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1. Der Jugendfreund - S. 15

1887 - Düsseldorf : Schwann
15 Also sprach sanct Vitus fest, war ein Knabe schwach und klein, als der Heiden-Kaiser droht ihm mit Flammen-Martertod. „Jesus lästern kann ich nicht, aber sterben wohl für ihn. Nehmt mein Leben, nehmt mein Blut, stürzt mich in die Flam- menglut!" Und der Kaiser hört's ergrimmt, schwingt „das Scepter zum Befehl: Henkersknechte, seid bemüht, daß das Ol im Kessel glüht. Vitus aber klaget nicht, in die heiße Muth getaucht; zu dem Himmel sieht er auf, endend seiner Qualen Lauf. Engel winken ihm herab aus des Himmels heitern Höhn. Zeigen ihm den Siegeskranz und des Heilands Strahlenglanz. Und so sei des Knaben Tod uns ein hocherbanlich Bild, daß wir ohne Furcht und Scheu unserm Heiland bleiben treu. Chr. Schmidt. 22. Muttersorge. Vor mehr als 1400 Jahren-, lebte in einer christlichen Gemeinde in Afrika eine fromme Mutter, die hieß Monika. Gott hatte ihr einen Sohn gegeben, den sie Augustinus nannte. Schon frühzeitig fiel derselbe in die Netze der Sünde; sein Herz wurde verfinstert und sein Leben verderbt. Die Mutter meinte, er würde ihre grauen Haare mit Leide hin- unter in die Grube bringen. — In ihrer Not rief sie zu Gott und brachte viel Gebet und Thränen vor ihn. Des- gleichen suchte sie auch Rat und Hilfe bei frommen Men- schen. Als der Kummer um den verlornen Sohn ihr das Herz brechen wollte, klagte sie die Not dem Bischöfe ihrer Gemeinde. Der sprach das tröstliche Wort: „Gehe nur hin und fahre fort für deinen Sohn also zu beten; es ist un- möglich, daß ein Kind so vieler Thränen sollte verloren gehen." Dem Weibe dünkten die Worte, als wären sie vom Himmel geredet. — Und über eine lange Zeit geschah, wie sie geglaubt und gebeten hatte. Augustins Seele wandte sich ab von der Lust dieser Welt und suchte Ruhe und Frieden bei Gott. Nun konnte seine Mutter mit Freuden sprechen: „Dieser mein Sohn war tot und ist wieder le- bendig geworden; er war verloren und ist wieder- gefunden." — Noch mehr: Augustinus wurde später einer der treuesten Diener der Kirche Christi. So sorgt, weint und betet eine rechte Mutter für ihr Kind, und „des Gerechten Gebet vermag viel, wenn es ernstlich ist."

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1. Lesebuch für katholische Volksschulen - S. 75

1881 - Danzig : Boenig
75 ihre grauen Haare mit Leide hinunter in die Grube bringen. — Zn ihrer Not ries sie zu Gott und brachte viel Gebet und Thränen vor ihn. Desgleichen suchte sie auch Rat und Hülse bei frommen Menschen. Als der Kummer um den verlorenen Sohn ihr das Herz brechen wollte, klagte sie die Not dem Bischof ihrer Gemeinde. Der sprach das tröstliche Wort: „Gehe nur hin und fahre fort, für deinen Sohn also zu beten; es ist un- möglich, daß ein Kind so vieler Thränen sollte verloren gehen." Dem Weibe bauchten die Worte, als wären sie vom Himmel geredet. — Und über eine lange Zeit geschah, wie sie geglaubt und gebeten hatte. Augustins Seele wandte sich ab von der Lust dieser Welt und suchte Ruhe und Frieden bei Gott. Nun konnte seine Mutter mit Freuden sprechen: „Dieser mein Sohn war tot und ist wieder lebendig geworden; er war verloren und ist w iedergefunden." — Noch mehr: Au- gustin wurde später einer der treuesten Diener der Kirche Christi. So sorgt, weint und betet eine gerechte Mutter für ihr Kind, und „des Gerechten Gebet vermag viel, wenn es ernst- lich ist.' Krummacher. 151. Die Königin Luise und ihr Lehrer. Ein schon ziemlich bejahrter Lehrer, welcher der verstorbenen, allgemein verehrten Königin Luise von Preußen in ihrer Jugend zu Darmstadt im Schönschreiben Unterricht erteilt hatte, faßte den Entschluß, nach Berlin zu reisen, um die Freude zu haben, seine Schülerin vor seinem Ende noch einmal zu sehen. Er kam in Berlin an und ließ sich bei der Königin als einen alten Be- kannten aus Darmstadt melden. Die Fürstin ließ ihn sogleich vor sich kommen und freute sich sehr, ihn wiederzusehen. Sie unterhielt sich einige Stunden mit ihm, und auch der König, der dazu kam, nahm anteil an dem Gespräche. Die Königin fragte ihn endlich, ob er denn kein Anliegen habe, indem sie sich nicht vorstellen könne, daß er so ohne allen besonderen Zweck die weite Reise unternommen habe. Allein er versicherte, er brauche nichts, sondern habe sein gutes Auskommen, und der einzige Beweg- grund seiner Reise sei gewesen, seine ehemalige Schülerin noch einmal wiederzusehen. Der König machte ihm hierauf den Vor- schlag, daß er die Merkwürdigkeiten Berlins besehen und um ein Uhr sich wieder einfinden und zum Mittag mit ihm essen solle. Der alte Mann wollte aber das Anerbieten nicht annehmen und entschuldigte sich. Allein der König wiederholte es ihm in vollem Ernste und sagte ihm noch, sie seien ganz allein, er solle nur kommen. Der Lehrer fand sich auch wirklich zur bestimmten Zeit ein und aß mit an des Königs Tafel. Als sie ausstanden, über- gab ihm die Königin ihr mit Edelsteinen eingefaßtes Bildnis

2. 2 = Mittelkl - S. 19

1866 - Regensburg [u.a.] : Pustet
17 und Pein und bittern Tod." Da ließ der Kaiser einen Kessel füllen mit Oel, und Feuer darunter anfachen, und wie das Oel wallte und brodelte, sprach er zu den Henkersknechten: „Zieht den Knaben aus, und werfet ihn in den Kessel." Die thaten es, und St. Vitus litt es geduldig, und da er in dem siedenden Oele stand, hob er seine Augen und Hände empor und betete: „Herr Jesu Christe, nimm auf meinen Geist!" Und die lieben Engel kamen vom Himmel und thaten auf sein Haupt eine schöne Krone und gaben ihin in die Hand einen Palmzweig und führten ihn vor den Thron Jesu Christi. Jesus Christus aber sah den Knaben an und lächelte süß und sprach: „Mein Kind, du hast um mei- netwillen Schmerzen gelitten, dafür sind des Himmels Freuden dein." Gibt es, liebes Kind, eine liebreichere Legende? Sie geht dir gewiß auch sehr zu Herzen. Der heilige Vitus war noch ein schwacher Knabe, und doch besaß er schon einen solchen festen Glauben, daß er ihn allen Kostbarkeiten vorzog, ja, um seinet- willen sogar des Martertodes starb. Wie unwürdig sind wir, wenn wir uns mit diesem heiligen Kinde vergleichen. Wir wollen aber gleich ihm Jesum Christum bekennen und für ihn leben und sterben, damit wir mit St. Vitus einst auch an den Freuden des Himmels Theil nehmen dürfen. 24. Das Gebet. Wenn wir unser Herz zu Gott erheben, so beten wir. Beim Gebet sollen wir nur an Gott denken, sonst ist es ein leeres Lippengebet. Dieses aber hat bei Gott keinen Werth. Wir sollen oft und freudig beten. So will es Gott. Wer nicht beten mag, ist weder fromm noch gut. Haben wir recht gebetet, so ist es uns wohl um das Herz. Man muß aber auch schön beten. Halbe und verwirrte Worte gefallen Gott nicht. Die Hände müssen schön gefaltet und der Blick muß himmelwärts gerichtet werden. Wie ein Kind betet, daran sieht man am besten, ob es gut oder nicht gut sei. Wer recht betet, dem wird alles wohl gelingen. Gott verleiht'ihm seine Gnade, seinen Segen. Dein-Gebet ist leerer Spott, Denkst du nicht dabei an Gott. 25. Der selige Herrmann Joseph. Legende. Der selige Hermann Joseph war ein armer Knabe zu Köln. Sein Haler und seine Mutter waren gar fromme und tugendhafte Mittelkasse für ungeth. Schulen. 2

