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1906 -
Leipzig
: Hahn
- Autor: Wehrhan, Karl, Kleineberg, W.
- Jahr der Erstauflage_wdk: 1901
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Niedere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Berufliche Bildungsgänge, alle Lernstufen
- Schulformen (OPAC): Fortbildungsschule
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde?
- Geschlecht (WdK): koedukativ
127
die hier ihr Tagewerk verrichteten, kahl, öde, schwarz, ohne eine Bequem-
lichkeit, durchtost von einem nie abbrechenden, nervenzerreißenden Geräusch
grell zusammenklingender Töne. Und doch lag über dem allen auch Adel
und Poesie. Nicht nur, wenn von oben das Sonnenlicht hereinflutete
und selbst den Schmutz und das Eisen verklärte, sondern auch wenn ein
grauer Himmel das Kahle, Öde, Schwarze noch kahler, öder, schwärzer
erscheinen ließ. Das war die Poesie eines großen in einander
greifenden Getriebes, das hier ruhelos und doch in gleichmäßiger Be--
wegung sich auswirkte, der Adel menschlicher Arbeit, die hier an einer
einzigen Stelle von mehr als hundert Menschen im Kampfe ums Brot,
um Leben und Genuß tagaus, tagein getan wird. 5$. ©at»«.
63. Reine Luft.
Als vor ungefähr hundert Jahren ein bengalischer Nabob mit den
m Kalkutta ansässigen Engländern in Streit geriet, ließ er 146 derselben
in ein Gefängnis legen, das durch die entsetzliche Bezeichnung „schwarzes
Loch" allgemein bekannt war. Der Raum maß ungefähr fünf Meter im
Quadrat und besaß nur enge Luftlöcher.
Die Gefangenen wurden mit gezogenen Schwertern hineingetrieben
und die Tür sofort hinter ihnen geschlossen. Unbeschreiblich waren die
Schrecknisse jener Nacht, wie sie die wenigen Überlebenden schilderten.
Die Unglücklichen schrieen laut um Erbarmen und suchten die Tür ge-
waltsam einzudrücken — doch vergebens! Sie erhielten zur Antwort,
man könne nichts tun ohne den Befehl des Nabob, dieser aber schlafe
und dürfe nicht geweckt werden.
Da steigerte sich die Verzweiflung der Gefangenen zum Wahnsinn.
Sie warfen einander zu Boden, sie kämpften um einen Platz an den
Fenstern. Ihre Qualen steigerten sich; sie rangen, sie tobten und flehten
die Wache an, auf sie zu schießen. Doch diese hielt Lichter an die ver-
gitterten Fenster und verlachte laut ihre Opfer. Allmählich legte sich der
Tumutt; man hörte nur noch leises Stöhnen und Wehklagen.
Der Tag graute, der Nabob erwachte und ließ die Tür Öffner; es
dauerte eine ganze Weile, bis die Soldaten den Überlebenden Bahn machen
konnten, indem sie auf beiden Setten die Leichen aufeinanderhäuften.
Dreiundzwanzig hohlwangige, bis zur Unkenntlichkeit entstellte Männer
wantten aus dem Leichenhause, die 123 Toten wurden sofort in eine
Grube verscharrt.
Wenn auch das Klima, die große Hitze Indiens ihre Qualen steigerten,
so ist es doch Tatsache, daß jene Männer an schlechter Luft starben.
Das Atmen besteht bekanntlich darin, daß unsere Lungen blasebalg-
artig Luft ausströmen und einziehen. Die Luft, welche wir einziehen, ist
sauerstoffteiche, frische Luft, die ausgesttömte ist sauerstoffarm und ungesund.
Einen Teil des Sauerstoffs haben die Lungen zurückbehalten und ihn mit dem
Blute vermischt. Wenn wir einen Menschen in einen Kasten einsperren,
wo keine ftische Luft ihn erreichen kann, so muß er dieselbe Luft immer
1914 -
Nürnberg
: Korn
- Auflagennummer (WdK): 25
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Inhalt Raum/Thema: Deutsche Literatur
- Geschlecht (WdK): koedukativ
- Konfession (WdK): Evangelisch-Lutherisch
131
ließ er 146 derselben in ein Gefängnis legen, das durch die
entsetzliche Bezeichnung „schwarzes Loch" allgemein bekannt war.
Der Raum maß ungefähr 5 Meter im Quadrat und besaß nur
enge Luftlöcher.
Die Gefangenen wurden mit gezogenen Schwertern hinein-
getrieben und die Türe sofort hinter ihnen geschlossen. Unbe-
schreiblich waren die Schrecknisse jener Nacht, wie sie die wenigen
Überlebenden schilderten. Die Unglücklichen schrien laut um
Erbarmen und suchten die Tür gewaltsam einzudrücken, — doch
vergebens! Sie erhielten zur Antwort, man könne nichts tun
ohne den Befehl des Nabob, dieser aber schlafe und dürfe nicht
geweckt werden.
Da steigerte sich die Verzweiflung der Gefangenen zum
Wahnsinn. Sie warfen einander zu Boden, sie kämpften um
einen Platz an den Fenstern. Ihre Qualen steigerten sich; sie
rangen, sie Lobten und flehten die Wache an, aus sie zu schießen.
Doch diese hielt Lichter an die vergitterten Fenster und verlachte
laut ihre Opfer. Allmählich legte sich der Tumult; man hörte
nur noch ein leises Stöhnen und Wehklagen.
Der Tag graute, der Nabob erwachte und ließ die Tür
öffnen; es dauerte eine ganze Weile, bis die Soldaten den Über-
lebenden Bahn machen konnten, indem sie auf beiden Seiten die
Leichen aufeinander häuften. Dreiundzwanzig hohlwangige, bis
zur Unkenntlichkeit entstellte Männer wankten aus dem Leichen-
hause; die 123 Toten wurden sofort in eine Grube verscharrt.
Nun bleibt die Tatsache diese, daß jene Männer, wenn
such das Klima und die große Hitze Indiens ihre Qualen stei-
gerten, dennoch an schlechter Luft starben.
Das Atmen besteht bekanntlich darin, daß unsere Lungen
blasebalgartig Luft ausströmen und einziehen. Die Luft, welche
wir einziehen, ist gute, frische Luft, die ausgeströmte ist schlechte,
unreine. Einen Teil derselben haben die Lungen zurückbehalten
und mit dem Blute vermischt. Wenn wir einen Menschen in
einen Kasten einsperren, wo keine frische Lust ihn erreichen kann,
so muß er dieselbe Luft immer und immer wieder einatmen.
Nach und nach werden alle guten Bestandteile der Luft ver-
braucht und es bleiben nur die schlechten zurück; der Mensch
muß sterben wie jene Unglücklichen in Kalkutta.
Wo nun verschiedene Menschen schlafen, reicht die Luft
für die Dauer der Nacht auch nicht aus; sie sind also genötigt
dieselbe Luft immer und immer wieder einzuatmen, so daß diese
9*
1878 -
Braunschweig
: Vieweg
- Autor: Jütting, Wübbe Ulrich, Vorbrodt, Franz
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch, Lesebuch
- Schultypen (WdK): Niedere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Berufliche Bildungsgänge, alle Lernstufen
- Schulformen (OPAC): Fortbildungsschule
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
- Geschlecht (WdK): Jungen
- Konfession (WdK): offen für alle
125
Der Mensch und das Thier.
Zur Antwort auf die Frage müssen wir daran erinnern, daß das Feuer
nicht etwas Besonderes ist, das außerhalb des chemischen Processes existiert, son-
dern fast alles Feuer, das wir erzeugen und fortpflanzen, ist nur eine Erschei-
nung in dem chemischen Prozesse.
Es ist ein ausgemachter Lehrsatz, daß immer, wenn zwei Körper sich chemisch
verbinden, dieser Act unter Veränderung der Wärme vor sich geht.
Man kann sich in einzelnen Fällen sehr leicht überzeugen, wie Wärme ohne
Feuer nur als Erscheinung eines Naturprozesses entsteht. Wenn man in ein
Glas kaltes Wasser etwas kalte Schwefelsäure gießt, wird das Wasser so heiß davon,
daß oft das Glas zerspringt. Wenn man den Versuch in einem irdenen Topfe
macht, so fühlt sich der Topf so an, als ob heißes Wasser darin wäre. Und doch
war das Wasser für sich kalt und die Schwefelsäure für sich ebenfalls kalt. Die
Wärme entstand erst in dem Augenblick, wo beide Stoffe sich mit einander ge-
mischt haben. — Nicht minder ist es bekannt, wie kaltes Wasser, auf ungelöschten
Kalk gegossen, einen sehr heißen Kalkbrei herstellt.
Dies mag als Beweis dienen, daß sich die Wärme entwickeln kann, als Er-
scheinung bei einem Naturprozesse. Bernstein.
