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1. Haus und Heimat II - S. 109

1911 - Leipzig [u.a.] : Klinkhardt
V£T< Czzpr Vgh V^xi 109 V^ii rm V^xi V^ril V^tiu^il 63. Am Sonntagnachmittag. Von Otto Ernst. Ich hab’ fünf Kinder, die heißen Gertrud, Erasmus, Irene, Heita und Roswitha. Weil Roswitha die jüngste ist, hat sie noch einen Namen dazu bekommen, nämlich „Appelschnut“. An Werk- tagen haben sie alle genug mit ihren Schularbeiten zu tun, und wenn sie am Samstag faul gewesen sind, müssen sie auch am Sonntagmorgen noch schreiben und rechnen. Aber am Sonntag- nachmittag geht das lustige Leben los. Dann, nach dem Mittagessen, legt Roswitha mich schlafen, rückt die Kopfkissen zurecht, daß ich schön weich liege, holt ein Rilderbuch und legt sich neben mich. Gertrud, Erasmus, Irene und Herta stehen und knien rund herum, und Männe, der Dackel, liegt in Roswithens Arm. Und wenn ein Bild kommt, wozu man eine Geschichte erzählen kann, dann erzähl’ ich die Geschichte. Dann hören sie alle zu, auch Männe, der Dackel, und wenn jemand in die Stube kommt und uns stört, dann ruft er: „Raus! Raus!“ Und wenn die Geschichte lustig ist und alle lachen, dann lacht er auch, zeigt die Zähne, streckt die Zunge heraus und wackelt mit dem Schwanz, daß es aussieht, als ob er zwanzig Schwänze hätte; wenn aber die Geschichte traurig ist und Roswitha Tränen in den Augen hat, dann leckt er ihr die Wangen (was er eigentlich gar nicht darf!). Endlich sag’ ich: „Nun muß ich schlafen!“ und dann fragt wohl eins der Kinder: „Was sollen wir nun mal tun?“ „Spielt im Garten!“ sag’ ich dann. Wenn’s aber regnet, sag’ ich: „Schneidet Puppen und Wiegen und Schiffe und Federhüte und Hunde und Katzen aus, und was ihr wollt!“ „0 ja, o ja!“ rufen sie dann und springen davon. Aber Gertrud und Erasmus sind schon viel zu groß zum Puppenausschneiden; sie tuscheln heimlich miteinander und führen offenbar etwas Großes im Schilde. Wenn ich ausgeschlafen habe und ins Kinderzimmer trete — richtig: da hat Herta beim Puppenschneiden wieder die Zunge zwischen den Zähnen, und jedesmal, wenn die Schere zuschnappt, schnappen auch die Zähne zu, als wollten sie die Zunge durch- schneiden. „Herta,“ sage ich, „es war ein kleines Mädchen, dem fiel ein Ziegelstein auf den Kopf, als es gerade die Zungenspitze zwischen den Zähnen hatte.“

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1. Haus und Heimat II - S. 111

1911 - Leipzig [u.a.] : Klinkhardt
z^xi v^xi cm v^xi rw z^a 111 Koboldnasen, schweben rosenduftige Feen und goldene Königs- gewänder, bis die Tür aufgeht und Anna, das Dienstmädchen, mit der Lampe kommt. „Soll ich das Abendbrot bringen?“ fragt sie. Und das hören die Kinder beinah’ so gern wie ein Märchen. Nach dem Abendbrot aber geht es ans Nüsseknacken, d. h. ans Rätselraten. Da ist des Lachens kein Ende. „Nun sag’ mir, was geht aus und kommt nicht mehr nach Haus?“ fragt Erasmus. „Das ist Anna!“ ruft Herta. Weil nämlich Anna immer so lange ausbleibt. „Es ist größer als Gott, und die Toten essen es; wenn es die Lebenden essen, müssen sie sterben,“ sagt meine Frau. „Linsensuppe!“ schreit Appelschnut; denn die mag sie durch- aus nicht. Unter dem lauten Gelächter springt Gertrud plötzlich ans Klavier und spielt: „Mit dem Pfeil, dem Bogen“, und sofort singt die ganze Gesellschaft mit, und dann kommt: „0 Straßburg“ und dann: „Morgenrot“ und dann: „Goldne Abend- sonne“ und dann noch viele, viele andere — wenn man deutsche Lieder singt, gibt es kein Aufhören — und mitunter singt auch einer falsch; dann lachen wir und fangen von vorne an, und draußen bleiben die Leute stehen und denken: „Die sind vergnügt“, und darin haben sie recht, und Appelschnut liegt auf dem Teppich und starrt in die Lampe, und wenn wieder ein Lied zu Ende ist, sagt sie ganz ernst: „So möchte ich immer weiter leben!“ 64. Vom Sonntag. (Sprichwörter.) Ohne Sonntag kein Werktag. — Hm Werktag schaffe alle Dinge, am Sonntag höre, bet' und finge. — Kirchengehen säumet nicht — Was der Sonntag erwirbt, man am Montage verdirbt. — Vorbei an Kircb’ und Schulhaus geht der nächste Weg ins Zuchthaus. — Dreierlei (Herbe find am üage des i)errn erlaubt: Hmtswerke, Dotwerbe, Liebes- werke.

2. Das erste Schuljahr - S. 234

1908 - Leipzig : Voigtländer
234 Wächter. Was muß er da unter anderem bewachen? Haus. Worauf muß er da achtgeben? Da muß er aber doch Tag und Nacht vor der Haustür bleiben. Was hat man ihm da gebaut? Ihr seht es auf dem Bilde. Und warum bindet man einen solchen Hund noch an eine Kette? Er soll die Bettler nicht beißen, was soll er nur tun, wenn Fremde kommen? Bellen, niemanden hereinlassen. Was tut aber ein Kettenhund, wenn ein Fremder ihm zu nahe kommt? Was für Zähne mag er haben? Nehmt euch vor ihm in acht! Als Wächter darf er auch nicht fest schlafen — warum nicht? Der Hund hat einen ganz leisen Schlaf. Beim geringsten Geräusch wacht er auf und bellt so lange, bis es sein Herr hört. Weil der Hund so klug ist, deshalb nimmt ihn der Jäger als Gehilfe mit auf die Jagd. Wie nennt er einen solchen Hund? Als wir von der Jagd sprachen, habe ich euch erzählt, was er dabei zu tun hat. Wenn sich Hasen oder Rebhühner verkriechen, was sagt dann der Jäger wahrscheinlich zu ihm? Was versteht er sofort? Und wenn sein Herr ein Häschen geschossen hat, was hat er da zu tun? Manchmal muß er dem Häschen nachlaufen, wie muß er dann laufen können, wenn er es einholen will? Was für einen Hund kann da der Jäger nicht gebrauchen? Der Jagdhund ist immer ein großer Hund. Weil der Hund so klug ist, deshalb nimmt ihn der Schäfer mit auf die Weide. Frißt denn der Hund mit den Schäfchen den Klee und das Gras?! Was soll er dabei? Er bleibt bei seinem Herrn, wenn die Schafe auf der Wiese ruhig weiden. Sobald aber ein Schaf fort= läuft, dann bellt und beißt er. Mancher Hund muß auch ziehen helfen. Wer hat das schon ge- sehen? Welche Hunde nur kann man dazu gebrauchen? An welchen Wagen (Schlitten) habt ihr sie gesehen? Arme Leute, denen ein Pferd zu teuer ist, lassen sich ihren Wagen manchmal von Hunden ziehen. Dabei plagen sich die braven Hunde oft mehr als die Menschen. Ist ihnen recht heiß, dann lassen sie die Zunge heraushängen. Wer von euch hat das gesehen? Ist es recht kalt, dann gibt man ihnen eine Decke. Schon hieraus seht ihr, daß der Hund ein gar nützliches Tier ist. Sagt mir noch einmal, wem er zu dienen hat! Was geben ihm aber die Leute für die treuen Dienste? Was frißt er am liebsten? Was trinkt er? Außerdem verlangt er aber eine gute Behandlung. Ihr dürft ihn nicht necken, schlagen, werfen usw. Wodurch zeigt er, daß er böse ist? Knurren, Bellen. Welches Tier, das auch mit im Hause lebt, kann er selten leiden? Was macht euer Hund, wenn er eine Katze sieht? Was tut dann die Katze? Manchmal klettert sie schnell auf den Baum und der Hund nach? Nicht wahr? Warum kann er nicht klettern? Er hat ganz stumpfe Krallen an den Zehen. Manchmal fürchtet sich die Katze gar nicht vor ihm. Ich werde euch später eine Geschichte erzählen, von einem Bullenbeiß, einem großen, ganz bösen Hunde, dem es gar schlimm erging. N. F. S. 107. Also necken und beim Schwänze ziehen läßt sich selten ein Hund; aber was hat jeder gern? Loben, Streicheln, Liebkosen, Spielen. Welche Hunde spielen oft zusammen? Um die Hunde leicht rufen zu können,

