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1. Dichtung der Neuzeit - S. 9

1908 - Freiburg im Breisgau : Herder
A. Die epische Poesie. Johann Fischart. 9 Jy ' v< „ ! i Ci i umb und umb, * So wachst dann Fried, Freud, Ruh und Ruhm"), durch Volkstümlichkeit, durch Vielseitigkeit eines umfassenden Wissens, durch die Kenntnis der Sitten und Gebräuche aller Gegenden und aller Stände seines Vaterlandes und durch die kraftvolle Beherrschung der Sprache, die ihm zu witzigen, aber oft gewaltsamen und geradezu tollen Wortbildungen (Pfotengram — Podagra, Notnar — Notar, Jesuwider = Jesuiter, frank- säuisch — französisch) dienen muß; nicht selten ist er jedoch, namentlich in seinen komischen und satirischen Dichtungen, gar zu derb und über- schreitet voll grimmen Spottes wiederholt die Grenzen des Erlaubten. Am bekanntesten von seinen zahlreichen Schriften sind: „Aller Praktik Großmutter", „Geschichtsklitterung" (s. S. 17), „Philosophisch Ehezucht- büchlein", „Vierhörniges Jefuiterhütlein", „Bienenkorb des heiligen Rö- mischen Im menschwarmes". Anerkennung verdient auch noch heute sein erzählendes Gedicht: „Das Glückhaft Schiff von Zürich", be- deutend durch lebendige Schilderung und edle Sprache. Der Dichter er- zählt, wie im Jahre 1576 die Züricher Schützen einen Hirsebrei in einem einzigen Tage auf einem Kahn durch Limmat, Aar und Rhein noch warm nach Straßburg gebracht hätten, zum Beweise, daß verbündete Städte in Zeiten der Not bei ernstem Willen und gutem Mut in entsprechender Schnelligkeit sich gegenseitig unterstützen könnten: „Arbeit und Fleiß, das find die Flügel, So führen über Strom und Hügel." Aus dem „Glückhaft Zchiff". Üva ^ Jvvvii'w'- i'si.’A y > u-vvc/W i l’>w~ t’Wwvl'w - Sie Zürcher kommen in den Rhein. Da freuten sich die Reisgesährten, Als sie den Rhein da rauschen hörten, ,1 Und wünschten aus ein neues Glück, Daß glücklich sie der Rhein fortschick. Und grüßten ihn da mit Trommeten: „Nun Han wir deiner Hilf vonnöten, O Rhein, mit deinem hellen Fluß! Dien du uns nun zur Fürdernuß!' Laß uns genießen deiner Gunst, Dieweil du doch entspringst bei uns Am Vogelberg, bei den Luchtmanuen ft Im Rheinzierland ft von alten Ahnen, Und wir dein Tal, dadurch du rinnst. Mit Bauseld ziern, dem schönsten Dienst. Schalt dies Wagschifflein nach Begehren, Wir wöllen dir es doch verehren. Leit es gen Straßburg, deine Zierd, Darfür du gern laufst mit Begierd, Weil es dein4 Strom ziert und ergetzt. Gleich wie ein Gstein, in Ring versetzt." Der Rhein möcht dies kaum hören aus. Da wund 5 er umb das Schiff sich kraus, Macht umb die Ruder ein weit Rad Und schlug mit Freuden ans Gestad Und ließ ein rauschend Stimm da hören, Draus man möcht diese Wort erklären: „Frisch dran, ihr liebe Eidgenossen", Sprach er, „frisch dran, seid unverdrossen; '' H 7 hs 1 Fordernis. 5 wand. 2 Lukmanier. 3 Rhätien. 4 deinen.

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1. Dichtung der Neuzeit - S. 10

1908 - Freiburg im Breisgau : Herder
10 Fünfte Periode, von 1500—1624. Also folgt eueren Vorfahren, Die dies taten vor hundert Jahren; Also muß man hie Ruhm erjagen, Wenn man den Alten will nachschlagen. Von euerer Vorfahren wegen Seid ihr mir willkummen hie zugegen. Ihr sucht die alt Gerechtigkeit, Die euer Alten Han bereit; Dieselbig will ich euch gern gönnen. Wie es die Alten Han gewonnen. Ich weiß, ich werd noch oftmals sehen Solchs von eueren Nachkommen gschehen. Also erhält man Nachbarschaft, Dann je der Schweizer Eigenschaft Ist nachbaurliche Freundlichkeit Und in der Not Standhaftigkeit. Ich hab viel ehrlich Leut und Schützen, Die aus mich inn Schiff täten sitzen, Geleit gen Straßburg auf das Schießen, Dafür mit Freuden ich tu fließen; Aber keine hab ich geleit Noch heut des Tags mit solcher Freud. Fahrfort, fahrfort, laßt euch nichts schrecken Und tut die Lenden daran strecken! Die Arbeit trügt darvon den Sieg Und macht, daß man hoch daher flieg Mit Fama, der Ruhmgöttin herrlich; Dann was gschicht schwerlich, das wird ehrlich. Mit solchen Leuten sollt man schiffen Durch die Meerwirbeln und Meertiefen, Mit solchen forcht man kein Meerwunder Und kein Wetter, wie sehr es tunder \ Mit solchen dürft man sich vermessen. Das einen fremde Fisch nicht fressen; Dann diese alles uberstreiten Durch ihr unverdrossen Arbeiten. Mit diesen Knaben solte einer Werden des Jasons Schiffahrtgmeiner In die Insul zum gülden Widder; Da müßt' er, daß er käm Herwider. Weren diese am Meer gsessen, So lang wer unersucht nicht gwesen Amerika, die neue Welt; Dann ihr Lobgier hätt dahin gstellt. Laßt euch nicht hindern an dem Tun, Daß auf die Haut euch sticht die Sunn; Sie will euch mahnen nur dadurch. Daß ihr schneid tapfer durch die Furch; Dann sie säh gern, daß ihr die Gschicht Vollbrächten bei ihrm Schein und Licht, Damit sie auch Ruhm davon trag, Gleichwie ich mich des rühmen mag. Die Blatern2, die sie euch nun brennt Und die ihr schaffet in der Händ, Werden euch dienen noch zu Ruhm Wie zwischen Dornen eine Blum. Ihr dürft euch nicht nach Wind umbsehen, Ihr seht, der Wind will euch nachwehen. Gleich wie euch nun dieses Wetter liebt. Also bin ich auch unbetrübt; Ihr sehet je mein Wasser klar Gleich wie ein Spiegel offenbar. So lang man wird den Rhein abfahren, Wird keiner euer Lob nicht sparen. Sonder wünschen, daß sein Schiff lief Wie von Zürich das glückhafte Schiff. Wohlan, frisch dran, ihr habt mein Gleit Umb euer standhaft Freudigkeit. Die Straß auf Siraßburg sei euch offen, Ihr werd erlangen, was ihr hoffen; Was ihr euch heut früh nahmen vor, Das wird den Abend euch noch wohr. Heut werd ihr die Stadt Straßburg sehen. So wahr ich sels herzu werd nähen 3; Heut werd ihr als willkommen Gäst Zu Straßburg noch ankommen resch. Nun, liebs Wagschifflein, lauf behend. Heut wirst ein Glückschiff noch genennt. Und durch dich werd ich auch gepriesen. Weil ich solch Treu dir hab bewiesen." 1 donnere. 2 Blasen. 3 selbst mich werde nähern.

