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1. Für Oberklassen - S. 229

1882 - Altenburg : Bonde
229 sie an der Stelle, wo der Tiber sie an den Feigenbaum gesetzt hatte, eine Stadt, 754 vor Christi Geburt. Romnlus bespannte einen Pflug mit zwei weißen Rindern, zog um den Palatinischen Berg herum im Vierecke eine Furche und ließ nach dieser Furche einen Erdwall rings herum auswerfen. Wo in der Umwallung später ein Thor sein sollte, da ward der Pflug aufgehoben. In dem inneren Raume erhoben sich ärmliche Lehmhütten, die kümmerlich mit Stroh und Schilf gedeckt waren. Als der Ban vollendet war, entstand unter den Brüdern ein Streit, nach welchem von ihnen die Stadt benannt werden und wer sie als König beherrschen sollte. Auf den Rat ihres Großvaters Numitor beschloßen sie, die Götter zu Schiedsrichtern zu nehmen. Wem zuerst durch die Vögel ein glückliches Zeichen gegeben würde, der sollte König werden. Nach langem Warten erschienen dem Remus sechs Geier; aber kaum hatte er dem Romulus die Nachricht gebracht, als an diesem unter Blitz und Donner zwölf Geier vorüberflogen. Remus behauptete, er müsse König werden, weil ihm zuerst die Geier erschienen wären, Romulus da- gegen berief sich darauf, daß an ihm noch einmal so viele Vögel vorüber geflogen wären. Um den Bruder und seine armselige Stadt zu verspotten, sprang Remus über die niedrige Stadtmauer. Da ergrimmte Romulus und schlug ihn tot. „So fahre jeder, der nach dir über meine Mauer setzt!" war der Fluch, den er ihm nachrief. So wurde Romulus König und die Stadt nach ihm benannt. 206. Augustus und Tiberius. Die Geburt unseres Herrn und Heilandes Jesu Christi fällt in die Regierung des ersten römischen Kaisers Augustus. Sein ungeheures Reich erstreckte sich durch drei Weltteile hindurch, vom Atlantischen Meere bis zum Euphrat und von den Wüsten Afrikas und Arabiens bis an den Rhein und die Themse. In diesem weiten Umfange lagen die schönsten Länder der Erde, unter anderen: Portugal und Spanien, Frankreich bis an den Rhein, Italien und dessen Inseln, Griechenland und Macedonien, Kleinasien, Syrien, Ägypten, das karthagische und numidische Gebiet. Auf diesem großen Raume lebten ungefähr 120 Millionen Menschen. Die Hauptstadt war Rom. Sie vereinigte in sich die Herrlichkeit aller an- deren Städte, und wer sie gesehen hatte, der hatte mit ihr die übrige Welt gesehen. Ihre Bevölkerung belief sich auf anderthalb Millionen Einwohner. Die Stadt hielt ein Landheer von 400 000 Mann und zwei Hauptflotten, eine im Hafen von Ravenna im Adriatischen Meere, die andere zu Misenum bei Neapel. Erst nach entsetzlichen Bürgerkriegen und furchtbarem Blutvergießen hatte sich Augustus zum Alleinherrscher emporgearbeitet. Aber einmal im Besitze der Macht benutzte er sie mit weiser Mäßigung. Er ließ den Senat, die Konsuln, kurz alle Würden des ehemaligen Freistaates bestehen; der That nach vereinigte er sie alle in seiner Person und regierte unumschränkt. Wiederholt erklärte er, er wollte seine Gewalt niederlegen. Wahrscheinlich ist es ihm mit dieser Absicht nie ernst gewesen. Aber eben so wenig, als er, wünschte es die Mehrzahl der Bürger; denn nach seinem Rücktritte wäre es zu neuen blutigen Kämpfen gekommen, und aus jeden Fall hätte

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1. Für Oberklassen - S. 229

1893 - Altenburg : Bonde
229 sie an der Stelle, wo der Tiber sie an den Feigenbaum gesetzt hatte, eine Stadt, 754 vor Christi Geburt. Romnlus bespannte einen Pflug mit zwei weißen Rindern, zog um den Palatinischen Berg herum im Vierecke eine Furche und ließ nack) dieser Furche einen Erdwall rings herum auswerfen. Wo in der Umwallung später ein Thor sein sollte, da ward der Pflug aufgehoben. In dem inneren Raume erhoben sich ärmliche Lehmhütten, die kümmerlich mit Stroh und Schilf gedeckt waren. Als der Bau vollendet war, entstand unter den Brüdern ein Streit, nach welchem von ihnen die Stadt benannt werden und wer sie als König beherrschen sollte. Auf den Rat ihres Großvaters Nnmitor beschlossen sie, die Götter zu Schiedsrichtern zu nehmen. Wem zuerst durch die Vögel ein glückliches Zeichen gegeben würde, der sollte König werden. Rach langem Warten erschienen dem Remus sechs Geier; aber kaum hatte er dem Romnlus die Nachricht gebracht, als an diesem unter Blitz und Donner zwölf Geier vorüberflogen. Remus behauptete, er müsse König werden, weil ihm zuerst die Geier erschienen wären, Romnlus da- gegen berief sich darauf, daß an ihm noch einmal so viele Vögel vorüber geflogen wären. Um den Bruder und seine armselige Stadt zu verspotten, sprang Remus über die niedrige Stadtmauer. Da ergrimmte Romulus und schlug ihn tot. „So fahre jeder, der nach dir über meine Mauer setzt!" war der Fluch, den er ihm nachrief. So wurde Romulus König und die Stadt nach ihm benannt. 206. Augustns und Tiberius. Die Geburt unseres Herrn und Heilandes Jesu Christi fällt in die Regierung des ersten römischen Kaisers Augustus. Sein ungeheures Reich erstreckte sich durch drei Weltteile hindurch, vom Atlantischen Meere bis zum Euphrat und von den Wüsten Afrikas und Arabiens bis an den Rhein und die Themse. In diesem weiten Umfange lagen die schönsten Länder der Erde, unter anderen: Portugal und Spanien, Frankreich bis an den Rhein, Italien und dessen Inseln, Griechenland und Macedonien, Kleinasien, Syrien, Ägypten, das karthagische und numidische Gebiet. Auf diesem großen Raume lebten ungefähr 120 Millionen Menschen. Die Hauptstadt war Rom. Sie vereinigte in sich die Herrlichkeit aller an- deren Städte, und wer sie gesehen hatte, der hatte mck ihr die übrige Welt gesehen. Ihre Bevölkerung belief sich auf anderthalb Millionen Einwohner. Die Stadt hielt ein Landheer von 400 000 Mann und zwei Hauptflotten, eine im Hafen von Ravenna im Adriatischen Meere, die andere zu Misenum bei Neapel. Erst nach entsetzlichen Bürgerkriegen und furchtbarem Blutvergießen hatte sich Augustus zum Alleinherrscher emporgearbeitet. Aber einmal im Besitze der Macht benutzte er sie mit weiser Mäßigung. Er ließ den Senat, die Konsuln, kurz alle Würden des ehemaligen Freistaates bestehen; der That nach vereinigte er sie alle in seiner Person und regierte unumschränkt. Wiederholt erklärte er, er wollte seine Gewalt niederlegen. Wahrscheinlich ist es ihm mit dieser Absicht nie ernst gewesen. Aber eben so wenig, als er, wünschte es die Mehrzahl der Bürger; denn nach seinem Rücktritte wäre es zu neuen blutigen Kämpfen gekommen, und auf jeden Fall hätte