3. Haus und Heimat II - S. 110

1911 - Leipzig [u.a.] : Klinkhardt
U^x< V^xi V^xi Visxi V^xi V^xi 110 &£üv£xiv£xlü^Hv£xiughv£H „0!“ sagt sie dann und zieht schnell die Zunge herein. „Nun aber in den Garten! Die Sonne scheint!“ Und dann spielen sie Ringelreihen und Dritten abschlagen und Plumpsack und noch ein feines Spiel, das ist ganz leicht; jeder kann es, und es wird mit fünf Fingern und einem Munde gespielt und heißt: „Kaffee trinken und Kuchen essen“, Das spielen meine Kinder so lange, als noch ein Krümchen auf dem Teller und noch ein Stück Zucker in der Schale ist. Nur Erasmus und Gertrud sind heute ganz sonderbar; kaum haben sie ein Täßchen getrunken und zwei Kuchen gegessen, so verschwinden sie wieder. Aber einen Kuchen nehmen sie schnell noch mit. Was die wohl wieder aushecken! Wenn’s dunkel wird, kommt’s an den Tag. „Klinglingling!“ tönt es plötzlich. „Theater, Theater!“ schreien alle und stürmen nach der besten Stube. Richtig: die große Türöffnung zwischen Salon und Speise- zimmer ist mit Tüchern verhangen, und aus einer viereckigen Öffnung guckt das Puppentheater hervor. Es wird ein Stück gespielt von Hexen und Feen, von Prinzen und Prinzessinnen, und die böse Hexe hat alle Freunde des Prinzen in Schweine verwandelt, und der Prinz sagt zu der guten Fee: „Dieses größte Schwein hier ist mein bester Freund!“ Endlich verschwinden Puppentheater und Vorhänge, und die Kinder spielen selbst Komödie. Das ist erst ein Leben! Wunder- volle Dekorationen und köstliche Gewänder von Seide und Gold und Kronen mit Diamanten und Rubinen I Die Mutter hat alles hergeben müssen, was sie an Kleidern, Schleiern und Pelzwerk entbehren konnte, und Erasmus hat sieben Tage auf dem Fußboden gelegen und Wälder und Eauernstuben gemalt. Erasmus ist erst ein Rär und dann mit einem Male ein Prinz; aber bei der schnellen Verwandlung hat er den Kneifer auf der Nase behalten! Das Gelächter könnt ihr euch denken! Aber es schadet gar nichts; das Theater war noch nie so schön wie heute. Das Spiel ist aus; die Lichter sind gelöscht — da hocken sie mit einem Male allesamt bei der Mutter und flüstern: „Mutter — ein Märchen!“ Und die Mutter läßt sich auch nicht den aller- kleinsten Augenblick nötigen, sofort fängt sie an. Und sofort hat sie noch einen Jungen mehr, der auch auf dem Teppich liegt und zuhört, und das bin ich. Und durchs Dunkel des Raumes glühen Wolfsaugen und

4. Erdkunde von Baden und Deutschland, Naturgeschichte 1, Tierkunde, Pflanzenkunde, Mineralkunde - S. 97

1914 - Karlsruhe i.B. : Braun
97 können sie sehr lästig werden; besonders ist das bei den kleinen wilden Kanin- chen der Fall, die jedoch bei uns nicht so häusig sind. Der Hund. Kein Haustier kommt in so zahlreichen, grundverschiedenen Rassen vor und wird zu so mannigfachen Diensten verwendet als der H u n d. Er ist durch seine hervorragenden geistigen Fähigkeiten der treueste Freund, Begleiter und Gehilfe des Menschen geworden. Die Größe und die Körperformen der Hunde sind so verschieden von ein- ander, daß es schwer ist, das Gemeinsame herauszufinden. Am ehesten kann man die Gleichartigkeit des Knochenbaues feststellen; aber am lebenden Tier sieht man davon nur die Zähne. Das Gebiß der Hunde ist ein Raubtiergebiß und hat keine Ähnlichkeit mit dem der bisher betrachteten Tiere. Die Zähne sind sehr ungleich und greifen mit ihren Spitzen und Zacken ineinander. Denn sie sind nicht für das Abrausen von Pflanzen, sondern für das Zerreißen und Zermal- men von lebender Beute eingerichtet. Besonders groß und scharf sind die vier Eck- oder Fangzähne zu beiden Seiten der Schneidezähne. Hinter ihnen folgen oben noch 6, unten 7 Backenzähne von sehr verschiedener Größe. Wegen der großen Zahl der Zähne ist der Kopf der Hunde verhältnismäßig lang. Die Beine sind bei den meisten Hunden lang und kräftig und befähigen sie zu ausdauerndem Lauf. An den Vorderfüßen haben sie 6, an den Hinterfüßen 4 Zehen mit schwach gekriimmten Krallen. Da diese nicht wie bei den Katzen zu- rückgezogen werden können, stumpfen sie sich ab. Die Hunde können gut schwim- men, aber nicht klettern. Zu den Riesen unter den Hunden gehören die Neufundländer und Bernhardiner mit ihrem schönen zottigen Fell und den hängenden Ohren. Man hat sie gern wegen ihres ruhigen Wesens und ihrer großen Anhänglichkeit. In Not und Gefahr haben sie schon oft ihren Mut bewiesen und gar manchen Men- schen aus dem Wasser gerettet oder aus dem Schnee gegraben, wenn er von einer Lawine verschüttet wurde. Die alte Bernhardinerrasse, die von den Mönchen auf dem St. Bernhardushospiz gehalten wurde, ist aber ausgestorben. Hängende Ohren haben auch unsere Ja g d iuuii) e . vom hochbeinigen Hühnerhund bis zum krummbeinigen Dgm. Ihr Geruchssinn und ihre „Spür- nase" sind von einer für uns unbegreiflichen Schärfe. Auf weite Entfernung hin wittern sie das Wild und verfolgen eine bestimmte Spur. Von den unvergleich- lichen Diensten, die seit einiger Zeit die Polizei- hunde bei der Aufspürung von Verbrechern leisten, berichten fast täglich die Zeitungen. Äußerst bös- artige, auf den Menschen dressierte Lunde waren die Bluthunde. Unsern klugen Dackel kennt jedes Kind. Er ist der Held unzähliger lustiger Geschichten und Schelmenstreiche. Man sieht's ihm aber auch an der Nase an, was er für ein Kamerad ist. Der lange Kopf mit den gescheiten Augen und großen Schlappohren, das feine, schwarzbraune oder gelbbraune Fell, die komischen krummen Beine und der spitze Schwanz, der immer hin- und herwackelt, sind Realienbuch für Volksschulen, Bd. I. a. 7 Der Dachshund.

