Anfrage in Hauptansicht öffnen

Änliche Dokumente zu folgendem Trefferdokument

Basierend auf den Feldern Volltext

Sortiert nach: Ähnlichkeit zu Dokument

1. Geographie, Geschichte und Naturkunde - S. 117

1878 - München : Oldenbourg
85. Der erste Einfall der Franzosen in Deutschland rc. 117 5 Uhr auf, verrichtete die Morgenandacht und setzte sich dann an den Schreibtisch. Hier war sie fast den ganzen Tag mit den Rcgierungsangelegenheiten ihrer weitläufigen Länder beschäftigt. Menschen glücklich zu machen war der- selben ein Bedürfnis. Deswegen fanden Hilfsbedürftige stets reichliche Unterstützung. Da die hohe Frau selbst streng rechtlich war, so verlangte sie auch eine strenge Be- obachtung von Recht und Gesetz. 3. Maria Theresia war. die Mutter Kaiser Josephs Ii. Ihre unglückliche Tochter Marie Antoinette war mit dem König Ludwig Xvi. von Frankreich vermählt und verlor 1793 ihr Leben, gleich ihrem Gemahle, auf der Guillotine. 85. Der erste Einfall der Franzosen in Deutsch- land nach der Revolution (1796). (Aus einem Briefe von Schillers Schwester Christophine.) Solitüde (bei Stuttgart), 20. Juli 1796. 1. Ohne Zweifel hat Dir mein Mann den Brief, den ich ihm wegen der Annäherung der Franzosen geschrieben hatte, nach meiner Bestellung kommuniziert; Du bist also schon da- von vorbereitet. Unsere Lage unter diesen Umständen war unbeschreiblich. Es war ein solcher Lärm in der ganzen Gegend, und jedes flüchtete so gut es konnte. Anfangs sagte man, dass die Franzosen um freundschaftlichen Durchzug durch unser Land gebeten hätten, welchen unser Herzog auch verwilligt hatte, und da fürchtete man keinen Schaden; aber diese Ruhe dauerte nicht lange, und wir waren seit 14 Tagen in beständiger Furcht für einen Überfall. 2. Das k. k. Lazaret, das hier war, bekam am 6. Juli die Ordre, schnell aufzubrechen. Dieses verursachte eine grosse Angst; sie waren auch kaum etliche Stunden fort, als schon die Franzosen in Freudenstadt waren. Von daher hörte man verschiedene Nachrichten ihres Betragens. Auf alle Fälle mussten wir fürchten überfallen zu werden, welches auch am 18., nämlich vorgestern, geschah. Es marschierte eine Partie von ungefähr 50 Mann Freitags hier durch und plünderte überall. Sie stieisen mit Ungestüm ihre geladenen Gewehre an unsere Thüre und drohten, sie einzuwerfen, wenn nicht aufgemacht würde. Es waren zwar etliche Männer bei uns im Haus zu einigem Beistand, aber das half uns wenig. Sie hiessen sie sogleich fortgehen und drohten mit ihren Flinten. Du kannst Dir die Angst von uns drei Weibern vorstellen! Zuerst for- derten sie Wein und Brot, welches wir schon auf den Not-

Ähnliche Ergebnisse

Ähnliche Dokumente basierend auf den Feldern Volltext

1. Weltkunde - S. 117

1875 - München : Oldenbourg
85. Der erste Einfall der Franzosen tn Deutschland ?c. 117 6 Uhr auf, verrichtete die Morgenandacht und setzte sich dann an den Schreibtisch. Hier war sie fast den ganzen Tag mit den Regierungsangelegenheiten ihrer weitläufigen Länder beschäftigt. Menschen glücklich zu machen war der- selben ein Bedürfnis. Deswegen fanden Hilfsbedürftige stets reichliche Unterstützung. Da die hohe Frau selbst streng rechtlich war, so verlangte sie auch eine strenge Be- obachtung von Recht und Gesetz. 3. Maria Theresia war die Mutter Kaiser Josephs Ii. Ihre unglückliche Tochter Marie Antoinette war mit dem König Ludwig Xvi. von Frankreich vermählt und verlor 1793 ihr Leben, gleich ihrem Gemahle, auf der Guillotine. 85. Der erste Einfall der Franzosen in Deutsch- land nach der Revolution (1796). (Aus einem Briefe von Schillers Schwester Christophine.) Solitüde (bei Stuttgart), 20. Juli 1796. 1. Ohne Zweifel hat Dir mein Mann den Brief, den ich ihm wegen der Annäherung der Franzosen geschrieben hatte, nach meiner Bestellung kommuniziert; Du bist also schon da- von vorbereitet. Unsere Lage unter diesen Umständen war unbeschreiblich. Es war ein solcher Lärm in der ganzen Gegend, und jedes flüchtete so gut es konnte. Anfangs sagte man, dass die Franzosen um freundschaftlichen Durchzug durch unser Land gebeten hätten, welchen unser Herzog auch verwilligt hatte, und da fürchtete man keinen Schaden; aber diese Ruhe dauerte nicht lange, und wir waren seit 14 Tagen in beständiger Furcht für einen Überfall. 2. Das k. k. Lazaret, das hier war, bekam am 6. Juli die Ordre, schnell aufzubrechen. Dieses verursachte eine grosse Angst; sie waren auch kaum etliche Stunden fort, als schon die Franzosen in Freudenstadt waren. Von daher hörte man verschiedene Nachrichten ihres Betragens. Auf alle Fälle mussten wir fürchten überfallen zu werden, welches auch am 18., nämlich vorgestern, geschah. Es marschierte eine Partie von ungefähr 50 Mann Freitags hier durch und plünderte überall. Sie stiefsen mit Ungestüm ihre geladenen Gewehre an unsere Thüre und drohten, sie einzuwerfen, wenn nicht aufgemacht würde. Es waren zwar etliche Männer bei uns im Haus zu einigem Beistand, aber das half uns wenig. Sie hiessen sie sogleich fortgehen und drohten mit ihren Flinten. Du kannst Dir die Angst von uns drei Weibern vorstellen! Zuerst for- derten sie Wein und Brot, welches wir schon auf den Not-

2. Geographie, Geschichte und Naturkunde - S. 118

1878 - München : Oldenbourg
118 85. Der erste Einfall der Franzosen in Deutschland rc. fall bereit hatten und ihnen gaben; dann wollten sie Hemden, Strümpfe, Schnupftücher u. dgl. Wir gaben ihnen auch, so viel wir just da hatten, und die erste Partie, deren 5 waren, ging weiter. Aber gleich kamen wieder andere mit eben dem Ungestüm und verlangten mit grösster Gewalt, indem mir einer das geladene Gewehr auf die Brust setzte, ich sollte ihm ein Hemd schaffen. Es war wirklich keins mehr im Haus, als das der Papa auf dem Leib hatte; also sagte ich, dass wir keins mehr hätten; sie sollten selbst sehen, indem ich in der Angst ihnen die Kommode aufschloss; sie wühlten die Sachen durch einander und sahen selbst, dass keins da war. Also suchten sie andere Sachen, nahmen dem Papa seine Hose mit silbernen Schnallen, seine Dose und Schnupftuch und Geld vor seinen Augen ohne Schonung für seine Krankheit und sein Alter; dann rissen sie der Luise mit grösster Frechheit ihre zwei Halstücher vom Hals herunter, störten alles aus, wo sie etwas fanden, das ihnen anständig war, und nahmen es. Drei silberne Löffel, die noch in der Tischlade lagen, nebst etlichen Tüchern sind auch fort. 3. Doch ist dieser Verlust im ganzen nicht so gross als die Angst und der Schrecken, den wir hatten. Ich und die Luise konnten die alten Eltern natürlich nicht verlassen, und doch hörte man aller Orten von den grössten Frechheiten, die sie sich bei dem Frauengeschlechte erlaubten; also war unsere Angst grenzenlos. Aber doch können wir ausser der Plünderung ihnen keine solche Äusserung Schuld geben. 4. Dennoch sind wir den andern Tag, da man noch mehrere von dieser Partie vermutete, nebst noch einer Familie von hier in eine im Wald befindliche Höhle unter der Brücke geflüchtet. Hier blieben wir von 7 Uhr des Morgens bis abends um 8 Uhr (den längsten Tag, den ich in meinem ganzen Leben durchlebt habe), wo wir dann durch einen Boten die Nachricht bekamen, dass ein französisches Kommando von Leonberg, wo ein französisches Regiment liegt, auf die Solitüde eingerückt wäre, um uns zu beschützen. Seit dieses hier ist, haben wir gar nichts zu befürchten. Der Offizier beim Kommando ist ein äusserst feiner und höflicher Mann, der soeben uns eine Visite machte. Wir erzählten ihm das Betragen des Freicorps, und er war äusserst unzufrieden hierüber. 5. Manche Leute sind hier ganz ausgeplündert worden. Wir haben vorher alles, was von Wert war, entfernt, und das bekam uns sehr gut, sonst hätte uns dieser Tag um unser halbes Vermögen bringen können. Wir arbeiteten wie die Pferde etliche Tage vorher, und es bleibt alles an seinem Ort, bis der ganze Lärm vorüber ist. — In Stuttgart ist alles

