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1. Lesebuch für gewerbliche Unterrichtsanstalten - S. 52

1905 - Wittenberg : Herrosé
52 schlossen. Auf der linken Nheinseite wird vor Öffnung der Wingerte morgens sieben Uhr und zum Schluß abends etwa 6 Uhr das Zeichen mit den Kirchenglocken gegeben. Schüffe und Glockenschläge mischen sich mit dem Jauchzen der heimkehrenden Winzer; das Echo dieses Lebens und Webens hallt in den Bergen wieder; über uns steigen Raketen auf, und bengalisches Feuer beleuchtet unsern Heimweg. Er kommt zur Welt auf sonnigem Stein, hoch über dem Rhein, hoch über dem Rhein, und wie er geboren, da jauchzt überall im Lande Trompeten- und Paukenschall; da wehen mit lustigen Flügeln die Fahnen von Burgen und Hügeln. 34. Die Industrie im Schwarzwalde. In den Waldungen des Schwarzwaldes findet die Bevölkerung seit langer Zeit ihren ergiebigsten Nahrungszweig. Das Kohlen des Holzes, das Teerschwelen und Harzreißen gewährt ihr neben der Flösserarbeit Beschäftigung und Unterhalt, und wer kennt nicht die Schwarzwälder Holzschnitzereien, die von der Kunstfertigkeit der Be- wohner ein redendes Zeugnis ablegen, wer nicht die Holzuhren, die sie kunstreich zu verfertigen wissen? Keine Industrie ist bei den auf- geweckten Söhnen des Gebirges so beliebt als diese, und nichts vermag sie mehr an ihre Heimat zu fesseln als dieser Erwerbszweig. Es ist geschichtlich beglaubigt, daß bereits in den Tagen Rudolfs von Habs- burg das Holzschnitzergewerbe in dem Schwarzwalde blühte, doch hat sich erst in der Mitte des siebzehnten Jahrhunderts die Uhrmacherei ausgebildet. Nur mit einem Zirkel, einer kleinen Säge, einigen kleinen Bohrern und einem Messer wußte man die Gestelle und das Triebwerk der ältesten Holzuhr herzustellen. Ihr Vau war im höchsten Grade einfach, wie wir an einzelnen noch erhaltenen Exemplaren er- sehen. Sie zeigt nur Stunden an und ist nach zwölf Stunden ab- gelaufen; statt des Zifferblattes hat sie einen einfachen Holzring mit darauf geschriebenen Zahlen, und das Gewicht vertritt ein angehängter Stein. Während die Verfertigung der von dem Nürnberger Peter Hele um 1500 erfundenen Taschenuhren sich die Berge des Jura zur Heimat erkor, blieb der Schwarzwald seinen Wanduhren treu; das fleißige Volk schnitzelte in seinen Forsten emsig fort, so daß ganze Wälder, zu Uhren geformt, bald ihren Weg in die weite Welt hinaus- nahmen, anfangs nur getragen auf den Schultern des Uhrmannes, dann schiffladungsweise bis nach Amerika, wo sie die Wohnung des Hinterwäldlers schmückten, bis der betriebsame Iankee nach den Mustern der Schwarzwälder selbst seine Iankee-Clocks zu bauen begann. Ohne Lehrer, bloß auf den Erflndungsgeist der Bauern angewiesen, fristete sich die Schwarzwälder Uhrenindustrie schlecht und recht, behielt aber stets ihren Rang, da sie wenig Mitbewerb zu fürchten hatte und

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1. Das deutsche Vaterland - S. 299

1917 - Leipzig : Wunderlich
— 299 — breitkrämpigem Hut und hohen Wasserstieseln stehen die Flößer auf dem schwimmenden Walde, der sie den Rhein hinab an Städten und Dörfern, Schlössern und Bergen vorüberträgt bis ins ferne Holland, wo die Leute anders reden als wir. Hier in Holland werden die Flöße verkauft. Das Holz wird als Brennholz, als Bauholz oder zum Schiffsbau verwendet. Gar manche Tanne, die früher von den Bergen des Schwarzwaldes hinausgeschaut hat in die weite Welt, geht dann als Mastbaum auf mächtigem Seeschiff in ferne Länder. Die Flößer aber kehren mit der Eisenbahn in ihre Heimat zurück, um bald darauf auf einem neuen Floß wieder den Rhein hinabzuschwimmen. Freilich ist die Flößerei im Schwarzwalde stark im Rückgange begriffen. Wohl schlägt und verkauft man auch heute noch jährlich für viele Millionen Mark Holz in den Tälern und auf den Höhen des Gebirges, aber man benutzt jetzt zur Abfuhr meist die Straßen, die auch in abseits liegende Wälder gebaut sind, und die Eisenbahnen, die den Schwarzwald nach allen Seiten durchziehen. 3. Auch Köhler gibt es im Schwarzwald in großer Zahl. Oben auf den Bergen oder unten im Tale haben sie ihren Meiler erbaut, von dem bläulicher Rauch emporwirbelt oder dicker Qualm aufsteigt, wenn der rußige Mann mit seinem Schürbaum Löcher in den Mantel stößt. 4. Ferner fehlt es auch nicht an Harzscharrern und Pech- siedern im Schwarzwalde, die mit scharfem Eisen die Rinde der Nadel- bäume anreißen, um das goldgelbe Blut der Bäume, das Harz, zu gewinnen und daraus Pech zu bereiten für Schuhmacher, Böttcher oder Schiffer. 5. Weiter stellt man aus dem Holze der Nadelbäume auch A^ustk- instrumente und Holzgercite her. Die Musikinstrumente des Schwarzwaldes gehen — ähnlich wie die aus Markneukirchen und Klingenthal im Erzgebirge — in alle Welt. 6. Endlich fertigt man auch Uhren im Schwarzwald. Man stellt nicht allein ganz einfache Wanduhren her, die für Bauernstuben bestimmt sind, fast ganz aus Holz bestehen und sogar hölzerne Räder besitzen, sondern auch künstlichere und zierlichere Werke. So stammen z. B. die niedlichen Pendeluhren, die ein hübsches Porzellanzifferblatt auszuweisen haben, und die allen wohlbekannten Kuckucksuhren aus dem Schwarz- Walde. Jährlich gehen viele hundert Kisten mit Uhren *) aus den stillen Dörfern des Schwarzwaldes hinaus in die Ferne. Jeder kauft gern *) Jährlich werden im Schwarzwald über 2 Millionen Uhren verfertigt. — Die Uhrenindustrie des Schwarzwaldes reicht mit ihren Anfängen bis in die Zeiten des 30 jährigen Krieges zurück. Die ersten Uhren — es sind einige Exemplare erhalten geblieben — waren freilich sehr einfach. Die Stelle des Zifferblattes der- trat ein Holzring mit aufgeschriebenen Stunden, die des Gewichts ein angehängter Stein. Das Triebwerk bestand aus Holz. Eine solche Uhr war nach 12 Stunden abgelaufen. Zu ihrer Herstellung brauchte man nur einen Zirkel, eine kleine Säge, einige kleine Bohrer und ein Messer.

2. Das deutsche Vaterland - S. 245

1912 - Leipzig : Wunderlich
— 245 — worden sind, in die Gebirgsbäche, die schäumend und brausend von der Höhe durchs tiefe Tal hinab zum Rheine oder zum Neckar rauschen. Dort, wo die Bäche in den Strom münden, werden die Stämme mit Hilse von Ketten und eisernen Klammern zu einem Floß verbunden. Zunächst werden kleine Flöße zusammengestellt und diese dann wieder zu einem großen Floße vereinigt. Die auf dem Rheine stromabwärts schwimmenden Flöße sind dann oft so groß, daß 30 bis 40 Personen zum Lenken nötig sind. In roter Weste, weißen Hemdärmeln, mit breitkrämpigem Hut und hohen Wasserstiefeln stehen die Flößer aus dem schwimmenden Walde, der sie den Rhein hinab an Städten und Dörfern, Schlössern und Bergen vorüberträgt bis ins ferne Holland, wo die Leute anders reden als wir. Hier in Holland werden die Flöße verkauft. Das Holz wird als Brennholz, als Bauholz oder zum Schiffsbau verwendet. Gar manche Tanne, die früher von den Bergen des Schwarzwaldes hinansgeschaut hat in die weite Welt, geht dann als Mastbaum aus mächtigem Seeschiff in ferne Länder. Die Flößer aber kehren mit der Eisenbahn in ihre Heimat zurück, um bald darauf auf einem neuen Floß wieder den Rhein hinabzuschwimmen. 3. Auch Köhler gibt es im Schwarzwald in großer Zahl. Oben auf den Bergen oder unten im Tale haben sie ihren Meiler erbaut, von dem bläulicher Rauch emporwirbelt oder dicker Qualm aufsteigt, wenn der rußige Mann mit seinem Schürbaum Löcher in den Mantel stößt. 4. Ferner fehlt es auch nicht an Harzscharrern und Peel)- siedern im Schwarzwalde, die mit scharfem Eisen die Rinde der Nadel- bäume anreißen, um das goldgelbe Blut der Bäume, das Harz, zu gewinnen und daraus Pech zu bereiten für Schuhmacher, Böttcher oder Schiffer. 5. Weiter stellt man aus dem Holze der Nadelbäume auch Musik- instrumente und Holzgercite her. Die Musikinstrumente des Schwarzwaldes gehen — ähnlich wie die aus Markneukirchen und Klingenthal im Erzgebirge — in alle Welt. 6. Endlich fertigt man auch Uhren im Schwarzwald. Mau stellt nicht allein ganz einfache Wanduhren her, die für Bauernstuben bestimmt sind, fast ganz aus Holz bestehen und sogar hölzerne Räder besitzen, sondern auch künstlichere und zierlichere Werke. So stammen z. B. die niedlichen Pendeluhren, die ein hübsches Porzellanzifferblatt aufzuweisen haben, und die allen wohlbekannten Kuckucksuhren aus dem Schwarz- walde. Jährlich gehen viele hundert Kisten mit Uhren J) aus den stillen Jährlich werden im Schwarznwld über 2 Millionen Uhren verfertigt. — Die Uhrenindustrie des Schwarzwaldes reicht mit ihren Anfängen bis in die Zeiten des 30 jährigen Krieges zurück. Die ersten Uhren — es sind einige Exemplare erhalten geblieben — waren freilich sehr einfach. Die Stelle des Zifferblattes ver- trat ein Holzring mit aufgeschriebenen Stunden, die des Gewichts ein angehängter Stein. Das Triebwerk bestand aus Holz. Eine solche Uhr war nach 12jstuuden abgelaufen. Zu ihrer Herstellung brauchte man nur einen Zirkel, eine kleine Säge einige kleine Bohrer und ein Messer.

