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1. Lesebuch für Volksschulen - S. 186

1877 - Ruhrort : Selbstverl. W. Ricken und C. Schüler
186 da dieselben gar kein Ende nehmen wollten, hatten die drei mächtigen Nachbarn, Rußland, Oestreich und Preußen, Stücke weggenommen und ihrem Pändergebiete einverleibt. Jetzt fand die zweite Theilung Polens statt, und später, 1795, wurde noch der Rest getheilt, so daß dieses Land, das einst über 1ls,000 Quadrat- meilen betrug, aus der Reihe der Staaten verschwand. Friedrich Wilhelm Iii., der Gerechte. (1797—1840.) 53. Preußens Fall. Noch hatte Preußen Frieden, als Friedrw' Wilhelm den Thron bestieg, aber rings umher war Kriegsgetümmel. Oestreich, England und Rußland stritten fortwährend mit Frankreich, und es wollte ihnen nicht gelingen, dies gährende Reich zur Ruhe zu bringen. Es war aber in diesem Lande ein großer Kriegsheld aufgekommen, der in der Geschichte wenige seines Gleichen hat: Napoleon Vonaparte, eines Advokaten Sohn von Corsika. Der bän- digte nicht nur die Revolution in Frankreich, sondern erfocht auch, namentlich in Italien, Sieg auf Sieg. Dadurch erlangte er ein solches Ansehen, daß ihn das Volk 1804 zum Kaiser der Franzosen wählte. Dieser eroberungssüch- tige, ehrgeizige Mann ließ nur zu deutlich durchblicken, daß er die Absicht habe, alle Reiche in Europa erst zu schwächen und dann sich zu unterwerfen. Unser König suchte alles sorgfältig zu vermeiden, was ihn hätte mit Napoleon in Krieg verwickeln können, und es bestand auch scheinbar zwischen Frankreich und Preußen Friede; aber auf die Dauer sollte auch Preußen dem Kriege nicht theilnahmlos zusehen. Napoleon überschritt 1805 den Rhein und zog, ohne anzufragen, durch die preußischen Fürstenthümer Ansbach und Baireuth, um Oestreich anzugreifen. Entrüstet Uber diese Anmaßung erlaubte nun auch der König den Russen, durch Schlesien zum Kampfe zu ziehen, und schloß mit dem russischen Kaiser Alexander einen Bund gegen Frankreich, dem auch Oestreich beitrat. Noch suchte Friedrich Wilhelm den Frieden zu erhalten, aber der stolze Korse trieb es mit seinen Beleidigungen gegen Preußen so weit, daß der edle König die Schmach und Ungerechtigkeit nicht länger ertragen konnte und ihm 1806 den Krieg erklärte. Mit Jubel wurde diese Kriegserklärung im ganzen Lande aufgenommen. Die Armee des Königs jauchzte, daß sie nun endlich gegen den übermüthigen Herrscher Frankreichs das Schwert ziehen durfte, und träumte nur von Sieg. Das preußische Herr sammelte sich an der Nordseite des Thüringerwaldes unter dem Oberbefehl des 72 jährigen Herzogs von Braunschweig. Noch ehe die Schlacht gewagt wurde, gelang es Napoleon, das Heer der Preußen zu theilen. Beide Theile desselben, wovon der eine bei Zena unter dem Prinzen von Hohenlohe und der andere bei Aucrstädt unter dem Herzoge von Braunschweig stand, wurde zu gleicher Zeit am 14. Oktober 1806 ange- griffen, völlig besiegt und zersprengt. Ueber 50,000 Mann verlor der König an diesem Unglückstage. An die Stelle der früheren Kampfeslust trat sofort eine Muthlosigkeit, die wie eine ansteckende Krankheit um sich griff. Die ein- zelnen Heerhaufen zogen sich eiligst und nicht in der besten Ordnung über die Elbe und die Oder zurück, viele erlitten hier und dort eine Niederlage, oder mußten sich dem Feinde unter harten Bedingungen ergeben. Vielleicht hätte alles noch eine bessere Wendung genommen, wenn nur die Befehlshaber in den Festungen sich wacker gehalten hätten. Aber die Festungen Erfurt, Span- dau und Stettin übergaben sich dem Feinde bei der ersten Aufforderung: Magdeburg, das mit einer starken Besatzung versehen war, siel nach kurzer Belagerung; der Commandant von Küstrin aber wartete gar nicht die Be- lagerung ab, sondern ging den Feinden entgegen und unterhandelte mit ihnen vor der Stadt wegen Üebergabe der Festung, er, der noch wenige Tage zuvor gegen den König geprahlt hatte, er weide sich so lange vertheidigen, bis ihm das Schnupftuch in der Tasche brenne.

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1. Brandenburg - S. 42

1889 - Leipzig : Ed. Peters Verl.
42 Fig. 22. Friedrich Wilhelm Iii. Österreich, Rußland und England gegen ihn, um ihn zur Ordnung zurück- zuführen, aber in der Schlacht bei Austerlitz 1805 (Dreikaiserschlacht) wurden die Russen und Österreicher geschlagen. Österreich mußte Tyrol und Venedig abtreten. Franz Ii. legte 1806 die deutsche Kaiserwürde nieder, da viele deutsche Fürsten sich mit Napoleon verban- den. Rheinbund. Weil Friedrich Wilhelm Iii. dem Rheinbund nicht beitrat und einen nordischen Bund gegen Napoleon stiften wollte, darum rüstete Frankreich gegen ihn. Napoleon beleidigte den König auf jede mögliche Weise, bis dieser ihm zuletzt den Krieg erklärte. 2. Der unglückliche Krieg für Preußen, von 1806—7. 1806. Friedrich Wilhelm hatte seine mit großer Siegesgewißheit erfüllten Heere gerüstet und war den Franzosen entgegen ge- zogen. Auch die Sachsen und Russen hatten sich mit ihm verbunden. Der Oberbefehl über das preußische Heer führte der 72jährige Herzog Ferdinand von Braunschweig. Napoleon war unterdessen mit seinen Scharen herangezogen und stand in Thüringen. Schon gleich das erste Zusammentreffen der Preußen mit den Franzosen fiel unglücklich für die ersteren aus. Der tapfere Prinz Ludwig Ferdinand griff mit der Vorhut des preußischen Heeres die Franzosen an, wurde aber (10/10.) bei Saalfeld geschlagen und fiel selbst. Das preußische Hauptheer war in zwei Haufen geteilt. Den einen führte Ferdinand v. Braunschweig, den andern der Prinz v. Hohenlohe an. Napoleon griff beide Heere am 14. Okto- der 1806 in der Doppelschlacht bei Jena und Auerstädt an, die an beiden Orten unglücklich für Preußen ausfiel. An Stelle der früheren Kampfeslust trat jetzt große Mutlosigkeit. Ganz aufgelöst floh das preußische Heer. Die Trümmer desselben sammelten sich erst hinter der Weichsel, wo auch schon die russischen Heere standen. Die meisten Festungen wurden von ihren verräterischen Kommandanten den Franzosen übergeben (nicht so Graudenz, Kolberg, Pillau), und so konnte Napoleon schon Ende Oktober in Berlin einrücken. Er durcheilte schnell fast das ganze Land und bezog ein festes Lager hinter der Weichsel. — 1807. Die Königliche Familie wohnte jetzt in Königsberg, später in Memel. Der preußische General Lestocq vereinigte die Überbleibsel des geschlagenen Heeres mit den Russen unter Benningsen. Die Ver- bündeten wollten Königsberg nicht so leicht in die Hände der Feinde fallen lassen, und es kam am 7. und 8. Februar 1807 zu der furchtbar blutigen Schlacht bei Pr. Eylau, in der es den Preußen und Russen trotz der größten Tapferkeit nicht gelang, die Franzosen entscheidend zu schlagen. Diese zogen sich nur auf einige Wochen hinter die Passarge zurück, drangen dann wieder vor und schlugen die Preußen und Russen am 14. Juni bei Friedland a. d. Alle. Dieser Sieg Napoleons entschied über Preußen. Am 9. Juli kam der Frieden zu Tilsit zu stände. Preußen mußte alle Besitzungen zwischen Rhein und Elbe, ganz Süd- und Neuostpreußen abtreten. Die erstern vereinigte Napoleon zum Königreich Westfalen. Die letztern erhielt das von Preußen abgefallene und von Napoleon zum Königreiche erhobene Sachsen. Preu- ßen behielt nur noch 4 Millionen Einwohner. Außer der schon erhobenen Milliarde Mark Kriegssteuer mußte Preußen noch 120 Millionen Mark Entschädigung zahlen. So lange diese nicht aufgebracht waren, blieben Franzosen im Lande. Der König durfte nicht mehr als 42 000 Soldaten halten, von denen Napoleon in jedem Kriege 1¡3 zu Hilfe kommen sollten. Napoleon frohlockte. „Wie konnten Sie es wagen, mit mir