3. 2 = Mittelkl - S. 18

1866 - Regensburg [u.a.] : Pustet
16 Von meinem Haupte fällt kein Haar, Mein Vater sieht es immerdar, Und wo ich auch verborgen wär', In Herz und Nieren schauet er. Geschrieben stand in seiner Hand Mein Name, eh' ich ihn gekannt; An seinem Arm geh' ich einher, Und er ist Gott! — was will ich mehr? O Vater mein, wie gut bist du! Gib, daß ich niemals Böses thu'; Mach' mich den lieben Engeln gleich In deinem großen Himmelreich! 22. Wie oft Gott zu Äankrn sri. Wie viel Sand im Meer, wie viel Sterne obenher, wie viel Thiere in der Welt, wie viel Heller unter'm Geld; in den Adern wie viel Blut, in dem Feuer wie viel Gluth, wie viel Blätter in den Wäldern, wie viel Gräslein in den Feldern, in den Hecken wie viel Dörner, auf dem Acker wie viel Körner, auf den Wiesen wie viel Klee, wie viel Stäubchen in der Höh', in den Flüssen wie viel Fischlein, in dem Meere wie viel Müschlein, wie viel Tropfen in dem See, wie viel Flocken in dem Schnee; so viel lebendig weit und breit, so oft und viel sei Gott Dank in Ewigkeit. 23. St. Vitus. Legende. St. Vitus war ein frommer Knabe, hatte Gott lieb und trug Jesum Christum in seinem Herzen. Da ließ ihn der Hei- denkaiser vor seinen Thron führen, und sprach zu ihm: „Mein Kind, sieh', ich gebe dir Gold und Perlen und schöne Kleider und Alles, was immer dein Herz begehrt; nur laß von deinem Glauben, und lästere Christum!" Und St. Vitus antwortete und sprach: „Jesus Christus, mein Herr und Heiland, ist für mich am Kreuze gestorben, nimmer werde ich ihn lästern; ich bete ihn an von Herzen". Hinwiederum sagte der Kaiser: „Thust du nicht nach meinen Worten, so lasse ich siedend machen einen Kessel mit Oel, und dich in den Kessel werfen. Wähle zwischen Lust und Qual und zwischen Leben und Tod." Der Knabe aber sprach starken Gemüthes: „Gerne dulde ich für Christus Qual

4. Hohenzollerisches Lesebuch für katholische Volksschulen - S. 126

1900 - Stuttgart : Daser
schwebt er empor im Sonnenlicht. Der Heil'ge schaut ihm nach und spricht: „Der Knab' hat recht; des Menschen Sinn kann über Raum und Zeit nicht hin." *140. St. Vitus. (Graf v. Pocci.) 1. „Nicht um Perlen, nicht um Gold, nicht um Reichtum aller Welt, geb' ich meinen Christensinn, meines Jesu Glauben hin." 2. Also sprach Sankt Vitus fest, — war ein Knabe schwach und klein — als der Heiden Kaiser droht ihm mit Flammen-Martertod. 3. „Jesus lästern kann ich nicht, aber sterben wohl für ihn. Nehnit niein Leben, nehmt mein Blut, stürzt mich in die Flammenglut!" 4. Und der Kaiser hört's ergrimmt, schwingt den Scepter zum Befehl: „Henkersknechte, seid bemüht, daß das £)I im Kessel glüht!" 5. Vitus aber klaget nicht; in die heiße Flut getaucht, zu dem Himmel sieht er auf endend seiner Qualen Lauf. 6. Engel winken ihm herab aus des Himmels heitern Höhn, zeigen ihm den Siegeskranz, und des Heilands Strahlenglanz. 7. Und so sei des Knaben Tod uns ein hocherbaulich Bild, daß wir ohne Furcht und Scheu unserm Heiland bleiben treu.

5. Hohenzollerisches Lesebuch für katholische Volksschulen - S. 91

1862 - Regensburg : Pustet
91 120. Set. Vitus. (Legende.) ,,Nicht um Perlen, nicht um Gold, Nicht um Reichthum aller Welt Geb1 ich meinen Christensinn, Meines Jesu Glauben hin.1 Also sprach Sankt Uitus fest, War ein Knabe schwach und klein, Als der Heiden Kaiser droht ihm mit Flammen-Marlevtod. „Jesus lästern kann ich nicht, Aber sterben wohl für ihn. Nehmt mein Leben, nehmt mein Blut, Stürzt mich in die Flammenglut /“ Und der Kaiser hörcs ergrimmt, Schwingt den Kaiser zum Befehl: „Henkersknechte, seid bemüht, Dass das Oel im Kessel glüht.“ Uitus aber klaget nicht, ln die heisse Fluth getaucht, Zu dem Himmel sieht er auf, Endend seiner (\iialen Lauf. Engel winken ihm herab Aus des Himmels heitern Höh'n. Zeigen ihm den Siegeskranz, Und des Heilands Strahlenglanz. Und so sei des Knaben Tod Uns ein hocherbaulich Bild, Dass wir ohne Furcht und Scheu Unserm Heiland bleiben treu. 121. Sankt Meinrad. (Legende.) Der heilige Meinrad lebte als Einsiedler in der Schweiz, wo jetzt das Kloster Einsiedeln steht. Rings um seine Hütte war Wald und steiles Gebirge, oft sah er in einem ganzen Jahre keinen Menschen. Desto mehr hatte sich der fromme Mann mit den Thieren in der Nachbarschaft befreundet: die Hirsche, die Rehe kamen furchtlos an seine Hütte, selbst Bären und Wölfe thaten ihm nichts zu leide. Am zahmsten waren die Vögel. Auf allen Baumen und Straüchern um seine Hütte standen Nester; die Alten und die Jungen kannten die Stimme Meinrad's und setzten sich zu ihm, wenn er sie lockte. Beson- ders zutraulich waren zwei junge Raben,' deren Eltern umge- kommen waren, und welche der fromme Einsiedler an der Eltern Statt aufgefüttert hatte. Sie setzten sich ihm auf die Schulter und liebkosten ihn, als verständen sie, was er für sie gethan hatte.

6. Neuer christlicher Kinderfreund - S. 304

1846 - Halle : Buchh. des Waisenhauses
dieß übrigens der erste Anfang jener höheren, alldurchdrin- gendcn Lebenöbewegung, die sich bald hernach dieser ganzen Gemeinde bemächtigte. v°n Schuber». Muttersorge. In Afrika lebte eine fromme Mutter, die hieß Moni- ka; die war eine Wittwe, und hatte einen Sohn, der hieß Augustin. Aber der Jüngling fiel zugleich in die Netze der Sünde und einer ungöttlichen Weisheit, und fein unver- ständiges Herz wurde verfinstert, und sein Weg verderbt. Die Mutter aber gedachte, er würde ihre grauen Haare mit Leide hinunter in die Grube bringen. Und sie rief zu dem Herrn in ihrer Noth, und brachte viel Gebet und Thränen vor ihn. Dergleichen auch suchte sie Rath und Hülfe bei frommen Menschen. Also kam sie zu einem erfahrenen Bi- schof und bat: «Sprich mit meinem Sohne,, ob du ihn be- lehrest von dem Irrthum seiner Wege.» Aber der Bischof sagte: «Nicht also, denn er ist jetzo noch aufgeblasen, und brüstet sich seiner neuen Weisheit, er möchte sein Ohr ver- stopfen gegen meine Rede; aberlaß ihn, und fahre du fort, für ihn zu bitten zu dem Herrn, der wird ihn überführen zu seiner Zeit.» Aber deß konnte sich die Mutter noch nicht ge- trosten, und sie bat zum andern und zum dritten Mal: «O Herr, höre die Stimme deiner Magd und sprich mit meinem Sohne!» und sie weinte viel. Da entsetzte sich der Bischof über des Weibes Liebe und rief: «Gehe hinweg, und halte also an: denn es ist unmöglich, daß ein solcher Thränensohn sollte verloren gehen können!» Und dem Weibe dünkten die Worte, gleich als wären sie vom Himmel geredet. Und über eine lange Zeit, da geschah, wie sie geglaubt und gebeten hatte, und sie konnte mit Freuden sprechen: «Dieser meinsohn wartodt, und ist wie- der lebendig geworden; er war verloren, und ist wieder gefunden!» — Noch mehr, ihr Sohn ward ei- ner der treuesten Diener in der Kirche Christi. Ihr Kinder, also liebt, sorgt und weint ein Mutter- herz! Es ist aber nicht fein, seiner Mutter solche Thränen auspreffen. Wollt ihr vor solcher Sünde behütet bleiben, so hört auf die Stimme eures Gottes und folgt ihm. Er liebt euch noch mehr, als Vater und Mutter; denn also spricht der Herr: Kann auch ein Weib ihres Kin-

