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1883 -
Dresden
: Bleyl & Kaemmerer
- Autor: Bliedner, A.
- Sammlung: Lesebuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 3 – Sekundarstufe 2, Klassen 9/10/11 – 12/13
- Schulformen (OPAC): Höhere Lehranstalt
- Inhalt Raum/Thema: Deutsche Literatur
- Geschlecht (WdK): Jungen
162
dramatische Dichter Verzicht; er findet aber reichlichen Ersatz dafür in
folgender Erfindung. Er verlangt, dass jede seiner mithandelnden Per-
sonen durch einen wirklichen Menschen vorgestellt werde; dass dieser
an Geschlecht, Alter und Gestalt soviel möglich den Voraussetzungen
von seinem erdichteten Wesen gleiche, ja dessen ganze Eigentümlichkeit
annehme, dass er jede Rede mit dem angemessenen Ausdruck der Stimme,
der Mienen und Gebärden begleite und die äusserlichen Handlungen
hinzufüge, welche sonst, um den Zuhörern klar zu werden, der Erzählung
bedürfen würden. Noch mehr: diese Stellvertreter der Geschöpfe seiner
Einbildungskraft sollen auch in der ihrem angenommenen Stande, Zeit-
alter und Landesart entsprechenden Tracht erscheinen, teils, um ihnen
noch mehr zu gleichen, teils, weil auch in den Kleidungen etwas Cha-
rakteristisches liegt. Endlich will er sie von einem Ort umgeben sehen,
welcher dem, wo nach seiner Dichtung die Handlung vorgefallen sein
soll, einigermassen ähnlich sei, weil dies ebenfalls zur Anschaulichkeit
beiträgt; er stellt sie auf eine Scene. Dies alles führt uns auf den Be-
grilf des Theaters. Es ist offenbar, dass in der Form der dramatischen
Poesie, d. h. in der Vorstellung einer Handlung durch Gespräche ohne
alle Erzählung, die Anforderung des Theaters als ihrer notwendigen Er-
gänzung schon liegt. Wir geben zu, dass es dramatische Werke giebt,
die von ihren Verfassern ursprünglich nicht für die Bühne bestimmt
worden sind; die auch auf ihr keine sonderliche Wirkung machen
würden, während sie sich vortrefflich lesen lassen. Ich bezweifle jedoch
gar sehr, ob sie auf jemanden, der nie ein Schauspiel gesehen, auch keine
Beschreibung davon gehört hätte, einen ebenso lebendigen Eindruck
machen würden als auf uns. Wir sind schon darauf geübt, beim Lesen
dramatischer Werke uns die Aufführung hinzuzudenken.
119. Die drei dramatischen Einheiten.
Von Lessing.
A. a. 0., S. 248.
Die Einheit der Handlung war das erste dramatische Gesetz der
Alten. Die Einheit der Zeit und die Einheit des Ortes waren gleichsam
nur Folgen aus jener, die sie schwerlich strenger beobachtet haben
würden, als es jene notwendig erfordert hätte, wenn nicht die Verbin-
dung des Chors dazugekommen wäre. Da nämlich ihre Handlungen eine
Menge Volks zum Zeugen haben mussten, und diese Menge immer die
nämliche blieb, welche sich weder weiter von ihren Wohnungen ent-
fernen, noch länger aus denselben wegbleiben konnte, als man gewöhn-
lichermassen der blossen Neugierde wegen zu thun pflegt: so konnten sie
fast nicht anders, als den Ort auf einen und ebendenselben individuellen
Platz, und die Zeit auf einen und denselben Tag einschränken. Dieser
Einschränkung unterwarfen sie sich denn auch bona fide, aber mit einer
Biegsamkeit, mit einem Verstände, dass sie unter neun Malen siebenmal
weit mehr dabei gewannen als verloren. Denn sie Hessen sich diesen
1883 -
Dresden
: Bleyl & Kaemmerer
- Autor: Bliedner, A.
- Sammlung: Lesebuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 3 – Sekundarstufe 2, Klassen 9/10/11 – 12/13
- Schulformen (OPAC): Höhere Lehranstalt
- Inhalt Raum/Thema: Deutsche Literatur
- Geschlecht (WdK): Jungen
163
Zwang einen Anlass sein, die Handlung selbst so zu simplificieren. alles
Überflüssige so sorgfältig von ihr abzusondern, dass sie, auf ihre wesent-
lichsten Bestandteile gebracht, nichts als ein Ideal von dieser Handlung
ward, welches sich gerade in derjenigen Form am glücklichsten aus-
bildete, die den wenigsten Zusatz von Umständen der Zeit und des Ortes
verlangte.
Die Franzosen hingegen, die an der wahren Einheit der Handlung
keinen Geschmack fanden, die durch die wilden Intriguen der spanischen
Stücke schon verwöhnt waren, ehe sie die griechische Simplicität kennen
lernten, betrachteten die Einheiten der Zeit und des Ortes nicht als
Folgen jener Einheit, sondern als für sich zur Vorstellung einer Hand-
lung unumgängliche Erfordernisse, welche sie auch ihren reichern und
verwickeltem Handlungen in eben der Strenge anpassen müssten, als es
nur immer der Gebrauch des Chors erfordern könnte, dem sie doch
gänzlich entsagt hatten.
120. Das Wesen der Tragödie.
Von Lessing.
A. a. 0., S. 364. 365, 377, 378.
Die Tragödie, nimmt er*) an, soll Mitleid und Schrecken ei’regen,
und daraus folgert er, dass der Held derselben weder ein ganz tugend-
hafter Mann noch ein völliger Bösewicht sein müsse, denn weder mit
des einen noch mit des andern Unglücke lasse sich jener Zweck er-
reichen... „Das Mitleid/* sagt Aristoteles, „verlangt einen, der unver-
dient leidet, und die Furcht einen unseresgleichen. Der Bösewicht ist
weder dieses noch jenes, folglich kann auch sein Unglück weder das
erste noch das andere erregen“ . . .
„Die Tragödie ist die Nachahmung einer Handlung, — die nicht
vermittelst der Erzählung, sondern vermittelst des Mitleids und der
Furcht die Reinigung dieser und dergleichen Leidenschaften bewirkt.“
Aristoteles bemerkte, dass das Mitleid notwendig ein vorhandenes
Übel erfordere, dass wir längst vergangene oder fern in der Zukunft
bevorstehende Übel entweder gar nicht oder doch bei weitem nicht so
stark bemitleiden können als ein anwesendes; dass es folglich notwendig
sei, die Handlung, durch welche wir Mitleid erregen wollen, nicht als
vergangen, das ist, nicht in der erzählenden Form, sondern als gegen-
wärtig, das ist, in der dramatischen Form nachzuahmen. Und nur dieses,
dass unser Mitleid durch die Erzählung wenig oder gar nicht, sondern fast
einzig und allein durch die gegenwärtige Anschauung erregt wird, nur
dieses berechtigte ihn, in der Erklärung anstatt der Form der Sache
die Sache gleich selbst zu setzen, weil diese Sache nur dieser einzigen
Form fähig ist. Hätte er es für möglich gehalten, dass unser Mitleid
auch durch die Erzählung erregt werden könne, so würde es allerdings
ein sehr fehlerhafter Sprung gewesen sein, wenn er gesagt hätte: „nicht
‘) Aischylos.
11*
1889 -
Freiburg im Breisgau
: Herder
- Autor: Hense, Joseph, Führer, Anton
- Sammlung: Lesebuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 3 – Sekundarstufe 2, Klassen 9/10/11 – 12/13
- Schulformen (OPAC): Höhere Lehranstalt
- Inhalt Raum/Thema: Deutsche Literatur
- Geschlecht (WdK): Jungen
9. Aus der Hamburgischen Dramaturgie.
321
und ,Attila^1 so elend gemacht haben. Noch fand sich aber auch eine
andere Ursache, die das hohe Pathetische von unserer Seite zurückhielt
und die Handlung wirklich tragisch zu machen verhinderte; und diese war
das enge, schlechte Theater mit seinen armseligen Verzierungen. Was
ließ sich aus einem paar Dutzend Brettern, die noch dazu mit Zuschauern
angefüllt waren, machen? Mit welchem Pomp, mit welchen Zurüstungen
konnte man da die Augen der Zuschauer bestechen, fesseln, täuschen?
Welche große tragische Aktion ließ sich da aufführen? Welche Freiheit
konnte die Einbildungskraft des Dichters da haben? Die Stücke mußten
aus langen Erzählungen bestehen, und so wurden sie mehr Gespräche als
Spiele. Jeder Acteur wollte in einem langen Monologe glänzen, und
ein Stück, das dergleichen nicht hatte, ward verworfen. Bei dieser Form
fiel alle theatralische Handlung weg, fielen alle die großen Ausdrücke der
Leidenschaften, alle die kräftigen Gemälde der menschlichen Unglücksfälle,
alle die schrecklichen, bis in das Innerste der Seele dringenden Züge weg;
man rührte das Herz nur kaum, anstatt es zu zerreißen."
