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1914 -
München [u.a.]
: Oldenbourg
- Autor: Geistbeck, Michael, Fischer, Heinrich, Geistbeck, Alois, Löffler, Karl, Bausenhardt, Karl
- Auflagennummer (WdK): 2
- Jahr der Erstauflage_wdk: 1913
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Höhere Schule
- Regionen (OPAC): Württemberg
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Welt
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): Jungen
10
Geographische Heimatkunde.
Allgemein bezeichnet man ohne Rücksicht darauf, ob der Boden eben oder
uneben ist, das Land unter 200 m als Tiefland, über 200 m als Hochland.
Tiefland und Hochland, das keine starken Unebenheiten aufweist, bezeichnet man
oft ungenau auch als Tiefebene und Hochebene; z. B. bezeichnet man das wellige,
bucklige Oberschwaben als Hochebene.
Darstellung der Bodenformen im Relief.
Mit Ton oder Sand kann man das Gelände so darstellen, wie es in Wirklich-
keit ist; also die Erhebungen des Bodens erhöht, die Einsenkungen vertieft; jedoch in
verkleinertem Maßstab. Eine solche Darstellung des Geländes nennt man Relief.
Der Maßstab des Reliefs. Das Relief zeigt eine Landschaft in ver-
kleinertem Maßstab. Wieviel ein hoch ist die 3000 m hohe Zugspitze im Maß-
stab 1 : 100000 zu machen? Um die Einzelheiten einer Landschaft deutlicher ver-
anschaulichen zu können, macht man die Berge meist höher, als sie im Verhältnis
zur Länge sein dürften. Dies nennt man das Relief überhöhen oder seine Höhe
übertreiben.
Das Profil. Denke dir ein Relief in gerader Linie von oben nach unten durch-
schnitten und das eine Stück weggenommen! Die nun sichtbare Schnittfläche heißt
man Durchschnitt oder Profil; je nach der Richtung des Schnitts haben wir einen
Längs- oder Querdurchschnitt.
Profil durch das Neckartal bei Untertürkheim.
Darstellung der Bodenformen auf der Karte.
Der Maler zeichnet die wechselnden Bodenformen so, wie er sie vor sich sieht,
er gibt uns eine Ansicht (zeige ein solches Bild der Heimat!); der Geograph, der
die Gegenstände so zeichnet, wie sie von oben gesehen erscheinen — im Grundriß
— muß anders verfahren. Um zu sehen, wie eine Bodensorm, z. B. ein Berg,
im Grundriß gezeichnet wird, machen wir aus Ton oder Wachs einen Berg von
20 em Höhe. Zerschneide diesen parallel zur Grundfläche in fünf Schichten von
1906 -
Wittenberg
: Herrosé
- Hrsg.: Polack, Friedrich, ,
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Niedere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Berufliche Bildungsgänge, alle Lernstufen
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde?
- Geschlecht (WdK): koedukativ
Xiv. Weite Welt und Wanderung ins Weite.
431
wagerechter Fläche allmählich zu fließen aufhört, sitikt der Schmutz
nieder und bildet Sand- und Schlammablagerungen. Werden diese nie
entfernt, so wird der Hofplatz liach und nach von einer Schlammfchicht
vollständig bedeckt werden, — das Urgebirge ist von neuen Erd-
massen überdeckt. In der allerersten Zeit der Urperiode konnte das
natürlich noch nicht geschehen, da die höher gelegenen Gebiete, von
denen herab Schlamm und Sand hätten heruntergespült werden sollen,
selber noch felseithart waren. Aber im Laufe der Zeit zermürbten die
Einflüsse der Atmosphäre (besonders geschieht das durch Frost und
Hitze) die Gebirge, die der Regen dann immer wieder rein wusch.
Das Abgetragene wurde in die Ebenen und Niederungen oder auch in
die Ozeane geschwemmt, wo im Laufe der Jahrtausende über dem
Urgebirge Erdschichten von ungeheurer Mächtigkeit entstanden. Unser
Regenwasser konnte nur das niederschlagen, was es unterwegs mit
sich fortgerissen hatte; die Flüsse und Ozeane führen aber auch
Eigenprodukte mit sich, die sie ablagern können. Es jinb das
vor allem die Kalk- und Salzbestandteile des Wassers, wozu noch
die kalkigeil Schalen gewisser Tiere kommen. Durch Absetzung der-
artiger Stoffe sind die Kalk-, Kreide- und Salzschichtungen mtb
-gebirge entstanden. — Wir müssen also bei der heutigen Erd-
kruste uliterscheiden n) das Urgebirge, b) die dilrch das Wasser
besorgten Schichtungen, und zwar 1. sandige und tonige, 2. kalkige,
3. salzige Schichtnngell.
Nach drei Jahren kehren wir von einem Aufenthalt in derfreinde
in die Heimat zurück lind suchell unseren Hofplatz auf. Wir hatten
gebeten, ihli nicht zu benutzen, allch den auftreibenden Schmutz liicht zu
entfernen. Es hatte sich denn auch eine stattliche Schicht gebildet.
Mit einem steinen Löffel graben wir in dieselbe hinein. In der obereil
Schicht finden wir ab und zu ein Haferkorli und Haferspreu: Das
Feld muß im legten Sommer, sagen wir 1894, mit Hafer bestellt ge-
wesen sein. Etlvas tiefer suchen wir vergeblich nach irgend welchen
Ernteresten. Die Schicht wird im Winter, als der Äcker gepflügt
loar, abgesetzt [ein. Wieder ein wellig tiefer finden wir hin llnd
wieder Weizenkörner, sogar eine ganze Weizenähre entdecken wir; wir
sind ill der Frühjahrsschicht des Jahres 1893. Dann fehleil wieder
Körner nnb Spreu, wir sind wieder in einer Winterschicht. Sie hat
aber gegen die frühere eine auffällig hellgraue Farbe. Wir untersuchen
sie und finden, daß sie stark iilit Mergel durchsetzt ist. Über die
Ursache sind wir nicht tange im Unklaren: Der Acker muß int Winter
1892 bemergelt worden sein, lvobei der Mergel tangere Zeit frei liegen
blieb. Noch tiefer brillgell wir Rapskörner und -schoten zutage, ein
Beweis, daß das Feld im Sommer 1892 mit Rapssaat bebaut war.
Wir graben weiter und treffen schwärzlich gefärbte Massen. Bei
lläherer Untersuchung finden wir, daß sie mit torfartigem Material
durchsetzt sind. Wir schließen, daß der Acker im Winter 1892 wohl mit
Torfstreu bedüngt wurde. Die unterste Schicht hat eine lehmgelbe
1884 -
Calw [u. a.]
: Verl. der Vereinsbuchh.
- Autor: Behr, Friedrich, Schwarz, Eduard, Frohnmeyer, Immanuel
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Völkerkunde?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): koedukativ
j. Die (Ebene.
21
B. Die hauptsächlichsten Dodengestalten der Erd-
oberfläche.
1. Die K b e n e.
tz 15. Bei der Betrachtung der verschiedenen Bodengestalten unterscheidet man
einerseits Tiefland und Hochland, jenes höchstens 200 m über dem Meere ge-
legen, dieses aber noch höher ansteigend.^) Andererseits spricht man von ebenem
Land und Bergland: das letztere zeigt einen ziemlichen Unterschied in der Er-
Hebung der einzelnen Punkte, einen Wechsel von Berg und Thal, während in der
Ebene alle Punkte ziemlich gleich hoch sind.
Eine Ansammlung von Bergen heißt ein Gebirge. Die Gebirge aber sind
entweder Mittelgebirge oder Hochgebirge. Unter letzteren versteht man diejenigen,
die eine Höhe von 2500 m und mehr erreichen und mit ewigem Schnee bedeckt sind,
während die Mittelgebirge nicht zu solcher Höhe aufsteigen. Demnach machen wir
Z Abteilungen: I. Ebene; Ii. Bergland (oder Mittelgebirge); Iii. Hochgebirge.
Bei den Ebenen unterscheidet mau wieder je nach ihrer Erhebung über das
Meer Tiefebenen und Hochebenen. Macht die Hochebene die Oberfläche einer
ausgedehnten Bodenerhebung (eines Massengebirges) aus, so heißt sie Plateau
oder Tafelland; liegt sie aber zwischen den höheren Teilen des Gebirges und dem
Tiefland, so wird sie Terrasse, Stufenland genannt.
§ 16. Die Ebene ist ein Land, das sich, so weit das Auge reicht, als weite
Fläche hinzieht. Nirgends ein Berg, nirgends ein Thal; keine Erhebung, an der
das umherirrende Auge einen Ruhepunkt fände. In Süddeutschland möchte man
fragen: „ja, gibt es denn auch solche Länder?" In der That, wer nicht auf der
Ebene lebt, der kann es kaum glauben, daß es solche gibt, kann sich keine Vorstellung
machen, wie einförmig und ermüdend für ihn ein folches Land wäre.
Ist eine folche endlose Ebene schon einförmig genug, wenn sie eine weite
Grasfläche ist, so wird sie noch ermüdender als unabsehbare Sandfläche. Solche
Strecken enthält z. B. Deutschland in seinen nördlichen Gebieten, wo man
durch ganze Länderstrecken in endlosem ödem Sande reist. Zwischen weiten Sand-
flächen erblickt man nur weitläufige magere Kieferngehölze, Heiden und dürftige
Saaten. Langsam schleichen trübe Gewässer durch die Flächen, oder kleine Seen,
zwischen leichtwellige Sandufer eingesenkt, sind über das einförmige Land zerstreut.
