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1. Vaterländisches Lesebuch für die mehrklassige evangelische Volksschule Norddeutschlands - S. 305

1902 - Halle a.S. : Buchh. des Waisenhauses
43. Preußens Erhebung. 305 hatte er niedergeworfen in blutigen Schlachten; die deutschen Fürsten mußten tun, wie er wollte, und auch Preußen hatte er an den Rand des Verderbens gebracht. Nun gelüstete es ihn, auch Rußland seiner Herrschaft zu unterwerfen. Im Sommer des Jahres 1812 brach er mit viermalhunderttausend auserlesenen Kriegern zu Fuß und sechzigtausend zu Roß nebst 1200 Stück Geschütz in das große russische Reich ein. Er hatte die besten Scharen aus allen Ländern Europas gesammelt. Sie waren in allen Künsten der Waffen wohl geübt und mit allem Kriegszeuge aufs beste versehen. In mehreren blutigen Schlachten zeigten sich zwar die Russen tapfer, aber sie mußten das Schlachtfeld räumen und zogen sich tief in das Land hinein nach Moskau, der alten Hauptstadt des Reiches, indem sie alles hinter sich her verheerten. Napoleon folgte ihnen gegen den Rat der Generale. Da ereilte ihn in der alten Zarenstadt die göttliche Gerechtigkeit. Am 14. September war er siegestrunken in das ehrwürdige Schloß der russischen Kaiser, den Kreml, eingezogen; aber schon in der folgenden Nacht brachen dort über seinem Haupte die Flammen aus, welche vier Tage lang wüteten und die ganze Stadt in Asche legten. Unsäglicher Schrecken ergriff das französische Heer, welches in Moskau sichere Winterquartiere zu finden gehofft hatte. Ende Oktober mußte Napoleon den Rückzug durch das feindliche Land antreten. Hierauf hatten die Russen gewartet. Mit den Schwärmen ihrer Kosaken verfolgten sie den fliehenden Feind, ließen ihm keine Ruhe, weder bei Tag noch bei Nacht, und wer sich nur von dem Hauptheere entfernte, wurde niedergemacht. Da brach Tod und Verderben noch furchtbarer über das gewaltige Heer herein. Früher als gewöhnlich begann der in den öden Steppen Rußlands so harte Winter. Die fliehenden Scharen hatten keinen Schutz gegen seine Strenge: ihre Kleider waren zerrissen, die Füße, halb entblößt, zitterten auf dem kalten Schnee; die Dörfer und Städte waren verwüstet, nirgends ein Obdach gegen den furchtbar schneidenden Wind, kein Bissen Brot, den nagenden Hunger zu stillen. Da ergriff Verzweiflung ihre Herzen. An jedem Morgen lagen Hausen Erfrorener um die ausgebrannten Wachtfeuer. Die ermatteten Krieger konnten sich kaum weiter schleppen; Tausende blieben zurück und wurden eine Beute der russischen Wölfe. Als das erschöpfte Heer über die Beresina zog — hinter ihm her waren die russischen Scharen —, da brachen die Brücken, und Tausende fanden in den Fluten ihr Grab. — Da verließ Napoleon heim- lich das Heer, und in einem Schlitten fuhr er nach Frankreich. Die Hand des Herrn hatte ihn getroffen. Der hatte gesagt: „Bis hierher und nicht weiter; hier sollen sich legen deine stolzen Wellen!" Wetzel. 43. Preußens Erhebung. /Cin Häuflein nur von der „großen Armee" zog durch Preußen. Sein An- 'w' blick erregte Entsetzen und Mitleiden. Halbnackt, zerlumpt, mit erfrorenen Gliedmaßen, ausgehungert, krank und elend erschienen die wieder, welche erst vor wenigen Monaten in stolzem Übermut und des Sieges gewiß ausgerückt waren. Da ergriff das preußische Volk die Überzeugung, daß nun die Stunde der Erlösung aus schwerer Knechtschaft geschlagen habe. „Das ist Gottes Finger!" ging es von Mund zu Munde. Es gab nur ein Gefühl im Vater- lande: glühenden Haß gegen die Franzosen. Es war das erklärlich. Sie hatten Vaterländisches Lesebuch. on

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1. Vaterländisches Lesebuch für die mehrklassige evangelische Volksschule Norddeutschlands - S. 299

1888 - Halle a.S. : Buchh. des Waisenhauses
299 42. Preußens Erhebung. hatte er niedergeworfen in blutigen Schlachten; die deutschen Fürsten mußten thun, wie er wollte, und auch Preußen hatte er an den Rand des Verderbens gebracht. Nun gelüstete es ihn, auch Rußland seiner Herrschaft zu unterwerfen, Im Sommer des Jahres 1812 brach er mit Viermalhunderttausend auserlesenen Kriegern zu Fuß und sechzigtausend zu Roß nebst 1200 Stück Geschütz in das große russische Reich ein. Er hatte die besten Scharen ans allen Ländern Europas gesammelt. Sie waren in allen Künsten der Waffen wohl geübt und mit allem Kriegszeuge aufs beste versehen. In mehreren blutigen Schlachten zeigten sich zwar die Russen tapfer, aber sie mußten das Schlachtfeld räumen und zogen sich tief in das Land hinein nach Moskau, der alten Hauptstadt des Reiches, indem sie alles hinter sich her verheerten. Napoleon folgte ihnen gegen den Rat der Generale. Da ereilte ihn in der alten Zarenstadt die göttliche Gerechtigkeit. Am 14. September war er siegestrunken in das ehrwürdige Schloß der russischen Kaiser, den Kreml, eingezogen; aber schon in der folgenden Nacht brachen dort über seinem Haupte die Flammen aus, welche vier Tage lang wüteten und die ganze Stadt in Asche legten. Unsäglicher Schrecken ergriff das französische Heer, welches in Moskau sichere Winterquartiere zu finden gehofft hatte. Ende Oktober mußte Napoleon den Rückzug durch das feindliche Land antreten. Hierauf hatten die Russen gewartet. Mit den Schwärmen ihrer Kosaken verfolgten sie den fliehenden Feind, ließen ihm keine Ruhe, weder bei Tag noch bei Nacht, und wer sich nur von dem Hauptheere entfernte, wurde niedergemacht. Da brach Tod und Verderben noch furchtbarer über das gewaltige Heer herein. Früher als gewöhnlich begann der in den öden Steppen Rußlands so harte Winter. Die fliehenden Scharen hatten keinen Schutz gegen seine Strenge: ihre Kleider waren zerrissen, die Füße, halb entblößt, zitterten auf dem kalten Schnee; die Dörfer und Städte waren verwüstet, nirgends ein Obdach gegen den furchtbar schneidenden Wind, kein Bissen Brot, den nagenden Hunger zu stillen. Da ergriff Verzweiflung ihre Herzen. An jedem Morgen lagen Haufen Erfrorener um die ausgebrannten Wachtfeuer. Die ermatteten Krieger konnten sich kaum weiter schleppen; Tausende blieben zurück und wurden eine Beute der russischen Wölfe. Als das erschöpfte Heer über die Beresina zog —hinter ihm her waren die russischen Scharen —, da brachen die Brücken, und Tausende fanden in den Fluten ihr Grab. — Da verließ Napoleon heim- lich das Heer, und in einem Schlitten fuhr er nach Frankreich. Die Hand des Herrn hatte ihn getroffen. Der hatte gesagt: „Bis hierher und nicht weiter; hier sollen sich legen deine stolzen Wellen!" Wetzet. 42. Preußens Erhebung. & in Häuflein nur von der „großen Armee" zog durch Preußen. Sein An- blick erregte Entsetzen und Mitleiden. Halbnackt, zerlumpt, mit erfrorenen Gliedmaßen, ausgehungert, krank und elend erschienen die wieder, welche erst vor wenig Monaten in stolzem Übermut und des Sieges gewiß ausgerückt waren. Da ergriff das preußische Volk die Überzeugung, daß nun die Stunde der Erlösung aus schwerer Knechtschaft geschlagen habe. „Das ist Gottes Finger!" ging es von Munde zu Munde. Es gab nux ein Gefühl im Vater- lande: glühenden Haß gegen die Franzosen. Es war das erklärlich. Sie hat-