Mit der ersten Ursache hat es seine gute Richtigkeit, Galanterie und
Politik läßt immer kalt; und noch ist es keinem Dichter in der Welt
gelungen, die Erregung des Mitleids und der Furcht damit zu verbinden.
Jene lassen uns nichts als den Fat oder den Schulmeister hören; und
diese fordern, daß wir nichts als den Menschen hören sollen.
Aber die zweite Ursache? Sollte es möglich sein, daß der Mangel
eines geräumigen Theaters und guter Verzierungen einen solchen Einfluß
aus das Genie der Dichter gehabt hätte? Ist es wahr, daß jede tragische
Handlung Pomp und Zurüstungen erfordert? Oder sollte der Dichter
nicht vielmehr sein Stück so einrichten, daß es auch ohne diese Dinge seine
völlige Wirkung hervorbrächte?
Nach dem Aristoteles sollte er es allerdings. „Furcht und Mitleid",
sagt der Philosoph, „läßt sich zwar durchs Gesicht erregen, es kann aber
auch aus der Verknüpfung der Begebenheiten selbst entspringen, welches
letztere vorzüglicher und die Weise des bessern Dichters ist. Denn die
Fabel muß so eingerichtet sein, daß sie auch ungesehen den, der den Ver-
lauf ihrer Begebenheiten bloß anhört, zu Mitleid und Furcht über diese
Begebenheiten bringt; so wie die Fabel des Ödipus, die man nur anhören
darf, um dazu gebracht zu werden. Diese Absicht aber durch das Ge-
sicht erreichen wollen, erfordert weniger Kunst und ist deren Sache, welche
die Vorstellung des Stücks übernommen."
Wie entbehrlich überhaupt die theatralischen Verzierungen sind, davon
will man mit den Stücken des Shakespeare eine sonderbare Erfahrung 1
1 Tragödien Corneilles.
Hense, Lesebuch. Iii.
21
1907 -
Nürnberg
: Korn
- Autor: Scheiblhuber, Alois Clemens
- Sammlung: Kaiserreich Geschichtsschulbuecher
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten, Mittlere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten, Mittlere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Inhalt Raum/Thema: Deutsche Geschichte
— 52 —
— Noch einmal fragte ihn der Offizial im Namen des Kaisers: „Haltet ihr wirklich dafür, daß die Konzilien irren können?" — Luther blieb hart wie ein Fels: „Es ist offenkundig, daß die Konzilien mehrmals geirrt haben, auch das Konstanzer Konzil. Ich wollte es beweisen in vielen Stücken."
Nun hatte der Kaiser genug gehört. Entsetzt über diese Worte machte er der Versammlung ein Ende. Im Saal entstand Unruhe und Geschrei. Die Fürsten standen auf und gingen fort in ihre Wohnungen. Luther empfahl sich noch untertänig dem Kaiser; dann wurde er weggeführt. Inmitten zweier Geleitsmänner ging er durch die umstehende Menge. Der Herzog von Braunschweig ließ ihm beim Weggehen eine silberne Kanne mit Einbecker Bier reichen. Unter den Deutschen entstand Unruhe und Getümmel; denn sie meinten, man führe Luther gefangen fort. Die Spanier aber verfolgten ihn mit Höhnen und Zischen. Gegen acht Uhr kam er in seine Herberge, wo seine Freunde und Anhänger schon aus ihn warteten. Sobald Luther bei ihnen eintrat, reckte er die Hände in die Höhe und schrie mit fröhlichem Angesicht: „Ich bin hindurch, ich bin hindurch! — Und wertn ich taufend Köpfe hätte, ich wollte sie mir eher alle abhauen lassen, als einen Widerruf tun." Auch Luthers Kurfürst kam bewegt aus der Sitzung und sprach: „Gut hat der Pater Doktor Martinus geredet, vor dem Herrn Kaiser und allen Fürsten und Ständen des Reiches in Latein und Deutsch. Er ist mir viel zu kühn."
Am vorletzten Tage kam der Offizial im Namen des Kaisers zu Luther und sprach: „Kehrt in 21 Tagen an euren Ort zurück! Solange habt ihr freies, sicheres Geleit; aber ihr dürft unterwegs nicht predigen." Manche rieten dem Kaiser, dem Ketzer das freie Geleit nicht zu geben, sondern mit ihm zu verfahren, wie man in Konstanz mit Hus verfahren sei; allein er ging darauf nicht ein. Noch am nämlichen Abend sprach fein Kurfürst zu Luther: „Ich werde euch beiseite bringen lassen; denn ich fürchte, der Kaiser hat das Äußerste mit euch vor, wenn euer freies Geleit abgelaufen ist." — Am andern Tage gegen zehn Uhr fuhr Luther von Worms ab mit bett nämlichen Begleitern, mit benen er gekommen war. Der Herolb ritt erst einige Sturtben später ab und holte ihn in Oppenheim ein. So verließ Luther ohne Aussehen die Stadt und fuhr auf dem Wege nach Eisenach heim, auf dem er gekommen war. Als nun auch der sächsische Kurfürst und noch viele anbere abgereist waren, da ließ der Kaiser die noch anwesenden 4 Kurfürsten in seine Herberge kommen und sagte ihnen, daß er über Luther die Reichsacht ausgesprochen habe. Niemand solle ihm Herberge oder zu essen und zu trinken geben; wo man ihn sehe, solle man ihn fangen und an den Kaiser
1861 -
Trier
: Leistenschneider [u.a.]
- Autor: ,
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 4
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Elementarschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Katholische Elementarschule
- Regionen (OPAC): Trier
- Konfession (WdK): Römisch-Katholisch
13
Des Mittags Glanz
Erfüllet ganz
Die schöne Erde wett umher:
Da sei gegrüßet immer mehr,
O Mutter Gottes, rein,
Wie nie der Sonne Schein! —
Das Glöcklein geht,
Auf zum Gebet!
Ave Maria!
Der Abend sinkt,
Ein Sternlein blinkt,
Dann zahllos allzumal:
So sei gegrüßet ohne Zahl,
O Mutter, die da wacht
Für uns in dunkler Nacht! —
j Das Glöcklein geht,
> Auf zum Gebet!
Ave Maria!
22. Kannst dn beten?
Ein Mann in Kentucki/ der einen Sklaven kaufen wollte,
ging zu dessen Eigenihümer und fragte ihn, ob der Sklave
brauchbar sei und keinen Fehler habe. Jener erwiderte: „Kuss
(so hieß der Neger) hat keinen Fehler, außer, daß er betet."
„Gut," sagte der Andere, „ich will ihm das schon abgewöhnen,"
und kaufte den Sklaven. Er nahm ihn mit sich und machte ihn
zum Haussklaven. Bald bemerkte man, daß Kuss jeden Tag, nach-
dem er sein Geschäft verrichtet hatte, sich ins Gebüsch zurückzog.
Sein Meister, der dies wahrnahm, folgte ihm auf dem Fuße
nach und hörte, daß er für ihn und seine Frau betete. Ec kehrte
zurück, sagte aber noch nichts zu ihm. Als der Sonntag kam,
ging Kuff in die Kirche. Nachdem er zurückgekommen war,
fragte ihn sein Meister, wie es ihm in der Kirche gefallen habe.
„Sehr gut," war die Antwort, „es gibt gute Leute hier; gottlob,
daß ich hier bin." Sein Herr sagte weiter: „Kuss, ich erlaube
Niemanden, auf meiner Plantage zu beten, du mußt es daher
unterlassen."
„Ich samt nicht," erwiderte Kuff. „Du mußt aber." „Ich
kann nicht, Herr." „Gut, wenn du nicht kannst, so hänge ich
dich auf und gebe dir 25 Hiebe Abends und Morgens, bis du
kannst." „Ich kann nicht aufhören zu beten, Herr." Nun wurde
der arme Kuff aufgebunden und erhielt 25 Peitschenhiebe. Dann
wurde er herabgelassen und ging seines Weges, indem er ein
Lied sang, in welchem er seine Zuversicht ausdrückte, daß seine
Noth ja doch bald ein Ende nehme.
Als sein Herr nun nach Hause kam, sagte seine Frau
„Warum lässest du den Kuff nicht beten, es schadet uns doch
nichts." Er erwiderte, er wolle keine Beter auf seiner Pflanzung
haben. So ging er zu Bette, aber seine heftige Gemüthsbewe-
gung ließ ihn nicht schlafen. Um Mitternacht weckte er seine
Frau und fragte sie, ob sie für ihn beten könne. „Nein, ich
habe zeitlebens nicht gebetet." Er stöhnte jammervoll und sagte:
„Ist nicht Jemand im Hause, der für mich beten könn? „Ich weiß
Niemand als Kuff," antwortete seine Frau. „Gut, dann rufe
Kuff, ich muß Jemand haben, der für mich beten kann." Kuff
1912 -
Bielefeld [u.a.]
