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1. Deutsche Bürgerkunde und Volkswirtschaftslehre - S. 117

1911 - Frankfurt am Main : Diesterweg
117 Volkes zur Befriedigung seiner Bedürfnisse, und zwar nicht nur einfach die Summe der Einzelwirtschaften, sondern die Tätigkeit, welche darauf gerichtet ist, alle diese Einzelwirtschaften in eine richtige, dem Ganzen er- sprießliche Beziehung zueinander zu setzen. Volkswirtschaftslehre oder Nationalökonomie ist die Lehre von den im wirtschaftlichen Leben eines Volkes sich zeigenden Erscheinungen und Regeln. Aus der Geschichte der Volkswirtschaft. § 66. Die Wirtschaftsstufen der Güterbeschaffung. Die Geschichte soll uns das Verständnis der Gegenwart vermitteln. In der geschichtlichen Zeit können wir verschiedene Wirtschaftsformen — oder da diese Formen eine aufsteigende Entwicklung zeigen: Wirtschafts- stufen — Wirtschaftsstufen der Güterbeschaffung — unterscheiden. 1. Die Stufe der Sammel- und niederen Jagdvölker. Die Menschen sammeln, was ohne besondere Arbeit ihrerseits ihnen in der Natur sich bietet (Okkupation): Früchte (Beeren, Knollen), Wurzeln; sie betreiben niedere Jagd: auf kleine Tiere — Würmer, Schnecken, Insekten. Produktionselement ist in der Hauptsache nur die Natur. Auf dieser Stufe stehen noch heutzutage die Australier und Polynesier. 2. Die Stufe der höheren Jäger- und Fischervölker. Der Mensch betreibt richtig Jagd in modernem Sinne mit Waffe und Fischerei mit Werkzeug. Alle drei Produktionselemente: Natur, Arbeit, Kapital. Auf dieser Stufe wird der Mensch durch die Art der von ihm gewählten Lebensbedürfnisse gezwungen, sich für ungünstige Zeiten Vorräte anzulegen; wir haben damit hier zuerst eine planmäßige Ordnung der Bedürfnisbefriedigung, d. h. den Anfang einer Wirtschaft. Jägervölker noch heute: Hottentotten und Buschmänner, Botokuden. Fischervölker: auf der Vancouverinsel und in Ländern der kalten Zone. 3. Die Stufe der Hirtenvölker (Nomadenvölker). Tiere, die vielleicht auf der Jagd gefangen, lernt der Mensch zähmen; er wird sich des Nutzens bewußt, den nicht getötete Tiere ihm leisten können, und sucht eine größere Anzahl von Tieren seinen Zwecken dienstbar zu machen. Halbwilde Herden treibt er — nach Art der nordamerikanischen Cowboys oder der südamerikanischen Llaneros und Gauchos oder der Hirten der römischen Campagna — von einem Weideplatz zum andern, ohne festen Wohnsitz, jedesmal genötigt, wenn er von den Tieren Einzelnutzen, wie Milch, gewinnen will, sie einzufangen. Auf dieser Stufe hat der Mensch große Bodenflächen nötig, leicht kommt er, besonders bei Vermehrung der Bevölkerung, in Konflikt mit andern seinesgleichen, die gleiche Boden-

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1. Teil 5 = Kl. 3, 2 u. 1 - S. 351

1914 - Bielefeld [u.a.] : Velhagen & Klasing
Aus 6em Wirtschafts- und Staatsleben 1. Die nieciere Mrtfcksktsltuke. »-> edaard aioormiitter. Das wirtschaftliche Leben. Freiburg i. B. 1891. 8. 15. Gekürzt. iy/itr langsam und schrittweise gelangen die Naturvölker zu derjenigen Jv höheren Kultur, welche durch die Einführung des Geldes gekenn- zeichnet wird. Die wirtschaftliche Entwicklung bis zu diesem wichtigen Wendepunkte nennt man die niedere Wirtschaftsstufe. Im ursprünglichen Zustande lebten die Menschen von den freiwilligen Gaben der Natur. Während diese in den wärmeren Ländern eine reiche Menge wohlschmeckender Früchte darbot, mußte sich der Mensch der gemäßigten Zone aus Mangel an ausreichender Pflanzenkost nach anderer Nahrung umsehen, um seinen Hunger zu stillen. Die wilden Tiere der Wälder, die Fische des Meeres und der Flüsse wurden seine willkommene Beute. Daher bezeichnet man die auf dieser ersten Stufe stehenden Völker als Jäger- und Fischervölker. Das Fleisch der erlegten Tiere diente ihnen zur Nahrung, mit den Fellen bedeckten sie ihre Blöße. Weitere Bedürf- nisse kennt der Mensch auf der Stufe des Jagdlebens nicht. Das Wasser der Quelle ist sein Trank, die Bäume des Waldes wölben sich ihm zum Dache während der Nachtruhe, oder es birgt eine Felsenhöhle den er- müdeten Jäger. Der Gesellschaft bedarf der Jäger nicht, er sorgt nur für sich selbst, der Ertrag der Jagd reicht zu seinem Unterhalt vollkommen aus. Seine Arbeit endet also, sobald der tägliche Mundvorrat beschafft ist. Immerhin kann die Jagd in einem beschränkten Waldgebiete nur eine mäßige Bevölkerung ernähren. Vermehrt sich ein Stamm über dies Maß hinaus, so werden die Männer teils aus Not, teils im Vertrauen auf ihre Überzahl es wagen, die Jagdgründe ihrer Nachbarn zu betreten. Die unausbleibliche Folge sind Fehden, in denen der schwächere Stamm von dem stärkeren verdrängt oder vernichtet wird. Eine höhere Stufe als die Jäger- und Fischervölker nehmen ent- schieden die Hirtenvölker oder Nomaden ein. Während dem Jäger nur das getötete Tier von Nutzen war, macht sich der Hirt das lebende Tier dienstbar und nutzbringend. Er hat gelernt, die wilden Tiere zu zähmen und zu züchten, sein Trachten geht fortan dahin, feine Herde zu erhalten

2. Allgemeine Wirtschaftsgeographie in kurzgefaßter Darstellung und Deutschlands Stellung in der Weltwirtschaft - S. 3

1913 - Breslau : Hirt
Allgemeine Wirtschaftsgeographie. Einleitung. 1. Produktionszonen. Die Erzeugung aller Gegenstände, die der K 1. Mensch zu seiner Lebenshaltung braucht, ermöglicht ihm Mutter Erde, aber nicht an allen Orten mit der gleichen Leichtigkeit. Das Klima, die Beschaffenheit des Bodens, die Bewässerung, der größere oder geringere Reichtum an Mineralschätzen lassen ihn des Leibes Notdurft und Nah- rung bald leichter, bald schwieriger gewinnen. Da der Mensch nur dort dauernd zu wohnen vermag, wo die Pflanzenwelt durch Schaffung von Nährfrüchten oder durch Ernährung von Tieren die Grundlage hierfür bietet, so ist für die menschliche Wirtschaft die Verteilung der Pflanzen- welt über die Erde von besonderer Wichtigkeit. Diese aber ist wieder nach Reichtum und Art in erster Linie von der Beschaffenheit des Klimas abhängig. Daher bilden die Klimagürtel der Erde zugleich Zonen ver- schiedener pflanzlicher und tierischer Produktion. Im allgemeinen sind die Tropen und die gemäßigten Zonen die er- zeugnisreichsten Teile der Erdoberfläche, die Trockenländer am äußeren Rand der Tropen und die Polargebiete die ärmsten. Jedoch erscheint auffallend, daß die Gebiete des tropischen Urwaldes mit ihrer üppigen Fruchtbarkeit verhältnismäßig wenig wichtige Kulturpflanzen hervorgebracht haben. 2. Wirtschaftsstufen. Weltwirtschaft. Nur in Ausnahmefällen und meist nur in kärglichem Maße gibt die Erde ihre Gaben ohne Zutun des Menschen. Oft bedarf es allerdings nur geringer Tätigkeit: es genügt das Sammeln, das Aufstellen von Fallen, das Auslegen von Netzen und Angeln, das Aufsuchen und Töten des Wildes. Solche Sammel-, Jagd- und Fischervölker gibt es unter den Naturvölkern auch heute noch. Häufiger aber vermag der Mensch nur durch dauernde, anstrengende Tätigkeit der Erde ihre Schätze abzuringen. Die Bestellung des Bodens durch Ackerbau, durch Anlegung von Plantagen, durch künstliche Bewässe- rung, die Züchtung von nutzbaren Tieren, die Gewinnung der Boden- schätze in Bergwerken setzen schon größere Anstrengung, Geschicklichkeit und geistige Fähigkeiten voraus. Noch mehr gilt das von der Tätigkeit des Menschen, durch die er die von der Erde unmittelbar gewonnenen Natur- Produkte in Gewerbe und Industrie zu Kunstprodukten Weiterverarbeitet. Jegliche Tätigkeit nun, durch die der Mensch sich Werte schafft, kann man zusammenfassen unter dem Begriff der Wirtschaft. Doch ist die Wirt- schaft der Sammel-, Jagd- und Fischervölker eine viel einfachere als die der Ackerbau, Hausgewerbe und Industrie treibenden Völker. So kann man einfachere (primitivere) und vollkommenere Wirtschafts- 1»