2. Vaterländisches Lesebuch für die mehrklassige evangelische Volksschule Norddeutschlands - S. 299

1883 - Halle a.S. : Buchh. des Waisenhauses
42. Preußens Erhebung. 299 hatte er niedergeworfen in blutigen Schlachten; die deutschen Fürsten mußten thun, wie er wollte, und auch Preußen hatte er an den Rand des Verderbens gebracht. Nun gelüstete es ihn, auch Rußland seiner Herrschaft zu unterwerfen. Im Sommer des Jahres 1812 brach er mit Viermalhunderttausend auserlesenen Kriegern zu Fuß und sechzigtausend zu Roß nebst 1200 Stück Geschütz in das große russische Reich ein. Er hatte die besten Scharen aus allen Ländern Europas gesammelt. Sie waren in allen Künsten der Waffen wohl geübt und mit allem Kriegszeuge aufs beste versehen. In mehreren blutigen Schlachten zeigten sich zwar die Russen tapfer, aber sie mußten das Schlachtfeld räumen und zogen sich tief in das Land hinein nach Moskau, der alten Hauptstadt des Reiches, indem sie alles, hinter sich her verheerten. Napoleon folgte ihnen gegen den Rat der Generale. Da ereilte ihn in der alten Zarenstadt die göttliche Gerechtigkeit. Am 14. September war er siegestrunken in das ehrwürdige Schloß der russischen Kaiser, den Kreml, eingezogen; aber schon in der folgenden Nacht brachen dort über seinem Haupte die Flammen aus, welche vier Tage lang wüteten und die ganze Stadt in Asche legten. Unsäglicher Schrecken ergriff das französische Heer, welches in Moskau sichere Winterquartiere zu finden gehofft hatte. Ende Oktober mußte Napoleon den Rückzug durch das feindliche Land antreten. Hierauf hatten die Russen gewartet. Mit den Schwärmen ihrer Kosaken verfolgten sie den fliehenden Feind, ließen ihm keine Ruhe, weder bei Tag noch bei Nacht, und wer sich nur von dem Hauptheere entfernte, wurde niedergemacht. Da brach Tod und Verderben noch furchtbarer über das gewaltige Heer herein. Früher als gewöhnlich begann der in den öden Steppen Rumnds so harte Winter. Die fliehenden Scharen hatten keinen Schutz gegen seine Strenge: ihre Kleider waren zerrissen, die Füße, halb entblößt, zitterten auf dem kalten Schnee; die Dörfer und Städte waren verwüstet, nirgends ein Obdach gegen den furchtbar schneidenden Wind, kein Bissen Brot, den nagenden Hunger zu stillen. Da ergriff Verzweiflung ihre- Herzen. An jedem Morgen lagen Haufen Erfrorener um die ausgebrannten Wachtfeuer. Die ermatteten Krieger konnten sich kaum weiter schleppen; Tausende blieben zurück und wurden eine Beute der russischen Wölfe. Als das erschöpfte Heer über die Beresina zog — hinter ihm her waren die russischen Scharen —-, da brachen die Brücken, und Tausende fanden in den Fluten ihr Grab. — Da verließ Napoleon heimlich das Heer, und in einem Schlitten fuhr er nach Frankreich. Die Hand des Herrn hatte ihn getroffen. Der hatte gesagt: „Bis hierher und nicht weiter; hier sollen sich legen deine stolzen Wellen!" Wetzcl. 42. Preußens Erhebung. (sin Häuflein nur von der „großen Armee" zog durch Preußen. Sein Anblick ^ erregte Entsetzen und Mitleiden. Halbnackt, zerlumpt, mit erfrorenen Gliedmaßen, ausgehungert, krank und elend erschienen die wieder, tvelche erst vor wenig Monaten in .stolzem Übermut und des Sieges gewiß aus- gerückt waren. Da ergriff das preußische Volk die Überzeugung, daß nun die Stunde der Erlösung ans schwerer Knechtschaft geschlagen habe. „Das ist Gottes Finger!" ging es von Munde zu Munde. ° Es gab nur e i n Gefühl im Vaterlande: glühenden Haß gegen die Franzosen. Es war das erklärlich.

3. Schul-Lesebuch - S. 192

1856 - Berlin : Stubenrauch
192 42. Gottes Strafgericht in Rußland. Napoleon hatte fast alle Fürsten und Völker Europas be- zwungen, und schwer lastetete seine Hand auf den besiegten Län- dern. Seine Heere standen in Spanien; Italien war ihm unter- worfen, Holland ihm unterthänig; Oesterreich hatte er nieder- geworfen in blutigen Schlachten; die deutschen Fürsten mußten thun, wie er wollte, und auch Preußen hatte er an den Rand des Verderbens gebracht. Nun gelüstete es ihn, auch Rußland seiner Herrschaft zu unterwerfen. Im Sommer des Jahres 1812 brach er mit Viermalhunderttausend auserlesenen Kriegern zu Fuß und sechzigtausend zu Roß nebst 1200 Stück Geschütz in das große russische Reich ein. Er hatte die besten Schaaren aus allen Län- dern Europas gesammelt. Sie waren in allen Künsten der Waffen wohl geübt und mit allem Kriegszeuge auf's Beste versehen. Aber in diesem Kriegszuge setzte Gott dem stolzen Eroberer sein Ziel. — In mehreren blutigen Schlachten zeigten sich zwar die Russen tapfer; aber sie mußten das Schlachtfeld räumen und zogen sich tief in das Land hinein nach Moskau, der alten Hauptstadt des Reiches, indem sie Alles hinter sich her verheerten. Napoleon folgte ihnen gegen den Rath seiner Generale. Da ereilte ihn in der alten Zaarenstadt die göttliche Gerechtigkeit. Am 14. Septem- der war er siegestrunken in das ehrwürdige Schloß der russischen Kaiser, den Kreml, eingezogen; aber schon in der folgenden Nacht brachen dort über seinem Haupte die Flammen aus, welche vier Tage lang wütheten und die ganze Stadt in Asche legten. Un- säglicher Schrecken ergriff das französische Heer, welches in Mos- kau sichere Winterquartiere zu finden gehofft hatte. Ende October mußte Napoleon den Rückzug durch das feindliche Land antreten. Hierauf hatten die Russen gewartet. Mit den Schwärmen ihrer Kosacken verfolgten sie den fliehenden Feind, ließen ihm keine Ruhe weder bei Tag, noch bei Nacht, und wer sich nur von dem Haupt- heere entfernte, wurde niedergemacht. Da brach Tod und Verder- den noch furchtbarer über das gewaltige Heer hinein. Früher als gewöhnlich brach in den öden Steppen Rußlands ein harter Win- ter ein. Die fliehenden Schaaren hatten keinen Schutz gegen seine Strenge; ihre Kleider waren zerrissen; die Füße, halb entblößt, zitterten auf dem kalten Schnee; die Dörfer und Städte waren verwüstet; nirgend ein Obdach gegen den furchtbar schneidenden Wind; kein Bissen Brot, den nagenden Hunger zu stillen. Da ergriff Verzweiflung ihre Herzen. An jedem Morgen lagen Hau- sen Erfrorener um die ausgebrannten Wachtfeuer. Die ermatte- ten Krieger konnten sich kaum weiter schleppen; Tausende blieben zurück und wurden eine Beute der russischen Wölfe. Als das er- schöpfte Heer über die Beresina zog — hinter ihm her waren

4. Vaterländisches Lesebuch für die mehrklassige evangelische Volksschule Norddeutschlands - S. 278

1872 - Halle a/S. : Buchh. des Waisenhauses
278 zeigten sich zwar die Russen tapfer, aber sie mußten das Schlachtfeld räumen und zogen sich tief in das Land hinein nach Moskau, der alten Hauptstadt des Reiches, indem sie alles hinter sich her verheerten. Napoleon folgte ihnen gegen den Rath seiner Generale. Da ereilte ihn in der alten Zaarenstadt die gött- liche Gerechtigkeit. Am 14. September war er siegestrunken in das ehrwürdige Schloß der russischen Kaiser, den Kreml, eingezogen; aber schon in der folgen- den Nacht brachen dort über seinem Haupte die Flammen aus, welche vier Tage lang wütheten und die ganze Stadt in Asche legten. Itnsäglicher Schrecken ergriff das französische Heer, welches in Moskau sichere Winterquartiere zu finden gehofft hatte. Ende Octobcr mußte Napoleon den Rückzug durch das feindliche Land antreten. Hierauf hatten die Russen gewartet. Mit den Schwärmen ihrer Kosacken verfolgten sie den fliehenden Feind, ließen ihm keine Ruhe, weder bei Tag noch bei Nacht, und wer sich nur von dem Hauptheere entfernte, wurde niedergemacht. Da brach Tod und Verderben noch furchtbarer iiber das ge- waltige Heer herein. Früher als gewöhnlich begann der in den öden Steppen Rußlands so harte Winter. Die fliehenden Schaaren hatten keinen Schutz ge- gen seine Strenge; ihre Kleider waren zerrissen, die Füße, halb entblößt, zitterten auf dem kalten Schnee; die Dörfer und Städte waren verwüstet, nirgends ein Obdach gegen den furchtbar schneidenden Wind, kein Bissen Brot, den nagenden Hunger zu stillen. Da ergriff Verzweiflung ihre Herzen. An jedem Morgen lagen Haufen Erfrorener um die ausgebrannten Wachtfeuer. Die ermatteten Krieger konnten sich kaum weiter schleppen; Tausende blieben zurück und wurden eine Beute der russischen Wölfe. Als das erschöpfte Heer iiber die Beresina zog — hinter ihm her waren die russischen Schaaren, — da bracher: die Brücken, und Tausende fanden in den Fluten ihr Grab. — Da verließ Napo- leon heimlich das Heer, und in einem Schlitten fuhr er nach Frarrkreich. Die Hand des Herrn hatte ihn getroffen. Der hatte gesagt: „Bis hierher und nicht weiter; hier sollen sich leger: beine stolzen Wellen! " Ein Häuflein nur vor: der „großen Armee" zog durch Preußen. Sein Anblick erregte Entsetzen r:nd Mitleiden. Halbnackt, zerlumpt, mit erfrorenen Gliedmaßen, ausgehungert, krank und elend erschienen die wieder, welche erst vor wenig Monaten in stolzem Uebermuth und des Sieges gewiß ausgerückt waren. Da ergriff das preußische Volk die Ueberzeugung, daß nun die Stunde der Er- lösung aus schwerer Knechtschaft geschlagen habe. „Das ist Gottes Finger!" ging cs von Munde zu Munde. Es gab nur ein Gefühl im Vaterlande: glü- henden Haß gegen die Franzosen. Es war das erklärlich. Sie hatten Preußen zerstückelt, ausgesogen, den König und seine edle Gemahlin — die ruhte nun schon im Grabe — verhöhnt. Der König war kaum noch Herr in seinem Lande. Mit frechem Uebermuth hatten sie das Volk zertreten. Jetzt oder nie war der Augenblick erschienen, wo man die Ketten sprengen konnte. Man war- tete sehnsüchtig, daß der König das Zeichen zum Losschlagen geben sollte. Und der erließ endlich am 3. Februar einen Aufruf, sich sreitvillig zun: Schutze des Vaterlandes zu bewaffnen. Es war nicht gesagt, wem das gelte, es war auch nicht nöthig, jeder wußte es. Der König hatte nach den vielen bitteren Erfah- rungen seines Lebens kaun: zu hoffen gcivagt, daß der Aufruf eine tiefe Wirkung 42. Preußens Erhebung.