: Velhagen & Klasing
- Autor: Kahnmeyer, Ludwig, Schulze, Hermann
- Auflagennummer (WdK): 6
- Sammlung: Kaiserreich Geschichtsschulbuecher
- Schulbuchtyp (WdK): Realienbuch
- Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Regionen (OPAC): Braunschweig
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde, Vaterländische Geschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
- Geschlecht (WdK): koedukativ
- Konfession (WdK): offen für alle
— 67 —
Bald nach Beendigung des 2. Schlesischen Krieges ließ er sich nahe bei Potsdam das Lustschloß Sanssouci bauen. Dort verbrachte er den größten Teil des Jahres jeden Tag in streng geregelter Tätigkeit. „Der König", sagte er, „ist der erste Diener seines Staates und wird gut genug bezahlt für sein Amt, um ordentlich zu arbeiten." Im Sommer stand er schon um 3 Uhr, selten nach 4 Uhr auf. Seine Diener mußten ihn um diese Zeit wecken und erforderlichen Falls zum Aufstehen nötigen. Einst sagte er an einem kalten, regnerischen Morgen zu seinem Kammerdiener: „Laß mich noch ein wenig schlafen, ich bin noch gar zu müde." Dieser aber erklärte rundweg, es sei 4 Uhr, er könne sich nicht abweisen lassen, und zog ihm die Decke weg. „Das ist brav," rief der König aufstehend, „du würdest auch übel angekommen sein, wenn du mich hättest
Der alte Fritz.
liegen lassen." Vor Tisch ritt er gewöhnlich aus, immer im Trab oder Galopp. Bei großer Kälte ging er auch wohl zu Fuß; aber sowohl beim Reiten als beim Gehen trug er einen Krückstock und war in der Regel von 3—4 Windspielen, seinen Lieblingen, begleitet. — Erst um Mitternacht ging er zu Bett; „denn nichts," sagte er, „hat mehr Ähnlichkeit mit dem Tode als der Müßiggang.“
.2- Die letzte Regierungszeit. Bis in sein höchstes Alter war Friedrich
für sein Land tätig, und eine seiner größten Sorgen war jetzt, seinem Lande
den Frieden zu erhalten. Gegen jedermann war er leutselig, und so war er denn der Liebling seines ganzen Volkes geworden. Gewöhnlich nannte man ihn den „alten Fritz". So oft er in die Stadt geritten kam, war es ein festliches Ereignis für die Berliner. Die Bürger traten aus den Türen und grüßten ehrerbietig, und er erwiderte jeden Gruß, indem er den Hut abzog. Nicht selten
liefen viele Kinder vor und neben ihm her, riefen ihm Lebehochs zu, warfen ihre
1896 -
Bielefeld [u.a.]
: Velhagen & Klasing
- Autor: Kahnmeyer, Ludwig, Schulze, Hermann
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Realienbuch
- Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Regionen (OPAC): Braunschweig
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
- Geschlecht (WdK): koedukativ
- Konfession (WdK): offen für alle
51
Bald nach Beendigung des 2. schlesischen Krieges ließ er sich nahe bei
Potsdam das Lustschloß Sanssouci bauen. Dort verbrachte er den größten Teil
des Jahres jeden Tag in streng geregelter Thätigkeit. „Der König", sagte er,
„ist der erste Diener seines Staates und wird gut genug bezahlt für sein Amt,
um ordentlich zu arbeiten." Im Sommer stand er schon um 3 Uhr, selten nach
4 Uhr auf. Seine Diener mußten ihn um diese Zeit wecken und erforderlichen
Falls zum Aufstehen nötigen. Einst sagte er an einem kalten, regnerischen
Morgen zu seinem Kammerdiener: „Laß mich noch ein wenig schlafen, ich bin
noch gar zu müde." Dieser aber erklärte rundweg, es sei 4 Uhr, er könne sich
nicht abweisen lassen, und zog ihm die Decke weg. „Das ist brav," rief der
König aufstehend, „du würdest auch übel angekommen sein, wenn du mich hättest
liegen lassen." Vor Tisch ritt er gewöhnlich aus, immer im Trab oder Galopp.
Bei großer Kälte ging er auch wohl zu Fuß; aber sowohl beim Reiten als beim
Gehen trug er einen Krückstock und war in der Regel von 3—4 Windspielen,
seinen Lieblingen, begleitet. — Erst um Mitternacht ging er zu Bett; „denn
nichts," sagte er, „hat mehr Ähnlichkeit mit dem Tode als der Müßiggang."
2. Die letzte Regierungszeit. Bis in sein höchstes Alter war Friedrich
für sein Land thätig, und eine seiner größten Sorgen war jetzt, seinem Lande
den Frieden zu erhalten. Gegen jedermann war er leutselig, und so war er
denn der Liebling seines ganzen Volkes geworden. Gewöhnlich nannte man ihn
den „alten Fritz". So oft er in die Stadt geritten kam, war es ein festliches
Ereignis für die Berliner. Die Bürger traten aus den Thüren und grüßten ehr-
erbietig, und er erwiderte jeden Gruß, indem er den Hut abzog. Nicht selten
liefen viele Kinder vor und neben ihm her, riefen ihm Lebehochs zu, warfen ihre
1894 -
Bielefeld [u.a.]
: Velhagen & Klasing
- Autor: Schulze, Hermann, Kahnmeyer, Ludwig
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Inhalt Raum/Thema: Deutsche Literatur
- Geschlecht (WdK): koedukativ
125
Abrede ging Velten den folgenden Tag nach Schwyz und trug seine und Kaspars
Gründe bor, so gut er konnte. Am Abende kam er wieder zu Kaspar und sagte:
„Die Wiese ist dein, die Richter haben sie dir zugesprochen; ich wünsche dir Glück
Und bin froh, daß wir Nun aufs reine gekommen sind." Aus dem deutschen Jugendgarteu.
206. Die beiden Freunde.
1. Es trafen einmal ans der Wanderschaft zwei Handwerksbnrschen zusammen,
der eine ein Schmied, der andere ein Schneider. Sie reisten miteinander in der
Welt umher, bis sie endlich nach Polen kamen. Ans ihrer Wanderung hatten sie
sich an mancher Höhe, unter manchem kühlen Baume niedergesetzt und schöne,
fromme Lieder miteinander gesungen, sich auch ihre Lebensgeschichte von der Zeit
an, wo sie noch im Röcklein liefen, bis hierher erzählt. Dabei waren ihre Herzen
gegen einander so liebreich geworden, daß sie eine feste Freundschaft schlossen. Sie
teilten fortan alles miteinander, was freilich bald geteilt war, und wo einer dem
andern eine Freude machen konnte, da that er's. Auf einmal aber wurde der
Schmied krank dort im fremden Polenlande und mußte in einem Dorfe liegen
bleiben, wo ihn die Leute so wenig verstanden tute er sie. Da wäre es ihm nun
sehr elend ergangen, wenn sonst niemand geweseit wäre. Aber seilt lieber Freund,
der Schneider, verließ ihn nicht in seiner Not. Er war Tag und Nacht um beu
Krankett und pflegte und erquickte ihn. Er wttßte die wohlhabendett Bäuerinnen
so mitleiderweckend anzugehen, daß er bald da, bald dort eine Schüssel kräftiger
Suppe herausbrachte, und wo die bittenden Blicke und sein erlerntes Polnisch
nicht zureichten, da legte er ein Stück seiner Habschaft dafür hin, ein Stück nach
dem andern. Dafür hatte er aber die herzliche Freude, seinen Kameraden nach
einiger Zeit wieder hergestellt zu sehen. Dieser wußte ihm für die erwiesene Liebe
und Treue nicht genug zu danken und weinte oft aus Liebe und Dankbarkeit und
ans Bekümmernis, daß er ihm seine Sachen nicht wieder ersetzen könne. Der
Schneider aber tröstete ihn dann und sprach: „Was ich dir gethan habe, das habe
ich dem Herrn Jesus gethan; der ist reich genug, alles wieder zu bezahlen; aber
es verlohnt nicht der Mühe."
Die guten Freunde zogen nun in Warschau, die Hauptstadt Polens, ein.
Da bekam der Schmied Arbeit, der Schneider dagegen nicht. Darum mußten sie
sich trennen. Es that beiden im Herzen wehe, wie sie einander zum'letztenmal
die Hand drückten.
2. Dem Schneider ging es von da an übel. Er wanderte beinahe zehn
Jahre kreuz und quer durch die verschiedensten Länder und hatte zuletzt keinen
Strumpf mehr an den Füßett und keine Sohle mehr an den Schuhen. Am Ende
geriet er gar noch unter die Werber, die ihn als Rekruten nach Wien lieferten.
Sie ließen ihn jedoch bald wieder lausen, da sie merkten, daß er den Feinden
nichts weniger als gefährlich werden dürfte; denn er war sehr schwächlich und
fast immer krank. Halbttackend kam er nunmehr nach Sachsen hinein, und weil
er in seinem armseligen Aufzug nirgends Arbeit fand, mußte er endlich betteln.
