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1. Dichtung der Neuzeit - S. 323

1908 - Freiburg im Breisgau : Herder
§ 45. Die Sänger der Freiheitskriege. Arndt. 323 3. I.n die Löiligin von Preußen. Erwäg' ich, wie in jenen Schreckenstagen Still deine Brust verschlossen, was sie litt, Wie dn das Unglück mit der Grazie Tritt Aus jungen Schultern herrlich hast getragen; Wie von des Kriegs zerrisstnem Schlachtenwagen Selbst oft die Schar der Männer zu dir schritt, Wie trotz der Wunde, die dein Herz durchschnitt, Du stets der Hoffnung Fahn' uns vorgetragen: O Herrscherin, die Zeit dann möchll ich segnen! Wir sahn dich Anmut endlos niederregnen — Wie groß du warst, das ahneten wir nicht! Dein Haupt scheint wie von Strahlen mir umschimmert, Du bist der Stern, der voller Pracht erst flimmert. Wenn er durch finstre Wetterwolken bricht! Aus der großen Anzahl der die heldenmütige Zeit mit ihren Liedern begleitenden Freiheitssänger sind namentlich hervorzuheben: Ernst Moritz Arndt, Max von Schenkendorf, Theodor Körner und Friedrich Rück er t. 1. ß-rnst Worih Arndt (1769—1860). Ernst Moritz Arndt, geb. am 26. Dezember 1769 (in demselben Jahre mit Napoleon, Wellington und Alexander von Humboldt) zu Schoritz auf der Insel Rügen, studierte Theologie und Geschichte und wurde nach vielen Reisen 1805 Professor der Geschichte zu Greifswald. Begeistert für das Vaterland, schrieb er von 1806 bis 1813 fein zornmutiges, gegen Napoleon und gegen die schmachvolle Erniedrigung seines Volkes gerichtetes Werk „Geist der Zeit". In seiner Sicherheit bedroht, floh er nach Schweden, kehrte dann heimlich zurück und ging im Jahre 1812 nach Petersburg zu dem von Napoleon gleichfalls geächteten Freiherrn vom Stein, um diesen in seiner Tätigkeit gegen den fremden Machthaber zu unterstützen. Im folgenden Jahre in das Vaterland heimgekehrt, entflammte er das Volk durch feine im echten Volkston geschriebenen, von heiliger Vaterlandsliebe durch- glühten Dichtungen („Kriegs- und Wehrlieder") und durch seine hinreißenden Flugschriften (u. a. „Katechismus für den deutschen Kriegs- und Wehrmann", „Was bedeutet Landsturm und Landwehr?" „Der Rhein Deutschlands Strom, aber nicht Deutschlands Grenze"). Als er 1818 Professor der neueren Ge- schichte an der neugegründeten Bonner Universität geworden war, wurde er schon bald „wegen Teilnahme an burschenschaftlichen Umtrieben" seines 21*

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1. Die weite Welt - S. 410

1882 - Leipzig : Klinkhardt
410 und ihren Haß gegen die Unterdrücker mit „Leier und Schwert" aus- sprechen und viel zur Entflammung und Begeisterung der Gemüter beitragen: es sind die Sänger der Befreiungskriege. Zu ihnen gehören namentlich a. Ernst Moritz Arndt (1769—1860). Er wurde in Schoritz ans der Insel Rügen als der Sohn eines Gutspächters geboren. In Einfachheit, im Angesichte des Meeres, im Schatten prächtiger Buchenwälder verlebte Arndt eine überaus glückliche Jugend; die kräftige Seeluft, Spiel und Arbeit im Freien, das Hüten das Viehes, das Tummeln im Schnee, Schlittschuhfahren, Baden, Reiten stählten seinen Körper, in dem sich naturgemäß eine mannhafte, kräftige Seele entwickeln mußte. Den ersten Unterricht gaben die Eltern selbst, denn diese waren, obgleich nur Bauern, ziemlich gebildet. Sie hielten auf strenge Zucht, Ehrerbietigkeit und Frömmigkeit. Großen Einfluß übte namentlich die Mutter auf Arndts Gemüt aus. Halbe Nächte lang saß er bei ihr, in der Bibel lesend oder ihren Erzählungen, Märchen und Sagen lauschend. Später wurde den Kindern Unterricht durch einen Hauslehrer erteilt, aber neben dem Lernen gingen immer tüchtige körperliche Arbeit und jugendlich heiteres Treiben einher. — Arndt studierte Theologie und wurde Professor in Greifswald. Als „der welsche Hahn sein Victoria auf den Trümmern der geschändeten deutschen Herrlichkeit krähte", da konnte Arndt, den jedes Unrecht mutig und zornig machte, nicht schweigen. Durch Bücher, welche zündend durch alle deutschen Lande flogen, weckte er Zorn gegen den Eindringling und Liebe zum Vaterlande. Sein kühnes Reden und Schreiben war aber Napoleon nicht entgangen. Da er nicht das Schicksal Palms erleiden wollte, so mußte er fliehen. Er begab sich 1812 nach Petersburg zum Freiherrn von Stein, der ebenfalls geflohen war. Von hier aus wirkte er nun mit feurigen und gewaltigen Worten für die nationale Sache. 1813 kehrte er mit Stein zurück, und nun erklangen „die Kriegs- und Wehrlieder" aus seinem treuen Herzen als Echo der zahlreichen Kämpfe bis Waterloo, alle geharnischt und gewappnet, alle schneidige Schwerter, schmetternde Halle, im echten Volkstone gehalten, .ermutigend und tröstend zugleich. In einer Flugschrift führte er aus, daß der Rhein Deutschlands Strom, nicht Deutschlands Grenze sein müsse. Nach dem Kriege lebte Arndt als Professor der Geschichte in Bonn. Am 29. Januar 1860 starb er, uachdem kurz vorher das ganze Vaterland den 90. Geburtstag des „Vater Arndt" festlich begangen hatte. Arndt war ein Mann von unerschütterlichem Mute und festem Gott- vertrauen, ein Mann, der die Hoffnung auf ein einmütiges starkes Deutsch- land unter einem Kaiser auch in den trübsten Zeiten nicht aufgegeben hat, ein Mann, der in der Stunde der Gefahr sein Volk mit markigen Worten gewarnt, ermutigt und getröstet hat, in Wahrheit der „getreue Eckart des deutschen Volkes." Lies: W. Die Welt thut ihre Augen zu. Du lieber, frommer, heil'ger Christ. — V. Das Franzosenheer. Das preußische Volk im Jahre 1813. Die Leipziger Schlacht. Der deutsche Manu. Des Deutschen Vaterland. Von Vaterland und Freiheit. — W. W. Blücher. Und brauset der Sturmwind des Krieges heran. — Über die nationale Bedeutung des Liedes: Was ist des Deutschen Vaterland? lies: W. W. 83. b. Theodor Körner, geb. 1791 in Dresden, war der Sohn des schon bei Schiller erwähnten Rates Körner. Er genoß eine vorzügliche Er- ziehung. Die Familie war sehr gebildet und mit Schiller und Goethe

2. Deutsche Landes- und Provinzialgeschichte - S. 46

1892 - Leipzig : Voigtländer
46 Königreich Preußen. [14 er fein Regiment aus Berlin. Er hoffte, durch sein Beispiel den Anstoß zu einem Volksaufstande in Norddeutschland zu geben. Die Soldaten, die für den schönen heldenhaften Mann begeistert waren, erklärten sich freudig bereit, ihm bis in den Tod zu folgen. Aber feine schönen Hoffnungen erfüllten sich nicht. Norddeutschland blieb ruhig. Der König mußte die That, die doch aus reinster Vaterlandsliebe hervorgegangen war, als eine Verletzung des militärischen Gehorsams mißbilligen. Schills Lage war bald ganz verzweifelt. Nach mehrfachen Kämpfen, namentlich mit westfälischen Truppen, warf er sich nach Stralsund. Dort ward er von 6000 Feinden umschlossen und fiel mit einem Teil der ©einigen am 31. Mai im Straßenkampfe. Die Stelle der Fährstraße, wo ihn der Tod ereilte, ist jetzt durch eine Inschrift bezeichnet. Einige Hundert Mann entkamen. Von den Gefangenen wurden die 11 Offiziere auf Befehl Napoleons in der rheinischen Festung Wesel erschossen; die Gemeinen wurden gleich gemeinen Verbrechern auf die französischen Galeeren gebracht. Und nun nach diesem trüben Bilde noch ein erfreuliches! Wer könnte an die Zeiten von Deutschlands Befreiung denken und Arndts vergessen? Ernst Moritz Arndt ist ein Sohn Rügens, wo er am 26. Dezember 1769 — also noch unter schwedischer Herrschaft — geboren war. Gedacht aber hat er allezeit gut deutsch, und wie eine nordische Eiche, so unerschütterlich und ausdauernd steht er vor uns. Er war 1805 zum Professor der Geschichte in Greifswald ernannt worden. Schon ein Jahr später schrieb er den ersten Teil seines herrlichen Buches „Geist der Zeit", das zur Weckung des deutschen Vaterlandsgefühls mächtig beigetragen hat. Nach dem Frieden von Tilsit mußte er Napoleons Rache fürchten und floh nach Schweden. Von dort begab er sich 1812 nach Rußland zum Freiherrn v. Stein, um diesem herrlichen Manne bis zum Ende der Befreiungskriege in der bescheidenen Stellung eines Sekretärs als treuer Helfer zur Seite zu stehen. Seit dem russischen Feldzug wußte er, daß die Stunde der Befreiung nahe. Wer kennt nicht seine herrlichen Vaterlandslieder, das urkrästige: „Der Gott, der Eisen wachsen ließ, der wollte keine Knechte", das „Lied von der Leipziger Schlacht", das „Lied vom deutschen Vaterland"? Für die Krieger aber, die 1813 in den Kampf zogen, verfaßte er den markigen „Katechismus des deutschen Wehrmanns". Als es Frieden geworden war, kehrte Arndt zu seiner akademischen Thätigkeit zurück (1818). Doch wirkte er nun nicht mehr in Greifswald, sondern an der neubegründeten Universität Bonn. Leider wurde er schon 1820, in jener traurigen Zeit, als Vaterlands - und Freiheitsliebe für ein Ver-

