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1. (Achtes und neuntes Schuljahr) - S. 339

1913 - Frankfurt am Main : Diesterweg
339 als die bleichen Gesichter der matten Binder der Europäer, die in dem verderblichen, heißen Klima dahinwelken. Zu den merkwürdigsten Gebräuchen gehört die Totenbestattung der Parsi. Hoch oben auf dem Felsenrücken von Malabar-Hill, dem Vor- gebirge oder der Landzunge, auf der die herrliche Villenstadt von Bombay erbaut ist, und zwar auf einem der höchsten und schönsten Punkte, wo das prächtige Panorama von Bombay zu Füßen des staunenden Beschauers sich ausbreitet, besitzt die Parsigemeinde einen herrlichen, mit hohen Palmen und blütenreichen Bäumen gezierten Garten. Auf diesem Friedhofe erheben sich die ,,Türme des Schweigens". Das sind weiße zylindrische Türme von 30—40 Fuß Durchmesser und ungefähr ebenso- viel Höhe. Das Innere ist amphitheatralisch in drei konzentrische Ringe abgeteilt, die durch Scheidewände in zahlreiche offene Kammern geschieden werden. Jede Kammer nimmt eine Leiche auf, und zwar kommen in den innern Kreis die Kinder, in den mittlern die Weiber, in den äußern die Männer. Sobald die weißgekleideten Totenwürter die von den Angehörigen zum Friedhofe geführte Leiche diesen abgenommen haben, bringen sie den Toten unter Begleitung singender Priester in eine der offenen Grabkammern und entfernen sich dann. Alsbald erscheinen zahlreich die heiligen Vögel des Ormuzd, die stattlichen braunen Geier, die bis dahin in dichten Gruppen auf den benachbarten Palmen saßen. Sie stürzen sich auf die Leiche im Innern des offenen Turmes und haben in wenig Augenblicken deren Fleisch verzehrt. Scharen schwarzer Raben vertilgen die kleinen Überbleibsel des Mahles. Die zurück- bleibenden Gebeine werden später im Mittelraume des Turmes gesammelt. Die meisten Europäer finden diese Totenbestattung der Parsi entsetzlich, wie es denn auch im Altertum für eine besondere Beschimpfung galt, eine Leiche den Geiern zum Fraße hinzuwerfen. 144. Bei den Söhnen der Sonne. Hugo Weber. Japans Volk ist ein Kulturvolk, aber seine Sitten und Gebräuche weichen sehr von den unserigen ab und erscheinen teilweise höchst sonderbar. Die Japaner hingegen finden wiederum vieles an uns auffallend und seltsam. Gleichwohl sind sie das gesittetste Volk Asiens. Jahrhundertelang blieb es den Völkern Europas unbekannt, weil es sich streng gegen jede ausländische Berührung abschloß. 22*

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1. (Achtes und neuntes Schuljahr) - S. 315

1914 - Frankfurt am Main : Diesterweg
als die bleichen Gesichter der matten Binder der Europäer, die in dem verderblichen, heißen Klima dahinwelken. Zu den merkwürdigsten Gebräuchen gehört die Totenbestattung der Parsi. Hoch oben auf dem Felsenrücken von Malabar-Hill, dem Vor- gebirge oder der Landzunge, auf der die herrliche Villenstadt von Bombay erbaut ist, und zwar auf einem der höchsten und schönsten Punkte, wo das prächtige Panorama von Bombay zu Füßen des staunenden Beschauers sich ausbreitet, besitzt die Parsigemeinde einen herrlichen, mit hohen Palmen und blütenreichen Bäumen gezierten Garten. Auf diesem Friedhofe erheben sich die „Türme des Schweigens". Das sind weiße zylindrische Türme von 30—40 Fuß Durchmesser und ungefähr ebenso- viel Höhe. Das Innere ist amphitheatralisch in drei konzentrische Ringe abgeteilt, die durch Scheidewände in zahlreiche offene Kammern geschieden werden. Jede Kammer nimmt eine Leiche auf, und zwar kommen in den innern Kreis die Kinder, in den mittlern die Weiber, in den äußern die Männer. Sobald die weißgekleideten Totenwärter die von den Angehörigen zum Friedhofe geführte Leiche diesen abgenommen haben, bringen sie den Toten unter Begleitung singender Priester in eine der offenen Grabkammern und entfernen sich dann. Alsbald erscheinen zahlreich die heiligen Vögel des Ormuzd, die stattlichen braunen Geier, die bis dahin in dichten Gruppen auf den benachbarten Palmen saßen. Sie stürzen sich auf die Leiche im Innern des offenen Turmes und haben in wenig Augenblicken deren Fleisch verzehrt. Scharen schwarzer Raben vertilgen die kleinen Überbleibsel des Mahles. Die zurück- bleibenden Gebeine werden später im Mittelraume des Turmes gesammelt. Die meisten Europäer finden diese Totenbestattung der Parsi entsetzlich, wie es denn auch im Altertum für eine besondere Beschimpfung galt, eine Leiche den Geiern zum Fraße hinzuwerfen. 143. Bei den Söhnen der Sonne. Hugo Weber. Japans Volk ist ein Kulturvolk, aber seine Sitten und Gebräuche weichen sehr von den unserigen ab und erscheinen teilweise höchst sonderbar. Die Japaner hingegen finden wiederum vieles an uns auffallend und seltsam. Gleichwohl sind sie das gesittetste Volk Asiens. Jahrhundertelang blieb es den Völkern Europas unbekannt, weil es sich streng gegen jede ausländische Berührung abschloß.

2. Aus allen Erdteilen - S. 397

1887 - Münster i.W. : Schöningh
Haeckel: Aus der Umgegend von Bombay. 397 15. 2us der Umgegend von Bombay. E. Haeckel. Am 14. November 1881 befand ich mich in Gesellschaft meiner Reise- geführten vom „Helios", der Frau Blascheck und des Grafen Hunyadi auf dem Begräbnisplatze der Parsis. Hoch oben auf dem Felsenrücken von Mala- bar-Hill, und zwar auf einem der höchsten und schönsten Punkte desselben, wo das prächtigste Panorama von Bombay (ähnlich dem von Neapel von der Höhe des Pofilippo) zu Füßen des staunenden Beschauers sich ausbreitet, besitzt die Parsi-Gemeiude einen herrlichen, mit hohen Palmen und blütenreichen Bäumen gezierten Garten. Auf diesem Friedhofe erheben sich die sechs Dakhmas oder „Türme des Schweigens" (Towers of silence). (Siehe die Abbildung auf S. 400.) Das sind weiße, cylindrische Türme von 10 bis 12 Meter Durchmesser und ungefähr ebenso vielhöhe. Einem Amphi- theater ähnlich ist das Innere derselben in drei konzentrische Ringe abgeteilt, welche durch radiale Scheidewände in zahlreiche offene Kammern geschieden werden. Jedekammer nimmt eineleiche auf, und zwar kommen in den inneren Kreis die Kinder, in den mittleren die Weiber, in den äußeren die Männer. Sobald die weißgekleideten Totenwärter die von den Angehörigen zum Friedhof geführte Leiche den letzteren abgenommen haben, bringen sie dieselbe unter Begleitung singender Priester in eine der offenen Grabkam- mern und entfernen sich. Alsbald erscheinen zahlreiche von den heiligen Vögeln des Ormuzd l), von den stattlichen braunen Geiern, die in dichten Gruppen auf den Kronen der benachbarten Palmyra-Palmeu sitzen. Sie stürzen sich auf die Leiche im Innern des offenen Turmes und haben in wenigen Augenblicken deren Fleisch verzehrt. Scharen von schwarzen Raben vertilgen die kleinen Überbleibsel ihres Mahles. Die übrigge- bliebenen Knochen werden später im Mittelraume des Turmes gesammelt. Ein Ausflug nach dem Palmenwalde von Mahim, den ich am 13. November in Gesellschaft von Blaschecks unternommen hatte, gehört zu meinen angenehmsten Erinnerungen an Bombay. Es war ein herrlicher Sonntagsmorgen — mein erster in Indien! — und ich werde seine mannigfaltigen Eindrücke nie vergessen. Man muß unter den Tropen vor der Sonne unterwegs sein, wenn man die volle Morgenfrische recht genießen will, und so trafen uns deuu die ersten Sonnenstrahlen dieses wunderschönen, wolkenlosen Sonntags bereits im leichten Wagen an, mitten unter den riesigen, alten Banianen, am nördlichen Fuße von Cumbala- Hill. Die indischen Hütten im Schutze dieser Feigenbäume, oft ganz zwischen deren Luftwurzeln versteckt und durch die daraus entstandenen 1) Der Gott des Lichtes in der persischen Religion.