5. Vaterländisches Lesebuch für die Evangelische Volksschule Norddeutschlands - S. 279

1868 - Wiesbaden Schleswig Hannover : Schulbuchh. Schulze Jurany & Hensel
279 mußte Napoleon den Rückzug durch das feindliche Land antreten. Hierauf hatten die Russen gewartet. Mit den Schwärmen ihrer Kosacken verfolgten sie den fliehenden Feind, ließen ihm keine Ruhe weder bei Tag noch bei Nacht, und wer sich nur von dem Hauptheer entfernte, wurde niedergemacht. Da brach Tod und Verderben noch furchtbarer über das gewaltige Heer herein. Früher als gewöhnlich begann der in den öden Steppen Ruß- lands so harte Winter. Die fliehenden Scharen hatten keinen Schutz gegen seine Strenge; ihre Kleider waren zerrissen, die Füße, halb entblößt, zit- terten auf dem kalten Schnee; die Dörfer und Städte waren verwüstet, nirgends ein Obdach gegen den furchtbar schneidenden Wind, kein Bisten Brot, den nagenden Hunger zu stillen. Da ergriff Verzweiflung ihre Her- zen. An jedem Morgen lagen Haufen Erfrorener um die ausgebrannten Wachtfeuer. Die ermatteten Krieger konnten sich kaum weiter schleppen; Tausende blieben zurück und wurden eine Beute der russischen Wölfe. Als das erschöpfte Heer über die Beresina zog — hinter ihm her waren die russischen Scharen —, da brachen die Brücken, und Tausende fanden in den Fluten ihr Grab. — Da verließ Napoleon heimlich das Heer, und in einem Schlitten fuhr er nach Frankreich. Die Hand des Herrn hatte ihn ge- troffen. Der hatte gesagt: „Bis hierher und nicht weiter; hier sollen sich legen deine stolzen Wellen!" 31. Preußens Erhebung. Ein Häuflein nur von der „großen Armee" zog durch Preußen. Sein Anblick erregte Entsetzen und Mitleiden. Halbnackt, zerlumpt, mit erfrore- nen Gliedmaßen, ausgehungert, krank und elend erschienen die wieder, welche erst vor wenig Monaten in stolzem Uebermuth und des Sieges gewiß ausgerückt waren. Da ergriff das preußische Volk die Ueberzeugung, daß nun die Stunde der Erlösung aus schwerer Knechtschaft geschlagen habe. „Das ist Gottes Finger!" ging es von Munde zu Munde. Es gab nur ein Gefühl im Vaterlande: glühenden Haß gegen die Franzosen. Es war das erklärlich. Sie halten Preußen zerstückelt, ausgesogen, den König und seine edle Gemahlin — die ruhte nun schon im Grabe — verhöhnt. Der König war kaum noch Herr in seinem Lande. Mit frechem Uebermuth hatten sie das Volk zertreten. Jetzt oder nie war der Augenblick erschie- nen, wo man die Ketten sprengen konnte. Man wartete sehnsüchtig, daß der König das Zeichen zum Losschlagen geben sollte. Und der erließ end- lich am 3. Februar einen Aufruf, sich freiwillig zum Schutze des Vater- landes zu bewaffnen. Es war nicht gesagt, wem das gelte, es war auch nicht nöthig, jeder wußte es. Der König hatte nach den vielen bitteren Er- fahrungen seines Lebens kaum zu hoffen gewagt, daß der Aufruf eine tiefe Wirkung hervorbringen werde. Aber wie sollten seine kühnsten Hoff- nungen weit übertroffen werden! Die Begeisterung ergriff alle Stände. Jünglinge und Männer verließen Beruf und Familie, um das Vaterland zu befreien. In Berlin allein ließen sich neuntausend junge Leute in die o

6. Vaterländisches Lesebuch für die Evangelische Volksschule Norddeutschlands - S. 279

1868 - Wiesbaden Schleswig Hannover : Schulbuchh. Schulze Jurany & Hensel
279 mußte Napoleon den Rückzug durch das feindliche Land antreten. Hierauf hatten die Russen gewartet. Mit den Schwärmen ihrer Kosacken verfolgten sie den fliehenden Feind, ließen ihm keine Ruhe weder bei Tag noch bei Nacht, und wer sich nur von dem Hauptheer entfernte, wurde niedergemacht. Da brach Tod und Verderben noch furchtbarer über das gewaltige Heer herein. Früher als gewöhnlich begann der in den öden Steppen Ruß- lands so harte Winter. Die fliehenden Scharen hatten keinen Schutz gegen feine Strenge; ihre Kleider waren zerrissen, die Füße, halb entblößt, zit- terten auf dem kalten Schnee; die Dörfer und Städte waren verwüstet, nirgends ein Obdach gegen den furchtbar schneidenden Wind, kein Bissen Brot, den nagenden Hunger zu stillen. Da ergriff Verzweiflung ihre Her- zen. An jedem Morgen lagen Haufen Erfrorener um die ausgebrannten Wachtfeuer. Die ermatteten Krieger konnten sich kaum weiter schleppen; Tausende blieben zurück und wurden eine Beute der russischen Wölfe. Als das erschöpfte Heer über die Beresina zog — hinter ihm her waren die russischen Scharen —, da brachen die Brücken, und Tausende fanden in den Fluten ihr Grab. —Da verließ Napoleon heimlich das Heer, und in einem Schlitten fuhr er nach Frankreich. Die Hand des Herrn hatte ihn ge- troffen. Der hatte gesagt: „Bis hierher und nicht weiter; hier sollen sich legen deine stolzen Wellen!" 31. Preußens Erhebung. Ein Häuflein nur von der „großenarmee" zog durch Preußen. Sein Anblick erregte Entsetzen und Mitleiden. Halbnackt, zerlumpt, mit erfrore- nen Gliedmaßen, ausgehungert, krank und elend erschienen die wieder, welche erst vor wenig Monaten in stolzem Uebermuth und des Sieges gewiß ausgerückt waren. Da ergriff das preußische Volk die Ueberzeugung, daß nun die Stunde der Erlösung aus schwerer Knechtschaft geschlagen habe. „Das ist Gottes Finger!" ging es von Munde zu Munde. Es gab nur ein Gefühl im Vaterlande: glühenden Haß gegen die Franzosen. Es war das erklärlich. Sie hatten Preußen zerstückelt, ausgesogen, den König und seine edle Gemahlin — die ruhte nun schon im Grabe — verhöhnt. Der König war kaum noch Herr in seinem Lande. Mit frechem Uebermuth hatten sie das Volk zertreten. Jetzt oder nie war der Augenblick erschie- nen, wo man die Ketten sprengen konnte. Man wartete sehnsüchtig, daß der König das Zeichen zum Losschlagen geben sollte. Und der erließ end- lich am 3. Februar einen Aufruf, sich freiwillig zum Schutze des Vater- landes zu bewaffnen. Es war nicht gesagt, wem das gelte, es war auch nicht nöthig, jeder wußte es. Der König hatte nach den vielen bitteren Er- fahrungen seines Lebens kaum zu hoffen gewagt, daß der Aufruf eine tiefe Wirkung hervorbringen werde. Aber wie sollten seine kühnsten Hoff- nungen weit übcrtroffen werden! Die Begeisterung ergriff alle Stände. Jünglinge und Männer verließen Beruf und Familie, um das Vaterland zu befreien. In Berlin allein ließen sich neuntausend junge Leutp in die

