgesetzt hatte, nur etwa ein Sechstel selbst verbrauchte. So sorgte der König unausgesetzt für das Große und für das Kleine, um vor allem die Lage der niederen Stände zu verbessern. 6. Auch der Rechtspflege wandte Friedrich die größte Aufmerksamkeit zu. Bald nach seinem Regierungsantritte schaffte er die Folter ab. Er er- strebte ein schnelles und gerechtes Gerichtsverfahren, beugte sich selber unter F. Hirts Realienbuch. Nr. 20. 5

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1. Nr. 22 - S. 65

1904 - Breslau : Hirt
30. Friedrich Ii., der Große. 65 er trocken. Etwa dreihundert neue blühende Dörfer gründete er in jenen früher verödeten Gegenden und konnte voll Freude ausrufen: „Da habe ich mitten im Frieden eine ganze Provinz gewonnen." Nach, feinem Ausspruche sollte keine Handbreit Boden im Lande unbenutzt bleiben. — Er empfahl den Anbau neuer Futterkräuter, so den des Klees und der Lupine, vor allem führte er den Anbau der Kartoffel ein, da wo man sich sträubte, mit Gewalt. Auch der Viehzucht wandte er seine Aufmerksam- keit zu. Er führte das spanische Edelschaf ein und kaufte viele tausend Stück Rindvieh, die er an arme, aber fleißige Landwirte verschenkte. Auch empfahl er die Fisch- und Bienenzucht. — Seine Domänen machte er zu Musterwirtschaften. Durch sie wurde ein besseres Wirtschaftsversahren im ganzen Lande bekannt, z. B. der Fruchtwechsel und die Stallfütteruug. — Eifrige Förderung erfuhr die Forstwirtschaft durch den König. — Auch er schützte die Bauern vor schlechter Behandlung durch Gutsherren und Beamte und gründete viele Landschulen. 4. Den Adel, der im Siebenjährigen Kriege außerordentliche Opfer an Gut und Blut gebracht hatte, und der darum sehr verschuldet war, unterstützte er, indem er die Landschaftsverbände gründete, die dem hilfs- bedürftigen Rittergutsbesitzer für geringe Zinsen Kapitale liehen. Die Offizier- und höheren Beamtenstellen gab er gern an Adelige. 5. Dem Bürgerstande half er auf durch Einführung neuer Er- werbszweige, wie der Porzellanfabrikation, der Spitzenklöppelei u. a., und durch Hebung der Leinen-, Seiden-, Sammet- und Baumwollenindustrie. Tüchtige und tatkräftige Bürger unterstützte er bei der Anlage neuer Werk- stätten und Fabriken mit Geld. Der König legte auch selbst Fabriken an, die er später an die Leiter derselben, die sich bewährt hatten, verschenkte. Auch zog er Einwanderer in die Städte, die Gewerbszweige trieben, die in seinem Lande noch fehlten. Das Hüttenwesen nahm namentlich in Schlesien durch den Grafen von Reden einen hohen Aufschwung. Zur Belebung des Handels gründete er die Königliche Bank, die für billige Zinsen dem Kaufmann Geld darlieh. Unter Friedrichs Regierung wurde allgemein viel getan zur Hebung des Flußverkehrs durch den Bau von Kanälen (Bromberger, Plauescher, Finow- und Johannisburger Kanal) und Strom- regulierungen. Gern gab er Geld her zum Aufbau von Häusern; er sprach: „Ich habe kein größeres Vergnügen, als wenn ich einem armen Manne kann ein Haus bauen lassen." Aufs eifrigste betrieb er die Verbesserung der Feuerlöschordnung in Stadt und Land. — Alle diese Arbeiten kosteten viel Geld; das entnahm er aber nicht der Staatskasse, sondern seinen eigenen Einnahmen, da er von der Summe, die er sich zu seinem Privat- gebrauch ausgesetzt hatte, nur etwa ein Sechstel selbst verbrauchte. So sorgte der König unausgesetzt für das Große und für das Kleine, um vor allem die Lage der niederen Stände zu verbessern. 6. Auch der Rechtspflege wandte Friedrich die größte Aufmerksamkeit zu. Bald nach seinem Regierungsantritte schaffte er die Folter ab. Er er- strebte ein schnelles und gerechtes Gerichtsverfahren, beugte sich selber unter F. Hirts Nealicnbuch. Nr. 20. 5

2. Geschichte - S. 65

1908 - Breslau : Hirt
§ 30. Friedrich Ii., der Große. 65 er trocken. Etwa dreihundert neue blühende Dörfer gründete er in jenen früher verödeten Gegenden und konnte voll Freude ausrufen: „Da habe ich mitten im Frieden eine ganze Provinz gewonnen." Nach seinem Ausspruche sollte keine Handbreit Boden im Lande unbenutzt bleiben. — Er empfahl den Anbau neuer Futterkräuter, so den des Klees und der Lupine, vor allem führte er den Anbau der Kartoffel ein, da wo man sich sträubte, mit Gewalt. Auch der Viehzucht wandte er seine Aufmerksamkeit zu. Er führte das spanische Edelschaf ein und kaufte viele tausend Stück Rindvieh, die er an arme, aber fleißige Landwirte verschenkte. Auch empfahl er die Fisch- und Bienenzucht. — Seine Domänen machte er zu Musterwirtschaften. Durch sie wurde ein besseres Wirtschaftsverfahren im ganzen Lande bekannt, z. B. der Fruchtwechsel und die Stallfütterung. — Eifrige Förderung erfuhr die Forstwirtschaft durch den König. — Auch er schützte die Bauern vor schlechter Behandlung durch Gutsherren und Beamte und gründete viele Landschulen. 4. Den Adel, der im Siebenjährigen Kriege außerordentliche Opfer an Gut und Blut gebracht hatte, und der darum sehr verschuldet war, unterstützte er, indem er die Landschaftsverbände gründete, die dem hilfsbedürftigen Rittergutsbesitzer für geringe Zinsen Kapitale liehen. Die Offizier- und höheren Bearntenftellen gab er gern an Adelige. 5. Dem Bürgerstande half er auf durch Einführung neuer Erwerbszweige, wie der Porzellanfabrikation, der Spitzenklöppelei u. a., und durch Hebung der Leinen-, Seiden-, Sammet- und Baumwollenindustrie. Tüchtige und tatkräftige Bürger unterstützte er bei der Anlage neuer Werkstätten und Fabriken mit Geld. Der König legte auch selbst Fabriken an, die er später an die Leiter derselben, die sich bewährt hatten, verschenkte. Auch zog er Einwanderer in die Städte, die Gewerbszweige trieben, die in seinem Lande noch fehlten. Das Hüttenwesen nahm namentlich in Schlesien durch den Grafen von Reden einen hohen Aufschwung. Zur Belebung des Handels gründete er die Königliche Bank, die für billige Zinsen dem Kaufmann Geld darlieh. Unter Friedrichs Regierung wurde allgemein viel getan zur Hebung des Flußverkehrs durch den Bau von Kanälen (Bromberger, Plauescher, Finow- und Johannisburger Kanal) und Stromregn lierungen. Gern gab er Geld her zum Aufbau von Häusern; er sprach: »Ich habe kein größeres Vergnügen, als wenn ich einem armen Manne sann ein Haus bauen lassen." Aufs eifrigste betrieb er die Verbesserung der Feuerlöschordnung in Stadt und Land. — Alle diese Arbeiten kosteten viel Geld; das entnahm er aber nicht der Staatskasse, sondern seinen eigenen Einnahmen, da er von der Summe, die er sich zu seinem Privatgebranch ausgesetzt hatte, nur etwa ein Sechstel selbst verbrauchte. So sorgte der König unausgesetzt für das Große und für das Kleine, um vor allem die Lage der niederen Stände zu verbessern. 6. Auch der Rechtspflege wandte Friedrich die größte Aufmerksamkeit zu. Bald nach seinem Regierungsantritte schaffte er die Folter ab. Er erstrebte ein schnelles und gerechtes Gerichtsverfahren, beugte sich selber unter F. Hirts Realienbuch, Nr. 20. k