69. Reine Luft.
Als vor ungefähr hundert Jahren ein bengalischer Nabob mit den in Calkutta
ansässigen Engländern in Streit gerieth, ließ er 146 derselben in ein Gefängnis
legen, das durch die entsetzliche Bezeichnung „schwarzes Loch" allgemein bekannt
war. Der Raum maß ungefähr 5 m im Quadrat und besaß nur enge Luftlöcher.
Die Gefangenen wurden mit gezogenen Schwertern hineingetrieben und die
Thür sofort hinter ihnen geschlossen. Unbeschreiblich waren die Schrecknisse jener
Nacht, wie sie die wenigen Ueberlebenden schilderten. Die Unglücklichen schrien laut
um Erbarmen und suchten die Thür gewaltsam einzudrücken, — doch vergebens!
Sie erhielten zur Antwort, man könne nichts thun ohne den Befehl des Nabob,
dieser aber schlafe und dürfe nicht geweckt werden.
Da steigerte sich die Verzweistung der Gefangenen zum Wahnsinn. Sie
warfen einander zu Boden, sie kämpften um einen Platz an den Fenstern. Ihre
Qualen steigerten sich; sie rangen, sie tobten und flehten die Wache an, auf sie
zu schießen. Doch diese hielt Lichter an die vergitterten Fenster und verlachte
laut ihre Opfer. Allmählich legte sich der Tumult; man hörte nur noch leises
Stöhnen und Wehklagen.
Der Tag graute, der Nabob erwachte und ließ die Thür öffnen, es dauerte
eine ganze Weile, bis die Soldaten den Ueberlebenden Bahn machen konnten,
indem sie auf beiden Seiten die Leichen auf einander häuften. Drciundzwanzig
hohlwangige, bis zur Unkenntlichkeit entstellte Märzner wankten aus dem Lcichen-
hause, die 123 Todten wurden sofort in eine Grube verscharrt.
Nun bleibt die Thatsache diese, daß jene Männer, wenn auch das Klima,
die große Hitze Indiens ihre Qualen steigerten, dennoch an schlechter Luft starben.
Das Athmen besteht bekanntlich darin, daß unsere Lungen blasebalgartig
Luft ausströmen und einziehen. Die Luft, welche wir einziehen, ist gute frische
1894 -
Leipzig [u.a.]
: Klinkhardt
- Autor: ,
- Hrsg.: Jütting, Wübbe Ulrich, Weber, Hugo
- Auflagennummer (WdK): 21
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Stadtschule, Landschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Mittlere Lehranstalten, Niedere Lehranstalten
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
- Geschlecht (WdK): koedukativ
282
Die Gefangenen wurden mit gezogenen Schwertern hineingetrieben und
die Thür sofort hinter ihnen geschlossen. Unbeschreiblich waren die Schreck-
nisse jener Nacht, wie sie die wenigen Überlebenden schilderten. Die Unglück-
lichen schrieen laut um Erbarmen und suchten die Thür gewaltsam einzu-
drücken — doch vergebens! Sie erhielten zur Antwort, man könne nichts thun
ohne den Befehl des Nabob, dieser aber schlafe und dürfe nicht geweckt werden.
Da steigerte sich die Verzweiflung der Gefangenen zum Wahnsinn. Sie
warfen einander zu Boden, sie kämpften um einen Platz an den Fenstern.
Ihre Qualen steigerten sich; sie rangen, sie tobten und flehten die Wache
an, auf sie zu schießen. Doch diese hielt Lichter an die vergitterten Fenster
und verlachte laut ihre Opfer. Allmählich legte sich der Tumult; man hörte
nur noch leises Stöhnen und Wehklagen.
Der Tag graute, der Nabob erwachte und ließ die Thür öffnen; es
dauerte eine ganze Weile, bis die Soldaten den Überlebenden Bahn machen
konnten, indem sie auf beiden Seiten die Leichen aufeinander häuften.
Dreiundzwanzig hohlwangige, bis zur Unkenntlichkeit entstellte Männer
wankten aus dem Leichenhause, die 123 Toten wurden sofort in eine
Grube verscharrt.
Nun bleibt die Thatsache diese, daß jene Männer, wenn auch das Klima,
die großehitze Indiens, ihrequalen steigerte, dennoch an schlechter Luft starben.
Das Atmen besteht bekanntlich darin, daß unsere Lungen blasebalg-
artig Lust ausströmen und einziehen. Die Luft, welche wir einziehen, ist
gute, frische Luft, die ausgeströmte ist schlechte, unreine. Einen Teil derselben
haben die Lungen zurückbehalten und sie mit dem Blute vermischt. Wenn
wir einen Menschen in einen Kasten einsperren, wo keine frische Luft ihn
erreichen kann, so muß er dieselbe Luft immer und immer wieder einatmen.
Nach und nach werden alle guten Bestandteile der Luft verbraucht, und es
bleiben nur die schlechten zurück; der Mensch muß sterben wie jene Unglück-
lichen in Calcutta.
Wo nun verschiedene Menschen schlafen, reicht die Luft für die Dauer
der Nacht auch nicht aus; sie sind also genötigt, dieselbe Luft immer und
immer wieder einzuatmen, so daß diese bis zum Morgen ganz untauglich
für die Lungen ist. Die Erwachenden erheben sich dann müde und ange-
griffen, anstatt erfrischt und gestärkt, wie das sein sollte. Ein kräftiger
Mann merkt das wohl nicht, doch schwächliche Frauen und namentlich Kinder
leiden darunter, ohne sich davon Rechenschaft zu geben. Wie oft hört man
die Klage: „Ich stehe ebenso müde auf, wie ich mich hinlegte!" — Oft
mag der Grund dafür der sein, daß die Lungen eine ungenießbare Luft
eingeatmet haben. Und wenn nicht, Gott Lob, Thüren und Fenster meist
so schlecht schlöffen, so stände es hiermit schlimmer. Freilich gewöhnt man
sich an die schlechte Lust und bemerkt sie kaum, so lange man selbst darin
steckt, doch vermindert das ihre Schädlichkeit nicht. Wenn man aus
einem ungelüfteten Schlafzimmer ins Freie tritt und dann wieder zu dem-
selben zurückkehrt, da merkt man erst, wie schlecht die Atmosphäre ist.
Reines Wasser, reine Luft, reine Haut, das sind die Haupt-
bedingungen einer guten Gesundheit.
1909 -
Berlin
: Oehmigke
- Autor: Berthold, Ludwig, Reinecke, Hermann, Janke, Otto
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Regionen (OPAC): Berlin
56
euer Alter! Eure Kinder seien euch, was ihr uns seid, auf dein
greisen Haar eine blühende Rosenkrone."
Das Alter ist eine schöne Krone; man findet sie auch nur
auf dem Wege der Mäßigkeit, der Gerechtigkeit und der Weisheit.
69. Eine Schreckensnacht.
„Daheim."
1. Als im Jahre 1756 ein bengalischer Nabob mit den
Engländern in Streit geriet, ließ er 146 derselben in Kalkutta
in ein Gefängnis legen, das durch die entsetzliche Bezeichnung
„schwarzes Loch" allgemein bekannt war. Der Raum maß un-
gefähr 5 in im Quadrat und besaß nur enge Luftlöcher. Die
Gefangenen wurden mit gezogenen Schwertern hineingetrieben,
und die Tür wurde hinter ihnen sofort geschlossen.
2. Unbeschreiblich waren die Schrecknisse jener Nacht, wie
sie die wenigen Überlebenden schilderten. Die Unglücklichen
schrieen laut um Erbarmen und suchten die Tür gewaltsam
einzudrücken; doch vergebens. Sie erhielten zur Antwort, man
könne ohne den Befehl des Nabobs nichts tun; dieser aber
schlafe und dürfe nicht geweckt werden.
Da steigerte sich die Verzweiflung der Gefangenen zum
Wahnsinn. Sie warfen einander zu Boden; sie kämpften um
einen Platz an den Fenstern. Ihre Qualen steigerten sich; sie
rangen, tobten und flehten die Wache an, auf sie zu schießen. Doch
diese hielt Lichter an die vergitterten Fenster und verlachte laut
ihre Opfer. Allmählich legte sich der Tumult; man hörte nur
noch leises Stöhnen und Wehklagen.
3. Der Tag graute; der Nabob erwachte und ließ die Tür
öffnen. Es dauerte eine ganze Weile, bis die Soldaten den
Überlebenden Bahn machen konnten, indem sie auf beiden Seiten
die Leichen aufeinander häuften. Nur dreiundzwanzig hohl-
wangige, bis zur Unkenntlichkeit entstellte Männer wankten aus
dem Leichenhause; die übrigen 123 waren tot und wurden sofort
in eine Grube verscharrt.
Jene Männer starben, weil sie nicht ausreichende Mengen
reiner Luft zur Atmung hatten.
1905 -
Leipzig [u.a.]
