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1. Lesebuch nebst fachkundlichen Anhängen für Fortbildungs-, Fach- und Gewerbeschulen - S. 127

1913 - Leipzig : Hahn
127 die hier ihr Tagewerk verrichteten, kahl, öde, schwarz, ohne eine Bequem- lichkeit, durchtost von einem nie abbrechenden, nervenzerreißenden Geräusch grell zusammenklingender Töne. Und doch lag über dem allen auch Adel und Poesie. Nicht nur, wenn von oben das Sonnenlicht hereinflutete und selbst den Schmutz und das Eisen verklärte, sondern auch wenn eia grauer Himmel das Kahle, Öde, Schwarze noch kahler, öder, schwärzer erscheinen ließ. Das war die Poesie eines großen ineinander grei- fenden Getriebes, das hier ruhelos und doch in gleichmäßiger Bewegung sich auswirkte, der Adel menschlicher Arbeit, die hier an einer einzigen Stelle von mehr als hundert Menschen im Kampfe ums Brot, um Leben und Genuß tagaus, tagein getan wird. P. Göhre. 63. Keine Luft. Als vor ungefähr hundert Jahren ein bengalischer Nabob mit den in Kalkutta ansässigen Engländern in Streit geriet, ließ er 146 derselben m ein Gefängnis legen, das durch die entsetzliche Bezeichnung „schwarzes Loch" allgemein bekannt war. Der Raum maß ungefähr fünf Meter im Quadrat und besaß nur enge Luftlöcher. Die Gefangenen wurden mit gezogenen Schwertern hineingetrieben und die Tür sofort hinter ihnen geschlossen. Unbeschreiblich waren die Schrecknisse jener Nacht, wie sie die wenigen Überlebenden schilderten. Die Unglücklichen schrien laut um Erbarmen und suchten die Tür ge- wausam einzudrücken — doch vergebens! Sie erhielten zur Antwort, man könne nichts tun ohne den Befehl des Nabob, dieser aber schlafe und dürfe nicht geweckt werden. Da steigerte sich die Verzweiflung der Gefangenen zum Wahnsinn. Sie warfen einander zu Boden, sie kämpften um einen Platz an den Fenstern. Ihre Qualen steigerten sich; sie rangen, sie tobten und flehten die Wache an, auf sie zu schießen. Doch diese hielt Lichter au die ver- gitterten Fenster und verlachte laut ihre Opfer. Allmählich legte sich der Tumult; man hörte nur noch leises Stöhnen und Wehklagen. Der Tag graute, der Nabob erwachte und ließ die Tür öffnen; es dauerte eine ganze Weile, bis die Soldaten den Überlebenden Bahn machen konnten, indem sie auf beiden Seiten die Leichen aufeinanderhäuften. Dreiundzwanzig hohlwangige, bis zur Unkenntlichkeit entstellte Männer wankten aus dem Leichenhause, die 123 Toten wurden sofort in eine Grube verscharrt. Wenn auch das Klima, die große Hitze Indiens ihre Qualen steigerten, so fft es doch Tatsache, daß jene Männer an schlechter Luft starben. Das Atmen besteht bekanntlich darin, daß unsere Lungen blasebalg- artig Luft ausströmen und einziehen. Die Luft, die wir einziehen, ist sauerstoffreiche, frische Luft, die ausgeströmte ist sauerstoffarm und ungesund. Einen Teil des Sauerstoffs haben die Lungen zurückbehalten und ihn mit dem Blute vermischt. Wenn wir einen Menschen in einen Kasten einsperren, wo keine frische Luft ihn erreichen kann, so muß er dieselbe Luft immer

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1. Lesebuch nebst fachkundlichen Anhängen für Fortbildungs-, Fach- und Gewerbeschulen - S. 127

1906 - Leipzig : Hahn
127 die hier ihr Tagewerk verrichteten, kahl, öde, schwarz, ohne eine Bequem- lichkeit, durchtost von einem nie abbrechenden, nervenzerreißenden Geräusch grell zusammenklingender Töne. Und doch lag über dem allen auch Adel und Poesie. Nicht nur, wenn von oben das Sonnenlicht hereinflutete und selbst den Schmutz und das Eisen verklärte, sondern auch wenn ein grauer Himmel das Kahle, Öde, Schwarze noch kahler, öder, schwärzer erscheinen ließ. Das war die Poesie eines großen in einander greifenden Getriebes, das hier ruhelos und doch in gleichmäßiger Be-- wegung sich auswirkte, der Adel menschlicher Arbeit, die hier an einer einzigen Stelle von mehr als hundert Menschen im Kampfe ums Brot, um Leben und Genuß tagaus, tagein getan wird. 5$. ©at»«. 63. Reine Luft. Als vor ungefähr hundert Jahren ein bengalischer Nabob mit den m Kalkutta ansässigen Engländern in Streit geriet, ließ er 146 derselben in ein Gefängnis legen, das durch die entsetzliche Bezeichnung „schwarzes Loch" allgemein bekannt war. Der Raum maß ungefähr fünf Meter im Quadrat und besaß nur enge Luftlöcher. Die Gefangenen wurden mit gezogenen Schwertern hineingetrieben und die Tür sofort hinter ihnen geschlossen. Unbeschreiblich waren die Schrecknisse jener Nacht, wie sie die wenigen Überlebenden schilderten. Die Unglücklichen schrieen laut um Erbarmen und suchten die Tür ge- waltsam einzudrücken — doch vergebens! Sie erhielten zur Antwort, man könne nichts tun ohne den Befehl des Nabob, dieser aber schlafe und dürfe nicht geweckt werden. Da steigerte sich die Verzweiflung der Gefangenen zum Wahnsinn. Sie warfen einander zu Boden, sie kämpften um einen Platz an den Fenstern. Ihre Qualen steigerten sich; sie rangen, sie tobten und flehten die Wache an, auf sie zu schießen. Doch diese hielt Lichter an die ver- gitterten Fenster und verlachte laut ihre Opfer. Allmählich legte sich der Tumutt; man hörte nur noch leises Stöhnen und Wehklagen. Der Tag graute, der Nabob erwachte und ließ die Tür Öffner; es dauerte eine ganze Weile, bis die Soldaten den Überlebenden Bahn machen konnten, indem sie auf beiden Setten die Leichen aufeinanderhäuften. Dreiundzwanzig hohlwangige, bis zur Unkenntlichkeit entstellte Männer wantten aus dem Leichenhause, die 123 Toten wurden sofort in eine Grube verscharrt. Wenn auch das Klima, die große Hitze Indiens ihre Qualen steigerten, so ist es doch Tatsache, daß jene Männer an schlechter Luft starben. Das Atmen besteht bekanntlich darin, daß unsere Lungen blasebalg- artig Luft ausströmen und einziehen. Die Luft, welche wir einziehen, ist sauerstoffteiche, frische Luft, die ausgesttömte ist sauerstoffarm und ungesund. Einen Teil des Sauerstoffs haben die Lungen zurückbehalten und ihn mit dem Blute vermischt. Wenn wir einen Menschen in einen Kasten einsperren, wo keine ftische Luft ihn erreichen kann, so muß er dieselbe Luft immer

2. Deutsches Lesebuch für Mittel- und Oberklassen der Volksschulen - S. 131

1914 - Nürnberg : Korn
131 ließ er 146 derselben in ein Gefängnis legen, das durch die entsetzliche Bezeichnung „schwarzes Loch" allgemein bekannt war. Der Raum maß ungefähr 5 Meter im Quadrat und besaß nur enge Luftlöcher. Die Gefangenen wurden mit gezogenen Schwertern hinein- getrieben und die Türe sofort hinter ihnen geschlossen. Unbe- schreiblich waren die Schrecknisse jener Nacht, wie sie die wenigen Überlebenden schilderten. Die Unglücklichen schrien laut um Erbarmen und suchten die Tür gewaltsam einzudrücken, — doch vergebens! Sie erhielten zur Antwort, man könne nichts tun ohne den Befehl des Nabob, dieser aber schlafe und dürfe nicht geweckt werden. Da steigerte sich die Verzweiflung der Gefangenen zum Wahnsinn. Sie warfen einander zu Boden, sie kämpften um einen Platz an den Fenstern. Ihre Qualen steigerten sich; sie rangen, sie Lobten und flehten die Wache an, aus sie zu schießen. Doch diese hielt Lichter an die vergitterten Fenster und verlachte laut ihre Opfer. Allmählich legte sich der Tumult; man hörte nur noch ein leises Stöhnen und Wehklagen. Der Tag graute, der Nabob erwachte und ließ die Tür öffnen; es dauerte eine ganze Weile, bis die Soldaten den Über- lebenden Bahn machen konnten, indem sie auf beiden Seiten die Leichen aufeinander häuften. Dreiundzwanzig hohlwangige, bis zur Unkenntlichkeit entstellte Männer wankten aus dem Leichen- hause; die 123 Toten wurden sofort in eine Grube verscharrt. Nun bleibt die Tatsache diese, daß jene Männer, wenn such das Klima und die große Hitze Indiens ihre Qualen stei- gerten, dennoch an schlechter Luft starben. Das Atmen besteht bekanntlich darin, daß unsere Lungen blasebalgartig Luft ausströmen und einziehen. Die Luft, welche wir einziehen, ist gute, frische Luft, die ausgeströmte ist schlechte, unreine. Einen Teil derselben haben die Lungen zurückbehalten und mit dem Blute vermischt. Wenn wir einen Menschen in einen Kasten einsperren, wo keine frische Lust ihn erreichen kann, so muß er dieselbe Luft immer und immer wieder einatmen. Nach und nach werden alle guten Bestandteile der Luft ver- braucht und es bleiben nur die schlechten zurück; der Mensch muß sterben wie jene Unglücklichen in Kalkutta. Wo nun verschiedene Menschen schlafen, reicht die Luft für die Dauer der Nacht auch nicht aus; sie sind also genötigt dieselbe Luft immer und immer wieder einzuatmen, so daß diese 9*

