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1. Leitfaden der Geschichte, Erdkunde, Naturkunde und Sprachlehre für Mittelschulen und die Oberstufe der Volksschulen - S. 27

1873 - Harburg : Elkan
— 27 — ihn mit dem Tode bedrohte, steckte er ruhig seine linke Hand ins Feuer. Solcher Heldenmuth bewog Porsenna zum Frieden. ch §. 37. Kämpfe zwischen den Patriciern und Plebejern. a* Als Rom von außen nicht mehr bedroht wnrde, entstand eine heftige Spaltung zwischen den alten, vornehmen Geschlechtern (Patriciern) und den geringeren, ärmeren Neubürgern (Plebejern). Die ersteren ver- langten alle Priester- und Beamtenstellen, sowie die sämmtlichen im Kriege gewonnenen Gemeindeländereien für sich; sie vertrieben die plebejischen Pächter und ließen jene Ländereien durch Feldsklaven bearbeiten; sie liehen den Kleinbürgern Gelder nur gegen übermäßige Zinsen (8—10°/o), und wenn dieselben nicht bezahlen konnten, wurden sie mit Leib und Gut Eigenthum ihrer Gläubiger. Um diesem Drucke zu entgehen, zogen die Plebejer nach dem Iv2 St. entfernten heiligen Berge (494), um dort eine neue Stadt zu gründen. Menenius, vom Senate abgesandt, bewog sie durch die Fabel vom Magen und den Gliedern zur Rückkehr, nachdem ihre Schuldenlast erleichtert und ihnen die Wahl von Volkstribunen oder Schirmvögten bewilligt war. Diese waren unverletzlich, durften gegen alle Beschlüsse der Konsuln und des Senats Einspruch erheben und selbst die Aushebung zum Kriegsdiensteund die Besteuerung hindern. Ihnen standen als Gehülfen 2 Ae di len zur Seite, welche namentlich die Auf- sicht über den Marktverkehr batten. Später wurden noch 2 neue Beamte, die Quästoren oder Verwalter der Kriegskassc, eingesetzt. Als einige Jahre später eine Hungersnoth entstand, schlug der Senator Coriolan vor, dem Volke nur unter der Bedingung Getreide aus den öffentlichen Schatzhäusern zu liefern, daß cs auf die Tribunen verzichte. Er wurde verbannt und führte nun rackedürstend ein feindliches Heer gegen Rom; seiner Gemahlin und seiner Mutter gelang es jedoch, ihn zur Umkehr zu bewegen. b. 50 Jahre später forderten die Plebejer feste geschriebene Gesetze und Antheil am Gemeindeland. Die Patricier gaben ihrem Drängen nach, ließen die Gesetze entwerfen und auf 12 Kupfertafeln eingraben, wütheten aber bald nachher mit Kerker, Bann und Henkerbeil gegen die Führer des Volks. Eine Schändlichkeit des Richters App ins Claudius brachte den Zorn der Plebe- jer zum Ausbruch. Er wollte die schöne Virginia zu seiner Sklavin machen; als er sie aber in öffentlicher Gerichtssitzung dem Vater absprach, stieß dieser ihr den Dolch ins Herz. Da zogen die Plebejer zum 2. Male auf den heiligen Berg und die Patricier mußten abermals ihre Forderungen bewilligen. Bald darauf setzten die Plebejer durch, daß beide Stände gültige Ehen mit einander schließen konnten, bei denen die Kinder dem Stande des Vaters folgten. Statt der Konsuln wurden etwa 100 I. lang von jedem Stande 3 oder 4 Militär- tribunen (Kriegsoberste) gewählt. Einen Ersatz verschafften sich die Patricier in dem Amte der beiden Censoren, welche die Verzeichnisse der Senatoren, Ritter und Bürger und die Aufsicht über die Sitten führten. 1' §♦ 38. a. Die Gallier (390). Die Römer breiteten ihre Macht durch glückliche Kriege gegen ihre Nachbarn immer weiter aus; dagegen wurden sie von den Galliern unter Vrennus an der Allia völlig ^schlagen. Voller Schrecken verließen die Frauen und Kinder die Stadt, j'o Greise erlitten auf dem Forum den Tod; die Männer aber verthei- lten unter dem tapfern Manlius das Kapitol (Die heiligen Gänse), ^cach 7 Monaten zwang sie der Hunger, den Abzug der Gallier durch

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1. Leitfaden der Geschichte für Mittel-, Töchter- und Fortbildungsschulen und die Oberklassen der Bürger- und gehobenen Volksschulen - S. 24

1881 - Harburg an der Elbe : Elkan
— 24 — dessen Schreiber. Als der König ihn mit dem Tode bedrohte, steckte er ruhig seine Hand ins Feuer. Solcher Heldenmut bewog Porsenna zum Frieden. §• 37. Kämpfe zwischen den Patriciern und Plebejern, a. Als Rom von außen nicht mehr bedroht wurde, entstand eine heftige Spaltung zwischen den Patriciern und Plebejern. Die ersteren verlangten alle Priester- und Beamtenstellen, sowie die sämtlichen im Kriege gewonnenen Gemeindeländereien für sich; sie vertrieben die plebejischen Pächter und ließen die Ländereien durch Feldsklaven bearbeiten; sie liehen den Kleinbürgern Gelder nur gegen übermäßige Zinsen, und wenn dieselben nicht bezahlen konnten, wurden sie mit Leib und Gut Eigentum ihrer Gläubiger. Um diesem Drucke zu entgehen, zogen die Plebejer 494 nach dem heiligen Berge, um dort eine neue Stadt zu gründen. Mene-uius, vom Senate abgesandt, bewog sie durch die Fabel vom Magen und den Gliedern zur Rückkehr; ihre Schuldenlast wurde erleichtert und ihnen die Wahl von Volkstribuneu oder Schirmvögten bewilligt. Diese waren unverletzlich und bürsten gegen alle Beschlüsse der Konsuln und des Senats Einspruchs erheben. — Als einige Jahre nachher eine Hungersnot entstaub, schlug der Senator Eorio lan vor, dem Volke nur unter der Bedingung Getreibe aus den öffentlichen Vorratshäusern zu liefern, daß es auf die Tribunen verzichte. Er würde verbannt und führte nun rachedürstend ein feindliches Heer gegen Rom; seiner Gemahlin und seiner Mutter gelang es jedoch, ihn zur Umkehr zu bewegen. — b. 50 Jahre später forderten die Plebejer feste geschriebene Gesetze und Anteil am Gemeindeland. Die Patricier gaben ihrem Drängen nach, ließen die Gesetze entwerfen und auf 12 Kupfertafeln eingraben, wüteten aber bald nachher mit Kerker und Henkerbeil gegen die Führer des Volks. Eine Schänblichkeit des Richters Appins Claubius brachte den Zorn der Plebejer zum Ausbruch. Er wollte die schöne Virginia zu feiner Sklavin machen; als er sie aber in öffentlicher Gerichtssitzung dem Vater absprach, stieß dieser ihr den Dolch ins Herz. Da zogen die Plebejer zum 2. Male auf den heiligen Berg, und die Patricier mußten abermals ihre Forderungen bewilligen. Bald darauf fetzten die Plebejer durch, daß beide Stände gültige Ehen mit einander schließen konnten, bei denen die Kinder dem Stande des Vaters folgten. — Statt der Konsuln wurden etwa 100 Jahre lang von jedem Stande 3 oder 4 Militärtribunen (Kriegsoberste) gewählt. Einen Ersatz verschafften sich die Patricier in dem Amte der beiden Censoren, welche die Verzeichnisse der Senatoren, Ritter und Bürger und die Aussicht über die Sitten führten. 390 t §• 38. a. Die Gallier. Die Römer breiteten ihre Macht durch glückliche Kriege gegen ihre Nachbarn immer weiter aus: dagegen wurden sie von den Galliern unter Brennus an der Allia völlig geschlagen. Voller Schrecken verließen die Frauen und Kinder die Stadt, 80 Greise erlitten aus dem Forum den Tod; die Männer aber verteidigten unter dem tapfern Manlius das Kapitol. (Die heiligen Gänse.) Nach 7 Monaten zwang sie der Hunger, den Abzug der Gallier durch 1000 Pfd. Gold zu erkaufen. Diese Summe erhöhte Brennus noch uyr das Gewicht seines Schwertes, indem er drohend ausrief: „Wehe den Besiegten!" b. Unterwerfung von Italien. Von 366—266 brachten die Römer ganz Italien bis auf die Besitzungen der Gallier unter ihre Gewalt. Der Konsul Manlius, der gegen die Latiner kämpfte, ließ seinen Sohn hinrichten, weil derselbe gegen sein Gebot die Feinde angegriffen hatte. Der Konsul Decins 340 Mns der Aeltere siegte über bieselben am Vesuv, inbetrt er sich selber opferte. — Gegen die S amniter würden 3 Kriege geführt. In dem 2. biefer Kriege mußte sich das römische Heer bei den kandini schen Pässen im Apennin ergeben und schimpflich durch ein ans 3 Speeren gebildetes Joch gehen. In der Entscheidungsschlacht bei Sentinnm siegte das römische Heer nach hartem 295 Kampfe durch die Aufopferung des jüngeren Decins M u s.

