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1. (Achtes und neuntes Schuljahr) - S. 338

1913 - Frankfurt am Main : Diesterweg
338 Kopfe eine hohe schwarze Mütze, die einem Bischosshute ähnlich ist. Tie ausdrucksvollen Gesichter, oft mit schön gebogenen Adlernasen, bekunden Tatkraft und Klugheit. Tie Parsi sind sparsam und genügsam und haben in ähnlicher Weise wie bei uns die Juden die großen Kapitalien in ihren Händen zu vereinigen gewußt. Viele der reichsten Kaufleute von Bombay sind Parsi; außerdem haben viele sich als Gastwirte, Schifssbauer, Mechaniker und Techniker besondern Ruf erworben. Ihr Familienleben und ihre häuslichen Tugenden werden sehr gerühmt. Tie Parsi-Frauen sind meist stattlich und hoch gewachsen; ihre Hautfarbe ist gelblich. Haare und Augen sind tiefschwarz. Auch ihr Gesichtsausdruck zeigt wie der der Männer kraftvollen und klugen Sinn. Ihre Kleidung besteht aus langen Gewändern von einfachen, aber leuchtenden Farben, wie grün, rot, gelb usw. Die Kinder der reichen Parsi sieht man häufig in gold- und silbergestickten Kleidern spazieren- fähren. Viele Parsi wohnen in stattlichen Landhäusern; sie legen viel Wert auf schöne Gärten und erregen oft durch die guten Verhältnisse, in denen sie leben, den Neid manches Europäers. Dabei zeichnen sich die reichen Parsi durch lobenswerten Gemeinsinn aus. Viele haben nützliche oder wohltätige Anstalten gegründet; einige von ihnen sind von der englischen Regierung in Anerkennung ihrer Verdienste zu Baronets erhoben worden. Nicht wenig trägt zu der Tüchtigkeit der Parsi bei, daß ihre Religion,, die Lehre Zoroasters, eine der reinsten Formen der Naturreligionen ist.. Sie ist aus die Verehrung der schaffenden und erhaltenden Elemente gegründet. Unter diesen gebührt der Vorzug dem Lichte und der Wärme der schaffenden Sonne, des Urquells alles organischen Lebens unserer Erde, und deren Abbilde, dem Feuer. Daher begegnen wir beim Auf- und beim Untergange der Sonne am Meeresstrand von Bombay zahl- reichen frommen Parsi, die, stehend oder aus ausgebreitetem Teppiche kniend, dem kommenden wie dem scheidenden Tagesgestirn ihre Verehrung betend bezeugen. Ich habe selber den Religionsübungen keines Volkes mit mehr Interesse zugeschaut als denjenigen der Sonnen- oder Feuer- anbeter. Die Religionsübungen der Parsi sind übrigens höchst einfach und zum Teile auf zweckmäßige Grundsätze für die Erhaltung der Gesund- heit gegründet; dahin gehören die Vorschriften für Speise und Trank und das Gebot zahlreicher Waschungen. Ihr kräftiger Körper erfreut sich daher auch meist einer trefflichen Gesundheit, und die munteren, lebhaften Kinder der Parsi machen in Bombay einen weit bessern Eindruck

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1. (Achtes und neuntes Schuljahr) - S. 314

1914 - Frankfurt am Main : Diesterweg
314 Kopfe eine hohe schwarze Mütze, die einem Bischofshute ähnlich ist. Die ausdrucksvollen Gesichter, oft mit schön gebogenen Adlernasen, bekunden Tatkraft und Klugheit. Tie Parsi sind sparsam und genügsam und haben in ähnlicher Weise wie bei uns die Juden die großen Kapitalien in ihren Händen zu vereinigen gewußt. Viele der reichsten Kaufleute von Bombay sind Parsi; außerdem haben viele sich als Gastwirte, Schiffsbauer, Mechaniker und Techniker besondern Ruf erworben. Ihr Familienleben und ihre häuslichen Tugenden werden sehr gerühmt. Die Parsi-Frauen sind meist stattlich und hoch gewachsen; ihre Hautfarbe ist gelblich. Haare und Augen sind tiefschwarz. Auch ihr Gesichtsausdruck zeigt wie der der Männer kraftvollen und klugen Sinn. Ihre Kleidung besteht aus langen Gewändern von einfachen, aber leuchtenden Farben, wie grün, rot, gelb usw. Die Kinder der reichen Parsi sieht man häufig in gold- und silbergestickten Kleidern spazieren- fähren. Viele Parsi wohnen in stattlichen Landhäusern; sie legen viel Wert auf schöne Gärten und erregen oft durch die guten Verhältnisse, in denen sie leben, den Neid manches Europäers. Dabei zeichnen sich die reichen Parsi durch lobenswerten Gemeinsinn aus. Viele haben nützliche oder wohltätige Anstalten gegründet; einige von ihnen sind von der englischen Negierung in Anerkennung ihrer Verdienste zu Baronets erhoben worden. Nicht wenig trägt zu der Tüchtigkeit der Parsi bei, daß ihre Religion, die Lehre Zoroasters, eine der reinsten Formen der Naturreligionen ist. Sie ist auf die Verehrung der schaffenden und erhaltenden Elemente gegründet. Unter diesen gebührt der Vorzug dem Lichte und der Wärme der schaffenden Sonne, des Urquells alles organischen Lebens unserer Erde, und deren Abbilde, dem Feuer. Daher begegnen wir beim Auf- und beim Untergange der Sonne am Meeresstrand von Bombay zahl- reichen frommen Parsi, die, stehend oder auf ausgebreitetem Teppiche kniend, dem kommenden wie dem scheidenden Tagesgestirn ihre Verehrung betend bezeugen. Ich habe selber den Religionsübungen keines Volkes mit mehr Interesse zugeschaut als denjenigen der Sonnen- oder Feuer- anbeter. Die Religionsübungen der Parsi sind übrigens höchst einfach und zum Teile auf zweckmäßige Grundsätze für die Erhaltung der Gesund- heit gegründet; dahin gehören die Vorschriften für Speise und Trank und das Gebot zahlreicher Waschungen. Ihr kräftiger Körper erfreut sich daher auch meist einer trefflichen Gesundheit, und die munteren, lebhaften Kinder der Parsi machen in Bombay einen weit bessern Eindruck

2. Aus allen Erdteilen - S. 397

1887 - Münster i.W. : Schöningh
Haeckel: Aus der Umgegend von Bombay. 397 15. 2us der Umgegend von Bombay. E. Haeckel. Am 14. November 1881 befand ich mich in Gesellschaft meiner Reise- geführten vom „Helios", der Frau Blascheck und des Grafen Hunyadi auf dem Begräbnisplatze der Parsis. Hoch oben auf dem Felsenrücken von Mala- bar-Hill, und zwar auf einem der höchsten und schönsten Punkte desselben, wo das prächtigste Panorama von Bombay (ähnlich dem von Neapel von der Höhe des Pofilippo) zu Füßen des staunenden Beschauers sich ausbreitet, besitzt die Parsi-Gemeiude einen herrlichen, mit hohen Palmen und blütenreichen Bäumen gezierten Garten. Auf diesem Friedhofe erheben sich die sechs Dakhmas oder „Türme des Schweigens" (Towers of silence). (Siehe die Abbildung auf S. 400.) Das sind weiße, cylindrische Türme von 10 bis 12 Meter Durchmesser und ungefähr ebenso vielhöhe. Einem Amphi- theater ähnlich ist das Innere derselben in drei konzentrische Ringe abgeteilt, welche durch radiale Scheidewände in zahlreiche offene Kammern geschieden werden. Jedekammer nimmt eineleiche auf, und zwar kommen in den inneren Kreis die Kinder, in den mittleren die Weiber, in den äußeren die Männer. Sobald die weißgekleideten Totenwärter die von den Angehörigen zum Friedhof geführte Leiche den letzteren abgenommen haben, bringen sie dieselbe unter Begleitung singender Priester in eine der offenen Grabkam- mern und entfernen sich. Alsbald erscheinen zahlreiche von den heiligen Vögeln des Ormuzd l), von den stattlichen braunen Geiern, die in dichten Gruppen auf den Kronen der benachbarten Palmyra-Palmeu sitzen. Sie stürzen sich auf die Leiche im Innern des offenen Turmes und haben in wenigen Augenblicken deren Fleisch verzehrt. Scharen von schwarzen Raben vertilgen die kleinen Überbleibsel ihres Mahles. Die übrigge- bliebenen Knochen werden später im Mittelraume des Turmes gesammelt. Ein Ausflug nach dem Palmenwalde von Mahim, den ich am 13. November in Gesellschaft von Blaschecks unternommen hatte, gehört zu meinen angenehmsten Erinnerungen an Bombay. Es war ein herrlicher Sonntagsmorgen — mein erster in Indien! — und ich werde seine mannigfaltigen Eindrücke nie vergessen. Man muß unter den Tropen vor der Sonne unterwegs sein, wenn man die volle Morgenfrische recht genießen will, und so trafen uns deuu die ersten Sonnenstrahlen dieses wunderschönen, wolkenlosen Sonntags bereits im leichten Wagen an, mitten unter den riesigen, alten Banianen, am nördlichen Fuße von Cumbala- Hill. Die indischen Hütten im Schutze dieser Feigenbäume, oft ganz zwischen deren Luftwurzeln versteckt und durch die daraus entstandenen 1) Der Gott des Lichtes in der persischen Religion.