3. Für allgemeine Fortbildungsschulen mit besonderer Berücksichtigung der Bedürfnisse des gewerblichen Lebens - S. 125

1878 - Braunschweig : Vieweg
125 Der Mensch und das Thier. Zur Antwort auf die Frage müssen wir daran erinnern, daß das Feuer nicht etwas Besonderes ist, das außerhalb des chemischen Processes existiert, son- dern fast alles Feuer, das wir erzeugen und fortpflanzen, ist nur eine Erschei- nung in dem chemischen Prozesse. Es ist ein ausgemachter Lehrsatz, daß immer, wenn zwei Körper sich chemisch verbinden, dieser Act unter Veränderung der Wärme vor sich geht. Man kann sich in einzelnen Fällen sehr leicht überzeugen, wie Wärme ohne Feuer nur als Erscheinung eines Naturprozesses entsteht. Wenn man in ein Glas kaltes Wasser etwas kalte Schwefelsäure gießt, wird das Wasser so heiß davon, daß oft das Glas zerspringt. Wenn man den Versuch in einem irdenen Topfe macht, so fühlt sich der Topf so an, als ob heißes Wasser darin wäre. Und doch war das Wasser für sich kalt und die Schwefelsäure für sich ebenfalls kalt. Die Wärme entstand erst in dem Augenblick, wo beide Stoffe sich mit einander ge- mischt haben. — Nicht minder ist es bekannt, wie kaltes Wasser, auf ungelöschten Kalk gegossen, einen sehr heißen Kalkbrei herstellt. Dies mag als Beweis dienen, daß sich die Wärme entwickeln kann, als Er- scheinung bei einem Naturprozesse. Bernstein. 69. Reine Luft. Als vor ungefähr hundert Jahren ein bengalischer Nabob mit den in Calkutta ansässigen Engländern in Streit gerieth, ließ er 146 derselben in ein Gefängnis legen, das durch die entsetzliche Bezeichnung „schwarzes Loch" allgemein bekannt war. Der Raum maß ungefähr 5 m im Quadrat und besaß nur enge Luftlöcher. Die Gefangenen wurden mit gezogenen Schwertern hineingetrieben und die Thür sofort hinter ihnen geschlossen. Unbeschreiblich waren die Schrecknisse jener Nacht, wie sie die wenigen Ueberlebenden schilderten. Die Unglücklichen schrien laut um Erbarmen und suchten die Thür gewaltsam einzudrücken, — doch vergebens! Sie erhielten zur Antwort, man könne nichts thun ohne den Befehl des Nabob, dieser aber schlafe und dürfe nicht geweckt werden. Da steigerte sich die Verzweistung der Gefangenen zum Wahnsinn. Sie warfen einander zu Boden, sie kämpften um einen Platz an den Fenstern. Ihre Qualen steigerten sich; sie rangen, sie tobten und flehten die Wache an, auf sie zu schießen. Doch diese hielt Lichter an die vergitterten Fenster und verlachte laut ihre Opfer. Allmählich legte sich der Tumult; man hörte nur noch leises Stöhnen und Wehklagen. Der Tag graute, der Nabob erwachte und ließ die Thür öffnen, es dauerte eine ganze Weile, bis die Soldaten den Ueberlebenden Bahn machen konnten, indem sie auf beiden Seiten die Leichen auf einander häuften. Drciundzwanzig hohlwangige, bis zur Unkenntlichkeit entstellte Märzner wankten aus dem Lcichen- hause, die 123 Todten wurden sofort in eine Grube verscharrt. Nun bleibt die Thatsache diese, daß jene Männer, wenn auch das Klima, die große Hitze Indiens ihre Qualen steigerten, dennoch an schlechter Luft starben. Das Athmen besteht bekanntlich darin, daß unsere Lungen blasebalgartig Luft ausströmen und einziehen. Die Luft, welche wir einziehen, ist gute frische

4. Vaterland und Weite Welt - S. 282

1894 - Leipzig [u.a.] : Klinkhardt
282 Die Gefangenen wurden mit gezogenen Schwertern hineingetrieben und die Thür sofort hinter ihnen geschlossen. Unbeschreiblich waren die Schreck- nisse jener Nacht, wie sie die wenigen Überlebenden schilderten. Die Unglück- lichen schrieen laut um Erbarmen und suchten die Thür gewaltsam einzu- drücken — doch vergebens! Sie erhielten zur Antwort, man könne nichts thun ohne den Befehl des Nabob, dieser aber schlafe und dürfe nicht geweckt werden. Da steigerte sich die Verzweiflung der Gefangenen zum Wahnsinn. Sie warfen einander zu Boden, sie kämpften um einen Platz an den Fenstern. Ihre Qualen steigerten sich; sie rangen, sie tobten und flehten die Wache an, auf sie zu schießen. Doch diese hielt Lichter an die vergitterten Fenster und verlachte laut ihre Opfer. Allmählich legte sich der Tumult; man hörte nur noch leises Stöhnen und Wehklagen. Der Tag graute, der Nabob erwachte und ließ die Thür öffnen; es dauerte eine ganze Weile, bis die Soldaten den Überlebenden Bahn machen konnten, indem sie auf beiden Seiten die Leichen aufeinander häuften. Dreiundzwanzig hohlwangige, bis zur Unkenntlichkeit entstellte Männer wankten aus dem Leichenhause, die 123 Toten wurden sofort in eine Grube verscharrt. Nun bleibt die Thatsache diese, daß jene Männer, wenn auch das Klima, die großehitze Indiens, ihrequalen steigerte, dennoch an schlechter Luft starben. Das Atmen besteht bekanntlich darin, daß unsere Lungen blasebalg- artig Lust ausströmen und einziehen. Die Luft, welche wir einziehen, ist gute, frische Luft, die ausgeströmte ist schlechte, unreine. Einen Teil derselben haben die Lungen zurückbehalten und sie mit dem Blute vermischt. Wenn wir einen Menschen in einen Kasten einsperren, wo keine frische Luft ihn erreichen kann, so muß er dieselbe Luft immer und immer wieder einatmen. Nach und nach werden alle guten Bestandteile der Luft verbraucht, und es bleiben nur die schlechten zurück; der Mensch muß sterben wie jene Unglück- lichen in Calcutta. Wo nun verschiedene Menschen schlafen, reicht die Luft für die Dauer der Nacht auch nicht aus; sie sind also genötigt, dieselbe Luft immer und immer wieder einzuatmen, so daß diese bis zum Morgen ganz untauglich für die Lungen ist. Die Erwachenden erheben sich dann müde und ange- griffen, anstatt erfrischt und gestärkt, wie das sein sollte. Ein kräftiger Mann merkt das wohl nicht, doch schwächliche Frauen und namentlich Kinder leiden darunter, ohne sich davon Rechenschaft zu geben. Wie oft hört man die Klage: „Ich stehe ebenso müde auf, wie ich mich hinlegte!" — Oft mag der Grund dafür der sein, daß die Lungen eine ungenießbare Luft eingeatmet haben. Und wenn nicht, Gott Lob, Thüren und Fenster meist so schlecht schlöffen, so stände es hiermit schlimmer. Freilich gewöhnt man sich an die schlechte Lust und bemerkt sie kaum, so lange man selbst darin steckt, doch vermindert das ihre Schädlichkeit nicht. Wenn man aus einem ungelüfteten Schlafzimmer ins Freie tritt und dann wieder zu dem- selben zurückkehrt, da merkt man erst, wie schlecht die Atmosphäre ist. Reines Wasser, reine Luft, reine Haut, das sind die Haupt- bedingungen einer guten Gesundheit.

