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1. Realienbuch - S. 344

1884 - München : Königl. Zentral-Schulbücher-Verl.
344 263. Leben der Christen in den ersten Jahrhunderten. auch wohl zur Nachtzeit in Wüsten und Höhlen. Erst später baute manche Gemeinde ein eigenes Haus zu gottesdienstlichen Versammlungen und nannte es des Herrn Hans, auf griechisch Kyrinke! woraus unser deutsches Wort Kirche geworden ist. Bei diesen Zusammenkünften wurde ein Psalm gesungen, ein Abschnitt aus der heiligen Schrift gelesen, darüber geredet und gebetet. Jeden Sonntag und in gefährlichen Zeiten täglich wurde das heilige Abendmahl gefeiert, an dem die ganze Gemeinde teilnahm. Die Taufe geschah in der ersten Zeit der Verkündigung des Evangeliums an Erwachsenen nach vorhergegangenem Unterricht, und zwar durch völlige Untertauchung unter das Wasser. Nach der Taufe bekam der Täufling ein reines, weißes Gewand. Das sollte ihm andeuten, daß sein voriges sündliches Leben aufhören und ein neues, gottgeheiligtes Leben beginnen müßte. Diejenigen, die noch im vorbereitenden Unterrichte standen, hießen Katechumenen. Aus Furcht, den Bund der Taufe durch Sünden wieder zu verletzen, verschob man die Taufe oft lange. Keiner aber wurde getauft, der nicht vorher überzeugende Beweise der Sinnesänderung gegeben hatte. Vor dem Abendmahle genossen die Christen ein gemein- schaftliches Mahl, das Liebesmahl genannt. Jeder brachte dazu aus seinem Hause Speise und Trank, und alles wurde gemeinschaftlich verzehrt. Der Reiche aß von dem Brode des Armen, und der Arme genoß die Speise des Reichen. Dieses Liebesmahl, welches die innige Verbindung der Christen unter einander darstellen und erhalten sollte, schloß mit dem Bruder- kusse. Bei der Feier des heiligen Abendmahls, die ganz nach der einfachen Weise der Einsetzung gehalten wurde, durfte kein Heide, nicht einmal ein Katechumene gegenwärtig sein. Das Gebet nannte man die Seele des Christenlebens und die Mauer des Glaubens. Die Christen waren nicht an festgesetzte Zeiten zum Gebete gebunden. Doch hielten sie es für schicklich, morgens und abends und beim Genusse der Speisen zu beten. „Sollte der Leib sich laben und die Seele ohne Erquickung bleiben?" sagten sie. Am Tage des Herrn pflegte man stehend zu beten, weil der Herr an diesem Tage die Menschen wieder aufgerichtet habe aus Sünde und Not; an den übrigen Tagen wurde meist knieend gebetet. Christliche Feste waren das Auferstehungsfest, dem zwei stille Tage zumandenken an den Tod Jesu vorangingen, das

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1. Für die Oberstufe - S. 251

1879 - Stuttgart : Hallberger
251 Armenpfleger. Derjenige unter den Presbytern, der den Vorsitz führte, hieß Bischof oder Aufseher der Gemeinde. Als später sich mehrere nahe- liegende Gemeinden unter einem Bischof an einander schloßen, wurde das Amt der Bischöfe noch bedeutender und ihr Ansehen größer. 3. Am Tage des Herrn, am Sonntage, versammelten sich die Christen in einem Christenhause, in Zeiten der Verfolgung auch wohl zur Nacht- zeit in Wüsten und Höhlen. Erst später baute manche Gemeinde ein eigenes Haus zu gottesdienstlichen Versammlungen und nannte es des Herrn Haus, auf griechisch Kyriake, woraus unser deutsches Wort Kirche geworden ist. Bei diesen Zusammenkünften wurde ein Psalm gesungen, ein Abschnitt aus der H. Schrift gelesen, darüber geredet und gebetet. Jeden Sonntag und in gefährlichen Zeiten täglich wurde das heilige Abendmahl gefeiert, an dem die ganze Gemeinde theilnahm. 4. Die Taufe geschah in der ersten Zeit der Verkündigung des Evan- geliums an Erwachsenen nach vorhergegangenem Unterricht, und zwar durch völlige Untertauchung unter das Wasser. Nach der Taufe bekam der Täufling ein reines, weißes Gewand. Das sollte ihm andeuten, daß sein voriges sündliches Leben aufhören und ein neues, gottgeheiligtes Leben beginnen müsse. Diejenigen, die noch im vorbereitenden Unter- richt standen, hießen Katechumenen. Aus Furcht, den Bund der Taufe durch Sünden wieder zu verletzen, verschob man die Taufe oft lange. Keiner wurde aber getauft, der nicht vorher überzeugende ^ Beweise der Sinnesänderung gegeben hatte. 5. Vor dem Abendmahl genoßen die Christen ein gemeinschaftliches Mahl, das Liebesmahl, griechisch Agape genannt. Jeder brachte dazu aus seinem Hause Speise und Trank, und alles wurde gemeinschaftlich getheilt. Der Reiche aß von dem Brot des Armen, und der Arme ge- noß die Speise des Reichen. Dieses Liebesmahl, welches die innige Ver- bindung der Christen untereinander darstellen und erhalten sollte, schloß mit dem Bruderkuß. Bei der Feier des heiligen Abendmahls, die ganz nach der einfachen Weise der Einsetzung gehalten wurde, durfte kein Heide, nicht einmal ein Katechumene gegenwärtig sein. Das Gebet nannte man die Seele des Christenlebens und die Mauer des Glaubens. Die Christen waren nicht an festgesetzte Zeiten zum Gebet gebunden. Doch hielten sie es für schicklich, Morgens und Abends und beim Genuß der Speisen zu beten. „Sollte der Leib sich laben und die Seele ohne Er- quickung bleibend" sagten sie. Am Tage des Herrn pflegte man stehend zu beten, weil der Herr an diesem Tage die Menschen wieder aufgerichtet habe aus Sünde und Noth; an den übrigen Tagen wurde meist knieend gebetet.

2. Realienbuch - S. 314

1879 - München : Königl. Central-Schulbücher-Verl.
314 263. Leben der Christen in den ersten Jahrhunderten. auch wohl zur Nachtzeit iu Wüsten und Höhlen. Erst später baute manche Gemeinde ein eigenes Haus zu gottesdienstlichen Versammlungen und nannte es des Herrn Haus, auf griechisch Kyriäke! woraus unser deutsches Wort Kirche geworden ist. Bei diesen Zusammenkünften wurde ein Psalm gesungen, ein Abschnitt ans der heiligen Schrift gelesen, darüber geredet und gebetet. Jeden Sonntag und in gefährlichen Zeiten täglich wurde das heilige Abendmahl gefeiert, an dem die ganze Gemeinde theilnahm. Die Taufe geschah in der ersten Zeit der Verkündigung des Evangeliums an Erwachsenen nach vorhergegangenem Unterricht, und zwar durch völlige Untertauchung unter das Wasser. Nach der Taufe bekam der Täufling ein reines, weißes Gewand. Das sollte ihm andeuten, daß sein voriges sündliches Leben aufhören und ein neues, gottgeheiligtes Leben beginnen müßte. Diejenigen, die noch im vorbereitenden Unterrichte standen, hießen Katechnmenen. Aus Furcht, den Bund der Taufe durch Sünden wieder zu verletzen, verschob man die Taufe oft lange. Keiner wurde aber getauft, der nicht vorher überzeugende Beweise der Sinnesänderung gegeben hatte. Vor dem Abendmahle genossen die Christen ein gemein- schaftliches Mahl, das Liebesmahl genannt. Jeder brachte dazu ans seinem Hause Speise und Trank, und alles wurde gemeinschaftlich verzehrt. Der Reiche aß von dem Brode des Armen, und der Arme genoß die Speise des Reichen. Dieses Liebesmahl, welches die innige Verbindung der Christen unter einander darstellen und erhalten sollte, schloß mit dem Bruder- kusse. Bei der Feier des heiligen Abendmahls, die ganz nach der einfachen Weise der Einsetzung gehalten wurde, durfte kein Heide, nicht einmal ein Katechumene gegenwärtig sein. Das Gebet nannte man die Seele des Christenlebens und die Mauer des Glaubens. Die Christen waren nicht an festgesetzte Zetten zum Gebete gebunden. Doch hielten sie es für schicklich, Morgens und Abends und beim Genusse der Speisen zu beten. „Sollte der Leib sich laben und die Seele ohne Erquickung bleiben?" sagten sie. Am Tage des Herrn pflegte man stehend zu beten, weil der Herr an diesem Tage die Menschen wieder ausgerichtet habe aus Sünde und Noth; an den übrigen Tagen wurde meist knieend gebetet. Christliche Feste waren das Auferstehungsfest, dem zwei stille Tage zum Andenken an den Tod Jesu vorangingen, das