2. Geschichte der Römer für Gymnasien und den Selbstunterricht - S. 32

1849 - Münster : Coppenrath
32 gelebt hatten, eine Stadt zu bauen. Nun zogen sie aus. Die Hirten, Genossen ihrer Jugend, und eine Menge auswanderungs- lustiger Albaner bildeten den ersten Bestandtheil ihrer Kolonie. Auf dem palatinischen Hügel, am linken Ufer der Tiber, ward die Stadt im Jahre 753 vor Chr. angelegt. Die Gründung geschah nach Sitte der benachbarten Hetrusker dadurch, daß Romulus mit einem von zwei weißen Rindern gezogenen Pfluge um den ganzen Hügel herum im Vierecke eine Furche zog und nach dieser Furche einen Erdwall aufwerfen ließ. Wo in der viereckigen Umwallung') ein Thor sein sollte, wurde der Pflug aufgehoben. 2) Den inneren Raum füllte ein Menge zerstreut durcheinander liegender ärmlichen Lehmhütten, die, an der Sonne getrocknet, mit Schilf und Stroh kümmerlich bedeckt waren. Als Stiftungstag galt in Rom der 21. April, wo jährlich von den Hirten und Landleuten das Fest der Hirtengöttin Pales, die Palilia, gefeiert wurde. Das Fest des Hirtengottes mußte natürlich auch der Gründungstag der Hirtenftadt sein. Schon gleich im Anfänge war unter den beiden Brüdern ein Streit darüber entstanden, wer von ihnen die neue Stadt benennen, wer sie als König beherrschen sollte. Auf Anrathen ihres Großvaters beschlossen sie, die Götter selbst zu Schieds- richtern zu wählen. Derjenige sollte der Stadt nicht nur den Namen geben, sondern sie auch als Köllig regieren, welcher zu- erst glückliche Anzeichen durch die Schicksalsvögel erhalten würde. Dem Remus erschienen zuerst sechs Geier; und kaum hatte er frohlockend die glückliche Erscheinung dem Romulus gemeldet, als diesem unter Donner und Blitz plötzlich ein Zug von zwölf Geiern vorüberflog. Nun ward Jeder von seinem Anhänge als König begrüßt, und es entspann sich hierüber ein neuer Streit. Remus nahm das Thronrecht für sich in Anspruch, weil ihm zuerst die Geier erschienen wären, Romulus dagegen machte die doppelte Zahl der Vögel für sich geltend. Zankend wurden sie handgemein, und Remus fiel im Getümmel. So erzählen Einige die Sache; Andere aber berichten: Remus sei, seinem Bruder zum Spotte, über die angefangene Mauer ge- * 2 ') Daher wird das älteste Rom auf dem Palatin Roma quadrata genannt 2) Daher porta Thor, von portare aufheben.

3. Aus alten Zeiten - S. 158

1883 - Hannover : Hahn
— 158 — Jünglingsalter erreicht hatten, kämpften sie mit Glück gegen wilde Tiere und Räuber. Einst verleitete sie ihr Jugendmut, an der Spitze einer Schar kühner Genossen die Hirten des Numitor anzugreifen. Dabei ward Remus gefangen genommen und vor Numitor gebracht. Diesem fiel die Ähnlichkeit 'des Jünglings mit seiner Tochter Rhea Süvia auf und er forschte nach desien Herkunft. Als Faustulus das hörte, begab er sich mit Romulus auch nach Alba Longa und entdeckte dem Numitor alles. Mit Freuden erkannte dieser seine Enkel und offenbarte ihnen, was Amulius Übles gethan. Alsbald sammelten Romulus und Remus ihre Genossen, überfielen und erschlugen den bösen König Amulius und setzten den guten Numitor auf dessen Thron. Zum Lohn dafür erlaubte Numitor den Enkeln, in der Gegend des Tibers, wo sie ausgesetzt waren, eine Stadt zu bauen. Romulus bespannte einen Pflug mit zwei weißen Rindern und zog um den palatinischen Berg im Viereck eine Furche. An der Stelle, wo später ein Thor sein sollte, ward der Pflug aufgehoben. Neben der Furche ließ er rings herum einen Erdwall auswerfen. Im Innern dieses Raumes wurden kleine Lehmhütten gebaut, die mit Schilf und Stroh bedeckt waren. 3. Als der Bau vollendet war, brach ein Zwist unter den Brüdern aus, wer von ihnen der neuen Stadt den Namen geben und als König über sie herrschen sollte. Endlich beschlossen sie, es auf den Entscheid der Götter ankommen zu lassen. Sie bestiegen gleichzeitig zwei nahe bei einander gelegene Hügel, um aus dem Fluge heiliger Vögel der Götter Willen zu erkunden. Remus erblickte zuerst sechs Geier. Als aber seine Gefährten ihn eben jauchzend als König begrüßten, da flogen an Romulus zwölf Geier vorüber. Nun erhoben des Romulus Gesellen den Begrüßungsruf für diesen. Das führte zu offener Feindschaft zwischen den Brüdern. Um den Romulus zu verhöhnen, sprang Remus über die von jenem erbaute, niedrige Stadtmauer. Da ergrimmte Romulus und schlug seinen Bruder tot, indem er rief: „So fahre jeder, der nach dir über meine Mauer setzt." Romulus war nun alleiniger Herrscher der Stadt und benannte sie nach seinem Namen Rom. Um die Zahl seiner Unterthanen zu erfahren, ließ er eine Zählung vornehmen. Dieselbe ergab 3300 wehrhaste Männer. Zu ihrer Vermehrung eröffnete Romulus in Rom eine Freistatt für verfolgte Unglückliche und verbannte Verbrecher. Hierdurch erhielt der Drt einen bedeutenden Zuwachs an Männern. Aber nun fehlte es an Frauen. Romulus schickte daher an die benachbarten Völker Gesandte und ließ freundlich bitten, sie möchten ihre Töchter den römischen Männern zur Ehe geben. Aber Überall wurden die Boten mit der höhnenden Antwort abgewiesen: Romulus möchte doch auch eine Freistätte für weggelaufene Frauen errichten, dann könnte er diese seinen Männern zu Gemahlinnen geben.

4. Die Alte Geschichte - S. 247

1866 - Münster : Coppenrath
247 Wohlthat, erlaubte dieser seinen Enkeln, an dem Orte, wo sie als Hirten gelebt hatten, eine Stadt zu bauen. Hier nun, an dem.flusse Tiber, oben auf dem palatinischen Hügel, legten Romulus und Nemus in Verbindung mit vielen Bewohnern der Umgegend, im Jahre 753 vor Chr., den Grund zu der Stadt, aus welcher nachher das so mächtige und blühende Rom wurde. Die Gründung der Stadt geschah nach Sitte der benachbarten Etrusker dadurch, daß Romulus mit einem von zwei weißen Rindern gezogenen Pfluge wir den palatinischen Hügel im Vierecke eine Furche zog und nach dieser Furche einen Erdwall rings herum auswerfen ließ. Wo in der viereckigen Umwallung ein Thor sein sollte, ward der Pflug aufgehoben.*) Den inneren Raum füllte eine Menge zerstreut durch, einander liegender, ärmlicher Lehmhütten, Die, an der Sonne getrocknet, mit Schilf und Stroh kümmerlicki gedeckt waren. Schon gleich im Anfange war unter den beiden Brüdern Streit darüber entstanden, wer von ihnen die neue Stadt be- nennen, wer sie als König beherrschen sollte. Auf Anrathen ihres Großvaters Numitor beschlossen sie, die Götter selbst zu Schiedsrichtern zu nehmen. Derjenige sollte der Stadt nicht nur den Namen geben, sondern sie auch beherrschen, welcher zuerst glückliche Anzeichen durch die Schicksalsvögel erhalten würde; — gerade als wenn die am Himmel flatternden Vögel dort den Berathungen der Götter zulauschten und dann die er- haltene Kunde durch Flug und Gesang den Menschen hinter- brächten! Dem Remus erschienen zuerst sechs Geier, und kaum hatte er frohlockend die glückliche Erscheinung dem Romulus gemeldet, als diesem plötzlich ein Zug von zwölf Geiern vor- überflog. Darüber entstand ein neuer Streit. Nemus behaup- tete, er müsse doch wohl König sein, weil ihm ja zuerst sechs Geier erschienen wären; Romulus aber berief sich auf seine doppelte Anzahl. Zankend wurden sie handgemein, und Remus fiel im Getümmel. So erzählen Einige die Sache; *) Daher porta das Thor, von pynsre anflehen.

