Ähnliche Ergebnisse
1911 -
: Crüwell
- Autor: Wolffgarten, Hilar, Herold, Heinrich, Stephan, Reinke, Herold, Theodor
- Sammlung: Lesebuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Mittlere Lehranstalten, Mädchenschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Mittlere Lehranstalten, Mädchenschule
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Mittelschule
- Inhalt Raum/Thema: Deutsche Literatur
- Geschlecht (WdK): Mädchen
274
einmal, in stiller, einsamer Stunde des Abends oder der Nacht ein
überirdischer Lichtglanz im dunkeln Gemach, das Gewand eines
Boten von oben; ein Gruß, wie er nie einem Menschenkinde ent-
boten worden; dann das große: „Mir geschehe nach deinem Worte!"
Der Engel verschwindet; die Jungfrau wieder von Dunkel nmgeben,
allein aus ihren Knien. Was ist geschehen? Knie nieder und
bete an! Der Zeiger der Weltnhr ist in seinem langsamen, geräusch-
losen Lause vorgerückt bis zur großen Stunde der Erlösung. Über
Galiläas Bergen hat der Himmel sich herabgeneigt zur Erde.
Am Ostende des Ortes sprudelt die berühmte Marienquelle.
In starkem Schwalle fließt sie zur Zeit in großer gemauerter Bogen-
nische in einen langen Trog. Hierher kam auch wohl die Mutter
Maria, ihren Krug zu füllen, und der Knabe Jesus mag sie wohl
manchmal begleitet haben, wie wir jetzt noch die Mütter mit ihren
Kindern hierher kommen sehen. Der Brunnen ist ziemlich bevölkert
von waschenden und wasserholenden Fronen; sie treten freundlich
beiseite und lassen uns den kühlen, süßen Trank kosten. Ihre Klei-
dung besteht aus weiten, unten zugebundenen Pluderhosen, meist
von roter Farbe, darüber der blaue gegürtete Leibrock mit weiten
Ärmeln; aus dem Haupte ein polsterartig abgestepptes Kopfbund,
mit Münzen benäht, wie denn auch die Haarzöpfe nüt Münzen
durchflochten sind und mitunter Münzenschnüre das Antlitz um-
rahmen; vom Haupte wallt der Schleier herab, der aber bei den
Christinnen das Antlitz freiläßt. Überaus anmutig, in leichtem Gang
wissen die Frauen die großen henkellosen Wasserkrüge aus dem
Kopfe zu tragen.
Nun durchwandern wir das ganze Städtchen, das einen ge-
mütlichen Eindruck macht. Zwar sind die Gassen winklig und
schmutzig, mit Ausnahme der Basarstraße, die gepflastert und mit
schmalem Fußsteg versehen ist. Aber die Häuser sind recht ordentlich
gebaut und haben sogar den Luxus von Fenstern; die Bewohner
sind freundlich; der Verkehr und der Handel im Basar ist lebhaft;
besonders die Söhne der Wüste, die Beduinen, sieht man hier ihre
Einkäufe machen. Durch sehr malerisch aus und ab kletternde Gassen
und Güßchen gelangen wir zur Stätte der Synagoge, in welcher
Jesus lehrte.
Ob der Herr nach seiner Auferstehung den Ort seiner Fugend
noch einmal besucht hat, ist nicht zu sagen. Aber jetzt — es ist
gerade die feierliche Stunde des Auserstehungsabends — zieht er
beim Weben der Abenddämmerung verklärt durch dieses Tal im
sanften Säuseln der Winde, und die Abendsonne breitet ihm einen
goldenen, mit Rosen bestickten Teppich unter die Füße, und die
1911 -
Leipzig [u.a.]
: Klinkhardt
- Autor: Heinemann, Karl, Weber, Hugo, Sandt, Hermann, Krüger, M., Jütting, Wübbe Ulrich
- Sammlung: Lesebuecher Kaiserreich
„Wo denkt ihr hin?" sagte er, „wartet nur, bis die Sonne
kommt, die wird sie euch schon von den Ohren ziehen; sie mag
solche Verwöhnung nicht leiden." Er ärgerte gern ein bißchen
die Leute, der Morgenwind. „Pff!" machte er und blies noch
rasch im Vorbeigehn dem einen Strauch ein bißchen von seinem
Schmuck herunter, so daß ein kleines weißes Schneewölkchen in
die Höhe flog.
Nun kam noch ein anderer Besuch in den Garten, ein Rabe,
ganz feierlich, im schwarzen Anzug.
Er habe von der herrlichen Bescherung gehört und komme,
sie sich anzusehen, sagte er. Dabei nahm er auf der alten Pumpe
Platz.
„Was haben Sie denn da für eine Schlafmütze auf?" fragte
er. „Sind Sie so faul, daß Sie eine brauchen?" Und dabei hob
er das Bein und strich der Pumpe die schöne, neue Kappe vom
Kopf herunter.
„Mach, daß du fortkommst, Grobian!" sagte sie und drohte
ihm mit ihrem Schwengel, so daß der Rabe Angst bekam und
fortflog.
„Ich will einmal probieren, wie sich’s auf dem neuen Teppich
geht," sagte er. „Ganz schön, nur ein bißchen glatt ist er, so
ganz ohne Muster; ich will euch eines darauf machen."
Und nun hüpfte er auf dem Teppich herum, und überall, wo
er hinhüpfte, gab es Striche, so daß der Teppich wirklich ganz
gemustert aussah. Die andern fanden, daß der Teppich früher viel
schöner gewesen war; aber dem Raben gefiel es so viel besser,
und er hätte sicher noch mehr Muster auf den Teppich gemacht,
wenn — ja wenn nicht plötzlich mit großer Geschwindigkeit etwas
Rotes daher gesaust gekommen wäre. Es war ein Schlitten. Die
Kinder hatten ihn zu Weihnachten bekommen und freuten sich
nun sehr, daß das Christkind ihnen auch den Schnee dazu ge-
schickt hatte. Rings um den Rasen herum ging die fröhliche
Fahrt. Dann wurde Halt gemacht, und nun kamen die Schnee-
bälle an die Reihe. Hui! da flogen sie — hier einer, da einer.
Es war ein großes Vergnügen, ein richtiges, echtes Winterver-
gnügen.
Von Sonne, Regen, Schnee und Wind. Sophie Reinheimer.
1915 -
Leipzig [u.a.]
: B. G. Teubner (Theodor Hofmann)
- Autor: Götze, G., Hellmuth, E., Dietlein, Rudolf, Dietlein, Woldemar, Schrader, Hermann
- Hrsg.: Jenetzky, F. W.
- Sammlung: Lesebuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Mittlere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Mittlere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Paritätische Mittelschule
- Inhalt Raum/Thema: ABC_Lesen
20
4- Sieben ^ahre und sieben noch.
Lösch doch deine Lampe aus!
Sie schüttelte ihren weißen J^opf;
er kommt doch einmal nach Haus.
5. Und eines Nachts, die See ging schwer,
und sie sahen, am Fenster brannte kein Licht;
da sprachen sie: er ist heimgekehrt,
ihr Glaube trog sie nicht.
6. Und morgens, sie wollten den Bruder sehn,
im Laasen war kein Schiff, kein Boot,
und sie gingen und fanden die Lampe leer,
und N)iebke saß und war tot. Gustav Falke.
16. Nis Randers.
1. Krachen und Heulen und berstende Nacht,
Dunkel und Flammen in rasender Jagd -
ein Schrei durch die Brandung!
2. Und brennt der Himmel, so sieht man’s gut:
ein Wrack auf der Sandbank! Noch wiegt es die Flut;
gleich holt sich’s der Abgrund.
3. Nis Randers lugt - und ohne Hast
spricht er: „Da hängt noch ein Mann im Mast;
wir müssen ihn holen!“
4. Da faßt ihn die Mutter: „Du steigst mir nicht ein!
Dich will ich behalten, du bliebst mir allein,
ich will’s, deine Mutter!