3. (Achtes und neuntes Schuljahr) - S. 339

1913 - Frankfurt am Main : Diesterweg
339 als die bleichen Gesichter der matten Binder der Europäer, die in dem verderblichen, heißen Klima dahinwelken. Zu den merkwürdigsten Gebräuchen gehört die Totenbestattung der Parsi. Hoch oben auf dem Felsenrücken von Malabar-Hill, dem Vor- gebirge oder der Landzunge, auf der die herrliche Villenstadt von Bombay erbaut ist, und zwar auf einem der höchsten und schönsten Punkte, wo das prächtige Panorama von Bombay zu Füßen des staunenden Beschauers sich ausbreitet, besitzt die Parsigemeinde einen herrlichen, mit hohen Palmen und blütenreichen Bäumen gezierten Garten. Auf diesem Friedhofe erheben sich die ,,Türme des Schweigens". Das sind weiße zylindrische Türme von 30—40 Fuß Durchmesser und ungefähr ebenso- viel Höhe. Das Innere ist amphitheatralisch in drei konzentrische Ringe abgeteilt, die durch Scheidewände in zahlreiche offene Kammern geschieden werden. Jede Kammer nimmt eine Leiche auf, und zwar kommen in den innern Kreis die Kinder, in den mittlern die Weiber, in den äußern die Männer. Sobald die weißgekleideten Totenwürter die von den Angehörigen zum Friedhofe geführte Leiche diesen abgenommen haben, bringen sie den Toten unter Begleitung singender Priester in eine der offenen Grabkammern und entfernen sich dann. Alsbald erscheinen zahlreich die heiligen Vögel des Ormuzd, die stattlichen braunen Geier, die bis dahin in dichten Gruppen auf den benachbarten Palmen saßen. Sie stürzen sich auf die Leiche im Innern des offenen Turmes und haben in wenig Augenblicken deren Fleisch verzehrt. Scharen schwarzer Raben vertilgen die kleinen Überbleibsel des Mahles. Die zurück- bleibenden Gebeine werden später im Mittelraume des Turmes gesammelt. Die meisten Europäer finden diese Totenbestattung der Parsi entsetzlich, wie es denn auch im Altertum für eine besondere Beschimpfung galt, eine Leiche den Geiern zum Fraße hinzuwerfen. 144. Bei den Söhnen der Sonne. Hugo Weber. Japans Volk ist ein Kulturvolk, aber seine Sitten und Gebräuche weichen sehr von den unserigen ab und erscheinen teilweise höchst sonderbar. Die Japaner hingegen finden wiederum vieles an uns auffallend und seltsam. Gleichwohl sind sie das gesittetste Volk Asiens. Jahrhundertelang blieb es den Völkern Europas unbekannt, weil es sich streng gegen jede ausländische Berührung abschloß. 22*

4. (Achtes und neuntes Schuljahr) - S. 315

1914 - Frankfurt am Main : Diesterweg
als die bleichen Gesichter der matten Binder der Europäer, die in dem verderblichen, heißen Klima dahinwelken. Zu den merkwürdigsten Gebräuchen gehört die Totenbestattung der Parsi. Hoch oben auf dem Felsenrücken von Malabar-Hill, dem Vor- gebirge oder der Landzunge, auf der die herrliche Villenstadt von Bombay erbaut ist, und zwar auf einem der höchsten und schönsten Punkte, wo das prächtige Panorama von Bombay zu Füßen des staunenden Beschauers sich ausbreitet, besitzt die Parsigemeinde einen herrlichen, mit hohen Palmen und blütenreichen Bäumen gezierten Garten. Auf diesem Friedhofe erheben sich die „Türme des Schweigens". Das sind weiße zylindrische Türme von 30—40 Fuß Durchmesser und ungefähr ebenso- viel Höhe. Das Innere ist amphitheatralisch in drei konzentrische Ringe abgeteilt, die durch Scheidewände in zahlreiche offene Kammern geschieden werden. Jede Kammer nimmt eine Leiche auf, und zwar kommen in den innern Kreis die Kinder, in den mittlern die Weiber, in den äußern die Männer. Sobald die weißgekleideten Totenwärter die von den Angehörigen zum Friedhofe geführte Leiche diesen abgenommen haben, bringen sie den Toten unter Begleitung singender Priester in eine der offenen Grabkammern und entfernen sich dann. Alsbald erscheinen zahlreich die heiligen Vögel des Ormuzd, die stattlichen braunen Geier, die bis dahin in dichten Gruppen auf den benachbarten Palmen saßen. Sie stürzen sich auf die Leiche im Innern des offenen Turmes und haben in wenig Augenblicken deren Fleisch verzehrt. Scharen schwarzer Raben vertilgen die kleinen Überbleibsel des Mahles. Die zurück- bleibenden Gebeine werden später im Mittelraume des Turmes gesammelt. Die meisten Europäer finden diese Totenbestattung der Parsi entsetzlich, wie es denn auch im Altertum für eine besondere Beschimpfung galt, eine Leiche den Geiern zum Fraße hinzuwerfen. 143. Bei den Söhnen der Sonne. Hugo Weber. Japans Volk ist ein Kulturvolk, aber seine Sitten und Gebräuche weichen sehr von den unserigen ab und erscheinen teilweise höchst sonderbar. Die Japaner hingegen finden wiederum vieles an uns auffallend und seltsam. Gleichwohl sind sie das gesittetste Volk Asiens. Jahrhundertelang blieb es den Völkern Europas unbekannt, weil es sich streng gegen jede ausländische Berührung abschloß.

5. (Achtes und neuntes Schuljahr) - S. 337

1913 - Frankfurt am Main : Diesterweg
337 reizt. Schlangenartig sieht man sie auf dem Wasser schwimmen und sich verschlagen unter den Bauch der Pferde drängen. Von diesen erliegen viele unter der Stärke unsichtbarer Schläge. Mit gesträubter Mähne, schnaubend, wilde Angst im funkelnden Auge, fliehen andere das tobende Ungewitter. Aber die Indianer, mit langen Bambusstäben bewaffnet, treiben sie in die Mitte der Lache zurück. Allmählich läßt die Wut des ungleichen Kampfes nach. Wie ent- ladene Wolken zerstreuen sich die ermüdeten Fische. Sie bedürfen einer langen Nuhe und einer reichlichen Nahrung, um zu sammeln, was sie an galvanischer Kraft verschwendet haben. Schwächer und schwächer erschüttern nun allmählich ihre Schläge. Vom Geräusch der stampfenden Pferde erschreckt, nahen sie sich furchtsam dem Ufer, wo sie durch Harpunen verwundet und mit dürrem, nichtleitendem Holze auf die Steppe gezogen werden. 143. Die Parsi. Ernst Haeckel. Einen der merkwürdigsten und wichtigsten Bestandteile der Bevölke- rung bilden in Bombay wie in anderen Hauptstädten Indiens die Parsi oder Gebern. Ihre Zahl beträgt nur ungefähr fünfzigtausend,' allein durch ihre Tätigkeit, ihren Fleiß und ihre Klugheit haben sie sich einen so bedeutenden Einfluß erworben, daß sie in jeder Beziehung eine hervor- ragende Rolle spielen. Wenn man, wie es oft geschieht, den Europäern in Bombay alle anderen Klassen der bunt gemischten Bevölkerung als Eingeborene gegen- überstellt, so bilden die Parsi eine dritte Hauptklasse, die zwischen ersteren und letzteren in der Mitte steht. Sie sind die Nachkommen der alten Perser, die nach der Eroberung Persiens durch die Mohamme- daner im siebenten Jahrhundert deren Religion nicht annahmen, sondern diejenige Zoroasters beibehielten. Infolgedessen vertrieben, wandten sie sich zunächst nach Ormus und zerstreuten sich von da aus über Indien. Da sie nur unter sich heiraten, erhalten sie ihre Rasse rein und sind aus den ersten Blick, auch abgesehen von ihrer eigentümlichen Kleidung, von allen anderen Rassen zu unterscheiden. Die Männer sind stattliche, große Gestalten, von gelblicher Gesichtsfarbe, meistens wohlbeleibt, weit ansehnlicher und stärker als die schwachen Hindu. Sie sind in weite und lange, weiße baumwollene Röcke und Hosen gehüllt und tragen auf dem Breidenstein. Mittelschullesebuch Iv. Hessen-Nassau. 22