5. Hilfsbuch für den Geschichtsunterricht in Präparandenanstalten - S. 50

1892 - Breslau : Hirt
50 Das Altertum. So legten Romulus und Remus in Verbindung mit ihren 753 Genossen den Grund zu der später so mächtig und berühmt gewor-v. Chr. denen Stadt Rom. Nach der Sitte der umwohnenden Etrusker zog Romulus mit einem von zwei weißen Rinderu gezogenen Pfluge auf dem Hügel im Viereck eine Furche; neben dieser wurde der Erdwall aufgeworfen. Wo ein Thor sein sollte, hob Romulus den Pflug auf. Innerhalb dieses eingeschlossenen Raumes erbaute man nach und nach eine Menge elender Lehmhütten, die mit Schilf und Stroh kümmerlich gedeckt waren. Kaum war der Bau vollendet, so stritten sich die Brüder darüber, wer von ihnen die neue Stadt benennen und als König beherrschen solle. Auf Anraten ihres Großvaters wollten sie die Entscheidung hierüber den Göttern selbst überlassen; derjenige sollte König sein, dem zuerst durch die Vögel als Boten der Götter ein glückliches Zeichen gegeben werde. Sie stellten sich auf verschiedenen Hügeln aus und sahen forschend umher. Da erschienen dem Remus zuerst sechs Geier; aber eben wollte er seinem Bruder dieses glückliche Ereignis melden, als dieser zwölf Geier erblickte. Wem kam die Herrschaft nun zu? Remus beanspruchte sie, weil ihm zuerst Geier erschienen waren, und Romulus berief sich auf die doppelte Anzahl. Von Worten kam es zur That, und Remus siel. — Eine andere Sage berichtet, Remus sei, um sich über die armselige Stadt lustig zu machen, über die niedrige Stadtmauer gesprungen, und deshalb habe ihn Romulus mit den Worten erschlagen: „So fahre ein jeder, der nach dir über diese Mauer springt!" So war Romulus alleiniger Herrscher der neuen Stadt und nannte sie nach seinem Namen Rom. 3) Die Könige Worns; 753—510. Romulus hatte nach der Sage die Stadt mit gegründet, ihr den Namen gegeben und beherrschte sie als erster König; ihre Einwohnerzahl wurde dadurch vermehrt, daß die Sabiner sich mit den Römern vereinigten. Die Bevölkerung Roms zerfiel in Vollfreie und Halbfreie. Die ersteren hießen Patricier; sie allein wurden zu den Staatsämtern zugelassen und erhielten die eroberten Staatsländereien; aus ihnen wurde auch der Senat, d. i. Rat der Alten, gewählt, der aus 300 Mitgliedern bestand und dem Könige in wichtigen Fällen Rat erteilte. Die Halbfreien oder Plebejer waren Fremde, welche sich in Rom niedergelassen hatten; sie hatten keinen Anteil an der Staatsregierung. Schon früh hielten sich die Römer auch Sklaven, die aber nicht unter dem Schutze des Gesetzes standen, sondern wie eine Ware verkauft und vertauscht werden durften. — Romulus war wegen seiner Strenge bei dem Volke verhaßt und wurde während einer Heeresmusterung ermordet. Sein Nachfolger, der weise und friedfertige Sabiner Numa Pompilius, suchte die wilden Sitten

6. Die vorchristliche Zeit - S. 140

1852 - Leipzig : Brandstetter
140 Mars aber erbarm!e sich seiner Söhne und sandte die ihm geheiligten Thiere zur Rettung. Eine durstige Wölfin kam an den Fluß, hörte der Kinder Wimmern, trug sie in ihre Höhle, leckte und bettete sie auf ein weiches Lager und saugtesiedann. Spater flog auch der Vogel Specht, der Vogeldesmars,her- bei und brachte Fleisch. So wurden die Knaben mit kräftiger Speise genährt. Solches Wunder erblickte Faustulus, des Königs Hirte, und sein Herz erbarmte sich der Knaben. Er brachte sie zu seiner Frau, die ihr Söhnlein durch den Tod verloren hatte, und Acca Laurentia, die Hirtenfrau, pflegte die Zwillinge wie eine Mutter. Romulus und Remus wuchsen heran und tummelten sich mit zwölf andern Hirtenknaben weidlich herum. Als sie mit ihren Gespielen heranwuchsen, baueten sie sich selber Hütten auf dem Pala- tin ischen Berge; die Jünglinge kämpften rüstig gegen Raubthiere und tapfer gegen Räuber, jeder an der Spitze einer kleinen Schaar. Zuweilen führten sie auch wohl Krieg untereinander, öfter noch geriethen sie in Händel mit andern Hirten, namentlich mit denen Numitors, die auf dem Aventini- sch en Berge weideten. Bei solch einer Fehde wurde einst Remus gefangen ilnd vor Numitor gebracht. Diesem fiel die edle Bildung des kräftigen Jüng- lings auf und er forschte nach dessen Herkunft. Da begab sich Faustulus mit seinem Pstegesohn Romulus auch nach Albalonga und entdeckte dem Numitor Alles. Mit Freuden erkannte dieser seine herrlichen Enkel und offenbarte ihnen, was Amulius Nebels gethan. Alsbald machten sich Romulus und Remus mit ihren Gefährten auf, erschlugen den bösen König Amulius und setzten den guten Numitor auf dessen Thron. Dann gründeten sie an der Stelle, wo der heilige Tiberstrom sie an den Feigenbaum gesetzt hatte, mit ihren Freunden eine eigene Stadt, im Jahre 754 v. Ehr. Romulus bespannte einen Pflug mit zwei weißen Rindern, zog um den Palatinischen Berg im Viereck eine Furche, und neben dieser Furche ließ er rings herum einen Erdwall aufwerfen. An der Stelle, wo später ein Thor sein sollte, ward der Pflug aufgehoben. In den inneren Raum aber wurden kleine ärmliche Lehmhütten gebauet, die mit Schilf und Stroh kümmerlich bedeckt waren. Als der Bau vollendet war, entstand unter den Brüdern ein Streit, welcher von ihnen der neugegründeten Stadt den Namen geben und als König über sie herrschen sollte. Auf den Rath ihres Großvaters Numitor beschlossen sie, der Götter Willen durch den Vogelflug zu erkunden, und wem zuerst ein glückliches Zeichen sich offenbaren würde, der sollte König sein. Lange harrten sie auf verschiedenen Bergen. Endlich erschienen dem Remus sechs Geier; er brachte die glückliche Kunde seinem Bruder Romulus, da flogen an diesem zwölf Geier vorüber unter Donner und Blitz. Remus behauptete, er müsse den Vorzug haben, weil ihm zuerst die Schicksalsvögel erschienen feien; Ro- mulus behauptete, er sei König, weil ihm noch einmal so viel Vögel erschienen seien. Doch Remus verspottete den Bruder und sprang über die niedrige Stadt- mauer, um sich über die armselige Stadt lustig zu machen. Da ergrimmte Ro- mulus und schlug seinen Bruder Remus todt. „So fahre Jeder, der nach dir über meine Mauer setzt!" — Diesen Fluch sprach Romulus aus, und die Stadt wurde nach seinem Namen genannt. 2. Der erste König. Romulus war nun König und Herr der neugegründeten Stadt. Um die Zahl seiner Unterthanen zu erfahren, ließ er eine Zählung veranstalten und

7. Geschichts-Bilder - S. 61

1865 - Langensalza : Greßler
61 vom Gotte Mars, die verstoßene Bruderstochter Zwillingsknaben, Rom ulu s und Re mus. Hierüber erschrak Amulius. Er be- schloß, die beiden Knaben tobten zu lassen. Sie wurden nun in einem Kästchen in den Tiber gesetzt. Zum Glück für die Kinder blieb das Kästchen am Ufer hängen, und hier, so geht die Sage, hat sie eine Wölfin ernährt, bis sie der Oberhirt .des Amulius, Faustulus, fand und sie seiner Frau brachte. Hier wurden sie von den guten Leuten groß gezogen und zeichneten sich bald vor allen andern Hirten aus, mit denen sie auf den Hügeln an dem Tiber die Heerden weideten. Vor Kampflust überfielen sie die Hirten des Numitor. Bei dieser Fehde wurde Remus gefangen genommen und vor Numitor gebracht. Diesem fiel die edle Haltung des Jüng- lings auf und er forschte nach dessen Herkunft. Da begab sich Faustulus mit seinem Pflegesohn Romulus auch nach Alba longa und entdeckte dem Numitor Alles. Mit Freuden erkannte dieser seine Enkel und offenbarte ihnen, was Amulius Hebels gethan. Die beiden rüstigen Enkel ließen sich vom Numitor leicht überreden. Sie gingen mit ihren Freunden auf den Amulius los, erschlugen ihn und setzten den Großvater auf den Thron. Erkenntlich gegen diese Wohlthat, erlaubte Numitor seinen Enkeln, an dem Orte, wo sie als Hirten gelebt hatten, eine Stadt zu bauen. Romulus und Remus, in Verbindung mit ihren Freunden, leg- ten nun an dem heiligen Tiberstrome, oben auf dem palatinischen Hügel, im Jahre 754 vor Ehr. den Grund zu der Stadt, aus welcher nachher das so mächtige und blühende Rom wurde. Die Gründung der Stadt geschah dadurch, daß Romulus mit einem von zwei weißen Rindern gezogenen Pfluge um den palatinischen Berg im Viereck eine Furche zog. Neben dieser Furche ließ er rings herum einen Erdwall aufwerfen. An der Stelle, wo später ein Thor sein sollte, ward der Pflug aufgehoben. In den innern Raum aber wurden kleine Lehmhütten gebaut, die mit Schilf und Stroh kümmer- lich bedeckt waren. Als der Bau vollendet war, entstand unter den Brüdern ein Streit, welcher von ihnen der neugegründeten Stadt den Namen geben und als König über sie herrschen sollte. Auf Anrathen ihres Großvaters Numitor beschlossen sie, die Götter zu Schieds- richtern zu nehmen. Derjenige sollte der Stadt nicht nur den Namen geben, sondern sie auch beherrschen, welcher zuerst glückliche Anzeigen durch die Schicksalsvögel erhalten würde. Dem Remus erschienen zuerst sechs Geier, und kaum hatte er frohlockend die glückliche Erscheinung dem Romulus gemeldet, als diesem unter Donner und Blitz zwölf Geier erschienen. Darüber entstand ein neuer Streit. Remus behauptete, er müsse doch wohl König sein, weil ihm ja zuerst sechs Geier erschienen wären; Ro- mulus aber berief sich auf seine doppelte Anzahl. Doch Remus