3. Deutsche Gedichte für den Geschichtsunterricht - S. 112

1865 - Erfurt [u.a.] : Körner
112 26. Steh' fest an Deinem Ort Preußens und Deutschlands Hort! Deine Gerechtigkeit Führt uns durch jeden Streit. Hoch, Preußen, hoch! j 27. Preußen und Brandenburg Die setzten Alles durch, Fragen und zagen nicht, Ob auch der Teufel ficht; ! Hoch, Preußen, hoch! G. Hesekiel (geb. 1817)' Anhang. Kurze Nachrichten über die Dichter. 1 Alexis, Willibald, heißt mit seinem wahren Namen Georg Wilhelmhein- rich Häring, geb. 1798 zu Breslau, Dr. der Philosophie, lebt zu Berlin. 2. Arndt, Ernst Moritz, geb. 1769 zu Schoritz auf der Insel Rügen, studirte in Greifswald und Jena'philosophie und Theologie. Nachdem er zwei Jahre im elterlichen Hause verweilt hatte, bereiste er während 1^ Jahren Schweden, Deutschland, Oesterreich, Ungarn, die Schweiz, Italien und Frankreich; nach seiner Rückkehr wurde er 1806 Professor der Geschichte in Greifswald. Die Schmach, welche damals Fürsten und Völker über sich ergehen ließen, ver- mochte sein kühner, von der feurigsten Vaterlandsliebe beseelter Geist nicht zu ertragen. Seinem Zorne und Hasse gegen die Franzosen und insbesondere gegen Napoleon machte er in seiner Schrift: „Geist der Zeit" Luft, zog sich aber dadurch auch den heftigsten Zorn Napoleons zu, so daß er nach der Schlacht bei Jena nach Schweden flüchten mußte. 1810 kehrre er unter dem Namen eines „Sprachmeisters Allmann" nach Deutschland zurück und trat in seine Stelle zu Greifswald wieder ein. 1812 ging er nach Breslau, wo er mit Blücher, Scharnhorst und Gneisenau zusammentraf, und von da nach Rußland, wo er den Minister Stein kennen lernte. 1813 kehrte er wieder in sein Vaterland zurück und weihte nun seine ganze Kraft dem deutschen Befreiungskämpfe; in zahlreichen Flugschriften, sowie in seinen kräftigen Kriegs- und Vaterlandsliedern suchte er den Haß gegen die Franzosen, sowie den Sinn für des Vaterlandes Größe und Unabhängigkeit zu entflammen. Im Jahre 1818 wurde er zum Professor an der neu errichteten Universität zu Bonn ernannt, mußte aber 1820 seine Thätigkeit als solcher einstellen. Bis zum Jahre 1840 lebte A. in dieser unfreiwilligen Zurückgezogenheit in feinem am Rheine gelegenen Hause.*' Friedrich Wilhelm Iv. entschädigte ihn für das erliteene Unrecht dadurch, daß er ihn nach seiner Thronbesteigung ehrenvoll wieder in sein Amt einsetzte. 1848 trat A. als Mitglied des Par- lamentes in Frankfurt auf, und am 29. Januar 1860 starb er zu Bonn. „Arndt ist einer der wenigen Schriftsteller von ausgeprägtem Charakter, welche ihre Gesinnungen im Laufe der Zeit nicht geändert haben. Mächtig wirkte er durch seine Schlachtlieder und Volksgesänge, die Haare auf den Zähnen und tiefe Gluth im Herzen hatten, und die auch noch jetzt im Munde des Volkes fortleben (Barthel)." „So lange das Andenken an den Sieg und die Ehre und die Freude von 1813 dauern wird, so lange wird man auch der Siegs- und Freudenlieder gedenken, die damals gesungen worden, so lange wird auch das Gedächtniß und die Ehre des alten Sängers von Rügen dauern (Vilmar)." 3 Wechslern, Ludwig, wurde 1801 zu Dreißigacker bei Meiningen geboren und erhielt später eine Stellung als Bibliothekar bei dem Herzoge von Mei- ningen. Er behandelt in seinen Gedichten mit Vorliebe die Sagen seiner Heimath, Thüringens, ferner Frankens und Oesterreichs, wandte sich außer- dem auf größere Stoffe, bearbeitete das Volksbuch von den „vier Haimans- kindern", ferner die Sage vom „Faust" 1833 in der Nibelungenstrophe. Er starb 1859.

4. Die neueste Zeit - S. 106

1897 - Leipzig : Dürr
— 106 — Berlin und Brandenburg besetzt und erwartete täglich Verstärkungen. Bald jedoch riß die Begeisterung des Volkes die Regierung mit fort. In Ostpreußen erschien der Freiherr von Stein und forderte zur Einberufung des Landtages und zur Errichtung der Landwehr auf. Das Volk war uahe daran, im Notfall die militärische Ausrüstung selbst in die Hand zu nehmen. Da zögerte der König nicht länger. Er begab sich mit dem Kronprinzen nach Breslau, wo er sicherer war als in Berlin, und schloß am 24. Februar 1813 ein Bündnis mit Rußland, wobei ihm nach glücklich beendetem Kriege die Wiederherstellung Preußens in dem Umfange wie vor dem Tilsiter Frieden garantiert wurde. Ehe uoch die Kunde von diesem Bündnis in die Öffentlichkeit drang, am 17. März, erließ Friedrich Wilhelm einen Aufruf an sein Volk und an das Heer, in dem er sich an die Opferwilligkeit aller Staatsbürger wandte. Eine Proklamation Kntusows vou Kalisch aus versprach dem deutschen Volke im Falle des Sieges die Wiederaufrichtuug des Deutschen Reiches unter Mitwirkung der Fürsten und Völker, und es schien, als ob diese Erklärung von den Verbündeten überhaupt ausgegangen sei. Am 10. März, dem Geburtstage der verewigten Königin Luise, hatte der König den Orden des eisernen Kreuzes gestiftet, der die Brust jedes tapfereu Kämpfers fürs Vaterland, welches Standes er auch sein möchte, schmücken sollte. Am 27. März erfolgte die Kriegserklärung an Frankreich. Die Kampfbereitschaft und Opferfreudigkeit des preußischen Volkes übertraf alle Erwartungen und steht einzig in der Geschichte da. Die Männer und Jünglinge eilten den Sammelplätzen zu, wo die freiwilligen Streiter in das Heer aufgenommen wurden, die Franen brachten ihre Trauringe, die Kinder ihre Sparpfennige, die Oberklassen der Gymnasien und die Universitäten leerten sich, alle wollten mitziehen, geben ober den Verwundeten mit Hilfe uahe fein. Theodor Körner, der Theaterdichter, verließ eine angenehme Stellung in Wien und seine Braut und widmete sich dem Kampfe für das Vaterland; erst ans dem Schlachtfelde ward er der wahre Dichter. *) Es war eine Erhebung, die au Stärke der spanischen nichts nachgab, aber sich durch die Reinheit der Gesinnung, durch die Menschlichkeit auch dem gefangenen oder verwnn- *) Ein andrer Dichter der Freiheitskriege war Ernst Moritz Arndt, geb. 1769 auf Rügen, der Sänger des schönen Liedes: Was ist des Deutschen Vaterland? Er war Professor in Greifswald, zog sich aber durch feine Schrift: „Geist unserer Zeit" die Ungnade Napoleons zu und entfloh nach Schweden. Als Freund Steins war er bei der Neugestaltung Deutschlands sehr thätig. Er starb 1860. Auch von Schenkendorf ist ein berühmter Dichter jener großen Zeit.

5. Deutsche Geschichte von der Völkerwanderung bis zur Gegenwart - S. 208

1911 - Berlin : Winckelmann
— 208 — Napoleon wurde abgesetzt und nach der Insel St. Helena verbannt. Hier ertrug er sein Schicksal mit großer Standhaftigkeit. Einige seiner Freunde blieben bei ihm und teilten freiwillig sein Schicksal. Als er, 52 Jahre alt, starb, waren seine letzten Worte: „Ich wünsche, daß meine Asche an den Ufern der Seine ruhen möge, inmitten des französischen Volkes, welches ich so sehr geliebt habe." Zwar wurde er auf St. Helena bestattet; aber später (1840) holte man seine Asche nach Paris und setzte sie im Dome der Invaliden feierlich bei. Ter Deutsche Bund. Als die Verhandlungen des Wiener Kongresses beendet waren, wurden die europäischen Verhältnisse im allgemeinen wieder so hergestellt, wie sie vor der französischen Revolution bestanden hatten. Tie Veränderung in Deutschland während der Rheinbundzeit behielt fast durchweg ihre Gültigkeit. Preußen bekam alle Länder zurück, welche es vor dem Tilsiter Frieden besessen hatte (mit Ausnahme von Ansbach und Nayreuth und eines Teiles von Polen); außerdem aber fielen noch die Hälfte des Königreichs Sachsen und die Rheinprovinz an Preußen. An Stelle des alten Deutschen Reiches trat der Deutsche Bund mit 39 deutschen Staaten. Alle Glieder desselben waren verpflichtet, sich gegenseitig zu schützeu. Die gemeinsamen Angelegenheiten aber sollten in der zu Frankfurt a. Main tagenden Bnndes-versammlnng verhandelt werden, auf welcher Österreich den Vorsitz führte. Standbilder der Helden aus den Befreiungskriegen. Fünf großen Helden der Befreiungskriege hat man in Berlin auf dem Platz mit Opernhaus Standbilder errichtet, die sämtlich von den: Bildhauer Rauch modelliert sind. Auf einem hohen Sockel steht der alte Feldmarschall Blücher. Während er einen Fuß auf ein erobertes Kanonenrohr stellt, hält die Rechte das entblößte Schwert, bereit zum Kampfe. Der große Dichter Goethe sagte von ihm: „In Harren und Krieg, in Sturz und Sieg, bewußt und groß, so riß er uns vom Feinde los." Rechts von Blücher steht Gneisen au, links York, der sich auf sein Schwert stützt. Alle drei Standbilder sind aus Erz hergestellt. Den vorigen gegenüber, neben der Königswache, steht die Marmorstatue Bülows, die Linke aus das Schwert stützend. Rechts von diesem Helden erblicken wir das Marmorstandbild Scharnhorsts. In nachsinnender Stellung lehnt sich der berühmte Mann an einen Eichen-stamm und hält in der Linken eine Rolle, welche den Entwurf der neuen preußische Heeresordnung versinnbildlicht. Die Rechte erhebt er, wie es bei einem Ausspruche geschieht, den man durch eine bekräftigende Hand-bewegung begleitet. 121. Die Dichter der Befreiungskriege. Zu den hervorragendsten Dichtern, die zur Zeit der Befreiungskriege in dem deutschen Volk die kriegerische Begeisterung anfachten und nährten, gehören: Ernst Moritz Arndt, Theodor Körner, Max von Schenkendorf und Friedrich Rückert. Ernst Moritz Arudt (1769—1860), der Sohn eines Landwirts aus der Insel Rügen, war zur Zeit der französischen Gewaltherrschaft Professor der Geschichte an der Universität zu Greifswald. Nachdem er in feiner Schrift vom „Geist der Zeit" seine glühende Liebe für das unterdrückte Vaterland ausgesprochen, sowie die Erbitterung gegen Napoleon und die Fran-