2. Deutsche Dichtung in der Neuzeit - S. 21

1893 - Trier : Lintz
21 und wurfs kälten drein, es zu stillen 10. und es zu fässeln nach seim willen. Aber was half in diser hon? So vil als nichts, er stoch davon. Desgleichen hört man von Venedig, daß sie, zu schaffen das wer gnädig, Jährlich werfen hinein ein Ring, daß es sie wie ein braut umbsing. Aber wie oft hats sich erwisen Gantz feindtlich mit den ubergüssen? Auch, wan sie jrer Gmal wohl trauten, 20. Was dorffts, daß sie vil dämm umbbauteu? deshalb ein andre weiß ist gwiß zu zämen die wasser und flüß, daß sie geschlacht und folgig werden und die leut särtigen on bschwerden. Welchs ist dieselb? Nemlich nur die, welche wir Han erfaren hie, daß neulich sie gebrauchet hat die jung mannschafft aus Zürich der statt; das ist: hantsest arbeitsamkeyt 30. und standhasst unverdrossenheit, durch rudern, riemen, stoffen, schalten, ungeacht müh ernsthaft anhalten, d. Die Zürcher ko Da frewten sich die reysgeferten, als sie den rein da rauschen hörten, und wünschten aufs ein newes glück, daß glücklich sie der rein fortschick, und grüßten jn da mit trommeten: „Nun Han wir deiner hilff von nöten, o rein, mit deinem Hellen flus! dien du uns nun zur fürdernuß! las uns genisen deyner gunst, 10. dieweil du doch entspringst bey uns, am vogelberg, bey den Luchtmannen2), im rheintzierland^), von alten anen, und wir dein that, dadurch du rinnst, mit bawfeld zirn, dem schönsten dienst, schalt diß wagschifflein nach begeren, wir wollen dir es doch verehren. Levt es gen straßburg, deine zird, darsür du gern lauffst mit begird, weil es dein ström zirt und ergetzt, nicht schewen hiz, schweis, gfärlichkeit, noch der wasser ungestümmigkeit,. nicht erschräcken ab wirbeln, wällen, sonder sich hertzhafft gegenstellen, je meh die Flüß laut rauschend trutzen, je kräfftiger hinwjder stutzen: inn summa, durch standhasft gemüt 40. und strenge Hand, die nicht ermüd; dann nichts ist also schwer uno scharst, das nicht die arbeit underwarfs; nichts mag wohl sein so ungelegen, welchs nicht die arbeit bring znwegen; was die faulheit halt für unmüglich, das uberwind die arbeit füglich, die arbeit hat die Berg durchgraben und das thal in die höh erhaben, hats land mit flatten wohnhaft gmacht, 50. und die ströiü zwischen dam ge- bracht, hat schiff gebaut, das mer zuzwingen, daß es die Leut muß überbringen und die leut über flüß muß dragen, und sich mit rüdern lassen schlagen, daß es die schiff so gschwind muß fürn, als die Vögel der luftz thut rürn. men in den Rh ein. 20. gleich wie ein gstein im ring versetzt." der rein möcht diß kaum hören auß, da wund er umb das schiff sich kraus, macht umb die ruder ein weit rad, und schlug mit freuden anß gestad, und ließ ein rauschend stimm da hören, drauß man möcht bife wort erklären: „Frisch dran, jr liebe evdgenossen," sprach er, „frisch dran, seht unverdrossen; also folgt eweren vorfaren, 30. die diß thaten vor hundert jaren; also muß man hie rhum erjagen, wenn man den alten will nachschlagen, von ewerer vorfaren wegen seit jr mir willkumen hie zugegen, jr sucht die alt gerechtigkeit, die ewer alten Han bereit; dieselbig will ich euch gern gönnen, wie es die alten Han gewonnen. ff der Luft ist Nom. Sing. (Mask.) — 2) Lukmanier. — 3) Rhätien.

3. Bilder aus den neuen Reichslanden und aus dem südwestlichen Deutschland - S. 182

1880 - Leipzig : Spamer
182 Elsässer Lebensbilder. Magst unser Wagschifs fördern gut, Leit' es gen Straßburg, deine Zier, Strömst du doch gern vorüber ihr, Weil sie dich freuet und entzückt, Gleich wie der Stein den Goldring schmückt!" — Der Rhein aber wand sich traulich um das Schiff, schlug vor Freudeu aus Gestade und sagte mit rauschender Stimme: ,,So recht, ihr lieben Eidgenossen, Nur frisch gewagt! Seid unverdrossen, Wie eure tapfern Vordern waren, Die das gethan vor hundert Jahren; Die Arbeit hilft gewiß zum Siege Und schafft, daß hoch daher man fliege!" Die Reisenden aber hörten seine Stimme, wie wenn der Wind ins Segel bläst, oder wie des Mnthes Wehen in ihrer Brust; da zogen sie kräftig die Ruder an, die sechzehn Rnder mit einem Zug; der Steuer- manu stand an seinem Pflug und schuitt tiefe Furcheu in den Rhein. Die liebe Sonne mit ihrem Schein vergoldete die Ufer. Geschwätzig plaudernd tanzten die Wellen rings um das Schiff, das Gestade warf scherzend die Wasser zurück. In Laufenburg, wo ueidische Felsblöcke dem Strome deu Weg zu sperren suchen und der Rhein mit gewaltigem Wogensturz sich zwischen Felsen eine Gasse bahnt, müssen unsere Schiffer das Boot ver- lassen und den Hirsebrei in ein anderes hinübertragen, das jenfeit der Stromschnelle bereit liegt. Unterhalb Säckingen, der Seqnanerstadt, wo St. Fridolins Kloster ans der Insel steht, fahren sie im „Gewilde" des Rheins zwischen starrenden Felsklippen an dem dritten Strudel, dem Hölleu- haken, glücklich vorüber nach Rheinselden. Von hier an nimmt der Fluß reiner und sanfter den Lauf; er thut es der lieben Stadt Basel zu Liebe, der er gar wohlgewogen ist wegen der Tapferkeit der Männer an ihrem Gestade und wegen des Fleißes, mit der sie sein Thalgelände anbauen. Um zehn Uhr gewahrten sie die Thürme von Basel. Von der dicht be- setzten Rheinbrücke inmitten der Stadt jauchzt die Volksmeuge deu wag- haften Gesellen Grnß und Beifall zu. Die unten antworten mit Trom- metenschall, und das Schifflein schoß unter der Brücke hindurch, „als ob ein flügger Pfeil vom Bogen oder ein Sperber wär' entflogen". Im An- gesteht von Breisach ward eine knrze Mittagsrast gemacht, dann ging es mit frischen Kräften weiter. „Je heißer bräunt' der Sonne Glut, je mehr entzündet ward ihr Mtfth", so daß die Souue erschrak und schneller ihren Weg fortsetzte, damit die Schiffer ihr nicht zuvorkommen möchten. Das spornte wieder diese zu neuer Thatkraft an. Kurz vor Sonnenuntergang erblickten sie die Pyramide des Straßburger Ministers, und gegen acht Uhr fuhren sie aus dem Rheinarm in die Jll hinauf. Jetzt ward die Züricher Flagge, blau und silbern, am Mäste aufgehißt, und unter Jubel und Trommetentusch läuft das „glückhafte Schiff" auf dem Straßburger Staden ein. Dort wartet die Menge, Kopf an Kopf gedrängt; ihre Will- kommensgrnße übertäuben den Trommelwirbel, und schon tummelt sich die