7. Hilfsbuch zum Unterricht in der deutschen und brandenburgisch-preußischen Geschichte - S. 28

1869 - Erfurt : Körner
28 mit den Worten, die in seines Lebens Freude und Leid so oft sein Wahlspruch waren: ,,Gelobt sei Gott für Alles!" Der Kaiser Arkadius überlebte ihn kein Jahr. Nach 31 Jahren wurden die Gebeine des Chrysostomus nach Con- stantinopel gebracht und mit hohen Ehren bestattet. Als der Sarg vor der Kaiserstadt landete, beugte sich der damalige Kaiser demüthig über denselbeu und bat um Vergebung für Alles, was seine Eltern dem theuern Manne Gottes Nebels gethan hatten. 4. Augustinus. Zu den ausgezeichnetsten Lehrern der alten Kirche ge- hört der Bischof von Hippoh: Aureli ns Augustinus. Er wurde 354 ¿u Tagaste, einer kleinen Stadt in Afrika, geboren. Sein Vater war ein Heide und lebte in allerlei Ausschweifungen und Sünden; die Mutter des Augusti- nus, die fromme Monika, nahm sich der Erziehung ihrer Kinder mit aller Sorgfalt an. „Ich vermag nicht zu sagen," äußerte Augustinus einmal, „wie sie mich liebte, und mit wie viel größerem Schmerze sie mich im Geiste gebar, als sie, dem Fleische nach, mich geboren hatte." Ein Kind des Schmerzes ist Augustinus allerdings für seine Mutter gewesen. Der Knabe hatte einen be- sonderen Hang zum Leichtsinn, zum Spielen, Stehlen und Lügen. Augustinus sagt später selbst von sich: „Menschen gefällig zu sein, war mir die höchste Tugend, linb ich sah nicht, wie verwerflich ich war, da ich, um die Lust zum Spieleu befriedigen, meine Eltern und Lehrer mit unzähligen kleinen Lügen hinterging." Die Mutter bat ihn, seinen Sinn zu ändern, doch blie- den ihre Bitten und Vorstellungen meist ohne Wirkung. Der Vater sah die Thorheiten seines Sohnes mit stillem Vergnügen an, nährte den erwachenden Ehrgeiz des Knaben und hatte nur den einen Wunsch, seinen Sohn einst auf der Rednerbühne glänzen zu sehen. Von der hohen Schule zu M ad aur a, wohin Augustinus gebracht worden war, kehrte er in seinem 16. Lebensjahre zurück, um ein Jahr lang im Müßiggänge alle Laster zu lernen. Nicht besser lebte er auf der Hochschule zu Karthago. Der Umgang mit schlechter Gesell- schaft , der Besuch der Schauspiele trieben den Jüngling immer tiefer in das Verderben hinein. Endlich gerieth der durch die Lobsprüche seiner Lehrer eitel gemachte Augustinus in die Hände der Manichäer. Die heilige Schrift, welche er kurz vorher ergriffen hatte, blieb ihm ein verschlossenes Buch, weil er nach seinem eigenen Geständniß hochmüthig zu suchen wagte, was nur der Demüthige finden kann. Augustinus kehrte in seinem 21. Lebensjahre nach Tagaste zurück, um hier als Lehrer der schönen Wissenschaften anfzutreten. Monika sah mit tiefem Schmerze auf den Lebenswandel ihres Sohnes hin und flehte zu Gott Tag und Nacht mit Thränen. Sie ging zum Bischöfe der Stadt und bat ihn, ihren Sohn zu retten. Derselbe sprach zu der trostlos weinenden Monika: „Laß ab! So wahr du lebst, es ist nicht möglich, daß ein Kind so vieler Thränen verloren gehe!" Da Augustinus in Karthago, wohin er sich wieder begeben hatte, nicht den gehofften Ruhm fand, so entschloß er sich, nach Rom zu gehen. Die Mutter ahnte, welchen neuen Gefahren ihr Sohn in der Weltstadt ent- gegen ging, und bat ihn inbrünstig, von diesem Plane abznstehen. Augustinus J) Hippo, zum Unterschiede von mehreren gleichnamigen Orten Hippo regius genannt, war eine alte Königsstadt in der nordafrikanischen Landschaft Numidien und lag am mittelländischen Meere.

8. Für die Oberstufe - S. 262

1879 - Stuttgart : Hallberger
262 f)orfnm zu Schulden kommen ließ, und dieser dachte oft nicht daran, wie viel Kummer jeder seiner Fehltritte seiner geliebten Mutter machte. In reiferen Jahren trieb Augu- stinus mit dem angestrengtesten Eifer die Wissenschaften und wurde überall als ein aus- gezeichneter und fleißiger Jüngling gerühmt. Aber auch dieses Lobes konnte die fromme Monika sich nicht freuen; ihr Blick war immer nur auf das Wichtigste, auf eine demüthige, himmlische Gesinnung gerichtet, und sie erkannte mit tiefem Schmerze, daß ihren Sohn der Ehrgeiz und die Sucht zu glänzen trieb, und daß er die Besserung seines Herzens ganz darüber vergaß. Und was hilft auch die ausgebreitetste Erkenntniß, wenn der Mensch dabei sich über andere erhebt und für seine Seele zu sorgen vergißt? Augustinus kam überdies in einen verderblichen Umgang mit zwar gelehrten, aber auf- geblasenen und unchristlichen Menschen, und dieser Umgang entfernte ihn noch mehr vom rechten Wege. Da konnte Monika, die ebenso zärtlich um das innere Berderben ihres Sohnes trauerte als andere Eltern um den leiblichen Tod ihrer Kinder, den Kum- mer nicht länger tragen und klagte ihren Schmerz einem Bischof, zu dem sie besonderes Vertrauen hatte, mit der Bitte, er möge doch ihrem Sohne seine Irrthümer durch Gründe benehmen. Dieser aber erwiderte: „Dein Sohn ist jetzt zu aufgeblasen, um auf Gründe irgend eine Aufmerksamkeit zu wenden. Laß ihn in Ruhe, und fahre fort für ihn zu beten." Dies genügte ihr aber nicht, und unter vielen Thränen bcharrte sie bei ihrer Bitte. Da sprach der Bischof: „Laß ab, gutes Weib; es ist ja, so wahr du das Leben hast, nicht möglich, daß ein Sohn solcher Thränen verloren gehe." Dieses Wort klang ihr wie eine Stimme vom Himmel. 2. Dennoch schien es, als sollte Monika an ihrem Sohne noch größeres Leid er- leben. Augustinus beschloß ncmlich nach Rom zu reisen, um dort größern Ruhm und größere Einkünfte zu erlangen. Die Mutter fürchtete sehr, daß die Zuchtlosigkeit der großen Hauptstadt ihn noch weiter vom guten Wege abbringen würde, und bat ihn mit Thränen zu bleiben. Er versprach es, um sie zu beruhigen; aber in der Nacht schiffte er sich ein. Als die sorgsame Mutter früh am Morgen ihn suchte, war das Schiff, daö ihren Sohn hinwegführtc, bereits aus ihrem Gesichtskreise ver- schwunden. 3. Aber ihr Weinen und Beten für ihn war denn doch nicht vergebens. Augustinus fand in Rom kein Unterkommen, wie er es wünschte; er wurde nach Mailand gewiesen. Dort lernte er den frommen Ambrosiuö, damaligen Bischof in Mailand, kennen. An- fangs zog ihn nur die große Gelehrsamkeit und Beredsamkeit dieses Mannes an; bald- abcr kam auch die Wahrheit, die Ambrosius predigte, seinem Herzen nahe. Er nahm nun die langvergesscne Bibel wieder zur Hand, las, betete und prüfte fein Herz. Er erkannte daraus aufs klarste, daß er ein anderer Mensch werden und sich Christo ganz, und nngetheilt ergeben müsse, und vermochte doch nicht, sich von seinen bisher gewohn- ten Sünden loszureißen. „Der irdische und der geistliche Wille," so schreibt er, „stritten sich in mir und zerrißen mein armes Herz. Mir war es wie einem, der gerne vom Bett aufstehen will, aber allemal vom süßen Schlummer überwältigt sich wieder nieder- legt. Bald, bald! hieß es; nur noch ein wenig! Aber das Bald kam nie und das Nur-n och-ein-w e n ig zog sich immer in die Länge." In dieser Gemüths- stimmung machte es tiefen Eindruck auf ihn, als ein frommer Greis ihm erzählte, daß ein gelehrter Heide, ein früherer Vertheidiger des Heidcnthums, sich zu Gott bekehrt habe. Bald darauf hörte er von einigen vornehmen Beamten, die alle Ehre und Herr- lichkeit dahin gegeben hätten, um Christo zu dienen. Dies brachte seine Seele in ge- waltigen Aufruhr. „Mit verwirrtem Angesicht," so erzählt er selbst, „gicng ich zu

