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1. Geschichte des Altertums - S. 69

1903 - Leipzig : Voigtländer
15. Der Peloponnesische Krieg 431404. 69 Sokrates war ein musterhafter Staatsbrger, der seinen Brger-Pflichten auch in mehreren Feldzgen (z. B. bei Potida und Amphipolis) nachkam und seine Charakterfestigkeit wiederholt bewies (z> B- in dem Feldherrnproze als Epistates). Eigentmlich war ihm der Glaube au die warnende gttliche Stimme seines Gewissens (Daimonion). Durch die Art seines Wirkens erregte er jedoch Ansto; man glaubte, da er als Vertreter einer neuen Bildung die Autoritt des Staates untergrabe. Der edle, siebzigjhrige Greis ward wegen Verderbung der Jugend und (Einfhrung neuer Götter" angeklagt und mit geringer Stimmenmehrheit zum Tode verurteilt. Er entfloh entgegen dem Rate seiner Freunde nicht aus dem Gefngnis, weil man den Gesetzen des Staates gehorchen msse und Unrecht nicht durch Unrecht vergelten drfe, und trank mit Seelenruhe, nachdem er mit feinen Schlern Sokrates t der die Unsterblichkeit der Seele gesprochen hatte, den Giftbecher (399)- 3" In sittlicher Hinsicht war er der edelste Geist des Altertums. Seine wichtigsten Schler waren Plato und Xenophoit ( 144). Plato (geb. in Athen 429, gest. 348), einer der grten Denker p[at0 und aller Zeiten, lebte lngere Jahre unter Dionysius dem lteren to|eb,ettobemie dem Jngeren in Syrakus (vgl. 31 Anm.). Er stellte die Lehre von den Ursormeu alles Seienden, die Ideen lehre, aus und feierte feinen groen Lehrer in einer Anzahl Dialoge, in denen er Sokrates redend einfhrt (fo im Phdon" der die Unsterblichkeit der Seele, im Kriton" der den Gehorsam gegen die Gesetze), sowie in der Apologie" , der Verteidigung des Sokrates. Seine politischen An-sichten legte er in seiner Politeia", der Lehre vom Staate, nieder; die von ihm gestiftete Philofophenfchule heit nach dem Gymnasion, bei dem er lehrte, die ..Akademie". Sein bedeutendster Schler, Aristoteles, einer der grten Gelehrten und umfassendsten Geister, Aristoteles die je gelebt haben, der Erzieher Alexanders des Groen, grndete in ""patetiij Athen die peripatetische" Schule*). Er verfate fehr zahlreiche Schriften, in denen er die wissenschaftliche Grundlage fr die Logik und die Psychologie, fr die Ethik, die Poetik, die Politik und auch fr dienaturwiffenfchaften legte. Von der Sokratifchen Philosophie zweigten sich auerdem zwei ganz entgegengesetzte Richtungen u^9brec"^ee ab, die kh renische des Aristipp von Kyrene, die den Genu, Schul *) Von Trspittcetetv = umhergehen, weil er im Gehen sich mit seinen Schlern unterhielt.

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1. Geschichte des Altertums für Präparanden-Anstalten und Lehrerseminare - S. 50