3. (8. bis 10. Schuljahr) - S. 280

1913 - Halle a. d. Saale : Pädag. Verl. Schroedel
D, Grundzüge der Wirtschaftsgeographie. (Handels- und Verkehrsgeographie.) I. Wesen -er Wirtschaftsgeographie. Die Wirtschaftsgeographie beschäftigt sich mit der Wirtschaft des Menschen. Diese umfaßt die Veranstaltungen des Menschen, welche zur Beschaffung und Erhaltung der materiellen Befriedigungsmittel menschlicher Bedürfnisse dienen. Erkläre die Ausdrücke Haus-, Volks- und Welt- wirtschaft! Ii. Stufen der Wirtschaft. Die Gesamtheit der Völker aus der Erde zerfällt in verschiedene Wirtschafts stufen, die bedingt sind durch klimatische Eigentümlichkeiten, durch Unterschiede in der wirtschaftlichen Ausstattung der einzelnen Land- schaften, aber auch durch eine verschieden weit fortgeschrittene Entwicklung der Völker. Gib für alle 3 Ursachen Beispiele an aus dem Gebiete des bisherigen Unterrichts! Man kann die wirtschaftliche Betätigung der Völker auf der Erde in vier verschiedene Wirtschafts stufen gruppieren. Bei der Stufe der Sammelwirtschaft (Australier, Buschmänner, Feuerländer, Völkerreste auf tropischen Inseln) erhebt sich der Mensch nur wenig über die Stufe des Tieres und begnügt sich mehr oder weniger damit, seine Nahrungs-, Wohnungs- und Kleidungsbedürfnisse unmittelbar aus der ihn umgebenden Natur zu befriedigen, ohne Schonungsrücksichten auf diese, aus andere Menschen und Zeiten. Bei der Wirtschaftsstufe des Instinkts (Indianer, ein Teil der nordasiatischen Mongolen, Neger, Malaien) ist bereits eine Kenntnis der Tatsache vorhanden, daß häufige Zeiten der Not und Er- schöpfungen der Gaben der Natur eine notwendige Folge des „Raubbaus" der bloßen Sammelwirtschaft sein müssen. „Instinktiv" sucht man diesen Gefahren durch Beachtung gewisser Erfahrungen zu begegnen; so wandelt sich die Pflanzensammlung zum Pflanzenbau, die Jagd zur Tierzucht, Gegen- stände der organischen und anorganischen Natur aber unter der menschlichen Hand zum Werkzeug der Wirtschaft. Sinken später die Erfahrungen des Einzelnen mit seinem Tode nicht mehr mit ins Grab, sondern vererben sie sich mit seinen wirtschaftlichen Werkzeugen auf seine Nachkommen, so erhebt sich die Wirtschaftsstufe des Instinkts zu der des Herkommens oder der T r a d i t i o n (Hirtenvölker und seßhafte Oasenbewvhner des großen Steppen- und Wüsten-

4. Deutsche Bürgerkunde - S. 166

1910 - Leipzig : Voigtländer
166 von Entwicklungen durchlaufen, teils durch Benutzung der Fort- schritte und Leistungen anderer Völker den gegenwärtigen Zustand allmählich erarbeitet. Wir können die Geschichte der Menschheit nur an wenigen Stellen und auf höchstens 4 bis 5 Jahrtausende zurückversolgen, und wir finden ihr Leben zu jener Zeit bereits hoch entwickelt. Über die Zustände des vorgeschichtlichen (prähisto- risch en) Mens ch en herrscht ein tiefes Dunkel, das wir nur wenig zu erhellen vermögen. Sicherlich ist die früher und auch noch im 18. Jahrhundert (Rousseau) vielfach verbreitete An- nahme, daß die Urmenschen in einem paradiesartigen Zustande gelebt hätten und mit der Steigerung der Kultur allmählich ent- artet seien, eine Dichtung. In ihren Anfängen werden die vor- geschichtlichen Menschen ganz ähnlich wie die Tiere ihre Be- dürfnisse befriedigt haben, und nur langsam, aber stetig hoben sie, durch Vernunft und Sprache vor ihnen ausgezeichnet, sich über sie empor. Sie lebten von Eiern und kleinen Tieren, Beeren, Wurzeln und Früchten aller Art. Allmählich lernten sie das Feuer anzünden und unterhalten, das Fleisch zur Nahrung reiben, dörren und kochen und Werkzeuge aller Art sich bereiten. Ihre Wohnungen hatten sie nicht selten in Höhlen (Troglodyten), z. B. in den Gegenden der Loire, oder auch auf Pfühlen am Rande von Seen, sog. Pfahlbauten, von denen noch mehrere erhalten sind. Erst nach und nach wußten sie sich die sie umgebende Natur nutzbar zu machen. Ihre ersten Werk- zeuge und Waffen machten sie sich aus Stein (Feuerstein); dann lernten sie die weiche Bronze herstellen und benutzen, und noch später erfanden sie die Kunst, das Eisen zu bearbeiten. Die Völker, die noch heute auf den niedrigen Stufen dieser Entwicklung stehen, nennen wir Natur- oder Sammet Völker, z. B. die Australier und Polynesier. Je mehr sich der Mensch zum Herrn über die Natur macht, sie seinem Willen unterwirft, um so mehr entfernt er sich vom Tiere, um so mehr steigt seine Kultur. Freilich muß diese Hebung, um segensreich zu sein, sich auch auf sein gesamtes geistiges Wesen, besonders aus sein sittliches Leben, erstrecken, und so hat sich in der Tat auch die Sittlichkeit, wenn auch nicht überall in gleichem Maße, allmählich immer mehr veredelt. Die Ansicht, daß der Naturmensch sittlich über dem Kulturmenschen stehe, ist nicht haltbar, wie die nähere Bekanntschaft mit den „wilden" Völkern zweifellos ergeben hat. § 62. Die Wirtschaftsstufen. Jäger- und Fischervölker. In der wirtschaftlichen Entwicklung der geschichtlichen Völker können wir eine Reihe von Grundformen unterscheiden, die von der einfachsten zu immer höheren aufsteigen. Wir nennen diese Grundformen daher Wirtschafts stufen.

5. Allgemeine Erdkunde: Physische Erdkunde, Die Erde und das Leben, Wirtschaftsgeographie, Die Beziehungen des Deutschen Reiches zur Weltwirtschaft, Das Deutschtum im Auslande, Bilder zur Siedlungskunde - S. 88