7. Schul-Lesebuch - S. 192

1863 - Berlin : Stubenrauch
192 42. Gottes Strafgericht iu Rußland. Napoleon halte fast alle Fürsten und Völker Europas be- zwungen, und schwer lastetete seine Hand auf den besiegten Län- dern. Seine Heere standen in Spanien; Italien war ihm unter- worfen, Holland ihm unlerthänig; Oesterreich hatte er nieder- geworfen in blutigen Schlachten; die deutschen Fürsten mußten thun, wie er wollte, und auch Preußen hatte er an den Rand des Verderbens gebracht. Nun gelüstete es ihn, auch Rußland seiner Herrschaft zu unterwerfen. Im Sommer des Jahres 1812 brach er mit Viermalhunderttausend auserlesenen Kriegern zu Fuß und sechzigtausend zu Roß nebst 1200 Stück Geschütz in das große russische Reich ein. Er hatte die besten Schaaren ans allen Lan- dern Europas gesammelt. Sie waren in allen Künsten der Waffen wohl geübt und mit allem Kriegszeuge auf's Beste versehen. Aber in diesem Kriegszuge setzte Gott dem stolzen Eroberer sein Ziel. — In mehreren blutigen Schlachten zeigten sich zwar die Russen tapfer; aber sie mußten das Schlachtfeld räumen und zogen sich lies in das Land hinein nach Moskau, der alten Hauptstadt des Reiches, indem sie Alles hinter sich her verheerten. Napoleon folgte ihnen gegen den Rath seiner Generale. Da ereilte ihn in der alten Zaarenstadt die göttliche Gerechtigkeit. Am 14. Septem- der war er siegestrunken in das ehrwürdige Schloß der russischen Kaiser, den Kreml, eingezogen: aber schon in der folgenden Nacht brachen oort über feinem Haupte die Flammen aus, welche vier Tage lang wütheten und die ganze Stadt in Asche legten. Un- säglicher Schrecken ergriff das französische Heer, welches in Mos- kau sichere Winterquartiere zu finden gehofft hatte. Ende October mußte Napoleon den Rückzug ourch das feindliche Land antreten. Hierauf hatten die Russen gewartet. Mit den Schwärmen ihrer Kosacken verfolgten sie den stiehenden Feind, ließen ihm keine Ruhe weder bei Tag, noch bei Nacht, und wer sich nur von dem Haupt- Heere entfernte, wurde niedergemacht. Da brach Tod und Berdkr- den 'noch furchtbarer über das gewaltige Heer hinein. Früher als gewöhnlich brach in den öden Steppen Rußlands ein harter Win- ker ein. Die fliehenden Schaaren hatten keinen Schutz gegen seine Strenge; ihre Kleider waren zerrissen; die Füße, halb entblößt, zitterten auf dem kalten Schnee; die Dörfer und Städte waren verwüstet; nirgend ein Obdach gegen den furchtbar schneidenden Wind; kein Bissen Brot, den nagenden Hunger zu stillen. Da ergriff Verzweiflung ihre Herzen. An jedem Morgen lagen Hau- fen Erfrorener um die ausgebrannten Wachtfeuer. Die ermatte- ten Krieger konnten sich kaum weiter schleppen; Tausende blieben zurück unv wurden eine Beute der russischen Wölfe. Als das er- schöpfte Heer über die Beresina zog — hinter ihm her waren

8. Schul-Lesebuch - S. 192

1873 - Berlin : Stubenrauch
192 42. Gottes Strafgericht in Rußland. Napoleon hatte fast alle Fürsten und Völker Europas be zwungen, und schwer lastete seine Hand aus den besiegten Län- dern. Seine Heere standen in Spanien; Italien war ihm unter- worfen, Holland ihm unterthänig; Oesterreich hatte er nieder- geworfen in blutigen Schlachten; die deutschen Fürsten mußten thun, wie er wollte, und auch Preußen hatte er an den Rand des Verderbens gebracht. Nun gelüstete es ihn, auch Rußland seiner Herrschaft zu unterwerfen. Im Sommer des Jahres 1812 brach er mit Viermalhunderttausend auserlesenen Kriegern zu Fuß und sechszigtausend zu Roß nebst 1200 Stück Geschütz in das große russische Reich ein. (£r hatte die besten Schaaren aus allen Län- dern Europas gesammelt. Sie waren in allen Künsten der Waffen wohl geübt und mit allem Kriegszeuge aufs Beste versehen. Aber in diesem Kriegszuge setzte Gott dem stolzen Eroberer sein Ziel. — In mehreren blutigen Schlachten zeigten sich zwar die Russen tapfer; aber sie mußten das Schlachtfeld räumen und zogen sich tief in das Land hinein nach Moskau, der alten Hauptstadt des Reiches, indem sie Alles hinter sich her verheerten. Napoleon folgte ihnen gegen den Rath seiner Generale. Da ereilte ihn in der alten Zarenstadt die göttliche Gerechtigkeit. Am 14. Septem- der war er siegestrunken in das ehrwürdige Schloß der russischen Kaiser, den Kreml, eingezogen; aber schon in der folgenden Nacht brachen dort über seinem Haupte die Flammen aus, welche vier Tage lang wütheten und die ganze Stadt in Asche legten. Un- säglicher Schrecken ergriff das französische Heer, welches in Mos- kau sichere Winterquartiere zu finden gehofft hatte. Ende Oktober mußte Napoleon den Rückzug durch das feindliche Land antreten. tierauf hatten die Russen gewartet. Mit den Schwärmen ihrer osacken verfolgten sie den fliehenden Feind, ließen ihm keine Ruhe weder bei Tag, noch bei Nacht, und wer sich nur von dem Haupt- heere entfernte, wurde niedergemacht. Da brach Tod und Berber den noch furchtbarer über das gewaltige Heer hinein. Früher als gewöhnlich brach in den öden Steppen Rußlands ein harter Wim ter ein. Die fliehenden Schaaren hatten keinen Schutz gegen seine Strenge; ihre Kleider waren zerrissen; die Füße, halb entblößt, zitterten aus dem kalten Schnee; die Dörfer und Städte waren verwüstet; nirgend ein Obdach gegen den furchtbar schneidenden Wind; kein Bissen Brot, den nagenden Hunger zu stillen. Da ergriff Verzweiflung ihre Herzen. An jedem Morgen lagen Hau- fen Erfrorner um die ausgebrannten Wachtfeuer. Die ermatte- ten Krieger konnten sich kaum weiter schleppen; Tausende blieben zurück und wurden eine Beute der russischen Wölfe. Als das er schöpfte Heer über die Beresiva zog — hinter ihm her waren

9. Bilder aus der Weltgeschichte - S. 335

1871 - Braunschweig : Wreden
— 335 — 113. Napoleons Zug nach Nußland. (1812.) Im Frühjahr 1812 hatte Napoleon seine Rüstungen soweit gebracht, daß er gegen Rußland ziehen konnte. Eine ungeheure Heeresmacht von 600,000 Mann, 1345 Geschützen und 187,000 Pferden wälzte sich von Westen nach Osten. Der König von Preußen war gezwungen, 20,000 Mann zu stellen und der Rheinbund 100,000 Mann, auch Oesterreich trat mit dem Gewalthaber in ein Bünduiß und mußte 30,000 Mann hergeben. So zog die „große Armee" gegen die Russen. Siegesgewiß rief Napoleon, als er Rußland betrat: „Rußlands Verhängniß muß erfüllt werden." Und doch sollte die Sache anders kommen. Zwar erstürmte er Smolensk und gewann an der Moskwa eine blutige Schlacht. Aber mit trüben Ahnungen zog er nach Moskau, der Hauptstadt, hin. Am 15. September langte er mit seinen Schaaren vor den Thoren an; sie standen offen. Er zog ein. Eine schauerliche Stille lag über der ungeheuren Stadt, denn Straßen und Häuser waren menschenleer. Napoleon nahm seine Wohnung in dem ehrwürdigen Schlosse der russischen Kaiser, dem Kreml. Aber schon in der folgenden Nacht brachen dort über seinem Hause die Flammen aus, welche vier Tage lang wütheten und die ganze Stadt in Asche legten. Unsäglicher Schrecken ergriff das französische Heer, welches in Moskau sichere Winterquartiere zu finden gehofft hatte. Ende October mußte Napoleon den Rückzug durch das feindliche Land antreten. Hierauf hatten die Russen gewartet. Mit den Schwärmen ihrer Kosaken verfolgten sie den fliehenden Feind, ließen ihm keine Ruhe weder bei Tag noch bei Nacht, und wer sich nur von dem Hauptheer entfernte, wurde niedergemacht. Da brach Tod und Verderben noch furchtbarer über das gewaltige Heer herein. Früher als gewöhnlich begann der in den öden Steppen Rußlands so harte Winter. Die fliehenden Schaaren hatten keinen Schutz gegen seine Strenge; ihre Kleider waren zerrissen, die Füße, halb entblößt, zitterten ans dem kalten Schnee; die Dörfer und Städte waren verwüstet, nirgends ein Obdach gegen den furchtbar schneidenden Wind, kein Bissen Brot, den nagenden Hunger zu stillen. Da ergriff Verzweiflung ihre Herzen. An jedem Morgen lagen Haufen Erfrorener um die ausgebrannten Wachtfeuer. Die ermatteten Krieger konnten sich kaum weiter schleppen; Tausende blieben zurück und wurden eine Beute der russischen Wölfe. Als das erschöpfte Heer über die Beresina zog — hinter ihm her waren die russischen Schaaren —, da brachen die Brücken, und Tausende fanden in den Flnthen ihr Grab. — Da verließ Napoleon heimlich das Heer, und in einem Schlitten fuhr er nach Frankreich. Die Hand des Herrn hatte ihn getroffen. Der hatte gesagt: „Bis hierher und nicht weiter; hier sollen sich legen deine stolzen Wellen!" Den Oberbefehl über die Trümmer seines Heeres überließ er seinem Schwager Murat, dem Könige von Neapel. Seitdem wich alle Zucht und Ordnung, und das Elend der Franzosen überstieg jedes Maß. Alles lief wild durcheinander; nur wenige Reiter hatten noch Pferde. Vielen fehlte