9. Sagen und Geschichten - S. 44

1891 - Merseburg a/S. : P. Steffenhagen
44 gleichgesinnten Genossen dachte er nur daran, Ehre und Ruhm vor der Welt zu erwerben und die Freuden und Genüsse dieses Gebens völlig auszukosten, ohne des Kummers zu achten, den sem lasterhaftes Treiben der Mutter verursachte. Manchen Taa und manche Nacht lag Monika auf den Knieen und klagte weinend dem Herrn ihr Leid, bis sie der Bischof der Stadt mit den Worten tröstete: „Verzage nicht, der Sohn so vieler Gebete und Thränen wird nicht verloren gehen." Und doch sollten ihr die sorgenvollsten Stunden erst noch bevorstehen. Augustinus beschloß nach Rom zu reisen, um dort eine seinen Kenntnissen angemessene Stellung zu erringen. Die Mutter fürchtete, daß die Zuchtlosigkeit der großen Hauptstadt ihn vollends in den Pfuhl der Sünde herabziehen möchte, und bat ihn zu bleiben. Augustinus versprach es, schiffte sich aber in der Nacht heimlich ein. und als ihn Monika am Morgen suchte, erblickte sie in weiter Ferne das Fahrzeug, das den Jüngling übers Meer führte. Da warf sich die schmerzerfüllte Mutter am Strande nieder und flehte Gott an, ihrem Sohne ein anderes Herz zu geben oder ihn hinwegzunehmen von der Erde. In Rom sand Augustinus nicht das gewünschte Unterkommen, und er begab sich deshalb auf den Rat seiner Freunde nach Mailand. Hier lernte er den frommen Bischof Ambrosius kennen, und die ernsten Mahnungen des heiligen Mannes machten einen gewaltigen Eindruck auf sein Inneres. Mit Eifer las er von jetzt ab die Bibel, und je mehr er sich in das Wort der Wahrheit versenkte, desto nichtiger und verwerflicher erschien ihm sein bisheriges Leben, desto sehnlicher verlangte ihn nach einem Frieden, der da höher ist denn alle Vernunft. In solcher Gemütsstimmung vernahm er, wie einige gelehrte und angesehene Heiden Ehre und Reichtum dahingegeben hätten, um Christo zu dienen. Da rief er einem anwesenden Freunde zu: „Andere reißen das Himmelreich an sich, und wir bleiben zurück!" Er eilte in den Garten, fiel auf seine Kniee, und unter Gebet und Thränen wurde das Wunder der Bekehrung an ihm vollbracht. Bald darauf ließ er sich zur großen Freude seiner ihm nachgereisten Mutter taufen und begab sich dann heim nach Afrika, wo man ihn zuerst zum Ältesten, später zum Bischof von Hippo, dem heutigen Bona, erwählte. Seitdem waren alle Kräfte seines Geistes der Sache des Evangeliums geweiht, und die ganze Christenheit erkannte, daß er ein von Gott besonders ausgerüsteter Mann sei. Außer seinen Berufsgeschäften hatte er noch manche Angelegenheiten zu verwalten, welche die gesamte Kirche betrafen. So führte er einen vieljährigen Streit gegen einen Jrrlehrer, welcher die Behauptung aufstellte, daß der Mensch an und für sich gut sei und daher auch ohne göttlichen Beistand sich zu bessern vermöge. Augustinus wußte das auders, und

10. Lesebuch für Volksschulen - S. 80

1877 - Ruhrort : Selbstverl. W. Ricken und C. Schüler
147. Monika und Augustin f 430 u. Chr. In Afrika lebte eine fromme Mutter, die hieß Monika, die war eine Wittwe und hatte einen Sohn, der hieß Augustin. Aber der Jüngling fiel zugleich in die Netze der Sünde und einer ungött- lichen Weisheit und sein unverständiges Herz wurde verfinstert und fein Weg verderbt. Die Mutter aber gedachte, er würde ihre grauen Haare mit Leide hinunter in die Grube bringen. Und sie rief zu dem Herrn in ihrer Noth und brachte viel Gebet und Thränen vor ihn. Desgleichen auch suchte sie Rath und Hülfe bei frommen Menschen. Also kam sie zu einem erfahrenen Bischof und bat: Sprich mit mei- nem Sohne, ob du ihn bekehrest von dem Irrthum seiner Wege! Aber der Bischof sagte: „Nicht also, denn er ist jetzo noch aufgeblasen und brüstet sich in seiner neuen Weisheit, er möchte sein Ohr verstopfen gegen meine Rede; aber laß ihn und fahre du fort, für ihn zu bitten zu dem Herrn, der wird ihn überführen zu seiner Zeit." Aber deß konnte sich die Mutter noch nicht getrosten, und sie bat zum andern und zum dritten Mal: „O Herr, höre die Stimme deiner Magd und sprich mit meinem Sohne!" und sie weinte viel. Da entsetzte sich der Bischof über des Weibes Liebe und rief: „Gehe hinweg und halte also an; denn es ist unmöglich, daß ein solcher Thränen- sohn sollte verloren gehen können!" Und dem Weibe dünkten die Worte, gleich als wären sie vom Himmel geredet. Und über eine lange Zeit, da geschah, wie sie geglaubt und gebetet hatte, und sie konnte mit Freuden sprechen: „Dieser mein Sohn war todt und ist wieder lebendig geworden; er war verloren und ist wiedergefunden." — Noch mehr, ihr Sohn ward einer der treuesten Diener in der Kirche Christi. Ihr Kinder, also liebt, sorgt und weint ein Mutterherz. Es ist aber nicht fein, seiner Mutter solche Thränen auszupresien. Wollt ihr vor solcher Sünde behütet bleiben, so hört auf die Stimme eures Gottes und folgt ihm! Er liebt euch noch mehr, als Vater und Mutter; denn also spricht der Herr: Kann auch ein Weib ihres Kindes vergessen, daß sie sich nicht erbarme über den Sohn ihres Leibes? Und ob sie desselbigen vergäße, so will ich doch dein nicht vergessen. Krummacher. 148. Der alte Gott lebt noch. Es war eines Sonntags Morgen. Die Sonne schien hell und warm in die Stube; linde, erquickliche Lüfte zogen durch die offenen Fenster; im Freien unter dem blauen Himmel jubilirten die Vögel, und die ganze Landschaft, in Grün gekleidet und mit Blumen geschmückt, stand da, wie eine Braut an ihrem Ehrentage. Aber während nun draußen überall Freude herrschte, brütete im Hause, in jener Stube, nur Trübsal und Trauer. Selbst die Hausfrau, die sonst immer eines