Wechselt auch zuweilen in tiefer liegenden Strichen festerer Boden mit befferem
Pflanzenwuchs, so kommen dagegen streckenweise tief mit Flugsand bedeckte, alles
Pflanzenlebens unfähige Flächen vor, die selbst der genügsamen Kieser zu dürre
sind, und wo jeder Wind den im Sommer fast glühend heißen Sand zu Wolken
aufjagt. Düster, fast grau, liegt der Himmel bleischwer über dem Sandmeer, trübe
scheint die Sonne durch die Dunstmasse. Oft bedeckt ganze Sommermonate hindurch
Höhenrauch das Firmament. Wirbelsäulen des Flugsandes stürmen über die Sand-
fläche hin, knietief watet Mensch und Pferd in dem heißen Sande, in Staubwolken
*) Die Höhe über dem Meere wird immer senkrecht über der Meeresfläche gerechnet, die man bis unter
den betreffenden Punkt (Berg, Stadt) verlängert denkt.
1855 -
Mainz
: Kunze
- Autor: Schacht, Theodor
- Auflagennummer (WdK): 6
- Sammlung: Geographieschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
Die Oberfläche der Erde.
289
förmig sein, ja die Wellen können in Hügel und Berge ansteigen,
nur müssen sie weite flachere Gegenden zwischen sich haben.
Der Name Plateau wird auch Läugenthälern gegeben, wenn sie von be-
deutender Breite sind, z. B. das von Quito. Hochebenen von sehr großer Aus-
dehnung in Länge und Breite, z. B. Dekan, Iran, Arabien, werden jetzt von
manchen Geographen Tafelländer genannt. Die Hochplatten Deutschlands
sind von geringer Erhebung und Ausdehnung, z. B. die schon oben beschriebenen
in Baiern und Franken; die kastilischen Hochebenen, von Duero und Tajo
durchströmt, haben an und über 2000' Seehöhe, und beträchtliche Ausdehnung.
Noch weiter ausgestreckt ist die Hochplatte der Berberei an der Nordküste
Afrikas und der Süden dieses Welttheils scheint säst aus lauter ungeheuren
mehrere 1000' über dem Meerspiegel gelegenen Flächen und Berglanden zu be-
stehen. — Merkwürdig sind: die Hochplatte Quitos in den Auden, deren
Seehöhe man im Durchschnitt auf 8500', und die von Anahuac mit der
Stadt Mexiko, die man auf 7000' schätzt.
2) Sind aber Berge, Gipfel und Rücken eines hochgelegenen Land-
strichs nahe bei einander und nur durch Sättel, Joche, Schluchten,
Thäler und kleinere Ebenen getrennt, so ist von keiner Hochplattc mehr
die Rede, sondern von Gebirgland; und haben die tiefsten Ein-
senkungen und Thalungen desselben weit über 1000 und mehrere 1000'
Seehöhe, so nennt man sie Hochland, das zum Hochgebirglande
oder Alpenlande wird, wenn beschneite Gipfel aus seinem Kamm
aufragen. Hochland ist z. B. im Riesengebirg und Schwarzwald,
Alpen land in der Schweiz, im Kaukasus, im Himaleh, in den
Anden u. s. w.
Anmerk. Gewöhnlich werden die Höhen der Berggipfel mit einander
verglichen, man muß aber auch die Gesammterhebuug der Gebirge beachten,
indem man die einzelnen darüber emporsteigenden Gipfel und Kuppen wegdenkt.
Bei Massen - und Gruppengebirgen liefern hierzu die Thalungen, bei Gebirgs-
ketten und Rücken die Sättel und Eiusenkungen, die zu Pässen dienen, den
Maßstab. So hat das Plateau des Oberharzes im Durchschnitt etwa 2000, der
Kamm des Thüringerwaldes und des Erzgebirgs etwa eben so viel, der Kamm
des Rieseugebirgs an 3500' Seehöhe; die Hochkarpathen 5 — 6000 und der
Hauptkamm der Alpen 7 — 8000'. Höher ist der Kaukasus, dessen Kamm den
Gipfeln der Karpathen, und noch höher das Himalaya, dessen Kamm gar der
Montblancspitze gleich kommt.
3) Geschlosseue Hoch platte. Man bezeichnet mit diesem
Namen solche ziemlich wagrechte Hochgegenden, deren innere Einsen-
kungen keinen Abzug in Stufen- unv Tiefländer und zum Meere
haben. Seen und Flüsse, die man daselbst antrifft, müssen verdunsten
oder sich im Sande verzehren, weil sie von Gebirgen oder Hochrän-
dern eingefaßt sind.
Schacht'- Geographie 6. Aufl.
19
1903 -
Wittenberg
: Herrosé
- Hrsg.: Polack, Friedrich, Stier, K., Krämer, J. B., Schreiber, B., Rockstroh, J.
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Niedere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Berufliche Bildungsgänge, alle Lernstufen
- Schulformen (OPAC): Ländliche Fortbildungsschule
- Inhalt Raum/Thema: Berufsbildung
- Geschlecht (WdK): Jungen
Xiv. Weite Welt und Wanderung ins Weite.
431
wagerechter Fläche allmählich zu fließen aufhört, sinkt der Schmutz
nieder und bildet Sand- und Schlammablagerungen. Werden diese nie
entfernt, so wird der Hofplatz nach und nach von einer Schlammschicht
vollständig bedeckt werden, — das Urgebirge ist von neuen Erd-
massen überdeckt. In der allerersten Zeit der Urperiode konnte das
natürlich noch nicht geschehen, da die höher gelegenen Gebiete, von
denen herab Schlamm und Sand hätten heruntergespült werden sollen,
selber noch felsenhart waren. Aber im Laufe der Zeit zermürbten die
Einflüsse der Atmosphäre (besonders geschieht das durch Frost und
Hitze) die Gebirge, die der Regen dann immer wieder rein wusch.
Das Abgetragene wurde in die Ebenen und Niederungen oder auch in
die Ozeane geschwemmt, wo im Laufe der Jahrtausende über dem Ur-
gebirge Erdschichten von ungeheurer Mächtigkeit entstanden. Unser
Regenwasser konnte nur das niederschlagen, was es unterwegs mit
sich fortgerissen hatte; die Flüsse und Ozeane führen aber auch
Eigenprodukte mit sich, die sie ablagern können. Es sind das
vor allem die Kalk- und Salz bestandteile des Wassers, wozu noch
die kalkigen Schalen gewisser Tiere kommen. Durch Absetzung derartiger
Stoffe sind die Kalk-, Kreide- und Salz schichtungen und -gebirge
entstanden. — Wir müssen also bei der heutigen Erd-
kruste unterscheiden a) das Urgebirge, b) die durch
das Wasser besorgten Schichtungen, und zwar 1. sandige
und tonige, 2. kalkige, 3. salzige Schichtungen.
Rach drei Jahren kehren wir von einem Aufenthalt in der Fremde
in die Heimat zurück und suchen unseren Hofplatz auf. Wir hatten
gebeten, ihn nicht zu benutzen, auch den auftreibenden Schmutz nicht zu
entfernen. Es hatte sich denn auch eine stattliche Schicht gebildet.
Mit einem kleinen Löffel graben wir in dieselbe hinein. In der oberen
Schicht finden wir ab und zu ein Haferkorn und Haferspreu: Das
Feld muß im letzten Sommer, sagen wir 1894, mit Hafer bestellt ge-
wesen sein. Etwas tiefer suchen wir vergeblich nach irgend welchen
Ernteresten. Die Schicht wird im Winter, als der Acker gepflügt
war, abgesetzt sein. Wieder ein wenig tiefer finden wir hin und
wieder Weizenkörner, sogar eine ganze Weizenähre entdecken wir; wir
sind in der Frühjahrsschicht des Jahres 1893. Dann fehlen wieder
Körner und Spreu, wir sind wieder in einer Winterschicht. Sie hat
aber gegen die frühere eine auffällig hellgraue Farbe. Wir untersuchen
sie und finden, daß sie stark mit Mergel durchsetzt ist. Über die
Ursache sind wir nicht lange im Unklaren: Der Acker muß im Winter
1892 bemergelt worden sein, wobei der Mergel längere Zeit frei liegen
blieb. Roch tiefer bringen wir Rapssaatkörner und -schoten zutage,
ein Beweis, daß das Feld im Sommer 1892 mit Rapssaat bebaut
war. Wir graben weiter und treffen schwärzlich gefärbte Massen.