3. Geschichte - S. 65

1918 - Breslau : Hirt
§ 30. Friedrich Ii., der Große. 65 er trocken. Etwa dreihundert neue blühende Dörfer gründete er in jenen früher verödeten Gegenden und konnte voll Freude ausrufen: „Da habe ich mitten im Frieden eine ganze Provinz gewonnen." Nach seinem Ausspruche sollte keine Handbreit Boden im Lande unbenutzt bleiben. — Er empfahl den Anbau neuer Futterkräuter, so den des Klees und der Lupine, vor allem führte er den Anbau der Kartoffel ein, ba, wo man sich sträubte, mit Gewalt. Auch der Viehzucht wanbte er seine Aufmerksamkeit zu. Er führte das spanische Ebelschaf ein und kaufte viele tausenb Stück Rinbvieh, die er an arme, aber fleißige Lanbwirte verschenkte. Auch empfahl er die Fisch- und Bienenzucht. — Seine Domänen machte er zu Musterwirtschaften. Durch sie wurde ein besseres Wirtschaftsverfahren im ganzen Lande bekannt, z. B. der Fruchtwechsel und die Stallfütterung. — Eifrige Förderung erfuhr die Forstwirtschaft durch den König. — Auch er schützte die Bauern vor schlechter Behandlung durch Gutsherren und Beamte und gründete viele Landschulen (General-Land-Schul-Reglement). 4. Den Adel, der im Siebenjährigen Kriege außerordentliche Opfer an Gut und Blut gebracht hatte, und der darum sehr verschuldet war, unterstützte er, indem er die Landschaftsverbände gründete, die dem hilfsbedürftigen Rittergutsbesitzer für geringe Zinsen Kapitale liehen. Die Offizier- und höheren Beamtenstellen gab er gern an Adelige. 5. Dem Bürgerstande half er auf durch Einführung neuer Erwerbszweige, wie der Porzellanfabrikation, der Spitzenklöppelei u. ct., und durch Hebung der Leinen-, Seiden-, Sammet- und Baumwollenindustrie. Tüchtige und tatkräftige Bürger unterstützte er bei der Anlage neuer Werkstätten und Fabriken mit Geld. Der König legte auch selbst Fabriken an, die er später an die Leiter derselben, die sich bewährt hatten, verschenkte. Auch zog er Einwanderer in die Städte, die Gewerbszweige trieben, die in seinem Lande noch fehlten. Das Hüttenwesen nahm namentlich in Schlesien durch den Grafen von Reden einen hohen Aufschwung. Zur Belebung des Handels gründete er die Königliche Bank, die für billige Zinsen dem Kaufmann Geld darlieh. Unter Friedrichs Regierung wurde auch viel getan zur Hebung des Flußverkehrs durch den Bau von Kanälen * (Bromberger, Plauescher, Finow- und Johannisburger Kanal) und Strom-regulierungen. Gern gab er Geld her zum Aufbau von Häusern; er sprach: „Ich habe kein größeres Vergnügen, als wenn ich einem armen Manne kann ein Haus bauen lassen." Aufs eifrigste betrieb er die Verbesserung der Feuerlöschordnung in Stadt und Land. — Alle diese Arbeiten kosteten viel Geld; das entnahm er aber nicht der Staatskasse, sondern seinen eigenen Einnahmen, da er von der Summe, die er sich zu seinem Privatgebrauch ausgesetzt hatte, nur etwa ein Sechstel selbst verbrauchte. So sorgte der König unausgesetzt für das Große und für das Kleine, um vor allem die Lage der nieberen Stäube zu verbessern. 6. Auch der Rechtspflege wanbte Friedrich die größte Aufmerksamkeit zu. Bald nach seinem Regierungsantritte schaffte er die Folter ab. Er erstrebte ein schnelles und gerechtes Gerichtsverfahren, beugte sich selber unter I. Hirts Realienbuch. Nr. 5. 5

4. Nr. 11 - S. 65

1904 - Breslau : Hirt
§ 30. Friedrich Ii., der Große. 65 er trocken. Etwa dreihundert neue blühende Dörfer gründete er in jenen früher verödeten Gegenden und konnte voll Freude ausrufen: „Da habe ich mitten im Frieden eine ganze Provinz gewonnen." Nach seinem Ausspruche sollte keine Handbreit Boden im Lande unbenutzt bleiben. — Er empfahl den Anbau neuer Futterkräuter, so den des Klees und der Lupine, vor allem führte er den Anbau der Kartoffel ein, da, wo man sich sträubte, mit Gewalt. Auch der Viehzucht wandte er seine Aufmerksam- keit zu. Er führte das spanische Edelschaf ein und kaufte viele tausend Stück Rindvieh, die er an arme, aber fleißige Landwirte verschenkte. Auch empfahl er die Fisch- und Bienenzucht. — Seine Domänen machte er zu Musterwirtschaften. Durch sie wurde ein besseres Wirtschaftsverfahren im ganzen Lande bekannt, z. B. der Fruchtwechsel und die Stallfütterung. — Eifrige Förderung erfuhr die Forstwirtschaft durch den König. — Auch er schützte die Bauern vor schlechter Behandlung durch Gutsherren undbeamte und gründete viele Landschulen (General-Land-Schul-Reglement). 4. Den Adel, der im Siebenjährigen Kriege außerordentliche Opfer an Gut und Blut gebracht hatte, und der darum sehr verschuldet war, unterstützte er, indem er die Landschaftsverbände gründete, die dem hilfs- bedürftigen Rittergutsbesitzer für geringe Zinsen Kapitale liehen. Die Offizier- und höheren Veamtenstellen gab er gern an Adelige. 5. Dem Bürgerstande half er auf durch Einführung neuer Er- werbszweige, wie der Porzellanfabrikation, der Spitzenklöppelei u. a., und durch Hebung der Leinen-, Seiden-, Sammet- und Baumwollenindnstrie. Tüchtige und talkräflige Bürger unterstützte er bei der Anlage neuer Werk- stätten und Fabriken mit Geld. Der König legte auch selbst Fabriken an, die er später an die Leiter derselben, die sich bewährt hatten, verschenkte. Auch zog er Einwanderer in die Städte, die Gewerbszweige trieben, die in seinem Lande noch fehlten. Das Hüttenwesen nahm namentlich in Schlesien durch den Grafen von Reden einen hohen Aufschwung. Zur Belebung des Handels gründete er die Königliche Bank, die für billige Zinsen dem Kaufmann Geld darlieh. Unter Friedrichs Regierung wurde auch viel getan zur Hebung des Fluß Verkehrs durch den Ban von Kanälen (Bromberger, Planescher, Finow- und Johannisburger Kanal) und Strom- regulierungen. Gern gab er Geld her zum Aufbau von Häusern; er sprach: „Ich habe kein größeres Vergnügen, als wenn ich einem armen Manne kann ein Haus bauen lassen." Aufs eifrigste betrieb er die Verbesserung der Feuerlöschordnung in Stadt und Land. — Alle diese Arbeiten kosteten viel Geld; das entnahm er aber nicht der Staatskasse, sondern seinen eigenen Einnahmen, da er von der Summe, die er sich zu seinem Privat- gebrauch ausgesetzt hatte, nur etwa ein Sechstel selbst verbrauchte. So sorgte der König unausgesetzt für das Große und für das Kleine, um vor allem die Lage der niederen Stände zu verbessern. 6. Auch der Rechtspflege wandte Friedrich die größte Aufmerksamkeit zu. Bald nach seinem Regierungsantritte schaffte er die Folter ab. Er er- strebte ein schnelles und gerechtes Gerichtsverfahren, beugte sich selber unter F. Hirts Rcalieribuch. Nr. 5. 5

5. Nr. 11 - S. 65

1903 - Breslau : Hirt
K 30. Friedrich 1l, der Grvße. 65 er trocken. Etwa dreihundert neue blühende Dörfer gründete er in jenen früher verödeten Gegenden und konnte voll Freude ausrufen: „Da habe ich mitten im Frieden eine ganze Provinz gewonnen." Nach seinem Ausspruche sollte keine Handbreit Boden im Lande unbenutzt bleiben. — Er empfahl den Anbau neuer Futterkräuter, so den des Klees und der Lupine, vor allem führte er den Anbau der Kartoffel ein, da wo man sich sträubte, mit Gewalt. Auch der Viehzucht wandte er seine Aufmerksam- keit zu. Er führte das spanische Edelschaf ein und kaufte viele tausend Stück Rindvieh, die er an arme, aber fleißige Landwirte verschenkte. Auch empfahl er die Fisch- und Bienenzucht. — Seine Domänen machte er zu Musterwirtschaften. Durch sie wurde ein besseres Wirtschastsverfahren im ganzen Lande bekannt, z. B. der Fruchtwechsel und die Stallfütterung. — Eifrige Förderung erfuhr die Forstwirtschaft durch den König. — Auch er schützte die Bauern vor schlechter Behandlung durch Gutsherren und Beamte und gründete viele Landschulen. (General-Land-Schnl-Reglement). 4. Den Adel, der im Siebenjährigen Kriege außerordentliche Opfer an Gut und Blut gebracht hatte, und der darum sehr verschuldet war, unterstützte er, indem er die Landschaftsverbände gründete, die dem hilfs- bedürftigen Rittergutsbesitzer für geringe Zinsen Kapitale liehen. Die Offizier- und höheren Beamtenstellen gab er gern an Adelige. 5. Dem Bürgerstande half er auf durch Einführung neuer Er- werbszweige, wie der Porzellanfabrikation, der Spitzenklöppelei u. a., und durch Hebung der Leinen-, Seiden-, Sammet- und Baumwollenindustrie. Tüchtige und thatkräftige Bürger unterstützte er bei der Anlage neuer Werk- stätten und Fabriken mit Geld. Der König legte auch selbst Fabriken an, die er später an die Leiter derselben, die sich bewährt hatten, verschenkte. Auch zog er Einwanderer in die Städte, die Gewerbszweige trieben, die in seinem Lande noch fehlten. Das Hüttenwesen nahm namentlich in Schlesien durch den Grafen von Reden einen hohen Aufschwung. Zur Belebung des Handels gründete er die Königliche Bank, die für billige Zinsen dem Kaufmann Geld darlieh. Unter Friedrichs Regierung wurde auch viel gethan zur Hebung des Flnßverkehrs durch den Bau von Kanälen (Bromberger, Plauescher, Finow- und Johannisburger Kanal) und Strom- regulierungen. Gern gab er Geld her zum Aufbau von Häusern; er sprach: „Ich habe kein größeres Vergnügen, als wenn ich einem armen Manne kann ein Hans bauen lassen." Aufs eifrigste betrieb er die Verbesserung der Feuerlöschordnung in Stadt und Land. — Alle diese Arbeiten kosteten viel Geld; das entnahm er aber nicht der Staatskasse, sondern seinen eigenen Einnahmen, da er von der Summe, die er sich zu seinem Privat- gebrauch ausgesetzt hatte, nur etwa ein Sechstel selbst verbrauchte. So sorgte der König unausgesetzt für das Große und für das Kleine, um vor allem die Lage der niederen Stände zu verbessern. 6. Auch der Rechtspflege wandte Friedrich die größte Aufmerksamkeit zu. Bald nach seinem Regierungsantritte schaffte er die Folter ab. Er er- strebte ein schnelles und gerechtes Gerichtsverfahren, beugte sich selber unter F. Hirt? Realienbuch. Nr. 5. 5

