Ähnliche Ergebnisse
1917 -
Breslau
: Morgenstern
- Autor: Rosteutscher, Waldemar, Hacks, Jakob
- Sammlung: Politikschulbuecher Kaiserreich
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Mittelschule
21
bank zugeführt werden. Auch dem Auslande gegenüber, das uns
noch Güter lieferte, konnten wir im Lande erzeugte Güter nur in
beschränktem Matze als Zahlung leisten. Denn die meisten Betriebe
dienten der eigenen Kriegsrüstung, konnten aus Mangel an Roh-
stoffen keine zur Ausfuhr geeigneten Güter erzeugen, oder es fehlte
ihnen an den notwendigen Arbeitern. Darum flotz während des
Krieges andauernd Gold ins Ausland ab. Ein noch grötzerer Abflutz
wird erwartet, wenn der Friede kommt. Auch da werden wir zunächst
nicht imstande sein, Güter mit Gütern zu bezahlen. Wir bedürfen
aber, um unsre gesamte Industrie den Forderungen der Friedenszeit
entsprechend wieder in Betrieb zu setzen, grotze Posten von Roh-
stoffen — man denke an Fette, Baumwolle, Wolle, Kautschuk, Kakao
usw. — aus dem Auslande. Also für den Krieg wie für die llber-
lettung der deutschen Friedenswirtschaft in gesunde Bahnen ist die
Ansammlung von Gold in der Reichsbank notwendig. Darum das
tausendfach gepredigte Wort: Alles Gold gehört dem Vaterlande!
Wer Goldgeld abliefert und seinen Goldschmuck opfert, schmiedet au
Deutschlands goldener Rüstung für Krieg und Friedenszeit.
Die Gütererzeugung durch Arbeitsteilung führte zum Güter-
tausch. Daraus entwickelte sich der Tauschhandel und die Ein-
führung eines allgemein geltenden Tauschmittels, des Geldes.
Durch Ausgabe von Papiergeld wurde der Metallgeldverkehr
vermindert, durch Einrichtung des bargeldlosen Verkehrs der
Geldverkehr überhaupt auf das Mindestmaß eingeschränkt, wir
bezahlen die Güter, die wir gebrauchen, mit Gütern, die wir
erzeugen.
1v. Was ist Kapital?
Die meisten Menschen werden, wenn man die Frage an sie richtet,
sofort an Geld denken. Deshalb sei noch einmal festgestellt, was
wir bis jetzt vom Gelde wissen. Es unterscheidet sich von den Ge-
brauchsgütern, den Nahrungs- und Kulturmitteln ganz scharf. Es
wird nicht verzehrt wie ein Brot, nicht abgenützt wie ein Kleid. Geld
wird nicht verbraucht, sondern nur gebraucht, und zwar als Tausch-
mittel, um sich die notwendigen Nahrungs- und Kulturmittel zu ver-
schaffen, die man nicht selbst erzeugt oder durch unmittelbaren Tausch
erwerben kann. Als Tauschmittel spielt es bei der auf allen Gebieten
der menschlichen Arbeit durchgeführten Arbeitsteilung im Haushalte
der Kulturvölker eine grotze Rolle.
1905 -
Wittenberg
: Herrosé
- Hrsg.: Scharf, Th., ,
- Jahr der Erstauflage_wdk: 1900
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Niedere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Berufliche Bildungsgänge, alle Lernstufen
- Schulformen (OPAC): Gewerbliche Unterrichtsanstalt
- Inhalt Raum/Thema: Berufsbildung
- Geschlecht (WdK): koedukativ
351
des Geldes ausgetauscht wurde, so setzte diese Verkehrsart voraus,
dass der, der eine Ware erlangen wollte, in entsprechendem
Werte die Ware zu veräussern hatte, die der andere zu besitzen
wünschte. Das aber war sehr schwierig, mitunter sogar unmöglich.
Der reine Tauschhandel konnte daher nur auf der allerniedrigsten
Kulturstufe genügen. Man musste nach einem Tauschmittel suchen,
das allgemeine Anerkennung fand. Das älteste Tauschmittel dieser
Art mag wohl das Vieh gewesen sein, lesen wir doch sogar in
deutschen Urkunden aus dem 7. und 8. Jahrhundert von Pferden
als Kaufpreis, und altdeutsche Geldbussen mussten in Vieh geleistet
werden. Wenn nun auch das Vieh in Umsatz gebracht werden
konnte, so verursachte der Transport doch viele Schwierigkeiten.
Man musste eine Herde auf die Reise mitnehmen, musste sie hüten,
füttern u. dgl. Deshalb suchte man andere Dinge als Tausch-
mittel zu benutzen, Dinge, die sich bequemer weitergeben liessen.
Für kleine Beträge wusste man sich leicht zu helfen. Im südlichen
Afrika z. B. sammelte man eine beliebte Art Muscheln, die Kauris,
und benutzte sie als Tauschmittel; im östlichen Afrika verwendete
man handgrosse Steinsalzstücke, im südlichen Asien zusammenge-
pressten Tee; auch Salz und Zucker haben als Tauschmittel und
Wertmesser gedient. Diese und andere Dinge hatten aber einen
zu geringen Wert, und man hatte deshalb beim Eintauschen vieler
und wertvoller Güter immer wieder grosse Massen des Tauschmittels
bei sich zu führen. Man musste deshalb nach einem kostbaren
Zahlungsmittel suchen, nach einem Gegenstände, der ausserdem
überall bekannt und beliebt, leicht teilbar war, und sich verhältnis-
mässig wenig abnutzte. Ein solches Mittel fand man in den seltener
vorkommenden, deshalb wertvollen sogenannten edlen Metallen, dem
Gold und Silber. Die Menschen haben die schönen und glänzenden
Metalle immer geliebt. Die alten Könige sammelten deshalb so
viel als nur möglich von diesen Gütern. Beim Tausche wogen sich
die alten Völker das edle Metall zu, und das ist lange Zeit ge-
schehen, ehe man das Gold und Silber in kleine Stücke teilte und
diese Stücke prägte, ehe man Geld nach heutiger Art erzeugte.
Aus jener alten Zeit stammen noch die Gewichtsnamen für Geld,
z. B. das englische „Pfund Sterling“, das französische livre, das
italienische lire, d. h. Pfund.
Das Geld ist ein bequemes Tauschmittel, weil es sich leicht
handhaben lässt, ein sicheres, weil es überall anerkannt wird, ein
zuverlässiges, weil es sich wenig abnutzt. Daraus folgt, dass es
selbst Tauschwert besitzt, noch dazu einen solchen, der für lange
Zeiten ein gleich hoher bleibt. Deshalb benutzte man es auch
zum Messen, zum Bestimmen des Preises. Man drückte die Höhe
des Tauschwertes, den Preis der Waren, in Geld aus. Weil diese
Sitte allgemein durchgeführt wurde, war es notwendig, dass das
Geld in gleichmässigen und gleichwertigen Stücken hergestellt
wurde; deshalb nahm mit Fug und Recht die Regierung die Be-
schaffung der Geldstücke des Landes in die Hand. Man nannte die
1911 -
Bielefeld [u.a.]
: Velhagen & Klasing
- Autor: Porger, Gustav, Wolff, Karl
- Sammlung: Lesebuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Mittlere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Mittlere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Knabenmittelschule
- Inhalt Raum/Thema: ABC_Lesen
- Geschlecht (WdK): Jungen
380
2. Das Geld* Von H. Gisse.
Deutsche Bürgerkunde. 2. Aufl. Leipzig 1897. 8. 124.
uf den höheren Wirtschaftsstufen, besonders wo die
Arbeitsteilung schon etwas entwickelt ist, bietet ein
einfacher Tauschhandel unüberwindliche Schwierigkeiten.
Viele Güter können nicht, ohne daß man ihren Wert
vermindert oder gar zerstört, geteilt oder auch nur
aufbewahrt werden. Welchen Nutzen muß da eine
Ware bieten, die jedermann zu jeder Zeit angenehm
ist, zumal wenn sie leicht geteilt, fortgetragen und aufbewahrt werden
kann! Eine solche allgemein beliebte Ware, die eben deshalb zu den
verschiedenartigsten Tauschgeschäften angewendet wird (die überall „gilt"),
nennen wir Geld. Geld ist also die jeweilig umlauffähigste Ware; es
ist zugleich Wertmaß und Tauschmittel.
Durch die Einführung des Geldes werden alle Tauschgeschäfte zerlegt
in Kauf und Verkauf. Das Geld erst befördert den Umsatz aller Waren,
macht den Arbeiter freier als beim Naturallohn, erleichtert die Arbeits-
teilung, die Herstellung von Vorräten und das Sparen und ermöglicht so
das Wachsen des Kapitals.
Als Geld kann man verschiedene Waren benutzen, doch immer
nur solche, die einen allgemein anerkannten wirtschaftlichen Wert haben.
Bei Jägerstämmen dienen Tierfelle als Geld, bei Nomaden das Vieh,
zuweilen auch Salzbarren, Muscheln, Teeziegel n. a.; weit besser
eignen sich die Metalle, und namentlich sind die edlen Metalle schon
seit alter Zeit als Geld beliebt, und zwar das Silber früher als
das Gold.
Die edlen Metalle haben einen Vorzug vor anderen Tanschmitteln,
weil ihr Tauschwert hoch, allgemein anerkannt und fast unveränderlich
ist, sie selbst dauerhaft, völlig gleichartig, leicht formbar und ohne Verlust
bis ins kleinste teilbar sind. Ihre natürliche Seltenheit läßt das Angebot
nicht so sehr schwanken. Weil sie im Verhältnis zu ihrem Werte einen
kleinen Umfang haben, sind sie sehr leicht zu handhaben, fortzutragen
und zu verbergen.