3. Bilder aus dem Deutschen Reiche - S. 65

1890 - Gotha : Behrend
Der Schwarzwald und seine Bewohner. 65 die Bäume auf den Riesen ihre Fahrt beginnen, sieht man dort die Berge brennen. Jene brennenden Berge sind eine Folge der eigentüm- lichen, auch im Odenwald verbreiteten Waldwirtschaft, die nur Düngung durch Aschenbildung sowie die Zerstörung vieles Unkrauts bezweckt, indem den Stöcken und Wurzeln des Holzes dadurch kein Schaden ge- schieht. Eichen, Haseln, Birken und anderer Stockschlag bilden den Bestand, der alle 15—20 Jahre abgetrieben wird. Die Eichen werden im Frühling geschält, um die Lohe zu benutzen, geeignete Hasel- und Birkenruten zu Reisen und Seilen ausgesucht; alles dünne Reis mit dem Laube bleibt an Ort und Stelle liegen, um während des Sommers zu trocknen. Im September beginnt das Anzünden; 4—5 Männer mit langen Stangen und Haken wälzen die Feuerwelle nach und nach den ganzen Berg herab. Da im Kinzigthal und seinen Seitenthälern all die Abhänge der Granitkuppen mit Niederwald bedeckt sind und der Prozeß des Abbrennens sich in regelmäßigen Zeiträumen für jede Stelle wiederholt, so ist es begreiflich, daß zur Brennzeit allerorten Flammen auflodern und Rauch emporsteigt, der zuweilen als ein feiner, bläulicher Dunst alle Thäler durchzieht. In den Waldungen findet die Schwarzwälder Bevölkerung seit langer Zeit ihren ergiebigsten Nahrungszweig. Das Kohlen des Holzes, das Teerschwelen und Harzreißen gewährt ihr neben der Flößerarbeit Beschäftigung und Unterhalt, und wer kennt nicht die Schwarzwälder Holzschnitzereien, die von der Kunstfertigkeit der Bewohner ein redendes Zeugnis ablegen? wer nicht die Holzuhren, die sie kunstreich zu ver- fertigen wissen? Keine Industrie ist bei den aufgeweckten Söhnen des Gebirges so beliebt als diese, und nichts vermag sie mehr an ihre Heimat zu fesselu als dieser Erwerbszweig. Die Uhrenfabrikation, hauptsächlich in den badischen Amtsbezirken Triberg, Neustadt, Villingen und Hornberg heimisch, beschäftigte im Jahre 1308 etwa 1000 Uhrmacher, 3000 Nebenarbeiter und 900 Händler; die Zahl der gefertigten Uhren wurde auf 200.000 Stück zu einem Wert von 300,000 Gulden geschützt. Eine von der badischen Regierung 1847 veranstaltete Zählung ergab 1568 Uhrmacher, 2566 Gehilfen ohne die Frauen und Kinder, welche bei manchen Arbeiten mithelfen. Zum Verkauf der Uhren hatte der Verfertiger, der in der Haupt- fache doch Landwirt blieb, nur wenig Gelegenheit; es bedurfte not- wendig eines Zwischenhändlers, der von den zerstreut wohnenden Uhr- machern die einzelnen Arbeiten zusammenkaufte und sie im großen oder kleinen wieder an auswärtige Abnehmer lieferte. Mit dem Empor- wachsen der Industrie fanden sich auch solche Zwischenhändler, die den Namen „Packer" führen, sie bemächtigten sich bald des ganzen Uhren- Handels und kauften bei den Verfertigern zu geringen Preisen ein; und da sie nun den Handel ganz in ihren Händen hatten, so war es ihnen ein Leichtes, die Preise herabzudrücken und die Uhrmacher ihnen gegen- über in ein vollkommenes Abhängigkeitsverhältnis zu bringen, so daß Meyer, Lesebuch der Erdkunde Iii. 5

4. Lesebuch für gewerbliche Fortbildungsschulen - S. 369

1900 - Essen : Baedeker
369 Wasser. Kreischend arbeitet die Sägemühle im stillen Thalgrunde, und ver- einzelte Bauernhäuser stehen auf grünem Wiesenplan. Eigenartig ist die Bau- art des Schwarzwälder Hauses. Sein langgestrecktes, bemoostes Dach senkt sich nach der einen Seite hin tief auf den Boden hinab. Oben liegt die Scheune und die Tenne; darunter und über den Köpfen der Bewohner und den dicht daneben eingestallten Haustieren wird ein- und ausgefahren und gedroschen. Die starken Stämme der Schwarzwaldtanne tragen die über den Wohnräumen und Stallungen ruhende Last. Abermals verengt sich das Thal. Neben uns keucht der Dampfwagen aufwärts, der das Zahnrad zu Hilfe nehmen muss, um die starken Steigungen zu überwinden. Die Landstrasse zwängt sich an jähen Felswänden vorüber, und in düsterer Kluft bricht sich der Bach seinen Weg durch die festen Gebirgsschichten. Sobald die Durchbruchsschlucht hinter uns liegt, verändert sich das Bild. In einem anmutigen, weiten Hochthal breitet sich in märchen- hafter Stille der tiefdunkle Titisee aus, aus dessen Spiegel geheimnisvoll die Schatten der düsteren Berge herausschauen. Ähnlich wie das Dreisamthai führt auch das Thal der Kinzig den Wanderer an stets wechselnden Thalbildern vorüber in das Herz des Gebirges. Bei dem 650 Meter hoch gelegenen Städtchen Triberg bildet die wilde Gutach die berühmten Triberger Wasserfälle. Aus einer Höhe von 170 Metern tost die Wassermasse in sieben Absätzen herab. Hohe Tannen auf nackten Felsen bilden den Rahmen dieses schönsten Wassersturzes der deutschen Gaue, und zwischen dem rauschenden Tosen erklingen die Glocken weidender Herden. Vor und hinter Triberg durchfährt die berühmte Schwarzwald- bahn mit ihren Tunneln und Kehren, Überbrückungen und prächtigen Fern- sichten die reizvollsten Strecken. 2. Triberg ist die Wiege und der Hauptsitz eines wichtigen Erwerbs- zweiges der Schwarzwälder. Fast an jedem Fenster sind die bekannten zierlichen Schwarzwälder Uhren und andere kunstvolle Holzschnitzereien aus- gestellt. Ums Jahr 1730 lebte in dem Dörfchen Schön wähl bei Triberg ein geschickter Mann, Namens Franz Ketterer, der einfache, aber derbe, haltbare und sehr billige Uhren aus Holz herzustellen wusste. Unbekannt war in den entlegenen Thälern des Schwarzwaldes damals die Uhr nicht. Die Klöster hatten schon grosse Turmuhren, deren Stunden Schläge weithin durch die stille Gegend hallten. Den Mönchen liess die Langeweile ihrer Zelle Zeit genug, kunstvollere Uhren nach Gelehrtenart auszusinnen, und selbst manchem Bauer gelang es, ein einfaches Uhrwerk aus Holz zu stände zu bringen. Indessen waren dies alles nur Spielereien und Liebhabereien; Franz Ketterer in Schönwald dagegen legte sich auf die Anfertigung von Uhren, um mit ihnen Handel zu treiben. Wenn er aber solche in Menge an seine Landsleute verkaufen wollte, so mussten sie billig sein, und dazu war die höchste Einfachheit in Stoff und Bau erforderlich. So bestand denn die erste Ketterersche Uhr ganz aus Holz; nur die Gewichte waren aus Eisen; sie zeigte auch nur die Stunden und war in einem halben Tage abgelaufen, ein Schlagwerk gab es nicht. Aber die Waldbewohner waren überglücklich; als sie mit solch einer Uhr ihre Wohnung ausstatten konnten; jeder wollte jetzt eine solche Holzuhr haben, und Ketterer musste sich nach helfenden Händen umsehen. Jetzt schnitzten die Bauern in Schönwald an den Feier- und Winterabenden Balken und Rädchen für die Uhrmaschine, statt wie Hcinecke, Lesebuch für gewerbliche Fortbildungsschulen. 24