2. Die Alte Welt - S. 121

1871 - München : Lindauer
121 § 5. Aie Einsetzung des Wolkstriöuuats und der Ldi'leu; das latiuische Mündniß, 493 v. tzhristus. Woms minder bemittelte Bürger gerieten, da sie alle ^Lasten des Staates mit zu tragen hatten, während der Kriege ihre Äcker nicht bebauen konnten und bei Verteilung der im Kriege gewonnenen Ländereien fast gar nicht bedacht wurden, in große Schulden und wurden durch rücksichtslose Ausübung des Schuldrechts unerträglichem Elende überantwortet. Nachdem ihr Versuch, durch Verweigerung des Kriegsdienstes Abhilfe zu erzwingen, gescheitert war, zog die Mehrzahl (493) unter Anführung des Sici^nius auf den (3 römische Meilen von Rom entfernten, auf dem jenseitigen Ufer des A'itto gelegenen) heiligen Berg; der Nest besetzte den aventinischen Hügel. Die Patricier, welche sich durch diesen Schritt der Plebejer mit großem Nachteile bedroht sahen, entsandten auf deu heiligen Berg einen in Rom zurückgebliebenen Plebejer, den Senator Meite'= nius Agri^ppa, welcher die gesamte Plebs durch die berühmte Fabel vom Magen und den übrigen Gliedern des menschlichen Leibes zur Wiedervereinigung mit den Patriciern bewog. Das wichtigste Zugeständnis für diese Nachgiebigkeit war, daß den Plebejern ein ans ihrer Mitte gewählter Magistrat, das Volkstribun a^t, bewilligt und dadurch der Grund zu einer Ausgleichung beider Stände gelegt wurde. Die Tribu'nen (es waren ihrer ursprünglich 5, nach anderen Nachrichten nur 2) hatten zunächst die Aufgabe, die Plebejer vor allen Unbilden zu schützen, namentlich der Berufung derselben ans Volk sicher zu stellen. Um diesen Schutz gewähren zu können, wurden sie mit einer unbedingten Unverletzlichkeit für die Dauer ihrer Amtsführung bekleidet. Aus dieser Unverletzlichkeit entwickelte sich allmählig das berühmte 93 e'to der Tribunen, durch welches sie jeden Befehl und lede Handlung ^ der patricifchen Magistrate vereiteln konnten. Später erwarben sie sich sogar die sonst mir den Konsuln und in deren Abwesenheit den Prätoren zustehende Besugniß, den Senat zusammenzuberufen und Anträge an ihn zu stellen. Neben und mit den Tribunen und auf dieselbe Veranlassung wurde noch ein anderer plebejischer Magistrat, die Ädüitä't, eingesetzt. Die Träger dieses Amtes (es waren ihrer 2) hatten die Tribunen in Besorgung der Schreibereien und ähnlicher Geschäfte zu unterstützen und für das Getreidewesen zu sorgen; zugleich bildeten sie eine richterliche und polizeiliche Behörde und hatten in ersterer Eigenschaft für den Plebejerstand dieselben Pflichten, wie sie für den Patricierstand den Quästo'ren oblagen, während sie in letzterer Eigenschaft für die Ruhe der Plebejer in der Stadt, in den Tempeln und bei deu öffentlichen^ Spielen zu sorgen hatten. Auf diese Weise war Rom ein Doppelstaat geworden, in welchem die beiden Stände (gentes, später ordines) der Patricier und Plebejer zwei Gemeinden bildeten, von denen jede ihre eigenen Obrig-Mn^ ^re eigenen Komitien (die Patricier nach Kurien auf demkomitium, dre Plebejer nach Tribns auf dem Forum) hatte. Nachdem zwischen Patriciern und Plebejern die Eintracht hergestellt war, schlossen die Römer mit den von den Volskern bedrängten Latinern (493) ein Schutz- und Trntzbündniß auf Grund der Vereinbarung, daß eine zwischen Angehörigen der

3. Geschichte des Altertums - S. 77

1901 - München [u.a.] : Franz
Die Gesetzgebung der Decemvirn 450. 77 noch einmal Decemvirn gewhlt werden. Durch ihre und ihrer Vorgnger Thtigkeit entstand schlielich das Zwlftaselgesetz, wie Das Zwlf- man die auf 12 Kupfertafeln aufgezeichneten Bestimmungen nannte, wfelgesetz 450. die nun die Grundlage des rmischen Rechtes Blieben. Nach der Aufzeichnung der Gesetze htten die Decemvirn ihr Amt niederlegen und die regelmigen Behrden wieder in Kraft treten sollen. Aber der bedeutendste unter ihnen, Appius Claudius, ein herrsch- Appius Clau- schtiger und gewaltthtiger Aristokrat, der (tote spter Kritias in Athen) sein vorbergehendes Amt in eine dauernde Herrschaft um- wandeln wollte, bestimmte seine Amtsgenossen, die Regierung fort- zufhren. Als er nun gar Vergiuia, die Tochter eines plebejtfchen Hauptmanns (Verginius) und Braut eines gewesenen Volkstribunen einem seiner Untergebenen als Sklavin zusprechen wollte und der Vater lieber sein bedrohtes Kind ttete, zogen die Plebejer zum zweitenmal auf den heiligen Berg (449). Jetzt brachten dte Patricier die Decemvirn zur Niederlegung ihrer Wrde. Apptus Claudius und Spurius Oppius gaben sich im Kerker den Tod, dte brigen wurden verbannt. Das Konsulat und die brigen Amter der Republik traten wieder in Kraft. Nach dem Sturze der Decemvirn suchten die volksfrenndltchen Konsuln V a l e ri u s und H o r at ius die Plebs zu vershnen. Durch Valerius und die valerisch-horazischen Gesetze 448 wurde das Recht der Be- Yoratrus. rusuug an das Volk und die Unverletzlichkeit der Volkstribunen erneuert, letztere auch auf die dileu ausgedehnt und den Beschlssen der Tributkomitien bindende Kraft fr das ganze Volk verliehen. Dafr stimmten nun aber auch die Patricier in den Tributkomitien mit. Um diese Zeit erlitt die konsularische Gewalt eine Einbue, indem die Verwaltung der Staatskasse von den Konsuln aus die Qustoreu (Schatzmeister der Republik) bertragen wurde. Zur Die Qustur. Ausgleichung der Standesuuterschiede trug auerdem viel bei, da jetzt erst durch Gesetz des Tribunen Cannlejus 445 Ehen zwischen Angehrigen der beiden Stnde gesetzlich erlaubt wurden, wonach die Kinder dem Stande des Vaters angehrten. Einem weiteren Antrag desselben Tribunen, den Plebejern das Konsulat zugnglich zu machen, widersetzten sich die Patricier aufs heftigste, doch wurde 444 bestimmt, da statt der beiden Konsuln ausnahmsweise auch (2, spter 6) Kriegstribunen mit konsularischer Gewalt aus beiden Stnden gewhlt werden drsten. Damals wurde ein neues, zu-nchst nur Patriciern erreichbares Amt, die Censur geschaffen. Die Censur. Die Cenforen hatten die fnfjhrige Vermgensschtzung, den Census, vorzunehmen und danach die Steuerlisten und die Brgerverzeichnisse anzufertigen, berdies die Senatoren und die Ritter zu ernennen, und erlangten dadurch in der Folge auch die Stellung von Sitten-richtern, da sie unwrdige Mitglieder aus dem Senat und der Ritterschaft ausstoen durften.

4. Hilfsbuch für den Geschichtsunterricht in Präparandenanstalten - S. 53

1892 - Breslau : Hirt
Kampf der Patricier und Plebejer. 53 Patricier liehen ihnen gern Geld, aber zu hohen Zinsen, und wurden diese nicht zur bestimmten Zeit gezahlt, so hatte der Gläubiger das Recht, das Besitztum des Schuldners sich anzueignen und, falls dieses zur Deckung noch nicht genügte, ihn selbst und seine Familie in den Schuldturm zu werfen oder für sich als Sklaven zu nehmen oder zu verkaufen. Als die Plebejer einst wieder aus einem Kriege heimkehrten, verlangten sie Befreiung von den drückenden Lasten; aber die Patricier wollten nicht darauf eingehen. Da verließen jene die Stadt und zogen bewaffnet auf den heiligen Berg bei Rom (494). Die Patricier erschraken und schickten an die Plebejer eine Gesandtschaft, au deren Spitze Agrippa stand, der ein Freund des Volkes war. Er bewog sie zur Rückkehr, indem er ihnen die Fabel von den Gliedern erzählte, die sich gegen den Magen empörten. Doch zuvor ließen sich die Plebejer versprechen, daß die Schuldgefangenen in Freiheit gesetzt, der Zinsfuß erniedrigt und ihnen in den Tribunen eine eigene Obrigkeit gegeben werden solle. Die Tribunen wurden vom Volke gewählt und hatten über dessen Rechte zu wachen; durch ihre Einsprache konnten sie jeden Befehl eines Beamten und jeden Senatsbeschluß ungültig machen. Selbst Konsuln konnten sie vor ihren Richterstuhl fordern und den Schuldigen zum Tode verurteilen; sie selber waren unverletzlich. b. Coriolanus Die Patricier waren eifersüchtig auf dieses Recht des Volkes. Als in Rom eine Hungersnot ausbrach, machte Coriolanus dem Senate den Vorschlag, er. solle den Plebejern unentgeltlich Korn liefern, wenn sie ihre Tribunen wieder abschaffen wollten. Dies wurde bekannt und die Tribunen forderten Coriolanus vor ihr Gericht; er aber floh zu den Volskern und führte — so wird erzählt — ein volskisches Heer gegen Rom. Alle Bitten vornehmer Gesandten, selbst der Priester, wies er stolz zurück. Da erschienen seine Mutter, seine Gemahlin und viele andere Frauen, vor ihm und baten fußfällig für die Stadt um Gnade. Gerührt hob Coriolan seine Mutter auf und rief: „Mutter, Rom hast du gerettet, aber deinen Sohn aus ewig verloren!" Er führte das Heer zurück und starb in der Verbannung. c. Zwölftafelgesetz. Die Richterstellen waren bisher nur mit Patriciern besetzt, die ohne ein geschriebenes Gesetz, nur nach dem Herkommen richteten und sich den Plebejern gegenüber manche Willkür erlaubten; deshalb verlangten diese geschriebene Gesetze. Zuletzt wurden Abgeordnete ausgeschickt, um die griechischen Gesetze in Unteritalien und Griechenland kennen zu lernen. Nach deren Rückkehr beauftragte man zehn Männer, neue Gesetze auszuarbeiten, die in zwölf Tafeln eingegraben und vor dem Rathanse aufgestellt wurden. Dieses „Zwolftafelgefetz" war ein wichtiger Schritt zur Gleichberechtigung der Plebejer mit den Patriciern.