: Klinkhardt
- Autor: Lange, Karl, Jütting, Wübbe Ulrich, Weber, Hugo
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Regionen (OPAC): Sachsen
- Inhalt Raum/Thema: Weltkunde
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
332
an den Fenstern. Ihre Qualen steigerten sich; sie rangen, sie tobten
und flehten die Wache an, auf sie zu schießen. Doch diese hielt Lichter
an die vergitterten Fenster und verlachte laut ihre Opfer. Allmählich
legte sich der Tumult; man hörte nur noch leises Stöhnen und Wehklagen.
Der Tag graute, der Nabob erwachte und ließ die Tür öffnen;
es dauerte eine ganze Weile, bis die Soldaten den Überlebenden
Bahn machen konnten, indem sie auf beiden Seiten die Leichen auf
einander häuften. Dreiundzwanzig hohlwangige, bis zur Unkenntlich-
keit entstellte Männer wankten aus dem Leichenhause, die 123 Toten
wurden sofort in eine Grube verscharrt.
Jene Männer starben an schlechter Luft! Was folgt daraus?
Dies, daß zur Erhaltung des Körpers das Einatmen frischer Luft
ebenso unentbehrlich ist wie Essen und Trinken.
Die Aufgabe der Lunge ist bekanntlich die Reinigung des
Blutes. Diese geschieht dadurch, daß die Lunge die vom Blute aus-
geschiedene Kohlensäure aufnimmt und beim Ausatmen ausstößt, dafür
aber beim Einatmen dem Blute immer den so notwendigen Sauer-
stoff aufs neue zuführt. Der Mensch lebt also wirklich von der Luft,
und wenn er nicht dafür sorgt, daß er reine, frische Luft einatmet,
so hat sein Körper auch von der besten Nahrung nicht den Nutzen,
den er davon haben könnte.
Wo die Menschen in engen Schlafräumen zusammengepfercht
liegen und fortwährend die verbrauchte, mit Ausatmungs- und Aus-
dünstungsstoffen verpestete und vergiftete Luft einatmen, da ist's
nicht viel besser als in jenem „schwarzen Loch" von Calcutta. Da
erheben sich am Morgen die Erwachenden müde und angegriffen
anstatt erfrischt und gestärkt, und man braucht sich nicht zu wundern,
daß sie kränkeln und fortwährend den Doktor und Apotheker nötig
haben.
Die Wohnzimmer müssen deshalb Tag für Tag fleißig
gelüftet werden, und man darf es nicht bedauern, daß dadurch
die schöne Wärme zum Fenster hinauszieht. Gerade durch das Ein-
atmen frischer Luft wird im Körper Wärme erregt; das Wärmegefüht,
welches man in überheizter, unreiner Luft, in engen, ungelüfteten
und überfüllten Stuben empfindet, ist ungesund und muß später
einem unangenehmen Kältegefühle weichen. Auch das Schlafzimmer
muß womöglich den ganzen Tag gelüftet werden; man richte es so
ein, daß ihm auch des Nachts durch ein Nebenzimmer genügende
frische Lust zugeführt wird! Bei alledem darf man nicht versäumen,
die frische Luft aus erster Hand zu genießen, indem man sich häufig
im Freien bewegt und ergeht. Indessen muß man, namentlich im
Winter, darauf achten, daß man nicht zu plötzlich aus erwärmter in
sehr kalte Luft kommt; wenigstens ist es dann nötig, sich wärmer
einzuhüllen. Unvorsichtige Menschen lassen sich dann aber gerade
von der kalten Luft durchblasen, um sich recht bald abzukühlen; sie
bedenken nicht, daß sie sich dadurch nicht nur Erkältungen, sondern
1882 -
Leipzig
: Klinkhardt
- Autor: Jütting, Wübbe Ulrich, Weber, Hugo
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch, Lesebuch
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Vier- bis sechsklassige Volksschule
- Inhalt Raum/Thema: Weltkunde
315
gutem Fuße mit jemandem stehen. Den Gefangenen auf freien Fuß
fetzen. Die Sache steht auf schwachen Füßen. Wer mein Brot isset,
tritt mich mit Füßen.
in. Herz. Welche re. Ein fühlendes, erstorbenes, hartes, kaltes re. Herz
haben. Geduld, Geduld! wenn's Herz auch bricht! Reinen, gebroche-
nen Herzens fein. Der Mutter Herz hängt an der Tochter. Jeman-
des Herz erobern, fesseln. Der Gram frißt ihm das Herz ab. Es
fiel mir ein Stein vom Herzen. Eine Sache liegt mir am Herzen.
Kein Herz für etwas haben. Das Herz auf der Zunge haben. Ich
kanu's nicht übers Herz bringen. Wem (wes) das Herz voll ist, dem
(des) gehet der Mund über. Gott gebe den Leuten ein anderes Herz.
Von Herzen (herzlich) gut, schlecht. Gott erfüllt unsere Herzen mit
Speise und Freude. Sich ein Herz zu etwas fassen. Es entfalle kei-
nem Menschen das Herz. Im Herzen des Landes wohnen. Herzblatt,
Herzensbruder, -kind, -thräne.
u. Blut. Das Blut steigt ihm ins Gesicht. Heißes, kochendes Blut
haben. Wie Milch und Blut aussehen. Nach Blut dürsten. Die Ge-
rechtigkeit fordert des Mörders Blut. Die Stimme von deines Bru-
ders Blut schreiet re. Des Blutes schuldig sein. Sein Blut komme
über uns. Es ist unser Fleisch und Blut. Die Bande des Blutes.
Wir haben mit Fleisch und Blut zu kämpfen. Das Blut der Trauben.
161. Reine Luft!
Als vor ungefähr hundert Jahren ein bengalischer Nabob mit den in
Calcutta ansässigen Engländern in Streit geriet, ließ er 146 derselben in
ein Gefängnis legen, das durch die entsetzliche Bezeichnung „schwarzes Loch"
allgemein bekannt war. Der Raum maß ungefähr 5 m im Quadrat und
besaß nur enge Luftlöcher.
Die Gefangenen wurden mit gezogenen Schwertern hineingetrieben und
die Thür sofort hinter ihnen geschlossen. Unbeschreiblich waren die Schreck-
nisse jener Nacht, wie sie die wenigen Überlebenden schilderten. Die Unglück-
lichen schrieen laut um Erbarmen und suchten die Thür gewaltsam einzu-
drücken — doch vergebens! Sie erhielten zur Antwort, man könne nichts thun
ohne den Befehl des Nabob, dieser aber schlafe und dürfe nicht geweckt werden.
Da steigerte sich die Verzweiflung der Gefangenen zum Wahnsinn. Sie
warfen einander zu Boden, sie kämpften um einen Platz an den Fenstern.
Ihre Qualen steigerten sich; sie rangen, sie tobten und flehten die Wache
an, auf sie zu schießen. Doch diese hielt Lichter an die vergitterten Fenster
und verlachte laut ihre Opfer. Allmählich legte sich der Tumult; man hörte
nur noch leises Stöhnen und Wehklagen.
Der Tag graute, der Nabob erwachte und ließ die Thür öffnen; es
dauerte eine ganze Weile, bis die Soldaten den Überlebenden Bahn machen
konnten, indem sie auf beiden Seiten die Leichen auf einander häuften.
Dreiuudzwanzig hohlwangige, bis zur Unkenntlichkeit entstellte Männer
wankten aus dem Leichenhause, die 123 Toten wurden sofort in eine
Grube verscharrt.
1905 -
Leipzig [u.a.]
: Klinkhardt
- Autor: Lange, Karl, Jütting, Wübbe Ulrich, Weber, Hugo
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Regionen (OPAC): Sachsen
- Inhalt Raum/Thema: Weltkunde
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
331
werter, mehrere Male etwas weniger zu essen als wenige Male zu
viel auf einmal.
