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1. Dichtung der Neuzeit - S. 65

1908 - Freiburg im Breisgau : Herder
16. Oden und Lieder von Klopstock. 65 solcher Entschiedenheit gegeben hat, daß das ganze nach Klopstock folgende Jahrhundert lediglich von ihm zu lernen hatte." Viel geringere Bedeutung haben Klopstocks Kirchenlieder; dieselben ent- halten viel rhetorisches Pathos, geringen sinnlichen, anschaulichen Ausdruck und entbehren daher des schlichten Volkstones des echten Kirchenliedes; sie können somit nur als des Dichters „ästhetisch verfeinerte Religions- empfindungen" gelten und haben meistens keinen Eingang zu finden vermocht. Die folgenden Oden sind geordnet nach ihrem Inhalt (s. S. 63). 1. Dem Erlöser. (1751.) Der Seraph stammelt, und die Unendlichkeit Bebt durch den Umkreis ihrer Gefilde nach Dein hohes Lob, o Sohn! Wer bin ich, Daß ich mich auch in die Jubel dränge? Vom Staube Staub! Doch wohnt ein Unsterblicher Von hoher Abkunft in den Verwesungen Und denkt Gedanken, daß Entzückung Durch die erschütterte Nerve schauert. Auch du wirst einmal mehr wie Verwesung sein, Der Seele Schatten, Hütte, von Erd' erbaut. Und andrer Schauer Trunkenheiten Werden dich dort, wo du schlummerst, wecken. Der Leben Schauplatz, Feld, wo wir schlummerten, Wo Adams Enkel wird, was sein Vater war. Als er sich jetzt der Schöpfung Armen Jauchzend entriß und ein Leben dastand, O Feld, vom Aufgang bis, wo sie untergeht. Der Sonnen letzte, heiliger Toter voll, Wann seh' ich dich? Wann weint mein Auge Unter den tausendmal tausend Tränen? Des Schlafes Stunden oder Jahrhunderte, Fließt schnell vorüber, fließt, daß ich aufersteh'! Allein sie säumen, und ich bin noch Diesseit am Grabe! — O helle Stunde, Der Ruh' Gespielin. Stunde des Todes, komm! O du Gefilde, wo der Unsterblichkeit Dies Leben reift, noch nie besuchter Acker für ewige Saat, wo bist du? Hense, Lesebuch. Ii. 4. Aufl. 5

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1. Deutsche Dichtung in der Neuzeit - S. 120

1916 - Trier : Lintz
120 7. Ich bin ein deutsches Mädchen! Mein gutes, edles, stolzes Herz Schlägt laut empor Beim süßen Namen Vaterland! 8. So schlägt mir's einst beim Namen Des Jünglings nur, der, stolz wie ich Aufs Vaterland, Gut, edel ist, ein Deutscher ist! 18. Dem Erlöser. (1751.) A. a. O-, S. 67. 1. Der Seraph stammelt, und die Unendlichkeit Bebt durch den Umkreis ihrer Gefilde nach Dein hohes Lob, o Sohn! Wer bin ich, Daß ich mich auch in die Jubel dränge? 2. Vom Staube Staub! Doch wohnt ein Unsterblicker Von hoher Abkunft in den Verwesungen Und denkt Gedanken, daß Entzückung Durch die erschütterte Nerve schauert. 3. Auch du wirst einmal mehr wie Verwesung sein, Der Seele Schatten, Hütte, von Erd' erbaut, Und andrer Schauer Trunkenheiten Werden dich dort, wo du schlummerst, wecken. 4. Der Leben Schauplatz, Feld, wo wir schlummerten, Wo Adams Enkel wird, was sein Vater war, Als er sich jetzt der Schöpfung Armen Jauchzend entriß und ein Leben dastand, 5. O Feld, vom Aufgang bis, wo sie untergeht, Der Sonnen letzte, heiliger Toter voll, Wann seh' ich dich? Wann weint mein Auge Unter den Tausendmaltausend Tränen? 6. Des Schlafes Stunden oder Jahrhunderte, Fließt schnell vorüber, fließt, daß ich aufersteh'! Allein sie säumen, und ich bin noch Diesseit am Grabe! O helle Stunde, 7. Der Ruh' Gespielin, Stunde des Todes, komm! O du Gefilde, wo der Unsterblichkeit Dies Leben reift, noch nie besuchter Acker für ewige Saat, wo bist du? 8. Löß mich dort hingehn, daß ich die Stätte seh'. Mit hingesenktem, trunkenen Blick sie seh', Der Ernte Blumen drüber streue, Unter die Blumen mich leg' und sterbe. 9. Wunsch großer Aussicht, aber nur Glücklichen! Wenn du, die süße Stunde der Seligkeit, Da wir dich wünschen, kämst, wer gliche Dem, der alsdann mit dem Tode ränge? 10. Dann mischt' ich kühner unter den Throngesang Des Menschen Stimme, sänge dann heiliger, Den meine Seele liebt, den besten Aller Gebornen, den Sohn des Vaters.

2. Deutsche Dichtung in der Neuzeit - S. 116

1893 - Trier : Lintz
116 14. Und dann, so gehörten sie ja dir an. Du sandtest Deiner Krieger hin. Da klangen die Waffen; da ertönte Schnell ihr Ausspruch: Die Gallier heißen Franken, Engelländer die Briten! 15. Lauter noch ließest du die Waffen klingen. Die hohe Rom Ward zum kriegerischen Stolz schon von der Wölfin gesäugt; Lange war sie Welttyrannin. Du stürztest, Mein Vaterland, die hohe Rom in ihr Blut! 16. Nie war gegen das Ausland Ein anderes Land gerecht wie du. Sei nicht allzu gerecht! Sie denken nicht edel genug, Zu sehen, wie schön dein Fehler ist! 17. Einfältiger Sitte bist du und weise, Bist ernstes, tieferes Geistes. Kraft ist dein Wort, Entscheidung dein Schwert. Doch wandelst du gern cs in die Sichel und triefst, Wohl dir, von dem Blute nicht der andern Welten! 18. Mir winket ihr eiserner Arm! Ich schweige, Bis etwa sie wieder schlummert, Und sinne dem edlen, schreckenden Gedanken nach, Deiner wert zu sein, mein Vaterland! 12. Dem Erlöser. (1751.) 1. Der Seraph stammelt, und die Unendlichkeit Bebt durch den Umkreis ihrer Gefilde nach Dein hohes Lob, o Sohn! Wer bin ich, Daß ich mich auch in die Jubel dränge? 2. Vom Staube Staub! Doch wohnt ein Unsterblicher Von hoher Abkunft in den Verwesungen Und denkt Gedanken, daß Entzückung Durch die erschütterte Nerve schauert. 3. Auch du wirst einmal mehr wie Verwesung sein, Der Seele Schatten, Hütte, von Erd' erbaut, Und andrer Schauer Trunkenheiten Werden dich dort, wo du schlummerst, wecken. 4. Der Leben Schauplatz, Feld, wo wir schlummerten, Wo Adams Enkel wird, was sein Vater war, Als er sich jetzt der Schöpfung Armen Jauchzend entriß und ein Leben dastand, 5. O Feld, vom Aufgang bis, wo sie untergeht, Der Sonnen letzte, heiliger Toter voll, Wann seh' ich dich? Wann weint mein Auge Unter den Tausendmaltausend Thränen? 6. Des Schlafes Stunden oder Jahrhunderte, Fließt schnell vorüber, fließt, daß ich aufersteh! Allein sie säumen, und ich bin noch Diesseits am Grabe! O helle Stunde, 7. Der Ruh Gespielin, Stunde des Todes, komm'!