11. Bd. 2 - S. 150

1863 - Stuttgart Calw : Vereinsbuchh. [u.a.]
150 Iv. Die große Völkerbewegung. und mehr von der Arianischen Irrlehre sich ab- wandten und endlich allesammt in die katholische Kirche eintraten. Und da nm diese Zeit auch die Germanischen Völkerschaften in Spanien dem Arianismus entsagten, so verschwand derselbe nunmehr, Gottseigelobt, aus der Christenheit. Das Langobardische Reich bestand 200 Jahre, dann erlag es dem großen Frankeureiche. 8 10. Die christliche Kirche vom 5. zum 7. Jahrhundert. Augustin. Gregor I. Der Herr gab seiner Kirche auch in dieser Zeit noch ausgezeichnete Lehrer; aber sie wurden seltener. Der vorzüglichste von allen ist Augustinus, welcher, schon 354 zu Ta gaste in Numidien (Afrika) geboren, doch vornehmlich erst im 5. Jahrh, leuchtete. Seine christliche Mutter Monika sprach viel fromme Worte an des Kindes und Jünglings Herz; aber er ward hoffärtig, leichtsinnig und gab sich dem fleischlichen Leben hin. Bei seinen außerordentlichen Geistesgaben erwarb er sich indessen viele menschliche Kenntnisse. Er wurde Lehrer der Beredtsamkeit zu Tagaste, zu Karthago, zu Mailand. Besser aber ward er nicht, wiewohl er nach Wahrheit zu suchen begann und Unruhe und zu Zeiten Schrecken in seinem Gewissen fühlte. Seine fromme Mutter betete und weinte so viel um ihn, daß einst der damals noch lebende alte Bischof Ambrosius (Ui. 10) mit den Worten sie tröstete: „Es ist unmöglich, daß ein Kind so vieler Gebete und Thränen sollte verloren gehen." Und so erfand sich^s. Augustin wurde immer unruhiger. Einstmals gieng er im Garten und sein Herz drängte ihn zum Gebete. Da hörte er — wie eine singende Kindesstimme aus des Nachbars Hause — mehrmals die Worte: „Nimm und lies!" In der Gartenlaube lag ge-

12. Neuer christlicher Kinderfreund - S. 304

1861 - Eisleben Leipzig : Klöppel G. E. Schulze
304 dies übrigens der erste Anfang jener höheren, alldurchdrin- genden Lebensbewegung, die sich bald hernach dieser ganzen Gemeinde bemächtigte. . @d)Ubert. 50. Muttersorge. In Afrika lebte eine fromme Mutter, die hieß Moni- ka; die war eine Wittwe und hatte einen Sohn, der hieß Augustin. Aber der Jüngling fiel zugleich in die Netze der Sünde und einer ungöttlichen Weisheit, und sein unver- ständiges Herz wurde verfinstert, und sein Weg verderbt. Die Mutter aber gedachte, er würde ihre grauen Haare mit Leide hinunter in die Grube bringen. Und sie rief zu dem Herrn in ihrer Noth, und brachte viel Gebet und Thränen vor ihn. Deßgleichen auch suchte sie Rath und Hülfe bei frommen Menschen. Also kam sie zu einem erfahrenen Bi- schof und bat: „Sprich mit meinem Sohne, ob Du ihn be- lehrest von dem Irrthum seiner Wege." Aber der Bischof sagte: „Nicht also, denn er ist jetzo noch aufgeblasen, und brüstet sich seiner neuen Weisheit, er möchte sein Ohr ver- stopfen gegen meine Rede; aber laß ihn, und fahre Du fort, für ihn zu bitten zu dem Herrn, der wird ihn überführen zu seiner Zeit." Aber deß konnte sich die Mutter noch nicht ge- trösten, und sie bat zum andern und zum dritten Mal: „O Herr, höre die Stimme Deiner Magd und sprich mit meinem Sohne!" und sie weinte viel. Da entsetzte sich der Bischof über des Weibes Liebe und rief: „Gehe hinweg, und halte also an: denn es ist unmöglich, daß ein solcher Thränensohn sollte verloren gehen können!" Und dem Weibe dünkten die Worte, gleich als wären sie vom Himmel geredet. Und über eine lange Zeit, da geschah, wie sie geglaubt und gebeten hatte, und sie konnte mit Freuden sprechen: „Dieser mein Sohnwartodt, und i st wie- der lebendig geworden; er war verloren und ist wiedergefunden!" — Noch mehr, ihr Sohn ward einer der treusten Diener in der Kirche Christi. Ihr Kinder, also liebt, sorgt und weint ein Mutter- herz! Es ist aber nicht fein, seiner Mutter solche Thränen auspressen. Wollt ihr vor solcher Sünde behütet bleiben, so hört auf die Stimme eures Gottes und folgt ihm. Er liebt euch noch mehr, als Vater und Mutter; denn also spricht der Herr: Kann auch ein Weib ihres Kin- des vergessen, daß sie sich nicht erbarme über

13. Hilfsbuch zum Unterricht in der deutschen und brandenburgisch-preußischen Geschichte - S. 29

1869 - Erfurt : Körner
29 versprach es, doch hielt er sein Wort nicht. Als er eines Tages mit seiner Mutter sich in der Nähe des Meeres befand, rieth er derselben, in einer nahe- gelegenen Kapelle zu beten, bis er von einem Freunde, der nach Nom reisen wolle, Abschied genommen habe. Monika gehorchte; aber während sie hier- mit Gott im ernstlichen Gebet um ihren Sohn rang, begab sich Augustinus auf die Reise nach Rom. Als die Mutter am nächsten Morgen zum Ufer eilte, befand sich das Schiff, das den Sohn ausgenommen hatte, schon auf hoher See. „Ich belog meine Mutter," so klagt er sich an vor Gott, „eine s o l ch e Mutter! und entwischte!" In Rom hielt sich Augustinus weiter noch an die Manichäer und jagte der sündlichen Lust und der eitlen Ehre nach. Des römischen Lebens über- drüssig, begab er sich später nach Mailand, wohin er als Lehrer der Beredt- samkeit berufen worden war. Hier wirkte Ambrosius mit vielem Segen. Augustinus fühlte sich von der Beredtsamkeit des Bischofs bald so angezogen, daß er öfter die Predigt besuchte. Da bahnte sich nach und nach die göttliche Wahrheit den Weg zu seinem Herzen. Die Wirkung des heiligen Geistes wurde unterstützt, als Monika nach Mailand kam. Die treue Mutter hatte ihr Kind nicht anfgegeben und war ihm über das Meer nachgeeilt. Als sie von den Kämpfen hörte, die in ihres Sohnes Herz entbrannt waren, da ward sie fröhlich im Glauben. Augustinus las mit Eifer die heilige Schrift und namentlich die Briefe Pauli, und als er von seinem Freunde Alypius hörte, wie dieser und jener Mann zum Glauben an Christum gelangt sei und Frie- den gefunden habe, sprach er einst: „Was ist das? Wie geschieht uns? Un- gelehrte reißen das Himmelreich an sich, und wir mit unserm herzlosen Wissen wälzen uns im Schlamm der Sünde!" Im tiefen Schmerze über den elenden Zustand seines Herzens riß er sich los von seinem Freunde, ging in den Garten und warf sich unter einem Feigenbäume nieder; aus tiefster Seele stieg aber der Bußseufzer auf: „Ach Herr, warum nicht noch in dieser Stunde das Ende meiner Schande!" Und der Herr, der einst den Nathanael unter dein Feigenbäume sah, erkannte and) ihn und half ihm. Aus dem Nachbar- hause klangen plötzlich die Worte herüber: „Nimm und lies!" Augustinus glaubte in diesen Worten die Stimme Gottes zu vernehmen, ergriff die neben ihm liegende heilige Schrift und schlug sie auf. Da las er, was Römer 13, 13 geschrieben steht: „Nicht in Fressen und Saufen re." Nun ward es hell in seiner Seele. Er verstand, was der Herr wollte. Mit freudevollem Angesicht zeigte er seinem Freunde Alypius das ihm geoffenbarte Wort. Dieser las die Stelle, aber die darauf folgende auch: „Den Schwachen im Glauben nehmet auf." Von diesem Augenblicke an war Augustinus innerlich umgewandelt. Groß war die Freude der Mutter! Der verloren geglaubte Sohn war wieder- gefunden; der Herr hatte über Bitten und Verstehen geholfen. Augustinus gab alsbald sein Lehramt auf und forschte in ländlicher Zurückgezogenheit mit allem Fleiße in der Schrift. Dann gedachte er mit seiner Mutter wieder nach Afrika zurückznkehren. Sie waren bis nach Ostia, in der Nähe von Rom, gekommen, als die fromme Monika unerwartet starb. Sobald Augustinus in Afrika angelangt war, zog er auf ein Landgut bei Tagaste. Er verkaufte Alles, was er irgend entbehren konnte, und gab den Erlös den Armen. Drei Jahre^ verlebte er hier in stiller Betrachtung, bis ihn der Herr zu seinem Dienste nach Hippo rief. Auf Verlangen der Gemeinde in dieser Stadt