Die Speisen und Getränke dürfen nicht zu heiß und nicht
zu kalt genossen werden, sonst schaden sie sowohl dem Magen
als den Zähnen. Letztere sind für die Ernährung von großer Wichtig-
keit. Ihre Aufgabe ist es, die festen Speisen gründlich zu zerkleinern,
damit sie im Munde mit Speichel durchtränkt und dadurch verdaulicher
gemacht werden. Man darf daher die Pflege der Zähne nicht ver-
nachlässigen. Nur die Krone der Zähne kommt mit den Speisen in
Berührung. Zu ihrem Schutze dient der Zahnschmelz, ein glänzender,
gelblichweißer Überzug von großer Härte. Dennoch können die Zähne
leicht verletzt werden. Zu heiße und zu kalte Speisen und besonders
der schnelle Wechsel zwischen warm und kalt sind den Zähnen sehr
schädlich; es entstehen dadurch in dem porzellanartigen Zahnschmelz
leicht Risse. Durch diese dringen kleine Pilze, die sich in den Speise-
resten bilden, in die innere, weniger feste Zahnmasse ein und zer-
stören dieselbe; der Zahn ist dann verloren. Läßt man die Zähne
die Arbeit des Nußknackers tun, so kann leicht ein Stückchen von
einem Zahne abspringen, die zerstörenden Pilze halten ihren Einzug,
und der Zahn wird hohl. Der Zahnarzt kann manchen angefressenen
Zahn retten, wenn er ihn, ehe es zu spät ist, ausbohrt und mit
einer haltbaren festen Masse ausfüllt. Damit wird zugleich den später
eintretenden Zahnschmerzen, welche der bloßgelegte Zahnnerv verursacht,
vorgebeugt. Einerseits darf man also den Zähnen nicht zu viel
zumuten; anderseits muß man ihnen die größte Reinlichkeit angedeihen
lassen. Man beseitige die Speisereste mit einem weichen Zahnstocher;
man spüle die Zähne des Morgens und des Abends mit reinem
Wasser; man putze sie öfter mit Schlemmkreide, und man wird neben
dem Nützlichen sich des Angenehmen erfreuen dürfen; denn ein Mund
voll weißer, gesunder Zähne ist auch ein gar schöner Anblick.
b. Von frischer Luft.
Als vor ungefähr hundert Jahren ein bengalischer Nabob mit
den in Calcutta ansässigen Engländern in Streit geriet, ließ er 146
derselben in ein Gefängnis legen, das durch die entsetzliche Bezeichnung
„schwarzes Loch" allgemein bekannt war. Der Raum maß ungefähr
5 m im Quadrat und besaß nur enge Luftlöcher.
Die Gefangenen wurden mit gezogenen Schwertern hineingetrieben
und die Tür sofort hinter ihnen geschlossen. Unbeschreiblich waren
die Schrecknisse jener Nacht, wie sie die wenigen Überlebenden schil-
derten. Die Unglücklichen schrieen laut um Erbarmen und suchten
die Tür gewaltsam einzudrücken — doch vergebens! Sie erhielten
zur Antwort, man könne nichts tun ohne den Befehl des Nabob,
dieser aber schlafe und dürfe nicht geweckt werden.
Da steigerte sich die Verzweiflung der Gefangenen zum Wahn-
sinn. Sie warfen einander zu Boden, sie kämpften um einen Platz
1882 -
Leipzig
: Klinkhardt
- Autor: Jütting, Wübbe Ulrich, Weber, Hugo
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch, Lesebuch
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Vier- bis sechsklassige Volksschule
- Inhalt Raum/Thema: Weltkunde
316
Nun bleibt die Thatsache diese, daß jene Männer, wenn auch das Klima,
die große Hitze Indiens, ihre Qualen steigerte, dennoch an schlechter Luft starben.
Das Atmen besteht bekanntlich darin, daß unsere Lungen blasebalg-
artig Lust ausströmen und einziehen. Die Luft, welche wir einziehen, ist
gute, frische Luft, die ausgeströmte ist schlechte, unreine. Einen Teil derselben
haben die Lungen zurückbehalten und sie mit dem Blute vermischt. Wenn
wir einen Menschen in einen Kasten einsperren, wo keine frische Luft ihn
erreichen kann, so muß er dieselbe Luft immer und immer wieder einatmen.
Nach und nach werden alle guten Bestandteile der Luft verbraucht, und es
bleiben nur die schlechten zurück; der Mensch muß sterben wie jene Unglück-
lichen in Calcutta.
Wo nun verschiedene Menschen schlafen, reicht die Luft für die Dauer
der Nacht auch nicht aus; sie sind also genötigt, dieselbe Luft immer und
immer wieder einzuatmen, so daß diese bis zum Morgen ganz untauglich
für die Lungen ist. Die Erwachenden erheben sich dann müde und ange-
griffen, anstatt erfrischt und gestärkt, wie das sein sollte. Ein kräftiger
Mann merkt das wohl nicht, doch schwächliche Frauen und namentlich Kinder
leiden darunter, ohne sich davon Rechenschaft zu geben. Wie oft hört man
die Klage: „Ich stehe ebenso müde aus, wie ich mich hinlegte!" — Oft
mag der Grund dafür der sein, daß die Lungen eine ungenießbare Luft
eingeatmet haben. Und wenn nicht, Gott Lob, Thüren und Fenster meist
so schlecht schlössen, so stände es hiermit schlimmer. Freilich gewöhnt man
sich an die schlechte Luft und bemerkt sie kaum, so lange man selbst darin
steckt, doch vermindert das ihre Schädlichkeit nicht. Wenn man aus
einem ungelüfteten Schlafzimmer ins Freie tritt und dann wieder zu dem-
selben zurückkehrt, da merkt man erst, wie schlecht die Atmosphäre ist.
Reines Wasser, reine Luft, reine Haut, das sind die Haupt-
bedingungen einer guten Gesundheit.
Da wir die schlechte Lnst nicht sehen können, so ist es schwer, uns
klar zu machen, wie verderblich sie ist; allein jene „unsichtbare Luft" kann
einem Menschen ebenso sicher den Todesstoß geben, als versetzte man ihm
einen Schlag auf den Kopf oder einen Messerstich ins Herz. Die entsetz-
lichen Unglücksfälle find uns allen bekannt, welche wiederholt vorkommen,
weil man leider noch so häufig die Unvorsichtigkeit begeht, das Ofenrohr zu
einer Zeit zu schließen, wo die Glut im Ofen noch nicht gehörig ausge-
brannt ist. Es entwickelt sich das sehr schädliche Kohlengas, dessen Gegen-
wart sich für den Augenblick nur wenig bemerklich macht. Schlafen Menschen
in einem solchen Zimmer, so findet man sie erstickt in ihren Betten.
Viele Menschen haben schon beim Graben oder Reinigen von Brunnen ihr
Leben verloren, indem sie eine mit einer großen Menge Kohlensäure ver-
mischte Luft einatmeten, wie solche bisweilen dem Innern der Erde ent-
strömt. Dieselbe Kohlensäure kommt auch in Kellern und Brauereien vor,
wo Flüssigkeiten in Gärung begriffen sind, und die Luft kann an solchen
Orten so giftig werden, daß Menschen, welche hineinkommen, auf der Stelle
tot niederstürzen. Aus solchen Beispielen erkennt man, daß böse Luft
kein bloßes Spiel der Phantasie ist.
1913 -
Frankfurt am Main
: Diesterweg
- Autor: Breidenstein, Heinrich
- Sammlung: Lesebuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Mittlere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Mittlere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Mittelschule
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
465
innerer Wölbung die Sterne befestigt sind. Dabei ist indessen zu
bemerken, daß infolge einer optischen Täuschung das Himmels-
gewölbe nicht genau halbkugelig, sondern etwas flachgedrückt
erscheint. Vermöge dieser Täuschung erblicken wir auch die Sonne
und den Mond, wenn sie in der Nähe des Horizonts stehen, viel
größer, als wenn sie eine gewisse Höhe erreicht haben, und zwei
Sterne, deren Entfernung wir uns genau gemerkt, erscheinen wie
auseinandergezerrt, sobald sie sich dem Horizonte nähern.
25v. Born Atmen.
Nach dem Daheim.
Das Atmen besteht darin, daß unsere Lungen blasebalgartig Lust
ausströmen und einziehen. Die Luft, welche wir einziehen, ist gute,
frische Luft, die ausgeströmte ist schlechte, unreine. Einen Teil derselben
haben die Lungen zurückbehalten und sie mit dem Blute vermischt.
Wenn wir einen Menschen in einen tasten einsperren, wo keine frische
Luft ihn erreichen kann, so muß er dieselbe Luft immer und immer
wieder einatmen. Nach und nach werden alle guten Bestandteile der
Lust verbraucht, und es bleiben nur die schlechten zurück; der Mensch
muß sterben.
Wo verschiedene Menschen in einem Raume schlafen, reicht die
Luft für die Dauer der Nacht nicht aus. Sie sind also genötigt, dieselbe
Lust immer und immer wieder einzuatmen, so daß diese bis zum Morgen
ganz untauglich für die Lungen ist. Die Erwachenden erheben sich
dann müde und angegriffen, anstatt erfrischt und gestärkt, wie das
fein sollte. Ein kräftiger Mann merkt das wohl nicht, doch schwächliche
Frauen und namentlich Minder leiden darunter, ohne sich davon Rechen-
schaft zu geben. Wie oft hört man die Silage: ,,Ich stehe ebenso
müde auf, wie ich mich hinlegte!" — Oft mag der Grund dafür der
sein, daß die Lungen eine ungenießbare Luft eingeatmet haben. Und
wenn nicht Türen und Fenster meist so schlecht schlössen, so stände es
hiermit schlimmer. Freilich gewöhnt man sich an die schlechte Luft
und bemerkt sie kaum, solange man selbst darin steckt, doch vermindert
das ihre Schädlichkeit nicht. Wenn man aus einem ungelüfteten
Schlafzimmer ins Freie tritt und dann wieder zu demselben zurückkehrt,
dann merkt man erst, wie schlecht die Atmosphäre ist. Reines Wasser,
reineluft,reinehaut,dassinddiehauptbedingungen
einer guten Gesundheit.