5. Der Vater ging unter und Momme, mein Sohn;
drei Jahre verschollen ist Uwe schon,
mein Uwe, mein Uwe!“
6. Nis tritt auf die Brücke. Die Mutter ihm nach!
Er weist nach dem Wrack und spricht gemach:
„Und seine Mutter?“
7. Nun springt er ins Boot und mit ihm noch sechs,
hohes, hartes Friesengewächs;
schon sausen die Ruder.
8. Boot oben, Boot unten, ein Höllentanz!
Nun muß es zerschmettern ...! Nein: es blieb ganz!..
Wie lange? Wie lange?
1918 -
Bielefeld [u.a.]
: Velhagen & Klasing
- Autor: Porger, Gustav
- Hrsg.: Wolff, Karl
- Sammlung: Lesebuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Mittlere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Mittlere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Knabenmittelschule
- Inhalt Raum/Thema: Deutsche Literatur
- Geschlecht (WdK): Jungen
Y^3>Y^Y^>Y^>Y^>Y^Y^>Ys>Y^>Ys>Y^>^Y3>Y^Y^>^Ys>Y^>Ys>Y^> 185
Wir gingen auf der Fahrstraße den Berg hinan; wir sahen aus
mehreren Schachten Rauch emporsteigen. Tief unter unseren Füßen im
Berge ging der Dampfwagen. „Die sind verloren!" sagte mein Pate und
meinte die Eisenbahnreisenden. „Die übermütigen Leut' sind selber ins
Grab gesprungen!"
Beim Gasthause auf dem Semmering war es völlig still. Die großen
Stallungen waren leer, die Tische in den Gastzimmern, die Pferdetröge
an der Straße waren unbesetzt. Der Wirt, sonst der stolze Beherrscher
dieser Straße, lud uns höflich zu einem Imbiß ein.
„Mir ist aller Appetit vergangen," antwortete mein Pate, „gescheite
Leut' essen nicht viel, und ich bin heut um ein Stückel gescheiter worden."
Bei dem Denkmal Karls Vi. standen wir still und sahen ins Öster-
reicherland hinaus, das mit seinen Felsen und Schluchten und seiner
unabsehbaren Ebene vor uns ausgebreitet lag. Und als wir dann abwärts
stiegen, da sahen wir drüben in den wilden Schroffwänden unseren Eisen-
bahnzug gehen — klein wie eine Raupe — und über hohe Brücken,
fürchterliche Abgründe setzen, an schwindelnden Hängen gleiten, bei einem
Loch hinein, beim andern hinaus — ganz verwunderlich.
Als wir nach Maria-Schutz kamen, war es schon dunkel. Wir gingen
in die Kirche, wo das rote Lämpchen brannte, und beteten. Dann
genossen wir beim Wirt ein kleines Nachtmahl und gingen auf den Heu-
boden, um zu schlafen.
Wir lagen schon eine Weile. Ich konnte unter der Last der Eindrücke
und unter der Stimmung des Fremdseins kein Auge schließen, vermutete
jedoch, daß der Pate bereits süß schlummere. Da tat dieser plötzlich den
Mund aus und sagte:
„Schläfst schon, Bub?" — „Nein," antwortete ich. — „Du," sagte
er, „mich reitet der Teufel!" — Ich erschrak. Sowas an einem Wall-
fahrtsort, das war unerhört. „Ich muß vor dem Schlafengehen keinen
Weihbrunn genommen haben," flüsterte er, „'s gibt mir keine Ruh', 's
ist arg, Bub." — „Was denn, Pate?" fragte ich mit warmer Teilnahme.
„Na, morgen, wenn ich kommuniziere, 'leicht wird's besser," beruhigte er
sich selbst. „Tut Euch was weh, Pate?" — „'s ist eine Dummheit.
Was meinst, Bübel, wenn wir schon so nah dabei sind, probieren wir's?"
Da ich ihn nicht verstand, so gab ich keine Antwort. „Was kann uns
geschehen?" fuhr der Pate fort, „wenn's die andern tun, warum nicht
wir auch? Ich laß mir's kosten."
Er schwätzt im Traum, dachte ich bei mir selber und horchte mit
Fleiß. „Da werden sie einmal schauen," fuhr er fort, „wenn wir heim-
kommen und sagen, daß wir auf dem Dampfwagen gefahren sind!" Jetzt
verstand ich ihn. Ich war gleich dabei. „Aber eine Sündhaftigkeit ist's!"
murmelte er, „na, 'leicht wird's morgen besser, und jetzt tun wir in
Gottes Namen schlafen."
1912 -
Hannover
: Norddt. Verl.-Anst. Goedel
- Autor: Kippenberg, August, Rosteutscher, Waldemar
- Sammlung: Lesebuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Mittlere Lehranstalten, Mädchenschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Mittlere Lehranstalten, Mädchenschule
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 1 – Primarstufe, Klassen 1 – 4/6
- Schulformen (OPAC): Mädchenmittelschule
- Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
- Geschlecht (WdK): koedukativ
230
nicht zu rühren aus Angst, etwas von dem herrlichen Schmuck zu
verlieren. Der Rasenplatz war glücklich über die schöne, warme Decke,
die alte Laube aber, die sonst immer am ersten aufgewacht war vor
Kälte, die wachte heute zu allerletzt auf, so gut hatte sie in ihrem
warmen Kragen geschlafen.
Am allermeisten Vergnügen aber hatten doch die Zaunpfähle.
„Dürfen wir diese schönen Kappen nun wohl immer behalten?"
fragten sie. Aber der Morgenwind, der gerade des Wegs daher spaziert
kam, gab ihnen gleich die gehörige Antwort darauf.
„Wo denkt ihr hin," sagte er, „wartet nur, bis die Sonne kommt,
die wird sie euch schon von den Ohren ziehen; sie mag solche Verwöhnung
nicht leiden." Er ärgerte gern ein bißchen die Leute, der Morgenwind.
„Pff!" machte er und blies noch rasch im Vorbeigehn dem einen Strauch
ein bißchen von seinem Schmuck herunter, so daß ein kleines, weißes
Schneewölkchen in die Höhe flog.
Nun kam noch ein anderer Besuch in den Garten, ein Rabe, ganz
feierlich, im schwarzen Anzug.
Er habe von der herrlichen Bescherung gehört und komme, sie
sich anzusehen, sagte er. Dabei nahm er auf der alten Pumpe Platz.
„Was haben Sie denn da für eine Schlafmütze auf?" fragte er.
„Sind Sie so faul, daß Sie eine brauchen?" Und dabei hob er das
eine Bein und strich der Pumpe die schöne, neue Kappe vom Kopf
herunter.
„Mach, daß du fortkommst, Grobian!" sagte sie und drohte ihm
mit ihrem Schwengel, so daß der Rabe Angst bekam und fortflog.
„Ich will einmal probieren, wie sich's auf dem neuen Teppich geht,"
sagte er. „Ganz schön, nur ein bißchen glatt ist er, so ganz ohne Muster,
ich will euch eines darauf machen."
Und nun hüpfte er auf dem Teppich herum, und überall, wo er
hinhüpfte, gab es Striche, so daß der Teppich wirklich ganz gemustert
aussah. Die andern fanden, daß der Teppich früher viel schöner gewesen
war; aber dem Raben gefiel es so viel besser, und er hätte sicher
noch mehr Muster auf den Teppich gemacht, wenn — ja, wenn nicht
plötzlich mit großer Geschwindigkeit etwas Rotes dahergesaust gekommen
wäre. Es war ein Schlitten. Die Kinder hatten ihn zu Weihnachten
bekommen und freuten sich nun sehr, daß das Christkind ihnen auch
den Schnee dazu geschickt hatte. Rings um den Rasen herum ging
die fröhliche Fahrt. Dann wurde haltgemacht, und nun kamen die
Schneebällen an die Reihe. Hui! da flogen sie — hier einer, da einer.