3. Handbuch für den deutschen Unterricht in den oberen Klassen der Gymnasien - S. 238

1872 - Köln : DuMont-Schauberg
238 F. ®. Klovstos. (1724-1808 ) Willkommen, Tod für's Vaterland! Wenn unser sinkend Haupt Schön Blut bedeckt, dann sterben wir Mit Ruhm fürs Vaterland! Wenn vor uns wird ein offnes Feld, Und wir nur Todte sehn Weit um uns her, dann siegen wir Mit Ruhm fürs Vaterland! Dann treten wir mit hohem Schritt Auf Leichnamen daher! Daun jauchzen wir im Siegsgeschrei! Das geht durch Mark und Bein. Uns preis't mit frohem Ungestüm Der Bräut'gam und die Braut; Er sieht die hohen Fahnen wehn Und drückt ihr sanft die Hand, Und spricht zu ihr: Da kommen sie, Die Kriegesgötter, her! Sie stritten in der heißen Schlacht Auch für uns beide mit! Uns preis't, der Freudenthränen voll, Die Mutter und ihr Kind; Sie drückt den Knaben an ihr Herz Und sieht dem Kaiser nach. Uns folgt ein Ruhm, der ewig bleibt, Wenn wir gestorben sind, Gestorben für das Vaterland Den ehrenvollen Tod! Sem Erlöser (1750). Alcäisches Versmaß. V-/ w Vj^ W W w „ W W V_/, W W Der Seraph stammelt, und die Unend- lichkeit Bebt durch den Umkreis ihrer Gefilde nach Dein hohes Lob, o Sohn! wer bin ich, Daß ich mich auch in die Jubel dränge? Vom Staube Staub! Doch wohnt ein Unsterblicher Von hoher Abkunft in den Verwesungen Und denkt Gedanken, daß Entzückung Durch die erschütterte Nerve schauert. Auch du wirst einmal mehr wie Verwe- sung sein, Der Seele Schatten, Hütte, von Erd' erbaut, Und andrer Schauer Trunkenheiten Werden dich dort, wo du schlummerst, wecken. Der Leben Schauplatz, Feld, wo wir schlummerten, Wo Adam's Enkel wird, was sein Vater war, Als er sich jetzt der Schöpfung Armen Jauchzend entriß, und ein Leben dastand; O Feld vom Aufgang bis, wo sie unter- geht, Der Sonnen letzte, heiliger Todten voll, Wann seh' ich dich? wann weint mein Auge Unter den Tausendmaltausend Thränen? Des Schlafes Stunden oder Jahrhun- derte, Fließt schnell vorüber, fließt, daß ich aufer- steh'! Allein sie säumen, und ich bin noch Diesseits am Grabe! O Helle Stunde, Der Ruh' Gespielin, Stunde des Todes, komm! O du Gefilde, wo der Unsterblichkeit Dies Leben reist, noch nie besuchter Acker für ewige Saat, wo bist du? Laß mich dort hingehn, daß ich die Stätte seh'. Mit hingesenktem trunkenem Blick sie seh', Der Aernte Blumen drüber streue,' Unter die Blumen mich leg' und sterbe! Wunsch großer Aussicht, aber nur Glück- lichen, Wenn du die süße Stunde der Seligkeit, Da wir dich wünschen, käm'st; wer gliche Dem, der alsdann mit dem Tode ränge? Dann mischt' ich kühner unter den Thron gesang Des Menschen Stimme, sänge dann heiliger, Den meine Seele liebt, den Besten Aller Gebornen, den Sohn des Vaters Doch laß mich leben, daß am erreichten Ziel Ich sterbe, daß erst, wenn es gesungen ist, Das Lied von dir, ich triumphirend Ueber das Grab den erhabnen Weg geh'! O du mein Meister, der du geivaltiger Die Gottheit lehrtest, zeige die Wege mir, Die du da gingst, worauf die Seher, Deine Verkündiger, Wonne sangen! Dort ist es himmlisch! Ach, aus der fernen Nacht Folg' ich der Spur nach, welche du wandeltest; Doch fällt von deiner Strahlenhöhe Schimmer herab, und mein Auge sieht ihn. Dann hebt mein Geist sich, dürstet nach Ewigkeit, Nicht jener kurzen, die auf der Erde bleibt:

4. Teil 5 - S. 77

1910 - Straßburg : Bull
77 4. Der Leben Schauplatz, Feld, wo wir schlummerten, Wo Adams Enkel wird, was sein Vater war, Als er sich jetzt der Schöpfung Armen Jauchzend entriß und ein Leben dastand. 5. O Feld, vom Anfang bis wo sie untergeht, Der Sonnen letzte, heiliger Toter voll, Wann seh ich dich? Wann weint mein Auge Unter den tausendmal tausend Tränen? 6. Des Schlafes Stunden oder Jahrhunderte, Fließt schnell vorüber, fließt, daß ich aufersteh! Allein sie säumen, und ich bin noch Diesseit am Grabe! O Helle Stunde, 7. Der Nuh Gespielin, Stunde des Todes, komm! O du Gefilde, wo der Unsterblichkeit Dies Leben reift, noch nie besuchter Acker für ewige Saat, wo bist du? 8. Laß mich dort hingehn, daß ich die Stätte seh, Mit hingesenktem, trunkenem Blick sie seh, Der Ernte Blumen drüber streue. Unter die Blumen mich leg und sterbe! 9. Wunsch großer Aussicht, aber nur Glücklichen, Wenn du, die süße Stunde der Seligkeit, Da wir dich wünschen, kämst, wer gliche Dem, der alsdann mit dem Tode ränge? 10. Dann mischt ich kühner unter den Throngesang Des Menschen Stimme, sänge dann heiliger, Den meine Seele liebt, den Besten Aller Gebornen, den Sohn des Vaters! 11. Doch laß mich leben, daß am erreichten Ziel Ich sterbe, daß erst, wenn es gesungen ist, Das Lied von dir, ich triumphierend Uber das Grab den erhabnen Weg geh! 12. O du mein Meister, der du gewaltiger Die Gottheit lehrtest, zeige die Wege mir, Die du da gingst, worauf die Seher, Deine Verkündiger, Wonne sangen!

5. Deutsche Geschichte von der Völkerwanderung bis zur Gegenwart - S. 181

1911 - Berlin : Winckelmann
— 181 — bildung, und diesen Häuptern der Poesie reihten sich verschiedene Dichtergruppen an. Freilich fand die Poesie an den Höfen zu Wien, Berlin und in andern deutschen Residenzen keine Pflegestätte; aber in W e i m a r, der Vaterstadt der späteren Kaiserin Augusta, hatte sie unter dem Herzog Karl A u g u st ein köstliches Heim. Hier war der Sammelpunkt aller großen Geister jener Zeit, besonders aber wirkten dort: Wieland, Herder, Goethe und Schiller; die beiden letzten gelten noch heute als die größten Dichter der Nation. Klopstock. Kein Dichter im Zeitalter Friedrichs d. Gr. zeigte so hohe Begeisterung für Gott, Religion, Tugend und Vaterlandsliebe, als K l o p -stock, dessen Geburtsstadt Quedlinburg war. Er studierte Theologie, lebte eine Zeitlang in Kopenhagen und verbrachte den Abend seines Lebens in Hamburg. Sein Meisterwerk ist das religiöse Epos „Der Messias", welches aus 20 Gesängen besteht und folgenden Anfang hat: „Sing', unsterbliche Seele, der sündigen Menschheit Erlösung, die der Messias auf Erden in seiner Weisheit vollendet." — Von seinen Oden, in welchen er die erhabensten Gedanken vortrug, nennen wir: „Dem Erlöser" („Der Seraph stammelt, und die Unendlichkeit bebt durch den Umkreis ihrer Gefilde nach dein hohes Lied, o Sohn!"); „Psalm" („Um Erden wandeln Monde, Erden um Sonnen; aller Sonnen Heere wandeln um eine große Sonne"). Im Volke beliebt sind besonders Klopstocks geistliche Lieder: „Auferstehen, ja auferstehen wirst du, mein Staub, nach kurzer Ruh." — „Wenn ich einst von jenem Schlummer, welcher Tod heißt, aufersteh'." — „Selig sind des Himmels Erben." -Um die deutsche Sprache hat sich Klopstock große Verdienste erworben; denn seine Dichterworte sind kraftvoll im Abdruck und zugleich voll Biegsamkeit und Weichheit. Wieland, dessen Hauptwirksamkeit in die zweite Hälfte des 18. Jahrhunderts fällt, war von Geburt ein Schwabe. Eine Zeitlang lebte er an der Universität zu Erfurt als Professor der Philosophie und schönen Wissenschaften Spater fmden wir ihn am Hofe zu Weimar, wo er mit Herder, Goethe und Schiller in regem Verkehr stand. Wenngleich seine Lebensanschauung die sich auf den sinnlichen Genuß richtete, oft mit vollem Recht angegriffen worden ist, so hat er sich doch auch um die deutsche Literatur verdient gemacht; denn erbrachte in die Sprache Anmut, Glätte, Gefälligkeit und Wohlklang. Von seinen verschiedenen Werken erwähnen wir das Epos „Oberon", welches von dem tapfern Ritter H ü o n handelt, der mit Hilfe des Elfenkönigs Oberon nach Bagdad reiste und nach großen Hindernissen R e z i a, die Tochter des Kalifen, heimführte. Lessing, ein Zeitgenosse Friedrichs Ii., war der Sohn eines Predigers in der Oberlausitz. Auf Wunsch seiner Eltern sollte er Theologie studieren und begab sich daher auf die Universität zu Leipzig. Hier wandte er sich jedoch der Dichtkunst zu, besuchte fleißig das Theater und verkehrte gern mit Schauspielern. Nach wechselvollen Jahren lebte er in Hamburg als Theaterkritiker. Hier schrieb er die „H a m b u r g i s ch e D r a m a t u r g i e" ein Werk, in welchem 52 Theaterstücke beurteilt werden. Gleichzeitig stellte er hier die Grundsätze auf, nach welchen die deutschen Dramen nach seiner Ansicht bearbeitet werden sollen. Später war Lessing bis an sein Ende in .6 o l s e n b ü t t e l als Bibliothekar beschäftigt. Sein Lustspiel: „Minna von B a r n h e l m", welches im Hintergründe das Getümmel des Sieben-