6. Geschichte Deutschlands von der älteren Zeit bis zur Gegenwart - S. 241

1901 - Berlin : Rentel
- 241 — feilt Schicksal. Als er, 52 Jahre alt, starb, waren feilte letzten Worte: „Ich wünsche, daß meine Asche an den Usern der Seine ruhen möge, inmitten des sranzösischen Volkes, welches ich so sehr geliebt habe." Zwar wurde er aus St. Helena bestattet; aber später (1840) holte man seilte Asche nach Paris und setzte sie im Dome der Invaliden feierlich bei. Ter deutsche Bund. Als die Verhandlungen des Wiener Kongresses beendet waren, wurden die europäischen Verhältnisse im allgemeinen wieder so hergestellt, wie sie vor der französischen Revolution bestanden hatten. Tie Veränderung in Deutschland während der Rhein-bundzeit behielt säst durchweg ihre Gültigkeit. Preußen bekam alle Länder zurück, welche es vor dem Tilsiter Frieden besessen hatte (mit Ausnahme von Ansbach und Bayreuth und eines Teiles von Polen); außerdem aber fielen noch die Hälfte des Königreichs Sachsen und die Rhein-Provinz an Preußen. An Stelle des alten deutschen Reiches trat der deutsche Bund mit 39 deutschen Staaten. Alle Glieder desselben waren verpflichtet, sich gegenseitig zu schützen. Die gemeinsamen Angelegenheiten aber sollten in der zu Frankfurt a. Main tagenden Bundesversammlung verhandelt werden, wobei Österreich den Vorsitz führte. 192. Standbilder der Helden ans den Befreiungskriegen. Fünf großen Helden der Befreiungskriege hat man in Berlin aus dem Platz am Opernhaus Standbilder errichtet, die sämtlich von dem Bildhauer Rauch modelliert sind. Blücher, Gneisenau, 9)orf. Auf einem hohen Sockel steht der alte Feldmarschall Blücher. Während er einen Fuß aus ein erobertes Kanonenrohr stellt, hält die Rechte das entblößte Schwert, bereit zum Kampse. Der große Dichter Goethe sagt von ihm: „In Harren und Krieg, in Sturz und Sieg, bewußt und groß, so riß er uns vom Feinde los." Rechts von Blücher steht Gneisenau, links Aork, der sich aus sein Lchwert stützt. Alle drei Standbilder sind aus Erz hergestellt. Bülow und Scharnhorst. Deu vorigen gegenüber, neben der Königswache, steht die Marmorstatue Bülows, die Linke auf das Schwert stützend. Rechts von diesem Helden erblicken wir das Marmorstandbild Scharnhorsts. In nachsinnender Stellung lehnt sich der berühmte Mann an einen Eichenstamm und hält in der Linken eine Rolle, welche den Entwurf der neuen preußischen Heeresordnung versinnbildlicht. ' Die Rechte erhebt er, wie es bei einem Ausspruche geschieht, den man durch eine bekräftigende Haudbeweguug begleitet. 193. Die Dichter der Befreiungskriege. Zu den hervorragendsten Dichtern, die zur Zeit der Befreiungskriege in dem deutschen Volk die kriegerische Begeisterung anfachten und nährten, gehören: Ernst Moritz Arndt, Theodor Körner, Mar von Schenkeudorf und Friedrich Rückert. Ernst Moritz Arndt, ) der Sohn eines Landwirts auf der Insel Rügen, war zur Zeit der französischen Gewaltherrschaft Professor der Geschichte mt_ der Universität zu Greisswald. Nachdem er in seiner Schrift noitt „Geist der Zeit" seine glühende Liebe sür das unterdrückte Vaterland ausgesprochen, sowie die Erbitterung gegen Napoleon und die Fran- *) 1769-1860. Carl St. Krüger, Gesch. Deutschlands. 16

7. Handbuch für den Unterricht in der brandenburgisch-preußischen Geschichte - S. 184

1895 - Paderborn : Schöningh
184 entwinden sich der zrtlichen Umarmung liebender Mtter, und diese, voll edlen Gefhls, unterdrcken die heilige Mutterthrne. Alles strmt zu den Fahnen, rstet sich zu dem blutigen Kampfe fr Freiheit und Selbstndigkeit. Die Flamme, die in dem Busen eines jeden lodert, sichert den glcklichen Ausgang. Aber auch wir Frauen mssen mitwirken, die Siege befrdern helfen, auch wir mssen uns mit den Mnnern und Jnglingen vereinen zur Rettung des Vaterlandes. Gern stellen wir uns, die wir dem Vaterlande angehren, an die Spitze dieses Vereins. Wir hegen das feste Vertrauen, es wollen die edelmtigen Frauen und Tchter jedes Standes mit uns dazu beitragen, da Hilfe geleistet werde den Mnnern und Jnglingen, die fr das Vaterland kmpfen, damit es wieder in der Reihe der geachteten Staaten stehe und der Friede seine Segnungen ausstrmen knne. Nicht blo bares Geld wird unser Verein als Opfer dargebracht annehmen, sondern jede entbehrliche wertvolle Kleinigkeit, das Symbol der Treue, den Trauring, die glnzende Verzierung des Ohres, den kostbaren Schmuck des Halses. Gern werden monatliche Beitrge, Materialien, Leinwand, gesponnene Wolle und Garn angenommen, selbst unentgeltliche Verarbeitung dieser rohen Stoffe als Opfer angesehen werden. Solche Gaben, Geschenke und Leistungen geben fortan das Recht, sich Teilgenossen des Frauen^ Vereins zum Wohle des Vaterlandes" zu nennen. Alles, was auf diese Art gesammelt wird, gehrt dem Vaterlande. Diese Opfer dienen dazu, die Verteidiger, die es bedrfen, zu bewaffnen, zu bekleiden, auszursten, und wenn die reiche Wohlthtigkeit der Frauen uns in den Stand gesetzt, noch mehr zu thun, dann sollen die Verwundeten gepflegt, geheilt und dem dankbaren Vaterlande wiedergegeben werden, damit auch von unserer Seite erfllet werde das Groe, das Schne, damit das Vaterland, das in Gefahr ist, auch durch unsere Hilfe gerettet werde, sich neu gestalte und durch Gottes Kraft aufblhe." (Richters Quellenbuch.) Die Dichter der Befreiungskriege. Als in den Jahren 1813 und 1814 das deutsche Volk sich aufraffte, die Fesseln der schmachvollen Franzoftnherrschast abzuschtteln, da war es besonders eine Anzahl von Dichtern, welche im Volke durch ihre Lieder das kriegerische Feuer der Begeisterung nhrten und die Jugend zu khnen Thaten entflammten. Es sind dies die Snger der Befreiungskriege: Ernst Moritz Arndt, Theodor Krner, Max von Schenkendorf und Friedrich Rckert. 1. Ernst Moritz Arndt wurde am 26. Dezember 1769 zu Schoritz auf der Insel Rgen geboren. Im Schatten prchtiger Buchenwlder und im Angesichte des Meeres verlebte er eine glckliche Jugend. Viel Bewegung im Freien, Schlittschuhlaufen, Baden und Reiten sthlten seinen Krper, in dem sich naturgem eine mannhafte und krftige Seele entwickelte. Nachdem er die notwendigsten Schulkenntniffe im Elternhause erworben, wurde er aus das Gymnasium zu Stralsund gebracht, um sich fr die akademische Laufbahn vorzubereiten. Spter studierte - er in Greifswald und Jena Theologie und Philosophie. Er wirkte darauf einige Jahre in stiller Zurckgezogenheit als Hauslehrer und durchwanderte dann einen groen Teil Europas, um die weite Welt kennen zu lernen. Nach seiner Heimkehr wurde er Professor in Greifswald. Als aber der welsche Hahn auf den Trmmern der ge-schndeten deutschen Herrlichkeit sein Viktoria krhte", da entbrannte Arndt in heftigem Zorn gegen den ruberischen Korsen und in mchtiger Liebe zu seinem Vaterland. Er verfate seine Schrift Geist der Zeit", in welcher er seine Liebe zu dem hart bedrngten Vaterlande bekundet, aber auch seiner Erbitterung und feinem Ha gegen Napoleon Luft macht. Das Buch fand die weiteste Verbreitung und zndete in aller Deutschen Herzen X