3. Weltkunde - S. 118

1875 - München : Oldenbourg
118 85. Der erste Einsall der Franzosen in Deutschland rc. fall bereit batten und ihnen gaben; dann wollten sie Hemden, Strümpfe, Schnupftücher u. dgl. Wir gaben ihnen auch, so viel wir just da hatten, und die erste Partie deren 5 waren, ging weiter. Aber gleich kamen wieder andere mit eben dem Ungestüm und verlangten mit grösster Gewalt, indem mir einer das geladene Gewehr auf die Brust setzte, ich sollte ihm ein Hemd schaffen. Es war wirklich keins mehr im Haus, als das der Papa auf dem Leib hatte; also sagte ich, dass wir keins mehr hätten; sie sollten selbst sehen, indem ich in der Angst ihnen die Kommode aufschloss; sie wühlten die Sachen durch einander und sahen selbst, dass keins da war. Also suchten sie andere Sachen, nahmen dem Papa seine Hose mit silbernen Schnallen, seine Dose und Schnupftuch und Geld vor seinen Augen ohne Schonung für seine Krankheit und sein Alter; dann rissen sie der Luise mit grösster Frechheit ihre zwei Halstücher vom Hals herunter, störten alles aus, wo sie etwas fanden, das ihnen anständig war, und nahmen es. Drei silberne Löffel, die noch in der Tischlade lagen, nebst etlichen Tüchern sind auch fort. 3. Doch ist dieser Verlust im ganzen nicht so gross als die Angst und der Schrecken, den wir hatten. Ich und die Luise konnten die alten Eltern natürlich nicht verlassen, und doch hörte man aller Orten von den grössten Frechheiten, die sie sich bei dem Frau engeschlechte erlaubten; also war unsere Angst grenzenlos. Aber doch können wir ausser der Plünderung ihnen keine solche Äusserung Schuld geben. 4. Dennoch sind wir den andern Tag, da man noch mehrere von dieser Partie vermutete, nebst noch einer Familie von hier in eine im Wald befindliche Höhle unter der Brücke geflüchtet. Hier blieben wir von 7 Uhr des Morgens bis abends um 8 Uhr (den längsten Tag, den ich in meinem ganzen Leben durchlebt habe), wo wir dann durch einen Boten die Nachricht bekamen, dass ein französisches Kommando von Leonberg, wo ein französisches Regiment liegt, auf die Solitüde eingerückt wäre, um uns zu beschützen. Seit dieses hier ist, haben wir gar nichts zu befürchten. Der Offizier heim Kommando ist ein äusserst feiner und höflicher Mann, der soeben uns eine Visite machte. Wir erzählten ihm das Betragen des Freicorps, und er war äusserst unzufrieden hierüber. 5. Manche Leute sind hier ganz ausgeplündert worden. Wir haben vorher alles, was von Wert war, entfernt, und das bekam uns sehr gut, sonst hätte uns dieser Tag um unser halbes Vermögen bringen können. Wir arbeiteten wie die Pferde etliche Tage vorher, und es bleibt alles an seinem Ort, bis der ganze Lärm vorüber ist — In Stuttgart ist alles

4. Bilder aus Frankens Vergangenheit - S. 126

1914 - München : Oldenbourg
— {26 — beit der häufig ankommenden französischen Flüchtlinge, gestattete ihnen aber keinerlei Waffenvereinigung. Die (Einmischung des Reiches in die Verhältnisse des Nachbarstaates rächte sich bitter. Ungeschicklichkeit und Planlosigkeit der L^eerführung und Uneinigkeit der Verbündeten vereitelten jeden Erfolg. Die französischen Volksheere drangen siegreich vor. wieder einmal begann eine Überschwemmung deutscher Erde durch die Franzosen, die von weittragendsten Folgen begleitet war. Idas äußere und innere Feinde Deutschlands bis jetzt nicht zuwege gebracht hatten, gelang diesmal. In Trümmer zerfiel das gealterte Reich. Und als nach eineinhalb Jahrzehnten tiefster Erniedrigung die kampfbegeisterten Freiheitskriege! die Feinde über den Rhein zurückwarfen, da hatte sich die deutsche Staatenkarte einschneidend verändert. Ganz besonders deutlich zeigt aber das Schicksal des Frankenlandes, wie ein fremder Emporkömmling mit deutschen Ländern, Volksstämmen und Fürsten umging. 2, Die Franzosen in sanken (1796). Die Sambre- und Maasarmee unter dem Befehl des Generals ~Sourdan näherte sich dem fränkischen Kreise am 2\. Juli. Sie teilte sich von Frankfurt an in drei Abteilungen, die eine rückte über (Seinhausen nach Aschaffenburg, die zweite ging bei j^anau über den Main, die dritte zog sich rechts. Die k. k. Armee unter dem Grafen von Wartensleben zog sich gegen Würzburg zurück, nachdem es beim Ausgang des Spessarts, in der Gegend von Esselbach, zu einem hitzigen, für sie nachteiligen Treffen gekommen war. Sie verließ Würzburg am 23. Juli und ging über Schweinfurt nach Bamberg, wo sie sich sammelte. Am 26. Juli fanden bet Iphofen und tags darauf bei Zeil und Eltmann Gefechte statt, am 7. August wurden die Kaiserlichen zwischen Bamberg und Forchheim zurückgeworfen. Würzburg war am 2q. ~Suli, die Festung Königshofen am 2., Bamberg am H. August von den Franzosen besetzt worden. Ganz Franken war nun in der ^and der Feinde. Schöne Worte hatte der oberste General ^ourdan in einer öffentlichen Bekanntmachung den Bewohnern der fränkischen Länder gesagt: „3hr werdet wohl ohne Zweifel von der Anwesenheit der Armeen zu leiden haben; aber euer Eigentum soll nicht verwüstet werden, ihr werdet euere fjäuser nicht in Flammen aufgehen sehen. Bleibet bei eueren Berden, nehmt keinen Anteil an den kriegerischen Begebenheiten, dann könnt ihr darauf rechnen, bei allen Ehefs meiner Armee Schutz zu finden. Alle Befehlshaber werden strengste Ordnung unter den Truppen halten. Plünderung und Mißhandlung werden nach der Strenge der Gesetze bestraft werden."

5. Neueste Geschichte - S. 65

1859 - Leipzig : Fleischer
1 65 vielem Blutvergießen ein Ende machten. Das Königthum wurde nun auch hier abgeschafft, und eine parthenopeische Republik eingeführt.*) Weit ungerechter behandelte das Direetorium den König von Sardinien, Carl Emanuel. Ob sich dieser gleich in alle Launen der Franzosen gefügt hatte, so gaben sie ihm doch Schuld, daß er insgeheim mit Neapel einver- standen gewesen sei. Er mußte sein ganzes Gebiet auf dem festen Lande an Frankreich überlassen, und nach Sardinien auswandern, eine empörende Ge- waltthat! Auch dem Großherzoge von Toskana (Ferdinand) wurde der Krieg erklärt und das Land weggenommen. Ganz Italien war nun in den Händen der Franzosen. Indessen hatten Oestreich und Rußland ihre Rüstungen vollendet. In Rußland war Katharina Ii. 1796 gestorben, und ihr Sohn, Paul (1796— 1801), war ihr gefolgt. Eiu sonderbarer Mann! Als ein wüthender Feind der französischen Revolution, war ihm zugleich jede Freiheit verhaßt. Er meinte, nur dann könnte die Welt bestehen, wenn die Unterthanen in tiefster Unterwürfigkeit sclavisch die Befehle ihres Herrschers vollzögen. Dabei war er voll Launen, widerrief heute das, was er gestern gewollt, und hatte oft die wunderlichsten Einfälle. Bon seiner Würde als Kaiser hatte er. die über- triebensten Begriffe. Alle z. B., welche ihm begegneten, mußten niedersallen, selbst die, welche in einem Wagen oder zu Pferde saßen. Wer vor seinem Palaste vorbeiging, mußte den Hut abzieheu, und selbst dem kaiserlichen Wap- pen mußten Ehrenbezeugungen erwiesen werden. Da er wußte, daß die republikanischen Franzosen alles Steife aus der Kleidung verbannt hatten, so glaubte er, schon in einer einfachen Kleidung stecke Jakobinismus, und ver- bot streng, daß in Rußland Keiner einen runden Hut, kurz abgeschnittene Haare, Schuhbänder oder einen französischen Frack trüge. Auch wurden die meisten ausländischen Bücher verboten, und Alle streng bestraft, die nach seiner Meinung zu frei gesprochen hatten. Er ließ sich von den in Rußland wohnenden Maltesern zum Großmeister des Ordens ernennen, nahm den Grafen von Provence, der sich seit des Dauphins Tode Ludwig Xviii. nannte, und bisher in Blankenburg am Harze gewohnt hatte, in Mietau auf, schloß mit den Türken, Engländern, und Oestreichern ein Bündniß, und rüstete sich zum Kriege gegen Frankreich. Die Seele dieses gro'ßen Bündnisses, an welches sich auch Portugal und Sicilien anschlossen, war England, und beson- ders dessen erster Minister, der jüngere Pitt. Nur Preußens friedliebender König weigerte sich entschieden, dazu zu treten. Im Januar 1799 traf ein russisches Heer-unter Suwaro w in Mähren ein, und Erzherzog Karl stellte sich an die Spitze der östreichischen Trup- pen. Das Direetorium erfuhr dies kaum, als es verlangte, die deutschen Fürsten sollten sogleich die Russen aus Deutschland entfernen; sonst drohte es mit einem Kriege. Dasselbe forderte es vom Kaiser szranz, und da keine Antwort daraus erfolgte, so erklärte es den Krieg, und Jourdan und Ber- nadette brachen über den Rhein in Deutschland ein. Dies Mal erreich- ten die Franzosen ihren Zweck nicht; denn Erzherzog Karl schlug den Ge- neral Jourdan in mehreren Gefechten, besonders in dem Treffen bei *) Der älteste Name Neapels war nämlich Partheuope gewesen. Nöff. Weltgesch. 4. Th. 5