6. Geschichte Deutschlands von der älteren Zeit bis zur Gegenwart - S. 215

1901 - Berlin : Rentel
der kein Freund des Wunderbaren und Übernatürlichen war, zog gegen die religiöse Poesie Miltons zu Felde und griff auch Kl op stock an, welcher sich ebenso wie die Schweizer den Engländer Milton zum Muster gewählt hatte. Trotzdem Gottsched nun viele Anhänger verlor, hat er doch immerhin dazu angeregt, daß die Gebildeten mehr und mehr nach schöner sprachlicher Darstellung strebten. Gellert wirkte zur Zeit Friedrichs d. Gr. als Professor der Philosophie an der Universität zu Leipzig. Die von ihm gedichteten Fabeln fanden einen außerordentlichen Beifall und wurden in den weitesten Kreisen des Volkes gelesen. Ein Bauer, der sich daran besonders erfreut hatte, brachte ihm sogar eines Tages aus Dankbarkeit ein Fuder Holz und meinte, es sei dem armen Dichter wohl zu gönnen, sich cinch einmal eine warnte Stube machen zu können. Von den Fabeln des Dichters seien genannt: „Der Prozeß," — „Kutschpferd und Ackergaul," — „Der Maler," —-„Die Bauern und der Amtmann." Auch verschiedene geistliche Lieder hat Geliert gedichtet, die warnt zum Herzen sprechen. Oft gesungen sind z. B. „Mein erst Gefühl sei Preis und Dank," — „Wenn ich, o Schöpfer, deine Macht," — „Wie groß ist des Allmächtigen Güte." — Durch seine moralischen Vorlesungen wirkte er aus die Studenten sehr segensreich und nachhaltig ein. Seine Person wurde allgemein geehrt und gefeiert, und er galt als Vorbild für das Reine, Edle und Milde. 171. Zweite Miitezeit -er deutschen Litteratur. Entfaltung der Blüte. Gegen das Ende des 18. Jahrhunderts ging das deutsche Reich unter seinen Kaisern immer mehr dem Verfall entgegen, und der Glaube an eine glorreiche Zukunft war im Sinken. In dieser Zeit des hinsterbenden deutschen Reiches aber entfaltete sich die vaterländische Dichtkunst (im letzten Viertel des 18. Jahrhunderts) zu einer wunderbaren Blüte. Die Dichter Klopstock, Wieland, Lessing, Herder, Goethe, Schiller, wurden zu Trägern einer selbständigen, von Frankreich unabhängigen Nationalbudnng, und diesen Häuptern der Poesie reihten sich verschiedene Dichtergrnppeu an. Freilich sand die Dichtkunst an den Höfen zu Wien, Berlin und andern deutschen Residenzen keine Pflegestätte; aber in Weimar, der Vaterstadt der späteren Kaiserin Augusta, hatte sie unter dem Herzog Karl August ein köstliches Heim. Hier war der Sammelpunkt aller großen Geister jener Zeit, besonders aber wirkten daselbst: Wieland, Herder, Goethe und Schiller, und die beiden letzten gelten noch heute als die größten Dichter der Nation. Klopstock. Kein Dichter im Zeitalter Friedrichs d. Gr. zeigte so hohe Begeisterung für Gott, Religion, Tugend und Vaterlandsliebe, als Klopstock, dessen Geburtsstadt Quedlinburg war. Er studierte Theologie, lebte eine Zeitlang in Kopenhagen und verbrachte den Abend seines Lebens in Hamburg. 'Sein Meisterwerk ist das religiöse Epos: „Der Messias," welches ans 20 Gesängen besteht und folgenden Anfang hat: „Sing' unsterbliche Seele der sündigen Menschheit Erlösung, die der Messias auf Erden in seiner Weisheit vollendet." — Von seinen Oden, in welchen er die erhabensten Gedanken vortrug, nennen wir:. „Dem Erlöser" (Der Seraph stammelt, und die Unendlichkeit bebt dnrch den Umkreis ihrer Gefilde nach dein hohes Lied, o Sohn:"); „Psalm" („Um Erden waitdeln Monde, Erden und Sonnen; aller Sonnen Heere wandeln um eine große Sonne"). Im Volke beliebt sind besonders Klopstocks geistliche Lieder: „Auferstehen, ja ansersteh'n

7. Geschichte der neueren und neuesten Zeit - S. 459

1858 - Weimar : Böhlau
459 und politischen Schwärmerei, welche sich bei Klopstock riuch in seiner begeisterten Begrüßung der französischen Revolution kund gab. Ein großes Verdienst Klopstocks ist es, daß durch ihn zuerst die Maße und Formen des klassischen Alterchums für die deutsche Poesie gewonnen und in ihnen deutscher Geist und deutsche Stoffe dargestellt wurden. Länger als zwei Jahrhunderte war die Literatur der Griechen und Römer in Deutschland Gegenstand des eifrigsten Studiums gewe- sen, aber noch herrschte in Deutschland völlige Bewußtlosigkeit von dem inneren Werthe jener großen antiken Dichtungen. Man mißhandelte jene edlen Erzeugnisse deß römischen und griechischen Geistes als bloße Phraseologien und brachte nur hölzerne, geistesleere Nachahmungen des Antiken zu Markte. Man blieb Jahrhunderte lang aus dem Standpunkte des unmündigen, sich plagenden Schülers stehen, bis endlich mit Klop- stock die lange Schulzeit vorüber war, und das durch so lange Uebun- gen Erlernte, in Saft und Blut Verwandelte als freies Eigenthum des frei gewordenen Geistes an das Licht trat. Die Deutschen sind, wie kein anderes Volk, hinausgekommen über die bloß handwerksmäßige Be- schäftigung mit den Alten; die Maße und die Formen der Alten sind die unsrigen, ihre Anschauung ist unsere Anschauung, ihre Gedanken unsere Gedanken. Alles dieses beginnt mit Klopstock in Entwickelung und Blüthe zu treten. Er hat der deutschen Poesie die Versmaße der Alten gegeben, deren Nachahmung so oft versucht, aber niemals gelun- gen war. Durch die antiken reimlosen Verse hat uns Klopstock von dem handwerksmäßigen Klingeln mit Reimen, von dem todten Forma- lismus, in welchen unsere Poesie versunken war, frei gemacht, und uns die Richtung auf große Gedanken, als das den Vers Erfüllende und die Dichtung Erzeugende, auf eine edle, erhabene und wahrhaft dichterische Sprache gegeben. In der Messiade besingt Klopstock die Erlösung des Menschen durch Christus. Auf dieses religiöse Epos in zwanzig Gesängen gründet sich vorzüglich Klopstock's Ruhm, dasselbe ist in fast alle europäischen Sprachen übersetzt und vielfach erklärt und beurtheilt worden. Der hohe Werth des Gedichtes liegt in den lyrischen Partien; als Epos ist daß Gedicht vielfach getadelt worden. „Die Messiade, sagt Schiller, ist mir als ein Schatz elegischer Gefühle und identischer Schilderungen theuer, wie wenig sie mich auch als Darstellung einer Handlung und als epi- sches Werk befriedigt." Die Passionsgeschichte ist nicht geeignet zur epi- lcheir Behandlung, da sie für die Gestaltung wahrer Charaktere und die Schilderung wechselnder Handlungen wenig Stoff bietet und überdies als geheiligte Ueberlieferung dem freien Schaffen der Phantasie unüber- steigliche Schranken setzt. Die eigenthümliche Klassicität Klopstocks liegt in seinen Oden. Der lyrische Schwung, der in der erzählenden Dichtung ermüdet, ent- faltet sich hier zu einem majestätischen Fluge. In den Oden haben wir das vollständige Abbild von der Dichterpersönlichkeit Klopstock's; sie finb nicht nur der Ausdruck seiner tiefen religiösen Gefühle, sondern er feiert in denselben auch die Freundschaft, die Liebe und das Vaterland, und beglei- tet mit diesen Accorden sein ganzes langes Leben, so daß wir in den Oden Zeugnisse seiner frühesten wie seiner spätesten Productivität haben. Klopstock hat auch eine Reihe älterer Kirchenlieder umgestaltet und eigene

8. Die Neuzeit - S. 314

1884 - Mainz : Kirchheim
314 Deutsche Litteratur. Klopstock. unter Varus verschlungen?" Das deutsche Leben wieder ans der Versunkenheit und Verdumpfung Zu wecken, ans der Zerrissenheit einer Einigung zuzuführen, die Sehnsucht uach einem nationalen Leben, nach nationaler Wurde wieder anzuregen und zu nähren, ward die Aufgabe der Litteratur des achtzehnten Jahrhunderts. Sie ward die Erzieherin des Volkes und bildete zu gleicher Zeit die erste Brücke über die Kluft, welche seit der Reformation das katholische Deutschland von dem protestantischen trennte, und führte in einer Beziehung wieder eine innere Einigung unter allen deutschen Ländern herbei. Im Aus au g des achtzehnten Jahrhunderts war Leipzig der Sitz einer blühenden Hochschule, ein Einiguugspunkt für die Interessen der Litteratur. Hier, wo der Sachse Fürchtego11 Gellert (1715— 1769) als Dichter volkstümlicher Kirchenlieder, anmutiger Fabeln und Erzählungen eine reiche Wirksamkeit ausübte, gelang es I o h. E h r i st o p h Gottsched (1700—1766) mehrere Jahrzehnte lang einen außerordentlichen Einfluß auf die gesamte deutsche Litteratur zu gewinnen. Obwohl er einseitig , anmaßend und dünkelhaft den Wert dichterischer Erzeugung nur in die richtige Anwendung der von ihm ausgestellten Kunstregeln setzte, hat er sich durch Hebung des deutschen Theaters, durch Reinigung der Sprache und durch Hinweis auf die besseren französischen Dichter, durch Läuterung des Geschmacks bleibende Verdienste erworben. Sein heftiger Kamps mit schweizer Kunstfreunden und Dichtern führte zu einer besseren Erkenntnis des Wesens der Poesie und bald nahm eine Anzahl jüngerer Dichter in den „Bremer Beiträgen" eine selbständige Stellung ein. Und wiederum aus ihrem Kreise erhob sich der erste Bannerträger der neuen deutschen Dichtung: Friedrich G ortlieb Klop stock, 1742 in Quedliuburg geboren. In ihr verschmolzen zuerst die drei Hauptelemente unserer Gesittung, der deutsche Geist, das christliche Gefühl und der altklassische Formenfinn, zu einem schönen, harmonischen Ganzen. In seinem Messias besang er in erhabenem Dichterschwunge das göttliche Erlosnngswerk, hielt sich aber nicht frei von Willkürlich-keiten und von Irrtümern; seine Oden atmen Vaterlandsliebe und Begeisterung für Freiheit, Liebe und Freundschaft. Unter allen Dichtern des achtzehnten Jahrhunderts ist Klopstock wieder der erste, dem das Wort Vaterland mehr als ein bloßer Schall war, der den Tod für das Vaterland beneidenswert fand. Wie ein wahrer Prophet und Seher ruft er aus (1773): „Frei, o Deutschland, wirst du dereinst, ein Jahrhundert nur noch, so ist es geschehen!"