5. Neue Rechtschreibung - S. 56

1909 - Berlin : Oehmigke
56 euer Alter! Eure Kinder seien euch, was ihr uns seid, auf dein greisen Haar eine blühende Rosenkrone." Das Alter ist eine schöne Krone; man findet sie auch nur auf dem Wege der Mäßigkeit, der Gerechtigkeit und der Weisheit. 69. Eine Schreckensnacht. „Daheim." 1. Als im Jahre 1756 ein bengalischer Nabob mit den Engländern in Streit geriet, ließ er 146 derselben in Kalkutta in ein Gefängnis legen, das durch die entsetzliche Bezeichnung „schwarzes Loch" allgemein bekannt war. Der Raum maß un- gefähr 5 in im Quadrat und besaß nur enge Luftlöcher. Die Gefangenen wurden mit gezogenen Schwertern hineingetrieben, und die Tür wurde hinter ihnen sofort geschlossen. 2. Unbeschreiblich waren die Schrecknisse jener Nacht, wie sie die wenigen Überlebenden schilderten. Die Unglücklichen schrieen laut um Erbarmen und suchten die Tür gewaltsam einzudrücken; doch vergebens. Sie erhielten zur Antwort, man könne ohne den Befehl des Nabobs nichts tun; dieser aber schlafe und dürfe nicht geweckt werden. Da steigerte sich die Verzweiflung der Gefangenen zum Wahnsinn. Sie warfen einander zu Boden; sie kämpften um einen Platz an den Fenstern. Ihre Qualen steigerten sich; sie rangen, tobten und flehten die Wache an, auf sie zu schießen. Doch diese hielt Lichter an die vergitterten Fenster und verlachte laut ihre Opfer. Allmählich legte sich der Tumult; man hörte nur noch leises Stöhnen und Wehklagen. 3. Der Tag graute; der Nabob erwachte und ließ die Tür öffnen. Es dauerte eine ganze Weile, bis die Soldaten den Überlebenden Bahn machen konnten, indem sie auf beiden Seiten die Leichen aufeinander häuften. Nur dreiundzwanzig hohl- wangige, bis zur Unkenntlichkeit entstellte Männer wankten aus dem Leichenhause; die übrigen 123 waren tot und wurden sofort in eine Grube verscharrt. Jene Männer starben, weil sie nicht ausreichende Mengen reiner Luft zur Atmung hatten.

6. Die weite Welt - S. 332

1905 - Leipzig [u.a.] : Klinkhardt
332 an den Fenstern. Ihre Qualen steigerten sich; sie rangen, sie tobten und flehten die Wache an, auf sie zu schießen. Doch diese hielt Lichter an die vergitterten Fenster und verlachte laut ihre Opfer. Allmählich legte sich der Tumult; man hörte nur noch leises Stöhnen und Wehklagen. Der Tag graute, der Nabob erwachte und ließ die Tür öffnen; es dauerte eine ganze Weile, bis die Soldaten den Überlebenden Bahn machen konnten, indem sie auf beiden Seiten die Leichen auf einander häuften. Dreiundzwanzig hohlwangige, bis zur Unkenntlich- keit entstellte Männer wankten aus dem Leichenhause, die 123 Toten wurden sofort in eine Grube verscharrt. Jene Männer starben an schlechter Luft! Was folgt daraus? Dies, daß zur Erhaltung des Körpers das Einatmen frischer Luft ebenso unentbehrlich ist wie Essen und Trinken. Die Aufgabe der Lunge ist bekanntlich die Reinigung des Blutes. Diese geschieht dadurch, daß die Lunge die vom Blute aus- geschiedene Kohlensäure aufnimmt und beim Ausatmen ausstößt, dafür aber beim Einatmen dem Blute immer den so notwendigen Sauer- stoff aufs neue zuführt. Der Mensch lebt also wirklich von der Luft, und wenn er nicht dafür sorgt, daß er reine, frische Luft einatmet, so hat sein Körper auch von der besten Nahrung nicht den Nutzen, den er davon haben könnte. Wo die Menschen in engen Schlafräumen zusammengepfercht liegen und fortwährend die verbrauchte, mit Ausatmungs- und Aus- dünstungsstoffen verpestete und vergiftete Luft einatmen, da ist's nicht viel besser als in jenem „schwarzen Loch" von Calcutta. Da erheben sich am Morgen die Erwachenden müde und angegriffen anstatt erfrischt und gestärkt, und man braucht sich nicht zu wundern, daß sie kränkeln und fortwährend den Doktor und Apotheker nötig haben. Die Wohnzimmer müssen deshalb Tag für Tag fleißig gelüftet werden, und man darf es nicht bedauern, daß dadurch die schöne Wärme zum Fenster hinauszieht. Gerade durch das Ein- atmen frischer Luft wird im Körper Wärme erregt; das Wärmegefüht, welches man in überheizter, unreiner Luft, in engen, ungelüfteten und überfüllten Stuben empfindet, ist ungesund und muß später einem unangenehmen Kältegefühle weichen. Auch das Schlafzimmer muß womöglich den ganzen Tag gelüftet werden; man richte es so ein, daß ihm auch des Nachts durch ein Nebenzimmer genügende frische Lust zugeführt wird! Bei alledem darf man nicht versäumen, die frische Luft aus erster Hand zu genießen, indem man sich häufig im Freien bewegt und ergeht. Indessen muß man, namentlich im Winter, darauf achten, daß man nicht zu plötzlich aus erwärmter in sehr kalte Luft kommt; wenigstens ist es dann nötig, sich wärmer einzuhüllen. Unvorsichtige Menschen lassen sich dann aber gerade von der kalten Luft durchblasen, um sich recht bald abzukühlen; sie bedenken nicht, daß sie sich dadurch nicht nur Erkältungen, sondern

7. Die weite Welt - S. 315

1882 - Leipzig : Klinkhardt
315 gutem Fuße mit jemandem stehen. Den Gefangenen auf freien Fuß fetzen. Die Sache steht auf schwachen Füßen. Wer mein Brot isset, tritt mich mit Füßen. in. Herz. Welche re. Ein fühlendes, erstorbenes, hartes, kaltes re. Herz haben. Geduld, Geduld! wenn's Herz auch bricht! Reinen, gebroche- nen Herzens fein. Der Mutter Herz hängt an der Tochter. Jeman- des Herz erobern, fesseln. Der Gram frißt ihm das Herz ab. Es fiel mir ein Stein vom Herzen. Eine Sache liegt mir am Herzen. Kein Herz für etwas haben. Das Herz auf der Zunge haben. Ich kanu's nicht übers Herz bringen. Wem (wes) das Herz voll ist, dem (des) gehet der Mund über. Gott gebe den Leuten ein anderes Herz. Von Herzen (herzlich) gut, schlecht. Gott erfüllt unsere Herzen mit Speise und Freude. Sich ein Herz zu etwas fassen. Es entfalle kei- nem Menschen das Herz. Im Herzen des Landes wohnen. Herzblatt, Herzensbruder, -kind, -thräne. u. Blut. Das Blut steigt ihm ins Gesicht. Heißes, kochendes Blut haben. Wie Milch und Blut aussehen. Nach Blut dürsten. Die Ge- rechtigkeit fordert des Mörders Blut. Die Stimme von deines Bru- ders Blut schreiet re. Des Blutes schuldig sein. Sein Blut komme über uns. Es ist unser Fleisch und Blut. Die Bande des Blutes. Wir haben mit Fleisch und Blut zu kämpfen. Das Blut der Trauben. 161. Reine Luft! Als vor ungefähr hundert Jahren ein bengalischer Nabob mit den in Calcutta ansässigen Engländern in Streit geriet, ließ er 146 derselben in ein Gefängnis legen, das durch die entsetzliche Bezeichnung „schwarzes Loch" allgemein bekannt war. Der Raum maß ungefähr 5 m im Quadrat und besaß nur enge Luftlöcher. Die Gefangenen wurden mit gezogenen Schwertern hineingetrieben und die Thür sofort hinter ihnen geschlossen. Unbeschreiblich waren die Schreck- nisse jener Nacht, wie sie die wenigen Überlebenden schilderten. Die Unglück- lichen schrieen laut um Erbarmen und suchten die Thür gewaltsam einzu- drücken — doch vergebens! Sie erhielten zur Antwort, man könne nichts thun ohne den Befehl des Nabob, dieser aber schlafe und dürfe nicht geweckt werden. Da steigerte sich die Verzweiflung der Gefangenen zum Wahnsinn. Sie warfen einander zu Boden, sie kämpften um einen Platz an den Fenstern. Ihre Qualen steigerten sich; sie rangen, sie tobten und flehten die Wache an, auf sie zu schießen. Doch diese hielt Lichter an die vergitterten Fenster und verlachte laut ihre Opfer. Allmählich legte sich der Tumult; man hörte nur noch leises Stöhnen und Wehklagen. Der Tag graute, der Nabob erwachte und ließ die Thür öffnen; es dauerte eine ganze Weile, bis die Soldaten den Überlebenden Bahn machen konnten, indem sie auf beiden Seiten die Leichen auf einander häuften. Dreiuudzwanzig hohlwangige, bis zur Unkenntlichkeit entstellte Männer wankten aus dem Leichenhause, die 123 Toten wurden sofort in eine Grube verscharrt.