6. Bilder aus der deutschen und bayerischen Geschichte - S. 60

1898 - Würzburg : Stuber
— 60 — Scharen herbei zum Kampfe fürs Vaterland, und aus den Reihen der Krieger erstanden die größten Feldherren. Mit unwiderstehlicher Begeisterung kämpften die neu gebildeten Heere gegen die Armeen der verbündeten Fürsten. In kurzem waren diese über den Rhein zurückgeworfen. Preußen schloß deshalb im Jahre 1795 zu Bafel Frieden mit der Republik, und Österreich setzte den Kampf allein fort. Aber Napoleonbonaparte*), der zum Oberbefehlshaber in Italien ernannt wurde, führte die Franzosen von Sieg zu Sieg und nötigte dadurch auch die Österreicher zum Frieden (1797 zu Campo Formio). _ Wenige Jahre darnach war er der gewaltigste Mann Europas. 47. Die Franzosen in Würzburg (1796 und 1800). 1. Erster Einfall Der Franzosen in Franken. Die Kriege der Franzosen mit dem Deutschen Reiche spielten sich zuerst jenseits des Rheines ab. Im Sommer 1796 jedoch drang ein französisches Heer unter Jonrdan gegen Franken vor. Die Österreicher, welche in der Nähe von Würzburg standen, zogen sich vor dem überlegenen Feinde zurück, und die Stadt wurde am 24. Juli 1796 von den Franzosen besetzt. Stadt und Fürstentum mußten äußerst beträchtliche Lieferungen an Lebensmitteln aller Art leisten und außerdem eine Kontribution (Kriegssteuer) von 5 Millionen Francs (4 Millionen Ml) zahlen. 2 Tchlacht bei Wnrzbnrg. Indessen war das französische Hauptheer gegen die österreichische Grenze vorgerückt, war aber durch die Österreicher unter Erzherzog Karl bei Neumarkt i/O. aufs Haupt gefchlagen wörden. In wilder Flucht zog es sich brennend und sengend über Bamberg und Schweinfurt gegen Würzburg zurück. Erzherzog Karl folgte ihm eiligst, indem er die gerade Straße von Bam-berg über Ebrach und Dettelbach einschlug. Er erreichte es am 2. Sept. 1796. Am darauffolgenden Tage kan: es nun in der nächsten Umgebung Würzburgs, in der Gegend zwischen Pleichseld, Kürnach und Lengfeld bis an die Aumühle, zur Entscheidungsschlacht. Nach hartem und anfänglich für die Franzosen günstig verlaufenem Kampfe wurden sie besiegt und eilten über Güntersleben, Retzstadt rc. an den Rhein. Im Spessart und Odenwald wurden noch viele Flüchtlinge des versprengten Heeres von den erzürnten Bauern erschlagen. Die französische Besatzung aus der Festung Marienberg machte den Versuch, sich zu ihrem Heere durchzukämpfen; aber ein am Vierröhrenbrunnen aufgestelltes österreichisches Regiment, das durch eine Kanone eine mörderisches Feuer gegen die über die Brücke kommenden Franzosen unterhielt, warf sie zurück und nahm sie gefangen. Erzherzog Karl zog in Würzbnrg ein, besichtigte den Marienberg und nahm Nachtquartier im Kloster Oberzell. Für einige Jahre hatte nun Franken Ruhe. *) Napoleon war der Sohn eines korsischen Edelmannes und wurde zu Ajaccio am 15. August 1769 geboren. Seine militärischen Studien machte er in der Kriegsschule zu Brienne und in der Militärschnte zu Paris, dann trat er als Artillerielieutenant in die französische Armee ein.

7. Das zweite Schuljahr - S. 105

1910 - Langensalza : H. Beyer (Beyer & Mann), Herzögl. Sächs. Hofbuchh.
Die erste Reise der Brüder nach Ägypten. — a) Gesinnungsstoff. 105 hätten sie eigentlich sagen müssen? „Einen haben wir nach Ägypten ver- kauft." Warum sagen sie das aber nicht? Sie schämen sich. Wofür konnte man die Antwort der Brüder auch halten? Für eine Lüge. Joseph tut so. als hätten die Brüder eine Lüge gesagt. Darum spricht er wieder: „Nun halte ich euch erst recht für Kundschafter." Wodurch hätten sie zeigen können, daß sie die Wahrheit sagten? Sie hätten den jüngsten Bruder holen müssen. Aber was konnte da Joseph befürchten? Daß sie nicht wiederkommen würden. Joseph muß sich erst überlegen, was er tun will. Er behandelt sie darum wie Kundschafter. Wie nämlich? Er wirft sie ins Gefängnis. Erzähle, wie Joseph die Brüder empfängt! Als die Brüder nun zu Joseph kamen, erkannten sie ihn nicht. Joseph aber erkannte sie. Sie verneigten sich vor ihm bis auf die Erde. Joseph aber verstellte sich und redete unfreundlich mit ihnen. Er fragte sie durch den Dolmetscher: „Wo kommt ihr her und was wollt ihr?" Sie sprachen: „Wir sind aus dem Lande Kanaan und wollen Getreide kaufen!" Da sprach Joseph: „Das glaube ich euch nicht! Ihr seid Kundschafter. Euch haben unsere Feinde geschickt. Ihr sollt sehen, wo man am leichtesten in unser Land einfallen kann. Dann wollt ihr wieder zurückkehren und wollt es den Feinden sagen. Die wollen uns dann überfallen und uns alles Korn abnehmen!" Da bekamen die Brüder große Angst und sprachen: „Nein, mein Herr, wir sind keine Kundschafter. Wir sind zwölf Brüder; unser Vater wohnt im Lande Kanaan. Der jüngste Bruder ist noch bei unserm Vater; aber einer ist verloren gegangen!" Joseph tat so, als hätten die Brüder eine Lüge gesagt. Darum sprach er: „Nun halte ich euch erst recht für Kund- schafter!" Und er ließ sie alle ins Gefängnis werfen. Am dritten Tage ruft er sie heraus. Was denken da die Brüder? „Wird er uns freilassen, oder wird er uns töten!" Was hat sich wohl Joseph ausgedacht, um die Brüder zu zwingen, wieder und zwar mit Benjamin nach Ägypten zu kommen? Er denkt: „Ich werde einen von den Brüdern im Gefängnisse behalten, bis die andern mit Benjamin zurück- kommen." Wie spricht er darum zu seinen Brüdern? „Laßt einen von euch hier! Ihr andern nehmt das Getreide und ziehet zu eurem Vater. Dann kommt ihr mit eurem jüngsten Bruder wieder. Nachher will ich es glauben, daß ihr keine Kundschafter seid. Dann will ich auch den einen wieder freilassen!" Da wurde ihre Angst noch größer, und sie mußten an ihren Bruder Joseph denken. Warum mußten sie denn gerade jetzt an ihn denken? Ihr Bruder hatte damals, als er verkauft wurde, auch so große Angst ge- habt. Was hatte damals Joseph getan? Er hatte seine Brüder angefleht: „Ach, verkauft mich doch nicht!" Aber die Brüder? Sie hörten nicht auf ihn. Jetzt dachten sie: „Das ist die Strafe dafür, daß wir unsern Bruder Joseph nach Ägypten verkauft haben. Wir haben damals nicht auf Josephs Bitten gehört. Nun hört dieser strenge Herr auch nicht auf unsere Bitten und nimmt uns einen von unsern Brüdern!" Das dachten sie aber nicht nur, londern sie sprachen es auch aus. Wie sagten sie? Jetzt sagten sie: „Hätten wir ihn lieber nicht verkauft!" Wer wollte damals den Joseph