10. Vaterländisches Lesebuch für die mittleren und oberen Klassen evangelischer Volksschulen - S. 398

1880 - Sondershausen : Eupel
398 auf Vaterlandsliebe und Ehrgefühl, — das sind einige der weiteren Haupt- gesichtspunkte. Dach nicht mit einem male durfte man ein großes Heer wieder erschaffen; die Zahl der zu haltenden Truppen war durch Napoleon auf 42 000 beschränkt. Um dennoch größere Heeresmassen für die Zukunft auszubilden, ließ man die Rekruten, sowie sie emexerciert waren, nach Hause gehen und berief andere an ihre Stelle, und so immer weiter, so daß in kurzem schon 150 000 einexercierte Leute im Lande waren. Und das alles geschah, ohne daß die Franzosen die furchtbare Macht ahnten, die sich hier wie unterirdisch gegen sie bildete. Auch für die Bildung des Volkes wurde in jenen schweren Zeiten großherzig Sorge getragen; dafür legt die Gründung der Universität Berlin im Jahre 1810 und die Verbesserung der Volksschulen Zeug- nis ab. Nach L. Hahn. 45. Gottes Strafgericht in Rußland. 1812. Napoleon hatte fast alle Fürsten und Völker Europas bezwungen, und schwer lastete seine Hand auf den besiegten Ländern. Seine Heere standen in Spanien; Italien war ihm unterworfen, Holland ihm untcrthänig; Österreich hatte er niedergeworfen in blutigen Schlachten; die deutschen Fürsten mußten thun, wie er wollte, und auch Preußen hatte er an den Rand des Verderbens gebracht. Nun gelüstete es ihn, auch Rußland seiner Herrschaft zu unterwerfen. Im Sommer des Jahres 1812 brach er mit Viermalhunderttausend auserlesenen Kriegern zu Fuß und sechzigtausend zu Roß nebst 1200 Stück Geschütz in das große russische Reich ein. Er hatte die besten Scharen aus allen Ländern Europas gesammelt. Sie waren in allen Künsten der Waffen wohl geübt und mit allem Kriegszeuge aufs beste versehen. In mehreren blutigen Schlachten zeigten sich zwar die Russen tapfer; aber sic mußten das Schlachtfeld räumen und zogen sich tief in das Land hinein nach Moskau, der alten Hauptstadt des Reiches, indem sie alles hinter sich her verheerten. Napoleon folgte ihnen gegen den Rat seiner Generale. Da ereilte ihn in der Zarenstadt die göttliche Gerech- tigkeit. Am 14. September war er siegestrunken in das ehrwürdige Schloß der russischen Kaiser, den Kreml, eingezogen; aber schon in der folgenden Nacht brachen dort über seinem Haupte die Flammen aus, welche vier Tage lang wüteten und die ganze Stadt in Asche legten. Unsäglicher Schrecken ergriff das französische Heer, welches in Moskau sichere Winter- quartiere zu finden gehofft hatte. Ende Oktober mußte Napoleon den Rück- zug durch das feindliche Land antreten. Hierauf hatten die Russen ge- wartet. Mit den Schwärmen ihrer Kosacken verfolgten sie den fliehenden Feind, ließen ihm keine Ruhe, weder bei Tag noch bei Nacht, und wer sich nur von dem Hauptheere entfernte, wurde niedergemacht. Da brach Tod und Verderben noch furchtbarer über das gewaltige Heer herein. Früher als gewöhnlich brach in den öden Steppen Rußlands ein harter Winter ein. Die fliehenden Scharen hatten keinen Schutz gegen seine Strenge: ihre Kleider waren zerrissen, die Füße, halb entblößt, zitterten aus dem kalten Schnee; die Dörfer und Städte waren verwüstet; nirgends ein Ob- dach gegen den furchtbar schneidenden Wind; kein Bissen Brot, den nagen- den Hunger zu stillen. Da ergriff Verzweiflung ihre Herzen. An jedem

11. Deutsches Lese-, Lehr- und Sprachbuch für Schule und Haus - S. 344

1865 - Göttingen : Deuerlich
344 in oen Waffen wohlgeübt und mit allem Kriegszcuge aufs beste verse- hen. Aber Gott setzte dem stolzen Eroberer sein Ziel. Zwar mußten die Russen nach mehreren tapfern Gefechten das Feld räumen; sie zogen sich tief in das Land hinein nach Moskau, der alten Hauptstadt, indem sie alles hinter sich her verheerten. Napoleon folgte ihnen dorthin; da ereilte ihn die göttliche Gerechtigkeit. Am 14. September 1812 war er siegestrunken in das alte Schloß der russischen Kaiser, den Kreml, ein- gezogen; aber schon in der folgenden Nacht brachen über seinem Haupte Flammen aus, welche die ganze Stadt in Asche legten. Die Russen hatten die Stadt selber angezündet, um ihm das Bleiben zu verlei- den. Nun war Napoleon zum Rückzug genöthigt. Ende Oktobers trat er ihn an. Darauf hatten die Russen gewartet: mit den Schwärmen ihrer Kosacken verfolgten sie den fliehenden Feind, ließen ihm keine Ruhe weder bei Tage noch bei Nacht, und wer sich von dem Hauptheere ent- fernte, wurde niedergemacht. Da brach Tod und Verderben noch furcht- barer herein: früher als sonst trat in den öden Steppen Rußlands ein harter Winter ein. Die fliehenden Scharen hatten keinen Schutz gegen seine Strenge; ihre Kleider waren zerrissen; die Füße, halb entblößt, zit- terten auf dem kalten Schnee; die Dörfer und Städte waren verwüstet; nirgend ein Obdach gegen den furchtbar schneidenden Wind; kein Bissen Brot, den Hunger zu stillen. An jedem Morgen lagen zu Haufen Er- frorne um die ausgebrannte» Wachtfeuer. Die ermatteten Krieger konn- ten sich kaum weiter schleppen; Tausende blieben zurück und fielen bou den Waffen der Russen oder wurden eine Beute der Wölfe. Als das erschöpfte Heer über die Beresina zog, da brachen die Brücken, und Tau- sende fanden in den Fluten ihr Grab. — Da verließ Napoleon heimlich das Heer und fuhr in einem Schlitten nach Frankreich. Die Hand des Herrn hatte ihn getroffen. Der hatte gesagt: Bis hierher und nicht wei- ter; hier sollen sich legen deine stolzen Wellen. 160. Der Deutschen Erhebmlfl. Aus dem Verderben Napoleons in Rußland Erkannte das deutsche Volk, daß Gott nun die Schmach von ihm nehmen und die Völkergeißel zerbrechen wolle. Da erließ zuerst der König Friedrich Wilhelm Iii. von Preußen einen Aufruf an sein Volk, in welchem er es zu deit Waffen forderte. Preußen und Rußland verbündeten sich gegen die Franzosen; bald traten England und Schweden und sodann auch Oester- reich bei. Männer und Jünglinge griffen zur Wehr; edle Geschlechter opferten dem Vaterlande ihre Kleinodien und ihr Geld, und arme Hand- arbeiter ihren kärglichen Wochenlohn. Ueberall drängte sich die rüstige Jugend heran. Auch England sandte Waffen und Kleidung. Die Knechtschaft war gebrochen, und in mancher blutigen Schlacht (z. B. bei Groß-Görschen, Bautzen, Großbeeren, Dennewttz, an der Katz- bach) wurden blutige Lorbeeren geerntet. Auch die Lüneburger jubelten mit und griffen das Werk an mit Freuden. Da nahten von Uelzen her 300 französische Reiter. In der Stadt tönten die Sturmglocken, alles griff zu den Waffen; die Bauern

12. Vaterländische Geschichte für den Schul- und Selbstunterricht - S. 182

1895 - Neu-Ruppin : Petrenz
— 182 — Napoleons Zug nach Rußland. Im Juni 1812 führte Napoleon ein gewaltiges Heer von 600000 Mann über die russische Grenze. Da Kaiser Alexander dieser ungeheuren Macht, welcher er nur 300 000 Mann entgegenstellen konnte, nicht zu widerstehen vermochte, so zog er sich mit seiner Armee in das Innere des Landes zurück, ließ alle Vorräte vernichten, Dörfer und Städte niederbrennen, so daß es den Franzosen in dem ohnehin schon öden Lande an Obdach und Lebensmitteln gebrach. Infolgedessen mehrte sich die Zahl der Kranken in bedrohlichem Maße. Napoleon aber drang mit dem Hauptheere unaufhaltsam vor, während die Preußen unter dem General Aork auf dem linken und die Österreicher auf dem rechten Flügel marschierten. Nach den Schlachten von Smolensk und Borodiuo, in welchen die Russen trotz verzweifelten Widerstandes geschlagen wurden, stand den Franzosen Moskau, die Hauptstadt des Zarenreiches, offen, in die sie am 14. September einzogen. Napoleon nahm Wohnung in dem ehrwürdigen Schlöffe der russischen Kaiser, dem Kreml. Aber in der folgenden Nacht brachen über seinem Haupte die Flammen aus. Die Russen hatten, nachdem die meisten Bewohner aus der Stadt geflüchtet und die Vorräte weggeschafft waren, in den mit Zündstoffen aller Art gefüllten Wohnungen selbst Feuer angelegt, um den Feind zu verderben. Nun brach ein furchtbares Strafgericht über dm übermütigen Sieger herein. Ohne Obdach und Lebensmittel, sah sich Napoleon, der 120 Meilen von seinen nächsten Hilfsquellen entfernt war, zum Rückzüge gezwungen, den er am 18. Oktober antrat. Inzwischen war der nordische Winter mit aller Strenge hereingebrochen. Die französischen Soldaten, von wilden Kosakenschwärmen Tag und Nacht beunruhigt, hatten keinen Schutz gegen die grimmige Kälte, keinen Bissen Brot, den nagenden Hunger zu stillen. Ermattet, krank, erstarrt sanken sie zu Tausenden in den Schnee. Wer von der Kälte oder dem Hunger verschont blieb, der fand seinen Tod durch die Lanzen der den fliehenden Scharen beständig folgenden Kosaken. Als das erschöpfte Heer in wilder Eile über die Beresina zog, brach die Brücke unter der Last des dichten Menschenknüuels zusammen, und Tausende fanden ihren Tod in den kalten Fluten; andere wurden von den Feinden niedergemacht oder gerieten in Gefangenschaft. Von der „großen Armee", die siegesbewußt nach Osten gezogen war, erreichte nur ein kleiner Haufen, zum Tode erschöpft, mit erfrorenen Gliedern, unter unsäglichen Leiden und Gefahren die preußische Grenze. Napoleon selbst war auf einem Schlitten den Seinen vorausgeeilt, um neue Streitkräfte zu sammeln. Vertrag zu Tauroggen. Nach dem Untergange der französischen