8. Die weite Welt - S. 331

1905 - Leipzig [u.a.] : Klinkhardt
331 werter, mehrere Male etwas weniger zu essen als wenige Male zu viel auf einmal. Die Speisen und Getränke dürfen nicht zu heiß und nicht zu kalt genossen werden, sonst schaden sie sowohl dem Magen als den Zähnen. Letztere sind für die Ernährung von großer Wichtig- keit. Ihre Aufgabe ist es, die festen Speisen gründlich zu zerkleinern, damit sie im Munde mit Speichel durchtränkt und dadurch verdaulicher gemacht werden. Man darf daher die Pflege der Zähne nicht ver- nachlässigen. Nur die Krone der Zähne kommt mit den Speisen in Berührung. Zu ihrem Schutze dient der Zahnschmelz, ein glänzender, gelblichweißer Überzug von großer Härte. Dennoch können die Zähne leicht verletzt werden. Zu heiße und zu kalte Speisen und besonders der schnelle Wechsel zwischen warm und kalt sind den Zähnen sehr schädlich; es entstehen dadurch in dem porzellanartigen Zahnschmelz leicht Risse. Durch diese dringen kleine Pilze, die sich in den Speise- resten bilden, in die innere, weniger feste Zahnmasse ein und zer- stören dieselbe; der Zahn ist dann verloren. Läßt man die Zähne die Arbeit des Nußknackers tun, so kann leicht ein Stückchen von einem Zahne abspringen, die zerstörenden Pilze halten ihren Einzug, und der Zahn wird hohl. Der Zahnarzt kann manchen angefressenen Zahn retten, wenn er ihn, ehe es zu spät ist, ausbohrt und mit einer haltbaren festen Masse ausfüllt. Damit wird zugleich den später eintretenden Zahnschmerzen, welche der bloßgelegte Zahnnerv verursacht, vorgebeugt. Einerseits darf man also den Zähnen nicht zu viel zumuten; anderseits muß man ihnen die größte Reinlichkeit angedeihen lassen. Man beseitige die Speisereste mit einem weichen Zahnstocher; man spüle die Zähne des Morgens und des Abends mit reinem Wasser; man putze sie öfter mit Schlemmkreide, und man wird neben dem Nützlichen sich des Angenehmen erfreuen dürfen; denn ein Mund voll weißer, gesunder Zähne ist auch ein gar schöner Anblick. b. Von frischer Luft. Als vor ungefähr hundert Jahren ein bengalischer Nabob mit den in Calcutta ansässigen Engländern in Streit geriet, ließ er 146 derselben in ein Gefängnis legen, das durch die entsetzliche Bezeichnung „schwarzes Loch" allgemein bekannt war. Der Raum maß ungefähr 5 m im Quadrat und besaß nur enge Luftlöcher. Die Gefangenen wurden mit gezogenen Schwertern hineingetrieben und die Tür sofort hinter ihnen geschlossen. Unbeschreiblich waren die Schrecknisse jener Nacht, wie sie die wenigen Überlebenden schil- derten. Die Unglücklichen schrieen laut um Erbarmen und suchten die Tür gewaltsam einzudrücken — doch vergebens! Sie erhielten zur Antwort, man könne nichts tun ohne den Befehl des Nabob, dieser aber schlafe und dürfe nicht geweckt werden. Da steigerte sich die Verzweiflung der Gefangenen zum Wahn- sinn. Sie warfen einander zu Boden, sie kämpften um einen Platz

9. Die weite Welt - S. 316

1882 - Leipzig : Klinkhardt
316 Nun bleibt die Thatsache diese, daß jene Männer, wenn auch das Klima, die große Hitze Indiens, ihre Qualen steigerte, dennoch an schlechter Luft starben. Das Atmen besteht bekanntlich darin, daß unsere Lungen blasebalg- artig Lust ausströmen und einziehen. Die Luft, welche wir einziehen, ist gute, frische Luft, die ausgeströmte ist schlechte, unreine. Einen Teil derselben haben die Lungen zurückbehalten und sie mit dem Blute vermischt. Wenn wir einen Menschen in einen Kasten einsperren, wo keine frische Luft ihn erreichen kann, so muß er dieselbe Luft immer und immer wieder einatmen. Nach und nach werden alle guten Bestandteile der Luft verbraucht, und es bleiben nur die schlechten zurück; der Mensch muß sterben wie jene Unglück- lichen in Calcutta. Wo nun verschiedene Menschen schlafen, reicht die Luft für die Dauer der Nacht auch nicht aus; sie sind also genötigt, dieselbe Luft immer und immer wieder einzuatmen, so daß diese bis zum Morgen ganz untauglich für die Lungen ist. Die Erwachenden erheben sich dann müde und ange- griffen, anstatt erfrischt und gestärkt, wie das sein sollte. Ein kräftiger Mann merkt das wohl nicht, doch schwächliche Frauen und namentlich Kinder leiden darunter, ohne sich davon Rechenschaft zu geben. Wie oft hört man die Klage: „Ich stehe ebenso müde aus, wie ich mich hinlegte!" — Oft mag der Grund dafür der sein, daß die Lungen eine ungenießbare Luft eingeatmet haben. Und wenn nicht, Gott Lob, Thüren und Fenster meist so schlecht schlössen, so stände es hiermit schlimmer. Freilich gewöhnt man sich an die schlechte Luft und bemerkt sie kaum, so lange man selbst darin steckt, doch vermindert das ihre Schädlichkeit nicht. Wenn man aus einem ungelüfteten Schlafzimmer ins Freie tritt und dann wieder zu dem- selben zurückkehrt, da merkt man erst, wie schlecht die Atmosphäre ist. Reines Wasser, reine Luft, reine Haut, das sind die Haupt- bedingungen einer guten Gesundheit. Da wir die schlechte Lnst nicht sehen können, so ist es schwer, uns klar zu machen, wie verderblich sie ist; allein jene „unsichtbare Luft" kann einem Menschen ebenso sicher den Todesstoß geben, als versetzte man ihm einen Schlag auf den Kopf oder einen Messerstich ins Herz. Die entsetz- lichen Unglücksfälle find uns allen bekannt, welche wiederholt vorkommen, weil man leider noch so häufig die Unvorsichtigkeit begeht, das Ofenrohr zu einer Zeit zu schließen, wo die Glut im Ofen noch nicht gehörig ausge- brannt ist. Es entwickelt sich das sehr schädliche Kohlengas, dessen Gegen- wart sich für den Augenblick nur wenig bemerklich macht. Schlafen Menschen in einem solchen Zimmer, so findet man sie erstickt in ihren Betten. Viele Menschen haben schon beim Graben oder Reinigen von Brunnen ihr Leben verloren, indem sie eine mit einer großen Menge Kohlensäure ver- mischte Luft einatmeten, wie solche bisweilen dem Innern der Erde ent- strömt. Dieselbe Kohlensäure kommt auch in Kellern und Brauereien vor, wo Flüssigkeiten in Gärung begriffen sind, und die Luft kann an solchen Orten so giftig werden, daß Menschen, welche hineinkommen, auf der Stelle tot niederstürzen. Aus solchen Beispielen erkennt man, daß böse Luft kein bloßes Spiel der Phantasie ist.