6. Geschichte - S. 66

1908 - Breslau : Hirt
66 30. Friedrich Ii., der Große. 2. In dem Siebenjährigen Kriege hatte Preußen furchtbar gelitten. Aberder große König sorgte nach dem Frieden für schnelle Heilung der Schäden durch die allergrößte Sparsamkeit und durch vortreffliche Verordnungen, von deren Ausführung er sich auf seinen alljährlichen Reisen durch den Staat selbst überzeugte. Bald nach dem Friedensschluß öffnete er seine Kornmagazine und gab den Landleuten Saatgetreide, auch verschenkte er die nach der Abrüstung übrig gewordenen Pferde. Verarmten Landstrichen erließ er auf einige Zeit die Steuern. 3. Sorge für die Landwirtschaft und den Bauernstand. Wie sein Vater rief er viele Ansiedler in verödete Gegenden und verfuhr dabei in planmäßiger Weise. Aus Hessen und Württemberg, wo der Getreidebau in Blüte stand, rief er Ackerbauer, aus Holland Viehzüchter und aus der Pfalz Leute, die den Obstbau verstanden. Er siedelte sie da an, wo sie ihrer eigenartigen Beschäftigung nachgehen konnten. Die sumpfigen Gegenden an der Oder, der Warthe und der Netze legte er trocken. Etwa dreihundert neue blühende Dörfer gründete er in jenen früher verödeten Gegenden und konnte voll Freude ausrufen: „Da habe ich mitten im Frieden eine ganze Provinz gewonnen." Nach seinem Ausspruche sollte keine Handbreit Boden im Lande unbenutzt bleiben. — Er empfahl den Anbau neuer Futterkräuter, so den des Klees und der Lupine, vor allem führte er den Anbau der Kartoffel ein, da wo man sich sträubte, mit Gewalt. Auch der Viehzucht wandte er seine Aufmerksamkeit zu. Er führte das spanische Edelschaf ein und kaufte viele tausend Stück Rindvieh, die er an arme, aber fleißige Landwirte verschenkte. Auch empfahl er die Fisch- und Bienenzucht. — Seine Domänen machte er zu Musterwirtschaften. Durch sie wurde ein besseres Wirtschaftsverfahren im ganzen Lande bekannt, z. B. der Fruchtwechsel und die Stallfütterung. — Eifrige Förderung erfuhr die Forstwirtschaft durch den König. — Auch er schützte die Bauern vor schlechter Behandlung durch Gutsherren und Beamte und gründete viele Landschulen. 4. Den Adel, der im Siebenjährigen Kriege außerordentliche Opfer an Gut und Blut gebracht hatte, und der darum sehr verschuldet war, unterstützte er, indem er die Landschaftsverbände gründete, die dem hilfsbedürftigen Rittergutsbesitzer für geringe Zinsen Kapitale liehen. Die Offizier- und höheren Beamtenstellen gab er gern an Adelige. 5. Dem Bürgerstande half er auf durch Einführung neuer Erwerbszweige, wie der Porzellanfabrikation, der Spitzenklöppelei u. a., und durch Hebung der Leinen-, Seiden-, Sammet- und Baumwollenindustrie. Tüchtige und tatkräftige Bürger unterstützte er bei der Anlage neuer Werkstätten und Fabriken mit Geld. Der König legte auch selbst Fabriken an, die er später an die Leiter derselben, die sich bewährt hatten, verschenkte. Auch zog er Einwanderer in die Städte, die Gewerbszweige trieben, die in seinem Lande noch fehlten. Das Hüttenwesen nahm namentlich in Schlesien durch den Grafen von Reden einen hohen Aufschwung. Zur Belebung , des Handels gründete er die Königliche Bank, die für billige Zinsen dem |i

7. Nr. 16 - S. 66

1908 - Breslau : Hirt
66 § 30. Friedrich Ii., der Große. 2. In dem Siebenjährigen Kriege hatte Preußen furchtbar gelitten. Aberder große König sorgte nach dem Frieden für schnelle Heilung der Schäden durch die allergrößte Sparsamkeit und durch vortreffliche Ver- orduungen, von deren Ausführung er sich auf seinen alljährlichen Reisen durch den Staat selbst überzeugte. Bald nach dem Friedensschluß öffnete er seine Kornmagazine und gab den Landleuten Saatgetreide, auch ver- schenkte er die nach der Abrüstung übrig gewordenen Pferde. Verarmten Landstrichen erließ er auf einige Zeit die Steuern. 3. Sorge für die Landwirtschaft und den Bauernstand. Wie sein Vater rief er viele Ansiedler in verödete Gegenden und verfuhr dabei in planmäßiger Weise. Aus Hessen und Württemberg, wo der Ge- treidebau in Blüte stand, rief er Ackerbauer, aus Holland Viehzüchter und aus der Pfalz Leute, die den Obstbau verstanden. Er siedelte sie da an, wo sie ihrer eigenartigen Beschäftigung nachgehen konnten. Die sumpfigen Gegenden an der Oder, der Warthe und der Netze legte er trocken. Etwa dreihundert neue blühende Dörfer gründete er in jenen früher verödeten Gegenden und konnte voll Freude ausrufen: „Da habe ich mitten im Frieden eine ganze Provinz gewonnen." Nach seinem Ausspruche sollte keine Handbreit Boden im Lande unbenutzt bleiben. — Er empfahl den Anbau neuer Futterkräuter, so den des Klees und der Lupine, vor allem führte er den Anbau der Kartoffel ein, da wo man sich sträubte, mit Gewalt. Auch der Viehzucht wandte er seine Aufmerksam- keit zu. Er führte das spanische Edelschaf ein und kaufte viele tausend Stück Rindvieh, die er an arme, aber fleißige Landwirte verschenkte. Auch empfahl er die Fisch- und Bienenzucht. — Seine Domänen machte er zu Musterwirtschaften. Durch sie wurde ein besseres Wirtschaftsverfahren im ganzen Lande bekannt, z. B. der Fruchtwechsel und die Stallfütterung. — Eifrige Förderung erfuhr die Forstwirtschaft durch den König. — Auch er schützte die Bauern vor schlechter Behandlung durch Gutsherren und Beamte und gründete viele Landschulen. 4. Den Adel, der im Siebenjährigen Kriege außerordentliche Opfer an Gut und Blut gebracht hatte, und der darum sehr verschuldet war, unterstützte er, indem er die Landschaftsverbände gründete, die dem hilfs- bedürftigen Rittergutsbesitzer für geringe Zinsen Kapitale liehen. Die Offizier- und höheren Beamtenstellen gab er gern an Adelige. 5. Dem Bürgerstande half er auf durch Einführung neuer Er- werbszweige, wie der Porzellanfabrikation, der Spitzenklöppelei u. a., und durch Hebung der Leinen-, Seiden-, Sammet- und Baumwvllenindustrie. Tüchtige und tatkräftige Bürger unterstützte er bei der Anlage neuer Werk- stätten'und Fabriken mit Geld. Der König legte auch selbst Fabriken an, die er später an die Leiter derselben, die sich bewährt hatten, verschenkte. Auch zog er Einwanderer in die Städte, die Gewerbszweige trieben, die in seinem Lande noch fehlten. Das Hüttenwesen nahm namentlich in Schlesien durch den Grafen von Reden einen hohen Aufschwung. Zur Belebung des Handels gründete er die Königliche Bank, die für billige Zinsen dem

8. Nr. 18 - S. 66

1899 - Breslau : Hirt
66 § 30. Friedrich Ii., der Große. 2. In dem Siebenjährigen Kriege hatte Preußen furchtbar gelitten. Aberder große König sorgte nach dem Frieden für schnelle Heilung der Schäden durch die allergrößte Sparsamkeit und durch vortreffliche Ver- ordnungen, von deren Ausführung er sich auf seinen alljährlichen Reisen durch den Staat selbst überzeugte. Bald nach dem Friedensschluß öffnete er seine Kornmagazine und gab den Landleuten Saatgetreide, auch ver- schenkte er die nach der Abrüstung übrig gewordenen Pferde. Verarmten Landstrichen erließ er ans einige Zeit die Steuern. 3. Sorge für die Landwirtschaft und den Bauernstand. Wie sein Vater rief er viele Ansiedler in verödete Gegenden und verfuhr dabei in planmäßiger Weise. Ans Hessen und Württemberg, wo der Ge- treidebau in Blüte stand, rief er Ackerbauer, aus Holland Viehzüchter und aus der Pfalz Leute, die den Obstbau verstanden. Er siedelte sie da an, wo sie ihrer eigenartigen Beschäftigung nachgehen konnten. Die sumpfigen Gegenden an der Oder, der Warthe und der Netze legte er trocken. Etwa dreihundert neue blühende Dörfer gründete er in jenen früher verödeten Gegenden und konnte voll Freude ausrufen: „Da habe ich mitten im Frieden eine ganze Provinz gewonnen." Nach seinem Ausspruche sollte keine Handbreit Boden im Lande unbenutzt bleiben. — Er empfahl den Anbau neuer Futterkräuter, so den des Klees und der Lupine, vor allem fü h rte.,.ev-ckeu An bau. ..der Kartoffel ein, da w o ma n sich sträubte, mchäämmlt. Auch der Viehzucht wandte er seine Aufmerksam- keit zu. Er führte das spanische Edelschas ein und kaufte viele tausend Stück Rindvieh, die er an arme, aber fleißige Landwirte verschenkte. Auch empfahl er die Fisch- und Bienenzucht. — Seine Domänen machte er §u Musterwirtschaften. Durch sie wurde ein besseres Wirtschaftsverfahren im ganzen Lande bekannt, z. B. der Fruchtwechsel und die Stallfütternng. — Eifrige Förderung erfuhr die Forstwirtschaft durch den König. — Auch er schützte die Bauern vor schlechter Behandlung durch Gutsherren und Beamte und gründete viele Landschulen. 4. Den Adel, der im Siebenjährigen Kriege außerordentliche Opfer an Gut und Blut gebracht hatte, und der darum sehr verschuldet war, unterstützte er, indem er die Landschaftsverbände gründete, die dem hilfs- bedürftigen Rittergutsbesitzer für geringe Zinsen Kapitale liehen. Die Offizier- und höheren Beamtenstellen gab er gern an Adelige. 5. Dem Bürgerstande half er auf durch Einführung neuer Er- werbszweige, wie der Porzellanfabrikation, der Spitzenklöppelei u. a., und durch Hebung der Leinen-, Seiden-, Sammet- und Baumwollenindustrie. Tüchtige und thatkräftige Bürger unterstützte er bei der Anlage neuer Werk- stätten und Fabriken mit Geld. Der König legte auch selbst Fabriken an, die er später an die Leiter derselben, die sich bewährt hatten, verschenkte. Auch zog er Einwanderer in die Städte, die Gewerbszweige trieben, die in seinem Lande noch fehlten. Das Hüttenwesen nahm namentlich in Schlesien durch den Grafen von Reden einen hohen Aufschwung. Zur Belebung des Handels gründete er die Königliche Bank, die für billige Zinsen dem