8. Sagen, Lebensbilder aus der brandenburgisch-preußischen Geschichte - S. 28

1912 - Düsseldorf : Schwann
— 28 — trotzig. Da wußte Nümitor so wenig wie zuvor. Er ließ daher den alten Hirten kommen und fragte ihn aus. Der fürchtete, daß es dem Remus übel ergehen könne, und entdeckte dem Nümitor alles. Auch Rümulus kam hinzu, und erfreut schloß der Großvater seine beiden totgeglaubten Enkel in die Arme. Er erzählte ihnen von der Schlechtigkeit des Amülius und bewog sie zur Rache. Die Jünglinge sammelten ihre Genossen, lauter verwegene Hirten, um sich und drangen mit ihnen ohne weiteres in die Burg des Königs ein. Die Brüder ergriffen, den Übeltäter und töteten ihn. Dann setzten sie ihren Großvater wieder auf den Thron von Alba Longa. 2. Die Erbauung der Stadt. Aus Dankbarkeit gab Nümitor den Brüdern ein Stück Land am Tiber, wo sie einst als kleine Kinder ausgesetzt waren: da sollten sie sich eine Stadt bauen. Die Brüder taten es, und die Hirten, ihre alten Genossen, wurden die ersten Bewohner der neuen Ansiedlung. Die Wohnstätten sahen aber noch sehr ärmlich aus; es waren nur Hütten aus Lehm, deren Dach aus Schilf oder Stroh bestand. Auch hatte die neue Stadt noch keinen Namen. Und wer sollte als König über sie herrschen? Darüber kam es uuter den Brüdern zum Streite. Endlich einigten sie sich; die Götter sollten durch ein Zeichen entscheiden. Jeder beobachtete von einem Hügel aus den Himmel. Es dauerte nicht lange, da erschienen dem Remus sechs Geier, aber gleich darauf zeigten sich dem Romulus bei Donner und Blitz gar zwölf Geier. Jetzt entstand ein neuer Streit; denn jeder behauptete, daß sein Zeichen das beste sei: der eine, weil ihm seine Geier zuerst erschienen seien, der andere, weil er doppelt so viel gesehen habe. Die Leute sagten aber, daß Romulus recht habe; sie nannten daher die Stadt nach seinem Namen Rom und machten ihn auch zu ihrem Könige. Man sagt, das sei im Jahre 753 vor Christi Geburt geschehen. Remus grollte jetzt seinem älteren Bruder sehr. Eines Tages zog dieser mit dem Pfluge rings um die neue Stadt eine Furche; dariu sollte die Stadtmauer errichtet werden. Remus sah spöttisch zu. Um den Bruder zu ärgern, sprang er über die niedere Umwallung hinweg; „eine nette Mauer!" sagte er lachend. Romulus geriet darüber in Zorn und erschlug den Spötter mit einem Knüppel. „So möge es jedem ergehen," rief er grimmig aus, „der in Zukunft über die Mauern von Rom steigt!" So beginnt die Geschichte Roms nach der Sage mit einem Brudermord. 14. Der Raub der Sabinerinnen. 1. Der Raub. Rom hatte im Anfange nur wenige Einwohner. Romulus lud daher alle, die aus ihrer Heimat vertrieben waren, selbst entlaufene Sklaven und flüchtige Übeltäter, ein, sich in der neuen

9. Viertes, fünftes und sechstes Schuljahr - S. 173

1912 - Halle a.S. : Schroedel
173 fing zuerst von seinen Enkeln als König Begrüßung und Huldigung, in welche die versammelten Latiner jubelnd einstimmten. 4. Kumulus und Remus sahen den Numitor auf diese Weise wieder im Besitze von Albalonga. Da stieg in ihnen der Wunsch auf, in der Gegend, wo sie ausgesetzt und erzogen worden waren, eine Stadt zu bauen. Wer sie indes nach sich benennen und beherrschen sollte, darüber entstand ein Streit zwischen ihnen, bei welchem das Recht der Erstgeburt keinen Ausschlag geben konnte, weil sie Zwillinge waren. Götterzeichen sollten also entscheiden, und beide begaben sich zur Beobachtung des Vogelslugs auf zwei verschiedne Schauhöhen, Romulus auf den palatinischen, Remus auf den aventinischen Berg. Dem Remus erschienen zuerst glückbringende Vögel, sechs vorüber- fliegende Geier; kaum aber hatte er dies triumphierend dem Romulus melden lassen, als dieser die doppelte Anzahl, zwölf Geier, erblickte. Jetzt schien der Wille der Götter zweifelhaft; jeder legte das ihm gewordene Zeichen zu seinem Vorteile aus und wurde von seinen An- hängern zum König erklärt. Aus dem Wortstreit wurde ein Hand- gemenge; erbittert schritten die Brüder zu blutigen Taten, und Remus sank, im Gewühle des Kampfes tödlich getroffen, zu Boden. 5. Romulus schritt nun zur Ausführung des bisher verhinderten Baues der neuen Stadt unter mancherlei frommen und heiligen Ge- bräuchen, zu welchen auch folgender gehörte. Er spannte einen weißen Stier und eine weiße Kuh vor einen Pflug und zog damit rings- herum eine Furche, die den Umfang der neuen Stadt und die Linie der nachher zu errichtenden Mauern bezeichnete. Da, wo ein Tor stehen sollte, ward der Pflug aufgehoben. Dann baute Romulus die Stadt auf dem palatinischen Berge. Nach einer zweiten Sage fand Remus erst jetzt seinen Tod. Es heißt, er sei seinem Bruder zum Spotte über die niedrige Mauer gesprungen; da habe ihn der erzürnte Romulus erschlagen mit den Worten: „So fahre jeder dahin, der nach dir über meine Mauer setzt!" Nach Livius. b) Horatius Codes. 1. König Tarquinius war zwar von Rom vertrieben, aber die Hoff- nung, sein Königreich wieder zu erobern, gab er noch nicht auf. Einer der mächtigsten und tapfersten Fürsten in Etrurien war Porsena, König von Clusium. Zu diesem großen Kriegsmanne begab sich Tar- quinius mit seinen Söhnen und bat und beschwor den Helden, ihm seinen Thron wiedererobern zu helfen. Porsena ließ sich endlich be- wegen und rüstete sein Heer zum Streite wider Rom. Ob dieser Kunde befiel ein Schrecken die Römer, erscholl doch Porsenas Kriegsruhm weithin über alle Grenzen Italiens. Von allen