Bei näherer Untersuchung finden wir, daß sie mit torfartigem Material
durchsetzt sind. Wir schließen, daß der Acker im Winter 1892 wohl
mit Torfstreu bedüngt wurde. Die unterste Schicht hat eine lehmgelbe
1882 -
Hannover
: Hahn
- Autor: Guthe, Hermann, Wagner, Hermann
- Auflagennummer (WdK): 5
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 3 – Sekundarstufe 2, Klassen 9/10/11 – 12/13
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): koedukativ
346
Buch V. Afrika.
bis 1400 Hhm., 75000—80000 Hhkil., betragen1), so daß er dem
Obern See in Nordamerika an Ausdehnung wenig nachgibt. Am
mannigfaltigsten ist die Berglandschast im Westen des Sees gestaltet,
wo neben längern Gebirgsketten auch isolierte Gipfel (vielleicht vulka-
nischer Natur) bis etwa 4000™ steigen sollen. Es ist freilich dieser
Theil des Plateaus noch sehr wenig durchforscht. Nach Stanley sendet
der Alexandra oder Akenyara See, unweit des Nordendes des
Tanganjika, noch einen stattlichen Flußarm dem Ukerewe zu; welchem
Flußgebiet dagegen der Muta Nzige See, der dem Westrand des
Plateaus eingebettet ist, angehört, weiß man gar nicht, denn derselbe
ist nur von einem Punkte seines Ostufers erblickt, so daß seine Gestalt
aus den Karten zur Zeit ganz willkürlich ist2). Nördlich von ihm
liegt der Mwutan oder Albert Nyansa in 700™, nach jetziger
Annahme nur 85 Em)?., 4700 Hhkil., groß3), während man ihn zuerst
bis gegen den Aequator hin ausdehnte. Seine User werden im Westen
noch von 2000™ hohen Bergen gekrönt, deren Rückseite den Abfall
des ostafrikanischen Plateaus gegen das Congobecken darstellt und daher
hier nicht weiter in Betracht kommt. In breiten Terrassen fällt das
Hochland im Norden des Ukerewe ab, welche durch die Katarakte seines
Ausflusses, des Nil, genugsam gekennzeichnet sind. Der Mwutan
See gehört schon einer tiefern Stufe an, doch erst von L adn (465"')'*)
ist der Nil ohne Hemmnisse schiffbar.
Nach Osten und Nordosten scheint das Seengebiet durch breite,
hie und da von einzelnen hohen Gipseln überragte Hochebenen mit
dem Hochland von Abessinien zusammenzuhängen. Auch dort treten
noch größere Seen, wie der B ar ing o S ee, im O. des Ukerewe, auf.
Jedoch wie weit die Hochlandsstreifen sich im Norden, also in das
Ouellgebiet des Sobat vorschiebt, und ob eine Reihe der in den
Indischen Ocean mündenden Flüsse, wie z. B. der bedeutende Dschnba
(Djnba) ihre Quellen noch aus den Abhängen Abessiniens haben, und
dadurch die Landschaften gliedern, welche man nach ihren Bewohnern
kurzweg als Ga lla-Länder zu bezeichnen pflegt, muß heute noch dahin
Leipzig 1878, Bd. 2, S. 552), denn die schon 1868 auf Petermann'schen Karten
auftauchende Zahl von 4308 E. F. ist nichts als eine um 1000' erhöhte Zahl der
Speke'fchen Messung von 1862 (s. Geogr. Mitth. 1865, S. 425). Neuerdings
haben sich Autoritäten wie Hann und Zöppritz für die Zahl 1300 m als Höhe von
Rubaga, Miesaus Residenz am Nordufer des Sees, ausgesprochen (Geogr. Mitth.
1879, S. 65 und 1880, S. 217). Dieser Ort liegt aber nach der Beschreibung
von Stanley u. A. auf einem Berg inmitten eines welligen Hügellandes. Nimmt
man für dessen relative Höhe über dem Seespiegel 100 m an, so folgt für letztere
die Zahl von ca. 1200m, mit welcher die meisten der übrigen Messungen annähernd
stimmen. (Jrrthümlich nimmt Chavanne in seinen mehrfach erwähnten Schriften an,
daß Hann und Zöppritz dem Seespiegel 1300 m Höh» geben.)
1) Meist wird er auf unfern Karten noch nach Stanleys Angaben gezeichnet,
doch haben Spätere letzterem manche Ungenauigkeit in der Uferzeichnung nachgewiesen.
2) Die ganze Gegend im W. des Ukerewe wird zur Zeit (1881) noch nach
der Karte zu Stanley's Reisewerken gezeichnet.
3) S. S. 359 Anm. 2.
4) Der einzige Punkt, dessen Seehöhe aus längern Beobachtungen abgeleitet
werden konnte.
1867 -
Rostock
: Hirsch
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Bürgerschule, Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Mittlere Lehranstalten, Niedere Lehranstalten
- Inhalt Raum/Thema: Deutsche Literatur
405
Wird dem nicht durch Menschenhände gewehrt, so wird nach nicht
gar langen Jahren in einer Beschreibung von Mecklenburg kein
Coventersee mehr zu finden sein.
Wasserbecken, welche nur flach sind, pflegen sich ganz mit Torf
oder Moder zu füllen. Der Torf entsteht aus den Resten voll
Sumpf- und andern Pflanzen, namentlich aus den Faserll liub
Blättern des häufig vorkommenden Torfmooses. Dies Gewächs
hat die Eigenschaft, daß der Stengel jährlich neue Wurzeln treibt,
während die untern Theile der Pflanze absterben und vermodern.
Dadurch wird der Boden unaufhörlich erhöht und zugleich die un-
tere Schicht immer fester zusammengedrückt. Durch den Abschluß
der Luft und durch die Feuchtigkeit fängt die Masse an zu verkohlen,
wie es bei Braun- und Steinkohlen auch der Fall ist, nur mit dem
Uilterschiede, daß die Braunkohle weiter und die Steinkohle aber-
nlals weiter verkohlt ist ,'als der Torf. Alan kann in jedenl Moor
wahrnehmen, wie die Verwandlung vor sich geht. Die obere Schicht
ist noch ein verfilztes Wurzelgewebe; die darunter liegeube ist braun
und torfig, läßt aber noch Wurzel, Stengel und andere Pslanzen-
theile erkennen ; die unterste ist pechschwarz und enthält nur selten
Holztheile, welche der Zerstörung widerstanden haben. Der Torf
führt Sand und andere unverbrennbare Bestandtheile, die er zu-
fällig aufgenommen hat, in ziemlicher Menge, zuweilen bis 40
Procent, mit sich. Diese Theile wiegen schwer und nützen zu
nichts. Man muß deshalb die Güte des Torfes nicht allein nach
der Schwere, wie es oft geschieht , sondern nach der Menge Asche,
die zurückbleibt, abschätzen. Um die unverbrennbaren Theile aus-
zuscheiden , pflegt man die frische Torfmasse in Wasser aufzulösen
und tüchtig umzurühren. Nachdem der Sand ausgeschieden und zu
Boden gesunken ist, werden die bessern Theile in ein Gefäß ge-
schwemmt , damit sie sich ablagern , und schließlich , wenn sie wie
ein Teig geworden sind, gleich den Mauersteinen in Formen ge-
backen. In neuerer Zeit hat man angefangen, alles Unverbrenn-
bare möglichst aus dem Torf zu schlemmen und das Zurückblei-
bende mit Maschinen zu pressen, daß es fest wie ein Stein wird.
Solcher Torf ist so gut, als Holz, aber bis jetzt auch eben so theuer,
als Holz.
Der Moder entsteht hauptsächlich aus den Kalkpanzern uou
Jnfusionsthieren und den Resten einer ganz kleinen kieselhaltigen
Pflanze, welche zu dem Geschlechte der Algen gehört. Er ist ein
Schatz für den Landmann. Doch soll man nicht denken, daß er
unter allen Umständen dem Acker zuträglich sei. Mancher Moder
enthält Schwefeleisen in sich. Wenn dieser über das Feld gestreut
wird, zerstört er den Pflanzenwuchs, so weit er kommt. Wermo-
der anwende,: will, sollte ihn zuvor, wenn er sich nicht selbst darauf
versteht, von einem kundigen Manne untersuchen lassen, ob er auch
zu brauchen ist.
In Torf- und Moderlöchern hat man viele Überreste aus der
Vorzeit unsers Landes gefunden. Manche Geräthe , welche die
Moore bergen, sind kaum einige hundert Jahre alt. Dagegen wei-
se,: die Hörner und Geweihe von Büffeln und Rennthieren theil-
weise hinter die Zeit zurück, da die Slaven in Mecklenburg wohnten.
1855 -
Mainz
: Kunze
- Autor: Schacht, Theodor
- Auflagennummer (WdK): 6
- Sammlung: Geographieschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
288
Die Oberfläche der Erde.
Anmerk. 1. Im Verhältniß zur Dicke der Erdkugel sind solche Höhen
sehr gering, allein für unser Auge, das die Masse des Erdballs nicht damit zu
vergleichen hat, und mehr noch für die Mannigfaltigkeit der Production des
Bodens, für Abwechslung des Climas, für Erzeugung fließender Gewässer, und
deshalb für den Verkehr der Menschen unter einander, von der höchsten Wichtig-
keit. Was wären die Länder ohne die belebenden Flußadern!
Anmerk. 2. Außer den in obigem Verzeichniß mit aufgeführten Vul-
kanen oder Feuerbergen zählt mau auf der Erde noch fast 200. Sie
rauchen gewöhnlich; öfters aber erheben sich Feuersäulen aus ihrem Schlunde
oder Trichter (Crater) und von Zeit zu Zeit werfen sie Asche, Steine und
Ströme glühender geschmolzener Materien (Lawa) ans, wodurch Umgegenden
verwüstet, oft Dörfer und Städte verschüttet werden. Ein donnerähnliches
Getöse geht den Ausbrüchen vorauf. Hernach folgt Ruhe, oft Jahre lang;
doch flammen manche Vulkane unablässig, wie der Berg auf der liparischen
Insel Stromboli nördl. von Sicilien. Merkwürdig ist es, daß mit geringen
Ausnahmen sich die Vulkane in der Nähe des Meers finden, also in Küsten-
ländern und auf Inseln. — In der Lawa trifft man Spuren von Schwefel und
Eisen, und vermuthet, daß ungeheure Lager solcher Stoffe, wie auch von Stein-
kohlen und Alaunschiefer, die sich durch Hinzutritt des Wassers erhitzen, den
unterirdischen Heerd der Vulkane bilden. Auch werden schwefelsaure Salze häufig
in ihrer Nähe gefunden. Wahrscheinlich sind es die eingeschlossenen heißen
Dämpfe, wodurch sich Erd- und Steinarten in jenen glühenden Brei verwandeln,
der als Lawa ansfließt. Uebrigens müssen die gährenden Massen im Innern
von ungeheurer Ausdehnung und ihre Luftentwickelung entsetzlich sein, da die
Ausbrüche gar oft vou Erdbeben begleitet werden. Siehe hernach §. 42.