6. (Achtes und neuntes Schuljahr) - S. 313

1914 - Frankfurt am Main : Diesterweg
reizt. Schlangenartig sieht man sie auf dem Wasser schwimmen und sich verschlagen unter den Bauch der Pferde drängen. Von diesen erliegen viele unter der Stärke unsichtbarer Schläge. Mit gesträubter Mähne, schnaubend, wilde Angst im funkelnden Auge, fliehen andere das tobende Ungewitter. Aber die Indianer, mit langen Bambusstäben bewaffnet, treiben sie in die Mitte der Lache zurück. Allmählich läßt die Wut des ungleichen Kampfes nach. Wie ent- ladene Wolken zerstreuen sich die ermüdeten Fische. Sie bedürfen einer langen Ruhe und einer reichlichen Nahrung, um zu sammeln, was sie an galvanischer Kraft verschwendet haben. Schwächer und schwächer erschüttern nun allmählich ihre Schläge. Vom Geräusch der stampfenden Pferde erschreckt, nahen sie sich furchtsam dem Ufer, wo sie durch Harpunen verwundet und mit dürrem, nichtleitendem Holze auf die Steppe gezogen werden. 142. Die Parst. Ernst Haeckel. Einen der merkwürdigsten und wichtigsten Bestandteile der Bevölke- rung bilden in Bombay wie in anderen Hauptstädten Indiens die Parsi oder Gebern. Ihre Zahl beträgt nur ungefähr fünfzigtausend; allein durch ihre Tätigkeit, ihren Fleiß und ihre Klugheit haben sie sich einen so bedeutenden Einfluß erworben, daß sie in jeder Beziehung eine hervor- ragende Rolle spielen. Wenn man, wie es oft geschieht, den Europäern in Bombay alle anderen Klassen der bunt gemischten Bevölkerung als Eingeborene gegen- überstellt, so bilden die Parsi eine dritte Hauptklasse, die zwischen ersteren und letzteren in der Mitte steht. Sie sind die Nachkommen der alten Perser, die nach der Eroberung Persiens durch die Mohamme- daner im siebenten Jahrhundert deren Religion nicht annahmen, sondern diejenige Zoroasters beibehielten. Infolgedessen vertrieben, wandten sie sich zunächst nach Ormus und zerstreuten sich von da aus über Indien. Da sie nur unter sich heiraten, erhalten sie ihre Rasse rein und sind auf den ersten Blick, auch abgesehen von ihrer eigentümlichen Kleidung, von allen anderen Rassen zu unterscheiden. Die Männer sind stattliche, große Gestalten, von gelblicher Gesichtsfarbe, meistens wohlbeleibt, weit ansehnlicher und stärker als die schwachen Hindu. Sie sind in weite und lange, weiße baumwollene Röcke und Hosen gehüllt und tragen auf dem

7. Die Geschichte des Alterthums - S. 80

1861 - Köln : DuMont-Schauberg
80 V. Die Baktrer und Meder. schon vor; obgleich Ormuzd der freie, persönliche, schaffende Gott zum Mittelpunkt der parsischen Neligionsanschauung gemacht wurde, so wurde doch die Verehrung der Elemente ein Hauptzng dieser Religion. Vor Allem war es die dem Feuer -erwiesene Verehrung, die mit dem Son- nencultus den Fremden als der wesentlichste und hervorstechendste Zug des persischen Religionswesens erschien. Im Zcndavesta heißt das Feuer der Sohn Ormuzd's, der schnellste, der heiligen Unsterblichen. Der Dienst des Feuers war der Dienst des Lebens, der Reinheit, des Lichtes. „Damit dein Gebet erhört werde," sagt Ormuzd, „mußt du zum Feuer beten, dem großen Kö- nige." Zoroaster hatte nach der späteren Sage das zu verehrende Feuer vom Himmel erhalten; es brannte, ohne genährt zu werden, und die Hand, ans der es brannte, blieb unversehrt. Die Zendschriften sind mit Anrufungen und Lobpreisungen des Feuers überfüllt, und man bemerkt, mit welcher Vorliebe sich die alten Parsen in die Betrachtung dieses Elements und seiner Eigenschaften versenkten. Sie, die im gan- zen Naturtauf den Streit zweier Mächte erblickten, sie, denen überall der Gegensatz von physisch Reinem und Unreinem vorschwebte, bewun- derten in dem Feuer die siegreiche, Alles verzehrende Kraft, erblickten in ihm die mächtigste Waffe des Ormuzd, das Element, an dessen leuch- tende, wärmende Energie alle Schönheit, Triebkraft und Nahrungsfä- higkeit der Natur geknüpft ist, und das dem Wesen der Gottheit am nächsten zu kommen schien. Dem Feuer Holz und Wohlgerüche zur Nahrung zu geben, war daher besonders verdienstlich und hatte die Ver- heißung des Segens an Heerden, Feldern und Nachkommenschaft. So hatte der Parse mit Anzünden und Nähren des heiligen -Feuers eine stets mahnende religiöse Pflicht zu erfüllen, eine Pflicht, die auch zur Nachtzeit ihn in Anspruch nahm. Der mühsame, ängstliche und zeitraubende Dienst, den die Parsen dem Feuer widmeten, wurde für die übrigen Elemente nicht in Anspruch genommen. Aber Reinhaltung erforderte auch das Wasser und die Erde. Nach griechischen Berichten duldeten die Perser nicht, daß Je- mand Gesicht oder Hände im Wasser eines Flusses wusch, oder hinein spie, oder etwas für unrein Gehaltenes hineinwarf. Doch scheint das salzige Meerwasser anders betrachtet worden zu sein. Zu Reinigungs- Ceremonicn war indeß Wasser unentbehrlich, und mußte eigends dafür zubercitet werden. Auch die Erde wollte geehrt, angerufen und rein erhalten sein; an ihr frevelte man, wenn man ein fruchttragendes Land öde macht, oder ein fruchtloses unbesät ließ, wenn man sic mit unbe- kleidetem Fuße betrat, oder einen Todten darin begrub, und die Löcher, in denen Ahriman's Thiere Hausen, nicht zerstörte. Sonnendienst war unstreitig bei den Ariern uralt, und die Sonne mit ihrem Lichte und Centralfeuer dem Parsen der erhabenste Gegen- stand der sichtbaren Welt, „das Auge Ormuzd's". Dreimal täglich wurde daher das Gebet an die Sonne gesprochen. Auch dem Monde und den Sternen wurde nebst der Sonne eine reinigende Kraft zuge-