5. Die alte Geschichte - S. 249

1846 - Münster : Coppenrath
249 Freiheit gesetzt worden. Dann sollte es auch dem Volke gestattet sein, aus seiner Mitte sich besondere Vertreter, Tribünen, zu wählen, die für das Beste der Plebejer wachen und berechtigt sein sollten, jeden Senatsbeschluß, den sie für ihre Gemeinde nachtheilig hielten, durch ihren Einspruch (Veto) sofort wieder aufzuheben. Dieser Vergleich wurde bei einem feierlichen Opfer beschworen. Nun zogen die Plebejer wie im Triumphe, als hätten sie einen großen Sieg erfochten, mit wehenden Fahnen in Rom ein. Und in der That, der Sieg war nicht gering und bahnte zugleich den Weg zu noch weit größeren. Es entstand jetzt ein geregelter Kampf mit den Patriciern um Gleichheit aller Rechte und Pflichten. Die Tribunen waren die unermüdlichen Vorkämpfer und Anführer in diesem Streite und führten das Volk von Sieg zu Sieg, bis auch das letzte Bollwerk eingestürzt war, welches die beiden Stände von einander getrennt hatte. Anfangs waren der Volkstribunen zwei, dann fünf; später wurden sie bis auf zehn verinehrt. Ihnen wurden zwei Gehülfen, Äd llen genannt, zugesellt, welche die Aufsicht über die öffentlichen Plätze, Gebäude, Straßen rc. führten, also eine städtische Polizei- behörde bildeten. 83. K o r i o l ä n. Der Patricier Koriolan war der erste, welcher die furchtbare Gewalt dieser plebejischen Schutzobrigkeit erfahren mußte. Durch die Entweichung des Volkes auf den heiligen Berg und durch die ewigen Kriege mit den benachbarten Staaten war der Feld- bau unterblieben und dadurch eine Hungersnoth in Rom entstanden. Der Senat hatte zwar in der Umgegend einiges Getreide auf- kaufen lassen; aber dieses war bei weitem nicht zureichend gewesen. Endlich kamen große Schisse voll Getreide aus Sicilien an. Hiero, der König von Syrakus, hatte hiemit der nothlekdenden Stadt ein Geschenk gemacht. Nun entstand im Senate die Frage, wie bei der Austheilung desselben zu verfahren sei. Die meisten Senatoren waren der Meinung, man müsse einen Theil davon

6. Illustriertes Realienbuch für Bürger-, Mittel- und Töchterschulen - S. 39

1881 - Leipzig : Ed. Peters Verl.
33 ihre immer mehr anwachsenden Schulden nicht tilgen konnten, ihr Besitztum, mußten nach dem harten Schnldgesetze sogar ihre Kinder als Sklaven hingeben und ins Gefängnis wandern. Viele Plebejer kamen so um ihren Grundbesitz. Als die reichen Patrizier ihre Güter durch Feldsklaven bearbeiten ließen, verloren auch viele plebejische Pächter ihr Brot. Häufige Un- ruhen entstanden aus diesen traurigen Verhältnissen. Die Plebejer verweigerten wiederholt den Kriegsdienst und verlangten eine gründliche Verbesserung ihrer Lage, und die wohlhabenden unter ihnen erstrebten eine vollständige Gleichberechtigung mit den Patriziern. Diese ver- sprachen, die Lage der bedrängten Plebejer zu verbessern, hielten aber nicht Wort. Da be- setzten die von einem Feldzuge heimkehrenden Plebejer i. I. 494 in der Nähe Noms einen Hügel, der später den Namen „heiliger Berg" erhielt, in der Absicht, sich dort anzubauen. Der Senator Menenius Agrippa bewog sie zur Rückkehr nach Rom. (Gleichnis vom Magen und von den Gliedern.) Ihre Schuldenlast wurde ihnen erleichtert, die Schnldknechtschaft aufgehoben, und sie erhielten das Recht, zu ihrem Schutze aus ihrer Mitte Volkstribunen zu erwählen, deren Person unverletzlich sein sollte. Diese Tribunen erlangten bald das Recht, den Senatssitznngen beizuwohnen und durch ihr Veto (d. h. ich verbiete) die Beschlüsse des Senates ungiltig zu machen. Ihnen zur Seite standen zwei aus den Plebejern gewählte Ädilen, welche besonders den Verkauf der Lebensmittel zu überwachen hatten. Die Zahl der Tribunen, die anfangs nur zwei betragen haben soll, stieg später auf fünf und zuletzt sogar auf zehn. Nur die Not hatte die Patrizier zu diesen Begünstigungen gezwungen; sie haßten die neuen Staatseinrichtungen. Der hochmütige Patrizier Märcius Coriolänus suchte bei einer in Rom entstandenen Hungersnot den Plebejern ihre Rechte wieder zu nehmen. Er wurde verbannt und floh zu den Volskern. (Sage von seinem Zuge nach Rom. Seine Mutter Vetüria und seine Gattin Bolümnia.) Die fortdauernden Zwistigkeiten führten zu blutigen Gewaltthaten. Der Konsul Spürius Cássius wurde hingerichtet, weil er auf Erlaß eines Ackergesetzes zu Gunsten der ärmeren Plebejer und der latinischen Bundesgenossen gedrungen hatte; ein Volkstribun, der die Konsuln deshalb anklagte, wurde ermordet. (Untergang des Geschlechtes der Fabier.) Die Patrizier mußten nach langem Widerstande den vom Volkstribunen Terentilins Arfa gestellten Antrag auf Abfassung schriftlicher Gesetze annehmen. Der Senat schickte Gesandte nach Griechen- land zur Sammlung von Gesetzen. Zehn Patrizier, Decemvirn genannt, arbeiteten in 2 Jahren (451 und 450) ein allgemeines Landrecht aus, das sogenannte Zwölftafelgesetz. Die Decemvirn, welche während ihrer Amtsdauer dictatorische Gewalt besaßen, suchten nach Vol- lendung des Gesetzes ihre Macht auch ferner zu behaupten. Ihre Willkürherrschaft und be- besonders das schändliche Verfahren des Appius Claudius brachten einen Volksaufstand her- vor. (Ermordung eines ehemaligen Volkstribunen. Verginia und ihr Vater Berginius). Das Decemvirat wurde abgeschafft; Konsuln und Tribunen traten wieder ein. Nach und nach erlangten die Plebejer immer mehr Rechte. Der Tribun Canulejus setzte das wichtige Gesetz über die Rechtsgiltigkeit der Ehe zwischen Patriziern und Plebejern durch, und die Tribunen Sextius und Licinius bewirkten i. I. 367 die Annahme ihrer Ge- setzesvorschläge, nach welchem keinrömer mehr als 500 Joch Gemeindeland (etwa 128 Hekt.) besitzen durfte und einer der beiden Konsuln immer ein Plebejer sein sollte. Endlich fielen auch die letzten Schranken, welche die streitenden Parteien trennten; den Plebejern standen alle Staatsämter offen, zuletzt selbst das höchste Amt, nämlich das des Oberpriesters. Gegen das Jahr 300 hatten sie gleiche Rechte mit den Patriziern. § 27. Unterwerfung von Mittel- und Unteritalien. 1. Während des Streites um Gleichberechtigung der Stände führten die Römer viele Kämpfe mit den Nachbarvölkern. Anfangs waren sie in denselben wenig glücklich. Den größten Widerstand leisteten die Etrusker; aber ihre Stadt Veji wurde durch den Dictator Cainillus nach lojähriger Belagerung erobert und zerstört. (Verbannung des Camillus.) Auch durch die Gallier, welche über die Alpen gekommen waren, wurden die Etrusker hart bedrängt. Der römische Senat ließ den gallischen Heer- Senckpiehl, Jllustr. Weltgeschichte. 3

7. Nr. 16 - S. 10

1908 - Breslau : Hirt
10 § 8. Geschichte der Römer. es sich über 7 Hügel erstreckte. Der letzte König, Tarquinius Superbus, herrschte gewalttätig und grausam. Als sein Sohn an der edlen Lukretia freche Schandtat verübte, vertrieb das Volk den König und seine Familie, und Rom wurde Republik (510). B. Rom eine Republik. 1. Mancherlei Kämpfe hatte die junge Republik, an deren Spitze zwei jährlich gewählte Konsuln standen, zu bestehen. Der vertriebene Tarquinius reizte den König Porsenna in Etrurien zu einem Kriege gegen Rom. Die Römer wurden geschlagen; als aber das Heer Por- sennas mit den Römern über die Tiberbrücke dringen wollte, da verteidigte Horatius Cocles dieselbe, bis sie von den Römern abgebrochen war; schwimmend kam er zu den Seinen. Mucius Scävola schlich sich in das etruskische Lager, um Porsenna zu erdolchen, traf aber den Schreiber desselben. Als man ihm mit martervollem Tod drohte, streckte er seine Reckte in das Feuer eines Kohlenbeckens. Er erschreckte den König dadurch, daß er ihm erzählte, noch viele Römer hätten sich mit ihm verschworen, ihn zu töten, so daß Porsenna mit Rom Frie- den schloß. 2. Innere Kämpfe. Die Bewohner Roms bestanden aus zwei Ständen, dem Adel, dessen Glieder Patrizier hießen, und freien, aber einflußlosen Plebejern. Aus dem Adel wurden die Konsuln, Priester und Senatoren (Ratsherren) gewählt; er besaß die meisten Ländereien. Die meist ärmeren Plebejer gerieten in Schulden bei den Patriziern, und diese machten ihre Schuldner zu Sklaven oder mißhandelten sie. Die Plebejer waren mit ihrer Lage schon lange unzufrieden. Als daher einst ein verdienter plebejischer Kriegshauptmann dem Schuldturm ent- floh, und das Volk blutige Male schwerer Mißhandlung an ihm sah, zog es auf den heiligen Berg, um hier eine eigene Stadt zu gründen. Aber dem Menenius Agrippa gelang es, die Plebejer zur Rückkehr zu bewegen, indem er ihnen das Gleichnis von dem Magen und den Gliedern erzählte, die einander ebenso notwendig brauchten wie die Patrizier und Plebejer. Dem Volke wurden 5 Tribunen gewährt, deren Einrede jeden Senats- beschluß für nichtig erklären konnte. — Die gewonnenen Rechte verteidigten die Plebejer mit Zähigkeit. Als einst bei einer Hungersnot der Patrizier Coriolan den Vorschlag machte, den Plebejern nur dann Getreide zu spenden, wenn sie auf ihre Rechte verzichten wollten, da wurde er vor ein Volksgericht geladen. Der stolze Römer aber ging lieber in die Verbannung, führte ein feindliches Heer vor Rom und konnte nur durch die strafenden Worte seiner Mutter Veturia zur Umkehr bewogen werden. — Später erlangten die Plebejer geschriebene Gesetze (12 Tafeln). 367 setzten sie es durch, daß einer der beiden Konsuln ein Plebejer sein sollte, und um 300 hatten sie völlige Gleichstellung mit den Patriziern erreicht. 3. Einfall der Gallier. Während dieser Kämpfe im Innern hatten die Römer doch ihre Herrschaft über einen großen Teil Mittelitaliens aus- gedehnt. Da traf sie ein harter Schlag. Die Gallier drangen unter Brennus durch Etrurien, das sie unterworfen hatten, aus Rom vor, schlugen die Römer 390 an der Allia und verbrannten die nicht verteidigte Stadt, nachdem sie 80 zurückgebliebene Senatoren erschlagen hatten. Die Burg Roms, das Ka- pitol, wurde belagert und wäre erobert worden, wenn nicht die der Juno geheiligten Gänse die Besatzung durch ihr Geschrei geweckt hätten. Gegen Zah- lung von 1000 Pfund Goldes wurde Brennus zum Abzüge bewogen. Beim Abwägen des Goldes warf Brennus noch sein Schwert in die Wagschale und rief voll Übermut: „Wehe dem Besiegten!" Durch den herbeieilenden Diktator Camillus wurde Brennus geschlagen.