2. Realienbuch - S. 42

1895 - Leipzig : Ed. Peters Verl.
Friedrich Wilhelm Hi. 42 Österreich, Rußland und England gegen ihn, um ihn zur Ordnung zurück- zuführen, aber in der Schlacht bei Austerlitz 1805 (Dreikaiserschlacht) wurden die Russen und Österreicher geschlagen. Österreich mußte Tyrol und Venedig abtreten. Franz Ii. legte 1806 die deutsche Kaiserwürde nieder, da viele deutsche Fürsten sich mit Napoleon verban- den. Rheinbund. Weil Friedrich Wilhelm Iii. dem Rheinbund nicht beitrat und einen nordischen Bund gegen Napoleon stiften wollte, darum rüstete Frankreich gegen ihn. Napoleon beleidigte den König auf jede mögliche Weise, bis dieser ihm zuletzt den Krieg erklärte. 2. Der unglückliche Krieg für Preußen, von 1806—7. 1806. Friedrich Wilhelm hatte seine mit großer Siegesgewißheit erfüllten Heere gerüstet und war den Franzosen entgegen ge- zogen. Auch die Sachsen und Russen hatten sich mit ihm verbunden. Der Oberbefehl über das preußische Heer führte der 72 jährige Herzog Ferdinand von Braunschweig. Napoleon war unterdessen mit seinen Scharen herangezogen und standinthüringen. Schon gleich das erste Zusammentreffen der Preußen mit den Franzosen fiel unglücklich für die ersteren aus. Der tapfere Prinz Ludwig Ferdinand griff mit der Vorhut des preußischen Heeres die Franzosen an, wurde aber (10/10.) bei Saalfeld geschlagen und fiel selbst. Das preußische Hauptheer war in zwei Haufen geteilt. Den einen führte Ferdinand v. Braunschweig, den andern der Prinz v. Hohenlohe an. Napoleon griff beide Heere am 14. Okto- der 1806 in der Doppelschlacht bei Jena und Auerstädt an, die an beiden Orten unglücklich für Preußen ausfiel. An Stelle der früheren Kampfeslust trat jetzt große Mutlosigkeit. Ganz aufgelöst floh das preußische Heer. Die Trümmer desselben sammelten sich erst hinter der Weichsel, wo auch schon die russischen Heere standen. Die meisten Festungen wurden von ihren verräterischen Kommandanten den Franzosen übergeben (nicht so Graudenz, Kolberg, Pillau), und so konnte Napoleon schon Ende Oktober in Berlin einrücken. Er durcheilte schnell fast das ganze Land und bezog ein festes Lager hinter der Weichsel. — 1807. Die Königliche Familie wohnte jetzt in Königsberg, später in Memel. Der preußische General Lestocq vereinigte die Überbleibsel des geschlagenen Heeres mit den Russen unter Beuningsen. Die Ver- bündeten wollten Königsberg nicht so leicht in die Hände der Feinde fallen lassen, und es kam am 7. und 8. Februar 1807 zu der furchtbar blutigen Schlacht bei Pr. Eylau, in der es den Preußen und Russen trotz der größten Tapferkeit nicht gelang, die Franzosen entscheidend zu schlagen. Diese zogen sich nur aus einige Wochen hinter die Paffarge zurück, drangen dann wieder vor und schlugen die Preußen und Russen am 14. Juni bei Friedland a. d. Alle. Dieser Sieg Napoleons entschied über Preußen. Am 9. Juli kam der Frieden zu Tilsit zu stände. Preußen mußte alle Besitzungen zwischen Rhein und Elbe, ganz Süd- und Neuostpreußen abtreten. Die erstern vereinigte Napoleon zum Königreich Westfalen. Die letztern erhielt das von Preußen abgefallene und von Napoleon zum Königreiche erhobene Sachsen. Preu- ßen behielt nur noch 4 Millionen Einwohner. Außer der schon erhobenen Milliarde Mark Kriegssteuer mußte Preußen noch 120 Millionen Mark Entschädigung zahlen. So lange diese nicht aufgebracht waren, blieben Franzosen im Lande. Der König durfte nicht mehr als 42 000 Soldaten halten, von denen Napoleon in jedem Kriege */, zu Hilfe kommen sollten. Napoleon frohlockte. „Wie konnten Sie cs wagen, mit mir

3. Teil 2 - S. 25

1890 - Breslau : Goerlich
25 ---------------------------------------------- n Alter von 26 Jahren war er General und erfocht viele Siege in Italien. Dann besiegte er Österreich und unternahm einen Feldzug nach Ägypten. Als er von hier nach Paris zurückgekehrt war, stürzte er die bisherige Regierung und machte sich zunächst zum ersten Konsul, 1804 zum Kaiser der Franzosen. Napoleon hatte einen Teil der an Frankreich grenzenden Länder unterworfen und seinem Reiche einverleibt; England, Rußland, Österreich und Schweden verbanden sich daher, um dem weiteren Fortschreiten der französischen Herrschaft Einhalt zu thun. Auch Preußen suchten sie zum Anschlüsse zu bewegen, während Napoleon es auf seine Seite ziehen wollte. Friedrich Wilhelm Iii. aber wollte den Krieg vermeiden und erklärte sich für keine der beiden kriegführenden Parteien; er blieb neutral. Im Dezember 1805 besiegte Napoleon die verbündeten, Österreicher und Russen in der sogenannten Dreikaiserschlachl bei Austerlitz, und Österreich mußte Frieden schließen. Napoleon stiftete 1806 den Rheinbund, durch welchen ein großer Teil der süddeutschen Staaten sich von Deutschland lossagte und unter französische Herrschaft stellte. Somit war die deutsche Einheit zerstört und der deutsche Kaiser legte daher 1806 die deutsche Kaiserkrone nieder und nannte sich Kaiser von Österreich. Von allen großen Staaten Europas war nur Preußen von Napoleon nicht bekämpft worden. Da aber Friedrich Wilhelm Iii. ein Bündnis mit ihm ablehnte, beleidigte Napoleon den König auss tiesste, der nun, weil Napoleon alle Gegenvorstellungen nur verachtete, sich genötigt sah, den Krieg zu erklären. 23. Der Krieg tmn 1806/7 und seine Aolgen. Napoleon zog mit großer Schnelligkeit gegen die preußischen Grenzen. Im preußischen Heere dachten viele, die Franzosen von Roßbach vor sich zu haben, und waren voll Siegeszuversicht. Bald aber zeigte es sich, wie sehr sie sich getäuscht hatten. hausen gegen die Preußen, die bei Zena und Auerstädt standen. Am 14. Oktober 1806 kam es zur Schlacht. Die preußischen Soldaten fochten tapfer, aber ihnen fehlte die vortreffliche Leitung und die Kriegsübung, welche dem französischen Heere schon so viele Siege verschafft hatten. Der Oberfeldherr der preußischen Armee, der 71jährige Herzog von Braunschweig, wurde bald am Anfange der Schlacht tödlich verwundet, Verwirrung zeigte sich in den Reihen der Preußen. Nun stürzte sich die feindliche Reiterei auf das preußische Heer, das sich bald in einzelne Haufen auslöste, die in ungeordneter Flucht ihr Heil suchten. Leider war ein Sammelplatz für den Rückzug nicht festgesetzt worden. So kam es, daß die Fliehenden sich nach allen Richtungen zerstreuten und mit leichter Mühe von den Franzosen überwältigt wurden. Mit unglaublicher Schnelligkeit ergossen sich nun die Feinde über das Land; schon 10 Tage nach der Schlacht bei Jena war Napoleon in Potsdam. Die preußischen Festungen, die meist unter alten und unfähigen Befehlshabern standen, wurden meist ohne oder nur nach kurzer Verteidigung übergeben. Überall hausten die Feinde mit größtem Übermute. Die Städte mußten ungeheuere Summen zahlen, das Landvolk wurde durch die feindliche Einquartierung ausgesogen, und das ganze Land litt unter schwerem Drucke. Doch auch in dieser trüben Zeit fehlte es nicht an Beispielen des Mutes und der Vaterlandsliebe. Blücher hatte mit seiner Heeresabteilnng aufs tapferste gekämpft; die Franzosen trieben ihn bis an die Ostsee. In Lübeck

4. Geschichte der Neuzeit - S. 117

1892 - München [u.a.] : Franz
Napoleons Krieg mit Preußen und Rußland. 117 land freigeben, einen norddeutschen Bund errichten lassen und Wesel räumen. Während in Berlin noch die Antwort auf das Ultimatum erwartet wurde, hatte Napoleon schon seine Truppen nach Franken geworfen und konzentrierte sie um Bamberg. Nun schloß Preußen mit dem Kurfürstentum Sachsen ein Bündnis, dem sich auch das kleine Weimar anschloß, und ließ seine Truppen nach Thüringen vorrücken. Wieder führte der gealterte Herzog von Braun schweig den Oberbefehl. Die Franzosen drangen in Thüringen ein und warfen die Vorhut der preußischen Streitmacht bei Saalfeld zurück, wo Prinz Ludwig Ferdinand fiel. Darauf wurden die zwei Teile, in welchen das Hanptheer aufgestellt war, unter Dohenlohe von Napoleon bei Jena und unter dem Herzog von Braunschweig von Davoust bei Auerstüdt vollständig besiegt. Als die Schlacht schon entschieden war, wurde der Herzog von einer Kugel tödlich verwundet. Der Rückzug artete in die regelloseste Flucht ans, auf der sich ganze Heeresabteilungen dem nachsetzenden Feinde ergaben. Nachdem so die Unfähigkeit der preußischen Heer-führuug offenkundig geworden, lösten Sachsen und Weimar ihr Bündnis mit Preußen und fanden dadurch bei Napoleon Gnade. Dieser zog rasch nach Berlin, von wo der Hof nach Ostpreußen flüchtete. In Berlin suchte Napoleon das verhaßte England zu treffen, indem er durch die Kontinentalsperre allen von ihm abhängigen Reichen jeden Verkehr mit diesem Handelsstädte untersagte. Zugleich begann er die staatlichen Verhältnisse Norddeutschlands umzugestalten. Braunschweig, dessen Herzog als preußischer Feldherr, sowie Hessen-Kassel, dessen Kurfürst durch den Versuch neutral zu bleiben, Napoleons Zorn auf sich gezogen, verschwanben aus der Reihe der Staaten. Dagegen wurden Weimar und Sachsen in den Rheinbunb aufgenommen und letzteres noch Ende 1806 zum Königreich erhoben. Saalfeld. Jena und Auerstädt. Napoleon in Berlin. Kontinental- sperre. Brannschweig und Hessen-Kassel. Königreich Sachsen 1806. Preußische Festungen. Blücher bei Ratkau. Der Krieg gegen Preußen hatte inzwischen feinen Fortgang genommen. Währenb Friedrich Wilhelm mit seiner Familie nach Ostpreußen flüchtete, übergaben feine Generäle die zersprengten Truppenteile und die Festungen, die unter ihren Befehlen stauben. Nur Blücher, der sich mit feinem Corps bis nach Lübeck burch-gefchlagen hatte, und nach verzweifeltem Kampfe erst kapitulierte, als er „kein Brot und keine Munition" mehr hatte, sowie die Festungen Kolberg (unter Gneisenau) und Graubenz (unter Sourbiere) machten eine rühmliche Ausnahme. Unterbeffen hatte Friedrich Wilhelm Iil, nachdem Napoleon seine Friedensanträge zurückgewiesen, von Rußland Hilfe erhalten und mit England durch Verzichtleistung auf Rußlands Ein-Hanuvver Anfang 1807 Frieden geschlossen. Dagegen ries Napoleon tritt in den durch eine Proklamation die Polen zum Aufstaut», die durch Frei- Krieg 1807. willige feine Truppen verstärkten. So entbrannte der Krieg anfangs