8. Anschaulich-ausführliches Realienbuch - S. 28

1897 - Bielefeld [u.a.] : Velhagen & Klasing
28 sich mit dem einen Fuß auf die schmale Eisenstange, woran die Feuerlaterne hing, während er den andern Fuß übermütig in die Luft emporhob. Eine Messingtafel bezeichnet noch heute diese Stelle. Ohne Furcht ging er mit dem Speer dem Bären entgegen und nahm den Kampf mit ihm auf. Am liebsten aber verfolgte er die flüchtigen Gemsen und erkletterte dabei nicht selten die steilsten Felsen. (Martinswand). Im Turnier war er Meister, und als einst in Worms ein prahlerischer Franzose lange Zeit keinen Gegner finden konnte, war er der einzige, der den Kampf mit ihm auf- nahm und ihn nach kurzem Anlauf in den Sand warf. Mit Maximilian schließt das Mittelalter; Pulver und Blei verdrängten Schild und Lanze; die Turniere hörten auf; eine neue Zeit brach an. Er war der letzte Kaiser, der in den ritterlichen Künsten des Mittelalters erzogen war; daher sein Beiname „der letzte Ritter". 2. Die ersten Posten. In früheren Zeiten, als es noch keine Posten und Eisenbahnen gab, war das Reisen mit unzähligen Hindernissen verknüpft. Wer eine größere Reise antrat, nahn: nicht selten vorher das h. Abendmahl und machte sein Testament. Schon der Orden der Deutschritter richtete im 14. Jahrhundert „Brief- ställe" und „Reitposten" ein. Reitende Boten beförderten die Briefe von einer Handelsstadt zur andern. Nach Orten aber, die nicht an der Landstraße lagen, konnte man Briefe nur mit Gelegenheit oder durch eigene Boten senden. Pakete und Per- sonen wurden durch Lohnkutschen befördert. Da richtete Maximilian durch den Grafen von Thurn und Taxis 1516 die erste regelmäßige Postverbindung zwischen Wien und Brüssel ein. Seinem Beispiele folgten bald andere Reichsländer; aber erst in der Mitte des 17. Jahrhunderts fing man an, auch Personen durch die Post zu be- fördern. Doch war es lange Zeit ein gewagtes Unternehmen, seine gesunden Glieder dem zerbrechlichen Postwagen anzuvertrauen. Die Fahrgäste der langsamen „Post- schnecke" ahnten noch nichts von der Großartigkeit und Schnelligkeit unseres heutigen Postverkehrs, der, unterstützt durch Eisenbahnen, Telegraphen und Telephone, einem Sturmwinde gleich, sich um den ganzen Erdball bewegt. 3. Landfriede. Auf dem Reichstage zu Worms wurde 1495 der ewige Land- friede gestiftet. Damit war der Fehdelust der Ritter ein Ende gemacht; denn Acht und Bann drohten dem, der auf eigene Faust auszog, seinen Feind zu bestrafen. Zur Schlichtung aller Streitigkeiten wurde das Reichskammergericht eingesetzt, das weder vom Kaiser noch von einem andern Landesherrn abhängig sein sollte. Alle deutschen Landstände freuten sich dieser Einrichtung, die Schweiz aber wollte sie nicht anerkennen und riß sich 1499 ganz vom deutschen Reiche los. — 4. Landsknechte. Um den Einfällen der Türken und Franzosen wehren zu können, errichtete Maximilian ein Reichsheer. Es bestand aus Söldnern, die meistens aus dem Bauernstande hervorgegangen waren und den Namen „Landsknechte" er- hielten. Schon früher hatte man — besonders in den Städten — mit Söldnerscharen Krieg geführt; in der Regel aber hatten die Ritter den Kern des Heeres gebildet. Als jedoch im Anfange des 14. Jahrhunderts das Pulver und damit zugleich die Feuerwaffe immer mehr in Gebrauch kam, da traten an Stelle der Ritter immer häufiger „geworbene" Kriegsleute, die das Geschäft rein handwerksmäßig betrieben und bald diesem, bald jenem Herrn dienten. Das waren die Söldner. Gegen Zahlung eines „Handgeldes" traten sie in das Heer ein, beschworen die „Artikel" und dienteir ihrem Kriegsherrn auf eine bestimmte Zeit. Während dieser Zeit erhielten sie einen Sold, der nach unserm Gelde monatlich 20—24 Jk betrug, doch suchten sie sich durch Mord und Brand, Raub und Plünderung so viel als möglich zu bereichern. Für Kleidung und Bewaffnung hatten sie selbst zu sorgen. Sie kleideten sich ganz nach Belieben und trugen als Erkennungszeichen nur am Arm eine „Feldbinde".

9. Anschaulich-ausführliches Realienbuch - S. 28

1900 - Bielefeld [u.a.] : Velhagen & Klasing
28 sich mit dem einen Fuß auf die schmale Eisenstange, woran die Feuerlaterne hing, während er den andern Fuß übermütig in die Luft emporhob. Eine Messingtasel bezeichnet noch heute diese Stelle. Ohne Furcht ging er mit dem Speer dem Bären entgegen und nahm den Kampf mit ihm auf. Am liebsten aber verfolgte er die flüchtigen Gemsen und erkletterte dabei nicht selten die steilsten Felsen. (Martinswand). Im Turnier war er Meister, und als einst in Worms ein prahlerischer Franzose lange Zeit keinen Gegner finden konnte, war er der einzige, der den Kampf mit ihm auf- nahm und ihn nach kurzem Anlauf in den Sand warf. Mit Maximilian schließt das Mittelalter; Pulver und Blei verdrängten Schild und Lanze; die Turniere hörten auf; eine neue Zeit brach an. Er war der letzte Kaiser, der in den ritterlichen Künsten des Mittelalters erzogen war; daher sein Beiname „der letzte Ritter". 2. Die ersten Posten. In früheren Zeiten, als es noch keine Posten und Eisenbahnen gab, war das Reisen mit unzähligen Hindernissen verknüpft. Wer eine größere Reise antrat, nahm nicht selten vorher das h. Abendmahl und machte sein Testament. Schon der Orden der Deutschritter richtete im 14. Jahrhundert „Brief- ställe" und „Reitposten" ein. Reitende Boten beförderten die Briefe von einer Handelsstadt zur andern. Nach Orten aber, die nicht an der Landstraße lagen, konnte man Briefe nur mit Gelegenheit oder durch eigene Boten senden. Pakete und Per- sonen wurden durch Lohnkutschen befördert. Da richtete Maximilian durch den Grafen von Thurn und Taxis 1516 die erste regelmäßige Postverbindung zwischen Wien und Brüssel ein. Seinem Beispiele folgten bald andere Reichsländer; aber erst in der Mitte des 17. Jahrhunderts fing man an, auch Personen durch die Post zu be- fördern. Doch war es lange Zeit ein gewagtes Unternehmen, leine gesunden Glieder dem zerbrechlichen Postwagen anzuvertrauen. Die Fahrgäste der langsamen „Post- schnecke" ahnten noch nichts von der Großartigkeit und Schnelligkeit unseres heutigen Postverkehrs, der, unterstützt durch Eisenbahnen, Telegraphen und Telephone, einem Sturmwinde gleich, sich um den ganzen Erdball bewegt. 3. Landfriede. Auf dem Reichstage zu Worms wurde 1495 der ewige Land- friede gestiftet. Damit war der Fehdelust der Ritter ein Ende gemacht; denn Acht und Bann drohten dem, der auf eigene Faust auszog, seinen Feind zu bestrafen. Zur Schlichtung aller Streitigkeiten wurde das Reichskammergericht eingesetzt, das weder vom Kaiser noch von einem andern Landesherrn abhängig sein sollte. Me deutschen Landstände freuten sich dieser Einrichtung, die Schweiz aber wollte sie nicht anerkennen und riß sich 1499 ganz vom deutschen Reiche los. — 4. Landsknechte. Um den Einfällen der Türken und Franzosen wehren zu können, errichtete Maximilian ein Reichsheer. Es bestand aus Söldnern, die meistens aus dem Bauernstande hervorgegangen waren und den Namen „Landsknechte" er- hielten. Schon früher hatte man — besonders in den Städten — mit Söldnerscharen Krieg geführt; in der Regel aber hatten die Ritter den Kern des Heeres gebildet. Als jedoch im Anfange des 14. Jahrhunderts das Pulver und damit zugleich die Feuerwaffe immer mehr in Gebrauch kam, da traten an Stelle der Ritter immer häufiger „geworbene" Kriegslente, die das Geschäft rein handwerksmäßig betrieben und bald diesem, bald jenem Herrn dienten. Das waren die Söldner. Gegen Zahlung eines „Handgeldes" traten sie in das Heer ein, beschworen die „Artikel" und dienten ihrem Kriegsherrn auf eine bestimmte Zeit. Während dieser Zeit erhielten sie einen Sold, der nach unserm Gelde monatlich 20—24 Mo. betrug, doch suchten sie sich durch Mord und Brand, Raub und Plünderung so viel als möglich zu bereichern. Für Kleidung und Bewaffnung hatten sie selbst zu sorgen. Sie kleideten sich ganz nach Belieben und trugen als Erkennungszeichen nur am Arm eine „Feldbinde".

10. Erdkunde von Europa (ohne Deutschland) und die außereuropäischen Erdteile, allgemeine Erdkunde, Kultur- und Wirtschaftsgeographie, Geschichte, Tierkunde, Pflanzenkunde, Erdgeschichte, Menschenkunde und Gesundheitslehre, Physik und Chemie - S. 242

1914 - Karlsruhe i.B. : Braun
242 — Das deutsche Volk aber redete mit Bewunderung von dem Manne, der, ob- gleich nur Fürst eines mäßigen Landes, den gefürchteten Franzosen und Schwe- den siegreich getrotzt hatte, und noch heute nennt man ihn den G r o ß e n K u r - s ü r st e n. ? 41. Die ersten Prentzenkönige. Die Achtung, welche inan dem Großen Kurfürsten zollte, ermöglichte es sei- nem Sohne Friedrich, die Würde eines Königs anzunehmen. Im Dom zu Königsberg setzte er sich am 18. Janilar 1701 die Krone aufs Haupt und nannte sich König von Preußen. Friedrich I. war ein prachtliebender und ver- schwenderischer Fiirst. Zur Zeit des Großen Kurfürsten besaß Brandenburg einen Teil von Schlesien. Friedrich aber hatte sich als junger Kurprinz ohne Wissen des Vaters verpflichtet, das Gebiet gegen eine Geldzahlung später an Österreich zu überlassen; diese Abtretung führte er nun wirklich aus. (Ursache zum späteren Siebenjährigen Krieg.) Es war ein Glück für den preußischen Staat, daß in Friedrichs Nachfolger Friedrich Wilhelm I. nicht nur der Name, sondern auch der stramme sol- datische Geist des Großen Kurfiirsten wieder auflebte. Wegen seiner Vorliebe fiir das Heer nennt man Friedrich Wilhelm den)Hs o l d a t e n k ö n i g. Seine erste Regierungshandlung bestand darin, die vielen unnötigen Hofbeamten seines Vaters zu entlassen, zahlreiche Prunkwagen und Pferde (die sog. Staatskarossen) zu verkaufen und mit dem Geld die während der letzten Regierungszeit entstan- denen Schulden zu bezahlen. Dann nahm er eine genaue Priifung aller Ämter und Staatskassen vor, und wo er fand, daß jemand sich selbst auf Kosten des Staates bereichert hatte, da wurde der untreue Beamte mit Vermögenseinziehung und Gefängnis, manchmal sogar mit dem Tode, bestraft. In Preußen solle es nicht heißen: die kleinen Diebe hängt man, und die großen läßt man laufen. Der König selbst gab das Beispiel gewissenhafter Pflichttreue. Vom frühen Morgen an widmete er sich den ganzen Tag hindurch den Regierungsgeschüften. Dabei lebte er einfach und sparsam wie ein Bürgersmann. In das Heer stellte er besonders gern große Leute ein, die sogenannten „lan- gen Kerle", die er mit vielen Geldopfern allenthalben zu werben suchte. Er bildete aus ihnen ein besonderes Regiment, die Potsdamer Riesengarde. Die Disziplin im Heere war furchtbar streng. Während des Exerzierens wurden die Soldaten oft mit Stockpriigeln mißhandelt, kleine Vergehen wurden mit strengem Arrest bei Wasser und Brot bestraft; auf schwerere Verbrechen und auf Desertion (Fah- nenflucht) stand das schreckliche Spießrutenlaufen, das oft bis zum Zusammen- brechen des Gemarterten fortgesetzt wurde. Gleich dem Großen Kurfiirsten vertrieb Friedrich Wilhelm die Schweden aus Vorpommern itnb zwang den schwedischen König zur endgültigen Ab- tretung des Landes. Dem Könige von Polen und dem Kurfürsten von der Pfalz drohte er mit Gewalt, als diese in ihren Ländern heftige Religionsver- folgungen duldeten. (Dhorner Blutbad.) Aus dem Salzburger Land muß- ten damals viel tausend Bürger und Bauern der Religion wegen auswandern, Friedrich Wilhelln nahm sie gerne auf und wies ihnen in Ostpreußen Land zur Besiedelung an. — Als in jener Zeit ein Einfall der Franzosen auf deutsches Ge- biet drohte, war Friedrich Wilhelm sofort entschlosseu, für deutsche Ehre das Schwert zu ziehen. Er sagte das mit den kernigen Worten: „Wenn die Frau-