Breidenstein, Mittelschullesebuch Iii. Hessen-Nassau.
heorg-Eckert-lrstitufc
für international
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ßchu I b ut*. uil! iothek
1811 -
Gießen
: Heyer
- Autor: Schlez, Johann Ferdinand
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch, Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Volksschule
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
- Geschlecht (WdK): koedukativ
t
86
Dazu kommt noch: wenn viele Menschen in einem
verschloßnen Zimmer beisammen sind, so schlucken sie,
wie ihr gehört habt, allmahlig die vorhandene Lebens,
luft ein und nehmen sie in ihr Blut auf; die nicht
tauglichen Luftarten aber stoßen sie, vermengt mit den
aus dem Blute der Lunge abgesonderten, erhitzten und
ungesunden Theilen, wieder aus. Auf die Weise ent-
geht Jeder dem Andern die Lebenslust und hilft die
zurückbleibenden, ohnedieß schädlichen Luftarten, noch
mehr verpesten.
Es ist daher eine große Thorheit, um eines Noth-
krüstchens oder andern Vögelchens willen, oder aus
Furcht, mit der frischen gesunden Luft auch etwas Kälte
ms Zimmer zu lassen, alle Fenster verschlossen zu halten,
oder wohl gar der Kalte willen zu verkleben. Geht nur
des Morgens in eine Schlafkarumer, in welcher meh»
rere Menschen die Nacht über geathmet und ausgedun-
ftet haben; gewiß ihr prallt vor der matten Luft, wel-
cher. fast alle Spannkraft und Lebenslust entzogen ist,
keynahe zurück. In heissen Sommern erwachen , wir
daher oft mit einer ganz eigenen Bangigkeit, die nicht
eher nachläßt, als bis wir durch ein Fenster der freyen
Luft Zugang verschafft haben.
Zum Beweise, wie in einem verschloßnen, mit Men-
schen überfüllten Zimmer allmahlig die Lufc ganz und
gar unbrauchbar werde und wie. die darin befindlichen
Menschen blos durch, ihr Athmen und Ausdünsten sich
wechselseitig.todten können, will ich euch ein schreckliches
Beispiel aus der Mitte des vorigen Jahrhunderts er-
zählen :
Zu Calcutta in Bengalen (in Ostindien) hatten die
Engländer die Einwohner des Landes sehr gegen sich
erbittert. Eine klenie englische Feste, das sogenannte
Fort Wikam, wurde daher im Sommer 17z6 von
dem bengalischen Nabob (oder Statthalter) angegriffen
und
%
1914 -
Frankfurt am Main
: Diesterweg
- Autor: ,
- Hrsg.: Breidenstein, Heinrich
- Sammlung: Lesebuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Mittlere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Mittlere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Mittelschule
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
504 •s'.s 4s4s^^*-S *-S
Vorhängen verdunkelt, aber viel zu eng, dazu noch der Ablagerungs-
platz von Kleidern, Schuhzeug und Wäsche, von Lebensmitteln und
allerlei Hausrat und oft mit den Wasserdünsten der warmen Wohn-
stubenluft erfüllt, daher feucht.
Was diesen Räumen hier wie dort am meisten fehlt, darüber
belehrt uns am besten das Krankenzimmer. Es ist noch nicht lange
her, seit man mit Staunen entdeckte, daß Verwundete und kranke in
offenen Baracken, die weder Wände noch Fenster haben und nur durch
Segeltuchvorhänge zeitweise verschlossen sind, weit eher genesen als in
den abgeschlossenen Zimmern auch des besten Krankenhauses. Es ist
merkwürdig, wie rasch sie sich bei dem ungehinderten Zutritt der frischen
Luft erholen. Jetzt weitz das jedermann. Warum öffnen wir nicht
auch ein Fenster im Kinderzimmer, in jedem Wohn- und Arbeitsraum
und ganz besonders in jedem Schlafgemach? Fürchtet man etwa, sich
dabei zu erkälten? So gut man tüchtig einheizen kann, ohne das
Haus anzuzünden, so gut kann man auch tüchtig lüften, ohne sich zu
erkälten.
Man öffne daher vor allem für die Nacht ein oberes Fenster,
immer dasjenige, welches am weitesten vom Bette entfernt ist. Im
Sommer öffne man es weit, bei kühler Jahreszeit halb, bei Kälte nur
ein wenig. Im Winter genügen einige Zentimeter, um den Dunst
und Schaden eines Schlafzimmers zu bewältigen. Während des An-
und Auskleidens wirft die Klugheit das Fenster vollends zu; nachher
aber öffnet es die Weisheit wieder, und die Gesundheit wohnt mit
Vorliebe in einem beständig gelüfteten Schlafgemach. Ein witziger Arzt
hat einmal gesagt: „Wenn ich Gott Rechenschaft geben mutz über meine
ärztliche Praris, so möchte ich nichts leichter verantworten, als datz ich
jedem meiner Patienten eine Fensterscheibe hinausgeschlagen hätte." Der
Schalk hat recht.
262. Born Atmen.
Nach dem Daheim.
Das Atmen besteht darin, datz unsere Lungen blasebalgartig Luft
ausströmen und einziehen. Die Luft, welche wir einziehen, ist gute,
frische Luft, die ausgeströmte ist schlechte, unreine. Einen Teil derselben
haben die Lungen zurückbehalten und sie mit dem Blute vermischt.
Wenn wir einen Menschen in einen Kasten einsperren, wo keine frische
Luft ihn erreichen kann, so mutz er dieselbe Luft immer und immer
wieder einatmen. Nach und nach werden alle guten Bestandteile der
1847 -
Giessen
: Heyer
- Autor: Varentin, Schlez, Johann Ferdinand, Cannabich, Johann Günther Friedrich, Sackreuter, Carl Ludwig, Dieffenbach, Ernst
- Auflagennummer (WdK): 18
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Evangelische Schule
- Geschlecht (WdK): koedukativ
- Konfession (WdK): Evangelisch-Lutherisch
68
Der menschl. Körper.
Laterne hinablassen, ehe man ssch hineinwagt. Verlöscht das Licht,
so muß die fire Luft erst herausgeschafft werden, indem man brennen-
des Stroh hineinwirft oder, was besser ist, sogenannte Kalkmilch
(d.i. gelöschten Kalk mit vielem Wasser angemacht) aus einer Gießkanne,
welche mit einer Zotte verfthen ist, hineingießt. Die fire Lust ver-
bindet sich damit. — Bei dem Verbrennen von Kohlen oder Holz in
schlecht ziehenden Ofen entsteht sehr oft eine andere, noch viel giftigere
Lustart, der sogenannte Kohlendunst. Dieser macht, selbst wenn
wenig davon in der Luft ist, Schwindel, dann Ohnmacht und tödtet
endlich. Das Schlimmste ist, daß man ihn kaum riecht und die Be-
sinnung verliert, ehe man nur merkt, daß man in Lebensgefahr
schwebt, der man so leicht entgehen könnte, wenn man ein Fenster
ösinete, um frische Luft einzulassen. Ihr habt'gewiß schon davon
gehört, .daß man Kopfweh bekommt, wenn man eine Kohlenpfanne mit
brennenden Kohlen im Zimmer stehen hat, ja daß sogar schon oft
Menschen todt in ihren Betten gefunden wurden, welche sich im kal-
ten Winter ihr Schlafzimmer mit Kohlen erwärmten oder die Klappe
am Ofen zudrehten» Nichts fürchten die Bergleute in den Kohlen-
bergwerken so sehr, als die fch lag enden Wetter (von den Chemikern
Sumpfluft genannt). Diese Luftart entzündet sich, wenn sie mit
gemeiner Luft gemengt ist, an dem Licht der Bergknappen mit furcht-
barem Knall und hat schon oft entsetzliches Unglück angerichtet. —
Die Lust kann aber auch durch Lichtdämpfe, Ausdünstung des Firnisses,
der Ofenschwärze, des in der Ofenröhre verschütteten Fettes, der
Wäsche, stark riechender Blumen re. mit schädlichen Theilen so über-
laden werden, daß sie dadurch schädlich wird.
Zum Beweise, wie in einem verschlossenen, mit Menschen über-
füllten Zimmer allmälich die Luft ganz und gar unbrauchbar werde
und wie die darin befindlichen Menschen bloß durch ihr Athmen und
Ausdünsten sich wechselseitig tödten können, will ich euch ein schreck-
liches Beispiel aus der Mitte des vorigen Jahrhunderts erzählen.
