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1. Haus und Heimat II - S. 26

1911 - Leipzig [u.a.] : Klinkhardt
v^x< v^a 26 v¿~\< r^-n z^x< u^a u^a v^x< v¿r¡< er. „Was hast .du von deiner Wanderschaft mitgebracht?" „Weiter nichts als einen Esel." „Esel gibt's hier genug," sagte der Vater, „da wäre mir doch eine gute Ziege lieber gewesen." „Ja," antwortete der Sohn, „aber es ist kein gemeiner Esel, sondern ein Goldesel; wenn ich sage: .Bricklebrit', so speit Euch das gute Tier ein ganzes Tuch voll Goldstücke. Laßt nur alle Verwandte herbeirufen, ich mache sie alle zu reichen Leuten." „Das lasst ich mir gefallen," sagte der Schneider, „dann brauch' ich mich mit der Nadel nicht weiter zu quälen," sprang selbst fort und rief die Verwandten herbei. Sobald sie beisammen waren, hieß sie der Müller Platz machen, breitete sein Tuch aus und brachte den Esel in die Stube. „Jetzt gebt acht," sagte er und rief: „Bricklebrit", aber es waren keine Goldstücke, was herabfiel, und es zeigte sich, daß das Tier nichts von der Kunst verstand; denn es bringt's nicht jeder Esel so weit. Da machte der arme Müller ein langes Gesicht, sah, daß er betrogen war, und bat die Verwandten um Verzeihung, die so arm heimgingen, als sie gekommen waren. Es blieb nichts übrig: der Alte mußte wieder nach der Nadel greifen und der Junge sich bei einem Müller verdingen. Der dritte Bruder war zu einem Drechsler in die Lehre ge- gangen, und weil es ein kunstreiches Handwerk ist, mußte er am längste)! lernen. Seine Brüder aber meldeten ihm in einem Briefe, wie schlimm es ihnen ergangen wäre, und wie sie der Wirt ))och am letzten Abende nur ihre schönen Wünschdinge gebracht hätte. Als der Drechsler nun ausgelernt hatte und wandern sollte, so schenkte ihm sein Meister, weil er sich so wohl gehalten, einen Sack und sagte: „Es liegt ein Knüppel darin." „Den Sack kann ich umhängen, und er kann mir gute Dienste leisten, aber was soll der Knüppel darin? Der macht ihn nur schwer." „Das will ich dir sagen," antwortete der Meister, „hat dir jemand etwas zuleid' getan, so sprich nur: .Knüppel, aus dem Sack', so springt dir der Knüppel heraus unter die Leute und tanzt ihnen so lustig auf dem Rücken herum, daß sie sich acht Tage lang nicht regen und bewegen können; und eher läßt er nicht ab, als bis du sagst: .Knüppel, in den Sack'". Der Gesell dankte ihm, hing den Sack um, und wenn ihm jemand zu nahe kam und auf den Leib wollte, so sprach er: „Knüppel, ans dem Sack!" Alsbald sprang der Knüppel heraus und klopfte einem nach dem andern den Rock oder Wams gleich auf dem Rücken aus und wartete nicht erst, bis er ihn ausgezogen hatte; und das ging so geschwind, daß, eh' sich's einer versah, die Reihe schon an ihm war. Der junge Drechsler langte zur Abendzeit in dem Wirtshaus an, wo seine Brüder waren betrogen

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1. Teil 2 = Kl. 7 - S. 177

1917 - Bielefeld [u.a.] : Velhagen & Klasing
alle Verwandten herbeirufen, ich mache sie alle zu reichen Leuten." „Das lass' ich mir gefallen," sagte der Schneider; „dann brauch' ich mich mit der Nadel nicht weiter zu quälen," sprang selbst fort und ries die Verwandten herbei. Sobald sie beisammen waren, hieß sie der Müller Platz nehmen, breitete sein Tuch aus ltitb brachte den Esel in die Stube. „Jetzt gebt acht," sagte er und rief: „Bricklebrit!" Aber es fielen keine Goldstücke herab, und es zeigte sich, daß das Tier nichts von der Kunst verstand; denn es bringt's nicht jeder Esel so weit. Da machte der arme Müller ein langes Gesicht, sah, daß er betrogen war, und bat die Verwandten um Verzeihung, die arm heimgingen, wie sie gekommen waren. Es blieb nichts übrig, der Alte mußte wieder nach der Nadel greifen und der Junge sich bei einem Müller verdingen. Der dritte Bruder war zu einem Drechsler in die Lehre gegangen, und weil es ein kunstreiches Handwerk ist, mußte er am längsten lernen. Seine Brüder aber meldeten ihm in einem Briefe, wie schlimm es ihnen ergangen wäre, und hatte, einen Sack und sagte: „Es liegt ein Knüppel darin." „Den Sack kann ich umhängen, und er kann mir gute Dienste leisten; aber was soll der Knüppel darin? Der macht ihn nur schwer." „Das will ich dir sagen," antwortete der Meister, „hat dir jemand etwas zuleide getan, so sprich nur: ,Knüppel, aus dem Sack!' so springt dir der Knüppel heraus unter die Leute und tanzt ihnen so lustig auf dem Rücken herum, daß sie sich acht Tage lang nicht regen und bewegen können; und eher läßt er nicht ab, als bis du sagst: ,Knüppel, in den Sack!'" Der Gesell dankte ihm, hing den Sack um, und wenn ihm jemand zu nahe kam und auf den Leib wollte, so sprach er: „Knüppel aus dem Sack!" Alsbald sprang der Knüppel heraus und klopfte einem nach dem andern den Rock oder das Wams gleich auf dem Rücken aus Lesebuch sür Mädchen-Mittelschule». Ii. Br. u. Westpr. 12 4. wie sie der Wirt noch am letzten Abend um ihre schönen Wünsch- dinge gebracht hätte. Als der Drechsler nun ausgelernt hatte und wandern sollte, so schenkte ihm sein Meister, weil er sich so wohl gehalten

2. Teil 2 = Kl. 7 - S. 177

1914 - Bielefeld [u.a.] : Velhagen & Klasing
Aber es fielen keine Goldstücke herab, und es zeigte sich, daß das Tier nichts von der Kunst verstand; denn es bringt's nicht jeder Esel so weit. Da machte der arme Müller ein langes Gesicht, sah, daß er betrogen war, und bat die Verwandten um Verzeihung, die arm heimgingen, wie sie gekommen waren. Es blieb nichts übrig, der Alte mußte wieder nach der Nadel greifen und der Junge sich bei einem Müller verdingen. 4. Der dritte Bruder war zu einem Drechsler in die Lehre gegangen, und weil es ein kunstreiches Handwerk ist, mußte er am längsten lernen. Seine Brüder aber meldeten ihm in einem Briefe, wie schlimm es ihnen ergangen wäre, und wie sie der Wirt noch am letzten Abend um ihre schönen Wünsch- dinge gebracht hätte. Als der Drechsler nun ausgelernt hatte und wandern sollte, so schenkte ihm sein Meister, weil er sich so wohl gehalten hatte, einen Sack und sagte: „Es liegt ein Knüppel darin." „Den Sack kann ich umhängen; und er kann mir gute Dienste leisten; aber was soll der Knüppel darin? Der macht ihn nur schwer." „Das will ich dir sagen," antwortete der Meister, „hat dir jemand etwas zuleide getan, so sprich nur: Knüppel, aus dem Sack!' so springt dir der Knüppel heraus unter die Leute und tanzt ihnen so lustig auf dem Rücken herum, daß sie sich acht Tage lang nicht regen und bewegen können; und eher läßt er nicht ab, als bis du sagst: Knüppel, in den Sack!'" Der Gesell dankte ihm, hing den Sack um, und wenn ihm jemand zu nahe kam und auf den Leib wollte, so sprach er: „Knüppel, aus dem Sack!" Alsbald sprang der Knüppel heraus und klopfte einem nach dem andern den Rock oder das Wams gleich auf dem Rücken aus und wartete nicht erst, bis er ihn ausgezogen hatte; und das ging so geschwind, daß, ehe sich's einer versah, die Reihe schon an ihm war. Der junge Drechsler langte zur Abendzeit in dem Wirtshaus an, wo seine Brüder waren betrogen worden. Er legte seinen Ranzen vor sich auf den Tisch und fing an zu erzählen, was er alles Merkwürdiges in der Welt gesehen habe. „Ja," sagte er, „man findet wohl ein Tischchen Porger-Wolfs, Lesebuch für Knaben-Mittelschulen. Ii. 12 Zeichnung von Ludwig Richter.