5. Lesebuch für gewerbliche Fortbildungsschulen - S. 280

1912 - Essen Berlin : Bachmann Baedeker
280 Land und Leute im Schwarzwald. steigen von den Bergen herab; ihre stolzen, schlanken Gestalten stehen dicht geschart auf dem Talboden und umschatten das brausende Wasser. Kreischend arbeitet die Sägemühle im stillen Talgrunde, und vereinzelte Bauern- häuser stehen auf grünem Wiesenplan. Eigenartig ist die Bauart des Schwarz- wälder Hauses. Sein langgestrecktes, bemoostes Dach senkt sich nach der einen Seite hin tief auf den Boden hinab. Oben liegt die Scheune und die Tenne; darunter und über den Köpfen der Bewohner und den dicht daneben eingestallten Haustieren wird ein- und ausgefahren und gedroschen. Die starken Stämme der Schwarzwaldtanne tragen die über den Wohnräumen und Stallungen ruhende Last. Abermals verengt sich das Tal. Neben uns keucht der Dampfwagen aufwärts, der das Zahnrad zu Hilfe nehmen muß, um die starken Steigungen zu überwinden. Die Landstraße zwängt sich an jähen Felswänden vorüber, und in düsterer Kluft bricht sich der Bach feinen Weg durch die festen Gebirgsschichten. Sobald die Durchbruchsschlucht hinter uns liegt, verändert sich das Bild. In einem anmutigen, weiten Hochtal breitet sich in märchen- hafter Stille der tiefdunkle Titisee aus, aus dessen Spiegel geheimnisvoll die Schatten der düsteren Berge herausschauen. Ähnlich wie das Dreisamtal führt auch das Tal der Kinzig den Wanderer an stets wechselnden Bildern vorüber in das Herz des Gebirges. Bei dem 650 Meter hoch gelegenen Städtchen Triberg bildet die wilde Gutach die berühmten Triberger Wasserfälle. Aus einer Höhe von 170 Metern tost die Wassermasse in sieben Absätzen herab. Hohe Tannen auf nackten Felsen bilden den Rahmen dieses schönsten Wassersturzes der deutschen Gaue, und zwischen dem rauschenden Tosen erklingen die Glocken weidender Herden. Vor und hinter Triberg durchführt die berühmte Schwarzwaldbahn mit ihren Tunneln und Kehren, Überbrückungen und prächtigen Fernsichten die reiz- vollsten Strecken. 2. Triberg ist die Wiege und der Hauptsitz eines wichtigen Erwerbs- zweiges der Schwarzwälder. Fast an jedem Fenster sind die bekannten zier- lichen Schwarzwälder Uhren und andere kunstvolle Holzschnitzereien ausgestellt. Ums Jahr 1730 lebte in dem Dörfchen Schönwald bei Triberg ein geschickter Mann, namens Franz Ketterer, der einfache, aber derbe halt- bare und sehr billige Uhren aus Holz herzustellen wußte. Unbekannt war in den entlegenen Tälern des Schwarzwaldes damals die Uhr nicht. Die Klöster hatten schon große Turmuhren, deren Stnndenschläge weithin durch die stille Gegend hallten. Den Mönchen ließ die Langeweile ihrer Zelle Zeit genug, kunstvollere Uhren anszusinnen, und selbst manchem Bauer gelang es, ein einfaches Uhrwerk aus Holz zustande zu bringen. Indessen waren das alles nur Spielereien und Liebhabereien; Franz Ketterer in Schönwald dagegen legte sich auf die Anfertigung von Uhren, um mit ihnen Handel zu treiben. Wenn er aber solche in Menge an seine Landsleute verkaufen wollte, so mußten sie billig sein, und dazu war die höchste Einfachheit in Stoff und Bau erforderlich. So bestand denn die erste Uhr Ketterers ganz aus Holz; nur die Gewichte waren aus Eisen; sie zeigte auch nur die Stunden und war in einem halben Tage abgelaufen; ein Schlagwerk gab es nicht. Aber die Waldbewohner waren überglücklich, als sie mit einer solchen Uhr ihre Wohnung ausstatten konnten; jeder wollte eine solche Holzuhr haben, und Ketterer mußte sich nach helfenden Händen umsehen. Jetzt schnitzten die Bauern in Schöuwald an den Feier- und Winterabenden Balken und Rädchen

6. Lesebuch für gewerbliche Fortbildungsschulen - S. 280

1907 - Essen Berlin : Bachmann Baedeker
280 Land und Leute im Schwarzwald. steigen von den Bergen herab; ihre stolzen, schlanken Gestalten stehen dicht geschart ans dem Talboden und umschatten das brausende Wasser. Kreischend arbeitet die Sägemühle im stillen Talgrunde, und vereinzelte Bauern. Häuser stehen auf grünem Wiesenplan. Eigenartig ist die Banart des Schwarz- wälder Hauses. Sein langgestrecktes, bemoostes Dach senkt sich nach der einen Seite hin tief ans den Boden hinab. Oben liegt die Scheune und die Tenne; darunter und über den Köpfen der Bewohner und den dicht daneben eingestallten Haustieren wird ein- und ausgefahren und gedroschen. Die starken Stämme der Schwarzwaldtanne tragen die über den Wohnräumen und Stallungen ruhende Last. Abermals verengt sich das Tal. Neben uns keucht der Dampfwagen aufwärts, der das Zahnrad zu Hilfe nehmen muß, um die starken Steigungen zu überwinden. Die Landstraße zwängt sich an jähen Felswänden vorüber, und in düsterer Kluft bricht sich der Bach seinen Weg durch die festen Gebirgsschichten. Sobald die Durchbruchsschlacht hinter uns liegt, verändert sich das Bild. In einem anmutigen, weiten Hochtal breitet sich in Märchen- Hafter Stille der tiefdunkle Titisee aus, aus dessen Spiegel geheimnisvoll die Schatten der düsteren Berge herausschauen. Ähnlich wie das Dreisamtal führt auch das Tal der Kinzig den Wanderer an stets wechselnden Bildern vorüber in das Herz des Gebirges. Bei dem 650 Meter hoch gelegenen Städtchen Triberg bildet die wilde Gutach die berühmten Triberger Wasserfälle. Aus einer Höhe von 170 Metern tost die Wassermasse in sieben Absätzen herab. Hohe Tannen auf nackten Felsen bilden den Rahmen dieses schönsten Wassersturzes bei deutschen Gaue, und zwischen dem rauschenden Tosen erklingen -die Glocken weidender Herden. Vor und hinter Triberg „durchfährt die berühmte Schwarzwaldbahn mit ihren Tunneln und Kehren, Überbrückungen und prächtigen Fernsichten die reiz- vollsten Strecken. 2. Triberg ist die Wiege und der Hauptsitz eines wichtigen Erwerbs- zweiges der Schwarzwälder. Fast an jedem Fenster sind die bekannten zier- lichen Schwarzwälder Uhren und andere kunstvolle Holzschnitzereien ausgestellt. Ums Jahr 1730 lebte in dem Dörfchen Schönwald bei Triberg ein geschickter Mann, namens Franz Ketterer, der einfache, aber derbe halt- bare und sehr billige Uhren aus Holz herzustellen wußte. Unbekauutwar in den entlegenen Tälern des Schwarzwaldes damals die Uhr nicht. Die Klöster hatten schon große Turmuhren, deren Stundenschläge weithin durch die stille Gegend hallten. Den Mönchen ließ die Langeweile ihrer Zelle Zeit genug, kunstvollere Uhren auszusiunen, und selbst manchem Bauer gelang es, ein einfaches Uhrwerk aus Holz zu stände zu bringen. Indessen waren dies alles nur Spielereien und Liebhabereien; Franz Ketterer in Schönwald dagegen legte sich auf die Anfertigung von Uhren, um mit ihnen Handel zu treiben. Wenn er aber solche in Menge an seine Landsleute verkaufen wollte, so mußten sie billig sein, und dazu war die höchste Einfachheit in Stoff und Bau erforderlich. So bestand denn die erste Uhr Kelterers ganz aus Holz; nur die Gewichte waren ans Eisen; sie zeigte auch nur die Stunden und war in einem halben Tage abgelaufen; ein Schlagwerk gab es nicht. Aber die Waldbewohner waren überglücklich, als sie mit einer solchen Uhr ihre Wohnung ausstatten konnten; jeder wollte eine solche Holzuhr haben, und Ketterer mußte sich nach helfenden Händen umsehen. Jetzt schnitzten die Bauern in Schönwald an den Feier- und Winterabenden Balken und Rädchen

7. Lesebuch für gewerbliche Fortbildungsschulen - S. 278

1903 - Essen : Baedeker
278 Land und Leute im Schwarzwald. berühmten Triberger Wasserfälle. Aus einer Höhe von 170 Metern tost die Wassermasse in sieben Absätzen herab. Hohe Tannen auf nackten Felsen bilden den Rahmen dieses schönsten Wasserstnrzes der deutschen Gaue, und zwischen dem rauschenden Tosen erklingen die Glocken weidender Herden. Vor und hinter Triberg durchführt die berühmte Schwarzwaldbahn mit ihren Tunneln und Kehren, Überbrückungen und prächtigen Fernsichten die reiz- vollsten Strecken. 2. Triberg ist die Wiege und der Hauptsitz eines wichtigen Erwerbs- zweiges der Schwarzwälder. Fast an jedem Fenster sind die bekannten zier- lichen Schwarzwülder Uhren und andere kunstvolle Holzschnitzereien ausgestellt. Ums Jahr 1730 lebte in dem Dörfchen Schönwald bei Triberg ein geschickter Mann, namens Franz Keckerer, der einfache, aber derbe halt- bare und sehr billige Uhren aus Holz herzustellen wußte. Unbekannt war in den entlegenen Tälern des Schwarzwaldes damals die Uhr nicht. Die Klöster hatten schon große Turmuhren, deren Stundenschläge weithin durch die stille Gegend hallten. Den Mönchen ließ die Langeweile ihrer Zelle Zeit genug, kunstvollere Uhren ausznsinnen, und selbst manchem Bauer gelang es, ein einfaches Uhrwerk aus Holz zu stände zu bringen. Indessen waren dies alles nur Spielereien und Liebhabereien; Franz Keckerer in Schönwald dagegen legte sich auf die Anfertigung von Uhren, um mit ihnen Handel zu treiben. Wenn er aber solche in Menge an seine Landsleute verkaufen wollte, so mußten sie billig sein, und dazu war die höchste Einfachheit in Stoff und Bau erforderlich. So bestand denn die erste Uhr Ketterers ganz aus Holz; nur die Gewichte waren aus Eisen; sie zeigte auch nur die Stunden und war in einem halben Tage abgelaufen; ein Schlagwerk gab es nicht. Aber die Waldbewohner waren überglücklich, als sie mit einer solchen Uhr ihre Wohnung ausstatten konnten; jeder wollte eine solche Holzuhr haben, und Keckerer mußte sich nach helfenden Händen umsehen. Jetzt schnitzten die Bauern in Schönwald an den Feier- und Winterabenden Balken und Rädchen für die Uhrmaschine, statt wie bisher Kochlöffel. Bald gab es auch mehrere Uhrmacher, die miteinander wetteiferten, um es durch Verbesserungen einander zuvorzutun; Franz Ketterer wußte sich jedoch an der Spitze der Uhrenindustrie zu behaupten. Er brachte es zu stände, daß die Uhrwerke 24 Stunden im Gange blieben; sie schlugen die Stunden und sogar die Viertel, ja er ließ daran angebrachte Figuren ihr kurzweiliges Spiel treiben, an dem sich jung und alt ergötzte. Eine sehr glückliche Erfindung Ketterers war auch die Kuckucksuhr, die sehr viel dazu beigetragen hat, die Schwarzwülder Ühren allgemein beliebt zu machen. Ums Jahr 1750 wurden die hölzernen Getriebe und Rüder durch Draht und Messing ersetzt, und es gab bereits Uhren, die 8 Tage lang gingen. Groß und klein fand durch die Uhrenfabrikation Be- schäftigung; der eine machte diesen, der andere jenen Teil, und erfahrene Arbeiter setzten das Ganze zusammen. Auch Nebenindustrieen entstanden, z. B. das Bemalen und Lackieren der Zifferblätter. Die glänzendste Zeit der Schwarzwälder Uhrenindustrie fiel in das erste Drittel des 19. Jahrhunderts; von da an aber nahm der Verdienst ab. Der Zwischenhandel hatte die Preise zu sehr herabgedrückt und den Leuten die Lust an der Arbeit genommen; die Formen waren veraltet, die Werke wurden leichtfertig gearbeitet, und die nach Amerika ausgewanderten Schwarzwälder, die dort die heimische Beschäftigung wieder aufgenommen hatten, trugen auch dazu bei, den alten Erwerbszweig lahm zu legen.