Zu Calcutta in Bengalen (in Ostindien) hatten Engländer die
Einwohner des Landes sehr gegen sich erbittert. Eine kleine englische
Feste, das sogenannte Fort William, wurde daher im Sommer 1756
von dem bengalischen Nabob (d.i. Statthalter) angegriffen und erobert
und die englische Besatzung, welche in 169 Mann bestand, Abends
8 Uhr in ein einziges, nur auf einer Seite mit zwei kleinen Fen-
stern versehenes Gefängniß gesperrt, in welchem sie kaum zum Ste-
hen Raum genug fand. Die armen Gefangenen fiengen bald an
heftig zu schwitzen, wodurch die Luft des Gefängnisses noch heißer
und von unreinen Dünsten ganz überfüllt ward. Um neun Uhr
des Abends bekamen die Gefangenen schon einen so peinigenden
Durst, daß einige rasend davon wurden und andere in dieser ersten
Stunde der Einkerkerung unter Verzuckungen den Geist aufgaben.
Endlich wurde ihnen durch ein vergittertes Fenster Wasser in die auf-
1894 -
Leipzig [u.a.]
: Klinkhardt
- Autor: ,
- Hrsg.: Jütting, Wübbe Ulrich, Weber, Hugo
- Auflagennummer (WdK): 21
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Stadtschule, Landschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Mittlere Lehranstalten, Niedere Lehranstalten
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
- Geschlecht (WdK): koedukativ
281
Die Getränke sollen die wässerigen Bestandteile unsers Blutes und
Körpers ersetzen, die derselbe fortwährend durch Lunge, Haut und Niere ver-
liert. Außerdem enthalten aber auch noch alle Getränke, selbst das Trinkwasser,
solche Nahrnngsstoffe in sich, die zum Ersätze der festen Körperbestandteile
dienen können. Unter allen Getränken können nur zwei für den Menschen
als wirkliches Bedürfnis gelten: das Wasser und im Kindesalter die Milch.
Letztere kann für den Erwachsenen gleichzeitig als Getränk und Speise dienen.
Wenn wir nun auch wissen, was wir essen sollen, so ist es ferner noch
von großer Bedeutung zu wissen, wie wir die Speisen genießen müssen.
Viele Menschen essen so, daß ihnen das Genossene den Nutzen nicht bringt,
den es bringen könnte. Alles Feste, was wir genießen, ganz besonders
das Fleisch, muß so zubereitet und im Munde mit den Zähnen so lange
verarbeitet (gekaut) werden, daß es im Magen und Tarmkanale von den
Verdauungssäften, vorzugsweise vom sauren Magensaste, leicht durchdrungen
und aufgelöst werden kann. Je flüssiger und breiiger ein Nahrungsmittel
ist, oder je schneller es im Magen in eine solche Form verwandelt werden
kann, desto verdaulicher ist es, und desto besser können seine Nahrungsstoffe
ausgezogen und in das Blut geschafft werden. Deshalb kommt auf die
Zubereitung und das Kauen der Speisen sehr viel an. Ein gut gekochtes
oder gebratenes, weiches Stück Fleisch muß, wie ein tüchtig zu Brei gekautes
Stück, weit verdaulicher sein als hartes, wenig zerkautes Fleisch. — Hartes
Ei ist sehr unverdaulich; weiches dagegen sehr leicht verdaulich. — Feste,
unlösliche (also unverdauliche) Stoffe in unseren Speisen, wie Hülsen,
Schalen, Körnchen, Blätter u. dergl., erschweren, indem sie im Magen die
löslichen, verdaulichen Nahrnngsstoffe einhüllen, das Eindringen des Magen-
saftes in dieselben und hindern dadurch die Lösung dieser löslichen Stoffe.
So gehen nicht durchgeschlagene Hülsenfrüchte (auch Reis) fast ganz unver-
daut im Stuhlgange wieder mit fort. Sehr fette Speisen werden ebenfalls
unverdaulicher, sobald das flüssige Fett, welches vom wässerigen Magensafte
nicht durchdrungen werden kann, eine Art Hülle rings um die löslichen
Nahrungsstoffe bildet. — Trinkt man Milch langsam in kleinen Schlucken
und ißt dazwischen Brot, so gerinnt dieselbe im Magen nur in ganz kleinen
Portionen und wird dann für den Magensaft leichter durchdringlich und
löslicher. Dagegen bildet sich beim schnellen Trinken größerer Massen Milch
im Magen ein großer Klumpen Quark, und dieser ist für den Magensaft
schwer zu lösen. Aus diesen wenigen Beispielen wird man schon erkennen,
daß auf das Wie beim Essen und Trinken viel ankommt. Bock.
178. Reine Luft!
Als vor ungefähr hundert Jahren ein bengalischer Nabob mit den in
Calcutta ansässigen Engländern in Streit geriet, ließ er 146 derselben in
ein Gefängnis legen, das durch die entsetzliche Bezeichnung „schwarzes Loch"
allgemein bekannt war. Der Raum maß ungefähr 5 m im Quadrat und
besaß nur enge Luftlöcher.
1913 -
Leipzig
: Hahn
- Hrsg.: Leipziger Fortbildungsschul-Direktoren und -Lehrern
- Jahr der Erstauflage_wdk: 1901
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Niedere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Berufliche Bildungsgänge, alle Lernstufen
- Schulformen (OPAC): Fortbildungsschule, Fachschule, Gewerbeschule
- Regionen (OPAC): Dresden
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
- Geschlecht (WdK): Jungen
128
und immer wieder einatmen. Nach und nach werden alle guten Bestand-
teile der Luft verbraucht, und es bleiben nur die schlechten zurück; der
Mensch muß sterben wie jene Unglücklichen in Kalkutta.
Wo nun viele Menschen in einem Zimmer schlafen, reicht die Luft für die
Dauer der Nacht auch nicht aus; sie sind also genötigt, dieselbe Luft immer
und immer wieder einzuatmen, so daß diese bis zum Morgen ganz un-
tauglich für die Lungen ist. Die Erwachenden erheben sich dann müde
und angegriffen, anstatt erfrischt und gestärtt, wie das sein sollte. Ein
kräftiger Mann merkt das wohl nicht, doch schwächliche Frauen und
namentlich Kinder leiden darunter, ohne sich davon Rechenschaft zu geben.
Wie oft hört man die Klage: „Ich stehe eben so müde auf, wie ich mich
hinlegte!" Oft mag der Grund dafür der sein, daß die Lungen eine
ungenießbare Luft eingeatmet haben. Und wenn nicht, gottlob, Türen
und Fenster meist so schlecht schlössen, so stünde es hiermit schlimmer.
Freilich gewöhnt man sich an die schlechte Luft und bemerkt sie kaum,
so lange man selbst darin steckt, doch vermindert das ihre Schädlichkeit
nicht. Wenn man aus einem ungelüfteten Schlafzimmer ins Freie tritt
und dann wieder zu demselben zurückkehrt, da merkt man erst, wie schlecht
die Atmosphäre ist. Reine Luft ist eine Hauptbedingung
guter Gesundheit.
Da wir die schlechte Luft nicht sehen können, so ist es schwer, uns
klar zu machen, wie verderblich sie ist; allein jene „unsichtbare Luft"
kann einem Menschen eben so sicher den Todesstoß geben, als versetzte
man ihm einen Schlag auf den Kopf oder einen Messersüch ins Herz.
Die entsetzlichen Unglücksfälle sind uns allen bekannt, welche wiederholt
vorkommen, weil man leider noch so häusig die Unvorsichttgkeit begeht,
das Ofenrohr zu einer Zeit zu schließen, wo die Glut im Ofen noch nicht
gehörig ausgebrannt ist. Es entwickelt sich das sehr schädliche Kohlen-
gas, dessen Gegenwart sich für den Augenblick nur wenig bemerklich
macht. Schlafen Menschen in einem solchen Zimmer, so findet man sie
ersttckt in ihren' Betten. Viele Menschen haben schon beim Graben oder
Reinigen von Brunnen ihr Leben verloren, indem sie eine mit einer großen
Menge Kohlensäure vermischte Luft einatmeten, wie solche bisweilen dem
Innern der Erde entsttömt. Dieselbe Kohlensäure kommt auch in Kellern
und Brauereien vor, wo Flüssigkeiten in Gärung begriffen sind, und die
Luft kann an solchen Orten so giftig werden, daß Menschen, welche
hineinkommen, auf der Stelle tot niederstürzen.
Es ist ferner erwiesen, daß Cholera, Scharlach, Typhus und die Blattern
hauptsächlich durch den Mangel an frischer Luft und die Ausdünstungen
schlechter Senken, Kloaken und sonsügen Unrats begünstigt werden. Gott hat
die frische, reine Luft, ohne welche wir nicht leben können, zur „Alltagsluft"
gemacht, zu dem allergewöhnlichsten und erreichbarsten Element, zu welchem
Reiche und Arme Zugang haben, wenn sie es nur wollen. Es erfordert
nur ein wenig Nachdenken, um jeden Raum, den wir bewohnen, der Luft
zugänglich zu machen. Wie es uns als ein schreiendes Unrecht erscheint,
unsere Kinder verhungern zu lassen, so sollte es uns erst recht zur heiligen
1906 -
Leipzig
: Hahn
- Autor: Wehrhan, Karl, Kleineberg, W.