3. Teil 2 = Kl. 7 - S. 177

1912 - Bielefeld [u.a.] : Velhagen & Klasing
es fielen keine Goldstücke herab, und es zeigte sich, daß das Tier nichts von der Kunst verstand; denn es bringt's nicht jeder Esel so weit. Da machte der arme Müller ein langes Gesicht, sah, daß er betrogen war, und bat die Verwandten um Verzeihung, die arm heimgingen, wie sie gekommen waren. Es blieb nichts übrig, der Alte mußte wieder nach der Nadel greisen und der Junge sich bei einem Müller verdingen. 4. Der dritte Bruder war zu einem Drechsler in die Lehre gegangen^ und weil es ein kunstreiches Handwerk ist, mußte er am längsten lernen. Seine Brüder aber meldeten ihm in einem Briefe, wie schlimm es ihnen ergangen wäre, und wie sie der Wirt noch am letzten Abend um ihre schönen Wünsch- dinge gebracht hätte. Als der Drechsler nun ausgelernt hatte und wandern sollte, so schenkte ihm sein Meister, weil er sich so wohl gehalten hatte, einen Sack und sagte: „Es liegt ein Knüppel darin." „Den Sack kann ich umhängen; und er kann mir gute Dienste leisten; aber was soll der Knüppel darin? Der macht ihn nur schwer." „Das will ich dir sagen," antwortete der Meister, „hat dir jemand etwas zuleide getan, so sprich nur: Knüppel, aus dem Sack!' so springt dir der Knüppel heraus unter die Leute und tanzt ihnen so lustig auf dem Rücken herum, daß sie sich acht Tage lang nicht regen und bewegen können; und eher läßt er nicht ab, als bis du sagst: Knüppel, in den Sack!'" Der Gesell dankte ihm, hing den Sack um, und wenn ihm jemand zu nahe kam und aus den Leib wollte, so sprach er: „Knüppel, aus dem Sack!" Alsbald sprang der Knüppel heraus und klopfte einem nach dem andern den Rock oder das Wams gleich auf dem Rücken aus und wartete nicht erst, bis er ihn ausgezogen hatte; und das ging so geschwind, daß, ehe sich's einer versah, die Reihe schon an ihm war. Der junge Drechsler langte zur Abendzeit in dem Wirtshaus an, wo seine Brüder waren betrogen worden. Er legte seinen Ranzen vor sich auf den Tisch und fing an zu erzählen, was er alles Merkwürdiges in der Welt gesehen habe. „Ja," sagte er, „man findet wohl ein Tischchen Porger-Wolff, Lesebuch für Knaben-Mittelschulen. Ii. 12 Zeichnung von Ludwig Richter.

4. Teil 2 = Kl. 7 - S. 177

1915 - Bielefeld [u.a.] : Velhagen & Klasing
es fielen keine Goldstücke herab, und es zeigte sich, daß das Tier nichts von der Kunst verstand; denn es bringt's nicht jeder Esel so weit. Da machte der arme Mütter ein langes Gesicht, sah, daß er betrogen war, und bat die Verwandten um Verzeihung, die arm heimgingen, wie sie gekommen waren. Es blieb nichts übrig, der Alte mußte wieder nach der Nadel greifen und der Junge sich bei einem Müller verdingen. 4. Der dritte Bruder war zu einem Drechsler in die Lehre gegangen, und weil es ein kunstreiches Handwerk ist, mußte er am längsten lernen. Seine Brüder aber meldeten ihm in einem Briefe, wie schlimm es ihnen ergangen wäre, und wie sie der Wirt noch am letzten Abend um ihre schönen Wünsch- dinge gebracht hätte. Als der Drechsler nun ausgelernt hatte und wandern sollte, so schenkte ihm sein Meister, weil er sich so wohl gehalten hatte, einen Sack und sagte: „Es liegt ein Knüppel darin." „Den Sack kann ich umhängen; und er kann mir gute Dienste leisten; aber was soll der Knüppel darin? Der macht ihn nur schwer." „Das will ich dir sagen," antwortete der Meister, „hat dir jemand etwas zuleide getan, so sprich nur: ,Knüppel, aus dem Sack!' so springt dir der Knüppel heraus unter die Leute und tanzt ihnen so lustig ans dem Rücken herum, daß sie sich acht Tage lang nicht regen und bewegen können; und eher läßt er nicht ab, als bis du sagst: ,Knüppel, in den Sack!'" Der Gesell dankte ihm, hing den Sack um, und wenn ihm jemand zu nahe kam und auf den Leib wollte, so sprach er: „Knüppel, aus dem Sack!" Alsbald sprang der Knüppel heraus und klopfte einem nach dem andern den Rock oder das Wams gleich auf dem Rücken aus und wartete nicht erst, bis er ihn ausgezogen hatte; und das ging so geschwind, daß, ehe sich's einer versah, die Reihe schon an ihm war. Der junge Drechsler langte zur Abendzeit in dem Wirtshaus an, wo seine Brüder waren betrogen worden. Er legte seinen Ranzen vor sich auf dem Tisch und stng an zu erzählen, was er alles Merkwürdiges in der Welt gesehen habe. „Ja," sagte er, „man findet wohl ein Tischchen Porger-Wolfs, Lesebuch für Knaben-Mittelschulen, Ii. Hessen-Nassau. 12 Zeichnung von Ludwig Richter.

5. Haus und Heimat II - S. 28

1911 - Leipzig [u.a.] : Klinkhardt
28 v^av^nv^amnvza Drechsler: „Wo du das Tischchen deck' dich und den Goldesel nicht wieder herausgibst, so soll der Tanz von neuem angehen." „Ach nein," rief der Wirt ganz kleinlaut, „ich gebe alles gerne wieder heraus; laßt nur den verwünschten Kobold wieder in den Sack kriechen." Da sprach der Geselle: „Ich will Gnade für Recht ergehen lassen, aber hüte dich vor Schaden!" Dann rief er: „Knüppel, in den Sack!" und ließ ihn ruhen. Der Drechsler zog am andern Morgen mit dem Tischchen deck' dich und dem Goldesel heim zu seinem Vater. Der Schneider freute sich, als er ihn wiedersah, und fragte auch ihn, was er in der Fremde gelernt hätte. „Lieber Vater," antwortete er, „ich bin ein Drechsler geworden." „Ein kunstreiches Handwerk," sagte der Vater, „was hast du von der Wanderschaft mitgebracht?" „Ein kostbares Stück, lieber Vater," antwortete der Sohn, „einen Knüppel in dem Sack." „Was!" rief der Vater, „einen Knüppel? Das ist der Mühe wert! Den kannst du dir von jedem Baume abhauen." „Aber einen solchen nicht, lieber Vater; sage ich: ,Knüppel, aus dem Sack', so springt der Knüppel heraus und macht mit dem, der es nicht gut mit mir meint, einen schlimmen Tanz und läßt nicht eher nach, als bis er auf der Erde liegt und um gut Wetter bittet. Seht Ihr, mit diesem Knüppel habe ich das Tischchen deck' dich und den Goldesel wieder herbeigeschafft, die der diebische Wirt meinen Brüdern abgenommen hatte. Jetzt laßt sie beide rufen und ladet alle Verwandten ein: ich will sie speisen und tränken und will ihnen die Taschen noch mit Gold füllen." Der alte Schneider wollte nicht recht trauen, brachte aber doch die Verwandten zusammen. Da deckte der Drechsler ein Tuch in die Stube, führte den Goldesel herein und sagte zu seinem Bruder: „Nun, lieber Bruder, sprich mit ihm." Der Müller sagte: „Bricklebrit", und augenblicklich sprangen die Goldstücke auf das Tuch herab, als käme ein Platzregen,