8. Das Deutsche Reich - S. 24

1907 - Trier : Stephanus
— 24 — flößbar gemacht, so daß auf ihnen zur Zeit der Wasserfülle die längsten Tannenstämme zum Rheine gebracht werden können. Zu dem Ende werden die geschälten und an den Enden durchbohrten Stämme mit gedrehten Haselruten zu Gestöreu zusammengebunden und in die Gebirgs- bäche geworfen. Das Wasser trägt sie dann weiter von Ort zu Ort. Die längsten Gestöre sind oft über 30 m lang. 20 bis 30 derselben verbindet man zu einem 700 bis 900 in langen Floße. Oft sind 30 bis 40 Personen zum Lenken eines solchen nötig. Nicht selten fahren auch Knaben mit, welche, die Gefahren nicht achtend, das Geschäft eines Flößers schon in der Jugend lernen wollen. In roter Weste, weißen Hemdärmeln, mit breitkrämpigem Hut und hohen Wasserstiefeln stehen die Flößer auf dem schwimmenden Walde, der sie an Städten und Dörfern, Bergen und Burgen vorüberträgt bis ins serne Holland. Hier werden die Flöße verkauft. Das Holz wird als Brennholz oder als Bauholz verwendet. Gar manche Tanne, die früher von den Bergen des Schwarzwaldes in die weite Welt hinausgeschaut hat, geht dann als Mastbaum auf mächtigen Seeschiffen in ferne Länder. Aber auch zu Hause feiert man nicht. Man fertigt Bürsten, Kübel, allerlei Küchengerätschaften, Holzschuhe, Schachteln, geschnitzte Figuren; aber die eigentümlichste Industrie, die den Namen seines geschickten und fleißigen Volkes fast über die ganze Welt getragen hat, ist die seit dem 17. Jahrhundert dort heimische Uhren in dustrie. Von der einfachsten Wanduhr, welche fast ganz aus Holz gefertigt ist und in Norddeutschland noch für 3 Ji gekauft wird, bis zu den künstlichsten Spieluhren mit Kuckuck und Orgelwerk, welche in Indien und China, auch schon in Moskau und Spanien mit 300 bis 3000 Ji> bezahlt werden, gehen Kisten voll aus deu stillen Bergdörfern in alle Lande. Es hämmert, pocht, hackt, bohrt, klappert und fägt Tag und Nacht in den Tälern entlang. Hier werden die Zifferblätter aller Größen geschnitzt, lackiert und bemalt, dort nur Zeiger gegossen und gefeilt, hier die Gewichte, dort die Ketten dazu bereitet, dort die Räderwerke gefertigt. Endlich setzt der Meister die Uhr zusammen, und große Kaufhäuser besorgen die Versendung, oder der Schwarz- wäldler zieht felbst mit seiner Ware in die Welt. Etwa 13000 Menschen verdienen so ihren Lebensunterhalt. Ungefähr 2 Millionen Uhren gehen jährlich in die Welt hinaus. Hand in Hand mit der Uhren- industrie geht die Anfertigung von Spieluhren, Drehorgeln und zu- sammengesetzten Musikinstrumenten; nicht minder bedeutend ist die Strohflechterei. Man findet im Schwarzwalde auch Hammerwerke, Pech- und Teersiedereien, besonders aber viele Sägemühlen. Joh. Peter Hebel, der alemannische Volksdichter, und Verth. Auer- bach, der Verfasser der Schwarzwälder Dorfgeschichten, haben ihre Heimat in schöner Weise dichterisch verherrlicht. Vgl. auch folgendes Gedicht: Der Schwarzwald. Wie fröhlich hier, im reichen Tal, Die lieben Bäume steh'n, Gereift an Gottes mildem Strahl, Geschützt von jenen Höh'n!

9. Teil 2 - S. 162

1897 - Leipzig : Wunderlich
— 162 — höh' oder drunten im engen Thale, wo klare Bäche hinrauschen über moos- bewachsene Steine, die Riesen des Waldes, die Tannen und Fichten und Kiefern, fällen. j 2. Wir finden weiter Flößer im Gebirge. Sie werfen die von Rinde und Ästen befreiten Stämme, die von den Holzhauern gefällt worden find, in die Gebirgsbäche, die schäumend und brausend von der Höhe durchs tiefe Thal hinab zum Rheine oder zum Neckar rauschen. Dort, wo die Bäche in den Strom münden, werden die Stämme zu einem Floß verbunden. Diese Flöße sind oft so groß, daß 30 bis 40 Personen zum Lenken nötig sind. In roter Weste, weißen Hemdärmeln, mit breitkrämpigem Hut und hohen Wasserstiefeln stehen die Flößer auf dem schwimmenden Walde, der sie den Rhein hinab an Städten und Dörfern, Schlössern und Bergen vorüberträgt bis ins ferne Holland, wo die Leute anders reden als wir. Hier in Holland werden die Flöße verkauft. Das Holz wird als Brennholz, als Bauholz oder zum Schiffs- bau verwendet. Gar manche Tanne, die früher von den Bergen des Schwarzwaldes hinausgeschaut hat in die weite Welt, geht dann als Mastbaum auf mächtigem Seeschiff in ferne Länder. Die Flößer aber kehren mit der Eisenbahn in ihre Heimat zurück, um bald darauf auf einem neuen Floß wieder den Rhein hinabznschwimmen. (Vergl. S. 115 und 143.) 3. Auch Köhler giebt es im Schwarzwald in großer Zahl. Oben auf den Bergen oder unten im Thale haben sie ihren Meiler erbaut, von dem bläulicher Rauch emporwirbelt oder dicker Qualm aufsteigt, wenn der rußige Mann mit seinem Schürbaum Löcher in den Mantel stößt. 4. Ferner fehlt es auch nicht an Holzscharrern und Pech- siedern im Schwarzwalde, die mit scharfem Eisen die Rinde der Nadel- bäume anreißen, um das goldgelbe Blut der Bäume, das Harz, zu ge- Winnen und daraus Pech zu bereiten für Schuhmacher, Böttcher oder Schiffer. 5. Weiter stellt man aus dem Holze der Nadelbäume auch Musik- instrumente und Holzgeräte her. Die Musikinstrumente des Schwarzwaldes gehen — ähnlich wie die aus Marknenkirchen und Klingenthal im Erzgebirge — in alle Welt. 6. Endlich fertigt man auch Uhreu im Schwarzwalde. Man stellt nicht allein ganz einfache Wanduhren her, die für Bauernstuben bestimmt sind, fast ganz aus Holz bestehen und sogar hölzerne Räder besitzen, sondern auch künstlichere und zierlichere Werke. So stammen z. B. die niedlichen Pendeluhren, die ein hübsches Porzellanzifferblatt aufzuweisen haben, und die allen wohlbekannten Kuckucksuhren aus dem Schwarz- walde. Jährlich gehen viele hundert Kisten mit Uhren ans den stillen Dörfern des Schwarzwaldes hinaus in die Ferne. Jeder kauft gern eine Schwarzwälderuhr, denn diese Uhren sind dauerhaft und haben einen ge- nauen Gang.

10. Das Badnerland - S. 123

1910 - Weinheim [u.a.] : Ackermann
— 123 — und Sturzblech verfertigen die Leute Eßlöffel, Schaum- und Schöpf- löffel, Fleischgabeln und sonstige Küchengeräte. _ Aber noch eine ganz eigentümliche Industrie, die den Namen des Schwarzwaldes und seines geschickten und fleißigen Volkes fast über die ganze Welt getragen hat, ist dort heimisch; es ist die Uhrenindustrie. Vor etwa zweihundert Jahren brachte einmal ein Schwarz- wälder Glashändler eine hölzerne, einfache Stundenuhr aus der Fremde mit nach Hause. Ein Schreiner und ein Bauer versuchten, das kleine Kunstwerk nachzumachen. Es gelang ihnen; ihr Bei- spiel fand Nachahmung, und bald ergriffen viele Schwarzwälder den neuen Erwerbszweig, der ihnen so geboten wurde. Simon Dilger und Franz Ketterer aus Schönwald bei Tri- berg werden als die Begründer der Uhrenfabrikation genannt. Aus den einfachen Wanduhren aus Holz wurden bald Uhren, mit allerlei Künsteleien und Spielereien versehen, hergestellt; so ent- standen die Kuckucks-, Trompeter- und Wachteluhren. Später wurden kunstvolle, prächtige Regulatoren angefertigt und in den Handel gebracht. Aber auch dabei blieb man nicht stehen; bald wurden Spieluhren, Drehorgeln und kunstvolle Musikinstrumente (Orchestrions) gemacht. Die Hauptorte der Schwarzwälder Uhrenindustrie sind Tri- berg, St. Georgen, Villingen, Furtwangen, Lenzkirch, Löffingen. (Zeigen!) Gegenwärtig wohnen auf dem Schwarzwald etwa 1000 Uhr- machermeister mit 4500 Gesellen. Im ganzen liefert der Schwarz- wald jährlich 60—70000 Stück Uhren, die in alle Welt versandt werden. Die Mehrzahl der Uhrmacher verfertigt aber bloß einzelne Uhrteile; so gibt es Uhrenrädergießer- und Dreher, Glockengießer, Gestellm acher, Schildmaler, Zeigermacher, die diese Dinge zu Hause herstellen und in die großen Fabriken liefern, wo sie dann zu Uhren zusammengesetzt werden. Diese geteilte Beschäftigung ermöglichte den raschen Aufschwung dieser Industrie. (Viel Köpfe, viele neue Gedanken!) Noch eine andere Industrie hat der Schwarzwald auszu- weisen, nämlich die Strohflechterei. Aus dem Stroh des Roggens, das für feinere Geflechte sorgfältig ausgewählt, gebleicht und manchmal der Länge nach gespalten wird, wissen die geschickten Schwalzwälderinnen die schönsten Muster nicht nur zu flechten, sondern auch zu knüpfen und zu verstricken. Diese Geflechte werden dann entweder stückweise in Streifen von 10—15 m Länge verkauft oder zu Hüten zusammengenäht. Wie man bei uns Frauen und Mädchen mit dem Strickzeug sieht, so haben die Schwarzwälderinnen auf den Bergen und in den Tälern, auf dem Weg zum Markte oder beim Viehhüten ihr Strohflechtwerk in