§. 34. Benennungen der Landstriche nach ihrer höheren und
tieferen Lage.
Oben im 1. Abschnitte ist schon von Gebirg formen, Abda-
chung, Abstufung, Berg-, und Hügelland gesprochen; und im
zweiten sind manche Thal ebenen, z. B. am Rhein und an der
Rhone, Hochebenen z. B. in Baiern, Tiefebenen z. B. in der
Lombardei und llngarn, auch große Flach- und Tiefländer wie
in Rorddeutschlano und in Osteuropa erwähnt worden. Um so kürzer
können wir hier einige Benennungen erörtern, die man den Ländern
ihrer höhern und tiefern Lage und Gestaltung nach zu geben pflegt.
1) Hochebene oder Hochplatte (Plateau) ist ein Landstrich
von geringer oder sanft wechselnder Abdachung, sobald seine Erhebung
überm Meerspiegel beträchtlich ist *). Die Hochebene kann wellen-
*) Das Wort beträch tlich ist immer relativ, darum ist es hier mit Fleiß
gebraucht; es läßt sich kein Minimum für ein Plateau bestimmen, so wenig sich
eine allgemein gültige Höhe zur Unterscheidung von Hügel und Berg festsetzen
läßt. Manche nehmen jedoch 500' als Minimum an.
1864 -
Langensalza
: Greßler
- Autor: Mauer, August
- Auflagennummer (WdK): 4
- Sammlung: Geographieschulbuecher vor 1871
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Völkerkunde?
- Inhalt: Zeit: Geographie
261
Verkettung von Bergen um einander herum; oft auf einem flacheren
Fuße gelagert; bald endlich als ein großes Alpenland mit mehreren
Bergketten, Seitenarmen, Mittel- und Vorgebirgen und mannich-
fachen Gipfeln, einer innerhalb und an der Seite des andern. Bei
allen diesen Gebirgen bemerken wir Thäler, welche von Flüssen durch-
strömt werden, Nebenthäler, deren kleinere Wasserläufe sich in jene
Hauptströme ergießen, oft Terrassen und Hochebenen. So erscheinen
die Alpen, die Pyrenäen, die Gebirge Norwegens, die verschiedenen
deutschen Gebirgssysteme und die Apenninen.
Ganz anders zeigt sich der Aetna. Obgleich von sehr bedeuten-
dem Umfang und Höhe, besteht er doch nur aus einem einzigen
Berge, einer einzigen kegelförmigen Erhöhung der Erdoberfläche,
ohne Kamm, ohne Hochebenen und Terrassen, ja ohne Thäler und
Flüsse. Er ist daher, wenn auf seinen Umfang und seine Höhe Rück-
sicht genommen wird, der einzige seiner Art in Europa.
Sein Umfang beträgt über 20 geographische Meilen, sein Flächen-
inhalt etwas mehr als die Insel Laaland. Die Höhe steigt bis zu
10,500 Fuß auf; er ist also weit höher, als irgend ein Punkt in
dem ganzen nördlichen Europa, höher als die höchsten Spitzen der
Apenninen und der griechischen Gebirge, und eben so hoch wie die
Pyrenäen. Nur die Gipfel der Alpen und einige Punkte der Sierra
Nevada übertreffen ihn an Höhe.
Der Aetna ist durchaus von den übrigen Gebirgen Siciliens
abgesondert: gegen Süden liegt die Ebene von Catania, gegen
Westen und Norden die Flüsse Giaretta und Alcantara, gegen
Osten das Meer. Der Fuß des Berges hat eine rundliche Ge-
stalt, doch ist die Ausdehnung von Norden nach Süden etwas länger,
als von Westen nach Osten. Seine höchste Spitze befindet sich in
der Mitte, und so erhält der ganze Berg die Gestalt eines Kegels.
Die Seiten sind sanfte Abhänge, mit Ausnahme des höchsten Gipfels,
der einen steilen Kegel bildet, welcher in einer trichterförmigen Ver-
tiefung, Krater, endigt, dessen Mündung ungefähr y3 bis V2 geo-
graphische Meile im Umfang hat. Der Aetna bietet kein einziges
Thal dar; die große Vertiefung an der Ostseite, welche den Namen
Vall6 de bue führt, wird von den Seiten eines alten, außerordent-
lich großen Kraters gebildet.
Degegen hat der Aetna mehrere hundert kleine Krater, kegelförmige,
abgesonderte Hügel mit trichterförmigen Vertiefungen. Zwischen diesen
haben im Laufe der Zeit die eingeschlossenen vulkanischen Dämpfe
sich Auswege gebahnt; obgleich indessen verschiedene dieser Krater
an und für sich bedeutend genug sind, so sind sie doch, im Ver-
hältniß zur ganzen Masse, zu klein, um deren Kegelform zu unter-
brechen. Einige liegen weit nach unten, z. B. der Monterossi (aus
welchem der Lavastrom kam, der Catania verwüstete) auf einer Höbe
von 3000 Fuß.
1908 -
Hannover
: Helwing
- Autor: Hüttmann, J. F., Jastram, Heinrich, Feddeler, Gustav, Marten, Adolf, Renner, August
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Realienbuch
- Schultypen (WdK): Mittlere Lehranstalten, Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte, Geographie
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
- Geschlecht (WdK): koedukativ
- Konfession (WdK): offen für alle
18
Grafschaft Schaum bürg, liegt in einem weiten^Mesental der Weser, über
welche hier eine steinerne Brücke führt. Die Bewohner treiben lohnende
Landwirtschaft, Steinhauerei, Zigarren- und Glasfabrikation.
§ Ii» Das Tiefland. 1. Wie es gestaltet ist. Das Land
zwischen Gebirge und Küste ist Tiesland. Es umfaßt zwei Dritteile
unseres Gebietes Die untere Stufe des Tieflandes mit ihren Marschen
ist die Küsten stufe. Sie liegt nur wenige Meter höher, als der
Meeresspiegel. Wenn wir landeinwärts (etwa von Cuxhaven nach
Hannover) wandern, so müssen wir ganz allmählich 50 m steigen. Auf
dem Wege aber werden wir bemerken, daß wir bald auf- bald abwärts
gehen. Das Land ist also nicht eben (wagerecht), wie die Marsch; sondern
bald hebt sich der Boden, bald senkt er sich. Ein solches Land nennt
man wellig oder hügelig. Unser Tiefland ist also ein welliges Hügelland.
2. Wie der Boden beschaffen ist. Der Boden ist nicht mehr
so schwer und fruchtbar, wie der Marschboden. Man bezeichnet ihn
darum im Vergleich zu der Marsch als unfruchtbar (= güst) und nennt
die ganze Stufe die Geeststufe oder kurz die Geest. Der Marschboden
besteht hauptsächlich aus Ton; das Gebirge aus festem Gestein; der
Geestboden aber vorzugsweise aus Sand und Grand, Ton und Torf.
Grand- und Torfboden sind ganz unfruchtbar; reiner Sandboden trägt
magere Frucht; Tonboden, zumal wenn er mit Sand und Kalk ver-
mischt ist, gibt fruchtbares Ackerland. Solchen Boden nennt man Klei-
boden. Kleiboden liegt z. Z. zwischen Deister und Leine, im Hildes-
heimischen und Braunschweigischen. Festes Gestein, wie im Gebirge,
gibts in unserer Geest nur im Kalkberg bei Lüneburg, in der Wingst
zwischen Kehdingen und Hadeln und in den Kamper Höhen bei Stade.
Dagegen finden wir Feuersteine, Kieselsteine und Granitbrocken, teils
auf der Oberfläche, teils im Boden versteckt, in Menge. Und in früheren
Zeiten gabs deren noch viel mehr. Besonders auffallend sind die riesigen
Granitblöcke (Findlingeb wie wir sie z. B. in den Karlssteiuen bei
Osnabrück kennen lernten. Ähnliche Hünengräber sind die 7 Stein-
häuser bei Fallingbostel, das Bülzenbett unweit von Lehe u. a. Tausende
der Findlinge sind zerschlagen und mit Feldsteinen zum Bau von Kirchen
und Mauern, Brückenpfeilern und Straßen verwendet. Auf weite Strecken
der Geest liegt nahe unter der Oberstäche des Bodens der gelblichbraune
Ort st ein. Das ist Sand, der durch Brauneisenstein zusammengekittet
ist. Er ist so hart, daß die Wurzeln der Bäume ihn nicht durchdringen
können. An der Luft zerfällt er. Ortstein, dem nur wenig Sand
beigemengt ist, nennt man Raseneisenstein (Rasenerz). Dieser findet
sich namentlich in sumpfigen Niederungen und an solchen Stellen, wo
eisenhaltiges Wasser nicht abfließen kann. Das Rasenerz wird seit
Jahrhunderten zur Gewinnung von Eisen benutzt. Zwischen Hannover
und Celle hausten einst viele „Waldschmiede", die diese Arbeit betrieben.