5. Kurs. I. u. II. für die Oberklassen gehobener Volksschulen und für die Unter- und Mittelstufe des Geschichtsunterrichts in Bürgerschulen - S. 89

1883 - Leipzig : Peter
89 zum Herzoge von Cleve und Berg, den Marschall und Kriegsminister Berthier zum Fürsten von Neufchatel. Um Deutschlands Macht vollständig zu vernichten, stiftete Napoleon 1806 den Rheinbund, dem 16 süddeutsche Staaten angehörten, welche den Kaiser von Frankreich als ihren Beschützer anerkannten. Das -deutsche Kaiserreich war dadurch aufgelöst. Franz Ii. legte die deutsche Kaiserkrone nieder und führte fortan als ^ Franz I. nur den Titel Kaiser von Östreich. ' Preußen hatte sich bisher am Kriege gegen Frankreich niw beteiligt; trotzdem widerfuhr dem Könige Friedrich Wilhelm Iii. durch Napoleon eine rücksichtslose, beleidigende Behandlung. Er schloß mit Rußland und Sachsen ein Bündnis gegen den übermütigen Eroberer und erklärte 1806 an Frankreich den Krieg. Napoleon besiegte die Preußen in der Doppelschlacht bei Jena und Auerstädt am 14. Oktober 1806 und drang dann unaufhaltsam bis Ostpreußen vor. Das preußische Heer vereinigte sich hinter der Weichsel mit dem russischen. Die mörderische Schlacht bei Eylau (südlich von Königsberg) am 7. und 8. Februar 1807 blieb unentschieden; aber bei Friedland (östlich von Eylau) gewann Napoleon am 14. Juni 1807 einen vollständigen Sieg, infolge dessen am 7. und 9. Juli der Friede zu Tilsit geschlossen wurde. Preußen verlor durch denselben die Hälfte seines Gebietes. Der Kurfürst Friedrich August (Iii.) von Sachsen, der im Jahre 1806 nach der Schlacht bei Jena und Auerstädt dem Rheinbünde beigetreten und dafür von Napoleon zum Könige von Sachsen erhoben war, bekam die preußisch-polnischen Ländergebiete (als Herzogtum Warschau). Aus den preußischen Besitzungen im Westen der Elbe, Hannover, Braunschweig und Hessen-Kassel bildete Napoleon das Königreich Westfalen für seinen Bruder Jerome (Hieronymus). Napoleon, der jetzt auf dem Gipfel seiner Macht stand, wollte auch die Pyrenäische Halbinsel unterwerfen. Im Jahre 1806 hatte er, um den Wohlstand der Engländer zu vernichten, von Berlin aus die Kontinentalsperre angeordnet, wodurch aller Handelsverkehr zwischen England und dem europäischen Festlande verboten wurde. Nach und nach schlossen sich fast alle Staaten dieser unsinnigen Maßregel an, zuletzt Dänemark und Rußland. Da der König von Portugal den Beitritt verweigerte, wurde er mit seiner Familie vertrieben und sein Land von Franzosen besetzt. In Spanien hatte Napoleon harte Kämpfe zu bestehen; die Unterwerfung des Landes gelang ihm nicht. Während Napoleon den Krieg in Spanien führte, rüstete sich Ostreich mit aller Macht zum Kampfe gegen ihn. Im Jahre 1809 erklärte der Kaiser Franz an Frankreich den Krieg. Napoleon kam aus Spanien zurück. Mit einem zum größten Teile aus deutschen Truppen bestehenden Heere zog er gegen die Ostreicher, drängte sie nach mehreren Gefechten aus Baiern über die Donau nach Böhmen und nahm zum zweiten Male Wien. Der Erzherzog Karl schlug zwar die Franzosen in der blutigen Schlacht bei Aspern und Eßling (auf dem Marchfelde); aber Napoleon gewann (am 5. und 6. Juli 1809) einen glänzenden Sieg bei Wagram, der den Krieg beendete. Im Frieden zu Wien (am 14. Oktober 1809) verlor Franz einen großen Teil seines Landgebietes und trat dem Kontinentalsysteme bei. Ver^xmck hatte sich Kaiser Franz vor dem Beginne dieses Krieges bemüht, das deutsche Volk und besonders Preußen zu einer allgemeinen Erhebung gegen den französischen Gewalthaber zu bewegen; nur die Tyroler ergriffen für das östreichische Herrscherhaus die Waffen und sagten die Baiern und Franzosen aus ihrem Lande. Auch nach dem Wiener Frieden kämpften sie heldenmütig weiter, mußten jedoch bald der Übermacht unterliegen. Ihr tapferer Anführer, der Sandwirt

6. Das Mittelalter und die Neuzeit - S. 149

1895 - Leipzig : Voigtländer
149 - 91. (150.) ^ . Preuens Erniedrigung und innere Neugestaltung. 1. Friedrich Wilhelm Iii. 1797-1840. In Preußen starb 1797 Friedrich Wilhelm Il, und es folgte ihm sein Sohn Friedrich Wil- Helm Iii. 17971840. Er war vermhlt mit Luise von Mecklenburg- f t > -Strelitz, einer der edelsten Frauen, die je die Knigskrone getragen. In; Genu des schnsten Familienglckes und von Natur friedliebend, wnschte -' *-> der König vor allem, sich auch fernerhin des Friedens erfreuen zu knnen. , . Daher mied er mglichst lange jeden Streit mit Frankreich. So verharrte' > -Preußen in seiner unheilvollen Trennung von den gegen Frankreich ver-bndeten Staaten, und wurde dennoch von Napoleon rcksichtslos behandelt. Seit der Stiftung des Rheinbundes gab sich in der Hauptstadt Berlin und vornehmlich im preuischen Heere eine lebhafte Stimmung fr den Krieg" kund, und als Napoleon die Zurckziehung seiner Truppen aus Deutschland verweigerte, erklrte ihm Preußen den Krieg (Oktober 1806). 2. Krieg Preuens gegen Napoleon 18061807. In Thringen stieen die beiden feindlichen Heere aufeinander. Nach einem Gefecht bei Saalfeld, in welchem der preuische Prinz Louis Ferdinand fiel, wurden die Preußen unter der Anfhrung des Herzogs von Braun-schweig und des Fürsten Hohenlohe in der Doppelschlacht bei Jena und Auerstdt, 14. Oktober 1806, vollstndig geschlagen. Die wichtigsten 1806 preuischen Festungen, unter ihnen auch Magdeburg, ergaben sich fast ohne Widerstand dem Feinde; nur Graudenz (unter Courbire) und Kolberg (von <neifenau, Schill und Nettelbeck verteidigt) hielten sich tapfer. Napoleon zog (am 27. Oktober) in Berlin ein; die preuische Knigsfamilie flchtete nach Knigsberg und weiter nach Memel. Der greise Herzog von Braunschweig, der erblindet in Ottensen bei Hamburg starb, und der Kurfürst von Hessen verloren ihre Lnder. Der Kurfürst von Sachsen, bisher mit Preußen ver-bndet, trat dem Rheinbunde bei und erhielt die Knigswrde. Nun griff Rußland, mit Preußen verbndet, in den Kampf ein; das preuische Polen aber schlo sich Napoleon an, der jetzt bis nach Ostpreuen vordrang. Hier lieferte er dem russischen General Bennigsen die blutige Schlacht bei Preuisch-Eylau (7. und 8. Februar 1807), die erste, welche der Sieggewohnte nicht gewann. Nach viermonatiger Waffenruhe erfocht daraus Napoleon den Sieg bei Friedland (14. Juni) und zwang hierdurch Rußland und Preußen zum Frieden von Tilsit (7. und 9. Juli 1807). Der 1807 König von Preußen verlor die Hlfte seiner Lnder, nmlich a. die ehemals polnischen Gebiete Sdpreuen und Neuostpreuen, welche als Herzogtum Warschau an den König von Sachsen fielen; b. die preui-

7. Deutsches Lesebuch für die oberen Abtheilungen ein- und mehrklassiger Elementarschulen in der Stadt und auf dem Lande - S. 350