8. Teil 2 = Obere Stufe - S. 248

1885 - Bielefeld : Velhagen & Klasing
248 Kursus Iii. Abschnitt Iv. § 148. letztere empfangen durch den S^V.-Mousun reiche Niederschläge und prangen im Schmuck herrlicher Wälder (Tikbaum). Sie fallen steil nach W. zu der buchteu- und hafenreichen Malabarküste ab, auf welcher sich seit den ältesten Zeiten der Verkehr konzentriert hat. Unter den Hafenplätzen: Surat, Bombay, Goa, Kalikut nimmt Bombay den ersten Platz ein. Bombay liegt auf einer kleinen Insel, welche durch einen Damin mit den Festlande ver- Kunden ist. Als Ausgangspunkt von Eisenbahnen, welche nach dem Gangestiefland (Allaha- bad), nach dem Hochlande (Nagpur, Haiderabad) und nach der Ostküste (Madras) führen, hat sich Bombay zum ersten Handelsplatz im W. emporgeschwungen; es ist der Ausfuhrhafen für die Baumwolle des Hochlandes. Wegen seiner größeren Annäherung an Europa wird dieser Handelsplatz unzweifelhaft Kalkutta überflügeln. — In der Nähe von Bombay liegen die kleinen Felfemnselchen Salsette und Elesante mit großartigen Grottentempeln. Die Ostghats senken sich allmählich zu der breiten, sandigen und von furchtbaren Brandungen umtobten Flachküste Koromandel. Alle Hafenplätze an dieser Küste, unter denen Madras am bedeutendsten ist, haben nur flache, ungeschützte Reeden. Den Südrand des Dekan bildet das Nilagirigebirge, welches mit den West- ghats zusammenhängt und von den Ostghats nur durch das Thal des Kawari getrennt wird; dasselbe stürzt nach S. steil zu einer tiefen Senke, dem Gap, welche beide Küsten verbindet. Im 8. der Senke nimmt den westlichen Teil der Südspitze das isolierte Kardamnm- und Anamalligebirge ein; das letztere stellt mit einer Höhe von 2700 m die höchste Erhebung des südlichen Hoch- landes dar. Die Bevölkerung von Indien beträgt 260 Millionen auf einem Räume vou 71000 Q.-M., 3900509 qkm. Es kommen also durchschnittlich 3700 Menschen auf 1 Q.-M., 67 auf 1 qkm. Diese Bevölkerungsdichtigkeit entspricht also derjenigen Frankreichs. Im einzelnen ist di£ Bevölkerung in dem uugeheueru Gebiet sehr ungleich verteilt. Das Plateau von Dekan ist schwach bevölkert, dagegen herrscht in dem Tiefland des Ganges eine Übervölkerung. Die arischen Inder sind aus ihrer Urheimat über den Hindukusch im Paß von Ba- mian nach dem iranischen Hochlande und von hier im Thal des Kabul in das Tiefland des Indus und zwar in das Pendschab als Eroberer eingedrungen. In harten Kämpfen haben sie das Pendschab und später Hindustan der dunklen Urbevölkerung des Landes entrissen und sind am spätesten auf das Plateau von Dekan vorgedrungen. Daher hat sich hier noch wie auf der Insel Ceylon die Urbevölkerung erhalten. An dieses Heldenzeitalter der Inder erinnern die großartigen Heldengedichte Mah^bharata und Rämäjcma. Derjenige Teil der Urbevölkerung, welcher sich freiwillig unterwarf, behielt die persönliche Freiheit und wurde in die letzte Kaste aufgenommen; die mit Waffengewalt Unterworfenen wurdeu recht- lose Paria. Mit der Eroberung des Landes steht in enger Verbindung jene schroffe Absonderung der Inder nach Ständen oder Kasten, welche jeden Fortschritt und jede gesunde Entwickelung unmöglich gemacht und neben der natürlichen Erschlaffung des Volkes unter der Einwirkung der heißen Sonnenglut am meisten dazu beigetragen hat, daß das indische Volk so leicht und so oft der Raub fremder Eroberer geworden ist. Die erste Kaste umfaßt die Brahmaueu oder Priester; die zweite die Kschat- ryas oder Krieger, die Nachkommen der alten Heerführer, die dritte die Waisyas oder Ackerbauer und Gewerbetreibenden und die vierte die Sudras oder die Handwerker und die Dienenden. Die Religion der Inder war ursprünglich, wie alle ältesten Religionen, eine Natur- religion. Diesen Charakter behielt sie auch nach der Entwickelung eines festen Göttersystems. Die drei Hauptgötter der Inder: Brahma, der schaffende, Wifchnu, der erhaltende und Schiwa, der zerstörende, aber aus der Zerstörung neues Leben schaffende Gott, sind Per- sonifikationen der Natur in den drei Phasen des Werdens, Bestehens und Vergehens. Neben

9. Aus der antiken Geisteswelt - S. 108

1906 - Leipzig : Quelle & Meyer
108 fängt, an die Kunst (des Schreibens) gewöhnen. So scheinen mir denn auch die Gesetzgeber wie für eine Knabenschar diese Bilder für die Menschen erfunden zu haben, als Zeichen der Verehrung des Gött- lichen und als Führer und Weg zur Erinnerung (an es). Zur Schöpfung der Götterbilder gibt es nicht nur einen Brauch, eine Kunst und ein Material. Sondern hellenische Sitte ist es, die Götter durch das Schönste zu ehren, das es auf der Erde gibt: durch Ver- wendung reines Materials, durch die Darstellung in menschlicher Ge- stalt und durch sorgfältige künstlerische Ausführung. Nicht unver- nünftig ist die Absicht derer, die die Götterbilder der menschlichen Gestalt ähnlich formen. Denn wenn die Seele des Menschen Gott am nächsten steht und ihm am meisten gleichkommt, so ist es doch wohl unwahrscheinlich, daß Gott das ihm selbst so sehr Ähnliche mit einem gar nicht passenden Gehäuse umgeben hat, vielmehr mit einem solchen, das seiner Erwartung nach für die Seelen leicht zu tragen, leicht und gut zu bewegen war. Der menschliche Körper erhebt allein von allen auf der Erde sein Haupt mit Stolz und Hochgefühl in die Höhe, er ist sym- metrisch gebaut, nicht so ungeheuer groß, das man sich entsetzt, nicht von so starkem Haarwuchs, daß er Furcht einflößt, nicht durch sein großes Gewicht schwerfällig, nicht so glatt, daß er keinen Halt findet, nicht so rauh, daß alles von ihm abprallt, nicht so kalt, daß er auf der Erde kriecht, nicht in heißer Leidenschaft blindlings losstürzend, nicht so leicht, daß er schwimmt, nicht so wild, daß er rohes Fleisch ver- zehrt, nicht so schwach, daß er sich nur von Gras und Kräutern nähren muß. Sondern er vereinigt zur Ausführung seiner Geschäfte die Gegen- sätze in harmonischer Weise in sich, furchtbar den Feigen, mild den Guten, vorwärtsschreitend nach seiner natürlichen Beschaffenheit, ge- flügelt durch sein Wort, schwimmend durch seine Kunst, er nährt sich von (zubereiteter) Speise, bearbeitet die Erde und lebt von den Früch- ten, die sie ihm spendet. Er ist von schöner Hautfarbe, von kräftigem Gliederbau, von harmonisch schönem Gesichtsausdruck und durch einen Bart geschmückt. Unter einem solchen Körpertypus die Götter zu ver- ehren, war griechische Sitte. Die Barbaren, die alle in gleicher Weise Gott kennen, haben sich verschiedene Bilder (ihrer Verehrung) zurecht gemacht. Die Perser verehren das Feuer, ein täglich vergehendes, unersättliches und ge- fräßiges Gottessymbol. Sie opfern dem Feuer, indem sie ihm Nah- rung bringen und dabei sprechen: „Herr, iß!“ Mit Recht könnte man daher zu ihnen sagen: O du unvernünftigstes Geschlecht von allen, das so viele und bedeutende Götterbilder vernachlässigt wie die fest- gegründete Erde, die leuchtende Sonne, das schiffbare Meer, die Frucht- barkeit erzeugenden Ströme, die segenspendende Luft und den Himmel selbst, und nur dem einen huldigt, gerade dem wildesten und heftig- sten, dem ihr nicht nur Holz, Opfertiere und Weihrauch als Nahrung bringt; sondern diesem Bilde und diesem Gott habt ihr auch Eretria

10. Das Alterthum - S. 71

1873 - Coblenz : Baedeker
Cultur der Aegyptier. Religion. §. 26. 71 sehiedene Eigenschaften und Wirkungen am Himmel, in der Natur und im Menschenleben personifizirt und als besondere Gottheiten verehrt wurden, so zunächst die Sonne (in Memphis Ptah, in Theben Amun, im übrigen Aegypten Ra) und die Planeten. Auch liebte der ägyptische Cultus dassymbolisiren der Natur- erscheinungen : so wird Osiris, die schaffende, belebende Kraft, von Typhorij dem Inbegriff aller zerstörenden Naturgewalten, also auch der ‘ärfet Leben vernichtenden Sommerhitze, getödtet. Die Erde, Isis, wird nach der jährlichen Ueberschwemmung von dem in der Unterwelt fort- lebenden Osiris befruchtet und gebiert den Horus, das Symbol der neuen Fruchtbarkeit des Bodens, welcher seinen Vater rächt, indem er den Typhon im Kampfe erschlägt. Bei keinem Volke des Alterlhums hat die Verehrung der Thiere eine solche Ausdehnung erlangt, als bei den Aegyptiern, denn fast alle ihnen bekannten, besonders die ihrem Lande eigenthümlichen Thiere ge- nossen entweder überall oder doch in einzelnen Nomen göttliche Ver- ehrung; einzelne Exemplare derselben wurden in den Tempeln aufs sorgfältigste gepflegt und nach dem Tode als Mumien bestattet. Dieser Thierdienst, wie die Darstellung menschlich gebildeter Gottheiten mit Thierköpfen, hängt wahrscheinlich zusammen mit dem Glauben an die Wanderung der Seele durch Thierleiber als eine Sühnung der begangenen Sünden (s. unten). Die höchste Verehrung genoss der dem Ptah ge- heiligte (schwarze) Stier zu Memphis oder der Apis, als Symbol der befruchtenden Kraft der Sonne. Eigenthümlich sind auch die Vorstellungen der Aegyptier von dem Fortleben nach dem Tode. Sobald der Verstorbene einbalsamirt und in den Sarkophag eingeschlossen war, gelangte er in die Unterwelt (Amenlhes), das Reich des Osiris, der mit 42 Beisitzern das To.dteq- Gexicht hält, indem das Herz des Todten auf eine Wage („die Wage der Rechtfertigung“) gelegt wird. Die Gerechten gelangen in das Reich der Seligen und führen hier, vereinigt mit Osiris, ein dem irdischen ähnliches Leben, bis zu ihrer einstigen, nach Jahrtausenden erfolgenden Rückkehr auf die Erde. Daher erklärt sich die grosse Sorgfalt, um den Leib vor der Verwesung zu schützen und sicher aufzubewahren. Die nicht hinlänglich Gerechtfertigten w7erden zur Seelenwanderung verdammt; zur Strafe und Läuterung muss ihre Seele durch Land- und Wasserthiere hindurchwandern und kehrt erst nach mehreren tausend Jahren in den Menschenleib zurück. Der Götterdienst bestand, ausser den Opfern (hauptsächlich rolher Stiere und Kälber), vorzugsweise in Prozessionen und feierlichen Umzügen, bei denen die Götterbilder bekleidet umhergetragen wurden, namentlich auch in Wallfahrten zu den 6 Hauptnationalfesten (der Isis zu Busiris, der Sonne zu lleliopolis u. s. w.).