1918 - Leipzig : Hirt
3. Wirtschaftsgeographie. A. Einleitung. § 67. I. Produktionszonen. Die Erzeugung aller Gegeustände, die der Mensch zu seiner Lebenshaltung braucht, ermöglicht ihm Mutter Erde, aber nicht an allen Orten mit der gleichen Leichtigkeit. Das Klima, die Beschaffenheit des Bodens, die Bewässerung, der größere oder geringere Reichtum an Mineralschätzen lassen bald leichter, bald schwieriger ihn des Leibes Notdurft und Nahrung gewinnen. Da der Mensch nur dort dauernd zu wohnen vermag, wo die Pflanzenwelt durch Schaffung von Nährfrüchten oder durch Ernährung von Tieren die Grundlage hierfür bietet, so ist für die menschliche Wirtschaft die Verteilung der Pflanzen- Welt über die Erde von besonderer Wichtigkeit. Diese aber ist wieder nach Reich- tum und Art in erster Linie von der Beschaffenheit des Klimas abhängig. Daher bilden die Klimagürtel der Erde zugleich Zonen verschiedener pflanzlich er und tierischer Produktion. Ja selbst die Minerale sind zum Teil in ihrer geographi- schenverbreitung an diese Produktionszouen gebunden. So ist die übergroße Feuch- tigkeit der Tropen der Bildung von Salzen, Salpeter und anderen leichtlöslichen Mineralien nicht günstig. Die geographische Verteilung der Steinkohle, die sich in verschiedenen Erdperioden bildete, ist durch frühere klimatische Verhältnisse bedingt. Im allgemeinen sind die Tropen und die gemäßigten Zonen die erzeugnis- reichsten Teile der Erdoberfläche, die Trockenländer am äußeren Rand der Tropen und die Polargebiete die ärmsten. ^Jedoch erscheint auffallend, daß die Gebiete des tropischen Urwaldes mit ihrer Überfülle an Pflanzen verhältnismäßig wenig wichtige Kulturpflanzen hervorgebracht haben. Ii. Wirtschaftsstufen. Nurin Ausnahmefällen und meist nur inkärglichem Maße gibt die Erde ihre Gaben ohne Zutun des Menschen. Oft bedarf es allerdings nur geringer Tätigkeit: es genügt das Sammeln, das Aufstellen von Fallen, das Auslegen von Netzen und Angeln, das Aufsuchen und Töten des Wildes. Solche Sammel-, Jagd- und Fischervölker gibt es unter den Naturvölkern auch heute noch (§ 64). Häufiger aber vermag der Mensch nur durch dauernde, anstrengende Tätig- keit der Erde ihre Schätze abzuringen. Die Bestellung des Bodens durch Acker- bau, durch Anlegung von Pflanzungen, durch künstliche Bewässerung, die Züchtung von nutzbaren Tieren, die Gewinnung der Bodenschätze in Bergwerken setzen schon größere Anstrengung, Geschicklichkeit und geistige Fähigkeiten voraus. Noch mehr gilt das von der Tätigkeit des Menschen, durch die er die von der Erde un- mittelbar gewonnenen Naturprodukte durch mannigfache Arten von Gewerbe und Industrie zu Kunstprodukteu weiterverarbeitet. Jegliche Tätigkeit nun, durch die der Mensch Werte schafft, kann man zu- sammensassen unter dem Begriff der Wirtschaft. Doch ist die Wirtschaft der Sammel-, Jagd- und Fischervölker eine viel einfachere als die der Ackerbau, Hausgewerbe und Industrie treibenden Völker. So kann man einfachere primitivere) und vollkommenere Wirtfchaftsstusen unterscheiden. Die vollkommeneren sind im allgemeinen die der Kulturvölker. Diese arbeiten angestrengter und mit besseren technischen Hilfsmitteln. Sie ringen daher dem Boden auch da noch wertvolle Erzeuguisse ab, wo die einfacheren Wirtschaftsstufen nichts mehr zu erzeugen vermögen. Wohin die Kulturvölker auf der Erdober- fläche vordringen, dahin bringen sie ihre höheren Wirtschaftsformen mit. So werden die primitiven Wirtfchaftsstnfen immer mehr zurückgedrängt.

6. Teil 5 = Kl. 3, 2 u. 1 - S. 378

1911 - Bielefeld [u.a.] : Velhagen & Klasing
1. Die niedere {üirticbaftsitufe. Von Ectuarct kttoornieuier. I)L8 wirtschaftliclie Leben. Freiburg i. K. 1891. 8. 15. Gekürzt. ur langsam und schrittweise gelangen die Naturvölker zu derjenigen höheren Kultur, welche durch die Einführung des Geldes gekenn- zeichnet wird. Die wirtschaftliche Entwicklung bis zu diesem wichtigen Wendepunkte nennt man die niedere Wirtschastsstufe. Im ursprünglichen Zustande lebten die Menschen van den freiwilligen Gaben der Natur. Wahrend diese in den wärmeren Ländern eine reiche Menge wohlschmeckender Früchte darbot, mußte sich der Mensch der gemäßigten Zone aus Mangel an ausreichender Pflanzenkost nach anderer Nahrung umsehen, um seinen Hunger zu stillen. Die wilden Tiere der Wälder, die Fische des Meeres und der Flüsse wurden seine willkommene Bente. Daher bezeichnet man die auf dieser ersten Stufe stehenden Völker als Jäger- und Fischervölker. Das Fleisch der erlegten Tiere diente ihnen zur Nahrung, mit den Fellen bedeckten sie ihre Blöße. Weitere Bedürf- nisse kennt der Mensch auf der Stufe des Jagdlebens nicht. Das Wasser der Quelle ist sein Trank, die Bäume des Waldes wölben sich ihm zum Dache während der Nachtruhe, oder es birgt eine Felsenhöhle den er- müdeten Jäger. Der Gesellschaft bedarf der Jäger nicht, er sorgt nur für sich selbst, der Ertrag der Jagd reicht zu seinem Unterhalt vollkommen aus. Seine Arbeit endet also, sobald der tägliche Mundvorrat beschafft ist. Immerhin kann die Jagd in einem beschränkten Waldgebiete nur eine mäßige Bevölkerung ernähren. Vermehrt sich ein Stamm über dies Maß hinaus, so werden die Männer teils aus Not, teils im Vertrauen auf ihre Überzahl es wagen, die Jagdgründe ihrer Nachbarn zu betreten. Die un- ausbleibliche Folge sind Fehden, in denen der schwächere Stamm von dem stärkeren verdrängt oder vernichtet wird. Eine höhere Stufe als die Jäger- und Fischervölker nehmen ent- schieden die Hirtenvölker oder Nomaden ein. Während dein Jäger nur das getötete Tier von Nutzen war, macht sich der Hirt das lebende Tier dienstbar und nutzbringend. Er hat gelernt, die wilden Tiere zu zähmen und zu züchten, sein Trachten geht fortan dahin, feine Herde zu erhalten Aus dem Wirtschafts- und Staatsleben

7. Wirtschaftsgeographie und Wirtschaftskunde der außerdeutschen Länder - S. 13

1908 - Bielefeld [u.a.] : Velhagen & Klasing
Iii. Wirtschaftsstufen. 13 Iii Gdirttcbaftsttufen,*) a. Die Stufe der tierischen Wirtschaft (der Sainn,elu>irtschaft). Die Menschen, welche zu dieser Wirtschaftsstufe gehören, sind in ihrer Bedürfnisbefriedigung wie die Tiere noch völlig von der Natur abhängig. Nur wenn Hunger oder Durst sie quälen, sammeln sie, was die örtliche Natur gerade bietet, und wenn sie nichts sinden, müssen sie eben hungern und dürsten. Wie tue Tiere sind sie auf der Suche nach Nahrung unstet und flüchtig. b. Die Stufe der instinktiven Wirtschaft. Auf dieser Stufe haben die Menschen sich bereits eine größere Anzahl von Werkzeugen erarbeitet. Aber sie gehören dem einzelnen, werden ihm mit ins Grab gegeben, gehen also mit ihm zugrunde. Die Werkzeuge werden schon benutzt, um ein wenig den Boden zu bebauen und die Erdrinde leichthin nach Mineralien zu durchsuchen. Die Menschen dieser Wirtschaftsstufe haben an- gefangen, Tiere um sich zu sammeln und zu züchten. Aber bei aller Wirtschaft- lichen Tätigkeit folgen sie noch ganz dem Instinkt, dem subjektiven Ermessen. Feststehende Erfahrungen und Kenntnisse sind noch nicht gesammelt. Und die Erfahrungen, die der einzelne allmählich gemacht hat, gehen wie die Werkzeuge mit ihm verloren. Daher sind die Menschen in ihrer Bedarfsdeckung auch noch fast vollkommen von der Natur abhängig. Nur die natürliche Bodenfruchtbarkeit können sie oberflächlich benutzen, und da diese sich leicht erschöpft, müssen sie den Boden oft wechseln. Ebenso wird die Ernährung der Haustiere noch ganz der Natur überlassen. Deshalb sind auf dieser Stufe die Menfchen noch wenig seßhaft, und ihre Zahl ist gering, da selbst bei günstigsten Naturverhältnissen der Ersolg ihrer Tätigkeit klein bleibt. Die Viehzüchter sind reine Nomaden. c. Die Stufe der auf herkönnnlicher Erfahrung beruhenden Wirtschaft. Bei der instinktiven Wirtschaft handelt es sich um die Fähigkeiten und Erkenntnisse des einzelnen Menschen. Auf dieser Stufe dagegen findet eine planmäßige, mündliche oder schriftliche Überlieferung der bereits gemachten Er- fahrungen auf die Nachkommen statt. So fammelt sich mit den vererbten Werkzeugen zugleich ein allen zugänglicher Erfahrungsschatz an, der die ganze Wirtschaft auf festere Grundlagen stellt. Trennung der Bodenarten, Düngung, Be- und Entwässerung, Herauszüchtung von Spielarten bei Pflanzen und Tieren werden schon bedeutend. In Gegenden hoher Bodenfruchtbarkeit sindet schon eine Anhäufung von größeren Bevölkerungsmassen statt, während die Viehzucht auch jetzt noch vielfach nomadisierend betrieben wird. Die Bedürfnisbefriedigung ist auch bereits nicht mehr an die lokalen Erzeugnisse gebunden, sondern Handel und Verkehr schaffen neue heran. *) Nach Ernst Friedrich, Allgemeine und spezielle Wirtschaftsgeographie. Siehe Literaturverzeichnis.