4. Deutsche Dichtung in der Neuzeit - S. 23

1916 - Trier : Lintz
23 Das vberwind die Arbeit füglich. Das es die Leut muß überbringen Die Arbeit hat die Berg durchgraben Vnd die leut vber flüß muß dragen Vnd das Thal inn die höh erhaben *), Vnd sich mit Rudern lassen schlagen, Hats Land mitt Stätten wonhaft gmacht Das es die Schiff so gschmind muß füren, 55 50 Vnd dieströmzwischendamm gebracht, Als die vögel der öuft2) thut rüren. Hat Schis gebaut, das Mer zuzwingen, b) Die Zürcher kommen in den Rhein. A. a. £>., S. 9. Da frewten sich die Reysgeferten, Als sie den Rein da rauschen hörten, Vnd wünschten auff ein newes Glück, Das Glücklich sie der Rein fortschick, 5 Vnd grüßten jhn da mit Trommeten: „Nun Han wir deiner hilff von nöten. O Rein, mit deynem hellen fluß Dien du vns nun zur fürdernuß! Las vns genisen deyner Gunst, 10 Dieweil du doch entspringst bey vns, Am Vogelberg, bey den Luchtmannen3), Im Rheintzierlandz, von alten anen, Vnd wir dein Thal, dadurch du rinnst, Mit bawfeld zirn, dem schönsten dienst. 15 Schalt diß Wagschislein nach begeren, Wir wöllen dir es doch verehren. Leyt es gen Straßburg, deine zird, Darfür du gern lauffst mit begird, Weyl es dein Stroni ziert und ergetzt, 20 Gleich wie ein Gstein im Ring versetzt." Der Rein möcht dis kaum hören auß. Da wund') er vmb das schiff sich kraus, Macht vmb die Rüder ein weit Rad, Vnd schlug mit sreuden auß gestad, 25 Vnd ließ ein rauschend Stimm da hören, Drauß man möcht dise wort erklären: „Frisch dran, jr liebe Eydgenossen," Sprach er, „frisch dran, seitvnuerdrossen. Also folgt eweren Vorfaren, 30 Die diß thaten vor hundert jaren8). Also muß man hie Rhum erjagen, Wann man den Alten will nachschlagen. Bon ewerer Vorfaren wegen Seit jr mir willkumm hie zugegen. 35 Jr sucht die alt Gerechtigkeit, Die ewer Alten Han bereit; Dieselbig will ich euch gern gönnen, Wie es die Alten Han gewonnen. Ich weiß, ich werd noch offtmals sehen Solchsvon ewernnachkommnengschehen. 40 Also erhält man nachbarschafft, Dann je") der Schweitzer eygenschafft Ist Nachbaurliche freuntlichkeit Vnd inn der Not standhafftigkeit. Ich hab vil ehrlich leut und Schützen, 45 Die auf mich iun Schiff thäten sitzen, Geleit gen Straßburg auff das schiessen, Dafür mit freüden ich thu flisen; Aber keyne hab ich geleit Noch heut des tags mitt solcher freud. 50 Fahr fort, fahr fort, laßt euch nichts schrecken Vnd thut die lenden daran strecken! Die Arbeit trägt darvon den Sig Vnd macht, das man hoch daher flig Mit Fama, der Rumgöttin herlich; 55 Dan was geschicht schwärlich8), das würd ehrlich. Mit solchen leuten soll man schiffen Durch die Mörwirbeln und Mördisen, Mit solchen forcht man kein Meerwunder Vnd kein Wetter, wie sehr es tunder 60 Mit solchen dörfft man sich vermessen, Das einen fremde fisch nicht fressen; Dann dise alles vberstreitten8) Durch jr vnuerdrossen arbeyten. Mit disen Knaben solle einer 65 Werden des Jasons Schifsartgmehner'°) Inn die Insul zum Gulden Wjder; Da müßt er, das er käm Herwider. !) erhoben. — 2) „der Luft" ist Nom. Sing. Mast. — 3) der Mittelrhein ent- springt an dem zur Gotthardgrnppe gehörigen Lukmanier. — Z Rhätien. — a) wand. — 6) 1456 fand die erste Fahrt der Zürcher mit dem warmen Hirsebrei nach Straßburg statt. — * 6 7) immer. — 8) mit Mühe. — 9) überwinden. — 10) Schifsahrtgenosse.

5. Teil 4 - S. 241

1912 - Hannover : Norddt. Verl.-Anst. Goedel
241 Anstrengung volle drei Tage dazu. Damals galt sie allgemein als ein Wagstück, und man wettete mehr dagegen als dafür, daß es den Zürichern gelingen würde. Ein damals in Straßburg lebender Dichter, namens Johann Fischart, hat das Andenken an diese Fahrt der Züricher Bürger durch eine treffliche Dichtung frisch und leben- dig für die Nachwelt bewahrt. Sein Werk führt den Titel: „Das glückhafte Schiff von Zürich, artliche Beschreibung der ungewohnten und doch glückfertigen Schiffahrt etlicher Bürger von Zürich, auf das vielberühmte Hauptschießen gen Straßburg getan." Dieses Ehren- gedicht für die Züricher ist zugleich für unser ganzes deutsches Volk geschrieben, weil es uns zeigt, was wackere Männer durch Willenskraft und rüstiges Streben nach einem bewußten Ziele sowie einmütiges Zusammenwirken zu leisten vermögen. Wie ein roter Faden geht durch die ganze Dichtung der Gedanke: Wer wird fortan noch können sagen, daß Arbeit nicht könnt’ all’s erjagen. Noch ist die kurze Juniusnacht (20. Juni) nicht vorüber, noch funkeln die Sterne am Himmel, da besteigen dreiundfünfzig fröh- liche Bürger, sämtlich in Rosa und Schwarz gekleidet, mit ihnen sechs Spielleute — drei Trompeter, zwei Trommler und ein Pfeifer — das am Ufer der Limmat bereitliegende Boot. In der Mitte des Schiffleins dampft im gewaltigen ehernen Topfe der Hirsebrei, den die Züricher Hausfrauen in Milch gekocht und mit allerlei Zutaten gewürzt haben. Durch ein mit heißem Sande gefülltes Faß wird er vor frühem Erkalten geschützt. Auch mit frischgebackenen Semmelringen haben sich die Reisenden versehen, um sie unterwegs an verschiedenen Haltorten, besonders aber in Straßburg, unter die Jugend auszustreuen. Unter dem jubelnden „Glückauf!" der Volksmenge an den Ufern und den fröhlichen Klängen der Musik gleitet das Schifflein den reißenden Bergstrom, die Limmat, hinab in die Aar. Mit Sonnen- aufgang ist der Rhein erreicht. Da freuten sich die Reisegefährten, als sie den Rheinstrom rauschen hörten, und grüßten laut ihn mit Drommeten: „Nun han wir deine Hilf vonnöten! — Du Rhein mit deiner hellen Flut magst unser Schifflein fördern gut, leit es nach Straßburg, deiner Zier, strömst du doch gern vorüber ihr, weil sie dich freuet und entzückt, gleichwie der Stein den Goldring schmückt!" Der Rhein wand sich traulich um das Schiff, schlug vor Freu- den ans Gestade, rauschte und sang: Kippenberg, C 4. [©.] 16

6. Bilder aus den neuen Reichslanden und aus dem südwestlichen Deutschland - S. 183

1880 - Leipzig : Spamer
Johann Fischart und das „glückhafte Schiff". 183 Jugend, um das von den angekommenen Gästen ausgestreute berühmte Züricher Gebäck aufzufangen. Zwei Rathsherren bewillkommnen Namens der Stadt die Züricher Gastfreunde; dann tritt aus den Reihen der Letzteren der Obmann, Statthalter Kaspar Thomann, hervor und spricht: „Das soll euch weisen, wie den Jungen Noch nicht der Alten Mnth gebricht, Daß wir den stolzen Rhein bezwungen, Und unfern Lauf auher gericht't, Soll weisen, daß am Rheingestade Auf etlich' dreißig Meilen g'schwind, Droht euch vom Feind Gefahr und Schade, Die Helfer treu zu finden sind, Eh' daß ein Brei nur mög' erkalten, Bevor ein Semmelring wird hart, Dem stolzen Feind die Glatz' zu spalten Recht nach der tapfern Vordern Art!" — Dann setzt sich der Zug in Bewegung. Vorauf die Spielleute, die Straßburger Rathsherren und Festdamen, geschmückte Knaben mit Fähnchen, darauf die Züricher, in ihrer Mitte den dampfenden Hirsebrei, von stämmi- gen Schultern getragen, umgeben von Straßburger Bürgern zu Fuß und zu Pferde. So geht's unter dem brausenden Jubel des Volkes bis in die Jndengasse nach der Zunftstube der Maurer, wo Ammeister und Stadtrath die Gäste beim lecker bereiteten Mahl erwarten. Als erstes Gericht wird der Hirsebrei aufgetragen, und siehe da, er ist noch so warm und frisch, „daß Mancher sich gewundert hat, wenn er am Mund ihn brennen that!" Nun folgen zwei Tage, reich an Festlichkeiten und Ehrenerweisungen für die Gastfreunde; darauf (23. Juni) unter einem Ehrengeleit der Straß- burger die Heimfahrt zu Wagen durch die Elsäsfer Städte nach Zürich, wo sie (28. Juni) unter dem Jubel ihrer Mitbürger eintreffen. Es ist ein frischer Zug aus dem deutschen Volksleben, diese Hirsebrei- fahrt der Züricher Schützen, und der Mann, der sie durch seine Dichtung verherrlicht hat, verdient wol schon allein um dieser willen einen der ersten Ehrenplätze unter den Dichtern des Elsaß. Er hat sich aber auch noch durch andere Werke ein ruhmvolles Andenken gestiftet. Ein Freund des Lichts und der Wahrheit, schwingt er in Poesie und Prosa, in Scherz und Ernst, oft unbarmherzig die Geißel des Wortes und versteht es meisterhaft, in seiner wortspielenden, witzsprudelnden Rede die Thorheiten zu verspotten, die Laster zu bekämpfen, die Heuchler zu entlarven, der Wahrheit Bahn zu brechen. Der Roman „Gargantua" des französischen Satirikers Rabelais wird in seiner Bearbeitung als „Affeuteuerliche Geschichtsklitterung" ein lebensvolles Zeitgemälde voll bitterer Anspielungen auf die Schwelgerei der Höfe, die Roheit und Unwissenheit der Geistlichen. Am schärfsten geht er den Jesuiten oder „Jesuwidern" zu Leibe, deren „jesuwidriges" Treiben iu dem nahen Molsheim, wo sie gerade um diese Zeit (1580) sich häuslich niederließen, er aus eigenem Augenschein hinreichend kennen gelernt haben mochte, um in seinem „Jesuiterhütlein" prophetisch auszurufen:

7. Bilder aus den neuen Reichslanden und aus dem südwestlichen Deutschland - S. 181

1880 - Leipzig : Spamer
Johann Fischart und das „glückhafte Schiff". 181 mit Schaumünzen oder mit roth und weißen Preisfähnlein belohnt. Mit der Muskete thut ein geringer Mann aus Schwaben, mit der Armbrust ein Straßburger Bürger den Meisterschuß. Der Ruf vom Straßburger Schützenfest lockt, je länger es dauert, desto mehr Gäste herbei. Aus der Schweiz ist schon bei der Eröffnung des Schießens eine amtliche Abordnung eingetroffen. Da wandelt noch eine Anzahl Züricher Bürger die Lust an, dem Feste beizuwohnen; sie be- schließen, auf eigene Kosten die Fahrt zu rüsten. Einer unter ihnen, Herr Hans im Wöhrd, erinnert daran, wie schon vor hundert Jahren ihre Alt- vordern an einem Tage zu Wasser die Fahrt vou Zürich nach Straßburg gemacht und einen Hirsebrei noch dampfend ans Ziel gebracht, nm den Straßburgeru zu zeigen, daß die Entfernung sie nicht hindere, ihnen bei einem Bündniß rechtzeitig Beistand zu bringen. Dieses Beispiel ihrer Vor- fahren beschließen die Züricher Schützen nachzuahmen. — Heutzutage, wo uns das Dampfrad im Fluge von einem Orte zum andern trägt, vergißt man leicht, was vor dreihundert Jahren eine solche Reise aus dem schwer schiffbaren obern Rhein in so kurzer Zeit, während man gewöhnlich drei Tage dazu gebrauchte, für Anstrengung kostete. Damals galt sie all- gemein für ein kühnes Wagestück; sie wurde noch mehr berühmt dnrch die Dichtung, in welcher ein Straßbnrger Dichter, Johann Fischart (geb. 1530 zu Mainz), dieselbe verherrlicht. Sein Ehrengedicht für die Züricher ist zugleich ein Loblied, welches der Willenskraft, dem mannhaften Ringen nach einem bewußten Ziele, dem treuen und einmüthigen Zusammenwirken der Bürger gilt. Die Festfahrt der Züricher Schützeu wird dadurch zu eiuem bedeutsamen Beispiel für das ganze deutsche Volk erhoben. „Wer wird forthin noch können sagen, Daß Arbeit nicht könnt' All's erjagen!" — Das ist der durchgehende rothe Faden des Gedichts. Noch ist die kurze Juniusuacht (20. Juni 1576) nicht vorüber, noch funkeln die Sterne am Himmel, da besteigen vierundfünfzig fröhliche Bürger, mit ihuen sechs Spielleute — drei Trompeter, zwei Trommler und ein Pfeiffer — das am Ufer der Limmat bereitliegende Boot. In der Mitte des Schiffleins dampft im gewaltigen ehernen Topfe der Hirsebrei, den ein mit heißem Sande angefülltes Faß vor dem Erkalten schützt. Auch mit frisch gebackenen Semmelringen haben sich die Reisenden versehen, um sie unterwegs an verschiedenen Haltepunkten unter die Jugend auszustreuen. Unter jubelndem „Glückauf!" der Volksmenge an den Ufern und den froh- lichen Klängen der Musik gleitet das Schifflein den reißenden Bergstrom, die Limmat, hinab in die Aar. Mit Sonnenaufgang ist der Rhein erreicht. „Da freuten sich die Reis'gefährten, Als sie den Rhein da rauschen hörten, Und grüßten laut ihn mit Trommeten: „Nun han wir deiner Hüls' Vonnöthen! — Du Rhein mit deiner hellen Flut

8. Bilder aus den neuen Reichslanden und aus dem südwestlichen Deutschland - S. 173

1880 - Leipzig : Spamer
Die Hirsebreifahrt der Züricher nach Straßburg. Wsser Zmmder. Der Mönch von Weißenburg. Meister Gottfried von Straßburg. Johann Fischart und das glückhafte Schiff. Vater Oberliu und sein Wirken in Steinthal, Ein Besuch iu Seseuheim. Elsässer Dichter der Neuzeit. 'Der Mönch von Wernburg. u der Stätte, wo vor wenigen Iah- ren die deutschen Waffen den ersten _ - glänzenden Sieg über die franzö- sischen erfochten, stand in ältester christlicher Zeit eine Benediktinerabtei in Verbindung mit einer Klosterschule, um die sich in der von der Natur mit mannichfachen Reizen und Reich- thnmern ausgestatteten Landschaft die ersten Ansiedelungen des späteren Städtchens Wizzunburg oder Weißenburg erhoben. Die geistlichen 1

9. Teil 4 - S. 243

1912 - Hannover : Norddt. Verl.-Anst. Goedel
243 wird die Züricher Flagge, blau und silbern, am Maste aufgehißt, und das glückhafte Schiff läuft auf dem Straßburger Staden ein. Dort wartet die Menge, Kopf an Kopf gedrängt. Trompetentusch, Trommelwirbel und donnernde Willkommenrufe begrüßen die an- kommenden Gäste. Rings um sie tummelt sich die Jugend, um die ausgestreuten berühmten Züricher Semmelringe aufzufangen. Zwei Ratsherren empfangen die Gastfreunde; dann tritt aus den Reihen der letzteren der Obmann Kaspar Thomann hervor und spricht, auf den dampfenden Hirsebrei weisend: „Das soll euch zeigen, daß den Jungen noch nicht der Alten Kraft gebricht, daß wir den stolzen Rhein bezwungen und unsre Fahrt anher gericht’t; soll zeigen, daß am Rheingestade auf etlich' dreißig Meilen geschwind, droht euch vom Feind Gefahr und Schade, die Helfer treu zu finden sind; eh' daß ein Brei nur mög’ erkalten, und eh' ein Semmelring wird hart, dem stolzen Feind die Glatz' zu spalten recht nach der tapfern Vordem Art!" — Nun setzt sich der Zug in Bewegung, vorauf die Spielleute, die Straßburger Ratsherren und Festdamen, die Knaben im Festschmucke mit den Fähnchen, darauf die Züricher, in ihrer Mitte den Hirse- brei von stämmigen Schultern getragen, umgeben von Straßburger Bürgern zu Fuß und zu Pferde, während der Pritschmeister Mühe hat, die neugierig und naschlustig sich hinzudrängende Jugend mit klatschenden Pritschenschlägen fern zu halten. So geht's unter dem brausenden Jubel des Volkes bis in die Judengasse nach der Zunft- stube der Maurer, wo Ammeister und Stadtrat die Gäste beim köstlich bereiteten Mahle erwarten. Als erstes Gericht wird der Hirsebrei aufgetragen, und siehe da, er ist noch so warm, „daß mancher sich gewundert hat, wenn er am Mund ihm brennen tat!" Erst nach Mitternacht endete das fröhliche Gelage, dann wurden die Züricher von den Straßburger Ratsherren mit Fackeln nach ihrer Herberge geleitet. Nun folgten zwei Tage, reich an Festlichkeiten und Ehren- erweisungen für die Gastfreunde, darauf (23. Juni) unter einem Ehrengeleite der Straßburger die Heimfahrt zu Wagen durch die Elsässer Städte nach Zürich, wo sie (28. Juni) unter dem Jubel ihrer Mitbürger mit ihren gewonnenen Preisfähnchen und den zum Gedächtnis des Festes geprägten Schaumünzen eintrafen. Dies war die Hirsebreifahrt der Züricher, von der Johann Fischart sagt: „Wer künftig wird den Rhein befahren, der soll auch euer Lob nicht sparen 16*