11. Bd. 2 - S. 302

1875 - Köln : DuMont-Schauberg
302 Iii. Länder- und Völkerkunde. L. Asien. Profile stattlicher Häusergruppen, meist mit Magazinen versehen und des- halb sehr hoch gebaut, während westlich vom Fort die Bangalos der euro- päischen Beamten und Geschäftsleute nur niedrige Häuser sind, die oft nur aus einer Reihe von Parterrezimmern bestehen. Die Stadt der Eingeborenen ist, wie überall, eng und schmutzig. Man ist häufig überrascht, die Bewohner der kleinsten Hütten mit schwierigen, in ihrer Art sehr geschmackvollen Arbei- ten beschäftigt zu sehen; viele der Gewebe und der schönen, aus massivem Holze ornamental geschnitzten Möbel, mit welchen auf der Pariser Ausfiel- luug (1867) Bombay besonders gut vertreten war, sind in solchen niederen Räumen der schwarzen Stadt entstanden und in den zahlreichen Bazars derselben ausgestellt. Die Insel Elephanta im Hasen von Bombay, benannt Nach einem aus einem Felsen ausgehauenen Elephantenbilde am Landungsplatze, ist ausgezeichnet durch ihre in die Felsen eingehauenen Tempel, welche durch die Schwierigkeit der Ausführung, den schönen Stil der Architektur und die edlen Formen der Göttergestalten mehr Bewunderung erregen als durch ihre Ausdehnung, die beim ersten Eintreten durch das Halbdunkel noch vermin- dert erscheint. Der Hauptraum, in den man durch eine von der Bergmasse überragte Eingangspforte eintritt, ist mit geringer Abweichung ein Quadrat von 40 Meter Seite. Säulenreihen, die sich rechtwinklig kreuzen, schei- neu die Decke zu tragen. Das größte Götterbild, dem Haupteingange gegen- über, ist eine dreiköpfige Gestalt, in passender Höhe über dem Boden als Brustbild von etwa 6 Meter Höhe ausgehauen, mit Einschluß der hohen, Tiaren ähnlichen Kopfbedeckung. Es sind sehr verschiedene Deutungen des- selben versucht worden. Zahlreiche andere Figuren finden sich hier zur Seite so wie in den beiden kleineren Räumen rechts und links vom Sanctuarium. Einzelne Figuren lassen sich in allen Details als buddhistische erkennen. Edle Ruhe der Züge und weises Maß in der Anwendung des Götter- schmuckes treten um so würdiger hervor, wenn man damit die Verzerrungen späterer Brahmanenkunst vergleicht. Sind auch die Verhältnisse der Körper- theile nicht genau richtig, so findet man doch in diesen Sculpturen jene wesentlichen, aber nicht gerade sehr auffallenden Unterschiede wieder gegeben, welche dem Ethnographen als bezeichnend für den allgemeinen Unterschied zwischen indischen Gestalten der meisten Kasten und den europäischen ent- gegentreten. Bei näherer Betrachtung bemerkt man mit Ueberraschnng, daß die Ornamente der Säulen nicht für jede die gleichen sind; sie haben einen gemeinschaftlichen Typus; aber, wie in den besten unserer gothischen Bau- werke, sind die Details der Ornamente in sinniger Weise jedesmal verändert. In Beziehung auf die Schwierigkeit der Ausführung solcher Tempel- grotten ist hervorzuheben, daß es keine natürlichen Höhlen sind, die eben zu solchen Eonstructionen nur zu erweitern gewesen wären, sondern der ganze freie Raum ist aus d»'m massiven Felsen durch Handarbeit ausgemeißelt,

12. Lehrbuch der Geographie für die mittleren und oberen Klassen höherer Bildungsanstalten sowie zum Selbststudium - S. 212

1872 - Hannover : Hahn
212 Buch Vii. Asien. der Götterfürst Ahuramasda (Ormuzd) mit seinen Untergöttern beherrscht, und in die Welt der Finsternis, an deren Spitze der „Arggesinnte", Aramain jus (Ahriman) sieht. Beide waren von Anbeginn da, als aber Ormnzd nach Erschaffung der Welt sich in den Himmel zurückzog, bemächtigte sich Ahriman derselben, und nun besteht sowohl in den Herzen der Menschen als in der körperlichen Welt ein steter Kampf zwischen diesen beiden Gewalten. Die Pflicht des Menschen ist es, durch Reinhaltung seines Herzens, sowie durch sorgfältige Bebauung des Bodens und Verschönerung der Erde an diesem Kampfe Antheil zu nehmen. So erklärt sich die liebevolle Hingabe an die Natur, die wir bei den Persern finden, die Anlage schöner, großer Parks (der sog. Paradiese), die Verehrung, welche Quellen und schönen Bäumen gewidmet wurde (Platane des Xerres). Den Kampf im Herzen aber sollte der fromme Perser mit Hülfe von Gebet und Opfer bestehen. Am Ende der Tage wird das Lichtreich siegen, und ein Zustand ewigen Glückes beginnen. Die zahlreichen Priester, Magier genannt, waren wie die Bramanen in Indien der angesehenste Stand; aber um ihr Ansehen durch äußerliche Mittel zu befestigen, gaben sie dem Begriff der Reinheit eine mehr körperliche Bedeutung und erfanden eine Unzahl rein äußerlicher Reinigungs- und Sühnungsvorfchristen, mit denen das Volk geknechtet wurde. Für das gemeine Volk scheint statt des Ormnzd, dessen abstraktes Wesen ihm wohl zu fern lag, Mithras, der Sonnengott, Hanptgegenstand der Verehrung gewesen zu sein. Nach dem Sturz des altpersischen Reichs ging die Reinheit der Lehre mehr und mehr-verloren; aber die Sassaniden (seit 266 n. Chr.) suchten sie in der ursprünglichen Weise wiederherzustellen und sammelten zu dem Zwecke die alten heiligen Bücher, das sog. Zjulmilifig- “ 3» den Wissenschaften und Künsten haben die alten Perser wenig geleistet; nur die Baukunst macht eine Ausnahme. Noch jetzt bewundern wir die Ruinen von Persepolis (Tfchil Minar) in der Nähe von Schiras. — Die Part her waren den eigentlichen Persern nah verwandt; ihre Heimat sind das Elbnrs-gebirge und die Ebenen von Hyrkanien. Die heutigen Perser sind Muhamedaner; die wenigen Anhänger dei alten Religion sind theilweise in die Wüste geflüchtet (Iesd), größten-theils aber nach Indien ausgewandert, wo sie unter dem Namen der Parsi namentlich in Bombay meistens als Kaufleute leben. Die neupersische Sprache hatte im Mitttelalter die Zeit ihrer größten Blüthe (Firdusi, Sadi, Hasis) und ist ähnlich wie das Franzo,ische m Europa auch unter den gebildeten Classen stammfremder Völker über einen großen Theil Asiens, z. B. in Ostindien, verbrettet, jn der neueren Zeit haben die Perser manche Äußerlichkeiten europäischer Cultur angenommen; aber in Lügenhaftigkeit und Eitelkeit gebt jedes ernstere Streben zu Grunde. Die Afghanen und Beludscheu sind ivesent^ lieh nomadische Hirten und Räuber ohne Treu und Glauben Dader aebört Beludschistau, zugleich fern von allen größeren Verkehrswegen, zu den unbekanntesten Ländern der Welt. Auck das nie völlig bezwungene