5. Für die dritte Bildungsstufe - S. 262

1855 - Hamburg : Kittler
262 Life: Ja, aber deiner ist nur Handlanger. — Veteli: Das ist gleichviel, wenn's nur Brot giebt. — Life: Habt ihr großen Hunger leiden müssen? — Beteli: Ach! wenn's nur jetzt besser wird. — Life: Was habt ihr zu Mittage gehabt? — Beteli: Ich darf's nicht sagen. — Life: Warum nicht? — Beteli: Wenn's der Vater vernähme, es würde mir — Life: Ich würde es ihm dann gerade auch sagen; du Narli! — Beteli nimmt ein Stück ungekochte rohe Rüben aus dem Sack und sagt: „sieh' da, Lise!"— Lise: Herr Jesus! sonst nichts? — Beteli: Nein, weiß Gott! jetzt schon zwei Tage. — Lise: Und du darfst das niemand sa- gen und von niemand nichts heischen? — Beteli: Ach Gott! wenn er wüßte, was ich dir jetzt gesagt, wie würde es mir gehen! — Lise: Aber warum sollst du es denn nicht sagen? — Beteli: Weil das so aussehen würde, als wenn wir betteln wollten; und das sollen wir nicht. — Lise: Nun, so iß doch das Brot, eh' du wie- der hinein mußt. — Beteli: Ja, id) muß bald gehn, sonst fehlt's — Er ißt das Brot, und eben öffnet der Marr die Thür. Beteli schluckt er- schrocken den ungekauten Bissen hinunter, und die Lise lauft geschwind davon. Eve trifft den Heinli unter seiner Hausthüre an und sagt ihm: Willst du Brot? — Heinli: Ja, wenn du hast. — Eve giebt's ihm, er dankt, und Eve geht wieder fort. Der Jones aber schleicht um Michels Haus herum, bis das Bäbeli ihn sieht und herabkommt. „Was machst du da, Jones?" sagt Bäbeli. — I o- nes: Ich möchte etwas Lustiges machen, Babeli! — Bäbeli: Ich will mit dir etwas Luftiges machen. — Jones: Wenn du thust, was ich will, so geht es gewiß lustig. — Babeli: Was denn? — Jones: Thu's Maul auf und die Augen zu! — Babeli: Ja, du thust mir etwas Uebles ins Maul. —- Jones: Nein, das thue ich nicht, Bäbeli; gewiß nicht! — Bäbeli: Ja, aber wenn du ein Schelm bist! Es thut die Augen ganz zu; flugs schiebt ihm Jones das Brot in den Mund und läuft fort. Das Bäbeli nimmt das Brot aus dem Munde und sa^t: Das war lustig; — sitzt nieder und ißt's. Nun waren Leonors Kinder alle wieder heim. Sie erzählten dem Vater und der Mutter, wie es ihnen gegangen wäre, und waren sehr munter; Lise allein er- zählte wenig und war nicht munter. Und nun betete Gertrud mit ihren Kindern; gab ihnen ihr Nachtessen und be- gleitete sie zur Ruh. — Gertrud und Leonor lasen noch eine Stlmde in der Bibel und im Gebetbuche — und es war ihnen wohl am Abend des heiligen Festes. Pestalozzi. 7. Der edle Gutsherr. Auch Lienhard war in die Fallstricke des Vogts gegangen, der ihn zum Spiel und Trinken und Schuldenmachen verlockt hatte. Weinend saß seine Frau Gertrud al- lein bei ihren Kindern. Ihr Mann erkannte sein Unrecht und das Verderben, dem er mit den Seinen entgegen ging; allein er fürchtete den Vogt. Da hatte Gertrud ein Herz gefaßt, war zu dem neuen Gutsherrn gegangen, hatte ihm ihr und Anderer Elend vorgestellt. Er hatte sie gütig aufgenommen, ihrem Manne Arbeit am Kirch- bau und auch auf ihre Fürsprache dem Rudi versprochen und den Vogt zur Rechen- schaft gezogen. Junker Arner fuhr mit seiner Gemahlinn und seinen Kindern von seinem abgelegenen Schlosse nach dem Dorfe und trat bei dem guten Prediger ab. Er be- fahl sogleich, daß die schönste Kuh aus seinem Stalle ihm nachgeführt würde. Sobald er nun den Prediger von Allem benachrichtigt hatte, schickte er hin und ließ den Rudi zu sich kommen. Dieser erschien, und der Junker streckte dem armen Mann die Hand dar und sagte: „Rudi, mein Großvater hat dir Unrecht gethan und dir deine Wiese abgesprochen. Das war ein Unglück; der gute Herr ist be-

6. Bd. 2 - S. 98

1912 - Braunschweig : Appelhans
— 98 — Kleine Kinder fürchten sich, wenn die großen Schwäne dicht ans Ufer kommen. Weshalb fürchten sie sich? Sie denken, die Schwäne beißen. Was wird die Mutter zu einem solchen Kinde sagen? Du brauchst dich vor den Schwänen nicht zu fürchten, die tun dir nichts. Die wollen nur ein Stück Brot haben. — L. Die Schwäne können aber auch böse werden! -— Sch. Ja, wenn man sie neckt. Wer hat schon gesehen, daß ein böser Knabe einen Schwan geneckt hat? Erzähle! Ein Knabe zeigte dem Schwane ein Stück Brot, aber dann warf er ihm immer einen Stein ins Wasser. Zuletzt wurde der Schwan böse und zischte! .— L. Ein böser Schwan geht auch aus einen Knaben (Menschen) los. Was kann er ihm denn tun? Er kann ihn beißen, er hat einen großen Schnabel. Weiter! Er kann ihn mit seinen großen Flügeln schlagen. — L. Ein Schwan kann mit seinen starken Flügeln ein Kind zu Boden schlagen. Was müßt ihr deshalb niemals tun? Schwäne nicht necken. (Siehe Zu- gäbe Nr. 2.) Nun will ich euch erzählen, wie es einem Manne ging, der auch einmal einen Schwan neckte. Hört: Ein Mann hielt einem Schwane ein Stück Brot hin; kam aber der Schwan ge- schwömmen und wollte das Brot mit seinem Schnabel ergreifen, so nahm der Mann das Brot weg und hielt statt desselben seinen Hut hin. Als er dies einigemal getan hatte, wurde der Schwan zornig, riß dem Manne den Hut aus der Hand, schwamm mit dem- selben auf eine Insel in dem Teiche und legte den Hut in sein Nest. Der Mann wurde von den anderen Leuten, welche gesehen hatten, wie er den Schwan neckte, ausgelacht und mußte ohne Hut nach Hause gehen. Wiedergabe! Wir haben an dem Teiche auch gesehen, wie der Schwan auf dem Wasser schläft. Erzähle von dem schlafenden Schwane! Der Schwan saß ganz ruhig auf dem Wasser. Sein langer Hals lag auf dem Rücken. Der Schnabel steckte unter dem rechten Flügel. Die Augen hatte er zugemacht. Die Beine hatte der Schwan an seinen Leib gezogen. Eins von ihnen guckte unter den Federn her- vor. So schlafen die Schwäne. Das Wasser ist ihr Bett. Wenn's dunkel wird, schlafen die anderen Schwäne auch so auf dem Teiche, ein Häuschen haben sie nicht. Erzähle auch, wie die Schwäne schlafen! Zugaben: 1. Schwan und Kind. Kind, dort, was scheust du dich? Gar nicht so bös' bin ich, Schwimme daher ganz sacht, Daß es keine Wellchen macht; Möchte dich nur fragen eben: ,,Willst du ein Stückchen Brot mir geben?" Das Kind trat zu dem Teich heran Und freute sich über den schönen Schwan; Wie rein und weiß war sein Gefieder, Wie sanft er schwamm so hin und wieder! Es wurde bald mit ihm bekannt, Ließ das Brot ihn nehmen aus seiner Hand. (W. Hey.)

7. Haus und Heimat II - S. 145

1911 - Leipzig [u.a.] : Klinkhardt
um*u^xi 145 '^nv^n dringlich mit der Hand. Da sagte die kleine Helene zu ihrem Nach- bar: „Adjö, Hund, nun muß ich wieder zu meiner Mama." Dabei tätschelte sie ihm den zottigen Kopf, während der Köter gerührt winselte, ihr die Hand zu lecken versuchte und mit den: Schwanz wedelte, wie man aus dem Klopfen gegen die Wand der Hütte ver- nehmen konnte. Dann, als sie ruhig und seelenvergnügt zu uns ging, folgte ihr der Hund bis an den Kreis, der die Grenzen seines Reiches bezeichnete, und winselte und verlangte nach ihr. Nachher erzählte sie: „Ich war so traurig von dem Hund, daß er immer so allein ist und an der Kette und kann gar nicht rum- springen wie Karo und Fips und Bergmann. Und da bin ich hin- gegangen und hab' ihm viele schöne Blumen gepflückt. Die möcht' er aber gar nicht leiden und hat sich gar nicht gefreut. Und da war seine Wasserschale ganz leer, und er hatte immer die Zunge raus und den Mund auf und machte immer so." Sie ahmte das Jappen eines Hundes nach. „Und da bin ich an den Trog gegangen und hab' ihm Wasser in seine Schale gemacht. Und das hat er all ans- getrunken und seine Zunge wie einen Löffel dabei gemacht, und es hat immer schlapp, schlapp, schlapp gesagt. Und da sind wir beide in [ein Haus gegangen, und da hab' ich ihm die Geschichte von dem Wauwau und dem Mählamm erzählt. Die möcht' er wohl gern leiden und hat immer mit dem Schwanz an seine Hütte geklopft. Und dann haben wir beide 'n bißchen geschlafen. Und dann hat mich Mama gerufen. Und nun ist die Geschichte aus." 96. Des Hahn Gockels Leichenbegängnis. von Friedrich Rückert. 1. Wer erschlug den Hahn Gockel? „Ich", spricht der Zperber, „ich bin der Verderber, ich erschlug den Hahn Gockel." 2. Wer hat's gefeh'n? „Ich", spricht das Mäuslein, „aus meinem kleinen Häuslein hab' ich's gefeh'n." 3. Wer trank sein Blut ? ,,^ch", spricht das Mücklein, „mit kleinen Zchlücklein trank ich sein Blut." Ernst, Deutsches Lesebuch für Mädchenschulen. 6. Iii. 10