3. Quellenlesebuch für den Unterricht in der Länder- und Völkerkunde - S. 121

1911 - Hannover-List [u.a.] : Carl Meyer (Gustav Prior)
silbernen, elfenbeinernen und anderen um Arm- und Fußgelenke wie Fesseln klirrenden Ringen müssen wir immer wieder betrachten. In der geräumigen Markthalle — Crawsord-Market — lagen hoch- aufgestapelt die herrlichsten Tropenfrüchte. In buuteu Farben schillernde Papageien und sich einander liebkosende Kakadus standen zum Verkauf. Bunt bemalte, von Zebus (bullocks) gezogene Gefährte führten die ge- kauften Waren an ihren Bestimmungsort. Besonders interessant war es, sowohl die Verkäufer als das kaufende Volk zu beobachten. (b. Die „Türme des Schweigens".) Bald erreichten wir den Park, welcher bei den Parfen an die Stelle unseres Friedhofes tritt, und in dem die Dakhmas oder „Türme des Schweigens" zerstrent liegen. Um zu dem Eingangstor des Parkes zu gelaugen, mußten wir eine hohe Treppenanlage hinaufsteigen. Dort empfing uus, die Hand an den Kopf legend, mit dem ehrfurchtsvoll gesprochenen Gruß „Salaam" ein Priester. Als ob wir in eine Kirche treten, so feierlich wird's uns ums Herz. Versteckt inmitten herrlicher Gartenanlagen, schattiger Bäume und duftender Blumenbeete liegen, weit voneinander getrennt, die fünf Todestürme ohne Dach. Sie sind im Verhältnis zu ihrem Umfang niedrig; die Höhe des Steinwalles beträgt nur 8 m, der Umfang aber 85 in. Nur die erblichen Leichenträger dürfen sich den Türmen nahen. Das sich trichterförmig nach unten ver- jüngende Innere ist in drei konzentrische Kreise geteilt; in dem äußeren werden die Leichen der Männer, in dem mittleren die der Fraueu und in dem kleinsten inneren die der Kinder, der Sonne zugekehrt, niedergelegt. Während unsere sterblichen Überreste langsam von Würmern zerfressen werden, überlassen die Parsen, mit ausrichtiger Scheu vor den ihnen so heiligen Elementen, den Geiern diese unheimliche Arbeit. Diese verrichten sie gründlich und lassen nach einer Stunde nur das abgenagte Gerippe zu- rück, welches auch bald von der sengenden Sonne zerstört wird. Damit auch uicht das geringste Atom die Erde entweiht, werden die letzten Über- reste durch einen in der Mitte des Bodens befindlichen Schacht durch fließendes Wasser hinweggespült, nachdem sie durch Holzkohle filtriert siud, Zur Zeit großer Epidemien genügte die Zahl der Geier nicht; mit großen Kosten mußte dann von auswärts für Verstärkung gesorgt werden. Es erfaßte uns keinerlei Grauen; unwillkürlich kam uns der Gedanke, in dem Frieden eines so schönen Parkes möchte man wohl auch eiumal die Erde verlassen. In die unendliche Ruhe, in das lautlose Schweigen dringt nur das Krächzen der nackthalsigen, settgemästeten Raubvögel, welche mit ihren scharfen Augen auf neue Beute spähend, auf den Umwallungen der Mauertürme hocken. In dem am Ausgang des stimmungsvollen Parkes befindlichen Bethaus, von dessen Terrasse man einen entzückenden Ausblick aus Bombay und das Meer genießt, brennt, sorgfältig unterhalten, das heilige Feuer. Auch das im täglichen Leben verwendete Feuer wird von den Feueranbetern rein gehalten, welche es weder ausblasen, noch durch Wasser löschen dürfen. (2. Benares.) An einer der mehrere Kilometer sich ausdehnenden 47 Ufertreppen, Ghats genannt, erwartet uns ein Flußboot. Es gleicht einer ägyptischen Dahabieh. Auf seinem hohen Aufbau standen zwei be- qneme Sessel für uns bereit. Vor Sonnenaufgang stieß die Barke vom Ufer; geräuschlos glitt sie des heiligen Stromes Wellen hinab. Beim

4. Geschichtsbilder - S. 8

1899 - Konitz : Dupont
Hierzu kam eine große Schar von Untergöttern: Elfen, Nixen, Fee'n, Zwergen, Wichtelmännern, Kobolden. Der alte Deutsche hat in seiner damals so rauhen Heimat den Kamps zwischen Licht und Dunkelheit, Kalte und Wärme, Sturm und Ruhe noch höher empfunden als wir. Diese Beobachtung der Kämpfe in der Natur brachte ihm die Überzeugung, gleiche beständen auch zwischen den Gottheiten des Guten und den finstern Naturmächten. Diese Kämpfe mußten nach seiner Anschauung zur Vernichtung der Götter führen. Aber am Ende der Tage vernichtet der Weltbrand, Muspilli, alles. Walhalla. Die Deutschen waren überzeugt vou einem Fortleben nach dem ^ ode. Wer als Held im Kampse fiel, wurde aufgenommen in Walhalla. Wer den rühmlosen „Strohtod" starb, fand Aufnahme in dem finstern Reich der Heia (Hölle), wo er als Schatten ein freudenloses Dasein führte. Das Leben in Walhalla war froher Kampf und heiteres Gelage. Die Hoffnung aus Walhalla gab den Mut in der Schlacht und verlieh den Germanen die Kraft, die Nationen des Südens niederzuwerfen. Altgermanische Jahresfeste. Jeder Tag der Woche war einer Gottbeit geweiht. Daneben feierten sie Feste, an denen die eine oder andere Gottheit besonders verehrt wurde. Bei Frühjahrsanfang begingen sie das Ostarafest, Donar und der Ostara zu Ehren. Auf den Bergen entzündete man helle Freudenfeuer, ein Sinnbild der siegenden Sonne. Ziegenböcke, Donar heilig, wurden mit Erstlingsgrün geschmückt, umhergeführt und dann geschlachtet. Die Köpfe und besten Stücke wurden als Opsergabe dargebracht, das andere verzehrte man bei gemeinsamer Mahlzeit. Der Ostara opferte man Eier. Der Freya zu Ehren feierten sie das schöne Mitsommerfest. Von den Bergen rollten dann Feuerräder. Sie deuteten an, daß die Sonne auf der Höhe ihres Wirkens stand, aber laugsam auch wieder hinabstieg. Am kürzesten Tage des Jahres aber beging das Volk das Jul- oder Radfest. Es galt Freyr, dem Sonnengotte. Nun hatte die Sonne alle feindlichen Mächte überwunden und stieg langsam wieder empor zum Siege. — Manche Gebräuche aus altheidnischer Zeit haben sich bis auf den heutigen Tag erhalten. Totenbestattung. Über die Totenbestattung geben uns die Allsgrabungen, die hier und da gemacht werden, einige Auskunft. Die ältesten Grabstätten führen uns in Zeiten zurück, wo man die Metalle noch nicht kannte. Steinwaffen und Steinwerkzeuge bieten die einfachen Notbehelfe. Wollte man den Toten beisehen, so errichtete man Stein-kammern ans gewaltigen Blöcken; oft waren diese Kammern von riesigem Umfange, mit einer Steinplatte bedeckt und lagen frei da; oft sind sie auch mit Erde beworfen, solche Bauten finden sich besonders häufig int Lüneburgischen (Hünengräber). Die Leichen wurden nicht verbrannt, sondern in liegender oder sitzender Stellung beigesetzt. Es fehlte auch nicht an Massengräbern; denn in manchen Steinkisten sind 50—100 Leichen gefunden worden. Vielleicht handelt es sich dabei um Familiengräber. Man gab den Toten Waffen und Geräte aller Art, Steinbeile, Feuersteinmesser, Thongefäße rc. mit. Auch das ist ein Beweis für den Glauben an ein Fortleben nach dem Tode; wozu sonst eine derartige Ausrüstung der Gräber! Sicher bestand gleichzeitig neben der Leichenbestattung die Leichenverbrennung. Man fügte dann die Aschenreste in eine Urne und setzte diese Urnen an geeigneten Stellen in eine Art von Steinkiste ei». Da oft viele Urnen bei einander gefunden werden, so kannte man wohl schon den gemeinsamen Friedhof. Auch in diesen Urnengräbern werden viele Funde gemacht, die darauf hinweisen, daß Handelsverbindungen durch ganz Deutschland mit den Völkern des Südens bestanden. Das erste Auftreten der Deutschen in der Geschichte. Vor etwa 2000 Jahren gab es in Europa nur ein großes und herrschendes Volk. Das waren -die Römer. Ackerbau und Viehzucht standen in ihrem Lande in Blüte; große Städte und aufstrebende Dörfer wetteiferten mit einander. Feste Straßen

5. (Achtes und neuntes Schuljahr) - S. 338

1913 - Frankfurt am Main : Diesterweg
338 Kopfe eine hohe schwarze Mütze, die einem Bischosshute ähnlich ist. Tie ausdrucksvollen Gesichter, oft mit schön gebogenen Adlernasen, bekunden Tatkraft und Klugheit. Tie Parsi sind sparsam und genügsam und haben in ähnlicher Weise wie bei uns die Juden die großen Kapitalien in ihren Händen zu vereinigen gewußt. Viele der reichsten Kaufleute von Bombay sind Parsi; außerdem haben viele sich als Gastwirte, Schifssbauer, Mechaniker und Techniker besondern Ruf erworben. Ihr Familienleben und ihre häuslichen Tugenden werden sehr gerühmt. Tie Parsi-Frauen sind meist stattlich und hoch gewachsen; ihre Hautfarbe ist gelblich. Haare und Augen sind tiefschwarz. Auch ihr Gesichtsausdruck zeigt wie der der Männer kraftvollen und klugen Sinn. Ihre Kleidung besteht aus langen Gewändern von einfachen, aber leuchtenden Farben, wie grün, rot, gelb usw. Die Kinder der reichen Parsi sieht man häufig in gold- und silbergestickten Kleidern spazieren- fähren. Viele Parsi wohnen in stattlichen Landhäusern; sie legen viel Wert auf schöne Gärten und erregen oft durch die guten Verhältnisse, in denen sie leben, den Neid manches Europäers. Dabei zeichnen sich die reichen Parsi durch lobenswerten Gemeinsinn aus. Viele haben nützliche oder wohltätige Anstalten gegründet; einige von ihnen sind von der englischen Regierung in Anerkennung ihrer Verdienste zu Baronets erhoben worden. Nicht wenig trägt zu der Tüchtigkeit der Parsi bei, daß ihre Religion,, die Lehre Zoroasters, eine der reinsten Formen der Naturreligionen ist.. Sie ist aus die Verehrung der schaffenden und erhaltenden Elemente gegründet. Unter diesen gebührt der Vorzug dem Lichte und der Wärme der schaffenden Sonne, des Urquells alles organischen Lebens unserer Erde, und deren Abbilde, dem Feuer. Daher begegnen wir beim Auf- und beim Untergange der Sonne am Meeresstrand von Bombay zahl- reichen frommen Parsi, die, stehend oder aus ausgebreitetem Teppiche kniend, dem kommenden wie dem scheidenden Tagesgestirn ihre Verehrung betend bezeugen. Ich habe selber den Religionsübungen keines Volkes mit mehr Interesse zugeschaut als denjenigen der Sonnen- oder Feuer- anbeter. Die Religionsübungen der Parsi sind übrigens höchst einfach und zum Teile auf zweckmäßige Grundsätze für die Erhaltung der Gesund- heit gegründet; dahin gehören die Vorschriften für Speise und Trank und das Gebot zahlreicher Waschungen. Ihr kräftiger Körper erfreut sich daher auch meist einer trefflichen Gesundheit, und die munteren, lebhaften Kinder der Parsi machen in Bombay einen weit bessern Eindruck