3. Lesebuch für die evangelischen Volksschulen Württembergs - S. 282

1860 - Stuttgart : Hallberger
282 jährlichen Zeiten täglich, wurde dastzheilige Abendmahl gefeiert, an dem die ganze Gemeinde. Theil nahm. Die Taufe geschah in der ersten Zeit der Verkündigung des Evangeliums an Erwachsenen nach vorhergegangenem Unterricht, und zwar durch völlige Untertauchung unter das Wasser. Nach der Taufe bekam der Täufling ein reines, weißes Gewand. Das sollte ihm andeuten, daß sein voriges sündliches Leben aufhören und ein neues gottgeheiligtes Leben beginnen müßte. Diejenigen, die noch im vor- bereitenden Unterricht standen, hießen Katechumenen. Aus Furcht, den Bund der Taufe durch Sünden wieder zu verletzen, verschob man die Taufe oft lange. Keiner wurde aber getauft, der nicht vorher überzeugende Beweise der Sinnesänderung gegeben hatte. Vor dem Abendmahl genossen die Christen ein gemeinschaftliches Mahl, das Liebesmahl, griechisch Agape genannt. Jeder brachte dazu aus seinem Hause Speise und Trank, und Alles wurde gemeinschaftlich vertheilt. Der Reiche aß von dem Brod des Armen, und der Arme genoß die Speise des Reichen. Dies Liebesmahl, welches die innige Verbindung der Christen unter einander darstellen und erhalten sollte, schloß mit dem Bruderkuß. Bei der Feier des heiligen Abendmahls, die ganz nach der einfachen Weise der Einsetzung gehalten wurde, durfte kein Heide, nicht einmal ein Katechumene gegenwärtig sein. Das Gebet nannte man die Seele des Christenlebens und die Mauer des Glaubens. Die Christen waren nicht an festgesetzten Zeiten zum Gebet gebunden. Doch hielten sie es für schicklich, Morgens und Abends und beim Genuß der Speisen zu beten. „Sollte der Leib sich laben und die Seele ohne Erquickung bleiben?" sagten sie. Am Tag des Herrn pflegte man stehend zu beten, weil der Herr an die- sem Tage die Menschen wieder aufgerichtet habe aus Sünde und Noth; an den übrigen Tagen wurde meist knieend gebetet. Christliche Feste waren: das Auferstehnngsfest, dem zwei stille Tage, zum Andenken des Todes Jesu, vorangingen; das Fest des heiligen Geistes, und etwas später auch das Weihnachtsfest. Außer- dem pflegte auch jede Gemeinde die Tage, an welchen ihre frommen Lehrer oder Christen ans ihrer Mitte als Märtyrer geblutet hatten, als ihre Gcdächtnißtage auszuzeichnen. Die christliche Gemeinde übte strenge Kirchenzucht; die unordent- lichen Glieder wurden erinnert und ermahnt; wenn aber Jemand durch offenbare Sünden Aergerniß gab, oder in der Verfolgung Christum verleugnete, der wurde als ein des Christennamens Un- V

4. Lesebuch für die evangelischen Volksschulen Württembergs - S. 282

1854 - Stuttgart : Hallberger
282 jährlichen Zeiten täglich, wurde das heilige Abendmahl gefeiert, an dem die ganze Gemeinde Theil nahm. Die Taufe geschah in der ersten Zeit der Verkündigung des Evangeliums an Erwachsenen nach vorhergegangenem Unterricht, und zwar durch völlige Untertauchung unter das Wasser. Nach der Taufe bekam der Täufling ein reines, weißes Gewand. Das sollte ihm andeuten, daß sein voriges sündliches Leben aufhören und ein neues gottgeheiligtes Leben beginnen müßte. Diejenigen, die noch im vor- bereitenden Unterricht standen, hießen Katechumenen. Ans Furcht, den Bund der Taufe durch Sünden wieder zu verletzen, verschob man die Taufe oft lange. Keiner wurde aber getauft, der nicht vorher überzeugende Beweise der Sinnesänderung gegeben hatte. Vor dem Abendmahl genossen die Christen ein gemeinschaftliches Mahl, das Liebesmahl, griechisch Agape genannt. Jeder brachte dazu aus seinem Hause Speise und Trank, und Alles wurde gemeinschaftlich vertheilt. Der Reiche aß von dem Brod des Armen, und der Arme genoß die Speise des Reichen. Dies Liebesmahl, welches die innige Verbindung der Christen unter einander darstellen und erhalten sollte, schloß mit dem Bruderkuß. Bei der Feier des heiligen Abendmahls, die ganz nach der einfachen Weise der Einsetzung gehalten wurde, durfte kein Heide, nicht einmal ein Katechnmene gegenwärtig sein. Das Gebet nannte man die Seele des Chriftenlebens und die Mauer des Glaubens. Die Christen waren nicht an festgesetzten Zeiten zum Gebet gebunden. Doch hielten sie es für schicklich, Morgens und Abends und beim Genuß der Speisen zu beten. „Sollte der Leib sich laben und die Seele ohne Erquickung bleiben?" sagten sie. Am Tag des Herrn pflegte man stehend zu beten, weil der Herr au die- sem Tage die Menschen wieder aufgerichtet habe ans Sünde und Noth; an den übrigen Tagen wurde meist knieend gebetet. Christliche Feste waren: das Auferstehungsfest, dem zwei stille Tage, zum Andenken des Todes Jesu, vorangingen; das Fest des heiligen Geistes, und etwas später auch das Weihnachtsfest. Außer- dem pflegte auch jede Gemeinde die Tage, an welchen ihre frommen Lehrer oder Christen aus ihrer Mitte als Märtyrer geblutet hatten, als ihre Gedächtnißtage auszuzeichnen. Die christliche Gemeinde übte strenge Kirchenzucht; die unordent- lichen Glieder wurden erinnert und ermahnt; wenn aber Jemand durch offenbare Sünden Aergerniß gab, oder in der Verfolgung Christum verleugnete, der wurde als ein des Christennamens Un-

5. Lesebuch für die Volks- und Bürgerschulen in Mecklenburg-Schwerin - S. 60

1867 - Rostock : Hirsch
60 die Schriften Augustins und bekannte, daß er nächst der Bibel am meisten aus Augustins Schriften die reine Lehre des Evangeliums kennen gelernt habe. Erkenntniss Gottes und Erkenntniss sein selbst sind die zween Angeln, darin die Thür des Himmels geht. 7. Wie der Gottesdienst immer feierlicher geworden ist. Die ersten Christen hielten, so lange die Juden es duldeten, ihren Got- tesdienst in einer von den Hallen des Tempels, wohin das Volk zum Gebete zu kommen pflegte. In diesen Versnmnilungen ging es sehr einfach her: zu Anfang wurde gesungen und gebetet, dann ein Abschnitt der heiligen Schrift ausgelegt und endlich mit Gesang und Gebet geschlossen. Hieran konnte jeder theilnehmen, der Lust dazu hatte. Am Abend aber kamen die getauften Christen in den Häusern z^ammen und aßen ein gemeinschaftliches Mahl, welches das „Liebesmahl" hieß, weil ein jeder nach seinem Vermögen frei- willig beisteuerte, damit die Armen umsonst theilnehmen konnten. Zum Schlüsse des Liebesmahles wurde das heilige Abendmahl ausgetheilt. Äußerlich hatten sich die Christen von den Juden noch nicht losgesagt: darum feierten sie den Sabbath und alle Feste fort, wie ihre Väter es gethan hatten. Daneben pstegten sie den Sonntag als den Tag der Auferstehung Christi feierlich zu begehen. Im zweiten Jahrhundert war der Sonntag ganz an die Stelle des Sabbaths getreten. Eine große Veränderung ging mit dem Gottesdienste vor, seit die Christen anfingen, sich eigene Kirchen zu bauen. Von da an wurde die Feier des Abendmahls aus den Häusern in die Kirchen verlegt. Aber man hielt die Sitte fest, daß kein Ungetaufter der Feier des heiligen Mahles beiwohnen dürfe. Darum mußten die Katechumenen, das sind die Juden oder Heiden, welche Unterricht in der christlichen Lehre empfingen, aber noch nicht getauft waren, die Kirche verlassen, sobald die Predigt beendigt war. Für die Einrichtung der Kirchen konnten die Christen den Tempel zu Jerusalem nicht als Vorbild nehmen. Der Tempel war der Ort, wo durch das Opfer die Menschen mit Gott versöhnt wurden, also ein Vorbild auf Christum: die Christen aber mußten ein Haus haben, darin sie der Gemein- schaft mit Gott in Christo pflegen konnten. Zu dem Ende bauten sie ihre Kirchen so groß, daß sie zwei Räume enthielten: einen größern Raum, in welchem die Gemeinde zusammenkam, das Wort Gottes zu hören, und einen kleinern Raum, in welchen diejenigen traten, welche das Sakrament genießen wollten. Ersterer, das „Schiff" genannt, lag im Westen, leßterer, der „Chor", im Osten. Wo Schiff und Chor zusammenstießen, stand die Kanzel, in dem Chore, zu dem man einige Stufen hinaufsteigen mußte, der Altar. Der Anfang des Gottesdienstes wurde aus mancherlei Weise, als durch Rufen, Klopfen, Blasen u. s. w. angezeigt. Im sechsten Jahrhundert wurden