14. Lesebuch für hannoversche Volksschulen - S. 238

1862 - Hannover : Meyer
238 machte sie an ihrer Schwiegermutter. Ost wurde sie durch schaden- frohe Geschwätzigkeit der Dienstboten bei ihr verleumdet; aber durch unausgesetzte Freundlichkeit, Sanstmuth und Dienstsertigkeit gewann sie das Herz der Schwiegermutter und ihr volles Vertrauen. Bei ihrem Manne ging es aber langsam; 16 Jahre hatte sie um seine Seele gebe- tet und geduldet. Erst gewann sie seine Hochachtung; daun zwang ihn der heilige Geist, daher sein treues, frommes Weib um Verzeihung bitten mußte, wenn er gegen sie getobt hatte. Ihre stete Klarheit, stille Sanstmuth und christliche Gelassenheit waren ihm ein Spiegel, in wel- chem er täglich sein wüstes, ruheloses, heidnisches Wesen schaute. Er urtheilte immer günstiger über das Christenthum, und endlich ließ er sich unter die Zahl der christlichen Katechumenen aufnehmen. Nun be- währte sich auch an ihm das Evangelium als eine Kraft Gottes, selig zu machen alle, die daran glauben. Welche Freude für Monika! Doch sie währte nicht lange; denn bald nachdem ihr Gemahl die heil. Taufe empfangen, rief ihn der Herr zu sich. 2. Monika hatte einen Sohn, Aureliud Augustinus, einen hochbegabten Jüngling, der aber, einzig und allem getrieben von Ehrgeiz und der Sucht zu glänzen, von Bekehrung seines Herzens zu Gott nichts wußte. Im Umgänge mit aufgeblasenen und zucht- losen Menschen sank er immer tiefer ins Verderben. Monika konnte nur weinen, warnm und beten. Und als ihr der Kummer um den verlornen Sohn das Herz brechen wollte, schüttete sie es vor dem Bischof ihrer Vaterstadt aus. Der sprach das tröstliche Wort: „Weib, gehe nur hin und fahre fort zu beten. So wahr du lebst, es ist ja nicht möglich, daß ein Sohn so vieler Thränen verloren gehe!" Und er hatte wahr gesprochen. Augustinus hatte sich heimlich von sei- ner bekümmerten Mutter wider ihren Willen fortgerissen, war nach Rom gegangen, hatte dort vergebens mehr Ruhm und Einkünfte ge- sucht und sich endlich nach Mailand gewendet. Da erweckte die Pre- digt des Bischofs Ambrosius in ihm einen Hunger nach der rech- ten Seelenspeise, der untrüglichen, göttlichen Wahrheit; seine Seele war so ruhe- und friedeleer, bis sie Ruhe fand in dem Herrn. Er sah, wie andere dem Genusse des Reichthums entsagten um Gottes willen, erfuhr, wie gelehrte Männer seinesgleichen, Ungelehrte von hohem Stande demüthige Christen wurden: da konnte er es nicht länger aushalten. „Was ist das? Wie geschieht uns?" rief er seinem Freunde zu, „Ungelehrte reißen das Himmelreich an sich, und wir mit unserm herzlosen Wissen bleiben dahinten und wälzen uns in der Sünde?" Glühend ging er in das Gärtchen am Hause, wei- nend warf er sich unter einem Feigenbäume nieder und rang mit Gott im heißen Gebete: „Ach, Herr, warum nicht in dieser Stunde das Ende meiner Schande?" Da hörte er vom Nachbarhause her eine singende Stimme: „Nimm und lies!" Er entfärbte sich. Eiligst schlägt er die Schrift auf und liefet Röm. 13, 13. 14. Mehr be- durfte es nicht. Der Herr hatte sich dies sein Kind erobert. Nun begann ein neues Leben, und ein Jahr darauf wurde Augustin vom Bischof Ambrosius getauft. Monika aber, die ihm nach Italien

15. Vollständiges Lehr- und Lesebuch für die oberen Klassen katholischer Volksschulen - S. 11

1855 - Mainz : Kirchheim
11 Zeitlebens Gutes that?" — „Und fürchtest du Denn keines Löwen Zahn?" — „Zermalmt muß Das Waizenkorn doch einmal werden, sei's Wodurch es will, zur künft'gcn neuen Frucht." Der Pöbel rief: „Hinweg mit ihm, er ist Der Christen Vater. Feuer! Feuer her!" Sie trugen Holz zusammen, und mit Wuth Ward er ergriffen. — „Freunde," sprach er, „hier Bedarfs der Bande nicht. Wer dieser Flammen Mich würdigte, der wird mir Muth verleihn!" Und legte still den Mantel ab, und band Die Sohlen seiner Füße los, und stieg Hinauf zum Scheiterhaufen. Plötzlich schlug Die Flamm' empor, umwehend ringsum ihn Gleich einem Segel, das ihn kühlete; Gleich-einem glänzenden Gewölbe, das Den Edelstein in seine Mitte nahm, Und schöner ihn verklärte; bis ergrimmt Ihm eine freche Faust das Herz durchstieß. Er sank; cs floß sein Blut; die Flamm' erlosch: Und eine weiße Taube flog empor. — Nur Einfalt, Unschuld gibt im Tode Muth! — Herder. 14. St. Ditus. St. Vitus war ein frommer Knabe, und hatte Gott lieb und trug Jesum Christum in seinem Herzen. Da ließ ihn der Heiden- kaiser vor seinen Thron führen und sprach zu ihm: „Mein Kind, stehe, ich gebe dir Gold und Perlen und schöne Kleider und Alles, was immer dein Herz begehrt; nur laß von deinem Glauben, und lästere Jesum Christum!" Und St. Vitus antwortete und sprach: „Jesuö Christus, mein Herr und Heiland, ist für mich am Kreuze ge- storben, nimmer werde ich ihn lästern; ich bete ihn an von Herzen." Hinwiederum sagte der Kaiser: „Thust du nicht nach meinen Wor- ten, so lasse ich siedend machen einen Kessel mit Oel, und dich in den Kessel werfen. Wähle zwischen Lust und Qual und zwischen Leben und Tod." Der Knabe aber sprach starken Gemüthes: „Gerne dulde ich für Jesus Christus Qual und Pein und bitteren Tod." Da ließ der Kaiser einen Kessel füllen mit Oel, und Feuer darunter an- fachen, und wie das Oel wallte und brodelte, sprach er zu den Henkersknechten: „Zieht den Knaben aus und werft ihn in den Kessel." Die thaten es, und St. Vitus litt es geduldig und da er in dem siedenden Oel stand, hob er seine Augen und Hände zum Himmel empor und betete: „Herr Jesu Christe, nimm auf meinen Geist!" Und die lieben Engel kamen vom Himmel, und thaten auf sein Haupt eine schöne Krone, und gaben ihm in die Hand einen Palmzweig und führten ihn vor den Thron Jesu Christi. Jesus Christus aber sah den Knaben an, und lächelte suß und sprach: „Mein Kind, du hast um meinetwillen Schmerzen gelitten, dafür sind die Himmelöfreuden dein."

16. Lehr- und Lesebuch oder der sinnliche und sittliche Anschauungsunterricht für die Mittelklassen katholischer Volksschulen - S. 206