8. Viertes, fünftes und sechstes Schuljahr - S. 373

1910 - Halle a.S. : Schroedel
373 3. Nachher erzählte sie: „Ich war so traurig von dem Hund, daß er immer so allein ist und an der Kette und kann gar nicht rum- springen wie Karo und Fips und Bergmann. Und da bin ich hinge- gangen und hab’ ihm viele schöne Blumen gepflückt. Die möcht’ er aber gar nicht leiden und hat sich gar nicht gefreut. Und da war seine Wasserschale ganz leer, und er hatte immer die Zunge raus und den Mund auf und machte immer so." Sie ahmte das Jappen eines Hundes nach. „Und da bin ich an den Trog gegangen und hab’ ihm Wasser in seine Schale gemacht. Und das hat er all aus- getrunken und seine Zunge wie einen Löffel dabei gemacht, und es hat immer schlapp, schlapp, schlapp gesagt. Und da sind wir beide in sein Haus gegangen, und da hab’ ich ihm die Geschichte von dem Wauwau und dem Mählamm erzählt. Die möcht’ er wohl gern leiden und hat immer mit dem Schwanz an seine Hütte geklopft. Und dann haben wir beide ’n bißchen geschlafen. Und dann hat mich Mama gerufen. Und nun ist die Geschichte aus." Heinrich Seidel. 204. Aus der Kindheit. 1. „Ja, das Kätzchen hat gestohlen, und das Kätzchen wird er- tränkt, Nachbars Peter sollst du holen, daß er es im Teich versenkt!" 2. Nachbars Peter hass vernommen, ungerufen kommt er schon: „Ist die Diebin zu bekommen, gebe ich ihr gern den Lohn!“ 3. „Mutter, nein, er will sie quälen, gestern warf er schon nach ihr, bleibt nichts Andres mehr zu wäh- len, so ertränk’ ich selbst das Tier.“ 4. Sieh, das Kätzchen kommt ge- sprungen, wie es glänzt im Morgenstrahl! Lustig hüpft’s dem kleinen Jungen auf den Arm zu seiner Qual. 5. „Mutter, laß das Kätzchen leben, jedesmal, wenn’s dich bestiehlt, sollst du mir kein Frühstück geben, sieh nur, wie es artig spielt!“ 6. „Nein, der Vater hass geboten, hundertmal ist ihr verziehn!“ „Hat sie doch vier weiße Pfoten!“ „Einerlei! Ihr Tag erschien!“ 7. „Nachbarin, ich folg’ ihm leise, ob er es auch wirklich tut!“ Peter spricht es häm’scher Weise, und der Knabe hört’s in Wut. 8. Unterwegs auf manchem Platze, bietet er sein Liebchen aus, aber keiner will die Katze, jeder hat sie längst im Haus. 9. Ach, da ist er schon am Teiche, und sein Blick, sein scheuer, schweift, ob ihn Peter noch umschleiche. — Ja, er steht von fern und pfeift. 10. „Nun, wir müssen alle sterben, Großmama ging dir vorauf, und du wirst den Himmel erben, kratze nur, sie macht dir auf!“

9. Teil 2 = 4., 5. u. 6. Schulj - S. 461

1912 - Halle a.S. : Schroedel
461 Z. Nachher erzählte sie: „Ich war so traurig von dem Hund, daß er immer so allein ist und an der Kette und kann gar nicht rum- springen wie Karo und Fips und Bergmann. Und da bin ich hinge- gangen und hab’ ihm viele schöne Blumen gepflückt. Die möcht’ er aber gar nicht leiden und hat sich gar nicht gefreut. Und da war seine Wasserschale ganz leer, und er hatte immer die Zunge raus und den Mund auf und machte immer so.“ Sie ahmte das Jappen eines Hundes nach. „Und da bin ich an den Trog gegangen und hab’ ihm Wasser in seine Schale gemacht. Und das hat er all aus- getrunken und seine Zunge wie einen Löffel dabei gemacht, und es hat immer schlapp, schlapp, schlapp gesagt. Und da sind wir beide in sein Haus gegangen, und da hab’ ich ihm die Geschichte von dem Wauwau und dem Mählamm erzählt. Die möcht’ er wohl gern leiden und hat immer mit dem Schwanz an seine Hütte geklopft. Und dann haben wir beide ’n bißchen geschlafen. Und dann hat mich Mama gerufen. Und nun ist die Geschichte aus.“ Heinrich Seidel. 1. „Ja, das Kätzchen hat gestohlen, und das Kätzchen wird er- tränkt, Nachbars Peter sollst du holen, daß er es im Teich versenkt!" 2. Nachbars Peter hass vernommen, ungerufen kommt er schon: „Ist die Diebin zu bekommen, gebe ich ihr gern den Lohn!" 3. „Mutter, nein, er will sie quälen, gestern warf er schon nach ihr, bleibt nichts Andres mehr zu wäh- len, so ertränk’ ich selbst das Tier." 4. Sieh, das Kätzchen kommt ge- sprungen, wie es glänzt im Morgenstrahl! Lustig hüpft’s dem kleinen Jungen auf den Arm zu seiner Qual. 5. „Mutter, laß das Kätzchen leben, jedesmal, wenn’s dich bestiehlt, sollst du mir kein Frühstück geben, sieh nur, wie es artig spielt!" Nein, der Vater hass geboten, hundertmal ist ihr verziehn!" „Hat sie doch vier weiße Pfoten!“ „Einerlei! Ihr Tag erschien!" 7. „Nachbarin, ich folg’ ihm leise, ob er es auch wirklich tut!" Peter spricht es häm’scher Weise, und der Knabe hört’s in Wut. 8. Unterwegs auf manchem Platze, bietet er sein Liebchen aus, aber keiner will die Katze, jeder hat sie längst im Haus. 9. Ach, da ist er schon am Teiche, und sein Blick, sein scheuer, schweift, ob ihn Peter noch umschleiche. — Ja, er steht von fern und pfeift. 10. „Nun, wir müssen alle sterben, Großmama ging dir vorauf, und du wirst den Himmel erben, kratze nur, sie macht dir auf 1" 266. Aus der Kindheit. 6.

10. Viertes, fünftes und sechstes Schuljahr - S. 372

1912 - Halle a.S. : Schroedel
372 3. Nachher erzählte sie: „Ich war so traurig von dem Hund, daß er immer so allein ist und an der Kette und kann gar nicht rum- springen wie Karo und Fips und Bergmann. Und da bin ich hinge- gangen und hab’ ihm viele schöne Blumen gepflückt. Die möcht’ er aber gar nicht leiden und hat sich gar nicht gefreut. Und da war seine Wasserschale ganz leer, und er hatte immer die Zunge raus und den Mund auf und machte immer so." Sie ahmte das Jappen eines Hundes nach. „Und da bin ich an den Trog gegangen und hab’ ihm Wasser in seine Schale gemacht. Und das hat er all aus- getrunken und seine Zunge wie einen Löffel dabei gemacht, und es hat immer schlapp, schlapp, schlapp gesagt. Und da sind wir beide in sein Haus gegangen, und da hab’ ich ihm die Geschichte von dem Wauwau und dem Mählamm erzähll Die möcht’ er wohl gern leiden und hat immer mit dem Schwanz an seine Hütte geklopft. Und dann haben wir beide ’n bißchen geschlafen. Und dann hat mich Mama gerufen. Und nun ist die Geschichte aus.“ Heinrich Seidel. 1. „Ja, das Kätzchen hat gestohlen, und das Kätzchen wird er- tränkt, Nachbars Peter sollst du holen, daß er es im Teich versenkt!" 2. Nachbars Peter hat’s vernommen, ungerufen kommt er schon: „Ist die Diebin zu bekommen, gebe ich ihr gern den Lohn!“ 3. „Mutter, nein, er will sie quälen, gestern warf er schon nach ihr, bleibt nichts Andres mehr zu wäh- len, so ertränk’ ich selbst das Tier." 4. Sieh, das Kätzchen kommt ge- sprungen, wie es glänzt im Morgenstrahl! Lustig hüpffs dem kleinen Jungen auf den Arm zu seiner Qual. Nein, der Vater hat’s geboten hundertmal ist ihr verziehn!" „Hat sie doch vier weiße Pfoten!" „Einerlei! Ihr Tag erschien!" 7. „Nachbarin, ich folg’ ihm leise, ob er es auch wirklich tut!" Peter spricht es häm’scher Weise, und der Knabe hört’s in Wut. 8. Unterwegs auf manchem Platze, bietet er sein Liebchen aus, aber keiner will die Katze, jeder hat sie längst im Haus. 9. Ach, da ist er schon am Teiche, und sein Blick, sein scheuer, schweift, ob ihn Peter noch umschleiche. — Ja, er steht von fern und pfeift. 220. Aus der Kindheit. 6. 5. „Mutter, laß das Kätzchen leben, 10. „Nun, wir müssen alle sterben, jedesmal, wenn’s dich bestiehlt, Großmama ging dir vorauf, sollst du mir kein Frühstück geben, und du wirst den Himmel erben, sieh nur, wie es artig spielt!" kratze nur, sie macht dir auf!"