1853 - Frankfurt : Trowitzsch
350 unser König Mörs, Lingen und Geldern; aber er bekam dafür das Fürstenthum Htldesherm und Paderborn, die Reichsstädte Goslar, Mühlhausen und Nordhausen, so wie das Gebiet von Erfurt und noch mehrere Landes- theile, im Ganzen an 241 Qmeilen mit 600000 Einwohnern, und damit konnte er zufrieden sein. Napoleon war aber mit seinem Glükk und Ruhm noch nicht zufrieden. Im Jahre 1804 (b. 24. Dez.) ließ er sich zum Kaiser der Franzosen krönen. Obgleich er dadurch nun die höchste irdische Größe erreicht hatte, so war er doch nicht ruhig, sondern zog ohne Recht und Ursach Länder ein, wo er konnte, und verübte Gewaltthätigkeiten, wie es ihm beliebte. Dies w»llten Rußland, England und Oestreich nicht länger dulden; sie verbanden sich, um die Franzosen mit den Waffen zur Ordnung zu bringen. Jeder wollte nun Preußen zum Bundesgenossen haben. Napoleon that große Versprechungen; doch unser edler König verachtete den ungerechten Eroberer und wies seine Anträge zurükk. Das nahm aber der französische Kaiser sehr übel, und von dieser Zeit an haßte er unsern geliebten Friedrich Wilhelm und unser Vaterland, und benutzte jede Gelegenheit, um Preußen zu kränken. Ohne erst Anfrage zu thun, ließ er seine Kriegshecre durch preußische Länder marschiren, um die Russen und Oestreicher an der Dona» zu überraschen, und als unser König sehr ernst darüber redete, that er, als ob ihm solche Dinge Niemand wehren könne. Dies konnte Friedrich Wilhelm nicht gleichgültig hinnehmen. Er verband sich (5, Nov. 1805) mit dem Kaiser Alexander I. von Rußland, versuchte jedoch, bevor er zu den Waffen griff, den Weg der Unterhandlung. Mittlerweile waren die Oestreicher (17. Oktober 1805) bei Ulm besiegt worden, und bald darauf (2. Dezember 1805) geschah die blutige Schlacht bei Austerlitz, wo die beiden Kaiser Franz Ii. und Alexander I. eine furchtbare Niederlage erlitten. Oestreich schloß Friede (26. Dez. 1805). Die Russen zogen sich zurükk und Preußen ging mil dem stolzen Sieger einen Vergleich ein, wonach es die Länder Anspach und Baireuth an Baier», Kleve, Neuschatcl und die Festung Wesel an Frankreich abtrat, und dafür Hannover erhielt. Als aber Napoleon ohne Vorwissen unseres Königs den Engländern Hannover wieder anbot: da konnte der edle Friedrich Wilhelm sein Schwert nicht mehr länger in der Scheide lassen. Er verband sich mit Rußland und Sachsen, erklärte Frankreich den Krieg und eröffnete denselben am 8. Oktober 1806. Der 72jährige Herzog von Braunschweig führte die preußischen Krieger in den Kampf. Der König und die Königin waren selbst bei den Schaaren. Napoleon, an der Spitze seines Heeres, eilte den Preußen entgegen und besiegte sie in den Gefechten bei Schlei; (v. Okt.) und bei Saatfeld (10. Okt.), woselbst der tapfere Prinz Ludwig von Preußen kämpfend fürs Vaterland starb. Am 14. Okt. 1806 entbrannte die Doppelschlacht bei Jena und Auer st ä dt. Ach, sie fiel sehr unglükklich für unsern König aus. Die ganze preußische Armee wurde auseinander gesprengt. Der Eine lief hierhin, der Andere dorthin. Die Haufen, welche eilends nach Berlin zu zogen, wurden eingeholt und mußten sich ergeben. Die wichtigsten Festungen: Erfurt, Spandau, Stettin, Küftrin, Magdeburg und Glogau wurden von feigen oder verrätherischen Kommandanten ohne Schwert- streich übergeben. Nur der tapfere General Blücher vertheidigte Lübekk, bis weder Pulver, noch Blei, noch Lebensmittel für Menschen und Vieh mehr vorhanden waren. Da erst gab er sich gefangen. Der König und die Königin mußten bis nach Königsberg i. Pr. fliehen. Ach, die gute Landesmutter bekam auf der Flucht das Nervenfieber und mußte mitten in der schweren Krankheit oft in den Wagen gelegt und weiter gefahren werden, damit sic nicht den Franzosen in die Hände falle. ' Aber sie duldete, wie eine Christin, und Gott, der Herr, erhielt sie in ihrem Elende und gab ihr. Genesung. Am 27. Oktober zog Napoleon schon in Berlin ein, nahm alles

8. Nr. 16 - S. 63

1911 - Breslau : Hirt
I Geschichte. 68 machen. Im Bunde mit Rußland erklärte der König zur allgemeinen Freude des Volkes im August 1806 an Frankreich den Krieg. b) Jena und Auerstädt. Es war ein ungleicher Kampf, der nun be- gann. Die Heere Rußlands standen noch weit entfernt. Österreich und England verhielten sich neutral. Im Herbst 1806 konnten nur 100000 Mann ins Feld geführt werden. Sie waren mangelhaft gerüstet und gewöhnt, nur in geschlossenen Massen Zu kämpfen. An ihrer Spitze standet: zum größten Teil alte Feldherren, die den Anstrengungen des Krieges nicht ge- wachsen waren und die neue Kriegskunst Napoleons nicht kannten. Dieser dagegen drang schnell mit 220000 Mann vor und besetzte die Pässe des Thüringer Waldes. Sein Heer war im Kampfe erprobt und au Sieg ge- wöhnt. Bei Saatfeld in Thüringen stieß Prinz Louis Ferdinand auf den übermächtigen Feind und starb den Heldentod. Den Oberbefehl über das preußische Heer führte der 71jährige Herzog Ferdinand von Braunschweig. Er teilte es in zwei Abteilungen, von denen die eine bei Jena, die andre bei Auerstädt Aufstellung nahm. Am 14. Oktober 1806 wurden beide Heere trotz der tapfersten Gegenwehr gänzlich geschlagen. Als die Trümmer der besiegten Truppen auf dem Rückzüge zusammentrafen, hörte jede Ord- nung aus. Der Rückzug wurde zur Flucht. Der König wollte Napoleon zum Frieden bewegen; doch dieser ging nicht darauf ein, weil er seinen Sieg voll ausnutzen wollte. o) Tage der Schmach. Nun folgten für Preußen Tage tiefster Schmach. Das Heer des Fürsten von Hohenlohe wurde eingeholt und ergab sich ohne Kampf. Nur der General Bliicher rettete die preußische Waffenehre. Er entwich bis in die Nähe von Lübeck und ergab sich erst, als es ihm an Schießbedarf und Mundvorrat fehlte. Die Befehlshaber der meisten Festungen öffneten den Siegern ohne Schwertstreich die Tore. So fielen Magdeburg, Erfurt, Spandau, Stettin und Küstrin rühmlos in die Hand der Feinde. Nur Danzig wurde später zehn Wochen lang tapfer verteidigt, und Graudenz, Kolberg, Pillau und drei kleine Festungen in Schlesien hielten sich bis zum Frieden. Napoleon zog in Berlin ein, raubte die Siegesgöttin vom Brandenburger Tor und den Degen Friedrichs des Großen ans der Gruft zu Potsdam. Jeder Verkehr mit England wurde verboten. Die königliche Familie floh erst nach Königsberg, dann nach Memel. Auch Sachsen trat dem Rheinbünde bei und wurde dafür von Napoleon zum Königreich erhöbe::. d) Pr.-Eylau und Friedland. Mit Beginn des Jahres 1807 griffen die Russen in den Krieg ein. Ihr Heer stand in Ostpreußen unter den: Oberbefehl des Generals Bennigsen. Diesem war auch ein preußisches Heer von 6000 Mann unterstellt. An: 7. und 8. Februar kan: es bei Pr.-Eylau zu einer blutigen Schlacht. Auf beiden Seiten wurde trotz Schnee und großer Kälte mit Erbitterung und Tapferkeit gestritten. Noch nie hatte Napoleon so heftigen Widerstand gefunden. Besonders machten ihn: die preußischen Truppen viel zu schaffen; sie entrissen ihm noch in letzter Stunde den fast errungenen Sieg. Napoleon bot nun Friedrich Wilhelm Iii. unter

9. Nr. 15 - S. 63

1911 - Breslau : Hirt
I Geschichte. 63 machen. Im Bunde mit Rußland erklärte der König zur allgemeinen Freude des Volkes im August 1806 an Frankreich den Krieg. b) Jena und Auerstädt. Es war ein ungleicher Kamps, der nun be- gann. Die Heere Rußlands standen noch weit entfernt. Österreich und England verhielten sich neutral. Im Herbst 1806 konnten nur 100000 Mann ins Feld geführt werden. Sie waren mangelhaft gerüstet und gewöhnt, nur in geschlossenen Massen zu kämpfen. An ihrer Spitze standen zum größten Teil alte Feldherren, die den Anstrengungen des Krieges nicht ge- wachsen waren und die neue Kriegskunst Napoleons nicht kannten. Dieser dagegen drang schnell mit 220000 Mann vor und besetzte die Pässe des Thüringer Waldes. Sein Heer war im Kampfe erprobt und an Sieg ge- wöhnt. Bei Saalfeld in Thüringen stieß Prinz Louis Ferdinand auf den übermächtigen Feind und starb den Heldentod. Den Oberbefehl über das preußische Heer führte der 71jährige Herzog Ferdinand von Braunschweig. Er teilte es in zwei Abteilungen, von denen die eine bei Jena, die andre bei Auerstädt Aufstellung nahm. Am 14. Oktober 1806 wurden beide Heere trotz der tapfersten Gegenwehr gänzlich geschlagen. Als die Trümmer der besiegten Truppen auf dem Rückzüge zusammentrafen, hörte jede Ord- nung auf. Der Rückzug wurde zur Flucht. Der König wollte Napoleon zum Frieden bewegen; doch dieser ging nicht darauf ein, weil er seinen Sieg voll ausnutzen wollte. c) Tage der Schmach. Nun folgten für Preußen Tage tiefster Schmach. Das Heer des Fürsten von Hohenlohe wurde eingeholt und ergab sich ohne Kampf. Nur der General Blücher rettete die preußische Waffenehre. Er entwich bis in die Nähe von Lübeck und ergab sich erst, als es ihm an Schießbedarf und Mundvorrat fehlte. Die Befehlshaber der meisten Festungen öffneten den Siegern ohne Schwertstreich die Tore. So fielen Magdeburg, Erfurt, Spandau, Stettin und Küstrin rühmlos in die Hand der Feinde. Nur Danzig wurde später zehn Wochen lang tapfer verteidigt, und Graudenz, Kolberg, Pillau und drei kleine Festungen in Schlesien hielten sich bis zum Frieden. Napoleon zog in Berlin ein, raubte die Siegesgöttin vom Brandenburger Tor und den Degen Friedrichs des Großen aus der Gruft zu Potsdam. Jeder Verkehr mit England wurde verboten. Die königliche Familie floh erst nach Königsberg, dann nach Memel. Auch-Sachsen trat dem Rheinbünde bei und wurde dafür von Napoleon zum Königreich erhoben. d) Pr.-Eylau und Friedland. Mit Beginn des Jahres 1807 griffen die Russen in den Krieg ein. Ihr Heer stand in Ostpreußen unter dem Oberbefehl des Generals Bennigsen. Diesem war auch ein preußisches Heer von 6000 Mann unterstellt. Am 7. und 8. Februar kam es bei Pr.-Eylau zu einer blutigen Schlacht. Auf beiden Seiten wurde trotz Schnee und großer Kälte mit Erbitterung und Tapferkeit gestritten. Noch nie hatte Napoleon so heftigen Widerstand gefunden. Besonders machten ihm die preußischen Truppen viel zu schaffen; sie entrissen ihm noch in letzter Stunde den fast errungenen Sieg, Napoleon bot nun Friedrich Wilhelm Iii. unter