8. Teil 4 - S. 484

1912 - Hannover : Norddt. Verl.-Anst. Goedel
Schriftsteller-Verzeichnis und Quellennachweise. Im Einklang mit der Aufgabe, welche die „Bestimmungen über die Neuordnung des Mittelschulwesens" dem Leseunterricht der Oberstufe stellen, haben wir auch in dem nachfolgenden Verzeichnis die kurzen Lebens- und Charakterzüge, durch die die Schülerinnen schon in den vorhergehenden blassen in eine nähere persönliche Beziehung zu den Verfassern treten sollten, der größeren geistigen Reife der Schülerinnen dieser Stufe entsprechend abgerundet und den Kreis um einige neue Dichlernamen erweitert. Da der vorliegende Teil der Abschlußband der Ausgabe C ist, so sind in ihm auch die kurzen Lebensbilder der Schriftsteller wiederholt, die auf der Unter- und Mittelstufe den Schülerinnen geboten waren, soweit sie für den literaturkundlichen Unterricht von Bedeutung sind. Unser Verzeichnis bietet also zugleich eine ausreichende Unterlage für den literaturkundlichen Unterricht. Abel, Otto. 1824—1854. 110. Das Mainzer Fest. Aleris, Willibald (Wilhelm Häring), 1798 bis 1871. 69. Die Belagerung Breslaus. Allmers, Hermann. 1821—1902. Gedichte. *195. Der Halligmatrose. *196. Wassersnot. Arndt, Ernst Moritz, 1769—1860, geboren zu Schoritz auf der Insel Rügen, ver- lebte mit seinen 5 Geschwistern eine glückliche Jugendzeit auf des Vaters Eutshofe. Die Erinnerung an die lustigen Tummelplätze in Gärten und Wiesen erweckte in ihm die Liebe zur Natur, welche in vielen seiner Lieder ihren Ausdruck gefunden hat. Da auf der Insel eine Schule nicht vorhanden war, so unterrichteten die Eltern ihre Kinder selbst. Der strenge Vater lehrte Schreiben und Rechnen, während die gemütvolle und fromme Mutter das Lesen übte und durch fleißiges Erzählen von Märchen und Geschichten den Sinn der Kinder auf alles Gute, Schöne und Wahre zu lenken verstand, wodurch sie auch den Grund zu Arudts tiefer Frömmigkeit legte. Als zu Anfang des 19. Jahrhunderts die Zeiten der Schmach und Bedrückung über unser Vaterland hereinbrachen, erwachte Arndts echt deutscher Sinn, und er erweckte durch seine feurigen „Kriegs- und Wehrlieder" begeisterte Vater- landsliebe in den Herzen der deutschen Männer. Zugleich zog er durch diese und durch seine Schrift: „Vom Geist der Zeit" den heftigsten Zorn Napoleons auf sich, so daß er seine Stellung als Professor an der Universität zu Greifs- wald aufgeben und nach Schweden fliehen mußte, wo er einige Jahre unter dem Schutze des Königs Gustav Adolf Iv. blieb. In die Heimat zurückgekehrt, fand er unter fremdem Namen in Berlin Zuflucht bei einem Freunde; er wurde bald auch mit Blücher, Scharnhorst und Eneisenau bekannt. Nachdem er kurze Zeit als Professor zu Greifswald wieder tätig gewesen war, flüchtete er, weil Pommern von den Franzosen beseht wurde, nach Rußland und lebte als Sekretär des Freiherrn vom Stein in Petersburg. Zurückgekehrt nachdeutsch- land, war er von 1817—20 und später .wieder von 1840 an Professor der Ge- schichte in Bonn. *73. Die Leipziger Schlacht. *74. Wer ist ein Mann? *75 Deutscher Trost.

9. Vom aufgeklärten Despotismus zur Restauration - S. 133

1912 - Frankfurt am Main [u.a.] : Diesterweg
Anmerkungen. 133 entwicklung wurde. - Dem, der zustimmt, geschieht kein Unrecht. — Das Wohl des Staates ist das oberste Gesetz. — 11. Fichte, Joh. Gottlieb (1762—1814) wurde Professor der Philosophie in Jena. Der politische Niedergang des deutschen Reiches weckte in ihm die Liebe zu seinem vaterlande, und während die Franzosen Berlin noch besetzt hielten (1808), richtete er schon seine „Reden an die deutsche Nation". Noch vor Beendigung der Freiheits- kriege starb er 1814 am hospitalfieber. — Johann Heinrich Pestalozzi, geb. 1746 zu Zürich. Aus Liebe zu den Rindern wurde er Lehrer und Gründer von Erziehungsinstituten. Unter dem Einflüsse Rousseaus stehend, legte er weniger wert auf den Unterricht, sondern er suchte vielmehr nach einer einfachen Erziehungsmethode, die sich den Entwicklungsstadien des jugendlichen Geistes anpaßt; deren Prinzip ist die Liebe. — Friedrich Ludwig Jahn (1778—1852) hat, wie Arndt u. a., sein Gepräge in der Zeit der Freiheitskriege erhalten. Wieder- herstellung des Volksgeistes und der Volkskraft ist seine Liebe, die physische Rraft und Gesundheit des Volkes soll die geistige und moralische nach sich ziehen. Ruf der Hasenheide bei Berlin gründet daher der „Turnvater Jahn" 1811 den ersten Turnplatz. In der Restauration ist auch er als Demagoge verfolgt worden. Im Frank- furter Parlament schloß er sich der äußersten Rechten an, ohne weiter hervorzutreten. 12. Ernst Moritz Arndt, geb. 1769 auf Rügen, studierte Theo- logie, Geschichte und Sprachen, kam 1800 an die Universität Rostock; vor den Franzosen flüchtig, ging er 1812 nach St. Petersburg und schloß sich dann als Publizist dem Frhr. vom Stein an. (Über diese Zeit siehe: Arndt, Meine Wanderungen und Wandlungen mit dem Reichsfreiherrn vom Stein in „Diesterwegs deutsche Schulangaben", hrgb. von Relier.) Nach dem Rriege Professor in Bonn, wurde aber infolge politischer Verdächtigung suspendiert; erst Friedrich Wilhelm Iv. setzte ihn 1840 wieder in sein Amt ein. 1848 wurde er in das Frankfurter Parlament gewählt. Seine Schrift „Der Rhein ufw." schrieb er unmittelbar nach der Leipziger Schlacht. — abgegrenzt — Die Vorliebe Arndts, des Dichters Rleist, Rönig Friedrich Wilhelms Iv. u. al für das germanische Altertum kommt in charak- teristischer weise in dieser altertümelnden Bezeichnung zum Aus- druck. — Der lateinische Name des Po. — Gallia Cisalpina — gewöhnlich Mömpelgard, jetzt Montbéliard. la

10. Bilder aus der Weltgeschichte - S. 347

1871 - Braunschweig : Wreden
— 347 — Jahre darauf war ich General der Infanterie." Nach der Schlacht bei Jena, wo er tapfer und rühmlich gefochten, wurde er auf Verwendung Scharnhorst's zum Major ernannt. Besonders heldenmüthig zeigte er sich bei der Vertheidigung der Stadt Colberg als Festungscommandant im Jahre 1807. Als der Tilsiter Friede geschlossen war, ritt Gn eisenan ins französische Lager, wo ihm die größten Ehrenbezeigungen erwiesen wurden. „Hätten sich", sagte ihm der Marschall Mortier, „Alle wie Sie gehalten, dann stände es freilich anders mit Preußen!" Gneisenau ward zum Chef des Ingenieur-Corps ernannt. Zwischen 1807 und 1813 unternahm er auf eigene Hand Reifen nach Rußland, Schweden und England, um die Verbindung gegen Frankreich zu Stande bringen zu helfen. Im Jahre 1813 trat er als Generalmajor in das Armeecorps Blüchers. Gneise nau, zur Zeit der Erhebung 53 Jahre alt, war in Haltung, Schritt und Geberden Dreißiger, von mittlerem Wüchse, doch stattlichem Bau, löwenartigen Gliedern, gewaltiger Brust, prächtigem Kopfe, freier, breiter, heiterer Stirn, die von dichten Locken überschattet war, mit großen, blauen, leuchtenden Augen unter hochgefchwungenen Brauen. 116. (Ernst Moritz Ärndt und Theodor Körner. Die Begeisterung des preußischen und deutschen Volkes für die Befreiung des Vaterlandes von der Fremdherrschaft wurde in nicht geringem Maße angefacht durch die Dichter der damaligen Zeit. Ganz besonders aber waren es Arndt und Körner, die durch ihre Dichtungen den vaterländischen Sinn, die deutsche Einheit, Freiheit und Treue zu wecken und zu fördern verstanden. Ihre Lieder begeisterten nicht nur die heldenmüthigen Krieger 1813 bis 1815, sondern sie entflammten jedes deutsche Herz fürs theure, unterdrückte Vaterland, weil sie aus Herzen kamen, die selbst fürs Vaterland hochbegeistert waren. I. Arndt. E. M. Arndt wurde am 2. Weihnachtstage 1769, also im gleichen Jahre mit dem großen Corsen, für dessen Bekämpfung er unermüdlich gewirkt hat, in Schoritz auf der damals schwedischen Insel Rügen geboren, wo sein Vater Verwalter und später Pächter eines Gutes war. Die Eltern besorgten anfangs, wegen Mangels an einer Schule selbst den Unterricht der Kinder. Schreiben und Rechnen lehrte der Vater, die Mutter hielt die Leseübnngen, erzählte fleißig Geschichten und Märchen und machte die Kinder früh mit Bibel und Gesangbuch bekannt. „Gegen das Jahr 1780", erzählt Arndt, „zog mein Vater in die Nähe von Stralsund als Pächter, und nun wurden wir in eine Schule geschickt." In dieser Zeit lernte Arndt die Werke der Dichter Lessing, Claudius und Bürger kennen, und er und seine Geschwister lasen die Bücher mit großem Vergnügen und „lernten Verse machen." Der rüstige, damals noch in Fülle der Kraft blühende Vater muthete mit Recht den Kindern auch diejenigen Arbeiten zu, welche