Es war ein großes Vergnügen, ein richtiges, echtes Wintervergnügen.
Sophie Reinheimer.
1911 -
Leipzig [u.a.]
: Klinkhardt
- Autor: Günther, Fr., Tews, Joh., Hahn, R., Ernst, Albert
- Sammlung: Lesebuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Mädchenschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Mädchenschule
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 1 – Primarstufe, Klassen 1 – 4/6
- Schulformen (OPAC): Mädchenmittelschule, Mädchenschule
- Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
- Geschlecht (WdK): Mädchen
Kälte, die wachte heute zuallerletzt auf, so gut hatte sie in ihrem warmen
Kragen geschlafen.
Am allermeisten Vergnügen aber hatten doch die Zaunpfähle.
„Dürfen wir diese schönen Kappen nun wohl immer behalten?"
fragten sie. Aber der Morgenwind, der gerade des Wegs daher spaziert
kam, gab ihnen gleich die gehörige Antwort darauf.
„Wo denkt ihr hin," sagt er, „wartet nur, bis die Sonne kommt,
die wird sie euch schon von den Ohren ziehen; sie mag solche Ver-
wöhnung nicht leiden." Er ärgerte gern ein bißchen die Leute, der
Morgenwind. „Pff!" machte er und blies noch rasch im Vorbeigehn
dem einen Strauch ein bißchen von seinem Schmuck herunter, so daß
ein kleines weißes Schneewölkchen in die Höhe flog.
Nun kam noch ein anderer Besuch in den Garten, ein Rabe,
ganz feierlich, im schwarzen Anzug.
Er habe von der herrlichen Bescherung gehört und komme, sie
sich anzusehen, sagte er. Dabei nahm er auf der alten Pumpe Platz.
„Was haben Sie denn da für eine Schlafmütze auf?" fragte
er. „Sind Sie so faul, daß Sie eine brauchen?" Und dabei hob er
das eine Bein und strich der Pumpe die schöne, neue Kappe vom Kopf
herunter.
„Mach', daß du fortkommst, Grobian!" sagte sie und drohte ihm
mit ihrem Schwengel, so daß der Rabe Angst bekam und fortflog.
„Ich will einmal probieren, wie sich's auf dem neuen Teppich
geht," sagte er. „Ganz schön, nur ein bißchen glatt ist er, so ganz
ohne Muster, ich will euch eines darausmachen."
Und nun hüpfte er auf dem Teppich herum, und überall, wo er
hinhüpfte, gab es Striche, so daß der Teppich wirklich ganz gemustert
aussah. Die andern fanden, daß der Teppich früher viel schöner ge-
wesen war; aber dem Raben gefiel es so viel besser, und er hätte sicher
noch mehr Muster auf den Teppich gemacht, wenn — ja, wenn nicht
plötzlich mit großer Geschwindigkeit etwas Rotes dahergesaust gekommen
wäre. Es war ein Schlitten. Die Kinder hatten ihn zu Weihnachten
bekommen und freuten sich nun sehr, daß das Christkind ihnen auch
den Schnee dazu geschickt hatte. Rings um den Rasen herum ging die
fröhliche Fahrt. Dann wurde Halt gemacht, und nun kamen die Schnee-
bällen an die Reihe. Hui! da flogen sie — hier einer, da einer. Es
war ein großes Vergnügen, ein richtiges, echtes Wintervergnügen.
1914 -
Bielefeld [u.a.]
: Velhagen & Klasing
- Autor: Nückell, K., Porger, Gustav, Wolff, Karl
- Sammlung: Lesebuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Mittlere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Mittlere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Knabenmittelschule
- Inhalt Raum/Thema: Deutsche Literatur
- Geschlecht (WdK): Jungen
212
3. Ans Fenster stellte die Lampe sie
Hub wartete an sieben Jahr,
Die Schiffer alle kannten ihr Licht,
Das brannte hell und klar.
4. Sieben Jahre und sieben noch.
Lösch doch deine Lampe aus!
Sie schüttelte ihren weißen Kopf:
„Er kommt doch einmal nach Haus."
5. Und eines Nachts, und die See
ging schwer,
Und sie sahen, am Fenster brannte
kein Licht;
Da sprachen sie, er ist heimgekehrt,
Ihr Glaube trog sie nicht.
6. Und morgens, sie wollten den
Bruder sehn.
Im Hafen war kein Schiff, kein Boot,
Und sie gingen und fanden die Lampe
leer,
Und Karen saß und war tot.
Ferdinand Avenarius.
Geb. 1856.
1. Kolanäs ihorn.
Stimmen und Bilder. Neue Gedichte. 4. Auflage. München 1906.
1. Der König Karl beim Jubelmahl,
Hoch schwang in der Hand er den goldnen Pokal:
2. „Lang lebe der Sieger, der heut' noch fern,
Roland, mein Roland, der Streiter des Herrn!"
3. Da — bei der Becher Zusammenstoß —
Wie Schatten sich's über die Wände goß,
4. Und als das jauchzende Hoch verscholl,
Ein Dämmern über die Erde schwoll,
5. Und weit, weither es traurig hallt'
Hinklagend über See und Wald . . .
6. Und als sie drängten zur Tür mit Macht,
Da wuchs das Dunkel zur finstern Nacht,
7. Und angstvoll durch die Luft herbei
Rang sich's wie wilder Todesschrei . . .
8. Und als sie sich wandten entsetzt zum Thron,
Da stöhnte zum drittenmal her ein Ton,
9. Da zittert es über Wald und See
Wie aus verröchelnder Brust ein Weh . . .
10. Doch als der König sich bleich erhob,
Blaß wieder ein Dämmern die Halle dnrchwob.
8. Bd. 1
- S. 281
1912 -
Braunschweig
: Appelhans
- Autor: Zimmermann, Heinrich
- Auflagennummer (WdK): 8
- Jahr der Erstauflage_wdk: 1891
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrerbuch
- Schultypen (WdK): Niedere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 1 – Primarstufe, Klassen 1 – 4/6
- Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde, Braunschweig
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
- Geschlecht (WdK): koedukativ
- Konfession (WdK): offen für alle
— 281 —
Und springet spornstreichs hinterdrein,
Will in die Schule mit hinein.
Der Lehrer sagt: „Ei, liebes Schweinchen,
Wie schmutzig sind doch deine Beinchen,
Dein Mund ist auch nicht säuberlich;
Ich dächte doch, — erst roüsch'st du dich!" —
Gewöhne dich an Reinlichkeit:
Rein sei Gesicht und Hand,
Und rein sei Wäsch' und Aleid!
Unreine Kinder mag niemand gern leiden. Die Unreinlichkeit
schadet auch unserer Gesundheit sehr. Gar manche Leute werden
krank, weil sie unreinlich sind.
Die Schweine sind immer hungrig und verzehren eine große
Menge Futter. Wie nennt man deshalb die Schweine? Sprecht:
Das Schwein ist ein gefräßiges Tier.