9. Geschichte - S. 33

1892 - Breslau : Hirt
§ 9. Friedrich Ii., der Große (1740—1786). 33 er zu Mittag und liebte dabei geistreiche Unterhaltung. Nach der Tafel blies er die Flöte und unterzeichnete die Schriftstücke, die seine Räte ausgearbeitet hatten. Nach der Abendmahlzeit erfreute er sich an der Unterhaltung mit gelehrten Männern und an musikalischen Aufführungen, an denen er oft selbst teilnahm. So lebte er regelmäßig des Winters zu Berlin ober Potsdam und des Sommers in dem von ihm erbauten Schlosse Sanssouci. — Besonders gern verkehrte er mit gelehrten Franzosen: so zog er den berühmten Voltaire (Woltähr) an seinen Hof, den er aber später wieder entlassen mußte, weil derselbe gar zu geizig und streitsüchtig war. 2. In dem Siebenjährigen Kriege hatte Preußen furchtbar gelitten. Aber der große König sorgte nach dem Frieden für schnelle Heilung der Schäden durch die allergrößte Sparsamkeit und durch vortreffliche Verordnungen, von deren Ausführung er sich auf feinen alljährlichen Reisen durch den Staar selbst überzeugte. Bald nach dem Friedensschluß öffnete er seine Kornmagazine und gab den Landleuten Saatgetreide, auch verschenkte er die nach der Abrüstung übrig gewordenen Pferde. Die sumpfigen Gegenden an der Oder, der Warthe und der Netze legte er trocken. Etwa dreihundert neue blühende Dörfer gründete er in jenen früher verödeten Gegenden und konnte voll Freude ausrufen: „Da habe ich mitten im Frieden eine ganze Provinz gewonnen." Diese Arbeiten kosteten viel Geld; das entnahm er aber nicht der Staatskasse, sondern aus seinen eigenen Einnahmen, da er von der Summe, die er sich zu seinem Privatgebrauch ausgesetzt hatte, nur etwa ein Sechstel selbst verbrauchte. In allen seinen Provinzen führte er den Kartoffelbau ein, da, wo man sich sträubte, sogar mit Gewalt. — Den Adel, der im Siebenjährigen Kriege außerordentliche Opfer an Gut und Blut gebracht hatte und der darum sehr verschuldet war, unterstützte er, indem er die Landschaftsverbände gründete, die dem hilfsbedürftigen Rittergutsbesitzer für geringe Zinsen Kapitale liehen. — Dem Bürgerstande half er auf durch Einführung neuer Erwerbszweige, wie der Porzellanfabrikation, der Spitzenklöppelei n. a., und durch Hebung der Leinen-, Seiden-, Sammet- und Baumwollenindustrie. Das Hüttenwesen nahm namentlich in Schlesien durch den Grafen von Reden einen hohen Aufschwung. Zur Belebung des Handels gründete er die Königl. Bank, die für billige Zinsen dem Kaufmann Geld darlieh. Unter Friedrichs Regierung wurde ungemein viel gethan zur Hebung des Flußverkehrs durch den Bau von Kanälen (Bromberger, Plauescher, Finow- und Johannisburger Kanal) und Stromregulierungen. 3. Auch der Rechtspflege wandte Friedrich die größte Aufmerksamkeit zu. Bald nach feinem Regierungsantritt schaffte er die Folter ab. Er erstrebte ein schnelles und gerechtes Gerichtsverfahren, beugte sich selber unter das Gesetz (Müller von Sanssouci) und wollte vor allem auch dem gemeinen Manne sein Recht werden lassen (Müller Arnold). Er ließ das erst 1794 fertig gestellte und noch heute gültige „Allgemeine Landrecht" verfassen. 4. Das Heerwesen lag ihm natürlich besonders am Herzen. Stets erhielt er sein Heer, das er bis aus 200 000 Mann vermehrte, durch fleißiges Exerzieren, eiserne Zucht und öftere Besichtigungen in voller Kriegsbereitschaft. Die Staatseinnahmen vermehrte er dadurch, daß der Staat den Alleinverkauf von Tabak und Kaffee übernahm (Monopol), und durch hohe Steuern auf Luxusgegenstände. Mit der Einziehung dieser Steuern beauftragte er Franzosen, die das Volk oft sehr belästigten. (Vergl. § 5. 1.) 5. In auswärtige Angelegenheiten griff Friedrich noch zweimal ein. Polen war durch die maßlose Freiheit seines Adels ganz herabgekommen. F. Hirts Realierbuch. Heft 27. Z

10. Stoffe für den Unterricht in den Realien - S. 59

1886 - Breslau : Hirt
§ 30 Friedrich Ii., der Große. 59 E. Friedrichs Friedens werke. 1. Schon vor dem siebenjährigen Kriege sorgte Friedrich siir die Hebung des Wohlstandes in seinem Lande. Er sah sich als den „ersten Diener" seines Staates an und arbeitete darum mit der allergrößten Pflichttreue. Seine Zeit hatte er sorgsam eingeteilt, und sein Tagewerk begann er schon früh um drei Uhr im Sommer und um vier Uhr im Winter. Während des Vormittags las er die eingegangenen Berichte, hielt Beratungen mit seinen Räten, erteilte Audienzen, und dann ritt oder ging er zur Parade. Um zwölf Uhr speiste er zu Mittag und liebte dabei geistreiche Unterhaltung. Nach der Tafel blies er d«e Flöte und unterzeichnete die Schriftstücke, die seine Räte allsgearbeitet hatten. Nach der Abendmahlzeit erfreute er sich an der Unterhaltung mit ge- lehrten Männern und an musikalischen Aufführungen, an denen er oft selbst teilnahm. So lebte er regelmäßig des Winters zu Berlin oder Potsdam und des Sommers in dem von ihm erbauten Schlosse Sanssouci. — Besonders gern verkehrte er mit gelehrten Franzosen; so zog er den berühmten Voltaire lwoltähr) an seinen Hof, den er aber später wieder entlassen mußte, weil der- selbe gar zu geizig und streitsüchtig war. 2. In dem siebenjährigen Kriege hatte Preußen furchtbar gelitten. Aber der große König sorgte nach dem Frieden für schnelle Heilung der Schäden durch die allergrößte Sparsamkeit und durch vortreffliche Verordnungen, von deren Ausführung er sich auf seinen alljährlichen Reisen durch den Staat selbst überzeugte. Bald nach dem Friedensschluß öffnete er seine Kornmagazine und gab den Landleuten Saatgetreide, auch verschenkte er die nach der Abrüstung übrig gewordenen Pferde. Die sumpfigen Gegenden an der Oder, der Warthe und der Netze legte er trocken. Etwa dreihundert neue blühende Dörfer grün- dete er in jenen früher verödeten Gegenden und konnte voll Freude ausrufen: „Da habe ich mitten im Frieden eine ganze Provinz gewonnen!" Diese Ar- beiten kosteten viel Geld; das entnahm er aber nicht der Staatskasse, sondern ans seinen eigenen Einnahmen, da er von der Summe, die er sich zu seinem Privatgebranch ausgesetzt hatte, nur etwa ein Sechstel selbst verbrauchte. In allen seinen Provinzen führte er den Kartoffelban ein, da, wo man sich sträubte, sogar mit Gewalt. — Den Adel, der im siebenjährigen Kriege außer- ordentliche Opfer an Gut und Blut gebracht hatte, und der darum sehr ver- schuldet war, unterstützte er, indem er die Landschaftsverbände gründete, die dem hilfsbedürftigen Rittergutsbesitzer für geringe Zinsen Kapitale liehen. — Dem Bürgerstande half er auf durch Einführung neuer Erwerbs- zweige, wie der Porzellanfabrikation, der Spitzenklöppelei u. a., und durch Hebung der Leinen-, Seiden-, Sammet- und Banmwollenindustrie. Das Hüttenwesen nahm namentlich in Schlesien durch den Grafen von Reden einen hohen Aufschwung. Zur Belebung des Handels gründete er die Königl. Bank, die für billige Zinsen dem Kaufmann Geld darlieh. Unter Friedrichs Regierung wurde ungemein viel gethan zur Hebung des Flnßverkehrs durch den Bau von Kanälen (Bromberger-, Planescher-, Finow- und Johaunis- burger Kanal) und Stromregulierungen. 3. Auch der Rechtspflege wandte Friedrich die größte Aufmerksamkeit zu. Bald nach seinem Regierungsantritt schaffte er die Folter ab. Er er- strebte ein schnelles und gerechtes Gerichtsverfahren, beugte sich selber unter das Gesetz (Müller von Sanssouci) und wollte vor allem auch dem gemeinen Manne sein Recht werden lassen (Müller Arnold). Er ließ das erst 1794 fertig gestellte und noch heute gültige ^Allgemeine Landrecht" verfassen.