10. Geschichte für katholische Schulen - S. 63

1911 - Breslau : Hirt
I Geschichte. 63 machen. Im Bunde mit Rußland erklärte der König zur allgemeinen Freude des Volkes im August 1806 an Frankreich den Krieg. b) Jena und Auerstädt. Es war ein ungleicher Kampf, der nun begann. Die Heere Rußlands standen noch weit entfernt. Österreich und England verhielten sich neutral. Im Herbst 1806 konnten nur 100000 Mann ins Feld geführt werden. Sie waren mangelhaft gerüstet und gewöhnt, nur in geschlossenen Massen zu kämpfen. An ihrer Spitze standen zum größten Teil alte Feldherren, die den Anstrengungen des Krieges nicht gewachsen waren und die neue Kriegskunst Napoleons nicht kannten. Dieser dagegen drang schnell mit 220000 Mann vor und besetzte die Pässe des Thüringer Waldes. Sein Heer war im Kampfe erprobt und an Sieg gewöhnt. Bei Saalfeld in Thüringen stieß Prinz Louis Ferdinand ans den übermächtigen Feind und starb den Heldentod. Den Oberbefehl über das preußische Heer führte der 71jährige Herzog Ferdinand von Braunschweig. Er teilte es in zwei Abteilungen, von denen die eine bei Jena, die andre bei Auerstädt Aufstellung nahm. Am 14. Oktober 1806 wurden beide Heere trotz der tapfersten Gegenwehr gänzlich geschlagen. Als die Trümmer der besiegten Truppen auf dem Rückzüge zusammentrafen, hörte jede Ordnung auf. Der Rückzug wurde zur Flucht. Der König wollte Napoleon zum Frieden bewegen; doch dieser ging nicht darauf ein, weil er seinen Sieg voll ausnutzen wollte. c) Tage der Schmach. Nun folgten für Preußen Tage tiefster Schmach. Das Heer des Fürsten von Hohenlohe wurde eingeholt und ergab sich ohne Kampf. Nur der General Blücher rettete die preußische Waffenehre. Er entwich bis in die Nähe von Lübeck und ergab sich erst, als es ihm an Schießbedarf und Mundvorrat fehlte. Die Befehlshaber der meisten Festungen öffneten den Siegern ohne Schwertstreich die Tore. So fielen Magdeburg, Erfurt, Spandau, Stettin und Küstrin ruhmlos in die Hand der Feinde. Nur Danzig wurde später zehn Wochen lang tapfer verteidigt, und Grandenz, Kollierg, Pillau und drei kleine Festungen in Schlesien hielten sich bis zum Frieden. Napoleon zog in Berlin ein, raubte die Siegesgöttin vom Brandenburger Tor und den Degen Friedrichs des Großen ans der Gruft zu Potsdam. Jeder Verkehr mit England wurde verboten. Die königliche Familie floh erst nach Königsberg, dann nach Memel. Auch Sachsen trat dem Rheinbünde bei und wurde dafür von Napoleon zum Königreich erhoben. d) Pr.-Eylau und Friedland. Mit Beginn des Jahres 1807 griffen die Russen in den Krieg ein. Ihr Heer stand in Ostpreußen unter dem Oberbefehl des Generals Bennigsen. Diesem war auch ein preußisches Heer von 6000 Mann unterstellt. Ant 7. und 8. Februar kam es bei Pr.-Eylau zu einer blutigen Schlacht. Aus beiden Seiten wurde trotz Schnee und großer Kälte mit Erbitterung und Tapferkeit gestritten. Noch nie hotte Napoleon so heftigen Widerstand gefunden. Besonders machten ihm die preußischen Truppen viel zu schaffen; sie entrissen ihm noch in letzter Stunde den fast errungenen Sieg. Napoleon bot nun Friedrich Wilhelm Iii. unter

11. Geschichte für evangelische Schulen - S. 63

1911 - Breslau : Hirt
I Geschichte. 63 machen. Im Bunde mit Rußland erklärte der König zur allgemeinen Freude des Volkes im August 1806 an Frankreich den Krieg. b) Jena und Anerstädt. Es war ein ungleicher Kampf, der nun begann. Die Heere Rußlands standen noch weit entfernt. Österreich und England verhielten sich neutral. Im Herbst 1806 konnten nur 100000 Mann ins Feld geführt werden. Sie waren mangelhaft gerüstet und gewöhnt, nur in geschlossenen Massen zu kämpfen. An ihrer Spitze standen zum größten Teil alte Feldherren, die den Anstrengungen des Krieges nicht gewachsen waren und die neue Kriegskunst Napoleons nicht kannten. Dieser dagegen drang schnell mit 220000 Mann vor und besetzte die Pässe des Thüringer Waldes. Sein Heer war im Kampfe erprobt und an Sieg gewöhnt. Bei Saalfeld in Thüringen stieß Prinz Louis Ferdinand auf den übermächtigen Feind und starb den Heldentod. Den Oberbefehl über das preußische Heer führte der 71jährige Herzog Ferdinand von Braunschweig. Er teilte es in zwei Abteilungen, von denen die eine bei Jena, die andre bei Auerstädt Aufstellung nahm. Am 14. Oktober 1806 wurden beide Heere trotz der tapfersten Gegenwehr gänzlich geschlagen. Als die Trümmer der besiegten Truppen auf dem Rückzüge zusammentrafen, hörte jede Ordnung auf. Der Rückzug wurde zur Flucht. Der König wollte Napoleon zum Frieden bewegen; doch dieser ging nicht darauf ein, weil er seinen Sieg voll ausnutzen wollte. c) Tage der Schmach. Nun folgten für Preußen Tage tiefster Schmach. Das Heer des Fürsten von Hohenlohe wurde eingeholt und ergab sich ohne Kampf. Nur der General Blücher rettete die preußische Waffenehre. Er entwich bis in die Nähe von Lübeck und ergab sich erst, als es ihm an Schießbedarf und Mundvorrat fehlte. Die Befehlshaber der meisten Festungen öffneten den Siegern ohne Schwertstreich die Tore. So fielen Magdeburg, Erfurt, Spandau, Stettin und Küstrin ruhmlos in die Hand der Feinde. Nur Danzig wurde später zehn Wochen lang tapfer verteidigt, und Graudenz, Kolberg, Pillau und drei kleine Festungen in Schlesien hielten sich bis zum Frieden. Napoleon zog in Berlin ein, raubte die Siegesgöttin vom Brandenburger Tor und den Degen Friedrichs des Großen aus der Gruft zu Potsdam. Jeder Verkehr mit England wurde verboten. Die königliche Familie floh erst nach Königsberg, dann nach Memel. Auch Sachsen trat dem Rheinbünde bei und wurde dafür von Napoleon zum Königreich erhoben. d) Pr.-Eylan und Friedland. Mit Beginn des Jahres 1807 griffen die Russen in den Krieg ein. Ihr Heer stand in Ostpreußen unter dem Oberbefehl des Generals Bennigsen. Diesem war auch ein preußisches Heer von 6000 Mann unterstellt. Ant 7. und 8. Februar kam es bei Pr.-Eylau zu einer blutigen Schlacht. Auf beiden Seiten wurde trotz Schnee und großer Kälte mit Erbitterung und Tapferkeit gestritten. Noch nie hatte Napoleon so heftigen Widerstand gefunden. Besonders machten ihm die preußischen Truppen viel zu schaffen; sie entrissen ihm noch in letzter Stunde den fast errungenen Sieg. Napoleon bot nun Friedrich Wilhelm Iii. unter