6. Teil 2 = Kl. 7 - S. 179

1917 - Bielefeld [u.a.] : Velhagen & Klasing
wortete er, „ich bin ein Drechsler geworden." „Ein kunstreiches Hand- werk," sagte der Vater; „was hast du von der Wanderschaft mitgebracht?" „Ein kostbares Stück, lieber Vater," sprach der Sohn, „einen Knüppel in dem Sack." „Was," rief der Vater, „einen Knüppel? Das ist der Miihe wert! Den kannst du dir von jedem Baume abhauen." „Aber einen solchen nicht, lieber Vater; sage ich: ,Knüppel, aus dem Sack!' so springt der Knüppel Heralls und macht mit dem, der es nicht gut mit mir meint, einen schlimmen Tanz und läßt nicht eher nach, als bis er auf der Erde liegt und um gut Wetter bittet. Seht Ihr, mit diesem Knüppel habe ich das Tischchen deck' dich und den Goldesel wieder herbei- geschafft, die der diebische Wirt meinen Brüdern abgenommen hatte. Jetzt laßt sie beide rufen und ladet alle Verwandten ein, ich will sie speisen und tränken lind will ihnen die Taschen noch mit Gold füllen." Der alte Schneider wollte nicht recht trauen, brachte aber doch die Verwandten zusammen. Da deckte der Drechsler ein Tuch in die Stube, führte den Goldesel herein und sagte zu seinem Bruder: „Nun, lieber Bruder, sprich mit ihm!" Der Müller sagte: „Bricklebrit!" und augenblicklich sprangen die Goldstücke auf das Tuch herab, als käme ein Platzregen, und der Esel hörte nicht eher auf, als bis alle so viel hatten, daß sie nicht mehr tragen konnten. (Ich sehe dir's an, du wärst auch gerne dabeigewesen.) Dann holte der Drechsler das Tischchen und sagte: „Lieber Bruder, nun sprich mit ihm!" Und kaum hatte der Schreiner „Tischchen, deck' dich!" gesagt, so war es gedeckt und mit den schönsten Schüsseln reichlich besetzt. Da ward eine Mahlzeit gehalten, wie der gute Schneider noch keine in seinem Hause erlebt hatte, und die ganze Verwandt- schaft blieb beisammen bis in die Nacht, und waren alle lustig und ver- gnügt. Der Schneider verschloß Nadel und Zwirn, Elle und Bügeleisen in einen Schrank und lebte mit seinen drei Söhnen in Freude und Herrlichkeit. 5. Wo ist aber die Ziege hingekommen, die Schuld war, daß der Schneider seine drei Söhne fortjagte? Das will ich dir sagen. Sie schämte sich, daß sie einen kahlen Kopf hatte, lief in eine Fuchshöhle und verkroch sich hinein. Als der Fuchs nach Hause kam, funkelten ihm ein Paar große Augen aus der Dunkelheit entgegen, daß er erschrak und wieder zurücklief. Der Bär begegnete ihm, und da der Fuchs ganz ver- stört aussah, so sprach er: „Was ist dir, Bruder Fuchs? Was machst du für ein Gesicht?" „Ach," antwortete der Rote, „ein grimmig Tier sitzt in meiner Höhle und hat mich mit feurigen Augen angeglotzt."

7. Teil 2 = Kl. 7 - S. 179

1914 - Bielefeld [u.a.] : Velhagen & Klasing
dir von jedem Baume abhauen." „Aber einen solchen nicht, lieber Vater; sage ich: Knüppel, aus dem Sack!' so springt der Knüppel heraus und macht mit dem, der es nicht gut mit mir meint, einen schlimmen Tanz und läßt nicht eher nach, als bis er auf der Erde liegt und um gut Wetter bittet. Seht Ihr, mit diesem Knüppel habe ich das Tischchen deck dich und den Goldesel wieder herbeigeschafft, die der diebische Wirt meinen Brüdern abgenommen hatte. Jetzt laßt sie beide rufen und ladet alle Verwandten ein, ich will sie speisen und tränken und will ihnen die Taschen noch mit Gold füllen." Der alte Schneider wollte nicht recht trauen, brachte aber doch die Verwandten zusammen. Da deckte der Drechsler ein Tuch in die Stube, führte den Goldesel herein und sagte zu seinem Bruder: „Nun, lieber Bruder, sprich mit ihm!" Der Müller sagte: „Bricklebrit!" und augenblicklich sprangen die Goldstücke auf das Tuch herab, als käme ein Platzregen, und der Esel hörte nicht eher auf, als bis alle so viel hatten, daß sie nicht mehr tragen konnten. (Ich sehe dir's an, du wärst auch gerne dabeigewesen.) Dann holte der Drechsler das Tischchen und sagte: „Lieber Bruder, nun sprich mit ihm!" Und kaum hatte der Schreiner „Tischchen, deck dich!" gesagt, so war es gedeckt und mit den schönsten Schüsseln reichlich besetzt. Da ward eine Mahlzeit gehalten, wie der gute Schneider noch keine in seinem Hause erlebt hatte, und die ganze Verwandtschaft blieb beisammen bis in die Nacht, und waren alle lustig und vergnügt. Der Schneider verschloß Nadel und Zwirn, Elle und Bügeleisen in einen Schrank und lebte mit seinen drei Söhnen in Freude und Herrlichkeit. 5. Wo ist aber die Ziege hingekommen, die schuld war, daß der Schneider seine drei Söhne fortjagte? Das will ich dir sagen. Sie schämte sich, daß sie einen kahlen Kopf hatte, lief in eine Fuchshöhle und verkroch sich hinein. Als der Fuchs nach Haus kam, funkelten ihm ein Paar große Augen aus der Dunkelheit entgegen, daß er erschrak und wieder zurücklief. Der Bär begegnete ihm, und da der Fuchs ganz ver- stört aussah, so sprach er: „Was ist dir, Bruder Fuchs? Was machst du für ein Gesicht?" „Ach," antwortete der Rote, „ein grimmig Tier sitzt in meiner Höhle und hat mich mit feurigen Augen angeglotzt." „Das wollen wir bald austreiben," sprach der Bär, ging mit zu der Höhle und schaute hinein. Als er aber die feurigen Angen erblickte, wandelte ihn ebenfalls Furcht an; er wollte mit dem grimmigen Tiere nichts zu tun haben und nahm Reißaus. Die Biene begegnete ihm, und da sie merkte, daß es ihm in seiner Haut nicht wohl zumute war, sprach