11. Geschichte für katholische Schulen - S. 107

1910 - Breslau : Hirt
I Geschichte. 107 begeistern und mit Liebe für König und Vaterland zu erfüllen. Beim Unterricht der Jugend wurde darauf Gewicht gelegt, alle Anlagen und Kräfte des Menschen, sein Denken, Fühlen und Wollen, gleichmäßig zu bilden, wie es der große Menschenfreund Pestalozzi in der Schweiz lehrte. Ernst Moritz Arndt, Theodor Körner und Max von Schenkendors hielten dem Volke seine Schmach vor und entflammten es durch feurige Lieder zum Kampfe gegen die Fremdherrschaft. Obwohl Arndt und Stein vor Napoleon nach Rußland fliehen mußten, nützten sie doch dem Vaterlande, indem sie den Kaiser Alexander zum Kampfe gegen Napoleon zu bewegen suchten. Schiller hatte zwar Deutschlands Schmach nicht mehr erlebt; aber seine Mahnung: „Ans Vaterland, ans teure, schließ dich an; das halte fest mit deinem ganzen Herzen" ging von Mund zu Mund. Der Turnvater Jahn sorgte dafür, daß die Jünglinge körperlich geübt und dadurch zum Befreiungskämpfe vorbereitet wurden. Voll Hoffnung sah jeder Preuße dem Tage der Befreiung des Vaterlandes entgegen. 5. Napoleons Weltherrschaft; sein Zug nach Rußland. Nach dem Frieden zu Tilsit hatte Napoleon seine Macht fast über ganz Europa ausgedehnt. England konnte er zwar nicht besiegen; aber er schädigte es dadurch, daß er das ganze Festland von Europa gegen den englischen Handel absperrte. ^Kontinentalsperre.^ Portugal widersetzte sich dem Befehl, den Handel mit England abzubrechen. Da vertrieb Napoleon den dortigen König und besetzte das Land. Die Spanier versuchten es, die Herrschaft Napoleons abzuschütteln; aber er zwaug sie wieder zur Unterwerfung. Während dieser Zeit erhob sich auch Österreich gegen den übermütigen Sieger. Das österreichische Heer errang auch einen schönen Sieg, wurde aber bald darauf von Napoleon gänzlich geschlagen. Im Frieden mußte Österreich bedeutende Länder abtreten. Danach brach in Tirol ein Aufstand aus, der Napoleon viel zu schaffen machte [Andreas Hofer]; aber zuletzt blieb er auch hier Sieger. In Preußen versuchte es Major von Schill, auf eigene Hand im kleinen mit Napoleon Krieg zu führen; er wurde jedoch mit seiner Reiterschar in Stralsund eingeschlossen und starb dort den Heldentod. Jetzt stand Napoleon auf dem Gipfel feiner Macht und beschloß, auch Rußland zu unterjochen. Mit 600 000 Kriegen: brach er siegesgewiß auf. Der König von Preußen und die andern deutschen Fürsten mußten ihm Hilfstruppen stellen. Beim Durchzug der großen Heerscharen hatte besonders Preußen arg zu leiden. Die Russen lockten Napoleon tief in das Innere ihres großen Reiches. Er folgte ihnen, weil er hoffte, in der alten Hauptstadt Moskau gute Winterquartiere und reiche Vorräte für feine Truppen zu finden. Kaum war er jedoch in die von den Russen verlassene Stadt eingerückt, so wurde sie an vielen Stellen zu gleicher Zeit angezündet, so daß an ein Löschen nicht zu denken war. Mitten im Winter mußte Napoleon daher den Rückzug antreten. Hierbei ereilte ihn das Verderben. Durch Hunger, Kälte, ansteckende Krankheiten und nachdrängende Kosakenscharen wurde sein ganzes Heer aufgerieben. Er selbst entkam verkleidet in einem Bauernschlitten. Alle Völker betrachteten fein Unglück als Gottes Strafgericht.

12. Württembergisches Realienbuch - S. 48

1909 - Stuttgart : Bonz
48 Jahn durch die Pflege der leiblichen Erziehung und der patriotische Ernst Moritz Arndt durch seine Lieder, in welchen er den Kampfesmut gegen Napoleon schürte: „Der Gott, der Eisen wachsen ließ, der wollte keine Knechte; Drum gab er Säbel, Schwert und Spieß dem Mann in seine Rechte." 2. Preußens Erhebung. Mit dem Untergang der „Großen Armee" in Rußland hatte sich das Glück Napoleons gewendet. Die geknechteten Völker erhoben sich, um das Joch des Zwingherrn abzuwerfen. In dem be- rühmten Aufruf „An mein Volk" forderte Friedrich Wilhelm Iii. feine Untertanen auf, die Waffen gegen Napoleon zu ergreifen. Am Geburtstag der unvergeßlichen Königin Luise hatte der König den Orden des Eisernen Kreuzes für hervorragende Tapferkeit gestiftet. Der Aufruf „An mein Volk" zündete bei der ganzen Nation und bewirkte einen Kampfesmut itrtb eine Opferwilligkeit, wie in der Geschichte nur wenig Beispiele bekannt sind. Außer Ernst Moritz Arndt wußten auch Theodor Körner, Rückert und Schenkeudorf durch ihre Gedichte die Begeisterung für den „heiligen Krieg" anzufachen. Körner rief dem Volke zu: „Frisch auf, mein Volk! Die Flammenzeichen rauchen, Hell aus dem Norden bricht der Freiheit Licht! Du sollst den Stahl in Feindesherzen tauchen. Frisch auf, mein Volk! Die Flammenzeichen rauchen; Die Saat ist reis — ihr Schnitter, zaudert nicht!" Alles eilte zu den Waffen; das ganze Land glich einem Kriegslager. Das kleine Preußen stellte ein Heer von 270000 Mann; auf je 17 Ein- wohner kam ein Soldat. Wer nicht in den Krieg ziehen konnte, gab von feiner Habe ein Scherflein; wer kein Geld hatte, brachte von seinem Schmuck: Eheringe, Ketten, Ohrgehänge. Junge Mädchen verkauften ihr Haar, um den Erlös auf dem Altar des Vaterlandes gu opfern. 3. Die Völkerschlacht bei Leipzig (1813). Napoleon hatte ans Fran- zosen und Rheinbundtrnppen ein großes Heer zusammengebracht. Gegen ihn hatten Preußen, Rußland und Österreich ein Bündnis geschlossen. Die Ver- bündeten stellten drei Heere auf, welche gegen Napoleon vorgehen sollten. Dieser stand mit einer Armee von 180000 Mann in der Gegend von Leipzig; in einem großen, nach Westen offenen Bogen umgaben ihn 250000 Truppen der Verbündeten. Alle Völker Europas vom Ebro bis zur Wolga waren auf dem großen Schlachtfeld Sachsens zusammengeströmt. Im Süden von Leipzig befehligte Napoleon gegen Schwarzenberg und schlug hier alle Angriffe feiner Gegner siegreich ab. Dagegen hatte Blücher im Norden bei Möckern große Vorteile errungen. Die Franzosen verteidigten das Dorf Möckern mit erbitterter Tapferkeit; dreimal nahmen die braven Preußen das brennende Dorf, dreimal verloren sie es wieder. Da unter- nahm Jork an der Spitze seiner Husaren nochmals einen Sturm gegen

13. Handbuch für den Unterricht in der brandenburgisch-preußischen Geschichte - S. 185

1895 - Paderborn : Schöningh
185 das Feuer edler Begeisterung fr die Befreiung des Vaterlandes an. Freilich hatte jcht Arndt die Rache Napoleons zu frchten, und als er sah, da fein Leben in der Heimat wirklich gefhrdet war, da floh er ins Ausland, von wo er nicht frher zurckkehren konnte, bis der Komet Napoleon" vom politischen Himmel verschwunden war. Wollte Arndt die Deutschen zur Befreiung des Vaterlandes anregen, so mute er ihnen Lieder geben, in welchen des Vaterlandes Herrlichkeit besungen wird. Das hat er gethan. Obenan steht das Lied: Des Deutschen Vaterland." Darin fragt er: Was ist des Deutschen Vaterland?" und antwortet: Nicht ein deutsches Land allein, auch nicht mehrere deutsche Lnder im Verein, fondern das ganze Deutschland soll es fein; soweit die deutsche Zunge klingt und Gott im Himmel Lieder singt"; wo Eide schwrt der Druck der Hand, wo Treue hell vom Auge blitzt und Liebe warm im Herzen sitzt!" Wie er so den Deutschen gezeigt, wie groß ihr Vaterland fei und wie weit dessen Grenzen reichen, weist er sie auf die innere Tugend hin, auf der feine wahre Gre beruhe. Das ist die Treue, Redlichkeit, der Glaube, der Mut und die Liebe zum Vater-land. Er ruft jedem Deutschen zu: Baue nicht auf bunten Schein, Doch die Treue ehrenfest Lug und Trug sind dir zu fein, Und die Liebe, die nicht lt, Schlecht gert dir List und Kunst, Einfalt, Demut, Redlichkeit Feinheit wird dir eitel Dunst. Steh'u dir wohl, o Sohn vom Teut. Wohl steht dir das grade Wort, Wohl der Speer, der grade bohrt, Wohl das Schwert, das offen ficht Und von vorn die Brust durchsticht." Mit solcher Wehr will Arndt den deutschen Mann ausgerstet sehen. Wer ist der Mann?" so fragt er im Jahre 1813 und antwortet: Der beten, glauben, lieben, streiten, sterben kann." Sein fester Glaube war's, da es Gottes Sache fei, gegen die Franzofen zu kmpfen. Wie Krner vom Befreiungskriege gerufen: Es ist ein Kreuzzug. 's ist ein heiliger Krieg," wie Schenkendorf gesungen: Ich zieh' ins Feld fr meinen Glauben," wie Rckert in diesem Kriege den Herrn als seinen ersten Bundesgenossen bezeichnete, so nennt Arndt den Kampf Deutschlands gegen Frankreich einen Kamps des Rechts gegen das Unrecht, der Freiheit gegen die Knechtschaft, der Wahrheit gegen die Lge, des Glaubens gegen den Unglauben, einen Kampf Gottes gegen den Satan. Seine Aufforderung zur Rache gegen die Franzosen klingt zwar nicht neutesta-mentlich, aber es ist ein heiliger Zorn gegen die Unterdrcker der hchsten Gter. Es war der Zorn der Liebe, der in Arndt entbrannte, wenn er in gewaltigen Liedern ausrief: Der Gott, der Eisen wachsen lie, der wollte keine Knechte." Herrlich besingt er die Hermannsschlacht der neuen Zeit, die Schlacht bei Leipzig, in dem Liede Die Leipziger Schlacht." Fast alle Thaten, die Gott durch das deutsche Volk ausgerichtet, hat Arndt in Liedern fr alle Zeiten aufbewahrt. Ebenso verherrlicht er die Heldengestalten des Heeres. So singt er von Schill: Es zogen drei Reiter zum Thore heraus." Ganz besonders aber preist er die Groen unter den Helden, so Scharnhorst, den Waffenschmied deutscher Freiheit, in dem Liede: In dem wilden Kriegestanze", Gneisenau als den tapfern Beschtzer Kolbergs, den alten Blcher als den tapfern Feldmarschall in dem Liede: Was blasen die Trompeten? Husaren heraus!" Nach dem Kriege lebte Arndt als Professor der Geschichte in Bonn. Leider wurde er verdchtigt, die deutsche Jugend zu Verschwrungen gegen die bestehenden staatlichen Ordnungen verfhrt zu haben. Wenn er auch von diesen Anschuldigungen frei gesprochen