1904 - Habelschwerdt : Franke
50 Mnnern der Lebenszweck und Lebensberuf, um sie des Nichtwissens zu berfhren und den schlummernden Trieb des Wissens in ihnen zu wecken. Er lehrte Hingebung an den Staat, an die Gesetze, an die Freunde und hilfsbereites Wohlwollen gegen jedermann. Aber da er gegen das Wahl- und Losbeamtentum in Athen eiferte, hielt man ihn fr einen Aristokraten. Von der demokratischen Partei der Nicht-achtnng der Staatsgtter und der Verfhrung der Jugend angeklagt und zu stolz, vor dem Bolksgericht um Milde zu bitten, trank er 399 den Schierlingsbecher. Sein grter Schler ist Plato, der im Todesjahre des Perikles, 429, geboren wurde und einer alten, adligen Familie entsprossen war. Obgleich durch seine Abkunft auf die politische Laufbahn hingewiesen, zog er es vor, die Wissenschaft zu seiner Lebensaufgabe zu machen. Als 20 jhriger Jngling kam er zu Sokrates. Der tiefen Verehrung fr seinen Lehrer hat er ein Denkmal gefetzt, indem er in seinen philosophischen Schriften, zumeist Dialogen, den Meister reden lt. Nach lngeren Reisen sammelte Plato in Athen einen Kreis von Schlern um sich, denen er seine Lehre vortrug. Von seinen Freunden hochgeehrt, starb er im Alter von 81 Jahren. Plato stellt an die Philosophie die wichtigste aller wissenschaftlichen Forderungen, begrifflich vorzugehen. Die Begriffe, die er von den Dingen abstrahiert, erfllten feine Seele so sehr, da er ihnen eine eigene Existenz zuschreibt. So wird seine Philosophie zur Jdeenlehre, unf> die Welt ist ihm das natrliche, der Staat das sittliche Abbild der Ideen. Das Gegenstck der platonischen Denk-weise ist die des Aristoteles, der 385 zu Stagira auf der Halb-infel Chalcidice geboren wurde (daher der Stagirite genannt). Er kam mit dem 17. Lebensjahre zu Plato und war 20 Jahre fein Schler, schlug aber in seinem Denken den entgegengesetzten Weg ein. Whrend Plato von der Idee ausging, um von ihr aus das Wirkliche zu beleuchten, nimmt Aristoteles seinen Standpunkt im Gegebenen, im Einzelnen, um zum Begrifflichen emporzusteigen. Seine Methode (methodos = Untersuchung^ ober Darstellungsweise) ist darum die Induktion (indcere = einfhren, hineinleiten), d. h. die Ableitung allgemeiner Stze aus einer Summe gegebener Tatsachen, Erschei-nnngen oder Erfahrungen. Weil er fr fein empirisches Verfahren (empeiria = Erfahrung) mglichst vieler Einzelerscheinungen bedurfte, hat er allen Zweigen des Wissens sein Forschen zugewandt und ist dadurch der Urheber mehrerer vor ihm unbekannter Wissenschaften, z. B. der Naturgeschichte und der Psychologie (psyche = Seele) geworden. Aristoteles grndete, als er die Erziehung Alexanders des Groen vollendet hatte, im Lykeion (Ltyceum), einem Gymnasium in Athen, eine Schule, die von den vor ihr befindlichen Schattengngen (peripatoi), in denen er zu lehren pflegte, die peripatetische genannt wurde. Er starb 322 in Chalcis auf Euba.