8. Nr. 22 - S. 10

1904 - Breslau : Hirt
10 § 8. Geschichte der Römer. es sich über 7 Hügel erstreckte. Der letzte König, Tarquinius Superbus, herrschte gewalttätig und grausam. Als sein Sahn an der edlen Lukretia freche Schandtat verübte, vertrieb das Volk den König und seine Familie, und Rom wurde Republik (510). 8. Nom eine Republik. 1. Mancherlei Kämpfe hatte die junge Republik, an deren Spitze zwei jährlich gewählte Konsuln standen, zu bestehen. Der vertriebene Tarquinius reizte den König Porsenna in Etrurien zu einem Kriege gegen Rom. Die Römer wurden geschlagen; als aber das Heer Por- sennas mit den Römern über die Tiberbrücke dringen wollte, da verteidigte Horatius Cocles dieselbe, bis sie von den Römern abgebrochen war; schwimmend kam er zu den Seinen. Mucius Sciivola schlich sich in das etruskische Lager, um Porsenna zu erdolchen, traf aber den Schreiber desselben. Als man ihm mit martervollem Tod drohte, streckte er seine Rechte in das Feuer eines Kohlenbeckens. Er erschreckte den König dadurch, daß er ihm erzählte, noch viele Römer hätten sich mit ihm verschworen, ihn zu töten, so daß Porsenna mit Rom Frie- den schloß. 2. Innere Kämpfe. Die Bewohner Roms bestanden aus zwei Ständen, dem Adel, dessen Glieder Patrizier hießen, und freien, aber einstußlosen Plebejern. Aus dem Adel wurden die Konsuln, Priester und Senatoren (Ratsherren) gewählt; er besaß die meisten Ländereien. Die meist ärmeren Plebejer gerieten in Schulden bei den Patriziern, und diese machten ihre Schuldner zu Sklaven oder mißhandelten sie. Die Plebejer waren mit ihrer Lage schon lange unzufrieden. Als daher einst ein verdienter plebejischer Kriegshauptmann dem Schuldturm ent- floh, und das Volk blutige Male schwerer Mißhandlung an ihm sah, zog es auf den heiligen Berg, um hier eine eigene Stadt zu gründen. Aber dem Menenius Agrippa gelang es, die Plebejer zur Rückkehr zu bewegen, indem er ihnen das Gleichnis von dem Magen und den Gliedern erzählte, die einander ebenso so notwendig brauchten wie die Patrizier und Plebejer. Dem Volke wurden 5 Tribunen gewährt, deren Einrede jeden Senats- beschlnß für nichtig erklären konnte. — Die gewonnenen Rechte verteidigten die Plebejer mit Zähigkeit. Als einst bei einer Hungersnot der Patrizier Coriolan den Vorschlag machte, den Plebejern nur dann Getreide zu spenden, wenn sie aus ihre Rechte verzichten wollten, da wurde er vor ein Volksgericht geladen. Der stolze Römer aber ging lieber in die Verbannung, führte ein feindliches Heer vor Rom und konnte nur durch die strafenden Worte seiner Mutter Veturia zur Umkehr bewogen werden. — Später erlangten die Plebejer geschriebene Gesetze (12 Tafeln). 367 setzten sie es durch, daß einer der beiden Konsuln ein Plebejer sein sollte, und um 300 hatten sie völlige Gleichstellung mit den Patriziern erreicht. 3. Einfall der Gallier. Während dieser Kämpfe im Innern hatten die Römer doch ihre Herrschaft über einen großen Teil Mittelitaliens aus- gedehnt. Da traf sie ein harter Schlag. Die Gallier drangen unter Brennus durch Etrurien, das sie unterworfen hatten, auf Rom vor, schlugen die Römer 390 an der Allia und verbrannten die nicht verteidigte Stadt, nachdem sie 80 zurückgebliebene Senatoren erschlagen hatten. Die Burg Roms, das Ka- pitol, wurde belagert und wäre erobert worden, wenn nicht die der Juno geheiligten Gänse die Besatzung durch ihr Geschrei geweckt hätten. Gegen Zah- lung von 1000 Pfund Goldes wurde Brennus zum Abzüge bewogen. Beim Abwägen des Goldes warf Brennus noch sein Schwert in die Wagschale und rief voll Übermut: „Wehe dem Besiegten!" Durch den herbeieilenden Diktator Camillus wurde Brennus geschlagen.

9. Nr. 23 - S. 10

1904 - Breslau : Hirt
10 § 8. Geschichte der Römer. es sich über 7 Hügel erstreckte. Der letzte König, Tarquinius Superbus, herrscht^ gewalttätig und grausam. Als sein Sahn au der edlen Lukretia freche Schandtat verübte, vertrieb das Volk den König und seine Familie, und Rom wurde Republik (5l0). 8. Nom eine Republik. 1. Mancherlei Kämpfe hatte die junge Republik, au deren Spitze zwei jährlich gewählte Konsuln standen, zu bestehen. Der vertriebene Tarquinius reizte den König Porsenna in Etrurien zu einem Kriege gegen Rom. Die Römer wurden geschlagen; als aber das Heer Por- sennas mit den Römern über die Tiberbrücke dringen wollte, da verteidigte Horatius Cocles dieselbe, bis sie von den Römern abgebrochen war; schwimmend kam er zu den Seinen. Mucius Scävola schlich sich in das etruskische Lager, um Porsenna zu erdolchen, traf aber den Schreiber desselben. Als man ihm mit martervollem Tod drohte, streckte er seine Reckte in das Feuer eines Kohlenbeckens. Er erschreckte den König dadurch, daß er ihm erzählte, noch viele Römer hätten sich mit ihm verschworen, ihn zu töten, so daß Porsenna mit Rom Frie- den schloß. 2. Innere Kämpfe. Die Bewohner Roms bestanden aus zwei Ständen, dem Adel, dessen Glieder Patrizier hießen, und freien, aber einflußlosen Plebejern. Aus dem Adel wurden die Konsuln, Priester und Senatoren (Ratsherren) gewählt; er besaß die meisten Ländereien. Die meist ärmeren Plebejer gerieten in Schulden bei den Patriziern, und diese machten ihre Schuldner zu Sklaven oder mißhandelten sie. Die Plebejer waren mit ihrer Lage schon lange unzufrieden. Als daher einst ein verdienter plebejischer Kriegshauptmann dem Schuldturm ent- floh, und das Volk blutige Male schwerer Mißhandlung an ihm sah, zog es auf den heiligen Berg, um hier eine eigene Stadt zu gründen. Aber dem Menenius Ägrippa gelang es, die Plebejer zur Rückkehr zu bewegen, indem er ihnen das Gleichnis von dem Magen und den Gliedern erzählte, die einander ebenso so notwendig brauchten wie die Patrizier und Plebejer. Dem Volke wurden 5 Tribunen gewährt, deren Einrede jeden Senats- beschluß für nichtig erklären konnte. — Die gewonnenen Rechte verteidigten die Plebejer mit Zähigkeit. Als einst bei einer Hungersnot der Patrizier Coriolan den Vorschlag machte, den Plebejern nur dann Getreide zu spenden, wenn sie aus ihre Rechte verzichten wollten, da wurde er vor ein Volksgcricht geladen. Der stolze Römer aber ging lieber in die Verbannung, führte ein feindliches Heer vor Rom und konnte nur durch die strafenden Worte seiner Mutter Veturia zur Umkehr bewogen werden. — Später erlangten die Plebejer geschriebene Gesetze (12 Tafeln). 367 setzten sie es durch, daß einer der beiden Konsuln ein Plebejer sein sollte, und um 300 hatten sie völlige Gleichstellung mit den Patriziern erreicht. 3. Einfall der Gallier. Während dieser Kämpfe im Innern hatten die Römer doch ihre Herrschaft über einen großen Teil Mittelitaliens aus- gedehnt. Da traf sie ein harter Schlag. Die Gallier drangen unter Brennus durch Etrurien, das sie unterworfen hatten, aus Rom vor, schlugen die Römer 390 an der Allia und verbrannten die nicht verteidigte Stadt, nachdem sie 80 zurückgebliebene Senatoren erschlagen hatten. Die Burg Roms, das Ka- pitol, wurde belagert und wäre erobert worden, wenn nicht die der Juno geheiligten Gänse die Besatzung durch ihr Geschrei geweckt hätten. Gegen Zah- lung von 1000 Pfund Goldes wurde Brennus zum Abzüge bewogen. Beim Abwägen des Goldes warf Brennus noch sein Schwert in die Wagschale und ries voll Übermut: „Wehe dem Besiegten!" Durch den herbeieilenden Diktator Camillus wurde Brennus geschlagen.