6. Hilfsbuch zum Unterricht in der deutschen und brandenburgisch-preußischen Geschichte - S. 16

1869 - Erfurt : Körner
16 bekräftigt: „So ein Glied leidet, so leiden alle Glieder mit, und softimglied Wird herrlich gehalten, so freuen sich alle Glieder mit" (1. Kor. 12, 26). 2. Wie es mit dem Gottesdienst gehalten worden. Das Leben der Christen war, wie ein alter Kirchenvater gesagt hat, „ein großes zusammen- hängendes Gebet." Gleich nach der Ausgießung des heiligen Geistes war der Tempel zu Jerusalem die Stätte, wo die Neubekehrten sich versammelten (Ap.-Gesch. 2, 46). Als die Stellung des Christenthums dem Judenthume gegenüber eine bestimmtere wurde, zog man sich in die Häuser zurück und diente Gott im Geiste und in der Wahrheit.^ Die Wohnungen der Christen wurden auch in den heidnischen Ländern, in denen das Christenthum Eingang gefunden hatte, der Sammelplatz der Bekenner des Herrn. So wird Gajus zu Korinth ft der Wirth der ganzen Gemeinde genannt (Rom. 16, 23),'und zweimal (Rom. 16, 5; 1. Korinther 16, 19) ist von einer Gemeinde im Hause des Aguila und der Priscilla die Rede, wahrscheinlich eben nur darum, weil diese ihr Haus zu gemeinsamer Erbauung hergaben. In der Zeit der Verfolgungen mußte man die Gottesdienste in Wäldern, Höhlen und Grabgewölben abhalten. Erst im 3. Jahrhundert wagte man es, besondere Gebäude, die später Kirchen genannt wurden, zu errichteu. Man sang bei den gottesdienstlichen Versammlungen Psalmen und andere geistliche, liebliche Lieder; hierauf wurde ein Abschnitt aus dem alten Testament oder den Briefen der Apostel vorgelesen, welcher von dem Aeltesten ansgelegt wurde. Nach ge- meinsamem Gebete erhob man sich zum Bruderkuß. Nachdem hierauf der Bischof die Danksagung ausgesprochen, ward das heilige Abendmahl ausge- theilt. Mit der Feier desselben verbanden sich oft sogenannte Liebesmahle (Az-npon), d. h. gemeinschaftliche Mahlzeiten zur Erweckung der brüderlichen Liebe und der Liebe zum Herrn, zu welchen die Reichen von ihrem Ueberfluß darreichten. Als diese Agapen nicht mehr stattfanden, wurde die Feier des heiligen Abendmahles doch für einen wesentlichen Theil des öffentlichen Gottesdienstes angesehen, und die ganze Gemeinde nahm an der Communion Theil. Sie brachte selbst Brot und Wein als freie Gaben dar. Nachdem die Katechumenen, welche von der Abendinahlsfeier ausgeschlossen waren, sich ent- fernt hatten, begann die heilige Handlung mit stillem Gebet. Hierauf traten der Bischof und die Diakonen an beit Altar und beteten laut; nach jeder Bitte sprach das ganze Volk: „Herr, erbarme Dich!" Die Diakonen brachten dann zu jedem Anwesenden Brot und Wein, während die ganze Gemeinde den Lobgesang anstimmte. Mit dem Segen des Herrn, welchen der Bischof ertheilte, und den Worten des Diakonen: „Gehet hin mit Frieden!" schloß die Feier. Den Kranken und Gefangenen der Gemeinde wurde ein Theil des gesegneten Brotes und Weines durch einen Diakonen in's Haus gebracht.' Die Aufnahme von Erwachsenen in die Gemeinde wurde nach sorgfäl- tigem Unterrichte durch die heilige Taufe vollzogen. Anfangs wurden nur Erwachsene getauft; die Kindertaufe wurde erst später gebräuchlich. Ursprünglich wurden die Täuflinge ganz und gar in's Wasser getaucht; später, wie auch sonst wohl schon bei Kranken und in Ermangelung eines Flusses, begnügte man sich mit Benetzung des Hauptes. Nachdem der Täufling das ft Korinth, die angesehenste uitd reichste Handelsstadt des alten Griechen- lands, hente ein kleines, ärmliches Städtchen, liegt am Busen von Korinth.

7. Die Vaterlands- und Weltkunde - S. 248

1869 - Essen : Bädeker
246 befreien und sie zu Herren der Welt machen würde, — keinen Heiland. Sie beschlossen seinen Tod. Aber zu sterben zur Ver- söhnung der Welt als das Lamm Gottes, welches der Welt Sünde trägt und wegnimmt, als ein Sühnopfer für unsere Sünde, wenn seine Stunde gekommen wäre, und darnach aufzuerstehen in seiner Kraft als der Fürst des Lebens, damit er der Welt das Leben gäbe, das war der Endzweck seiner Erscheinung. Auf daß die Schrift erfüllet würde, zog er im dritten Jahre seiner Heilands- thätigkeit mit den Zwölfen hinauf gen Jerusalem, lehrte noch mehrere Tage das Volk im Tempel, aß mit den Seinen das Osterlamm, setzte zu seinem Gedächtniß das heilige Abendmahl ein, ertrug sein Leiden im Garten Gethsemane, ließ sich gefangen nehmen, binden, geißeln, ans Kreuz heften, und gab seinen Geist auf, indem er aus- rief: Es ist vollbracht! — Und dann ist er hinabgestiegen in die Unterwelt, zu predigen seine Erlösung den Geistern im Ge- fängniß, und am dritten Tage ist er auferstanden von den Todten, und hat sich noch während 40 Tagen seinen Jüngern in mancherlei Weise geoffenbaret als den Lebendigen, auf daß sie glaubten, und ist, nachdem er noch die heilige Taufe eingesetzt, vor ihrer Aller Augen gen Himmel gefahren, wo er nun sitzet zur Rechten des Vaters in der Herrlichkeit, die er hatte, ehe die Welt war, und lebet und regieret in Ewigkeit. 3. Der Zustand der alten Kirche. 1. So lange die Apostel lebten, genossen sie vor andern Gläu- bigen das höchste Ansehen. Schon früh waren ihnen zur Seite Diakonen (Helfer) erwählt worden, welchen besonders die Armen- und Krankenpflege oblag. Zog Paulus von einem Orte weg, so verordnete er der Gemeinde Älteste (Presbyter, Priester) und Auf- seher (Bischöfe). Sie hatten das Evangelium zu predigen und die heiligen Sacraniente zu verwalten. Anfangs gab es unter ihnen keinen Unterschied; erst nach der Apostel Zeiten, als die Gemeinden immer größer wurden, erhielt einer von den Ältesten als Oberauf- seher einen Vorrang an Macht und Ansehen; der wurde nun allein niit dem Bischossnamen beehrt, während die übrigen Priester genannt wurden. Alle wurden unter Gebet und Handauflegung in ihr Amt eingesetzt; so ist es apostolische Ordnung geblieben in der christlichen Kirche bis auf den heutigen Tag. 2. Kirchen gab es in der ersten Zeit noch nicht. Die Christen kamen im Tempel und nachher in den Häusern zusammen, wo gerade eine passende Stätte zu finden war, alle Tage, besonders aber am Sabbat; es wurde aus dem alten Testamente, später auch aus den Evangelien und den apostolischen Briefen vorgelesen, woran sich Aus- legung und Ermahnung schloß; ferner wurden Psalme und Loblieder gesungen; es wurde gebetet und zum Schluß das heilige Abendmahl gefeiert. In den folgenden Zeiten, als heftige Verfolgungen herein-

8. Lesebuch für hannoversche Volksschulen - S. 235

1862 - Hannover : Meyer
235 fen.“ Die Ehe wurde heilig gehalten; die Kinder wurden von früh auf von den Müttern zum Gebet angehalten und fleißig von den Lehrern im Worte Gottes unterrichtet. Als Glieder Christi enthielten sich die Christen von den heidnischen Sünden; Öffentliche Lustbarkeiten, Tanz und Schauspiel mieden üe. Ein Kirchenlehrer schreibt: „Wir, die wir einst der Wollust dienten, streben jetzt nach Sittenreinheit; die wir einst Geld- gewinn mehr als alles liebten, theilen jetzt auch das, was wir besitzen, mit allen und geben jedem Dürftigen; die wir einst einander haßten und mordeten, lieben uns unter einander und beten für unsre Feinde. — Die Christen leben im Fleisch, aber nicht nach dem Fleisch; sie wohnen auf Erden und leben im Himmel; sie werden von allen verkannt, verfolgt und ver- dammt, aber sie lieben alle; sie sind arm und machen viele reich; sie haben an allem Mangel und an allem Überfluß; sie werden beschimpft und segnen. Mit einem Wort: was in dem Leibe die Seele ist, das sind in der Welt die Christen.“ Ihr ganzes Leben stellten sie sich als einen heiligen Kampf vor. Gebet und Fürbitte begleiteten all ihr Thun. Das Fasten wurde als eine feine Zucht empfohlen. — Freilich fehlte es schon gleich im Anfange auch nicht an dem Unkraute unter dem Weizen, wie davon die Apostelgeschichte erzählt. Die Fehlenden aber wurden liebevoll ermahnt, grobe Sünder auf eine Zeitlang vom Genuß des heiligen Abendmahls ausge- schlossen, und solche, die fortdauernd in Unglauben und Sün- den beharrten, ganz von der Gemeinde ausgeschlossen. — Wo die Gläubigen etwas Wichtiges im Leben vorhatten, mußte auch Christus immer mit dabei fein; die Brautleute nahmen an ihrem Hochzeitstage mit der Gemeinde das heilige Abendmahl. Ihre Häuser und Geräthe schmückten sie gern mit christlichen Sinnbildern; als solche gebrauchten sie den Hirten mit einem Lamm auf der Schulter, die Taube, den Anker, die Laute, ein gen ^ Himmel segelndes Schiff, und vor allen das Zeichen des heiligen Kreuzes, welches sie beim Aufstehen und Schlafen- gehen an die Stirn zu machen pflegten, um Wachen und Schlafen, Arbeit und Ruhe dadurch zu weihen. — Als sie in späteren Zeiten Kirchen bauen durften, begruben sie ihre Todten rings um die Kirche her und wurden selbst allda be- graben; denn sie wollten zu allen Zeiten so nahe als möglich bei dem Heiligthum ihres Herrn fein und hofften am Ta-^e seiner Zukunft, wann die Posaune zum Auferstehen werde durch die Gräber schallen, zu ewiger Freude vor ihrem Herrn zu erwachen. 3. Konstantin der Große und seine nächsten Nachfolger. 1. Nie letzten Christenverfolger waren Diocletian und sein Schwieger,ohn Galerius. Zu deren Zeiten gebot in Gallien, Bri- tannien und Spanien der Unterkaiser Konstantias. Er war mild