14. Handbuch der brandenburgisch-preußischen Geschichte - S. 300

1903 - Breslau : Goerlich
Ii 300 Derliefung. Sehr schön schildert der Geschichtsschreiber Droysen in den „Vorlesungen über die Freiheitskriege" die Umwandlung des deutschen Volksgeistes während jener Unglückszeit. „In Schmach und Jammer lernten wir, was es heißt, ein Volk sein, ein Vaterland haben. Mit wahrer Inbrunst wandten wir uns zurück zu den Bildern unserer großen Vergangenheit, unserer mittelalterlichen und urdeutschen Herrlichkeit; wie ein Mahnruf war die „Hermannsschlacht" (Schauspiel von H. Kleist). Nun erst erhoben wir den Blick zu unsern alten Domen und den trotzkecken Burgen, nun erst begannen uns die frommen Bilder und Schnitzereien unserer alten Meister verständlich zu werden und anzuheimeln. . . Und zu dem Fernsten Nächstes: wohin drang nicht das Lied vom Sandwirt von Passeyr, von Schill, dem tapferen Helden, von der Rose, der „schönen Königsrose, die der Sturm gebrochen". In der Hütte sah man ihre Bilder neben dem „alten Fritz" angeklebt. . Wie zündeten Fichtes Reden an die Nation; Luden trat kühnen Mutes auf wider das Wesen im Rheinbund; man begann deutsche Geschichte im deutschen Sinne und für das Volk zu schreiben. Es erwachte der Glaube an ein deutsches Vaterland wieder. .So reifte Deutschland zur Befreiung, bis ein Feuer aufschlug, das alle Berechnungen seiner Feinde zu Schanden machte." Ein Sammelplatz für die edleren Geister wurde die Universität Berlin, welche 1807 von Halle aus dorthin verlegt wurde. Friedrich Wilhelm Iii. sagte bei dieser Gelegenheit: „Der Staat muß durch geistige Kräfte ersetzen, was er an physischen verloren hat." Einer ihrer berühmtesten Lehrer wurde Johann Gottlieb Fichte, als der Sohn eines armen Dorfwebers 1762 zu Rammenau (bei Kamenz, dem Geburtsorte Lessings) geboren. Unter großen Entbehrungen studierte er und wandte sich der Philosophie zu. Nach schwerem Ringen wurde er durch ein (in vier Tagen geschriebenes) Werk („Versuch einer Kritik aller Offenbarung") berühmt, erhielt eine Anstellung als Universitätsprofessor in Jena und ging dann nach Berlin. Die Ereignisse des Jahres 1806 sagte er warnend voraus, steuerte auch eine für seine Verhältnisse sehr bedeutende Summe zur Ausrüstung des Heeres bei und hielt nach der Niederlage, unter den Augen des französischen Befehlshabers, furchtlos seine berühmten „Reden an die deutsche Nation". „Kein Mensch und kein Gott und keins von allen im Gebiete der Möglichkeit liegenden Ereignissen kann uns helfen", sagt er an einer Stelle, „sondern wir selbst müssen uns Helsen, wenn uns geholfen werden soll. Die Kunst der Erziehung soll sein: einen festen, unfehlbaren und guten Willen im Menschen zu bilden." Als endlich der Tag der Erhebung Deutschlands anbrach, wollte Fichte als Redner dem Heere folgen, um die Soldaten zu begeistern; da ihm dies versagt wurde, trat er zum Landsturm ein. Er starb am 27. Januar 1814 am Nervenfieber. Ernst Moritz Arndt, 1769 in Schoritz auf Rügen geboren, studierte in Greifswald und Jena und erhob mutig seine Stimme gegen Napoleon, als alles furchtsam schwieg. In seinen Schriften „Germanien und Europa", „Geist der Zeit" und in zahlreichen Gedichten suchte er den Zorn des Volkes gegen einen Unterdrücker zu erwecken. 1812 ging er mit dem Freiherrn von Stein nach Rußland, kehrte bei Beginn der Befreiungskriege zurück und begeisterte die Kämpfer durch seine unvergänglichen kraftvollen Lieder. Später als Professor in Bonn angestellt, wurde er in der Zeit der Demagogenriecherei seines

15. Handbuch der brandenburgisch-preußischen Geschichte - S. 300

1894 - Breslau : Goerlich
— 476 — Werliefung. Sehr schön schildert der Geschichtsschreiber Droysen in den „Vorlesungen über die Freiheitskriege" die Umwandlung des deutschen Volksgeistes während jener Unglückszeit. „In Schwach und Jammer lernten wir, was es heißt, ein Volk sein, ein Vaterland haben. Mit wahrer Inbrunst wandten wir uns zurück zu den Bildern unserer großen Vergangenheit, unserer mittelalterlichen und urdeutschen Herrlichkeit; wie ein Mahnruf war die „Herrmannsschlacht" (Schauspiel von H. Kleist). Nun erst erhoben wir den Blick zu unsern alten Domen und den trotzkecken Burgen, nun erst begannen uns die frommen Bilder und Schnitzereien unserer alten Meister verständlich zu werden und anzuheimeln. . . Und zu dem Fernsten Nächstes: wohin drang nicht das Lied vom Sandwirt von Passeyr, von Schill, dein tapferen Helden, von der Rose, der „schönen Königsrose, die der Sturm gebrochen". In der Hütte sah man ihre Bilder neben dem „alten Fritz" angeklebt Wie zündeten Fichtes Reden an die Nation; Luden trat kühnen Mutes auf wider das Wesen im Rheinbund; man begann deutsche Geschichte im deutschen Sinne und für das Volk zu schreiben. Es erwachte der Glaube an ein deutsches Vaterland wieder So reiste Deutschland zur Befreiung, bis ein Feuer aufschlug, das alle Berechnungen seiner Feinde zu Schanden machte." Ein Sammelplatz für die edleren Geister wurde die Universität Berlin, welche 1807 von Halle aus dorthin verlegt wurde. Friedrich Wilhelm Iii. sagte bei dieser Gelegenheit: „Der Staat muß durch geistige Kräfte ersetzen, was er an physischen verloren hat." Einer ihrer berühmtesten Lehrer wurde Johann Gottlieb Fichte, als der Sohn eines armen Dorfwebers 1762 zu Rummenau (bei Kamenz, den: Geburtsorte Lefsings) geboren. Unter großen Entbehrungen studierte er und wandte sich der Philosophie zu. Nach schwerem Ringen wurde er durch ein (in vier Tagen geschriebenes) Werk („Versuch einer Kritik aller Offenbarung") berühmt, erhielt eine Anstellung als Universitätsprofessor in Jena und ging dann nach Berlin. Die Ereignisse des Jahres 1806 sagte er warnend voraus, steuerte auch eine für seine Verhältnisse sehr bedeutende Summe zur Ausrüstung des Heeres bei und hielt nach der Niederlage, unter den Augen des französischen Befehlshabers, furchtlos seine berühmten „Reden an die deutsche Nation". „Kein Mensch und kein Gott und keins von allen im Gebiete der Möglichkeit liegenden Ereignissen kann uns helfen", sagt er an einer Stelle, „sondern wir selbst müssen uns helfen, wenn uns geholfen werden soll. Die Kunst der Erziehung soll sein: einen festen, unfehlbaren und guten Willen im Menschen zu bilden." Als endlich der Tag der Erhebung Deutschlands anbrach, wollte Fichte als Redner dem Heere folgen, um die Soldaten.zu begeistern; da ihm dies versagt wurde, trat er zum Landsturm ein. Er starb am 27. Januar 1814 am Nervenfieber. Ernst Moritz Arndt, 1769 in Schoritz auf Rügen geboren, studierte in Greifswald und Jena und erhob mutig seine Stimme gegen Napoleon, als alles furchtsam schwieg. In seinen Schriften „Germanien und Europa , „Geist der Zeit" und in zahlreichen Gedichten suchte er den Zorn des Volkes gegen einen Unterdrücker zu erwecken. 1812 ging er mit dem Freiherrn von Stein nach Rußland, kehrte bei Beginn der Befreiungskriege zurück und begeisterte die Kämpfer durch seine unvergänglichen kraftvollen Lieder. Später als Professor in Bonn angestellt, wurde er in der Zeit der Demagogenriecherei seines