Steigt plötzlich durch Entdeckung von Minen das Angebot des Silbers
oder Goldes, oder wird es nicht so viel verwendet, so sinkt, wie bei jeder
anderen Ware, sein Tauschwert, d. h. seine Kaufkraft vermindert sich,
man kann für dieselbe Summe nicht mehr soviel Waren erhalten als
früher. So erging es tatsächlich dem Silber im 16. Jahrhundert infolge der
Entdeckung Amerikas und noch mehr im 19. Jahrhundert seit der Auf-
findung der kalifornischen und australischen Goldfelder um 1850. Der
Metallzufluß aus dem neu entdeckten Amerika bewirkte ein Steigen der
Warenpreise um das Doppelte bis Vierfache.
1914 -
Bielefeld [u.a.]
: Velhagen & Klasing
- Autor: Nückell, K., Porger, Gustav, Wolff, Karl
- Sammlung: Lesebuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Mittlere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Mittlere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Knabenmittelschule
- Inhalt Raum/Thema: Deutsche Literatur
- Geschlecht (WdK): Jungen
3. Das Gelct. Von H. Siele.
Deutsche Bürgerkunde. 2. Ausl. Leipzig 1897. 8. 124.
uf den höheren Wirtschaftsstufen, besonders wo die
Arbeitsteilung schon etwas entwickelt ist, bietet ein
einfacher Tauschhandel unüberwindliche Schwierigkeiten.
Viele Güter können nicht, ohne daß man ihren Wert
vermindert oder gar zerstört, geteilt oder auch nur
aufbewahrt werden. Welchen Nutzen muß da eine
Ware bieten, die jedermann zu jeder Zeit angenehm
ist, zumal wenn sie leicht geteilt, fortgetragen und aufbewahrt werden
kann! Eine solche allgemein beliebte Ware, die eben deshalb zu den
verschiedenartigsten Tauschgeschäften angewendet wird (die überall „gilt"),
nennen wir Geld. Geld ist also die jeweilige umlauffähigste Ware; es
ist zugleich Wertmaß und Tauschmittel.
Durch die Einführung des Geldes werden alle Tauschgeschäfte zerlegt
in Kauf und Verkauf. Das Geld erst befördert den Umsatz aller Waren,
macht den Arbeiter freier als beim Naturallohn, erleichtert die Arbeits-
teilung, die Herstellung von Vorräten und das Sparen und ermöglicht so
das Wachsen des Kapitals.
Als Geld kann man verschiedene Waren benutzen, doch immer
nur solche, die einen allgemein anerkannten wirtschaftlichen Wert haben.
Bei Jägerstämmen dienen Tierfelle als Geld, bei Nomaden das Vieh,
zuweilen auch Salzbarren, Muscheln, Teeziegel u. a.; weit besser
eignen sich die Metalle, und namentlich sind die edlen Metalle schon
seit alter Zeit als Geld beliebt, und zwar das Silber früher als
das Gold.
Die edlen Metalle haben einen Vorzug vor anderen Tauschmitteln,
weil ihr Tauschwert hoch, allgemein anerkannt und fast unveränderlich
ist, sie selbst dauerhaft, völlig gleichartig, leicht formbar und ohne Verlust
bis ins kleinste teilbar sind. Ihre natürliche Seltenheit läßt das Angebot
nicht so sehr schwanken. Weil sie im Verhältnis zu ihrem Werte eineu
kleinen Umfang haben, sind sie sehr leicht zu handhaben, fortzutragen
und zu verbergen.
Steigt plötzlich durch Entdeckung von Minen das Angebot des Silbers
oder Goldes, oder wird es nicht so viel verwendet, so sinkt, wie bei jeder
anderen Ware, sein Tauschwert, d. h. seine Kaufkraft vermindert sich,
man kaun für dieselbe Summe nicht mehr soviel Waren erhalten als
früher. So erging es tatsächlich dem Silber im 16. Jahrhundert infolge
der Entdeckung Amerikas und noch mehr im 19. Jahrhundert seit der
Aufstndung der kalifornischen und australischen Goldfelder um 1850. Der
Metallzufluß aus dem neu entdeckten Amerika bewirkte ein Steigen der
Warenpreise um das Doppelte bis Vierfache.
Porger-Wolff, Lesebuch für Kuaben-Mittelschulen. V. Hessen-Nassau.
23
1910 -
Leipzig [u.a.]
: Teubner
- Autor: Gehrg, Hermann, Stillcke, Fr., Helmkampf, Adolf, Krausbauer, Theodor
- Jahr der Erstauflage_wdk: 1909
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch, Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Fortbildungsschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Berufliche Bildungsgänge, alle Lernstufen
- Schulformen (OPAC): Ländlich-gewerbliche Fortbildungsschule
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
38 ll- Die sittlichen, wirtschaftlichen u. kulturellen Grundlagen der Landwirtschaft rc.
29. Aas Ketd.
Der reine Naturalaustausch wird bei Zunahme der Zahl der
Dauschgüter erschwert und zuletzt unmöglich, besonders, wenn die zu
tauschenden Güter nach verschiedenen Einheiten gemessen werden (Hohl-
maß, Länge, Gewicht, Flache) oder unteilbar sind (lebende Tiere).
Steigende Kultur, Ausbildung der Arbeitsteilung und die dadurch be-
dingte Vermehrung der einzelnen Tauschhandlungen nötigten deshalb
dazu, solche Gegenstände als Tauschmittel zu benützen, die größte
Haltlmrkeit und Unveränderlichkeit mit leichter Teilbarkeit und Kennt-
lichmachung ihres Tauschwertes vereinigen und wegen dieser Eigen-
schaften allgemein anerkannt und geschätzt sind, so daß sie als Maßstab
zum Messen der Tauschwerte aller übrigen Waren angewendet werden
können. Solche Eigenschaften besitzen die Metalle, in besonders hohem
Grade die Edelmetalle, denen ihr seltenes Vorkommen in der Natur
einen hervorragenden Wert als Tauschmittel verleiht. Durch deren
Ausmünzung zu Geld wurde ein Tauschmittel geschaffen, das bei Ein-
und Verkauf ebensowohl bei kleinen wie bei großen Wertsummen zu
sicherer Ausgleichung benützt werden kann.
Während Silber früher das hauptsächlichste Geldmetall war, ist
in neuerer Zeit das Gold immer mehr in den Vordergrund getreten,
seitdem dasselbe in großer Menge bergmännisch gewonnen wird. Das
Sinken des Silberwerts seit 1873 ist aber nicht allein die Folge der
riesig gesteigerten und verbilligten Silbergewinnung, sondern wurde
vielmehr vornehmlich auch dadurch hervorgerufen, daß das Silber in
immer stärkerem Maße aufhörte, als Münzmetall verwendet zu werden
und auch der Abfluß von Silber nach dem Orient, wo es noch haupt-
sächliches Zahlungsmittel ist, zeitweise sehr vermindert war.
Das in bestimmte Gewichtsstücke geteilte, regelmäßig geformte
und mit einem Gepräge, das deren Tauschwert und Herkunft kennt-
lich macht, versehene Metallgeld heißt Münze. Die als gesetzliches
Zahlungsmittel dienende Münze, die von den Staatsangehörigen in
jedem Betrage zum Nennwerte angenommen werden muß, wird als
Kurantmünze bezeichnet. Sie muß einen Gehalt an Gold bzw. Silber
enthalten, der dem aufgeprägten Nennwert entspricht. Die anderen
Münzsorten dienen zur Ausgleichung kleinerer Betrüge, sind mit einem
geringeren Metallgehalt geprägt und brauchen auch nur in kleineren
Mengen in Zahlung genommen zu werden (Scheidemünzen).
Das Metall, aus welchem das gesetzliche Zahlungsmittel geprägt
ist, gibt der Währung eines Münzsystems den Namen. Danach
unterscheidet man eine Gold-, Silber- und Doppelwährung. Nach und
nach sind die meisten Staaten zur Goldwährung übergegangen.
Die Hauptmünze hat in den meisten Staaten absichtlich einen
verschieden hohen Goldgehalt, um den Abfluß des gemünzten Geldes
uach anderen Ländern zu erschweren. Einzelne Staaten haben jedoch
durch Verträge übereinstimmende Prägung der Münzen festgesetzt, um
1910 -
Wittenberg
: Herrosé
- Autor: Schanze, W., Schanze, J.
- Auflagennummer (WdK): 12
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrerbuch
- Schultypen (WdK): Fortbildungsschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
165
lohnes, sei es auch nur vorübergehend, gesichert. Es ist daher
das Sprichwort: „Spare in der Zeit, so hast du in der Not" jeder-
mann als ernste Mahnung vorzuhalten.
Nach Volkswirtschaft für jedermann aus dem Lesebuch von Ehreckc u. Hammermann.
83. Vom Geld.
Ursprünglich war aller Handel Tauschhandel. Man gab eine
Ware gegen eine andere hin. Namentlich scheint man das Vieh gern
zum Tausche benutzt zu haben, wenigstens weist das lateinische
Wort für Vieh daraus hin (peeus = Vieh, pecunia = Geld).