13. Die Geschichte des Alterthums - S. 65

1873 - Köln : DuMont-Schauberg
22. Zoroaster (Zaratusthra) und der Zendavesta. 65 Zeichen Ahriman's und seiner Dews an sich. Alle „schlechten Geschöpfe", giftige Schlangen, Raubthiere, kriechende Thiere und Ungeziefer hat Ahriman geschaffen. Er hat also Theil an der Schöpferkraft, er ist nicht ein erst durch Selbstbestimmung böse gewordenes Wesen, sondern war von Anbeginn an wesentlich böse. Die sechs Amschaspands oder unsterblichen Heiligen, deren siebenter Ormuzd, zugleich aber auch ihr Lenker und Schirmherr ist, sind personisicirte Kräfte und Eigenschaften, und ihre Namen sind daher aus Abstractionen gebildet; sie heißen: der „Wohlwollende", der „ausgezeichnet Reine" u. s. f., aber sie treten weder als Einzelwesen handelnd auf, noch nehmen sie als solche eine besondere Verehrung in Anspruch, führen jedoch mit Ormuzd im Paradiese ein seliges Leben. Da aber Ahriman sechs böse Geister oder Dews erschuf, die mit den Amschaspands kämpfen, so herrschen alle zwölf abwechselnd über die Monate des Jahres dergestalt, daß in jedem Monate dem herrschenden Einflüsse eines Amschaspands der feindliche eines Dew's und umgekehrt entgegen steht. Mehr concreter, persönlicher Natur, als die Amschaspands, sind die Jzeds (d. h. die Anbetungswürdigen). Sie werden zwar, mit jenen verglichen, als niedere Genien bezeichnet, sind jedoch im Grunde auch Götter, oder waren früher Götter, und einige von ihnen nehmen im persischen Systeme wichtige Stellen ein. Da überhaupt das Universum des Parsen von zahllosen, persönlich gedachten guten und bösen Kräften oder Geistern angefüllt ist, so finden sich unter den Jzeds auch bloße Personificationen von Begriffen oder Tugenden, die nun als göttliche Wesen angerufen wurden. Den Mithra hat Ormuzd größer und glänzender gemacht als alle anderen Jzeds des Himmels, er steht Ormuzd am nächsten, und wird öfters mit diesem angerufen, ist der himmlische Läufer mit tausend Ohren und tausend Augen, der Begleiter von Sonne und Mond, der über das Weltall wacht, und, ein glänzender Sieger, den Winter, den Ahriman eingeführt, überwindet. Tasch-ter (Tistrya, der Hundsstern) herrscht in der Lust, vertheilt den Regen, spendet Keime und Säfte, schleudert den Blitz und belebt die absterbende Natur. Elementendienst fand Zoroaster ohne Zweifel bei feinen Ariern schon vor; obgleich Ormuzd der freie, persönliche, schaffende Gott, zum Mittelpunkt der persischen Religionsanschauung gemacht wurde, so wurde doch die Verehrung der Elemente ein Hauptzug dieser Religion. Vor Allem war es die dem Feuer erwiesene Verehrung, die mit dem Sonnencultus den Fremden als der wesentlichste und hervorstechendste Zug des persischen Religionswesens erschien. Im Zendavesta heißt das Feuer der Sohn Ormuzd's, der schnellste der heiligen Unsterblichen. Der Dienst des Feuers war der Dienst des Lebens, der Reinheit, des Lichtes. „Damit dein Gebet erhört werde", sagt Ormuzd, „mußt du zum Feuer beten, dem großen Könige." Zoroaster hatte nach der Pütz, Histor. Darstell, u. Charakteristiken I. 2. Aufl. 5

14. Die alte und die mittlere Geschichte bis zum Vertrage von Verdun - S. 9

1882 - Gütersloh : Bertelsmann
Inder. 9 Seit Einwanderung der Arier Ausbildung des Kastenwesens. Erbliche, streng von einander abgeschlossene Stände, von den Portugiesen Kasten, von den Indern Iataya's genannt. Vier Rasten; drei arischer Abkunft mit weißer Hautfarbe: 1) Brahmanen (Braminen, d. i. Beter), die herrschende Priester käste; 2) Kschatrias, Krieger; aus den beiden ersten Kasten die Könige; 3) Waisjas, Ackerbauer, Kaufleute und Gewerbtreibende; dann die Nachkommen der Ureinwohner 4) die dunkelfarbigen Sudras, Handarbeiter und Diener. Tief unter den Kasten die verworfene Klasse der schwarzfarbigen Parias (die Zigeuner?). 4. Frühzeitige Kultur, in ihrer Entwickelung gehindert durch das Kastenwesen und durch Festhalten alter Einrichtungen. a) Großartige altindische Bauwerke (mit vielen Verzierungen und Skulpturen, jedoch ohne wahren künstlerischen Wert): Felsentempel teils unter der Erde wie auf den Inseln Elephante und Salsette im Meerbusen von Bombay, teils über der Erde wie zu Ellore im Osten des mittleren Vorderindiens; frei stehende Pagoden (Tempel in Form von Pyramiden) und Stupas (cylinderförmige, mit Kuppeln bedeckte heilige Häuser der Buddhisten). b) Altindische Literatur in der Sanskrit-, d. i. vollkommenen Sprache, einem Zweig des indo-germanischen Sprachstammes (§ 4): die Veda's (d. i. Wissen oder Offenbarung; die vier ältesten Religionsbücher) und die Gesetzbücher des Menu (Manu, erster Mensch). Epische Dichtungen: die Nationalepen, das Mahabharatha (Kämpfe zweier Heldenstämme; Episode daraus: Nal und Damajanti) und das Ramajana (Schilderung von Pflichttreue und Ergebung in das Geschick); lyrische und dramatische Dichtung, besonders das Drama Sakuntala (die Macht des Fluches eines Asketen) von dem Dichter Kalidasa (100 v. Chr.). — Die sog. arabischen Dezimalziffern zuerst bei den Indern. e) Blüte der Industrie (Metallarbeiten, Webereien rc.); Handel mit Indiens reichen Produkten (Gold, Edelstein, Elfenbein rc.), nicht durch die hochmütig gegen das Ausland sich abschließenden Inder, sondern durch Araber und Phönizier vermittelt. 5. Religion: In den ältesten Zeiten Verehrung der Natur-kräfte (Indra, der hohe Himmel, und Mitra, die Sonne). Später zwei ausgebildete Religionssysteme: a) Brahmaismus: Ein geistiges Urwesen, die Weltseele (das ungeschaffene All), Parabrahma; kommt in dreifacher Gestalt (Trimnrti) zur Erscheinung und zwar als Brahma (Sonne), schaffende, Wischnn (Lust und Wasser), erhaltende, Siwa (Feuer), zerstörende Kraft. Verkörperungen dieser Gottheit. Zahllose niedere Gottheiten.

15. Teil 3 - S. 50

1889 - Hannover : Helwing
50 Friedrich Wilhelm I. 3. Friedrich Wilhelm L; 1713-1740. f) Jugend und Regierungsantritt. Friedrich Wilhelm war 1688 zu Berlin geboren. Er war ein ungewöhnlich kräftiges Kind. Seine erste Erziehung ward der Frau von Rocoulles übertragen, einer geachteten französischen Protestantin, die sich, ihre Mutter und ihre beiden Töchter während der Verfolgung der Hugenotten nach Deutschland gerettet hatte. Aber der eigenwillige Prinz machte ihr viel zu schaffen. Einst drohte sie ihm, für seine Unart ihm das Frühstück entziehen zu wollen. Sowie sie ins Nebenzimmer ging, öffnete er das Fenster, kletterte auf die äußere Brüstung — es war im dritten Stock — und drohte, hinunterzuspringen, wenn' ihm nicht sofort sein Frühstück gebracht würde. Die geängstigte Frau mußte wohl nachgeben. Ähnliche Auftritte überzeugten die Eltern von der Notwendigkeit, ihrem Sohne einen Mann zum Erzieher zu geben. In der Vorschrift, welche derselbe von dem Könige erhielt, heißt es: „Insonderheit muß der Kronprinz von der Majestät und Allmacht Gottes wohl und dergestalt informiert werden, daß ihm allezeit eine heilige Furcht und Verehrung vor Gott und dessen Geboten beiwohne." Der Prinz mußte des Morgens und Abends mit seiner Dienerschaft das Gebet auf dm Knieen verrichten, dann ein Kapitel aus der Bibel lesen, Sprüche und Gebete auswendig lernen und am Sonntag zweimal in die Predigt gehen. Französisch lernte der Prinz leicht und gut, weil mit ihm fast nur französisch gesprochen wurde. Deutsch hörte er nur von niederen Leuten, daher schrieb und sprach er später das Deutsch der gemeinen Leute. Der Kronprinz blühte zu einem gesunden, kräftigen und schönen Knaben empor; seine geistige Entwickelung aber entsprach nicht den Wünschen der Eltern. Seine Lehrer wußten ihm die Wissenschaften nicht lieb zu machen; Geschmack für Kunst und feinere Bildung blieben ihm zum großen Leidwesen der Mutter sremd. Mit ängstlicher Sorgfalt suchte sie die zarte und weiße Gesichtsfarbe des Sohnes gegen' Luft und Sonne zu schützen; wie groß war aber ihr Schrecken, als sie den Prinzen eines Tages in der brennenden Sonne sitzen sah, wie er sein Gesicht mit einer Speckschwarte einrieb, um dasselbe zu bräunen. Sein Vater schenkte ihm einst einen golddurchwirkten Schlafrock. Kaum hatte aber der Vater das Zimmer verlassen, so warf der Knabe das Kleidungsstück ins Feuer. Allem äußeren Prunk war er abhold, dabei gerade und gottesfürchtig, sehr sparsam und ein Freund der Soldaten. Der Kronprinz erhielt vom Könige oft Geldgeschenke, mitunter 100 Dukaten. In der „Rechnung über meine Dukaten" verzeichnete er die kleinste Ausgabe; kein Pfennig wurde unnütz ausgegeben. Das meiste Geld verwandte er auf eine Kompanie kleiner Kadetten, bei deren Einübung er unermüdlich war. Später verlieh ihm der König ein Infanterie-Regiment, dessen Leibkompanie beim Kronprinzen in Äzusterhausen lag. Schon damals verwandte dieser große Summen darauf, ungewöhnlich lange Flügelleute zu erhalten. Der König war mit dieser Neigung des Krön-