1906 -
Breslau
: Hirt
- Autor: Sommer, Fedor
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 3
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte, Schlesien
136
Die schlesischen Landschaften.
Gewinn bringt die Bienenzucht, da die Bienen aus den Blüten des Heide-
krautes gute Nahrung finden. Ohne Fabriktätigkeit und Waldarbeit wäre
heutzutage die Erhaltung der gesamten Bevölkerung nicht möglich. Frauen
und Kinder finden obendrein einen guten Nebenverdienst durch das Sammeln
von Pilzen und Beeren, besonders Blaubeeren, deren Verschleiß ein Zweig
des Großhandels geworden ist.
Die Fabrikbevölkerung findet außerdem noch Arbeit in den Holzstoff-
und Papier-, sowie in den Glasfabriken. Die ersteren sind durch den
Waldreichtum der Gegend und das gleichzeitige Vorhandensein von Wasserkraft
bedingt und finden sich darum entlang den Flüssen, z. B. in Wehrau, Klitsch-
dorf und Sagau am Bober und in Muskau an der Neiße. Glashütten
sind in der Heide ziemlich zahlreich, des Holzes und Quarzsandes wegen, die
hier leicht zu haben sind. Wenn auch jetzt die Glasöfen meist gar nicht mehr
mit Holz, sondern mit Gas geheizt werden, so war doch die erste Anlage
von Glasfabriken an und in der Heide wesentlich bestimmt durch die Nähe
des billigen Holzes. Hier und da, z. B. im Kreise Hoyerswerda, werden
Braunkohlen gegraben.
Der Mittelpunkt der Glasindustrie ist Penzig au der Neiße. Dieses
Dorf, das jetzt 6300 Einwohner zählt, hat einen erstaunlich schnellen Auf-
schwung genommen. Die Gründe dafür find: die Nähe der Heide, die Wasser-
kraft der Neiße und die Lage an der Eisenbahn. Glas- und Eisenhütten,
Holzschleiferen, Schneide- und große Mehlmühlen find hier angelegt worden.
Selbstverständlich kann in den Heidegebieten keine dichte Bevölkerung
bestehen. Tatsächlich gehören sie zu den am wenigsten bevölkerten Strichen
Schlesiens. Im Kreise Hoyerswerda kommen nur 45 Einwohner auf 1 qkm,
die niedrigste Durchschnittsziffer! Über 50 erhebt sich die Durchschnittszahl
nirgends erheblich.
Der Abstammung nach find die Bewohner des überwiegenden Teiles
deutsch. Zwischen der Neiße und der Schwarzen Elster wohnen
Wende».
Es sind ihrer noch etwa 25000, die sich hier mitten zwischen Deutschen
erhalten haben. Sie wohnen gleich ihren Vorfahren meist noch in Block-
häusern, die mit Stroh gedeckt sind. Das Wohnhaus kehrt seine Schmalseite
der Straße 51t. Ihm gegenüber liegen die Scheunen, und eine Mauer oder
hölzerne Tore verschließen das Gehöft. Im Hofe ragt der Ziehbrunnen
hoch empor. Wie alle Slawen, treiben die Wenden eifrig und geschickt Acker-
bau. Noch halten sie au ihrer Volkstracht fest, die bei den Frauen durch
ein buntes Mieder und eine eng anschließende Haube mit breiten Bändern
und einer handbreiten, aufrechtstehenden Spitzenkrause auffällig wird. Die
Wenden find kirchlich gesinnt; in ihren Grüßen, Redensarten und Haus-
gewohnheiten zeigt sich eine altvererbte Frömmigkeit. Trotzdem lieben sie
Gesang und Tanz.
Eine Reihe größerer und kleinerer Orte von Wichtigkeit liegt dem Saume
der Heide entlang.
Die Orte mi der Heide
sind auf der einen Seite von fruchtbarer, oft welliger Gegend umgeben, die
an Naturschönheiten nicht arm ist, auf der andern grenzt an sie die weite,
1911 -
: Crüwell
- Autor: Wolffgarten, Hilar, Herold, Heinrich, Stephan, Reinke, Herold, Theodor
- Sammlung: Lesebuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Mittlere Lehranstalten, Mädchenschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Mittlere Lehranstalten, Mädchenschule
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Mittelschule
- Inhalt Raum/Thema: Deutsche Literatur
- Geschlecht (WdK): Mädchen
299
Winterthur ging der Zlug nach Zrauenfeld, über Rorschach nach Bre-
genz, bei Lindau vorbei wieder heim. Und unten immer Staunen
und Jubel und tosendes Grüßen. Es ist ein großes Herzklopfen. Und
man hat ihnen eine Hoffnung erfüllt, weil sie einen Ziegeszug sehen
konnten.
154. Die Lawinenstürze im Algäuer Hochgebirge.
Von Alois Schmid.
^T^er Frühling pflegt in den Hochtälern des bayrischen Algüus
^ manchmal auf eine eigentümliche Weise seinen Einzug zu hal-
ten. Hat ein Sterblicher je eine klare Vorstellung von dem allen,
was der Lenz im Hochgebirge zu leisten hat, z. B. von den Millio-
nen und Millionen von Zentnern Schnee und Eis, die er fix und
prompt wegschaffen muß? Kein Mensch kann sich dies auch nur
denken. Denn noch nie hat der Fuß eines Erdensohnes zur strengen
Winterzeit die höchsten Regionen dort betreten. Jene Hütten und
Sennereien, wo der Tourist im Sommer, mit dein langen Bergstock
in der Hand, keuchend gern seinen Napf voll kühler Milch leert —
im Winter liegen sie tief begraben unter dichtem Schneemantel!
Aber welches Leben, wenn endlich der Frühling in die Berge
zieht! Wenn jetzt all die Felsen und Terrassen, all die Abstürze
und Berghalden anfangen zu tropfen; wenn gewaltige Schneelehnen
und ungeheure Schneefelder aus einmal beim warmen Hauch des
Frühlings sich lösen, um hinabzustürzen in die Täler! Welch ein
Donner dort oben in den Bergen, dröhnend und krachend wie fernes
Geschützfeuer! Es ist die Lawine, die fürchterliche Tochter des
Hochgebirges.
Im Algäuer Hochgebirge sind es vornehmlich zwei Täler,
welche fast alle Frühlinge von Lawinen heimgesucht werden — das
Spielmannsautal und das Birgsautal. Im ersteren ist es die
Grundlawine und im letzteren die Staublawine, welche schon oft
furchtbare Zerstörungen angerichtet haben. Die Grundlawinen im
Spielmannsautale entstehen im Frühlinge bei erhöhter Temperatur-
Die anhaltende Sonnenwärme löst große Schneefelder von vielen
tausend Quadratmetern auf, unterwühlt sie teilweise, zieht Wasser-
rinnen durch sie und erweicht ihre llnterlage so, daß bei geringer
Veranlassung oft ganze Strecken gleichzeitig ins Rutschen kommen.
Die tieferen Schneefelder hängen sich an und lösen sich leicht vom
erweichten, schwellenden Boden. Alles ballt sich zusammen, reißt
überall neue Schneefelder mit, nimmt Erde, Schutt, Steine, Felsen
fort und donnert stromartig in ungeheuern Massen über die Fels-
1910 -
Dortmund
: Crüwell
- Autor: Herold, Heinrich, Wolffgarten, Hilar, Herold, Theodor, Reinke, Stephan
- Sammlung: Lesebuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Mittlere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Mittlere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Mittelschule
- Geschlecht (WdK): Jungen
284
Winterthur ging der Slug nach Zrauenfeld, über Uorschach nach Bre-
genz, bei Lindau vorbei wieder heim. Und unten immer Staunen
und Jubel und tosendes Grüßen. Es ist ein großes Herzklopfen. Und
man hat ihnen eine Hoffnung erfüllt, weil sie einen Siegeszug sehen
konnten.
148. Die Lawinenstürze im Algäuer Hochgebirge.
er Frühling pflegt in den Hochtälern des bayrischen Algäus
manchmal auf eine eigentümliche Weise seinen Einzug zu hal-
ten. Hat ein Sterblicher je eine klare Vorstellung von dem allen,
was der Lenz im Hochgebirge zu leisten hat, z. B. von den Millio-
nen und Millionen von Zentnern Schnee und Eis, die er fix und
prompt wegschaffen muß? Kein Mensch kann sich dies auch nur
denken. Denn noch nie hat der Fuß eines Erdensohnes zur strengen
Winterzeit die höchsten Regionen dort betreten. Jene Hütten und
Sennereien, wo der Tourist im Sommer, mit dem langen Bergstock
in der Hand, keuchend gern seinen Napf voll kühler Milch leert -
im Winter liegen sie tief begraben unter dichtem Schneemantel!
Aber welches Leben, wenn endlich der Frühling in die Berge
zieht! Wenn jetzt all die Felsen und Terrassen, all die Abstürze
und Berghalden anfangen zu tropfen; wenn gewaltige Schneelehnen
und ungeheure Schneefelder auf einmal beim warmen Hauch des
Frühlings sich lösen, um hinabzustürzen in die Täler! Welch ein
Donner dort oben in den Bergen, dröhnend und krachend wie fernes
Geschützfeuer! Es ist die Lawine, die fürchterliche Tochter des
Hochgebirges.