2. Die Völker des Altertums, Römer und Germanen bis zu Karl dem Großen - S. 47

1906 - Leipzig : Hirt
Verfall. 8. Aus der Kulturgeschichte der Griechen. 47 Chilon aus Lazedmon, Plttakus aus Mytilene, Kleoblus aus Lindos und Solon aus Athen. Von allen sind kurze Denksprche erhalten. Chilon pslegte zu sagen: Erkenne dich selbst! Dieser Spruch stand auch der dem Eingange des Apollotempels zu Delphi. Die sieben Weisen lebten im 7. und 6. Jahrhundert vor Christus. Pythagoras. Zu den edelsten Erscheinungen Griechenlands gehrt der Philosoph Pythagoras. Seine Mitbrger verkannten ihn. Er ging nach Kroton in Unteritalien, wo er eine Schule grndete. Männer und Frauen, Jnglinge und Greise lauschten begierig seinen Worten. Religise Musik und Mathematik waren die Hauptgegenstnde seines Unterrichts. der das Wesen der Gottheit, der die Entstehung der Welt hielt er Vortrge. Er lehrte die Unsterblichkeit der Seele, daneben aber auch die Seelenwandrung. Die reine Seele, so lehrte er, kehrt nach dem Tode zum Himmel zurck, die unreine wird zur Bue mit einem neuen Krper verbunden. Pythagoras lebte im 6. Jahrhundert vor Christus. Sokrates. Als der weiseste aller Griechen gilt der edle Sokrates. Er war ein Muster der Selbstbeherrschung. Strebsame Jnglinge sammelte er um sich und fhrte sie in die Lehren der Weltweisheit ein. Er be-kmpfte vor allem die Sophisten, die eine Art Scheinweisheit lehrten. An die griechische Gtterlehre glaubte er nicht; sein reicher Geist ahnte eine hhere Weltordnung, als die Sagen seines Volkes verkndeten. Da-durch zerfiel er mit der herrschenden Tagesmeinung und wurde verurteilt, den Giftbecher zu trinken. Er tat dies mit dem heitern Antlitze des Gerechten; ihm galt der Tod als der bergang zu einem bessern Leben. Sein Tod fllt in das Jahr 399 vor Christus. Plato. Sein Schler Plato hat die Lehren des Meisters nieder-geschrieben. Das herrlichste Denkmal hat er ihm gesetzt im Phdon. Dieses kleine Buch enthlt die Gesprche, die Sokrates in den letzten Stunden seines Lebens der die Unsterblichkeit der Seele mit seinen Schlern im Kerker gehalten hat. Aristoteles. Plates bedeutendster Schler war Aristoteles. Von seiner Heimat Stagira, die auf der Halbinsel Chalcidice liegt, wird er der Stagirite genannt. Sein riesenhafter Geist umfate das ganze Wissen feiner Zeit. Er war der Erzieher Alexanders des Groen. Als dieser seine Feldzge durch Asien unternahm, war immer eine Abteilung Soldaten beordert, seltne Pflanzen und Tiere fr Aristoteles zu sammeln. Aus seinen Schriften schpften die griechischen Denker nach Alexanders Zeiten, die Araber und die christlichen Gelehrten des Mittelalters. Lessing macht in der Hamburgischen Dramaturgie auf die Bedeutung des Aristo-teles aufmerksam. Diogenes. Zu Korinth lebte ein eigentmlicher Mann mit Namen Diogenes. Sein Hauptbestreben ging dahin, sich alle unntigen Lebens-

3. Griechische und römische Geschichte, Der Sieg des Christentums - S. 36

1909 - Leipzig : Hirt
Dritter Zeitraum. Verfall. 8. Aus der Kulturgeschichte der Griechen. Die sieben Weisen. Der uern Blte des griechischen Landes ent-sprach das geistige Leben. Griechenland ist das Land der sieben Weisen. Diese sind: Thales von Milet, Periander von Korinth, Bias aus Priene, Chilon aus Lazedmon, Pittakus aus Mytilene, Kleoblus aus Lindos und Solou aus Athen. Von allen sind kurze Denksprche erhalten. Chilon pflegte zu sagen: Erkenne dich selbst! Dieser Spruch stand der dem Eingange des Apollotempels zu Delphi. Die sieben Weisen lebten im 7. und im 6. Jahrhundert vor Christus. Pythgoras. Zu den edelsten Erscheinungen Griechenlands gehrt der Philosoph Pythgoras aus Samos. Seine Mitbrger verkannten ihn. Er ging nach Kroton in Unteritalien, wo er eine Schule grndete. Männer und Frauen, Jnglinge und Greise lauschten begierig seinen Worten. Religise Musik und Mathematik waren die Hauptgegenstnde seines Unterrichts. der das Wesen der Gottheit, der die Entstehung der Welt hielt er Vortrge. Er lehrte die Unsterblichkeit der Seele, daneben aber auch die Seelenwandrung. Die reine Seele, so lehrte er, kehrt nach dem Tode zum Himmel zurck, die unreine wird zur Bue mit einem neuen Krper verbunden. Pythagoras lebte im 6. Jahr-hundert vor Christus. Skrates. Als der weiseste aller Griechen gilt der edle Sokrates. Er war ein Muster der Selbstbeherrschung. Strebsame Jnglinge sammelte er um sich und fhrte sie in die Lehren der Weltweisheit ein. Er bekmpfte vor allem die Sophisten, die eine Art Scheinweisheit lehrten. An die griechische Gtterlehre glaubte er nicht; sein reicher Geist ahnte eine hhere Weltordnung, als die Sagen seines Volkes verkndeten. Da-durch zerfiel er mit der herrschenden Tagesmeinung und wurde verurteilt, den Giftbecher zu trinken. Er tat dies mit dem heitern Antlitze des Gerechten; ihm galt der Tod als bergang zu einem bessern Leben. Sein Tod fllt in das Jahr 399 vor Christus. Plato. Sein Schler Plate hat die Lehren des Meisters nieder-geschrieben. Das herrlichste Denkmal hat er ihm gesetzt im Phdon. Dieses kleine Buch enthlt die Gesprche, die Sokrates in den letzten Stunden seines Lebens der die Unsterblichkeit der Seele mit seinen Schlern im Kerker gehalten hat. Aristoteles. Plates bedeutendster Schler war Aristoteles. Von seiner Heimat Stagira, die auf der Halbinsel Chalcidice liegt, wird er der Stagirite genannt. Sein riesenhafter Geist umfate das ganze Wissen seiner Zeit. Er war der Erzieher Alexanders des Groen. Als dieser seine Feldzge durch Asien unternahm, war immer eine Abteilung Soldaten beordert, seltne Pflanzen und Tiere fr Aristoteles zu sammeln. Aus feinen Schriften schpften die griechischen Denker nach Alexanders