16. Das Altertum - S. 10

1879 - Berlin : Gaertner
10 Die orientalische Geschichte. politisch einflussreiche Priesterklasse erwähnt, dort die der Leviten, hier die der Chaldaeer. Die Israeliten waren ausserdem streng geschieden in Stämme, Geschlechter und Familien. An der Spitze der Orientalen steht ausnahmslos ein nicht überall ganz unumschränkt regierendes Oberhaupt, das in Aegypten Pharao, d. h. Sohn des Ra, heisst. Dieser gehörte der Kriegerkaste an, nrasste aber auch in die Priesterkaste aufgenommen werden. Zu seinem Unterhalte dienten ein Drittel des Grund und Bodens, Grundsteuer, Bergwerke. Es gab in Aegypten geschriebene Gesetze, die verständig und menschlich genannt werden. Besonders genau war das Gerichtswesen geregelt. Aber eben so wenig hier, wie bei dem semitischen Königthume fehlt es an Zeichen des Despotismus: Hofpracht, Willkür, Eunuchen, riesenhaften Bauten. Selbst die Priester liegen auf den Denkmälern Aegyptens vor den Königen im Staube. Vom Despotismus blieb auch das israelitische Volk nicht verschont. Am meisten beschränkt erscheint das Königthum bei den Phöniciern, wo ein engerer und ein weiterer Rath die wichtigsten Staatsangelegenheiten unter Aufsicht des Volkes leitete. Auch herrschte ein König in jeder der fünf Hauptstädte: Sidon, Tyrus, Aradus, Byblus und Berytus. Ueber den Fortschritt in der politischen Bildung der hamitischen und der semitischen Staaten fehlt es an Einsicht. 23. Die heidnische Religion. Alle heidnischen Religionen beruhen auf der Naturverehrung. Die Aegypter verehrten als Hauptgott die Sonne, welche Ra, Ammon und Ptah genannt wrurde. Sie haben fester als die heidnischen Semiten ihre Göttergestalten und Göttersagen ausgeprägt. Osiris, die schaffende und belebende Kraft der Sonne und des Nil, unterliegt dem Typhon und seinen 72 Genossen, d. h. den Tagen der Dürre und der Sonnenhitze, und wird auf der Insel Phile bei Syene begraben. Er lebt in der Unterwelt fort, wo er die Erde, Isis, befruchtet, die den Horus gebärt. Indem dieser seinen Vater durch Erschlagung des Typhon rächt, gelangt das gute Prinzip wieder zur Herrschaft. Den Planeten wurde grosse Verehrung zu Theil. Unter ihrem klaren und erhaltenden Himmel widmeten die Aegypter dem Fortleben des Menschen nach dem Tode besondere Sorgfalt. Den einbalsamirten Körper schlossen sie nach grossen Feierlichkeiten in einen festen Sarg ein und setzten ihn in den Felsengräbern des östlichen Gebirges bei. Der Todte lebte nach der Lehre der Priester, wenn sein Herz auf der Wage der Rechtfertigung von Osiris und seinen 42 Todesrichtern für gut befunden war, bis zu seiner nach Jahrtausenden erfolgenden Rückkehr im Reiche der Seligen. Im ändern Falle musste er nach einer eben so langen Wanderung durch die verschiedenen Thiere einer Läuterung sich unterziehen, bevor er ins Leben zurückkehrte. Aus diesem Grunde wahrscheinlich galten den Aegyptern alle Thiere für unverletzlich, einige genossen grosse Verehrung, die grösste der schwarze Stier, Apis, das dem Sonnengotte geweihte Symbol der Fruchtbarkeit. Stiere und Kälber wurden auch vorzugsweise den Göttern geopfert. Ausserdem verehrte man diese in feierlichen Umzügen und Wallfahrten. Die Aegypter hatten, wie die Israeliten, die Beschneidung. Die heidnischen Semiten verehrten in ähnlicher Weise die Naturkräfte als schaffende oder zerstörende und als gebärende Mächte und sahen in jenen männliche, in diesen wteibliche Wesen. Der Gott Baal oder Bel wtar den Phöniciern und den Babylonier-Assyriern gemeinschaftlich, ebenso seine Gemahlin Baaltis oder Mylitta, die Erdgöttin, d. h. die empfangende Kraft der Natur. In Phönicien war das zerstörende Element der Natur in Moloch noch stark per-sonifizirt, der versengenden Kraft der Sonne, und in Astarte, der alles verheerenden Kriegsgöttin. Eine jüngere Verschmelzung dieser vier Gottheiten war das phönicische Götterpaar Melcart und Dido oder Elissa, wovon jener als Gott der Kultur mit Heracles verglichen wird. Die Verehrung dieser Gottheiten war, dem Wesen derselben entsprechend, ein Kult der Wollust und des Schmerzes. Geburt, Tod, Auferstehung und Ver- mählung feierte man in den entsprechenden Jahreszeiten. Besonders an den

17. Lehrbuch der allgemeinen Erdkunde - S. 220

1836 - Leipzig : Schumann
220 Allgemeine Erdkunde. bis endlich das böse unterliegt. Von den drei Welten ist die erste reingeistiger Sitz des Urlichts und der schaffenden Kraft; die zweite ist sichtbar und Sitz des Ormuzd oder des Lichts; die dritte, die Welt der Finsterniß, wird von Ahriman und dessen bösen Geistern, den Dews, bewohnt. — Der größte Theil des Kultus dieser Re- ligion besteht in Reinigungen, Sühnungen und Feierlichkeiten, wo- durch die Gläubigen dem Lichte näher gebracht werden, und die sie deshalb vor dem heiligen Feuer verrichten (das in jedem Tempel brennt), besonders zu Baku, vor den Naphthaquellen. Man hat die Anhänger dieser Religion, die Parsen oder G uebern, deshalb auch wohl Feueranbeter genannt. Es sind ihrer nicht viele mehr; sie leben zerstreut, besonders in der persischen Provinz Kerman, in den hindustanischen Handelshäfen und in Mosambique, als Kauf- leute. Ihre Lehre ist im Zend-Avesta enthalten. §. 940. Die ausgebildetsten und verwickeltsten heidnischen Re- ligionssysteme finden wir in Asien, östlich vom Belurtag. Sie neh- men sämmtlich ein höchstes Wesen an, das bei den Hindu Brahma, bei den Birmanen und Siamesen Buddh oder Buddha, bei den Tibetanern und vielen mongolischen Stämmen La, bei den Chine- sen Fo oder Fohi heißt. Dasselbe lebt in einem Zustande ewiger Ruhe, denn die Welt ward von einer Anzahl untergeordneter Göt- ter erschaffen und wird daher von diesen auch regiert. — Diese Religionen haben ihre heiligen Bücher, die ein wunderbares Gemisch von Vernunft und Unsinn enthalten, und die grausamsten, aber- gläubischen Gebräuche heiligen. §. 941. In Vorderindien gehört die Mehrzahl der Bevölkerung dem Brahmanismus an. Der Hindu verehrt als höchsten Gott den ewigen Brahma, Para-Brahma, der nicht handelt; aus ihm sind die andern Götter hervorgegangen, und er hat seine Macht übertragen an den weltschaffenden Brahma (der Macht, Sonne bedeutet), den Wischnu (der Zerstörer, Gerechtigkeit, Feuer) und Schiwa oder Siwa (der Erhalter, Weisheit, Wasser). Diese Götter sind dreieinig, sie bilden die hindustanische Trimurti oder Dreieinigkeit. Auf diese folgen die Untergötter, deren der Hindu 330,000,000 zu haben behauptet, und die zum Theil unter den scheußlichsten Formen dargestellt werden. §. 942. Die heiligen Bücher der Hindus oder die Vedas bilden die Grundlage des Brahmanismus; sie sind der religiöse und philosophische Codex und in der Sanskritsprache geschrieben.^ Zu ihnen, die bis ins hohe Alterthum hinauf reichen, sind später Erklärun- gen und Zusätze gekommen, in ähnlicher Weise etwa wie bei den Juden der Talmud zur Bibel. Zum Kultus giebt das Gesetzbuch des Menu Anweisung, das zugleich alle bürgerliche und religiöse Ge- setzesvorschriften enthält, und augenscheinlich dazu berechtigt ist, die Priestertyrannei in allen Lebensverhältnissen zu begründen. Die Rechte der Brahminen oder der Priesterkaste sind nach ihm unend- lich; der Müßitzang wird für verdienstlich und heilig, der Feldbau für niedrig erklärt rc. §. 943. Die Kasteneintheilung der Hindu ist in der Religion begründet. Es giebt der Kasten vier: die der Brahmi-