9. Dichtung der Neuzeit - S. 64

1908 - Freiburg im Breisgau : Herder
64 Siebte Periode oder zweite Blüteperiode, von 1748 ab. und Abschweifungen führen und ihn in Sphären fortreißen, in die wir nicht folgen können; mag auch die Überschwenglichkeit seiner Gefühle ihn namentlich in den Freundschaftsoden zu einem rhetorischen Pathos, zu unnatürlicher Schwermütigkeit und süßlicher Sentimentalität verleiten, die oft in schaurige Todesgedanken überfließt; mag er auch in den vater- ländischen Oden, die von warmer Begeisterung für das deutsche Heimat- land durchhaucht sind, an die Stelle wohlbekannter Gestalten des antiken Mythus unverständliche nordische Gottheiten setzen, die er selbst kaum kannte; mag auch die Sprache teils im Streben, dem hohen Fluge der Gedanken sich anzubequemen, teils im Zwange der der deutschen Sprache fremden Versmaße nicht selten anstößige Härten zeigen und zu unnatür- lichen und gezwungenen Wendungen greifen: die Großartigkeit und Majestät seiner Gedanken, die kühne Erhabenheit seiner Bilder, der weihevolle, edle Inhalt, im Gegensatze zu der Tändelei und der Inhaltslosigkeit der meisten Dichtungen der vorhergehenden Perioden, der christliche und echt deutsche Charakter, der würdevolle, meist schwunghafte Ausdruck werden uns über solche Mängel um so leichter hinwegsehen lassen, wenn wir des anregenden und begeistern- den Einflusses gedenken, den diese Dichtungen auf die Mit- und Nach- welt ausübten. Freilich haben nicht alle Oden denselben Wert, geht es doch auch hier dem Dichter wie im „Messias": die Oden der späteren Jahre werden schwächer, werden dunkel und unverständlich, da rhetorischer Wortschwall an die Stelle des erhabenen Gedankenfluges tritt, und die Sprache unnatürlich und geschraubt wird. Die Oden sind teils in frei gebildeten Versmaßen, teils in antiken Strophenarten geschrieben, wie in der sapphischen, der alkäischen und den asklepiadeischen Strophen. In einseitiger Auffassung verschmähte Klopstock den Reim und brachte ihn nur in seinen Kirchenliedern zur Anwendung. Aber wenn diese fremden Versmaße sich auch nie in unsere Sprache ein- bürgern konnten, und der Reim mit Unrecht von Klopstock verworfen wurde, so hat er sich doch große Verdienste um die deutsche Sprache er- worben, wie Vilmar in folgenden Worten sagt: „Es wird niemand zu leugnen im stände sein, daß Klopstock durch diese reimfreien Verse uns von dem seelenlosen, handwerksmäßigen Klingen und Klappern mit Reimen, von dem toten Formalismus, in welchen unsere Poesie versunken war, frei gemacht und uns die Richtung auf große Gedanken, als das den Vers Erfüllende und die Dichtung eigentlich Erzeugende, auf große Ge- danken, die mehr sind als die Versform und der herkömmliche Reimklang, auf eine edle, erhabene und wahrhaft dichterische, nicht durch den bloßen Reimklang und hallenden Verston getragene Sprache mit

10. Handbuch für den deutschen Unterricht in den oberen Klassen der Gymnasien - S. 193

1872 - Köln : DuMont-Schauberg
F ffl Klopstock (1724—180a.) 193 Friedrich Gott lieb Klopstock. (1724-1803.) Klopstock wurde geboren zu Quedlinburg c»n 2. Juli 1724, von 10 Geschwister» das älteste. Sein Vater war daselbst Commissionsrath, zog jedoch bald nach Fciedeburg ini Mansfeld'schen, In feinem dreizehnten Jahre kam Klopstock mit seinem Vater wieder nach Quedlinburg, besuchte das dortige Gymnasium und wurde 1743 nach Schulpforta geschickt. Körperliche Uebungen waren seine Lust, besonders der Eislauf! immer aber zeich- nete er sich durch einen gesetzten Ernst aus. Er suchte nach dem Stoffe für ein großes Epos und glaubte, dazu eiuen höheren Beruf einpfangen zu haben, Anfangs dachte er an Heinrich den Vogler; da ergriff ihn plötzlich die Idee des Messias, und sofort wurde der Plan dazu ausgearbeitet. Im Jahre 1745 verließ er Schulpforta, seine lateinische Abschiedsrede über die epische Poesie erregte Bewunderung und ließ baldige Größe erwarten. Er bezog die Universität Jena, uni Theologie zu studiren; hier arbeitete er die drei ersten Gesänge des Messias in Prosa aus. Im folgenden Jahre begab er sich nach Leipzig; dort wurde er mit Gottsched und mit den Her- ausgebern der „Bremer Beiträge" bekannt. Er bearbeitete nun die drei ersten Gesänge in Herametern, ganz ge- heim; durch seinen Stubengenossen und Vetter Schmidt wurde es aber bekannt, und nun erschienen sie in den „Bremer Beiträgen", 1748, zuin Erstaunen Deutschlands. In demselben Jahre kam Klopstock nach Langensalza als Hauslehrer und lernte dort Schmidt's Schwester (die Fanny in den Oden) kennen. Sein Name wuchs unter- deß und fand schwärmerische Verehrung, Auf eine Einladung Bodmer's ging er 1750 nach Zürich, nachdem er noch vorher Gleim kennen gelernt hatte. Er wollte nach Braunschweig ans Carolinum; da erhielt er von beni Dänischen Staatsrath v, Bernstorff eine Einladung nach Kopenhagen, der ihm von seinem Könige Friedrich V, ein Jahrgehalt erwirkte, damit er ruhig sein Werk vollende. Nach ununterbrochenen Ehrentagen eilte Klovstock nun 1751 nach Kopenhagen; auf der Reise lernte ecinhamburg Meta Moller (die gefeierte Cidli) kennen, sie wurde 1754 seine Gattin, starb aber schon 1758 und wurde zu Ottensen hinter Altona begraben, Klopstock beschäftigte sich um diese Zeit besonders mit Kirchenliedern; seine Oden erschienen vereinzelt. Bis 1770 lebte er abwechselnd in Dänemark und Deutschland; in diesem Jahre wurde Bernstorff entlassen; Klopstock folgte ihm nach Hamburg und blieb daselbst mit einigen Unterbrechungen bis an seinen Tod; so ging er 1774 für eine kurze Zeit auf Einladung des Herzogs nach Karlsruhe, Die französische Revolution begrüßte er anfangs init Begeiste- rung, erhielt sogar 1792 von der National-Versammlung da« Bürgerdiplom, wandte sich aber später mit bittern. Schmerz von ihren Gräueln ab. Im Jahre 1791 vermählte ec sich mit Meta's Nickte Ec starb am 4 Mär; 1803, nachdem fast alle seine Freunde ihm vorausgegangen waren. Hamburg und Altona wetteiferten, sein Lei- chenbegängniß feierlich zu machen; er wurde unter Meta'slinde zu Ottensen begraben, — Sein äußeres Leben bietet also folgenden Ueberblick: I. Die Jugendzeit von 1724—1750, oder bis zu seiner Schweizerceise und der Einladung nach Dänemark, Ii, Von 1751—70: Dänischer Aufenthalt in Kopenhagen; die kräftige Manneszeit, Iii, Von 1770—1803: Aufenthalt in Hamburg, Klopstock's Werke zerfallen in vier, dem Umfange nach fast gleiche Abtheilungen: I, Epos: Der Messias >1748—73). Ii, Lyrik: Oden und Elegieen (zuerst gesammelt 1771) und geistliche Lieder (zuerst 1758) Iii. Dramatisches: r>- Drei biblische Stücke: Der Tod Adam's (1757 in Prosa); Salomon (1764); David >1772); die beiden letzten in fünffüßigen Jamben, b. Drei alt-vaterländische oder Bardiete: Hermanns- schlacht (1769): Hermann und die Fürsten (1784); Hecmann's Tod (1787); alle drei Bardiete in Prosa, aber durchschlungen mit vielen Bardengesängen, Iv. Prosa: Die Gelehrtencepublik (1774); grammatische Gespräche; kleinere Abhandlungen und Aufsätze. Klopstock gehört in der Literatur unbedingt zu jenen Geistern, welche verschlossene Pforten sprengen und Epochen begränzen; wohl gehen ihnen Regungen vorher aber die Thäter sind sie. Und so blickt denn auch das Haupt Klopstock's über die Dichter des Jahrhunderts wie ein patriarchalisches herüber, und seine Poesie ragt wie eine Bergspitze hervor, die von den Glanzgipfeln eines Goethe und Schiller keine Verschattung, sondern einen ehrenden Gegenschein empfängt. Seine Formen in Vers und Sprache waren durchaus neu; der classische Rhyth- mus im Deutschen ist wesentlich sein Werk; alle seine Verse sind harmonisch, wenn man sie liesst, wie er sie metrisch und rhythmisch gelesen haben will. Seine Stoffe sind immer würdig und bedeutsam, sein Gehalt steigt aus der Tiefe einer großen, wahrhaftigen Seele, und feine Behandlung erhebt sofort ins ideale Reich der Poesie; waè >hm mangelt, ist die klare Plastik und die reine Objectivität. Das Erhabene ist seine Sphäre; Religion, Freundschaft und Vaterland sind sein Leben und seine Ideale, Die Poesie ist ihm ein Heiligthuni, und sich selbst betrachtet er als einen von Gott dazu Berufenen, als einen wahren vates. So übte und athmete er Poesie, und ihr entsprach fein edler Charakter und sein reiner Wandel, Der M e f f i a s. Von den zwanzig Gesängen des Messias erschienen: 1,—3, Ges. 1748; 4—5. Ges, 1751; 6.—10, Ges, 1756; 11—15, Ges. 1769; 16,—20, Ges. 1773; also das Ganze binnen 25 Jahren, Die 10 ersten Gesänge reichen bis zum Tode Jesu, die 10 letzten bis zur Himmelfahrt, Der 1, Gesang beginnt mit Dinstag-Abend in der Char- woche; der 2, mit Mittwoch-Morgen; der 3, mit Mittwoch-Abend; der 4, mit Donnerstag-Morgen; der 5, mit Donnerstag-Abend; der 6, mit der nächtlichen Gefangennehmung; der 7, mit Freitag-Morgen; der 10, schließt mit Jesu Tode; der 13, enthält die Auferstehung, Das Ganze wird getragen von hoher lyrischer Stimmung des Dichters, die in den 10 ersten Gesängen »och ihren vollen Stoff findet, in den folgenden aber oft höchst mühsam danach ringt so daß hier der epische Boden fast ganz verschwindet, und der lyrische Schwung bisweilen kaum Luft für die Fittiche hat, Erster Gesang. sing', unsterbliche Seele, der sündigen Menschen Erlösung, Die der Messias aus Erden in seiner Menschheit vollendet, Und durch die er Adam's Geschlecht zu der Liebe der Gottheit, Leidend gelobtet und verherrlichet, rvieder erhöht hat. Bo ne's Lesebuch Ii, Th, 9, Ausl, 13