- Jahr der Erstauflage_wdk: 1901
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Niedere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Berufliche Bildungsgänge, alle Lernstufen
- Schulformen (OPAC): Fortbildungsschule
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde?
- Geschlecht (WdK): koedukativ
— 128 —
und immer wieder einatmen. Nach und nach werden alle guten Bestand-
teile der Luft verbraucht, und es bleiben nur die schlechten zurück; der
Mensch muß sterben, wie jene Unglücklichen in Kalkutta.
Wo nun viele Menschen in einem Zimmer schlafen, reicht die Luft für die
Dauer der Nacht auch nicht aus; sie sind also genötigt, dieselbe Luft immer
und immer wieder einzuatmen, so daß diese bis zum Morgen ganz un-
tauglich für die Lungen ist. Die Erwachenden erheben sich dann müde
und angegriffen, anstatt erfrischt und gestärkt, wie das sein sollte. Ein
kräftiger Mann merkt das wohl nicht, doch schwächliche Frauen und
namentlich Kinder leiden darunter, ohne sich davon Rechenschaft zu geben.
Wie oft hört man die Klage: „Ich stehe eben so müde auf, wie ich mich
hinlegte!" Oft mag der Grund dafür der sein, daß die Lungen eine
ungenießbare Luft eingeattnet haben. Und wenn nicht, gottlob, Türen
und Fenster meist so schlecht schlössen, so stünde es hiermit schlimmer.
Freilich gewöhnt man sich an die schlechte Luft und bemerkt sie kaum,
so lange man selbst darin steckt, doch vermindert das ihre Schädlichkeü
nicht. Wenn man aus einem ungelüfteten Schlafzimmer ins Freie tritt
und dann wieder zu demselben zurückkehrt, da merkt man erst, wie schlecht
die Atmosphäre ist. Reine Luft ist eine Hauptbedingung
guter Gesundheit.
Da wir die schlechte Luft nicht sehen können, so ist es schwer, uns
klar zu machen, wie verderblich sie ist; allein jene „unsichtbare Luft"
kann einem Menschen eben so sicher den Todesstoß geben, als versetzte
man ihm einen Schlag auf den Kops oder einen Messerstich ins Herz.
Die entsetzlichen Unglücksfälle sind uns allen bekannt, welche wiederhott
vorkommen, weil man leider noch so häufig die Unvorsichttgkeit begeht,
das Ofenrohr zu einer Zett zu schließen, wo die Glut im Ofen iroch nicht
gehörig ausgebrannt ist. Es entwickett sich das sehr schädliche Kohlen-
gas, dessen Gegenwart sich für den Augenblick nur wenig bemerklich
macht. Schlafen Menschen in einem solchen Zimmer, so findet man sie
erstickt in ihren Betten. Biele Menschen haben schon beim Graben oder
Reinigen von Brunnen ihr Leben verloren, indem sie eine mtt einer großen
Menge Kohlensäure vermischte Luft einatmeten, wie solche bisweilen dem
Innern der Erde entsttömt. Dieselbe Kohlensäure kommt auch in Kellern
und Brauereien vor, wo Flüssigkeiten in Gärung begriffen sind, und die
Luft kann an solchen Orten so giftig werden, daß Menschen, welche
hineinkommen, auf der Stelle tot niederstürzen.
Es ist ferner erwiesen, daß Cholera, Scharlach, Typhus und die Blattern
hauptsächlich durch den Mangel an frischer Luft und die Ausdünstungen
schlechter Senken, Kloaken und sonsügen Unrats begünsügt werden. Gott hat
die frische, reine Luft, ohne welche wir nicht leben können, zur „Alltagsluft"
gemacht, zu dem allergewöhnlichsten und erreichbarsten Element, zu welchem
Reiche und Arnre Zugang haben, wenn sie es nur wollen. Es erfordert
nur ein wenig Nachdenken, um jeden Raum, den wir bewohnen, der Luft
zugänglich zu machen. Wie es uns als ein schreiendes Unrecht erscheint,
unsere Kinder verhungern zu lasten, so sollte es uns erst recht zur heiligen
1902 -
Leipzig
: Hofmann
- Autor: Wernecke, Robert
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Niedere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 1 – Primarstufe, Klassen 1 – 4/6
- Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
- Geschlecht (WdK): koedukativ
Vii. Wind und Wetter in der Heimat.
233
heiß. Diese Länder haben ein heißes Klima. In andern Ländern ist die
Lust das ganze Jahr hindurch sehr kalt. Diese Länder haben ein kaltes
Klima. In unserm Lande ist die Luft weder zu heiß noch zu kalt, im
Sommer ist sie mäßig heiß, im Winter ist sie mäßig kalt; wir haben ein
gemäßigtes Klima.
Ii. Muhen der Luft. Was würde wohl mit uns geschehen, wenn jetzt
auf einmal alle Luft aus unserer Schulstube entwiche? Warum müßten
wir sterben? Wozu gebrauchen wir also die Luft? Unsere Brust hebt und
senkt sich fortwährend. Was strömt durch die Nase ein, wenn sich die Brust
hebt? Was geschieht mit der Luft in unserer Lunge, wenn sich unsere Brust
wieder senkt? Wie nennen wir das Einströmen und Ausstoßen der Luft?
Was geschieht, wenn wir nicht mehr atmen können? Wer atmet also nicht
mehr? — Öffne das Fenster und atme die Luft ins Freie aus! Was kannst
du sehen? Ihr wißt, daß man die Luft nicht sehen kann, sie ist ja uu-
sichtbar; es muß also etwas anderes sein, was wir mit der Luft ausatmen.
Hauche an das Spiegelglas! Was bemerkst du? Dasselbe bemerkst du jetzt
an den Fenstern. Ihr sagt, die Fenster sind angelaufen, sie schwitzen; es
bilden sich sogar kleine Wassertropfen, die an den Fensterscheiben herablaufen.
Seht, diese nassen Dünste haben wir ausgeatmet. Die ausgeatmete Luft
enthält wässrige Dünste, außerdem aber auch noch andere üble Dünste, die
aus unserm Körper kommen. Wie wird also die Luft, wenn viele Menschen
in einem Zimmer atmen? Sie wird unrein. Was müssen wir deshalb
öffnen? Wie ist die Lust, die von draußen hereinströmt? Wie fühlen wir
uns in reiner, frischer Luft? Welche Luft ist also gesund? ungesund?
Warum öffnen wir die Fenster, wenn wir die Schule verlassen? Welche
Zimmer müssen auch häufig gelüstet werden? In manchen Höfen, auf
den Gassen, in der Nähe von Fabriken vermischt sich die Luft mit Rauch,
Staub und üblen Dünsten. Diese verdorbene Luft ist sehr schädlich.
Wohin wandern deshalb gern die Stadtbewohner? Auf die Berge, aufs
Feld, in den Wald, an den See. Was für Luft finden sie dort? Land-
lust, Waldluft, Bergesluft, Seeluft sind am reinsten und am gesündesten.
Wenn wir gesund bleiben wollen, müssen wir uns häufig in freier Luft be-
wegen und unsere Wohnungen regelmäßig lüften.
Aber nicht nur die Menschen, sondern auch alle Tiere und Pflanzen
bedürfen der Luft. Die Säugetiere und die Vögel atmen die Luft durch
ihre Lungen ein. Womit atmen die Fische? die Amphibien? die Kerbtiere?
die Würmer? Die Pflanzen atmen mit ihren Blättern Luft ein und aus;
sie müßten absterben, wenn ihnen die Luft fehlte.
Iii. Der Wind. Unsere Schulstube ist geheizt. Wie ist darum die
Luft in unserm Schulzimmer? Ich öffne die Tür. Wo spürt ihr es be-
sonders, daß die Tür offen steht? Ihr sagt: Es zieht. Ja, was zieht
denn herein? Wie ist die Luft, die hereinzieht? Wie nennen wir die kalte
Luft, weil sie hereinzieht? Zugluft.
1914 -
Langensalza
: Kortkamp
- Autor: Redlich, Ernst, Dickhoff, Emil, Schmidt, Otto, Groch, Karl
- Auflagennummer (WdK): 3
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Hilfsbuch, Lehrerbuch
- Schultypen (WdK): Niedere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 1 – Primarstufe, Klassen 1 – 4/6
- Inhalt Raum/Thema: Unterrichtstheorie
- Geschlecht (WdK): koedukativ
— 86 —
Es steht ein dicker, schwarzer Mann
still in der Ecke dort,
er reget und bewegt sich nicht
und spricht kein einzig Wort.