10. Bd. 2 - S. 513

1906 - Straßburg : Straßburger Dr. und Verl.-Anst.
Anhang. 513 14. bis zur Wille des 18. Jahrhunderts. digers Geiler von Kaysersberg (f 1510) der ein Freund Sebastian Brants war. Iii. Aus der Jett vom Der Meistergesang: 200. Eine Fest- schule der (Nürnberger) Meistersinger. Singschulen gab es in Mainz, Augsburg, Nürnberg, Colmar, Straßburg u. a. Städten. Der größte Meistersänger war der Nürnberger Hans Sachs, f 1576. Von ihm das Gedicht „Das Schlaraffen- land", in neuhochdeutscher Übersetzung in Band l. Nr. 115. Sebastian Brant, Stadtschreiber in Straß- burg, f 1521. Großen Ruhm brachte ihm sein „Narrenschisf", eine mit Bildern gezierte Dichtung, die in elsüssischermund- ° art geschrieben war. Brant geißelt darin alle Laster und Gebrechen seiner Zeit, indem er uns 110 Narren, z. B. den Geiznarren, den Hochmutsnarren, den Modenarren u. s. w. vorführt. Der Hoffart und Genußsucht seiner Zeit gegen- über preist er die Armut als die Mutter aller Tugenden und rühmt die Genüg- samkeit als die Quelle alles Glückes. Johann Fischart, er war in Mainz ge- boren, lebte längere Zeit in Straßburg als Rechtsanwalt und starb 1590 als Amtmann zu Forbach. Am bekanntesten ist sein Gedicht „Das glückhafte Schiff von Zürich"; vgl. dazu Band 1: 327. Eine Fahrt zum Straßburger Freischießen. Von den Prosa-Schriften jener Zeit ge- hören zu den berühmtesten die Elsässische Chronik von Jakob Twinger von Königshofen (f 1420) aus dem Ende des 14. Jahrhunderts und die Pre- digten des Straßburger Münsterpre- vou Logau, Friedrich, f 1655, ein schle- sischer Spruchdichter. — 100: Ii. 3; 172: Ii. 2. Dach, Simon, f 1659 als Professor in Königsberg. — 89. Sieb der Freundschaft. Angelus Silesins, (eigentlich Johann Schesfler), f 1677, dichtete geistliche Lieder und Spruchgedichte. — j!09 : Ii. 1; 172: Ii. 3. von Griminelshaufen,Christoph, s 1676 in der ehemals bischöflich straßbnrgischen, jetzt badischen Stadt Renchen. Sein Werk: Simplizissimus; eine Probe daraus im Band I. Nr. 328. Geliert, Christian Fürchtegott, geb. 1715 zu Hainichen bei Freiberg in Sachsen, s 1769 als Professor der Universität Leipzig. — 96. Der Prozeß. 392. Die Ehre Gottes in der Natur. Pfeffel, Gottlieb Konrad, geb. 1736 in Colmar, erblindete, als er 20 Jahre alt war. Trotzdem verheiratete er sich und führte ein sehr glückliches Familienleben; gründete eine Erziehungsanstalt; erhielt später hohe Ämter in der Kirchen- und Schulverwaltung; f l809 in seiner Vater- stadt. Er dichtete besonders Fabeln, ferner poetische Erzählungen. — 18. Das Jo- hanniswürmchen. 91. Die Tabakspfeife. Volkslieder: 201. Erntelied. 202. Prinz Eugen vor Belgrad. Iv. Aus der Wkntezeil des 18. Jahrhunderts. Klopftock, Friedrich Gottlieb, geb. 1724 zu Quedlinburg, f 1803 in Hamburg. — 203. Auferstehung. Klopstocks Meisterwerk ist das große Epos „Messias"; die vier ersten Verse lauten: Sing, unsterbliche Seele, der sündigen Menschen Erlösung, Die der Messias auf Erden in seiner Menschheit vollendet, Und durch die er Adams Geschlecht zu der Liebe der Gottheit, Leidend, getötet und verherrlicht, wieder erhöht hat. N. Goliesleben, Deutsches Lesebuch. Qq

11. Kleine Geographie von Elsaß-Lothringen - S. 82

1895 - Straßburg : Heitz
82 Statuen finden sich von Kleber (franz. General), Gntenberg (Erfinder der Buchdruckerknnst), Lezay- Marnefia (einer der ausgezeichnetsten Präfekten des Niederrheins), ferner die schon erwähnte Büste König Ludwig I. und die Fischarts (Dichter des „Glückhaft Schiff") am Fischartbrnnnen auf dem Züricherplatz. Straßburg besitzt eine große Anzahl von Fabriken aller Art; die vorzüglichsten sind: die Tadakmanufak- tnr, viele Bierbrauereien, Buchdruckereieu, Gerbereien, Sauerkraut- und Gänseleberpastetenfabriken, Wachs- tuch-, Strohhut- und Handschuhfabriken, Tapeten- fabriken, Schokolade-, Teigwaren und Senffabriken, Seifen- und Lichterfabriken, Leimfabriken, Messer- und Justrumentensabriken, Oseu-, Bijouterie- und Möbel- sabriken, Orgel- und Klavierfabriken, eine Glocken- gießerei, eine Wollspinnerei, Färbereien, Bürsten- fabriken, Hutfabriken, chemische Fabriken, Getreide-, Oel- und Sägemühleu u. s. w. Längs dem Rheine hin besitzt die Stadt ansehnliche Waldungen, der Ruprechtsauer und der Nenhofer Wald genannt. V. Der Landkreis Straßbnrg. 82,000 Einwohner. 561 □ km. 1. Schiltigheim (7750 Einw.), auf einer An- höhe, 3 km von Straßburg, au der Straße nach Lauterburg, mit Straßburg durch Straßenbahn, die dnrch die drei zusammenhängenden Dörser Schiltig- heim, Bischheim (6000 Eiuw.), Höhnheim (1700 Einw.) geht, verbunden. Der Ort ist sehr gewerbsam, wozu die Nähe der Stadt Straßburg beiträgt. Es sind

12. Größeres Handbuch für Schüler zum Gebrauche bei dem Unterrichte in Bürgerschulen und höheren Unterrichtsanstalten - S. 217