11. Teil 5 - S. 76

1910 - Straßburg : Bull
76 22. Herr, Herr, Gott, Barmherzig und gnädig! Angebetet, gepriesen Sei dein herrlicher Name! 23. Und die Gewitterwinde? Sie tragen den Donner; Wie sie rauschen, wie sie mit lauter Woge den Wald durchströmen! Und nun schweigen sie. Langsam wandelt Die schwarze Wolke. 24. Sehtihr den neuen Zeugen des Nahen, den fliegenden Strahl? Höret ihr hoch in den Wolken den Donner des Herrn? Er ruft: „Jehovah! Jehovah!" Und der geschmetterte Wald dampft! 25. Aber nicht unsere Hütte! Unser Vater gebot Seinem Verderber Vor unserer Hütte vorüberzugehn. 26. Ach, schon rauscht, schon rauscht Himmel und Erde vom gnädigen Regen! Nun ist, wie dürstete sie! die Erd erquickt Und der Himmel der Segensfüll entlastet. 27. Siehe, nun kommt Jehovah nicht mehr im Wetter, In stillem, sanftem Säuseln Kommt Jehovah, Und unter ihm neigt sich der Bogen des Friedens. 4. Dem Erlöser (1751). 1 Der Seraph stammelt, und die Unendlichkeit Bebt durch den Umkreis ihrer Gefilde nach Dein hohes Lob, o Sohn! Wer bin ich, Daß ich mich auch in die Jubel dränge? 2. Vom Staube Staub! Doch wohnt ein Unsterblicher Von hoher Abkunft in den Verwesungen Und denkt Gedanken, daß Entzückung Durch die erschütterte Nerve schauert! 3. Auch du wirst einmal mehr wie Verwesung sein, Der Seele Schatten, Hütte von Erd erbaut, Und andrer Schauer Trunkenheiten Werden dich dort, wo du schlummerst, wecken.

12. Handbuch für den deutschen Unterricht in den oberen Klassen der Gymnasien - S. 768

1872 - Köln : DuMont-Schauberg
768 Abriß der Literaturgeschichte. I Chroniken Platz machen, oder sich in prosaische Volksbücher auflösen lassen. Gegen Ende des Mittelalters scheint die Erinnerung an die alten Heldengedichte noch einmal frisch er- wacht zu sein; man suchte sie umzuarbeiten und namentlich in singbare Strophen zu setzen; so Kaspar von der Rön. Im Uebri- gen ging der epische Geist in Satire und Allegorie über; so das Narrenschiff von Brnnt, der Theuerdank von Kaiser Max, Reineke Fuchs. Der Meistergesang hielt sich ursprüng- lich ans Lyrische und Didaktische. Das 16 Jahrhundert bewegt sich hauptsäch- lich in Fabeln und Schwänken mit weitge- spreizter Form; von eigentlicher Würde der Kunst empfängt man keine Ahnung. Die hervorragenden Führer des Jahrhunderts sind Hans Sachs und Fischart. Die Gelehrten- poesie des 17. Jahrhunderts reichte für epi- sche Auffassung und Entfaltung nicht aus; sie haftete am Didaktischen und Gezierten. Und so trat denn Klopstock's Messias in jeder Hinsicht wie ein Heros hervor. Im Uebrigen hat die neue Zeit alle möglichen epischen Formen, gleichsam mit literarischer Pslichtmäßigkeit, angebaut; Fabel und Parabel, Allegorie und Satire, Beschreibung und Be- lehrrmg, Erzählung und Ballade, Legende und Idylle, kölnisches, idyllisches, romanti- sches und heroisches Epos. Der kleineren epischen Gedichte gibt es die Unzahl, beson- ders der schlechten prätentiösen Balladen, in denen sich der Mangel an Poesie hinter ge- reimter Rhetorik versteckt. Von größeren epi- schen Werken sind am bekanntesten: Klop- stock's Messias, Herder's Cid, Wieland's Oberon, Voß'ens Louise, Goethe's Hermann und Dorothea, Schulze's Cäcilia, Sonnen berg's Donatoa, Pyrker's Tunisias und als komisches Epos die Jobsiade. Klopstock aber ragt wie eilte Alpenhöhe hervor, und Lebens- quellen des Epos wie im Mittelalter sind noch nicht wieder geöffnet worden. §. 6. .Verlauf der lyrischen Poesie. Die lyrische Poesie in Verbindung mit epischen Stoffen, als Gesang auf Personen und Begebenheiten, war in Deutschland schon zur Römerzeit einheimisch. Aber auch das Ludwigslied aus dem 9. Jahrhundert trägt noch einensolchen Charakter. Einzig in seiner Art erscheint aus damaliger Zeit das Lied auf den heiligen Petrus (S. 13). Die eigent- liche Lyrik zeigt sich erst im 12. Jahrhundert, aber auch gleich mit einer Innigkeit und Wahrheit, einer Leichtigkeit und Anmuth, wie sie selten gefunden wird. Im Religiösen verbindet sich damit Schwung und Tiefe; im Uebrigen ist der Kreis, worin sie sich bewegt, ein enger; es ist hauptsächlich die Minne, d. h. die volle hingebende Liebe (davon der Nameminnesängersund die Natur. Diehaupt- formen sind Lied, Leich und Spruch (S. 88). Die Kirchenlieder heißen Leisen, Kyrleisen (von Kyrie eleison). An der Spitze der Lyrik steht Walther von der Vogelweide; es war aber Deutschland recht wie ein gesangreicher Dichterwald. Eine Auswahl von Minnelie- dern bietet die Manesse'sche Sammlung aus denr Anfange des 14. Jahrhunderts. Nach der Blütezeit des 13. Jahrhunderts erscheint die Lyrik: 1) in den Händen von gewerblichen Dichtern, die sich ein Geschäft aus der Dichtkunst machten und allmählich zu Pritschmeistern und Spruchsprechern herab- sanken; 2) als Eigenthum einer Zunft, der Meistersänger, die sie in ehrsamer Weise unter Meisterregeln brachten; 3) endlich als frisch sprudelnder Quell im Volke, woraus die so genannten altdeutschen Volkslieder hervorge- gangen. Mit dem Volksliede verwandt sind die volksthümlichen Kirchenlieder, welche seit dem 14. Jahrhundert sich mehren. Volks- gesang und Kirchenlied setzten sich auch im 16. Jahrhundert noch fort, und letzteres empfing einen neuen Antrieb durch die Reformatoren, welche für den Gottesdienst sich auf Deutschen Gesang angewiesen sahen. Im Uebrigen bietet ' das 16. Jahrhundert bei seinem einerseits satirisch-possenhaften und anderseits zerrissenen, lieblosen Charakter wenig Sinn für offene, freie Lyrik. Eben so wenig konnte das 17 . Jahrhundert mit seiner gelehrten Kunstpoesie die Quellen der reinen Lyrik öffnen. Balde mit seinen darstellungsreichen Lateinischen Oden und Spee mit seiner innigen Wahr- heit ragen über alle hervor. Im Uebrigen erstickten die guten Keime der ersten Schlesi- schen Dichterschule alsbald unter poetischen Aeußerlichkeiten. Auch das 18. Jahrhundert haftete anfangs noch zu sehr an dem poetischen „Machen", dem Gegentheile der wahren Lyrik; so in der moralisch-religiösen Richtung der Gel- lert'schen Schule, und so in den Tändeleien der Anakreontiker neben ihrem Odenschmieden auf Friedrich den Großen. Klopstock sprengte die Verhärtung; bei ihm spricht der Mensch, der ganze Mensch, aus der Fülle und Wahr- heit. In der Folgezeit ist es gerade die Lyrik, welche fast bei allen namhaften Dichtern in der einen oder anderen Weise zum schönsten Ausdruck gekommen, so daß aus der unüber- sehbaren Gesammtheit sich ein höchst gehalt- und formreicher lyrischer Blumengarten zu sammenstellen läßt. Aber eben so wahr ist es, daß sich durch die neuere Deutsche Lyrik zwei Grundfehler hindurchziehen: 1. der Mangel