9. Leitfaden für den Unterricht in der Geschichte - S. 51

1873 - Berlin : Duncker
51 der Kirchenmter vermehrt, sondern die Geistlichen widmeten sich auch aus-schlielich ihrem kirchlichen Amte. 2. Fr den ffentlichen Gottesdienst wurde schon im ersten Jahrhundert der Sonntag bestimmt als der Tag des Herrn. Die Feier bestand in Gesang, Vorlesen aus der Schrift, Predigt und Gebet. Das Abendmahl, welches hufig gefeiert wurde, war Anfangs nicht mit dem Gottesdienst verbunden, sondern s<hlo sich an das Liebesmahl (Agape) an; dies war die gemeinsame Mahlzeit der Christen, wobei der Reiche vom Brot des Armen, der Arme von der Speise des Reichen geno. Mit dem Wachsthum der Gemeinden mute dieser Gebrauch sich ndern, und das Abendmahl wurde nun mit dem Gottesdienst verbunden. Die Taufe, welcher ein Unterricht in der christlichen Lehre vorausging, wurde ursprnglich durch Untertauchen vollzogen; die Tuflinge erschienen in weien Kleidern. Allgemeine Feste waren-Ostern und Pfingsten; jenes wurde nach lngerem Streit am ersten Sonntag nach dem ersten Frh-lmgsvollmoud gefeiert. Diese Feste waren auch die beliebtesten Tanfzeiten. 3. Das Leben der Christen bildete einen vlligen Gegensatz zu dem Leben der Heiden. In ihren Husern wohnten Frmmigkeit, Liebe und milde Sitten, die Frau war nicht mehr die Maad, sondern die Gefhrtin des Mannes. Die Kinder wurden als ein Geschenk des Herrn in der Zucht des Herrn erzogen, die Sklaven menscklich behandelt. Die Gemeinde erschien als eine groe Familie, in welcher die Bruderliebe auf alle Weise sich thtig erwies, besonders gegen Kranke, Verlassene und Fremde. Gchou um den Heiden keinen Ansto zu geben, muten sie sich vor jedem rger-ui in Lehre und Wandel zu bewahren suchen. Die Kirchenzucht war strenge und ging bis zur Ausschlieung von der Kirchenge-meinschaft (Cxkommuuikatiou). Geringere Vergehen wurden durch Ausschlieung vom Abendmahl bestraft, grobe Snder aus der Gemeinde ausgestoen. Zeigten diese Reue, so wuroen sie nach strenger Kirchenbue wieder aufgenommen. Sie muten in Trauerkleidern an den Kirchen um Aufnahme bitten, durften dann einem Theil des Gottesdienstes beiwohnen und muten zuletzt ein ffentliches Sndenbekenntni ablegen. 4. Die Kirchenlehre entwickelte sich allmhlich immer be-stimmtet gegenber den verschiedenen Irrlehren,' z. V. der Judenchristen. Die Quelle der christlichen Lehre waren die Schriften des neuen Testaments, welche schon im Laufe des zweiten Jahrhunderts gesammelt waren. Als nun die verschiedenartigsten Personen sich zum Evangelium bekannten, konnte eine verschiedene Auffassung nicht ausbleiben, und darum war auch eine genauere Bestimmung der einzelnen Lehren nothwendig. Und wie schon oie Apostel mit Jrrlehrern zu kmpfen hatten, so blieb auch spter das Evangelium nicht frei von Verflschungen. Die Judenchristen behaupteten noch immer, da das mosaische Gesetz fr Christen Gltigkeit habe. . 26. Der Sieg des Lhristenthums im rmischen Reiche. 1. Konstantin d. Gr besiegte nach und nach alle seine Mitkaiser, wurde Alleinherrscher und erhob Konstantinopel (Byzauz) zur Hauntstadr. Er war der erste christliche Kaiser und machte das Christenthum zur herrschenden oder Staats- 4*

10. Deutsches Lese-, Lehr- und Sprachbuch für Schule und Haus - S. 445

1865 - Göttingen : Deuerlich
445 heilig gehalten; die Kinder wurden von früh auf von den Müttern zum Gebet angehalten und fleißig von den Lehrern tut Worte Gottes unter- richtet. Als Glieder Christi enthielten sich die Christen von den heidni- schen Sünden und führten ein eingezogenes Leben. Ein Kirchenlehrer schreibt: „Wir, die wir einst der Wollust dienten, streben jetzt nach Sittenreinheit; die wir einst Geldgewinn mehr alles liebten, theilen jetzt auch das, was wir besitzen, mit allen und geben jedem Dürftigen; die wir einst einander haßten und mordeten, lieben uns einander und beten für unsre Feinde..— .Die Christen leben im Fleisch, aber nicht nach dem Fleisch; sie wohnen auf Erden und leben im Himmel; sie werden von allen verkannt, verfolgt und verdammt, aber sie lieben alle; sie sind arm und machen viele reich; sie haben an allem Mangel und an allem Uebcrfluß; sie werden beschimpft und segnen. Mit einem Wort: was in dem Leibe die Seele ist, das sind in der Welt die Christen." — Ihr ganzes Leben stellten sie sich als einen heiligen Kampf vor. Gebet und Fürbitte begleiteten all ihr Thun. Das Fasten wurde als eine seine Zucht empfohlen. — Freilich fehlte es schon gleich anfangs nicht an dem Unkraute unter dem Weizen, wie davon die Apostelgeschichte erzählt. Die Fehlenden aber wurden liebevoll ermahnt, grobe Sünder auf eine Zeit lang vom Genuß des heiligen Abendmahls ausgeschlossen, und solche, die fortdauernd im Unglauben und in Sünden beharrten, ganz von der Gemeinde ausgeschlossen. — Wo die Gläubigen etwas Wichti- ges im Leben vor hatten, mußte auch Christus immer mit dabei sein. Die Brautleute nahmen an ihrem Hochzeitstage mit der Gemeinde das heilige Abendmahl. Ihre Häuser und Geräthe schmückten sie gern mit christlichen Sinnbildern; als solche gebrallchten sie den Hirten mit einem Lamme auf der Schulter, die Taube, den Anker, die Laute, ein gen Him- mel segelndes Schiff, und vor allen das Zeichen deö heiligen Kreuzes, welches sie beim Aufstehen an dit Stirn z»l machen pflegten, um Wachen und Schlafen, Arbeit und Ruhe dadurch zu weihen. — Als sic in spä- tern Zeiten Kirchen bauen durften, begruben sie ihre Todten rings um die Kirche her und wurden selbst allda begraben; denn sie wollten zu allen Zeiten so nahe als möglich bei dem Heiligthum ihres Herrn sein und hoff- ten am Tage seiner Zukunft, wenn die Posaune zum Auferstehen werde durch die Gräber schallen, zu ewiger Freude vor ihrem Herrn zu erwachen. 9. Widersacher der Christen waren anfangs nur die Juden; bald wurden es auch die Heiden. Der Kaiser Nero hatte Nom anzünden lassen, um eine Feucrsbrunst betrachten und um seine Hauptstadt verschö- neril zu können. Um die Schuld von dem Tyrannen zu wälzen, wurden die Christen als Urheber bezeichnet und die Wuth des Pöbels brach gegen sie los. Auch spätere Kaiser verfolgten die Christen als staatsgefährliche Menschen, hartnäckige Schwärmer, Gottesleugner. Man folterte, verstüm- melte, enthauptete, ersäufte, verbrannte, zersägte, erdrosselte sie; man warf sie den wilden Thieren vor, man ließ sie zu Tode hungern oder verhängte andere Qualen über sie. Die Christen, welche mit ihrem Blute ihren Glauben besiegelten, hießen Märtyrer, Zeugen für die Wahrheit. Man zählt zehn größere Christenverfolgungen.