4. Lehrbuch der Weltgeschichte für höhere Töchterschulen - S. 40

1878 - Berlin : Nauck
40 Alte Geschichte. Ii. Abschnitt. 3. Kapitel. Unterredungen mit Menschen aller Stnde vortrug, entsprach die Unbescholtenheit seines Wandels, und durch diesen, wie durch seine Uneigenntzigst und Anspruchslosigkeit, trug er der seine Gegner, die Sophisten, den Sieg davon. Gern unterrichtete er geistvolle Jnglinge (Alcibiades), und bald sammelte sich um ihn ein groer Kreis von Schlern, die mit der grten Liebe an ihm hingen. Antisthenes kam tglich vom Pirns, Euklides sogar vier Meilen weit von Megara, selbst der Todesgefahr trotzend, nach Athen^ um ihn zu hren. Bis in sein hohes Alter konnte er nnge-hindert seine Wirksamkeit fortsetzen; aber nach dem Sturze Athens wurde der siebzigjhrige Greis von seinen Feinden angeklagt, und 399 mute Sokrates den Giftbecher trinken, da er unwrdige Rettnngsmittel verschmhte. (Seine Frau Xanthippe. Platon's Gesprch: Phdon"). Sokrates erkannte, da die Menschen weise und gut werden mu-teil, um glcklich zu sein. Darum trat er besonders gegen die So-phisten lgorgias), ihre Spitzfindigkeiten, ihr Geprnge, ihre Gewinn-sucht und ihr ganzes, Unsittlichkelt befrderndes Treiben ans, lehrte den Glaube an emen Schpfer, eine Vorsehung, Unsterblichkeit der Seele , und wies auf Migkeit, Gerechtigkeit und Tapferkeit als Grundlage aller Tugenden, selbst der Feinoesliebe, hin. Am tiefsten hat fernen Geist und seine Lehre der Athener Platon (der Gttliche) aufgefat, der grte unter seinen Schlern und unter allen Philosophen des Alterthums, dessen Lehre von Gott und der Sittlichkeit sich der christlichen mit meisten nhert. Nach dem Tode des Sokrates unternahm er groe Reisen, und nach dreimaligem Aufenthalt in teilten (der Tyrann Dionysius zu Syrakus) widmete er sich bis an seinen, in hohem Alter erfolgten Tod dem Lehren der Weisheit in Athen (Akademie). Sem grter Schler war Aristoteles aus Stagira in Macedonien, der Lehrer Alexanders des Groen. (Lvceum. Peripatetiker). Andere Schler des Sokrates kamen dadurch, da sie nur Einzelnes aus der Lehre und dem Leben ihres Meisters besonders auffaten, zu den verschiedensten Ansichten. So^ fetzte Anttsthenes, der Stifter der Cyniker, unter denen Diogenes aus Sin 6pe in Kleinasien der bekannteste ist,, die Weisheit iit die grte Gengsamkeit, wurde aber dadurch zu einseitiger bertreibung und zur Verachtung alles Anstandes verleitet. Gerade entgegengesetzt erklrte ein anderer Schler des Sokrates, der reiche Aristtppns, der Stifter der cyrenischen Schule, die angenehmen Empfindungen fr das hchste Gut, wodurch viele seiner Schler sich zur Unsittltchkeit verleiten lieen. Drittes Kapitel. Alexander der Groe und feine Monarchie. . 27. Alexander der Groe. Philippus von Macedonien hinterlie einen zwanzigjhrigen Sohn von der Olympias,