1874 - Leipzig : Klinkhardt
217 2) Die Zeit von 1624 bis 17 40, in welcher der italienische und französische Einfluß herrschend war; 3) Die Zeitvon 1740 bis 183 2, in welcher Deutschland seinen poetischen Höhepunkt erreicht hat; 4) Die Zeit von 1832 bis jetzt, in welcher sich besonders durch das Eindringen politischer Elemente in der Poesie ein Sinken offenbarte. Erster Abschnitt. Die Herrschaft der klassischen Gelehrsamkeit, von 1500—1624. § 31. Viele dichten in lateinischer Sprache, z. B. Ulrich von Hutten, t 1523, u. A Unter den wichtigsten poetischen Erscheinungen in deutscher Sprache rechnen wir die poetische Erzählung, die Satyre, die Fabel und das evangelische Kirchenlied. § 32. Die poetische Erzählung ist vornehmlich durch zwei Dichter vertreten, durch Hans Sachs und Johann Fischart. Hans Sachs entwickelt am schönsten sein poetisches Talent in den ernsten („Histori und Geschieht"), wie in den scherzhaften („Fabeln und gute Schwenk") Erzählungen. Johann Fischart, genannt Mentzer, wahrscheinlich aus Straßburg, b um 1590, dichtete nur Eine Erzählung, aber die beste: „Das glückhaft Schiff von Zürich". § 33. Der großen Satyriker besitzt Deutschland drei. Es sind: a) Sebastian Brandt, ein Straßburger, 1458—1521', das „Narrenschiff". b) Thomas Murner, ein Franziskaner aus Straßburg, 1476 bis 1536. „Die Narrenbeschwörung", „Schelmenzunft" u. A.; c) Johann Fischart, der größte Satyriker Deutschlands, das „vierhörnige Jesuiterhütlein", „S. Dominici Leben", der „Bie- nenkorb" u. A. Die berühmteste Satyre: „Gargantua" ist, wie die „Geschichtsklitte- rung" und „Aller Praktik Großmutter" in Prosa geschrieben. Eine Abart dieser Satyre ist das „satyrische Thiergedicht", z. B. die „Flohhatz", von Fischart, und der „Froschmeuseler", von Georg Rollenhagen (aus der Mark 1542—1609, | als Rektor in Magdeburg). 8 34. Die „Lehrfabel" wurde mit Glück von zwei Hesfen, Eras- mus Albertus 1-1553 und Burkard Waldis um 1550 bearbeitet. Unter den übrigen Lehrgedichten dieser Zeit sind abermals 2 von Fischart: das „Ehezuchtbüchlein" und die „Anmahnung zu christlicher Kinderzucht". — § 35. Die Reformation hatte in ihrem Geleite eine große religiöse Begeisterung, welche sich am besten in dem „evangelischen Kirchen- liede" ausspricht. Hier glänzen als Dichter: Luther, Speratus, Decius, Eber, Herrmann, Ringwald u. a. m. — § 36. Das Drama gelangt in diesem Zeitraume zu keiner voll-

13. Von 30 v. Chr. bis 1648 n. Chr. - S. 204

1911 - Leipzig : Quelle & Meyer
204 Die Gegenreformation und der dreißigjährige Krieg Zugeständnisse machen. Auf dem Gebiete der Architektur erwiesen sich die deutschen Fürsten, die sonst die heimische Kunst kaum unterstützten, als Mäcene. Zahlreiche Schloßbauten gehören der Renaissanceperiode an, als deren vollendetstes Denkmal der um 1560 entstandene Otto-Heinrichsbau des Heidelberger Schlosses gilt. Daneben führten auch die Städte, z. B. Augsburg und Bremen, prächtige Rathausbauten aus, und mancher reiche Privatmann ahmte ihr Beispiel nach. § 188. Die deutsche Dichtung im 16. und 17. Jahrhundert. Die deutsche Dichtung des Reformationszeitalters bewegte sich im wesentlichen in denselben Bahnen wie die des ausgehenden Mittelalters, wurde aber naturgemäß durch die religiöse Bewegung des Jahrhunderts stark beeinflußt. Am deutlichsten zeigt dies der Meistergesang; seit der Reformation durften nur biblische Texte den Gedichten zugrunde gelegt werden und an Luthers Bibelübersetzung wurde die Reinheit Hans Sachs der Sprache gemessen. Ein echter Dichter war Hans Sachs (f 1576). Seine Stärke lag in seinen Fastnachtsspielen und seinen oft meisterhaften Schwänken, die sich durch Lebendigkeit der Handlung, natürliches Gefühl und wahrhaften Humor auszeichneten, so daß die nächsten Generationen sehr mit Unrecht über den schlichten Vers-schmied spotteten. Dagegen erhoben sich seine beinahe zahllosen Meistergesänge vielfach nicht über den Standpunkt inhaltsloser Reimereien. Auch die Satire blühte weiter. Sie wurde in der ersten Hälfte des Jahrhunderts durch den Straßburger Mönch Thomas Murner vertreten, einen entschiedenen Gegner Luthers, gegen den sich sein witzigstes Gedicht Von dem großen lutherischen Narren richtet. Ein Die eifriger Protestant war dagegen sein Landsmann Johann Fis chart Satiriker ^ ^er Gelehrsamkeit mit Geschicklichkeit in der Behand- lung der Sprache vereinigte. In seinem Vierhörnigen Jesuiterhütlein griff er den verhaßten neuen Orden des Loyola an, während das vielgelesene Glückhafte Schiff von Zürich die merkwürdige Fahrt Züricher Bürger zum Schützenfest nach Straßburg beschreibt. Ein treffliches allegorisch-satirisches Gedicht ist der Froschmäusekrieg des Georg Rollenhagen, verfall des Das weltliche Volkslied behauptete bis gegen die Mitte des Volkslieds Jahrhunderts seine hervorragende Stellung. Dann ging es zurück. Es verlor seine Natürlichkeit und Kraft, und erlag dem Wettbewerb Das geist- durch das geistliche evangelische Volkslied, das Kirchenlied. In lc ued' s' Luther selbst, in Paul Speratus, Nicolaus Decius, Bartholomäus Ringwald u. a. fand dies gewaltige Vertreter. Eine große Rolle spielte in dieser Zeit ausgebreitetster Kenntnis Dichtung0 der lateinischen Humanistensprache auch die lateinische Dichtung,

14. Deutsche Dichtung in der Neuzeit - S. 22

1893 - Trier : Lintz
22 Ich weiß, ich werd noch osftmals sehen 40. solchs von eweren nachkommen gschehen. Also erhält man nachbarschafft, dann je der schweitzer eygenschafft ist nachbaurliche freuntlichkeit und inn der not standhafftigkeit. ich hab vil ehrlich leut und schützen, die auf mich inn schiff thäten sitzen, Geleit gen straßburg auff das schiessen, dafür mit freüden ich tu fließen; aber keyne hab ich geleit 50. noch heut des tags mit solcher freud. fahrfort,fahr fort,laßt euch nichts schrecken und thut die lenden daran strecken! die arbeit trägt darvon den sig und macht, das man hoch daher flig mit Fama, der ruhmgöttin herrlich; dan was gschicht schwärlich, das würd ehrlich. mit solchen leuten sollt man schiffen durch die mörwirbeln und mördifen, mit solchen forcht man kein meerwunder 60. und kein Wetter, wie sehr es tunder, mit solchen dorfft man sich vermessen, das einen fremde fisch nicht fressen; dann dise alles uberstreitten durch jr unverdrossen arbeyten. mit disen knaben solte einer werden des Jasons schiffartgmeyner inn die insul zum gülden wjder; da wüßt er, daß er käm Herwider, weren dise am meer gsessen, 70. so lang wer unersucht nicht gwesen America, die newe welt, dan jr lobgir het dahin gstellt. laßt euch nicht hindern an dem thun, daß auff die haut euch sticht die suun; sie will euch manen nur dadurch, daß jr schneid dapfer durch die furch; dann sie seh gern, daß jr die gschicht vollbrächten bey jrm schein und liecht, damit sie auch rhum davon trag, 80. gleich wie ich mich des rümen mag. Die Blatern ft, die sie euch nun brennt und die jr schaffet inn der hend, werden euch dienen noch zu rhum wie zwischen tornen eyne blum. Jr dürft euch nicht nach wind umbsehen, jr seht, der windt will euch nachwähen. gleich wie euch nun diß Wetter libt, also binn ich auch unbetrübt; jr sehet je mein Wasser klar 90. gleich wie ein spiegel offenbar, so lang man würd den Rein absaren, würd keyner ewer lob nicht sparen, sonder wünschen, daß sein schiff liess wie von zürch das glückhaffte schiff, wolau, frisch dran, jr habt mein gleyt nmb ewer standhafft srewdigkeyt. die straß auff straßburg sei euch offen, jr werd erlangen, was jr hoffen; was jr euch heut frü namen vor, 100. das würd den abend euch noch wor. heut werd jr die statt Straßburg sehen, so war ich sels herzu werd nähen ft; heut werd jr als wolkommen gäst zu Straßburg noch ankommen resch. nun, libs wagschislin, lauff behend, heut wirst ein glückschiff noch genent, und durch dich werd ich auch geprisen, weil ich solch trew dir hab bewisen." solch stimm der gsellschafft seltzam war, 110. und schwig drob still erstaunet gar, es baucht si, das si die Stimm fül, als wann ein wind bließ inn ein hül. derhalb jagt si jr ein ein mut, gleich wie das Horn und rüsfen thut des jägers, wenn es weit erschallt, den Hunden in dem finstern Wald, so sie im diessem thal verlauffen und die berg auff und ab durchschnauffen; alsdan jn erst die Waffel ft schaumpt 120. und kommen auf die spur ungsanmpt. also war auch dem schiff die stimm, bekam zu rudern erst ein grimm, thäten so starck die rüder zucken, als wollen fallen sie an rucken, inn gleichem zug, inn gleichem flug. der stewrman stund fest an den pflüg und schnitt solch furchen inn den rein, das das unterst zu oberst schein. ') Blasen. — ft sxlpft mich werde nahen. — ft das Maul.