Das Vieh, das älteste Tauschmittel, das älteste Geld, ließ sich zwar
leicht transportieren; es verursachte aber auch dieser Transport
viele Schwierigkeiten, und deshalb suchte man andere Dinge als
Tauschmittel zu benutzen, Dinge, die sich bequemer weitergeben
ließen. Für kleine Beträge wußte man sich leicht zu helfen; im
südlichen Afrika z. B. sammelte man eine beliebte Art Muscheln,
die Kauris, und benutzte sie als Tauschmittel; im östlichen Afrika
benutzte man handgroße Steinsalzstiicke, im südlichen Asien zu-
sammengepreßten Tee. Diese und andere Dinge hatten aber einen
zu geringen Wert, und man hatte deshalb beim Eintauschen vieler
und wertvoller Güter immer wieder große Massen des Tausch-
mittels bei sich zu führen. Man mußte deshalb nach einem kost-
bareren Zahlungsmittel suchen, nach einem Gegenstände, der außer-
dem überall bekannt und beliebt, leicht teilbar war und sich ver-
hältnismäßig wenig abnutzte. Ein solches Mittel fand man in den
seltener vorkommenden, deshalb wertvollen, sogenannten edlen
Metallen, dem Gold und Silber. Die Menschen haben die schönen
und glänzenden Metalle immer geliebt. Die alten Könige sam-
melten deshab so viel als nur möglich von diesen Gütern. Beim
Tausche wogen sich die alten Völker das edle Metall zu, und das
ist lange Zeit geschehen, ehe man das Gold und Silber in kleine
Stücke teilte und diese Stücke Prägte, ehe man Geld nach heutiger
Art erzeugte. Aus jener alten Zeit stammen noch die Gewichts-
namen für Geld, z. B. das englische „Pfund Sterling", das fran-
zösische livre, das italienische lire, d. h. Pfund.
Das Geld ist ein bequemes Tauschmittel, weil es sich leicht
handhaben läßt, ein sicheres, weil es überall anerkannt wird, ein
zuverlässiges, weil es sich wenig abnutzt. Daraus folgt, daß es
selbst Tauschwert besitzt, noch dazu einen solchen, der für lange
Zeiten ein gleich hoher bleibt. Deshalb henutzte man es auch
zum Messen, zum Bestimmen des Preises. Man drückte die Höhe
des Tauschwertes, den Preis der Waren, in Geld aus. Weil diese
Sitte allgemein durchgeführt wurde, war es notwendig, daß das
Geld in gleichmäßigen und gleichwertigen Stücken hergestellt wurde;
deshalb nahm mit Fug und Recht die Regierung die Beschaffung
der Geldstücke des Landes in die Hand. Man nanpte die Ein--
1918 -
Breslau
: Morgenstern
- Autor: Rüpprich, Paul, Hacks, Jakob
- Sammlung: Politikschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch, Schülerbuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Volksschule
- Geschlecht (WdK): koedukativ
13
der Jahrhunderte, besonders in den letzten 100 Jahren gemacht hat.
Es ist klar, datz hierdurch die Menge der Kulturmittel ungeheuer ver-
mehrt worden ist. Auch wird hierdurch die Arbeitszeit verkürzt, was
wiederum eine Förderung der Kultur ermöglicht.
Arbeitsteilung und Arbeitsvereinigung begünstigen in hohem
Maße den Fortschritt der Kultur.
8. Das Kapital.
Im 5. Abschnitt haben wir schon davon gesprochen, datz es nutzer
den Gebrauchsgütern auch solche Güter gibt, die nicht dem unmittel-
baren menschlichen Gebrauch, sondern der Erzeugung von Gebrauchs-
gütern dienen. Solche Güter sind Werkzeuge und Maschinen, Werk-
stätten und Fabriken, Rohstoffe aller Art wie Erze, Metalle, Kohle,
Wolle, Baumwolle, Holz. Auch der Boden ist ein Gut, welches der
Erzeugung von Gebrauchsgütern dient. Während aber der Boden
ursprünglich vorhanden ist, verdanken Werkstätten, Maschinen, Roh-
stoffe ihr Dasein der menschlichen Arbeit. Solche vom Menschen
hergestellten Güter, die wiederum der Erzeugung anderer Güter
dienen, bilden das volkswirtschaftliche Kapital.
Das volkswirtschaftliche Kapital besteht also aus Erzeugungs-
mitteln, die selbst erzeugt sind. Der Boden gehört daher nicht zum
volkswirtschaftlichen Kapital, denn er ist zwar ein Erzeugungsmittel,
ist aber nicht selbst erzeugt. Auch das Geld gehört nicht zum volks-
wirtschaftlichen Kapital, denn es ist zwar erzeugt, man kann aber mit
dem Gelde keine anderen Güter herstellen, sondern solche nur kaufen.
Das Geld ist kein Erzeugungs- sondern ein Tauschmittel.
Die grotze Bedeutung des volkswirtschaftlichen Kapitals beruht
darauf, datz man mit seiner Hilfe unvergleichlich mehr Gebrauchsgüter
herstellen kann, als es durch die blotze Arbeit der Hände möglich wäre.
Wollte man auf Werkstätten und Fabriken, auf Werkzeuge und
Maschinen verzichten, so würde man noch nicht den 100. Teil der
Kulturmittel herstellen können, welche wir tatsächlich erzeugen, wie
an einzelnen Beispielen leicht nachgewiesen werden kann. Darum
bildet das volkswirtschaftliche Kapital einen sehr wesentlichen Bestand-
teil des Reichtums eines Volkes, dessen Wichtigkeit nicht leicht über-
schätzt werden kann.
Das Wort Kapital hat aber noch eine andere Bedeutung. Wenn
jemand von seinem Kapital spricht, so denkt er in der Regel an den-
jenigen Teil seines Besitzes, aus dem er eine Einnahme zieht. So ist
1897 -
Stuttgart
: Bonz
- Hrsg.: Württembergisch-Evangelisch Schullehrerunterstützungsverein, ,
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Niedere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Berufliche Bildungsgänge, alle Lernstufen
- Schulformen (OPAC): Fortbildungsschule
- Inhalt Raum/Thema: Berufsbildung
- Geschlecht (WdK): koedukativ
- Konfession (WdK): evangelisch-lutherisch
No. 47. 48.
Volkswirtschaft.
77
brauch machen. Dazu kommt noch, daß die Maschine in vielen Fällen spar-
samer ist bei der Verwendung des Stoffes und meist auch mit mehr Kraft,
mehr Schnelligkeit, größerer Feinheit und mehr Sicherheit arbeitet als der
Mensch. — Neuerdings setzt man an Stelle der Dampfkraft die Elektri-
zität, welche sowohl zur Bewegung von Wagen (Straßenbahn, Eisenbahn)
als auch zum Betrieb von Maschinen für gewerbliche Zwecke verwendet wird.
Zur Bedienung und Instandhaltung der Maschinen, welcher Art sie auch
sein mögen, sind aber wiederum Menschenhände erforderlich.
Nach O. Pache u. Dr. Mormeister.
48. Dom Gelde und der Währung.
Ursprünglich war aller Handel Tauschhandel. Man gab eine
Ware gegen eine andere hin. Namentlich scheint man das Vieh zun:
Tausch benützt zu haben; wenigstens weist das lateinische Wort sür
Vieh (pecus — Vieh, pecimia = Geld) darauf hin. Das Vieh, das
älteste Tauschmittel, ließ sich zwar leicht transportieren; doch verur-
sachte dieser Transport manche Schwierigkeit, und deshalb suchte inan
nach andern Tauschmitteln, die sich bequemer weitergeben ließen. Für
kleinere Beträge wußte man sich leicht zu Helsen; im südlichen Afrika
z. B. sammelte nran eine beliebte Art Muscheln, die Kauris, und benützte
sie als Tauschmittel; im östlichen Afrika waren zu diesem Zweck hand-
große Salzsteinstücke im Gebrauch, iin südlichen Asien zusammengepreßter
Thee. 3m alten Sparta waren Tisenstücke als Geld im Umlauf. Diese
und andere Dinge hatten aber einen geringen Wert, und man hatte
deshalb beim Eintauschen vieler und wertvoller Güter große Massen
des Tauschmittels bei sich zu führen. Daher sah man sich nach einen:
kostbareren Zahlungsmittel um, das überall bekannt und beliebt, leicht
teilbar war und sich wenig abnützte. Tin solches Mittel fand man in
den seltener vorkommenden, deshalb wertvollen edlen Metallen, dem
Gold und Silber. Die alten Völker wogen sich dein: Tausche das
edle Metall zu, und das ist lange Zeit geschehen, ehe man das Gold
und Silber in kleine Stücke teilte und diese unter Zugrundlegung be-
stimmter Gewichtsmengen prägte, ehe man Geld nach heutiger Art
erzeugte. Aus jener alten Zeit stanunen noch die Gewichtsnamen für
Geld, z. B. das englische „Pfund Sterling", das französische livre, das
italienische lire = Pfund. Das Geld ist ein bequemes Tauschmittel,
weil es sich leicht handhaben läßt, ein sicheres, weil es überall aner-
kannt wird, ein zuverlässiges, weil es sich wenig abnützt. Man drückte
die Zöhe des Tauschwertes, den Preis der Ware, in Geld aus. Weil
diese Mtte allgemein durchgeführt wurde, war es notwendig, daß das
1899 -
Essen
: Bädeker
- Autor: Windmöller, Friedrich, Schürmann, Franz
- Jahr der Erstauflage_wdk: 1897
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Niedere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Berufliche Bildungsgänge, alle Lernstufen
- Schulformen (OPAC): Fortbildungsschule
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde?