10. Die vorchristliche Zeit - S. 160

1877 - Leipzig : Brandstetter
160 legten die Zwillinge in einen Korb und setzten diesen auf das Waffer der Tiber, die zum Glück eben ausgetreten war, so daß der Strom das Schifflein nicht fortführte. Der Korb blieb an einem wilden Feigenbäume hängen, und als das Wasser gefallen war, stand er auf dem Trockenen. Der Gott Mars aber erbarmte sich seiner Söhne und sandte die ihm geheiligten Thiere zur Rettung. Eine durstige Wölfin kam an den Fluß, hörte der Kinder Wimmern, trug sie in die Höhle, leckte und bettele sie auf ein weiches Lager und säugte sie dann. Später flog auch der Vogel Specht, der Vogel des Mars, herbei und brachte Fleisch. So wurden die Knaben mit kräftiger Speise genährt. Solches Wunder erblickte Faustulus, des Königs Hirte, und sein Herz erbarmte sich der Knaben. Er brachte sie zu seiner Frau, die ihr Söhnlein durch den Tod verloren hatte, und Acca Laurentia, die Hirtenfrau, Pflegte die Zwillinge wie eine Mutter. Romulus und Remus wuchsen heran und tummelten sich mit zwölf anderen Hirtenknaben weidlich herum. Als sie mit ihren Gespielen heranwuchsen, baueten sie sich selber Hütten auf dem palatinischen B er ge; die Jünglinge kämpften rüstig gegen Raubthiere und tapfer gegen Räuber, jeder an der Spitze einer kleinen Schaar. Zuweilen führten sie auch wohl Krieg untereinander, öfter noch geriethen sie in Händel mit andern Hirten, namentlich mit denen Numitor's, die auf dem av entinisch en Berge weideten. Bei solch'einer Fehde wurde einst Remus gefangen und vor Nmnitor gebracht. Diesem fiel die edle Haltung des kräftigen Jünglings auf und er forschte nach dessen Herkunft. Da begab sich Faustulus mit seinem Pflegesohn Romulus nach Albalonga und entdeckte dem Numitor Alles. Mit Freuden erkannte dieser seine herrlichen Enkel und offenbarte ihnen, was Amulius Uebels gethan. Alsbald machten sich Romulus und Remus mit ihren Gefährten auf, erschlugen den bösen König Amulius und setzten den guten Numitor auf dessen Thron. Dann gründeten sie an der Stelle, wo der heilige Tiberstrom sie an den Feigenbaum gesetzt hatte, mit ihren Freunden eine eigene Stadt, im I. 753 v. Chr. Romulus bespannte einen Pflug mit zwei weißen Rindern, zog um den palatinischen Berg im Viereck eine Furche, und neben dieser Furche ließ er rings herum einen Erdwall auswerfen. An der Selle, wo später ein Thor sein sollte, ward der Pflug aufgehoben. In den innern Raum aber wurden kleine ärmliche Lehmhütten gebauet, die mit Schilf und Stroh kümmerlich bedeckt waren. Als der Bau vollendet war, entstand unter den Brüdern ein Streit, welcher von ihnen der neugegründeten Stadt den Namen geben und als König über sie herrschen sollte. Auf den Rath ihres Großvaters Numitor beschlossen sie, der Götter Willen durch den Vogelflug zu erfunden, und wem zuerst ein glückliches Zeichen sich offenbaren würde, der sollte König sein. Lange harrten sie auf verschiedenen Bergen. Endlich erschienen dem Remus sechs Geier; er brachte die glückliche Kunde seinem Bruder Romulus, da flogen an diesem zwölf Geier vorüber unter Donner und Blitz. Remus behauptete, er müsse den Vorzug haben, weil ihm zuerst

11. Viertes, fünftes und sechstes Schuljahr - S. 167

1910 - Halle a.S. : Schroedel
167 fing zuerst von seinen Enkeln als König Begrüßung und Huldigung, in welche die versammelten Latiner jubelnd einstimmten. 4. Kumulus und Bemus sahen den Numitor auf diese Weise wieder im Besitze von Albalonga. Da stieg in ihnen der Wunsch auf, in der Gegend, wo sie ausgesetzt und erzogen worden waren, eine Stadt zu bauen. Wer sie indes nach sich benennen und beherrschen sollte, darüber entstand ein Streit zwischen ihnen, bei welchem das Recht der Erstgeburt keinen Ausschlag geben konnte, weil sie Zwillinge waren. Götterzeichen sollten also entscheiden, und beide begaben sich zur Beobachtung des Vogelslugs auf zwei verschiedne Schauhöhen, Romulus auf den palatinischen, Remus auf den aventinischen Berg. Dem Remus erschienen zuerst glückbringende Vögel, sechs vorüber- fliegende Geier; kaum aber hatte er dies triumphierend dem Romulus melden lassen, als dieser die doppelte Anzahl, zwölf Geier, erblickte. Jetzt schien der Wille der Götter zweifelhaft; jeder legte das ihm gewordene Zeichen zu seinem Vorteile aus und wurde von seinen An- hängern zum König erklärt. Aus dem Wortstreit wurde ein Hand- gemenge; erbittert schritten die Brüder zu blutigen Taten, und Remus sank, im Gewühle des Kampfes tödlich getroffen, zu Boden. 5. Romulus schritt nun zur Ausführung des bisher verhinderten Baues der neuen Stadt unter mancherlei frommen und heiligen Ge- bräuchen, zu welchen auch folgender gehörte. Er spannte einen weißen Stier und eine weiße Kuh vor einen Pflug und zog damit rings- herum eine Furche, die den Umfang der neuen Stadt und die Linie der nachher zu errichtenden Mauern bezeichnete. Da, wo ein Tor stehen sollte, ward der Pflug aufgehoben. Dann baute Romulus die Stadt auf dem palatinischen Berge. Nach einer zweiten Sage fand Remus erst jetzt seinen Tod. Es heißt, er sei seinem Bruder zum Spotte über die niedrige Mauer gesprungen; da habe ihn der erzürnte Romulus erschlagen mit den Worten: „So fahre jeder dahin, der nach dir über meine Mauer setzt!" Nach Livius. b) Horatius Codes. 1. König Tarquinius war zwar von Rom vertrieben, aber die Hoff- nung, sein Königreich wieder zu erobern, gab er noch nicht auf. Einer der mächtigsten und tapfersten Fürsten in Etrurien war Porsena, König von Clusium. Zu diesem großen Kriegsmanne begab sich Tar- quinius mit seinen Söhnen und bat und beschwor den Helden, ihm seinen Thron wiedererobern zu helfen. Porsena ließ sich endlich be- wegen und rüstete sein Heer zum Streite wider Rom. Ob dieser Kunde befiel ein Schrecken die Römer, erscholl doch Porsenas Kriegsruhm weithin über alle Grenzen Italiens. Von allen

12. Teil 2 = 4., 5. u. 6. Schulj - S. 179

1912 - Halle a.S. : Schroedel
179 fing zuerst von seinen Enkeln als König Begrüßung und Huldigung, in welche die versammelten Latiner jubelnd einstimmten. 4. Kumulus und Bemus sahen den Numitor auf diese Weise wieder im Besitze von Albalonga. Da stieg in ihnen der Wunsch auf, in der Gegend, wo sie ausgesetzt und erzogen worden waren, eine Stadt zu bauen. Wer sie indes nach sich benennen und beherrschen sollte, darüber entstand ein Streit zwischen ihnen, bei welchem das Recht der Erstgeburt keinen Ausschlag geben konnte, weil sie Zwillinge waren. Götterzeichen sollten also entscheiden, und beide begaben sich zur Beobachtung des Vogelflugs auf zwei verschiedne Schauhöhen, Romulus auf den palatinischen, Remus auf den aventinischen Berg. Dem Remus erschienen zuerst glückbringende Vögel, sechs vorüber- fliegende Geier; kaum aber hatte er dies triumphierend dem Romulus melden lassen, als dieser die doppelte Anzahl, zwölf Geier, erblickte. Jetzt schien der Wille der Götter zweifelhaft; jeder legte das ihm gewordene Zeichen zu seinem Vorteile aus und wurde von seinen An- hängern zum König erklärt. Aus dem Wortstreit wurde ein Hand- gemenge; erbittert schritten die Brüder zu blutigen Taten, und Remus sank, im Gewühle des Kampfes tödlich getroffen, zu Boden. 5. Romulus schritt nun zur Ausführung des bisher verhinderten Baues der neuen Stadt unter mancherlei frommen und heiligen Ge- bräuchen, zu welchen auch folgender gehörte. Er spannte einen weißen Stier und eine weiße Kuh vor einen Pflug und zog damit rings- herum eine Furche, die den Umfang der neuen Stadt und die Linie der nachher zu errichtenden Mauern bezeichnete. Da, wo ein Tor stehen sollte, ward der Pflug aufgehoben. Dann baute Romulus die Stadt auf dem palatinischen Berge. Nach einer zweiten Sage fand Remus erst jetzt seinen Tod. Es heißt, er sei seinem Bruder zum Spotte über die niedrige Mauer gesprungen; da habe ihn der erzürnte Romulus erschlagen mit den Worten: „So fahre jeder dahin, der nach dir über meine Mauer setzt!" Nach Livius. b) Horatius Codes. 1. König Tarquinius war zwar von Rom vertrieben, aber die Hoff- nung, sein Königreich wieder zu erobern, gab er noch nicht auf. Einer der mächtigsten und tapfersten Fürsten in Etrurien war Porsena, König von Clusium. Zu diesem großen Kriegsmanne begab sich Tar- quinius mit seinen Söhnen und bat und beschwor den Helden, ihm seinen Thron wiedererobern zu helfen. Porsena ließ sich endlich be- wegen und rüstete sein Heer zum Streite wider Rom. Ob dieser Kunde befiel ein Schrecken die Römer, erscholl doch Porsenas Kriegsruhm weithin über alle Grenzen Italiens. Von allen 12*