12. Geschichte für konfessionell gemischte Schulen - S. 63

1911 - Breslau : Hirt
I Geschichte. 63 machen. Im Bunde mit Rußland erklärte der König zur allgemeinen Freude des Volkes im August 1806 an Frankreich den Krieg. b) Jena und Auerstädt. Es war ein ungleicher Kampf, der nun begann. Die Heere Rußlands standen noch weit entfernt. Österreich und England verhielten sich neutral. Im Herbst 1806 konnten nur 100000 Mann ins Feld geführt werden. Sie waren mangelhaft gerüstet und gewöhnt, nur in geschlossenen Massen zu kämpfen. An ihrer Spitze standen zum größten Teil alte Feldherren, die den Anstrengungen des Krieges nicht gewachsen waren und die neue Kriegskunst Napoleons nicht kannten. Dieser dagegen drang schnell mit 220000 Mann vor und besetzte die Pässe des Thüringer Waldes. Sein Heer war im Kampfe erprobt und au Sieg gewöhnt. Bei Saalfeld in Thüringen stieß Prinz Louis Ferdinand auf den übermächtigen Feind und starb den Heldentod. Den Oberbefehl über das preußische Heer führte der 71jährige Herzog Ferdinand von Braunschweig. Er teilte es in zwei Abteilungen, von denen die eine bei Jena, die andre bei Auerstädt Aufstellung nahm. Am 14. Oktober 1806 wurden beide Heere trotz der tapfersten Gegenwehr gänzlich geschlagen. Als die Trümmer der besiegten Truppen auf dem Rückzüge zusammentrafen, hörte jede Ordnung auf. Der Rückzug wurde zur Flucht. Der König wollte Napoleon zum Frieden bewegen; doch dieser ging nicht darauf ein, weil er seinen Sieg voll ausnutzen wollte. c) Tage der Schmach. Nun folgten für Preußen Tage tiefster Schmach. Das Heer des Fürsten von Hohenlohe wurde eingeholt und ergab sich ohne Kampf. Nur der General Blücher rettete die preußische Waffenehre. Er entwich bis in die Nähe von Lübeck und ergab sich erst, als es ihm an Schießbedarf und Mnndvorrat fehlte. Die Befehlshaber der meisten Festungen öffneten den Siegern ohne Schwertstreich die Tore. So fielen Magdeburg, Erfurt, Spandau, Stettin und Küstrin ruhmlos in die Hand der Feinde. Nur Danzig wurde später zehn Wochen lang tapfer verteidigt, und Graudenz, Kolberg, Pillau und drei kleine Festungen in Schlesien hielten sich bis zum Frieden. Napoleon zog in Berlin ein, raubte die Siegesgöttin vom Brandenburger Tor und den Degen Friedrichs des Großen aus der Gruft zu Potsdam. Jeder Verkehr mit England wurde verboten. Die königliche Familie floh erst nach Königsberg, dann nach Memel. Auch Sachsen trat dem Rheinbünde bei und wurde dafür von Napoleon zum Königreich erhoben. d) Pr.-Eylan und Friedland. Mit Beginn des Jahres 1807 griffen die Russen in den Krieg ein. Ihr Heer stand in Ostpreußen unter dem Oberbefehl des Generals Bennigsen. Diesem war auch ein preußisches Heer von 6000 Mann unterstellt. Am 7. und 8. Februar kam es bei Pr.-Eylan zu einer blutigen Schlacht. Auf beiden Seiten wurde trotz Schnee und großer Kälte mit Erbitterung und Tapferkeit gestritten. Noch nie hatte Napoleon so heftigen Widerstand gefunden. Besonders machten ihm die preußischen Truppen viel zu schaffen; sie entrissen ihm noch in letzter Stunde den fast errungenen Sieg. Napoleon bot nun Friedrich Wilhelm Iii. unter

13. Illustriertes Realienbuch für Bürger-, Mittel- und Töchterschulen - S. 113

1881 - Leipzig : Ed. Peters Verl.
107 Untertanen. Napoleon erhob Baiern und Würtemberg zu Königreichen und gab ihnen einen Teil der östreichischen Länder; Baiern bekam Tyrol. Er machte seinen älteren Bruder Joseph nach der Entthronung des Königs von Neapel zum Könige dieses Landes, seinen Bruder Louis zum Könige von Holland, seinen Schwager Murat zum Herzoge von Cleve und Berg, den Marschall Berthier zum Fürsten von Neus- schatel. Um Deutschlands Macht vollständig zu vernichten, stiftete Napoleon 1806 den Rheinbund, dem 16 süddeutsche Fürsten angehörten, die den Kaiser von Frankreich als ihren Beschützer anerkannten. Das tausendjährige deutsche Reich war auf- gelöst. Franz Ii. legte am 6. August 1806 die deutsche Kaiserkrone nieder und führte fortan als Franz I. nur den Titel Kaiser von Östreich. § 71. Friedrich Wilhelm Hl von Preußen. Krieg Preußens gegen Napoleon. Friedrich Wilhelm Iii. folgte im Jahre 17 97 seinem Vater Friedrich Wilhelm Ii. in der Regierung. Der preußische Staat war damals mit Schulden belastet und, obgleich in seinem Umfange durch einen Teil Polens und die Fürstentümer Ansbach und Vaireuth vergrößert, doch in seiner früheren Kraft gesunken. Bei der ungeregelten Staatsverwaltung unter seinem Vorgänger hatte sich das Vertrauen zwischen Fürst und Volk verloren. Friedrich Wilhelm Iii., durch schlichte Einfachheit, weise Spar- samkeit und festen Ordnungssinn ausgezeichnet, richtete sein ganzes Streben darauf, die herrschenden Mißbräuche durch eine geregelte Verwaltung abzuschaffen, das Land durch weise Sparsamkeit von der Schuldenlast zu befreien und das verschwundene Vertrauen zwischen per Regierung und dem Volke wieder herzustellen. Friedrich Wilhelm Iii. beteiligte sich nicht an den Kriegen der verbündeten Mächte gegen Frankreich, da seinem erschöpften Lande der Friede nötig war. Trotz- dem mußte er von Napoleon eine rücksichtslose Behandlung erfahren. Nach der Schlacht bei Austerlitz zwang ihn der übermütige Eroberer, einige seiner Besitzungen abzutreten und dafür das den Engländern entrissene Hannover anzunehmen. Da aber Napoleon bald darauf das Land wieder an England zurückgeben wollte, ohne erst die Einwilligung des Königs nachzusuchen, erklärte ihm dieser den Krieg. Der Kurfürst August Iii. von Sachsen unterstützte Preußen durch Hilfstruppen, und der Kaiser Alexander von Rußland, der schon vor der Schlacht bei Austerlitz am Sarge Friedrichs des Großen dem Könige die Hand zum ewigen Bunde gereicht hatte, sagte seinen Beistand zu. Napoleon rückte schnell mit einem starken Heere nach Thüringen vor und be- siegte die unter Anführung des Prinzen Ludwig Ferdinand heranziehende Vorhut des preußischen Heeres bei Saalseld. Der tapfere Prinz, ein Bruder des Königs, fiel in dem Tressen. Die Hauptarmee der Preußen, die in zwei Heereshaufen unter dem Herzoge Ferdinand von Braunschweig und dem Prinzen von Hohenlohe gegen die Franzosen vorrückte, erlitt in der Doppclschlacht bei Jena und Auerstädt am 14. Okt. 1806 eine so vollständige Niederlage, daß sich der König mit dem Über- reste seiner Truppen eilig zurückziehen mußte. Fast ohne Widerstand siel Preußen den Franzosen in die Hände. Der König flüchtete sich mit seiner Familie nach Königsberg in Ostpreußen. Napoleon zog in Berlin ein, und seine Heere drangen weiter nach Osten vor. Die meisten Festungen ergaben sich, zum Teil schmachvoll, dem Feinde; nur die Festung Graudenz wurde durch Courbiere und die Festung Kolberg durch Gneisenau, Schill und Nettelbeck aufs tapferste verteidigt.

14. Kurs. I. u. II. für die Oberklassen gehobener Volksschulen und für die Unter- und Mittelstufe des Geschichtsunterrichts in Bürgerschulen - S. 133

1883 - Leipzig : Peter
133 zug in Paris 31. März 1814. Napoleons Abdankung zu Fontainebleau, Verbannung nach Elba. Ludwig Xviii. König. — Napoleons Rückkehr 1815, feilt Sieg bei Ligny, Niederlage bei Waterloo oder Belle Alliance 18. Juni 1815. Eiuzug der Verbündeten in Paris 7. Juli. Zweiter Pariser Friede. Napoleon nach St. Helena, f 5. Mai 1821. § 46. König Friedrich Wilhelm Iii. von Preußen, 1797—1840, vermählt mit der Prinzessin Luise von Mecklenbnrg-Strelitz. Napoleon, feit 1804 Kaiser der Franzosen, zwingt Preußen (nach dem Siege bei Austerlitz über die Ostreicher und deren Verbündete 1805) zur Abtretung von Cleve, Berg und Nenschatel gegen Hannover, giebt aber Hannover wieder an England zurück. Friedrich Wilhelm Iii. erklärt 1806 an Frankreich den Krieg, wird von Sachsen (Kurfürst August Iii.) durch Hilfstruppen unterstützt; Bündnis des Kaisers Alexander von Rußland mit dem Köuige. Gefecht bei Saal-feld (Prinz Louis Ferdinand f), aut 14. Oktober 1806 Doppelfchlacht bei Jette (Fürst Hohenlohe) und Anerstädt (Herzog Ferdinand von Braunschweig). Flncht des Königs und feiner Familie nach Königsberg. Napoleons Einzug in Berlin (27. Oktober 1806), Schmachvolle Übergabe der meisten Festungen; tapfere Verteidignng der Festungen Graudenz (Eonrbitzre) und Colberg (Schill, Nettelbeck, Gneisenan). Schlachten bei Preußisch-Eylan 7. ttttb 8. Februar 1807, bei Friedlaud 14. Jnni 1807; Friede zu Tilsit mit Preußen 9. Juli 1807; Preußen verliert seine Länder westlich der Elbe und den größten Teil der ehemals polnischen Gebiete. — Scharnhorst nimmt eine Neugestaltung des Heerwesens vor; es wird die allgemeine Wehrpflicht eingeführt. Verbesserung der Staatsverwaltung, der bäuerlichen und bürgerlichen Verhältnisse durch Stein (1808 neue Städteordnung; Gewerbesreiheit; Aufhebung der Erbuuterchänigkcit und der Frondienste der Bauern). Steins Entlassung 1809, Fortsetzung seines Werkes durch Hardenberg. — Erhebung des Volkes zum Gemeinsiuu und opferfreudigen Patriotismus; Fichte, Schleiermacher, Ernst Moritz Arndt, Schenken-dors, Theodor Körner, Ludwig Iahn. Kühne Unternehmungen des Majors Ferdinand von Schill (f 1809 zu Stralsund), des Herzogs Wilhelm von Braunschweig (schwarze Schar); Ausstand hessischer Bauern unter Dörnberg. — Rückkehr des Königs und seiner Familie nach Berlin 1809. Königin Luise f 19. Juli 1810. 1812 Napoleons Feldzug nach Rußland; Siege bei Smolensk und Borodino. Einzug in Moskau. Brand von Moskau. Rückzug Napoleons 15. Oktober (Übergang über die Beresina). ^ Jorks Vertrag zu Tauroggen. Aufruf Friedrich Wilhelms zur allgemeinen Bewaffnung 3. Februar 1813); Bündnis zu Kalisch. Stiftung des Ordens des eisernen Kreuzes (10. März). (Kriegserklärung an Frankreich; Aufruf an das Volk und das Kriegsheer 17. März. — Siege der Franzosen bei Großgörschen und Bautzen. Waffenstillstand. — Östreich erklärt an Frankreich den Krieg. Schweden schickt den Verbündeten ein Hilfsheer; England verspricht Unterstützung durch Geld und Waffen. Die Verbündeten stellen 3 Armeeett ins Feld: die Norbarmee unter Bernadotte, die schlesische Armee unter Blücher, die böhmische (Hauptarmee) unter Schwarzenberg. Die Norbarmee siegt bei Großbeeren am 23. August 1813 (Bülow und Taueutzieu). Napoleon siegt über die böhmische Armee in der zweitägigen Schlacht bei Dresden (27. August). Blücher siegt ant 26. August an der Katzbach und Neiße. Die Norbarmee schlagt die Franzosen (unter Neh) ant 6. September bei Dennewil; (Bülow von Dennewitz). Die Völkerschlacht bei Leipzig am 16., 18. und 19. Oktober 1813. (Ant 16. Oktober Kamps bei Lindenau, Möckern und Wachau. Ant 18. Oktober allgemeiner Angriff durch die Verbündeten; heftiger Kamps bei Probstheida. Ant 10. Oktober Einnahme Leipzigs). Rückzug der Franzosen nach dem Rheine; Kamps bei Hanau. Auflösung des Rheinbundes. Die Verbündeten ziehen nach Frankreich. Blücher geht am 1. Jannar 1814 über den Rhein, siegt bei La Rothtere und Laon. Schwarzen-berg siegt bei Arcis an der Aube. Erstürmung des Montmartre 30. März 1814, Einzug in Paris 31. März. Ludwig Xviii. König von Frankreich. Erster Pariser Friede am 30. Mai 1814. Napoleon wird nach Elba verbannt. Er kehrt im Jahre 1815 nach Frankreich zurück, siegt über Blücher bei Liguy am 16. Juni, wird bei Waterloo