10. (Sechstes und siebentes Schuljahr) - S. 465

1913 - Frankfurt am Main : Diesterweg
465 innerer Wölbung die Sterne befestigt sind. Dabei ist indessen zu bemerken, daß infolge einer optischen Täuschung das Himmels- gewölbe nicht genau halbkugelig, sondern etwas flachgedrückt erscheint. Vermöge dieser Täuschung erblicken wir auch die Sonne und den Mond, wenn sie in der Nähe des Horizonts stehen, viel größer, als wenn sie eine gewisse Höhe erreicht haben, und zwei Sterne, deren Entfernung wir uns genau gemerkt, erscheinen wie auseinandergezerrt, sobald sie sich dem Horizonte nähern. 25v. Born Atmen. Nach dem Daheim. Das Atmen besteht darin, daß unsere Lungen blasebalgartig Lust ausströmen und einziehen. Die Luft, welche wir einziehen, ist gute, frische Luft, die ausgeströmte ist schlechte, unreine. Einen Teil derselben haben die Lungen zurückbehalten und sie mit dem Blute vermischt. Wenn wir einen Menschen in einen tasten einsperren, wo keine frische Luft ihn erreichen kann, so muß er dieselbe Luft immer und immer wieder einatmen. Nach und nach werden alle guten Bestandteile der Lust verbraucht, und es bleiben nur die schlechten zurück; der Mensch muß sterben. Wo verschiedene Menschen in einem Raume schlafen, reicht die Luft für die Dauer der Nacht nicht aus. Sie sind also genötigt, dieselbe Lust immer und immer wieder einzuatmen, so daß diese bis zum Morgen ganz untauglich für die Lungen ist. Die Erwachenden erheben sich dann müde und angegriffen, anstatt erfrischt und gestärkt, wie das fein sollte. Ein kräftiger Mann merkt das wohl nicht, doch schwächliche Frauen und namentlich Minder leiden darunter, ohne sich davon Rechen- schaft zu geben. Wie oft hört man die Silage: ,,Ich stehe ebenso müde auf, wie ich mich hinlegte!" — Oft mag der Grund dafür der sein, daß die Lungen eine ungenießbare Luft eingeatmet haben. Und wenn nicht Türen und Fenster meist so schlecht schlössen, so stände es hiermit schlimmer. Freilich gewöhnt man sich an die schlechte Luft und bemerkt sie kaum, solange man selbst darin steckt, doch vermindert das ihre Schädlichkeit nicht. Wenn man aus einem ungelüfteten Schlafzimmer ins Freie tritt und dann wieder zu demselben zurückkehrt, dann merkt man erst, wie schlecht die Atmosphäre ist. Reines Wasser, reineluft,reinehaut,dassinddiehauptbedingungen einer guten Gesundheit. Breidenstein, Mittelschullesebuch Iii. Hessen-Nassau. heorg-Eckert-lrstitufc für international Schu ibüchto rschung Braun;. . .veig ßchu I b ut*. uil! iothek

11. Der Denkfreund - S. 86

1811 - Gießen : Heyer
t 86 Dazu kommt noch: wenn viele Menschen in einem verschloßnen Zimmer beisammen sind, so schlucken sie, wie ihr gehört habt, allmahlig die vorhandene Lebens, luft ein und nehmen sie in ihr Blut auf; die nicht tauglichen Luftarten aber stoßen sie, vermengt mit den aus dem Blute der Lunge abgesonderten, erhitzten und ungesunden Theilen, wieder aus. Auf die Weise ent- geht Jeder dem Andern die Lebenslust und hilft die zurückbleibenden, ohnedieß schädlichen Luftarten, noch mehr verpesten. Es ist daher eine große Thorheit, um eines Noth- krüstchens oder andern Vögelchens willen, oder aus Furcht, mit der frischen gesunden Luft auch etwas Kälte ms Zimmer zu lassen, alle Fenster verschlossen zu halten, oder wohl gar der Kalte willen zu verkleben. Geht nur des Morgens in eine Schlafkarumer, in welcher meh» rere Menschen die Nacht über geathmet und ausgedun- ftet haben; gewiß ihr prallt vor der matten Luft, wel- cher. fast alle Spannkraft und Lebenslust entzogen ist, keynahe zurück. In heissen Sommern erwachen , wir daher oft mit einer ganz eigenen Bangigkeit, die nicht eher nachläßt, als bis wir durch ein Fenster der freyen Luft Zugang verschafft haben. Zum Beweise, wie in einem verschloßnen, mit Men- schen überfüllten Zimmer allmahlig die Lufc ganz und gar unbrauchbar werde und wie. die darin befindlichen Menschen blos durch, ihr Athmen und Ausdünsten sich wechselseitig.todten können, will ich euch ein schreckliches Beispiel aus der Mitte des vorigen Jahrhunderts er- zählen : Zu Calcutta in Bengalen (in Ostindien) hatten die Engländer die Einwohner des Landes sehr gegen sich erbittert. Eine klenie englische Feste, das sogenannte Fort Wikam, wurde daher im Sommer 17z6 von dem bengalischen Nabob (oder Statthalter) angegriffen und %

12. (Sechstes und siebentes Schuljahr) - S. 504

1914 - Frankfurt am Main : Diesterweg
504 •s'.s 4s4s^^*-S *-S Vorhängen verdunkelt, aber viel zu eng, dazu noch der Ablagerungs- platz von Kleidern, Schuhzeug und Wäsche, von Lebensmitteln und allerlei Hausrat und oft mit den Wasserdünsten der warmen Wohn- stubenluft erfüllt, daher feucht. Was diesen Räumen hier wie dort am meisten fehlt, darüber belehrt uns am besten das Krankenzimmer. Es ist noch nicht lange her, seit man mit Staunen entdeckte, daß Verwundete und kranke in offenen Baracken, die weder Wände noch Fenster haben und nur durch Segeltuchvorhänge zeitweise verschlossen sind, weit eher genesen als in den abgeschlossenen Zimmern auch des besten Krankenhauses. Es ist merkwürdig, wie rasch sie sich bei dem ungehinderten Zutritt der frischen Luft erholen. Jetzt weitz das jedermann. Warum öffnen wir nicht auch ein Fenster im Kinderzimmer, in jedem Wohn- und Arbeitsraum und ganz besonders in jedem Schlafgemach? Fürchtet man etwa, sich dabei zu erkälten? So gut man tüchtig einheizen kann, ohne das Haus anzuzünden, so gut kann man auch tüchtig lüften, ohne sich zu erkälten. Man öffne daher vor allem für die Nacht ein oberes Fenster, immer dasjenige, welches am weitesten vom Bette entfernt ist. Im Sommer öffne man es weit, bei kühler Jahreszeit halb, bei Kälte nur ein wenig. Im Winter genügen einige Zentimeter, um den Dunst und Schaden eines Schlafzimmers zu bewältigen. Während des An- und Auskleidens wirft die Klugheit das Fenster vollends zu; nachher aber öffnet es die Weisheit wieder, und die Gesundheit wohnt mit Vorliebe in einem beständig gelüfteten Schlafgemach. Ein witziger Arzt hat einmal gesagt: „Wenn ich Gott Rechenschaft geben mutz über meine ärztliche Praris, so möchte ich nichts leichter verantworten, als datz ich jedem meiner Patienten eine Fensterscheibe hinausgeschlagen hätte." Der Schalk hat recht. 262. Born Atmen. Nach dem Daheim. Das Atmen besteht darin, datz unsere Lungen blasebalgartig Luft ausströmen und einziehen. Die Luft, welche wir einziehen, ist gute, frische Luft, die ausgeströmte ist schlechte, unreine. Einen Teil derselben haben die Lungen zurückbehalten und sie mit dem Blute vermischt. Wenn wir einen Menschen in einen Kasten einsperren, wo keine frische Luft ihn erreichen kann, so mutz er dieselbe Luft immer und immer wieder einatmen. Nach und nach werden alle guten Bestandteile der