Vii. Nahrung. Die Schweine auf unserem Bilde laufen auf dem
Hofe umher und durchwühlen überall die Erde und den Mist. Wes-
halb Ünt sie das? — Was können sie da nur finden? Wüxmer,
Engerlinge, Käfer, Schnecken, faule Kartoffeln, Getreidekörner, Pflau-
menkerne. Woher wissen die Schweine, daß da etwas zu fressen
in der Erde liegt? Riechen, — fühlen es. Kommt ein Mäuschen in
ihre Nähe — nun, was meint ihr? Das verzehren sie, wenn sie
es schnappen können. Erdrückt eine Sau beim Niederlegen ein Ferkel
— es wird aufgefressen. In manchen Dörfern werden die Schweine
nach der Ernte auf das Feld getrieben. Das ist aber eine rechte Lust
für die Rüsseltiere! Weshalb? Da können sie tüchtig wühlen. Was
finden sie im Acker? — Wie mag der Acker aussehen, wenn die
Schweine darauf gewesen sind? — Manchmal werden die Schweine
auch in den Wald getrieben! Was gibt's im Waldboden für ihren
hungrigen Magen? Eicheln, Kastanien, Wurzeln usw. Ihr seht,
die Schweine sind keine Kostverächter, alles, was nur irgend zu
fressen ist, wird von den Schweinen verzehrt. Das Schwein ist ein
Allesfresser. Im Stalle werden sie meist mit Kartoffeln, Mehl
(Schrot, Kleie) und dicker Milch gefüttert. Die Kartoffeln werden
gekocht und mit einem scharfen Eisen gestampft. Dann tut der
Bauer Mehl (Schrot) und warmes Wasser dazu und rührt alles
tüchtig durcheinander. Wo wird dem Schweine der Tisch gedeckt?
Richtig, der Bauer schüttet das Futter in einen steinernen Trog.
Zeige den Trog! Er ist hier vor dem Schweinestalle festgemauert.
Über dem Trog ist eine Klappe, welche geöffnet wird, wenn das
Futter in den Trog geschüttet wird. Kommt die Fütterungszeit, so
grunzen die Schweine und stoßen auch wohl mit dem Rüssel gegen
die Stalltür. Den Schweinen beim Fressen zuzusehen, ist freilich
nicht appetitlich. Mit großer Gier stürzen sie sich auf das Futter,
ja sie sind imstande, mit den schmutzigen Vorderbeinen in den Trog
zu treten. Kein Tier frißt so unappetitlich, wie das Schwein.
1905 -
Straßburg
: Bull
- Hrsg.: Michel, M., Walter, W.
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrerbuch
- Schultypen (WdK): Fortbildungsschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
314
Von den Hadenkochern führt uns der Weg in einen großen Saal. Hier
stehn in doppelter Reihe 35 Maschinen, Holländer genannt, weil sie zuerst
in Holland angewandt wurden. Eine solche Maschine besteht aus einem
großen, länglichrunden, eisernen Trog, der in der Richtung der Längsachse
in 2 Abteilungen getrennt ist. Die Scheidewand reicht jedoch an ihren
Enden nicht ganz bis an die Trogwand heran; die beiden Hälften des Trogs
stehn vielmehr miteinander in offener Verbindung. Die eine ist die Lauf-,
die andre die Arbeitsseite. Ans letzterer ist der Boden des Trogs in der
Mitte etwas höher und teilweise mit Messern besetzt. Über dieser Stelle
dreht sich eine starke Walze, die ebenfalls mit stumpfen Messern versehen ist.
Durch die Umdrehung derselben werden die Lumpen zwischen der Walze und
den im Boden des Trogs stehenden Messern hindurchgezogen, zerquetscht,
zerrissen und alsdann ans die andre Seite des Trogs geschoben. Zur leichtern
Beweglichkeit erhält der Stoss eine starke Wasserzugabe. Auf der Arbeits-
seite zwischen den Messern vorwärts und auf der Laufseite wieder zurück,
so findet fortwährend ein Kreislauf statt, bis der Stoff den zur weitern
Behandlung erforderlichen Zustand erreicht hat. Während des Mahlens
erfolgt gleichzeitig das Waschen der Lumpen, wozu eine Vorrichtung angebracht
ist, die das schmutzige Wasser entfernt, während beständig frisches zufließt.
Nachdem die Lumpenfasern bis zu einem gewissen Grade zerkleinert
sind, wird der Stoff, der jetzt Halbzeug heißt, gebleicht. Das Bleichen ge-
schieht in großen Holländern durch Chlor. Die gebleichten Halbzeuge werden
alsdann in denjenigen Mischungen, wie sie Güte oder Zweck des herzu-
stellenden Papiers verlangen, nochmals in Holländer gebracht und fein
gemahlen. Dabei erfolgt für geringe Papiersorten der erforderliche Zusatz
von Stroh- oder Holzzellstosf. Nachdem die Papiermasse noch nach Bedarf
geleimt und gefärbt ist, führt sie den Namen Ganzzeug.
Wir kommen nun in einen Raum, in dem 4 große Papiermaschinen stehn.
Eine jede ist etwa 20 m lang. Ein großes Schöpfrad bringt den stark verdünnten
Papierstoff aus die Maschine. Hier läßt man ihn durch ein Sieb fließen, wodurch
noch vorhandene Unreinigkeiten zurückgehalten werden. Die durchfließende
Masse fällt auf ein Metallgewebe ohne Ende. Dasselbe läuft um eine
Anzahl Walzen, welche es tragen und fortbewegen. Zugleich wird es auch
fortwährend hin- und hergeschüttelt. Zwei dicke, schmale Riemen, welche
sich an den beiden Längsseiten des Metallgewebes besindcn, verhindern das
Ansfließen des Ganzzcugs nach der Seite. Durch das Schütteln fließt das
überflüssige Wasser ab, und die feinen Pflanzenfasern setzen sich als lockere
Schicht zusammen. Sic gelangt nun zunächst unter eine Metallwalze, welche
das Fabrikzeichen eindrückt. Nachdem durch saugende Luftpumpen und Walzen-
paare eine weitere Entwässerung bewirkt worden ist, kommt die Papiermasse auf
die Trockenpartie. Dieselbe besteht aus einer großen Anzahl hohler, mit
Dampf geheizter Zylinder, zwischen denen die letzte Feuchtigkeit verdampft.
Endlich kommt das Papier in die Glättpresse. Zuletzt wird die
1917 -
München
: Oldenbourg
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Niedere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Berufliche Bildungsgänge, alle Lernstufen
- Schulformen (OPAC): Fortbildungsschule
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
- Geschlecht (WdK): koedukativ
214
die ganze Gegend nicht nur in Bezug auf Berg- und Talbildung,
Klima und Vegetation sondern gibt ihr auch tu wirtschaftlicher Be-
ziehung das Gepräge, wunderbar sind die formen, die er schafft.
Die mächtigen Trümmerfelder von zerstreut liegenden Granitblöcken,
das großartige Felsenlabyrinth der Luisenburg, die riesigen Felsentürme
auf dem Waldstein, der Kösseine, dem Schneeberg und Gchsenkopf,
wahrscheinlich durch Zusammenbruch und Verwitterung der Felsen-
gipfel entstanden, vereinigen sich mit dem harzduftigen Fichtenwald
zu einem Landschaftsbild, welches das Entzücken des Fichtelgebirgs-
wanderers hervorruft. Der Granit leitet seinen Namen von dem
lateinischen Worte granum, d. i. Korn, ab. Er ist das Urbild eines
kernigen Gesteins. Seine Bestandteile, Feldspat, Glimmer und Auarz,
lagern regellos durcheinander. Bald ist er feinkörnig, bald steckt er
voll schöner Feldspatkristalle (Kristallgranit), bald ist er von fast
weißer Farbe bald bläulich und gelblich; ein Gehalt von Hornblende
färbt ihn dunkel und macht ihn zum Syenit-Granit, der ein vorzüg
liches Material zu Postamenten von Denkmälern liefert und von
dessen glänzend geschliffenen dunklen Flächen die eingegrabenen
Goldbuchstaben lebhaft sich abheben. Eine merkliche Konkurrenz
erwuchs dem vortrefflichen Fichtelgebirgsgranit in dem roten sächsi-
schen und dem bläulichglänzenden sogen, schwedischen Granit, die
sich durch ihre Farbe und leichte sdolierfähigkeit auszeichnen, die
aber auch vielfach in den Schleifereien des Fichtelgebirges ver-
arbeitet werden.
Schon in ältester Zeit, als man im Fichtelgebirge Käufer zu bauen
anfing, griff man zu dem nächstgelegenen Baumaterial, zum Granit.