15. Theil 4 - S. 74

1880 - Stuttgart : Heitz
74 Neueste Geschichte. 1. Periode. Frankreich. Name eines deutschen Kaisers hatte also keinen Sinn mehr. Franz Ii. legte daher diesen Titel ab (6. August 1806), erklärte sich zum Kaiser von Oestreich und nannte sich als solcher Franz I. Er hatte von 1792 an als deutscher Kaiser regiert (t 1835). So wie von Frankreich her der Anstoß kam, daß das alte Reich zerfiel, so geschah es wiederum durch Frankreichs Ueber-muth im Jahre 1870, daß das Reich und das Kaiserthum neu erstand. 121. Krieg Preußens und Rußlands gegen Frankreich 1806—7. Eroberung Portugals 1807 und Spaniens 1808. Länger glaubte Preußen, das von Napoleon schwer beleidigt war, nicht schweigen zu dürfen. Napoleon hatte ihm bisher geschmeichelt, damit es nicht im vorigen Jahre mit Oestreich gemeinschaftliche Sache machen möchte, und jetzt behandelte er es ganz geringschätzig. Ein allgemeiner Unwille gegen ihn herrschte im ganzen preußischen Staate, und der König Friedrich Wilhelm Iii. kündigte den Krieg an. Aber das preußische Heer war nicht mehr, was es unter Friedrich dem Großen gewesen. Die Soldaten hatten kein Vertrauen zu ihren Offizieren, und diese wieder nicht zu ihrem Feldherrn, dem alten Herzoge von Brannschpieig. Gleich beim ersten Zusammentreffen bei Saalfeld fiel der talentvolle Prinz Ludwig Ferdinand von Preußen im Kampfe, ein böses Vorzeichen, und als es am 14. October 1806 zur Schlacht von Jena und Anerstädt kam, erlitten die Preußen eine unerhörte Niederlage, wobei der Herzog von Braunschweig tödtlich verwundet wurde. Das Heer wurde fast gänzlich zerstreut, die einzeln fliehenden Heerhaufen von den Franzosen unablässig verfolgt und endlich gefangen genommen. Das Traurigste war aber die Feigheit und Verrätherei, mit welcher die meisten preußischen Commandanten ohne Gegenwehr, oder nur nach einer sehr unbedeutenden, die ihnen anvertrauten Festungen (Erfurt, Magdeburg, Stettin, Küstrin u. a.) mit unermeßlichen Kriegsvorräten den Franzosen.öffneten. Wie ein verheerender Strom überschwemmten diese die'preußischen Provinzen; Napoleon hielt höhnend seinen Einzug in Berlin. Auch das Kurfürstenthum Hessen hatte er ohne Kriegserklärung als gute Prise weggenommen. Am schmählichsten war aber, daß er sich selbst dazu herabließ, die preußischen Polen gegen ihren Landesherrn aufzuwiegeln. Die Polen hatten lange ungern dem

16. Preußische Vaterlandskunde - S. 99

1831 - Quedlinburg Leipzig : Basse
Geschichte Preußens. 99 griff den österreichischen General Mack, der sich bei Ulm gesetzt hatte, an und überwand ihn. Bei seinem Vordringen hatte aber der Kaiser die mit Preußen bestehende Neutralität verletzt, indem er ein Armee-Korps durch das preußisch-anspachische Gebiet hatte rük- ken lassen. Dagegen verstattete Preußen den Russen den Durch- zug durch seine Staaten, und Friedrich Wilhelm versprach dem Kaiser Alexander zu Berlin, dem Bunde gegen Frankreich beizutre- ten, wenn Napoleon einen billigen Frieden verweigern sollte. Der Friede zu Preßburg (25. Dec. 1805), herbeigeführt durch die Schlacht bei Austerlitz (2. Dec.), machte diesem Kriege ein Ende. Oesterreich verlor 1000 Q. M. und drei Millionen Einwohner. Preußen zu stürzen, war nun Napoleons erstes Augenmerk. Er wußte es dahin zu bringen, daß Preußen ihm Kleve, Anspach und Neufchatel abtrat und den Kurstaat Hannover dafür entgegennahm. Folge dieses Tausches war die Sperrung der preußischen Hafen durch die Engländer. Als aber Napoleon ungeachtet jenes Ver- trages höchst schonungslos gegen Preußen verfuhr, Hannover, im Fall eines Friedensschlusses, an England eigenmächtig zurückgeben wollte, ohne Preußens Vermissenden Rheinbund stiftete (12. Jul. 1806), dem zufolge Franz H. die deutsche Kaiserkrone nieder- legte und sich zum Erbkaiser von Oesterreich erklärte; als französische Truppen Kleve und Wesel besetzten, da sah sich auch Friedrich Wil- helm genöthigt, gegen den übermüthigen Franken-Kaiser das Schwert zu ziehen. England stellte seine Feindseligkeiten gegen Preußen ein. Ein Heer von 100,000 Mann, dem sich 20,000 Mann Sachsen anschlossen (1806), zogen unter dem Herzoge von Braunschweig ins Feld. Doch das Heer war nicht kriegsgewohnt, die Ofsiciere waren minder vertraut mit dem, was der Krieg for- dert; daher der unglückliche Ausgang dieses Krieges. Schon am 9ten Oct. wurden v Preußen unter Tauenzien vom Marschall Bernadotte, von Napoleon zum Herzoge von Ponte-Eorvo ernannt, bei Schlei; besiegt. Tags darauf wurde der Prinz Ludwig bei Saalfeld angegriffen (10. Öct.). Er siel und seine Truppen wurden geschlagen. Am 14ten October kam es zu jener unglück- lichen Doppelschlacht von Jena und Auerstädt, wo die Preu- ssen gänzlich geschlagen wurden. Der König floh der Oder zu, von einzelnen Schaaren nur begleitet. Unbegreiflich schnell fielen die Festungen Erfurt, Spandau, Stettin, Küstrin und Magdeburg in die Hände der Sieger. Am 24sren Oct. zogen Napoleon und Davon st triumphirend in Berlin ein. Am 28. Oct. streckte ein Heer von 17,000 Mann unter hem Fürsten von Hohenlohe bei Prenzlow das Gewehr. Eben so mußte Blücher bei Lübeck ca-

17. Abriß der Weltgeschichte mit eingehender Berücksichtigung der Kultur- und Kunstgeschichte für höhere Mädchenschulen - S. 216

1891 - Leipzig : Voigtländer
!? 216 Frankreich ngstlich vermieden. Aber dadurch geriet Preußen mehr mtb mehr in Trennung von den brigen gegen Frankreich verbndeten Staaten und wurde dennoch von Napoleon rcksichtslos behandelt. Seit der Stiftung des Rheinbundes gab sich in der Hauptstadt Berlin und vornehmlich im preuischen Heere eine lebhafte Stimmung fr den Krieg kund, und als Napoleon die Zurckziehung seiner Truppen aus Deutschland verweigerte, erklrte ihm Preußen den Krieg (Oktober 1806). In Thringen stieen die beiden feindlichen Heere aufeinander. Nach einem Gefecht bei Saalfeld, in welchem der preuische Prinz Louis Ferdinand fiel, wurden die Preußen unter der An-shrung des Herzogs von Braunschweig und des Fürsten Hohenlohe in der Doppelschlacht bei Jena und Auerstdt 14. Ok- 1806 tober 1806 vollstndig geschlagen. Die wichtigsten preuischen Festungen, unter ihnen auch Magdeburg, ergaben sich sast ohne Widerstand dem Feinde; nur Graudenz (unter Courbiere) und Kolberg (von Gneisenan, Schill und Nettelbeck verteidigt) hielten sich tapser. Am 27. Oktober zog Napoleon in Berlin ein; die preuische Kuigssamilie flchtete sich nach Knigsberg und weiter nach Memel. Der greise Herzog von Braunschweig (der, blind geworden, in Ottensen bei Hamburg starb) und der Kurfürst vou Heffett verloren ihre Lnder. Der Kurfürst von Sachsen, bisher mit Preußen ver-bndet, trat (wie die schsischen Herzge) dem Rheinbunde bei und er-hielt die Knigswrde. Nun griff Rußland, mit Preußen ver-bndet, in den Kamps ein; das preuische Polen aber schlo sich Napoleon an, der nach Ostpreuen vordrang und gegen den russischen General Bennigsen die Mutige Schlacht bei Preuisch-Eylau 1807 (7. und 8. Februar 1807) lieferte, die erste, welche der Sieggewohnte nicht gewann. Nach viermonatlicher Waffenruhe erfocht darauf Na-poleon den Sieg bei Fried land 14. Juni und zwang hierdurch 1807 Rußland und Preußen zum Frieden zu Tilsit 7. imd 9. Juli: der König vou Preußen verlor die Hlfte seiner Lnder, nmlich a. die ehemals polnischen Gebiete (mit Ausnahme von West-preuen), welche als Herzogtum Warschau an den König von Sachsen fielen; b. das Land zwischen Elbe und Rhein, aus dem in Vereinigung mit Braunschweig und Hessen - Kassel fr Napoleons jngsten Bruder Jerome das Knigreich Westfalen (mit der Hauptstadt Kassel) gebildet wurde. Erst nach ungeheueren Erpressungen (der 1000 Millionen Francs) rumten die Franzosen die dem 1.