15. Teil 7 = Für Obersekunda - S. 143

1918 - Leipzig [u.a.] : Teubner
143 Iv. Fischart. 99. Standhaftigkeit und Treue. Standhafft und Treu und Treu vud Standhafft, Die machen eyn Recht Teutsch ver- wandschafft. Beständige Treuhertzigkeyt Vnd Treuhertzig Beständigkeyt, Wann die kommen zur Eynigkeyt, So widerstehn sie allem Leyd. Daher vnser Vorfahren frei Durch Redliche Standhaffte Treu Schützten jr Freyheyt, Land und Leutz Ja weiterten jhr Land auch weit; Wie Lewen thäten sie bestan, Wann sie ein Feind thät greiften an. Vnd wann sie dann warn angegriffen, Die Glegenheyt sie nicht verschlieffen, Sonder dem Feind sie starck nach- setzten, Auft daß sie ihre Schart außwetzten, Gleich wie eyn Adler stark nachziehet Eym Raub, der jm mit list entfliehet. Ja wie ein Hund seins Herren Gut, Darauff er liegt und hälts inn Hut, Wider Frembde Treulich verwacht: Also hatten sie auch inn acht Das Land, welchs jhn Gott hat verliehen, Darinn jhr Kinder auffzuziehen. Was nun euch Frommen Teutschen heut, Die von so frommen Eltern seit, Auch nunmals will zuthun gebären, Solt jr hiebei zu Ginnt kurtz füren. 100. Das glückhaft Schiff von Zürich. 1576*) (Anfang.) Man lißt von Lerxe, dem Be- herrscher Des auffgangs^) und der Edeln Perser (Welcher neun hundert dausent mann Füret wider die Griechen an), Das, als er het zu Mer gestritten Vnd sehr grosen Verlust gelitten, Da ward er so ergrimmet sehr, Das er ließ geyselen das Mer Vnd wurff satten drein, es zu stillen 10 Vnd es zufässeln nach seim willen. Aber was half in dieser hon? So vil als nichts: er stoch davon. Desgleichen hört man von Venedig, Das sie, zuschaffen das Meer gnädig, Järlich werfen hinein ein Ring, 1 Das es sie wie ein Braut vmbfing. Aber wie oft hats sich erwisen Gantz feindtlich mit den Vbergüsser?)? Auch, wan sie jrer Gmahl wol trauten, Was dorffts, das sie vil Dämm umb- bauten? so Deshalb ein andre weiß ist gewiß, Zu zämen die Wasser und Flüß, Das sie geschlachtz und folgig werden Vnd die Leut färtigen5) on bschwer- den. Welchs ist dieselb? Nemlich nur die,. Welche wir Han erfaren hie, Das neulich sie gebrauchet hat Die jung Mannschafft auß Zürch, der Statt, 1) vgl. das Gedicht von Langbein: Der Züricher Breitopf, Quinta-Teil S. 289sf.. 2) des Ostens. 3) Überschwemmungen. 4) artig, gehorsam. 5) befördern.

16. Dichtung der Neuzeit - S. VII

1908 - Freiburg im Breisgau : Herder
Inhaltsverzeichnis Seite Vorwort.....................................................................v Fünfte Periode, von 1500 bis 1624. Das Zeitalter des Vorherrschens der satirisch-didaktischen Poesie. § 1. Hemmnisse eines Aufschwunges der Poesie..................................1 A. Die epische Zweite. § 2. I. Hans Sachs.................................................................2 1. Die ungleichen Kinder Evä.............................................3 2. Sankt Peter mit der Geiß..............................................6 Ii. Johann Fischart...........................................................8 Aus dem „Glückhaft Schiff"................................................9 B. Die lyrische Zweite. Seite § 3. Der Meistergesang, das Volks- lied, das Kirchenlied ... 11 § 4. Volkslieder: 1. An die deutsche Nation . 12 2. Mailied...............12 3. Frau Nachtigall .... 13 4. Preis des Gesanges... 13 5. Zechlied..............13 6. Trinklied.............13 7. Der Landsknechte Spruch . 14 8. Abschiedslied.................14 9. Innsbruck! ich muß dich lassen........................14 10. Franz von Sickingens Tod 15 Kirchenlieder: 1. Eine feste Burg ist unser Gott.........................16 2. Aus tiefer Not schrei ich zu dir.......................16 3. Umb den fryden .... 17 6. Die üörigen Dichlungsarten. 8 o. Die didaktische und die dramatische Poesie................................17 D. Zwosa. § 6. Martin Luther..............................................................19 An die Bürgermeister und Ratherrn.......................................20 Sagen, Volksbücher, Geschichtschreibung.................................23

17. Mit einem kolorirten Kupfer - S. 180

1809 - Leipzig Dresden : Selbstverl. K. Engelhardt / Barth
— aus dem Gefängnisse am Seile in ein Schiff sich Herabgelaffen und — nicht weniger als 25 Tonnen Goldes mitgebracht haben wollte. In der That hatte sie, nach Bildnissen, womit man V * U» **-► w u* W-C 3 Lg | Z 2 § 15® .« « ß ^ ^ -b i ß je ß g •«■■» ß S •a ß) S .0 ß ' Q ^ ^ Ä § Ü ä ** ** «ß-55 ß Jo 7* T» .g e Lz ß <^5? « e ft g wo g •ft ^ ß sg- -— e . a rß. ß ^ S e ß o ß E 5? a. « 3 «21 L a ce = B 21 en* 51 *S t,*” u * u e <*— .Jj W Ä « g a ß a O 'o' ¿1 ■s an ~ g «g. .ft <? ß> ^ ^ ft ß ß e a Q «» x> S ß B a o « Jo <cj> !a Jo *o ^ 85 S e.s ß « ~ 'S' s 'S w ft <a. to -g •ft a a- a 'S" ß ^ >2 «5 Q ß Ü e ft w e ß 5 .2 ft 'ß S »ft <a. «e (kjj ft' d ß •» 's ß ^2 e 'S) a\§ ^ S 5, ^ ß «) ß - a o -*a o O o ft V. ft- O Tt O lr> K 5 ? H a ft ft '— a ^ S S w e) ft e ft ft « ft 53 ft <ß- c ß 'S' - cq K ft ß a ß «• ft ä £ .S' <5=5 '«* O ft o «¡3 0 D ft ß kß a «> L ft J*..a s «) ß _ g's e g ft >g- g Jo «E. 'S/ ß 'S ß *sr Q ® ff g S, Jo ^ ß ß ft g ft s i e -e ft o Ö 'S“ »Tn ^ ft s 2 'S Krl- ß . ft g _ a » K>Ü. S ft c Ä te= w *0 ß ft ß Us, ft — «E ft a S ß ft Z S o a £ e> c e ft ft» .5 ft S Z D g w ft scheinlich Menschen ihres Gelichters) auf dem Schlosse Grimmenstein einquartirt, und manni- glich bedeutet, mit der größten Achtung sie zu be- handeln. Jndes