Die Türpfosten, Treppenstufen und die unvermeidliche Rampe vor
jedem stilgerechten Bauernhause sind aus Granit. Wald und wild
waren noch frei; sie waren Gemeingut des Volkes und so holte sich jeder
auch die Steine, die er brauchte. Die Steinmetzen, die hier von jeher
den Namen Steinhauer führten, griffen zunächst die Felsen an, stellten aus
ihnen Tröge, Fenster- und Türgesimse her und versandten sie bis
Nürnberg und auf Flößen den Main und Rhein entlang nach Frank-
furt und Köln.
Um dieser Verwüstung Einhalt zu gebieten, wurde zuerst unter
Markgraf Georg Wilhelm von Bayreuth im Zahre \726 eine Ver-
fügung erlassen, die die Ausfuhr von Steinen verhindern sollte.
Durch eine spätere markgräfliche Verordnung belehnte man im wun-
siedler Bezirke die vereinigte Znnung der Maurer und Steinhauer mit
weiten Strecken und teilte die Grubenfelder ähnlich wie in Bergwerken
1883 -
Straßburg
: Trübner
- Autor: Schmidt, Oskar, Geikie, Archibald
- Auflagennummer (WdK): 3
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): koedukativ
91
223. — Auch hier können wir wieder durch wohlbekannte
Gegenstände erläutern, was in großem Maße in der Natur
vorgeht. Wenn wir einen Wassertrog ansüllen und an einer
Seite auf das Wasser blasen, so kräuselt sich die Oberstüche
in Wellen, welche von der Stelle ausgehen, wo unser Atem
das Wasser trifft, und sich an der entgegengesetzten Seite
des Troges brechen.
224. — Auf dieselbe Art, die wir im kleinen darstellen,
entstehen auch die Wellen des Meeres. Alle diese Störun-
gen der Glätte des Meeres hängen von Störungen der
Lust ab. Der Wind wirkt auf das Wasser des Meeres wie
unser Atem auf das des Troges. Indem er die Oberfläche
berührt, verursacht er das Entstehen von Wellen, und wenn
er länger fortsährt zu blasen, so erhöht dies die Kraft, bis
sich durch einen heftigen Sturm mächtige Wogen bilden.
225. — Wenn die Wellen dem Lande zu rollen, so bricht
sich eine nach der andern an der Küste, so wie unsere Well-
chen sich am Rande des Troges brechen. Und sie rollen
weiter, wenn sich der Wind gelegt hat, wie auch die kleinen
Wellen im Trog sich noch eine Weile kräuseln, nachdem wir
aufgehört hatten zu blasen. Die Oberfläche des Meeres,
wie überhaupt die des Wassers, ist sehr empfindlich. Wenn
sie in Wellenbewegungen versetzt wird, so beruhigt sie sich
nicht sogleich, nachdem die Ursache der Störung beseitigt
ist, sondern bewegt sich noch einige Zeit weiter, aber in ge-
ringerem Grade, bis sie endlich zur Ruhe kommt.
226. — Die Ruhelosigkeit der Oberfläche des Meeres
wird auf diese Weise zum Widerschein der Ruhelosigkeit
der Lust. Das unablässige Hin- und Herbewegeu der Luft-
ströme, gleichviel ob sie sanft oder heftig sind, versieht das
Meer mit Wellen. Wenn die Lust einige Zeit ruhig ist,
dann schläft das Meer friedlich; verdunkelt sich aber der
1910 -
Altenburg
: Bonde
- Autor: Regel, Fritz, Fritzsche, Richard
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrerbuch
- Schultypen (WdK): Niedere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Regionen (OPAC): Thüringen
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): koedukativ
€. Die 5aal-eisterplalte.
1. Der Altenburger Westkreis.
Ziel: Die Heimat der Heidel- und Preißelbeermänner und der Holzwarenhändler,
denen wir so oft in den Straßen unserer Stadt begegnen.
I. Die Heidelbeermänner sind euch allen wohlbekannt! Was wißt ihr von ihnen
zu erzählen? Sie fahren mit Handwagen durch die Straßen; auf den Wagen stehen
große Körbe, in denen die blauen Heidel- oder die roten Preißelbeeren liegen. An
ihrem lauten Ruf „Heedelbeeren! Heedelbeeren!" kann man ihr Dasein schon von der
Ferne merken. Die Heidelbeeren werden im Juni und Juli zu uns gebracht, die Preißel-
beeren dagegen erst im September. — Und was bringen die Holzwarenhändler in unsere
Stadt? Die haben auf ihren Wagen Leitern und Rechen, Mulden und Tröge, Schub--
kürren und Radewellen, Waschstützen, Treppenleitern u. dergl. Und die Frauen, die von
Haus zu Haus gehen, bieten Quirle und Löffel, Nudel- und Klopfhölzer, Klammern
und andere Gegenstände feil. Was möchten wir nun wissen?
1. Woher kommen im Sommer und Herbst die zahlreichen Beerenhändler?
2. Wie kommt es, daß die Leute mit Beeren und Holzwaren handeln?
Ii. \. Stiicf: Das L^olzland und die Täler.
I. Wo liegt die Heimat der Beeren- und Holzwareuhändler?
Die Heimat der Beeren- und Holzwarenhändler ist das Holzland. Dasselbe gehört
zu unserm Westkreise. Es umfaßt den ganzen Osten unseres Westkreises und erstreckt sich
vom Mudenbach bis zum Roten Hofbach. Durch das Weihertal und das Waltersdorfer
Tal wird die Landschaft in zwei Teile geteilt. Der nördliche Teil, der zwischen Räuden-
bach und Weiherbach liegt, ist das eigentliche Holzland. Der südliche Teil der Land-
schast dagegen heißt 'die Täler, weil die ganze Gegend von vielen Tälern durch-
schnitten wird. Die Täler liegen zwischen dem Roten Hofbach und dem Weiherbach.
Die Beeren- und Holzwarenhändler wohnen zumeist im Holzlande zwischen Weiher-
und Raudenbach. Dort liegen die großen Holzlanddörfer. Die beiden größten sind
Klosterlausnitz und Hermsdorf. Hermsdorf liegt an der Rauda, die in der
Nähe des Dorfes entspringt. Hermsdorf ist das größte Dorf des Westkreifes, denn es
zählt mehr als 3000 Einwohner. Auch Klosterlausnitz liegt am Raudenbach und ist
von ansehnlicher Größe; mit seinen 2000 Einwohnern steht es an 2. Stelle. Das dritt-
größte Dorf des Holzlandes ist W e i ß e n b o r n, das ebenfalls am Randenbache liegt
und über 1000 Einwohner hat. Östlich von Weißenborn liegt Tautenhain, das gegen
800 Einwohner zählt. Südöstlich von Hermsdorf sind die Dörfer Oberndorf, Reichen-
bach, St. Gangloff und Kraftsd orf gelegen, westlich aber liegt Schleif-
reisen. In allen diesen Dörfern wohnen Beerenhändler und Holzwarenhändler.
1912 -
Nürnberg
: Korn
- Autor: Scheiblhuber, Alois Clemens
- Auflagennummer (WdK): 13
- Sammlung: Kaiserreich Geschichtsschulbuecher
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten, Mittlere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten, Mittlere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Inhalt Raum/Thema: Deutsche Geschichte
- Inhalt: Zeit: Mittelalter
— 174 —
Zugbrücke und zimmerten ein schweres Jjqi. und zwei Lallgvter. Sie bauten auch hinter die Burgmauer einen hölzernen Wehrgänäl wo im die Knechte stehen und die Spieße herabschleudern konnten, und sie machm treppen zum Hinaufsteigen. Endlich kamen die Dachdecker. „Holz oder Ltroh?" fragten sie. „Ziegel! feuerfeste Ziegel!"
i)nrr,
■aahcu < ^ . 9 lorifg. „Gott sei Lan^!" sagten t)ie %avltxnr "~r
c ^ streckten sich gerade und schauten hinauf. „Schön ist sie! Aber kein
’ufhcrei; Zu/ Mensch sieht ihr an, wie viel Schweiß und Arbeit sie gekostet hat."