11. Allgemeines Realienbuch - S. 64

1910 - Berlin : Schnetter & Lindemeyer
Deutschtum waren nur noch geringe Spuren vorhanden. Unter Fried- richs Fürsorge erblühte hier neues Leben aus den Ruinen. Deutsche Kolonisten verwandelten Sümpfe, Moräste und brach liegende Länder- striche in fruchtbare Ackerflächen; überall wurden Dörfer gegründet und die Städte neu ausgebaut; so wurde das Land dem Deutschtum zu- rückgewonnen. c) Friedrich sorgt für die Landwirtschaft. Der König drang aus Verbesserung des Bodens durch Ausnutzung der zahlreichen Mergellager und durch vermehrte Düngung. Die Landleute sollten auch einen häufigeren Fruchtwechsel auf ihren Feldern einführen. Auf Getreide sollten Futterkräuter, Lupinen und Kartoffeln folgen. Gegen den Anbau der Kartoffel wehrten sich die unverständigen Bauern sehr lange. Erst das Notjahr 1770/71 Zeigte den Nutzen der Kartoffel, und von dieser Zeit an wurde sie überall angebaut. Wie- derholt befahl der Köuig, neben Getreide auch Flachs anzubauen. Ferner führte er den Anbau der Zuckerrübe und des Hopfens ein. Besondere Aufmerksamkeit wandte er der Maulbeerbaumzucht zu; er setzte sogar Belohnungen dafür aus. Um die Viehzucht zu heben, ließ er Vieh aus der Schweiz und Holland kommen. Aus Spanien führte er Merinoschafe ein. d) Friedrich sorgt für Gewerbe und Handel. In allen Teilen des Staates ließ Friedrich Fabriken anlegen; denn alles, was in Preußen verbraucht wurde, sollte auch in Preußen hergestellt wer- den. Damit nun die Fabriken besser bestehen konnten, wurden die ausländischen Waren hoch versteuert oder ihre Einfuhr ganz verboten. Ebenso dursten keine Rohstoffe ausgeführt werden, die im Lande ver- arbeitet werden konnten. In Schlesien gründete der König Spinnereien und Webereien. Aus bent Flachs wurde das schönste Leinen gewon- nen. Die Schafzucht lieferte Wolle, und in Preußen wurde damals das beste Tuch hergestellt. In Berlin erbaute er die Porzellansabrik; es war die größte in Deutschland, und ihre Waren gingen in die Welt hinaus. Berliner Porzellan war neben dem Meißner berühmt. Ferner gründete der König Papiermühlen und große Zuckersiedereien. In Berlin und Potsdam entwickelte sich die Seidensabrnation. Zur Unterstützung der Fabrikanten und Kaufleute errichtete Friedrich die Königliche Bank, die Geld gegen einen geringen Zinsfuß verlieh. Den Handel von Berlin und Stettin hob er durch den Bau des Finow-, Bromberger- und Plauenschen Kanals. In Swinemünde wurde ein Hafen angelegt und die Fahrrinne im Stettiner Hass ver- tieft. Nachdem er Ostfriesland geerbt hatte, machte er Emden zum Freihafen; d. h. die dort einlaufenden Schiffe brauchten für ihre Waren keinen Zoll zu zahlen. Den überseeischen Handel unterstützte die Seehandlung in Berlin, die heute noch besteht. Sie lieh der: Kaufleuten zu billigen Zinsen Geld. e) Friedrich verbessert das Steuerwesen (Monopole und Regie). Der König wollte die Lage der ärmeren Volksschichten bef-

12. Deutsche Geschichte - S. 175

1909 - Halle a.d.S. : Buchh. des Waisenhauses
Friedrich des Großen Regententäligkeit. 175 Kolonisten herangezogen und etwa 900 neue Dörfer gegründet hat. Das Land dazu gewann er durch eine großartige, unausgesetzte Tätigkeit zur Urbarmachung des Bodens; besonders denkwürdige Taten waren die Austrocknung und Eindeichung des großen Oderbruchs, des Wartebruchs und des Netzebruchs, deren Ergebnis der Gewinn weiter, fruchtbarer Landstrecken war. Aus Hebung der Acker wirtschaft, der Viehzucht, des Garten- und Obstbaus war er fortwährend bedacht; er legte Wert darauf, daß sich unter den Kolonisten solche befanden, die Kenntnisse und Erfahrung mitbrachten. Unaufhörlich unterstützte dieser sonst so sparsame Herrscher altangesessene wie neuangesiedelte Landwirte durch Geldgeschenke bei der Urbarmachung wüster Landstrichs. Zumal, als der siebenjährige Krieg beendet war, gab er mit vollen Händen Geld aus den königlichen Kassen, um die zerstörten Häuser wieder aufzubauen, Getreide aus den Magazinen, um die Saaten bestellen zu können, Pferde aus den Beständen des Heeres, um den Boden zu beackern; dazu traten gewaltige Schenkungen an die Provinzen, um ihnen die Bezahlung ihrer Kriegsschulden zu ermöglichen, und Steuererlässe für die am schwersten betroffenen Gebiete. Die rechtliche Lage der Bauern hätte der König gern gebessert und wollte in Pommern „absolut und ohne das geringste Raisonnieren alle Leibeigenschaften von Stund an gänzlich abgeschafft wissen", eine Maßregel, die sich freilich für jetzt als unausführbar erwies. Wie die Landwirtschaft, so suchte er das Gewerbe nach Kräften zu Gewerbe fördern. Wie sein Vater, wünschte er möglichst zu verhindern, daß seine Untertanen im Auslande kauften; das Geld sollte im Lande bleiben. Daher unterstützte er die Anlage von Fabriken, unter denen die königliche Porzcllanfabrik, eine Tabakfabrik, eine Sammetfabrik hervorragten; er verbot die Einfuhr solcher gewerblichen Erzeugnisse, die auch im Lande hergestellt werden konnten, oder erschwerte sie durch hohe Schutzzölle; er bemühte sich, wie tüchtige Landwirte, so auch geschickte Handwerker und Fabrikleiter ins Land zu ziehen. Besonderer Fürsorge erfreute sich unter ihm das Berg- und Hüttenwesen, das rasch ausblühte; ebenso eifrig nahm er sich der Seidenfabrikation an, zu deren Gunsten er den Anbau von Maulbeerbäumen und die Pflege des Seidenwurms an vielen Orten anordnete. Zur Belebung des Geldverkehrs schuf er die preußische Bank, deren Handel. Zweck war, Zahlungen zu vermitteln, Geld in Verwahrung zu nehmen, Darlehen gegen Zinsen zu gewähren und auf andere Weise dem Kredit zu dienen. Von der Bedeutung des H a n d e l s war er tief durchdrungen. Den Binnenverkehr förderte er durch den Bau dreier Kanäle, des Plauefchen zwischen