13. Die alte Geschichte - S. 247

1872 - Münster : Coppenrath
247 Wohlthat erlaubte dieser seinen Enkeln, an dem Orte, wo sie als Hirten gelebt hatten, eine Stadt zu bauen. Hier nun, an dem Fluffe Tiber, oben auf dem palatinischen i Hgel, legten Romulus und Remus in Verbindung mit vielen Bewohnern der Umgegend, im Jahre 753 vor Chr., den Grund I zu der Stadt, aus welcher nachher das so mchtige und blhende I Rom wurde. Die Grndung der Stadt geschah nach Sitte der benachbarten Etrusker dadurch, da Romulus mit einem von | zwei weien Rindern gezogenen Pfluge um den palatinischen i Hgel im Vierecke eine Furche zog und nach dieser Furche einen I Erdwall rings herum auswerfen lie. Wo in der viereckigen I Umwallung ein Thor sein sollte, ward der Pflug aufgehoben.*) I Den inneren Raum fllte eine Menge zerstreut durch einander liegender, rmlicher Lehmhtten, die, an der Sonne getrocknet, mit Schilf und Stroh kmmerlich gedeckt waren. Schon gleich im Anfange war unter den beiden Brdern Streit darber entstanden, wer von ihnen die neue Stadt benennen, wer sie als König beherrschen sollte. Auf Anrathen ihres Grovaters Numitor beschlossen sie, die Götter selbst zu Schiedsrichtern zu nehmen. Derjenige sollte der Stadt nicht nur den Namen geben, sondern sie auch als König beherrschen, welcher zuerst glckliche Anzeichen durch die Schicksalsvgel erhalten wrde; gerade als wenn die am Himmel flatternden Vgel dort den Berathungen der Götter zulauschten und dann die erhaltene Kunde durch Flug und Gesang den Menschen hinterbrchten! Dem Remus erschienen zuerst sechs Geier, und kaum hatte er frohlockend die glckliche Erscheinung dem Romu-lus gemeldet, als diesem pltzlich ein Zug von zwlf Geiern vorberflog. Darber entstand ein neuer Streit. Remus behaup-tete, er msse doch wohl König sein, weil ihm ja zuerst sechs Geier erschienen wren; Romulus aber berief sich auf seine doppelte Anzahl. Zankend wurden sie handgemein, und Remus fiel im Getmmel. So erzählen Einige die Sache', *) Daher porta das Thor, von portare aufheben. I

14. Die vorchristliche Zeit - S. 160

1866 - Leipzig : Brandstetter
160 legten die Zwillinge in einen Korb und setzten diesen auf das Wasser der Tiber, die zum Glück eben ausgetreten war, so daß der Strom das Schisf- lein nicht fortführte. Der Korb blieb an einem wilden Feigenbäume hängen, und als das Wasser gefallen war, stand er auf dem Trockenen. Der Gott Mars aber erbarmte sich seiner Söhne und sandte die ihm geheiligten Thiere zur Rettung. Eine durstige Wölfin kam an den Fluß, hörte der Kinder Wimmern, trug sie in die Höhle, leckte und bettete sie auf ein weiches Lager und säugte sie dann. Später flog auch der Vogel Specht, der Vogel des Mars, herbei und brachte Fleisch. So wurden die Knaben mit kräftiger Speise genährt. Solches Wunder erblickte Faustulus, des Königs Hirte, und sein Herz erbarmte sich der Knaben. Er brachte sie zu seiner Frau, die ihr Söhnlein durch den Tod verloren hatte, und Acca Laurentia, die Hir- tenfrau, Pflegte die Zwillinge wie eine Mutter. Romulus und Remus wuchsen heran und tummelten sich mit zwölf anderen Hirtenknaben weid- lich herum. Als sie mit ihren Gespielen heranwuchsen, baueten sie sich selber Hütten auf dem palatinischeu Berge; die Jünglinge kämpften rüstig gegen Raubthiere und tapfer gegen Räuber, jeder an der Spitze einer kleinen Schaar. Zuweilen führten sie auch wohl Krieg untereinander, öfter noch geriethen sie in Händel mit andern Hirten, namentlich mit denen Wnumitor's, die aus dem aventiuischen Berge weideten. Bei solch'einer Fehde wurde einst Remus gefangen und vor Numitor gebracht. Diesem siel die edle Haltung des kräftigen Jünglings auf und er forschte nach dessen Herkunft. Da begab sich Faustulus mit seinem Pflegesohn Romu- lus nach Albalonga und entdeckte dem Numitor Alles. Mit Freuden erkannte dieser seine herrlichen Enkel und offenbarte ihnen, was Amulius Uebels gethan. Alsbald machten sich Romulus und Remus mit ihren Gefährten auf, erschlugen den bösen König Amulius und setzten den guten Numitor aus dessen Thron. Dann gründeten sie an der Stelle, wo der heilige Tiberstrom sie an den Feigenbaum gesetzt hatte, mit ihren Freun- den eine eigene Stadt, im I. 753 v. Chr. Romulus bespannte einen Pflug mit zwei weißen Rindern, zog um den palatinischen Berg im Viereck eine Furche, und neben dieser Furche ließ er rings herum einen Erdwall auswerfen. An der Stelle, wo später ein Thor sein sollte, ward der Pflug aufgehoben. In den innern Raum aber wurden kleine ärmliche Lehmhüt- ten gehaltet, die mit Schilf und Stroh kümmerlich bedeckt waren. Als der Bau vollendet war, entstand unter den Brüdern ein Streit, welcher von ihnen der neugegründeten Stadt den Namen geben und als König über sie herrschen sollte. Auf den Rath ihres Großvaters Numi- tor beschlossen sie, der Götter Willen durch den Vogelflug zu erkunden, und wem zuerst ein glückliches Zeichen sich offenbaren würde, der sollte König sein. Lange harrten sie auf verschiedenen Bergen. Endlich erschie- nen dem Remus sechs Geier; er brachte die glückliche Kunde seinem Bru- der Romulus, da flogen an diesem zwölf Geier vorüber unter Donner und Blitz. Remus behauptete, er müsse den Vorzug haben, weil ihm zuerst

15. Die alte Geschichte - S. 226

1846 - Münster : Coppenrath
226 Vaters Numitor beschlossen sie, die Götter zu Schiedsrichtern zu nehmen. Derjenige sollte der Stadt nicht nur den Namen geben, sondern sie auch beherrschen, welcher zuerst glückliche Anzeichen durch die Schicksalsvögel erhalten würde; — gerade als wenn die am Himmel flatternden Vögel dort den Berathungen der Götter zu- lauschten und dann die erhaltene Kunde durch Flug und Gesang den Menschen hinterbrächten! Dem Remus erschienen zuerst sechs Geier, und kauin hatte er frohlockend die glückliche Erscheinung dem Romulus gemeldet, als diesem unter Donner und Blitz zwölf Geier erschienen. Darüber entstand ein neuer Streit. Remus behauptete, er müsse doch wohl König sein, weil ihm ja zuerst sechs Geier erschienen wären; Romulus aber berief sich auf seine doppelte Anzahl. Zankend wurden sie handgemein, und Remus fiel im Getümmel. So erzählen einige die Sache; an- dere aber berichten, Remus sei, seinem Bruder zum Spotte, über die angefangene Mauer gesprungen. Der erzürnte Romulus habe ihn erschlagen unv diesen Fluch ihm nachgerufen: „So fahre Jeder, der nach dir über meine Mauer setzt!" Romulus war jetzt alleiniger Herrscher, und tie Stadt nach ihm benannt. 74. Rom unter Königen von 754 bis 509 vor Chr. Romulus. Romulus, der erste König (754—717), wünschte nun auch die Zahl seiner Unterihanen zu wissen. Er ließ daher eine Zählung vornehmen und fand 3300, die theils aus seinen Ge- fährten, theils aus eingewanderten Albanern bestanden. Es waren lauter starke, kriegslustige Männer, die dort oben, auf des Hügels Spitze, mit ihrem wilten Anführer hinter dem Erdwalle wie in einem steilen verschanzten Lager hauseten. Wohl mit Angst mogten die benachbarten Bewohner zu' dem jetzt so furchtbaren Hügel hinaufschauen. Zum Zeichen seiner Königswürde umgab er sich mit einer Leibwache von dreihundert Reitern, aus deren Nachkommen sich