- Geschlecht (WdK): koedukativ
237
Schönen auf den menschlichen Geist. Reichtum erlaubt ferner die Unter*
stützung kostspieliger Versuche in Landwirtschaft, Physik, Chemie, Mechanik,
die von Unbemittelten nicht ausgeführt werden können. So haben die
Reichen eine Menge Gelegenheiten, ihre Einkommen mit Nutzen für die
Menschheit zu verwenden. Laßt uns daher jeden ehrenhaften Gebrauch
des Reichtums willkommen heißen und nur die nutzlosen Ausgaben und
die Vergeudung des Kapitals verdammen."
Volkswirtschaft für jedermann.
141. Z>as Geld und die Krsatzmittel desselven.
Ursprünglich war aller Handel Tauschhandel. Man gab eine Ware
gegen eine andere hin. Namentlich scheint man das Vieh gern zum
Tausche benutzt zu haben, wenigsten weist das lateinische Wort für Vieh
darauf hin (peen 8 ^ Vieh, pseunia---Geld). Das Vieh, das älteste Tausch-
mittel, das älteste Geld, ließ sich zwar leicht versenden; es verursachte
aber auch dieser Tauschhandel noch viele Schwierigkeiten, und deshalb
suchte man andere Dinge als Tanschmittel zu benutzen, Dinge, die sich
bequemer handhaben ließen. Für kleine Beträge wußte man sich leicht
zu helfen; tut südlichen Afrika z. B. sammelte man eine beliebte Art
Muscheln, die Kauris, und benutzte sie als Tauschmittel; im östlichen
Afrika benutzte man handgroße Steinsalzstücke, im südlichen Asien zusammen-
gepreßten Thee. Diese und andere Dinge hatten aber einen zu geringen
Wert, und man hatte deshalb beim Eintauschen vieler und wertvoller
Güter immer wieder große Massen des Tauschmittels bei sich zu führen.
Man mußte daher nach einem kostbareren Zahlungsmittel suchen, nach
einem Gegenstände, der außerdem überall bekannt und beliebt, leicht
teilbar war und sich verhältnismäßig wenig abnutzte. Ein solches Mittel
fand man in den seltener vorkonnnenden, deshalb wertvollen sogenannten
edlen Metallen, dem Gold und Silber. Die Menschen hg'ben diese
schönen und glänzenden Metalle immer geliebt. Die alten Könige sammelten
deshalb soviel als nur möglich von diesen Gütern. Beim Tausche wogen
sich die alten Völker das edle Metall zu. Das ist lange Zeit geschehen, ehe
man das Gold und Silber in kleine Stücke teilte und diese Stücke prägte;
ehe man Geld nach heutiger Art erzeugte. Ans jener alten Zeit stammen
noch die Gewichtsnamen für Geld, z. B. das englische „Pfund Sterling",
das französische livre, das italienische lire, d. i. Pfund.
Das Geld ist ein bequemes Tauschmittel, weil es sich leicht hand-
haben läßt, ein sicheres, weil es überall anerkannt wird, ein zuverlässiges,
weil es sich wenig abnützt. Daraus folgt, daß es selbst Tauschwert besitzt,
noch dazu einen solchen, der für lange Zeiten ein gleich hoher bleibt.
Deshalb benutzte man dasselbe auch zum Messen, zum Bestimmen des
Preises. Man drückt die Höhe des Tauschwertes, den Preis der Ware,
in Geld aus. Weil diese Sitte allgemein durchgeführt wurde, war es
notwendig, daß das Geld in gleichmäßigen und gleichwertigen Stücken
hergestellt wurde; deshalb nahni mit Fug und Recht die Regierung die
Beschaffung der Geldstücke des Landes in die Hand. Man nannte die
Einteilung der Münzen, die Bestimmung der Gewichtsmengen an edlem
Metalle für jede Geldsorte den Münzfuß. Diese von der Obrigkeit
geprägten Münzen wurden das gesetzliche, darum wahre Zahlungsmittel;
1913 -
Halle a.d.S.
: Buchh. des Waisenhauses
- Autor: Neubauer, Friedrich
- Sammlung: Kaiserreich Geschichtsschulbuecher
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Oberlyzeum
- Schultypen Allgemein (WdK): Mädchenschule
- Geschlecht (WdK): Mädchen
154
15. Die Wirtschaftsstufen.
trieben, z. B- Leineweberei, Tuchfabrikation, Herstellung hlzerner und metallener Gerte.
So bildet sich hier bereits eine Teilung der Arbeit aus (die lteste Teilung der Arbeit ist die zwischen Mann und Frau).
Die edlen Metalle sind bekannt, aber noch nicht allgemeines Tausch-mittel. Zum Entgelt fr Gegenstnde, die man nicht selbst erzeugen kann und daher eintauschen mu z. B. Salz, Metalle, Waffen und Schmucksachen , gibt man Naturalien, besonders Vieh; daher nennt man diese Wirtschaftsstufe auch die der Naturalwirtschaft.
2. Der Stufe der Eigenwirtschaft folgt diejenige Entwicklungsstufe, auf der eine weitgehende Arbeitsteilung eingetreten ist, ein ausgedehnter gegenseitiger Austausch der Erzeugnisse stattfindet und das Geld allgemeines Tauschmittel geworden ist.1) Wir nennen sie die Stufe der Volks-Wirtschaft im engeren Sinne (im Gegensatz zur Eigenwirtschaft) oder der Geldwirtschaft (im Gegensatz zur Naturalwirtschaft).^
Jetzt scheiden sich nicht nur Landwirtschaft und Gewerbe voneinander, sondern das Gewerbe scheidet sich seinerseits in zahlreiche Zweige; es
1) Das Geld dient uns: 1. als allgemeines Tanschmittel; wir taufchen dagegen Waren jeder Art ein;
2. als allgemeines Wertma; wir bemessen nach ihm den Wert der ein-getauschten Waren;
3. als Sparmittel; wir sparen den Ertrag unsrer Arbeit, soweit wir ihn nicht verbrauchen, in der Form von Geld.
Im Deutschen Reiche herrscht die Goldwhrung, d. h. Gold ist das gesetzliche Zahlungsmittel. Scheidemnzen, in Deutschland Silber-, Nickel-und Kupfermnzen, brauchen nur bis zu einem bestimmten Betrage in Zahlung genommen zu werden.
2) Eine Borstufe zur Volkswirtschaft ist die Stadtwirtschaft: man denke an die deutschen Städte im Mittelalter. Die Teilung der Arbeit ist fortgeschritten, zahlreiche Gewerbe gibt es, die Handwerker sind keine hrigen Bauern mehr, sondern freie Leute, die fr den Verkauf arbeiten, das Metallgeld ist zum allge-meinen Tauschmittel geworden. Aber noch ist der Kreis, innerhalb dessen sich die Erzeugung, der Verkauf und der Verbrauch der Gter abspielt, beschrnkt; es ist im wesentlichen die Stadt mit dem sie umgebenden Landgebiet.
Das Landgebiet liefert die Rohstoffe, das Gewerbe verarbeitet sie; fremde Einfuhr wird im wesentlichen nur fr solche Waren zugelassen, die innerhalb des Stadtgebiets nicht erzeugt werden.
Es ist die Zeit der Znfte; die Art der handwerklichen Produktion ist streng geregelt; die Handwerker verkaufen meist selbst ihre Waren, ein gesonderter Handelsstand ist zwar vorhanden, aber noch gering an Zahl.
Allmhlich erweitern sich die wirtschaftlichen Beziehungen, ein Grohandel entwickelt si$. Es entsteht der moderne Staat, der danach strebt, aus den vielen kleinen, nebeneinander stehenden, stdtischen Wirtschaftsgebieten ein einheitliches nationales Wirtschaftsgebiet zu schaffen.
1906 -
Halle a.S.
: Schroedel
- Autor: Wulle, Friedrich
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Lehrerseminar
- Schultypen Allgemein (WdK): Lehrerbildungsanstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Lehrerbildungseinrichtungen
- Schulformen (OPAC): Seminar, Lehrerbildungsanstalt
- Regionen (OPAC): Preußen
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): Jungen
299 —
@ieqebin.........101 Valencia.........
Toulouse.........150 Venedig.........195
Tula..........111 Warschau........638
Turin....................359 Wien..........1675
Utrecht.........102 Wilna.........160
Trieft 133, m. Vororten . . . 179 Zürich.........151
Kandekgeographie.
Allgemeiner Teil.
Schon bei den einfachsten Wirtschaftsformen (f. Allgemeine
Erdkunde S. 59!) findet eine Gütererzeugung durch Natur und
Arbeit statt. Je höher die wirtschaftlichen Verhältnisse sich ent-
wickeln, desto mehr beginnen die Völker die Arbeit, die zur Be-
sriedigung der menschlichen Bedürfnisse notwendig ist, zu gliedern.