11. (Sechstes und siebentes Schuljahr) - S. 338

1913 - Frankfurt am Main : Diesterweg
338 wege anlegen lassen, auf welchen jetzt die Stämme mit Zugvieh- gespannen zu den eigentlichen Straßen hinabgeführt werden. Die Uhrenindustrie des Schwarzwaldes genießt eine Berühmt- heit in der ganzen Welt. Wer kennt nicht die poetisch-anheimelnde, reizvoll geschnitzte Schwarzwälder Kuckucksuhr, die Freude aller Kinder, die mit hellen Augen das kleine Wunderding immer wieder anstarren, wenn aus der geöffneten Luke der kecke Waldvogel mit täuschenden Naturlauten die Stunde verkündet? Schon in dem Namen Kuckucksuhr liegt etwas Heimisches, Trauliches! Und wie viele Hunderttausende anderer Uhren, von der schlichtesten Küchenuhr bis zur Zierde der „kalten Fracht", wie viele Spieluhren und Spiel- dosen haben nicht bereits aus dem grünen Schwarzwald ihren Weg hinaus in alle Erdteile, über alle Meere genommen! Die Uhren- industrie hat sich erst aus der Schnitzerei und Verfertigung anderer Holzwaren allmählich entwickelt. Diese letztere Tätigkeit ist aber seit Jahrhunderten im Schwarzwalde eingebürgert. Nachweisbar ward dieselbe schon zu Zeiten Rudolfs von Habsburg ausgeübt. Im sieb- zehnten Jahrhundert beginnt diese Industrie aber erst eigentlich aufzublühen und in den Verkehr mit der Außenwelt zu treten. Der Ursprung der Uhrenherstellung ist in der Glashütte zu suchen, welche Abt Paul von St. Peter 1683 zu Neukirch anlegte. Obgleich dieselbe 1728 wieder einging, wurde doch der einmal angeknüpfte Handels- verkehr fortgepflegt. Viele Bewohner der Umgebung hatten sich an das Handwerk angeschlossen und die Erzeugnisse desselben als Händler in die Welt getragen. Ein solch hausierender Schwarzwälder brachte Ende des siebzehnten Jahrhunderts eines Tages eine hölzerne Standuhr von der Wanderschaft mit, die er einem Böhmen abgekauft hatte. Ein Schreiner aus St. Märgen sah das Ding und faßte Interesse dafür. Er begann mit einer Nachahmung, die ihm denn auch nach manchem Kopfzerbrechen halbwegs gelang. Das war der Anfang. Die wirklich erste und auch gehende Uhr soll jedoch im Schwarzwald ein Waldbewohner namens Kreuzer angefertigt haben. Einfach genug waren allerdings diese schlichten Kunstwerkehen. Sie zeigten nur die Stunde an, eine Wage gab die Bewegung. Aber es war doch etwas Neues geschaffen, und dieses Neue wirkte geradezu bezaubernd auf alle künstlerisch veranlagten Talente des Waldgebirges. 1730 entstand ein neues Wunderwerk: die erste Kuckucksuhr. 1768 ward die erste Spieluhr verfertigt. Wenige Jahre später erfand man Uhren,

12. Lesebuch für gewerbliche Unterrichtsanstalten - S. 53

1905 - Wittenberg : Herrosé
53 höchst billig arbeitete. Um das Jahr 1740 machte die einfache Waguhr der Pendeluhr Platz; bald sing man an, das hölzerne Getriebe durch Draht zu ersetzen, und endlich um das Jahr 1760 führte man auch die Metallräder ein. 1768 ward die erste Uhr mit Glockenspiel und zwei Jahre später die erste musikalische Spieluhr mit Pfeifen hergestellt. Bunt bemalt mit einer Landschaft, mit grellen Rosen und himmelblauem Vergißmeinnicht, mit dem messingenen Pendel und den schweren Ge- wichten, eine alte liebe Erscheinung, deren schwatzhaftes Ticken und munteres Schlagen die Zeit unserer Kinderjahre in uns wachruft, blieb die gute Schwarzwälder Uhr mittlerweile ganz unverändert, während ringsum sich neues Leben entfaltete und die Industrie, durch die Maschine und Arbeitsteilung mächtig unterstützt, sich anschickte, neue Bahnen zu wandeln. Erst seit etwa 1850 begann die Schwarz- wälder Uhr eine vollkommenere Gestalt anzunehmen. Heute gelten Furtwangen, das mauerumgebene Dillingen und Föhrenbach als Mittelpunkte des Uhrenlandes; Furtwangen, wo die feineren Uhren entstehen, rühmt sich selbst seit 1850 einer eigenen Uhrmacherschule, einer reichhaltigen technischen Bibliothek mit einer Sammlung von älteren und neueren Uhren, Uhrwerken und Gehäusen, die den Uhrmachern Gelegenheit geben, nützliche Verbesserungen und Erfindungen in allen Zweigen ihres Gewerbes kennen zu lernen. So konnte die Uhrenindustrie bald einen ungeahnten Aufschwung nehmen, zu fabrikmäßigem Betriebe in großem Maßstabe und selbst zur Ver- fertigung kostbarer Musikwerke übergehen, wovon bereits im Jahre 1839 das erste Probestück aus dem Schwarzwalde hervorgegangen war. Erst neuerdings beginnt die „Schwarzwälderin" durch die „Amerikaner Uhr" zurückgedrängt zu werden, die ihren Hauptsitz im württembergischen Schramberg aufgeschlagen hat. Der Schwarzwälder liebte es, bei der Anfertigung seiner Uhren ganz unabhängig seinen Ideen zu folgen und womöglich jeder Uhr eine besondere Gestalt zu geben. So konnte sich eine Arbeitsteilung nur schwer Bahn brechen. Neben den feinsten und elegantesten Uhren werden selbst heute noch alle Arten einfacher Holzuhren angefertigt, und besonders im westlichen Teile des Gebirges hat sich diese Art Hausindustrie ebenso erhalten, wie sie schon vor hundert Jahren bestand. Hier im Quellgebiet der Donau wohnt noch hier und da der alte Schwarzwälder Uhrmacher in seinem schindelbedeckten Häuschen an steiler Bergeshalde. Drinnen arbeitet der Meister in Gemeinschaft mit mehreren Brüdern oder Söhnen, während die Meisterin mit den Töchtern, falls sie nicht beim Uhrmachen helfen, entweder zierliche Strohgeflechte fertigen oder den kleinen Hausstand besorgen. Sonntags beim Kirchgang wird die fertige Ware auf der „Krätze" dem Uhren- händler, dem sogenannten Packer, gebracht, der die einzelnen Teile zu- sammensetzt und sie dann dem Weltmärkte zuführt. Gefertigt in der Waldeinsamkeit von einem kunstsinnigen, zum Nachdenken geneigten Volke, haben diese Schwarzwälder Kuckucks- und Wachteluhren in bezug auf Genauigkeit des Ganzen einen hohen Grad der Vollkommenheit erreicht. Es gibt Meister im Walde,

13. Neue Landeskunde von Württemberg - S. 13

1910 - Stuttgart : Holland & Josenhans
13 — und Schindeln gespalten, oder man verfertigt daraus Geräte aller Art, z. B. Zuber, Butten, Gelten, Siebe, Schapfen, Sensenstiele, Koch- und Eß- löffel, Gabeln, Rechen, Schauselu, Teller, Schachteln u. dgl. In den Holzschleifereien, z. B. in Höfen bei Wildbad, wird das Holz durch die Kraft des Wassers und des Dampfes mit großen Schleif- steinen zu feinem Holzstoff geschliffen, ans dem man Pappe, Zcitungs- papier usw. herstellt. Die Möbelfabrikation wird hauptsächlich in Freudenstadt und Schramberg betrieben. Am verbreitetsten ist aber aus dem Schwarzwald die Uhrensabri- kation, Sie hat hauptsächlich iu Schwenningen und Schramberg und in den badischen Orten Triberg, Furtwangen, Neustadt, Lenzkirch, Villingen, St. Georgen und Gütenbach ihren Sitz und wird dort schon seit mehr als 200 Jahren ausgeübt. Die Armut, der Mangel an natürlichen Hilfs- quellen in dem verhältnismäßig übervölkerten bad. Schwarzwald hat die fleißige, zufriedene Bevölkerung zu dieser Beschäftigung gedrängt, in der sie eine hohe Geschicklichkeit erlangte. Im Jahre 1683 brachte ein Schwarz- Wälder Glashändler eine Holzuhr aus der Fremde nach Hause, und so ent- stand aus kleinsten Anfängen eine Hansindustrie. Ihre Erzeugnisse wurden bald durch Hausierer in der ganzen Welt bekannt. Anfänglich fertigte man alle Teile der Uhren aus Holz, später giug man dazu über, das Holz allmählich durch Metall zu ersetzen. An Stelle der Hausindustrie ist in der Neuzeit mehr und mehr der Fabrikbetrieb getreten. Die Uhrenfabrik von Gebrüder Junghans und Thomas Haller in Schramberg zählt heute über 1600 Arbeiter und hat 1800 Maschinen im Betrieb. Es werden dort täglich 9000 Uhren und Uhrwerke und 1200 Holzuhrgehäuse hergestellt. Im ganzen Schwarzwald sind gegen 15 000 Menschen mit der Uhrenfabrikation be- fchäftigt, Es werden jährlich 2 Mill. Uhren im Wert von 20 Mill. Mark erzeugt und in alle Welt verschickt. Aus der Herstellung vou Spieluhren hat sich im Schwarzwald die Fabrikation von Musikwerken entwickelt. In Trossingen bei Schwen- nirtgen werden hauptsächlich Mnnd- und Ziehharmonikas (jährlich für 3 Mill. Mark), in Fnrtwangen Drehorgeln und andere Musikinstrumente bis zum großen Orchestrion gebaut. Sehr alt ist im Schwarzwald die Glasbereituug, die befördert wird durch das überreiche Brennmaterial des Gebirges. Im ganzen Ge- birge finden sich Glashütten zerstreut. Im württ. Schwarzwald wird Glas nur noch in Freudenstadt hergestellt, die Glashütteu iu Buhlbach und Schönmünzach sind eingegangen. Die Glasbläser kamen einst mit ihren Waren bis in die Schweiz und nach Italien. Sie brachten von dort einen neuen Erwerbszweig mit, die Strohslechterei. Diese ist hauptsäch- lich im südlichen Schwarzwald heimisch. Frauen und Mädchen verfertigen dort Strohhüte und andere feine Strohflechtereien. Im württ. Schwarz- wald wird die Strohhutfabrikatiou in Schramberg und Umgebung betrieben. Auch eine stattliche Zahl von Porzellan- und Steingutfabriken weist der Schwarzwald auf. Diefe Industrie hat besonders in Schramberg ihren Sitz. Zahlreiche Bewohner des Schwarzwalds finden ihren Verdienst in den vielen Steinbrüchen und „Felsenmeeren" des Gebirges. Der Granit