Da traf es sich, daß er eines Abends in einem Dorfe bei einem Schntied um
einen Zehrpfcnnig ansprach. Deut Meister, welcher mit vier Gesellen arbeitete,
fuhr die Stimme durch alle Glieder. Er sprang an die Thür, hielt dem Bettler
das Licht ins Gesicht und rief: „Je, Bruder, bist du's, oder bist du's nicht?"
Mit unbeschreiblichem Vergnügen erkannte er seinen alten Freund. Da flössen
nun süßere Thränen als vor Warschau dort im Polenlande. Der Schntied, welcher
in diesetn Dorfe eine reiche Witwe geheiratet hatte, brachte den matten, frierenden
Pilgrim in die Stube, legte ihm seine Sonntagskleider an, setzte ihn in den Lehrt-
1889 -
Freiburg im Breisgau
: Herder
- Autor: Hense, Joseph, Führer, Anton
- Sammlung: Lesebuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 3 – Sekundarstufe 2, Klassen 9/10/11 – 12/13
- Schulformen (OPAC): Höhere Lehranstalt
- Inhalt Raum/Thema: Deutsche Literatur
- Geschlecht (WdK): Jungen
288
Ii. Lehrende Prosa: Poetik und Ästhetik.
Doch nicht genug, daß das, was die Fabel erzählt, eine Folge von
Veränderungen ist; alle diese Veränderungen müssen zusammen nur einen
einzigen anschauenden Begriff in mir erwecken. Erwecken sie deren mehrere,
liegt mehr als ein moralischer Lehrsatz in der vermeinten Fabel, so fehlt
der Handlung ihre Einheit, so fehlt ihr das, was sie eigentlich zur Hand-
lung macht, und sie kann, richtig zu sprechen, keine Handlung, sondern
muß eine Begebenheit heißen.
Breitinger^. Ich würde von diesem großen Kunstrichter nur
wenig gelernt haben, wenn er in meinen Gedanken noch überall recht hätte.
— Er giebt uns aber eine doppelte Erklärung von der Fabel1 2. Die eine
hat er von déni de la Motte entlehnt, und die andere ist ihm ganz eigen.
Nach jener versteht er unter der Fabel „eine unter der wohlgeratenen
Allegorie einer ähnlichen Handlung verkleidete Lehre und
Unterweisung". — Der klare, übersetzte de la Motte! Und der ein
wenig gewässerte, könnte man noch dazusetzen. Denn was sollen die Bei-
wörter: wohlgeratene Allegorie, ähnliche Handlung? Sie sind
höchst überflüssig.
Doch ich habe eine andere wichtigere Anmerkung auf ihn verspürt.
Richer sagt, die Lehre solle unter dem allegorischen Bilde versteckt (oaellü)
sein. Versteckt! welch ein unschickliches Wort! In manchem Rätsel sind
Wahrheiten, in den Pythagoreischen Denksprüchen sind moralische Lehren
versteckt, aber in keiner Fabel. Die Klarheit, die Lebhaftigkeit, mit welcher
die Lehre aus allen Teilen einer guten Fabel auf einnml hervorstrahlt,
hätte durch ein anderes Wort, als durch das ganz widersprechende „ver-
steckt", ausgedrückt zu werden verdient. Sein Vorgänger de la Motte
hatte sich um ein gut Teil feiner erklärt, er sagt doch nur: verkleidet
(déguisé). Aber auch „verkleidet" ist noch viel zu unrichtig, weil auch
„verkleidet" den Nebenbegrifs einer mühsamen Erkennung mit sich führt.
Und es muß gar keine Mühe kosten, die Lehre in der Fabel zu erkennen:
es müßte vielmehr, wenn ich so reden darf, Mühe und Zwang kosten,
sie darin nicht zu erkennen. Aufs höchste würde sich dieses „verkleidet"
nur in Ansehung der zusammengesetzten Fabel entschuldigen lassen. In
Ansehung der einfachen ist es durchaus nicht zu dulden. Von zwei ähn-
lichen einzelnen Fällen kann zwar einer durch den andern ausgedrückt,
einer in den andern verkleidet werden; aber wie man das Allgemeine in
das Besondere verkleiden könne, das begreife ich ganz und gar nicht.
Wollte man mit aller Gewalt ein ähnliches Wort hier brauchen, so müßte
es anstatt verkleiden doch wenigstens einkleiden heißen.
1 Siehe Teil Ii, S. 21.
2 Der „Kritischen Dichtkunst" ersten Bandes siebenter Abschnitt, S. 194.
1842 -
Karlsruhe [u.a.]
: Herder
- Autor: Heberling, Joseph Theodor
- Auflagennummer (WdK): 6
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Konfession (WdK): Römisch-Katholisch
16
er es bald dahin, daß er seinen Mitschülern gleich kam,
auch denen, welche bessere Geistesgaben von Gott
empfangen hatten, als er. Jedermann liebte ihn, und
wünschte dem Vater Glück zu einem solchen Sohne.
Moritz aber war leichtsinnig, und achtete nicht auf
die guten Lehren, die er in der Schule hörte. Spielen,
Reiten, Fischen und dergleichen Vergnügen, waren ihm
lieber, als Lernen. Wenn er ermahnt wurde, fleißig
zu seyn, so sagte er: ich werde ein Landwirth, und der
braucht nicht viel zu wissen; wenn ich lesen, schreiben
und rechnen kann, so bin ich geschikt genug, und dazu
habe ich noch immer Zeit.
So ging ein Jahr nach dem andern hin, und weil
er glaubte, immer noch Zeit genug zu haben, so lernte
er auch das Lesen, Schreiben und Rechnen nur sehr
mittelmäßig. Der Vater hätte es freilich lieber gesehen,
wenn sein Sohn fleißiger gewesen wäre; aber zwingen
wollte er ihn nicht, und überdieß dachte er ebenfalls,
daß sein Sohn in seinem künftigen Stande nicht viel
zu wissen brauche, und daß es ihm nicht fehlen könne,
wenn er ihm das Gut wohl eingerichtet hinterließe.
Aber beide irrten sehr, denn sie dachten nicht daran,
daß die Gewöhnung an unnüze Beschäftigung noch weit
schlimmere Folgen habe, als die bloße Versäumung der
Gelegenheiten, etwas Nüzliches zu lernen.
Als Moritz in die Jahre trat, wo er die Schule
verlassen mußte, wollte ihn der Vater zur Wirthschaft
anführen, und trug ihm also bald diese, bald jene Ge-
schäfte auf; aber Moritz ging lieber seinen gewohnten
Lustbarkeiten nach. Anstatt auf dem Felde zu seyn, und
die Knechte zur Arbeit anzutreiben, ritt er in die Stadt
zu seinen Bekannten, spielte, und ließ die Knechte ar-
beiten, so viel sie wollten.
Der Vater schallt ihn zwar deßwegen hart, aber es
half nichts, und er starb, wie man sagt, vor Verdruß
über die Liederlichkeit seines Sohnes. Nun war Moritz
Herr des Gutes, und konnte ganz nach seinem Willen
handeln. Nach dem Sprichwort: jung gewohnt, alt
gethan, blieb er auch eben so leichtsinnig, wie er vor-
11. Bd. 1
- S. 178
1883 -
Leipzig
: Engelmann
- Autor: Weber, Georg
- Auflagennummer (WdK): 19
- Sammlung: Kaiserreich Geschichtsschulbuecher
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Schulformen (OPAC): Höhere Schulanstalt, Selbstunterricht