Mit dem Ackerbau und der damit verbundenen Seßhaftigkeit ver-
bindet sich die Bildung eines geregelten Gemeinwesens, und die
Gesellschaft teilt sich in Stände, Freie und Unfreie. Unfreie fangen
an, für ihren Herrn und die Bedürfnisse seiner Wirtschaft zu
arbeiten, und es wird dadurch der Anfang zu einer berufsmäßigen
Arbeitsteilung gemacht. Die Entstehung der Städte scheidet die
Bevölkerung in Stadt- und Landbewohner.. Jene stellen gewerb-
liche Erzeugnisse her, diese Lebensmittel aller Art, und die Stadt-
bevölkerung übernimmt auch den Austausch der Erzeugnisse, der
zunächst nur auf die erzeugten Waren sich beschränkt, später erst
durch Geld vermittelt wird. Die fortgesetzte Teilung der Arbeit
hat eine größere Güte und eine umfangreichere, schnellere und
billigere Herstellung der Waren zur Folge. Herstellung oder
Produktion und Verbrauch oder Konsumtion der verschiedensten
Waren, die zur Befriedigung der sich stetig steigernden menschlichen
Bedürfnisse dienen, steigen. Damit entwickelt sich allmählich, der
Wettbewerb oder die Konkurrenz. Angebot und Nachfrage be-
einfluffen den Preis der Ware. Ist das Angebot größer als die
Nachfrage, so sinkt der Preis; im umgekehrten Falle steigt er. Unter
dem Preis versteht man den Tauschwert einer Ware. Als all-
gemeines Tauschmittel und zugleich als Wertmesser einer Ware dient
das Geld. Als solches werden verschiedene Gegenstände benutzt,
doch immer nur derartige, die einen allgemein anerkannten Wert
haben. Am verbreiterten ist heute die Verwendung der edlen
Metalle als Geld, da sie einen allgemein anerkannten und sast un-
veränderlichen Wert haben, dauerhaft, leicht formbar und ohne
Verluste teilbar sind. Der Staat prägt sie zu Münzen aus; zu-
gleich übernimmt er die Bürgschaft für richtiges Gewicht und richtigen
Feingehalt, zieht abgenützte Stücke ein und prägt sie um. In jedem
1902 -
Breslau
: Hirt
- Autor: Oehlmann, Ernst
- Auflagennummer (WdK): 23
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
Umlaufsmittel des Handels.
579
Unter den Erzeugnissen des Kunstgewerbes treten durch ihre Hcmdelsbedentnng
hervor Farbendruckbilder, Kupferstiche und Photographien. Ihr A°2bert ist
im D. R. zwischen 1889 und 1900 stetig gestiegen, und zwar von 34,6 aus 70,2 Mill. Mk.,
wahrend die E nur die Höhe von 8,, Mill. erreicht. Von der A geht ^ nach Groß-
britannien, fast i nach der Union. Bei Gemälden und Zeichnungen steht einer A von
7,6 eine E von 11,6 Mill. Mk. gegenüber, von der 5,8 auf Österreich-Ungarn sallen.
B. I>ie Winlaufsinittek des Kandels.
Sobald der Handel aus den engen Grenzen des reinen Tauschhandels hinaustrat,
mußte ein Tauschmittel gefunden werden, das in weiteren Gebieten als ein annehmbarer
Ersatz für die fortgegebene Ware angesehen wurde, und bei dem der Empfänger überzeugt sein
konnte, es wiederum seinerseits als Tauschwert gegen die von ihm begehrten Waren ver-
wenden zu können, kurz es mußte etwas gefunden oder vereinbart werden, was allgemein
gilt, also Geld. Schon die frühesten Anfänge der Kultur haben zu dem Zwecke ihre
geschätzteste Ware verwandt, nämlich die Metalle, die ja verhältnismäßig leicht befördert
und in beliebig großen Mengen abgewogen werden konnten. Nur Gemeinschaften niederer
Kultur, denen verwendbare Metalle nicht ausreichend zur Hand waren, sind bis ans den
heutigen Tag bei Tauschwerten stehen geblieben, die dem Kreise ihrer sonstigen Gebranchs-
oder Schmuckgegenstände entnommen sind, also bei den
a. Geldsurrogatcu. Das verbreitetste Zahlungsmittel dieser Art ist immer noch
die Kaurimuschel (Otternköpfchen, Cypraea monéta), eine 2,6 cm lange Porzellan-
schnecke, die im Indischen Ozean gesunden und in S.-Asien, Polynesien und S.-Afrika als
Geld angenommen wird. Eine Hand voll wertet etwa 1 Pfg. und 2000 Stück 1 Mk.
Die Anwohner des Nigirs nehmen Kolanüsse, die Loango-Neger Matten, andere Afrikaner
Zeugstreifen und blaue Gewebe, Mittelafrika am liebsten Messing- oder Eisendraht,
große eiserne Spaten und Salzstücke als Geld; die Mongolen zahlen mit Teeziegeln,
die Bewohner von Selebes mit Zeugstreifen, die Eingeborenen von Sibirien mit den
Fellen gewisser Pelztiere. Daneben gilt so ziemlich in ganz Afrika als Umlaufsmittel
der Maria Theresia-Taler, der die Jahreszahl 1780 «das Todesjahr der großen
Kaiserin) tragen muß. Bei den Arabern heißt er der Abu Thir, d. i. „Vogelvater", wegen
des Doppeladlers, und er wandert als Zahlungsmittel nach Indien und in die Levante.
Es ist der einzige Taler, der noch in Europa, und zwar in Wien, geprägt wird.
Man schätzt den Gesamtumlauf auf 100 Mill. Stück.
b. Die Edelmetalle als Umlaufsmittel. Die Schwierigkeit, die in dem Abwiegen
der Metalle lag, und die geringe Gewähr für den richtigen Feingehalt der rohen Barren
führten bereits im 7. Jahrhundert vor Christi Geburt zur Herstellung von Metall-
münzen, die, nach den gesetzlichen Bestimmungen der einzelnen Staaten hergestellt, eine
gewisse Sicherheit boten, eine vollkommene aber erst im 19. Jahrhundert erreicht haben.
Kupfer, Bronze und Nickel werden jetzt nur noch zu Scheidemünzen verwandt, auch das
Silber ist auf dem Wege, eine solche zu werden, denn ihren vollen Nennwert haben die
Silbermünzen nur in dem Lande ihrer Prägung, das internationale Zahlungsmittel ist
das Gold, und nur noch in Mexiko werden Silbermünzen geprägt mit dem Ansprüche,
in unbeschränkter Menge nach ihrem Nennwerte angenommen zu werden. Der Umstand,
daß die größere Masse der Edelmetalle in gemünztem Zustande umläuft, darf unserem
Blicke nicht die Tatsache entrücken, daß sie eben auch eine Ware sind wie die anderen
Erzeugnisse der Erde. Der Handel mit ihnen — seien sie nun Münzen oder Barren oder
Erze — ist sehr gewinnbringend, zugleich aber auch sehr gefährlich und ungemein ver-
wickelt. Denn nicht allein ist es äußerst schwierig, bestimmte Schätzungen über den Wert
dieser Ware für einen kommenden Augenblick an irgendeinem Orte abzugeben, es
sind auch noch eine Menge andere Umstände außer den wechselnden Verhältnissen des
Bedarfs zu berücksichtigen, vor allem die schwankende Menge ihrer Förderung. Während
Gold im ganzen in solchen Mengen ans den Markt gebracht wird, wie sie dessen Anfor-
derungen entsprechen, und während es erträglichen Wertschwankungen unterworfen ist, hat
dagegen das Silber wegen seiner übermäßigen Förderung über die Hälfte seines Wertes
und damit die Befähigung eingebüßt, als vollgültige Münze umlaufen zu können. Das
Wertverhältnis zwischen Gold und Silber oder die Relation, die noch im
Anfang der 70er Jahre 1:15^ war, ist nach dem heutigen Marktwerte etwa 1:35, so
daß es 35 kg Silbers bedarf, um 1 kg Gold zu kaufen. Das Schwanken und Sinken
des Silberwertes treibt einen Staat nach dem anderen zum „gelben Metalle" als einem
37*
1906 -
Halle a.S.
: Schroedel
- Autor: Clausnitzer, Eduard
- Sammlung: Politikschulbuecher Kaiserreich
- Bildungsstufen (OPAC): Lehrerbildungseinrichtungen
- Schulformen (OPAC): Lehrerbildungsanstalt
77
[§17]
Nachahmungstrieb, Sparsamkeit, Habsucht, Berschwendung. Klugheit,
Torheit, ferner ethisch-religiöse, wie Rücksicht aus die wirtschaftlich
Schwachen und auf die Glaubensgenossen, endlich auch nationale
und lokale, die die heimische Gütererzeugung fördern wollen. So
kommt es denn, daß Angebot und Nachfrage nicht allein als wirt-
schaftliche, sondern im Verein mit psychischen Kräften den Preis be-
stimmen. Ties geschieht aber nicht, indem bei steigender Nachfrage
eine Erhöhung, bei vermehrtem Angebot eine Erniedrigung der
Preise, und andererseits bei Verbilligung der Preise ein Steigern,
bei Verteuerung ein Zurückgehen der Nachfrage eintreten müssen,
wenn es auch vielfach eintritt, sondern die verschiedenen mitunter
kaum zu erkennenden Ursachen der Preisbildung wirken zusammen,
oft gegen- und durcheinander, sodaß von einer unbedingten Gesetz-
mäßigkeit keine Rede sein kann. Von großer Bedeutung ist auch der
Edelmetallvorrat des Weltmarktes (vgl. § 17 b). Nicht mit Unrecht
hat man gesagt, daß im letzten Grunde die Preisfeststellung eine
Machtfrage ist, — die wirtschaftlichen Kräfte der Konsumenten und
der Produzenten geben zum Schlüsse die Entscheidung.
£ 17. Die Arten des Güterumlaufs.
a) Naturalwirtschaft (vgl. § 4a). Der Tauschwert einer
Ware, d. i. ihr Preis, muß an einem Tauschmittel seinen Wertmesser
finden. Gegenwärtig ist dies das Metallgeld, sodaß man sogar den
Preis als den in Geld ausgedrückten Tauschwert eines Gutes be-
zeichnet hat. Ursprünglich dienten als Tauschmittel Erzeugnisse der
Natur oder des Handwerks; mithin fand ein Tauschhandel statt, der
wirtschaftlich unter den Bedingungen der Naturalwirtschaft stand.