11. Die mittlere und neue Welt - S. 203

1873 - München : Lindauer
203 Cs)er Hrieg der ersten Homion gegen Frankreich, 1793—1797. Nachdem die Franzosen am 21. Januar 1793 ihren König Ludwig Xvi hingerichtet hatten, traten die enropäi s d) e n Mächte mit Ausnahme Schweb ens,Dänemarks, der Türk ei und der schweizerischen Eidgenossenschaft in eine Koalition gegen, Frankreich, an deren Spitze England stand. Die Österreicher besiegten bei Aldenhoven (1 März 1793) ein französisches Heer, vertrieben dieses aus Deutsch -land und brachten durch'einen Sieg bei Neerwinden (18. März 1793) fast ganz Belgien wieder in ihre Gewalt. _ Allein die Franzosen kamen durch den Sieg, den Jourdau bei Fleurus 1794 über die Österreicher erkämpfte, neuerdings in den Besitz der Niederlande, drängten ihre Gegner über den Rhein zurück und verwandelten Holland in eine „batavische Republik''. Der König von Preußen, welcher sein starkes Heer nicht schwächen lassen wollte, um bei einer neuen Teiluug Polens nicht verkürzt zu werden, schloß mit den Franzosen zu Basel (5. April 1795) einen besonderen Frieden, in welchem er seine Besitzungen auf dem linken Rh ei nufer bis zum Reichsfrieden den Franzosen überließ und die übrigen Reichsglieder preisgab. Die Direkt orial-Regieruug, welche bald uach dem Baseler Frieden in Frankreich eingesetzt wurde, erneuerte im Jahre 1796 bett Krieg gegen Österreich mit einem breifachen Angriffe. Zwei französische Heere gingen unter Jour bau und Moreau nach Deutschland, ein drittes uuter„Nap o l eo u Bon aparte sollte von Italien aus durch Tirol in Österreich einfallen. In Deutschland schlug der Erzherzog Karl (Bruder des Kaisers Franz Ii) den General Jourdan bei Neumarkt, Deining, Amberg und Würzburg (August bis September 1796) so entscheidend, daß der Geschlagene erst am Niederrhein Halt machen konnte. Hierauf wandte sich der Erzherzog Karl gegen Moreau, der nach München vorgedrungen war und den Baieru zu Pfaffenhofen (7. Sept. 1796) gegen eine ungeheure Kontribution Waffenstillstand bewilligte. 'Moreau ward bei München (11. Sept. 1796) durch die österreichischen Generale Fröhlich und Fürst von Fürstenberg geschlagen und zogjich, als der österreichische General Hotze gegen Ingolstadt anrückte, nach Straßburg zurück. In Italien kämpften die Franzosen unter N-apoleou Bonaparte, beut 1796 mit der Hand der verwitweten Josephine von Beanharnais*) der Oberbefehl über bte italienische Armee gegeben worben war, entschieben glücklich. Sie siegten bei Monte- *) Josephine von Beanharnais, eine geborne Tascher de la Pagerie, war die Witwe des Alexander von Beanharnais, der 1793 als Oberbefehlshaber der Rheinarmee entsetzt und am 23. Juli 1794 guillotiniert worden war

12. Schiller-Lesebuch - S. 167

1883 - Dresden : Bleyl & Kaemmerer
167 ^eneii Erfahrungen fremden Wege mit einiger Besorgnis werden wandeln sehen, will ich wohl glauben. Aber fürchten Sie nicht zu viel. Es ist erstaunlich, wie viel Realistisches schon die zunehmenden Jahre mit sich bringen, wie viel der anhaltende Umgang mit Goethe und das Studium der Alten, die ich erst nach dem Carlos habe kennen lernen, bei mir nach und nach entwickelt hat. Dass ich auf dem Wege, den ich nun einschlage, in Goethes Gebiet gerate und mich mit ihm werde messen müssen, ist freilich wahr; auch ist es ausgemacht, dass ich hierin neben ihm verlieren werde. Weil mir aber auch etwas übrig bleibt, was mein ist und er nie erreichen kann, so wird sein Vorzug mir und meinem Produkt keinen Schaden thun, und ich hoffe, dass die Rechnung sich ziemlich heben soll. Man wird uns, wie ich in meinen mutvollsten Augenblicken mir verspreche, verschieden specifizieren, aber unsere Arten nicht einander unterordnen, sondern unter einem höheren idealischen Gattungsbegriff einander koordinieren. Doch genug von diesen Räsonnements. Sie werden sagen, dass die Sache selbst hier entscheiden könne, und diese wird jetzt auch mein ernstliches Geschäft sein. Vor Ihrer Ankunft in Jena, welche doch wohl im August erfolgt, werde ich noch nichts eigentlich ausgeführt haben, aber dann, hoffe ich, soll der Plan ziemlich zustande sein, und mit dem Plan ist auch die eigentliche poetische Arbeit vollendet. Brief Goethes an Schiller vom 26. Oktober 1796. Ich wünsche sehr zu hören, dass der Wallenstein Sie ergriffe; es würde Ihnen und dem deutschen Theater recht wohl bekommen. Brief Schillers an Goethe тот 12. November 1796. Ich habe in dieser Zeit die Quellen zu meinem Wallenstein fleissig studiert und in der Ökonomie des Stückes einige nicht unbedeutende Fortschritte gewonnen. Je mehr ich meine Ideeen über die Form des Stücks rektifiziere, desto ungeheurer erscheint mir die Masse, die zu beherrschen ist, und wahrlich, ohne einen gewissen kühnen Glauben an mich selbst würde ich schwerlich fortfahren können. Brief Goethes an Schiller vom 15. November 1796. Das Angenehmste, was Sie mir melden können, ist Ihre Beharrlich- keit an Wallenstein und Ihr Glaube an die Möglichkeit einer Voll- endung. Denn nach dem tollen Wagestück mit den Xenien müssen wir uns bloss grosser und würdiger Kunstwerke befleissigen und unsere Prote'ische Natur, zur Beschämung aller Gegner, in die Gestalten des Edlen und Guten umwandeln. Brief Schillers an Goethe vom 18. November 1796. Das sehe ich nun ein, dass der Wallenstein mir den ganzen Winter