16. Die Geschichte des Alterthums - S. 193

1879 - Münster : Coppenrath
Hier nun, an dem Flusse Tiber, oben aus beut palatinischen Hgel, legten Romulus und Remus in Verbindung mit vielen Bewohnern der Umgegenb, im Jahre 753 vor Chr., den Grunb zu der tobt, aus welcher nachher das mchtige itnb blhenbe Rom wurde. Die Abgreu-zuug der Stadt geschah dadurch, da Romulus mit einem Pfluge um den palatinischen Hgel eine Furche zog und nach dieser Furche einen Erdwall auswerfen lie. Bald fllte den inneren Raum eine Menge zerstreut durch einander liegender, rmlicher Lehmhtten, die mit Schilf und Stroh kmmerlich gedeckt waren. Schon gleich im Anfange mar unter den beiden Brdern Streit darber eutstaudeu, wer von ihnen die neue Stadt benennen, wer sie als König beherrschen sollte. Endlich beschlossen sie, die Götter selbst zu Schiedsrichtern zu nehmen. Derjenige sollte der Stadt nicht nur den Namen geben, sondern sie auch als König beherrschen, welcher zuerst glckliche Anzeichen durch die Schicksalsvgel erhalten wrbe. Um nach solchen Zeichen auszuschalten, begab sich Romulus auf den palatinischen, Remus auf beit aventinischen Hgel. Zuerst erschienen dem Remus sechs Geier, und kaum hatte er die glckliche Erscheinung dem Romulus gemeldet, als biesem pltzlich ein Zug von zwlf Geiern vorberflog. Darber entstaub ein neuer Streit. Remus behauptete, er msse boch wohl König sein, weil ihm ja zuerst Geier erschienen wren; Romulus aber berief sich auf die doppelte Anzahl. Zanfenb wrben sie hattb-gemein, und Remus fiel im Getmmel. So erzählen Einige die Sache; Anbere aber berichten: Remus sei seinem $ ruber zum Spotte der die angefangene Mauer gesprungen. Der erzrnte Romulus habe ihn erschlagen uitb biesen Fluch ihm nachgerufen: So fahre Jeher bahin, der Nach bir der meine Mauer fetzt!" Romulus war jetzt alleiniger Herrscher der Stadt. Mit ihm beginnt die Reihe der sieben rmischen Könige, der bereu Leben und Wirken uns die alten Schriftsteller manches Ver-brgte mitgetheilt haben, boch siitb auch schon frh Sagen und Ausschmckungen hinzugefgt. Gr sie Periode. Rom unter Knigen, von 753-510 vor Chr. Die vier ersten rmischen Könige. 1. Romulus. Die Wrbe bieses rmischen Kniges wie auch seiner Nachfolger, war eine breifache. Sie bekleibeteu nmlich das Amt eines Oberpriesters, Oberfelbherrn und eines Oberrichters. Um die Welter's Wcltgesch. I. 34. Aufl. i.j

17. Erzählungen aus der Weltgeschichte - S. 35

1875 - Harburg a. d. Elbe : Elkan
in seine Hütte und erzog sie zu rüstigen Hirtenknaben. Sie weideten die Herden ihres Erretters und beschützten sie gegen Räuber und wilde Thiere. Einst geriethen sie in Streit mit den Hirten Numitors. Diese ergriffen den Remus und führten ihn vor ihren Herrn. Als Faustulus dies erfuhr, eilte er mit Romulus zu Rumitor und offenbarte ihm, daß die Jünglinge seine Enkel seien. Numitor freute sich sehr; Romulus und Remus aber beschlossen, an dem bösen Amulius Rache zu nehmen. Mit einer Anzahl ihrer Genossen drangen sie in die Stadt, ermordeten den König und setzten ihren Großvater wieder auf den Thron. Aus Dankbarkeit erlaubte Numitor seinen Enkeln, an dem Orte, wo sie errettet waren und als Hirten gelebt hatten, eine Stadt zu bauen. Romulus bespannte einen Pflug mit zwei weißen Rindern, zog um einen Hügel nahe der Tiber im Viereck eine Furche, hob den Pflug auf, wo ein Thor fein sollte und ließ an der Furche rings herum einen Erdwall auswerfen (754). 3m Innern dieses Raumes wurden kleine ärmliche Lehmhütten gebaut, die mit Schilf und Stroh kümmerlich gedeckt waren. Bald nachher entstand Streit unter den Brüdern, wer die Stadt benennen, und wer sie als König beherrschen sollte. Im Zorn sprang Remus, um seinen Bruder und die armselige Stadt zu verspotten, über die niedrige Mauer. Da erschlug der ergrimmte Romulus seinen Bruder und rief ihm nach: „So fahre jeder, der nach dir über meine Mauer fetzt!" 2. Romulus ward nun König und nannte die Stadt Rom. Um recht viele Bewohner nach Rom zu ziehen, erklärte ec die Stadt für eine Freistätte (Asyl), wo alle Verfolgten, Sklaven und Verbrecher Schutz finden sollten. So erhielt die Stadt recht viele Männer, aber es fehlte an Frauen. Da nun die benachbarten Völker ihre Töchter den Römern nicht zu Frauen geben wollten, beschloß Romulus, mit List und Gewalt zu nehmen, was man seinen Bitten abschlug. Er ließ in Rom ein großes Festspiel veranstalten und lud viele Fremde dazu ein. Am zahlreichsten erschienen die Sabiner mit ihren Frauen und Töchtern. Während alle Augen auf die Festspiele gerichtet waren, stürzten plötzlich die römischen Jünglinge zwischen die Zuschauer, und jeder ergriff eine -Jungfrau, die er in seine Hütte trug. Im ersten Schrecken waren die Sabiner geflohen, aber nachher sannen sie auf Rache und zogen mit einem großen Heere unter- ihrem Könige Titus Tatius gegen die Römer. Schon standen beite Heere kampfbereit einander gegenüber, da kamen die geraubten eabinerinnen mit fliegenden Haaren herbei und flehten hier für das -eben ihrer Väter und Brüder, dort für das Leben ihrer Männer. Gerührt traten die Könige in die Mitte und machten Frieden. Beide Länder sollten nun vereinigt werden und beide Könige gemeinschaftlich regieren. Doch Romulus ließ den Titus Tatius nach einigen Jahren ermorden, um wieder allein herrschen zu können. Bald darauf sand Romulus während einer Heeresmusterung, bei welcher ein schreckliches Ungewitter hereinbrach, selbst seinen Tod. Die

18. Teil 1 - S. 43

1890 - Breslau : Hirt
Raub der Sabinerinnen. 43 Jnglingen heran. Am nahen Hgel weideten sie ihre Herden und bten durch Jagd und im Kampf mit ruberischen Menschen und Tieren ihre Kraft. Einstmals gerieten sie in Streit mit den Hirten Numitors, die in ihrer Nhe ihre Herden weideten; dabei wurde Remus gefangen genommen und vor Numitor gebracht. Beim Verhr fiel diesem die hnlichkeit mit seiner Tochter auf; auch trat Remus nicht auf wie ein Hirt, sondern wie ein Knigssohn. Als Numitor nun bei dem Pflege-vater des Angeklagten nach dessen Herkunft forschte, erfuhr er das ganze Geheimnis. Freudig erkannte Numitor seine Enkel und offenbarte ihnen die Schuld des Amulius. Sofort bewaffneten Romulus und Remus ihre Genossen, drangen in die Burg des Amulius ein, erschlugen ihn und setzten den Numitor wieder auf den Thron. Dankbar erlaubte dieser seinen Enkeln, an der Stelle, wo sie als Hirten gelebt hatten, eine Stadt zu bauen. 2. Grndung der Stadt Rom. Rstig gingen nun die Brder ^ mit ihren Freunden daran, eine Stadt zu bauen. Mit einem mit zwei J53 weien Rindern bespannten Pfluge zog Romulus auf dem nahen Hgel im Viereck eine Furche; wo ein Thor sein sollte, hob er den Pflug auf. Nach dieser Begrenzung wurde der Wall der Stadt aufgeworfen. Im Innern dieses Raumes entstand nach und nach eine Menge elender Lehmhtten, die mit Schilf und Stroh kmmerlich gedeckt waren. Kaum war die Stadt vollendet, so stritten sich die Brder darber, wer von ihnen sie benennen und als König beherrschen solle. Zuletzt vereinigten sie sich dahin, da der König sein solle, dem zuerst durch die Vgel als Boten der Götter ein gnstiges Zeichen gegeben werde. Jeder stellte sich auf einem Hgel auf. Da erschienen dem Remus zuerst sechs Geier; aber als er eben seinem Bruder das glckliche Ereignis melden wollte, erblickte dieser zwlf Geier. Da wollte keiner zurck-treten; der Streit entbrannte aufs neue, und Remus wurde erschlagen. Eine andere Sage erzhlt, Remus habe sich der die armselige Stadt lustig gemacht und sei zum Spott der die niedrige Mauer derselben gesprungen. Von Zorn entbrannt, soll ihn dann Romulus mit den Worten erschlagen haben: So fahre ein jeder, der nach dir der diese Mauer springt!" So war Romulus Alleinherrscher der neuen Stadt und nannte sie nach seinem Namen Rom. Diese Stadt wurde spter die volkreichste und mchtigste in Europa. 3. Naub der Sabinerinnen. Um die Zahl seiner Unterthanen zu vermehren, lie Romulus bekannt machen, da in der neugegrndeten Stadt alle Verfolgte und Vertriebene sichere Zuflucht finden wrden. Deshalb strmte eine groe Zahl von Mnnern herbei, welche jedoch zum grten Teil aus rohem, verdchtigem Gesindel bestand. Nun