18. Heimatkunde - S. 78

1906 - Bonndorf (bad. Schwarzwald) : Spachholz & Ehrath
- 78 — 4. Der Winter beginnt am 21. Dezember. Beim Sommeranfang ist der längste Tag. Beim Winter- ansang der kürzeste Tag. Der Sang verstummt; die Axt erschallt. Das Schneefeld glänzt; das Waldborn schallt. Der Schlittschuh eilt; der Schneeball fliegt. Die Flur erstarrt: Der Winter siegt. 1. Es ist recht kalt und rauh weht der Wind. Die Bäume sind kahl und die Felder leer, und alles ist wie tot. Die Sonne geht spät auf und früh wieder unter; sie scheint nur wenige Stunden des Tages. Die Nächte sind lang. Der Himmel ist oft ganz grau. Die Vögelein singen keine Lieder mehr. Die Erde ist mit Schnee bedeckt und der Bach zugefroren. Die Bäume sind mit Duft behangen. Die Schneegänse ziehen in Reihen dem Süden zu. Viele Tiere sind im Winterschlafe erstarrt. 2. Auch der Winter hat diele Freuden. Tie Kinder schleifen auf dem Eise und fahren mit dem Schlitten auf der Schueebahn. Die Buben machen einen Schneemann und werfen Schneebällen. Der Landmauu drischt das Getreide. Im Oseu lodert das Feuer. Die schönen Eisblumen am Fenster schmelzen. In der Stube ist es hübsch warm; deswegen bleiben die Kinder gern daheim und machen ihre Aufgaben. Die Mutter und die Mädchen spinnen. Abends erzählt der Vater schöne Geschichten. Die Vögelein fliegen zu den Wohnungen der Menschen. Gute Kinder streuen Futter, damit die lieben Vögelein nicht verhungern.

19. Lese-, Lehr- und Sprachbuch für die mittlern und obern Klassen der Elementarschulen - S. 41

1848 - Schwelm : Scherz
41 Unsichtbare, Allgegenwärtige: Ich bin — bin Allmacht, Weis- heit und Güte; richte an mir dich ans, du Kind der Erde, so wirst du groß. Iv. Parabel n. 1. Die Sonne. In einer gottseligen Gesellschaft kam die Rede auf die Sonne, und einer der Anwesenden sagte: Gott lässet seine Sonne täglich ausgehen über die Bösen und über die Guten (Matth 5, 45.). Und, leider! die Bösen achten es so wenig, wie das Vieh, und die Frommen nehmen es auch nicht immer genügend zu Herzen. Wie wenig Menschen mögen unter der Sonne leben, die in Anschauung dieses überaus herrlichen Gestirns zum Lobe und zur Liebe des allgewaltigen Schöpfers ermuntert werden? Und doch ist die Sonne ein so herrliches Wunder der Allmacht, Weisheit und Güte Gottes, eine so große Wohlthat für alle Menschen, ja für die ganze sichtbare Schöpfung! So stellt auch der Heiland in den oben ange- führten Worten sie uns dar, und er sagt nicht ohne Ursache: „seine Sonne." — Ein Anderer bemerkte hieraus: Ihr habe sehr wohl geredet; erlaubt aber, daß ich noch Einiges hinzu- setze. Der allmächtige, weise und gütige Schöpfer hat sich in diesem herrlichen Wunder gar stattlich abgebildet. Die Sonne ist die Quelle des natürlichen Lichts, der Ursprung aller schaffenden Kräfte, gleichsam das Herz der Natur, die Seele der Welt. Sehet, so ist auch unser Gott! Ein ewiger Vrnnquell, von dem alles, was gut ist, ausströmt; ein allzeit brennendes, liebliches Feuer; ein ewig leuchtendes, herrliches Licht; eine stets wallende und fließende Liebe; ein immer leben- diges , wirkendes, treibendes Wesen, aus dem alles, was da ist, ursprünglich herrührt. — Lasset uns aber noch mehr be- denken! Gottes Kinder müssen Gottes Nachfolger, müssen sterbliche Götter und Sonnen aus Erden sein. Gottes Barm- herzigkeit ist alle Morgen neu (Klaget. 3, 23.), die Sonne gehet alle Morgen mit Freuden auf, und ein Kind Gottes erneuert täglich seinen Vorsatz, Jedermann zu dienen, zu ra- then und zu helfen, und ist, nach der Art seines Gottes, willi- ger zu geben, als zu nehmen. So unmöglich es ist, daß die Sonne ohne Licht, so unmöglich ist es auch, daß ein Christ ohne Liebe sei, ohne Leutseligkeit, ohne Dienstwilligkeit, ohne Begierde, Gutes zu thun.

20. Theodor Schachts Lehrbuch der Geographie alter und neuer Zeit - S. 482

1874 - Mainz : Kunze
482 Asien — Vord er -Indien. 1) Brittisches Reich in Indien. Fast ganz Vorderindien gehorcht jetzt den Engländern, die es theils völlig unterthan gemacht, theils abhängigen Radschas und Sultanen unterm Titel von Bundes- und Schutzläuderu gelassen haben. Nur im Norden, im Himnaya-Gebirge, finden sich Landstriche, die ihnen noch nicht gehören, und außerdem besitzen Portugal und Frankreich einige kleine Colonien aus der Halbinsel. Diese abgerechnet, beträgt die Bevölkerung des brittischeu Indiens, wozu die benachbarten Küstenstriche Hinter- indiens (Arakan, Pegu ?e.) mitgehören, 201mill. auf 73000 Q. M. und mit Hinzurechnung Ceylons 204 Mill. auf 74000 Q. M. Eigentliche Hindns sind 160 Mill., und was die Religion betrifft, so bekennen sich etwa 30 Mill. zum Islam; letztere sind der den Engländern am meisten Schwierig- keiten bereitende Theil der Bevölkerung, namentlich so weit die puritanischen Lehren der Wahmsekte Boden gewonnen, da die Erinnerung an die glänzende sogenannte Blütenepoche der islamitischen Herrschaft auf der Halb- insel nur gar zu oft ihren wilden Haß gegen die Zerstörer ihrer Herrlich- keit entflammt; 3 Mill. sind Sikhs, 5 Mill. Buddhisten und Dschains, 85000 Parsi; zur Verbreitung des Christeuthums sind über 100 Missions- Plätze thätig, doch nicht mit großem Erfolg, indem besonders das Kasten- wefen demselben hemmend im Wege steht (im ganzen etwa l1/* Mill. Christen). a) Unmittelbare Besitzungen der Britten mit 1577/10 Mill. Einw. auf 44000 Q. M. (unter Einrechnnng von Cey- ton*) und Brittisch Birmc-, letzteres 4415 Q. M. und 24/10 Mill. E.) Im vorigen Jahrhundert standen sie unter 3 Präsidenten: von Kalkutta am untern Ganges in Bengalen, Madras auf der Küste Koromandel und Bombay au der Küste Konkan. Weitere Ausbreitung der Herrschaft machte die Errichtung einer vierten Präsidentschaft nöthig zu Agra am Dschumnafluß. In den vierziger und fünfziger Jahren sind noch das Fünfstromland (Pendschab) am mittleren und Sind am untern Jndns, kleinere Him'layagebiete (wie Pin, Spiti ?e.) östlich von Kaschmir, ferner Andh östlich von Agra, Gondwana zwischen dem Nerbudda und Goda- very, und Pegu, das birmanische Mündnngsland des Jrawaddi, unter- thäuig geworden. Dies und die Bewältigung der gefährlichen Militär- Rebellion im I. 1857 hatten eine abgeänderte Verfassung nöthig gemacht. Tie ostindische Kompagnie, die bis dahin mit Hilfe der königlichen *) Ceylon, 1815 von den Holländern erworben und schon seit dieser Zeit Kronland, stand von jeher und auch jetzt noch unter einein besonderen Gouverneur.