— „Gott sei Dank!" sagten ihre Weiber. „Sicher ist sicher! Nun nz:id'£ hoben wir nicht mehr so weit zu laufen, wenn der Feind kommt und
vtterrad ^ uns das Dach über dem Kopf ansteckt!" —^„Gott sei Dank!" sagte auch der Burgherr und schaute vom Turm weit hinaus in die Ebene. tian^-u .Die Türe ist nun auch zu, wenn ein Feind kommt!"
/etkens seinem Vcroessen -
Im Rittersaal.
Es war stockdunkel im Rittersaal; denn die hölzernen Fenster-Jädol waren zu. Schon den ganzen Winter. O, wie grimmig kalt war es da aus der Burg gewesen, wenn der Wind von allen Seiten um die Türme pfiff, die Wetterfahnen kreischten und der Schnee im Burghos sich zu Mauern türmte! Heute war der erste schöne Früh-lingstag. Bald brauchte man nicht mehr Abend für Abend den Kronleuchter anzuzünden, der von der Balkendecke niederhing. Abeflmch war es kühl. Im offenen Kamin krachten und knisterten die langen Buchenscheite und das Feuer warf seinen roten Schein auf das Ziegelpflaster und die gestickten Wandteppiche, die an Ringen aufgespannt waren. Im Feuerschein blitztet Helm und Panze^ Spießhschwert des Burgherrn, die um sein Wappenschild an der Mauer hingen. Grün und rot waren die Farben seines Wappens; grün und rot
waren auch die Kissen auf den Bänken, die Teppiche an der Mand
und die Kleider seiner Knappen.
Die Rittersfrau trat mit der Magd ans Fenster. „Nun stoß
die Läden auf, Dietlind!" sagte sie. Eine Menge Licht und frische
Luft strömte herein. „Hu! Wie kalt es noch ist! Stelle das Fenster
vor!" Die Magd schob in die Fensterlücke einen Rahmen, in dem
statt des Glases ölgetränktes Papier war. Diener und Knappen brachten
den ritsch herein, belegten Truhen und Bänke mit Kiffen und trugen
1912 -
Hannover
: Norddt. Verl.-Anst. Goedel
- Autor: Kippenberg, August, Rosteutscher, Waldemar
- Sammlung: Lesebuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Mittlere Lehranstalten, Mädchenschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Mittlere Lehranstalten, Mädchenschule
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 1 – Primarstufe, Klassen 1 – 4/6
- Schulformen (OPAC): Mädchenmittelschule
- Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
- Geschlecht (WdK): koedukativ
21
Seht: ihr Sonnenstrahlen macht es überall, wo ihr hinkommt,
hell und froh und warm, nicht wahr? Überall, wo die Sonne
scheint, sieht es gleich viel lustiger aus. Nun — und das kleine
Mädchen macht das Leben der armen, blinden Großmutter auch
hell und froh, und deswegen sagte die Großmutter zu ihm: mein
Sonnenstrahl.
Und deswegen, weil die kleine Anna so ist wie ein Sonnenstrahl,
deswegen sollt ihr sie auch so lieb haben wie eine Schwester."
„Das wollen wir! das wollen wir!" riefen alle Sonnenstrahlen
zugleich.
„Ich werde ihr morgen früh, wenn sie aufwacht, einen Kuß
geben," sagte der eine.
„Und ich werde die Rosenknospen in ihrem Garten recht warm
bescheinen, damit sie bald aufbrechen," rief ein anderer.
„Ich werde ihr die Kirschen am Baum reif machen."
„O — und ich — ich weiß, was ich tue! Im Garten hängt
Puppenwäsche, die hat ganz sicher die kleine Anni aufgehängt. Ich
werde so lange die Wäsche bescheinen, bis sie trocken ist."
„Und ich — ich werde morgen früh, wenn sie in den Garten
kommt, gerade in die Tautropfen, die an den Blumen und Gräsern
hängen, hineinscheinen, damit sie recht schön in allen Farben
schimmern — rot und grün und blau und gelb und lila. Ich glaube,
das wird ihr Freude machen."
Und sie taten das alles wirklich.
Sagt, möchtet ihr nicht auch eine Schwester oder ein Bruder
von den Sonnenstrahlen werden?
Sophie Reinheimer.
14. Mariechen und die Sonne.
1.
war einmal ein liebes kleines Mädchen, das Mariechen hieß.
Vaalle Morgen, wenn Mariechen aufstand, lief sie ans Fenster
und nickte der Sonne zu; der war sie gar zu gut, weil sie so hell
und warm war. Oft streckte sie die Arme nach ihr aus wie nach
ihrem Mütterchen und freute sich und sagte: „Ei, meine allerliebste,
schöne Sonne!"
Eines Tages aber wachte das kleine Mädchen auf; o, da war
es ganz dunkel, so dunkel, daß es die Strümpfe nicht finden konnte.
1911 -
Breslau
: Hirt
- Autor: Heider, Friedrich
- Hrsg.: Nohl, Walter
- Sammlung: Lesebuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Mittlere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Mittlere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 1 – Primarstufe, Klassen 1 – 4/6
- Schulformen (OPAC): Mittelschule
- Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
— 167 —
2. Auch im Inneren der Häuser werden Zeichen des Erwachens
bemerkbar. Hier und da knarrt eine Tür, und aus dem Dunkel
des Hauses tritt in Holzpantoffeln, die Beinkleider in die wollenen
Strümpfe gesteckt, ein Tagelöhner heraus. Er reibt sich, noch
halb schlaftrunken, mit der braunen, schwieligen Hand die Augen
und schaut bedächtig umher, das Wetter zu erkunden. Am Feuer
des Herdes, das durch die offene Tür sichtbar ist, bereitet die
Frau den Morgenkaffee, der mit einem derben Stück Schwarzbrot
das erste Frühstück bildet. Raschen Schrittes gehen die Mägde
zum Brunnen, um das Wasser zum Tränken der Kühe herauf-
zuwinden und die Tröge am Brunnen zu füllen. Die Kühe kommen,
eine nach der andern, leise brummend herangelaufen. Die Knechte
schirren die Pferde an und spannen sie vor den Wagen. Menschen
und Tiere eilen hinaus aufs Feld, und die aufgehende Sonne findet
sie bei ihrer Arbeit. Uadj den „Grenzboten".
195. Mütterliche Liebe eines Storches.
1. Auf dem Strohdach eines alten Bauernhauses erblickte man stets in
den ersten Tagen des Frühjahrs ein Paar Störche wieder. Sie standen
auf einem Beine und klapperten, gleichsam als begrüßten sie den alten,
lieben Ort, wo sie so manches Störchlein aufgezogen hatten, und die
Kinder des Dorfes sangen alsdann:
„Hurra, hurra, hurra, der Storch ist wieder da!
Er bessert ans sein Nestelein und legt vier große Eier drein;
und eh' wir's uns versehen, im Nest vier Störchlein stehen,
und alle rufen: Klapp, klapp, klapp! Mama, gib einen Frosch uns ab!"
2. An einem schwülen Sommertage war das ganze Dorf ausgewandert,
um Getreide zu mähen. Nur die Hunde schlichen um die ihnen anver-
trauten Wohnungen. Da erscholl ans einmal vom hohen Kirchturme herab
der dumpfe Ton der Sturmglocke, und das Feuerhorn verkündete durch
seine kurzen Stöße den beschäftigten Landbewohnern die Gefahr. „Feuer!