6. (Achtes und neuntes Schuljahr) - S. 314

1914 - Frankfurt am Main : Diesterweg
314 Kopfe eine hohe schwarze Mütze, die einem Bischofshute ähnlich ist. Die ausdrucksvollen Gesichter, oft mit schön gebogenen Adlernasen, bekunden Tatkraft und Klugheit. Tie Parsi sind sparsam und genügsam und haben in ähnlicher Weise wie bei uns die Juden die großen Kapitalien in ihren Händen zu vereinigen gewußt. Viele der reichsten Kaufleute von Bombay sind Parsi; außerdem haben viele sich als Gastwirte, Schiffsbauer, Mechaniker und Techniker besondern Ruf erworben. Ihr Familienleben und ihre häuslichen Tugenden werden sehr gerühmt. Die Parsi-Frauen sind meist stattlich und hoch gewachsen; ihre Hautfarbe ist gelblich. Haare und Augen sind tiefschwarz. Auch ihr Gesichtsausdruck zeigt wie der der Männer kraftvollen und klugen Sinn. Ihre Kleidung besteht aus langen Gewändern von einfachen, aber leuchtenden Farben, wie grün, rot, gelb usw. Die Kinder der reichen Parsi sieht man häufig in gold- und silbergestickten Kleidern spazieren- fähren. Viele Parsi wohnen in stattlichen Landhäusern; sie legen viel Wert auf schöne Gärten und erregen oft durch die guten Verhältnisse, in denen sie leben, den Neid manches Europäers. Dabei zeichnen sich die reichen Parsi durch lobenswerten Gemeinsinn aus. Viele haben nützliche oder wohltätige Anstalten gegründet; einige von ihnen sind von der englischen Negierung in Anerkennung ihrer Verdienste zu Baronets erhoben worden. Nicht wenig trägt zu der Tüchtigkeit der Parsi bei, daß ihre Religion, die Lehre Zoroasters, eine der reinsten Formen der Naturreligionen ist. Sie ist auf die Verehrung der schaffenden und erhaltenden Elemente gegründet. Unter diesen gebührt der Vorzug dem Lichte und der Wärme der schaffenden Sonne, des Urquells alles organischen Lebens unserer Erde, und deren Abbilde, dem Feuer. Daher begegnen wir beim Auf- und beim Untergange der Sonne am Meeresstrand von Bombay zahl- reichen frommen Parsi, die, stehend oder auf ausgebreitetem Teppiche kniend, dem kommenden wie dem scheidenden Tagesgestirn ihre Verehrung betend bezeugen. Ich habe selber den Religionsübungen keines Volkes mit mehr Interesse zugeschaut als denjenigen der Sonnen- oder Feuer- anbeter. Die Religionsübungen der Parsi sind übrigens höchst einfach und zum Teile auf zweckmäßige Grundsätze für die Erhaltung der Gesund- heit gegründet; dahin gehören die Vorschriften für Speise und Trank und das Gebot zahlreicher Waschungen. Ihr kräftiger Körper erfreut sich daher auch meist einer trefflichen Gesundheit, und die munteren, lebhaften Kinder der Parsi machen in Bombay einen weit bessern Eindruck

7. Vaterländische Geschichte - S. 8

1899 - Konitz : Dupont
Hierzu kam eine große Schar von Untergöttern: Elfen, Nixen, Fee'n, Zwergen, Wichtelmännern, Kobolden. Der alte Deutsche hat in feiner damals so rauhen Heimat den Kamps zwischen Licht und Dunkelheit, Kälte und Wärme, Sturm und Ruhe noch höher empfunden als wir. Diese Beobachtung der Kämpfe in der Natur brachte ihm die Überzeugung, gleiche beständen auch zwischen den Gottheiten des Guten und den finstern Nntunnnchten. Diese Kämpfe mußten nach seiner Anschauung zur Vernichtung der Götter führen. Aber am Ende der Tage vernichtet der Weltbrand, Mnspilli, alles. Walhalla. Die Deutschen waren überzeugt von einem Fortleben nach dein Tode. Wer als Held im Kampfe fiel, wurde aufgenommen in Walhalla. Wer den rühmlosen „Strohtod" starb, fand Aufnahme in dein finstern Reich der Hela (Hölle), wo er als Schatten ein freudenloses Dasein führte. Das Leben in Walhalla war froher Kamps und heiteres Gelage. Die Hoffnung auf Walhalla gab den Mut in der Schlacht und verlieh den Germanen die Kraft, die Nationen des Südens niederzuwerfen. Altgermanische Jahresfeste. Jeder Tag der Woche war einer Gottheit geweiht. Daneben feierten sie Feste, an denen die eine oder andere Gottheit besonders verehrt wurde. Bei Frühjahrsanfang begingen sie das Ostarafest, Donar und der Ostara zu Ehren. Auf den Bergen entzündete man helle Freudenfeuer, ein Sinnbild der siegenden Sonne. Ziegenböcke, Donar heilig, wurden mit Erstlingsgrün geschmückt, umhergeführt und dann geschlachtet. Die Köpfe und besten Stücke wurden als Opfergabe dargebracht, das andere verzehrte inan bei gemeinsamer Mahlzeit. Der Ostara opferte man Eier. Der Freya zu Ehren feierten sie das schöne Mitsommerfest. Von den Bergen rollten dann Feuerräder. Sie deuteten an, daß die Sonne auf der Höhe ihres Wirkens stand, aber langsam auch wieder hinabstieg. Am kürzesten Tage des Jahres aber beging das Volk das Jul- oder Radfest. Es galt Freyr, dem Sonnengotte. Nun hatte die Sonne alle feindlichen Mächte überwunden und stieg langsam wieder empor zum Siege. — Manche Gebräuche aus altheidnischer Zeit haben sich bis auf den heutigen Tag erhalten. Totenbestattttng. Über die Totenbestattung geben uns die Ausgrabungen, die hier und da gemacht werden, einige Auskunft. Die ältesten Grabstätten führen uns in Zeiten zurück, wo mau die Metalle noch nicht kannte. Steinwaffen und Steinwerkzeuge bieten die einfachen Notbehelfe. Wollte man den Toten beisetzen, so errichtete man Steinkammern aus gewaltigen Blöcken; oft waren diese Kammern von riesigem Umfange, mit einer Steinplatte bedeckt und lagen frei da; oft sind sie auch mit Erde beworfen. Solche Bauten finden sich besonders häufig im Lüneburgischeu (Hünengräber). Die Leichen wurden nicht verbrannt, sondern in liegender oder sitzender Stellung beigesetzt. Es fehlte auch nicht an Massengräbern; denn in manchen Steinkisten sind 50—100 Leichen gefunden worden. Vielleicht handelt es sich dabei um Familiengräber. Man gab den Toten Waffen und Geräte aller Art, Steinbeile, Feuersteinmesser, Thongefäße re. mit. Auch das ist ein Beweis für den Glauben an ein Fortleben nach dem Tode; wozu sonst eine derartige Ausrüstung der Gräber! Sicher bestand gleichzeitig neben der Leichenbestattung die Leichenverbrennung. Man fügte dann die Aschenroste in eine Urne und setzte diese Urnen an geeigneten Stellen in eine Art von Steinkiste ein. Da oft viele Urnen bei einander gefunden werden, so kannte man wohl schon den gemeinsamen Friedhof. Auch in diesen Urnengräberix werden viele Funde gemacht, die daraus hinweisen, daß Handelsverbindungen durch ganz Deutschland mit den Völkern des Südens bestanden. 3. Das erste Auftreten der Deutschen in der Geschichte. Vor etwa 2000 Jahren gab es in Europa nur ein großes und herrschendes Volk. Das waren 'die Römer. Ackerbau und Viehzucht standen in ihrem Lande in Blüte; große ©täbtc und aufftrcbcnbe Dörfer wetteiferten mit einander. Feste Straßen