1877 - Essen : Bädeker
206 Da antwortete der König und sprach: „Nun wohl! aber was soll dieses «nd wo ist solches geschehen?" Da sprach der fromme Bischof: „Siehe! du kannst mich auch entkleiden von diesem irdis chen Gewände. Aber ich habe einen Herrn, der wird mich neu bekleiden. Sollteich denn des Kleides achten und die Treue dafür hingeben?“ Da sprach der heidnische König: „Gehe; ich schenke dir dein Leben!“ 31 Der Knabe am Grabe des Vaters. Ein armer Knabe stand einst bei einem neuen Grabeshügel und weinte bitter- lich. Unter diesem Hügel lag sein guter lieber Vater. Vor einigen Tagen hatte man seine Leiche hierher getragen und in die kalte Erde gesenkt. Der Knabe war nun ganz verwais't; denn vor mehreren Jahren schon hatte er seine Mutter verloren, und letzt war ihm auch der Vater entrissen. „Ach," seufzte der Kleine, „fetzt habe ich auch keinen Vater mehr! Die Hand, die für mich arbeitete, rst kalt und verwes't im Grabe. Nie mehr sehe ich des guten Vaters freundliches Lächeln, womit er mich erfreute, wenn ich brav war; der Mund, von dem ich so schöne Lehren hörte, ist auf immer verstummt. Niemand liebt mich mehr so sehr, wie er, der gute, liebe Vater, mich geliebt hat. Ach, wie hart, wie gar hart ist es, keinen Vater mehr zu haben!" So jammerte der Waisenknabe, und Thräne auf Thräne netzte des Vaters Grab. Da sah er mit seinen rothgeweinten Augen aus das Grabkreuz hin, und hier stand ein Engel gemalt. Mit der einen Hand zeigte der Engel gegen Himmel empor, und in der andern hielt er eine Schrift mit den Wor- ten: „Vater unser, der du bist in dem Himmel!" Diese Worte erhei- terten das Gemüth des armen Waisen, und nachdem er seine Thränen getrock- net, faltete er getrost die Hände und betete: „Ach, guter Gott im Himm el, dich hätte ich bald vergessen; du bist mir doch noch als Vater ge- blieben, dich verlor ichnicht. Du nahmst meinen Vater ru dir und willst nun für ihn mein Vater sein. Du liebst die Menschenkinder noch weit mehr, als ein irdischer Vater seine Kinder lieben kann. Du hast uns ja deinen eigenen Sohn zum Bruder gegeben und durch ihn uns zu deinen Kindern wieder angenommen. Darum, Vater im Himmel! verlasse mich, dein armes Kind, nicht; sei und bleibe du von nun an mein Vater!" So betete der Waisenknabe und ward getröstet, und der himmlische Vater sorgte für ihn, daß aus ihm zwar kein reicher, aber ein frommer, genügsamer und dann glücklich er Mensch wurde. Noch in seinem hohen Alter erinnerte er sich gern, wie ihn einst die Anrede des „Vater unser" aus dem Grabkreuze seines Vaters getröstet habe, und er dankte Gott von Herzen dafür. 32. Das Grab. Die schwarzen Männer tragen ein Särglein aus dem Haus, drin liegt ein todtes Kindlein, das tragen sie hinaus. Sie senken's in die Erde, zur kühlen, dunklen Ruh', — die Schollen fallen drüber und decken warm es zu. Es schläft im engen Bettchen, mit Erde zugedeckt, bis Jesus Christus wieder aus seinem Schlaf es weckt. Wie stille muß sich's schlummern dort in des Grabes Schooß wohl unter rothen Röslein und unter grünem Moos! Auch ich werd' einst getragen hinaus zur stillen Ruh; die schwarzen Män- ner decken mich dann mit Erde zu. Doch bald erscheint ein Morgen, ein Morgen hell und klar, da Jesus kommt als Richter mit seiner Engel Schaar. Dann ruft er in mem Gräblem: „Steh auf, steh auf mein Kind!" Und aus dem tiefen Schlafe erwach' ich dann geschwind. Dann ist die Nacht verschwunden, ein sel'ger Morgen lacht, voll Jubel und voll Wonne, voll Glanz und Himmelspracht. Zum Himmel darf ich eilen, bei Jesu darf ich sein, und singen süße Lieder mit Gottes Engelein.

17. Der kleine Kinderfreund - S. 66

1863 - Leipzig : Amelang
66 trefflichen und erfahrenen Bischof Ambrosius und bat: „Rede mit meinem Sohne, ob du ihn bekehrest von dem Irrthum sei- ner Wege!" Aber der Bischof sagte: „Nicht also, denn er ist jetzt noch aufgeblasen und brüstet sich seiner Weisheit. Er möchte sein Ohr verstopfen gegen meine Rede. Aber laß ihn, und fahre du fort, für ihn zu bitten zu dem Herrn, der wird ihm einen andern Sinn geben zu seiner Zeit." Aber deß konnte sich die Mutter noch nicht getrosten, und sie bat zum andern und zum dritten Mal: „Ach Herr, erhöre die Stimme deiner Magd und sprich mit meinem Sohne!" Und sie weinte viel. Da entsetzte sich der Bischof über des Weibes Liebe und rief: „Gehe hinweg und halte also an; denn es ist unmöglich, daß ein solcher Thränen- sohn sollte verloren gehen können!" Und der frommen Mutter dünkten die Worte, gleich als wären sie vom Himmel geredet. Und über eine lange Zeit, da geschah, wie sie geglaubt und ge- betet hatte, und sie konnte mit Freuden sprechen: „Dieser mein Sohn war todt, und ist wieder lebendig geworden; er war ver- loren, und ist wiedergefunden!" Noch mehr; ihr Sohn ward einer der treuesten Diener und Lehrer der Kirche Christi. Im Jahre 430 nach Christi Geburt ist Augustinus gestorben. Ihr Kinder, also liebt, sorgt und weint ein Mutterherz! Es ist aber nicht sein, der Mutter solche Thränen auszupressen. Wollt ihr vor solcher Sünde behütet bleiben, so höret auf die Stimme eures Gottes und folget ihm. Er liebt euch noch mehr, als Vater und Mutter; denn also spricht der Herr: „Laim auch ein Weib ihres Liudleins vergessen, daß sie sich nicht erbarme über den Sohn ihres Leibes? Und ob sie dessclbigen vergäße, so will ich doch dein nicht vergessen!" Äes. 49, 15. 75. Winfried. Als der fromme Winfried, vom Geiste getrieben, ausziehen wollte aus seinem Vaterlande und seiner Verwandtschaft, das Evangelium zu verkündigen unter den heidnischen Deutschen, wehr- ten ihm seine Freunde und Verwandten und sprachen: „Bleibe in England, deiner Heimath, da magst du auch des Guten genug schaffen, wenn du nur dieses begehrest." Winfried aber antwortete und sprach: „Höret zuvor eine Geschichte. Als vor etlichen Jahren des Krieges Wuth unser Land verheert hatte, zog ein reicher Mann durch die verwüstete Gegend. Da traf er auf dem Gebirge ein Häuflein Kinder nackend und bloß, und sie nagten an den Wurzeln, die sie aus der Erde wühl- ten. Da jammerten ihn die Kinder, und er fragte sie: Wo ist

18. Lehr- und Lesebuch oder der sinnliche und sittliche Anschauungsunterricht für die Mittelklassen katholischer Volksschulen - S. 206

1865 - Essen : Bädeker
206 Da antwortete der König und sprach: „Nun wohl! aber was soll diese«, und wo ist solches geschehen? Da sprach der fromme Bischof: „Siihe I du kannst mich auch entkleiden von diesem irdischen Gewände. Aber ich habe einen Herrn, der wird mich neu bekleiden. Sollte ich denn des Kleides achten und die Treue dafür hingeben?“ Da sprach der heidnische König: „Gehe; ich sehen e dir dein Lebeni“ 81 Der Knabe am Grabe des Vaters. Ein armer Knabe stand einst bet einem neuen Grabcshügcl und weinte bitterlich. Unter diesem Hügel lag sein guter lieber Vater. Vor einigen Tagen hatte man seine Leiche hierher getragen und in die kalte Erde gesenkt. Der Knabe war nun ganz verwaist; denn vor mehreren Jahren schon hatte er seine Mutter verloren, und jetzt war ihm auch der Vater entrissen. „Ach," seufzte der Kleine, „jetzt habe ich auch keinen Vater mehrl Die Hand, die für mich arbeitete, ist kalt und verwes't im Grabe. Nie mehr sehe ich des guten Vaters freundliches Lächeln, womit er mich erfreute, wenn ich brav war; der Mund, von dem ich so schöne Lehren horte, ist auf immer verstummt. Niemand liebt mich mehr so sehr, wie er, der gute, liebe Vater, mich geliebt hat. Ach, wie hart, wie gar hart ist cs, keinen Vater mehr zu habeni" So jammerte der Waisenknabe, und Thräne auf Thräne netzte des Vaters Grab. Da sah er mit seinen rothgewcinten Augen auf das Grabkreuz hin, und hier stand ein Engel gemalt. Mit der einen Hand zeigte der Engel gegen Himmel empor, und in der anderen hielt er eine Schrift mit den Worten: „Vater unser, der du bist in dem Himmel!" Diese Worte erheiterten das Gemüth des armen Waisen, und nachdem er seine Thränen getrocknet, faltete er getrost die Hände und betete: „Ach, guter Gott im Himmel! dich hätte ich bald vergessen; du bist mir doch noch als Vater geblieben, dich verlor ich nicht. Du nahmst meinen Vater zu dir und willst nun für ihn mein Vater sein. Du liebst die Menschenkinder noch weit mehr, als ein irdischer Vater seine Kinder lieben kann. Du hast uns ja deinen eigenen Sohn zum Bruder gegeben und durch ihn uns zu deinen Kindern wieder angenommen. Darum, Vater im Himmel! verlasse mich, dein armes Kind, nicht; sei und bleibe du von nun an mein Vater!" So betete der Waisenknabe und ward getröstet, und der himmlische Vater sorgte für ihn, daß aus ihm zwar kein reicher, aber ein frommer, genügsamer und dann glücklicher Mensch wurde. Noch in seinem hohen Alter erinnerte er sich gern, wie ihm einst die Anrede des „Vater unser" auf dem Grabkreuzc seines Vaters getröstet habe, und er dankte Gott von Herzen dafür. 32. Das Grab. Die schwarzen Männer tragen ein Särglein aus dem Haus, drin liegt ein todtes Kindlein, das tragen sie hinaus. Sie senken's in die Erde zur kühlen, dunklen Ruh', — die Schollen fallen drüber und decken warm es zu. Es schläft im engen Bettchen, mit Erde zugedeckt, bis Jesus Christus wieder aus seinem Schlaf es weckt. Wie stille muß sich's schlummern dort in des Grabes Schooß wohl unter rothen Nöslein und unter grünem Moos I Auch ich werd' einst getragen hinaus zur stillen Ruh; die schwarzen Männer decken mich dann mit Erde zu. Doch bald erscheint ein Morgen, ein Morgen hell und klar, da Jesus kommt als Richter mit seiner Engel Schaar. Dann ruft er in mein Gräblein: „Steh auf, steh auf, mein Kind!" Und aus dem tiefen Schlafe erwach' ich dann geschwind. Dann ist die Nacht verschwunden, ein scl'gcr Morgen lacht, voll Jubel und voll Wonne, voll Glanz und Himmelspracht. Zum Himmel darf ich eilen, bei Jesu darf ich sein, und singen süße Lieder mit Gottes Engelein.