5. Die altklassischen Realien im Realgymnasium - S. 51

1911 - Berlin : Teubner
51 punkt des Sokrates einnahm: Enthyphron (der die Frmmigkeit), die Apologie des Sokrates, Kriton (der den Gehorsam gegen die Gesetze), Laches (der die Tapferkeit), Protagoras (der die Lehr-barkeit der Tugend). Dem reifen Mannesalter gehren die Dialoge an, in welchen er die ihm eigene Lehre begrndet: Gorgias (der die Rhetorik), Symposion (der die Liebe), Phdon (der die Unsterblichkeit der Seele). In die spteren Jahre fallen seine um-fangreichsten Werke, die der weiteren Ausfhrung feiner Lehre ge-widmet sind: der Staat, Timos (Physik), die Gesetze. 4. Aristoteles, geboren in Stagira, einer makedonischen Stadt auf der Halbinsel Chalkidike, war in Athen Platons Schler. Nach dessen Tode hielt er sich eine Zeitlang in Kleinasien auf. 342 wurde er berufen, der Lehrer Alexanders des Groen zu sein, und blieb bei ihm bis zu dessen Zuge nach Asien 334. Nach seiner Rckkehr nach Athen erffnete er im Lykeion eine Schule, doch mute er nach Alexanders Tode, der Gottlosigkeit angeklagt, diese Stadt verlassen. Er wendete sich nach Chalkis und starb dort 322, in demselben Jahre wie Demosthenes. Aristoteles sucht wie Platou zu den letzten Grnden der Dinge vorzudringen, aber schreibt dem erfahrungsmigen Wissen eine viel grere Bedeutung zur Lsung dieser Aufgabe zu als jener. Da er infolgedessen Geschichte und Natur ebenso eindringend wie vielseitig durchforscht, ist er der umfassendste Gelehrte und Philosoph nicht nur seiner Zeit, sondern des ganzen Altertums geworden. Alle Teile der Philosophie hat er behandelt. Er war der Schpfer der Logik, schrieb grundlegende Werke der Rhetorik, Poetik, Psychologie, Ethik und Politik. Nicht minder Bedeutendes leistete er in Mathematik, Physik und Naturgeschichte. 5. Die Peripatetiker haben ihren Namen davon erhalten, da ihr Stifter Aristoteles bei seinen Vortrgen umherzugehen (griech. peripatein) pflegte. Die Schler des Aristoteles haben im wesent-lichen seine Lehre weiter ausgebildet, neue Bahnen der Forschung aber nicht eingeschlagen. Des Aristoteles Nachfolger war Theo-Phrastos. Er leistete namentlich in der Pflanzenkunde Hervor-ragendes. 3. Die nacharistotelische Philosophie. 1. Die stoische Schule rief Zenon aus Kition auf Kypern ins Leben. Er trat um 300 v. Chr. in Athen als Lehrer der Philosophie auf. Seine Schler wurden nach ihrem Versammluugs-orte, der Stoa (Sulenhalle), Stoiker genannt. Die grten Ver-