11. Die Vaterlands- und Weltkunde - S. 250

1869 - Essen : Bädeker
248 dämmt, aber sie lieben alle; sie sind arm und machen viele reich; sie haben an allem Mangel und an allem Überfluß; sie werden beschimpft und segnen. Mit einem Worte: was in dem Leibe die Seele ist, das sind in der Welt die Christen." Ihr ganzes Leben stellten sie sich als einen heiligen Kampf vor. Gebet und Fürbitte begleiteten all ihr Thun. Das Fasten wurde als eine feine Zucht empfohlen. — Freilich fehlte es schon gleich im Anfange auch nicht an dem Unkraute unter dem Weizen, wie davon die Apostelgeschichte erzählt. Die Fehlenden aber wurden liebevoll ermahnt, grobe Sünder auf eine Zeit lang vom Genuß des heiligen Abendmahls ausgeschlossen, und solche, die fortdauernd in Unglauben und Sünden beharrten, wurden ganz von der Gemeinde ausgeschlossen. — Wo die Gläu- bigen etwas Wichtiges im Leben vorhatten, mußte auch Christus immer mit dabei sein; die Brautleute nahmen an ihrem Hochzeitstage mit der Gemeinde das heilige Abendmahl. Ihre Häuser und Geräthe schmückten sie gern mit christlichen Sinnbildern; als solche gebrauchten sie den Hirten mit einem Lamm auf der Schulter, die Taube, den Anker, die Laute, ein gen Himmel segelndes Schiff, und vor allen das Zeichen des heiligen Kreuzes, welches sie beim Aufstehen und Schlafengehen an die Stirn zu machen pflegten, um Wachen und Schlafen, Arbeit und Ruhe dadurch zu weihen. — Als sie in spä- teren Zeiten Kirchen bauen durften, begruben sie ihre Todten rings um die Kirche her und wurden selbst allda begraben; denn sie wollten zu allen Zeiten so nahe als möglich bei dem Heiligthum ihres Herrn sein und hofften am Tage seiner Zukunft, wann die Posaune zum Auferstehen werde durch die Gräber schallen, zu ewiger Freude vor ihrem Herrn zu erwachen. ä. Konstantin der Große. , (333 n. Chr.) Diokletian war der letzte römische Kaiser, der als Heide die Christen grausam verfolgte. Sein Nachfolger, Konstantin, ward selbst ein Christ, und die schrecklichen Christenverfolgungen hörten auf. Schon in seines Vaters Hause hatte er viel Löbliches von den Christen gehört und war ihnen deshalb im Herzen zugethan. Als er Herrscher eines Theils des römischen Reichs geworden war, — denn damals war das römische Reich unter sechs Kaiser vertheilt, die neben einander regierten — gerieth er in Streit lind Krieg mit seinem Mit- kaiser, Maxentius, einem schlimmen Christenfeinde. Und als er nun den Tag vor der entscheidenden Schlacht zur Mittagszeit sinnend und nachdenkend vor seinem Heere hin und her geht und überlegt, ob er auch wohl siegen könne, und wie er das anzufangen habe, sah er am hellen Mittag am Himmel ein Kreuz mit der Inschrift: „Hiermit wirst du siegen!" Das Kreuz war damals schon das Sinnbild des Christenthums, und jene Inschrift wurde gedeutet: durch Hülfe der Christen werde Konstantin siegen. Sogleich sielen die Tausende

12. Das Alterthum - S. 222

1877 - Leipzig : Hirt
222 Zweite Abtheilung. Dritter Abschnitt. Katecheten fr die Taufe botbereitet, bei der Taufe anfangs untergetaucht , entsagten dem Teufel und feinem Wesen und legten das apostolische Glaubensbekenntni ab; schon vor Ablauf des 2ten Jahrhunderts wurde aber die Kindertaufe blich, und eine besondere Weihe der Herangewachsenen (Firmelung) durch Handauflegung zur Ertheilung des hl. Geistes blieb dem Bischof vorbehalten. Bei der Feier des hl. Abend mahles, die anfangs ttlich, spter sonntglich stattfand, segnete während des Lob- und Dankgebets der Bischof die von der Gemeinde dargebrachten Gaben des Brots und Weins, welche von den Diaconen den Gemeindegliedern gespendet und Kranken und Gefangenen zugetragen wurden. Whrend das hl. Abendmahl noch im 2ten Jahrhundert als ein Opfer der Gemeinde, welche die Gaben darbrachte, angesehen wurde, zeigt sich bereits im 3. Jahrhundert die sptere rmisch-katholische Vorstellung vom Abendmahle als einer Opferhandlung des Priesters fr die Gemeinde (Meopfer) im Keime; Brot und Wem bald als Sinnbilber des Leibes und Blutes, balb als durchdrungen vom Logos (dem ewigen Gottesfohne) angesehen/' Das Liebesmahl, eine Abendmahlzeit zur Feier christlicher Bruder-liebe mit Gebeten und Hymnen, erlosch, vielverleumdet und auch ge-mibraucht, schon in den ersten Jahrhunderten. 4. Leben und Lehre dcr ersten Christen. Die christlichen Apologeten, welche das Christenthum gegen die literarischen Angriffe von Seiten des Heidenthums durch Schriften verteidigten, konnten mit Recht auf seine den Menschen erneuernbe Kraft hinweisen. ,.Wir," schreibt einer von ihnen ,.die wir einst der Wollust dienten, streben jetzt nach Sittenreinheit; die wir einst Gelbgewinn mehr als alles liebten, theilen jetzt auch das, was wir besitzen, mit allen und geben dem Drftigen; wir, die wir einst einander haten und mordeten, lieben uns untereinander und beten fr die Feinde. Die Christen sondern sich weder durch Wohnsitz, noch Sprache, noch uere Sitten von den andern Menschen ab. Sie bewohnen ihr eigenes Vaterland, aber wie Fremdlinge; jedes fremde Land ist ihnen Vaterland und jedes Vaterlanb wie frembes Land. Sie leben im Fleisch, aber nicht nach dem Fleisch, sie wohnen auf Erden und leben im Himmel; sie werden von allen verkannt, verfolgt und verdammt, aber sie lieben alle; sie sind arm und machen viele reich, sie haben an allem Mangel und doch Ueberflu; sie werden beschimpft und segnen. Mit einem Worte: Was in dem Krper die Seele ist, das sind in der Welt die Christen!" Das Christenthum hat zwischen die Trmmer der verfallenden rmischen Staatswelt die christliche Familie gebaut als die mchtigste sittliche Lebensgemein-schaft, welche die Keime aller Tugenden, auch fr das ffentliche Leben in sich birgt; diese Bedeutung hat die Familie vor allem dadurch erlangt, da das Christenthum die Persnlichkeit erst in ihr Recht