8. Deutsche Bürgerkunde - S. 96

1894 - Leipzig : Voigtländer
96 wenig zu erhellen vermögen. Sicherlich ist die früher und auch im vorigen Jahrhundert vielfach verbreitete Annahme, daß die Urmenschen in einem paradiesartigen Zustande gelebt hätten und mit der Steigerung der Kultur allmählich entartet seien, eine Dichtung (Rousseau). In ihren Anfängen werden die vor- geschichtlichen Menschen ganz ähnlich wie die Tiere ihre Bedürf- nisse befriedigt haben, und nur langsam, aber stetig hoben sie, durch Vernunft und Sprache vor ihnen ausgezeichnet, sich über sie empor. Sie lernten das Feuer anzünden und unterhalten, das Fleisch zur Nahrung reiben, dörren und kochen und Werkzeuge aller Art sich be- reiten. Ihre Wohnungen batten sie nicht selten in Höhlen (T ro gl o d y t e n), so z. B. in den Gegenden der Loire, oder auch auspfählen am Rande von Seeen, sog. Pfahlbauten, von denen noch mehrere erhalten sind. Erst allmählich wußten sie sich die sie umgebende Natur nutzbar zu machen. Ihre ersten Werkzeuge und Waffen machten sie sich aus Stein (Feuer- stein), dann lernten sie die weiche Bronze benutzen, und noch später er- fanden sie die Kunst, das Eisen zu bearbeiten. Die Völker, die noch heute auf den niedrigen Stufen dieser Entwicklung stehen, nennen wir „Natur- völker", z. B. die Australier. Je mehr sich der Mensch zum Herrn über die Natur macht, sie seinem Willen unterwirft, um so mehr entfernt er sich vom Tiere, um so mehr steigt seine Kultur. Freilich muß diese Hebung, um segensreich zu sein, sich auch auf sein gesamtes geistiges Wesen, besonders auf fein sittliches Leben erstrecken, und so hat sich in der That auch die Sittlichkeit, wenn auch nicht überall in gleichem Maße, allmählich immer mehr veredelt. Die Ansicht, daß der Naturmensch sittlich über dem Kulturmenschen stehe, ist nicht haltbar, wie die nähere Bekanntschaft mit den „wilden" Völkern zweifellos ergeben hat. § 62. Die Wirtschaftsstufen. Jäger- und Fischervölker. Betrachten wir das wirtschaftliche Leben der Völker, d. h. prüfen wir, durch welche Mittel sie sich ihren Lebens- unterhalt erwerben und ihre sonstigen Bedürfnisse be- friedigen, so gewahren wir eine Reihe von verschiedenen Grundformen, die von der einfachsten zu immer verwickelteren aufsteigen. Wir nennen diese Grundformen daher Wirtfchafts- stufen. Die einfachste, niedrigste Stufe ist die der Jäger- und F i s ch e r v ö l k e r. Diese Völker sind in ihrer Ernährung lediglich auf die Ergebnisse der Jagd, bezw. der Fischerei angewiesen, sie kümmern sich nicht um die Vermehrung ihrer Nahrungsmittel, sind also völlig von ihrer Umgebung, der N a t u r, a b h ä n g i g. Wohl bedürfen sie schon der Arb eit, um sich zu ernähren, wohl

9. Deutsche Bürgerkunde und Volkswirtschaftslehre - S. 119

1911 - Frankfurt am Main : Diesterweg
119 den verschiedenen Gebieten sich betätigen, für welche sie vorzugsweise ge- eignet sind. Es kommt auf diese Weise eine bessere Entfaltung aller in einem Volke ruhenden Fähigkeiten heraus, es kann der Höhepunkt der Kultur erreicht werden. Die Wirtschaftsstufen des Güterverkehrs. 1. Die Stufe der geschlossenen Eigenwirtschaft. 2. Die Stufe der Stadt- wirtschaft. 3. Die Stufe der Volkswirtschaft. 4. Die Stufe der Weltwirtschaft. Z 67. Die geschlossene Eigenwirtschaft (geschlossene Äaus- und Dorfwirtschaft). Der Güterverkehr wickelt sich nur zwischen den Gliedern desselben eng begrenzten Ganzen ab. Bei der innigen Zusammengehörigkeit aller Glieder handelt es sich nicht im Einzelfall um ein genaues Abwägen von Leistung und Gegenleistung, es findet kein regelrechter Tauschverkehr statt. Innerhalb seder Einzelwirtschaft werden alle wirtschaftlichen Güter, die hier notwendig sind, produziert, nichts wird von außen her bezogen, nichts nach außen hin abgegeben. Erzeugung und Verbrauch, Produktion und Konsumtion voll- zieht sich im Rahmen derselben Wirtschaft. Die Personen der Eigenwirtschaft. Wer gehört zu einer solchen Eigenwirtschaft, wie wir sie als unterste Stufe des Güterverkehrs bezeichnet haben? Auf einer primitiven Kulturstufe hat der Mensch nur wenig Kulturbedürfnisse, es genügt wenig Arbeit, um diese Kulturbedürfnisse zu befriedigen, zu den wenigen Arbeiten genügen wenige Menschen. Beim Fortschreiten der Kultur wächst Bedürfnis, Arbeit und Zahl der zum Leisten dieser notwendigen Menschen. In einer gewöhnlichen Familie modernen Umfangs läßt sich nicht alles produzieren, was konsumiert werden soll, die Mannigfaltigkeit der verschiedenen notwendigen Arbeiten muß auf einen größeren Kreis verteilt werden; die geschlossene Eigen- wirtschaft umfaßt die Großfamilie, d. h. entweder den ganzen Kreis der Blutsverwandten, die Sippe, das Geschlecht oder die durch eine größere Anzahl von abhängigen Leuten (Sklaven, Hörigen) vermehrte Einzelfamilie. Innerhalb dieser Eigenwirtschaft fand eine ausgedehnte Arbeitsteilung statt. Die hier gemeinte Eigenwirtschaft haben wir bei den Germanen in der mittelalterlichen Fron h o fsw irisch aft, d. h. der Herrenhofswirtschaft des Königs, der Kirche, der Adligen. Den Mittelpunkt der geschlossenen Einheit bildet der Fronhof, auf dem der Herr lebt, oder sein Verwalter (villicus, major domus, Meier), unter ihm leibeigene Knechte und Mägde. Außer dem durch den Herrn oder seinen Vertreter selbst bewirtschafteten Haupthof (der Domäne) kann es noch verschiedene durch Meier verwaltete Nebenhöfe

10. Lesebuch für staatsbürgerliche Bildung - S. 81

1913 - München : Lindauer
c. Wirtschaftspflege. 33. Die Wirtschaftsstufen der Menschheit. Schon der römische Schriftsteller Varro, welcher über den Landbau ge- schrieben hat, unterscheidet einen Naturzustand, in welchem die Menschen nur von den freiwilligen Gaben der Natur, wie von den Früchten wildwachsender Pflanzen, lebten, von der Stufe des Hirtenlebens und derjenigen des Ackerbaues. Während in den wärmeren Ländern die Natur eine reiche Menge wohlschmeckender und saftiger Früchte darbot, konnte in der gemäßigten Zone durch die Pflanzen- kost das Bedürfnis nach Nahrung nur unvollständig befriedigt werden. Daher mußte der Mensch sich in seiner Umgebung nach andern Dingen umsehen um seinen Hunger zu stillen. Die wilden Tiere der Wälder, die Fische der Meere und Flüsse wurden seine willkommene Bente (Jäger- und Fischervölker). Das Fleisch des erlegten Tieres diente ihm zur Nahrung, mit dem Felle des- selben bedeckte er seine Blöße. Weitere Bedürfnisse kennt der Mensch auf der Stufe des Jagdlebens nicht. Das Wasser der Quelle ist sein Trank, die Bäume des Waldes wölben sich ihm zum Dache während der Nachtruhe oder es birgt eine Felsenhöhle den ermüdeten Jäger. Der Geselligkeit bedarf er nicht, er sorgt für sich und nur für sich, der Ertrag der Jagd reicht zu seinem Unterhalt voll- kommen aus. Seine Arbeit endet also mit dem Beschaffen des täglichen Mund- vorrats. Jägervölker bewohnen vorzugsweise den Wald, weil sich hier das reichste Tierleben entfaltet. Der Natur der Sache nach konnten die Heimstätten der Jäger, die Waldgebiete, nur spärlich bewohnt sein. Die Beschäftigung des Jägers war ferner nicht verträglich mit einem Aufschwänge zu höherer Gesittung, da die Jagd auf einem Gebiete von gewissem Wildreichtnm nur eine karg be- messene Bevölkerung ernähren konnte, ein Fortschritt in dem Kulturleben aber immer erst da einzutreten pflegt, wo eine gewisse Dichtigkeit der Bevölkerung vorhanden ist. Mehrt sich ein Stamm über den Fleischertrag seines Waldgebietes hinaus, so werden die Männer, teils vom Mangel teils vom Bewußtsein ihrer überlegenen Zahl getrieben, die Jagdgründe ihrer Nachbarn zu betreten wagen. Die unausbleibliche Folge sind die Fehden, geführt im Kampfe ums Dasein, Bauerschmidt, Lesebuch. ß