14. Quellenlesebuch für den Unterricht in der Länder- und Völkerkunde - S. 298

1911 - Hannover-List [u.a.] : Carl Meyer (Gustav Prior)
298 — säubern Häuser freut, die der und jener Uhrmacher, aus der Fremde heim- gekehrt, sich erbaute, um in behaglichem Wohlstande, den er draußen in der Welt erworben, aber in der Väter einfacher Weise seine alten Tage zu der- leben und Heimatluft zu atmen bis an sein Ende, gleich jenen Engadiner Zuckerbäckern süßeu Angedenkens, die in ihrem freien Hochtal so gern er- zählen von den Herrlichkeiten der europäischen Hauptstädte. Und hat man sich in einem jener behaglichen hinterwäldlerischen Wirtshäuser mit ihren großen Stuben und ihrer weiten Fernsicht ans die warme Ofenbank gelegt und läßt sich von einem alten Uhrmacher erzählen, wie es ihm in Moskau, Loudou oder New Jork ergangen, oder lieft er, zutraulich und gesprächig geworden, die neueste englische Zeitung oder den Brief eines Sohnes im fernen Westen vor, da erfüllt es mit hoher Befriedigung, Zeuge davou zu sein, wie durch die aus so unscheinbaren Anfängen hervorgegangene, durch die Not sozusagen erst aufgedrängte Industrie dem herrlichen Heimatsgebirge eine Fülle von Wohlstand, Knltnrfortschritt und Intelligenz zuteil geworden ist. Über Ursprung, Entwickeluug und derzeitigen Stand der Schwarzwald- industrie mag hier kurz erwähnt sein, daß 1683 die ersten Glashütten ent- standen, und daß durch sogenannte „Glasträger" (Hausierer) kurz darauf die erste Holzuhr ihren Weg iu den Schwarzwald fand. Die ersten Nach- ahmungen derselben durch Lorenz Frey aus dem Spirzental bei St. Märgen und andere hatten keine weitern Folgen. Erst 1725 blühte die Uhrmacherkunst richtig auf, und als ihre eigentlichen Väter können Simon Dilger von Schollach und Franz Ketterer von Schönwald angesehen werden. 1740 gab es 31 selbständige Uhrmacher. Schon war das Schlagwerk, schon die erste Kuckucksuhr ersuudeu, bald wurden auch Figuren geschnitzt als Zierat, und so entwickelte sich die feinere Holzschneidekunst im Gefolge der Uhr- macherei. 1750 fingen Metallwerke die primitiven Holzwerke zu verdrängen an, 1780 gab es Uhren mit Peudel. Allmählich hatte eine wesentliche Arbeitsteilung Platz gegriffen zwischen Gestellmacherei, Zifferblattmalerei, Gießerei usw., zwischen Uhrmachern, Packern oder Händlern und Hausierern. So ging es mit Krisen und Rückschlägen langsam weiter; 1847 entstand der Gewerbeverein für den nhrenmachenden Schwarzwald in Schönenbach, 1850 die Uhrmacherschule in Furtwangen, 1851 die Aktiengesellschaft für Uhrenfabrikation in Lenzkirch, dem südlichsten Punkt der Uhrenindustrie überhaupt. Seit 1856 kameu die Federregulatoren auf, dann die Weckuhren, von denen jetzt jährlich über 2 Millionen Stück ihren Weg um die Erde vom Schwarzwald aus antreten. 1873 waren die Uhrmacher über 92 Orte und Weiler verbreitet, mau zählte 1429 Fabrikanten und Meister, 7526 Gehilfen. Furtwangen, das der Mittelpunkt der ganzen Industrie geworden, zählte 1879 allein 7 7 Meister. Seit den 60er Jahren kamen zur Erleichterung der Hausindustrie die Bestandteilsabriken aus; eine solche in Triberg liefert jährlich die Bestand- teile für 600 000 Uhreu jeglicher Art. Neben der sehr emporgekommenen Großindustrie hat sich die häusliche doch lebenskräftig erhalten; man kann bei ihr die eigentlichen Uhrmacher unterscheiden, die wie seit alters her die Uhr in der Familie von Anfang zu Ende fertig stellen; dann die Hilss- gewerbler, nämlich Gestellmacher, Gießer, Tonfedermacher, Zeigermacher, Schilddreher, Schildmaler, Emailleure, Lithographen, Galvaniseure, Kasten- schreiner, Holzschnitzer, Dreher, Werkzeugmacher; endlich die Bestandteil-

15. Deutschland - S. 219

1886 - Breslau : Hirt
44. Der Schwarzwald. 219 als Bretter in Handel gebracht; andere Stämme werden zu Bauholz zugerichtet, die größten und schönsten Stämme aber werden als Holländertannen ans den Bergwässern hinab in den Rhein und ans diesem nach den Niederlanden geflößt, deren unerschöpfliches Holzmagazin seit Jahrhunderten der Schwarzwald ist. Und diese Flößerei ist keiu leichtes Stück Arbeit. Im Spätjahr, den Herbst und Winter über, werden die stattlichen Kiefern, Fichten und Weißtannen gefällt und in eigens hierzu eingerichteten Rinnen in pfeilschnellem Schuß den Berg- abhang heruntergestürzt. Dann sammelt man die zerstreut liegenden Stämme, verbindet sie an den durchbohrten Enden und bringt sie zur Zeit der Schnee- schmelze zu einem Floß vereinigt in das Bergwasser, das es dem Rheine zuführen soll. Am meisten geschieht dies auf der Kinzig, Murg und Enz, aber auch diesen Flüssen muß man wie den kleineren, weniger wasserreichen Bächen durch Schleusen und andere Einrichtungen zum Wasseranschwellen zu Hilfe kommen. Auf dem Rheine nun werden die verschiedenen Flöße bei Mannheim gesammelt, zum mächtigen Rheinsloß vereinigt, das auf feiuem Rücken eine Bemannung von oft 100 Köpfen samt Küche, Bäckerei und Viehstall trägt und Holland zusegelt, wo die Stämme bei dem Häuser- und Schiffsbau verwendet werden. Im Schwarzwald selbst hat der Waldreichtum eine ausgebreitete Holz- iudustrie hervorgerufen. Da fertigt man Bürsten, Kübel, allerlei Küchengerät- schasten, Holzschuhe, Schachtelu, geschnitzte Figuren; aber die eigentümlichste Industrie, die den Namen des Schwarzwaldes und seines geschickten und flei- ßigeu Volkes fast über die ganze Welt getragen hat, ist die seit dem 17. Jahr- hundert dort heimische Uhrenindustrie. Anfänglich beschränkte sich dieselbe auf die Anfertigung ganz aus Holz bestehender Wanduhren, aber rasch hat sich dieselbe vervollkommnet, und neben den eigentlichen Schwarzwälderuhren, die mit allerlei Künsteleien und Spielereien versehen sind, wie die Kuckucks-, Trom- peter-, und Wachteluhren, bringt der Schwarzwälder auch geschmack- und kunst- voll gearbeitete Uhren (Stutzuhren, Regulatoren) in Handel, die als Luxusmöbel die Prunkzimmer zieren und dabei durch pünktliche Genauigkeit sich auszeichnen. Haud in Hand mit dieser Industrie ging die Anfertigung von Spieluhren, Drehorgeln und sehr zusammengesetzten Musikinstrumenten, die man Orche- strions nannte. Nicht minder bedeutend ist endlich die Flechterei aus dem Stroh einheimischer Kornarten. Ihre Verfeinerung ist fo weit gediehen, daß gewisse Erzeugnisse mit den feinsten Florentiner Arbeiten wetteifern können. Wie die Beschäftigung der Schwarzwälder in Zusammenhang steht mit der Eigentümlichkeit ihrer Heimat, so auch der Charakter der Bevölkerung, die zu dem alemannisch-schwäbischen Zweige des deutschen Volkes zählt. Es ist ein gesunder, kräftiger Menschenschlag, naturwüchsig wie seine Berge, fest in Ge- sinnung und Wort, biedere, treuherzige Lente von ungeschminkter Zutraulich- keit und liebenswürdiger Gemütlichkeit, und wenn auch noch in den umlaufenden