16. König Friedrich Wilhelm II. - König Friedrich Wilhelm IV. - S. 163

1897 - Langensalza : Schulbuchh. Greßler
163 dieser Völkerbrandung, ich muss hinaus und dem Wogensturm die mutige Brust entgegendrucken. Soll ich iu feiger Begeisterung meinen siegenden Brüdern meinen Jubel nachleiern? Soll ich Komödien schreiben auf dem Spvtttheater, luemt ich den Mut und die Kraft mir zutraue, auf dem Theater des Ernstes mitzusprechen? Ich weiß, Du wirst manche Unruhe erleiden müssen, die Mntter wird weinen! Gott tröste sie! ich kann's Euch uicht ersparen. Des Glückes Schoßkind rühmt' ich mich bis jetzt, es wird mich jetzt nicht verlassen. Daß ich mein Leben wage, das gilt nicht viel; daß aber dies Leben mit allen Blütenkränzen der Liebe, der Freundschaft, der Freude geschmückt ist, und daß ich es doch wage, das; ich die süße Empfindung hinwerfe, die mir in der Überzeugung lebte, Euch ferne Unruhe, keine Angst zu bereiten, das ist ein Opfer, dem nur ein solcher Preis entgegengestellt werden dars. — Sonnabends oder Montags reise ich von hier ab, wahrscheinlich in freundlicher Gesellschaft; vielleicht schickt mich auch Humboldt als Kurier. In Breslau, als dem Sammelplatze, treffe ich zu den freien Löhnen Preußens, die in schöner Begeisterung sich zu deu Fahnen ihres Königs gesammelt haben. l6 zu Fuß oder zu Pferd, darüber bin ich noch nicht entschieden, und es kommt einzig auf die Summe Geldes an, die ich zusammenbringe. Toni hat mir auch bei dieser Gelegenheit ihre große, edle Seele bewiesen. Sie weint wohl, aber der geendigte Feldzug wird ihre Thränen schon trocknen, jtie Mutter svll mir ihren Schmerz vergeben; wer mich liebt, soll mich nicht verkennen, und Du wirst mich Deiner würdig finden. Dein T h e o d o r. 19. Die Dichter der Freiheitskriege. H. Beitzke, Geschichte der deutschen Freiheitskriege. 1. Band. 4te Aufl. Bremen 1882. Solange die Franzosen das Land iitne hatten, war der Ausdruck der öffentlichen Meinung vielfach gehemmt, fvbald diese sich zurückzogen, wurde der langunterdrückte Geist mit Ungestüm laut, und die Presse wurde eine Macht, die sehr wesentlich zu den großen Dingen mitgewirkt hat. Als Ernst Moritz Arndt*) mit dem Minister Stein nach Königsberg in Preußen kam, brachte er einen schon in Petersburg geschriebenen und gedruckten Katechismus für den deutschen Kriegs- und Wehrmann mit, „worin gelehret wird, wie ein christlicher Wehrmann sein und mit Gott in den Streit gehen *) Arndt war 1769 iu Schoritz auf der Insel Rügen geboren. 1806 wurde er Professor m Greifswald. Als aber 1807 der erste Band seines „Geist der Zeit" erschien, mußte er vordem Zorn Napoleons flüchten. 1812 wurde er nach Rußland berufen, um Stein bei seinen Arbeiten zu unterstützen. - 1818 erhielt er die Professur der Geschichte an der neubegründeten Universität Bonn, wurde aber schon 1819 suspendiert und erst 1840 durch Friedrich Wil-helm Iv. wieder in sein Amt eingesetzt. Er starb in Bonn 1860. 11*

17. Handbuch für den deutschen Unterricht in den oberen Klassen der Gymnasien - S. 452

1872 - Köln : DuMont-Schauberg
452 Ernst Moritz Arndt. (1769—1860.) O, dann reichen ihm die Götter Helfend den Arm; Und er findet entzücket Auf der Seligen Insel, Unter Heroen sich wieder: Ruhe durchströmet sein Herz! Jedem wohnet die Kraft In der Tiefe der Brust; Dem nur gehorcht sie, Der oft und herrschend ihr ruft. Weichlingen schwindet die Kraft Bald im Schlummer dahin; Dann im Kampfe — Sinken sie — heben sich nicht, Und es irren die Schatten Traurig und öd' am düsteren Strom. Bcstrcichs Landwehr (1809). „Habsburgs Thron soll dauernd stehen, Oestreich soll nicht untergehen! Auf, ihr Völker, bildet Heere! An die Gränze! fort zur Wehre!" Solchen Ruf ließ Franz erschallen Aus der Ahnen Kaiserhallen. . „Stolze Fahnen, die euch führen, Sorgte meine Hand zu zieren; Wo nur Feindeswaffen blinken, Laßt zum Siege sie euch winken!" Rief Ludwige, ließ dann fliegen Stolz die Fahnen vor den Zügen. Franzens und Ludwigens Brüder Sanken vor dem Throne nieder, Schworen: „In des Kampfes Hitze Stehn wir an der Völker Spitze." Schnell zur That sieht man sie eilen, In die Völker sich vertheilen. Helden, reich bedeckt mit Wunden, Haben willig sich gefunden, Ordnen rastlos, kriegserfahren Froher Völker tapfre Schaaren; Wissen ihre Kraft zu stärken, Bilden sie zu Kriegeswerken. Ihres Muthes Adlerflügen Will nicht kaltes Wort genügen; Froh entflammen sich die Brüder An dem Klange stolzer Lieder; Was aus tapfrer Brust sie singen, Tapfer werden fie's vollbringen. West und Ost und Süd und Norden Send' auf uns nun Feindeshorden; Ha, des Reiches weite Gränzen Werden Bürger rings bekränzen, Mit den aufgepflanzten Speeren Tyrannei den Eingang wehren! Welches Volk sich selbst empfunden, Ward vom Feind nie überwunden; Welches Volk dem Tod sich weihet, Wird vom Siege stets erfreuet. — Alles opfert hohem Streben; ! In dem Tode liegt das Leben! Habsburgs Thron ivird dauernd stehen, Oestreich wird nicht untergehen. Auf, ihr Völker, bildet Heere! An die Gränze! fort zur Wehre! Daß dem Kaiser in den Hallen Siegesjubel einst erschallen. Ernst Moritz Arndt. (1769—1860.) Geb. am 26. December 1769 zu Schoritz auf der Insel Rügen, machte Reisen durch Deutschland, Frankreich und Italien, wurde 1806 Professor zu Greifswalde, mußte wegen seiner Schriften gegen Napoleon nach Schweden flüchten, kehrte 1813 zurück, wurde 1818 Professor der Geschichte in Bonn, 1820 in Ruhestand versetzt und durch König Friedrich Wilhelm Iv. seinem Lehramte wieder gegeben; starb zu Bonn am 29. Januar 1860. — Seine dichterische Bedeutung beruht hauptsächlich in den allbekannten patriotischen Freiheitsgesängen. Außerdem geistliche Lieder», a. Dichter, wie Arndt, müssen sich vor Tendenzen hüten, um nicht die reine Poesie zu verlieren. Die Pripsigcr Schlacht. „Wo kommst du her in dem rothen Kleid Und färbst das Gras auf dem grünen Plan?" Ich komme her aus dem Münnerstreit, Ich komme roth von der Ehrenbahn; Wir haben die blutige Schlacht geschlagen, Drob müssen die Mütter und Bräute klagen, Da ward ich so roth! „Sag an, Gesell, und verkünde mir, Wie heißt das Land, wo ihr schlugt die Schlacht?" Bei Leipzig trauert das Mordrevier, Das manches Auge voll Thränen macht, Da flogen die Kugeln wie Winterflocken, Und Tausenden mußte der Athem stocken, Bei Leipzig der Stadt! „Wie hießen, die zogen ins Todesfeld Und ließen fliegende Banner aus?" Die Völker kamen der weiten Welt Und zogen gegen, Franzosen aus: Die Russen, die Schweden, die tapfern Preußen, Und die nach demglorreichenoesterreich heißen, Die zogen all' aus. „Wem ward der Sieg in dem harten Streit? Wer griff den Preis mit der Eisenhand?" Die Wälschen hat Gott wie die Streu zerstreut, Die Wälschen hat Gott verweht wie den Sand;