11. Lehrstoff der mittleren und oberen Klassen - S. 273

1907 - Leipzig : Engelmann
1?9- Die wirtschaftsstufen. 273 In der immer vollkomnmeren Befreiung des Menschen vorn Naturzwang, in der immer ausgedehnteren Beherrschung der Natur und Nutzbarmachung derselben für die Bedürfnisse des Menschen bestehen die Fortschritte des Wirtschaftslebens. Vier Stufen lassen sich, nach dieser Richtung unterscheiden, die natürlich durch mannigfache Übergänge miteinander verbunden sind. Erste Stufe. Der Mensch steht noch in vollständigster Abhängigkeit vom Naturzwang. Seine Tätigkeit für den Nahrungserwerb beschränkt sich aus das Sammeln von Früchten, Wurzeln u. dgl., etwas Jagd und Fischerei. Viehzucht und Ackerbau sind unbekannt. Die Werkzeuge sind äußerst einfach, roh und gering an Anzahl und werden hergestellt aus Gegenständen, die sich dem Menschen unmittelbar darbieten (Steine, Knochen, Muscheln). Die Kleidung besteht aus Fellen, Blätterschurzen u. dgl. oder fehlt ganz. Als Wohnungen dienen den Menschen dieser Wirtschastsstuse entweder natürliche Höhlen, oder sie stellen sich für vorübergehenden Gebrauch Hütten einfachster Art aus Zweigen und Blättern her. Gegenwärtig gehören dieser Wirtschaftsstufe nur noch wenige zerstreute Völker an: die Vedda auf Ceylon, die Bewohner der And am anen, einige malaiische Stämme im Innern von Borneo und Celebes, die Reste der Australneger, die Buschmä n ner und die Zwergvölker Zentralafrikas. In Europa herrschte diese Wirtschastsstuse in der älteren Steinzeit. Zweite Stufe. Der Mensch hat gelernt, Tiere für seinen Gebrauch zu zähmen; zuerst wohl den Hund als Gehilfen für die Jagd, dann zahlreiche andere, die ihm zur Nahrung oder auch als Lasttiere bienen. Auch Ackerbau wird schon betrieben, wenn auch in der rohesten Form als Hackbau und unter sehr oberflächlicher Ausnutzung des Bodens. Durch beides erlangt der Mensch schon eine größere Freiheit _ und Selbständigkeit der Natur gegenüber wie aus der ersten Stufe, zugleich durch Herstellung von Fahrzeugen für Wasser- und Landverkehr eine größere Beweglichkeit. Die Werkzeuge find zahlreicher und mannigfaltiger geworden und werden sorgfältiger hergestellt, zum Teil auch aus besserem Material. Eine Reihe von Metallen ist den meisten Völkern dieser Stufe bereits bekannt; ihre Gewinnung und Bearbeitung ist aber noch sehr primitiv. Eigentlicher Bergbau wird noch nicht betrieben. Die Erfindung der Töpferei, der Spinnerei und Weberei, d. h. der Herstellung von Kleidungsstoffen aus Pflanzenfasern, gehört ebenfalls dieser Wirtschastsstuse an. Ein eigentlicher Handwerkerstand ist aber noch kaum entwickelt. Im allgemeinen stellt 'ich jeder feine Geräte, feine Kleidung, seine Wohnung selbst her ober läßt sie durch feine Frauen und Kinder (unter Umständen auch Sklaven) herstellen. Dieser Wirtschastsstuse gehören die meisten der Naturvölker an, gegenwärtig also die Nomadenstämme des nördlichen und mittleren Asien, die meisten der Neger- und Jnbictnerstämme sowie der Süd-feevöuer. Die Polarvölker stehen an der unteren Grenze dieser Langenbeck, Leitfaden für Realanstalten. Ii. 4. Aufl. 18

12. Deutsche Bürgerkunde - S. 167

1910 - Leipzig : Voigtländer
167 Die einfachste, niedrigste Stufe nächst der der Sammel- völker ist die der Jäger - und Fischervölker. Diese Völker sind in ihrer Ernährung lediglich aus die Ergebnisse der Jagd oder der Fischerei angewiesen; sie kümmern sich nicht um die Ver- mehrung ihrer Nahrungsmittel, sind also völlig von ihrer Um- gebung, der Natur, abhängig. Wohl bedürfen sie schon der Arbeit, um die Rohstoffe, die die Natur bietet, sich anzueignen und zum Gebrauch herzustellen, wohl wenden auch sie schon in ihren Geräten und Waffen Mittel an, die sie zu planmäßigem ferneren Gebrauche aufbewahren (Kapital), allein die Stoff- menge ihrer Nahrung ist doch wesentlich durch die Natur be- stimmt; diese bringt bei ihnen hauptsächlich die Nahrungsstoffe hervor, sie hat also den Hauptanteil an der Güter- erzeugung (Produktion). Natur und Arbeit sind die beiden Grundbedin- gungen (elementaren Faktoren) der Gütererzeugung, neben denen meist noch die H e r st e l l u n g s m i t t e l (das Kapital) in Betracht kommen. Die Tätigkeit des Jägers wie die des Fischers ist nicht mühelos; sie verlangt Geschicklichkeit, Ausdauer, Kühnheit und List, aber sie ge- währt ihm nicht die Möglichkeit, durch eigene Tätigkeit seine Nahrungs- quelle zu vermehren. Jeder Volksgenosse verrichtet dieselbe Arbeit; es findet also iavgesehen davon, daß die Frauen im Hause ihren besonderen Wirkungskreis haben) noch keine Arbeitsteilung statt. Das Ein- kommen ist sehr veränderlich und unregelmäßig, je nach dem Reichtum der Gegend; nach und nach muß, zumal bei Vermehrung der Bevölkerung, Nahrungsmangel eintreten, der dann eine Veränderung des Wohnsitzes nötig macht. Dadurch entstehen Kämpfe mit anderen Stämmen, und so ist das Leben dieser Völker ein fortwährender Kampf mit Tieren und Menschen um die Nahrung. Da das für eine Familie erforderliche Wild einen großen Raum braucht und durch die Nachstellung immer seltener wird, ähnlich auch der Fischreichtum ganz an die Küste und den Lauf der Ströme gebunden ist und durch den Fang allmählich abnimmt (wenngleich die Gefahr für Fischervölker bei weitem nicht so groß ist wie für Jägervölker), so kann die Bevölkerung auf dieser Stufe nicht zahlreich, das Gebiet nur dünn bewohnt sein. Diese Völker haben ein gemeinsames Eigentum (die Jagdgründe oder die fischreichen Gewässer), das sie gegen fremde Völker verteidigen, aber jeder Volksgenosse hat auch schon Privateigentum an Waffen, Geräten und Kleidungsstücken. Freilich sind alle diese Dinge noch sehr einfach, und ein Austausch findet noch nicht statt. Auch das geistige Leben dieser Völker ist wenig entwickelt. Jägervölker sind jetzt noch u. a. die Hottentotten und Buschmänner in Afrika und die Botokudeu in Südamerika; Fischervölker findet man z. B. auf der Vancouverinsel und in den Ländern der kalten Zone.