8. Asien - S. 75

1916 - Leipzig : List & von Bressensdorf
Abb. 2, § 50. Turm des Schweigens, Bombay. (Aus einem Führer des Norddeutschen Lloyd, Bremen.) kommen, da das Zeuer heilig ist (Feueranbeter) und ebensowenig wie die Erde ver- unreinigt werden darf^. Niemand darf in die Türme hinein. „Nur ein Modell des Innern wird gezeigt, wie ein trichterförmig ausgehöhlter Mühlstein sieht's aus, dessen Boden vom Mittelpunkt der Grundfläche gegen die Peripherie zu ansteigt, parallel zur Eutzen- mauer laufen im Innern zwei konzentrische, niedrigere Kreismauern. Die drei so ge- wonnenen Abteilungen weisen radial angelegte, grabähnliche Vertiefungen auf. Die äußere Serie von Öffnungen, die breiteste, ist für Männer bestimmt, und hier kostet ein Platz 11 M. Der schmälere, mittlere Ring nimmt Zrauenleichen auf, der innere, ganz kleine, solche von Bindern, für die nur 4 M. bezahlt werden. Das Zentrum bildet eine Art Brunnenschacht. Nachdem die Geier ihr Mahl beendet haben, werden die kahlgenagten Knochen dort hinabgeworfen. Da zerfallen sie unter dem Einfluß der dörrenden Sonne in Staub, und nach dem Sommerregen fließt die breiig gewordene Masse in Abzugskanäle ab. Sie passiert zuerst eine Schicht aus Kohlen, dann eine zweite aus Kiesel, die beide ein- mal im Jahre gewechselt werden." Auf diese Weise soll der Verunreinigung des Erd- reichs vorgebeugt werden. Die Frage, ob die „Aussicht von Geiern gefressen zu werden, nicht ihr Leben verbittere, weisen die parsen mit der Gegenerkundigung zurück: ob es denn nicht viel widerlicher, unreinlicher sei, von Würmern angenagt, jahrelang zu verwesen?" Gern möchten die Europäer und Inder, die in dem üppigen Grün der Ab- hänge und des Fußes ihre Landhäuser errichtet haben, die unheimlichen Türme beseitigt wissen, aber die parsen sind reiche Handels- und Industrieherren, stiften dauernd große Summen für öffentliche Zwecke und gehören deshalb zu den einflußreichsten Kreisen der Stadt, so daß ein vorgehen gegen sie ganz aussichtslos ist. — Der Ausblick von dem Berge herab zählt zu den schönsten der Erde: zu den Füßen Parks und Gärten mit einer üppigen, tropischen Pflanzenwelt, belebt durch das Weiß zahlreicher Landhäuser,' im Westen das endlose, unter der Tropensonne in lebhaftem Blau erstrahlende Meer mit seinen Dampfern und Seglern' im Dsten, über die Lucht hinweg, welche die beiden 1 Um das Feuer nicht zu entweihen, meiden die parsen auch das Nauchen.

9. Bd. 2 - S. 57

1903 - Langensalza : Greßler
57 Drachen geschmückt sind. Der hauptsächlichste Raum in diesem Palast ist der Salon der hundert Matten, welcher eben seinen Namen von diesen hundert Matten erhalten hat, die nach dortigem Gebrauch seinen Fußboden bedecken. Der Salon ist 200 Meter breit und 100 Meter lang; die ihn stützenden Säulen, sowie die Decke sind aus dem Holze von Zedern, Kampferbäumen und anderen seltenen und wert- vollen Holzarten gefertigt. Die einzigen Mobilien, die der Saal eut- hält, sind diese hundert weißen mit Goldsransen eingefaßten Matten. Hier versammeln sich bei feierlichen Gelegenheiten die Prinzen, die Hofstaaten und die Spitzen der Militär- und Zivilbehörden des Reiches, während der Kaiser selbst seine Audienzen in einem weniger geräumigen Saal erteilt, wobei er auf einem höchst kostbaren Teppich ruht. Der Palast wird von einem sehr hohen, viereckigen Turm über- ragt, der das Zeichen der höchsten Würde ist und in Ueddo allen anderen Prinzen aus ihre Paläste zu bauen streng untersagt ist. Da- gegen genießen letztere die Gerechtsame, ähnliche Türme aus ihrem Grund und Boden führen zu dürfen. Der Turm des kaiserlichen Palastes besteht aus zahlreichen Stockwerken, die alle prächtig ver- ziert sind. Nach diesem Palast erster Klasse ist derjenige von Onnay der bewunderungswerteste, da er sich nicht allein seiner herrlichen, und berühmten Gartenanlagen, den schönsten in ganz Japan, sondern auch besonders seiner großartigen Konstruktion, seiner Größe und seines Reichtums wegen auszeichnet. Der Palast von Onnay besteht aus vier Hauptgebäuden, welche einen Hof von rechtwinkeliger Form bilden, in dessen vier Ecken sich Türme von vier Stockwerken erheben, von denen immer das nächst höhere kleiner und zurückgezogener gebaut ist, als das untere, auf welchem er ruht, so daß wir hierdurch die in Europa unter dem Namen „japanischer Turm" bekannte Bauart erhalten. Vor der Hauptfront liegt eine ungeheure Freitreppe, welche auf ihrer Hälfte von einem Triumphbogen geziert und überwölbt wird, dessen Bauart zu der schwierigsten und bedeutendsten japanischen Baukunst gehört und jedem Baumeister das größte Lob eintragen würde. Der größte Teil der Paläste der Prinzen-Statthalter bildet kleine Festungen für sich. Der merkwürdigste dieser Art mag der Palast von Firando sein, der in ganz Japan als ein Wunderbau angesehen wird. Er ruht auf der höchsten Spitze eines einzelstehenden Felsen- blockes von bedeutender Höhe und besteht aus einem Turm von meh- reren Stockwerken, der wegen der Vielfältigkeit seiner Dächer eine ge- wisse Ähnlichkeit mit den chinesischen Pagoden zeigt. Ein breiter Wallgraben und eine hohe Mauer mit zahlreichen Wachttürmen ver- decken dem Feinde diese Art von Zitadelle. Die japanischen Wohnhäuser haben nur zwei Geschosse, von denen das erste Läden oder Werkstätten nach der Straße hinaus hat. Um

10. Allgemeines, außereuropäische Welttheile - S. 67

1879 - Gütersloh [u.a.] : Bertelsmann
Asien. E. Südasien. 1. Vorderindien. 67 wie Beuares von zahlreichen Pilgern aufgesucht, mit starker für uneinnehmbar geltender Cit.idelle. Bedeutende Baumwollfabrikation und Handel. Im Nw. Lückuow" (285 000 E.), einst Hauptstadt eiues Königreichs und zuletzt glanzvollste Residenz einheimischer Fürsten; jetzt Fabrik- und Hau- delsstadt, Knotenpunkt von Eisenbahnen; bemerkenswerth die Fülle von Ele- phanten. An der Dschamna: Agra (150 000 E.) in sandiger Gegend, die nach Zerstörung der Bewässerungsanstalten immer öder geworden ist, einst blühende mohammedanische Residenz, mit einer stark befestigten Citadelle, zahlreichen Bauten, darunter das köstlichste Grabdenkmal Indiens, das als das großartigste aller Zeiten gilt. Höher hinaus Delhi (154000 E.)^) mit dem noch großentheils erhaltenen Palast des Großmoguls, aus dem jedoch der persische Eroberer Nadir Schah den berühmten auf 120 Mill. M geschätzten mit Golo und den kostbarsten Edelsteinen geschmückten Pfauenthron geraubt hat. Er soll damals überhaupt c. 750 Mill M an Schätzen erbeutet haben. Auch die nahen herrlichen Gärten jetzt verfallen. 3. Das Jndusgebiet umfaßt das Pandfchäb (das frühere Reich der Sikhs) und Sind h. Im Pandfchäb, das durch feine dem Angriffe zuerst ausgesetzte Lage im N., den lebhaften Verkehr auf der Kabülstraße, seinen Ackerbau und seine Zucht au Schlachtvieh und Kameelen große Bedeutung hat, liegt Lahvr (100 000 E.) in fruchtbarer, gartenreicher Umgebung^), eng, schmutzig, uneben, doch ein Eisenbahnknotenpunkt, lebhafte Handels- und Ge- werbstadt (Waffenfabrikation!). Im Kabülthal: Pifchäwar (60 000 E.), Haudelsplatz unterhalb der durch ein Fort geschützten Chaiberpäffe, in frucht- barer, namentlich an Edelfrüchten überaus reicher Gegend, der einzige Ort im S. des Himaaya, an dem noch Schnee fällt. In der Landschaft Sindh liegt Haidarabzd (41000 E. - Löwen- stadt) am Indus, wo dessen Delta beginnt, auf einer Jndusiufel, befestigt, Industriestadt, als Handelsplatz dadurch beuachtheiligt, daß der Indus zu wenig schiffbar ist. 4. Au der Westküste: Suräte (70 000 E.) am unteru Tapti, wo sich zahlreiche Parsi aufhalten, mit Hospitälern für Affen, Vögel, Schildkröten, Wanzen, Läuse und andere Jnsecten. Südlicher Bombay (-- gute Bai; 650 000 E.) auf der Südspitze der gleichnamigen Insel, Sitz eines Gouver- neurs, durch eine Citadelle geschützt, mit gutem, fast vor alleu Winden geschütztem Hafen, Haupteinfuhrplatz für Waaren Persiens, Arabiens, Afrikas, im Verkehr mit Europa nur hinter Calcutta zurückstehend, welches es an Zahl der Schiffe übertrifft, zugleich ein Hauptstapelplatz für Waaren Indiens, felbst Hinterin- diens (namentlich viel Baumwolle ausgeführt). Als Fabrikanten und Kaufleute spielen Parsi (c. 20 000) die erste Rolle, die hier auch einen großen Tempel haben. In der Nähe die durch ihre Bauten berühmten Inseln Elephanta und Salsette, letztere durch eine Brücke mit der Insel Bombay verbunden^). 5) Es ist eine der schicksalsreichsten Städte. Erbaut an Stelle des alten Jndra- prast ha war es zuerst hochberühmte Residenz eines Hindureichs, dann des Ghasna- vldenreichs, zuletzt des Großmoguls. 6) Es war einst Residenz des Großmoguls, dann des Herrschers der Sikhs; die ganze Umgegend voll von Ruinen. 7) südlicher, im W. des Nilagiri Kalikut, wo einst Vasco de Gama landete. 5*