Erst mit dem Geld tritt wirklich Kauf und Verkauf ein und damit
die Geldwirtschaft. Aus ihr hat sich dann unter Beibehaltung der
Formen des Kaufs und Verkaufs der Kredit, d. h. die Überlassung
der Nutzung einer Geldsumme und eines Geldwertes an andere im
Vertrauen auf spätere Bezahlung bez. Rückzahlung, und dadurch die
Kreditwirtschaft ausgebildet.
Die Naturalwirtschaft kann sich doppelt gestalten, entweder als
eine sich selbst genügende, den gesamten Eigenbedarf erzeugende
Wirtschaft, oder als die Wirtschaft, die ohne Geld Waren gegen
andere Waren im Wege des Tauschhandels auswechselt. In der
ursprünglichen Naturalwirtschaft findet das familienweise Zusammen-
arbeiten und das gemeinsame Verbrauchen statt. Die Wirtschafts-
führung erzeugt nur die zum Leben notwendigen Güter, auf genaue
Berechnung und auf rationelle Ausnutzung der wirtschaftlichen
Kräfte wird kein Wert gelegt, die nicht selbst zu erzeugenden Dinge
werden durch Tausch, oft unter Hingabe ungebührlich hoher Werte
bezogen. Die Natur steht im Mittelpunkt, ihre Produktion bedingt
Mangel und Überfluß; da sie aber immer wieder spendet, herrscht
1908 -
Wittenberg
: Herrosé
- Autor: Wüster, Karl, Bodesohn, August
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Niedere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Berufliche Bildungsgänge, alle Lernstufen
- Schulformen (OPAC): Gewerbliche Fortbildungsschule
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
- Geschlecht (WdK): Jungen
101
inehr Menschen nach, ob sie Brot bekommen könnten; die Nach-
frage war größer geworden. Dinge, die vielfach vorhanden sind,
haben einen billigeren Preis als Gegenstände, die man seltener
hat. Daraus folgt, daß Dinge, die minder zahlreich werden, im
Preise steigen, namentlich wenn die Zahl der Leute, welche voll
dem Gute haben will, eine größere geworden ist. So kommt
es, daß das Brot für jedes Pfund y2 Pfennig teuerer geworden
ist. Als gelehrte Leute sagen wir; weil das Angebot kleiner
und die Nachfrage größer wurde, stieg der Preis.
Bekommen wir in diesem Jahr eine reichliche Ernte,
dann wird sofort mehr Getreide und Brot uns angeboten
werden. Die Zahl der Menschen steigt aber nur wenig, und wenn
wir deshalb einmal sagen, daß die Nachfrage unverändert ge-
blieben. das Angebot aber gestiegen ist, so wird uns erklärlich, daß
der Preis des Brotes ein niedrigerer werden muß. Wenn du nun
hörst, daß sich der Preis des Brotes und aller Dinge nach dem
Verhältnisse zwischen Angebot und Nachfrage richte, so weißt du
nunmehr, was diese Äußerung zu bedeuten hat.
Georg nahm ein anderes Gut mit, welches er dem Bäcker
für das Brot geben wollte. Er mußte zunächst wissen, wie hoch
der Bäcker den Tauschwert seines Brotes festgestellt hatte, und des-
halb fragte er nach dem Preise. In früheren Jahrhunderten
hätte der Bäcker vielleicht gesagt: gib mir zwei Meter Leinwand,
oder acht Schreibbücher, oder ein Pfund Kaffee dafür. Denn
früher tauschte man tatsächlich ein Gut um ein anderes um; für
ein Pferd gab man vielleicht drei Kühe, für einen Hut ein Stück
Zeug hin usw. Das war aber unbequem; denn wenn derjenig«'
Mann, der Korn gegen ein Pferd vertauschen wollte, einen Mann
fand, der zwar Korn haben mußte, aber kein Pferd besaß, so
konnte keiner von beiden dasjenige Gut erlangen, dessen er be-
durfte. Die Atenschen sannen darum nach, bis sie einen Ausweg
fanden. Sie bemerkten nämlich, daß sich Gold und Silber auf
der Erde in verhältnismäßig geringen Mengen finden, wo-
durch dieselben einen höheren Tauschwert erlangen; dazu kam,
daß sich diese edlen Metalle ziemlich leicht in kleinere Stücke
teilen lassen, welche sich wenig abnützen. Man nahm jetzt Stücke
von Gold oder Silber und bot diese zum Tausch an. Da alle
Leute Gold und Silber zum Austausch annahmen, formte
man später aus diesen edlen Metallen einzelne Stücke, denen
man eine ganz bestimmte Größe und ein genau festgestelltes Ge-
wicht gab und so ist das Geld entstanden, das alle gebildeten
Völker haben. Kein Mensch kann aber mit Geld seinen Hunger
oder Durst stillen; man kann dasselbe auch nicht zur Kleidung be-
nützen, weder als Rock, noch als Stiefel, und niemand vermag
sich aus Geld ein Pferd herzustellen, wohl aber wird dir jeder für
das Geld die betreffenden Güter geben. Wenn also auch das Geld
«licht imstande ist, eines unserer Bedürfnisse zu befriedigen, so ist
es doch trefflich geeignet, als Tauschmittel zu dienel,, und dllrch
1901 -
Kiel
: Lipsius & Tischer
- Autor: Lund, Heinrich, Suhr, Wilhelm
- Sammlung: Lesebuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Mittlere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Mittlere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
304
V. Aus dem Naturleben.
Bedürfnisse mehrten sich aber, der Tauschverkehr wurde immer ausgedehnter,
und aus immer ferneren Gegenden mußten Rohstoffe und Erzeugnisse bezogen
werden. Dadurch wurde der Tauschhandel aber immer schleppender und um-
ständlicher, und es lag nahe, Werte zu suchen, die weniger Raum einnahmen
und sich leichter fortschaffen ließen. Anfangs benutzte man dazu das Eisen
in Form kleiner Beile und Sicheln; dann kam das Kupfer an die Reihe. Je
häufiger aber diese Metalle wurden, je mehr man lernte, sie zu gewinnen und
zu bearbeiten, je größer also ihre Menge wurde, umsomehr mußte ihr
Tauschwert abnehmen, ihre Kaufkraft sinken.
Da fanden sich aber hier und dort, im Sande der Flüsse und in an-
geschwemmter Metallerde, gelbe Metallkörner, die durch ihr schönes Aussehen
und durch ihren Glanz alle andern Metalle weit übertrafen, die weder an der
Luft, noch im Wasser, noch im Feuer ihr Aussehen änderten, und sich dadurch
ganz erheblich von ihren minder edlen Verwandten unterschieden. Überdies
waren sie selten; die Mühe, eine größere Menge zu bekommen, war ziemlich groß,
und alle diese Umstände zusammengenommen, mögen dann dahin gewirkt
haben, daß man dieses Metall, das Gold, neben dem gleichzeitig auch das
häufigere, daher minder wertvolle Silber bekannt wurde, als Tausch- oder
Zahlungsmittel annahm. Das Gold und das Silber ließen sich leicht formen
und gießen; es konnten ohne besondere Mühe Stücke gleichen Gewichtes daraus
geschlagen werden, die bei geringerer Größe und kleinem Gewichte eine hohe
Kaufkraft, also großen Wert besaßen.
Der hohe Wert des Goldes wurde, obwohl er doch nur ein eingebildeter
ist. überall anerkannt, und so erlangte es bald die Bedeutung des Geldes, und
jedermann war bereit, das gelbe Metall gegen Gebrauchsgegenstände einzu-
tauschen, es als Zahlung anzunehmen. Da aber der Wert des Goldes sehr
hoch angeschlagen wurde, so war man genötigt, um den Verkehr zu erleichtern,
neben den Goldmünzen noch minderwertigere aus Silber und endlich solche
aus Kupfer oder Nickel in Umlauf zu setzen, die zu einander in bestimmtem
Verhältnisse standen. So entwickelte sich nach und nach der Geldverkehr, durch
den nicht bloß der Bequemlichkeit des einzelnen Rechnung getragen, sondern
überhaupt der Handel in neue Bahnen gelenkt, sein Aufschwung ermöglicht,
neue Absatzgebiete erschlossen und die Herstellung der Waren gehoben wurde.
Warum hat aber unter allen Metallen, die zur Herstellung des Geldes
verwendet werden, das Gold bis auf den heutigen Tag seine bevorzugte
Stellung behauptet? Das ist wohl darauf zurückzuführen, daß man bei der
Schwierigkeit, Gold zu gewinnen, nicht eine plötzliche Entwertung dieses Metalls
zu befürchten hatte, daß ferner Goldmünzen nur sehr schwierig zu fälschen
sind und eine Fälschung sehr rasch entdeckt wird, daß es endlich bequem ist,
eine kleine Münze von großer Kaufkraft zu besitzen. Dabei dürfen wir aber
nicht glauben, daß der Wert des Goldes sich stets gleichbleibt; er ist im
Gegenteil, wenn auch innerhalb enger Grenzen, stets gewissen Schwankungen
unterworfen. Das Gold spielt heute auf dem Weltmärkte ganz die Rolle
1905 -
München [u.a.]
: Oldenbourg
- Hrsg.: Rohmeder, A. F., Loeßl, Vinzenz, Zwerger,, Fr.
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Niedere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Berufliche Bildungsgänge, alle Lernstufen
- Schulformen (OPAC): Kaufmännische Fortbildungsschule
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde?