10. Nr. 18 - S. 10

1899 - Breslau : Hirt
10 § 8. Geschichte der Römer. es sich über 7 Hügel erstreckte. Der letzte König, Targuinius Superbus, herrschte gewaltthätig und grausam. Als sein Sahn an der edlen Lukretia freche Schandthat verübte, Vertrieb das Volk den König und seine Familie, und Nom wurde Republik (510). B. Nom eine Republik. 1. Mancherlei Kämpfe hatte die junge Republik, an deren Spitze zwei jährlich gewählte Konsuln standen, zu bestehen. Der vertriebene Targuinius reizte den König Porsenna in Etrurien zu einem Kriege gegen Rom. Die Römer wurden geschlagen; als aber das Heer Por- sennas mit den Römern über die Tiberbrücke dringen wollte, da verteidigte Horatius Cocles dieselbe, bis sie von den Römern abgebrochen war; schwimmend kam er zu den Seinen. Mucius Sciivola schlich sich in das etruskische Lager, um Porsenna zu erdolchen, traf aber den Schreiber desselben. Als man ihm mit martervollem Tod drohte, streckte er seine Rechte in das Feuer eines Kohlenbeckens. Er erschreckte den König dadurch, daß er ihm erzählte, noch viele Römer hätten sich mit ihm verschworen, ihn zu töten, so daß Porsenna mit Rom Frie- den schloß. 2. Innere Kümpfe. Die Bewohner Roms bestanden aus zwei Ständen^ dem Adel, dessen Glieder Patrizier hießen, und freien, aber einflußlosen Plebejern. Aus dem Adel wurden die Konsuln, Priester und Senatoren (Ratsherren) gewählt; er besaß die meisten Ländereien. Die meist ärmeren Plebejer gerieten in Schulden bei den Patriziern, und diese machten ihre Schuldner zu Sklaven oder mißhandelten sie. Die Plebejer waren mit ihrer Lage schon lange unzufrieden. Als daher einst ein verdienter plebejischer Kriegshauptmann dem Schuldturm ent- floh, und das Volk blutige Male schwerer Mißhandlung an ihm sah, zog es auf den heiligen Berg, um hier eine eigene Stadt zu gründen. Aber dem Menenius Agrippa gelang es, die Plebejer zur Rückkehr zu bewegen, indem er ihnen das Gleichnis von dem Magen und den Gliedern erzählte, die einander ebenso so notwendig brauchten wie die Patrizier und Plebejer. Dem Volke wurden 5 Tribunen gewährt, deren Einrede jeden Senats- beschluß für nichtig erklären konnte. — Die gewonnenen Rechte verteidigten die Plebejer mit Zähigkeit. Als einst bei einer Hungersnot der Patrizier Coriolan den Vorschlag machte, den Plebejern nur dann Getreide zu spenden, wenn sie auf ihre Rechte verzichten wollten, da wurde er vor ein Volksgericht geladen. Der stolze Römer aber ging lieber in die Verbannung, führte ein feindliches Heer vor Rom und konnte nur durch die strafenden Worte seiner Mutter Veturia zur Umkehr bewogen werden. — Später erlangten die Plebejer geschriebene Gesetze (12 Tafeln). 367 setzten sie es durch, daß einer der beiden Konsuln ein Plebejer sein sollte, und um 300 hatten sie völlige Gleichstellung mit den Patriziern erreicht. 3. Einfall der Gallier. Während dieser Kämpfe im Innern hatten die Römer doch ihre Herrschaft über einen großen Teil Mittelitaliens aus- gedehnt. Da traf sie ein harter Schlag. Die Gallier drangen unter Brennus durch Etrurien, das sie unterworfen hatten, auf Rom vor, schlugen die Römer 390 an der Allia und verbrannten die nicht verteidigte Stadt, nachdem sie 80 zurückgebliebene Senatoren erschlagen hatten. Die Burg Roms, das Ka- pitol, wurde belagert und wäre erobert worden, wenn nicht die der Juno geheiligten Gänse die Besatzung durch ihr Geschrei geweckt hätten. Gegen Zah- lung von 1000 Pfund Goldes wurde Brennus zum Abzüge bewogen. Beim Abwägen des Goldes warf Brennus noch sein Schwert in die Wagschale und rief voll Übermut: „Wehe dem Besiegten!" Durch den herbeieilenden Diktator Camillus wurde Brennus geschlagen.

11. Hilfsbuch für den Unterricht in der alten Geschichte - S. 49

1894 - Halle a. S. : Buchh. des Waisenhauses
Ii. Die Zeit des Ständekampfes und die Ausdehnung der römischen Herrschaft rc. 49 militärischer Ordnung nach dem „heiligen Berge" nahe bei Rom, um dort eine Plebejerstadt zu gründen. Infolge dieser Auswanderung gaben die Patricier nach und bewilligten den Plebejern zu ihrem Schutze die Volkstribunen. Die Sage erzählt, daß Menenius Agrippa die Plebejer durch das Gleichnis vom Magen und den Gliedern des menschlichen Körpers zur Umkehr bewog. Die Volkstribunen schützten die Plebejer gegen die Willkür der patricischen Beamten bei der Aushebung, Besteuerung und vor Gericht. Tag und Nacht stand ihr Haus den Bedrängten offen. Wer einen Tribunen antastete, wurde geächtet. Hieraus entwickelte sich bald das Recht der Volkstribunen, durch Einspruch jede Anordnung eines Beamten oder des Senats innerhalb der Stadt ungültig zu machen. Diese ihre Beamten wählten die Plebejer in besonderen Versammlungen, den Tribut-Komitien, indem sie das ganze römische Gebiet in Bezirke (Tribus) teilten. Die Macht der Volkstribunen reichte aber nicht über die Bannmeile der Stadt hinaus und war auch einem Diktator gegenüber hinfällig. 2. Die Decemvirn und die Zwölftafclgcsetze. Die Rechtsprechung kam in Rom ausschließlich den Patriciern zu. Die Kenntnis der Strafbestimmungen übermittelte der Vater seinem Sohne; ein geschriebenes Gesetzbuch gab es nicht. Dadurch war den Patriciern die Möglichkeit gegeben, zu ihren Gunsten und zum Schaden der Plebejer nach ihrem Belieben Recht zu sprechen. Um der Willkür vor Gericht zu steuern, forderten daher die Volkstribunen ein geschriebenes Gesetz, das für beide Klassen der Bevölkerung gleiche Gültigkeit haben sollte. Erst nach zehnjährigem Widerstände willigten endlich die Patricier ein. Zur Abfassung der Gesetze wurden zehn Männer (Decem-virn) erwählt, ausgerüstet mit außerordentlicher Machtvollkommenheit, denn Konsuln und Volkstribunen durften während ihrer Amtsthätigkeit nicht gewählt werden. Die Gesetze wurden in zwölf Kupfertafeln eingeschrieben und zu jedermanns Kenntnis öffentlich ausgestellt. Nach Vollendung der Zwölftafelgesetze legten die Decemvirn ihr Amt nicht nieder, sondern regierten mit tyrannischer Willkür. Daher verlangten die erbitterten Plebejer zu ihrem Schutze wieder die Volkstribunen. Als ihre Forderung abgewiesen wurde, zogen sie abermals auf den heiligen Berg. Der Sturz der Decemvirn bewirkte, daß nun wieder Konsuln und Volkstribunen gewählt wurden. Knaake, Alte Geschichte. a

12. Das Altertum - S. 53

1895 - Paderborn : Schöningh
weigerten sie den Kriegsdienst. Sie ließen sich zwar wieder beschwichtigen und rückten gegen den Feind zu Felde. Als sie aber bei ihrer Rückkehr vergebens die Aufhebung der strengen Sckmldhaft verlangten, zogen sie aus den heiligen Berg jenseits des Anio. Die erschreckten Patricier sandten den beim Volke beliebten Menen ins Agrippa an sie ab. Dieser wußte sie durch das schöne Gleichnis von den Gliedern des Leibes, die sich vergeblich gegen den Magen empört hätten, umzustimmen. Aber sie kehrten nicht eher nach Rom zurück, bis ihnen die Einsetzung besonderer Beamten, der 5 (später 10) Volkstribunen zu ihrem Scbutze zugestanden wurde. Die Tribunen erhielten das Recht, die Plebejer gegen Gewaltthätigkeiten der Beamten zu schützen. Später dursten sie auch im Senate, dessen Sitzungen sie aus besonderen Bänken beiwohnten, gegen alle Beschlüsse, die der Plebs nachteilig erschienen, ihren Einspruch, das Veto, einlegen und erhielten in den Versammlungen der Plebejer, den auf dem Forum abgehaltenen Tributcomitieu, den Vorsitz. Coriolanus. Der erste, welcher die Macht der Tribunen erfahren sollte, war der Patricier Gnäus Marcius Coriollnus. Dieser machte, als bei einer Hungersnot der Senat Getreide aufkaufen ließ. den Vorschlag, den Plebejern nur dann das Getreide zu verteilen, wenn sie aus das Tribunal verzichteten. Deshalb von den Tribunen vor die Tribunatcomitien geladen ging er, da er seine Verurteilung voraussah, zu den Volskern, die damals mit Rom im Kriege lagen, in die Verbannung. An der Spitze der Volsker führte er ein Heer gegen die eigene Vaterstadt. Vergebens suchten die Konsuln und der Senat ihn zum Abzüge zu bewegen: erst die Bitten seiner Mutter und seiner Gattin beugten seinen stolzen Sinn. Er zog ab und wurde von den enttäuschten Volskern erschlagen. 3. Die Decemvirn, 451. Die Not der Plebejer hörte nicht aus, so lange bei Gericht nach dem ungeschriebenen Gewohnheitsrecht gerichtet wurde, welches die patricischeu Richter nach Willkür auslegen konnten. Daher beantragten die Tribunen die Abfassung schriftlicher Gesetze. Nacb langem Sträuben der Patricier wurden endlich im Jahre 451 aus deren Mitte 10 mit diktatorischer Gewalt ausgestattete Männer, die Decemvirn, ernannt, um ein für beide Stände gültiges Recht und Gesetz zu entwerfen. Die Decemvirn stellten nun zwar aus 12 ehernen Tafeln neue Gesetze ans, aber sie suchten jetzt ihre Gewalt dauernd zu behaupten. Sie schalteten, jeder von 12 Liktoren umgeben, wie kleine Könige. Endlich führte die Gewaltthätigkeit des Decemvirn Appius Claudius den