13. Theil 3 - S. 435

1839 - Leipzig : Fleischer
435 warfen die Neapolitaner zurück, und — Ferdinand und Caroline hiel- ten sich nun nicht einmal mehr in Neapel sicher; sie schifften sich eiligst nach Sicilien ein. Der Statthalter (Prinz Moliterno), den sie zurück- gelassen hatten, sah sich genöthigt, die Sieger um einen Waffenstill- stand zu bitten. Dieser wurde zwar auch gegen eine schwere Kriegs- contribution bewilligt; aber nun erregten die Lazzaroni einen wilden Aufruhr, verjagten den Statthalter, plünderten und raubten, und die rechtlichen Einwohner mußten daher froh seyn, als nur die Franzosen, stürmend und mit den Lazzaroni fechtend, (22 u. 23. Jan. 99), in die Stadt einzogen, und dem Tumult nach vielem Blutvergießen ein Ende machten. Das Königthum wurde nun auch hier abgeschafft, und eine parth enopeische Republik eingeführt. *) Weit ungerechter behandelte das Directorium den König von Sardinien (Carl Emanuel). Ob sich dieser gleich in alle Launen der Franzosen gefügt hatte, so gaben sie ihm doch Schuld, daß er insge- heim mit Neapel einverstanden gewesen sey. Er mußte sein ganzes Gebiet auf dem festen Lande an Frankreich überlassen, und nach Sar- dinien auswandern, eine empörende Gewaltthat! Auch dem Großher- zoge von Toscana (Ferdinand) wurde der Krieg erklärt, und das Land weggenommen. Ganz Italien war nun in den Händen der Franzosen. Indessen hatten Oestreich und Rußland ihre Rüstungen vollen- det. In Rußland war Katharina 2. 1796 gestorben, und ihr Sohn, Paul (1796 — 1801), war ihr gefolgt. Ein sonderbarer Mann! Als ein wüthcnder Feind der französischen Revolution, war ihm zugleich jede Freiheit verhaßt. Er meinte, nur dann könnte die Welt bestehen, wenn die Unterthanen in tiefster Unterwürfigkeit sclavisch die Befehle ihres Herrschers vollzögen. Dabei war er voll Launen, widerrief heute das, was er gestern gewollt, und hatte oft die wunderlichsten Einfälle. Von seiner Würde als Kaiser hatte er die übertriebensten Begriffe. Alle z. B., welche ihm begegneten, mußten niederfallen, selbst die, welche in einem Wagen oder zu Pferde saßen. Wer vor seinem Pal- laste vorbeiging, mußte den Hut abziehen, und selbst dem kaiserlichen Wappen mußten Ehrenbezeugungen erwiesen werden. Da er wußte, daß die republicanischen Franzosen alles Steife aus der Kleidung ver- bannt hatten, so glaubte er, schon in einer einfachen Kleidung stecke der Jakobinismus, und verbot streng, daß in Rußland Keiner einen runden Hut, kurz abgeschnittene Haare, Schuhbänder oder einen fran- zösischen Frack trüge. Auch wurden die meisten ausländischen Bücher verboten, und Alle streng bestraft, die nach seiner Meinung zu frei •) Der älteste Name Neapels war nämlich Parthenope gewesen. 28 *

14. Anschaulich-ausführliches Realienbuch - S. 28

1895 - Bielefeld [u.a.] : Velhagen & Klasing
28 í In Ulm bestieg er den höchsten Kranz des über 100 m hohen Münsterturms und stellte sich mit dem einen Fuß auf die schmale Eisenstange, woran die Feuerlaterne hing, während er den andern Fuß übermütig in die Luft emporhob. Eine Messing- tafel bezeichnet noch heute diese Stelle. Ohne Furcht ging er mit dem Speer zu dem Bären und nahm den Kampf mit ihm auf. Am liebsten aber verfolgte er die flüchtigen Gemsen und erkletterte dabei nicht selten die steilsten Felsen. (Martins- wand.) Im Turnier war er Meister, und als einst in Worms ein prahlerischer Franzose lange Zeit keinen Gegner finden konnte, war er der einzige, der den Kampf mit ihm aufnahm und ihn nach kurzem Anlauf in den Saud warf. Mit Maximilian schließt das Mittelalter; Pulver und Blei verdrängten Schild und Lanze; die Tur- niere hörten auf; eine neue Zeit brach an. Er war der letzte Kaiser, der in den ritter- lichen Künsten des Mittelalters erzogen war; daher sein Beiname „der letzte Ritter". 2. Die ersten Posten. In früheren Zeiten, als es noch keine Posten und Eisen- bahnen gab, war das Reisen mit unzähligen Hindernissen verknüpft, und wer eine größere Reise antrat, nahm nicht selten vorher das h. Abendmahl und machte sein Testament. Schon der deutsche Ritterorden richtete im 14. Jahrhundert „Briefställe" und „Reitposten" ein. Reitende Boten beförderten die Briefe von einer Handels- stadt zur andern. Nach Orten aber, die nicht an der Landstraße lagen, konnte man Briefe nur mit Gelegenheit oder durch eigene Boten senden. Pakete und Personen wurden durch Lohnkutschen befördert. Da richtete Maximilian durch den Grafen von Thurn und Taxis 1516 die erste regelmäßige Postverbiudung zwischen Wien und Brüssel ein. Seinem Beispiele folgten bald andere Reichsläuder; aber erst in der Mitte des 17. Jahrhunderts fing man an, auch Personen durch die Post zu befördern. Doch war es lange Zeit ein gewagtes Unternehmen, seine gesunden Glieder dem zerbrechlichen Postwagen anzuvertrauen, und die Fahrgäste der langsamen „Post- schnecke" ahnten wohl noch nichts von der Großartigkeit und Schnelligkeit unseres heutigen Postverkehrs, der, unterstützt durch Eisenbahnen und Telegraphen, einem Sturmwinde gleich, sich um den ganzen Erdball bewegt. 3. Landfriede. Auf dem Reichstage zu Worms wurde 1495 der ewige Land- friede gestiftet. Damit war der Fehdelust der Ritter ein Ende gemacht; denn Acht und Bann drohten demjenigen, welcher auf eigene Faust auszog, seinen Feind zu be- strafen. Zur Schlichtung aller Streitigkeiten wurde das Reichskammergericht ein- gesetzt, das weder vom Kaiser noch von einem Landesherrn abhängig sein sollte. Alle deutschen Laudstände freuten sich dieser Einrichtung, die Schweiz aber wollte sie nicht anerkennen und riß sich 1499 ganz vom deutschen Reich los. — 4. Landsknechte. Um den Einfällen der Türken und Franzosen wehren zu können, errichtete Maximilian ein Reichsheer. Dasselbe bestand aus Söldnern, welche meistens aus dem Bauernstände hervorgegangen waren und den Namen „Landsknechte" erhielten. Schon früher hatte mau — besonders in den Städten — mit Söldnerscharen Kriege geführt; in der Regel aber hatten die Ritter den Kern des Heeres gebildet. Als jedoch im Anfange des 14. Jahrhunderts das Pulver und damit zugleich die Feuerwaffe immer mehr in Gebrauch kam, da traten an Stelle der Ritter immer häufiger „geworbene" Kriegsleute, die das Geschäft rein handwerksmäßig be- trieben und bald diesem, bald jenem Herrn dienten. Das waren die Söldner. Gegen Zahlung eines „Handgeldes" traten sie in das Heer ein, beschworen die „Artikel" und dienten ihrem Kriegsherrn auf eine bestimmte Zeit. Während dieser Zeit er- hielten sie einen Sold, der nach unserm Gelde monatlich 20—24 Jé. betrug, doch suchten sie sich durch Mord und Brand, Raub und Plünderung so viel als möglich zu bereichern. Für Kleidung und Bewaffnung hatten sie selbst zu sorgen. Sie kleideten sich ganz nach Belieben und trugen als Erkennungszeichen nur am Arm

15. Anschaulich-ausführliches Realienbuch - S. 47

1904 - Bielefeld [u.a.] : Velhagen & Klasing
47 I mit dem Speer auf den Bären los und nahm den Kampf mit ihm auf. Am liebsten aber verfolgte er die flüchtigen Gemsen und erkletterte dabei nicht selten die steilsten Felsen. (Martinswand.) Im Turnier war er Meister, und als einst in Worms ein prahlerischer Franzose lange Zeit keinen Gegner finden konnte, war er der einzige, der den Kampf mit ihm aufnahm und ihn nach kürzern Anlauf in den Sand warf. Mit Maximilian schließt das Mittelalter; Pulver und Blei ver- drängten Schild und Lanze; die Turniere hörten auf; eine neue Zeit brach an. Er war der letzte Kaiser, der in den ritterlichen Künsten des Mittelalters erzogen war; daher sein Beiname „der letzte Ritter". 2. Die ersten Posten. In früheren Zeiten, als es noch keine Posten und Eisenbahnen gab, war das Reisen mit unzähligen Hindernissen verknüpft, und wer eine größere Reise antrat, nahm nicht selten vorher das h. Abendmahl und machte sein Testament. Schon der Deutsche Ritterorden richtete im 14. Jahr- hundert „Briefställe" und „Reitposten" ein. Reitende Boten beförderten die Briefe von einer Handelsstadt zur anderen. Nach Orten aber, die nicht an der Land- straße lagen, konnte man Briefe nur mit Gelegenheit oder durch eigene Boten senden. Pakete und Personen wurden durch Lohnkutschen befördert. Da richtete Maximilian durch den Grafen von Thurn und Taxis 1516 die erste regelmäßige Postverbindung zwischen Wien und Brüssel ein. Seinem Beispiele folgten bald andere Reichsländer; aber erst in der Mitte des 17. Jahrhunderts fing man an, auch Personen durch die Post zu befördern. Doch war es lange Zeit ein gewagtes Unternehmen, feine gesunden Glieder dem zerbrechlichen Postwagen anzuvertrauen. Die Fahrgäste der langsamen „Postschnecke" ahnten wohl noch nichts von der Großartigkeit und Schnelligkeit unseres heutigen Postverkehrs, der, unterstützt durch Eisenbahnen und Telegraphen, einem Sturmwinde gleich, sich um den ganzen Erdball bewegt. 3. Landsriede. Reichskammergericht. Auf dem Reichstage zu Worms wurde 1495 der „ewige Landfriede" gestiftet. Niemand sollte, so hieß es in der kaiserlichen Verkündigung, den anderen „befehden, bekriegen, berauben, fangen, belagern, noch auch irgend ein Schloß, Dorf, Hof oder Weiler einnehmen oder mit Brand oder in anderer Weise beschädigen." Damit war der Fehdelnst der Ritter ein Ende gemacht; denn Acht und Bann drohten demjenigen, welcher auf eigene Faust auszog, seinen Feind zu überfallen. Zur Schlichtung aller Streitig- keiten wurde das Reichskammergericht eingesetzt, das weder vom Kaiser noch sonst einem Landesherrn abhängig sein sollte. Alle deutschen Landstäude freuten sich dieser neuen Einrichtung, die Schweiz aber wollte sie nicht anerkennen und riß sich 1499 ganz vom Deutschen Reiche los. 4. Reichsheer. Reichssteuer. Um den Einfällen der Türken und Fran- zosen wehren zu können, errichtete Maximilian ein Reichsheer. Es bestand aus Söldnern, die meistens aus dem Bauernstande hervorgegangen waren und den Namen „Landsknechte" erhielten. (S. 54.) Zur Erhaltung dieses Heeres legte Maximilian eine Reichssteuer, den sogenannten „gemeinen Pfennig" auf. Jeder, der über 15 Jahr alt war, mußte von je 1000 Gulden seines Besitzes 1 Gulden, von 500 Gulden einen halben Gulden zahlen u. s. w. Mit der Einnahme dieser Steuer waren die Pfarrer beauftragt.