- Geschlecht (WdK): koedukativ
100. Entwicklung und Bedeutung des Güterumlaufes. 153
miteinander. Die verschiedenen Operationen, welche die Güterübertragung
vermitteln, führt ein Dritter, der Händler, ans. Er erwirbt vom Produzenten
die Güter um sie mit Vorteil weiter zu veräußern. Sein Eintreten bedeutet
zweifellos einen Fortschritt in der Volkswirtschaft. Er führt den wirt-
schaftlich notwendigen Austausch zwischen den einzelnen Privatwirtschaften in
sachgemäßerer und billigerer Weise aus, als dies die Beteiligten selbst zu
tun vermöchten; er gestattet aber auch dem Produzenten seine Zeit und Kraft
allein der Produktion zu widmen, während er den Konsumenten in die Lage
bringt, die Güter in der gewünschten Art und Menge auswählen zu können
und zu Preisen zu erwerben, die nicht einseitig durch räumlichen oder zeit-
lichen Mangel an ersteren gesteigert sind. Er stellt der Nachfrage ein ent-
sprechendes Angebot gegenüber.
Mit dem Eintreten des Händlers in das Wirtschaftsleben verläßt der
Güterübergang bald die einfachen Formen des Tauschverkehrs. In dem
Handelsverkehr der verschiedenen Stämme und Völker untereinander stellt sich
das Bedürfnis nach einheitlichen, bequemeren Tanschmitteln heraus, welche
gleicher Zeit einen sicheren Preismaßstab abzugeben geeignet sind. Dieses
Tauschmittel, welches also zugleich den Wertmesser abgibt, ist in seiner Ver-
vollkommnung das Metallgeld. Güter werden gegen Geld umgesetzt. An
die Stelle der Naturalwirtschaft ist die Geldwirtschast getreten.
Mit der größeren Entwicklung des Verkehrs tritt abermals eine weitere
Arbeitsteilung ein. Die zur Güterübertragung erforderlichen Tätigkeiten
werden nicht mehr von einem Händler ausgeführt. In seine Aufgaben
teilen sich Exporteur, Fabrikant, Großhändler und Kleinhändler, durch deren
Hände die Güter gehen müssen, ehe sie vom ausländischen Produzenten in
der ursprünglichen oder in bearbeiteter Form an den Konsumenten gelangen.
Für diesen entwickelten Verkehr reichen die Formen der reinen Geldwirtschaft
nicht aus. Es können Wochen und Monate vergehen, ehe die vom Produ-
zenten erzeugten Güter vom Handel bei dem Konsumenten abgesetzt und in
Geld umgesetzt sind. In den meisten Fällen wird der Produzent erst in
diesem Zeitpunkte die Zahlung des Gegenwertes seiner dem Handel über-
lassenen Erzeugnisse verlangen können; bis dahin aber wird er dem Handel
seine Produkte kreditieren müssen. Die reine Geldwirtschaft muß der Kredit-
wirtschaft weichen.
In der Kreditwirtschaft tritt an Stelle der sofortigen Gegenleistung an
den Produzenten das Versprechen späterer Barzahlung, beurkundet in mannig-
fachen Formen, deren ausgeprägteste die des Wechsels ist.
Wie im allgemeinen wirtschaftlichen Verkehrsleben Arbeitsteilung ein-
tritt, so erscheint dieselbe auch in jedem einzelnen Zweige der menschlichen
Tätigkeit. Nach Leugner.
100. Entwicklung und Wedeutung des Güterumkaufes.
Die Entwicklung des Güterumlaufes in der Volkswirtschaft hängt zu-
meist mit der Ausbildung der Arbeitsteilung auf das engste zusammen.
Offenbar würde ein Güterumlauf undeukbar sein, wenn jeder einzelne Mensch
unmittelbar für die Befriedigung seiner Bedürfnisse durch eigene Produktion
selbst sorgen könnte. Würde die Familie einen selbständigen, abgeschlossenen
Wirtschaftskreis in der Weise bilden, daß sich die ganze Arbeitsteilung nur
auf die einzelnen Glieder derselben erstreckte, so könnte der Güterumlauf nur
in diesem engen, abgeschlossenen Kreise stattfinden. Tatsächlich muß sich
1909 -
Halle a.S.
: Buchh. des Waisenhauses
- Autor: Neubauer, Friedrich
- Sammlung: Politikschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Höhere Lehranstalt
32
Iv. Volkswirtschaftliches.
Wir unterscheiden Binnenhandel, der sich innerhalb unsrer
Grenzen abspielt, und Außenhandel.
Der Kaufmann führt nordamerikanische Baumwolle, brasilianischen
Kaffee, chinesischen Tee bei uns ein (Einfuhr); er führt deutsche
Eisenwaren, Maschinen und Instrumente, chemische Erzeugnisse usw.
zu anderen Völkern aus (Ausfuhr).
8 17. Die Wirtschaftsstnsen.
Wir unterscheiden verschiedene Stufen der wirtschaftlichen Entwickelung:
1. Die Stufe der Eigenwirtschaft (geschlossenen Hauswirtschaft).
Auf dieser Stufe wird möglichst alles, was im Hanse, in der Familie,
auf dem Gutshofe gebraucht wird, auch hier erzeugt; nur solche Gegen-
stände, die man nicht selbst herzustellen vermag, tauscht man von aus-
wärts ein, man kauft nur im Ausnahmefall.
In der Gntswirtschaft des Odysseus wird uicht nur Getreide
und Obst angebaut und Vieh gezüchtet, sondern es wird gemahlen
und gebacken, Penelope spinnt und webt mit den Mägden, Odysseus
selbst zimmert. Auf den Krongütern Karls des Großen werden nicht
nur Land- und Forstwirtschaft, sondern (von hörigen Bauern) die
verschiedensten Gewerbe betrieben, z. B. Leineweberei, Tuchfabri-
katiou, Herstellung hölzerner und metallener Geräte.
So bildet sich hier bereits eine Teilung der Arbeit aus (die
älteste Teilung der Arbeit ist die zwischen Mann und Frau).
Die edlen Metalle sind bekannt, aber noch nicht allgemeines
Tanschmittel. Zum Entgelt für Gegenstände, die man nicht selbst
erzeugen kann und daher eintauschen muß, — z. B. Salz, Metalle,
Waffen und Schmucksachen — gibt man Naturalien, besonders
Vieh; daher nennt man diese Wirtschaftsstufe auch die der Natural-
wirtschaft.
2. Der Stufe der Eigenwirtschaft steht diejenige Entwickelungsstufe
gegenüber, auf der eine weitgehende Arbeitsteilung eingetreten ist, ein
ausgedehnter gegenseitiger Austausch der Erzeugnisse stattfindet und das
Geld allgemeines Tauschmittel geworden ist. Wir nennen sie die Stufe
der Volkswirtschaft im engeren Sinne (im Gegensatz zur Eigenwirt-
schaft) oder der Geldwirtschaft (im Gegensatz zur Naturalwirtschaft)^
1) Eine Vorstufe zur Volkswirtschaft ist die Stadtwirtschaft: man denke an
die deutschen Städte im Mittelalter. Die Teilung der Arbeit ist fortgeschritten, zahl-
reiche Gewerbe gibt es, die Handwerker sind keine hörigen Bauern mehr, sondern freie
Leute, die fur den Verkauf arbeiten, das Metallgeld ist zum allgemeinen Tauschmittel
18. Teil 1
- S. 237
1918 -
Essen
: Bädeker
- Autor: Windmöller, Friedrich, Schürmann, Franz
- Auflagennummer (WdK): 34
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrerbuch
- Schultypen (WdK): Fortbildungsschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
Das Geld und die Ersatzmittel desselben.
237
Tanschmittels bei sich zu führen. Man mußte daher nach einem kostbareren
Zahlungsmittel suchen, nach einem Gegenstände, der außerdem überall bekannt
und beliebt, leicht teilbar war und sich verhältnismäßig wenig abnutzte. Ein
solches Mittel fand man in den seltener vorkommenden, deshalb wertvollen
sogenannten edlen Metallen, dem Gold und Silber. Die Menschen haben
diese schönen und glänzenden Metalle immer geliebt. Die alten Könige
sammelten deshalb soviel als nur möglich von diesen Gütern. Beim Tausche
wogen sich die alten Völker das edle Metall zu. Das ist lange Zeit ge-
schehen, ehe man das Gold und Silber in kleine Stücke teilte und diese Stücke
prägte; ehe man Geld nach heutiger Art erzeugte. Aus jener alten Zeit
stammen noch die Gewichtsnamen für Geld, z. B. das englische „Pfund
Sterling", das französische livre, das italienische lire, d. i. Pfund.