13. Abriß der Weltwirtschaftskunde - S. 16

1913 - Bielefeld [u.a.] : Velhagen & Klasing
16 Allgemeiner Teil. Ii. Die Kultur-Faktoren, B. Entwicklungsstufen. Aus der Urzeit der Menschheit sind uns keine oder nur sehr geringe Merkmale erhalten geblieben. Von den Anfängen der Kultur an lassen sich jedoch auf Grund der vorgefundenen Versteinerungen usw. die Entwickelungs- gänge unserer heutigen hohen Kultur verfolgen. Dabei vermögen wir festzu- stellen, daß fast alle Kulturstufen, die wir durchlaufen haben, noch heute auf der Erde zu finden sind. Auf unterster Stufe stehen die Völker der tierischen Wirtschaft, die ganz nach Art der Tiere sich ihre Nahrung suchen, wo die Natur sie ihnen freiwillig bietet. Ihre Tätigkeit besteht somit nur im Sammeln der Naturerzeugnisse mittels ihrer natürlichen Sinne und Kräfte, fast ohne Verwendung von Werkzeugen. Die Werkzeuge sind von jeher die wichtigsten Förderer der menschlichen Wirtschast gewesen, an ihrer Ausgestaltung messen wir hauptsächlich den wirt- schaftlichen Stand eines Volkes. Wir finden ihre Ansänge auf der folgenden Kulturstufe. Auf der Stufe des Instinkts geht der Mensch bereits mittels der geschaffenen, einfachen Werkzeuge auf den Raub pflanzlicher und tierischer Naturerzeugnisse aus. Dabei lernt er ihre Nützlichkeit oder Schädlichkeit kennen, vernichtet aber oft auch aus Unkenntnis große Werte und führt ein unstetes Leben, da ihn die rohe Vernichtung der Naturerzeugnisse zwingt, immer wieder andere Gebiete aufzusuchen. Fehlt es ihm an tierischer Fleisch- nahrung, so erscheint ihm vielfach der Mitmensch als willkommener Ersatz hierfür. Immerhin entwickeln sich bereits auf dieser Stufe die ersten Anfänge des Ackerbaues in einfachster Form und eine Art Viehzucht, bei der jedoch die Tiere ihre Nahrung sich selbst suchen müssen. Eine Fortbildung dieser beiden Wirtschaftszweige und ein Beginn indu- strieller Tätigkeit, der sich in gewerbsmäßiger Herstellung von Waffen, Haus- und Feldgeräten, Booten und dgl. zeigt, sühren uns zu der Stufe der Erfahrung. Wurden auf der vorigen Stufe die Werkzeuge und Geräte dem Verstorbenen mit in das Grab gelegt und gingen damit alle von ihm gemachten Erfahrungen zugrunde, so überträgt sich jetzt mit den Werkzeugen der Ersahrungs- schätz vom Vater auf den Sohn, wird vielleicht auch schriftlich überliefert. Ackerbau und Viehzucht, Gewerbe und Verkehr erfolgen nach planmäßigen Verfahren von den seßhaft gewordenen Einwohnern dieser Gebiete. Dagegen besteht allgemein die Neigung, das von den Vätern Überkommene festzuhalten, auch wenn es für die Jetztzeit nicht mehr geeignet erscheint. Der selbstforschende, prüfende und scheidende Geist, der die höchste Stufe, die Wirtschaftsstufe der Wissenschaft, auszeichnet, fehlt noch aus der vorigen Stufe. Erst diese letzte Form der Wirtschaft macht alle Errungen- schaffen der Wissenschaft, Kunst und Technik dem Wirtschaftsleben nutzbar, haftet an keinem Althergebrachten fest und ermöglicht eine dichte Besiedelung der Erde, sowie eine sorgfältige Ausnutzung ihrer ober- und unterirdischen Schätze. Ihr Streben geht in jeder Beziehung dahin, den Menschen zum Herrscher über die Naturkräfte zu machen.

14. Deutsche Bürgerkunde und Volkswirtschaftslehre - S. 116

1911 - Frankfurt am Main : Diesterweg
116 Art dieser entnehmen wir wiederum aus dem Beruf der gewöhnlichen Wirte, die es sich zur Aufgabe stellen, in erster Linie die leiblichen Be- dürfnisse ihrer Gäste zu befriedigen. Es handelt sich bei den wirtschaft- lichen Gütern in der Hauptsache um äußere Güter. Jede Tätigkeit nun, die sich darauf richtet, derartige als notwendig empfundene äußere Güter, die zur Befriedigung der menschlichen Bedürfnisse dienen sollen, zu be- schaffen, nennt man eine wirtschaftliche Tätigkeit. Die einfachste dieser Tätigkeiten wäre die der Okkupation, d. h. der mühelosen Hin- nahme oder Aneignung herrenloser Güter, dann die der Produktion, d. h. der Herstellung neuer wirtschaftlicher Güter, endlich die des Tausches, d. h. des Überganges der einen wirtschaftlichen Güter gegen andere aus dem Besitz des einen in den Besitz des andern. Bei der Produktion oder Herstellung neuer wirtschaftlicher Güter unterscheiden wir drei Produktions- faktoren oder Produktionselemente: Natur, Arbeit, Kapital. Natur ist das ursprünglichste Produktionselement, liefert ewig neue Güter, bleibt deshalb in allen Zeiten von der größten Wichtigkeit. Arbeit im wirtschaftlichen Sinne ist die mit Kraftaufwendung ver- bundene Tätigkeit des Menschen zum Zweck der Güterbeschaffung. Mit dem Namen Kapital bezeichnet man alle Produktionsmittel, d. h. alle Güter, mittelst deren man sich andere wirtschaftliche Güter ver- schaffen kann. Bei den Kapitalgütern unterscheiden wir bewegliche und unbewegliche oder Mobilien und Immobilien. Wird ein Kapitalgut durch Tausch zum Beschaffen anderer Güter verwandt, so heißt es Tausch- gut oder Ware. Wird dies Tauschgut allgemein als Tauschmittel an- erkannt, der Wert aller übrigen Tauschgüter (der „Tauschwert") an ihm abgemessen, ihr „Preis" bestimmt, so wird es damit zum Geld, das übrigens noch nicht Metallgeld zu sein braucht. Das Kapital, das in der Form des Geldes vorhanden ist, nennt man flüssiges Kapital. Anlagekapital ist ein Kapital, das in Produktionsmitteln bleibender Form besteht (Fabrikgebäude, Maschinen, Werkzeuge), Betriebskapital solches, das in Produktionsmitteln sich ändernder Form besteht (zu ver- arbeitende Stoffe, Arbeitslöhne). Das Operieren mit Tauschgütern oder der Tauschverkehr gestattet, daß der einzelne Mensch sich nicht abzumühen braucht, diejenigen Güter, nach denen er ein Bedürfnis empfindet, sämtlich in eigener Tätigkeit herzustellen, sondern daß er seine Arbeit auf die Pro- duktion bestimmter Güter beschränkt, diese aber in solcher Anzahl produziert, daß er von andern Menschen, die es ähnlich gemacht mit andern Gütern, diese ihm fehlenden Güter einzutauschen vermag. Wir haben so Arbeits- teilung, über die später noch zu sprechen sein wird. Was ist nun Wirtschaft? Gewissermaßen die in ein System ge- brachte, methodisch zusammengefaßte wirtschaftliche Tätigkeit oder die plan- mäßig geordnete Tätigkeit des Menschen zur Befriedigung seiner Bedürfnisse. Volkswirtschaft ist die planmäßig geordnete Gesamttätigkeit des