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
- Geschlecht (WdK): Jungen
178 Geschichte der alten Welt. §. 103.
seiner lebensfrohen Heiterkeit und seiner geistreichen Geselligkeit ab. Bei ihm ist Schönheit, harmonisches Wesen und Zartheit der Empfindungen vorherrschender Charakter. Seine Personen handeln selbständiger und freier als bei Aeschylos, aber überall schwebt über der Freiheit des Individuums „der scharfe Zeigefinger der Lchicksalsnothwmdigkeit". Da die Poesie des Sophokles tiefer in das innere Leben eingeht, so wirkt sie noch erschütternder als die des Aeschylos, dessen Kraft und Bedeutung mehr in großartigen Ideen und dem ihnen entsprechenden Stil liegt. — Euripides, von dem wir 19 Stücke besitzen (Medeia, Hippolytos (Phädra), Hekabe, Phönizierinnen, Jphigeneia in Anlis und Jphigeneia in Tauris, Jon, Trojanerinnen, das Satyrdrama der Kyklop u. a. m), ist der Repräsentant einer schon verweichlichteren Zeit, „ein Kind der sophistischen und sokratischen Aufklärung". Gerichtsscenen, an benot das Volk im Leben.so großes Gefallen fanb, kunstgerechte Reben nach den Regeln der Schule, Sprüche und Gemeinplätze, wie sie die damaligen Philosophen im Munde führten, werben mit Vorliebe angewendet. Die Götter- und Heroenwelt wirb in bett Kreis menschlicher Eindrücke und Lebensinteresien gezogen, und das wahre Gefühl seiner beiden Vorgänger sucht er durch Empfindsamkett und rührende Scenen, ihre schöpferische Kraft durch erlernte Kunstregeln, Glätte und Zierlichkeit der Sprache zu ersetzen. Aber an Erkennmiß des menschlichen Herzens und an vielseitiger Auffassung der Leidenschaften verräth auch er den hohen Geist des Alterthums. — Die der dramatischen Dichtung der Griechen eigenthümlichen Chorgesänge beweisen deren Entstehung aus der lyrischen Poesie. Anfangs bestand der Chor aus fünfzig, später aus fünfzehn um einen Chorführer (Koryphäos, Chor ögos) gefchaarten Personen, welche bald in der Rolle von Volksältesten und Königsräthen, bald als Hausgenossen, Freunde, ober zufällig der Handlung anwohnende Personen durch rhythmische, mehr gesprochene als gesungene, aber von der Musik begleitete Rede die Eindrücke und Empfindungen anssprachen, welche die vor ihren Augen sich abwickelnde Begebenheit bei den Nicht betheiligten erregte. Ohne als handelnde Personen in den Gang der Dinge einzugreifen, spricht der Chor theils während des Spiels, theils während der Zwischenacte mit leidenschaftloser Ruhe und in lyrischer Weise seine inneren Empfindungen in der Form des Rathes, des Trostes, der Beruhigung, der Ermahnung, der Warnung aus. Er ist also anzusehen „als der per-sonificirle Gedanke über die dargestellte Handlung, als der idealisirte Zuschauer." Er verläßt den engen Kreis der Handlung, um sich über Vergangenes und Künftiges, über ferne Zeiten und Völker, über das Menschliche überhaupt zu verbreiten, um die großen Resultate des Lebens zu ziehen und die Lehren der Weisheit auszusprechen. — Eigenthümlich sind der griechischen Tragödie noch die sogenannten drei Einheiten, der Zeit, des Orts und der H and lun g. Da der Plan der Tragödie „in der zwingenden Einheit von Ursachen und Folgen" lag und ihre Aufgabe war, „eine durch Zeit und Ort begrenzte Handlung sittlich tüchtiger Personen als den Ausdruck eines großen menschlichen Lebens darzustellen," so mußten sich Zeit und Ort nach den Gesetzen der Wahrscheinlichkeit richten; die beständige Gegenwart des Chores aber, die höchst einfachen, feststehenden Decorationen, sowie der Umstand, daß das Stück nicht in Acte getheilt war, machten es nothwendig, daß die Handlung auf einen kurzen Zeitraum beschränkt blieb, der in den meisten Fällen nicht mehr als die Dauer eines Tages umfaßte. Hinsichtlich des scenischen Apparats ist als Eigenthümlichkeit zu merken, daß die Schauspieler immer Masken, Schleppgewand und Kothurne (hohe Schuhe) trugen. — Das Schauspiel blieb immer ein wesentlicher Bestandtheil des dionysischen Religionscultus, daher das Theaterwesen unter dem Schutze des Staates stand und von dem zweiten Archon überwacht wurde. Die herrlichen, von Säulenhallen umgebenen Theater, die mit der zunehmenden Kunstbilbnng in Athen und allen griechischen Städten errichtet wurden, trugen nebst der scenischen Pracht bei der Vorstellung eines Stückes nicht wenig zur Hebung der dramatischen Kunst bei. Reiche Bürger konnten sich bei dem athenischen Volke durch Nichts mehr in Gunst setzen, als wenn sie die zur glänzenden Aufführung (Choregie) eines dramatischen Kunstwerks erforderlichen Kosten übernahmen. Daher wetteiferten «die (Stämme nicht mtnber als die Dichter um den Preis. Gebenktafeln eerfünbeten den Namen des siegenden Dichters und des Stammes, der den Chor gestellt hatte.
1914 -
Metz
: Even
- Auflagennummer (WdK): 10
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
410
gewonnen wurden, während die Ausbeute im Jahre 1885 auf
22 Millionen gestiegen war; jedes Faß enthält 160 bis 170 Liter.
Am reichsten fließen die Erdölquellen bei Oil-Spring, einer
Gegend des eben genannten Staates in Nordamerika. Die ersten
Versuche, welche die Ölbohrer machten, fielen so glücklich aus,
daß die meisten Bauern Pennsylvaniens die Hacke liegen und
den Pflug stehen ließen, um nach Öl zu bohren. Es entstanden
Tausende von Brunnen, aber die Unternehmungen waren
gleichsam ein Lotteriespiel. Unter hundert Bohrern fanden
nur zehn bis fünfzehn Öl, allerdings zuweilen in so ungeheurer
Menge, daß mancher durch eine einzige Quelle in wenigen
Monaten zum Millionär wurde. Im Jahre 1861 ging ein Bohrer
tiefer als bisher und gewann dadurch einen immer fließenden
Brunnen, welcher täglich etwa 1000 Faß Öl gab. Im Winter
1861 und 1862 wurden dort täglich sogar 15 000 Faß gefördert;
es fehlte an Geräten, das fließende Öl aufzunehmen, und der
Preis sank an Ort und Stelle auf ungefähr 50 Pfennig für das Faß.
Das Petroleum findet sich auch an vielen andern Orten der
Erde in gewaltigen Mengen, namentlich am Kaspischen Meere;
dort betrug der Ertrag im Jahre 1885 etwa fünfzehn Millionen
Faß. Auch im Elsaß gibt es eine Gegend, in welcher schönes und
gutes Erdöl gewonnen wird; es ist die Gegend von Sulz unterm
Wald mit den Dörfern Lobsann, Pecheibronn und Betschdorf.
Das Petroleum ist eine bald helle, bald dunkelbraune,
dickflüssige Masse, welche im Wasser sich nicht auflöst, sondern
als besondere Schicht darauf schwimmt. Es ist sehr leicht ent-
zündlich. Kaum hatte der erste fließende Brunnen bei Oil-
Spring einige Tage seinen Reichtum ausgespieen, so wollte ein
Arbeiter, welcher die Natur des Petroleums nicht kannte, an
einem Schwefelhölzchen seine Zigarre anzünden. Sobald aber
das Feuer das in der Luft befindliche Gas berührte, entstand auf
einer weiten Fläche ein Flammenmeer, in welchem 22 Arbeiter
verbrannten. Der Brunnen selbst aber wurde zum feurigen
Strome, der nicht eher aufhörte zu brennen, bis das Öl erschöpft
war. Ähnliche Unglücksfälle sind mehr als einmal vorgekommen.
Das Petroleum, welches wir in unsern Lampen brennen, ist
gereinigt und deshalb weniger feuergefährlich. Weil jedoch
Vorsicht zu allen Dingen nütze ist, so dürfen die Lampen nur
am Tage, niemals des Abends bei einem hellbrennenden Lichte
mit Petroleum gefüllt werden. Auch darf man niemals das
Petroleum zum Anzünden des Feuers gebrauchen.
Nach dem Elsass-Lothr. Oberklassenlesebuch.
1894 -
Leipzig [u.a.]
: Klinkhardt
- Autor: ,
- Hrsg.: Jütting, Wübbe Ulrich, Weber, Hugo
- Auflagennummer (WdK): 21
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Stadtschule, Landschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Mittlere Lehranstalten, Niedere Lehranstalten
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
- Geschlecht (WdK): koedukativ
Bll
anziehen zu müssen, sich das Leben nahm. Das Nichtsthun und die Ver-
treibung der Langeweile sind eigentlich schon ein Selbstmord. Herr Adolf
machte dann jeden Vormittag seinen Spazierweg, damit er den Nachmittag
für sich frei und nichts mehr zu thun habe. Meist lag er ans dem Sofa,
gähnte und rauchte. Dabei hatte er mitunter noch seine besonderen Gedanken.
Jeder Mensch, dachte er, hat so eine Summe von Kraft mit auf die Welt
bekommen, die für seine siebenzig Jährlein oder auch mehr ausreichen muß.
Wenn ich also einen schweren Stuhl von einem Orte an den andern hebe,
ist damit ein Stück von meiner Lebenskraft aufgewendet und verbraucht —
drum laß ich's hübsch bleiben. Ans solche Gedanken kann ein Nichtsthuer
kommen!
Der Herr Adolf ward aber dick und kränklich und mußte seinen Leib
pflegen. Das war auch noch ein Geschäft.