13. Die Weltgeschichte in Biographien und Skizzen - S. 72

1880 - Danzig : Gruihn
/2 Geschichte des Alterthums. — Die Römer. die griechische Sprache, in welcher die Boten Christi das Evangelium verkündeten. Große und sichere Handelswege verbanden wie nie zuvor Orient und Occibent, und auf denselben gelangte die neue Lehre bald in alle Provinzen des weitläufigen Reiches. Nach Spieß u. a. 48. Einrichtung dev ersten Christengemeinden. Erste Gemeinde. Nach dem Tode Jesu verbreiteten die Apostel die Lehre ihres Herrn und Meisters weiter. Schon am ersten Pfingfttage wurde die Gemeinde zu Jerusalem gegründet, welche die Gütergemeinschaft einführte und namentlich anfänglich als Mustergemeinde galt. Gemeindeämter. An der Spitze einer jeden Gemeinde standen an der Apostel Statt gewählte Ael teste (oder Presbyter). Episkopns (oder Bischof) wurde derjenige unter ihnen genannt, welcher ein Uebergewicht über die andern erlangt hatte, wie z. B. Jakobus in Jerusalem. Das Amtsgeschäft dieser Presbyter oder Episkopen war die Leitung der gesammten Gemeindeverwaltung. Die nächsten Beamten waren die Diakonen und Diakonissen (letztere für das weibliche Geschlecht), welche Arme und Kranke versorgten und beim Abendmahle Brod und Wein umherreichten. Versammlungen. Man hielt oft Versammlungen ab, jedoch anfangs nur in Privatwohnungen, wobei Vorlesungen aus dem alten Testamente, später aus apostolischen Briesen, Erklärungen, Vorträge, Gesänge und Gebete abwechselten. Die Vorträge konnte jedes dazu befähigte Mitglied der Gemeinde halten. Nur dem weiblichen Geschlechte war das Reden und Lehren in der Gemeinde untersagt. Das Bundesmahl wurde in manchen Gemeinden öfter, in manchen seltener gefeiert. Zuweilen fanden auch Liebesmähler (Agapen) statt, bei denen die Armen auf allgemeine Kosten mitgespeist wurden. Die armen Glieder der Gemeinde wurden überhaupt als christliche Brüder vor Mangel geschützt. Festtage. Je nachdem die Gemeinden aus Juden und Heidenchriften bestanden, zeichneten sie die Festtage aus, die sie früher als Juden oder Heiden gefeiert hatten. Die Feier des Sonntags, anstatt früher des Sonnabends (Sabbaths) wurde erst später eine allgemeine mit Beziehung auf die Auferstehung Jesu und die Ausgießung des heiligen Geistes. Zucht. Gute Zucht und Sitte war eine Zierde dieser Gemeinden; unsittliche Mitglieder wurden ausgeschlossen und nnr nach wirklicher Besserung wieder aufgenommen. Entstanden Streitigkeiten hinsichtlich der Lehre oder gewisser Gebräuche, so wurde, so lange die Apostel lebten, deren Entscheidung verlangt, welche diese anck entweder persönlich oder durch Briefe ertheilten. Die Taufe. Als Zeichen der Aufnahme in die christliche Gemeinde galt die Taufe. Diejenigen, welche durch Unterricht in der christlichen Lehre für dieselbe vorbereitet wurden, hießen Katechumeueu und waren als solche nur Zuhörer. Am Sonntage nach Ostern (Quasimodogeneti) fand die Taufe derselben statt, nachdem sie ein Glaubensbekenntniß abgelegt hatten. Nach Jäkel u. o. 49. Ans dev Zeit der Christennerfolgnngen. Christenverfolgungen. Die Christen hatten im römischen Reiche schwere Verfolgungen zu erdulden, weil sie sich von den Heiden absonderten und überhaupt von der Obrigkeit mit Mißtrauen betrachtet wurden. Man spricht gewöhnlich von zehn Christenverfolgungen unter den Kaisern: Nero, Domitian, Trajan, Marcus, Aurelius, Septimus Severus, Dezius, Gallus, Valeriau, Aurelian und Diokletian. Arten der Verfolgungen. Mit welcher Wuth die Juden die Apostel und die ersten Christen verfolgten, davon erzählt uns schon die Apostelgeschichte. Viel Schrecklicheres noch hatten die ersten Christen aber später von den Heiden zu erbulben, so daß ein Schriftsteller ans jener Zeit sagt: „Hätte ich hundert Zungen und einen hundertfachen Mund und die stärkste Stimme in der Welt, so könnte ich doch nicht alle die Verbrechen beschreiben, welche begangen wurden, noch die Martern alle nennen, die der Scharfsinn der Obrigkeit gegen die unschuldigen Christen ersonnen hat." — Man schonte keines Standes, keines

14. Bilder aus der Weltgeschichte und Sage - S. 132

1878 - Danzig : Gruihn
132 Geschichte des Alterthums. — Die Römer. 79. Einrichtung der ersten Khristengemeinden. Erste Gemeinde. Nach dem Tode Jesu verbreiteten die Apostel die Lehre ihres Herrn und Meisters weiter. Schon am ersten Pfingsttage wurde die Gemeinde zu Jerusalem gegründet, welche die Gütergemeinschaft einführte und namentlich anfänglich als Mustergemeinde galt. Gemeindeämter. An der Spitze einer jeden Gemeinde standen an der Apostel Statt gewählte Aelteste (oder Presbyter). Episkopns (oder Bischof) wurde derjenige unter ihnen genannt, welcher ein Uebergewicht über die andern erlangt hatte, wie z. B. Jakobus in Jerusalem. Das Amtsgeschäst dieser Presbyter oder Episkopen war die Leitung der gesammten Gemeindeverwaltung. Die nächsten Beamten waren die Diakonen und Diakonissen (letztere für das weibliche Geschlecht), welche Arme und Kranke versorgten und beim Abendmahle Brod und Wein umherreichten. Versammlungen. Man hielt oft Versammlungen ab, jedoch anfangs nur in Privatwohnungen, wobei Vorlesungen aus dem alten Testamente, später ans apostolischen Briefen, Erklärungen, Vorträge, Gesänge und Gebete abwechselten. Die Vorträge konnte jedes dazu befähigte Mitglied der Gemeinde halten. Nur dem weiblichen Geschlechte war das Reden und Lehren in der Gemeinde untersagt. Das Bundesmahl wurde in manchen Gemeinden öfter, in manchen seltener gefeiert. Zuweilen fanden auch Liebesmähler (Agapen) statt, bei denen die Armen auf allgemeine Kosten mitgespeist wurden. Die armen Glieder der Gemeinde wurden überhaupt als christliche Brüder vor Mangel geschützt. Festtage. Je nachdem die Gemeinden aus Juden und Heidenchristen bestanden, zeichneten sie die Festtage aus, die sie früher als Juden oder Heiden gefeiert Hatten. Die Feier des Sonntags, anstatt früher des Sonnabends (Sabbaths) wurde erst später eine allgemeine mit Beziehung auf die Auferstehung Jesu und die Ausgießung des heiligen Geistes. ___ Zucht. Gute Zucht und Sitte war eine Zierde dieser Gemeinden; unsittliche Mitglieder wurden ausgeschlossen und nur nach wirklicher Besserung wieder aufgenommen. Entstanden Streitigkeiten hinsichtlich der Lehre oder gewisser Gebräuche, so wurde, so lauge die Apostel lebten, deren Entscheidung verlangt, welche diese auch entweder persönlich oder durch Briese ertheilten. Die Taufe. Als Zeichen der Aufnahme in die christliche Gemeinde galt^ die Taufe. Diejenigen, welche durch Unterricht in der christlichen Lehre für dieselbe vorbereitet wurden, hießen Katechnmenen und waren als solche nur Zuhörer. Am Sonntage nach Ostern (Quasimodogeneti) fand die Taufe derselben statt, nachdem sie ein Glaubensbekenntniß abgelegt hatten. Nach Jäkcl u. a. 80. Aus der Zeit der Khrilleuversotgurrgeu. Christenversolgungen. Die Christen hatten int römischen Reiche schwere Verfolgungen zu erdulden, weil sie sich von den Heiden absonderten und überhaupt von der Obrigkeit mit Mißtraue» betrachtet wurden. Man spricht gewöhnlich von zehn Christenverfolgungen unter den Kaisern: Nero, Domitian, Trojan, Marcus Aurelius, Septimns Severns, Dezius, Gallus, Valeriau, Aurelian und Diokletian. Arten der Verfolgungen. Mit welcher Wuth die Juden die Apostel und die ersten Christen verfolgten,'davon erzählt uns schon die Apostelgeschichte. Viel Schrecklicheres noch hatten die ersten Christen aber später von den Heiden zu erdulden, so daß ein Schriftsteller aus jener Zeit sagt: „Hätte ich hundert Zungen und einen hundertfachen Mund und die stärkste Stimme ttt der Welt, so könnte tch doch nicht alle die Verbrechen beschreiben, welche begangen wurden, noch die Martern alle nennen, die der Scharfsinn der Obrigkeit gegen die unschuldigen Christen ersonnen hat". — Man schonte keines Standes, keines Geschlechts, keines Alters. Einige wurden durchs Schwert, andere durchs Feuer, noch andere durchs Kreuz hingerichtet und wieder andere den wilden Thieren vorgeworfen. Man nähte sie auch in Säcke, welche mit Pech getränkt waren und zündete diese an, oder man bestrich sie mit Honig, setzte sie dann den glühenden Sonnenstrahlen aus und ließ, sie von den Insekten zerstechen; einige wurden mit zurückgebogenen Händen an einer hölzerne Maschine befestigt und alle ihre Glieder auseinander gezogen. Die

15. Erzählungen aus der Geschichte alter und neuer Zeit - S. 93

1846 - Breslau : Graß, Barth
christlichen Gemeinden. 93 sogar das Weihnachtsfest, sind erst in späterer Zeit angeordnet worden. Der Gottesdienst fand gewöhnlich in folgender Weise statt: es wurde gebetet, Psalmen wurden gesungen, dann pflegte man einen Abschnitt aus dem alten Testamente vorzulesen und an die Erklärung desselben wurden von Männern, die sich dazu tüchtig fühlten, freie Vorträge geknüpft; wie der Apostel Paulus schreibt an die Christen- gemeinde zu Colossä: „Lasset das Wort Christi unter euch reichlich wohnen, in aller Weisheit; lehret und vermahnet euch selbst mit Psalmen und Lobgcsängen und geistlichen Liedern, und singet dem Herrn in eurem Herzen." Ehe die Gemeinde aus einander ging, wurden noch Almosen gesammelt und eine gemeinschaftliche Mahlzeit, ein sogenanntes Liebes mahl, beschloß die ganze Feier. Von den Almosen oder den freiwilligen Beiträgen, welche ein jeder mit bereitwilligem Herzen nach Vermögen darbrachte, erhielten theils die Beamten der Gemeinde ihren Unterhalt, theils wurden dürftige Christen oder auch fremde Gemeinden, die sich in Noch befanden, unterstützt; das Geschäft dervertheilung besorgten die Almosenpfleger. Das Liebesmahl (Agape) war eine gemeinschaft- liche Mahlzeit, an welcher Reiche und Arme, Hohe und Niedere Theil nahmen; zu einem sichtbaren Zeichen, daß christliche Liebe sie alle verbinden solle und zu lebendiger Erinnerung an den Herrn Jesum Christum, der ja auch, bevor seine Leidensnacht anbrach, mit seinen Jüngern ein ge- meinschaftliches Abendmahl genossen und den Auftrag hinterlassen hatte: dies thut zu meinem Gedächtniß. Ob alle, die der christlichen Gemeinde angehörten, allch ein christ- lich-sittliches Leben führten? O nein. Wie es unter den zwölf Jün- gern Jesu einen Judas gab, der seinen treuesten Freund und größten Wohlthäter, seinen Herrn und Meister verrathen konnte; wie heut zu Tage unter manchem frommen Gesichte ein Herz voll Schalk- heit und Bosheit schlägt; so hat es von je her in christlichen Gemein- den, auch in den frühesten schon, unwürdige Mitglieder gegeben, die durch ihren Wandel nicht bezeugten, daß Christi Geist in ihnen lebe. Solche wurden von den Aeltesten ermahnt und, wenn dies ohne Er- folg blieb, ganz aus der Gemeinschaft ausgeschlossen. Nur durch Reue und unzweifelhafte Beweise der Besserung konnten sie sich der Wieder- aufnahme würdig machen. Die Zerstörung Jerusalems. tz 57. Schon zu Christi Zeiten gab sich unter den Juden eine Mißstimmung gegen die Oberherrschaft der Römer kund. Viele vom Volke hatten Christo deshalb angehangen, weil sie hofften, er würde Israel erlösen von der Herrschaft Roms. Als diese inne wurden,'daß