15. Realienbuch für mehrklassige Schulen - S. 89

1890 - Breslau : Goerlich
Anhang. Aus der Volkswirtschaftslehre und Gescllschaftslmnde. 1. Aus der Geschichte des wirtschaftlichen Lebens. а. Bedürfnisse, Güter, Arbeit, Werkzeug. Der Mensch muß essen, um zu leben; er muß sich bekleiden, um seine Blöße zu bedecken; er braucht eine Wohnung, um sich vor Kälte und Nässe zu schützen. Zu allen Zeiten hat er die Bedürfnisse der Nahrung, Kleidung und Wohnung gehabt. Alle Gegenstände, durch welche der Mensch seine Bedürfnisse befriedigt, nennt man Güter. Diese Güter erlangt man aber nur durch Arbeit. Zur Arbeit bedürfen wir der Werkzeuge. d. Urzustand. Die Ureinwohner von Australien leben fast nur von den Früchten der wild wachsenden Pflanzen, von Würmern oder solchen Nahrungs- mitteln, die ihnen die Natur von selbst darbietet. Ihre Arbeit besteht meist nur im Einsammeln der Früchte, sie brauchen keine Werkzeuge. Sie bauen keine Wohnungen und gehen meist nackt. In ähnlicher Weise haben wahrscheinlich unsere Vorfahren in frühester Zeit gelebt. c. Jäger- und Fischerb ölker. In kälteren Ländern fand der Mensch nicht das ganze Jahr hindurch Früchte; er stillte daher seinen Hunger mit dem Fleische von Tieren. Er jagte die Tiere des Waldes und fing die Fische der Flüsse, Seeen und Meere. Noch heute nähren sich viele Völker (in Afrika und Amerika) auf diese Weise. Wir nennen sie Jäger- und Fischerbölker. Die Jägervölker nähren sich vom Fleische der erlegten Tiere und kleiden sich in die Felle derselben; manche haben keine feste Wohnung, sondern schweifen unstät umher. Bei guter Jagd leben sie im Überflüsse, zu anderen Zeiten leiden sie Hunger. Zwischen den einzelnen Stämmen kommt es oft zu blutigen Kämpfen um die besseren Jagdgebiete. — Die Fischervölker leben meist an der Meeresküste; auch sie haben bald Überfluß, bald Mangel an Nahrungsmitteln. Die Werkzeuge der Jägervölker sind Pfeile, Lanzen und Arte, die aus Steinen oder Erz hergestellt sind. — Die Werkzeuge der Fischer- völker sind Netze und Kähne. ck. Hirtenvölker. Später lernten die Menschen einige Tiere zähmen; sie hielten Herden von Kamelen, Eseln, Pferden, Rindern, Scbafen und Schweinen. Sie nährten sich von der Milch und dem Fleische und kleideten sich in die Felle der Tiere oder in Wollstoffe. Wo Futter vorhanden war, blieb die Herde längere Zeit; war aber der Platz abgeweidet, so mußten Hirten und Herden weiterziehen. Daher wohnten die Hirten nicht in festen Häusern, sondern in Zelten. Um die Weideplätze entstand oft Streit, daher waren viele Hirtenvölker auch tapfere.krieger. (Abraham, Lot.) Die Hirtenvölker hatten schon eine bessere Nahrung, Kleidung und Wohnung als die Jäger- und Fischervölker. Hirtenvölker leben jetzt noch in Asien. б. Kapital. Für den Fischer ist das Netz, für den Jäger Bogen und Pfeil »on großer Wichtigkeit; denn diese Güter dienen ihm dazu, neue Güter (Fische, Jagdtiere) zu gewinnen. Solche Güter, welche wir zur Hervorbringung anderer Güter brauchen, nennen wir Kapital. Das Kapital des Hirten ist seine Herde. Bei den Jägern und Fischern konnte kein großer Unterschied im Vermögen sein, da die Vorräte nicht aufbewahrt werden konnten. Bei den Hirten konnte aber durch größere Sorgfalt, Klugheit und Glück der eine weit größere Herden besitzen als der andere, daher gab es sehr reiche Hirten (Hirtenfürsten, z, B. Abraham) und daneben arme. f. Ackerbau treibende Völker. In noch späterer Zeit lernten die Menschen, die Körner gewisser Pflanzen in die Erde streuen, um daraus neue Pflanzen zu er- zielen. Aus den Hirten wurden Ackerbauer. Jetzt konnten die Menschen sich feste

16. Wirtschaftsgeographie und Wirtschaftskunde der außerdeutschen Länder - S. 14

1908 - Bielefeld [u.a.] : Velhagen & Klasing
14 I. Teil. B. Der Mensch. Jedoch auch auf dieser Stufe ist keine Sicherheit und kein größerer Fort- schritt der Wirtschaft möglich. Sie wird eben zu sehr nach früher gemachten Ersahrungen betrieben, die doch nicht für alle Zeiten und für alle Verhältnisse maßgebend sein können. Zuletzt ist mehr von einem Erstarren des Wirtschafts- lebens in hergebrachten Formen als von einer Fortentwickelung zu reden. Heute sind z. B. bei den Völkern der Wirtschaftsstufe des Herkommens vielleicht nur 10 oder 15"/» des Bodens angebaut. Ihre Viehzucht leidet zum großen Teil durch Seuchen und große Schwankungen im Bestand, und der Bergbau benutzt nur die besten, leicht verhüttbaren Erze. Es fehlt der Wirtschaftsstufe die planmäßige Erforschung der ganzen Natur, um durch Erkennung ihrer Gesetze zu ihrer ausgiebigen Dienstbarmachnng und Beherrschung, z. B. durch Umsetzung der erkannten Natnrkräste in wirksame Maschinen, zu gelangen. Das ist erst auf der nächsten Wirtschaftsstufe der Fall. d. Die Stufe der wissenschaftlichen Wirtschaft. Sie wird dadurch gekennzeichnet, daß alle Zweige des Wirtschaftslebens unter die Herrschaft der planmäßigen wissenschaftlichen Forschung gestellt werden. Welche hervorragenden Wirkungen diese Wirtschaftsweise auf die Entwicklung einer Volkswirtschaft ausübt, haben wir ja schon bei vielen Wirtschaftszweigen im Bd. I, Tl. Iii kennen gelernt. Erinnert sei nur an die Landwirtschaft, die Eisen- und die chemische Industrie. Mit Hilfe der Wissenschaft erlangt die Wirtschaft eine solche Sicherheit und Ergiebigkeit, daß sie sich weit über die Wirtschast auf Grund der herkömmlichen Erfahrungen erhebt. Die Befreiung der Bedürfnisbefriedigung vom Naturzwange ist außerordentlich groß und schreitet schnell vorwärts. Gegenstand der Wirtschaft ist auch nicht mehr das örtliche Gebiet, sondern die ganze Welt. Internationale Arbeitsteilung, Welt- Wirtschaft, Welthandel und Weltverkehr sind kennzeichnende wirtschaftliche Er- scheinungen. Die Bevölkerung ist vollkommen seßhaft und in dicht bewohnten ländlichen Bezirken oder enggehäuften Industriestädten zusammengedrängt. Die Möglichkeit, auf kleinem Raum selbst bei ungünstiger Naturausstattung eine große Menschenmenge zu ernähren, ist auf dieser Stufe am größten und wächst beständig.

17. Wirtschaftsgeographie und Wirtschaftskunde der außerdeutschen Länder - S. 12

1908 - Bielefeld [u.a.] : Velhagen & Klasing
12 I. Teil. B. Der Mensch. Ii. Die Vertcbiedenartigheit der wirtschaftlichen Befähigung des Cßenfchen. Wie die Menschen in ihren Körpermerkmalen verschieden sind, so ist auch ihre Befähigung zu wirtschaften eine ungleichartige. Ebenso wie wir die Ver- fchiedenartigkeit der Naturausstattung berücksichtigen, so müssen wir daher auch die Größe und Art der wirtschaftlichen Befähigung der Bewohner eines bestimmten Erdstückes in unsere Betrachtung ziehen, wenn wir ein wirkliches Verständnis und zutreffendes Urteil von dem wirtschaftlichen Zustand desselben gewinnen wollen. Die wirtschaftliche Befähigung eines Volkes ist aber von verschiedenen Elementen des Kulturlebens abhängig, im wesentlichen von seinem Charakter, seiner Bildung, seinen rechtlichen und politischen Verhält- nissen. Es ist von großer wirtschaftlicher Bedeutung, ob ein Volk Arbeitslust besitzt oder träge ist; ob es mutig ist im Kamps mit Menschen und Tieren,, oder seig und ängstlich; ob es beharrlich an der Überwindung der Natur- Verhältnisse arbeitet, oder sich kraftlos den Naturgewalten unterwirft. Nicht minder wichtig ist es, ob es einen Blick sür die Vor- und Nachteile seines Wohnraumes hat; ob es sich Kenntnisse aneignet, die es im Wirtschaftsleben verwerten kann, oder unwissend den Kampf ums Dasein aufnehmen muß; ob es sein Wissen über Länder und Völker, deren Sprachen und Sitten, deren Produkte und Bedürfnisse eifrig bereichert oder nur die eigenen Verhältnisse und die der nächsten Umgebung in den Kreis feiner Betrachtung zieht; ob es danach strebt, die Natur und ihre Gesetze zu erforschen, um sich ihrer immer mehr zu bedienen und zu ihrer Beherrschung zu gelangen, oder ob es noch gleichgültig und unwissend der Natur gegenübersteht. Ein Land, das mit Sorgfalt und den Fortschritten der Kultur entsprechend, die rechtlichen Verhältnisse nach innen und außen geregelt hat, steht angesehenem und sicherer im wirtschaftlichen Kampfe als ein solches, in dem Produktion, Handel und Verkehr unsicheren oder rückständigen gesetzlichen Zuständen begegnen. Ebenso steht die Wirtschaft eines in politischer Hinsicht gefestigten Volkes aus ungleich sichereren Füßen, als die eines Volkes, dessen politische Unreife noch in fortwährenden Staatsumwälzungen zum Ausdruck kommt. Aber sowohl die rechtliche als auch politische Lage eines Volkes steht in engem Zusammenhangs mit seinem Charakter, der jedoch wieder durch fortschreitende Bildung um- gewandelt und veredelt werden kann. Wie ist es aber möglich, bei der großen Verschiedenartigkeit der Menschen in den genannten Fragen über ihre wirtschaftliche Stellung einen zusammen- fassenden Überblick zu erhalten? Das geschieht am besten durch Einreihung der Völker in Wirtschaftsstufen. Je besser es einem Volke gelungen ist, unter Zuhilsenahme aller wirtschaftlichen Kräfte sich die Natur dienstbar zu machen, oder sich von der durch ungünstige Naturverhältnisse erzwungenen Beschränkung in der Bedürfnisbefriedigung zu befreien, um so höher ist die Wirschastsstufe^ die das Volk erklommen hat. Die Befreiung vom Naturzwange ist der beste Maßstab sür die Einteilung der Menschheit in Wirtschaftsstufen.