Feuer!" ertönte es bald, und in allen Gassen sah man die ängstlichen
Dorfbewohner rennen. — Ach, dasselbe Hans, das man nach altem Aber-
glauben wegen der darauf nistenden Störche für sicher vor dem Blitze
hielt, um dessen Giebel wirbelte jetzt eine rote Flammensäule. Schon
1911 -
Breslau
: Hirt
- Autor: Heider, Friedrich, Nohl, Walter
- Sammlung: Lesebuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Mittlere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Mittlere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 1 – Primarstufe, Klassen 1 – 4/6
- Schulformen (OPAC): Mittelschule
- Inhalt Raum/Thema: Deutsche Literatur
167 —
2. Auch im Inneren der Häuser werden Zeichen des Erwachens
bemerkbar. Hier und da knarrt eine Tür, und aus dem Dunkel
des Hauses tritt in Holzpantoffeln, die Beinkleider in die wollenen
Strümpfe gesteckt, ein Tagelöhner heraus. Er reibt sich, noch
halb schlaftrunken, mit der braunen, schwieligen Hand die Augen
und schaut bedächtig umher, das Wetter zu erkunden. Am Feuer
des Herdes, das durch die offene Tür sichtbar ist, bereitet die
Frau den Morgenkaffee, der mit einem derben Stück Schwarzbrot
das erste Frühstück bildet. Raschen Schrittes gehen die Mägde
zum Brunnen, um das Wasser zum Tränken der Kühe herauf-
zuwinden und die Tröge am Brunnen zu füllen. Die Kühe kommen,
eine nach der andern, leise brummend herangelaufen. Die Knechte
schirren die Pferde an und spannen sie vor den Wagen. Menschen
und Tiere eilen hinaus aufs Feld, und die aufgehende Sonne findet
sie bei ihrer Arbeit. Nach den „Grenzboten".
195. Mütterliche Liebe eines Storches.
1. Auf dem Strohdach eines alten Bauernhauses erblickte man stets in
den ersten Tagen des Frühjahrs ein Paar Störche wieder. Sie standen
auf einem Beine und klapperten, gleichsam als begrüßten sie den alten,
lieben Ort, wo sie so manches Störchlein aufgezogen hatten, und die
Kinder des Dorfes sangen alsdann:
„Hurra, hurra, hurra, der Storch ist wieder da!
Er bessert aus sein Nestelein und legt vier große Eier drein;
und eh' wir's uns versehen, im Nest vier Störchlein stehen,
und alle rufen: Klapp, klapp, klapp! Mama, gib einen Frosch uns ab!"
2. An einem schwülen Sommertage war das ganze Dorf ausgewandert,
um Getreide zu mähen. Nur die Hunde schlichen um die ihnen anver-
trauten Wohnungen. Da erscholl auf einmal vom hohen Kirchturme herab
der dumpfe Ton der Sturmglocke, und das Feuerhorn verkündete durch
seine kurzen Stöße den beschäftigten Landbewohnern die Gefahr. „Feuer!
Feuer!" ertönte es bald, und in allen Gassen sah man die ängstlichen
Dorfbewohner rennen. — Ach, dasselbe Haus, das man nach altem Aber-
glauben wegen der darauf nistenden Störche für sicher vor dem Blitze
hielt, um dessen Giebel wirbelte jetzt eine rote Flammensäule. Schon
1914 -
Leipzig [u.a.]
: Teubner
- Autor: Marquardt, Rudolf
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Niedere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 1 – Primarstufe, Klassen 1 – 4/6
- Schulformen (OPAC): Arbeitsschule
- Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
- Geschlecht (WdK): koedukativ
234 B. praktischer Teil
das Zerhacken und Zerreiben der Kartoffeln. Den Kartoffelbrei schüttet
man in unten abgerundete T r ö g e, in denen sich je eine Stange mit Bürsten
hin und her bewegt. Diese bürsten den Brei durch die Wände der Tröge,
die aus weitläufiger Gaze bestehen, von hier aus gelangt der Kartoffel-
brei in lange rechteckige Tröge, von denen etwa 20 nebeneinander
liegen. Dort setzt sich unten bald eine schmutziggraue teigartige Masse ab,
und das Idaffer fließt fort. Die Teigmaffe in den Trögen wird nun fort-
während gewässert und erhält allmählich eine weiße Farbe. Darauf kommt
sie in große Bassins, wo sich die Stärke bald ablagert. Das Wasser wird
abgeschöpft. Dann füllt man die Stärke in Säcke, um sie nach einer kurzen
Trockenzeit zu verladen. Diese rohe Stärke wird in anderen Fabriken
ganz getrocknet, gereinigt und in den Handel gebracht. (Stärkeoerbrauch
beim Waschen, Dextrin u.a.)
e) Geschichtliches. Einiges aus den Stadtchroniken von Labes
und Wangerin.
Ausgaben. Der Plan der nächsten Umgebung von Vramburg ist auf 1/3 zu
verkleinern, die „weitere" Umgebung nach Maßgabe der vorgenannten Wege und
(Ortschaften hinzuzufügen. Jede Chaussee kann für sich in feuchten Sand modelliert
und durch ein Landrelief ihre Umgebung dargestellt werden. Zeichne Steinmauer,
Parkettfußboden, Maischbottich, Flasche, Geräte der Stärke- und Spiritusfabrik!
3. Vir folgen den Eisenbahnen.
a) Kleinbahn nach Nörenberg. Km leichtesten finden wir uns auf der
Kleinbahn zurecht. Warum heißt sie Kleinbahn? (Kleiner Bahnhof,
schwacher Unterbau, ein Geleise, meist schmalspurig, kleine Lokomotive,
wenig Wagen, wenig Bahnbeamte, nur gemischte Züge, keine Güterzüge.)
Beschreibe den Kleinbahnhof! (Länglicher, schmaler Bau- Schalter,
Gepäckraum und Warteraum eng, Lokomotivenschuppen klein, kein
Güterbahnhof.) fluch der Fahrplan ist einfach- er ist in unserem Kreis-
blatt abgedruckt. Nur 3 Züge gehen täglich hin und ebenso viel zurück.
Wann kann man von hier abfahren? Wann kommt man in Nörenberg an?
Ebenso in umgekehrter Folge! Wie lange fährt man? (1 Stunde.) Gib
die Kilometerzahl an ! Berechne den Fahrpreis Z., 2. Klaffe. Welche Wagen-
klaffen fehlen? (4., 1.) Warum? Welches find die nächsten Stationen?
(Ianikow, Golz.) Fahrzeit dorthin? Fahrpreis? In welcher Richtung
fahren wir? (Südwesten.) Die Bahn geht bis Stargard. Wie machst
du es, wenn du die Bahn benutzen willst?
fluch Nörenberg ist ein kleines Städtchen mit kaum halb soviel Ein-
wohnern als Dramburg,- aber es liegt in einer romantischen Gegend
dicht ani 8 km langen Enzigsee, dessen Ufer stellenweise steil ansteigen
und prächtige Laubhölzer tragen (Insel). Nördlich vom Enzigsee erhebt sich
der Nioränenzug, den wir schon bei Schilde, Labes und Wangerin antrafen,
1892 -
Berlin
: Wreden
- Autor: Heinemann, Ludwig
- Sammlung: Politikschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrerbuch
- Schultypen (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 1 – Primarstufe, Klassen 1 – 4/6
- Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
143
10. Der ßädicr.
Das Brot, das wir alle Tage essen, dient zu unserer Ernährung, es
ist ein Nahrungsmittel. Nennt andere Nahrungsmittel! Das Brot
ist von allen diesen Nahrungsmitteln das allerwichtigste; es wird nicht
nur vom Bettler, sondern auch vom Könige und Kaiser gegessen. Es giebt
Weißbrot und Schwarzbrot. Jenes wird aus Weizenmehl, dieses aus
Roggenmehl gebacken. Das Brot ist rund oder länglichrund; es besteht
aus der Rinde und der Krume. Die Rinde ist dicht und hart, die Krume
locker linb weich.