11. Großes Lehrbuch der Geographie - S. 235

1902 - Breslau : Hirt
Japan. 235 B. Gst-Asien. 7. Kaiserreich Japan (Nippon). [417 000 qkm, 46,5 Will. E-, 114 aus 1 qkm.) Das Jnselreich Japan, durch das stürmische Japanische Meer vom Fest- lande Asiens getrennt, durch zahlreiche Klippen, Strudel und Sandbänke ein- gehegt, erstreckt sich von 22° bis 51° N. Es ist überwiegend gebirgig, ein Hauptherd in der großen Vulkanreihe, die von- den Suuda-Jnseln nach Kamtschatka zieht, und erfährt jährlich mindestens 500 Erdbeben. Von japanischen Pilgern und Europäern wird viel besucht der 3750 in hohe, groß- artige, auf den landschaftlichen Darstellungen der Japaner unablässig wieder- kehrende Fuschijama, der jetzt erloschen zu sein scheint. Von ihm aus über- blickt man einen großen Teil des Jnselreiches, ähnlich wie der Snowdon einen Blick auf die verschiedenen Teile des britischen gewährt. Durch die breite Bruchspalte, die sogen. fossa magna, in der Nähe des Fuschijama, werden die Gebirge der Hauptinsel in eine n. und eine s. Abteilung geschieden. Das Klima, im ganzen ozeanisch, ist gesund und wärmer als ans dem gegenüber- liegenden Festlande, ..da die Jnselküste sich der warmen Meeresströmung erfreut, die eine Fortsetzung der N.-Äquatorialströmung ist und von den Japanern Kuro-Schio id. h. dunkle Salzflut) genannt wird. Die Masse der größern Inseln hat deshalb auch nur 20° jährlicher Wärmeschwankung aufzuweisen, gegenüber 30" auf dem benachbarten chinesischen Festlande. Der S. liegt unter der Jahresisotherme von 16, die Kurilen aber bereits unter der von 4°. Die Wärme-Abstufungen auf den etwas nördlicher ge- legenen britischen Inseln sind geringer. Die im S. stark subtropische Pflanzen- welt schwindet mit dem Vorrücken nach N., immergrüne Bäume und Sträucher berühren sich mit den sommergrünen; im S. noch Palmen und Affen, im N. Büren und Hirsche. Die Tierwelt weist ferner den Riesensalamander und den Alpenhasen auf, die reiche Pflanzenwelt aber die Kamelie, den Kampfer- und den Lackbaum und manch anderes nützliches Kulturgewüchs: Teestrauch, Bambus, Baumwolle, Maulbeerbaum, Reis, Sorghohirse, Getreide, Iamsmurzel usw. — Die auffallende Ähnlichkeit der Lage und Umrisse mit den britischen Inseln ergibt sich aus der Karte. Das Land ernährt ein heiteress freundliches, wenn auch nicht sehr arbeitslustiges Volk, das im Besitz aller Bedürfnisse eines verfeinerten Lebens sämtliche Versuche der Europäer, bleibenden Fuß auf dem Jnselreiche zu fassen, lange Zeit beharrlich abwies. Seit etwa 40 Jahren hat es aber wie im Innern so im Verhalten zum Auslande sich in erstaunlicher Weise umgestaltet; es sind die Häsen Jokohäma, Kobe, Nagasaki, Niigäta und Hakodäte, dazu 10 kleinere, sowie die beiden Großstädte Tokio und Osaka dem auswärtigen Handel vertragsmäßig geöffnet, wie denn überhcutpt Japan als junge asiatische Großmacht immer selbsttätiger in den Weltverkehr eintritt und die abendländische Kultur immer mehr Eingang findet. Negierung und Verwaltung, das Kriegswesen, das unter allen Neuerungen am besten entwickelt ist, und die Bildungs- anstalten werden nach europäischem Muster eingerichtet, das in überstürzter Hast auch auf das gesellschaftliche Leben übertragen wird, und die gelehrigen Japaner finden sich leicht in den neuen Verhältniffen zurecht. Die große Masse des Volkes steht den neuen Gedanken freilich innerlich noch fremd gegenüber. Die Japaner sind äußerlich liebenswürdiger und reinlicher als die Chinesen, aber prahlerisch und überhebend, dabei wenig zuverlässig. — Die Deutschen besitzen das Niederlassungsrecht für das ganze Reich. Bevölkerung. Die Bewohner gehören zur mongolischen Rasse und stehen in ihrer Schädelbildnng beit Chinesen nahe, haben aber eine mehrsilbige Sprache. Sie wanderten vom Festlande ein und verdrängten eine ältere Bevölkerung, höchst wahrscheinlich die Aino, die sich jetzt nur noch ans Jeso, den Kurilen und dem s. Teil der Insel Sachalin behaupten; auch die

12. Länderkunde der außereuropäischen Erdteile, Die deutschen Kolonien, Vergleichung mit den Kolonialgebieten anderer Staaten - S. 53

1910 - Leipzig [u.a.] : Teubner
Der ostasiatische Inselbogen. 53 des Fudschijäma (3700 m), der seit 200 Jahren keinen Ausbruch mehr erlebt hat (Abb 24). Freilich deuten auch zahlreiche Geiser und heiße Quellen auf die vulkanische Beschaffen- heit des Lodens hin. Sachalin, eine langgestreckte Insel von der Größe Bayerns, nur durch eine schmale und flache Meeresstraße vom Amurland getrennt, und die Kurilen, welche nach Kamtschatka hinüberleiten, begrenzen das (Dchotskische Meer. Trotz der ungeheuren Breite (entsprechend der Entfernung von der inneren Sahara nach Mitteldeutschland) ist das ganze Gebiet noch nicht so groß wie Deutschland (500 000 qkm). Ii. a) Kllgemeinbetrachtung. Japan, das Land der aufgehenden Sonne. Japan war bis zum Jahre 1868 im wesentlichen ein Land des Ackerbaues wie China, wenn es auch gleichfalls eine bewundernswerte kunstgewerbliche Hausindustrie (tack-, Porzellan-, Seidenarbeiten) entwickelte. Die Enge des anbaufähigen Bodens, die verein- zelte Lage und die Überlegenheit des chinesischen Nachbars schien dastand zur Ohnmacht zu verurteilen. Das Reich des Sonnenaufgangs (Nippon — Sonnenaufgang) bekam aber von 0 den Hnstoß zu einer gänzlichen Umgestaltung seiner Verhältnisse. Als die Ameri- kaner den Japanern einen Handelsvertrag aufzwangen, traten sie völlig aus ihrer bis- herigen Abgeschlossenheit heraus. Mit einer umfassenden Öffnung des Landes für die neuzeitliche Kultur begann auch ein fabelhafter Kufschwung des Wirtschaftslebens. Mit schneller Auffassungsgabe und wunderbarem Nachahmungsgeschick verstanden die Iapa- ner, sich die technischen Erfindungen des Abendlands zunutze zu machen, so daß neben dem alten Hausgewerbe ein neuzeitliches Großgewerbe (Baumwollspinnereien, Eisen- und Stahlwarenfabriken) auf Grund der heimischen Bodenschätze aufblüht. Ausgezeichnete Handelslage. Durch die nach allen Richtungen hin offene Lage Japans wurde die Betätigung der Bewohner auf den Seeverkehr gelenkt. Die räumliche Ausbreitung der Inselgirlande ermöglicht einen maßgebenden Einfluß auf den Verkehr der drei Nandmeere. vor allem eröffnet die Nachbarschaft des erzeugnis- und volkreichen Ehinas und die bequeme Schiffahrtsverbindung nach Melanesien und Polynesien, sowie nach Australien und den vereinigten Staaten dem japanischen Welthandel glänzende Aus- sichten. Schon heute unterhält Japan regelmäßige Dampferverbindung mit den Hafen- plätzen dieser Länder, sowie mit Bombay, Marseille, Antwerpen und London. Durch diesen Handelswettbewerb bildet Japan für Europa „die gelbe Gefahr". b) Einzelbetrachtung. Der vulkanische Verwitterungsboden Japans ist ziem- lich ergiebig, und das Klima der vom Kuro Schio umspülten Inseln ist feucht und mild, da der Sommermonsun sich an den Gebirgshöhen abregnet und die Kälte des Winter- windes durch den warmen Meeresstrom gelindert wird. So ist auch jetzt noch in Japan der Ackerbau die wirtschaftliche Grundlage der Bevölkerung. Freilich ist die bestellte Flur auf die Talsohlen und flachen Gehänge beschränkt, während die höhen mit Wäl- dern bedeckt sind (B.-A. 24). In der klimatisch begünstigteren Südhälfte (bis zur Mitte der Hauptinsel) zeigen die Waldungen mit Palmen und verschiedenen Bambusarten, die zur Kunsttischlerei die Anregung gaben (B.-A. 25), noch manchen tropischen Zug; tropisch ist auch der auf Formosa trotz jahrelangen Naubbaus noch weit verbreitete Kampferbaum, aus dessen zerkleinertem holz in Ofen der Kampfer in Massen für die Ausfuhr gewonnen wird. In der Haupt- fache besteht aber die Vegetation aus arten- und blumenreichen, immergrünen Gewächsen (Azaleen und Kamelien, dazu die Lieblingsblume der Japaner, die Chrysantheme, ein Staudengewächs) (B.-A. 26). Auf den Hügel- und Berglandschaften namentlich im mitt- leren hondo wechseln mit vereinzelten Tabakpflanzungen umfangreiche Teegärten (Abb. 25)