13. Abt. 2 - S. 337

1884 - Wismar : Hinstorff
337 liche Land antreten. Hierauf hatten die Russen gewartet. Mit den Schwärmen ihrer Kosaken verfolgten sie den fliehenden Feind, ließen ihm keine Ruhe weder bei Tag noch bei Nacht, und wer sich nur voil dem Hauptheere entfernte, wurde niedergemacht. Da brach Tod und Verderben noch furchtbarer über das gewaltige Heer herein. Früher als gewöhnlich trat in den öden Steppen Rußlands ein harter Winter ein. Die fliehenden Scharen hatten keinen Schutz gegen die Kälte; ihre Kleider waren zerrissen, die Füße, halb entblößt, zitterten auf dem kalten Schnee; die Dörfer und Städte waren ver- wüstet, nirgends ein Obdach gegen den furchtbar schneidenden Wind, kein Bissen Brot, den nagenden Hunger zu stillen. Da ergriff Ver- zweiflung ihre Herzen. An jeden: Morgen lagen Haufen Erfrorener um die ausgebrannten Wachtfeuer. Die ermatteten Krieger konnten sich kaum weiter schleppen; Tausende blieben zurück und wurden eine Beute der russischen Wölfe. Als das erschöpfte Heer über die Beresina zog — hinter ihm her waren die russischen Scharen —, da brachen die Brücken, und Tausende fanden in den Fluten ihr Grab. — Da verließ Napoleon heimlich das Heer; in einem elenden Schlitten fuhr er nach Frankreich. Die Hand des Herrn hatte ihn getroffen. Der hatte gesagt: „Bis hierher und nicht weiter; hier sollen sich legen deine stolzen Wellen!" (Kohlrausch.) 255. Die Trommel. Rings wirbelt die Trommel im Preussenland; Still liegt nur ein Hüttchen am baltischen Strand. Was jammert das Weib drin bei Tag und bei Nacht? — Ihr Mann ist gefallen in heisser Schlacht. Auch traf ihr die Kugel der Söhne zwei; Der jüngste nur lebt, und ihr Kummer dabei. Und lebt dir ein Knabe, was härmst du dich bleich? 0, preise den Himmel! noch bist du ja reich. Doch horch! welche Töne das Ufer entlang? — Das Weib schrickt zusammen; was macht sie so bang? „Horch, Mutter, wie schallt es so mächtig und laut!“ — Mein Sohn, zur Kirche wohl fährt man die Braut. „Nein, Mutter, das klingt nicht wie Hochzeitston.“ So trägt einen Toten zu Grab man, mein Sohn. „Nein, nein! so klingt auch nicht Sterbegesang! Schon kenne den Ton ich; schon hört ich den Klang. Als einst ich ihn hörte zum erstenmal, Da war's für den Vater das Abschiedssignal. Und als er zum andern getroffen mein Ohr, Da folgten die Brüder dem werbenden Chor. Schraep, Lese- und Lehrbuch Ii. 2. 22 22

14. Lesebuch für katholische Volksschulen - S. 212

1881 - Danzig : Boenig
stellen und den Durchzug durch sein Land zu gestatten. Im Sommer des Jahres 1812 überschritt Napoleon mit vier- hunderttausend auserlesenen Kriegern zufuss und sechzig- tausend zuross, nebst 1200 Stück Geschützen die russische Grenze. Er hatte die besten Scharen aus allen Ländern Europas gesammelt. Die Russen zeigten sich in mehreren Schlachten zwar tapfer, aber sie mussten sich zurückziehen. In der mörderischen Schlacht an der Moskwa erlitten sie eine ungeheure Niederlage: 100,000 Tote und Verwundete bedeckten das Schlachtfeld. Am 14. September zog der Sieger in Moskau ein, das die Einwohner freiwillig verlassen hatten. Seine Soldaten sollten hier Winterquartier nehmen und sich von den Strapazen erholen. Aber des Nachts brach an verschiedenen Stellen Feuer aus, das vier Tage lang wütete und die ganze Stadt in Asche legte. Kaum entrann Napoleon in der furchtbaren Verwirrung dem dro- henden Feuertode. Er beschloss den Rückzug; aber auf dem weiten Wege fanden die Soldaten nur Brandstätten und verlassene Dörfer und Städte. Dazu trat ein unge- wöhnlich zeitiger und strenger Winter ein. Tausende von Soldaten starben vor Hunger und Kälte oder fielen unter den Lanzen der nachfolgenden Kosaken oder unter den Keulen der ergrimmten Bauern. Die Kanonen und Wagen liess man stehen; die Gewehre, Tornister und Säbel warf man weg; die Pferde schlachtete man, um mit ihrem Fleische den nagenden Hunger zu stillen. Bei dem Über- gänge über die Beresina brach im Gedränge die Brücke zusammen. Fussvolk, Reiterei und Tross, alles wollte auf einmal hinüber. Tausende fanden ihr Grab in den Fluten, oder wurden von den Hufen der Pferde zertreten, oder von den Rädern der Kanonen zerquetscht, oder von den Kar- tätchen der nachsetzenden Russen niedergeschmettert. Tau- sende wurden gefangen genommen. Da verliess Napoleon das Heer und eilte in einem Schlitten zurük. Die Hand des Herrn hatte ihn getroffen; denn er hatte gesagt: „Bis hier- her und nicht weiter; hier sollen sich legen deine stolzen Wellen!“ Von der „grossen Armee“, wie Napoleon sie nannte, sahen nur 30,000 das deutsche Land wieder — zerlumpt, halbnackt und mit erfrorenen Gliedmassen. Naeh Franz Schmidt. 265. Preußens Erhebung. Die Kunde von dem Untergange, der Napoleons große -Armee in Rußland ereilt hatte, bewegte ganz Europa. Gottes gewaltiger Arm war der Welt offenbar geworden. Feßt schien für die unterdrückten Völker die Stunde gekommen, die Fremd-

15. Lesebuch für hannoversche Volksschulen - S. 298

1862 - Hannover : Meyer
298 "Und war die Liebe von euch gewichen, und der Haß hatte die Herzen erfüllt und wußten nichts mehr von Deutschland und von dem Vaterlande und von der alten deutschen Ehre und Frei- heit, und ließen der eine von dem andern und gingen ein jeglicher seinen eigenen Weg, und trachteten nur nach Geld und wie sie des Tages am besten gebrauchten. -Denn Gott im Himmel wohnt weit von uns/ sprachen sie, -und was hinter diesem Leben liegt, ist dunkel/ Darum, weil sie Gott vergaßen, hat sie Gott vergessen. Weil sie nicht glaubten, darum verzagten sie sogleich und wurden gegeben in die Hand ihrer Dränger. Also gebar die Sünde das Unglück, undr der Übermuth brütete die Feigheit aus; und es ge- schah, wie der Prophet spricht: -Ich will den Erdboden heimsuchen um seiner Bosheit willen, und die Gottlosen heimsuchen um ihrer Untugend willen, und des Hochmuths der Stolzen ein Ende machen und die Hoffahrt der Gewaltigen demüthigen/ Wenn du dich aber bekehrst und zu Gott wendest, wird er sich zu dir wenden und das Unglück von dir nehmen und dir ins Herz rufen: Ich habe dich wider das fremde Volk zur festen, ehernen Mauer gemacht; ob sie wider dich streiten, sollen sie dir doch nichts anhaben: denn ich bin bei dir, daß ich dir helfe und dich errette; und will dich auch retten aus der Hand der Bösen und erlösen aus der Hand der Tyrannen/' 35. Gottes Gericht in' Rußland. Rapoleon hatte zu seinem Zuge nach Rußland die besten Scharen aus allen Ländern Europas gesammelt. Sie waren in den Waffen wohlgeübt und mit allem Kriegszeuge aufs beste ver- sehen. Aber Gott setzte dem stolzen Eroberer sein Ziel. Zwar mußten die Russen nach mehreren tapfern Gefechten das Feld räu- meil; sie zogen sich tief in das Land hinein nach Moskau, der alten Hauptstadt,' indem sie alles hinter sich her verheerten. Napoleon folgte ihnen dorthin; da ereilte ihn die göttliche Gerechtigkeit. Am 14. September 1812 war er siegestrunken in das alte Schloß der russischen Kaiser, den Kreml, eingezogen; aber schon in der folgen- den Nacht brachen über seinem Haupte Flammen aus, welche die ganze Stadt in Asche legten. Die Russen hatten die Stadt selber angezündet, um ihm das Bleiben zu verleiden. Nun war Napoleon zum Rückzug genöthigt. Ende Octobers trat er ihn an. Darauf hatten die Russen gewartet: mit den Schwärmen ihrer Kosacken verfolgten sie den fliehenden Feind, ließen ihm keine Ruhe weder bei Tag noch bei Nacht, und wer sich von dem Hauptheere entfernte, wurde niedergemacht. Da brach Tod und Verderben noch furcht- barer herein: früher als sonst trat in den öden Steppen Rußlands ein harter Winter ein. Die fliehenden Scharen/hatten keinen Schutz gegen seine Strenge; ihre Kleider waren zerrissen; die Füße, halb entblößt, zitterten auf dem kalten Schnee; die Dörfer und Städte waren verwüstet; nirgend ein Obdach gegen den furchtbar schnei- denden Wind; kein Bissen Brot, den Hunger zu stillen. An jedem