16. Quellenbuch zur brandenburgisch-preussischen Geschichte - S. 85

1889 - Berlin : Nicolai
— 85 und dazu helfen und haudelu, daß ihm und den Seinen Recht genug widerfahren soll, ohue Arg und alle Gefährde. Zu Urkund und Bekenntnis haben wir tuifer Iusiegel an diesen Brief hängen lassen, der gegeben ist zu Arnsdorf vor Friedland nach Christi Geburt 1440, am Dieustag uach Unserer Frauen Heimsuchung'). 63. Letzter Milte Friedrichs I. 1440. (Cod. Iii., 1, Nr. 146; deutsch.) Wir Friedrich, von Gottes Gnaden Markgraf von Brandenburg, des heiligeu Römischen Reiches Erzkämmerer und Burggraf von Nürn- berg 2c., bekennen öffentlich mit diesem Briefe, daß wir erwogen und erkannt habeu, daß uichts gewisser ist, deuu der Tod, und nichts nnge- wisser, denu die Zeit des Todes, und uichts so notwendig, als daß der Mensch mit allem Fleiße seine Sache bestelle, damit er in guter Zuversicht seine Seele Gott übergebeu körnte2): und darum zu unserem begnadeten Abscheiden und um unsere Seele Gott zu übergebeu, habeu wir mit Gunst und Willen unserer lieben Söhne, des Herrn Johann und des Herrn Albrecht, Markgrafen von Braudeuburg 2c., unsere Anordnung und unsern letzten Willen gethan und geschafft, schaffen, beschicken und thnn mit gutem Berate und wohlbedachtem Sinne in Kraft dieses Brieses, wie hiernach von Wort zu Wort geschrieben steht. Zum ersten, daß wir unser Begräbnis gewählt haben und wählen im Kloster Heilsbrouu^), und daß dieses unser Begräbnis in schlichter, demütiger Form erfolgen soll, in einem leinenen Tuche, ohue großen, hoffärtigen Pomp, der nicht sehr zu göttlicher Ehre dieut. Ferner, daß unsere ganze Herrschaft, die wir zurücklassen, in solcher Weise vererben soll auf uusere Söhne, wie wir das vormals geordnet und sestgesetzt haben und anch mit Abmachungen und Schriften bestimmt und hinterlassen ist. Ferner, daß alle wissentliche Schulden ans Pfandschast oder sonstige von unseren Erben gütlich ausgeglichen und bezahlt werdeu sollen. Und weil wir leider unsere armen Leute, Unterthanen und auch etliche audere mit ') 5. Juli. 2) Tie hehre Auffassung des ersten hoheuzollernscheu Kurfürsten von seiner Würde erhellt, um das hier anzuschließen, aus einer denkwürdigen Urkunde aus dem Jahre 1420, worin er dem Karthäuserkloster in Frankfurt ein Gut vereiguet (Riedel I., 20, Nr. 20); es steht darin der berühmt gewordene Ausspruch, es ge- schehe dieses zum Preise Gottes, „der uns solche und andere Güter befohlen hat, die wir lediglich von seiner Gnade haben: wie wir das bekennen, indem wir uus von unseren Fürstentümern von Gottes Gnaden schreiben. Wir sind es Gott schuldig als uuserm rechten Herrn, dessen schlichter Amtmann an den Fürstentümern wir sind, die wir von ihm inne haben." 3) Östlich von Ansbach.

17. Lehrbuch zur Kenntniß der verschiedenen Gattungen der Poesie und Prosa für das weibliche Geschlecht, besonders für höhere Töchterschulen - S. 342

1877 - Stuttgart : Heitz
342 Wieland an sein en Schwiegersohn Heinrich Geßner in Zürich. Weimar, den 20. Mai 1796. Die Mama ist wieder hergestellt, liebste Kinder, und wir reisen künftigen Montag von hier ab, über Jena, Rudolstadt, Coburg nach Bamberg, von da über Erlangen nach Nürnberg, von Nürnberg über Ansbach, wo ich den alten Dichter Uz*) — einen der vorzüglichsten Männer in Deutschland, be- suchen will, dann über Ellwangen und Aalen nach Ulm, von Ulm nach Biberach, von Biberach den geradesten Weg, wiewohl durch lauter elende Nester, nach Schafshausen, und von da über Eglisau recta in die'arme unserer geliebten Geßnerfamilie. Da wir uns in Bamberg und Nürnberg, und vornehmlich in Biberach, mehr oder weniger, aber doch immer eine nicht bestimmbare Zeit aufhalten werden, so ist nicht nur an kein Entgegenfahren, sondern selbst an kein Entgegenreiten zu gedenken. Damit wir aber doch unsere Lieben nicht überfallen wie ein Dieb in der Nacht, so will ich sowohl von Nürnberg als von Biberach aus schreiben, damit Ihr den vermuthlichen Tag unserer Ankunft zu Schaffhausen ungefähr berechnen könnt. Wollen uns dann die Herren Gebrüder Geßner, gleich den Dioskuren Kastor und Pollux, auf ihre Gefahr bis Eglisau entgegenreiten, so find sie willkommen; aber die theure Geßner-Mama, meine hochgeliebte Freundin und Schwester, bitte ich, was ich bitten kann, und der jungen Frau Charlotte Geßner mache ich's Kraft meines unverlierbaren väterlichen Ansehens zu einer heiligen Pflicht, uns nicht entgegenzufahren, sondern sich so ruhig wie nur immer möglich zu Hause zu halten, und ihre gefühlvolle Seele mit Weisheit zu stärken und gegen alles Uebermaß dergestalt zu verwahren, daß uns die selige Stunde des Sehens und Wiedersehens ja durch keinen widrigen Zufall verkümmert werde. Und so leben Sie denn alle wohl bis zu diesem Augen- blicke des süßesten Genusses, dessen das menschliche Herz fähig ist! Wir rücken Ihnen mit der frohesten Ahnung entgegen. Die Witterung läßt sich heute um vieles besser an; die Luft wird milder; die Natur gewinnt ein lächelndes Ansehen, alles grünt und blüht, die Nachtigallen singen uns aus allen Büschen entgegen, und kurz! künftigen Montag um diese Zeit sind wir zu Saalfeld, acht Meilen von Weimar. Tausend zärtliche Grüße und Umarmungen von Mama, den Schwestern, den Brüdern, Karl und Wilhelm, und Eurem liebenden Vater W .. . Jean Paul an Elise von der Necke in Dresden. Bayreuth, den 25. Nov. 1819. Ich wäre nicht werth, so reiche Stunden des schönsten und reinsten Daseins mit Ihnen genossen zu haben, wenn ich nicht meiner geliebten Frau einige ähnliche Minuten davon bei Ihnen zuzuwenden suchte durch dieses Blättchen. Sie macht ohnehin jetzt eine Reise des Schmerzens, zum Grabe *) Uz war Direktor des Landgerichts in Ansbach, und starb 1796, 76 Jahre alt, 8 Tage vor dem Datum dieses Briefes.