8. Teil 2 = Kl. 7 - S. 179

1912 - Bielefeld [u.a.] : Velhagen & Klasing
dir von jedem Baume abhauen." „Aber einen solchen nicht, lieber Vaters sage ich: Knüppel, aus dem Sack!' so springt der Knüppel heraus und macht mit dem, der es nicht gut mit mir meint, einen schlimmen Tanz und läßt nicht eher nach, als bis er auf der Erde liegt und um gut Wetter bittet. Seht Ihr, mit diesem Knüppel habe ich das Tischchen deck dich und den Goldesel wieder herbeigeschafft, die der diebische Wirt meinen Brüdern abgenommen hatte. Jetzt laßt sie beide rufen und ladet alle Verwandten ein, ich will sie speisen und tränken und will ihnen die Taschen noch mit Gold füllen." Der alte Schneider wollte nicht recht trauen, brachte aber doch die Verwandten zusammen. Da deckte der Drechsler ein Tuch in die Stube, führte den Goldesel herein und sagte zu seinem Bruder: „Nun, lieber Bruder, sprich mit ihm!" Der Müller sagte: „Bricklebrit!" und augenblicklich sprangen die Goldstücke auf das Tuch herab, als käme ein Platzregen, und der Esel hörte nicht eher auf, als bis alle so viel hatten, daß sie nicht mehr tragen konnten. (Ich sehe dir's an, du wärst auch gerne dabeigewesen.) Dann holte der Drechsler das Tischchen und sagte: „Lieber Bruder, nun sprich mit ihm!" Und kaum hatte der Schreiner „Tischchen, deck dich!" gesagt, so war es gedeckt und mit den schönsten Schüsseln reichlich besetzt. Da ward eine Mahlzeit gehalten, wie der gute Schneider noch keine in seinem Hause erlebt hatte, und die ganze Verwandtschaft blieb beisammen bis in die Nacht, und waren alle lustig und vergnügt. Der Schneider verschloß Nadel und Zwirn, Elle und Bügeleisen in einen Schrank und lebte mit seinen drei Söhnen in Freude und Herrlichkeit. 5. Wo ist aber die Ziege hingekommen, die schuld war, daß der Schneider seine drei Söhne fortjagte? Das will ich dir sagen. Sie schämte sich, daß sie einen kahlen Kopf hatte, lief in eine Fuchshöhle und verkroch sich hinein. Als der Fuchs nach Haus kam, funkelten ihm ein Paar große Augen aus der Dunkelheit entgegen, daß er erschrak und wieder zurücklief. Der Bär begegnete ihm, und da der Fuchs ganz ver- stört aussah, so sprach er: „Was ist dir, Bruder Fuchs? Was machst du für ein Gesicht?" „Ach," antwortete der Rote, „ein grimmig Tier sitzt in meiner Höhle und hat mich mit feurigen Augen angeglotzt." „Das wollen wir bald austreiben," sprach der Bär, ging mit zu der Höhle und schaute hinein. Als er aber die feurigen Augen erblickte, wandelte ihn ebenfalls Furcht an; er wollte mit dem grimmigen Tiere nichts zu tun haben und nahm Reißaus. Die Biene begegnete ihm, und da sie merkte, daß es ihm in seiner Haut nicht wohl zumute war, sprach 12* m

9. Teil 2 = Kl. 7 - S. 179

1915 - Bielefeld [u.a.] : Velhagen & Klasing
dir von jedem Baume abhauen." „Aber einen solchen nicht, lieber Vater; sage ich: Knüppel, aus dem Sack!' so springt der Knüppel heraus und macht mit dem, der es nicht gut mit mir meint, einen schlimmen Tanz und läßt nicht eher nach, als bis er auf der Erde liegt und um gut Wetter bittet. Seht Ihr, mit diesem Knüppel habe ich das Tischchen deck dich und den Goldesel wieder herbeigeschafft, die der diebische Wirt meinen Brüdern abgenommen hatte. Jetzt laßt sie beide rufen und ladet alle Verwandten ein, ich will sie speisen und tränken und will ihnen die Taschen noch mit Gold füllen." Der alte Schneider wollte nicht recht trauen, brachte aber doch die Verwandten zusammen. Da deckte der Drechsler ein Tuch in die Stube, führte den Goldesel herein und sagte zu seinem Bruder: „Nun, lieber Bruder, sprich mit ihm!" Der Müller sagte: „Bricklebrit!" und augenblicklich sprangen die Goldstücke auf das Tuch herab, als käme ein Platzregen, und der Esel hörte nicht eher auf, als bis alle so viel hatten, daß sie nicht mehr tragen konnten. (Ich sehe dir's an, du wärst auch gerne dabeigewesen.) Dann holte der Drechsler das Tischchen und sagte: „Lieber Bruder, nun sprich mit ihm!" Und kaum hatte der Schreiner „Tischchen, deck dich!" gesagt, so war es gedeckt und mit den schönsten Schüsseln reichlich besetzt. Da ward eine Mahlzeit gehalten, wie der gute Schneider noch keine in seinem Hause erlebt hatte, und die ganze Verwandtschaft blieb beisammen bis in die Nacht, und waren alle lustig und vergnügt. Der Schneider verschloß Nadel und Zwirn, Elle und Bügeleisen in einen Schrank und lebte mit seinen drei Söhnen in Freude und Herrlichkeit. 5. Wo ist aber die Ziege hingekommen, die schuld war, daß der Schneider seine drei Söhne fortjagte? Das will ich dir sagen. Sie schämte sich, daß sie einen kahlen Kopf hatte, lief in eine Fuchshöhle und verkroch sich hinein. Als der Fuchs nach Haus kam, funkelten ihm ein Paar große Augen aus der Dunkelheit entgegen, daß er erschrak und wieder zurücklief. Der Bär begegnete ihm, und da der Fuchs ganz ver- stört aussah, so sprach er: „Was ist dir, Bruder Fuchs? Was machst du für ein Gesicht?" „Ach," antwortete der Rote, „ein grimmig Tier sitzt in meiner Höhle und hat mich mit feurigen Augen angeglotzt." „Das wollen wir bald austreiben," sprach der Bär, ging mit zu der Höhle und schaute hinein. Als er aber die feurigen Augen erblickte, wandelte ihn ebenfalls Furcht an; er wollte mit dem grimmigen Tiere nichts zu tun haben und nahm Reißaus. Die Biene begegnete ihm, und da sie merkte, daß es ihm in seiner Haut nicht wohl zumute war, sprach 12*

10. Teil 2 = Kl. 7 - S. 173

1911 - Bielefeld [u.a.] : Velhagen & Klasing
und augenblicklich fing das Tier an, Gold zu speien, daß es ordentlich auf die Erde herabregnete. „Ei der tausend," sagte der Wirt, „da sind die Dukaten bald geprägt! So ein Geldbeutel ist nicht übel." Der Gast -bezahlte seine Zeche und legte sich schlafen; der Wirt aber schlich in der Nacht herab in den Stall, führte den Münzmeister weg und band einen andern Esel an seine Stelle. Den folgenden Morgen in der Frühe zog der Geselle mit seinem Esel ab und meinte, er hätte seinen Goldesel. Mittags kam er bei seinem Vater an, der sich freute, als er ihn wiedersah, und ihn gern aufnahm. „Was ist aus dir geworden, mein Sohn?" fragte der Alte. „Ein Müller, lieber Vater," antwortete er. „Was hast du von deiner Wander- schaft mitgebracht?" „Weiter nichts als einen Esel." „Esel gibt’§ hier genug," sagte der Vater, „da wäre mir doch eine gute Ziege lieber gewesen." „Ja," antwortete der Sohn, „aber es ist kein gemeiner Esel, sondern ein Goldesel; wenn ich sage,Bricklebrittz so speit Euch das gute Tier ein ganzes Tuch voll Goldstücke. Laßt nur alle Verwandten herbeirufen, ich mache sie alle zu reichen Leuten." „Das lass' ich mir gefallen," sagte der Schneider; „dann brauch' ich mich mit der Nadel nicht weiter zu quälen," sprang selbst fort und rief die Verwandten herbei. Sobald sie beisammen waren, hieß sie Zeichnung von Ludwig Richter. der Müller Platz machen, breitete sein Tuch aus und brachte den Esel in die Stube. „Jetzt gebt acht," sagte er und rief: „Bricklebrit!" Aber es fielen keine Goldstücke herab, und es zeigte sich, daß das Tier nichts von der Kunst verstand; denn es bringt's nicht jeder Esel so weit. Da machte der arme Müller ein langes Gesicht, sah, daß er betrogen war, und bat die Verwandten um Verzeihung, die arm heimgingen, wie sie gekommen waren. Es blieb nichts übrig, der Alte mußte wieder nach der Nadel greifen und der Junge sich bei einem Müller verdingen. 4. Der dritte Bruder war zu einem Drechsler in die Lehre gegangen, und weil es ein kunstreiches Handwerk ist, mußte er am längsten lernen. L>eine Brüder aber meldeten ihm in einem Briese, wie schlimm es ihnen