Im Algäuer Hochgebirge sind es vornehmlich zwei Täler,
welche fast alle Frühlinge von Lawinen heimgesucht werden — das
Spielmannsautal und das Birgsautal. Im ersteren ist es die
Grundlawine und im letzteren die Staublawine, welche schon oft
furchtbare Zerstörungen angerichtet haben. Die Grundlawinen im
Spielmannsautale entstehen im Frühlinge bei erhöhter Temperatur.
Die anhaltende Sonnenwärme löst große Schneefelder von vielen
tausend Quadratmetern auf, unterwühlt sie teilweise, zieht Wasser-
rinnen durch sie und erweicht ihre Unterlage so, daß bei geringer
Veranlassung oft ganze Strecken gleichzeitig ins Rutschen kommen.
Die tieferen Schneefelder hängen sich an und lösen sich leicht vorn
erweichten, schwellenden Boden. Alles ballt sich zusammen, reißt
überall neue Schneefelder mit, nimmt Erde, Schutt, Steine, Felsen
fort und donnert stromartig in ungeheuern Massen über die Fels-
Von Alois Schmid.
1896 -
Leipzig
: Hirt
- Autor: Leite, Rudolf
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Inhalt Raum/Thema: Völkerkunde?
- Geschlecht (WdK): koedukativ
128
2. Mittel- und Südamerika.
Fleisch wird der auf der ganzen Erde berühmte „Fleisch-Extrakt" ge-
wonnen.*)
7. Die Bewohner am Südende des amerikanischen Festlandes wurden
von Magalhaens Patagos, d. h. die Grossfüssigen, genannt, weil sie un-
gewöhnlich grosse Stiefel trugen. **) Diese Bezeichnung hat man auf das
Land übertragen und ihm den Namen Patagonien gegeben. Bild 37 d
lässt die Gestalt der Westküste erkennen. Diese ist im Unterschiede
von der Ostküste sehr gebirgig. Die Anden steigen hier ohne Vorland
unmittelbar am Meere schroff auf, während dieses in Schluchten als
Fjorde tief ins Gebirge eindringt. Hinter der vorderen niedrigeren Berg-
kette erheben sich höhere, die mit ewigem Schnee und gewaltigen
Gletschern bedeckt sind. Gestalt, Klima, geringer Pflanzenwuchs machen
die Westküste Patagoniens unbewohnbar. Die meist hohen und schroffen
Inseln vor derselben sind als abgerissene Stücke der Anden anzusehen.
8. Der weite Raum östlich von diesem Gebirgskamm bis zum At-
lantischen Ocean bildet ein langsam in Terrassen absinkendes Stufen-
land. Der Boden ist hier mit einer dicken Schicht Sand bedeckt. Der
dort herrschende Wassermangel macht das ganze östliche Patagonien
zu einer Wüste. Nur Strandgräser und Salzpflanzen nehmen weite
Strecken ein. Hier und da kommen einzelne Gruppen von niedrigem
Gesträuch vor. Aber je näher dem Meere, desto besser wird das Pflanzen-
kleid der stufenartigen, welligen Ebene. Der Küste entlang giebt es so-
gar Wälder. Auf den Steppen dieser Hochebenen lebt das Lama und
verwandte Thierarten, z. B. das Guanaco. Es sind Wiederkäuer, kleiner
und schwächer als der Hirsch. Diese Tiere werden eingefangen und
als Lasttiere, „Kamele der Anden", benutzt. Wie das Einfangen der
wilden und scheuen Guanacos geschieht, zeigt Bild 73a. Fast nackt,
das lange, grobe Haar über den Schläfen zusammengebunden, auf
schnellen, ungesattelten Pferden, gehen die Patagonier auf die Jagd.
Hierbei sind die Wurfkugeln oder Bolas ihre gefährlichste Waffe. Zwei
oder drei Kugeln aus Stein, Eisen oder Blei werden, jede für sich, in
ein Stück Haut eingenäht und an langen Lederriemen, deren innere
Enden zusammengebunden sind, befestigt. Der Jäger schwingt die Bolas
einigemal über den Kopf und wirft sie mit der grössten Geschicklichkeit
dem Tier, das er fangen will, um den Hals. Die Kugeln schwingen sich
so schnell und so fest um Hals und Beine, dass das Tier vollständig
hilflos niederstürzt und seinem Verfolger zur Beute fällt. Auf eben
diese Weise ist das Guanaco im V. r. die Beute des Jägers zur Linken
geworden.
*) Dr. J. Liebig hat die Bereitung des Fleischextraktes zuerst gelehrt; der
- „Liebigsche Fleischextrakt" hat Weltruf.
**) Die Patagonier gelten als die grösste Menschenrasse.
Druck von Carl Marquart in Leipzig.
1877 -
Leipzig
: Fleischer
- Autor: Lüben, August, Winkler, Florens
- Auflagennummer (WdK): 19
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Schülerbuch
- Schultypen (WdK): Bürgerschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Mittlere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Bürgerschule
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): Jungen
Das Meer. 155
Tiefgang hat, als im Flusse; er läßt das Seewasser nicht bei
100° C., sondern erst bei 104° C. sieden und bei —7° C
gefrieren; er bewirkt mit die beständige Circulation des Was-
sers im Ocean. weil er immer danach strebt, die durch andere
Einflüsse verursachten Störungen seiner gleichförmigen Ver-
Heilung wieder aufzuheben.
2. Die Farbe des Meerwassers ist im offenen Ocean
tiefblau, oft viel dunkler als das Blau des Himmels. In
dieser Grundfarbe treten jedoch oft Aenderungen ein, nament-
lich erblickt man das Meer nicht selten grün in verschiedenen
Abstufungen. Von großem Einflüsse darauf ist die abneh-
mende Tiefe. So erscheint es milchfarben, wo das Senkblei
(Bathometer) bald Grund findet, grünlichgrau oder apfel-
grün über sehr seichten, mit feinem weißen Sandgrunde be-
deckten Stellen, dunkelgrün über gelbem Sande, bräunlich oder
schwärzlich über Klippen, graulich über Schlammgrund. Die
Durchsichtigkeit des Meerwassers ist im Allgemeinen weit größer
als die des Flußwassers, in einigen Gegenden ist dies l>eson-
ders auffällig. Bei Nowaja-Semlja hat man in einer Tiefe
von 155 m die Muscheln auf dem Grunde gesehen; in dem
karaibiscben Meere erkennt man in einer Tiefe von 10 m die
Meerespflanzen und Niedern Thiere fo deutlich, daß man ver-
sucht ist, sie mit Händen zu greifen. In stillen warmen Nach-
ten leuchtet das Meer, wenn es schwach bewegt wird, beson-
ders in der Aequatorialgegend. Die Ursache dieser Erschei-
nung sind hauptsächlich kleine Jnsektenkrebse, Medusen und
Salpen.
3. Die bewegliche Masse des Wassers sucht überall das
Gleichgewicht herzustellen. Die Oberfläche des Oceans richtet
sich also nach der Gestalt der Erde und erreicht ziemlich über-
all die gleiche Höhe oder das gleiche Niveau. Doch giebt es
Ausnahmen, indem die Binnenmeere in der Regel immer
höhern Stand haben, als der offene Ocean, wovon der Grund
in den einmündenden Strömen zu suchen ist. Führen die
letztern dem Binnenmeere mehr Wasser zu, als verdunsten
kann, so strömt der Ueberfluß durch eine Wasserstraße in den
offenen Ocean. Die Ostsee steht z. B. bei Kiel 32 cm höher
als die Nordsee an der Eidermündung.
4. Der Ocean hat eine dreifache Bewegung, a. Die
Wellenbewegung wird durch den Wind hervorgebracht, ist da-
her nach der Stärke desselben verschieden. Besonders bedeut-
sam ist der Unterschied in der Höhe der Meereswellen auf
offener See oder an felsigen Küsten, denn während dort
1831 -
Mainz
: Kunze
- Autor: Schacht, Theodor
- Sammlung: Geographieschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
294
verwandeln, der als Lawa ausflicßt. Uebrigens müssen die gährenden Massen
im Innern von ungeheurer Ausdehnung und ihre Luftentwickelung entsetzlich sein,
da die Ausbrüche gar oft von Erdbeben begleitet werden.
An merk. 2. Der Meerspiegel gilt für das Tiefste der Erdoberfläche.
Doch gibt es in Asten ein Wasser, dessen Küstensaum noch um 300' tiefer liegt,
als der des Oceans, nemlich der große Caspi-See. Von ihm bis zum Da-
wala Giri, findet also eine Erhebung statt von 26700', d. i. über 1'/, M.
tdenn 1 geogr. M. — 23664']. Dies ist in Verhältniß zur Dicke der Erdku-
gel höchst gering, allein für unser Auge, das die Masse des Erdballs nicht da-
mit zu vergleichen hat, und mehr noch für die Mannigfaltigkeit der Production
des Bodens, für Abwechslung des Klimas, für Erzeugung fließender Gewässer,
und deshalb ,ur den Verkehr der Menschen unter einander ist sie von der
höchsten Wichtigkeit. Was wären die Länder ohne die belebenden Flnßadern!
und was die Menschheit, wenn sie nur auf endlosen, schwach bewässerten
Steppen und Wüsten wohnte!
§. 32. Benennungen der Länder nach ihrer höheren und
tieferen Lage.
Oben im 1. Abschnitte ist schon von Ge birg formen, Ab-
dachung, Abstufung, Berg- und Hügelland gesprochen;
und im 2. sind manche Thalebenen, z. B. am Rhein und an
der Rhone, Hochebenen z. B. m Baiern, Tiefebenen z. B.
in der Lombardei und Ungarn, auch große Flach- und Tief-
länder wie in Norddeutschland und Osteuropa erwähnt worden.