11. Bd. 1 - S. 458

1912 - Braunschweig : Appelhans
— 458 — 17. Der Fischladen. I. Vor dem Fischladen. Habt ihr euch den Fischladen in der —straße ordentlich angesehen? — Erzähle, was du gesehen hast! In dem Ladenfenster steht ein großer Glaskasten, der ist halb voll Wasser. In dem Wasser schwimmen viele Fische umher, aber lauter lebendige. Die drängen sich immerzu, weil sie nicht Platz genug haben. Was weißt dumer ihre Größe zu sagen? Sie sind so lang und so dick (Schüler gibt die Größe mit den Händen an). Herr Z., mein Vater hat gesagt, das wären Karpfen. — Das stimmt. In dem Fischkasten sind aber auch noch andere Fische! Ja, Schlangen sind noch drin. Lehrer in ungläubigem Tone: Schlangen? — Herr Z., das sind ja gar keine Schlangen, das sind ja Aale. Wes- halb meint denn Wilhelm, es wären Schlangen? Weil die Aale auch so lang und so dünn sind wie die Schlangen. An einer anderen Stelle im Ladenfenster habe lich auch noch Aale giesehen? Ja, auf einer Schüssel lagen Aale, aber geräucherte. Die habe ich auch ge- sehen. Wir haben schon geräucherten Aal gegessen. Der sieht in- wendig ganz weiß aus, wie Speck. Weshalb hat denn der Fisch- Händler die geräucherten Aale nicht mit in den Fischkasten gesetzt? Die sind ja tot, in den Fischkasten setzt er nur lebendige Fische. — Ich habe aber in dem Fischkasten schon einmal einen toten Fisch ge- sehen. Der lag auf dem Rücken und rührte sich nicht mehr. — Dann war er bestimmt tot. Aber woran ist der Fisch wohl gestorben? Vielleicht ist er verdurstet! Nein, das kann er nicht, er saß ja im Wasser! Oder das Wasser war nicht frisch genug! Frisches Wasser war in dem Fischkasten auch. Unten auf dem Boden ist ja eine dünne Röhre, da kommt immerzu frisches Wasser raus. Läuft denn das Wasser nicht schließlich über? Nein, im Kasten steht ja eine Röhre; wenn das Wasser oben an die Röhre kommt, dann läuft es hinein und aus dem Fischkasten wieder raus. Herr Z., wir haben in unserem Garten einen kleinen Springbrunnen, der fließt auch nicht über. Wenn das Wasser an die Röhre kommt, die drin steht, dann fließt es wieder weg. Ihr habt euch zu Hause eure Goldfische ansehen und besonders auf den Mund achten müssen. Was ist euch da aufgefallen? Die Fische machen den Mund fortwährend auf und zu. Und die Fische im Fischkastlen? Die tun das auch. Es sieht aus, als ob sie kauten, und doch haben sie gar nichts zu fressen. Weshalb machen sie den Mund immer auf und zu? Sie schlucken immerzu Wasser. Müssen die aber Durst 'haben! Ja, das Wasser schlucken sie aber nicht runter, das kommt am 'Kopfe wieder raus. Am Kopfe? Wie ist das mög- lich? Sie haben klappen am Kopfe, an jeder Seite eine. Die gehen immer auf und ftu. — Die habe ich auch schon gesehen. Wenn meine Mutter Schellfisch kauft, dann guckt sie immer hinter die Klappen, ob es da 'auch rot ist. Weshalb trinken denn aber die Fische fort- während, wenn sie «das Wasser doch nicht herunterschlucken? — —

12. Jütting und Webers Anschauungsunterricht und Heimatkunde für das erste bis dritte (bezw. vierte) Schuljahr - S. 84

1912 - Leipzig : Klinkhardt
. .. Und ich ein Haus mit einem weißen Dache. ... Und ich bloß Zaun- latten. . . .) 54- Die Großmutter. Bei den kurzen Tagen müssen die Kinder zeitig herein. Die Mutter hat noch in der Küche zu tun. Sie will die Lampe noch nicht anzünden. Da sitzt die Großmutter hinter dem Ofen, und die Rinder drängen sich an sie heran: Großmuttel, bitte, erzähle uns eine Geschichte! Und die Groß- mutter weiß soviel Geschichten, die werden gar nicht alle. Und die Kinder merken es gar nicht, wenn'es ganz finster wird, und sie merken es nicht einmal, wenn die Mutter die Lampe bringt. Eins hat die Ellbogen auf der Großmutter Schoß gestützt und den Kopf in beide Hände gestemmt, und das andere hat sich mit auf die Fußbank gesetzt, auf der die Groß- mutter ihre Füße hat, und das dritte hat sich neben sie auf die Ofen- bank geklemmt. Und wenn eine Geschichte gerade fertig ist, dann sagt die Mutter: Na, nun kommt zum Essen. Und dann gibt die Großmutter den Kindern die Rinde von ihrem Butterbrot' denn sie hat keine Zähne mehr und kann darum nicht gut beißen — aber gut ist sie. . . . Soll ich euch auch eine Großmuttergeschichte erzählen? 5ln erster Stelle kommen hierbei die Grimmschen Volksmärchen in Betracht, fluch mag man diejenigen auswählen, die am Grte bekannt und sonst weiter verbreitet sind. (Sneewittchen, Bremer Stadtmusikanten usw.). 55. Die Lampe. Kinder, heute ist's so dunkel, da muß ich eine Lampe holen, habt ihr auch so eine zu Hause? (Herr Lehrer, wir haben gerade so eine. . . . Unsere ist ein bißchen anders. ... Bei unserer ist das unterste Stück . . .} der Fuß . . . (ja, der Fuß ist dicker bei unserer. ... Bei unserer ist der Fuß aus Glas. . . . Bei unserer kann man das Glas, wo das Ol drin ist, nicht sehen, das steckt in einer solchen goldenen Kugel drin. . . . Wo das Gl drin ist, da sagt meine Mutter, das ist ein Glasballon. . . .) Ganz recht, aber könnte man nicht lieber sagen: Glasflasche? (Nein, die Flasche ist lang, aber der Ballon ist rund. . . . Bald wie ein Ball. . . . Herr Lehrer, wenn meine Mutter Gl neingießt, mutz ich aufpassen, und wenn's so hoch ist, muß ich sagen: Gut! und dann hört sie auf. .. . Bei unserm Glasballon kann man's gleich sehen, wieviel Gl noch drin ist. . . . Ja, und wenn kein Gl mehr drin ist, dann brennt sie ganz klein. . . . Und dann bläst mein Vater oben in den Zylinder nein, und da löscht sie aus, und da stinkt's. . . . Rber dann darf man nicht gleich angreifen, weil der Zylinder ganz heiß ge- worden ist. . . . Und die Glocke auch und der Brenner.. . . Und ich habe mir