19. Deutsches Lesebuch für einfache Schulverhältnisse - S. 19

1876 - Berlin : Wohlgemuth
19 lixi1 ^as erschrockene Weib zu. Blaß wie der Tod legte die ¿Mutter ihre Hände über das Kind, und mit der Stimme der ei v^rzweiflung betete sie den achten Vers aus dem Liede: ef,Nlln ruhen alle Wälder“: „Breit aus die Flügel beide, o Jesu, meine Freude, und nimm dein Küchlein ein; will Satan mich verschlingen, so laß die Englein singen: Dies Kind soll unverletzet sein!“ senkte plötzlich der wilde Soldat die Todeswaffe, trat tulfj11’ Wiege und legte seine rauhe Hand sanft auf des Kindes j:aüpt. Seine Lippen bewegten sich wie zum Gebete, und Ucke Thränentropfen fielen über sein bärtiges Angesicht. Li ailt1 reichte er der Mutter die Hand und ging schweigend *avon. Als aber die Frau nach einiger Zeit von den Knieen slca erhob und durch das kleine Fenster hinaus sah, siehe, ?n v ,s^and der Franzose, das Gewehr im Arme, unter einem [n(/rnbaume, der Hausthüre gegenüber, als stünde er da Wache, hg > Schimpf und Schaden von dem Hause fern zu halten. -a^rst als der ganze Soldatentrupp mit Beute beladen abzog, ai^rließ er seinen Posten mit einem größeren Schatz im ;i;(lerzen als seine Kameraden in ihren Säcken. ii Vaterl. Lesebuch. 5ü A 28, Augustinus. teil Augustinus, eine Säule der christlichen Kirche im fünften Ai^M'hundert, ivurde zu Tagaste, nickt weit von Karthago, geboren. ttcetn ^ater war ein Heide, seine Mutter Monika aber eine treue, -1)t o^nme Christin. In Augustinus entwickelten sich herrliche Gaben du!* Geistes, und er bildete dieselben auch aufs sorgfältigste aus; ite! ^urde aber einzig und allein vom Ehrgeiz und von der Sucht .ßi ^ glänzen getrieben und vergab darüber die Besserung und Ber- re ^ung seines Herzens ganz und gar. Im Umgänge mit stolzen, zc fahrenden und leichtsinnigen Menschen sank er immer tiefer in l'bl p de und Laster; seine fromme Mutter Monika konnte nur wei- ^va) ' warnen und für ihn beten. Als ihr der Kummer um den ver- r > Sohn das Herz brechen wollte, schüttete sie es vor dem at ihrer Vaterstadt aus. Der sprach das tröstende Wort: r gehe nur hin und fahre fort zu beten. Dieser Sohn der tr< ^änen wird nicht verloren gehen!" Er hatte wahr gesprochen, u ^ustinus hatte sich nämlich von seiner bekümmerten Mutter wider lw' " Willen entfernt, war nach Rom gegangen, hatte dort ver- vens mehr Ruhm und Einkünfte gesucht und sich endlich nach

20. Leitfaden für den Geschichts-Unterricht in mehrklassigen Volksschulen - S. 41

1881 - Merseburg : Steffenhagen
stellen suchte. Seitdem kam kein Heide wieder auf den römischen Thron, und so erhielt das Christentum bald im ganzen Reiche Geltung. Auch in anderen Ländern schlug das Evangelium im 4. Jahrhundert Wurzel. Bei den Westgoten 'fand es hauptsächlich durch die Bemühungen des Bischofs Ulfilas Eingang, der fast die gesamte heilige Schrift in die gotische Sprache übersetzte. Ebenso wurden die Ostgoten, Vandalen, Burgunder und Lougobarden bis zu Beginn der Völkerwanderung für die christliche Lehre gewonnen. (Ambrosius.) Einer der berühmtesten Kirchenlehrer jener Zeit ' war Ambrosius. Er bekleidete anfangs das Amt eines Statthalters von Mailand, bis ihn die Stimme des Volkes auf den bischöflichen Stuhl dieser Stadt berief. 22 Jahre lang leitete er nun die Angelegenheiten der abergläubischen Christenheit, mit einem Ansehn, dem sich selbst Kaiser*Theodosius beugen mußte. Die größten Verdienste erwarb er sich durch Ausbildung des Gottesdienstes mittelst Kirchengesang, Liturgie und Predigt, wie benn der sogenannte „ambrosianische Lobgesang" von ihm herrühren soll. (Augustinus.) Nicht minder berühmt als Ambrosius war Augustinus. Er wurde in Nordafrika als der Sohn eines heidnischen Vaters und einer christlichen Mutter, der frommen M ouika, geboren und gelaugte frühzeitig zu großer Gelehrsamkeit. Doch all sein Ruhm vermochte die Mutter nicht über das lasterhafte Leben des Jünglings zu trösten, und oftmals flehte sie weinenb den Herrn an, ihn auf den rechten Weg zu führen ober ihn hin-wegzunehmen von der Erbe. Und der Sohn so vieler Gebete und Thränen sollte nicht verloren gehen. In Mailanb lernte Augustinus den Ambrosius kennen, und die erusteu Mahnungen des heiligen Mannes brangen mächtig zu seinem Herzen. Mit Eifer las er die Bibel, und bald war das Wunber seiner Bekehrung vollbracht. Er ließ sich taufen, begab sich später in die Heimat zurück und wurde zum Bischof von Hippo. (Bona) erwählt, um 35 Jahre lang durch die Machl seines Geistes die afrikanische Kirche zu beherrschen. (Entstehung des M'önchwesens.) Zur Zeit der Christenverfolgungen floh Paulus aus Theben in Egypten in die nahe Wüste und lebte bis an sein Ende in einer Felsenhöhle neben einer Quelle und einem Palmbaum. Sein Beiipiel fanb viele Nachahmer und bald waren die egypüschen Wüsten mit Einsiedlern oder Eremiten angefüllt. Antonius, ein Landsmann des Paulus, sammelte mehrere dieser Eremiten zu gemeinsamer Handarbeit und Betrachtung des göttlichen Worts um sich, und Pachomius vereinigte die Söhne' der Wüste in eingehegten Plätzen ober abgeschlossenen Gebäuden und legte ihnen das Gelübde der Armut, der Keuschheit und des Gehorsams auf. Solche abgesonderte Wohnungen nannte man Klöster, die Angehörigen der