13. Erdkunde von Deutschland und seinen Nachbarländern - S. 167

1852 - Jena : Döbereiner und Schreiber
— 167 — darauf in einen an 200" tiefen Schlund, geht in den Wal- lenstätter- und dann in den Zürcher-See, welchen sie unter dem Namen Limmat verläßt. Der schmale, fisch- reiche Wallen st ätter See, auch Wallensee genannt, hin- terläßt einen mehr erhabenen, als erfreulichen Eindruck, da er von hohen, schroffen, wilden, steilen und nackten Felsen, wie rechts den zackigen sieben Kurfürsten und links vom Murtscheistock (7200') umgeben ist. Er hat daher wenig Landungspunkte. Das Gegenstück davon ist der liebliche Zür- chersee mir seinen reizenden Ufern. Klopstock hat ihm eine seiner Oden geweiht. Der See krümmt sich 10 —11 Stun- den lang von S. O. nach N. W., ist aber kaum hie und da über eine Stunde breit. Die Ufer sind mit freundlichen Bergen bekränzt, deren sanfte Abhänge mit hübschgebauten Städten, Dörfern und Landhäusern übersäet sind. Kein See wird daher zu so viel Wafferlustfahrten benutzt als dieser. Er wird auch mit Dampfschiffen befahren. Seine Wasserfülle verdankt er vorzüglich der Linth, die bei Zürich als Limmat herausströmt, und von da in lachendem Thale zur Aar fließt. Im obern Theile des Sees, wo beirapperschwyl eine Brücke darüber führt, liegt die überaus reizende und kleine Insel Uffenau, bekannt als Sterbestätte Ulrichs v. Hut- ten (-f 1523), eines Freundes von Luther. Wie zitterte manch' stolzer Giebel, Als donnernd einst in böser Stunde, Gleich Schwerterklang zu Luthers Bibel Das Wort erscholl aus Huttens Munde. Die herrliche Rhone (der alte Rhodanus) entspringt an der Westseite des St. Gotthard aus dem prachtvollen Rhone-. gletscher an der Furka, und fließt zwischen den Berner- und den penninischen Alpen S. W. durch das lange und tiefe Thal Wallis. Sie bricht dann mit rascher nordwestlicher Wendung zum Genfer See, entströmt demselben bei Genf in wunder- barer Bläue, nimmt vom Montblanc die Arve auf und win- det sich in felsigem Bette von Iura und Alpen eingeengt hindurch, wobei sie zweimal in Felsenschlünde stürzt und sich in der unterirdischen Tiefe zu verlieren scheint. Später tritt sie wieder in ein breites Thal und nimmt die sanfte, aber wasservolle Saone, die durch den wunderbar gewundenen Doubs verstärkt ist, bei Lyon auf. Bon da fließt die Rhone nach S., empfängt die reißenden Alpenflüsse Isère und Durance, bildet zuletzt ein Delta und mündet in den Busen von Lyon am Mittelmeere. Zu erwähnen sind noch der Tessino und der Inn. Der Z n n, ein Nebenfluß der Donau, entspinnt sich aus kleinen Gebirgsseen und durchströmt das 10 Meilen lange.

14. Handbuch für den deutschen Unterricht in den oberen Klassen der Gymnasien - S. 236

1872 - Köln : DuMont-Schauberg
236 F. G Klopstock <1724—1803.) Oden und Sieder. Klopstock's Oden tragen das volle Gepräge seines edlen Herzens und seines hohen Dichterberufes Sie bewegen sich vorzugsweise um Freundschaft, Religion und Vaterland, jene drei Gcund-Elemente der Klopstock'schen Poesie. Sie erschienen anfangs vereinzelt; erst im Jahre 1771 eine Sammlung: Oden und Elegieen. Einige Ucbcrkünstelungen des Vermaßes, so wie die Einführung der nordischen Mythologie sind, jener Zeit gemäß, die undichterische Zuthat eines gelehrten Reflectirens und Wollens. — Die geistlichen Lieder beschäftigten den Dichter besonders während der kurzen Zeit seines ehelichen Lebens und nach dem Tode seiner Gattin; sie waren für ein gottesdienstliches Gesangbuch bestimmt, das der Dichter bezweckte; allein es fehlt ihnen die kirchliche Ruhe und der Geist der Allgemeinheit; die Natur des Dichters drängt darin zur Ode, und die Ab- sicht arbeitet am Liede; daher sind sie auch meistens verschollen, so vielfach sie auch nachgeahmt worden.. Die späteren sind am einfachsten, wohl besonders veranlaßt durch seine gleichzeitige Bearbeitung älterer Kirchenlieder. 1. Oden und Elegieen. Die nachstehenden Oden sind nach der Zeitfolge geordnet. Wo in der Bezeichnung des Versmaßes ein (/) steht, ist jedesmal eine Cäsuc oder ein Wortende An Qöiseke (1747.) sgiseke, geb. 1724, gest. 1765, gehörte zu dem Leipziger Dichterkreise der „Bremer Beiträge.") Archilochisches Versmaß: ± C73 ± G77 ± Uö L w 1 ww 1 w Geh, ich reiße mich los, obgleich die männ- liche Tugend Nicht die Thräne verbeut; Geh, ich weine nicht, Freund! Ich müßte mein Leben durchioeinen, Weint' ich dir, Giseke, nach! Denn so werden sie alle dahin gehn, jeder den andern Trauernd verlassen und fliehn. Also trennet der Tod gewählte Gatten: der Mann kam Seufzend im Ocean um, Sie am Gestad, wo von Todtengeripp und Scheiter und Meersand Stürme das Grab ihr erhöhn. So liegt Milton's Gebein von Homer's Ge- beine gesondert, Und der Cypresse verweht Ihre Klag' an dem Grabe des einen und kommt nicht hinüber Nach des anderen Gruft. So schrieb unser aller Verhängniß auf eherne Tafeln Der im Himmel und schwieg. Was der Hocherhabene schrieb, verehr' ich im Staube, Weine gen Himmel nicht auf. Geh, mein Theurer! Es letzen vielleicht sich unsere Freunde Auch ohne Thränen mit dir, Wenn nicht Thränen die Seele vergießt, un- weinbar dem Fremdling Sanftes edles Gefühls. Eile zu Hagedorn hin, und hast du genug ihn umarmet, Ist die erste Begier, Euch zu sehen, gestillt, sind alle Thränen der Freude Weggelächelt, entflohn, Giseke, sag ihm alsdann, nach drei genosse- nen Tagen, Daß ich ihn liebe, wie du! An Ebrrt (1748.) Ebert [1723 — 17u5] gehörte nebst Giseke, Ccamer, Gärtner, Rabener, Gellert, Schlegel zu dem Leipziger Dichterkreise. Klopstock's Ahnung, daß er feine Freunde überleben würde, ging in Erfüllung. (Versmaß der vorigen Ode.) Ebert, mich scheucht ein trüber Gedanke vom blinkenden Weine Tief in die Melancholei! Ach, du redest umsonst, vordem aewaltiqes Kelchglas, Heitre Gedanken mir zu! Weggehn lnuß ich und weinen; vielleicht daß die lindernde Thräne Meinen Gram mir verweint. Lindernde Thränen, euch gab die Natur dem menschlichen Elend Weis' als Gesellinnen zu. Wäret ihr nicht, und könnte der Mensch sein Leiden nicht weinen, Ach, wie ertrüg' er es da! Weggehn niuß ich und weinen! Mein schwer- muthsvoller Gedanke Bebt noch gewaltig in mir. Ebert, sind sie nun alle dahin, deckt unsere Freunde Alle die heilige Gruft, Und sind wir — zween Einsame — dann von' allen noch übrig! Ebert, verstummst du nicht hier? Sieht dein Auge nicht trüb um sich her, nicht starr ohne Seele? So erstarb auch mein Blick, So erbebt' ich, als mich von allen Gedanken der bängste Donnernd, das erste Mal traf.

15. Dichtung des Mittelalters - S. 5

1884 - Freiburg im Breisgau : Herder
§ 3. Perioden der deutschen Litteraturgeschichte. 5 Nach Luther trat bald wieder eine arge Sprachverwirrung ein, indem die Gelehrten lateinisch lehrten und schrieben, und indem zur Zeit des 30jährigen Krieges eine gewaltige Sprachmengerei entstand durch vielfache Benutzung fran- zösischer, spanischer und italienischer Wörter. Erst mit Anfang des 17. Jahrhunderts trat, besonders durch Opitz auf dem Gebiete der Dichtkunst und durch Leibniz auf dem Gebiete der Wissenschaft, ein bewußter Umschwung ein, bis die Sprache in der zweiten Blnteperiode der Litteratur von Klopstock ab ihre hohe Vollendung erreichte, als welche sie, im Gegensatz zu der dialektredenden, mehr und mehr zurückgedrängten Volkssprache, die Umg a n g s s p ra ch e aller Gebildeten geworden ist. 8 3. Perioden der deutschen Litteraturgeschichte. Innerhalb der drei genannten Entwicklungsstufen des Hochdeutschen unterscheiden wir für die Geschichte der poetischen Nationallitteratur, deren wichtigste Erscheinungen der vorliegende Teil des Lesebuches zur Kenntnis bringt, folgende acht Perioden: 1. Die Zeit des heidnischen, altdeutschen Volksgesanges und der Sagenbildung von den ältesten Zeiten bis auf Karl den Großen, 800. 2. Die Zeit des Einflusses der Geistlichkeit auf die Poesie von Karl dem Großen bis in das erste Jahrhundert der Kreuzzüge, von 800—1150. 3. Erste Bliitepcriode auf dem Gebiete des Volksepos (Nibe- lungenlied und Gudrun), des höfischen Epos (Heinrich von Veldeke, Hartmann von Aue, Wolfram von Eschenbach, Gottfried von Straß- burg), der Lyrik (Walther von der Vogelweide) und der Didaktik (Freidanks Bescheidenheit) in der Zeit der Kreuzzüge, von 1150—1300. 4. Die Zeit des Verfalles der Poesie, deren Träger Bürger und Handwerker sind: Meistergesang, Blüte des Volksliedes, von 4300 bis 1500. 5. Das Zeitalter des Vorherrschens der satirisch-didaktischen Poesie im Jahrhundert der Reformation; Ausbildung des Kirchenliedes, von 1500—1624. 6. Die Zeit der Poesie der Gelehrten oder die Zeit der Nachahmung, von 1624—1748. 7. Zweite Blnteperiode, anhebend mit der Herausgabe der drei ersten Gesänge von Klopstocks Messias im Jahre 1748 und geknüpft an die Dichter: Klopstock, Wieland, Lessing, Herder, Goethe, Schiller. 8. Die Zeit der Romantiker und der neueren Dichter. im Hause, die Kinder auf der Gasse, den gemeinen Mann auf dem Markt darum fragen."