18. Lehrbuch der Geschichte des deutschen Volkes für die oberen Klassen katholischer höherer Mädchenschulen - S. 122

1903 - Paderborn : Schöningh
122 /#' . - Oktober 1806, erklärte Friedrich Wilhelm Iii. den Krieg. Seine Bundesgenossen waren Sachsen, Braunschweig und Weimar; auch Rußland hatte seine Hilfe zugesagt. 2. Verlauf des Krieges. a) Das Jahr 1806. Die Entscheidung erfolgte überraschend schnell. Nach dem Treffen bei Saalfeld, in welchem der preußische Prinz Ludwig Ferdinand fiel, besiegte Napoleon in der Doppel sch lacht bei Jena und Auerslädt (am 14. Oktober) die Preußen und Sachsen unter dem 72jährigen Herzoge Ferdinand von Braunschweig, welcher tödlich verwundet wurde. Der Kurfürst von Sachsen trat darauf dem Rheinbünde bei und erhielt die Königswürde; der Herzog von Brauufchweig (f in Ottensen bei Hamburg) und der Kurfürst von Hessen-Cassel verloren ihre Länder. Die meisten preußischen Festungen ergaben sich ohne Schwertstreich; nur Kolberg (Guei-senau, Schill und Nettelbeck), Graudenz (Courbiöre) und einige Festungen in Oberschlesien hielten sich tapfer. Dreizehn Tage nach der Schlacht hielt Napoleon seinen Einzug in Berlin, von wo er die Siegesgöttin und den Degen Friedrichs d. Gr. nach Paris sandte. b) Das Jahr 1807. Friedrich Wilhelm Iii. war nach Ostpreußen geflüchtet. Dort vereinigten sich die Russen mit dem wieder gesammelten preußischen Heere. Die mörderische Schlacht bei Preußisch-Eylau (im Februar) blieb unentschieden, bei Fried land aber (im Juni) erfochten die Franzosen einen entscheidenden Sieg. Nun brach Kaiser Alexander I. von Rußland seinem Bundesgenossen die Treue und schloß sogar ein Schutz-und Trutzbündnis mit Napoleon. Um so schwerer fühlte das unglückliche Preußen die Rache des Siegers, den die Königin Luise bei einer persönlichen Zusammenkunft vergeblich milder zu stimmen suchte. Im Frieden zu Tilsit (9. Juli) verlor der König von Preußen die Hälfte seiner Länder, nämlich alle Gebiete westlich von der Elbe und das Herzogtum Warschau, welches der Könjg^vsn Sachsen erhielt. Preußen mußte außerdem eine Kriegssteuer von 12t? Millionen Francs zahlen, bis zu deren Erlegung 150000 Franzosen im Lande blieben. Aus dem links-elbischen Preußen nebst Hessen-Cassel und Braunschweig bildete Napoleon Las Königreich Westfalen für seinen jüngsten Bruder Jeröme, welcher Cassel seinen üppigen Hof aufschlug (Bruder Lustik). Die letzten Lebensjahre der Königin Luise. Die beiden ersten Jahre nach dem unglücklichen Kriege brachte die königliche Familie in tiefster Zurückgezogenheit in Königsberg zu. Der Hofstaat wurde auf das Notwendigste beschränkt; um Geld zu gewinnen, wurde selbst das goldene Taselgerät eingeschmolzen und der Schmuck der Königin verkauft. Die Seelengröße der letzteren zeigte sich in diesen Tagen des Unglücks in ihrem hellsten Lichte.

19. Vaterlandskunde, ein geographisches-geschichtliches Handbuch, zunächst für die Bewohner der Preußischen Rhein-Provinz - S. 537

1841 - Solingen : Amberger
637 August 1806 die deutsche Kalscrwürde nieder. Zwischen Preu- ßen und Frankreich trat eine gütliche Venu ttlung ein, nach wel- cher Preußen Kleve, Wesel, Neuenbnrg, Anspach und Ncufcha- tel abtrat, aber ^cn ganzen hanöverischen Staat dagegen erhielt. England wellte jedoch sein Eigenthum Hanover nicht abtreten und erklärte in Verbindung mit Schweden Friedrich Wilhelm den Krieg. Englische und schwedische Schiffe sperrten den Handel und fügten durch die Wegnahme von 490 Schiffen dem Lande großen Schaden zu. Spater bot Napoleon den Engländern, wenn sie mit ihm Frieden schließen wollten, Hanover wieder an. Preu- ßen suchte nun einen nordisch-deutschen Bund zu stiften, wel- cher die nicht zum rheinischen Bunde gehörigen Staaten umfas- sen sollte, rüstete seine Heere, und da Napoleon große Rüstun- gen gegen den Norden machte, auch kein Zweifel war, daß cs auf die Vernichtung Preußens abgesehen war, so mußte Friedrich Wilhelm gezwungen zu den Waffen greifen und erklärte, bloß in Verbindung mit Sachsen, am 8. Oktbr. 1806 Frankreich den Krieg, mit welcher Kriegserklärung Preußens Unglücksjahre be- gannen. Napoleons Kriegsbeere waren bereits über den Rhein ge- zogen, viele deutsche Fürsten hatten sich ihm angeschlossen, als die Feindseligkeiten am 9. Oktbr. an der Saale begannen. Am folgenden Tage wurde das preußische Heer bei Saalfeld zu- rückgedrängt, Geschütz und Gepäck verblieb den Siegern, der tapfere Prinz Ludwig von Preußen strnd den Tod auf dem Schlachtfelde. Am 14. Oktober geschah die Doppclschlacht bei Jena unter Hohenlohe und bei Anerstädt unter dein 72jäh- rigen Herzog von Braunschweig. Bei dem letztern Heere befand sich Friedrich Wilhelin Ui. Nach der Verwundung des tapfern Her- zogs übernahm der König den Oberbefehl; auf beiden Stellen wurde die blutige Schlacht mit Tapferkeit gefochten und auf bei- den endete sie unglücklich für's Vaterland. Die Uebermacht der sieggewohnten Feinde überwältigte Preußens Heerhaufen, so daß diese gänzlich zerstreut wurden. Das Schicksal des Heeres war entschieden und die Länder zwischen Weser und Elbe waren ver- loren. Der König mit seiner Familie zog der Nordgrenze zu, und mußte sich, von Ort zu Ort weiter eilend, am Ende des Jahres 1806 bis nach Königsberg zurückziehen, denn rasch ver- folgten die übermüthigen Franzosen ihre Siege. Die Sachsen ' schlossen sich den vorwärts dringenden Siegern an. Unbegreiflich schnell ergaben sich die wichtigsten Festungen ohne Belagerung den Feinden. Nur Pillau, Graudenz, Kolberg, Silberberg und Glatz hielten sich, von tapfern Commandanten vertheidigt, bis

20. Schülerbuch für den Unterricht in der Geschichte für die oberen Klassen der Volksschulen und für Fortbildungsschulen - S. 111

1876 - München : Königl. Central-Schulbuch-Verl.
Krieg Preußens und Rußlands gegen Napoleon. 35. 111 Kaiser bereit zu halten. Das deutsche Reich wurde aufgelöst, und Franz Ii. legte die Krone als deutscher Kaiser nieder und nahm den Titel Kaiser von Oesterreich an (6. August 1806). Dieser Regent war ein absoluter Herrscher und ein Feind der Josefinischen Neuerungen. Ausbildung der geheimen Polizei. Entsittlichung der höchsten Stände. (Der staatskluge Minister Fürst Metternich.) §. 35. Krieg Preußens und Rußlands gegen Napoleon (1806 u. 1807). Friedrich Wilh elm Iii., König von Preußen, war unablässig bemüht, seinem Volke den Frieden zu erhalten, wurde aber durch den Uebermuth Napoleons zum Kriege gezwungen. Mit den Sachsen verbündet, erklärte er am 8. Oktober 1806 an Frankreich den Krieg. Leider fielen die Schlachten bei Jena und Auer stabt für Preußen sehr unglücklich aus. Die preußischen Heere wurden völlig besiegt und zersprengt. Der Oberanführer bei Auerstädt, Herzog von Braunschweig, würde gleich zu Ansang der Schlacht verwundet und der Oberfeldherr bei Jena, Fürst von Hohenlohe, wurde gefangen. General Davoust besetzte Berlin, und die bedeutendsten Festungen ergaben sich ohne Schwertstreich. Nur wenige hielten sich, wie Grau-denz. (Das Wort des tapfern Courbiere: „Nun gut, so bin ich König von Graudenz, und werde mich zu vertheidigen wissen.") Das den Preußen zu Hilfe eilende russische Heer wird bei Pultusk geschlagen; die mörderische Schlacht bei Eylau bleibt unentschieden; der Fall von Danzig und der Sieg der Franzosen bei Friedland (14. Juni 1807) führt jedoch den Frieden von Tilsit herbei. Preußen verliert alle seine Länder zwischen dem Rhein und der Elbe. Aus den Preußen abgenommenen Theilen und aus braunschweigischen und hessenkassel'schen Ländern