Das Jahr durch ging dem Herrn Adolf manch schönes Stück Geld durch
die Hand, und dabei hatte er die besondere Liebhaberei, daß er bei jeder
Goldmünze, die er ausgab, ein kleines, zierliches Kreuz unter die Nase des
geprägten Herrschers machte. Er dachte wenig dabei, denn er hatte ja
Geld genug; ihn kümmerte überhaupt nicht, wie's anderen Menschen erging,
obgleich er manchmal aus angeborener Gutmütigkeit einem Armen etwas
schenkte. Ich will nur einmal sehen, dachte er, ob nach langer Umher-
wanderung in der Welt mir einmal wieder so ein Goldstück unter die Hände
kommen wird. Da nun der Herr Adolf gar nichts war, so nahm er sich
ernstlich vor, etwas zu werden, und er ward ein Reisender. Das ist noch
immer ein Titel, wenn man sonst weiter nichts ist. Er reiste nämlich von
einer Stadt in die andere, von einem Land ins andere und ließ sich's überall
Wohlsein, und wo er etwas zu bezahlen hatte, da gab er die mit seinem
Ordenskreuze gezierten Goldstücke hin. Noch nie aber war es ihm vor-
gekommen, daß er eins wieder gesehen hätte. Endlich war er des Herum-
reisens auf dem festen Lande müde, er verließ die alte Welt und schiffte
sich nach Amerika ein. Nun war der Herr Adolf noch etwas mehr als
ein Reisender, er war sogar ein Auswanderer. Diesmal aber ging's gar
schlecht auf der See, fünf Tage und fünf Nächte wütete ein gewaltiger
Sturm; alles, was ans dem Schiffe war, mußte mit Hand ans Werk legen,
aber alles vergebens, das Schiff ging unter, und nur der Beherztheit des
Schiffshauptmanns gelang es, die Mannschaft und die Reisenden in eine
Schaluppe zu retten. Nach zwei Tagen fürchterlichen Umherirrens und
schrecklicher Hungersnot, in welcher viele starben, wurden die Verschlagenen
von einem Kauffahrteischiffe aufgenommen und in den Hasen von Boston
gebracht. — Arm, hilflos und verlassen irrte hier Adolf umher, und er
wünschte sich oft, daß er mit den anderen von den Wellen begraben wäre.
Da sah er einen Mann eilig des Weges gehen; mit niedergeschlagenem
Blicke bat er ihn um eine Gabe. Der Mann griff in die Tasche, reichte
ihm ein Stück Geld und war schnell verschwunden. Als Adolf wieder seinen
Blick emporhob und das Geld betrachtete, wollte er seinen Augen kaum
trauen — es war ein holländischer Dukaten, der das Ordcnszeichen von
seiner eigenen Hand unverkennbar trug. Sei es nun, daß der Mann sich
1912 -
Nürnberg
: Korn
- Autor: Scheiblhuber, Alois Clemens
- Auflagennummer (WdK): 13
- Sammlung: Kaiserreich Geschichtsschulbuecher
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten, Mittlere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten, Mittlere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Inhalt Raum/Thema: Deutsche Geschichte
- Inhalt: Zeit: Mittelalter
— 222 —
fremde Kaufmann dazwischen: „Das nimmt das ganze Jahr kein Ende, und wenn der Schmutz aufhört, dann fängt der Staub an. In Italien hat man das Straßenpflaster schon lang; ich hab's selbst gesehen." Als der Kaufmann von Italien redete, stimmten alle bei. Unterdessen war aber der vordere Wagen flott geworden und nun griff man mit neuem Mut beim Hinteren an und unter Schreien und Schieben gelang es endlich, auch diesen vom Fleck zu bringen.
Noch am nämlichen Abend redete Hans Gewerlich in der Trinkstube mit den Kaufleuten lang über Italien und das Straßenpflaster, das es dort gibt. Und in den nächsten Tagen ließ er vor seinem Hause einen Haufen Steine und einen Haufen Sand abladen, und in der nächsten Woche kamen die Pflasterer und begannen vor seinem Hause am Eck beim Rindermarkt zu hämmern und zu pflastern. Und als das Pflaster fertig war, gefiel es jedermann wohl, und man beriet sich, man solle damit auch anderswo anfangen. Könne man Steine und Sand genug haben, so solle man überall pflastern. Man hatte aber großen Zweifel, ob Steine genug zu haben wären. So hub man an, zuerst beim Göppinger Tor und so die Straße vorwärts bis an des Gewerlichs Gasse und an sein Pflaster. Da war es hübsch und gar zierlich und gefiel jedermann. Und man hatte Steine und Sand genug, je länger, je mehr; denn die Leute gingen an den Lech und an die Wertach und lasen Steine und man grub und siebte Sand genug. Die Leute verkauften Steine und Sand in Truhen und zu solchem Preise, daß es niemand zu teuer dünkte. Darum gebot man den Leuten überall an den vordersten und vornehmsten Gassen, sie sollten pflastern, und jedermann tat es willig. Und jeder mußte vor seinem Hause eine Rute weit pflastern, und wo die Gassen weiter waren, das zahlte die Stadt. So pflasterte jedermann für sich, bis es nach einiger Zeit ganz geschehen war.
Ein Bäcker macht seine Ware zu schwer.
Während der Teuerung redete man einem Bäcker nach, er mache das Brot zu klein und gebe das völlige Gewicht nicht. Man untersuchte ihn und wie man es so fand, wurde er bestraft und zugleich verwarnt, er möge sich in Zukunft nichts mehr zuschulden kommen lassen. Er aber konnte nicht davon lassen. Doch wenn er neugebackenes Brot hatte, sagte er nichts davon, außer es kamen die ganz Armen. Denn diese aßen das neugebackene Brot auf der Stelle, weil sie wegen des großen Hungers nicht lange warten konnten, um es erst zu wiegen, ob es auch schwer genug sei.
1885 -
Leipzig [u.a.]
: Klinkhardt
- Autor: Jütting, Wübbe Ulrich, Weber, Hugo
- Auflagennummer (WdK): 11
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
244
Daher hatte der Herr Adolf gar kein Geschäft als essen, trinken, schlafen^
spazieren gehen oder reiten und was ihm sonst noch einfiel. Ja, das Ans-
und Anziehen war ihm viel zu viel, und er hielt sich einen Kammerdiener. Wenn
er des Morgens erwachte, wußte er eigentlich gar nicht, warum er aufstellen
sollte; es warteten kein Geschäft und keine Freunde auf ihn. Darum blieb
er auch fein liegen, bis ihm das zu beschwerlich war. Fast ging es ihm lvie
jenem Engländer, der aus purer Langeweile, um sich nicht mehr aus- und
anziehen zu müssen, sich das Leben nahm. Das Nichtsthun und die Ver-
treibung der Langeweile sind eigentlich schon ein Selbstmord. Herr Adolf
machte dann jeden Vormittag seinen Spazierweg, damit er den Nachmittag
für sich frei und nichts mehr zu thun habe. Meist lag er auf dem Sofa,
gähnte und rauchte. Dabei hatte er mitunter noch seine besonderen Gedanken
Jeder Mensch, dachte er, hat so eine Summe von Kraft mit auf die Welt
bekommen, die für seine siebenzig Jährlein oder auch mehr ausreichen muß.
Wenn ich also einen schweren Stuhl von einem Orte an den andern hebe.
ist damit ein Stück von meiner Lebenskraft aufgewendet und verbraucht —,
drum laß ich's hübsch bleiben. Ans solche Gedanken kann ein Nichtsthuer
kommen!
Der Herr Adolf ward aber dick und kränklich und mußte seinen Leib
pflegen. Das war auch noch ein Geschäft.
Das Jahr durch ging dem Herrn Adolf manch schönes Stück Geld durch
die Hand, und dabei hatte er die besondere Liebhaberei, daß er bei jeder
Goldmünze, die er ausgab, ein kleines, zierliches Kreuz unter die Nase des
geprägten Herrschers machte. Er dachte wenig dabei, denn er hatte ja
Geld genug; ihn kümmerte überhaupt nicht, wie's anderen Menschen erging,
obgleich er manchmal aus angeborener Gutmütigkeit einem Armen etwas
schenkte. Ich will nur einmal sehen, dachte er, ob nach langer Umher-
wanderung in der Welt mir einmal wieder so ein Goldstück unter die Hände
kommen wird. Da nun der Herr Adolf gar nichts war, so nahm er sich
ernstlich vor, etwas zu werden, und er ward ein Reisender. Das ist noch
immer ein Titel, wenn man sonst weiter nichts ist. Er reiste nämlich von
einer Stadt in die andere, von einem Land ins andere und ließ sich's überall
Wohlsein, und wo er etwas zu bezahlen hatte, da gab er die mit seinem
Ordenskreuze gezierten Goldstücke hin. Noch nie aber war es ihm vor-
gekommen, daß er eins wieder gesehen hätte. Endlich war er des Herum-
reisens auf dem festen Lande müde, er verließ die alte Welt und schiffte
sich nach Amerika ein. Nun war der Herr Adolf noch etwas mehr als
ein Reisender, er war sogar ein Auswanderer. Diesmal aber ging's gar
schlecht auf der See, fünf Tage und fünf Nächte wütete ein gewaltiger
Sturm; alles, was ans dem Schiffe war, mußte mit Hand ans Werk legen,
aber alles vergebens, das Schiff ging unter, und nur der Beherztheit des
Schiffshauptmanns gelang es, die Mannschaft und die Reisenden in eine
Schaluppe zu rethen. Nach zwei Tagen fürchterlichen Umherirrens und
schrecklicher Hungersnot, in welcher viele starben, wurden die Verschlagenen
von einem Kauffahrteischiffe aufgenommen und in den Hafen von Boston
gebracht. — Arm, hilflos und verlassen irrte hier Adolf umher, und er
1908 -
Leipzig [u.a.]