13. Alte Geschichte - S. 29

1871 - Berlin : Weber
Appius Klandius und Spurius Oppius todten sich int Gefängniß, die übrigen Decemvirn werden verbannt. Konsulat und Tribunal werden wieder hergestellt und die Macht der Patricier wird verringert durch die 448. Leges Valeriae Horatiae: 1) ut quod tributini plebs jussisset populuin teneret. 2) de provocatione et sanctitate tribunorum. 3) ne quis ullum magistratum sine provocatione crearet. 447. Die Verwaltung der Kriegskasse wird von ten Konsuln an 2 zwar patricische, aber in Tributkomitien zu wählende Quästoren übertragen. Die Tribunen erhalten das Recht der Vogelschau und Zulassung zum Senat. 445. Gesetz des Tribunen Kannlejus, lex Canuleja de connubio, wodurch die Ehen zwischen Patriciern und Plebejern gestattet werden. Einem ferneren Antrage des Kannlejus, daß den Plebejern auch der Zutritt zum Konsulat gestattet werde, wird von den Patriciern dadurch ausgewichen, daß statt der Konsuln tribuni militum consulari potestate, (zu denen auch Plebejer gewählt werden dürfen), zwei besondere (patricische), anfangs 4jährige, später Hjährige Censoren eingesetzt werden. (Diese Censoren haben eii? vierfaches 2tmt: l) Den Census abzuhalten. 2) Die Senatoren und Ritter zu ernennen. 3) Das L-taalseigenthum zu verwalten. 4) Die Aufsicht über die Sitten zu führen). 439. Spurius Mälius, ein reicher plebejischer Ritter, vertheilt bei einer Hungersnoth Getreide zu geringem Preise an das Volk, wird deshalb des L>trebens nach der königlichen Gewalt beschuldigt und von den Patriciern erschlagen. Veji wird nach 10jähriger Belagerung, (wobei zuerst Winter-seldzüge vorkommen und die gemeinen L-oldalen Sold ans der Staatskasse erhalten), durch M. Furius Kamillus erobert. 390—290. Kampf mit den Galliern und Samnitern. 390. Schlacht an der Allia. Die Gallier waren in Etrurien eingefallen; vor Klusium hatten römische Gesandte, (3 Fabier), gegen sie gekämpft; nachdem die römische Bürgerschaft deren Auslieferung verweigert, ziehen die Gallier gegen Rom und siegen an der Allia. Darauf erobern und verbrennen sie Rom unter ihrem Brennus (d. h. Heerkönig) und lassen sich nach 7 monatliche!-, vergeblicher Belagerung des Kapitols durch Zahlung von 1000 Pfund Gold (?) zum Abzug bewegen. (Spätere Sage vom Siege des Diktator Kamillus.) Nach dem Abzug der Gallier beabsichtigen die Römer, (besonders die Plebejer), nach Veji zu ziehen, werden aber durch Kamillus bewogen, Rom wieder aufzubauen. Dieses gelangt bald wieder zu seiner alten Macht, besonders durch die siegreichen Feldzüge des Kamillus gegen die Aequer, Etrusker und Volsker. 384. Der plebejerfreundliche Manlius Kapitolinns wird des Strebens nach der königlichen Gewalt beschuldigt und vom tarpejischen Felsen gestürzt.

14. (Griechische, römische, deutsche und brandenburgisch-preußische Geschichte) - S. 33

1861 - Berlin : Gaertner
33 zog auf den heiligen Berg und nöthigte die Decemvirn abzudanken. Es wurden wieder Consuln und Tribunen ernannt und den Plebejern neue Freiheiten gegeben. Die Tribunen und ihre Gehülfen, die Aedilen, sollten unverletzlich sein und künftig nie eine obrigkeitliche Macht ernannt werden, von der keine Berufung an das Volk möglich war. Die in zwölf eherne Tafeln eingegrabenen Gesetze wurden öffentlich ausgestellt. §. 39. Fortgesetzter Kampf zwischen Patriciern und Plebejern. Je mehr Rechte die Plebejer erlangten, mit desto größerer Hartnäckigkeit suchten die Patricier die Vorrechte ihres Standes zu vertheidigen, ohne indeß die Bestrebungen der Plebejer aufhalten zu können. So setzte (445) der Volkstribun Canulejus durch, daß Wechselheirathen zwischen Plebejern und Patriciern stattfinden durften. Der bedeutendste Kampf zwischen beiden Parteien betraf aber die Theil- nahme der Plebejer am Consulat. Der Senat widersetzte sich mit aller Gewalt. Da nun die Volkstribunen von Neuem die Aushebung der Plebejer zum Kriegsdienste verweigerten, sann der Senat auf ein Aus- kunftsmittel und erschuf eine neue Würde. Dian wählte nämlich aus beiden Ständen Kriegstribunen mit consnlarischer Gewalt (Befehls- haber der Legionen). Solcher Kriegstribunen gab es anfangs drei, später sechs. Doch kehrte man abwechselnd zur consularischen Würde wieder zurück. Sie theilten ihre Macht mit der der Censoren. Diese hatten den Census oder die Schätzung des steuerbaren Vermö- gens zu halten und Vergehungen wider Sitte und öffentliches Wohl durch Versetzung in einen niedern Stand zu bestrafen. Unterdeß wur- den die Römer in gleich zu erzählende Kriege verwickelt. Durch diese Kriege gerieth Rom in das größte Elend, und die Roth des Volkes stieg immer höher. Da trat der Volkstribun Licinius Stolo mit mehreren Gesetzen (den licinischen) auf, indem er eine den Unter- gang der verschuldeten Bürger verhindernde Ackervertheilung, die Ab- schaffung der Kriegstribunen und die Wahl plebejischer Consuln forderte. Alle Versuche der Patricier, diese Forderungen zu Hintertreiben, waren vergebens. Man erschuf sogar aus den Patriciern eine neue Würde, die des Prätors, welcher, mit der Macht eines Consuls bekleidet, die bürgerliche Rechtspflege leitete. Aber die völlige Rechtsgleichheit beider Stände konnte nicht verhindert werden. Im Jahre 366 wurde Licinius der erste plebejische Consul, und später gelangte selbst Dictatur, Prätur und Censur an das Volk. §. 40. Krieg mit Veji und den Galliern 366. Wäh- rend dieser Bewegungen im Innern hatte Rom seine Kriege mit den Aequern und Volkskern glücklich beendet. Daun wurde ein Krieg gegen Veji unternommen, der dadurch merkwürdig ist, daß er der erste Win- terfeldzug der Römer war und daß der Sold eingeführt wurde. M. Furius Lange, ieitf. d. Gesch. 2. Stufe. 5. Aufl. 3

15. Alte Geschichte - S. 10

1900 - Breslau : Hirt
10 § 8. Rom als Beherrscherin Italiens. es sich über 7 Hügel erstreckte. Der letzte König, Tarquinius Superbus, herrschte gewaltthätig und grausam. Als sein Sohn an der edlen Lukretia freche Schandthat verübte, Vertrieb das Volk den König und seine Familie, und Rom wurde Republik (510). 2. Mancherlei Kämpfe hatte die junge Republik, an deren Spitze zwei jährlich gewählte Konsuln standen, zu bestehen. Der vertriebene Tarquinius reizte den König Porsena in Etrurien zu einem Kriege gegen Rom. Die Römer wurden geschlagen; als aber das Heer Porsena's mit den Römern über die Tiberbrücke dringen wollte, da verteidigte Horatius Cocles dieselbe, bis sie von den Römern abgebrochen war; schwimmend kam er zu den Seinen. Mucius Seävola schlich sich in das etrnskische Lager, um Porsena zu erdolchen, traf aber den Schreiber desselben. Als man ihm mit martervollem Tode drohte, streckte er seine Rechte in das Feuer eines Kohlenbeckens. Er erschreckte den König dadurch, daß er ihm erzählte, noch viele Römer hätten sich mit ihm verschworen, ihn zu töten, so daß Porsena mit Rom Frieden schloß. 3. Innere Kämpfe. Die Bewohner Roms bestanden ans zwei Ständen, dem Adel, dessen Glieder Patrizier hießen, und freien, aber einflußlosen Plebejern. Aus dem Adel wurden die Konsuln, Priester und Senatoren (Ratsherren) gewählt; er besaß die meisten Ländereien. Die meist ärmeren Plebejer gerieten in Schulden bei den Patriziern, und diese machten ihre Schuldner zu Sklaven oder mißhandelten sie. Die Plebejer waren mit ihrer Lage schon lange unzufrieden. Als daher einst ein verdienter plebejischer Kriegshauptmann dem Schuldturm entfloh, und das Volk blutige Male schwerer Mißhandlung an ihm sah, zog es auf den heiligen Berg, um hier eine eigene Stadt zu gründen. Aber dem'menenius A grippa gelang es, die Plebejer zur Rückkehr zu bewegen, indem er ihnen das Gleichnis von dem Magen und den Gliedern erzählte, die einander ebenso so notwenig brauchten wie die Patrizier und Plebejer. Dem Volke wurden 5 Tribunen gewährt, deren Einrede jeden Senatsbeschluß für nichtig erklären konnte. — Die gewonnenen Rechte verteidigten die Plebejer mit Zähigkeit. Als einst bei einer Hungersnot der Patrizier Coriolan den Vorschlag machte, den Plebejern nur dann Getreide zu spenden, wenn sie auf ihre Rechte verzichten wollten, da wurde er vor ein Volksgericht geladen. Der stolze Römer aber ging lieber in die Verbannung, führte ein feindliches Heer vor Rom und konnte nur durch die strafenden Worte seiner Mutter Veturia zur Umkehr bewogen werden.— Später erlangten die Plebejer geschriebene Gesetze (12 Tafeln). 367 setzten sie es durch, daß einer der beiden Konsuln ein Plebejer sein sollte, und um 300 hatten sie völlige Gleichstellung mit den Patriziern erreicht. 4. Einfall der Gallier. Während dieser Kämpfe im Innern hatten die Römer doch ihre Herrschaft über einen großen Teil Mittelitaliens ausgedehnt. Da traf sie ein harter Schlag. Die Gallier drangen unter Breunus durch Etrurien, das sie unterworfen hatten, auf Rom vor, schlugen die Römer 390 an der Allia und verbrannten die nicht verteidigte Stadt, nachdem sie 80 zurückgebliebene Senatoren erschlagen hatten. Die Burg Roms, das Kapitol, wurde belagert und wäre erobert worden, wenn nicht die der Juno geheiligten Gänse die Besatzung durch ihr Geschrei geweckt hätten. Gegen Zahlung von 1000 Pfund Goldes wurde Breunus zum Abzüge bewogen. Beim Abwägen des Goldes warf Brennus noch fein Schwert in die Wagfchale und rief voll Übermut: „Wehe dem Besiegten!" Durch den herbeieilenden Diktator Camillus wurde Brennus geschlagen. 5. Krieg mit Pyrrhus. Nach Beendigung der inneren Kämpfe brei-