Mein Kindlein, nimm dich wohl in acht
und greif den Mann nicht an?
Er beißt dich in das Fingerlein,
der schwarze, stumme Mann. Chr. Diefenbach.
Wie die Schulstube gelüftet wird.
In der Schulstube sind viele Kinder beisammen. Die Luft im
Zimmer wird bald schlecht. Darum lassen wir wieder frische Luft her-
ein. An den Fenstern sind Luftklappen oder Kippflügel. Sie sind so
hoch angebracht, damit es unten nicht zieht. Wenn sie geöffnet wer-
den, zieht die schlechte Luft ab und frische kommt dafür herein. Über
dem Ofen ist an der Wand auch noch eine Klappe. Da kann die
schlechte Luft in den Schornstein ziehen. In der Pause werden die
Fenster und die Tür aufgemacht (geöffnet). Dann wird es ganz frisch
in der Stube; aber es dauert gar nicht lange, so ist es wieder warm.
Auf dem Schulhofe.
1. Wie der Schulhof angelegt ist.
Der Schulhof wird von Häusern, Mauern und der Turnhalle
eingeschlossen. Er ist mit Kies bestreut. Ein paar Gänge sind ge-
pflastert. Da gehen wir entlang, wenn es regnet. (Grund!) Auf
dem Hofe stehen auch Bäume. Die geben uns Schatten, wenn im
Sommer die heiße Sonne scheint. An der einen Seite ist ein Rasen-
beet. Darauf wachsen einige Sträucher und Blumen. Ein kleiner
Zaun führt herum, damit niemand auf den Rasen tritt. Dicht an
der Schule steht die Pumpe. Das Wasser aus unserm Schulbrunnen
dürfen wir nicht trinken, es schmeckt nicht gut. Aber das Wasser
aus der Leitung ist frisch und klar.
2. Wie wir den Schulhof benutzen.
In den großen Pausen sind wir auf dem Schulhofe. Da gehen
wir umher und essen unser Frühstück oder erzählen uns etwas. Auch
1909 -
Berlin Leipzig
: Teubner
- Autor: Wernecke, Robert
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Politikschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 1 – Primarstufe, Klassen 1 – 4/6
178
Iii. Der vereinigte Anschauungs- und Sprachunterricht.
Raben auch? — Der Rabe bleibt auch im Winter bei uns. Wir neunen
ihn „Standvogel". Nennt andere Standvögel! Der Rabe verläßt das
öde, mit Schnee bedeckte Feld und besucht die Wohnungen der Menschen in
Stadt und Dorf. Um was bittet er die Menschen? Wie ruft er? — Wie
klingt seine Stimme? Zwischenfrage: Wie war vor einiger Zeit deine Stimme,
als du erkältet warst und Halsschmerzen hattest? — So klingt auch die
Stimme des Raben rauh und heiser. Was werden mitleidige Menschen
im Winter tun, wenn die hungrigen Vögel vor ihre Türen und Fenster
kommen? — Gedenkt auch ihr, l. K., der hungrigen Vögel!
B. Wiederholung.
C. Das Resultat.
Auf dem Baume zwischen den Ästen ist ein Nest. Auf dem Neste steht
ein Vogel. Der Vogel hat ein schwarzes Röcklein an. Der schwarze
Vogel ruft seinen eignen Namen: Rab. Der Rabe hat das Nest ge-
baut aus Reisig. Dieser Vogel ist ein Baumeister. Er flicht die Zweige
zusammen wie ein Künstler. Das Nest ist noch hart. — Der Wind weht
durch das Nest. Im Neste ist's noch kalt. Der Rabe sucht Gras, Moos,
Wolle und Federn und polstert damit das Nest. Das Nest ist weich und
warm. Der Vogel legt Eier in das Nest und brütet sie aus. Aus den
Eiern kommen junge Vögel. Im Neste wohnt eine Vogelfamilie. —
(Kein Mensch, kein Kind darf die Vogelfamilie stören, ängstigen und
quälen. —) Der alte Vogel liebt seine Kinder. Er ist ans dem Felde
gewesen und hat eine Maus gefangen. Der Rabe trägt die Maus in seinem
kräftigen, krummen Schnabel. Die Raben fressen Mäuse, Würmer und
andere kleine Tiere. Die jungen Raben sind hungrig und werden von den
alten Raben gefüttert, bis sie flügge werden. Dann fliegen sie auch aus
das Feld, um ihre Nahrung selbst zu suchen. Der Rabe ist ein Standvogel,
denn er bleibt auch im Winter bei uns, wie der Sperling. Mitleidige
Menschen versorgen im Winter die armen, hungrigen Vöglein.
1). Schreiblesen.
Normalwort Nest, N, n. — Nußbaum, Name, Nahrung, Nacht, Nächte.
— Auf dem Nußbaume ist eiu Nest. Der Vogel hat das Nest gebaut.
Dieser Vogel ruft seinen eigenen Namen. Welchen Namen hat dieser Vogel?
Was ist seine Nahrung? Der Vogel schläft in der Nacht im Neste. Die
Stacht ist kühl und dunkel. Wir schlafen auch in der Nacht. Nach der Arbeit
ist gut ruhen. Gute Nacht. Schreiblese-Fibel, 2. Abschnitt, Nr. Ii.
E. Memorieren.
Per Waöe.
Was ist das für ein Bettelmann? ; Vor alle Türen weit und breit,
Er hat ein kohlschwarz Röcklein an Ruft mit betrübtem Ton: „Rab, rab!
Und läuft in dieser Winterzeit Gebt mir doch auch einen Knochen ab!"
1908 -
Altenburg
: Bonde
- Autor: Jungandreas, R., Runkwitz, Karl
- Auflagennummer (WdK): 3
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Inhalt Raum/Thema: Deutsche Literatur
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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kann es liier doch frisch sein. Aber in dem Zimmer ist heute noch
kein Fenster geöffnet gewesen und gestern auch nicht und ehegestern
auch nicht und vielleicht in sehr langer Zeit nicht. Alle Ausdünstungen
von Menschen, Kleidern, Betten, Speisen und Getränken sind in dem
Zimmer aufgehäuft geblieben, soweit sie nicht von Zeit zu Zeit
durch die Tür einen Ausgang gesunden haben. Und die Folge
von alledem ist, daß uns ein beengender Dunst entgegenschlägt, und
einer von uns murmelt vielleicht halblaut: „Pfui, wie übel riecht
es hier!"
Aber diese Worte hat die Frau des Hauses gehört. Sie springt
hastig auf und ruft: „Was! übel riechen? und das in meinem
Hause, das ich so nett und reinlich halte? Bin ich nicht vom
frühen Morgen bis zum späten Abend beschäftigt mit Kehren,
Scheuern und Putzen, wie es einer reinlichen Hausfrau geziemt?"
— „Ja, gute Frau, das glauben wir Euch wohl, aber den hohen
Wert frischer Luft für die Gesundheit Eurer Hausgenossen habt Ihr
noch nicht recht begriffen." — „Aber," erwidert sie, „sind wir denn
krank? Seht, da sitzen meine 6 Kinder; sie sehen zwar nicht blühend
aus, aber unter den Händen des Doktors ist noch keins gewesen."
— Unsere gute Hausmutter vergißt indes dabei, daß zwischen „nicht
krank sein" und „vollkommen gesund sein" noch ein großer Unterschied
ist. Wer weiß, ob nicht die bleiche Gesichtsfarbe der Kinder einer
frischen, roten Farbe Platz machen würde, wenn die Mutter etwas mehr
für frische Luft sorgte! Auf alle Fälle würden sich dann die Kinder
kräftiger entwickeln und gegen Erkrankungen früher oder später ge-
schützter senr. —
3. Jeder weiß, daß wir beständig Atem holen müssen, ohne Luft
nicht leben können und schon nach einigen Minuten ersticken würden.
Gott sei Dank! sie ist im Überflüsse vorhanden; jedoch ist es nicht
gleichgültig, welche Luft wir einatmen. Je öfter eine und dieselbe
Luft zum Atmen bient, desto ungeeigneter wird sie; denn sie erleidet
in unseren Lungen eine Veränderung. Der Sauerstoff der Luft verbindet
sich in der Lunge mit dem Blute, nimmt die schlechten Bestandteile des-
selben auf und bildet sich dadurch zur Kohlensäure. Diese wird aus-
geatmet und ist ein schädliches Gas, das bei großer Menge sogar den
Tod herbeiführen kann. Es verunreinigt die Luft, und zwar umso-
mehr, je mehr Menschen das Zimmer stillen. Wie niemand sich in
einem Waschbecken wird waschen wollen, worin sich schon vor ihm
viele die Hände gewaschen haben, so sollten wir auch Ekel empfinden,
wenn wir in ein Zimmer treten, in dessen Luft schon viele Menschen