16. Das Deutsche Reich mit seinen Kolonien - S. 288

1911 - Goslar a. Harz : Danehl
— 288 — geworfen. Das Wasser führt sie dem Rhein zu. Hier werden die Stämme zu einem Floße verbunden, das oft von vielen Leuten gelenkt wird. Die mächtigen Baum- stämme werden bis nach Holland auf dem Rhein verflößt. Hier werden sie zu Brenn- und Bauholz und zum Schiffsbau verwendet. Gar manche Tanne, die früher im Schwarzwalde von den Bergen hinausgeschaut hat in die weite Welt, ragt jetzt als Mastbaum auf einem mächtigen Seeschiffe. — Wiedergabe. Köhler, Holzscharrer und Pechsieder. Ein Teil der Bewohner des Schwarzwaldes findet als Köhler, Holzscharrer und Pechsieder Arbeit und Verdienst. Gib an, worin die Arbeit a) der Köhler, b) der Holzscharrer und Pechsieder besteht! Herstellung von Uhren. Endlich finden wir im Schwarzwalde einen Erwerbszweig, den wir bis jetzt in keinem Waldgebirge angetroffen haben, Man fertigt nämlich hier Tausende von Uhren an (jährlich ca. 2 Mill Uhren). Mit der Herstellung von Uhren sind fast 1/4 der ganzen Bevölkerung des Schwarzwaldes beschäftigt. In neuester Zeit hat auch die Fabrikation von Orchestrions bedeutende Erfolge aufzuweisen, trotz der hohen Preise dieser großen Musikwerke (1200—40 000 M.), die namentlich in Feuchtwangen, Kirnach usw. verfertigt werden. Neben einfachen Wand- uhren, die aus Holz bestehen, fertigt man im Schwarzwalde auch zierliche und kunstvolle Uhren, wie Pendel-, Kuckucksuhren usw. an Jeder kauft gern eine Schwarzwälder Uhr, weil diese sehr dauerhaft sind und einen genauen Gang haben. Die Schwarzwälder Uhren haben nicht nur in Deutschland, sondern auch in fremden Ländern, wie z. B. in Frankreich, England, Amerika usw., Anerkennung gefunden. Ja, mancher Schwarz- wäldler zieht mit seinen Uhren nach der Türkei, nach Spanien und Asien, um sie zu verkaufen (vergl. das Gedicht von Auffenberg. — Wiedergabe. Andere Gewerbe. Aber auch noch andere Gewerbe haben sich mit Erfolg entwickeln können. Das Innere des Schwär-Wäldes bietet den Bewohnern genügende Mengen Metall und die Wälder Holz in Fülle. Die zahlreichen Bäche spenden die nötige Kraft zum Betrieb vieler Fabriken Daher findet man überall zahl- reiche, kleine Industriebetriebe, als Sägemühlen, Hammerwerke, Eisenhütten, Glasfabriken usw. Sehr bedeutend ist auch die Stroh- flechterei, die teilweise Erzeugnisse liefert, die sich mit Florentiner Arbeiten messen können. — Wiedergabe. Ackerbau und Viehzucht. Aber auch Ackerbau und Viehzucht sind wichtige Nahrungsquellen im Schwarzwalde. In welchem Teile des Gebirges wird namentlich viel Ackerbau getrieben? — Wie ist es zu er- klären, daß die Viehzucht hier gut gedeiht? Im Schwarzwalde befinden sich viele Wiesen mit üppigem Graswuchs. — Sprich nochmals über die Be- schäftigung der Bewohner des Schwarzwaldes! Der Odenwalds. Wir betrachten jetzt den Odenwald. Lage und Höhe. Zeige und bestimme die Ausdehnung des Oden- waldes! Erstreckt sich vom Neckar bis in die Nähe des Mains. Er gehört zum größeren Teile Hessen, zum kleineren Teil Baden an. Was sagt dir die Karte von der Höhe des Odenwaldes? Der Odenwald ist ein mäßig hohes Gebirge; er erreicht nur eine Höhe von 500 m. Die höchste Erhebung ist der Katzenbuckel, welcher über 600 m hoch ist. i) Odenwald wird mit Wodan, Odin usw. in Zusammenhang gebracht (schon z. Z. des Frankenköniqs Dagobert 628). Nach andern als Ottonenwald (nach dem Könige Heinrich dem Heiligen). Höchstwahrscheinlich von Odowald — öder Wald oder auch Wald des Odo.

17. Lehrbuch der Erdkunde enthaltend die Grundlehren der mathematischen, physikalischen und politischen Geographie sammt der Länder- und Staatenkunde aller fünf Erdtheile - S. 286

1870 - Halle : Schwetschke
286 Die süddeutschen Staaten. bedeutende Pferdemärkte, Gmünd, 8000 Einw., alte Reichsstadt. Hall, 7300 Einw., am Kocher, alte Reichsstadt, Salzwerk. Mergentheim, 3000 Einw., an der Tauber. Sitz des deutschen Ordens, seitdem er (1525) Preußen verloren. 4. Donaukreis. Utm, 24,000 Einw., am linken Donauuser, alte Reichsstadt, im Mittelalter bedeutend („Ulmer Geld geht durch die ganze Welt.") Der Dom die größte und höchste Kirche in Deutschland. Ausgangspunkt der Donauschiffahrt. Nördlich liegt -der Marktflecken Hohenstaufen, mit Ruinen des Stammschlosses der^Hohenstaufen (im Bauernkriege 1525 verwüstet). Biberach, 6500 Einw., ehemalige Reichsstadt, Wieland's Geburtsort (1733). Friedrichshafen, 2500 Einw., Württembergische Bodensee-Station. §. 159. Das Großherzogthum Baden. 1. Baden hat 278,064 Q.-M. und 1,435,000 Einw., liegt zwi- schen Württemberg und Rhein und erstreckt sich, 60 Meilen lang, 2 bis 6 Meilen breit, im Süden 18 Meilen breit, von Norden nach Süden, vorn Odenwald und Spessart bis zur Schweiz. 2. Es umfaßt den östlichen Theil der oberrheinischen Tiefebene, das Schwarzwaldgebirge und die Hügellandschaften am Bodensee und zwischen Neckar und Main. Der südliche Theil des Odenwaldes, und der süd- westliche Theil des schwäbischen Jura dringen in das Land. Es gehört zum größten Theile dem Rheingebiete, zum kleinsten dem Douaugebiete an. 3. Je näher dem Rhein, je milder das Klima; hier gedeiht Ge- treide, (Spelz), Mais, Tabak, Hanf, Flachs, Krapp, Waid, Obst, Kastanien und Wein. Holz liefert der Schwarzwald, Eisen ist in ziem- licher Menge vorhanden, Salzwerke und Mineralquellen besitzt das Land viele. Ausfuhrprodukte: Wein, Vieh, Getreide, Hanf, Holzuhren, Tabak (140,000 Centner), Holzwaaren und Bijouterien, Uhren. 1123/4 Meilen Eisenbahn, 2l9,z Meilen Telegraphen. 4. Staatsausgaben 11, Schuld 85, Papiergeld 3,? Mill. Thaler. Stehendes Heer 14,812 Mann (Kriegsfuß 45,397). 5. Die Einwohner sind größtentheils katholisch und beschäftigen sich mit Viehzucht, Land-, Obst-, Wein- und Bergbau, Wollweberei und Holzarbeiten (Schwarzwälder Uhren), Eisenarbeiten. Der Handel ist gehoben. 6. Baden ist ein conftitutioneller Staat und wird in 11 Kreise eingetheilt. Hauptstadt Karlsruhe, 32,000 Einw., 1 7* Stunde vom Rhein, ist fächerig gebaut, so daß man vom Schloß aus in alle Straßen sehen kann, mit Ausnahme einer langen Querstraße; in den im N. und Nw. die Stadt umgebenden Hartwald laufen vom Schloß 21 Alleen. Be- rühmtes Polytechnicum. Nahe vor der Stadt liegt das ehemalige Be- nediktinerkloster Gottesau, das jetzt in eine Kaserne umgewandelt ist. Südöstlich liegt Pforzheim, 16,000 Einw., an der Enz, gewerbsame Fabrik-und Handelsstadt; östlich liegt Breiten, 3500 Einw., Melanch- thon's Geburtsort (1497). Bruchsal, 9000 Einw., mit schönem Schloß.

18. Badisches Realienbuch - S. 23

1916 - Bühl (Baden) : Konkordia-Verl.
23 werden. Zn großen Fabriken wird das Holz zu Holzstoff zerrieben; die Stämme werden zunächst zu Klötzchen geschnitten und große Maschinen zerreiben dann die Klötzchen zu Brei. Der Holzbrei wird zusammengedrückt und aus- gewalzt. Unser Pack- und Zeilungspapier ist aus solchem Holzbrei hergestellt. Zn manchen Gegenden wird als Hausindustrie die Herstellung von kleinen Holzgeräten betrieben. Kübel, Holzlöffel, Stühle und Tische schnitzt der Schwarz- wälder mit kunstgeübter Hand; aber auch an kunstvolle Schnitzereien wagt sich mancher. (Schnitzereischulen im Schwarzwald.) Die Bürstenfabrikalion im Wiesen- tal beruht in ihren Anfängen ebenfalls auf dem Holzreichtum des Schwarzwaldes. Schwarzwälder Uhren. Um das Zahr 1640 entstanden im Schwarzwald die ersten Uhren. Alle Teile dieser einfachen Erzeugnisse waren aus Holz geschnitzt, das Werk bestand nur aus drei Rädern. Nachdenkliche Schwarzwälder werden wohl in müßigen Wintertagen diese Uhren zusammengebastelt haben. Aber schon um das Zahr 1700 wurde die Herstellung der Uhren handwerksmäßig betrieben. Durch Hausierer wurden die Schwarzwälder Uhren in alle Welt ge- tragen. Ein Schwarzwälder Uhrmacher, namens Dilger, kam iin 18. Zahrhundert mit seinem Pack Uhren bis nach Paris. Dort sah er sich fleißig bei den welschen Uhrmachern um und brachte manche Berbesserungen mit nach Hause. Allerlei Neuheiten wurden an der Uhr angebracht. Ein Kuckuck oder ein wohlklingendes Schlagwerk verkündigte die Stunden; manche Uhren gaben nicht nur die Stunden, sondern auch Tag und Monat an. An die Stelle der Holzräder traten Messingräder, das Gehäuse wurde reich geschnitzt, auf dem Zifferblatt prangten hübsche Bilder. Große Hilfe fanden die Uhrmacher bei den gelehrten Mönchen des Schwarzwalds. Diese halfen den ländlichen Uhrmachern bei der Berechnung des Werks; sie gaben auch nützlichen Rat beim Bau von Musikinstrumenten, deren Herstellung bald nach der Ein- führung der Uhrmacherei begann. Auch die Musikwerke wurden sehr bald ver- vollkommnet; jetzt klingt aus den Schwarzwälder Musikwerken ein ganzes Orchester, es trompetet, pfeift, geigt, trommelt und bläst. (Musikwerke in Wirt- schaften und auf Zahrmärkten.) Die Schwarzwälder Uhren werden heute in großen Fabriken hergestellt. Maschinen ftangen die Rädchen zu tausenden, bohren die Gewinde und pressen die Gehäuse. Nur das Zusammensetzen der Uhr bleibt der menschlichen Hand vor- behalten. Die Hauptorte der Uhrmacherei fiub Triberg, Neustadt, Furtwangen und Lenzkirch. Bau der Uhr. Aufspeicherung der Kraft in der Uhr. Federkraft. Uhrgewicht. Arbeits- teiluug iu der Uhrmacherei. . Zn den südlichen Schwarzwald wurde von der Schweiz her die Spinnerei und Weberei eingeführt. Das Spinnen wurde von jeher von den Landleuten als Feierabendbeschäftigung ausgeübt. Mit der Zunahme der Bevölkerung wurde es für viele Leute zum Hauptberuf. Außer Hanf imb Flachs wird auch viel Baumwolle versponnen. An die Stelle der Handarbeit trat die Maschine. Die fließenden Gewässer des Gebirges liefern die Kraft für zahlreiche kleine und große Betriebe. Namentlich das Wiesental beherbergt darum eine große Anzahl von Spinnereien, Webereien und Zeugfärbereien. Arten der Gewebe: Baumwollstoffe, Wollstoffe, Leinenstofse, Seidenstoffe. Rohstoffe für jede Art Gewebe. Wie die Kontinentalsperre die badische Uhrmacherei, Spinnerei lind Weberei schädigte.