13. Das zweite Schuljahr - S. 140

1910 - Langensalza : H. Beyer (Beyer & Mann), Herzögl. Sächs. Hofbuchh.
140 B. Praktischer Teil. alle Leute sollten sich in ihrem Geburtsorte zählen lassen. Weil Maria und Joseph in Bethlehem geboren waren, mußten sie dorthin gehen. Als sie aber sehr spät abends dort ankamen, war in der Herberge kein Platz mehr, und sie mußten in einem Stalle schlafen. Und in diesem Stalle wurde das Christkind oder das Jesuskind ge- boren, der liebe Gott hat es der Maria geschenkt. Wo schläft dein kleines Brüderchen? Im Bettchen, Korb, in der Wiege. Was macht die Mutter, ehe sie es schlafen legt? Sie wickelt es in Windeln. Das hat Maria mit dem Jesuskind auch getan. Also? Sie wickelte es in Windeln. Ob sie es auch in ein Bettchen gelegt hat? Nein. Warum nicht? In dem Stalle war kein Bett. Wohin hat sie es wohl gelegt? In eine Krippe. Wie liegt das Kindchen aber in der Krippe? Hart. Was hat sie da wohl vorher in die Krippe gelegt? Heu und Stroh. Erzähle, wie das Jesuskind geboren wurde! In diesem Stalle schenkte der liebe Gott der Marie das Jesuskind. Sie wickelte es in Windeln und legte es auf Heu und auf Stroh in eine Krippe. Nun sollten es aber die Leute auch erfahren, daß das Jesuskind ge- boren war. Auf welche Weise gibt es jetzt ein Vater bekannt, daß ihm ein Sohn geboren worden ist? Er schickt zum Nachbar, zum Onkel, zur Tante und läßt es sagen, oder er schreibt es ihnen in einem Briefe, oder er läßt es in die Zeitung drucken. So hat es der liebe Gott nicht ge- macht. Der schickte einen Engel vom Himmel. Wer hat schon einen Engel abgebildet gesehen? Wie sehen die Engel auf dem Bilde aus? Wie Kinder niit Flügeln. Der Engel kam zu den Hirten auf dem Felde dicht bei Bethlehem. Worüber wundert ihr euch da? Daß die Hirten im Winter auf dem Felde waren. Im Lande Kanaan gibt es keinen Winter. Da schneit es nicht. Die Wiesen sind auch zu Weihnachten grün. Darum werden die Herden das ganze Jahr draußen im Freien geweidet. Nicht bloß am Tage sind sie auf dem Felde, sondern meistens auch in der Nacht. Was hatten da die Hirten zu tun? Sie mußten auf die Schafe aufpassen. Was konnte sonst den Schafen gescheheii? Sie konnten sich verlaufen; wilde Tiere konnten sie holen. Aber der Hirte will doch in der Nacht auch schlafen? Es müssen mehrere Hirten sein; einige schlafen, die andern wachen, und dann wechseln sie ab. Da haben die Hirten sich ein kleines Feuer an- gezündet. Warum? Sie wollen sich wärmen. Nun sitzen sie um das Feuer. Was machen sie wohl zum Zeitvertreib? Sie erzählen sich Ge- schichten. Ja! Sie erzählen von dem Heiland, der nun bald auf die Erde kommen sollte. Aus einmal wird es am Himmel ganz hell, und das Licht kommt immer näher, gerade auf die Hirten zu. Und jetzt sehen sie neben sich einen Engel stehen. Was könnt ihr euch da denken? Die Hirten fürchteten sich sehr. Wie sprach darum wohl der Engel? „Fürchtet euch nicht!" Und sie brauchten sich auch nicht zu fürchten; denn der Engel wollte ihnen ja etwas recht Freudiges verkünden. Er sprach: „Ich verkündige euch große Freude, die allem Volke widerfahren soll! Euch ist heute das Christkind, der Heiland, geboren." Wie werden da die Hirten gefragt haben? Sie haben gefragt: „Wo ist es denn geboren?" Was sagt darauf

14. Handbuch für den Anschauungsunterricht und die Heimatskunde - S. 300

1903 - Braunschweig : Appelhans
— 300 - der Jäger Lichter. Weshalb? — Womit schließen wir unsere Augen, wenn wir schlafen? — Wie heißen diese beiden Häute an den Augen? Augenlider. (Anschreiben!) Ob das Häslein keine Augenlider hat? Ja, es hat welche. Aber sie sind sehr kurz. Was ist ihm deshalb nicht möglich? Die Augen ganz zu schließen. Daß kann er selbst dann nicht, wenn er schläft. Wir sagen deshalb: Der Hase schläft mit offenen Augen. Erfragen! Weshalb muß er mit offenen Augen schlafen? — Sprecht: Der Hase schläft mit offenen Augen, weil er sehr kurze Augenlider hat. Der Hase kann mit seinen Angen nicht gut sehen. Und was sollte man doch gerade glauben? — Weshalb? Weil seine Augen so groß sind. Er geht öfter gerade auf den Menschen los, weil er ihn^ für einen Baumstamm hält. Beseht die Schnauze des Hasen! Was seht ihr an derselben? Lange Haare. Welches Tier hat auch solche lange Haare an der Schnauze? Katze. Wie heißen sie? Schnurrhaare, lind so heißen auch diese Haare. Was hat der Hase iiu Maule? Zähne. Was kann der Hase mit den Zähnen gerade so wie ihr? — Vorn im Maule hat er zwei lange, scharfe Zähne; damit kann er gut nagen. Er beißt von den Früchten nicht gleich große Stücke ab, sondern ganz kleine, immer ein Stückchen nach dem andern, gerade so wie es das Mäuschen macht. Wir sagen: Der Hase nagt. Erfragen! — Wie nennen wir die Zähne, mit denen der Hase nagt? Nagezähne. Welches Tier hat ebenfalls Nagezähne? — Wie nennen wir alle Tiere, welche Nagezähne haben (welche nagen)? — Zn welchen Tieren müssen wir auch den Hasen rechnen? — Wes- halb ? — Sprecht: Der Hase ist ein Nagetier. Nennt andere Nage- tiere! — Der Rumpf ist langgestreckt. Der Schwanz ist kurz. Der Jäger nennt den Schwanz Blume. Nun beseht die Beine! Wieviel Vorder- und Hinterbeine hat der Hase? — Vergleicht sie miteinander! Sprecht: Die Hinterbeine sind viel länger als die Vorderbeine. (Oder: Der Hase hat lange Hinterbeine und kurze Vorderbeine). Was wird er deshalb recht gnt tun können? — Ja, er läuft und springt ausgezeichnet und kann einen Berg besser hinauf- als herunterlaufen. Wenn er bergab läuft, dann schlägt er leicht Purzelbäume. Langsam (gleichmäßig) gehen kann der Hase aber nicht gut. Ergötzlich ist es, zu sehen, wie ungeschickt und töpelhast er sich dabei anstellt. Der Hase hüpft. Welches Tier auch? — Ein törichtes Häschen tadelte eines Tages seine langen Hinterbeine: Wie ungeschickt ist doch mein Gang, Das aber feget pfeilgeschwind Sprach's Häschen auf dem Rain, Hin über Flur und Feld, Die Hinterbeine sind zu lang, Bis es ein sichres Obdach sind't Sie sollten kürzer sein. Im düst'ren Waldeszelt. Da kam dort von der grünen An Der Nero holt es nimmer ein, Ein „Nero" angehetzt, Kehrt keuchend drum zurück. Mit einem tollen mau, wan, wau! Gott Lob! die langen Hinterbein', Kr nach dem Häschen setzt. Sprach's Häschen, sind mein Glück! (F. Wiedeinann.)

15. (Für das 2. und 3. Schuljahr) - S. 59

1910 - Leipzig [u.a.] : Klinkhardt
Arbeit bringt Freude. 59 und dann könnten wir uns nur ein wenig freuen im ganzen langen Jahr. 2. Man kann sich auch freuen, wenn man tüchtig zu tun hat. Gertrud mußte den ganzen Nachmittag der Mutter im Garten helfen,' wie schmeckte ihr da die Suppe, die sie am Nbend bekam. Sie merkte nicht einmal, daß es dieselbe war, die sie mittags nicht gemocht hatte. Und nachher kam der Vater nach Hause und setzte sich zu Gertrud ins Sofa,' da konnte sie ihm erzählen, was sie alles getan hatte. Dafür holte der Vater nach dem Abendessen die Schere und weißes Papier und schnitt allerlei Puppen aus, und Gertrud malte sie an. Ls wurde eine ganze Schule voll, und sie wurden auf die Eisenbahn gesetzt und machten einen Nusflug; das war ein schöner Übend. 3. Jeder Mensch kann sich selbst einen schönen Tag machen. Minna und Dora kamen um elf Uhr aus der Schule; aber wie wunderten sie sich, als sie die Küche leer fanden. Die Mutter war sicher noch schnell auf den Markt gelaufen, um Steckrüben zu holen. Da fiel ihnen -auch ein, daß sie den Morgen Torf gekriegt hatten. Da hatte die Mutter sicher viel zu tun gehabt. Nichtig, die Stube war noch nicht ausgefegt. Nun schnell, ehe die Mutter wieder- kommt: Fenster auf, Besen, Uhle und Schippe herbei, die Stühle abgewischt, den Tisch abgewischt, die Blumen begossen, Futter und Wasser für den Kanarienvogel. Eins, zwei, drei — ist alles fertig. Die Mutter kommt! Schnell in die Ecke! — ©, da sind ja die Heinzelmännchen gewesen. Nichtig, da sitzen sie hinterm Sofa! Na, nun gibt's auch einen Kuchen, den die Mutter vom Markt mitgebracht hat. 4. Können die Kinder nicht noch öfter sich einen vergnügten Tag machen? Ja, gewiß, sie müssen nur irgend eine ordentliche Nrbeit verrichten: dem Vater die Stiefel putzen, seinen alten Nock anziehen Helsen, ihm die Handschuhe herbeiholen und ein Streich- holz für seine Zigarre, den kleinen Bruder ausfahren, der Mutter aufwaschen helfen usw. Man kann jeden Tag etwas Neues finden,' dann kann man jedesmal abends sagen: „heute ist ein schöner Tag gewesen."