Um so kürzer können wir hier einige Benennungen erörtern, die
man den Ländern ihrer Hähern und tiefern Lage und Gestaltung
nach zu geben pflegt.
1) Hochplatte oder Hochfläche ist ein Landstrich von ge-
ringer oder sanft wechselnder Abdachung, sobald seine Erhebung
überm Meerspiegcl beträchtlich ist. Er kann wellenförmig sein, ja
seine Well können in Hügel und Berge ansteigen, nur müssen
sie weite, , chere Gegenden zwischen sich haben.
2) Sind aber Berge, Gipfel und Rücken eines hochgelegnen
Landstrichs nahe bei einander und nur durch Sättel, Joche,
Schluchten, Thäler und kleinere Ebenen getrennt, so ist von keiner
Hochplatte mehr die Rede, sondern von Ge birg land; und ha-
den die tiefsten Einsenkungen und Thalungen desselben weit über
4000 und mehre 1000' Seehöhe, so nennt man sie Hochland,
as zum Hochgebirglande oder Alpeulande wird, wenn
beschneite Gipfel aus seinem Kamm aufragen.
1872 -
Hannover
: Hahn
- Autor: Guthe, Hermann
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten, Gymnasium
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
§. 7. Die Oberflächenformen des Festlandes. 25
punkt fester Körper auf ähnliche Weise von dem auf sie wirkenden Drucke abhängig zu sein scheint, als der Siedepunkt flüssiger. Man hat vielmehr aus astronomischen Gründen es wahrscheinlich gemacht, daß die Erde bis zur Tiese von wenigstens 200 Meilen erstarrt sein müsse. Betrüge aber wirklich die Dicke dieser Hülle nicht mehr als fünf Meilen, so wäre sie verhältnismäßig dünner als die Schale eines Eies. Auch die Abplattung der Erde deutet wenigstens daraus hin, daß die Erde einst flüssig war. Schließlich bietet die Erklärung der vulkanischen Erscheinungen viel weniger Schwierigkeit, wenn man von vorn herein das stete Vorhandensein feurig flüssiger Substanzen im Innern der Erde annimmt.
Die Oberflächenformen des Festlandes. Zwei Gegen- §. sätze treten uns hier entgegen, derjenige von eben und uneben, so wie der von tief und hoch. Die Ebenen können demnach zweierlei Art sein, Tiefebenen und Hochebenen (Plateaus, Tafelländer). Es ist nicht möglich, eine bestimmte Höhe anzugeben, welche diese beiden Naturformen scheide, man kann vielmehr höchstens sagen, daß eine Ebene, die nicht wenigstens 500' im Mittel sich über die Meeresflüche erhebe, kein Plateau sei. Wohl aber gibt es Tiefebenen, die bis zu weit größeren Höhen ansteigen. So erhebt sich z. B. die Ebene des Amazonenstroms von der Küste so allmählich bis zu einer Höhe von fast 1200' am Ostfnße der Kordilleren, daß man sie nothwendig als ein Naturganzes betrachten muß.
Es finden sich Tiefebenen, welche .tiefer als die Meeresfläche liegen, z. B. einzelne Marschbezirke an den Küsten der Nordsee, die Natronseen in Aegypten; besonders aber ist zu nennen die 13500 Dm. große Bodendepression, deren tiefste Stelle das Caspifche Meer, — 78', bezeichnet, und die nordwärts bis in die Gegend zwischen Kasan, 54', und Sarepta, — 36', hinausreicht, während der Aralsee schon 30' über dem Niveau des Schwarzen Meeres liegt. Die tiefste Stelle der Erdoberfläche aber ist in der Jordanspalte der Spiegel des Todten Meeres, — 1230'; schon der Tiberiassee hat — 612'.
Nicht immer sind Tiefebenen völlig flach, vielmehr sind sie häufig wellig, d. h. mit niedrigen Hügeln bedeckt. Die Lombardei eine flache, Norddeutschland im Allgemeinen eine wellige Ebene. Die Hochebenen hat man wohl danach in zwei Abtheilungen gebracht, je nachdem sie als Hochebenen ersten Ranges sich über 4000' erheben oder nicht (s. die Tabelle auf folgender Seite oben). Besser ist es, danach zu fragen, ob sie die Konfiguration eines Landes wesentlich bedingen oder nicht. In diesem Sinne ist z. B. Hochafrika ein Plateau ersten, die Hochebene von Quito ein Plateau zweiten Ranges.
Selten geschieht der Uebergang vom Plateau zur Tiefebene plötzlich und unvermittelt; gewöhnlich sinkt die Hochebene in Terrassen allmählich zur Tiefe ab. Dadurch werden die sog. Stufenländer gebildet, welche nach den mannichfaltigsten Beziehungen die beiden großen Gegensätze vermitteln.
Erhebungen, welche nicht, wie die Tafelländer, ohne Unterbrechung auf weite Strecken hin gehobene Erdräume sind, nennt man Gebirge, ihre einzelnen durch Thäler von einander getrennten Theile heißen Berge. Man unterscheidet Masseugebirge und Kettengebirge, von denen die ersteren Berggruppen sind, welche sich mehr oder weniger symmetrisch um einen Mittelpunkt gruppieren, während bei den letzteren,
1904 -
Trier
: Lintz
- Autor: Kerp, Heinrich
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
Die westlichen Faltengebirge von Nordamerika.
273
Oasen abgesehen, nur wenig ihr Aussehen ändert. Den Boden bedecken vor-
wiegend dürre Gräser, Artemisien, holzige Lupinen, Salzkräuter u. a. grau oder
gelbgrün gefärbte und blattarme Gewächse. Wo sich der wirre Graswuchs
immer mehr zu vereinzelten runden Rasenflecken zusammenzieht, wird die Land-
schaft grauer und gelber, weil die Farbe des Sandes hervorscheint. Aber in
der Ferne tauchen schönere Landschaftsbilder auf. Dort zeigen sich die blauen,
schneestreifigen Alpenberge der Wahsatch-Kette. Bald umgibt uns grünen-
des Pflanzenleben, und wasserreiche Bäche beleben die Täler, denen die Bahn-
linie folgt.
Wo die Berge verschwinden, taucht der Spiegel des Großen Salzsees
vor uns auf. Dann umgibt uns wieder Wüste, deren Öde hier und da eine
Felsklippe oder ein dunkler Wachholderbaum unterbricht. Zuweilen verrät ein
weißer Salzring einen ausgetrockneten Tümpel. Von den bastionartigen Fels-
massen der Humboldt-Kette, die nun erscheinen, genießt man einen weiten
Blick auf dieses eigenartige Bild der Wüste. „Die Atmosphäre ist," nach
Bay ley*), „so klar in diesen Regionen, daß es möglich ist, in die Entfernung
von 95 km so leicht zu sehen, wie anderwärts in die von 30 km. Man sieht
von dieser Höhe Gebirgszug hinter Gebirgszug im 0 und W. Keine entschie-
denen Farben beleben diese Landschaft mit dem mannigfaltigen Reize der grünen
Gebirge im 0 der Vereinigten Staaten; im Vordergründe hat man verschiedene
Abstufungen von Braun, im Hintergrunde von hellem Azur, und die entferntesten
Bergzüge sind blau in blau gezeichnet. Die Täler sind dürr und öde, und von
den Wegen, die sich in ihnen hinwinden, sieht man Staubwolken sich bis zu
300 m in die stille Luft erheben. Nur die weißen Flächen der Salzausblähungen
unterbrechen diese Eintönigkeit; man sieht diese am besten aus der Entfernung.
Für den Reisenden, der sie durchziehen muß und in ihrem beißenden Staube
fast erstickt, haben sie keinen Reiz. Bei Sonnenuntergang ist diese Wüsten-
landschaft am schönsten. Dann nehmen die Berge die glühendsten Farben an,
ihre Massen sind wie mit Gold bestreut, und jeder Cañón, jede Schlucht ist mit
purpurnen Schatten erfüllt.
Auch die Westküste Amerikas ist regenarm, weil sie,
da der Passatwind von No kommt, im Regenschatten liegt, kalte
Strömungen des Meeres aber im Sommer die Regenbildung von W her
unmöglich machen. Es fallen jedoch Winterregen, und die Gebirge
erhalten Steigungsregen, weshalb sie meist gut bewaldet sind.
In Californien wachsen die riesenhaften M a m m u t b ä u m e mit
denen sich nur die Eukalypten Australiens vergleichen lassen.
Im mittlem und südlichen Mexiko wechselt, da diese
Gebiete schon im Bereiche der Tropenregen liegen, eine sommer-
liche Regenzeit und eine winterliche Trockenzeit miteinander
ab. Die Hochebene ist trocken, weshalb ihr Pflanzenwuchs
aus Gewächsen, wie Kakteen, Agaven u. s. w., die lange
Dürren ertragen können, besteht. Der beiderseitige Gebirgs-
abfall ist regenreicher, und die beiden Küstenstreifen
haben ein feucht heißes Tropenklima und infolgedessen ein
sehr üppiges Pflanzenleben. Da die Gegensätze des Klimas
und des Pflanzenlebens, von der Tiefe zur Höhe folgend, auf kurzem
Räume nebeneinander auftreten und daher sehr auffällig werden,
pflegt man in Mexiko das Land in drei Zonen, in die Tierra
caliente oder heiße, Tierra templada oder gemäßigte
und Tierra fria oder kalte Zone einzuteilen. Die Tierra
*) Siehe Oppel, Landschaftskunde.