13. Denkfreund - S. 68

1847 - Giessen : Heyer
68 Der menschl. Körper. Laterne hinablassen, ehe man ssch hineinwagt. Verlöscht das Licht, so muß die fire Luft erst herausgeschafft werden, indem man brennen- des Stroh hineinwirft oder, was besser ist, sogenannte Kalkmilch (d.i. gelöschten Kalk mit vielem Wasser angemacht) aus einer Gießkanne, welche mit einer Zotte verfthen ist, hineingießt. Die fire Lust ver- bindet sich damit. — Bei dem Verbrennen von Kohlen oder Holz in schlecht ziehenden Ofen entsteht sehr oft eine andere, noch viel giftigere Lustart, der sogenannte Kohlendunst. Dieser macht, selbst wenn wenig davon in der Luft ist, Schwindel, dann Ohnmacht und tödtet endlich. Das Schlimmste ist, daß man ihn kaum riecht und die Be- sinnung verliert, ehe man nur merkt, daß man in Lebensgefahr schwebt, der man so leicht entgehen könnte, wenn man ein Fenster ösinete, um frische Luft einzulassen. Ihr habt'gewiß schon davon gehört, .daß man Kopfweh bekommt, wenn man eine Kohlenpfanne mit brennenden Kohlen im Zimmer stehen hat, ja daß sogar schon oft Menschen todt in ihren Betten gefunden wurden, welche sich im kal- ten Winter ihr Schlafzimmer mit Kohlen erwärmten oder die Klappe am Ofen zudrehten» Nichts fürchten die Bergleute in den Kohlen- bergwerken so sehr, als die fch lag enden Wetter (von den Chemikern Sumpfluft genannt). Diese Luftart entzündet sich, wenn sie mit gemeiner Luft gemengt ist, an dem Licht der Bergknappen mit furcht- barem Knall und hat schon oft entsetzliches Unglück angerichtet. — Die Lust kann aber auch durch Lichtdämpfe, Ausdünstung des Firnisses, der Ofenschwärze, des in der Ofenröhre verschütteten Fettes, der Wäsche, stark riechender Blumen re. mit schädlichen Theilen so über- laden werden, daß sie dadurch schädlich wird. Zum Beweise, wie in einem verschlossenen, mit Menschen über- füllten Zimmer allmälich die Luft ganz und gar unbrauchbar werde und wie die darin befindlichen Menschen bloß durch ihr Athmen und Ausdünsten sich wechselseitig tödten können, will ich euch ein schreck- liches Beispiel aus der Mitte des vorigen Jahrhunderts erzählen. Zu Calcutta in Bengalen (in Ostindien) hatten Engländer die Einwohner des Landes sehr gegen sich erbittert. Eine kleine englische Feste, das sogenannte Fort William, wurde daher im Sommer 1756 von dem bengalischen Nabob (d.i. Statthalter) angegriffen und erobert und die englische Besatzung, welche in 169 Mann bestand, Abends 8 Uhr in ein einziges, nur auf einer Seite mit zwei kleinen Fen- stern versehenes Gefängniß gesperrt, in welchem sie kaum zum Ste- hen Raum genug fand. Die armen Gefangenen fiengen bald an heftig zu schwitzen, wodurch die Luft des Gefängnisses noch heißer und von unreinen Dünsten ganz überfüllt ward. Um neun Uhr des Abends bekamen die Gefangenen schon einen so peinigenden Durst, daß einige rasend davon wurden und andere in dieser ersten Stunde der Einkerkerung unter Verzuckungen den Geist aufgaben. Endlich wurde ihnen durch ein vergittertes Fenster Wasser in die auf-

14. Vaterland und Weite Welt - S. 281

1894 - Leipzig [u.a.] : Klinkhardt
281 Die Getränke sollen die wässerigen Bestandteile unsers Blutes und Körpers ersetzen, die derselbe fortwährend durch Lunge, Haut und Niere ver- liert. Außerdem enthalten aber auch noch alle Getränke, selbst das Trinkwasser, solche Nahrnngsstoffe in sich, die zum Ersätze der festen Körperbestandteile dienen können. Unter allen Getränken können nur zwei für den Menschen als wirkliches Bedürfnis gelten: das Wasser und im Kindesalter die Milch. Letztere kann für den Erwachsenen gleichzeitig als Getränk und Speise dienen. Wenn wir nun auch wissen, was wir essen sollen, so ist es ferner noch von großer Bedeutung zu wissen, wie wir die Speisen genießen müssen. Viele Menschen essen so, daß ihnen das Genossene den Nutzen nicht bringt, den es bringen könnte. Alles Feste, was wir genießen, ganz besonders das Fleisch, muß so zubereitet und im Munde mit den Zähnen so lange verarbeitet (gekaut) werden, daß es im Magen und Tarmkanale von den Verdauungssäften, vorzugsweise vom sauren Magensaste, leicht durchdrungen und aufgelöst werden kann. Je flüssiger und breiiger ein Nahrungsmittel ist, oder je schneller es im Magen in eine solche Form verwandelt werden kann, desto verdaulicher ist es, und desto besser können seine Nahrungsstoffe ausgezogen und in das Blut geschafft werden. Deshalb kommt auf die Zubereitung und das Kauen der Speisen sehr viel an. Ein gut gekochtes oder gebratenes, weiches Stück Fleisch muß, wie ein tüchtig zu Brei gekautes Stück, weit verdaulicher sein als hartes, wenig zerkautes Fleisch. — Hartes Ei ist sehr unverdaulich; weiches dagegen sehr leicht verdaulich. — Feste, unlösliche (also unverdauliche) Stoffe in unseren Speisen, wie Hülsen, Schalen, Körnchen, Blätter u. dergl., erschweren, indem sie im Magen die löslichen, verdaulichen Nahrnngsstoffe einhüllen, das Eindringen des Magen- saftes in dieselben und hindern dadurch die Lösung dieser löslichen Stoffe. So gehen nicht durchgeschlagene Hülsenfrüchte (auch Reis) fast ganz unver- daut im Stuhlgange wieder mit fort. Sehr fette Speisen werden ebenfalls unverdaulicher, sobald das flüssige Fett, welches vom wässerigen Magensafte nicht durchdrungen werden kann, eine Art Hülle rings um die löslichen Nahrungsstoffe bildet. — Trinkt man Milch langsam in kleinen Schlucken und ißt dazwischen Brot, so gerinnt dieselbe im Magen nur in ganz kleinen Portionen und wird dann für den Magensaft leichter durchdringlich und löslicher. Dagegen bildet sich beim schnellen Trinken größerer Massen Milch im Magen ein großer Klumpen Quark, und dieser ist für den Magensaft schwer zu lösen. Aus diesen wenigen Beispielen wird man schon erkennen, daß auf das Wie beim Essen und Trinken viel ankommt. Bock. 178. Reine Luft! Als vor ungefähr hundert Jahren ein bengalischer Nabob mit den in Calcutta ansässigen Engländern in Streit geriet, ließ er 146 derselben in ein Gefängnis legen, das durch die entsetzliche Bezeichnung „schwarzes Loch" allgemein bekannt war. Der Raum maß ungefähr 5 m im Quadrat und besaß nur enge Luftlöcher.

15. Lesebuch nebst fachkundlichen Anhängen für Fortbildungs-, Fach- und Gewerbeschulen - S. 128

1913 - Leipzig : Hahn
128 und immer wieder einatmen. Nach und nach werden alle guten Bestand- teile der Luft verbraucht, und es bleiben nur die schlechten zurück; der Mensch muß sterben wie jene Unglücklichen in Kalkutta. Wo nun viele Menschen in einem Zimmer schlafen, reicht die Luft für die Dauer der Nacht auch nicht aus; sie sind also genötigt, dieselbe Luft immer und immer wieder einzuatmen, so daß diese bis zum Morgen ganz un- tauglich für die Lungen ist. Die Erwachenden erheben sich dann müde und angegriffen, anstatt erfrischt und gestärtt, wie das sein sollte. Ein kräftiger Mann merkt das wohl nicht, doch schwächliche Frauen und namentlich Kinder leiden darunter, ohne sich davon Rechenschaft zu geben. Wie oft hört man die Klage: „Ich stehe eben so müde auf, wie ich mich hinlegte!" Oft mag der Grund dafür der sein, daß die Lungen eine ungenießbare Luft eingeatmet haben. Und wenn nicht, gottlob, Türen und Fenster meist so schlecht schlössen, so stünde es hiermit schlimmer. Freilich gewöhnt man sich an die schlechte Luft und bemerkt sie kaum, so lange man selbst darin steckt, doch vermindert das ihre Schädlichkeit nicht. Wenn man aus einem ungelüfteten Schlafzimmer ins Freie tritt und dann wieder zu demselben zurückkehrt, da merkt man erst, wie schlecht die Atmosphäre ist. Reine Luft ist eine Hauptbedingung guter Gesundheit. Da wir die schlechte Luft nicht sehen können, so ist es schwer, uns klar zu machen, wie verderblich sie ist; allein jene „unsichtbare Luft" kann einem Menschen eben so sicher den Todesstoß geben, als versetzte man ihm einen Schlag auf den Kopf oder einen Messersüch ins Herz. Die entsetzlichen Unglücksfälle sind uns allen bekannt, welche wiederholt vorkommen, weil man leider noch so häusig die Unvorsichttgkeit begeht, das Ofenrohr zu einer Zeit zu schließen, wo die Glut im Ofen noch nicht gehörig ausgebrannt ist. Es entwickelt sich das sehr schädliche Kohlen- gas, dessen Gegenwart sich für den Augenblick nur wenig bemerklich macht. Schlafen Menschen in einem solchen Zimmer, so findet man sie ersttckt in ihren' Betten. Viele Menschen haben schon beim Graben oder Reinigen von Brunnen ihr Leben verloren, indem sie eine mit einer großen Menge Kohlensäure vermischte Luft einatmeten, wie solche bisweilen dem Innern der Erde entsttömt. Dieselbe Kohlensäure kommt auch in Kellern und Brauereien vor, wo Flüssigkeiten in Gärung begriffen sind, und die Luft kann an solchen Orten so giftig werden, daß Menschen, welche hineinkommen, auf der Stelle tot niederstürzen. Es ist ferner erwiesen, daß Cholera, Scharlach, Typhus und die Blattern hauptsächlich durch den Mangel an frischer Luft und die Ausdünstungen schlechter Senken, Kloaken und sonsügen Unrats begünstigt werden. Gott hat die frische, reine Luft, ohne welche wir nicht leben können, zur „Alltagsluft" gemacht, zu dem allergewöhnlichsten und erreichbarsten Element, zu welchem Reiche und Arme Zugang haben, wenn sie es nur wollen. Es erfordert nur ein wenig Nachdenken, um jeden Raum, den wir bewohnen, der Luft zugänglich zu machen. Wie es uns als ein schreiendes Unrecht erscheint, unsere Kinder verhungern zu lassen, so sollte es uns erst recht zur heiligen