16. Für die dritte Bildungsstufe - S. 259

1855 - Hamburg : Kittler
259 ist, aber ich vergesse es immer. Dann fragt sie Life, welche auch nichts weiß. Gewiß nicht? sagte die Mutter, du hast immer so viel Worte! Life: Was habe ich denn gesagt? Gertrud: Nichts, aber du hattest doch eben nicht nöthig, dem Un- tervogt zu sagen: Wir wissen es schon, daß der Junker ins Dorf kommt. Life: Es ist mir leid, liebe Mutter; aber mir hat es Niemand gesagt, daß ich davon nicht reden dürfe. Gertrud: So? dann müssen wir in Zukunft immer erst, wenn wir etwas in der Stube reden, hinzusehen: Das darf Life ausplaudern, aber das nicht! So redete sie mit Men, bis aus das kleine Gretchen. Du mußt deine Suppe auch nicht mehr so ungestüm fordern, sonst lass' ich dich noch langer warten. Nach diesem betete sie mit ihnen ihr Samstagsabendgebet. Dann sprach die Mutter den Einzelnen vor, allemal nach den Vorfällen der Woche. Der Life: Verzeihe mir, o mein Gott, meine alte Unart und lehre mich meine Zunge im Zaum halten; dem Niklas: Bewahre mich vor meinem heftigen Wesen, mich in Acht zu nehmen, was ich mache und wer um mich ist; dem Nannchen: Es ist mir leid, mein lieber Gott, daß ich mein Brüderchen so leichtsinnig verlassen und dadurch die Mutter so in Schrecken gesetzt habe. Eine Weile saßen die Kinder still, dann steht Niklas auf und will naher an das Licht gehen, stößt aber Gretchen, daß sie laut weint; er nimmt sie in beide Arme und bittet, daß sie nicht weine. Das Kind überwindet sich und schweigt, aber Ger- trud sagt: Eben versprachst du dem lieben Gott, sorgfältiger zu sein, und thust jetzt dieses? Du wirst nicht besonnen, wenn ich dich nicht strafe. Traurig aber freund- lich nimmt sie ihn an die Hand, führt ihn in seine Kammer und kommt mit einer Thräne im Auge zurück. Die Kinder sind auch traurig und Nannchen sagt: Wir wollen die Bilder, welche du uns zu zeigen versprochen, heute auch nicht sehen. Das ist recht, Nannchen, sagte die Mutter; er sieht sie dann morgen mit euch. Nachdem die andern gegessen, geht sie mit ihnen in die Kammer, wo Niklas noch weint. Sie steht an seinem Bette, bietet ihm die Hand und sagt: Nimm dich doch ein andermal in Acht, lieber, lieber Niklas! Dieser umschlingt ihren Hals und sagt: Verzeih' mir's doch, Mutter, und küsse mich! Sie drückt ihn an ihr Herz und eine warme Thräne fällt auf sein Antlitz, als sie sagt: Niklas! Niklas! werde behutsam. Nun geht sie wieder in ihre Stube, ihr Herz ist unaussprechlich bewegt und voll Empfin- dungen der Güte Gottes; sie sinkt aus die Knie und ein Strom von Thränen fließt über ihre Wangen. Da tritt ihr Mann herein. Warum weinst du heute, fragt er ängstlich. Sie antwortete : Es sind keine Thränen des Kummers; ich wollte Gott danken für diese Woche, ich konnte nicht reden und mußte nur weinen. Gerührt lehnte er sich an sie und sagte: Dein Herz erhebt sich, wenn es will, zu Thränen, das meinige ist dagegen wie Stein. Sie antwortete ihm: Thränen sind nichts; der Vorsatz, recht zu thun, ist Alles, und diesen Vorsatz hast du, will's Gott, auch. Pestalozzi. 6. Cine Familie, glücklich in der Armuth. Am Sonntage gingen sie froher und heiterer als seit Langem zur Kirche und dankten dem Vater im Himmel für das Glück dieser Woche. Ihre guten, wohl- erzogenen Kinder saßen während der Kirche ruhig und still bei einander, beteten ihre Gebete und wiederholten, was sie in der Woche gelernt hatten. Als sie damit fertig waren, fingen sie an, einander zu erzählen, was sie wußten; sie sind alle fröhlich und lustig, aber machen dabei kein Gewühl, denn sie wissen, daß die Mutter unzufrieden ist, wenn sie aus der Kirche kommt und Staub in der Stube findet. Lise^ die älteste, muß allemal das kleine Gretchen besorgen, ihm seinen Brei geben, es aufnehmen und waschen. Das ist ihre größte Sonntagsfreude. Sie meint dann, sie sei auch schon groß, wenn sie der Kleinen thut, was die Mutter thut. Sie 17 *

17. Bd. 2 - S. 56

1906 - Straßburg : Straßburger Dr. und Verl.-Anst.
56 Ii. Familie und Heimat. als alle übrigen Kinder, und sie scheinen besser genährt; und doch, höre ich, seid ihr sehr arm. Was willst du, meine Tochter?" . „O gnädiger Herr! mein Mann ist längst dem Vogt Hummel dreißig Gulden schuldig; und das ist ein harter Mann. Er verführt ihn zum Spiel und zu aller Verschwendung; da er ihn fürchten muß, so darf er sein Wirtshaus nicht meiden, wenn er schon fast alle Tage seinen Verdienst und das Brot seiner Kinder darin zurücklassen muß. Gnädiger Herr! es sind sieben unerzogene Kinder. Ohne Hilfe und ohne Rat müssen wir an den Bettelstab geraten. Und ich weiß, daß Sie sich der Witwen und Waisen erbarmen, und darum durfte ich es wagen, zu Ihnen zu gehen und Ihnen unser Unglück zu sagen. Ich habe aller meiner Kinder Spargeld bei mir, in der Absicht, es Ihnen zu hinterlegen, damit ich Sie bitten dürfte, Verfügungen zu treffen, daß der Vogt meinen Mann, bis er bezahlt sein wird, nicht mehr drängen und Plagen dürfe." Arner hatte längst einen Verdacht auf Hummel. Er erkannte sogleich die Wahrheit dieser Klage und die Weisheit der Bitte. Er nahm eine Schale Tee, die vor ihm stand, und sagte: „Du bist nüchtern, Gertrud? Trink diesen Tee, und gib deinem schönen Kinde von dieser Milch." Errötend stand Gertrud da. Diese Vatergüte ging ihr ans Herz, daß sie ihre Tränen nicht halten konnte. Und Arner ließ sich jetzt die Taten des Vogts und seiner Mit- gesellen und die Not und die Sorgen vieler Jahre erzählen, hörte auf- merksam zu, und einmal fragte er sie: „Wie hast du, Gertrud, das Spargeld deiner Kinder retten können in aller dieser Not?" Da antwortete Gertrud: „Das war wohl schwer, gnädiger Herr, aber es mußte mir sein, als ob das Geld nicht mein wäre, als ob es ein Sterbender mir auf seinem Totenbette gegeben hätte, daß ich es seinen Kindern aufbehalten sollte. So, fast ganz so, sah ich es an. Wenn ich zu Zeiten in der dringendsten Not den Kindern Brot daraus kaufen mußte, so ruhte ich nicht, bis ich mit Nachtarbeit wieder so viel nebenbei erspart und den Kindern wieder erstattet hatte." „War das allemal wieder möglich, Gertrud?" fragte Arner. „O gnädiger Herr! wenn der Mensch sich etwas fest vornimmt, so ist ihm mehr möglich, als man glaubt, und Gott hilft im äußersten Elend, wenn man redlich für Not und Brot arbeitet, gnädiger Herr! mehr, als Sie es in ihrer Herrlichkeit glauben und begreifen können." Arner war durch und durch von der Unschuld und Tugend dieses Weibes gerührt, fragte aber immer noch mehr und sagte: „Gertrud, wo hast du dieses Spargeld?" Da legte Gertrud sieben reinliche Päckchen ans Arners Tisch, und bei jedem Päckchen lag ein Zettel, von wem alles wäre; wenn Gertrud