Das Geld ist ein bequemes Tauschmittel, weil es sich leicht handhaben
läßt, ein sicheres, weil es überall anerkannt wird, ein zuverlässiges, weil es
sich wenig abnützt. Daraus folgt, daß es selbst Tauschwert besitzt, noch dazu
einen solchen, der für lange Zeiten ein gleich hoher bleibt. Deshalb benutzte
man dasselbe auch zum Atesten, zum Bestimmen des Preises. Man drückt
die Höhe des Tauschwertes, den Preis der Ware, in Geld aus. Weil diese
Sitte allgemein durchgeführt wurde, war es notwendig, daß das Geld in
gleichmäßigen und gleichwertigen Stücken hergestellt wurde; deshalb nahm
mit Fug und Recht die Regierung die Beschaffung der Geldstücke des^
Landes in die Hand. Man nannte die Einteilung der Münzen, die Be-
stimmung der Gewichtsmengen an edlem Metalle für jede Geldsorte den
Münzfuß. Diese von der Obrigkeit geprägten Münzen wurden das gesetzliche,
darum wahre Zahlungsmittel; so entstand der Ausdruck Währung, der
also dasgeld in seiner Eigenschaft als gesetzliches Zah lungs-
mittel bezeichnet, als das Gut, das zwangsweise als Tauschmittel ange-
nommen werden muß. In früherer Zeit benutzte man zur Herstellung von
Geld hauptsächlich das Silber. Man hatte demgemäß in Silber die Zah-
lungen zu leisten; das war die Zeit der Silberwährung. Später, als
das Volk reicher geworden und dasselbe immer größere Zahlungen zu leisten
hatte, führte man die Bestimmung ein, daß größere Summen nur in Gold
gezahlt werden durften, was natürlich die Prägung einer sehr großen An-
zahl von Goldmünzen zur Folge hatte; das ist die Goldwährung, die
auch in Deutschland gilt und bei welcher Silbermünzen nur zur Zahlung
kleinerer Beträge und zum Ausgleiche benutzt werden, also Scheidemünze
sind. Wird dagegen jedem Schuldner freigestellt, ob er in Gold oder in
Silber zahlen will, und wird nur das Preisverhältnis zwischen Gold und
Silber gesetzlich bestimmt, so haben wir die Doppelwährung.
Trotzdem das Metallgeld für den Verkehr im Verhältnis zu den früheren
Tauschmitteln eine sehr große Erleichterung war, erwies es sich doch noch
als unhandlich, namentlich wenn es sich um die Bewegung großer Summen
handelte. Deshalb kamen schon die Mongolen oder Kalmücken im letzten
Viertel des 13. Jahrhunderts auf den Gedanken, ein Geld herzustellen, das
ganz leicht zu handhaben war; sie machten Geld aus Papier. Damit nun
aber and) dieses neue Geld seinen Zweck erfüllen konnte, mußte es jeder bei
Todesstrafe annehmen; es wurde sogar aller Vorrat an Metallgeld einge-
zogen. Selbst fremde Kaufleute dursten nur Papiergeld als Bezahlung an-
nehmen. Ein Kaiser von Persien ahmte dies nach;' aber da niemand das
Papiergeld nehmen wollte, hörte aller Handel auf, und es herrschte bald-
1897 -
Halle a.S.
: Buchh. des Waisenhauses
- Autor: Neubauer, Friedrich
- Sammlung: Kaiserreich Geschichtsschulbuecher
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Schulformen (OPAC): Höhere Lehranstalt
- Inhalt Raum/Thema: Griechische Antike, Römische Antike
- Inhalt: Zeit: Antike
- Geschlecht (WdK): Jungen
Zustnde in der ersten Hlfte des griechischen Mittelalters.
19
20. Die wirtschaftlichen Verhltnisse. Auch jetzt spielt die Viehzucht noch eine bedeutende Rolle; Knigsfhne weiden ihr Vieh 'auf den Bergtriften, der Reichtum des Odysseus besteht zu einem wesentlichen Teile aus seinen Herden. / Daneben aber hat sich der Ackerbau entwickelt: man dngt bereits den Boden, baut Wein und anderes Obst und den lbaum.' Neben diesen Zweigen der Urproduktion ist das die Rohstoffe verarbeitende, veredelnde
Gewerbe noch wenig entwickelt. - Zwar giebt es einige Gewerbe,
"'die fr den Verkauf arbeiten, z. B. das der Schmiede, das der Snger, rzte, Herolde, die fr Lohn ihre Dienste anbieten; aber im ganzen ist die Arbeitsteilung noch wenig fortgeschritten; wie man Eigenwirt-die Bodenerzeugnisse, die man braucht, selbst gewinnt, so fertigt man W seine Gerte, seine Kleider selbst; man kauft nur, was man nicht produzieren kann, Metalle und Metallgerte, orientalische Luxus- "H- < - -waren. \ So ist denn der Austausch von Gtern, der, Handels-verkehr, sehr gering: die Edelmetalle werden hochgeschtzt^aber noch nicht als, Geld gebraucht; als Tauschmittel gilt das Vieh Man'nennt eine solche Art der Wirtschaft Eigenwirtschaft"oder,
weil sie noch kein Geld, sondern nur den Austausch von Naturalien kennt, Naturalwirtschaft.
frhm konnte, sobald ein Privateigentum an Grund und Boden entstanden war, die Gleichheit des Besitzes"uch^wenn sie ursprnglich vorhanden war, nur durch gesetzliche Maregeln, wie in Sparta,
festgehalten werden; wenn diese fehlten, so muten sich auch abgesehen von kriegerischen Eroberungen, die zur Knechtung der Be-siegten fhrten schon durch Erbteilungen wie durch Heiraten Unterschiede des Besitzes herausbilden: es entstand ein Grogrund- ^rogrund-/ besetz. / In einer Zeit aber, wo es noch kein vom Grundbesitz los-gelstes Gewerbe gab, wo man nichts erzeugen, nichts erwerben konnte", ohntwuteil am Grund und Boden zu besitzen, konnte, wer keinen oder wenig Grundbesitz hatte, seine Selbstndigkeit dem groen Besitzer gegenber nicht behaupten. \ Er wurde abhngig von dem,
der ihm Arbeit und Nahrung gab; so geriet die buerliche Bevlkerung, auch wenn sie ursprnglich frei war, zum groen Teile in die Hrigkeit der Adligen. Bauern^
21. Stnde. Dadurch entstand eine Gliederung der.standes Iaerung Das Volk schied sich in einen.adel mit bedeutendem Landbesitz, der aus Streitwggen, spter zu Ro ins Feld zog, und die Klasse der kleinen Bauern, die zum guten Teil hrige Leute der Adligen waren / auf ihren Gtern arbeiteten und ihnen einen Zins zahlten,
nicht in Geld, sondern in Erzeugnissen der Land- und Viehwirt-schaft oder ihrer Handarbeit. ! Dazu trat die gnzlich unfreie Volks-
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1902 -
Halle a.d.S.
: Buchh. des Waisenhauses
- Autor: Neubauer, Friedrich
- Auflagennummer (WdK): 3
- Sammlung: Kaiserreich Geschichtsschulbuecher
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Schulformen (OPAC): Höhere Lehranstalt
- Inhalt Raum/Thema: Griechische Antike, Römische Antike
- Inhalt: Zeit: Antike
- Geschlecht (WdK): Jungen
Zustände in der ersten Hälfte des griechischen Mittelalters.
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Zustände in der ersten Hälfte des griechischen Mittelalters.
Um die Zustände der Jahrhunderte, die auf die dorische Wanderung folgten, zu erkennen, dürfen wir die homerischen Gedichte benutzen; denn obwohl der Dichter Ereignisse einer Zeit erzählen wollte, die lange vor der seinigen lag, des heroischen Zeitalters, wo die Götter zur Erde herniederstiegen und die Menschen stärker und heldenhafter waren als nachher, so sind doch die den Hintergrund der Ereignisse bildenden Zustände, die er schildert, in der Hauptsache die der eigenen Zeit.
§ 20. Die wirtschaftlichen Verhältnisse. Auch jetzt spielt die Viehzucht noch eine bedeutende Rolle; Königssöhne weiden ihr Vieh auf den Bergtriften, der Reichtum des Odysseus besteht zu einem wesentlichen Teile aus seinen Herden. Daneben aber hat sich der Ackerbau entwickelt: man düngt bereits den Boden, baut Wein und anderes Obst und den Ölbaum. Neben diesen Zweigen der Urproduktion ist das die Rohstoffe verarbeitende und veredelnde Gewerbe noch wenig entwickelt. Zwar giebt es einige Gewerbe, die für den Verkauf arbeiten, z.b. das der Schmiede, oder für Lohn ihre Dienste anbieten, wie das der Sänger, der Ärzte, der Herolde; aber im ganzen ist die Arbeitsteilung noch wenig fortgeschritten. Wie man die Bodenerzeugnisse, die man braucht, selbst gewinnt, so fertigt man seine Geräte, seine Kleider selbst; man kauft nur, was man nicht erzeugen kann, Metalle und Metallgeräte, orientalische Luxuswaren. So ist denn der Austausch von Gütern, der Handelsverkehr, sehr gering: die Edelmetalle werden hochgeschätzt, aber noch nicht als Geld gebraucht; als Tauschmittel gilt das Vieh. Man nennt eine solche Art der Wirtschaft Eigenwirtschaft oder, weil sie noch kein Geld, sondern nur den Austausch von Naturalien kennt, Naturalwirtschaft.
Nun konnte, sobald ein Privateigentum an Grund und Boden entstand, die Gleichheit des Besitzes, auch wenn sie ursprünglich vorhanden war, nur durch gesetzliche Maßregeln, wie in Sparta, festgehalten werden; wenn diese fehlten, so mußten sich — auch abgesehen von kriegerischen Eroberungen, die zur Knechtung der Besiegten führten — schon durch Erbteilungen wie durch Heiraten Unterschiede des Besitzes herausbilden: es entstand ein Großgrundbesitz. In einer Zeit aber, wo es noch kein vom Grundbesitz losgelöstes Gewerbe gab, wo man nichts erzeugen, nichts erwerben konnte, ohne Anteil am Grund und Boden zu besitzen, konnte der, welcher keinen oder wenig Grundbesitz hatte, seine Selbständigkeit dem großen Besitzer gegenüber nicht behaupten. Aus der Ungleichheit des Besitzes entstand die Ungleichheit des Rechts. Der Arme wurde abhängig
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Eigenwirt-
schaft.
Großgrund-
besitz.