6. Die Weltgeschichte - S. 38

1881 - Gießen : Roth
Sokrates und seine Schler Plato und Xenphon. tteten. Jetzt (404) erschien Lysander vor Athen, ri die langen Mauern ein, zwang die Athener, ihm alle ihre Schiffe bis auf'l2 auszuliefern und gab den Athenern dreiig Herrscher (Tyrannen), die das Volk aufs grausamste behandelten, aber zum Glck fr Athen bald wieder verjagt wnrden. Um diese Zeit (402) starb in Athen Thucy-dides, der berhmte Geschichtschreiber, der beinahe zwanzig Jahre lang aus Athen verbannt war und in dieser Zeit die Geschichte der ersten 21 Jahre des peloponnesischen Krieges meisterhaft beschrieben hat. So hatte Sparta durch seine Eintracht der Athen, das durch Uneinigkeit und innere Unruhe geschwcht war, den Sieg da-vongetragen. Sokrates und seine Schler Plato und Xenophon. . 34. Whrend des peloponnesischen Krieges lebte in Athen der be-rhmte Weltweise Sokrates, ausgezeichnet durch seine Weisheit und Tugend. Viele Jnglinge sammelte er um sich und trug ihnen seine Lehren der Weisheit, Besonnenheit, Gerechtigkeit und Selbstbeherr-schnng vor. Zu einem tugendhaften Leben, lehrte er, gehre vor allen Tingen: sich selbst zu erkennen". Seine besten Schler waren Aenphon und besonders Plato aus Athen, aus dessen Schriften wir noch die Lehre des Sokrates erkennen knnen. Sokrates selbst hat nichts Schriftliches hinterlassen. Seine Hanptfeinde waren die Sophisten, unredliche Leute, die des Gewinnes wegen das Recht verdrehten und verderbliche Sitten hatten. Sokrates wider-legte sie oft und warnte vor ihren verderblichen Lehren. Aber der Ha der Sophisten gegen Sokrates brachte es dahin, da der edle Mann, 70 Jahre alt, vor Gericht gestellt und angeklagt wurde, er lehre falsche Götter und verfhre die Jugend. Weil aber Sokrates nicht, wie es Sitte war, mit Weinen und Flehen um feine Freisprechung bat, so verurteilten ihn die Richter, welche meistens Leute niederen Standes waren, zum Giftbecher. Allein dieses Urteil wurde nicht sogleich vollstreckt, weil das heilige Schiff des Theseus nach der Insel Delos unterwegs war (s. . 20). Da versuchte ein sehr rei-cher Schler, den sokrates zu retten. Er hatte die Wchter bestochen und forderte den Sokrates zur Flucht auf. Allein Sokrates wollte lieber Unrecht leiden, als Unrecht thiin, er blieb im Gefngnisse. Den letzten Tag unterhielt er sich mit seinen Schlern der die Unsterblichkeit der Seele. Als der Wchter ihm abends den Gift-becher brachte, betete er mit seinen Schlern, da der bergang in das Jenseits glcklich vor sich gehen mge; dann leerte er den Becher ohne abzusetzen. Da aber weinten alle Anwesenden laut, und die