18. Für den Unterricht in Mittelklassen berechnet - S. 202

1883 - Leipzig : Kesselring
202 Neue Geschichte. land in einem kleinen Kahne floh, so jagte Napoleon in einem Schlitten den Trmmern seines Heeres voraus, durch die den Schnee- und Eisgesilde Rulands der Weichsel zu. Kaum 20 000 von denen, welche Moskau ge-sehen, erreichten zerlumpt, krank und elend den deutschen Boden. In dem Untergange der groen Armee erkannte das niedergebeugte Europa die Hand des Allmchtigen, der die Gewaltigen vom Stuhle stt nd die Niedrigen erhebt". Wie Rußland griff auch Deutschland zum Schwert, um die unveruerlichen Stammgllter, Freiheit und Unabhngigkeit", wieder zu gewinnen. Allen voran ging Preußen. Seit dem Unglck von Jena (S. 198) Preuens war der König Friedrich Wilhelm Iii., angefeuert durch seine hochherzige burt^^ ema^'n Luisei und untersttzt von seinem Minister, dem Freiherrn vom und zum Stein, auf eine Wiedergeburt des preuischen Staats-Wesens bedacht gewesen. Er hatte die Leibeigenschast und den Dienstzwang der Bauern aufgehoben, den Brgern ein freies Gemeindewesen gegeben und im Heere alle Ehrenstellen auch den Nichtadeligen geffnet. Hohe und Niedrige halfen dem König bei seinem Vorhaben. Es entstand um diese Zeit der sogenannte Tugendbund", mit dem Zwecke, die Deutschen zu einer allge-meinen Erhebung gegen Napoleon vorzubereiten. Zu ihm gehrten viele Staatsmnner, Offiziere, Gelehrte; wie Arndt2, der Dichter des Liedes: Was ist des Deutschen Vaterland?" und der Begrnder des Turnwesens: Scharu- Jahn3. Der Kriegsminister Scharnhorst schuf nach und nach ein neues Horst. Heer, indem er zwar immer nur die vorschriftsmige Zahl Truppen (42 000) behielt, aber die Eingebten schnell mit neuen vertauschte. Auch kaufte er heimlich so viele Waffen, da er im Notfall eine bedeutende Macht ausrsten konnte. Alle diese Einrichtungen trugen nun ihre Frchte. Bei der Kunde von Napoleons klglichem Rckzge herrschte unter den Preußen nur ein Gefhl, ein Zorn und eine Liebe, das Vaterland zu retten, Aufruf an Deutschland zu befreien und den franzsischen Ubermut einzuschrnken. Und 6 ai-g Friedrich Wilhelm von Breslau aus (17. Mrz 1813) sein Volk zum 1813 Kampf aufrief, da glich ganz Preußen einer groen Waffensttte. Ing-linge, die kaum wehrhaft waren, Männer mit silberweien Haaren, Krieger, die lngst ehrenvoll entlassen waren, Gutsbesitzer und Beamte, Vter zahl-reicher Familien und Verwalter weitlufiger Geschfte, vom Kriegsdienste ge-setzlich frei, selbst einzelne Jungfrauen drngten sich freiwillig zu den Fahnen heran. Wer nicht mitziehen konnte, der opferte auf dem Altare des Vaterlandes wenigstens sein Gut oder die Arbeit seiner Hnde. Die allgemeine 1 Luise, geb. 1776, Prinzessin von Mecklenburg-Strelitz, vermhlte sich 1793 mit Friedrich Wilhelm. dem damaligen Kronprinzen. Der Schmerz der das Schicksal des Vaterlandes erschtterte ihre Gesundheit, und sie starb, erst 34 Jahr alt, 1810 whrenb eines Besuches bei ihrem Vater in Mecklenburg. Sie ist eine der edelsten Frauen in der Geschichte. 2 Ernst Moritz Arnbt, geb. 1769 auf Rgen, wrbe 1806 Professor der Geschichte in Greifswald, frderte durch Wort und Schrift die Erhebung Deutschlands gegen Napoleon, siedelte sich 1817 in Bonn an, wurde aber 1819 abgesetzt und bekam erst 1840 wieder die Erlaubnis zu Vorlesungen. Er starb 1860 in Bonn. 3 Friedrich Ludwig Jahn, geb. 1778 zu Lanz in Brandenburg, ist der Begrnder der deutschen Turnkunst, indem er 1811 in der Hasenheide bei Berlin seine Turnschule erffnete. Er kmpfte in den Freiheitskriegen mit und wirkte dann durch Vorlesungen und Turnunterricht in Berlin. Vom Jahre 1819 an wurde er als ,,staatsgefhrlich" verfolgt und gelangte erst 1840 wieber in den Vollbesitz seiner brgerlichen Rechte. Er starb 1852 zu Freiburg an der Unstrut.

19. Weltgeschichte in Lebensbildern für Mittelschulen, höhere Mädchenschulen und verwandte Anstalten - S. 254

1897 - Leipzig : Baedeker
— 254 — 7. Die geistigen Erwecker des Volkes. Während Scharnhorst und Gneisenan durch Schaffung eines echten Volksheeres das Volk körperlich tüchtig machten zu dem kommenden Entscheidungskampfe, suchten Gelehrte, Geistliche und Dichter den Geist und das Gemüt des Volkes zu erheben und die Hoffnung aus eine bessere Zukunft des Vaterlandes zu stärken. Professor Fichte hielt in Berlin unter den Augen der strengen französischen Besatzung seine begeisterten „Reden an die deutsche Nation", in denen er eine bessere Volkserziehung empfahl und auf den großen schweizerischen Volkserzieher Pestalozzi hinwies. Ernst Moritz Arndt schürte durch sein Buch „Geist der Zeit" die Glut der Vaterlandsliebe in aller Herzen; der Turnvater Jahn, der „Alte im Bart", pries in seinem Buche „Deutsches Volkslum" die Eigenart unseres Volkes und ermahnte die Jugend, ihre Kräfte zum Entscheidungskampfe zu stählen. Auch die religiöse Weihe fehlte dem Aufschwünge nicht; denn die Geistlichen bemühten sich, den religiösen Sinn in weiten Kreisen zu wecken und die Zuversicht auf die Hilfe und den Beistand des Höchsten zu stärken; in der Hauptstadt wirkte der geistreiche Schleiermacher besonders segensreich. Österreichs Areißeilskampf 1869. In der Hoffnung, daß ganz Deutschland sich an seine Seite stellen werde, begann Österreich im Jahre 1809 einen neuen Krieg gegen Napoleon. Aber Preußen war noch zu wenig vorbereitet zum Kampfe und das übrige Deutschland noch zu sehr gefesselt von französischer Übermacht — Österreich blieb allein. Mit der Schnelligkeit des Blitzes stürzte sich Napoleon auf den Feind, vertrieb ihn aus allen feinen festen Stellungen und hielt nach wenigen Wochen seinen zweiten Einzug in Wien. Doch war die Hauptmacht der Österreicher noch nicht geschlagen. Der Erzherzog Karl rückte mit einem Heere heran, um die Hauptstadt zu befreien, und lieferte in der blutigen Schlacht bei Aspern den Beweis, daß der sieggekrönte Kriegsfürst nicht unüberwindlich sei. Jubel durchflog bei dieser Kunde ganz Deutschland. Tyrol erhob sich unter Andreas Hofer. Herzog Wilhelm von Braunschweig sammelte in Böhmen seine schwarzen Husaren, um Norddeutschland zum Kampfe gegen die Franzosen aufzurufen. Aus Berlin zog an der Spitze seines Regiments der tapfere Schill hinaus, um kühn den Streit zu beginnen, und Dörnberg rief die Hessen zum Aufstand. Napoleon gelang es jedoch, sein Heer wieder zu verstärken und den Kamps wieder aufzunehmen. In der Entscheidungsschlacht bei Wagram triumphierte er über den Erzherzog Karl. Kaiser Franz mußte Frieden schließen und 2000 Quadratmeilen seines Landes abtreten.

20. Teil 3 - S. 98

1912 - Leipzig : Dürr
— 98 — ^-herbeizuführen. Zwar hat Schiller, der Sänger von Vaterland, Freiheit und Volksehre, die Befreiung Deutschlands nicht mehr besingen können, doch über das Grab hinaus hat er seinen Geist dem preußischen Volke eingehaucht. Seine Dichtungen haben manchem Vaterlandsfreunde die Hoffnung auf bessere Zeit gestärkt, und als dann endlich unser Volk sich in todesmutiger Entschlossenheit auf den Feind stürzte, da haben seine Worte gewiß nicht wenig zu der allgemeinen Begeisterung der Jugend für / den Freiheitskampf beigetragen. Auch Ernst Moritz Arndt rief in seinem Buche „Geist der Zeit" mit ernsten Worten die Jugend auf zum Widerstände gegen die Unterdrückung. Doch die flammenden Worte begeisterter Dichter hätten wohl allein nicht ausgereicht, um das durch Unglück niedergeschlagene Volk wieder aufzurichten. Da unternahm es der Professor der ^Philosophie Fichte in Berlin während des Winters 1807/8 in seinen Vorlesungen, die für eine größere Zuhörerschaft bestimmt waren, dem preußischen Volke das gesunkene Vertrauen zu sich selbst wiederzugeben. Schonungslos deckte er die Schäden der Zeit ans und forderte, wenn bessere Zeiten kommen sollten, daß jeder mit opferfreudiger Liebe dem Vaterlande diene, zugleich mahnte er zur Einkehr in sich selbst: „Nicht tatenloser Schmerz," so sprach er zu seinen Hörern, „geziemt jetzt, nicht nach Hilfe von außen darf man sich umschauen, kein Mensch, kein Gott kann uns helfen, sondern allein wir selbst müssen uns helfen, wofern uns überhaupt geholfen werden soll." In anderer Weise hat der große Kanzelredner ^Schleiermach er versucht, die Herzen aufzurichten. Immer und wieder prägte er den Andächtigen, welche seine Kirche kaun: zu fassen vermochte, die Wahrheit ein, daß Religion nichts Äußeres, sondern die Hingabe des Herzens an Gott sei und daß der Wert des Menschen darin liege, sich einem großen Ganzen selbstlos hinzugeben. Der Turnvater Jahn wollte ^ kin „sreies und srommes" Deutschland vor den weltlichen Drängern retten und suchte die deutsche Jugend durch Turn- und Fechtübungen zu dem bevorstehenden Kampfe abzuhärten. § 42. Napoleons Ietdzug gegen Wußtand, 1812. I. Die (Ereignisse vor Beginn des Zeldzuges. a) Die zu Tilsit zwischen Napoleon und Alexander geschlossene Freundschaft hatte schon längst eine bedenkliche Trübung erfahren, weil der Zar erkannte, daß sie Napoleon nur als Mittel diente, die Unterjochung der Westhälste Europas vollenden zu können. Nachdem er dieses Ziel erreicht hatte, hörte er auf, dem Zaren zu schmeicheln oder Rücksicht auf ihn zu nehmen. So schlug er Oldenburg zu Frankreich, obgleich dessen Herrscher ein naher Verwandter des Zaren und die Unantastbarkeit dieses Landes ausdrücklich verbürgt war, und forderte schroff die strenge Durchführung der Festlandsperre, was Rußland nicht tat. Bald wurde klar, daß Napoleon auch Rußland unterwerfen wollte. Denn schon längst hatte er den Plan gefaßt, Konstantinopel zu