Das Brot wird vom Bäcker gebacken. Das Haus, in dem dieser
wohnt, wird Bäck er haus genannt. In ihm ist eine große Stube, in
der gebacken wird, — Backstube. Neben dieser befindet sich ein großer
Ofen, der Backofen. In der Backstube steht ein Trog, der Backtrog.
Will der Bäcker Brot backen, so schüttet er am Abend Mehl in den Back-
trog und gießt warmes Wasser darauf; daun mischt er Sauerteig da-
zwischen und knetet die Masse zu einem Teige. Dieser bleibt nun die
Nacht hindurch in der warmen Backstube stehen. Am andern Morgen
steht der Bäcker früh auf. Da sieht er nun, daß der Teig aufgequollen
ist; er sagt: „Der Teig hat gegoren." Er knetet ihn mit seinen Händen
tüchtig durch und thut noch etwas Mehl hinzu, so daß der Teig dicker
und steifer wird. Darauf wird er in eine runde oder längliche Form
gebracht, welche das Brot haben soll. Während dieser Zeit ist der Back-
ofen geheizt. Der Bäcker nimmt nun einen langen hölzernen Schieber
und schiebt das Brot auf diesem in den Ofen. In dem Ofen liegt es so
lange, bis es gar oder ausgebackeu ist. Ist das der Fall, dann holt der
Bäcker das Brot mit seinem Schieber wieder heraus. Nun kommt es
in den Bäckerladen, wo es verkauft wird. — Bäckerbrot. Viele
von euren Müttern verrichten das Brotbacken zum Teil wohl selbst, —
hausbackenes Brot. Erzähle, wie deine Mutter das Brot bäckt! —
Eure Mutter gebraucht, wenn sie euch ein Brot schneidet, ein großes
Messer, — Brotmesser. Sie streicht euck auf euer Brot Butter oder
Schmalz, — Butterbrot, Schma lzbrot. Zuweilen kocht sie auch
eine Suppe von dem Brote, — Brotsuppe.
Der Bäcker bäckt auch Semmeln, Zwiebäcke, Milchbröte und Kuchen.
Der Kuchen wird aus Weizenmehl gebacken; Zuckerkuchen, Apfel-
kuchen, Zwetschenkuchen. Manche Bäcker backen auch Honig-
kuchen und vielerlei feine Backwerke. Solche Bäcker heißen Zucker-
bäcker oder Konditoren und die Häuser derselben Konditoreien.
Wie viele Bäcker wohnen in unserer Stadt? Wo wohnen dieselben?
Zugabe. Das B rot im Wege.
Im Weg das Krümchen Brot Leg's auf deu Steiu vorm Haus,
Tritt nicht mit deinem Fuß, Und kannst du, brock es klein:
Weil's in des Hungers Not Still dankt es dir die Maus
Ein Tierlein finden muß. Und still das Vögelein. (Gull.)
1914 -
Frankfurt am Main
: Diesterweg
- Autor: Wehrhan, Karl, Schulz, Heinrich
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Mittlere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Mittlere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Mittelschule
- Regionen (OPAC): Rheinland
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
Allgemeine Erdkunde.
1. Der Horizont.
Wir sind in der Schulklasse und haben unter uns den Zußboden und über
uns die Decke- sobald wir hinaus auf den Spielplatz gehen, stehen wir auf einem
anderen Loden und haben über uns eine andere Decke. Den Loden, den wir
im Freien unter uns haben, nennen wir den Erdboden, und die Decke über uns
ist der Himmel oder die Himmelsdecke. Die Decke in unserer Stube ist überall
gleich hoch über uns- anders ist es mit der Himmelsdecke- stehen wir im freien
Zelde, wo unsere Aussicht nach allen Seiten frei ist, so scheint der Himmel über
unserm Haupte am höchsten zu
sein und sich nach allen Seiten
hin gegen die Erde zu senken, ja
in der Kerne auf die Erde zu stoßen.
Die Himmelsdecke über uns ist
überall rund, und der Rand, der
auf der Erde zu ruhen scheint,
bildet eine runde Linie um uns,
die überall gleichweit von uns
entfernt ist und in sich selbst
zurückkehrt- eine solche Linie nennt
man Kreislinie. Es scheint uns,
als ob wir ganz genau sehen könnten, wo die Himmelsdecke oder das Himmels-
gewölbe auf der Erde aufliegt- gehen wir jedoch nach dieser Gegend hin, so
rückt auch das Himmelsgewölbe weiter. Stehen wir auf ebener Erde, so kommt
es uns vor, als ob wir auf einer Scheibe stünden und der Himmel bedecke uns,
wie eine Käseglocke. Gehen wir auf einen Turm oder einen Berg, so haben
wir auch wieder einen solchen Kreis um uns, aber er ist größer, und je höher
wir gehen, desto größer wird der Kreis. Diesen Kreis, in dessen Mitte wir
stehen, nennt man, da unser Kuge, d. i. unser Gesicht, so weit reicht, den
Gesichtskreis oder Horizont. Der Gesichtskreis oder Horizont wird ein anderer,
wenn wir unsern Standpunkt verändern, und der Gesichtskreis wird größer,
wenn wir einen höheren Standpunkt einnehmen.
2. Oer tägliche Lauf der Sonne.
Km Tage sehen wir am Himmel die Sonne, wenn keine Wolken sie ver-
decken. Ehe sie morgens erscheint, färbt sie den Himmel rot. Dieses Rot ist
das Morgenrot. Noch ist es dunkel. Der Schein des Mondes wird blasser, und
die Sterne verschwinden nach und nach. Allmählich wird es Heller. Der Morgen
dämmert. Den Übergang aus dem Dunkel zum Tage nennen wir Morgen-
5ibb. 48. Das Himmelsgewölbe.
20. Asia
- S. 239
1786 -
Leipzig
: Weidmann und Reich
- Autor: Kosche, Christian Traugott, Hammerdörfer, Karl
- Sammlung: Geographieschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
Arabien»
2zi
Wekse ereignen sich nicht selten kleine Familienkriege,
welche nicht eher beygelegt werden, bis in der gegen-
seitigen Familie wieder soviel Glieder getödtek wor-
den sind, als in der angegriffenen: und z o bis 50
Jahre können dahin gehen, ehe diese Zwistigkeiten
gänzlich zu Ende kommen. Doch immer noch sind
diese Schilderungen ihres Karakters nur einzelne
ausgehobene Züge: ihre häusliche Lebensart, welche
mit ihrer natürlichen Lebhaftigkeit in offenbarem
Widerspruche stehet, giebt uns viel treuere Schilde-
rungen von ihnen.
Wer in Arabien prächtige oder nur zîerlichô
Gebäude suchen wollte, würde sich durchgängig be-
trogen finden. Die steinerne Häuser der Reicher»
sind zwar besser, alö die zerbrechlichen Hütten dee
Aermern, wovon die erstem allemal ein plattes
Dach, und die andern ein zugespitztes, mit Kräutern
bedecktes Dach haben, ja an den Ufern des Eu-
phrats gleichen sie mehr geflochtenen Körben von
Dattelzweiqen mit einem rund gewölbten Deckel
von Schilfmatten, als Häusern, und die Wohnun-
gen der Beduinen sind, wie schon oben gesagt, vott
groben Filz, welchen die Weiber verfertigen, und
in Form der Kiurden und Turkomannen. Führen
ja die Wohnungen der Personen vom Stande detr
Namen Paläste, so verräth doch ihr Aeußeres, so
wie ihr Inneres, daß ssie diesen Namen ganz un-
recht führen, indem alle Verschönerung oder Auf-
wand des Männlichen Geschlechtes sich mehr auf
Kleider, Waffen, Pferde undbedienten einschrankt,
wiewohl der Araber ihre Zimmer durch kostbars
Teppiche auf dem Fußboden, bey den Aermern durch
Strohmatten allezeit eine angenehme Reinlichkeit
verkathen, und der Gebrauch allgemein angenom-
men ist, daß man die Schuhe bepm Eintritt ins