16. Kleines Lehrbuch der Erdbeschreibung und Geschichte - S. 92

1821 - Magdeburg : Rubach
92 Vierter Abschnitt. Landes, oder wenn er ihn verleugnete in den Tagen der Verfolgung; dann wurde er in den Bann ge- than und durfte nicht mehr in den Versammlungen der Christen erscheinen. Wollte er wieder aufge- nommen werden, so mußte er Kirchenbuße thun d. h. eine Zeitlang in Trauerkleidern vor der Thür des Versammlungsortes stehen rc., und dadurch die be- leidigte Gemeinde versöhnen. Alles dieses war, sehr nöthig, schon weil den Christen Alles daran lag, ihren guten Namen zu bewahren und den Heiden keine Veranlassung zu gerechten Klagen zu geben. In der Nacht, an Gräbern, in Höhlen kamen die ersten Bekenner des Evangeliums zusammen, um ruhig und ungestöhrt ihre Herzen zu Gott zu erheben. Oft geschah es nun, daß sich Fremdlinge oder Verrather unter sie einschlichen. Die Christen wurden dann ergriffen und vor die heidnischen Rich- ter geschleppt. — Um dieß zu verhüten, führte man bey der Taufe die Taufzeugen oder Pathen ein, damit man wisse, wer das Recht habe in die Versammlung der Gemeinde zu kommen, zum Theil auch deßwegen, damit Kinder, wenn ihre Eltern in der Verfolgung umkamen, Jemanden hatten, der für ihre Unterweisung im Christenthums sorgen konnte. Getauft wurde indeß nicht zu jeder Zeit, meist nur um Ostern und Pfingsten. Der junge Christ, der, wie es der Heiland angeordnet hatte, durch die Taufe in die Gemeinde Christi aufgenommen werden wollte, wurde dazu vorbereitet und in der Lehre Jesu unter- richtet. Am Tage der Taufe trug er ein weißes Kleid zum Zeichen, daß er fortan rein seyn wollte von allen Sünden. Von diesem Gebrauch hat bis auf den heutigen Tag der weiße Sonntag den Namen. Mit Gebet und durch frommen Gesang prie- sen die Christen Gott, dann feyerten sie das Lie- besmahl. Jeder brachte dazu mit, was er hatte; Arme und Reiche waren hier gleich, und nach dem Liebesmahl verbrüderte sie noch inniger die Feyer

17. Geschichte des Mittelalters - S. 107

1854 - Weimar : Böhlau
107 und überwinden; eingedenk des ernsten Wortes: „was hülfe es dem Menschen, wenn er die ganze Welt gewönne und nähme Schaden an seiner Seele?" Sehnsucht und Entsagung vor allem wurde die christliche Frömmigkeit durch die Verheißung des Himmels. Aus der Idee des einen, alles schaffenden und regierenden Weltgeistcs ging aber auch die Bestimmung des Christenthums zur Weltreligion hervor. Als Wellreligion kündigte das Christenthum sich an; es lehrte den Weltgott, den Schöpfer des Himmels und der Erde; den Vater über alles, was Kinder heißt im Himmel und auf Erden erkennen und anbeten, wies auf den Weltheiland hin, öffnete allen die an Christum glauben und seine Gebote halten würden, einen Himmel. Das Christenthum ist seiner Natur nach als die Religion des Geistes, als Stiftung eines Reiches, welches nicht ist von die- ser Welt, an keine Art von äußerlichen irdischen Formen nothwen- dig gebunden. Es kann daher unter den verschiedensten Verfassungs- formen und Einrichtungen, insofern dieselben nichts Unsittliches ent- halten, friedlichen Eingang finden und sich an dieselben anschließen. Aber es mußte in Kampf gerathen mit allem ungöttlichem Wesen in der Menschheit. Darauf weiset jener Ausspruch Christi hin: „daß er nicht gekommen sei, Frieden zu stiften auf Erden, sondern das Schwert," das Schwert des Geistes, und die Geschichte hat in den Wirkungen des Christenthums die Erfüllung dieses göttlichen Ausspruchs gezeigt. Da die Aufnahme in die Gemeinschaft der Christen durch die Die Sitten Taufe gewöhnlich erst in reiferem Alter erfolgte, und da dieser usdienstä' Schritt viele Gefahren drohte und manche Entbehrungen auferlegte, Abfassung?» so kann man annehmen, daß die meisten Christen ihrer Religion Kirche, mit Ueberzeugung ergeben waren. Einige freilich wurden durch die Wohlthätigkeit der Christen, andere durch die abergläubische Vor- stellung von einer magischen Sündenreinigung durch die Taufe zum Uebertritt angelockt. Im allgemeinen zeugten die Sitten der Chri- sten für die Trefflichkeit ihres Glaubens. Ihre thätige Bruderliebe, ihre Sorge für Arme und Kranke, ihr stilles, mäßiges Leben, ihre gewissenhafte Erfüllung der bürgerlichen Pflichten stellten ihren Wan- del in starken Gegensatz mit der in jener Zeit tief verderbten Heiden- welt. Die christliche Religion lehrte die Gleichheit der Herrn und Knechte vor Gott und wirkte dadurch auf die Abschaffung der Skla- verei hin. Einzelne Christen legten sich die strengste Enthaltsamkeit auf, blieben unverheirathet und widmeten sich nur religiösen Be- trachtungen. Man nannte sie Asceten. Die Lebensansichl der Asceten artete später bis zu einer verderblichen, finstern Wellverach- tung aus, welche selbst erlaubte Genüsse verschmähte. Die Christen kamen häufig zusammen, um sich durch gemein- schaftliche Andacht im Glauben und zur Erfüllung ihrer Pflichten zu stärken. Der Gottesdienst war sehr einfach. Es wurde ein Stück aus der Bibel vorgelesen, der Vorsteher der Gemeinde hielt eine Ermahnungsrede und dann folgte ein stilles Gebet. Die Feier des Abendmahls war anfangs mit gemeinschaftlichen Mahlzeiten, Liebesmahle genannt, verbunden. Versammlungen wurden beson-

18. Abriß der Kirchengeschichte für Gymnasien - S. 4

1879 - Berlin : Decker
— 4 — Seelsorge, der gemeinsamen Angelegenheiten, Aelteste oder auch Bischöfe (Ttqeoßvxeqoi, emoxottoi) genannt, aus welchen wohl schon am Ende der apostolischen Zeiten der Vorsitzende, wiewohl noch als primus inter pares. hervortrat und den Bischofsnamen führte. Zur Besorgung der Armenpflege dienten die Diaconen und Diaconissen. Die Kirchenämter wurden von den Aposteln oder dem Presbyterium unter Zuziehung der Gemeinde besetzt, die Erwählten zu ihrem Amt mit Gebet und Handauflegung geweiht (Ordination, Apftlg. 6, 6. 1. Tim. 5, 22). Neben dem Sabbath, und bei den Heidenchristeu statt desselben, wurde frühzeitig der Sonntag als Auferstehungstag des Herrn gefeiert (Offenb. 1, 10. Plin. epp. X. 96 affirmabant autem hanc fuisse summam vel culpae vel erroris, quod essent soliti stato die ante lucem convenire carmenque Christo quasi deo dicere secum invicem). Gesänge aus dem Psalter oder in seiner Weise, Gebet, Vorlesung und Auslegung der heiligen Schriften Alten Testamentes, später auch der apostolischen Sendschreiben und Evangelien, Lehr- und Mahnreden derer, die sich dazu berufen fühlten, bildeten den ersten Theil des Gottesdienstes, an welchem auch die Katechumenen Theil hatten. Diesem folgte die mit dem Liebesmahle (dyänrj) verbundene Spendung des heiligen Abendmahls. Die Gemeinde sammelte sich zu ihren gemeinsamen Gottesdiensten noch in Privathüusern (Apstlg. 2, 46). Die Tau f e wurde unter Anrufung der heiligen Dreieinigkeit durch Untertauchen vollzogen. Daß sie aud) Kindern ertheilt wurde, bezeugt Origeues als apostolische Ueberlieferung. Vor Empfang der Taufe mußte der Sä--w* jijcnjvuyt£^amr auf feierliche Frage nach seinem Glauben Ws ( 'christliche Glaubensbekenntniß (symbolum d. i. Losungs- innrt) ablegen. Frühzeitig setzte sich dieses, nur mündlich fortgepflanzt, auf Grundlage des Tanfbefehls Christi (Matth. 28, 19 f.) in einer bestimmten Fassung fest, welche sich im sogenannten apostolischen Symbole erhalten hat. (Forts. §. 9.) ^6mtuu3 d. §. 4. Christliche Gemeinden bestanden am Ende des ufentern». er^crt Jahrhunderts in drei Welttheilen durch alle Ostprovinzen des römischen Reiches von Babylon bis Rom. In Syrien, Kleinasien, Maeedonien, Griechenland, Italien. Aegypten „allenthalben strahlten blühende Gemeinden wie Lenchtthurme in der Nacht mitten im Heidenthum". Wahrend des zweiten Jahrhunderts drang das Christenthum auch in die übrigen Provinzen nach Westen und Norden vor, in das proconsnlarische Africa, nach Spanien, Gallien»