13. Die fremden Erdteile (Fortsetzung): Asien, Amerika, Australien, Übersicht über die allgemeinen erdkundlichen Erscheinungen - S. 33

1911 - Leipzig [u.a.] : Teubner
Der ostasiatische Inselbogen. 33 des Fudschijäma (3700 m), der seit 200 Jahren keinen Ausbruch mehr erlebt hat (Abb. 1 7). freilich deuten auch zahlreiche Geiser und heiße Quellen auf die vulkanische Beschaffen- heit des Bodens hin. Sachalin, eine langgestreckte Insel von der Größe Bayerns, nur durch eine schmale und flache Meeresstraße vom Amurland getrennt, und die Kurilen, welche nach Kamtschatka hinüberleiten, begrenzen das Ochotskische Meer. Trotz der ungeheuren Breite (entsprechend der Entfernung von der inneren Sahara nach Mitteldeutschland) ist das ganze Gebiet noch nicht so groß wie Deutschland (500 000 qkm). Ii. a) Allgemeinbetrachtung. Zapan, das Land der aufgehenden Sonne. Japan war bis zum Jahre 1868 im wesentlichen ein Land des Ackerbaues wie China, wenn es auch gleichfalls eine bewundernswerte kunstgewerbliche Hausindustrie (Lack-, Porzellan-, Seidenarbeiten) entwickelte. Die Enge des anbaufähigen Bodens, die verein- zelte Lage und die Überlegenheit des chinesischen Nachbars schien das Land zur Ohnmacht zu verurteilen. Das Reich des Sonnenaufgangs (Nippon = Sonnenaufgang) bekam aber von 0 den Knstoß zu einer gänzlichen Umgestaltung seiner Verhältnisse. Rls die Ameri- kaner den Japanern einen Handelsvertrag aufzwangen, traten sie völlig aus ihrer bis- herigen Abgeschlossenheit heraus. Mit einer umfassenden Öffnung des Landes für die neuzeitliche Kultur begann auch ein fabelhafter Kufschwung des Wirtschaftslebens. Mit schneller Auffassungsgabe und wunderbarem Nachahmungsgeschick verstanden die Iapa- ner, sich die technischen Erfindungen des Abendlands zunutze zu machen, fo daß neben dem alten Hausgewerbe ein neuzeitliches Großgewerbe (Baumwollspinnereien, Eisen- und Stahlwarenfabriken) auf Grund der heimischen Bodenschätze aufblüht. Ausgezeichnete Handelslage. Durch die nach allen Richtungen hin offene Lage Japans wurde die Betätigung der Bewohner auf den Seeverkehr gelenkt. Die räumliche Ausbreitung der Inselgirlande ermöglicht einen maßgebenden Einfluß auf den Verkehr der drei Randmeere. vor allem eröffnet die Nachbarschaft des erzeugnis- und volkreichen Ehinas und die bequeme Schisfahrtsverbindung nach Melanesien und Polynesien sowie nach Australien und den vereinigten Staaten dem japanischen Welthandel glänzende Aus- sichten. Schon heute unterhält Japan regelmäßige Dampferverbindung mit den Hafen- Plätzen dieser Länder sowie mit Bombay, Marseille, Antwerpen und London. Durch diesen Handelswettbewerb bildet Japan für Europa „die gelbe Gefahr". b) Einzelbetrachtung. Der vulkanische Verwitterungsboden Japans ist ziem- lich ergiebig, und das Klima der vom Kuro Schio umspülten Inseln ist feucht und mild, da der Sommermonsun sich an den Gebirgshöhen abregnet und die Kälte des Ivinter- windes durch den warmen Meeresstrom gelindert wird. So ist auch jetzt noch in Japan der Ackerbau die wirtschaftliche Grundlage der Bevölkerung. Freilich ist die bestellte Flur auf die Talsohlen und flachen Gehänge beschränkt, während die höhen mit Wäl- dern bedeckt sind (B.-A. 17). In der klimatisch begünstigteren Südhälfte (bis zur Mitte der Hauptinsel) zeigen die Waldungen mit Palmen und verschiedenen Bambusarten, die zur Kunsttischlerei die Anregung gaben (B.-A. l 8), noch manchen tropischen Zug; tropisch ist auch der auf Formosa trotz jahrelangen Raubbaus noch weit verbreitete Kampferbaum, aus dessen zerkleinertem holz in Ofen der Kampfer in Massen für die Ausfuhr gewonnen wird. In der Haupt- fache besteht aber die Vegetation aus arten- und blumenreichen, immergrünen Gewächsen (Azaleen und Kamelien, dazu die Lieblingsblume der Japaner, die Chrysantheme, ein Staudengewächs) (B.-A. 19). Auf den Hügel- und Berglandschaften namentlich im mitt- leren hondo wechseln mit vereinzelten Tabakpflanzungen umfangreiche Teegärten (Abb. 18) Steinhauff-Schmidt, Erdkunde, flusg. M. Iv. 3

14. Bd. 2, Ausg. B - S. 341

1903 - Halle a. d. S. : Schroedel
— 341 — Inseln. Die Hauptinsel ist Hondo (— Hauptteil), auch Nippon ge- nannt. Nördlich derselben liegt Jeso, s. die Inseln Schikökn (= Vier- land) und Kiuschiu (= Neuulaud, Land der 9 Provinzen). Im N. bilden die Kurilen eine langgestreckte Jnselbrücfe nach Kamtschatka, im <3. reicht die Liuklu-Gruppe bis nach Formosa hin, das seit dem letzten japanisch-chinesischen Kriege (1895) auch zu Japan gehört. Die ganze langgestreckte Inselkette umlagert in eiuem flachge- krümmten Bogen die Ostküste Asiens und wird von derselben durch das stürmische Japanische Meer getrennt. Außerdem tragen Klippen- küsten, Sandbänke, reißende Meeresströmungen und orkanartige Winde zur Isolierung des Inselstaates bei. — Die Inseln sind durchweg gebirgig und der Hauptherd in der großen Vulkanreihe, welche sich von den Suudainseln bis nach Kamtschatka hinzieht Am höchsten erhebt sich der anscheinend erloschene Vulkan Fudschijama (gegen 3 750 m). Obwohl viele der hohen Gipfel auf Nippon und Jeso bis spät in den Sommer hinein ansehnliche Schneefelder tragen, auch wohl bei manchen Bergen einzelne Schneestreifen Jahre durchdaueru, erreichen die Gebirge doch nicht die Schneegrenze. Da sie im allgemeinen aus Urgestein und alten Schiefern bestehen, die von vulkanischen Gebilden vielfach durch- brocheu, überlagert und garniert werden, so weisen sie zwar ansehnliche Gipfel, aber nur niedrige Kämme und bequeme Pässe auf. Die Ent- Wickelung der Kämme folgt in der Regel der Längsachse der Inseln, sodaß selbst auf Hondo die zahlreichen Flüsse den Charakter von Küstenflüssen tragen. Das Klima ist ozeanisch, und da die Ostküste von einer warmen Meeresströmung, dem Kuro-Schio (= Schwarzer Strom) bespült wird, ist es erheblich wärmer als auf dem gegenüberliegenden Fest- lande. Im So., der noch unter dem Einfluß der Monsune steht, gedeihen Reis, Tee, Baumwolle, Tabak, Kampferbcium, Maulbeer- bäume u. a. tropische und subtropische Nutzpflanzen. Nach N. zu nimmt die Wärme schnell ab. Im S. noch Palmen und Affen, im N. Nadelhölzer und Bären. — An mineralischen Schätzen hat Japan besonders viele Edelmetalle, Steinkohlen- und Schwefellager. 2. Die Bewohner. Die Japaner gehören zu den Mongolen- artigen Völkern. Sie verdrängten wahrscheinlich bei ihrer Ein- Wanderung die dunkelbraunen, haarigen Ainos, die sich jetzt nur noch auf Jeso, dem s. Sachalin und den Kurilen in einer Stärke vou ca. 30000 Köpfen erhalten haben, dem Aussterben aber rasch entgegen gehend) Von den Chinesen unterscheiden sich die Japaner durch ihren schlanken Bau, ihren Sinn für Reinlichkeit, ihr lebensfrohes, offenes Gemüt und ihre mehrsilbige Sprache. Auch siud sie für fremdes Wesen viel zugänglicher als die Chinesen. Die alte Religion, die sich jetzt vorzugsweise nur noch bei den Vornehmen findet, ist der Sinto- knltns, eine Art Ahnenverehruug mit einer umfangreichen Pflichten- lehre. Die große Volksmasfe bekeuut sich indes zum Buddhismus. *) In der Zeit von 1895—96 hat allerdings eine Volksvermehrung statt- gefunden.