11. Teil 2 = Kl. 7 - S. 174

1911 - Bielefeld [u.a.] : Velhagen & Klasing
ergangen wäre, und wie sie der Wirt noch am letzten Abend um ihre schönen Wünsch- dinge gebracht hätte. Als der Drechsler nun ausgelernt hatte und wandern sollte, so schenkte ihm sein Meister, weil er sich so wohl gehalten hatte, einen Sack und sagte: „Es liegt ein Knüppel darin." „Den Sack kann ich umhängen, und er kann mir gute Dienste leisten; aber was soll der Knüppel darin? Der macht ihn nur schwer." „Das will ich dir sagen," antwortete der Meister; „hat dir jemand etwas zuleide getan, so sprich nur: ,Knüppel, aus dem Sack!' so springt dir der Knüppel heraus unter die Leute und tanzt ihnen so lustig auf dem Rücken herum, daß sie sich acht Tage lang nicht regen und bewegen können; und eher läßt er nicht ab, als bis du sagst: ,Knüppel, in den Sack!'" Der Gesell dankte ihm, hing den Sack um, und wenn ihm jemand zu nahe kam und auf den Leib wollte, so sprach er: „Knüppel, aus dem Sack!" Alsbald sprang der Knüppel heraus und klopfte einem nach dem andern den Rock oder das Wams gleich auf dem Rücken aus und wartete nicht erst, bis er ihn ausgezogen hatte; und das ging so geschwind, daß, ehe sich's einer versah, die Reihe schon an ihm war. Der junge Drechsler langte zur Abendzeit in dem Wirtshaus an, wo seine Brüder waren betrogen worden. Er legte seinen Ranzen vor sich auf den Tisch und fing an zu erzählen, was er alles Merkwürdiges in der Welt gesehen habe. „Ja," sagte er, „man findet wohl ein Tischchen deck' dich, einen Goldesel und dergleichen, lauter gute Dinge, die ich nicht verachte; aber das ist alles nichts gegen den Schatz, den ich mir erworben habe und mit mir da in meinem Sack führe." Der Wirt spitzte die Ohren. Was in aller Welt mag das sein? dachte er, der Sack ist wohl mit lauter Edelsteinen angefüllt; den sollte ich billig auch noch haben; denn aller guten Dinge sind drei. Als Schlafenszeit war, streckte sich der Gast aus die Bank und legte seinen Sack als Kopfkissen unter. Der Wirt, als er meinte, der Gast läge in tiefem Schlaf, ging herbei, rückte und zog ganz sachte und vorsichtig an dem Sack, ob er ihn vielleicht wegziehen und einen andern unterlegen konnte. Der Drechsler aber hatte

12. Teil 2 = Kl. 7 - S. 176

1914 - Bielefeld [u.a.] : Velhagen & Klasing
176 sagte, er solle nur etwas Gutes für ihn einkaufen, so machte er große Augen, lief und suchte das Beste, was er auftreiben konnte. Nach der Mahlzeit fragte der Gast, was er schuldig wäre; der Wirt wollte die doppelte Kreide nicht sparen und sagte, noch ein paar Goldstücke müßte er zulegen. Der Geselle griff in die Tasche; aber sein Gold war eben zu Ende. „Wartet einen Augenblick, Herr Wirt," sprach er, „ich will nur gehen und Geld holen," nahm aber das Tischtuch mit. Der Wirt wußte nicht, was das heißen sollte, war neugierig, schlich ihm nach, und da der Gast die Stalltür zuriegelte, so guckte er durch ein Astloch. Der Fremde breitete unter dem Esel das Tuch aus, rief „Bricklebrit!", und augenblicklich fing das Tier an, Gold zu speien, daß es ordentlich auf die Erde herabregnete. „Ei der tausend," sagte der Wirt, „da sind die Dukaten bald geprägt! So ein Geldbeutel ist nicht übel." Der Gast bezahlte seine Zeche und legte sich schlafen; der Wirt aber schlich in der Nacht herab in den Stall, führte den Münzmeister weg und band einen andern Esel an seine Stelle. Den folgenden Morgen in der Frühe zog der Geselle mit seinem Esel ab und meinte, er hätte seinen Goldesel. Mittags kam er bei seinem Vater an, der sich freute, als er ihn wieder- sah, und ihn gern aufnahm. „Was ist aus dir geworden, mein Sohn?" fragte der Alte. „Ein Müller, lieber Vater," antwortete er. „Was hast du von deiner Wanderschaft mitgebracht?" „Weiter nichts als einen Esel." „Esel gibt's hier genug," sagte der Vater, „da wäre mir doch eine gute Ziege lieber gewesen." „Ja," antwortete der Sohn, „aber es ist kein gemeiner Esel, sondern ein Goldesel; wenn ich sage,Bricklebrit!', so speit Euch das gute Tier ein ganzes Tuch voll Goldstücke. Laßt nur alle Verwandten herbeirufen, ich mache sie alle zu reichen Leuten." „Das lass' ich mir gefallen," sagte der Schneider; „dann brauch' ich mich mit der Nadel nicht weiter zu quälen," sprang selbst fort und rief die Verwandten herbei. Sobald sie beisammen waren, hieß sie der Müller Platz machen, breitete sein Tuch aus und brachte den Esel in die Stube. „Jetzt gebt acht," sagte er und rief: „Bricklebrit!" Cst Zeichnung von Ludwig Richter.