16. Handbuch für den deutschen Unterricht in den oberen Klassen der Gymnasien - S. 237

1872 - Köln : DuMont-Schauberg
F. ©. Klopstock Wie du einen Wanderer, der, zueilend der Gattin Und dem gebildeten Sohn Und der blühenden Tochter, nach ihrer Um- armung schon hinweint, Du den, Donner, ereilst, Tödtend ihn fassest und ihm das Gebein zu fallendem Staube Machst, triumphirend alsdann Wieder die hohe Wolke durchmandelst, so traf der Gedanke Meinen erschütterten Geist, Daß mein Auge sich dunkel verlor, und das bebende Knie mir Kraftlos zittert' und sank. Ach, in schweigender Nacht ging mir die Todtenerscheinung, Unsre Freunde, vorbei! Ach, in schweigender Nacht erblickt' ich die offenen Gräber Und der Unsterblichen Schaar! Wenn mir nicht mehr das Auge des zärt- lichen Giseke lächelt; Wenn von der Radikin *) fern, Unser redlicher Gramer verwes't; wenn Gärt- ner, wenn Rabner Nicht sokratisch mehr spricht; Wenn in des edelmüthigen Gellert harmoni- schem Leben Jede Saite verstummt; Wenn nun über der Gruft der freie gesellige Rothei) 2) Freudegenossen sich wählt; Wenn der erfindende Schlegel aus einer län- gern Verbannung Keinem Freunde mehr schreibt; Wenn in meines geliebtesten Schmidt's8) Umarmung mein Auge Nicht mehr Zärtlichkeit weint; Wenn sich unser Vater zur Ruh', sich Hage- dorn hinlegt: Ebert, was sind wir alsdann, Wir Geweihte des Schmerzes, die hier ein trüberes Schicksal Länger als alle sie ließ? Stirbt dann auch Einer von uns (mich reißt mein banger Gedanke Immer nächtlicher fort), Heinrich der Der Feind ist da! Die Schlacht beginnt! Wohlauf zum Sieg herbei! Es führet uns der beste Mann Im ganzen Vaterland. Heut fühlet er die Krankheit nicht, Dort tragen sie ihn her. Heil, Heinrich, Heil dir, Held und Mann, Im eisernen Gefild! i) Cramer's Braut. ») Zunächst ein Freund Sch! Fannys Bruder; starb als Kanzler zu Weimar 1784. (1724-1803.) 2z7 Stirbt dann auch Einer von uns und bleibt nur Einer noch übrig; Bin der Eine dann ich; Hat mich dann auch die schon geliebt, die künftig mich liebet, Ruht auch sie in der Gruft; Bin dann ich der Einsame, bin allein auf der Erde: Wirst du, ewiger Geist, Seele, zur Freundschaft erschaffen, du dann die leeren Tage Sehn und fühlend noch fein? Oder wirst du betäubt zu Nächten sie wähnen und schlummern Und gedankenlos ruhn? Aber du könntest ja auch erwachen, dein Elend zu fühlen, Leidender, ewiger Geist. Rufe, wenn du erwachst, das Bild von dem Grabe der Freunde, Das nur rufe zurück! O ihr Gräber der Todten, ihr Gräber meiner Entschlafnen, Warum liegt ihr zerstreut? Warum lieget ihr nicht in blühenden Thalen beisammen Oder in Hainen vereint? Leitet den sterbenden Greis, ich will mit wankendem Fuße Gehn, auf jegliches Grab Eine Cypreffe pflanzen, die noch nicht schat- tenden Bäume Für die Enkel erziehn, Oft in der Nacht auf biegsamem Wipfel die himmlische Bildung Meiner Unsterblichen sehn, Zitternd gen Himmel erheben mein Haupt und weinen und sterben. Senket den Todten dann ein Bei dem Grabe, bei dem er starb; nimm dann, o Verwesung, Meine Thränen und mich! Finstrer Gedanke, laß ab, laß ab, in die Seele zu donnern! Wie die Ewigkeit ernst, Furchtbar, wie das Gericht, laß ab! die verstummende Seele Faßt dich, Gedanke, nicht mehr! logier (1749). Sein Antlitz glüht von Ehrbegier Und herrscht den Sieg herbei. Schon ist um ihn der Edeln Helm Mit Feindes Blut bespritzt. Streu' furchtbar Strahlen um dich her, Schwert in des Kaisers Hand, Daß alles tödtliche Geschoß Den Weg vorübergeh'! 4's. 3) Klopstock's Vetter und Stubengenoffe in Leipzig,

17. Geschichte der Neuzeit - S. 80

1902 - München [u.a.] : Franz
80 Zweite Blütezeit der deutschen Dichtung. Viel Gutes hat diese Weltanschauung in Deutschland geschaffen, Wirkung in wo Männer wie Lessing, Kant und Schiller das Volk nicht Deutschland. jm platten Sinne aufzuklären, sondern vielmehr geistig zu befreien und sittlich zu veredeln strebten und Friedrich d. Gr. zeitgemäße Verbesserungen im staatlichen Leben traf, worin mehrere Fürsten sein Beispiel nachahmten. Wirkung in Anders wirkte die Philosophie des vorigen Jahrhunderts in Frankreich. Frankreich. Je hartnäckiger hier die Inhaber der Staatsgewalt an alten verrotteten Zuständen festhielten und die Vertreter neuer Ideen auch wohl verfolgten, desto mehr erregten diese durch schriftliche und mündliche Äußerungen eine allgemeine Unzufriedenheit mit den bestehenden Zuständen, die immer stärker aus eine vollständige Umwälzung hindrängte. 1») Zweite Blütezeit der deutschen Dichtung. Seit dem westfälischen Frieden war die deutsche Sprache und Literatur fast ein Jahrhundert lang in sklavische Abhängigkeit vom Franzos ent um geraten. Bis um die Mitte des 18. Jahrhunderts stellte Gottsched, der doch die öde „Sprachmengerei" tatkräftig bekämpfte und sich um die S p r a ch r e i n h e i t und Sprach-richtigfeit sehr verdient gemacht hat, immer noch die Franzosen als nachahmenswerte Vorbilder auf, und darum auch erkannte er in der verstandesmäßigen Darstellung und in der korrekten Form das Wesen der Dichtkunst. Ihm traten die Schweizer Bodmer und Breitinger erfolgreich entgegen, die Gemüt und Phantasie für die unerschöpflichen Quellen wahrer Poesie erklärten und die stammverwandten Engländer zur Nachahmung empfahlen. In ihrem Geiste dichteten Haller, Hagedorn und Gellert, die als die Herolde des neuen Aufschwunges in der Literatur betrachtet werden können. Das Wiedererwachen des deutschen Geisteslebens wurde hauptsächlich durch zwei gewaltige Einflüsse bewirkt: durch die Begeisterung für Friedrich den Großen und seine Heldentaten und durch die Aufklärung. „Denn", wie Goethe sagt, „der erste wahre und höhere eigentliche Lebensgehalt kam durch Friedrich den Großen und die Taten des siebenjährigen Krieges in die deutsche Poesie". Gleim und Kleist feierten den großen König in ihren patriotischen Liedern. Ganz besonders aber schufen Dichtungen von unvergänglichem nationalen Klopstock. Gehalt Klopstock (1724—1803) in seinen vaterländischen Oden^) und Lessing in „Minna von Barnhelm". Das Erscheinen von Klop-stocks „Messias" (1748) bezeichnet den Beginn der zweiten Blüte zeit unserer Dichtkunst. Während Klopstock sein reiches religiöses ’) Im Jahre 1773 sang er: „Frei, o Deutschland, Wirst Du dereinst, ein Jahrhundert nur noch, So ist es geschehen!" — Dichter sind Seher!