15. Außereuropäische Erdteile - S. 256

1914 - Leipzig : Wunderlich
— 256 — Wollenstaude, des Brotfruchtbaumes, des Pisangs (Banane!), vieler wertvoller Palmen (Kokospalme, Sagopalme) und Ge- würze (Pfeffer, Zimmet, Ingwer, Gewürznelke, Muskatnuß). Es liefert auch nützliche Hölzer (Tiekholz, Ebenholz) und kost- liche Spezereien (Weihrauch). 2. Auch die Tierwelt ist vielgestaltig. Am reichsten an Tieren ist Indien. Es beherbergt zahlreiche Affenarten, Elefanten, Nashornarten, Tiger, Büffel, farbenprächtige Vögel (Pfau!), Krokodile, riesige Schlangen, zahllose schön gefärbte Insekten. — Sibirien ist reich an Pelztieren und Fischen. China ist die Heimat des Goldfisches und der Seidenraupe. 3. Auch an Mineralien ist Asien reich. Seine Schätze an Edelmetallen und Edelsteinen waren schon im Altertum berühmt. In der neueren Zeit hat man nun auch riesige Kohlenlager entdeckt. (Indien, China, Sibirien.) Freilich werden die reichen Bodenschätze des Erdteils noch wenig ausgenützt. Einen geordneten und ergiebigen Bergbau finden wir nur in den Landschaften, in denen sich Europäer ange- siedelt haben. (China, Japan, Sibirien, Indien, Kleinasien.) Vi. Die wichtigsten Erwerbsquellen der Bevölkerung Asiens sind 1. Ackerbau und Viehzucht. Der Ackerbau wird vielfach mit Hilfe künstlicher Bewässerung betrieben und liefert hauptsächlich Reis, Baumwolle, Tee, Kaffee, Tabak, Zucker- rohr und Gewürze. — Die Viehzucht liefert große Mengen Seide, Wolle, Häute und Felle. 2. Die Industrie steht trotz des Reichtums an Rohprodukten und an Kohle noch auf keiner hohen Stufe. Zwar liefern Kleingewerbe und Hausindustrie dem Weltmarkt wichtige Erzeugnisse (Die Porzellane, Lack- und Elfenbeinarbeiten Chinas und Japans, die Teppiche Indiens, Persiens und Kleinasiens!), die Großindustrie aber ist nur in Japan und Vorderindien nennenswert. (Baumwoll- und Seidenindustrie!) 3. Der Handel liegt zum größten Teil in den Händen der Europäer. Die wichtigsten Handelsplätze sind Smyrna, Bombay, Kalkutta, Bangkok, Singapur, Hanoi, Batavia, Manila, Kanton, Schanghai, Tientsin, Jokohama und Nagasaki. — Deutschland bezieht ans Asien hauptsächlich Reis, Rohbaumwolle, Tabak, Kaffee, Tee, Zinn, Gold, Kupfer und Graphit. Vii. Bevölkerung. Asien ist der Wohnsitz dreier Rassen. Der größere Teil der Bewohner gehört der mongolischen Rasse an (Norden und Osten), ein kleinerer Teil der mittelländischen (Südwesten), der kleinste der malaiischen Rasse (Südosten). —

16. Landschaftliche Charakterbilder der hervorragendsten Gegenden der Erde - S. 254

1885 - Leipzig [u. a.] : Spamer
254 Asien. begünstigt. Die Oberfläche des Bodens besteht aus einer Lage von Schlamm; Gras oder andres Grün zur Bekleidung des Bodens fehlt gänzlich, da selbst die niederen Rohrgewächse dünne und an den unteren Teilen blattleere Stiele haben. Schönes, gleichmäßiges Grün ermangelt, wenn man von der frühesten Entwickelung der Saaten absieht, überhaupt dem ganzen Bengalen. Was das Mündungsdelta weiter anlangt, so fehlen als Hintergrund seiner zahlreichen Arme auch die malerischen Hügel gänzlich, die z. B. am Hasen von Bombay sich finden; dagegen sieht man, je mehr man sich der Hauptstadt nähert, die Zahl der prächtigen Gebäude fortwährend wachsen und die Ufer verschönen. Nicht minder geschieht dies auch durch sogenannte „Ghats", welche sich an den Ufern entlang ziehen und teilweise von fürstlichen Familien der indischen Provinzen als Landungsstellen für kleinere Schiffe oder als Badeplätze errichtet worden sind. Der Eindruck, den die Hngliufer machen, ist ein sehr verschiedenartiger. Die Reisenden, welche direkt von Europa kommen und hier zum erstenmal eine indische Landschaft erblicken, find mit Recht entzückt von Bildern, wie sie dem Auge bei der Annäherung an Kalkutta zu teil werden, während andre, die aus dem Landwege von Bombay nach Madras farbigere Bilder geschaut haben, nicht eineu so bedeutenden Eindruck gewinnen. Weiter östlich von dem Hugli findet sich der Matlaarm, welcher weniger gefahrvoll beim Eintritt der See und viele Kilometer weiter als der Hugli für Seeschiffe benutzbar ist. Das östliche Bengalen ist durch die gemeinsame Bewässerung des Ganges und Brahmaputra ein besonders üppiges Gebiet, aber auch in dem mittleren Bengalen, unmittelbar nördlich von Kalkutta, zeigt sich sehr deutlich in Kultur und Vegetation das Charakteristische für ein mäßig heißes Terrain, in welchem zugleich periodische Überschwemmungen oder doch hohes Steigen des Grund- Wassers den Boden stets sehr feucht erhält. Dies ist meist auch noch weiter landeinwärts in der Nähe der großen Stromlinien der Fall. In den Ebenen zu beiden Seiten des Ganges finden sich noch Palmen, wenn auch gegen das Innere zu deutlich geschützt durch Kultur. Nähert mau sich den Gebirgsgruppen im Süden, so verschwinden die Palmen bis auf seltene Spuren am Gebirgs- raude sehr rasch, und in solchen Lagen wird der landschaftliche Charakter von Bengalen wesentlich verschieden von solchen Formen, wie man sie in heißen Klimaten zu finden gewohnt ist. Eine üppige tropische Vegetation darf man nur da erwarten, wo das Meer nicht fern ist oder wenigstens ein großer Fluß vorüberfließt. Wälder, selbst kleinere Baumgruppen, wenn sie nicht zugleich ihrer Früchte wegen kultiviert werden, sind in den unteren Teilen Bengalens selten, da die Feldkultur sehr ausgedehnt und sehr mannigfaltig ist; in Hindostan find Obsthaine etwas häufiger. Die Feldkultur Bengalens hat viel von euro- päifchem Feldbau Verschiedenes, indem dort namentlich auch Indigo, Opium und Hanf gebaut werden.

17. Für die Oberklassen - S. 113

1857 - Leipzig : Wöller
113 Die Palmen sind höhst nützliche Gewächse. Das Mark, welches oft den größten Theil des Stammes ausmacht, liefert bei vielen Arten ein vortreffliches Mehl. Die ausgehöhlten Stämme haben ein steinhartes Holz und dienen nicht bloß zum Bauen von Wohnungen, sondern auch als Schiffsmasten. Die großen Blätter werden zum Decken der Häuser. zu Schi» men u. dgl. benutzt und geben auch.fasern zu allerhand Geweben. Aus den abgeschnittenen Blumenscheiden fließt ein wohlschmeckender Saft, wo- raus der Palmwein bereitet wird. und die Früchte sind meistens eßbar. Für die Bewohner der heißen Erdgegenden sind die Palmen von der größten Wichtigkeit. Ganze Völker nehmen von denselben nicht nur ihre vorzüglichsten Nahrungsmittel, sondern auch das Material zu Kleidungen. Wohnungen und zu allerlei Geräthen. Der Palmzweig gilt seil den äl- testen Zetten als das Zeichen des Friedens, des Segens und der Kraft. Von den zahlreichen Arten der Palmen gehören folgende zu den nützlichsten. chlll. D i e D attel p a l me wächst im ganzen nördlichen Afrika, wird aber auch in Sicilicn und andern südlichen Ländern von Europa ange- pflanzt. Sie kann 100 Fuß hoch werden, ein Alter von 200 Jahren er- reichen und trägt an ihrer Spitze eine Krone von gefiederten, 5—6 Fuß langen Blättern, zwischen denen die großen, hängenden Blüthenrispen aus einer lederartigen Scheide hervorbrechen. Die Früchte, etwas größer als eine Eichel, reifen in großen Büscheln, oft an 200 beisammen, sind röthlichbraun und haben um einen harten Kern herum ein pflaumenarti- ges, honigsüßes Fleisch, das ein Hauptnahrungsmittel der ärmeren Volks- klasse von Arabien und Nordafrika ausmacht. Eine Mißernte der Datteln ist für jene Länder ein eben so großes Unglück, als bei uns ein Fehljahr der Kartoffeln und des Getreides. fflsä. Die Sagopalme kommt vorzüglich auf Malabar und in Japan vor. Sie wird 30—40 Fuß hoch. Der Stamm besteht auö einer etwa zwei Zoll dicken Rinde und einer großen Menge schwammigen Mar- kes. welches Gott den Bewohnern jener Länder statt des Getreides gege- den hat. Man gewinnt nämlich aus demselben das vorlreffliche'sago- mehl. woraus man Brod bäckt und Suppe kocht. Die kleinen durchsichtigen Körnchen, welche man bei uns unter dem Namen Sago gewöhnlich in Suppen ißt, werden in Europa aus Kartoffelmehl bereitet, sind aber fast eben so gut. als der echte Sago. Eine Palme gibt mehre Zentner Mehl, und von diesen Bäumen gibt es unermeßliche Waldungen. Auch ihre Früchte sind eßbar, und aus den jungen Blättern wird ein Gemüse, wie bei uns der Kohl, bereitet. ff 123. Die Kokospalme hat ihre Hermath zwischen den Wende- kreisen in Asien und Afrika, von wo sie auch in die heißen Länder Amcrika's verpflanzt worden ist. Die erhebt sich mit geradem, schlankem Wüchse bis zu einer Höhe von hundert und mehr Fuß, ist 1—2 Fuß dick und an ihrer Hpitze breitet sich eine prachtvolle Krone von gefiederten Blättern aus. an deren Grund die gelblichen, wohlriechenden Blüthen in Trauben hervorkommen. Die ausgewachsenen Früchte, die Kokosnüsse, sind von der Größe eines 'Menschenkopfes und schließen in einem dichten faserigen Ge- webe eine harte Nuß ein, worin sich ein nahrhafter Kern ausbildet. Ehe die Früchte völlig reif sind, enthalten sie eine milchige Flüssigkeit, die Kokosmilch, welche sehr erfrischend und in solcher Menge vorhanden ist. daß ein Mensch aus einer einzigen Nuß sich satt trinken kann. Dieser Milchsaft verdickt sich allmählich zu einem Mark und wird endlich ein fester Kern. Aus dem Mark kocht man Oel. das man an Speisen thut," wie bei uns die Butter; auch bereitet man daraus Seife. Winter, Lesebuch Ii. g