13. Teil 2 = Kl. 7 - S. 176

1912 - Bielefeld [u.a.] : Velhagen & Klasing
176 0707070707070707070707070707 070707070707 sagte, er solle nur etwas Gutes für ihn einkaufen, so machte er große Augen, lief und suchte das Beste, was er auftreiben konnte. Nach der Mahlzeit fragte der Gast, was er schuldig wäre; der Wirt wollte die doppelte Kreide nicht sparen und sagte, noch ein paar Goldstücke müßte er zulegen. Der Geselle griff in die Tasche; aber sein Geld war eben zu Ende. „Wartet einen Augenblick, Herr Wirt," sprach er, „ich will nur gehen und Geld holen," nahm aber das Tischtuch mit. Der Wirt wußte nicht, was das heißen sollte, war neugierig, schlich ihm nach, und da der Gast die Stalltür zuriegelte, so guckte er durch ein Astloch. Der Fremde breitete unter dem Esel das Tuch aus, rief „Bricklebrit!" und augenblicklich fing das Tier an, Gold zu speien, daß es ordentlich auf die Erde herabregnete. „Ei der tausend," sagte der Wirt, „da sind die Dukaten bald geprägt! So ein Geldbeutel ist nicht übel." Der Gast bezahlte seine Zeche und legte sich schlafen; der Wirt aber schlich in der Nacht herab in den Stall, führte den Münzmeister weg und band einen andern Esel an seine Stelle. Den folgenden Morgen in der Frühe zog der Geselle mit seinem Esel ab und meinte, er hätte seinen Goldesel. Mittags kam er bei seinem Vater an, der sich freute, als er ihn wiedersah, Zeichnung von Ludwig Richter. und ihn gern aufnahm. „Was ist aus dir geworden, mein Sohn?" fragte der Alte. „Ein Müller, lieber Vater," antwortete er. „Was hast du von deiner Wanderschaft mitgebracht?" „Weiter nichts als einen Esel." „Esel gibt's hier genug," sagte der Vater, „da wäre mir doch eine gute Ziege lieber gewesen." „Ja," antwortete der Sohn, „aber es ist kein gemeiner Esel, sondern ein Goldesel; wenn ich sage ,Bricklebrit!' so speit Euch das gute Tier ein ganzes Tuch voll Goldstücke. Laßt nur alle Verwandten herbeirufen, ich mache sie alle zu reichen Leuten." „Das lass' ich mir gefallen," sagte der Schneider; „dann brauch' ich mich mit der Nadel nicht weiter zu quälen," sprang selbst fort und rief die Verwandten herbei. Sobald sie beisammen waren, hieß sie der Müller Platz machen, breitete sein Tuch aus und brachte den Esel in die Stube. „Jetzt gebt acht," sagte er und rief: „Bricklebrit!" Aber

14. Teil 2 = Kl. 7 - S. 176

1915 - Bielefeld [u.a.] : Velhagen & Klasing
176 sagte, er solle nur etwas Gutes für ihn einkaufen, so machte er große Augen, lief und suchte das Beste, was er auftreiben konnte. Nach der Mahlzeit fragte der Gast, was er schuldig wäre; der Wirt wollte die doppelte Kreide nicht sparen und sagte, noch ein paar Goldstücke müßte er zulegen. Der Geselle griff in die Tasche; aber sein Gold war eben zu Ende. „Wartet einen Augenblick, Herr Wirt," sprach er, „ich will nur gehen und Geld holen," nahm aber das Tischtuch mit. Der Wirt wußte nicht, was das heißen sollte, war neugierig, schlich ihm nach, und da der Gast die Stalltür zuriegelte, so guckte er durch ein Astloch. Der Fremde breitete unter dem Esel das Tuch aus, rief „Bricklebrit!", und augenblicklich fing das Tier an, Gold zu speien, daß es ordentlich auf die Erde herabregnete. „Ei der tausend," sagte der Wirt, „da sind die Dukaten bald geprägt! So ein Geldbeutel ist nicht übel." Der Gast bezahlte seine Zeche und legte sich schlafen; der Wirt aber schlich in der Nacht herab in den Stall, führte den Münzmeister weg und band einen andern Esel an seine Stelle. Den folgenden Morgen in der Frühe zog der Geselle mit seinem Esel ab und meinte, er hätte seinen Goldesel. Mittags kam er bei seinem Vater an, der sich freute, als er ihn wieder- sah, und ihn gern aufnahm. „Was ist aus dir geworden, mein Sohn?" fragte der Alte. „Ein Müller, lieber Vater," antwortete er. „Was hast du von deiner Wanderschaft mitgebracht?" „Weiter nichts als einen Esel." „Esel gibt's hier genug," sagte der Vater, „da wäre mir doch eine gute Ziege lieber gewesen." „Ja," antwortete der Sohn, „aber es ist kein gemeiner Esel, sondern ein Goldesel; wenn ich sage,Bricklebrit!', so speit Euch das gute Tier ein ganzes Tuch voll Goldstücke. Laßt nur alle Verwandten herbeirufen, ich mache sie alle zu reichen Leuten." „Das lass' ich mir gefallen," sagte der Schneider; „dann brauch' ich mich mit der Nadel nicht weiter zu quälen," sprang selbst fort und rief die Verwandten herbei. Sobald sie beisammen waren, hieß sie der Müller Platz machen, breitete sein Tuch aus und brachte den Esel in die Stube. „Jetzt gebt acht," sagte er und rief: „Bricklebrit!" Zeichnung von Ludwig Richter.

15. Teil 2 = Kl. 7 - S. 172

1911 - Bielefeld [u.a.] : Velhagen & Klasing
172 070707070707070707070707070707<070707<07<0707 sich, daß er wie ein Lügner dastand. Die Verwandten aber lachten ihn aus und mußten ungetrunken und ungegessen wieder heimwandern. Der Vater holte seine Lappen wieder herbei und schneiderte fort, der Sohn aber ging bei einem Meister in die Arbeit. 3. Der zweite Sohn war zu einem Müller gekommen und bei ihm in die Lehre gegangen. Als er seine Jahre herum hatte, sprach der Meister: „Weil du dich so wohl gehalten hast, schenke ich dir einen Esel von einer besonderen Art; er zieht nicht am Wagen und trägt auch keine Säcke." „Wozu ist er denn nütze?" fragte der junge Geselle. „Er speit Gold," antwortete der Müller; „wenn du ihn auf ein Tuch stellst und sprichst: ,Bricklebrit'! so speit dir das gute Tier Goldstücke aus." „Das ist eine schöne Sache," sprach der Geselle, dankte dem Meister und zog in die Welt. Wenn er Geld nötig hatte, brauchte er nur zu seinem Esel „Bricklebrit" zu sagen, so regnete es Goldstücke, und er hatte weiter keine Mühe, als sie von der Erde aufzuheben. Wo er hinkam, war ihm nur das Beste gut genug, und je teurer, je lieber; denn er hatte immer einen vollen Beutel. Als er sich eine Zeitlang in der Welt umgesehen hatte, dachte er: „Du mußt deinen Vater aussuchen; wenn du mit dem Goldesel kommst, so wird er seinen Zorn vergessen und dich gut aufnehmen." Es trug sich zu, daß er in dasselbe Wirtshaus geriet, in welchem seinem Bruder das Tischchen vertauscht war. Er führte seinen Esel an der Hand, und der Wirt wollte ihm das Tier abnehmen und anbinden; der junge Geselle aber sprach: „Gebt Euch keine Mühe, meinen Grauschimmel führe ich selbst in den Stall und binde ihn auch selbst an; denn ich muß wissen, wo er steht." Dem Wirt kam das wunderlich vor, und er meinte, einer, der seinen Esel selbst besorgen müßte, hätte nicht viel zu verzehren. Als aber der Fremde in die Tasche griff, zwei Goldstücke herausholte und sagte, er solle nur etwas Gutes für ihn einkaufen, so machte er große Augen, lief und suchte das Beste, was er auftreiben konnte. Nach der Mahlzeit fragte der Gast, was er schuldig wäre; der Wirt wollte die doppelte Kreide nicht sparen und sagte, noch ein paar Goldstücke müßte er zulegen. Der Geselle griff in die Tasche; aber sein Gold war eben zu Ende. „Wartet einen Augenblick, Herr Wirt," sprach er, „ich will nur gehen und Geld holen," nahm aber das Tischtuch mit. Der Wirt wußte nicht, was das heißen sollte, war neugierig, schlich ihm nach, und da der Gast die Stalltür zuriegelte, so guckte er durch ein Astloch. Der Fremde breitete unter dem Esel das Tuch aus, rief „Bricklebrit!"