16. Lesebuch nebst fachkundlichen Anhängen für Fortbildungs-, Fach- und Gewerbeschulen - S. 128

1906 - Leipzig : Hahn
— 128 — und immer wieder einatmen. Nach und nach werden alle guten Bestand- teile der Luft verbraucht, und es bleiben nur die schlechten zurück; der Mensch muß sterben, wie jene Unglücklichen in Kalkutta. Wo nun viele Menschen in einem Zimmer schlafen, reicht die Luft für die Dauer der Nacht auch nicht aus; sie sind also genötigt, dieselbe Luft immer und immer wieder einzuatmen, so daß diese bis zum Morgen ganz un- tauglich für die Lungen ist. Die Erwachenden erheben sich dann müde und angegriffen, anstatt erfrischt und gestärkt, wie das sein sollte. Ein kräftiger Mann merkt das wohl nicht, doch schwächliche Frauen und namentlich Kinder leiden darunter, ohne sich davon Rechenschaft zu geben. Wie oft hört man die Klage: „Ich stehe eben so müde auf, wie ich mich hinlegte!" Oft mag der Grund dafür der sein, daß die Lungen eine ungenießbare Luft eingeattnet haben. Und wenn nicht, gottlob, Türen und Fenster meist so schlecht schlössen, so stünde es hiermit schlimmer. Freilich gewöhnt man sich an die schlechte Luft und bemerkt sie kaum, so lange man selbst darin steckt, doch vermindert das ihre Schädlichkeü nicht. Wenn man aus einem ungelüfteten Schlafzimmer ins Freie tritt und dann wieder zu demselben zurückkehrt, da merkt man erst, wie schlecht die Atmosphäre ist. Reine Luft ist eine Hauptbedingung guter Gesundheit. Da wir die schlechte Luft nicht sehen können, so ist es schwer, uns klar zu machen, wie verderblich sie ist; allein jene „unsichtbare Luft" kann einem Menschen eben so sicher den Todesstoß geben, als versetzte man ihm einen Schlag auf den Kops oder einen Messerstich ins Herz. Die entsetzlichen Unglücksfälle sind uns allen bekannt, welche wiederhott vorkommen, weil man leider noch so häufig die Unvorsichttgkeit begeht, das Ofenrohr zu einer Zett zu schließen, wo die Glut im Ofen iroch nicht gehörig ausgebrannt ist. Es entwickett sich das sehr schädliche Kohlen- gas, dessen Gegenwart sich für den Augenblick nur wenig bemerklich macht. Schlafen Menschen in einem solchen Zimmer, so findet man sie erstickt in ihren Betten. Biele Menschen haben schon beim Graben oder Reinigen von Brunnen ihr Leben verloren, indem sie eine mtt einer großen Menge Kohlensäure vermischte Luft einatmeten, wie solche bisweilen dem Innern der Erde entsttömt. Dieselbe Kohlensäure kommt auch in Kellern und Brauereien vor, wo Flüssigkeiten in Gärung begriffen sind, und die Luft kann an solchen Orten so giftig werden, daß Menschen, welche hineinkommen, auf der Stelle tot niederstürzen. Es ist ferner erwiesen, daß Cholera, Scharlach, Typhus und die Blattern hauptsächlich durch den Mangel an frischer Luft und die Ausdünstungen schlechter Senken, Kloaken und sonsügen Unrats begünsügt werden. Gott hat die frische, reine Luft, ohne welche wir nicht leben können, zur „Alltagsluft" gemacht, zu dem allergewöhnlichsten und erreichbarsten Element, zu welchem Reiche und Arnre Zugang haben, wenn sie es nur wollen. Es erfordert nur ein wenig Nachdenken, um jeden Raum, den wir bewohnen, der Luft zugänglich zu machen. Wie es uns als ein schreiendes Unrecht erscheint, unsere Kinder verhungern zu lasten, so sollte es uns erst recht zur heiligen

17. Heimatkundlicher Anschauungsunterricht im zweiten und dritten Schuljahre - S. 233

1902 - Leipzig : Hofmann
Vii. Wind und Wetter in der Heimat. 233 heiß. Diese Länder haben ein heißes Klima. In andern Ländern ist die Lust das ganze Jahr hindurch sehr kalt. Diese Länder haben ein kaltes Klima. In unserm Lande ist die Luft weder zu heiß noch zu kalt, im Sommer ist sie mäßig heiß, im Winter ist sie mäßig kalt; wir haben ein gemäßigtes Klima. Ii. Muhen der Luft. Was würde wohl mit uns geschehen, wenn jetzt auf einmal alle Luft aus unserer Schulstube entwiche? Warum müßten wir sterben? Wozu gebrauchen wir also die Luft? Unsere Brust hebt und senkt sich fortwährend. Was strömt durch die Nase ein, wenn sich die Brust hebt? Was geschieht mit der Luft in unserer Lunge, wenn sich unsere Brust wieder senkt? Wie nennen wir das Einströmen und Ausstoßen der Luft? Was geschieht, wenn wir nicht mehr atmen können? Wer atmet also nicht mehr? — Öffne das Fenster und atme die Luft ins Freie aus! Was kannst du sehen? Ihr wißt, daß man die Luft nicht sehen kann, sie ist ja uu- sichtbar; es muß also etwas anderes sein, was wir mit der Luft ausatmen. Hauche an das Spiegelglas! Was bemerkst du? Dasselbe bemerkst du jetzt an den Fenstern. Ihr sagt, die Fenster sind angelaufen, sie schwitzen; es bilden sich sogar kleine Wassertropfen, die an den Fensterscheiben herablaufen. Seht, diese nassen Dünste haben wir ausgeatmet. Die ausgeatmete Luft enthält wässrige Dünste, außerdem aber auch noch andere üble Dünste, die aus unserm Körper kommen. Wie wird also die Luft, wenn viele Menschen in einem Zimmer atmen? Sie wird unrein. Was müssen wir deshalb öffnen? Wie ist die Lust, die von draußen hereinströmt? Wie fühlen wir uns in reiner, frischer Luft? Welche Luft ist also gesund? ungesund? Warum öffnen wir die Fenster, wenn wir die Schule verlassen? Welche Zimmer müssen auch häufig gelüstet werden? In manchen Höfen, auf den Gassen, in der Nähe von Fabriken vermischt sich die Luft mit Rauch, Staub und üblen Dünsten. Diese verdorbene Luft ist sehr schädlich. Wohin wandern deshalb gern die Stadtbewohner? Auf die Berge, aufs Feld, in den Wald, an den See. Was für Luft finden sie dort? Land- lust, Waldluft, Bergesluft, Seeluft sind am reinsten und am gesündesten. Wenn wir gesund bleiben wollen, müssen wir uns häufig in freier Luft be- wegen und unsere Wohnungen regelmäßig lüften. Aber nicht nur die Menschen, sondern auch alle Tiere und Pflanzen bedürfen der Luft. Die Säugetiere und die Vögel atmen die Luft durch ihre Lungen ein. Womit atmen die Fische? die Amphibien? die Kerbtiere? die Würmer? Die Pflanzen atmen mit ihren Blättern Luft ein und aus; sie müßten absterben, wenn ihnen die Luft fehlte. Iii. Der Wind. Unsere Schulstube ist geheizt. Wie ist darum die Luft in unserm Schulzimmer? Ich öffne die Tür. Wo spürt ihr es be- sonders, daß die Tür offen steht? Ihr sagt: Es zieht. Ja, was zieht denn herein? Wie ist die Luft, die hereinzieht? Wie nennen wir die kalte Luft, weil sie hereinzieht? Zugluft.