16. Geschichtsbilder für evangelische Volksschulen - S. 82

1892 - Gütersloh : Bertelsmann
600 000 Mann, darunter 20 000 Preußen unter dem General 9)orf, brach er im Jahre 1812 dahin auf. Preußen wurde gezwungen, der ungeheuren Armee den Durchzug zu gestatten, und das Land hatte abermals viel zu leiden durch die Einquartierungen und namentlich durch die frechen Räubereien der fremden Eroberer. Ungehindert überschritt Napoleon die russische Grenze. Das Heer der Russen zog sich fechtend zurück. Nach zwei blutigen Schlachten, die unentschieden blieben, zog Napoleon in die russische Hauptstadt Moskau ein. Hier gedachte er mit seiner Armee den Winter zu verbringen. Aber die ganze Stadt war menschenleer. In der Nacht brach an verschiedenen Stellen Feuer aus. Man wollte löschen, aber die Russen hatten alle Löschgeräte weggeschafft. Napoleon mußte die Stadt verlassen. Er bot dem Kaiser Alexander den Frieden an, aber dieser ließ erwidern, jetzt ginge der Krieg erst recht an. Da trat Napoleon den Rückzug an. Weil aber die Franzosen auf ihrem Heereszuge die ganze Gegend ausgeraubt und die Städte und Dörfer niedergebrannt hatten, so entstand in ihrem Heere eine entsetzliche Hungersnot. Dazu trat der Winter ungewöhnlich früh und mit heftiger Strenge ein. So kamen Tausende um vor Hunger und Kälte, und Tausende fielen durch die Lanzen der Kosaken, welche den Zug unaufhörlich umschwärmten. Als die Franzosen an die hoch-geschwollene Beresina kamen, ließ Napoleon zwei Brücken über den Strom schlagen. Die eine brach unter der Last ein, weil alles vorwärts drängte, die andere ließ Napoleon abbrechen, ehe alle hinüber waren, damit die Russen nicht nachfolgen könnten. So kam eine zahllose Menge in den kalten Fluten um. Tausende wurden von den Kugeln der Russen hingestreckt. — General Aork und seine 20000 Preußen hatten sich nur mit heimlichem Ingrimm an Napoleon angeschlossen. Beim Rückzüge trennte er sich von den Franzosen und schloß mit den Russen einen Waffenstillstand. Dem Könige schrieb er: „Ew. Majestät lege ich willig meinen Kopf zu Füßen, wenn ich gefehlt haben sollte." — Napoleon verließ die Trümmer seines Heeres und eilte verkleidet in einem Schlitten nach Paris, um ein neues Heer zu sammeln. Gegen Ende des Jahres kamen die Reste der großen Armee in den ostpreußischen Grenzstädten an und zwar in dem jämmerlichsten Aufzuge; die Gesichter waren von Hunger und Kälte entstellt, viele hatten erfrorene Gliedmaßen, und alle waren notdürftig in Lumpen gehüllt. Nur der zwanzigste Teil des stolzen Heeres kehrte zurück; die übrigen hatten ihr Grab in den öden Steppen Rußlands gefunden. Wodurch ging die große Armee zu Grunde?

17. Vaterländische Geschichte für Volkschulen - S. 35

1897 - Düsseldorf : Schwann
— 35 — an der Ostsee besetzten. Inzwischen regierten in Preußen französische Beamte und bedrückten das Volk auf mancherlei Art. Ausgang des Keldzuges. — Der Anfang des Feldzuges war für Napoleon glücklich. Die Russen zogen sich nach kurzen Kämpfen vor ihm zurück, verbrannten aber auf ihrem Zuge Städte und Dörfer, um den Feinden Obdach und Nahrung zu nehmen. Immer tiefer zog Napoleon in Rußland hinein. Er wollte die alte Hauptstadt Moskau erobern und dort sein Winterquartier nehmen. In der Nähe der Stadt stellte ihm der Kaiser Alexander ein Heer entgegen, welches aber in einem blutigen Kampfe besiegt wurde. Napoleon zog frohlockend in Moskau ein, mußte die Stadt aber schon nach wenigen Tagen wieder verlassen. Auf Befehl des Kommandanten waren nämlich die meisten Einwohner ausgezogen, und die zurückgebliebenen steckten die Stadt an allen Ecken in Brand. Napoleon mußte den Rückzug antreten auf derselben Straße, auf der er gekommen war. Die führte aber durch gänzlich verwüstete Gegenden, so daß das Heer bald den schrecklichsten Mangel an Lebensmitteln litt. Dazu kam eine furchtbare Kälte; fast täglich erfroren Tausende von Soldaten. Die nachrückenden Russen vernichteten ebenfalls Tausende, und zuletzt floh Napoleon von dem Heere und eilte auf einem Schlitten durch Deutschland nach Frankreich. Von der großen Armee kamen nur etwa 30000 Mann zurück, ausgehungert, zerlumpt und mit erfrorenen Gliedern. Als der preußische General Aork die Nachricht von dem Untergange des Heeres erhielt, schloß er mit dem russischen Befehlshaber ein Bündnis und rettete dadurch seine Armee. 24. Die Freiheitskriege. Erhebung des preußischen Volkes. — Die von Napoleon geknechteten Völker Europas sahen in seinem Unglück eine Strafe Gottes für seinen grenzenlosen Ehrgeiz. In Preußen regte sich gleich neue Kampflust. Nachdem sich der König die Hülfe Rußlands gesichert hatte, verließ er Berlin, welches noch von den Franzosen besetzt war, und begab sich nach Breslau. Hier erließ er im Februar einen Aufruf zur Bildung von Freischaren. Sofort strömten Tausende von Jünglingen und Männern aus allen Teilen Deutschlands herbei zur Befreiung des Vaterlandes. Am 10. März, dem Geburtstage der inzwischen verstorbenen Königin Luise, stiftete der König den Orden vom eisernen Kreuz für die tapfern Helden des bevorstehenden Krieges und erklärte dann am 16. März an Napoleon den Krieg. Am Tage nach der Kriegserklärung erschien des Königs „Aufruf an mein Volk". Darin forderte er seine Unterthanen zum letzten entscheidenden Kampfe für die Freiheit auf. Die Worte des Königs erweckten eine gewaltige Begeisterung im ganzen Lande. Berühmte Dichter, wie Körner, Arndt und Schenkendorf schrieben Lieder zum Kampfe gegen den Feind und steigerten den Mut und die 3*