16. Teil 2 = Kl. 7 - S. 175

1911 - Bielefeld [u.a.] : Velhagen & Klasing
schon lange darauf gewartet; wie nun der Wirt eben einen herzhaften Ruck tun wollte, rief er: „Knüppel, aus dem Sack!" Alsbald fuhr das Knüppelchen heraus, dem Wirte auf den Leib und rieb ihm die Nähte, daß es eine Art hatte. Der Wirt schrie zum Erbarmen; aber je lauter- er schrie, desto kräftiger schlug der Knüppel ihm den Takt dazu auf dem Rücken, bis er endlich erschöpft zur Erde fiel. Da sprach der Drechsler: „Wo du das Tischchen deck dich und den Goldesel nicht wieder herausgibst, so soll der Tanz von neuem angehen." „Ach nein," rief der Wirt ganz kleinlaut, „ich gebe alles gerne wieder heraus; laßt nur den verwünschten Kobold wieder in den Sack kriechen." Da sprach der Geselle: „Ich will Gnade für Recht ergehen lassen, aber hüte dich vor Schaden!" Dann rief er: „Knüppel, in den Sack!" und ließ ihn ruhen. Der Drechsler zog am andern Morgen mit dem Tischchen deck dich und dem Goldesel heim zu seinem Vater. Der Schneider freute sich, als er ihn wiedersah, und fragte auch ihn, was er in der Fremde gelernt hätte. „Lieber Vater," antwortete er, „ich bin ein Drechsler geworden." „Ein kunstreiches Handwerk," sagte der Vater; „was hast du von der Wanderschaft mitgebracht?" „Ein kostbares Stück, Ueber Vater," sprach der Sohn, „einen Knüppel in dem Sack." „Was," rief der Vater, „einen Knüppel? Das ist der Mühe wert! Den kannst du dir von jedem Baume abhauen." „Aber einen solchen nicht. Ueber Vater; sage ich: ,Knüppel, aus dem Sack!' so springt der Knüppel heraus und macht mit dem, der es nicht gut mit mir meint, einen schlimmen Tanz und läßt nicht eher nach, als bis er auf der Erde liegt und um gut Wetter bittet. Seht Ihr, mit diesem Knüppel habe ich das Tischchen deck dich und den Goldesel wieder herbeigeschafft, die der diebische Wirt meinen Brüdern abgenommen hatte. Jetzt laßt sie beide rufen und ladet alle Verwandten ein, ich will sie speisen und tränken und will ihnen die Taschen noch mit Gold füllen." Der alte Schneider wollte nicht recht trau- en, brachte aber doch die Verwandten zu- sammen. Da deckte der Drechsler ein Tuch in die Stube, führte den Goldesel herein und sagtezuseinem Bruder: Zeichnung von. Ludwig Richter.

17. Teil 2 = Kl. 7 - S. 176

1911 - Bielefeld [u.a.] : Velhagen & Klasing
176 S7s7<S7<S7<S7s7<S7s7<S7<S7<S7<S7<S7s7<S7s7s7s7s7s7<S7 „Nun, lieber Bruder, sprich mit ihm!" Der Müller sagte: „Bricklebrit!" und augenblicklich sprangen die Goldstücke auf das Tuch herab, als käme ein Platzregen, und der Esel hörte nicht eher auf, als bis alle so viel hatten, daß sie nicht mehr tragen konnten. (Ich sehe dir's an, du wärst auch gerne dabeigewesen.) Dann holte der Drechsler das Tischchen und sagte: „Lieber Bruder, nun sprich mit ihm!" Und kaum hatte der Schreiner „Tischchen, deck dich!" gesagt, so war es gedeckt und mit den schönsten Schüsseln reichlich besetzt. Da ward eine Mahlzeit gehalten, wie der gute Schneider noch keine in seinem Hause erlebt hatte, und die ganze Verwandt- schaft blieb beisammen bis in die Nacht, und waren alle lustig und ver- gnügt. Der Schneider verschloß Nadel und Zwirn, Elle und Bügeleisen in einen Schrank und lebte mit seinen drei Söhnen in Freude und Herrlichkeit. 5. Wo ist aber die Ziege hingekommen, die schuld war, daß der Schneider seine drei Söhne fortjagte? Das will ich dir sagen. Sie schämte sich, daß sie einen kahlen Kopf hatte, lies in eine Fuchshöhle und verkroch sich hinein. Als der Fuchs nach Haus kam, funkelten ihm ein Paar große Augen aus der Dunkelheit entgegen, daß er erschrak und wieder zurücklief. Der Bär begegnete ihm, und da der Fuchs ganz ver- stört aussah, so sprach er: „Was ist dir, Bruder Fuchs? Was machst du für ein Gesicht?" „Ach," antwortete der Rote, „ein grimmig Tier sitzt in meiner Höhle und hat mich mit feurigen Augen angeglotzt." „Das wollen wir bald austreiben," sprach der Bär, ging mit zu der Höhle und schaute hinein. Als er aber die feurigen Augen erblickte, wandelte ihn ebenfalls Furcht an; er wollte mit dem grimmigen Tiere nichts zu tun haben und nahm Reißaus. Die Biene begegnete ihm, und da sie merkte, daß es ihm in seiner Haut nicht wohl zumute war, sprach sie: „Bär, du machst ja ein gewaltig verdrießlich Gesicht, wo ist deine Lustigkeit geblieben?" „Du hast gut reden," antwortete der Bär; „es sitzt ein grimmiges Tier mit Glotzaugen in dem Hause des Roten, und wir können es nicht herausjagen." Die Biene sprach: „Du dauerst mich, Bär. Ich bin ein armes, schwaches Geschöpf, das ihr im Wege nicht anguckt; aber ich glaube doch, daß ich euch helfen kann." Sie flog in die Fuchshöhle, setzte sich der Ziege auf den glatten, geschorenen Kops und stach sie so gewaltig, daß sie aufsprang, meh! meh! schrie und wie toll in die Welt hineinlief, und weiß niemand bis auf diese Stunde, wo sie hingelaufen ist. <S7<S7s7s7s7s7s7<S7s7<S7s7<S7<S7s7s7s7s7<S7s7<S7s7s7s7

18. Teil 2 = Kl. 7 - S. 175

1917 - Bielefeld [u.a.] : Velhagen & Klasing
ihm. „Vater, ich bin ein Schreiner geworden." „Ein gutes Handwerk," erwiderte der Alte, „aber was hast du von deiner Wanderschaft mit- gebracht?" „Vater, das Beste, was ich mitgebracht habe, ist das Tischchen." Der Schneider betrachtete es von allen Seiten und sagte: „Daran hast du kein Meisterstück gemacht, das ist ein altes und schlechtes Tischchen." „Aber es ist ein ,Tischchen deck' dich'," antwortete der Sohn; „wenn ich es hinstelle und sage ihm, es solle sich decken, so stehen gleich die schönsten Gerichte darauf und ein Wein dabei, der das Herz erfreut. Ladet nur alle Verwandten und Freunde ein, die sollen sich einmal laben und erquicken, denn das Tischchen macht sie alle satt." Als die Gesellschaft beisammen war, stellte er sein Tischchen mitten in die Stube und sprach: „Tischchen, deck' dich!" Aber das Tischchen regte sich nicht und blieb so leer wie ein anderer Tisch, der die Sprache nicht versteht. Da merkte der arme Geselle, daß ihm das Tischchen vertauscht war, und schämte sich, daß er wie ein Lügner dastand. Die Verwandten aber lachten ihn aus und mußten ungetrunken und ungegessen wieder heimwandern. Der Vater holte seine Lappen wieder herbei und schneiderte fort, der Sohn aber ging bei einem Meister in die Arbeit. 3. Der zweite Sohn war zu einem Müller gekommen und bei ihm in die Lehre gegangen. Als er seine Jahre herum hatte, sprach der Meister: „Weil du dich so wohl gehalten hast, schenke ich dir einen Esel von einer besonderen Art; er zieht nicht am Wagen und trägt auch keine Säcke." „Wozu ist er denn nütze?" fragte der junge Geselle. „Er speit Gold," antwortete der Müller; „wenn du ihn auf ein Tuch stellst und sprichst: ,Bricklebrit!' so speit dir das gute Tier Goldstücke aus." „Das ist eine schöne Sache," sprach der Geselle, dankte dem Meister und zog in die Welt. Wenn er Geld nötig hatte, brauchte er nur zu seinem Esel „Bricklebrit" zu sagen, so regnete es Goldstücke, und er hatte weiter keine Mühe, als sie von der Erde aufzuheben. Wo er hinkam, war ihm nur das Beste gut genug, und je teurer, je lieber; denn er hatte immer einen vollen Beutel. Als er sich eine Zeitlang in der Welt umgesehen hatte, dachte er: „Du mußt deinen Vater aufsuchen; wenn du mit dem Goldesel kommst, so wird er seinen Zorn vergessen und dich gut aufnehmen." Es trug sich zu, daß er in dasselbe Wirtshaus geriet, in welchem seinem Bruder das Tischchen vertauscht war. Er führte seinen Esel an der Hand, und der Wirt wollte ihm das Tier abnehmen und anbinden; der junge Geselle aber sprach: „Gebt Euch keine Mühe, meinen Grauschimmel führe ich