16. Vaterländische Geschichtsbilder - S. 54

1881 - Breslau
— 54 — Der letzte König, Tarquinius der Übermütige, reizte das Volk durch Gewaltthätigkeiten und wurde, als einer seiner Söhne eines der heiligsten Gesetze Roms frevelhaft übertrat, 510 v. Chr. vertrieben (Brutus). ftont als Republik. Die Leitung Roms erhielten zwei Konsuln, welche der Senat alljährlich aus den Patriziern wählte. Die Republik war also in den Händen des Adels; die Plebejer blieben von den Staatsämtern noch ausgeschlossen. Zur Zeit der Not leitete ein Diktator den Staat. Horritius und Müeius. Der entthronte Tarquinius reizte Por-senna, einen König in Italien, zum Kriege gegen Rom. Nur noch die hölzerne Tiberbrücke trennte ihn von der Stadt. Die Römer fliehen; Horatins aber verteidigt die Brücke, bis sie am andern Ende abgebrochen wird. Dann stürzt er sich in den Strom und schwimmt zu den Seinen hinüber. •— Porsemm schloß die Stadt ein. Da drang ein römischer Jüngling, Mucins Scävvla, verkleidet in das feindliche Lager, um den König zu töten. Ergriffen und mit dem Tode bedroht, soll er die Häupter der Verschwörung nennen. Da streckt er die rechte Hand in ein dastehendes Feuerbecken und läßt sie furchtbar aufschwellen. Staunend riß ihn der König vom Feuer hinweg, schenkte ihm die Freiheit und schloß nut den Römern Frieden. Agrippa. Die Plebejer waren unzufrieden, daß sie keine größeren Rechte besaßen nnb die Ärmeren unter ihnen von reichen Patriziern hart bebrängt würden. Grollenb zogen sie 494 aus der Stadt auf bett heiligen Berg. Da sandte der Senat den klugen Agrippa in ihr Lager, welcher sie durch die Erzählung der Fabel vom Magen und den Gliedern zur Rückkehr bewog. Der Senat mußte ihnen jedoch zu ihrem Schutze Tribunen bewilligen, welche späterhin durch ihren Einspruch (Veto) diejenigen Beschlüsse des Senates aufheben durften, welche den Plebejern nachteilig erschienen. Der Kampf um die Volksrechte dauerte gegen 200 Jahre und endete mit der Gleichberechtigung der Stände. Kamillus und die Gallier. Eine große Gefahr erwuchs Rom von außen her durch die Gallier. Diese wilden Horden fielen in Italien ein, wo ihr Anführer Brennns 390 v. Ehr. das römische Heer schlug. Sie zogen nach Rom und belagerten das aus einem steilen Felsen gelegene Kapitol, welches mir durch die Wachsamkeit der heiligen Gänse der Huuo gerettet wurde. Da erschien der zum Diktator ernannte Kamillus mit seinem Heere und vernichtete die Gallier bis aus den letzten Mann. Kamillus erbaute das eingeäscherte Rom von neuem und besiegte noch andere Feinde seiner Vaterstabt. Die Decemvirn. Um dem Mangel geschriebener Gesetze abzuhelfen, würden 3 vornehme Römer beauftragt, die griechischen Gesetze zu ftubiercn. Zehn Männer faßten baraus das römische Landrecht ab und verzeichneten es auf 12 ehernen Tafeln. Als die Decemvirn nach Beendigung ihrer Arbeit den Versuch machten, die Gewalt auf sich zu übertragen und die Plebejer nieberzuhalten, ba würden sie gestürzt; das Zwölf tafelrecht aber blieb.

17. Für den Unterricht in höheren Mittelklassen berechnet - S. 59

1887 - Leipzig : Kesselring
Die ersten Konsuln 509496 vor Chr. 59 Tarquinius wiegelte hierauf (507) Pors ena auf, aber auch dieser vermochte keinen bleibenden Erfolg zu erzielen. Spter (498) bewog er die Latin er, den jungen Freistaat anzugreifen- Als letztere den Kampf begannen, herrschte in Rom Aufruhr und Verwirrung- Denn die in Armut und Not versunkenen Plebejer, welche den Bedrckungen der Patri-cier ausgesetzt waren, weigerten sich, Kriegsdienste zu thun. Es schien ihnen thncht, einen Tyrannen abzuwehren, um hundert zu behalten. In dieser Gefahr schritt der Senat zu einer auerordentlichen Ma- Diktatur reget Er ernannte einen Diktator oder obersten Befehlshaber mit un- 498-umfchrnkter Gewalt und ohne Provokation. Titus Lartius war der erste, welcher diese neue Wrde bekleidete. Ihm gelang es, den Widerstand der Plebejer zu brechen, so da die Feinde den Frieden begehrten. Man bewilligte einen Waffenstillstand auf ein Jahr, und da fo die Ruhe wieder hergestellt war, legte Lartius seine Wrde nieder, und die Konsuln traten wieder in ihr Amt. Als die Zeit des Waffenstillstandes verflossen war, begannen jedoch die Latiner von neuem den Krieg. Und abermals sahen sich die Rmer ge-ntigt, einen Diktator zu whlen: Aulus Postumius. Unter seiner Fhrung kam es im Jahre 496 zur Schlacht am See Regillus. Die Regillus Latiner wurden geschlagen, und Tarquinius sah sich gezwungen, nach Kum 496. zu fliehen, wo er im folgenden Jahre starb (495). brigens durfte die Diktatur gesetzlich nicht lnger als sechs Mo- Amtszeit nate dauern. Gewhnlich jedoch legte der Diktator noch vor Ablauf dieser j168 Zeit sein Amt nieder, wenn das erfllt war, wozu man ihn erwhlt hatte. j0ltta 0t ' Der Diktator wurde in der Regel aus der Reihe der Konsularen genommen. 26. Streit zwischen Patriciern und Plebejern 496 800 vor Chr. 1. Das Vollstribunat 493. ble Stellung der Plebejer. Auszug nach dem Heiligen Berg 494. Einfhrung von Volkstribunen 493. Geregelter Wettstreit zwischen Plebejern und Patriciern. Zwei Plebejische dilen. Verbannung des Koriolan 491. 2. Das De cemvirat 451449. Spurius Kassius486. Wahl der Tribun^ und dilen in den Tribuskomitien 472. (Untergang der Fabier 477). Terentilius Arsa beantragt schriftliche Gesetze 462. Gestaltung von 10 Tribunen 457. Das Decemvirat 451449. Appius Klaudius. Gesetz der Zwlf Tafeln. Bedeutung der Plebescite 448. 3. Das Kriegs tri bunat 444. Erlaubnis der Heiraten zwischen Patriciern und Plebejern 445. Antrag auf Zulassung der Plebejer zum Konsulat. Einfhrung von Kriegstribunen und Censoren 444 und 442. Konsuln oder Kriegstribunen 444 - 367. Eroberung von Veji 396. Die Gallier in Rom 390. Wiederaufbau der Stadt durch Kamil-lus. 4. Endlicher Sieg der Plebejer 366 - 300. Antrge der Tribunen Licinius und Sextius (Erneuerung des Konsulats; das Atfetgesetz). Sextius, erster Plebejischer Konsul 366. Einfhrung der Prtur und Knrulischen dilitt. Ein Plebejer Kurulischer dil 364, Diktator 356, Censor 351 und Prtor 337; Priester 300 (Oberpriester 252). Vllige Gleichstellung. (Opfertod des Markus Kurtius 362). 1. Das Volkstribunat 493. Durch Aufhebung der Knigsregie-rung hatten die Patricier gewonnen, die Plebejer verloren. Letztere waren daher unzufrieden, strubten sich, wie erwhnt, gegen den Kriegsdienst und zogen endlich, da sie sich mit Versprechungen nicht wollten hinhalten lassen, auf den Heiligen Berg (494). Von da kehrten sie nicht eher nach Rom

18. (Griechische, römische, deutsche und brandenburgisch-preußische Geschichte) - S. 31