Kerp, Die Aussereuropäischen Erdteile, 1904.
18
1918 -
Bielefeld [u.a.]
: Velhagen & Klasing
- Autor: Schulze, Hermann, Kahnmeyer, Ludwig
- Auflagennummer (WdK): 13
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Realienbuch
- Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
- Inhalt Raum/Thema: Weltkrieg
- Inhalt: Zeit: 1914-1918
- Geschlecht (WdK): koedukativ
- Konfession (WdK): offen für alle
378
27. Sand und Kies. Was der Kieselstein im großen, das sind Sand und
Kies im kleinen. Der weiße Streusand besteht aus wasserhellen, abgerundeten
Körnchen. Jedes Körnchen ist ein vom Wasser rundgeschliffenes Stückchen Kies
oder Quarz. Der Sand ist dadurch entstanden, daß die Wellen des Meeres
oder reißende Ströme und Gebirgsbäche solche Felsen, die viel Quarz enthielten,
zertrümmert und zu Pulver gerieben haben. Der Kies ist grobkörniger Sand.
28. Sandstein. Zerreibe weichen Sandstein! Es entsteht Sand. Er erscheint
also als eine Verkittung von Sand. Und in der Tat ist er auch nichts anderes.
Er ist nämlich wirklich aus losem Sande entstanden. Der Sandstein bildet oft
zerklüftete Gebirge und kommt hier in säulen- oder quaderförmigen Massen vor.
Man verarbeitet ihn zu Wassertrögen, Wasserrinnen, Schleifsteinen usw. Auch zu
Bildhauerarbeiten und als Baustein findet er Verwendung.
29. Glassabrikation. Den weißen Quarz benutzt man zur Herstellung des Glases.
An sich unschmelzbar, geht er mit Soda und Pottasche schmelzbare Verbindungen ein.
Zur Bereitung des gewöhnlichen Glases braucht man Quarz, Soda und Kalkstein. Man
zerstampft die Materialien zu Pulver und bringt sie abgewogen in feuerfesten Tongefäßen
(Glashäfen) in den Glasofen. Hier steigt die Flamme vom Feuerraume durch ein Rohr
und schlägt gegen die Schmelztiegel. Vor jedem Hafen ist ein Loch in der Mauer,
das durch einen Stein geschlossen werden kann. Bald beginnt der Glassatz zu schmelzen.
Die unreinen Teile schwimmen oben auf als Glasgalle. Von Zeit zu Zeit schöpft sie
der Arbeiter ab. Nach etwa zwölf Stunden ist der Schmelzungsvorgang vollendet. Nun
beginnt die Verarbeitung. Der Glasbläser nimmt dazu ein iy2 m langes eisernes Rohr
(Pfeife) mit hölzernem Mundstücke und taucht es in die geschmolzene Masse. Dabei setzt
sich diese unten an dem Rohre fest. Hierauf zieht er das Rohr heraus, bläst hinein und
treibt, ähnlich wie die Knaben die Seifenblasen, das Glas unter Hin- und Herschwenken
der Pfeife zu einer birnenförmigen Masse auf. Mittels verschiedener Werkzeuge und
durch Einblasen der Glasbirne in hohle Formen gibt er dann dieser Birnenform die ge-
wünschte Gestalt, z. B. die einer Flasche. Will man Fensterglas herstellen, so wird diese
Birnenform sehr erweitert und dann gerollt, bis sie die Form eines Zylinders an-
nimmt. Hierauf wird der Zylinder mit einem glühenden Eisenstabe der Länge nach
aufgeschnitten. Dann kommt er in den Streckofen. Dort erweicht er, breitet sich zu einer
Platte aus und wird mit einem nassen Plättholze vollends glatt gestrichen. Das geformte
Glas wird in besonderen Ofen langsam abgekühlt, da es sonst zu spröde bleibt. Die
Scheiben der Schaufenster und Spiegel werden nicht geblasen, sondern gegossen.
Viii. lialk uncl üon.
30. Dichter Kalkstein, a) Der dichte Kalkstein bildet große Lager in der
Erde, ja, sogar ganze Gebirge, z. B. den Fränkisch-Schwäbischen-Jura. Er ist
ein ziemlich weicher Stein. Ritze ihn mit dem Messer! Es entsteht eine
Schramme. Hierdurch kann man den Kalkstein leicht von dem Kieselsteine unter-
scheiden. Betupfe ihn mit Salzsäure! Er braust auf. Er enthält nämlich
Kohlensäure, die in Bläschen entweicht. Glühe ein Stückchen Kalkstein vor dem
Lötrohre! Er verliert seine Festigkeit und läßt sich zu Pulver zerreiben; denn
durch das Glühen entweicht ebenfalls Kohlensäure, und was übrig bleibt, ist
Kalkerde. Der Kalkstein besteht nämlich aus Kohlensäure (44%) und Kalkerde
(56%). Er heißt deshalb auch kohlensaurer Kalk.
b) Solange noch die Kohlensäure im Kalke enthalten ist, läßt er sich nicht
in einen Brei verwandeln, wohl aber, wenn vorher alle Kohlensäure aus ihm
1863 -
Leipzig
: Teubner
- Autor: Flathe, Theodor
- Sammlung: Geographieschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Gymnasium, Höhere Unterrichtsanstalt
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): Jungen
228
§. 430. Das Bodenrelief Südafrikas.
1) Das Tafelland im Innern Südafrikas ist vorherrschend eine große
Hochebene, die theils Wohl bewässert, zwar meist baumlos, aber mit hohem
Grase bewachsen, sehr fruchtbar und von Menschen ziemlich stark bewohnt und
angebaut; theils wasserlos und mit tiefem Sande oder mit Salzsümpfen be-
deckt, unfruchtbar und ohne alle Vegetation ist, stellenweise jedoch undurch-
dringliches Gebüsch und selbst Wälder enthält (weßhalb man vermuthet,
daß Wasser unter der Oberfläche vorhanden sei 8-427), von Löwen, Antilopen,
Zebras und Straußen, aber nicht von Menschen bewohnt. Die Hochebene im
Norden des Gariep ist eine dürre, aus Wüsten und Steppen bestehende Einöde;
die nördl. daran grenzende Wüste Kalahari eine wagerechte Hochfläche ohne
Quellen und fließendes Wasser, theils mit tiefem Sande, theils mit Büschen
und Wäldern bedeckt. Weiter nördl. finden sich neben Steppen auch fruchtbare
Gegenden. Auf der Scheitelfläche Südafrikas erheben sich nur stellenweise
isolirte Berge in Bergketten. Am höchsten ist, so weit es bis jetzt bekannt,
das Alpengeb. im ^(-zwischen dem 2. nördl. und dem 5.südl. Parallel, dessen
höchste, mit ewigem Schnee bedeckte Gipfel, der Kilimandscharo und der
Kenia 19000 bis 20000 F., die höchsten, bis jetzt bekannten Berge Afrikas
sind. Die Scheitelfläche senkt sich im W, S und 0, wenn nicht überall, doch
meistentheils in 3 durch Randgebirge von einander getrennten Terrassen zum
Meere. Die oberste Terrasse ist ein Theil der Scheitelfläche, die mittlere ein
niedriges Plateau, die untere eine Küstenebene. Das Randgeb. zwischen der
obern und mittlern Stufe ist höher, als das Randgebirge der mittleren und
untern Stufe.
2) Der Westrand reicht vom Alt-Calabar bis zum Gariep. Die West-
grenze bildet der Altcalabar oder die Küstenebene Benin und der atlant. Ocean.
Südwärts bis an den Äquator rechnet man die Küste zu Oberguinea (die
Biafra-Küste); vom Äquator bis zum Cuanene erstreckt sich Unter- oder
Südguinea oder das Land der Bundavölker (Loango, Kongo, Angola
und Bengu ela); vom Cuanene bis zur Walfisch-Bai das Land der Owampo
und Damara, die jedoch nicht bis ans M. reichen, an welchem Rama woh-
nen; dann bis zum Gariep das Land der Groß-Namaqua. An die mehr
oder weniger breite, im 8 ziemlich unbekannte, überall ungesunde Küsten-
ebene lehnen sich ostwärts Meridiangeb., die sich soviel bekannt, im Norden,
der Insel Fernao do Po gegenüber im Camerongeb. (Hochland der Amboser
mit dem Mongama-Loba 13250 F.) und im nördl. davon liegenden Rumby-
geb. (der Qua) am höchsten erheben. Ob überall, wie im Congolande, eine
breite Mittelterrasse vorhanden ist, läßt sich bis jetzt noch nicht bestimmen.
3) Der Südrand oder das Capland vom Gariep bis zum Kei, im
N durch den Gariep und Nu-Gariep, im W durch den atlant., im 8 u. 80
durch den indischen Ocean, im 0 durch das Kaffernland begrenzt, ist am besten
bekannt. Die erste Terrasse oder die 2 bis 15 Meil. breite Küstenebene des
Caplandes ist im Westen sandig und wasserlos, im Süden hügelig und z. Th.
gut bewässert. Auf der zwischen der Tafel- und falschen Bai liegenden Halb-
insel des Vorgeb. der guten Hoffnung ist der 3600 F. hohe Tafelberg bei der
Capstadt. Die 2. Terrasse, die 2000 bis 3000 F. hohe Karroo- (harte) Ebene,