18. Vaterländisches Lesebuch für die Evangelische Volksschule Norddeutschlands - S. 278

1868 - Wiesbaden Schleswig Hannover : Schulbuchh. Schulze Jurany & Hensel
278 zehrte an ihren Kräften. Am Ende des Jahres wurde endlieb ihre Sehn- sucht erfüllt, wieder nach Berlin zurückkehren zu können. Im folgenden Jahre konnte ihr noch einer ihrer langjährigen Wünsche gewährt werden, sie durfte im Sommcr.einen Besuch am väterlichen Hofe in Strelitz machen. Aber schon unterwegs erfaßte ein dunkles Vorgefühl ihres baldigen Da- hinjcheidens ihre Seele. Bald erkrankte sie; zuerst hatte sie nur Husten, Fieber und eine große Mattigkeit, am 16. Juli aber stellte sich plötzlich ein heftiger Brustkrampf ein. Der König wurde von Berlin gerufen ; am Morgen des 19. traf er mit seinen beiden ältesten Söhnen ein. Es war die letzte Freude für die Sterbende. Der König war wie zermalmt von Schmerz. Wenige Stunden darauf trat wieder ein heftiger Krampfanfall ein; es war gegen neun Uhr, als die Königin sanft das Haupt zurückbog, die Augen schloß und ausrief: „Herr Jesus, mach' es kurz." Noch ein- mal athmete sie auf; mit diesem stillen Seufzer endete ihr Leben. Der König drückte seiner Luise die Augen zu, — seines Lebens Sterne, die ihm auf seiner dunklen Bahn so treu geleuchtet. Der tiefste Schmerz eines ganzen Volkes begleitete den Leichenzug nach Berlin und nach Charlottcnburg, wo ihr der edle Gemahl in dem be- rühmten Mausoleum eine Ruhestätte bereitet hat, wie sie ihrer und seiner würdig ist, ein Heiligthum echter Fürsten - und Menschcngröße. 30. Gottes Strafgericht in Rußland. Napoleon hatte fast alle Fürsten und Völker Europas bezwungen, und schwer lastete seine Hand auf den besiegten Ländern. Seine Heere standen in Spanien; Italien war ihm unterworfen, Holland ihm unter- thänig; Oesterreich hatte er niedergeworfen in blutigen Schlachten; die deutschen Fürsten mußten thun, wie er wollte, und auch Preußen hatte er an den Rand des Verderbens gebracht. Nun gelüstete es ihn, auch Ruß- land seiner Herrschaft zu unterwerfen. Im Sommer des Jahres 1812 brach er mit Viermalhunderttausend auserlesenen Kriegern zu Fuß und sechzigtausend zu Roß nebst 1200 Stück Geschütz in das große russische Reich ein. Er hatte die besten Scharen aus allen Ländern Europas ge- sammelt. Sie waren in allen Künsten der Waffen wohl geübt und mit allem Kriegszenge auf's beste versehen. In mehreren blutigen Schlachten zeigten sich zwar die Russen tapfer, aber sie mußten das Schlachtfeld räumen , und zogen sich tief in das Land hinein nach Moskau, der alten Hauptstadt des Reiches, indem sie alles hinter sich her verheerten. Napoleon folgte ihnen gegen den Rath seiner Generale. Da ereilte ihn in der alten Zaaren- stadt die göttliche Gerechtigkeit. Am 14. September war er siegestrunken in das ehrwürdige Schloß der russischen Kaiser, den Kreml, eingezogen; aber schon in der folgenden Nacht brachen dort über seinem Haupte die Flammen aus, welche vier Tage lang wütheten und die ganze Stadt in Asche legten. Unsäglicher Schrecken ergriff das französische Heer, welches in Moskau sichere Winterquartiere zu finden gehofft hatte. Ende October

19. Vaterländisches Lesebuch für die Evangelische Volksschule Norddeutschlands - S. 278

1868 - Wiesbaden Schleswig Hannover : Schulbuchh. Schulze Jurany & Hensel
278 zehrte an ihren Kräften. Am Ende des Jahres wurde endlick ihre Sehn- sucht erfüllt, wieder nach Berlin zurückkehren zu können. Im folgenden Jahre konnte ihr noch einer ihrer langjährigen Wünsche gewährt werden, sie durfte im Sommer einen Besuch am väterlichen Hofe in Strelitz machen. Aber schon unterwegs erfaßte ein dunkles Vorgefühl ihres baldigen Da- hinscheidens ihre Seele. Bald erkrankte sie; zuerst hatte sie nur Husten, Fieber und eine große Mattigkeit, am 16. Juli aber stellte sich plötzlich ein heftiger Brnstkrampf ein. Der König wurde von Berlin gerufen ; am Morgen des 19. traf er mit seinen beiden ältesten Söhnen ein. Es war die letzte Freude für die Sterbende. Der König war wie zermalmt von Schmerz. Wenige Stunden darauf trat wieder ein heftiger Krampfanfall ein; es war gegen neun Uhr, als die Königin sanft das Haupt zurückbog, die Augen schloß und ausrief: „Herr Jesus, mach' es kurz." Noch ein- mal athmete sie auf; mit diesem stillen Seufzer endete ihr Leben. Der König drückte seiner Luise die Augen zu, — seines Lebens Sterne, die ihm auf seiner dunklen Bahn so treu geleuchtet. Der tiefste Schmerz eines ganzen Volkes begleitete den Leichenzug nach Berlin und nach Charlottenburg, wo ihr der edle Gemahl in dem be- rühmten Mausoleum eine Ruhestätte bereitet hat, wie sie ihrer und seiner würdig ist, ein Heiligthum echter Fürsten - und Menschengröße. 30. Gottes Strafgericht in Russland. Napoleon hatte fast alle Fürsten und Völker Europas bezwungen, und schwer lastete seine Hand auf den besiegten Ländern. Seine Heere standen in Spanien; Italien war ihm unterworfen, Holland ihm unter- thänig; Oesterreich hatte er niedergeworfen in blutigen Schlachten; die deutschen Fürsten mußten thun, wie er wollte, und auch Preußen hatte er an den Rand des Verderbens gebracht. Nun gelüstete cs ihn, auch Ruß- land seiner Herrschaft zu unterwerfen. Im Sommer des Jahres 1812 brach er mit Viermalhunderttausend auserlesenen Kriegern zu Fuß und sechzigtausend zu Roß nebst 1200 Stück Geschütz in das große russische Reich ein. Er hatte die besten Scharen aus allen Ländern Europas ge- sammelt. Sie waren in allen Künsten der Waffen wohl geübt und mit allem Kriegszeuge auf's beste versehen. In mehreren blutigen Schlachten zeigten sich zwar die Russen tapfer, aber sie mußten das Schlachtfeld räumen und zogen sich tief in das Land hinein nach Moskau, der alten Hauptstadt des Reiches, indem sie alles hinter sich her verheerten. Napoleon folgte ihnen gegen den Rath seiner Generale. Da ereilte ihn in der alten Zaaren- stadt die göttliche Gerechtigkeit. Am 14. September war er siegestrunken in das ehrwürdige Schloß der russischen Kaiser, den Kreml, eingezogen; aber schon in der folgenden Nacht brachen dort über seinem Haupte die Flammen aus, welche vier Tage lang wütheten und die ganze Stadt in Asche legten. Unsäglicher Schrecken ergriff das französische Heer, welches in Moskau sichere Winterquartiere zu finden gehofft hatte. Ende October

20. Geschichtsbilder aus der allgemeinen und vaterländischen Geschichte - S. 319

1899 - Gera : Hofmann
87. Die Befreiungskriege (1813—1815). ^1. Napoleons Zug nach Rußland (1812). Je höher die Macht Napoleons stieg, desto weniger wollte er die Herrschaft Europas mit Alexander I. von Rußland teilen. Immer mehr lockerte sich die unsichere Freundschaft, bis endlich Rußland durch Aufhebung der verderblichen Kontinentalsperre einen erwünschten Grund zum Kriege gab. Drei Heersäulen der „großen Armee", die über eine halbe Million Soldaten zählte, brachen im Sommer 1812 in Rußland ein. Alle deutschen Fürsten hatten Hilfstruppen stellen müssen. Die Russen wichen zurück, indem sie das Land hinter sich verwüsteten Nach den blutigen Siegen bei Smolensk und Borodino zog Napoleon in Moskau ein. Aber Leichenstille empfing die Sieger, denn die meisten Einwohner waren geflüchtet. Bald brach, von den Russen angelegt, überall Feuer aus und verwandelte in einigen Tagen die ungeheuere Stadt in einen Trümmer- haufen. Mit Gefahr rettete sich Napoleon aus dem Flammenmeere. Auf seine Friedensvorschläge bekam er die Antwort, daß nun der Krieg erst anheben solle. Nach langem Zögern befahl er den Rückzug. Immer fühlbarer wurde der Mangel in dem bereits ausgesogenen Gebiete, und dazu meldete sich ein früher, strenger Winter als Bundesgenosse der Russen. Mehr und mehr lösten sich die Bande der Ordnung auf, und das viel- gestaltigste Verderben schritt durch die Reihen der stolzen Armee. Der Hunger grinste aus allen Gesichtern; um ein gefallenes Roß entspannen sich erbitterte Kämpfe. Tausende tötete der grimmige Frost. In allerlei Vermummungen schleppten sich die Flüchtlinge einzeln und in Trupps durch die pfadlose Schneewüste. Jeder Morgen fand Erfrorene am Lagerfeuer oder auf dem weiten Schneefelde verstreut. Gierige Wölfe umkreisten und unermüdliche Kosakenschwärme verfolgten die Unglück- lichen. So gelangten sie an die Beresina (einen sumpfigen Nebenfluß des Dniepr), deren Wogen bei dem eingetretenen Tauwetter hoch gingen und Eisschollen daherrollten. Zwei Brücken wurden geschlagen, aber hinter den Flüchtigen donnerten die russischen Kanonen und schwärmten die Kosaken. Alles drängte sich in toller Hast und grausem Gewirr nach dem anderen Ufer; aber eine Brücke brach, und Tausende wurden in die Flut hinabgestürzt oder fielen in russische Gefangenschaft. In dieser Not ließ Napoleon treulos die Opfer seiner Herrschgier im Stiche und rettete sich auf einem Schlitten nach Frankreich, wo er die berüchtigte Bekanntmachung veröffentlichte: „Die große Armee ist vernichtet; die Gesundheit Sr. Majestät ist niemals besser gewesen." Selten wohl hat sich ein Mensch zu herzloserer Selbstsucht bekannt. Von der stolzen Armee kamen endlich etwa 20000 Mann zerlumpt, halb verhungert und erfroren in Polen an. . /2. Preußens Erhebung im Jahre 1813. In dem Brande Moskaus 1813 leuchtete den Deutschen das Morgenrot der Freiheit. „Das ist Gottes Finger! Jetzt oder nie!" ging es durch alle Herzen. Der patriotische General Aork, Befehlshaber der preußischen Hilfstruppen, schloß mit Rußland die Übereinkunft von Tauroggen, wonach er die Feind-