18. Darstellender Anschauungsunterricht - S. 86

1914 - Langensalza : Kortkamp
— 86 — Es steht ein dicker, schwarzer Mann still in der Ecke dort, er reget und bewegt sich nicht und spricht kein einzig Wort. Mein Kindlein, nimm dich wohl in acht und greif den Mann nicht an? Er beißt dich in das Fingerlein, der schwarze, stumme Mann. Chr. Diefenbach. Wie die Schulstube gelüftet wird. In der Schulstube sind viele Kinder beisammen. Die Luft im Zimmer wird bald schlecht. Darum lassen wir wieder frische Luft her- ein. An den Fenstern sind Luftklappen oder Kippflügel. Sie sind so hoch angebracht, damit es unten nicht zieht. Wenn sie geöffnet wer- den, zieht die schlechte Luft ab und frische kommt dafür herein. Über dem Ofen ist an der Wand auch noch eine Klappe. Da kann die schlechte Luft in den Schornstein ziehen. In der Pause werden die Fenster und die Tür aufgemacht (geöffnet). Dann wird es ganz frisch in der Stube; aber es dauert gar nicht lange, so ist es wieder warm. Auf dem Schulhofe. 1. Wie der Schulhof angelegt ist. Der Schulhof wird von Häusern, Mauern und der Turnhalle eingeschlossen. Er ist mit Kies bestreut. Ein paar Gänge sind ge- pflastert. Da gehen wir entlang, wenn es regnet. (Grund!) Auf dem Hofe stehen auch Bäume. Die geben uns Schatten, wenn im Sommer die heiße Sonne scheint. An der einen Seite ist ein Rasen- beet. Darauf wachsen einige Sträucher und Blumen. Ein kleiner Zaun führt herum, damit niemand auf den Rasen tritt. Dicht an der Schule steht die Pumpe. Das Wasser aus unserm Schulbrunnen dürfen wir nicht trinken, es schmeckt nicht gut. Aber das Wasser aus der Leitung ist frisch und klar. 2. Wie wir den Schulhof benutzen. In den großen Pausen sind wir auf dem Schulhofe. Da gehen wir umher und essen unser Frühstück oder erzählen uns etwas. Auch

19. Die Praxis der Elementarklasse - S. 178

1909 - Berlin Leipzig : Teubner
178 Iii. Der vereinigte Anschauungs- und Sprachunterricht. Raben auch? — Der Rabe bleibt auch im Winter bei uns. Wir neunen ihn „Standvogel". Nennt andere Standvögel! Der Rabe verläßt das öde, mit Schnee bedeckte Feld und besucht die Wohnungen der Menschen in Stadt und Dorf. Um was bittet er die Menschen? Wie ruft er? — Wie klingt seine Stimme? Zwischenfrage: Wie war vor einiger Zeit deine Stimme, als du erkältet warst und Halsschmerzen hattest? — So klingt auch die Stimme des Raben rauh und heiser. Was werden mitleidige Menschen im Winter tun, wenn die hungrigen Vögel vor ihre Türen und Fenster kommen? — Gedenkt auch ihr, l. K., der hungrigen Vögel! B. Wiederholung. C. Das Resultat. Auf dem Baume zwischen den Ästen ist ein Nest. Auf dem Neste steht ein Vogel. Der Vogel hat ein schwarzes Röcklein an. Der schwarze Vogel ruft seinen eignen Namen: Rab. Der Rabe hat das Nest ge- baut aus Reisig. Dieser Vogel ist ein Baumeister. Er flicht die Zweige zusammen wie ein Künstler. Das Nest ist noch hart. — Der Wind weht durch das Nest. Im Neste ist's noch kalt. Der Rabe sucht Gras, Moos, Wolle und Federn und polstert damit das Nest. Das Nest ist weich und warm. Der Vogel legt Eier in das Nest und brütet sie aus. Aus den Eiern kommen junge Vögel. Im Neste wohnt eine Vogelfamilie. — (Kein Mensch, kein Kind darf die Vogelfamilie stören, ängstigen und quälen. —) Der alte Vogel liebt seine Kinder. Er ist ans dem Felde gewesen und hat eine Maus gefangen. Der Rabe trägt die Maus in seinem kräftigen, krummen Schnabel. Die Raben fressen Mäuse, Würmer und andere kleine Tiere. Die jungen Raben sind hungrig und werden von den alten Raben gefüttert, bis sie flügge werden. Dann fliegen sie auch aus das Feld, um ihre Nahrung selbst zu suchen. Der Rabe ist ein Standvogel, denn er bleibt auch im Winter bei uns, wie der Sperling. Mitleidige Menschen versorgen im Winter die armen, hungrigen Vöglein. 1). Schreiblesen. Normalwort Nest, N, n. — Nußbaum, Name, Nahrung, Nacht, Nächte. — Auf dem Nußbaume ist eiu Nest. Der Vogel hat das Nest gebaut. Dieser Vogel ruft seinen eigenen Namen. Welchen Namen hat dieser Vogel? Was ist seine Nahrung? Der Vogel schläft in der Nacht im Neste. Die Stacht ist kühl und dunkel. Wir schlafen auch in der Nacht. Nach der Arbeit ist gut ruhen. Gute Nacht. Schreiblese-Fibel, 2. Abschnitt, Nr. Ii. E. Memorieren. Per Waöe. Was ist das für ein Bettelmann? ; Vor alle Türen weit und breit, Er hat ein kohlschwarz Röcklein an Ruft mit betrübtem Ton: „Rab, rab! Und läuft in dieser Winterzeit Gebt mir doch auch einen Knochen ab!"

20. Stufe 4 = Schulj. 5 u. 6 - S. 346

1908 - Altenburg : Bonde
346 kann es liier doch frisch sein. Aber in dem Zimmer ist heute noch kein Fenster geöffnet gewesen und gestern auch nicht und ehegestern auch nicht und vielleicht in sehr langer Zeit nicht. Alle Ausdünstungen von Menschen, Kleidern, Betten, Speisen und Getränken sind in dem Zimmer aufgehäuft geblieben, soweit sie nicht von Zeit zu Zeit durch die Tür einen Ausgang gesunden haben. Und die Folge von alledem ist, daß uns ein beengender Dunst entgegenschlägt, und einer von uns murmelt vielleicht halblaut: „Pfui, wie übel riecht es hier!" Aber diese Worte hat die Frau des Hauses gehört. Sie springt hastig auf und ruft: „Was! übel riechen? und das in meinem Hause, das ich so nett und reinlich halte? Bin ich nicht vom frühen Morgen bis zum späten Abend beschäftigt mit Kehren, Scheuern und Putzen, wie es einer reinlichen Hausfrau geziemt?" — „Ja, gute Frau, das glauben wir Euch wohl, aber den hohen Wert frischer Luft für die Gesundheit Eurer Hausgenossen habt Ihr noch nicht recht begriffen." — „Aber," erwidert sie, „sind wir denn krank? Seht, da sitzen meine 6 Kinder; sie sehen zwar nicht blühend aus, aber unter den Händen des Doktors ist noch keins gewesen." — Unsere gute Hausmutter vergißt indes dabei, daß zwischen „nicht krank sein" und „vollkommen gesund sein" noch ein großer Unterschied ist. Wer weiß, ob nicht die bleiche Gesichtsfarbe der Kinder einer frischen, roten Farbe Platz machen würde, wenn die Mutter etwas mehr für frische Luft sorgte! Auf alle Fälle würden sich dann die Kinder kräftiger entwickeln und gegen Erkrankungen früher oder später ge- schützter senr. — 3. Jeder weiß, daß wir beständig Atem holen müssen, ohne Luft nicht leben können und schon nach einigen Minuten ersticken würden. Gott sei Dank! sie ist im Überflüsse vorhanden; jedoch ist es nicht gleichgültig, welche Luft wir einatmen. Je öfter eine und dieselbe Luft zum Atmen bient, desto ungeeigneter wird sie; denn sie erleidet in unseren Lungen eine Veränderung. Der Sauerstoff der Luft verbindet sich in der Lunge mit dem Blute, nimmt die schlechten Bestandteile des- selben auf und bildet sich dadurch zur Kohlensäure. Diese wird aus- geatmet und ist ein schädliches Gas, das bei großer Menge sogar den Tod herbeiführen kann. Es verunreinigt die Luft, und zwar umso- mehr, je mehr Menschen das Zimmer stillen. Wie niemand sich in einem Waschbecken wird waschen wollen, worin sich schon vor ihm viele die Hände gewaschen haben, so sollten wir auch Ekel empfinden, wenn wir in ein Zimmer treten, in dessen Luft schon viele Menschen