18. Leitfaden zur Geschichte des deutschen Volkes - S. 213

1915 - Berlin : Vahlen
Anhang. Mbersichte« zur Wirtschaftsgefellschafts- und Staatskunde. 1. Zur Mrtschaftskunde. Vorbemerkung. Das Tier. Voraussetzung: Seine Bedürfnisse durch die Natur in enge unveränderliche Grenzen gebannt. Folge: Das Tier bleibt im wesentlichen, wie es war. Der Mensch. Voraussetzung: Seine Bedürfnisse unendlich steigerungsfähig und fortgesetzt gesteigert. Folge: Der Mensch in beständigem Fortschreiten begriffen. 2. 3. 4. I. Die Naturalwirtschaft. A. Die vier W irisch abstufen. Die paradiesische Stufe: Die Natur gewährt dem Menschen, was er braucht, ohne sein Zutun. Die Stufe der Jäger- und Fischervölker: Der Mensch erlangt, was er braucht, durch Kampf mit der Natur und den Geschöpfen. Die Stufe der Hirten- oder Nomadenvölker. Der Mensch gewinnt, was er braucht, durch Zähmung und Züchtung der Tiere, also durch Arbeit. Die Herden sind sein Eigentum, sein Kapital, sein Vermögen. Die Stufe der ackerbautreibenden Völker: Der Mensch gewinnt durch Arbeit am Grund und Boden einen Teil seiner Nahrunq wird seßhaft, baut feste Wohnsitze. Unterstufen: a) Der Boden ist Gemeingut (Allmende). b) Die Allmende wird teilweise aufgeteilt: Entstehung des Sondereigentums, e) Die Allmende wird vollständig aufgeteilt: der Nahrungsspielraum versagt, d) Schaffung neuen Ackers durch Kolonisation: oc) innere Kolonisation (Rodung, Entmoo-rung). ß) äußere Kolonisation (Auswanderung).

19. Vierzig Lektionen über die vereinigte Gesetzeskunde und Volkswirtschaftslehre - S. 129

1894 - Gotha : Behrend
Einleitung — Einzelwirtschaft — Gemeindehaushalt. 129 und billigeren Einkauf; auch werden Irrungen, die durch das Aufschreiben möglich sind, durch Barzahlung vermieden, endlich hat der Käufer immer einen übersichtlichen Einblick in die eigene Kaffe, b) für] den Kaufmann. Er ist im stände, ebenfalls gegen bar einzukaufen, und erlangt dadurch wesentliche Ver- günstigungen. Er kanil, da er billiger einkauft, auch billiger verkaufen, er zieht dadurch mehr Kundschaft an sich, der Umsatz wird ein rascherer und der Verdienst ein größerer. Endlich er- fährt auch die Buchführung eine Vereinfachung. 30. Lektion. Finanzen. 1. Einleitung. (Anschließend an Lekt. 1, Abs. 5.) Jeder einzelne selbständige Mensch muß wirtschaften lernen, d. h. er muß Einnahme und Ausgabe in das richtige Verhältnis zu bringen wiffen. Ausgaben hat der Mensch alle Tage-, er will essen, er will sich kleiden, er will wohnen, deshalb muß er auf Einnahmen bedacht sein; er muß sich Güter erwerben, um sich durch deren Nutzwert vor Mangel und Not zu schützen. 2. Einzelwirtschaft. Insofern die Wirtschaft eines ein- zelnen in Betracht kommt, heißt sie Einzelwirtschaft. Die Wirtschaft eines ganzen Volkes heißt Volkswirtschaft. Einnahmen, wodurch? Vermögen — Armut und Reichtum. Der Aufwand: Luxus a) bei einzelnen, — b) bei ganzen Völkern. Erlaubter und verwerflicher Luxus. (Versetzen von Betten rc. im Leihhause, nur um einen Ball mitmachen zu können.) Mittel gegen den Luxus — Luxusverbote, Luxussteuern. Was von den einzelnen beziehentlich von der Familie gilt, das gilt auch von der Gemeinde (Bezirk, Kreis, Provinz) und dem Staate. 3. Gemeindehaushalt. (Anschließend an Lekt. 3.) Welche Ausgaben liegen der Gemeinde ob? (Für Schulen, Wegebau, Straßcnreinigung, Gemeindebeamte, Armenpflege, Flurschutz, Feuer- Mittenzwey, Lektionen. 2. Anst. 9

20. Deutsche Bürgerkunde und Volkswirtschaftslehre - S. 118

1911 - Frankfurt am Main : Diesterweg
118 bedürfnisse haben, er muß entweder ausweichen (auswandern) oder sich die Weide erkämpfen. Von den drei Produktionselementen leistet die Natur das Notwendige durch Lieferung der Existenzmittel für das Vieh; die Arbeit besteht noch nicht immer in der eigentlichen Viehzucht, von der bei halbwilden Herden nicht gut die Rede sein kann. Kapital sind die Viehherden, die sich vermehren lassen. Bei Ver- schiedenheit im Anwachsen bilden sich Kapitals- oder Vermögens- unterschiede, Unterschiede von größerem oder kleinerem Besitz, von Reich und Arm. 4. Die Stufe der echten Ackerb au Völker. Die Anfänge des Ackerbaus haben wir im sogenannten Hackbau, wie wir ihn noch jetzt bei den Indern, den Malaien finden. Gewöhnlich von Frauen wird der Boden mit der Hacke oder mit der Hand durchfurcht, Samen eingestreut und mit Erde bedeckt, der Natur das weitere überlassen. Arbeit und Kapital des Menschen spielen bei dieser primitiven Art von Ackerbau nur eine gering- wertige Rolle. Ein bedeutender Fortschritt in der wirtschaftlichen Ent- wicklung wird erreicht, wenn der Ackerbau zur Hauptbeschäftigung eines Volkes wird. Planmäßig wird unter Beteiligung sämtlicher arbeitsfähiger Glieder des Volkes der Boden bearbeitet mit der Hacke oder dem Grabstock oder auch Pflug. Der Mann wählt die ihm passenden Getreidesorten aus, die Ernte nimmt die Kräfte aller gehörig in Anspruch, der Vorrat muß in besonderen Aufbewahrungsräumen geborgen werden für die erntelose Zeit: alles in allem gerechnet, kommt auf dieser Stufe die Arbeit des Menschen sehr in Frage. Der Übergang vom Nomadentum zum Ackerbau bringt eine fundamentale Veränderung mit sich: das Volk zieht nicht mehr umher, sondern wird seßhaft; für den einzelnen wird damit der Antrieb gegeben, sich eine feste Wohnstätte zu erbauen, dies hat einen hervor- ragenden Einfluß auf die Weiterentwicklung des Privateigentums. Hierin liegt ein kulturelles Element. Die Möglichkeit, dem eigenen Interesse zu dienen, hat stets zu besonderen Anstrengungen des Körpers und Geistes angeregt. Anderseits steht dem einen Privateigentum das andere Privateigentum gegenüber, es erwächst die Notwendigkeit, die Rechte des einen den Rechten des andern gegenüber abzugrenzen, gemeinsame Rechte dem einzelnen gegen- über festzustellen. So vollzieht sich auf dieser Stufe bald die Ausbildung einer festen Rechtsordnung als besonders notwendig. 5. Die Stufe der Gewerbe- und Handelsvölker. Auf dieser Stufe wird zwar auch Ackerbau (und Viehzucht) betrieben, aber in immer steigendem Maße entwickeln sich Handel und Gewerbe als selbständige Berufsarten und übernehmen schließlich die Führung. Weil so die Kräfte eines Volkes nicht einseitig sämtlich in dem einen Beruf der Landwirtschaft, der direkten Nahrungsgewinnung aufzugehen brauchen, können sie auf all