19. Alte Geschichte - S. 64

1881 - Hannover : Helwing
64 Das Altertum. Lestalin. Als diese dennoch Zwillings-Knaben gebar, als deren Vater-Mars galt, lie Amnlius die Mutter lebendig begraben, die Knaben aber in einem Korbe nach der Tiber tragen, damit sie dort ersuft wrden. Der Flu war gerade der seine Ufer getreten, und die Diener konnten nicht an den Flu selbst gelangen; sie setzten daher den Korb mit den Kindern auf das ausgetretene Wasser und gingen davon. Das Wasser verlief sich, und der Korb blieb an den Wurzeln eines wilden Feigenbaumes hangen. Da kam eine durstige Wlfin daher und sugte die jammernden Kleinen. Der Hirt Faustulus fand sie; erhob sie mitleidig auf und brachte sie seinem Weibe Acca Laurentia. Unter ihrer Pflege wuchsen die beiden Knaben, Romulus und Remus genannt, zu krftigen Jnglingen heran, weideten am palatinischen Hgel ihre Herden und bten durch Jagd und im Kampf mit ruberischen Menschen und Tieren ihre Kraft. In einem Streite mit den Hirten Numitors, die aus dem aveutinischen Hgel weideten, wurde Remus einst gefangen genommen und vor Numitor gebracht. Bei dem Verhr, das dieser mit dem Jnglinge anstellte, fiel ihm dessen hnlichkeit mit seiner ermordeten Tochter auf; auch trat Remus nicht wie ein Hirt, sondern wie ein Jngling von kniglicher Herkunft auf. Numitor forschte bei Faustulus nach der Abstammung des Jnglings und erfuhr das ganze Geheimnis. Mit Freuden erkannte er seine Enkel und offenbarte ihnen, was Amulius bles an ihm gethan hatte. Die beiden Jnglinge machten sich mit ihren Genossen sofort auf den Weg, ermordeten Amulius und setzten ihren Grovater wieder auf den Thron. Aus Dankbarkeit erlaubte dieser ihnen, an der Stelle, wo sie als Hirten gelebt hatten, eine Stadt zu bauen. So legten Romulus und Remus in Verbindung mit ihren Ge-753 nossen im Jahre 753 vor Chr. auf dem palatinischen Hgel v.chr.den Grund zu der spter so mchtig und berhmt gewordenen Stadt Rom. Nach der Sitte der umwohnenden Etrusker zog Romulus mit einem von zwei weien Rindern gezogenen Pfluge auf dem Hgel im Viereck eine Furche; neben dieser wurde der Erdwall aufgeworfen. Wo ein Thor sein sollte, hob Romulus den Pflug auf. Innerhalb dieses eingeschlossenen Raumes erbaute man nach und nach eine Menge elender Lehmhtten, die mit Schilf und Stroh kmmerlich gedeckt waren. Kaum war der Bau vollendet, so stritten sich die Brder darber, wer von ihnen die neue Stadt bennenen und als König beherrschen solle. Auf Anraten ihres Grovaters wollten sie die Entscheidung hierber den Gttern selbst berlassen; derjenige solle König sein, dem zuerst durch die Vgel als Boten der Götter ein glckliches Zeichen gegeben werde. Jeder stellte sich auf einem Hgel auf und sah forschend umher. Da erschienen dem Remus zuerst sechs Geier; aber eben wollte er seinem Bruder dieses glckliche Ereignis melden, als dieser zwlf Geier erblickte. Wem kam die Herrschaft nun zu? Remus beanspruchte sie, weil ihm zuerst Geier erschienen waren, und Romulus berief sich auf

20. Teil 1 - S. 182

1886 - Hannover : Helwing
182 Römer. ermordeten Tochter auf; auch trat Remus nicht wie ein Hirte, sondern wie ein Jüngling von königlicher Herkunft auf. Numitor forschte bei Faustulus nach der Herkunft des Jünglings und erfuhr das ganze Geheimnis. Mit Freuden erkannte er seine Enkel und offenbarte ihnen, was Amulius Übles an ihm gethan hatte. Die beiden Jünglinge machten sich mit ihren Genossen sofort auf den Weg, ermordeten Amulius und setzten ihren Großvater wieder auf den Thron. Aus Dankbarkeit erlaubte dieser ihnen, an der Stelle, wo sie als Hirten gelebt hatten, eine Stadt zu bauen. 753 So legten Romulus und Remus in Verbindung mit ihren Genossen v.ehr.oben auf dem Palatinischen Hügel den Grund zu der später so mächtig und berühmt gewordenen Stadt Rom. Nach der Sitte der umwohnenden Etrusker zog Romulus mit einem, von zwei weißen Rindern gezogenen Pfluge auf dem Hügel im Viereck eine Furche: nach dieser wurde der Erdwall ausgeworfen. Wo ein Thor sein sollte, hob er den Pflug auf. Im Innern dieses eingeschlossenen Raumes erbaute man nach und nach eine Menge elender Lehmhütten, die mit Schilf und Stroh kümmerlich gedeckt waren. Kaum war der Bau vollendet, da stritten sich die Brüder darüber, wer von ihnen die neue Stadt benennen und als König beherrschen solle. Auf Anraten ihres Großvaters wollten sie die Entscheidung hierüber den Göttern selbst überlassen: derjenige sollte König sein, dem zuerst durch die Vögel als Boten der Götter ein glückliches Zeichen gegeben werde. Jeder stellte sich auf einem Hügel auf und sah forschend umher. Da erschienen dem Remus zuerst sechs Geier; aber eben wollte er seinem Bruder dieses glückliche Ereignis melden, als dieser zwölf Geier erblickte. Wem kam die Herrschaft nun zu? Remus beanspruchte sie, weil ihm zuerst Geier erschienen waren, und Romulus berief sich auf die doppelte Anzahl. Von Worten kam es zur That, und Remus fiel. — Eine andere Sage berichtet, Remus sei, um sich über die armselige Stadt lustig zu machen, über die niedrige Stadtmauer gesprungen, und deshalb habe ihn Romulus mit den Worten erschlagen: „So fahre ein jeder, der nach dir über diese Mauer springt!" So war Romulus alleiniger Herrscher der neuen Stadt und nannte sie nach seinem Namen Rom. b. Religion. Da die Bewohner Italiens den Griechen stammverwandt waren, so ist ihre Religion der griechischen sehr ähnlich (vgl. S. 58); nur wenige Gottheiten sind ihnen eigentümlich, vor allem Janus. Er war der Gott des Anfangs, sowie des Ein- und Ausgangs; daher fand man sein Bild an der Pforte des Tempels, des Hauses und der Stadt. Als Gott des Zeitwechsels hatte er zwei Ge- sichter. mit dem einen schaute er vor-, mit dem andern rückwärts. Der Ianustempel, ein Durchgangsthor in Rom mit dem Doppelgesicht des Gottes, angeblich von Numa Pompilius erbaut, wurde beim Ausbruch eines Krieges von dem Konsul zum Gebet geöffnet; im Frieden blieb er geschlossen. Vesta war die Göttin des Herdfeuers; in ihrem Tempel dienten jungfräuliche Priesterinnen, die Destalinnen. Sie wurden als Kinder gewählt und mußten 30 Jahre im Dienste des Destatempels bleiben. Zu ihren wichtigsten Pflichten gehörte die Bewachung des Palladiums, eines der Sage nach vom Himmel gefallenen Bildes der Pallas aus Troja, und die Erhaltung des heiligen Feuers der Vesta, dessen Erlöschen man als eine schlimme Vorbedeutung für