18. Prosalesebuch für Prima - S. 315

1909 - Leipzig [u.a.] : Ehlermann
H. Hettner: Klopstocks literarhistorische Bedeutung. 315 hatten keine Einsicht in diese Gebrechen. Einzig der junge Lessing zeigte durch seine Kritik der ersten sechzehn Verse, daß er das Ge- staltlose und gleißend Empsindelnde des allbewunderten Gedichts völlig durchschaue. Gleichzeitig mit den ersten Gesängen des Messias verbreiteten sich Klopstocks erste Oden. Sie waren ganz dazu angetan, den gün- stigen Eindruck von Klopstocks erstem Auftreten noch bedeutend zu steigern. Der Inhalt sowie die Form waren von derselben Richtung und Stimmung getragen, welche den Dichter in der Wahl des Stoffs und der Form der Messiade geleitet hatte. Wie ihm dort die religiöse Begeisterung der Ausdruck seines innersten Gefühls- lebens war, so ist auch die Poesie dieser Oden wieder eigenstes Er- lebnis; sogar so sehr, daß das bloß Augenblickliche, Zufällige, aus- schließlich Persönliche falscher Gelegenheitsdichtung nicht immer zu allgemein menschlicher Bedeutung geklärt ist. Wir treten heraus aus der faden Nichtigkeit der verlogenen Anakreontik; wir hören überall den gesunden Herzschlag einer.reinen und edlen Persönlich- keit, welche voll und ganz für ihre Dichtung einsteht, weil sie nur singt, was sie empfindet. Schlagen diese Oden einmal die Saite Anakreons an, wie z. B. „Das Rosenband" und „Ihr Schlummer", da ist die Empfindung von seelenvoller Zartheit, Reinheit- und Un- schuld; am liebsten aber und am ergreifendsten singen sie von dem Schmerz seiner unglücklichen Liebe zu Fanny, „von den unermeß- lichen durchweinten Stunden, da die nicht hört, der mein Herz schon lange geweint hat", von der Hoheit der Freundschaft, von schwärme- rischer Naturempfindung, von Gott und Unsterblichkeit und, was seit langer Zeit in Deutschland nicht mehr gehört worden, von der glut- vollen und tapferen Liebe zum Vaterlande. Und wie im Messias, so betätigte sich auch in diesen Oden dasselbe Streben nach idealer Form, nach der Würde und Gemessenheit des großen Stils. Was für die Messiade der Hexameter Homers und Virgils war, war für die Oden Horaz mit seinen Versmaßen. Seit Klopstock schlug in der deutschen Lyrik diese Horazische Odendichtung immer tiefere Wurzeln. . Sicher sind diese ersten Oden Klopstocks seine kräftigsten und vollendetsten Leistungen. Es ist zwar auch hier viel unreife Über- schwenglichkeit, mehr ein Schwelgen in der Vorstellung erhabener Gedanken und Gefühle als ein unbefangenes Aufgehen in diesen Ge- danken und Gefühlen selbst. Es fehlt nicht an gespreizter Gelehr- samkeit in verzwickten Wendungen und gewaltsamen Wortbildungen; die strophische Rhythmik entfernt sich oft aufs störendste von der logischen. Aber diese Mängel verschwinden gegen die Frische und

19. Leitfaden für den Geschichtsunterricht in Mittel- und Mädchenschulen - S. 384

1902 - Bielefeld [u.a.] : Velhagen & Klasing
384 3. Erfindungen, Kunst und Wissenschaft der Neuzeit, der deutschen Poeterei" statt der bis dahin blichen Silbenzhlung den regelmigen Wechsel zwischen Hebungen und Senkungen und den Gebrauch der reinen hochdeutschen Sprache forderte. Hat er sich dadurch ein unbestrittenes Verdienst erworben, so sind doch seine Dichtungen selbst ohne Phantasie und Empfindung und nur durch grere Reinheit in der Sprache und Form ausgezeichnet. Ebenfalls im 17. Jahrhundert dichteten der gemtsvolle Paul Fleming und der fromme Paul Gerhard, dessen herrliche Kirchenlieder von der Heiterkeit, der Zuversicht und dem Gottvertrauen eines glubigen Gemtes Zeugnis geben. Den grten Ruhm als Fabeldichter erlangte Geliert, um die Mitte des achtzehnten Jahrhunderts Professor an der Universitt Leipzig, dem selbst Friedrich der Groe trotz seiner Vorliebe fr franzsische Sprache und Dichtung seine Aner-kennung nicht versagte. Mit Klopstock (geb. 1724 zu Quedlinburg, gest. 1803 zu Hamburg) beginnt die zweite groe Bltezeit deutscher Dichtkunst. In seinen Dichtungen (Messias", Oden") bekundet er in krf-tiger, schwungvoller Sprache ein tiefes religises Gefhl und einen warmen vaterlndischen Sinn. Lessing, geboren zu Kamenz in der 17291781] Lausitz, war ein Mann von groer Gelehrsamkeit, seltenem Scharfsinn und unermdlichem Forschertriebe. Er gilt als der erste Kunstrichter in Deutschland, und was er als solcher geleistet, wird immer Geltung behalten. Wir verdanken ihm die Ausbildung der Prosa und die Schpfung des nationalen Dramas (Minna von Barnhelm", Emilia Galotti", Nathan der Weise"). Das deutsche Theater entri er dem fremdlndischen Einflu und begrndete seinen jetzigen Ruf. Lessings Bahnen folgte der vielseitig. gebildete 17441803] Herder, zuletzt Oberkonsistorialrat in Weimar. Begabt mit wunderbarem Verstndnis der Zeiten und Völker, erfate er mit empfnglichem Sinne alles, was fremde Völker Groes und Schnes geschaffen, und gestaltete es in deutschem Geiste um. Gleichsalls in 17331813] Weimar lebte Wieland, der seine heiteren Lebensansichten in scherzhaften Erzhlungen und Dichtungen (Oberon") voll anmutiger, mitunter auch sinnlicher Schilderungen niederlegte. Im Jahre 1772 schlssen in Gttingen mehrere strebsame Jnglinge den ,,Hain"(bnnd). Die Glieder dieses Dichterbundes stellten es sich zur Aufgabe, alles echt Deutsche und Volkstmliche zu pflegen. Sie schwrmten fr Freundschaft, Tugend und Vater-land, feierten Klopstock als Dichterknig und verdammten Wielands sittenverderbliche" Schriften. Zu ihnen gehrte Brger aus Molmers-wende bei Ballenstedt, eine hochbegabte Natur, dessen Lenore", der Kaiser und der Abt", das Lied vom braven Mann" allgemein bekannt und beliebt sind, den aber ein leichtsinniges Leben, Armut

20. Deutsche Dichtung in der Neuzeit - S. 96

1916 - Trier : Lintz
96 Stubengenossen Schmidt, der „Fanny" seiner Oden, unerwidert blieb, folgte er einer Einladung des für den „Messias" begeisterten Bodmer, ihn in Zürich zu besuchen (Sommer 1750). Im folgenden Jahre erhielt er, von dem dänischen Minister Grafen Bernstorff dem Könige Friedrich V. von Dänemark empfohlen, die Aufforderung, nach Kopenhagen zu kommen, um dort in Muße den „Messias" zu vollenden. Klopstock folgte dieser Einladung und reiste über Hamburg, wo er Margareta Möller, die „Cidli" seiner Oden, kennen lernte, nach Kopenhagen und wurde hier mit großer Freundlichkeit aufgenommen. 1754 verheiratete er sich mit Margareta, die ihm aber schon vier Jahre später durch den Tod entrissen wurde. 1763 erhielt er den Titel eines dänischen Legationsrats. Nach Bernstorffs Entlassung ging Klopstock 1770 nach Hamburg, folgte 1774 der Einladung des Markgrafen von Baden nach Karlsruhe, blieb hier ein Jahr und kehrte dann, mit dem Titel eines Hofrats und einem Jahrgehalt beschenkt, nach Hamburg zurück, wo er sich 1791 zum zweiten Male verheiratete. Die Anfänge der französischen Revolution begrüßte er mit Begeisterung, wandte sich aber später mit Abscheu von ihr ab. Er starb am 14. März 1803 im 79. Lebensjahre und wurde mit großer Feierlichkeit in Ottensen bei Altona begraben. Klopstocks Meisterwerk ist „Der Messias", ein religiöses Epos in 20 Gesängen*). Die drei ersten, die vor allem seinen Ruhm begründeten, erschienen 1748; 1755 waren die zehn ersten Gesänge, 1773 das ganze Werk vollendet. Als Epos ist „Der Messias" zu einförmig; sowohl die Überschwenglichkeit der Lyrik als der Idealismus der Phantasie widerspricht dem Charakter des Epos. — Die hohe lyrische Begabung Klopstocks kam zu ihrem Rechte in den Oden. Diese wurden 1771 zum ersten Male gesammelt heraus- gegeben. Sie besingen Freundschaft und Liebe, Religion und Vaterland. Die geistlichen Lieder (1758) sind die einzigen Dichtungen, in denen Klopstock sich des Reimes bediente. — Den Stoff zu seinen, ebenfalls einen vorherrschend lyrischen Charakter tragenden Dramen entnahm Klopstock teils der Bibel („Der Tod Adams" 1757, „Salomo" 1764, „David" 1772), teils der vaterländischen Geschichte („Die Hermannsschlacht" 1769, „Hermann und die Fürsten" 1784, „Hermanns Tod" 1787). Für seine vaterländischen Schauspiele führte er den Namen „Bardiet" (barckituch ein. Sie sind in Prosa geschrieben und mit Chorgesängen der Barden untermischt. Anmerkung. Die Bardengesänge waren Folge eines auswärtigen Einflusses, der Lieder Ossi ans, eines Sängers der keltischen Hochschotten aus dem 3. Jahrhundert, die, vielfach verändert, zuerst in englischer Übersetzung durch James Macpherson 1760 bis 1765 herausgegeben wurden. Den Bardengesang Klopstocks ahmten nach Michael Denis („Sined der Barde"), Karl Friedrich Kretschmann („Rhingulph der Barde") und Heinrich Wilhelm von Gerstenberg. H. Morgenlied. ff 1. Christus will die Menschheit erlösen. 2. Die Hölle verschwört sich wider ihn. 3. Christus am Olberg. 4. Sitzung des Synedriums: Beschluß, den Messias zu töten. Abendmahl. 5. Christus in Gethsemane. 6. und 7 Christus vor Annas, Kaiphas und Pilatus; seine Verurteilung. 8.—10 Kreuzigung und Tod auf Golgatha. 11. Unter- redung der Seelen der Väter über die Erlösung. 12. Kreuzesabnahme. 13. Auferstehung. 14. Christus erscheint seinen Jüngern. 15. Erscheinung der Auferstandenen. 16. Christi Höllenfahrt. 17. Erlösung der in der Sündflut Umgekommenen. 18. Gesicht Adams (das jüngste Gericht). 19. Die Himmelfahrt. 20. Der Triumph Christi.