19. Leitfaden der Geschichte für Mittel-, Töchter- und Fortbildungsschulen und die Oberklassen der Bürger- und gehobenen Volksschulen - S. 36

1881 - Harburg an der Elbe : Elkan
— 36 — fluchen, erwiderte er: „Sechs und achtzig Jahre bin ich in seinem Dienste, und er hat mir nur Gutes gethan; wie könnte ich ihm fluchen!" Der Statthalter forderte ihn aus, zum Scheine sich für einen Heiden auszugeben; aber der Greis sprach: „Ich bin ein Christ". Vergebens drohte man ihm mit den Löwen und mit dem Feuer; er bestieg betend den Scheiterhaufen. — d. Unter der Regierung des kräftigen Kaisers Severus brach die Wut der Heiden gegen die Gemeinde 202 in Karthago los. Die fromme Perpetua wurde ins Gefängnis geworfen. Umsonst flehte ihr heidnischer Vater sie an, ihren neuen Glauben zu verlassen, und ebenso vergeblich war es, daß er im wilden Schmerze sie mißhandelte und ihr die einzige Freude, ihr Kindlein, entriß; sie tröstete die Mitgefangenen und stärkte sich selber mit dem Worte: „Ich stehe in Gottes Hand". Sie wurde von einer wütenden Knh verwundet und dann mit dem Schwert getötet. — 3oo e. Die letzte und schrecklichste Verfolgung erhob sich unter dem Kaiser Diokletian. Diese endete erst, nachdem die Henker ermüdet und ihre Schwerter stumpf geworden waren. Die Heiden aber sahen, daß der Glaube der Christen Not und Tod überwand. §. 56. Die christlichen Gemeinden, a. Sie standen unter selbstgewählten Bischöfen (Aufsehern) und Presbytern (Ältesten), welche ihre Versammlungen leiteten und die Sakramente verwalteten. Für die Armen sorgten die Diakonen oder Armenpfleger. Zum Sehramte war anfänglich jeder berechtigt; später wurde es den Aufsehern übertragen. Den Namen Bischof erhielt von nun an nur der erste Aufseher; die übrigen wurden Priester genannt. — b. Anfangs versammelten sich die Gemeinden in irgend einem passenden Hause, in den Zeiten der Verfolgung auch in Wäldern, Höhlen und Klüften, nicht selten zur Nachtzeit. — Der Gottesdienst bestand in Gesang, Gebet, Vorlesen der heiligen Schriften und Predigt; daran schloß sich das Liebesmahl, an dem alle Gemeindeglieder teilnahmen, und das heil. Abendmahl. Zur Taufe wurden wohl nur Erwachsene zugelassen; der Täufling erschien in weißen Kleidern und wurde im Wasser untergetaucht. Als regelmäßiger Feiertag wurde schon im 1. Jahrhundert der Sonntag und als Festtag Ostern bestimmt. — c. Die Kraft des Christentums zeigte sich in dem ganzen Leben der Christen. Der Mann sah die Frau nicht als seine Dienerin, sondern als die vor Gott ihm gleichstehende Gehülfin an; die Kinder wurden in der Furcht Gottes auferzogen, die Dienenden und Sklaven menschenfreundlich behandelt. Die Glieder einer Gemeinde betrachteten sich als eine Familie; in brüderlicher Liebe nahm man sich der Armen, Kranken und Verlassenen an. Wer dem Worte Gottes nicht gemäß lebte, wurde ermahnt und, falls er sich nicht besserte, vom Abendmahl oder gar von der Gemeinde ausgeschlossen (exkommuniziert) und nur wieder aufgenommen, nachdem er Neue bewiesen und Kirchenbuße gethan, d. H. in Trauerkleidern an der Kirchthür um Wiedereintritt gebeten und dann öffentlich seine Sünden bekannt und Besserung versprochen hatte. 2) Die Zeit des äußeren Sieges. 325—800. 333 §♦ 57. Das Christentum wird Staatsreligion, a. Durch Kaiser Konstantin wurde das Christentum zur herrschenden ober Staatsreligion erhoben, und nun breitete sich dasselbe schnell weiter aus. Er gebot die allgemeine Feier des Sonntags, gründete viele neue Kirchen und beschenkte sie mit Ländereien; den Geistlichen bewilligte er Steuerfreiheit und den Bi- i

20. Bilder aus der Kirchengeschichte - S. 8

1876 - Braunschweig : Bruhn
langte und 2 Jahre lang das Evangelium verkündigte, wobei er durch eine Kette an einen Soldaten gefesselt war (Ap.-Gesch. 21—28). Während dieser Zeit schrieb er seinen Brief an die Epheser, den an die Colosser, feen an Philemon zu Colossä und den an die Philipper. Im Jahre 63 oder 64 erlangte er seine Freiheit wieder und es ward ihm nun der schon früher (Rom. 15, 28) ausgesprochene Wunsch, nach Spanien reifen ^ können, gewährt. Darauf begab er sich zu seinen asiatischen Gemeinden zuruck und schrieb von hier aus wahrscheinlich seinen ersten Brief an Timotheus und den an Titus. Endlich kam er wieder nach Rom, schrieb hier noch den zweiten Brief an Timotheus und erlitt dann den Märtyrertod, unter Nero 67. . b. Das Leben in der ersten christlichen Kirche. In dem Vorhergehenden haben wir gesehen, daß am Schlüsse des apostolischen Zeitalters fast keine größere Stadt in dem großen römischen Weltreiche ohne eine christliche Gemeinde war. Für die Judenchristen war Jerusalem (so lange es bestand), für die Heidenchristen war Antiochien die Mutter-stadt. An diesem letzteren Orte empfingen die Gläubigen auch zuerst den Namen „Christen" (Ap.-Gesch. 11, 26). Sehen wir uns nun noch in aller Kürze das Leben in der ersten christlichen Kirche*) an, so stellt sich uns dasselbe als ein beständiger Gottesdienst dar (Ap. Gesch. 2, 41—47. Kap. 4, 32). Anfangs versammelten sich die Christen alle Tage zu gemeinsamem Gesang, Gebet, Anhören des Wortes Gottes und zur Feier des heil. Abendmahles; später wenigstens an jedem ersten Tage der Woche, am Sonntage, als dem Auferstehungstage des Herrn. Zum Vorlesen und Erklären dienten zuerst einzelne Abschnitte aus dem A. T. und später solche aus den Evangelien und Episteln; gesungen wurden die Psalmen. Als Sakramente feierte man die Taufe und das Abendmahl, mit welchem letzteren in der Regel noch ein sogen. Liebesmahl verbunden war, wozu ein Jeder nach seinem Vermögen Lebensrnittel herzubrachte. Bei diesen Mahlen wurde auch gesammelt für die Armen, die Kranken und die Lehrer. In Jerusalem würden die Versammlungen auch wohl im Tempel abgehalten, sonst überall in Privathäusern (Ap.-Gesch. 12, 12), ba man eigentliche Kirchen noch nicht hatte, während der Verfolgungen nur des Nachts, zuweilen gar in Kellern, Höhlen und Wäldern. Anfangs versahen die Apostel das Predigtamt und die Austheilung der Sakramente allein; als aber die Gemeinde zahlreicher wurde, ließen sie durch dieselbe Gehülfen wählen, welche sie dann durch Handauflegung ’) Das Wort „Kirche" leitet man ab den Kyrios, welches Herr, und von Cyrch ober Cylch, welches Mittelpunkt feebeutet. In bei den Fällen ist zu benfen an Christus, den Sohn Gottes und Heilanb der Welt, dem gegeben ist alle Gewalt im Htm* mel und auf Erben und der zugleich der Mittelpunkt alles Seins ist, von dem, bnrch den und ju dem alle Dinge ftnb von Ewigkeit zu Ewigkeit (Röm. 11, 36).