19. Teil 2 = Kl. 7 - S. 175

1912 - Bielefeld [u.a.] : Velhagen & Klasing
du kein Meisterstück gemacht, das ist ein altes und schlechtes Tischchen." „Aber es ist ein ,Tischchen deck' dich'," antwortete der Sohn; „wenn ich es hinstelle und sage ihm, es solle sich decken, so stehen gleich die schönsten Gerichte darauf und ein Wein dabei, der das Herz erfreut. Ladet nur alle Verwandten imb Freunde ein, die sollen sich einmal laben und erquicken, denn das Tischchen macht sie alle satt." Als die Gesellschaft beisammen war, stellte er sein Tischchen mitten in die Stube und sprach; „Tischchen, deck' dich!" Aber das Tischchen regte sich nicht und blieb so leer wie ein anderer Tisch, der die Sprache nicht versteht. Da merkte der arme Geselle, daß ihm das Tischchen vertauscht war, und schämte sich, das; er wie ein Liigner dastand. Die Verwandten aber lachten ihn aus und mußten ungetrunken und ungegessen wieder heimwandern. Der Vater holte seine Lappen wieder herbei und schneiderte fort, der Sohn aber ging bei einem Meister in die Arbeit. 3. Der zweite Sohn war zu einem Müller gekommen und bei ihm in die Lehre gegangen. Als er seine Jahre herum hatte, sprach der Meister: „Weil du dich so wohl gehalten hast, schenke ich dir einen Esel von einer besonderen Art; er Zieht nicht am Wagen und trägt auch keine Säcke." „Wozu ist er denn nütze?" fragte der junge Geselle. „Er speit Gold," antwortete der Müller; „wenn du ihn auf ein Tuch stellst und sprichst: ,Bricklebrit!' so speit dir das gute Tier Goldstücke aus." „Das ist eine schöne Sache," sprach der Geselle, dankte dem Meister und zog in die Welt. Wenn er Geld nötig hatte, brauchte er nur zu seinem Esel „Bricklebrit" zu sagen, so regnete es Goldstücke, und er hatte weiter keine Mühe, als sie von der Erde aufzuheben. Wo er hinkam, war ihm nur das Beste gut genug, und je teurer, je lieber; denn er hatte immer einen vollen Beutel. Als er sich eine Zeitlang in der Welt umgesehen hatte, dachte er: „Du mußt deinen Vater aufsuchen; wenn du mit dem Goldesel kommst, so wird er seinen Zorn vergessen und dich gut aufnehmen." Es trug sich zu, daß er in dasselbe Wirtshaus geriet, in welchem seinem Bruder das Tischchen vertauscht war. Er führte seinen Esel an der Hand, und der Wirt wollte ihm das Tier abnehmen und anbinden; der junge Geselle aber sprach: „Gebt Euch keine Mühe, meinen Grauschimmel führe ich selbst in den Stall und binde ihn auch selbst an; denn ich muß wissen, wo er steht." Dem Wirt kam es wunderlich vor, und er meinte, einer, der seinen Esel selbst besorgen müßte, hätte nicht viel zu verzehren. Als aber der Fremde in die Tasche griff, zwei Goldstücke herausholte und

20. Teil 2 = Kl. 7 - S. 175

1915 - Bielefeld [u.a.] : Velhagen & Klasing
bu kein Meisterstück gemacht, das ist ein altes und schlechtes Tischchen." „Aber es ist ein ,Tischchen deck' dich'," antwortete der Sohn; „wenn ich es hinstelle und sage ihm, es solle sich decken, so stehen gleich die schönsten Gerichte daraus und ein Wein dabei, der das Herz erfreut. Ladet nur alle Verwandten und Freunde ein, die sollen sich einmal laben und erquicken, denn das Tischchen macht sie alle satt." Als die Gesellschaft beisammen war, stellte er sein Tischchen mitten in die Stube und sprach: „Tischchen, deck' dich!" Aber das Tischchen regte sich nicht und blieb so leer wie ein anderer Tisch, der die Sprache nicht versteht. Da merkte der arme Geselle, daß ihm das Tischchen vertauscht war, und schämte sich, daß er wie ein Lügner dastand. Die Verwandten aber lachten ihn aus und mußten ungetrunken und ungegessen wieder heimwandern. Der Vater holte seine Lappen wieder herbei und schneiderte fort, der Sohn aber ging bei einem Meister in die Arbeit. 3. Der zweite Sohn war zu einem Müller gekommen und bei ihm in die Lehre gegangen. Als er seine Jahre herum hatte, sprach der Meister: „Weil du dich so wohl gehalten hast, schenke ich dir einen Esel von einer besonderen Art; er zieht nicht am Wagen und trägt auch keine Säcke." „Wozu ist er denn nütze?" fragte der junge Geselle. „Er speit Gold," antwortete der Müller; „wenn du ihn auf ein Tuch stellst und sprichst: ,Bricklebrit!' so speit dir das gute Tier Goldstücke aus." „Das ist eine schöne Sache," sprach der Geselle, dankte dem Meister und zog in die Welt. Wenn er Geld nötig hatte, brauchte er nur zu seinem Esel „Bricklebrit" zu sagen, so regnete es Goldstücke, und er hatte weiter keine Mühe, als sie von der Erde aufzuheben. Wo er hinkam, war ihm nur das Beste gut genug, und je teurer, je lieber; denn er hatte immer einen vollen Beutel. Als er sich eine Zeitlang in der Welt umgesehen hatte, dachte er: „Du mußt deinen Vater aufsuchen; wenn du mit dem Goldesel kommst, so wird er seinen Zorn vergessen und dich gut aufnehmen." Es trug sich zu, daß er in dasselbe Wirtshaus geriet, in welchem seinem Bruder das Tischchen vertauscht war. Er führte seinen Esel an der Hand, und der Wirt wollte ihm das Tier abnehmen und anbinden; der junge Geselle aber sprach: „Gebt Euch keine Mühe, meinen Grauschimmel führe ich selbst in den Stall und binde ihn auch selbst an; denn ich muß wissen, wo er steht." Dem Wirt kam es wunderlich vor, und er meinte, einer, der seinen Esel selbst besorgen müßte, hätte nicht viel zu verzehren. Als aber der Fremde in die Tasche griff, zwei Goldstücke herausholte und