18. Heimatkunde von München und Umgebung in Wort und Bild - S. 100

1912 - München : Kellerer
Halbkreis gebauter Säulengang mit vielen Familiengräbern und den Leichensälen. In diesen sind die Leichen bis zu ihrer Beerdigung unter blühenden Pflanzen und grünen Gewächsen aufgebahrt. Eine offene, mit Kuppeln überwölbte Vorhalle führt in die neue Abteilung, die vor ungefähr 50 Jahren vollendet wurde. In der Mitte erhebt sich ein riesiges Kruzifix, das schönste Werk dieser Art. Durch die wachsende Bevölkerung in der immer größer werdenden Stadt erhöhte sich selbstverständlich die Sterblichkeit- zisser und so wurden neue Friedhöfe in verschiedenen Stadtteilen nötig, die dem alten südlichen weder an Größe noch an Schön- heit nachstehen. Auf der Höhe von An-Giesing dehnt sich der Ostliche Friedhof aus; im Bereich der Ludwigstraße finden wir den Nördlichen Friedhof. Ein weiterer Gottesacker, der Westfried- Hof, wurde bei dem Vororte Moosach augelegt. Wohl der schönste, so recht ein Ort der Ruhe und des Friedens dürfte der Wald- friedhof bei Holzapfelkrent sein. Angehörige der israelitischen Konfession ruhen in eigenen Friedhöfen Den alten israelitischen Gottesacker findest du in der Thalkirchnerstraße unter der Sendlinger Höhe. Der neue Friedhof an der Ungererstraße in Schwabing wurde erst vor einigen Jahren eröffnet. Auf dem Östlichen Friedhof wurde ein Krematorium, d. i. ein Verbrennungsofen für Feuerbe- stattungen, erbaut, wie es solche in vielen Staaten Deutschlands und des Auslandes gibt. Hier ist er noch nicht in Betrieb gesetzt worden. Besonders am Allerheiligentage ist jeder Gottesacker im Schmuck seiner Blumen und Lichter so recht zu einer schönen Gedenkstätte für die Toten umgewandelt und zahlreiche Besucher füllen die Gänge und Halleu, um bei den Abgeschiedenen zu beten oder ferner Toter zu gedenken. 44. König Ludwig I. darf mit Recht der zweite Gründer Münchens genannt werden, denn ihm verdankt München seine schönsten Bauten. Von seiner Regierungszeit an beginnt Münchens Ruf als Kunststadt. Fast jede große Straße Münchens trägt in einem Gebäude oder Denkmal ein Erinnerungszeichen an den kunstsinnigen Fürsten. Viele der bedeutendsten Künstler erhielten durch ihn in München eine Heimat und einen Wirkungskreis. Aber auch außerhalb seiner Residenzstadt betätigte sich sein Schönheitssinn. Zwei

19. Lesebuch für obere Classen in katholischen Elementarschulen - S. 303

1857 - Köln : DuMont-Schauberg
303 wenigsten achten. Wohl wäre zu wünschen, daß er auch in unserem Vaterlande weniger geachtet und geliebt würde; denn er ist nicht so gesund und gibt nicht so viel Kräfte, als die Suppen, die unsere Alten statt seiner genossen. Erst zu Ende des 17. Jahrhunderts ge- lang es dem fremden Eindringling, in Deutschland Aufnahme zu fin- den ; nunmehr aber dampft der braune würzige Trank auf allen Tischen bei Vornehm und Gering. In jetziger Zeit ist der Verbrauch des Kaffee's so groß, daß in jedem Jahre durchschnittlich 480 Millionen Pfund in den Handel kommen, wovon jährlich ungefähr 400 Millionen Pfund in Europa verbraucht werden. * 25. Die Palmen. Zu den großartigsten, schönsten und nützlichsten Pflanzen auf der Erde gehören die Palmen, welche in den Tropenländern von Asten, Africa und America ihre Heimath haben. Wegen ihrer Schönheit so- wohl als wegen ihres großen Nutzens waren sie von jeher hochgeschätzt. Im Alterthum galten sie als ein Bild des Segens und der Kraft und ihre Zweige wurden bei Festen als Zeichen der Ehre, des Sie- ges und der höchsten Freude getragen. Auch jetzt noch werden einem Geschenke, das man dort einander bringt, immer Palmzweige, als Zeichen der Freude und der Freundschaft, beigegeben. — Der schlanke Stamm der Palmen steigt 70 bis 100 Fuß hoch, gezeichnet durch die Narben der abgefallenen Blätter; die Kohl- und Wachspalmen er- reichen sogar eine Höhe von 180 Fuß. Die Blätter sind bei der Mehrzahl der Palmen an der Spitze des Stammes büschelartig zu- sammengedrängt. Ihre Anzahl ist zwar gering, allein dies wird durch ihre Größe ersetzt; denn es gibt Palmblätter, die 20 Fuß lang und 14 Fuß breit find, so daß zwölf Personen unter einem einzelnen Blatte gegen Regen und Sonnenschein sich schützen können. Diese riesigen Blätter neigen sich meistens in sanft geschwungenen Bogen niederwärts, unter ihnen treten die Blüthenknospen als große Kolben hervor. Die Blüthen erscheinen in Rispen, die gewöhnlich 3 bis 4, oft aber 30 Fuß lang sind, so daß sie einen ästigen Blumenstrauch oder Baum darstellen. Die Früchte sind durchgehends beerenartig, oder Steinfrüchte, oder Nüsse. Unter den sehr vielen Palmarten zeichnen sich durch ihren unschätzbaren Nutzen die Cocos- und die Dattelpalme aus. Diese erreicht ein Alter von 200 Jahren; der 60 bis 80 Fuß hohe Stamm wird drei Fuß dick und trägt eine Krone von 40 bis 80 Blättern, die 8 bis 10 Fuß lang und gefiedert find. Die Dattel- palme gewährt den Bewohnern der africanischen und arabischen Wü- sten den größten Nutzen; von ihren Kernfrüchten leben Mensch, Pferd und Kameel. Nur mit einem Vorrath von Datteln versehen, wagt die Karawane die Wüstenreise, und dek-Beduine kennt fast kein anderes Nahrungsmittel als Datteln, aus denen auch ein köstlicher Syrup, Wein und Essig bereitet werden. Die jungen Gipfelknospen, so wie

20. Tier-Geographie - S. 100

1893 - Leipzig : Hinrichs
100 Allgemeine Übersicht über Südamerika. den indischen und afrikanischen weit weniger der Fall ist. Ver- glichen mit denen anderer Weltteile sind die Affen des neuen Kontinentes kleiner, weniger Pavian- oder orangartig und haben weder Gesicht- noch Gesäßschwielen; aber die Arten sind sehr zahlreich. Die Fledermäuse sind sehr mannigfaltig und zahl- reich: es giebt Insekten fressende, von Früchten lebende und Blut saugende. Die Fleisch fressenden oder reißenden Tiere sind im Verhältnisse zu den asiatischen und afrikanischen meist klein und furchtsam. Sehr zahlreich dagegen sind im Ver- hältnis zur geringen Artzahl der ganzen Gruppe die zahnlosen Tiere (Edentata): Faultiere, Ameisenfresser, Panzertiere. Die Lamas und andere wolltragende Tiere sind mehr den hohen Anden eigen. Herrlich gefärbte Vögel und bunte Insekten be- leben vorzüglich die Küste, wo mit zunehmender Vegetation auch die Abwechselung in der Tierwelt viel größer ist. Die niederen, trockenen Ebenen sind viel weniger bewohnt. In den höheren Tafelländern des Innern dagegen erscheinen wieder andere Formen; die Insekten sind hier sparsam, und man kann Stun> den lang reisen, ohne einem einzigen Schmetterlinge zu be- gegnen; denn die Vegetation hat ihre Üppigkeit verloren und damit das Vermögen, zahlreiche Formen von Insekten zu er- nähren. Die niedrigen, beerentragenden Gesträuche liefern den Finken und kleinen Papageien Nahrung; die Kolibris lieben die offenen, blumenreichen Gegenden. In ornithologifcher Hinsicht ist Brasilien das reichste Land. Die Raubvögel, besonders die Geier, sind sehr eigentümlich; die Eulen sind klein; am zahl- reichsten sind die Singvögel; die Sumpfvögel finden sich mehr an den großen Strömen, als an den Seeküsten. Unter den Amphibien find Schildkröten und Schlangen sehr zahlreich. Merkwürdig sind die vielen eigentümlichen Landkrabben. Die Skorpione sind, mit Ausnahme der von Surinam, nicht größer, als die südeuropäischen. Unter den Käfern sind besonders die- jenigen häufig, deren Larven vom Holze leben. Die vielen Blumen begünstigen das Vorhandensein zahlreicher Schmetter- linge, die fast alle ihre besonderen Eigentümlichkeiten haben. An Weichtieren ist besonders die Ostküste des tropischen Amerika arm; viel reicher daran ist Peru und Chile; die Flüsse sind im allgemeinen nicht so reich an Muscheln, als die nordamrikae- nischen. Vergleichen wir die Fauna Südamerikas mit der der übrigen Erdteile, so finden wir mehrere Züge, welche uns an