13. Kleine Geschichte - S. 26

1909 - Breslau : Hirt
26 Geschichte. §§ 20—22. vorgedrungen. Friedrich traf auf die dreimal so starke feindliche Armee am 5. November bei Roßbach. Mit geringen Verlusten erfocht hier Friedrich einen glänzenden Sieg über die übermütigen Franzosen, der namentlich dem kühnen Reitergeneral Seydlitz zu danken war. In ganz Deutschland jubelte man: „Und wenn der große Friedrich kommt und klopft nur auf die Hosen, so läuft die ganze Reichsarmee, Panduren und Franzosen." *Jn Schlesien aber waren die Österreicher siegreich vorgedrungen. In Eilmärschen zog Friedrich dorthin. Am 5. Dezember wagte er den Angriff auf den weit überlegenen Feind bei Leuthen. Durch eine meisterhafte Schlachtordnung täuschte er den Feind, und die Tapferkeit der Seinen errang den Sieg. — (Besser: Der Choral von Leuthen.) — Friedrichs Geistesgegenwart zu Lisia. 1758 fielen die Russen raubend und plündernd in die Neumark ein. Friedrich schlug sie im August bei Zorndors; die meist betrunkenen Russen wichen nicht und mußten reihenweise niedergeschlagen werden. — Von hier aus führte Friedrich sein Heer nach Sachsen. Trotz vielfacher Warnungen bezog er in bedrohlicher Nähe des Feindes bei Hochkirch (Bautzen) ein offenes Lager. Daun griff ihn am frühen Morgen des 14. Oktobers an, und Friedrich mußte sich unter schweren Verlusten zurückziehen; aber Daun wagte nicht, ihn zu verfolgen. 1759 erlitt Friedrich im August eine schwere Niederlage bei Kunersdorf (Frankfurt a. O.) gegen die vereinigten Russen und Österreicher. Der König selbst kam in Lebensgefahr, und nur die Zwietracht der Sieger rettete sein Heer vor Vernichtung. 1760 siegte Friedrich im August bei Liegnitz und im November bei Torgau. Friedrich griff die Österreicher von vorn an und wurde zurückgeschlagen. Aber Zieten packte den Feind herzhaft im Rücken und von der Seite und errang den Sieg. — 1761 wagte Friedrich keine Schlacht im offenen Felde, er verschanzte sich bei Bunzelwitz (Schweidnitz). Seine Lage war schlimm; aber Zielen tröstete ihn damit, daß Gott ihn nicht verlassen werde. 1762 starb die Kaiserin von Rußland. Ihr Nachfolger schloß mit Friedrich Frieden. 1763 kam es endlich zu Hubertusburg (Sachsen) zum Frieden mit Österreich. Friedrich behauptete Schlesien, und Preußen galt von jetzt ab als Großmacht. E. Friedrichs Friedenswerke. * 1. Der König sah sich als den „ersten Diener" seines Staates an und arbeitete darum mit der größten Pflichttreue. („Wie sich der alte Fritz hat wecken lassen.") Seine Zeit hatte er sorgsam eingeteilt. Sehr früh stand er des Morgens auf, las die eingegangenen Berichte, beriet sich mit seinen Räten und ging dann zur Parade. Nach Tisch blies er die Flöte und arbeitete darauf wiederum. Abends erfreute er sich an der Unterhaltung mit gelehrten Männern, namentlich gern mit Franzosen, und an Musikaufführungen. So lebte er des Winters in Berlin und Potsdam und des Sommers in Sanssouci. 2. Die Wunden der schweren Kriege heilte Friedrich durch große Sparsamkeit und durch Austeilung von Saatkorn und Pferden an die Bauern. Sumpfige Gegenden an der Oder, der Warthe und der Netze legte er trocken. 300 neue Dörfer gründete er in diesen Gegenden, und voll Freude konnte er ausrufen: „Da habe ich mitten im Frieden eine ganze Provinz gewonnen." Auch veranlaßte er allerwärts den Kartoffelbau, empfahl den Anbau von Klee und Lupine, führte das spanische Edelschaf ein und gründete viele Landschulen. — Den Gewerbsleiß und den Handel förderte er durch Anlage von Fabriken, bare Unterstützungen, Gründung der Königlichen Bank, den Bau vieler Kanäle und Hebung des Bergbaues. Gern gab er Geld her zum Aufbau von Häusern; er sprach: „Ich habe kein größeres Vergnügen, als wenn ich einem armen Manne kann ein Haus bauen lassen." 3. Die Rechtspflege verbesserte Friedrich durch Abschaffung der Folter und durch Ausstellung des „Allgemeinen Landrechts". Er erstrebte ein schnelles und

14. Von Friedrich dem Großen bis auf die neueste Zeit - S. 5

1892 - Berlin : Nicolai
5 Richter sollten in ihrem Urteilsspruche ganz unabhängig sein, den Staat, wo er Partei war, nicht begünstigen, auch keine Rücksicht auf Befehle nehmen, die aus dem Kabiuet des Königs kamen. Seit der Zeit gab es „Richter in Berlin" (Sage vom Müller zu Sanssouci). Das Bestreben, dem Armen gegen den Reichen zu Recht zu verhelfen, verleitete den König wohl zu einer falschen Entscheidung (Müller Arnoldscher Prozeß). Auch in der Verwaltung unterstützte Friedrich den gemeinen Mann eifrig; er hielt darauf, daß dem Bauern die Hofetage nicht willkürlich vermehrt, daß die wüsten Hofstätten wieder mit Bauern besetzt wurden. Der Landbau war auch ihm eine Hauptsäule der Staatswohlfahrt. Er huldigte dem Grundsätze des Vaters, daß das Geld im Lande bleiben müsse, erschwerte die Einfuhr fremder Erzeugnisse durch Zölle und beförderte das heimische Gewerbe. Er zog geschickte Arbeiter aus der Fremde herbei und legte Fabriken an. So gedieh die Wollweberei und Metallarbeit; Eisenwerkftätten lieferten Gewehre, Kanonen, Harnische, Kugeln. Salzwerke wurden angelegt; der Seidenbau faud durch Anpflanzung von Maulbeerbäumen Förderung. Oderbruch, Netze- und Warthebruch. Nördlich von der Einmündung der Warthe floß die Oder früher in drei Seiten eines Vierecks bei Wrietzen und Freienwalde vorbei. Das Innere dieses Vierecks war durch die Überflutungen des Stromes in einen Sumpf verwandelt, in dem nicht einmal Futter für das Vieh gedieh, dagegen Wasser- und Sumpftiere in großer Menge lebten. Schon Friedrich Wilhelm hatte die Entwässerung des Oderbruches in das Auge gefaßt, sie aber dem Nachfolger überlassen. Dieser ließ nun die Terrainverhältnisse durch Messung feststellen und Anschläge machen. Der im Wasserbauwesen erfahrene Petri, unterstützt durch den Mathematiker Euler, entwarf den Plan. In der vierten Seite des Vierecks wurde ein Kanal gezogen, in den zahlreiche Nebenkanäle führten, und durch eine Verwaltung geschützt. Das Wasser ergoß sich nun in diesen Kanal in solcher Stärke, daß es denselben zum Hauptstrome auswühlte. Es entstand so die neue Oder. Der Stromlauf war für die Schiffahrt bedeutend verkürzt; durch die Entfumpfung aber ein weites und äußerst fruchtbares Landgebiet erobert. Als Friedrich den Netzdistrikt gewonnen hatte, ließ er auch die Netze- und Warthebrüche entwässern. Das so gewonnene Land wurde meist an Bauern verschenkt, und bald blühten in der früheren Einöde zahlreiche Dörfer auf. Brenkenhof, welcher diese Entwässerungen und Besiedelungen leitete, grub im Aufträge des Königs den Bromberger Kanal, um Weichsel und Oder zu verbinden. Der Finowkanal führte von dieser zur Havel, der Plauer weiter zur Elbe. Friedrich ließ auch die Swine, die Odermündung, welche auf dem kürzesten Wege zum Meere führt, ausbaggern und für große Seeschiffe fahrbar machen; er legte die Hafenstadt Swinemünde an. Die Zahl der Einwohner des Landes (5 300 000) und ihre Wohlhabenheit

15. Zeit- und Lebensbilder aus der deutschen und preußischen Geschichte - S. 65

1911 - Dresden : Huhle
— 65 — welche für den Heeresdienst nicht mehr nötig waren, unter die Bauern verteilen. In der Friedenszeit war er eifrig beflissen, den Ackerbau zu heben. Deshalb ließ er sowohl unfruchtbaren Sandboden, als. auch verwildertes Land anbauen. Große Sümpfe, wie das Oder-, Warthe- und Netzebruch, wurden entwässert und in fruchtbare Gefilde verwandelt. Mitten im Frieden gewann er so ein Fürstentum von etwa 100 qkm und gründete beinahe 900 Dörfer. Daher nahm er auch zahlreiche (300 000) Ansiedler aus Holland, Süddeutschland und der Schweiz auf und bevölkerte mit ihnen das neugewonnene Land, sowie das arg vernachlässigte und verödete Westpreußen, welches er 1772 ^ ^ , durch die erste Teilung Polens erworben hatte. 5ne n r0 e' Damit bei Mißwachs nicht so leicht Hungersnot eintreten könne, verbreitete er den Kartoffelbau in seinem Lande und zwang widerspenstige Bauern sogar durch Strafen zum Anbau der mehlhaltigen Knollen. Um den Landbau zu fördern, empfahl er den Anbau von Klee, begünstigte den Obstund Flachsbau und führte spanische Edelschafe ein, um die Schafzucht zu heben. Selbst die Seidenraupenzucht suchte er in seinem Lande heimisch zu machen, doch gediehen die Maulbeerbäume nicht recht. Dem unfreien Bauernstande wandte er gleichfalls seine Fürsorge zu, verminderte die Hoftage aus drei in der Woche und 'verbot, dessen Lasten zu erhöhen. c) Dem Gewerbe und dem Handel widmete er auch seine Fürsorge. Er ließ viele Fabriken errichten, so z. B. Leinen- und Tuchfabriken in Schlesien, die Porzellanfabrik in Berlin, sowie die erste Zuckersiederei. Um den Handel zu befördern, baute er Wasserstraßen (180 km), z. B. den Bromberger, den Plaueschen und Finowkanal, so daß nun die Flüsse von der Elbe bis zur Weichsel miteinander verbunden waren. Ausländische Waren belegte er mit hohen Zöllen, damit nur die einheimischen gekauft würden. d) Für Recht und Gerechtigkeit sorgte er eifrig. Als er die Regierung antrat, sagte er: „Ich will ein rechter König der armen Leute sein.-" Den Richtern schrieb er: „Der geringste Bauer, ja der Bettler ist ebensogut ein Mensch wie der König. Vor dem Gesetze sind alle Leute gleich. Danach mögen sich die Richter in allen Provinzen richten. Wo sie es nicht tun, sollen sie es mit dem Könige zu tun kriegen." Als oberstes Gericht setzte er das Kammergericht in Berlin ein, wo jeder Untertan sein Recht gegen jedermann, selbst gegen den König geltend machen konnte, was die Erzählung von dem unerschrockenen Windmüller lehrt. Friedrich Wilhelm 11, (1786—1797), 1. Als Landesvater. Da Friedrich der Große kinderlos war, bestieg sein Neffe als Friedrich Wilhelm Ii. den Thron. Schon seine ersten Regierungshandlungen bereiteten dem Volke große Freude. Die französischen Zollbeamten, die beim Volke sehr unbeliebt waren, wurden entlassen. Hierauf verminderte und erleichterte er die Steuern und hob den staatlichen Alleinhandel mit Kaffee auf. Die Prügelstrafe beim Militär, sowie das Schelten Franke und Lehr mann, Zeit- und Lebensbilder. 5