: Klinkhardt
- Autor: Schillmann, Hermann, Jütting, Wübbe Ulrich, Weber, Hugo, Lange, Karl
- Auflagennummer (WdK): 14
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
208
tdostte er nicht; das, meinte er, sei nur etwas für unbemittelte Leute.
Daher hatte der Herr Adolf gar kein Geschäft als essen, trinken, schlafen,
spazieren gehen oder reiten oder was ihm sonst noch einfiel. Ja, das Aus-
und Anziehen war ihm viel zuviel, und er hielt sich einen Kammerdiener. Wenn
er des Morgens erwachte, wußte er eigentlich gar nicht, warum er aufstehen
sollte; es warteten kein Geschäft und keine Freunde auf ihn. Darum blieb
er auch fein liegen, bis ihm das zu beschwerlich war. Fast ging es ihm wie
jenem Engländer, der aus purer Langeweile, um sich nicht mehr aus- und
anziehen zu müssen, sich das Leben nahm. Das Nichtstun und die Ver-
treibung der Langeweile sind eigentlich schon ein Selbstmord. Herr Adolf
machte dann jeden Vormittag seinen Spaziergang, damit er den Nachmittag
für sich frei und nichts mehr zu tun habe. Meist lag er auf dem Sofa,
gähnte und rauchte. Dabei hatte er mitunter noch seine besonderen Gedanken.
Jeder Mensch, dachte er, hat so eine Summe von Kraft mit auf die Welt
bekommen, die für seine siebenzig Jährlein oder auch mehr ausreichen muß.
Wenn ich also einen schweren Stuhl von einem Orte an den andern hebe,
ist damit ein Stück von meiner Lebenskraft aufgewendet und verbraucht —
drum laß ich's hübsch bleiben. Auf solche Gedanken kann ein Nichtstuer
kommen!
Der Herr Adolf ward aber dick und kränklich und mußte seinen Leib
pflegen. Das war auch noch ein Geschäft.
Das Jahr durch ging dem Herrn Adolf manch schönes Stück Geld durch
die Hand, und dabei hatte er die besondere Liebhaberei, daß er bei jeder
Goldmünze, die er ausgab, ein kleines, zierliches Kreuz unter die Nase des
geprägten Herrschers machte. Er dachte wenig dabei, denn er hatte ja
Geld genug; ihn kümmerte überhaupt nicht, wie's anderen Menschen erging,
obgleich er manchmal aus angeborener Gutmütigkeit einem Armen etwas
schenkte. Ich will nur einmal sehen, dachte er, ob nach langer Umher-
wanderung in der Welt mir einmal wieder so ein Goldstück unter die Hände
kommen wird. Da nun der Herr Adolf gar nichts war, so nahm er sich
ernstlich vor, etwas zu werden, und er ward ein Reisender. Das ist noch
immer ein Titel, wenn man sonst weiter nichts ist. Er reiste nämlich von
einer Stadt in die andere, von einem Land ins andere und ließ sich's überall
Wohlsein, und wo er etwas zu bezahlen hatte, da gab er die mit seinem
Ordenskreuze gezierten Goldstücke hin. Noch nie aber war es ihm vor-
gekommen, daß er eins wiedergesehen hätte. Endlich war er des Herum-
reisens auf dem festen Lande müde, er verließ die Alte Welt und schiffte
sich nach Amerika ein. Nun war der Herr Adolf noch etwas mehr als
ein Reisender, er war sogar ein Auswanderer. Diesmal aber ging's gar
schlecht auf der See, fünf Tage und fünf Nächte wütete ein gewaltiger
Sturm; alles, was auf dem Schiffe war, mußte mit Hand ans Werk legen,
aber alles vergebens, das Schiff ging unter, und nur der Beherztheit des
Schiffshauptmanns gelang es, die Mannschaft und die Reisenden in eine
Schaluppe zu retten. Nach zwei Tagen fürchterlichen Umherirrens und
schrecklicher Hungersnot, in welcher viele starben, wurden die Verschlagenen
von einem Kauffahrteischiffe aufgenommen und in den Hafen von Boston
1828 -
Soest
: Nasse
- Autor: Frenzel, Franz Christoph, Ehrlich, Carl Gotthilf
- Auflagennummer (WdK): 11
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch, Lehrbuch
- Konfession (WdK): gemischt konfessionel
37
kindern gleich kam, welche bessere Keistesgaben von Gott
empfangen hatten, als er; und jedermann liebte ihn und
wünschte dem Vater Gluck zu einem solchen Sohne.
Moritz aber war leichtsinnig und achtete nicht auf
die guten Lehren, die er in der Schule hörte; Spielen,
Reiten, Fischen üyd dergleichen Vergnügungen waren
ihm lieber, als Lernen. Wenn er ermahnt wurde, fleißig
zu sein, sagte er: Ich werde ein Landwirth, und ein
solcher braucht nicht viel zu wissen: wenn ich lesen,
schreiben und rechnen kann, bin ich geschickt genug, und
dazu habe ich immer noch Zeit.
So ging ein Jahr nach dem andern hin, und weil er
glaubte, immer noch Zeit genug zu haben, so lernte er
auch daö Lesen, Schreiben und Rechnen nur sehr mittel-
mäßig. Der Vater Hütte eö freilich lieber gesehn, wenn
sein Sohn fleißiger gewesen wäre; aber zwingen wollte er
ihn eben auch nicht, und überdies dachte er ebenfalls, dasi
derselbe in seinem künftigen Stande nicht viel zu wissen
brauche, sondern, wenn er ihm das Gut wohl eingerichtet
hinterließe, so könne cö ihm nicht fehlen. Aber beide irr-
ten hier sehr; denn sie dachten nicht daran, dast die Ver-
wöhnung an unnütze Vergnügungen noch weit schlim-
mere Folgen habe, als bloß die Versüumniß dcö Guten,
das man in der Jugend hatte lernen können.
Als Moritz in die Jahre trat, wo er die Schule
verlassen mußte, wollte ihn der Vater zur Wirthschaft
anführen und trug ihm also bald diese, bald jene Ge-
schäfte auf: aber Moritz ging lieber seinen gewohnten
Lustbarkeiten nach. Anstatt auf dein Felde zu' sein, um
die Knechte zur Arbeit anzutreiben, ritt er in die Stadt
zu seinen Bekannten, spielte und ließ die Knechte arbei-
ten, so viel sic wollten.
Der Vater schalt ihn deswegen zwar hart; aber es half
nichts, und er starb, wie man sagt, vor Verdruß über die
Lidcrlichkeit seines Sohnes. Nun war M o r i tz Herr des
Guts, und er konnte ganz nach seinem Willen handeln.
Nach dem Sprichworte: Jung gewohnt, alt gethan —
blieb er auch ein so leichtsinniger Mensch. Er lebte immer
in den Tag hinein, ohne sich um die Wirthschaft zu beküm-
mern, und'in ein paar Jahren war das Gut so verschuldet,
daß es öffentlich verkauft werden mußte. Ein
1914 -
Leipzig
: Voigtländer
- Autor: Wagner, Alfred, Sevin, Ludwig
- Auflagennummer (WdK): 6
- Sammlung: Kaiserreich Geschichtsschulbuecher
- Schulbuchtyp (WdK): Schülerbuch
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten, Mittlere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten, Mittlere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Regionen (OPAC): Sachsen