19. Neue Landeskunde des Königreichs Württemberg - S. 12

1911 - Stuttgart : Holland & Josenhans
12 — Am verbreiterten ist aber aus dem Schivarzwald die Uhrenfabri- k a t i o n. Sie hat hauptsächlich iu Schweuuiugeu und Schramberg und in den badischen Orten Triberg, Furtwangen, Neustadt, Lenzkirch, Villingen, St. Georgen und Güteubach ihren Sitz und ivird dort schon seit mehr als 200 Jahren ausgeübt. Die Armut, der Mangel an natürlichen Hilfs- quellen iu dem verhältnismäßig übervölkerten badischen Schwarzwald hat die fleißige Bevölkerung zu dieser Beschäftigung gedrängt, in der sie eine hohe Geschicklichkeit erlangte. Im Jahre 1683 brachte ein Schtvarzwälder Glas- Händler eine Holzuhr aus der Fremde uach Hause, und so entstand aus kleinsten Anfängen eine Hausindustrie. Ihre Erzeugnisse wurden bald durch Hausierer in der ganzen Welt bekannt. Anfänglich fertigte man alle Teile der Uhren aus Holz, später giug man dazn über, das Holz allmählich durch Metall zu ersetzen. An Stelle der Hansindustrie ist iu der Neuzeit mehr und mehr der Fabrikbetrieb getreten. Die Uhrenfabrik von Gebrüder Junghans und Thomas Haller in Schramberg zählt heute über 1600 Arbeiter und hat 1800 Maschinen im Betrieb. Es werden dort täglich 9000 Uhren und Uhr- werke und 1200 Holzuhrgehäuse hergestellt. Im ganzen Schwarzwald sind gegen 15 000 Menschen mit der Uhreusabrikatiou beschäftigt. Es werden jährlich 2 Mill. Uhren im Wert von 20 Mill. Mark erzeugt und in alle Welt verschickt. Aus der Herstellung von Spieluhren hat sich im Schwarzwald die Fabrikation von Musikwerken entwickelt. In Trossingen bei Schwen- ningen werden hauptsächlich Mund- und Ziehharmonikas (jährlich für 3 Mill. Mark), in Furtwangen Drehorgeln und andere Musikinstrumente bis zum großen Orchestrion gebaut. Sehr alt ist im Schwarzwald die Glasbereitung, die befördert ivird durch das überreiche Brennmaterial des Gebirges. Im württ. Schwarz- wald wird Glas nur uoch iu Freudenstadt hergestellt, die Glashütten in Buhlbach und Schönmünzach sind eingegangen. Die Glasbläser kamen einst mit ihren Waren bis in die Schweiz und nach Italien. Sie brachten von dort einen neuen Erwerbszweig mit, die Stroh stecht er ei. Diese ist hauptsächlich im südlicheu Schwarzwald heimisch. Frauen und Mädchen verser- tigen dort Strohhüte und andere feine Strohflechtereien. Im württ. Schwarz- wald wird die Strohhutfabrikation in Schramberg und Umgebung betrieben. Porzellan- und Steingutsabriken gibt es in Schramberg und andern Orten. Zahlreiche Bewohner des Schwarzwaldes finden ihren Ver- dienst in den vielen Steinbrüchen und „Felsenmeeren," des Gebirges. Der Granit findet als Straßenmaterial, zu Marksteinen, Bruuueutrögen, Säulen, Sockeln von Denkmälern, Hausstaffeln, Türpsosteu, Randsteinen, Mühlsteinen und außerdem bei der Glasbereitung Verwendung. Der Bnnt- s and st ein liefert eiueu trefflichen Baustein, der vor allem nach den: Rhein- tal in großen Mengen ausgeführt wird. Aus ihm fiud viele Paläste und Dome rheinabwärts und auch die Klöster Alpirsbach und Hirsau erbaut. Einst war auch der Bergbau iin Schwarzwald sehr bedeutend. Man gewann Blei, Eisen, Kupfer, Silber und Kobalt. Jetzt sind die Gruben aus- gebeutet, und auf württ. Seite ist der Bergbau gauz aufgegeben. Nur die Eisenschmelzen in Christophstal und Friedrichstal bei Freudenstadt sind noch im Betrieb. Das zur Verarbeitung kommende Eisen wird jedoch aus Nord- dentschland bezogen. Man fertigt Sensen, Sicheln und Strohmesser daraus.

20. Handbuch für Schüler zum Gebrauche bei dem Unterrichte in den gemeinnützigen Kenntnissen - S. 93

1846 - Dresden : Arnoldi
93 t-eiith, am Main, 15000 Simv., Fabriken, Bierbrauereien. Hof, an der Saale, Eisen, Marmor. Bamberg, Obst- und Gemüse- bau. Muggendorfer Hohlen, g) Untermainfrei«: W ü r z- burg, am Main, 22000 Einw., Universität, Wein. Aschaffen- burg, Holzhandel. b) Rheinkreis: Speier, am Rhein, 8000 Einw., Reichstag 1529, Gräber der Kaiser. Landau, Bundes- festung. 39. Wü rte mberg, Königreich, 360 O.m., 1,700090 Einw. (I protestantisch), von Baden und Baiern eingeschlossen, sehr ge- birgig. — Rauhe Alp, Schwarzwald. — Neckar mit Nagold, Ko- cher, Jaxt. — Acker-, Wein-, Obstbau, Viehzucht, Woll- und Lein- weberei , Arbeiten in Holz (Uhren) k. — Ständische Verfassung. 4 Kreise. — a) Neckarkreis: Stuttgart, 39000 Einw., Re- sidenz , schönes Schloß. Ludwigsburg, zweite Residenz, schöne Anlagen. H e i l b r o n n, am Neckar, Weinbau, Schifffahrt. Wein s- b er g, Weinbau, b) Schwarzwaldkreis: Reutlingen, 11600 Einw., Fabriken. Tübingen, am Neckar, 8000 Einw., Univer- sität, Sternwarte, Obstbau, c) Donaukreis: Uhu, an der Do- nau, 14000 Einw., Münster, Schifffahrt. Hohenstaufen, Dorf, Burgruinen, d) Jaxtkreis: Ellwangen, au der Jaxt, 8000 Einw., Pferdemärkte. Schwäbisch Hall, Salzwerk. 40. Baden, Großherzogthum, 275 O.m., 1^ Mill. Einw. (f katholisch), längs des Rheines, vom Main bis an die Schweiz, größtentheils gebirgig, sehr fruchtbar und anmuthig. ■— Rhein (Ne- ckar), Main, Donau. Bodensee. — Viehzucht, Acker - und Wein- bau, Fabriken in Wolle, Eisen, Stahl und Holz (Holzuhren), leb- hafter Handel. — Landstände. 4 Kreise. — a) Mittelrheinkreis: Karlsruhe, Residenz, 23000einw., fächerförmig gebaut. Pforz- heim, 7000 Einw., Holzhandel. Rasta dt, au der Murg, Friede 1714, Gesandtenmord 1799. Baden, Bäder. Bretten, 3000 Einw., Melanchthon. b) Oberrhein kreis: Frei bürg, 16000 Einw., Universität, Münster, c) Seekreis: Konstanz oder Kostuit;, am Bodensee, 6000 Einw., Huß 1415, Fabriken. D o- naueschingen, Donauquelle. Neustadt, im Schwarzwalde, Uhrenfabriken, d) Unterrheinkreis: Mannhei m, au der Ne- ckarmündung, 23000 Einw., schöne Stadt, Schifffahrt. Heidel- berg, am Neckar, 14000 Einw., Universität. Hohen z o llern (Hechingen und Sigmarittgen), Fürstenthü- mer, 25 O.m., 65000 Einw., zwischen Würtemberg und Baden, gebirgig und waldig. Viehzucht, Ackerbau, Wollweberei. — He- chingen, 3000 Einw. •— Sigmaringen, 1400 Einw. Liechtenstein, Fürstenthum, 2^Ö..M., 6000 Einw., südlich vonl Bodensee. 41. Hessen-Kassel. Kurfürstenthum, 208 O.m., 800000 Einw. (nieisl protestantisch), bergig, zum Theil rauh und unfruchtbar. Rhongebirge, Habichtswald, vom thüringer Walde lind Spessart be- rührt. — Fulda und Werra, Main, Lahn. — Viehzucht, Acker- und Bergbau, Leinweberei, Handel. — Ländstände. 4 Kreise. —