16. Deutsche Geschichte - S. 158

1912 - Hannover-List [u.a.] : Meyer
) 158 69. Friedrich der Große als Landesvater. Boden verbessert, wüst liegendes Land urbar macht und Sümpfe austrocknet, der macht Eroberungen." Die weiten Brüche an der Oder, Warthe und Netze wurden trocken gelegt und in fruchtbares Ackerland verwandelt. Als er die mit Kornfeldern und saftigen Wiesen bedeckten Fluren des früheren Oderbruches überblickte, ries er aus: „Da habe ich mitten im Frieden eine Provinz erobert!" Auf diefeu für den Ackerbau gewonnenen Landstrichen siedelte er Bauern an, die er ans West- und Süddeutschland, aus der Schweiz und Holland kommen ließ. Die Vermehrung der Bevölkerung in Preußen war seine Hauptsorge; überall in seinem Reiche legte er neue Dörfer an. Man hat berechnet, daß er im ganzen etwa .‘Wo 000 Kolonisten herangezogen und 900 neue Dörfer gegründet hat. Unaufhörlich unterstützte er altangesessene wie neuangesiedelte Landwirte. Als der Siebenjährige Krieg beendet war, gab er mit vollen Händen Geld aus deu königlichen Kassen, um die zerstörten Häuser wieder aufzubauen; das Getreide, das er schon für einen neuen Feldzug angekauft hatte, verteilte er als Saatkorn, und die für das Heer bestimmten Pserde gab er dem Ackerbau zurück. Er befahl den Bauern, Kartoffeln zu bauen, gegen die sie eine merkwürdige Abneigung hatten. Gelegentlich aß er selbst vor ihren Augen Kartoffeln'. Aber erst daun, als mehrere Jahre hintereinander das Korn mißriet, lernten die Bauern die sremde Pflanze schätzen. Aus sandigem Boden ließ er Lupinen säen; zu feiner Zeit wurden zuerst die Futterkräuter, wie die verschiedenen K l e e a r t e n , angebaut. Auch deu Anbau von O b st b ä u m e n empfahl er. Er bemühte sich ferner, die wirtschaftliche Lage der Bauern durch geeignete Nebenbeschäftigung zu heben, wofür er namentlich den Flachsbau und das Spinnen empfahl; er schrieb: „Die Beamten sollen dafür sorgen, daß die Untertanen mit ihren Kindern die langen Abende im Herbst und Winter nicht mit Fanlenzen zubringen, sondern zum Spiuneu und Weben anwenden." — Die Bauern befanden sich damals noch injehr gedrückter Lage; gern hätte er ihr Los erleichtert. Er wollte „absolut und ohne das geringste Räsonieren alle Leibeigenschaft von Stund an gänzlich abgeschafft wissen." Doch konnte er diese Maßregel noch nicht durchführen; er mußte sich darauf beschränken, daß er den Herren anss schärfste verbot, ihre Bauern zu prügeln, und daß biefe in der Woche mir drei Tage, statt fünf oder sechs, für die Herrschaft arbeiten sollten. 2. Das Gewerbe. Wie den Ackerbau, so förderte Friedrich auch das Gewerbe. Die Rohstoffe, wie z. B. Wolle und Flachs, sollten im Lande selbst verarbeitet werden; ebenso verbot er die E i n s u h r s r e m d e r W a r e n oder legte hohe Zölle darauf. Seilte Untertanen sollten die Waren selbst herstellen und verarbeiten, damit das Geld im Lande bleibe. Daher unterstützte er die Anlage von Fabriken; er selbst gründete in Berlin die erste preußische Porzellan-s a b r i k, außerdem entstanden mit seiner Hilfe Tabak-, Sammet-und Papierfabriken. Besonders eifrig nahm er sich der Seide nsabrikation an; damit sie gedeihen könne, gebot er die

17. Realienbuch für mehrklassige Schulen - S. 26

1890 - Breslau : Goerlich
Ii 26 wurde fast alljährlich überschwemmt; die Einwohner, gering an Zahl, nährten sich notdürftig von Fischfang, Jagd und Viehzucht. Der König ließ Dämme errichten, um das Anstreten der Oder zu verhindern, und tiefe Gräben ziehen, damit das Land entwässert werde. Auf diese Weise verwandelte er die frühere Wildnis in fruchtbaren Ackerboden; jetzt lebt dort eine wohlhabende Bevölkerung. Wie an der Oder 225 000 Morgen, so wurden an der Warthe etwa 125 000 Morgen gutes Ackerland dem Sumpfe abgerungen. Im siebenjährigen Kriege waren fast alle Provinzen des preußischen Staates arg verwüstet worden. Dörfer und Städte waren zerstört; die Felder lagen brach. An vielen Orten fehlte es an Bauern, die das Feld bestellten; fast überall waren die Laudleute ohne Vieh und ohne Saatgetreide. Der König berief Ansiedler aus Süddeutschland, Holland und der Schweiz und gab ihnen Land, Holz und Steine zum Bau von Wohnungen. Viele Tausende von Häusern in Städten und Dörfern ließ er auf Staatskosten auf- bauen. Als die Stadt Greiffenberg in Schlesien im Jahre 1783 abgebrannt war, gab Friedrich ansehnliche Baugelder, so daß die unglückliche Stadt wieder aufgebaut werden konnte. Als die Bürger ihm dafür dankten, sprach er: „Ihr habt mir nicht zu danken, denn dafür bin ich da." Getreidevorräte und Pferde, welche für das Heer nicht mehr nötig waren, wurden unter die Bauern verteilt. Um zu verhindern, daß bei Mißwachs des Getreides Hungersnot entstehe, nötigte er die Gutsbesitzer zum Anbau der Kartoffeln; aber das Volk nahm den Befehl mit Widerwillen auf. Man hielt die Kartoffel für eine ungesunde Frucht, verstand sie auch nicht zuzubereiten. Die Lage der Bauern erleichterte der König durch Abschaffung vieler Frondienste; den Gutsbesitzern aber half er durch Einführung der Pfandbriefe, durch welche ihnen Geld zu billigen Zinsen gewährt wurde. Auch der Anbau von Klee wurde durch den König sehr gefördert. Den armen Leuten schenkte er Rindvieh; er ließ Schafe mit sehr feiner Wolle aus Spanien kommen und verbesserte dadurch die ein- heimische Schafzucht. e. Sorge für Gewerbe und Handel. Der Grundsatz des Königs war: „Diejenigen Waren, die im Lande angefertigt werden können, sollen nicht vom Auslande bezogen werden. Das Geld soll im Lande bleiben." Daher ließ er viele Fabriken errichten und mit großen Kosten geschickte Arbeiter aus fremden Ländern kommen, damit sie die einheimischen Handwerker belehrten. So half er der Leinenfabrikation in Schlesien aus, die dem Lande bald mehrere Millionen Thaler einbrachte. Er ließ Tuch und Sammetsabriken anlegen, gründete in Berlin die große königliche Porzellanfabrik und beförderte den Bergbau in Oberschlesien. Auf seinen Reisen achtete er stets darauf, welche Gewerbe für eine Gegend am besten geeignet seien, und bewilligte dafür große Geldsummen. Damit die Kausteute zu niedrigen Zinsen Geld bekamen, gründete er die königliche Bank in Berlin. Damals gab es noch keine Eisenbahnen, sondern alle Waren mußten mit Hilfe von Zugtieren fortgeschafft werden. Die Wege waren aber sehr schlecht. Um den Handel zu erleichtern, baute der König Wasserstraßen (Kanäle). Er legte den Bromberger, den Plauenschen und den Finow-Kanal an und verband so die Flüsse von der Elbe bis zur Weichsel mit einander.