- Inhalt Raum/Thema: Deutsche Geschichte
66 Die Hohenstaufen.
in unglaublicher Weise. Alsbald griffen sie den Herzog von Schwaben mit seinem Heer im Rücken an, während wir den Herzog von Finiminum mit seinem Kriegsvolk und den Herzog vou Ferma mit seinen Scharen uns gegenüber hatten und eine andere unzählige Menge. Als diese aber vereinigt waren, mußten wir alle folgenden Tage vom frühen Morgen bis zum Abend kämpfen, und immer legte Gott den Sieg in unsere Hände; doch verloren wir dabei viele Verwundete, auch wurden uns viele Pferde getötet. Am Sonntag nach dem Himmelfahrtstage stürzte Friedrich von Hunlitra*) bei der Verfolgung der Gegner vom Rosse, brach das Genick und fand so den Tod. Tags darauf schlugen wir unsere Zelte bei Finiminum auf. Hier griffen gegen Abend die Türken unser Lager an. Schon waren sie dabei, in einigen Zelten den Bewaffneten ihre Habe zu entreißen, als wir sie in die Flucht trieben. Die Türken hatten mehr als 6000 Tote zu beklagen. Von den Unsrigen fiel niemand, nur wurden uns viele Pferde getötet. Die Berge hallten wider von dem Jammerrufe der Klagenden, und die Nacht schied uns voneinander. Bald aber begann unter uns große Hungersnot zu herrschen. Wein und Mehl fehlten ganz, und oft genug habe ich mit den anderen Pferdefleisch essen müssen. Die Pferde aber erlagen dem Mangel, weil
wir weder Getreide noch Saat noch Gras fanden. Dazu um-
schlossen uns die Türken bei Tag und Nacht so enge, daß niemand das Lager zu verlassen vermochte. Am Mittwoch vor Pfingsten töteten wir wieder eine große Menge unserer Gegner. Nach dem heiligen Pfingstfest trafen wir auf Melich, den Sohn des
Sultans, und fanden in Schlachtreihe gegen uns aufgestellt eine
Menge von 40000 türkischen Reitern, die den Heuschrecken gleich das ganze Land erfüllten. Da erhoben wir wider sie im Namen Shristi die siegreichen Adler vor unserem Heere und fühlten den Hunger nicht mehr; und obwohl wir kaum 600 Berittene waren, so haben wir sie unter dem Zeichen des lebendigen Kreuzes besiegt und in die Flucht getrieben. Hierbei ereignete sich auch etwas Wunderbares. Ludwig von Helfenstein sah nämlich an diesem Tage den heiligen Georg unseren Scharen vorausziehen, wie es auch vordem schon geschehen ist, und unserm Heere Hilfe bringen. Ludwig selbst hat dies unter einem Eide öffentlich bekannt auf das Gelübde feiner Pilgerfchaft und in Gegenwart des Kaisers und des Heeres. Doch auch die Türken haben nachher selbst erzählt, sie hätten einige Scharen von Kriegern gesehen, die mit weißen Gewändern bekleidet waren und auf weißen Rossen einhersprengten. An demselben Tage verfolgten wir Melich, der in der
*) Friedrich von Hausen, ein Minnesänger.
1913 -
Leipzig
: Hahn
- Hrsg.: Leipziger Fortbildungsschul-Direktoren und -Lehrern
- Jahr der Erstauflage_wdk: 1901
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Niedere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Berufliche Bildungsgänge, alle Lernstufen
- Schulformen (OPAC): Fortbildungsschule, Fachschule, Gewerbeschule
- Regionen (OPAC): Dresden
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
- Geschlecht (WdK): Jungen
141
Zeit fertigt. An der Spinnmaschine werden Hunderte und Tausende von
Faden zu gleicher Zeit gedreht. Nimmt man noch dazu die Unermüdliche
keit der Maschine, welche unter Umständen Tag und Nacht ununterbrochen
fortzuarbeiten vermag, wie etwa eine Kunstmühle oder der Bohrer in den
gewaltigen Tunnels der Neuzeit, so begreift man, wie sehr sie in der
Arbeitsleistung der Hand überlegen ist. Endlich kann die Maschine
eine Kraft entwickeln, wie sie viele Menschen vereint nicht auszuüben ver-
möchten. Welche Lasten das Dampfroß schleppt, ist jedem bekannt; es
sei nur an die riesigen Hämmer erinnert, welche in den Kruppschen Werk-
stätten durch Dampfmaschinen gehoben und auf die zu schmiedenden Eisen-
klötze fallen gelüsten werden.
Es ist begreiflich, daß bei solchen Vorzügen der Maschine die Hand
zu mancher Arbeit nicht mehr angewendet wird, zu welcher man sie sonst
heranzog. So beklagen manche das Überhandnehmen der Maschinen-
arbeit, ja, sie sprechen die Furcht aus, daß es bald dem Einzelnen nicht
mehr möglich sein werde, von seiner Hände Arbeit zu leben, weil niemand
dieselbe in Anspruch nehmen werde. Indes verkennen diese doch die Vor-
züge, welche die Hand immer behalten muß, wegen deren sie also immer
unersetzbar bleiben wird. Sie lassen sich kurz darauf zurückführen, daß
die Hand von einem denkenden Geiste gelenkt wird, der imstande ist,
jeden Augenblick nach Bedürfnis eine Änderung der Tätigkeit eintreten
zu lasten, während die Maschine, sie mag noch so kunstvoll ersonnen, noch
so sorgfältig ausgeführt sein, nur regelmäßig wiederkehrende Bewegungen
vornehmen kann. Mag der Faden von der Maschine gesponnen und zum
Gewebe verarbeitet sein: den Schnitt zum Kleide wird der geschickte
Meister allein fertigen können; die Teilmaschine mag Tausende von Uhr-
rädern fertigen: zusammensetzen muß sie der Uhrmacher.
Ja selbst bei allen Werken der Maschine muß die Menschenhand
helfend und regelnd eingreifen: der Faden an der Spule muß von der
Arbeiterin geknüpft werden, welche die Maschine beaufsichtigt. Der Näh-
maschine müssen die Stoffteile angelegt werden, die sie nähen soll; die
Maschine des Dampfschiffes muß der Maschinist regeln, der wieder seine
Befehle vom Steuermann empfängt.
Die Befürchtung, daß dem Menschen alle Arbeit von der Maschine
abgenommen werden könnte, ist also unbegründet; für ihn bleibt noch
immer genug zu tun übrig. Wir dürfen volle Befriedigung empfinden,
wenn die Maschine viele Arbeiten, welche die Kraft des Menschen erschöpfen,
verrichtet; zu erschlaffender Untätigkeit aber werden wir darum noch nicht
verurteilt werden, nur mehr Zeit und Kraft bleibt uns übrig zur Er-
reichung höherer Ziele und zur Ausbildung der geistigen Fähigkeiten.
Nach Ferdinand Schöntag.
68. Die Einführung von Maschinen in das Gewerbe.
Es war im Jahre 1830. In der Querstraße zu Leipzig stand eine
dichtgedrängte Menge, meist aus Druckergesellen bestehend, vor der Buch-
1877 -
Stuttgart
: Heitz
- Autor: Borberger, Robert, Nösselt, Friedrich
- Jahr der Erstauflage_wdk: 1832
- Sammlung: Lesebuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Höhere Töchterschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Mädchenschule
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 3 – Sekundarstufe 2, Klassen 9/10/11 – 12/13
- Schulformen (OPAC): Höhere Töchterschule
- Inhalt Raum/Thema: Deutsche Literatur
- Geschlecht (WdK): Mädchen
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Jeder Akt muß ein Ganzes für sich ausmachen; daher ist es nicht
gleichgültig, mann ein Akt endigt; es muß die Handlung wirklich
einen Nuhepunkt nöthig machen. Mehr als 5 Akte pflegen nicht
leicht vorzukommen. Die Akte zerfallen wieder in Scenen oder
Auftritte, deren kürzere oder längere Dauer von dem Gange
der Handlung abhängt.
Vor Allem muß jedes dramatische Stück Einheit der Hand-
lung zeigen.
Zur Einheit der Handlung gehört, daß alle Personen,
Handlungen und Ereignisse nothwendig zuni Ganzen gehören.
Es darf danach keine Person, kein Akt, keine Scene überflüssig
sein; jedes muß zur Bildung des Ganzen etwas beitragen. Finden
wir, daß etwas, unbeschadet des Ganzen oder wohl gar zum Vor-
theile des zu machenden Eindrucks, hätte wegbleiben können, so
hat der Dichter gegen die Einheit der Handlung gefehlt.
Seinen Stoff kann der Dichter entweder aus der Geschichte
nehmen (historisches Drama), und dann steht ihm wie dem epi-
schen Dichter frei, von der historischen Wahrheit abzuweichen, so
viel wie er will, oder er schöpft ihn aus seiner Phantasie.
Alle dramatischen Gedichte werden in vier Klassen geordnet:
das Trauerspiel, das Lu st spiel, das Schauspiel und das
Singspiel.
1. Das Trauerspiel (Tragödie).
Wie bei'm ernsten Heldengedicht sehen wir im Trauerspiel den
Helden des Stücks gegen die wider ihn anstürmende Gewalt des
Schicksals oder der Leidenschaften kämpfen. Immer aber müssen
es sittliche Mächte sein, mit welchen er in Conflikt geräth;
denn das Tragische im Drama ist das sittlich Erhabene. Die
Seelengröße des Helden erweckt bei den Zuschauern lebhafte
Theilnahme für sein Schicksal. Bald fürchten sie, er werde unter-
liegen, bald hoffen sie, er möge den Sieg davon tragen, bis er
zuletzt wirklich unterliegt. Aber der Schmerz darüber im Herzen
der Zuschauer wird gemildert durch die Bewunderung der Kraft
des Helden selbst im Augenblicke seines Falles. Darum muß der