1861 - Berlin : Gaertner
31 §. 36. Diktatoren und Volkstribunen. In dem Latiner- kriege hatte das durch die Kriege verarmte Volk sich geweigert, Kriegs- dienste zu leisten. Um die daraus entstandenen inneren Zwistigkeiten zu unterdrücken, wählten die Patricier einen Dictator, welcher königliche Gewalt ausübte und Recht über Leben und Tod hatte. Ihm schritten 24 Lictoren voran. Die Dictatur sollte nie länger als sechs Monate dauern. Nachdem die Ruhe in Rom hergestellt war, fingen die Patricier an, gegen die Plebejer überhaupt, namentlich aber gegen die armen, ihnen verschuldeten mit Strenge und Unbarmherzigkeit zu verfahren. Das veranlaßte wiederum die Weigerung zum Kriegsdienste. Die Dictatoren bemühten sich, die Abgaben zu vermindern, konnten aber bei den über- müthigen Patriciern nichts durchsetzen. Da zog das Volk auf den nahe- gelegenen heiligen Berg, wählte sich einen Anführer und verschanzte sich daselbst. Die Vornehmen geriethen darüber in Angst und schickten den verständigen Menenius Agrippn zu ihnen, der dem Volke die Fabel vom Magen, dem die übrigen Glieder den Dienst verweigerten, erzählte. Durch diese Erzählung ließ sich das Volk gegen zugesagte Erleichterung der Abgaben und das Versprechen, sich zwei Volkstribu- nen wählen zu dürfen, zur Rückkehr bewegen. Diese Tribunen mußten zwar die Beschlüsse des Senats vor der Thüre anhören, hatten aber das Recht, dieselben durch das Wort veto ungültig zu machen. Die Macht der Tribunen hob sich mit der Zeit bedeutend. Ihre Zahl stieg von zweien bis zu zehn. Ebenso wurden in dieser Zeit die Aedilerr, Auf- seher der öffentlichen Gebäude und polizeilichen Angelegenheiten, eingeführt. §. 37. Marcius Coriolnnus und die Ackergesetze (490). Die Macht der Tribunen war den Patriciern sehr unwillkommen. Als in Rom eine Hungersnoth entstand, machte der Senator Cnejus Marcius (mit dem Beinamen Coriolanus) den Vorschlag, das aus Sicilien her- beigeschasfte Getreide nur unter der Bedingung dem übermüthigen Volke zu überlassen, daß es auf das Tribunat Verzicht leistete. Allein das Volk forderte deshalb den Coriolanus, als einen Verletzer seines Rechts, vor ein Volksgericht. Coriolan erschien nicht, sondern begab sich zu den Volskern, den Feinden der Rönier, trat dort an die Spitze des Heeres, nahm eine Stadt nach der andern und schlug dann in der Nähe von Rom sein Lager aus. Da römische Gesandte bei ihm die Rückkehr nicht bewirken konnten, erschienen die Mutter, die Gemahlin und die Kinder Coriolans im Lager der Volsker und baten ihn mit Thränen, die Belagerung anfzugeben. Mit den Worten: „O Mutter, Mutter, Rom hast du gerettet, aber ich bin verloren!" entließ er die Seinigen und führte das Heer zurück. Die Volsker sollen ihn deshalb gesteinigt haben. Der fortdauernde Zwiespalt zwischen den Patriciern und Plebejern zeigte sich bei einer ähnlichen Gelegenheit. Eroberte Länder wurden seit

19. Hilfsbuch für den Geschichtsunterricht in Präparandenanstalten - S. 73

1896 - Breslau : Hirt
Kampf der Patricier und Plebejer. 73 Richterstuhl fordern und den Schuldigen zum Tode verurteilen; sie selber waren unverletzlich. b. Koriolanus. (488.) Die Patricier waren eifersüchtig auf dieses Recht des Volkes. Als in Rom eine Hungersnot ausbrach, machte Koriolanus dem Senate den Vorschlag, er solle den Plebejern unentgeltlich Korn liefern, wenn sie ihre Tribunen wieder abschaffen wollten. Dies wurde bekannt und die Tribunen forderten Koriolanus vor ihr Gericht; er aber floh zu den Volskern, forderte sie zum Kriege gegen die Römer auf und führte dann selbst das volskische Heer bis vor Rom, indem er, um Zwietracht zu säen, die Äcker der Plebejer verwüstete, die der Patricier dagegen verschonte. Als nun auch in Rom zwischen Senat und Volk Unruhen entstanden, schickte man eine vornehme Gesandtschaft an ihn ab, die aber unverrichteter Sache heimkehrte. Auch Priester, die, mit allen Zeichen ihrer Würde angethan, zu ihm kamen, richteten nichts aus, obschon er sie mit Ehrerbietung empfing. Da erschienen, so wird erzählt, seine Mutter Veturia, seine Gemahlin Volumnia mit den Kindern und andere römische Frauen im Lager und flehten um Gnade für die Stadt. Als die alte Mutter, das geliebte Weib und die Kinder ihm weinend zu Füßen fielen und die Mutter sich beklagte, daß sie einen Verräter des Vaterlandes geboren habe, da war das rach-süchtige Herz des Sohnes besiegt. Gerührt hob Koriolan sie auf, indem er rief: „Mutter, Rom haft du gerettet, aber deinen Sohn auf ewig verloren!" Er führte das Heer zurück und starb in der Verbannung. c. Zwölftafelgesetz. (451 u. 450.) Die Richterstellen waren bisher nur mit Patriciern, besetzt, die ohne ein geschriebenes Gesetz, nur nach dem Herkommen richteten und sich den Plebejern gegenüber manche Willkür erlaubten; deshalb verlangten diese geschriebene Gesetze. Zuletzt wurden Abgeordnete ausgeschickt, um die griechischen Gesetze in Unteritalien und Griechenland, namentlich in Athen, kennen zu lernen. Nach deren Rückkehr wählte man zehn Männer, Decemvirn aus dem Patricier-stande, übertrug ihnen die höchste Gewalt, indem man vorläufig alle übrigen Ämter aufhob, und beauftragte sie, nach dem Vorbilde der griechischen Gesetze und unter Benutzung der heimischen Satzungen neue, für die Römer passende Gesetze auszuarbeiten. Die am Ende des ersten Jahres fertigen Gesetze wurden in zehn eherne Tafeln eingegraben. Für das folgende Jahr wurden abermals Deeemvirn gewählt, die noch zwei Gesetzestafeln zusammenstellten. Diese zwölf Tafeln wurden auf dem Forum aufgestellt und haben dort viele Jahrhunderte gestanden. Sie enthielten das öffentliche, private und religiöse Recht des römischen Volkes und bilden die Grundlage des später so berühmt gewordenen römischen Rechts. _ Den Decemvirn gefiel die Herrschaft; sie legten dieselbe nach Ablauf ihrer Amtszeit nicht nieder, wodurch sie sowohl Patricier als Plebejer erbitterten. Einer von ihnen, Appius Klaudius, wollte in seinem Übermute sogar einem plebejischen Hauptmann dessen Tochter Virginia entreißen, indem er behauptete, sie sei die Tochter einer seiner

20. Die allgemeine Geschichte für Gymnasien und ähnliche Schulen - S. 101

1844 - Belle-Vue bei Constanz : Verl.- und Sortimentsbuchh.
101 nung gewöhnt. Endlich brach aber den Plebejern dock die Geduld, als die Patricier ihren gerechten Klagen abermals kein Gehör gaben, und sie zogen ins- gesammt auf einen benachbarten Berg, welcher spater der „Fluchberg" (mons sacer) genannt wurde. Hier blieben sie Monate lang im Lager, indem sie Le- bensmittel aus der umliegenden Landschaft holten. Nun war die Verlegenheit an den Patriciern, und sie schickten eine Botschaft auf den Fluckberg und an deren Spitze den klugen Menenius Agrippa. Dieser bewog die Plebejer zur Rückkehr in ihre Vaterstadt und zur Aussöhnung mit den Patriciern. Dock mußten sich diese Bedingungen gefallen lassen, nämlich 1) mußten alle Schuldknechte losgelassen werden, und 2) wurde eine eigene Obrigkeit zur Wah- rung der Rechte der Plebejer errichtet, das Amt der Volkstribunen. Diese waren anfangs nur zwei, später wurden es fünf; sie waren heilig und unverletzlich, wer sich an ihnen vergriff, sollte verflucht sein und dem Gesetze verfallen Die Tribunen hatten das Recht, den Rathsversammlungen beizuwohnen: auf ihren Sitzen an der Thüre hörten sie die Schlüsse, und wenn ihnen diese gegen die Gesetze und die Reckte des Volkes schienen, sprachen sie: veto, (ich verbiete,) und dadurch wurde jeder Schluß ungültig und der Senat gezwungen, denselben vor das Volk zu bringen. Nun hatten die Plebejer einmal ihre Sprecher, und man kann sich wohl vorstellen, daß sich diese alle Mühe gaben, den Plebejern noch mehr Rechte zu erringen, was ihnen auch im Laufe der Zeit gelang, trotz des hartnäckigen und listigen Widerstandes der Patricier. Coriolanus Bald nach Einsetzung der Volkstribunen litt die Stadt sehr durch Hun- qersnoth und Seuchen, und der Senat mußte in Sicilien und Etrurien Getreide aufkaufen lassen. Da sagte ein stolzer Patricier, C. Marcius, als Eroberer der volscischen Stadt Corioli, Coriolanus genannt: wenn die Plebejer von den Patriciern Brod haben wollen, so sollen sie ihre Tribunen fortschicken, welche den Senat nur hindern und in der Stadt Unruhen stiften. Das ließen sich die Tribunen nicht gefallen, und sie verklagten den übermüthigen Patricier vor dem Volksgerichte auf Leben und Tod. Vergebens suchten die Patricier durch Dro- bungen und Birten ein solches Gericht zu Hintertreiben; Tribunen und Tu^if wollten nicht ungestraft gehöhnt sein. Coriolanus entwick zu den Vols-