18. Teil 4 - S. 242

1912 - Hannover : Norddt. Verl.-Anst. Goedel
242 „So recht, ihr lieben Eidgenossen, nur frisch gewagt! seid unverdrossen, wie eure tapfern Vordem waren, die das getan vor hundert Jahren; fahrt fort, fahrt fort, laßt euch nichts schrecken und tut die Arme kräftig recken! Die Arbeit hilft gewiß zum Siege und schafft auch, daß man vorwärts fliege!" — Den Reisenden deuchte seine Stimme, wie wenn der Wind ins Segel bläst, oder wie wenn das Jagdhorn im Walde tönt und den Mut in der Brust des Jägers entfacht. Sie zogen kräftig die Ruder an in gleichem Zug, in gleichem Flug. Der Steuermann stand an seinem Wasserpfluge und schnitt tiefe Furchen in den Rhein. Auch die liebe Sonne hatte ihre Freude daran, daß das Schiff so tapfer fortschritt, und schien so hell in die Ruder hin- ein, daß sie von fern wie Spiegel glänzten. Geschwätzig plaudernd tanzten die Wellen rings um das Schiff; das Gestade warf scherzend die Wasser zurück, die ans Ufer schlugen. In Laufenburg, wo neidische Felsblöcke dem Strome den Weg zu sperren suchen und der Rhein mit gewaltigem Wogensturze sich zwischen Felsen eine Gasse bahnt, mußten unsere Schiffer ihr Boot verlassen und mit dem Hirsebrei in ein anderes steigen, das jenseit der Stromschnelle bereit lag. Unterhalb Säckingens, wo St. Fridolins Kloster auf der Insel steht, fuhren sie im „Gewilde" des Rheins zwischen starrenden Felsklippen an dem dritten Strudel, dem Höllenhaken, glücklich vorüber nach Rheinfelden. Von hier an nimmt der Fluß ruhiger und sanfter den Lauf; das tut er der Stadt Basel zuliebe, der er gar wohl gewogen ist wegen der Tapferkeit der Männer an seinem Gestade und wegen des Fleißes, mit dem sie sein Talgelände anbauen. Von der dichtbesetzten Rheinbrücke in Basel, die sie um die elfte Stunde erreichten, jauchzte die Volksmenge den waghaften Gesellen Gruß und Beifall zu. Die unten antworteten mit Drom- metenschall, und das Schiff schoß unter der Brücke hindurch, wie der Pfeil vom Bogen fliegt. Daß sie nun das Rheinknie bei Basel erreicht hatten, freute sie sehr; denn sie dachten: „Der rauheste Weg ist überwunden, der weiteste wird wohl auch gefunden." Gegen zwei Uhr ward im Angesicht von Breisach eine kurze Mittags- rast gehalten, dann ging es mit frischen Kräften weiter: „Je heißer brannf der Sonne Glut, je mehr entzündet ward ihr Mut," so daß sie stärker ruderten. Aber auch die Sonne beschleunigte ihren Lauf. Schon neigte sie sich dem Westen zu, da erblickten die Züricher in dämmernder Ferne die Turmpyramide des Straßburger Münsters und begrüßten sie mit Freudengeschrei und Drommeten- fanfaren. Gegen acht Uhr fuhren sie aus dem Rheinarm in die 111. Jetzt

19. Das Deutsche Reich - S. 18

1913 - München : Oldenbourg
18 Das Deutsche Reich. 4. Der Wasserstand der Ströme ist mit Ausnahme der Alpenflüsse im ganzen ziemlich abgeglichen. 5. Nächst Rußland hat Deutschland das größte Wasserstraßennet; in Europa; es mißt 15 000 km. Frankreichs Wasserstraßen haben eine Länge von 13 700 km, die Englands von 9500 km. Verbindende Wirkung der deutschen Ströme. Die deutschen Fluß- systeme verbinden die drei Höhenstufen innig miteinander: der Rhein Hochgebirge, Mittelgebirge und Tiefland; Weser, Elbe und Oder Mittelgebirge und Tiefland. Die vereinigende Kraft der Ströme bringt auch die Menschen einander näher und unterstützt zugleich die Vereinheitlichung des gesamten deutschen Lebens in politischer, geistiger und wirtschaftlicher Beziehung, namentlich in Hinsicht auf den Verkehr. Tie deutschen Ströme ganz besonders verketten Deutschland zu einem einheit- lichen Wirtschaftsgebiete. B. Im Ostseegebiet. 1. Der Klodnitz - Kanal; er verbindet Oberschlesien mit der Oder. 2. Der Brom berger Kanal; er verbindet Brahe und Netze und weiterhin Weichsel und Oder. 3. Der O b e r l ä n d i s ch e K a n a l; er verbindet das ostpreußische Oberland mit dem Frischen Haff. C. Im Tonaugebiet. Der Ludwigs-Kanal; er verbindet Regnitz und Altmühl und weiterhin Main und Donau, Nordsee und Schwarzes Meer. v. Im Rheingebiet. 1. Der Rhein-Rhone-Kanal; er verbindet den Rhein mit Saöne-Rhöne. 2. Der Rhein-Marne-Kanal; er verbindet Straßburg mit Paris. Die Hauptkanäle Preußens.

20. Quellenbuch für den Geschichtsunterricht - S. 94

1908 - Paderborn : Schöningh
94 Das Zunftwesen. Coellen), herausgegeben von Cardauns — Chroniken der deutschen Städte. Leipzig, Hirzel. 1877. 14. Bd. S. 794 — finden sich beim Jahre 1450 folgende Bemerkungen: „Es gibt einige, die meinen, die Vervielfältigung der Bücher sei schädlich. Ich möchte gern hören, warum? Für die, welche Kunst und Ehre liebhaben, ist jetzt eine angenehme, goldene und selige Zeit, daß sie den Acker ihres Verstandes mögen pflanzen und besäen mit so unzähligem wunderlichen Samen oder auch erleuchten ihren Verstand mit so manchen göttlichen Strahlen. Aber von denjenigen, die Kunst nicht liebhaben, sage ich: wollen sie, sie mögen mit halber Arbeit soviel lernen in einer knrzen Zeit, als zuvor einer mochte in vielen Jahren." 34. Das Zunftwesen. Die mehrere Jahrhunderte umfassende Geschichte des Zunftwesens zeigt hinsichtlich der Organisation, der Rechte, der Machtstellung und Wirksamkeit der Zünfte so große Verschiedenheiten, daß hier kein vollständiges Bild "gegeben werden kann. Vgl. die Literaturangaben. a. Die Zunft als religiös-sittliche Gemeinschaft. „Der Mensch soll arbeiten umb der rechten Ehre Gottes willen, der es gebotten, und umb den Segen des Fleißes zu haben, der in der Seele liegt. Auch umb zu haben, was uns und den Unsern zum Leben not, und auch wol was zu cristenlicher Freude gereicht; nit minder aber auch, umb den Armen und Kranken mitteilen zu können von den Früchten unserer Arbeit. Darumb sind Bünde und Einungen der Handwerksgenossen gut, wie sie darnach trachten sollen." Eyn cristlich ermanung. Maynz. 1513. Janssen, Geschichte des deutschen Volkes. 1. Bd. S. 329. „Wir geben en czu dem sechs und czwenczigsten male czu rechte, das yder man vndir eren gewerken an des heylgen lichnams tag (Fronleichnam) noch seynir mogelichkeyt sal eyne eynege kercze haben, got czu lobe vnde czu eren vnde dem heiligen lichnam." Aus den erneuerten Rechten des Bäckerhandwerks zu Striegau in Schlesien von 1393. G. Korn, Schlesische Urkunden zur Geschichte des Gewerberechts, insbesondere des Jnnungswesens, aus der Zeit vor 1400. Breslau 1867. S. 93. „Wer seine Innung mit ihnen (den Messer- und Kleinschmieden) haben will, der soll Briefe bringen, von dannen er kommen ist, wie er sich gehalten hat, und soll seine Innung halten Jahr und Tag. Dessen soll er Bürgen stellen, und wer in einem Jahre wegzieht, der gibt der Stadt eine Mark." Aus den Rechten der Schweidnitzer Messer- und Kleinschmiede von 1369. Korn a. a. O. S. 67. „Wenn jemand aus dem Handwerk stirbt, den sollen die Meister zu Grabe begleiten, so die dazu geschickt werden, bei einem Groschen; es wäre denn, daß er (einer von diesen Meistern) zur selben Zeit nicht da wäre, so