18. Bd. 2 - S. 185

1911 - Leipzig : Wiegandt
— 185 — Sorgen, eine auf die andere. Wir mußten Pferde und Knechte schaffen, und es zogen Patrouillen hin und wieder. Endlich mußten die Kürassiere fort und machten Halt vor dem Dorfe. Es verging kaum eine halbe Stunde, so quartierten sich 4 Schwadronen nebst dem Stabe hier ein. Sie blieben 8 volle Tage im Orte, und wir mußten für Lebensrnittel sorgen. Hierauf bekamen wir reitende Artillerie, welche mit 100 Pferden etwa 5 Wochen hier verweilte. Zur selben Zeit hatten wir 90 Stück königliche Pferde 5 Wochen lang in unfern Ställen, weil eben damals unser König in Leipzig wohnte. Am 21. Juui 1809 mittags um 12 Uhr kamen die österreichischen Truppen nach Leipzig und hielten sich bis zum 25. nachts 1 Uhr hier auf. Zur Fortfchaffung mußten wir 12 Pferde und 3 Wagen geben, und nach 8 Tagen erhielten wir alles wieder. Kurz darauf rückten ungefähr 19 000 Mann Sachsen und Westphalen hier ein, verfolgten die Österreicher und vertrieben so den Feind aus dem Lande'). Nunmehr war es ruhig und blieb es auch etliche Wochen. Am 2. Juli kam unvermutet in der Nacht um 1 Uhr der Herzog von Braunfchweig-Öls vor Leipzig an. Heftiges Schießen machte uns munter, und wir waren in großer Furcht und Bangigkeit. Als es Tag wurde, so erfuhren wir, daß es 4 bis 500 Mann waren. Sie hatten die Oberhand behalten und unsere Leute vertrieben. Für dieses Mal betrugen sie sich nicht zum besten; sie nahmen, was sie brauchten. Um 2 Uhr rückten sie vor das Hallesche Thor und schickten Soldaten auf die Dörfer, um Geld zu erpressen. Dieses Schicksal traf auch uns. Es kamen nämlich 3 Husaren und verlangten 4 Pferde. Wir behandelten sie höflich, nahmen sie mit zu Wilhelm Schmidte in die Stube und gaben ihnen Branntwein und Semmel. Sie verlangten aber Wein, und wir mußten auch 2 Flaschen schaffen. Hierauf verhandelten wir mit ihnen. Der Unteroffizier war gut- Wir gaben ihm 14 Thaler, und er war damit zufrieden. Um 3 Uhr nachmittags marschierten sie nach Halle, und unsre Herzen wurden etwas leichter. Jedoch um 4 Uhr kam wieder ein Husar und verlangte eine Uhr. Er wollte wissen, wo unser Pfarrer wohnte, um sie dort zu erpressen- Wir sahen aber, daß wir ihn im Guten los wurden, und er erhielt nur einen Boten bis aus die Hallesche Straße. Zwischen Österreich und Frankreich wurde Waffenstillstand bis 19. Oktober 1809. Da brachte ein Kurier die erfreuliche Nachricht: „Es ist Friede!" . . . (Bericht des Richters Johann Gottfried Leonhardt in Eutritzsch, vgl. Krebs, Aas der Vergangenheit von Eutritzsch a. a. O.) 2) Vgl. folgende Nr. 10. Französische Siegesprahlerei. 1809. „Tagesbefehls. Soldaten! Die Schnelligkeit unserer Märsche und das pünkliche Zusammentreffen unserer Bewegungen haben für den Feind dieselbe Wirkung gehabt, als hätte er eine Schlacht verloren! Noch vorgestern trotzte er unsern Verbündeten und drohte mit nichts Geringerem , als mit Brand und Zerstörung unserer Städte und Dörfer! — Heute flieht er erschrocken vor uns! — Kaum hat er den Anblick unserer Vorposten ausgehalten. Ganzer acht Tage bedurfte er, um von Dresden nach Leipzig vorzurücken; dagegen hat er nun gefunden, daß es deren noch nicht zweyer bedarf, um von Leipzig nach Dresden zu gelangen. !) Vgl. vor. Nr.

19. Mittelalter (und Neuzeit bis 1648) - S. 106

1908 - Münster i.W. : Schöningh
— 106 — es in meiner Heimat einen Wald gebe, das Eichenholz genannt, toeill Prophezeiungen verkündigten, es solle von diesem Holze eine Jungfrau, kommen, die wunderbare Dinge verrichten werde. Ich habe aber nicht daran geglaubt. Die Engländer waren bereits in Frankreich, als meine „Stimmen"' mich zu besuchen anfingen. *) Um drei Dinge habe ich meine Stimmen gebeten; das erste war meine Heerfahrt, das zweite, daß Gott den Franzosen helfen und die Städte ihrer Herrschaft wohl behüten wolle, das dritte das Heil meiner Seele. Ich fürchtete mich sehr, meine Stimmen zu offenbaren, aus Ängste die Burgunder würden mich an der Neise hindern, und ganz besonders war ich in Furcht, mein Vater möchte mich daran hindern. Mein Vater wußte nichts von meinem Weggang.2) In allem anderen habe ich Vater und Mutter gehorcht, ausgenommen jene Abreise, doch habe ich ihnen später geschrieben, und sie haben mir verziehen. Weil Gott es befahl, mußte jenes geschehen. Hätte ich hundert Väter und-Mütter gehabt, und wäre ich des Königs Tochter gewesen, ich wäre gleichwohl weggegangen. Ich hätte mich aber lieber von Pferden zerreißen lassen, als daß ich ohne Gottes Erlaubnis nach Frankreich gegangen wäre. Während ich noch im Elternhause war, sagte mir meine Mutter mehrmals, mein Vater habe geträumt, Johanna, seine Tochter, werde mit Kriegsleuten davon gehen. Deshalb überwachten mich Vater und Mutter sehr sorgfältig und hielten mich äußerst streng. Wie ich von meiner Mutter erfuhr, sagte der Vater zu meinen Brüdern: „Wenn ich glaubte, daß das einträte, was ich von ihr geträumt, so wollte ich, ihr ertränktet sie, und tätet ihr es nicht, so ertränkte ich sie selbst." Vater und Mutter verloren beinahe den Verstand, als ich weggereist war, um nach Vaucouleurs zu gehen. In Vaucouleurs aber erkannte ich Robert von Baudricourt, ungeachtet ich ihn nie zuvor gesehen, und zwar erkannte ich ihn durch die „Stimme", denn sie sagte mir, daß er es sei. — Gebeichtet habe ich meinem eigenen Pfarrer. War dieser verhindert, so beichtete ich einem andern Priester, mit Erlaubnis meines Seel- sorgers. Etliche Male, zwei- bis dreimal, habe ich Bettelmönchen gebeichtet; es geschah das zu Neuschateau. Ich lernte Linnen spinnen und nähen und fürchte mich in dieser Hinsicht vor keiner Frau in Rouen. Aus Furcht vor den Burgundern, verließ ich einmal das Elternhaus und ging nach Neuschateau zu einer Frau namens La Rouffe,3) bei der ich ungefähr 14 Tage blieb. Nachdem ich größer geworden und in das verständige Alter getreten war, hütete ich die Tiere nicht für gewöhnlich, aber wohl half ich sie nach den Wiesen treiben und nach dem „Jnselschloß", wenn Bewaffn nete zu fürchten waren. Ob ich in meinen Kinderjahren gehütet habe oder nicht, das weiß ich nicht mehr. 1) Tie erste Vision hatte sie im Sommer 1425, um Mittag, im (Sattere ihres Vaters; Eysell, S. 41. — 2) Nach Vaucouleurs, im Sommer 1428. 3) Dieselbe war Gastwirtin.

20. Bilder aus den deutschen Kolonien - S. 36

1908 - Essen : Baedeker
— 36 — die Frauen auf dem Markte mit Wohlbehagen ihren Knaster aus den oben erwähnten Pfeifen rauchen. In allen solchen Läden sind auch Bedarfsartikel und Lebensmittel für die Weißen zu haben. Konserven aller Art sind in Büchsen aufgespeichert, daneben Weine, Batterien von Bier in Flaschen, Mützen, Tropenhelme, Drell- stoffe sowohl für die Europäer als auch für die dortige Truppe, die in braunen Drell gekleidet ist; rote Feze, die auch zur Üniformieruug dieser Truppe gehören und die Kopfbedeckung der mohammedanischen Bevölkerung ausmachen; kleinere Bedarfsartikel, wie Zigarren, Zigarrenspitzen usw. ge- hören gleichfalls zu den mannigfaltigen Waren der Faktoreien. Aus: Klose, H>, „Togo unter deutscher Flagge". 12. Ein Kriegszug in Uogo. Wir Europäer hatten uns vorgenommen, uns in zweistündiger Wache abzulösen, um die Posten zu revidieren und einen Überfall, sowie etwaige Ausschreitungen zu verhindern. Aber sobald die Leute mit den Lebensmitteln von den Farmen zurückgekehrt waren, hatte die Ruhe ein Ende. Schnell hatten sich einige Kreise auf dem Markte gebildet, die das Feuer von neuem anfachten und nun ihren Aams und sonstige Früchte zu kochen begannen. Alsbald entstand Lärm und Geschrei im Ort; Weiber und Mädchen kreischten, Schlägereien fanden zwischen den Eingeborenen statt, und die raubgierig ge- wordene Bande unserer Hilfsvölker begann Schafe, Hühner und alles, was sie sonst noch auftreiben konnten, zu plündern und aus den Hütten der Ein- geborenen wegzuschleppen. Hier liefen etliche rohe Burschen einem vor Angst schreienden und sich sträubenden Mädchen nach, dort stritten sich die Leute um die Töpfe und Kalabassen zum Kochen, andere suchten die davonlaufen- den Hühner zu erhaschen, wieder andere machten sich eiligst mit einem halben, eben getöteten und noch dampfenden Schaf davon, um es über dem Feuer zu braten und mit den Genossen zu verzehren; an anderer Stelle machten sich die Leute eine kleine Ziege streitig, so daß sie das Tier auseinander zu reißen drohten, da jeder es für sich beanspruchte. Gegen diese Übergriffe mußten wir einschreiten. Wir durchstreiften mit Patrouillen die Stadt, um die Ordnung herzustellen und die Eingeborenen vor der Habgier der Kpango- lente zu schützen. Einige kräftige Fußtritte und Kolbenstöße unserer mit- geführten Mannschaften taten gute Dienste, aber erst als wir verkündeten, daß jeder, den wir beim Plündern anträfen, erschossen werden würde, und einige Ruhestörer wirklich festnahmen, trat Ruhe ein. Wir hatten die ganze Nacht gewacht, und erwarteten sehnlichst den Tagesanbruch. Um 5 Uhr ertönte das Wecken und bald entfaltete sich in dem Orte eine rege Tätigkeit. Die Wachen wurden eingezogen und das Signal rief die Soldaten an die Gewehre; ihrem Beispiele folgten auch die Hiftsvölker, deren Häuptling würdig wie ein Feldherr, auf dem Marktplatze Heerschau über seine Krieger hielt. Oberleutnant von Döring übernahm die Führung des Ganzen, ich die Vorhut und der Botaniker Baumann befehligte die Nach« Hut und die Hilfstruppen. Ich rückte nun mit der 40 Mann starken Vor- Hut auf der Straße nach Yogbe ab, während von Döring mit der Haupt.