18. Anschaulich-ausführliches Realienbuch - S. 29

1897 - Bielefeld [u.a.] : Velhagen & Klasing
29 bei Bunzelwitz in Schlesien ein festes Lager. 135000 Feinde umstanden ihn in weitem Kreise. Fast wollte ihm der Mut in dieser bedrängten Lage entfallen; Zieten aber suchte ihn zu trösten. „Hat Er sich etwa einen neuen Verbündeten angeschafft?" fragte ihn da einmal der König. „Nein, Majestät," entgegnete Zieten, „nur den alten dort oben, und der verläßt uns nicht." Zieten behielt Recht. In Rußland starb die Kaiserin Elisabeth, und ihr Nachfolger, Peter Iii., schloß sofort mit Friedrich ein Bündnis. Bald daraus bequemte sich auch Maria Theresia zum Frieden. Er lourde 1763 ans dem Jagdschlösse Hubertusbnrg geschlossen. Friedrich behielt ganz Schlesien. c. Friedrich als Landesvater. 1. Heilung der Kriegswunden. Der siebenjährige Krieg hatte große Opfer an Geld und Menschen gefordert. Dazu waren, namentlich in Schlesien, die Fluren vielfach verwüstet und die Dörfer niedergebrannt worden. Gleich nach Beendigung des Krieges ließ daher der König den verarmten Bauern die Häuser aufbauen (in Schlesien an 8000), auch gab er ihnen Vieh und Saatkorn zur Bestellung des Ackers. Dazu verteilte er reichlich Geld an die Bewohner. Die Schlesier z. B. erhielten an 9 Millionen M. Sehr viel Geld gab der König von seinen eignen Ersparnissen her. „Das Geld gehört nicht mir, sondern dem Lande," pflegte er zu sagen. 2. Hebung des Ackerbaus. Sodann richtete der König sein Augenmerk auf den Landbau. Auf seinen Domänen versuchte er den Wein- und Seidenbau und führte auch die Kartoffel ein. Als 1745 eine Hungersnot ausbrach, schenkte er einzelnen Ortschaften ganze Wagen voll Kartoffeln zum Anbau. Aber die Bauern hatten kein Zutrauen zu dem neuen Gewächse, und erst nach und nach wurde der Kartoffelbau allgemeiner. In wüste und sumpfige Gegenden zog Friedrich Kolonisten aus Holland herbei. Sie trockneten die Sümpfe an der Oder, Warthe und Netze aus und verwandelten sie in blühende Felder und Wiesen. In West- preußen, das ihm bei der 1. Teilung Polens (1772) zugefallen war, hob er die Leibeigenschaft der Bauern ans, zog auch 11000 deutsche Ansiedler herbei, so daß an Stelle der polnischen Wirtschaft bald deutscher Fleiß und deutsches Wesen die Oberherrschaft gewannen. Auch den Drömling — eine sumpsreiche Gegend in der Altmark — ließ er entwässern und anbauen. 3. Handel und Verkehr. Sehr viel that auch der König zur Hebung des Handels und Gewerbes. So ließ er z. B. in Schlesien Spinnschulen anlegen, damit die dort erzeugte Leinwand immer noch besser werde. Nach dem Muster der Meißener Fabrik wurde auch in Berlin eine Porzellanfabrik gegründet. Alles, was in Preußen verbraucht wurde, sollte auch in Preußen angefertigt werden. Überall im Lande entstanden Fabriken, und jeder Arbeiter fand Brot und Ver- dienst. Das Kanalnetz vergrößerte er durch den Bromberger Kanal. 4. Recht und Gerechtigkeit. Zwei Dinge waren es besonders, die den König zum Liebling des gemeinen Volkes machten: einmal war er der große Siegesheld, und sodann war er durch und durch gerecht. Bei ihm gab es kein Ansehen der Person. Wehe dem Richter, der zu Gunsten eines Edelmanns dem armen Bauer Unrecht gab! Einst hatte ein Gras einem Müller, Namens Arnold, das Wasser zu seiner Mühle teilweise entzogen, wozu er kein Recht hatte. Das Gericht aber gab ihm dennoch recht. Als das der König hörte, schickte er die Gerichtsräte auf die Festung und sagte: „Der geringste Bauer, ja, der Bettler ist ebenso wohl ein Mensch wie Se. Majestät, und vor dem Gericht sind alle Menschen gleich, es mag sein ein Prinz, der wider einen Bauer klagt, oder auch umgekehrt." Bekannt ist auch die Sage von dem Müller zu Sanssouci. — Gleich beim Antritte seiner Regierung verbot Friedrich die Anwendung der grausamen

19. Die drei deutschen Kaiser, der Große Kurfürst und die preußischen Könige - S. 21

1891 - Berlin : Weidmann
Der Große Kurfürst und die preußischen Könige. 21 sein müsse. An großen Festen und Lustbarkeiten fand er kein Gefallen; dagegen hatte er seine Freude daran, wenn er einem armen Manne ein Haus bauen konnte. Nach den Kriegen suchte er vor allem den Landbau, der ganz darniederlag, wieder zu heben. Er gab deshalb den Landleuten Zugvieh und Samenkorn zur Bestellung des Ackers, erließ ihnen die Steuern und unterstützte sie, wo er nur konnte. Aus Holland und der Schweiz ries er tüchtige Landwirte in seinen etaat, welche sumpfige und wüste Strecken trocken legen und urbar machen mußten. Auch deu Anbau der Kartoffeln führte er allgemein ein. Wie er den Adel des Landes durch Geldvorschüsse unterstützte, so half er dem Bürgerstande durch Einrichtung von Fabriken und anderen gewerblichen Anlagen auf. Er gab dazu große Summen von seinen eigenen Ersparnissen her. Bald blühten manche Gewerbe auf, so die Leinwand- und Tuchweberei in Schlesien und in der Mark, die Wollspinnerei, Metallbearbeitung u. a. m. Einen gewaltigen Aufschwung nahmen auch der oberschlesische Bergbau und das Hüttenwesen. Zur Belebung des Handels legte der König neue Handelswege und Kanäle an, gründete er Städte und Dörfer; und gauz besondere Fürsorge wandte er hierbei den neu erworbenen polnischen Landesteilen zu. Denn die Bewohner dieser Gegenden lebten in den jämmerlichsten und elendesten Zuständen. Sie wohnten in schmutzigen Lehmhütten mit den Haustieren meist unter einem Dache und waren selbst halb vertiert. Freie Bürger und Bauern gab es nicht; die Bewohner waren vielmehr meist Knechte, die von dem Adel des Landes hart und ungerecht behandelt wurden. Lesen und schreiben konnte fast niemand, und von Religion und Gesittung war nichts zu spüren. Wie viel Sorge, Arbeit und Geld war da nötig, um diese verödeten Landesteile in den heutigen blühenden Zustaud zu versetzen! Friedrich gestaltete endlich auch das Rechtswesen^) gänzlich um; er hielt darauf, daß jedem sein Recht zu teil wurde, denn er sagte: „Der geringste Bauer, ja der Bettler ist ebenso ein Mensch wie der König. Vor dem Gesetz sind alle gleich." Bei allen diesen Sorgen um den Wohlstand und die Bekannt ist die sagenhafte Erzählung von der Mühle zu Sanssouci. Landbau. Gewerbe. Handel. Rechts- wesen.

20. Anschaulich-ausführliches Realienbuch - S. 29

1902 - Bielefeld [u.a.] : Velhagen & Klasing
29 bei Bunzelwitz in Schlesien ein festes Lager. 135 000 Feinde umstanden ihn in weitem Kreise. ° Fast wollte ihm der Mut in dieser bedrängten Lage entfallen; Zielen aber suchte ihn zu trösten. „Hat Er sich etwa einen neuen Verbündeten angeschafft?" fragte ihn da einmal der König. „Nein, Majestät," entgegnete Zielen, „nur den alten dort oben, und der verläßt uns nicht." Zielen behielt recht. In Rußland starb die Kaiserin Elisabeth, und ihr Nachfolger, Peter Iii., schloß sofort mit Friedrich ein Bündnis. Bald darauf bequemte sich auch Maria Theresia zum Frieden. Er wurde 1763 auf dem Jagdschlösse Hubertusburg geschlossen. Friedrich behielt ganz Schlesien. c. Friedrich als Laudesvater. 1. Heilung der Kriegswunden. Der Siebenjährige Krieg hatte große Opfer an Geld und Menschen gefordert. Dazu waren, namentlich in Schlesien, die Fluren vielfach verwüstet und die Dörfer niedergebrannt worden. Gleich nach Beendigung des Krieges ließ daher der König den verarmten Bauern die Häuser ausbauen (in Schlesien an 8000), auch gab er ihnen Vieh und Saatkorn zur Bestellung des Ackers. Dazu verteilte er reichlich Geld an die Bewohner. Die Schlesier z. B. erhielten an 9 Millionen M. Sehr viel Geld gab der König von seinen eigenen Ersparnissen her. „Das Geld gehört nicht mir, sondern dem Lande," pflegte er zu sagen. 2. Hebung des Ackerbaus. Sodann richtete der König sein Augenmerk auf den Landbau. Aus seinen Domänen versuchte er den Wein- und Seidenbau und führte auch die Kartoffel ein. Als 1745 eine Hungersnot ausbrach, schenkte er einzelnen Ortschaften ganze Wagen voll Kartoffeln zum Anbau. Aber die Bauern hatten kein Zutrauen zu dem neuen Gewächse, und erst nach und nach wurde der Kartoffelbau allgemeiuer. In wüste und sumpfige Gegenden zog Friedrich Kolonisten aus Holland herbei. Sie trockneten die Sümpfe an der Oder, Warthe und Netze aus und verwandelten sie in blühende Felder und Wiesen. In West- preußen, das ihm bei der 1. Teilung Polens (1772) zugefallen war, hob er die Leibeigenschaft der Bauern auf, zog auch 11000 deutsche Ansiedler herbei, so daß an Stelle der polnischen Wirtschaft bald deutscher Fleiß und deutsches Wesen die Oberherrschaft gewannen. Auch den Drömling — eine sumpfreiche Gegend in der Altmark — ließ er entwässern und anbauen. 3. Handel und Berkchr. Sehr viel tat der König auch zur Hebung des Handels und Gewerbes. So ließ er z. B. in Schlesien Spiunschulen anlegen, damit die dort erzeugte Leinwand immer noch besser werde. Nach dem Muster der Meißener Porzellanfabrik wurde auch in Berlin eine Porzellanfabrik gegründet. Alles, was in Preußen verbraucht wurde, sollte auch in Preußen angefertigt werden. Überall im Lande entstanden Fabriken, und jeder Arbeiter fand Brot und Verdienst. Das Kanalnetz vergrößerte er durch den Bromberger Kanal. 4. Recht und Gerechtigkeit. Zwei Dinge waren es besonders, die den König zum Liebling des gemeinen Volkes machten: einmal war er der große Siegesheld, und sodann war er durch und durch gerecht. Bei ihm gab es kein Ansehen der Person. Wehe dem Richter, der zu Gunsten eines Edelmanns dem armen Bauer Unrecht gab! Ein Müller, Namens Arnold, hatte eine Wassermühle von einem Grafen in Erbpacht, weigerte sich aber, den Pachtzins zu zahlen, da ein benachbarter Gutsherr so viel Wasser aus dem Mühlbache in seinen Fischteich leitete, daß er nicht Wasser genug zum Mahlen hatte. Das Gericht aber verurteilte ihn î dennoch zue Zahlung der Pacht. Als das der König hörte, schickte er die Gerichtsräte auf die Festung und sagte: „Der geringste Bauer, ja, der Bettler ist ebensowohl ein Mensch wie Se. Majestät, und vor dem Gericht sind alle Menschen gleich, es mag sein ein Prinz, der wider einen Bauer klagt, oder umgekehrt." Bekannt