18. Lese- und Lehrbuch für ländlich-gewerbliche Fortbildungsschulen - S. 69

1910 - Leipzig [u.a.] : Teubner
ni. Am eignen Herd. 69 Gertrud, Gertrud!" sagte Lienhard und weinte, und seine Tränen flössen in Strömen. „Fasse Mut," sagte Gertrud, „und glaube an deinen Vater im Himmel, so wird alles wieder besser gehen! Es geht mir aus Herz, daß ich dich weinen mache. Ich wollte dir gern jeden Kummer ver- schweigen. Du weißt, an deiner Seite sättigt mich Wasser und Brot, und die stille Mitternachtsstunde ist mir oft frohe Arbeitsstunde für dich und meine Kinder. Aber wenn ich dir meine Sorge verhehlte, daß ich mich noch einst von dir und diesen Kindern trennen müßte, so wäre ich nicht Mutter an meinen Kindern, und an dir wäre ich nicht treu. Noch sind unsere Kinder voll Dank und Liebe gegen uns; aber, mein Lienhard, wenn wir nicht Eltern bleiben, so wird ihre Liebe und ihre gute Herzlichkeit, auf die ich alles baue, notwendig verloren gehen müssen. Und dann denke, o Lieber, denk' auch, wie dir sein müßte, wenn dein Niklas einst keine Hütte mehr hätte und Knecht sein müßte, er, der jetzt schon so gerne von Freiheit und eigenem Herde redet; Lienhard, wenn er und alle die Lieben um unserer Fehler willen einst in ihrem Herzen uns nicht mehr dankten, sondern weinten über uns, ihre Eltern! Könntest du leben, Lienhard, und sehen, wie dein Niklas, dein Jonas, wie dein Liseli und Anneli, o Gott! an fremden Tischen Brot suchen müßten? Ich würde sterben, wenn ich das sehen müßte," sagte Gertrud, und Tränen flössen von ihren Wangen. 5. Und Lienhard weinte nicht minder. „Was soll ich tun, ich Unglücklicher! Was kann ich machen? Ich bin noch elender, als du weißt. O Gertrud, Gertrud!" Dann schwieg er wieder, rang die Hände und weinte laut. „O Lieber, verzage nicht an Gottes Erbarmen! O Teurer, was es auch sein mag — rede, daß wir uns helfen und raten!" „O Gertrud, Gertrud, es bricht mir das Herz, dir mein Elend zu sagen und deine Sorge zu vergrößern, und doch muß ich es tun. Ich bin Hummel, dem Vogt, noch dreißig Gulden schuldig, und er ist ein Unmensch gegen die, so ihm schuldig sind. Ach, daß ich ihn in meinem Leben nie gesehen hätte! Wenn ich einkehre, so ist der Lohn meines Schweißes in seinen Klauen. Das, Gertrud, ist die Quelle unseres Elends." „O Lieber," sagte Gertrud, „darfst du nicht zu Arner, dem Landes- vater, gehen? Du weißt, wie alle Witwen und Waisen sich seiner rühmen. O Lieber, ich denke, er würde dir Rat und Schutz gewähren gegen diesen Mann." ,,O Gertrud," erwiderte Lienhard, „ich kann, ich darf nicht. Was will ich gegen den Vogt sagen, der tausenderlei anbringt, kühn und schlau ist und hundert Helfershelfer und Wege hat, einen armen Mann vor der Obrigkeit zu verschreien, daß man ihn nicht hört!" „O Lieber, ich habe noch mit keiner Obrigkeit geredet," sagte Gertrud; „aber wenn Not und Elend mich zu ihr führten, ich weiß, ich würde die Wahrheit gerade gegen jedermann sagen können. O Teurer, fürchte dich nicht; denke an mich und deine Kinder r>nd gehe!" „O Gertrud," sagte Lienhard, „ich kann nicht, ich darf nicht; ich bin nicht unschuldig. Der Vogt wird sich kaltblütig aufs ganze

19. Bd. 1 - S. 181

1912 - Braunschweig : Appelhans
— 181 — Am jungen Grün und zarten Blatt Frißt sich das Räuplein voll und satt. Und wenn dann der Kirschbaum im Blütenschmucke prangt, dann kommen kleine Leckermäulchen und naschen gar emsig in den Blüten herum. Wer kennt die kleinen Leckermäulchen? Ja, das sind die Bienen. Was findet Äas Bienchen in den Blüten? — Was macht es mit dem Honig? — Lernt: Der Kirschbaum blüht an Zweig und Ast, Da hat er wieder einen Gast. Das Bienchen findet Honigseim Und trägt ihn in die Zellen heim. Und hängen gar erst saftige Früchte am Kirschbaume, dann stellen sich kleine, dreiste Näscher bei ihm ein und stibitzen uns die Kirschen. Wer sind die Näscher? — Lernt i Und sind der Wochen sechs vorbei, So kommen gar der Gäste zwei. Kennst du sie wohl? Sag es geschwind: „Es ist das Spätzlein und — das Kind." (Lausch.) Was tun die Sperlinge, wenn wir sie ruhig zufrieden lassen? — Auf welche Weise vertreiben wir sie? Klappern. Wer hat das schon getan? — Zuweilen macht auch der Vater einen Strohmann. Was macht er mit dem Strohmann? Er bindet ihn in den Kirsch- bäum. Warum? — Zugaben: 1. Rätsel. Was geht ums Holz und kommt nicht hinein? (Rinde.) 2. Wunsch. O wär' ich doch ein Vögelein, Wie lustig wollt' ich fliegen Und mit den spitzen Schnäbelein Die roten Kirschen kriegen! Doch weil ich nun kein Vöglein bin, So muß ich immer laufen Und muß mir bei der Händlerin Für einen Dreier kaufen. 3. Der Kirschbaum. 3um Frühling sprach der liebe Gott: Uud's Würmlein — aus den: Ei erwacht's „Geh', deck dem Würmlein seinen Tisch!" Nach langem Schlaf im Winterhaus. Darauf der Kirschbaum Blätter trug, Es streckt sich, sperrt sein Mäulchen auf Viel tausend Blätter, grün und frisch. Und reibt die blöden Augen aus.

20. Jütting und Webers Anschauungsunterricht und Heimatkunde für das erste bis dritte (bezw. vierte) Schuljahr - S. 194

1912 - Leipzig : Klinkhardt
U^V^U^V^U^xiu^xiu^xiu^xi 194 U^U^Z^^U^xiu^xiu^xiu^xiu^ii wenn wir den Weg nach Borsdorf einschlugen, heute müssen wir sie Uns genauer ansehen. Wenn wir davor stehen, sieht sie viel größer aus als erst. Sie ist wirklich so groß wie ein kleines Haus. Kber sie steht ja auf einem Beine! Ja, so sieht es bald aus. Kber es ist eine dicke, hölzerne Säule, die noch dazu von allen Zeiten gestützt wird. Warum aber hat man die Mühle nicht gleich auf die Erde gesetzt? Sie muß mit ihrem Gesicht immer dem Winde entgegengucken. Mit einigen Hölzchen oder Pappstücken, die radial in eine Rartoffelscheibe gesteckt werden, läßt sich das leicht zeigen. So ist die Windmühle ein Haus, das gedreht werden kann. Wenn sich der Wind ändert, dann faßt der Müller hinten am Schwanz an und stellt sie wieder richtig in den Wind. Der kann nun wieder in die schweren Flügel hineingreifen und sie drehen. Und nun sehen wir auch weiter, daß in den Flügeln Brettchen sind. Die lassen sich aufklappen und zuklappen wie unsere Jalousien zu Hause. Wir können auch begreifen, wozu diese Brett- chen da sind: Wenn der Wind zu stark ist, dann werden sie aufgeklappt, dann saust er durch. 5lber bei leichtem Wind kann man sie zusammen- klappen. Wenn wir den Müller schön bitten, wird er uns das vormachen. Nachher läßt er uns auch in die Mühle hineinsehen. Wir steigen die Stiege hinauf. Wie das ganze Mühlhäuschen knirscht und ächzt im Winde! fluch von innen hätten wir es uns nicht so groß vorgestellt. Das ist ja eine ziemliche höhe bis zum Dache hinauf. Und dann das mächtige Rad! Das ist wohl von holz? Freilich ' und es hat viele Zähne und dreht nun die anderen Räder. Das ist ein Geklapper, daß man kaum ein Wort verstehen kann. Und die Räder wieder drehen die Mühlsteine. Die stecken dort in der Kammer. Leider können wir sie jetzt nicht sehen, denn der Müller mag nicht gern die Mühle anhalten, wenn er gerade aufgeschüttet hat. Eine Mühle muß man sich eben mehrmals ansehen. Und ein Mehlstaub ist drin! Das macht uns ungeheuren Spaß. Wir sind ja auch nur kurze Zeit drinnen. Aber wenn wir Tag für Tag den Mehlstaub schlucken sollten, wie der Müller, da würden wir wohl anders darüber denken. Achtung! Jetzt wird der Müller wieder Korn aufschütten. Er steigt eine Leiter in die höhe. Dort oben schüttet er die Körner in einen großen Holztrichter. Dort unten kommt dann das Mehl heraus und aus einer andern Gffnung die Kleie. Das ist grobes, graues Mehl. . . . Nun wissen wir vom Brot schon eine große Geschichte zu erzählen. Fast überall haben wir schon zugesehen: Erst wird das Korn aufs Feld gesät — das können wir vielleicht heute auch noch beobachten. Dann wächst es groß, bekommt Halme und Ähren. Wenn die reif sind, wird es