7. Lehrbuch der Weltgeschichte - S. 58

1847 - Leipzig : Engelmann
58 Geschichte der alten Welt. und Sokrates wurde mit einer kleinen Stimmenmehrheit zum Tode verur- theilt. Vergebens bemühten sich einige seiner Freunde (besonders der reiche Bürger Kriton) ihn zur Flucht zu bereden — Sokrates verwarf einen solchen Vorschlag und unter erhebenden Gesprächen über die Unsterblichkeit der Seele (Plato's Phädon) trank er den Giftbecher und starb mit der Heiterkeit und Seelenruhe eines Weisen. Er selbst hat nichts Schriftliches hinterlassen; aber sein Jünger Plato legte seine in Gesprächsform (Dialoge) gekleidete Lehre dein Sokrates in den Mund. §. 80. Unter Sokrates zahlreichen Schülern haben Plato und Lenophon (,,Denkw'ürdigkcitcn des Sokrates") seine Lehren am treuesten bewahrt, während Arisiippus von Cyrene, Antisthewes von Athen u. a. sie durch Folgerungen und Schlüsse entstellten. Der pccsiereiche Plato, den man sowohl wegen seiner hohen Ideen als wegen seiner vollendeten Kunst der Darstellung in feiner dialogischer Form, den göttlichen nannte, wurde der Stifter einer Philosophenschulc, die den Namen Akademie führt. Nach seiner Lehre war ursprünglich die Seele des Menschen in der Welt der reinen Ideen oder Begriffe, welcher auch ihr sehnsüchtiges Streben in dieser Welt zugewendet ist. Aber nur wenn ihr Trachten wäh- rend der irdischen Wanderung stets auf das Höhere gerichtet bleibt, so daß der ursprüngliche Zustand ihr immer mehr zum Bewußtsein kommt, gelangt sie nach einigen Wanderungen durch Menschcnkörper wieder in das Reich der Ideen zurück. Das Beschauen des Schönen und die Liebe zweier gleichgesinnten Wesen (platonische Liebe) fördert das Sichwicder- bewußtwcrden des idealen Zustandes. Die dem Irdischen fröhnende Seele dagegen muß die Wanderung länger fortsetzen, ja kann sogar in Thier- leiber eingehen. — Den Gegensatz zu Plato bildet sein Schüler 'Aristo- teles ans Stagira in Makedonien, der Lehrer Alexanders des Großen. Denn wie Plato nur das Himmlische und Höhere betrachtet, so ist Ari- stoteles ganz auf das Wirkliche und die Erfahrung (Empirie) gerichtet, aus der er erst die allgemeinen Gesetze ableitet*). Er unterwirft seinem for- schenden Geiste die Erde und was sich auf derselben findet und wird dadurch der Schöpfer der mathematischen und Natur-Wissenschaften und der Lehre von den Gesetzen des Denkens (Logik), so wie der Begründer der Staats- wisscnschaft (Politik) der Gesetze der Dichtkunst (Poetik) und der Sit- tenlehre (Ethik). Seine oft mißverstandenen Lehren dienten im ganzen Mit- telalter als Richtschnur aller philosophischen Forschungen und seine Grundsätze von den drei Einheiten (der Zeit, des Orts, der Handlung) in der drama- tischen Poesie hatten bis in die neueste Zeit in Frankreich Geltung. Plato's Philosophie bezeichnet man darum als Idealismus, die Lehre des Aristo- teles als Realismus. *) In dem schönen Frcskogemäldc von Raphael im vatikanischen Palaste zu Rom: „die Schule v. Athen" streckt daher Plato die Hand gen Himmel, als dem Reiche seiner Ideen, indeß Aristoteles auf die Erde als den Schauplatz seiner Forschung hindeutet. §. 81. Sokrates Schüler, der reiche Arisiippus stellte den Genuß des Lebens als obersten Grundsatz auf und lehrt die Kunst, die geistigen und sinnlichen Genüsse weise mit einander zu verbinden. Während aber bei ihm die hohem Vergnügungen und die feinern Lebensgenüsse den Vor-

8. Allgemeine Weltgeschichte - S. 97

1910 - Münster in Westf. : Aschendorff
Das kulturelle Lebe in Griechenland, besonders in der Bltezeit. 97 Glauben an die Unsterblichkeit der Seele; Thetet, eine Untersuchung der das Wissen im Gegensatz zum Meinen und zu den Sinneswahr-nehmungen; der Staatsmann (nolaixog), eine Errterung der die Staatsverwaltung als eine Kunst, die aus der Einsicht dessen beruht, der an der Spitze steht; das Gastmahl (ovjujioiov), das vollendetste Werk Platos, eine von den einzelnen Personen geuerte verschiedene Betrachtung der die Liebe, worauf Sokrates als Liebe die echte Philosophie, das Streben nach dem Guten und Schnen, hinstellt; Phdrus, eilte Abhandlung der die Beredsamkeit; Euthydemus, eine Abrechnung mit dem Scheinwissen der Sophisten; Protagoras, eine Untersuchung der Wesen und Lehrbarkeit der Tugend; Gorgias, die Darstellung der Phi-losophie als Lehrerin der Tugend und des politischen Lebens; die Republik (jiohteia) in zehn Bchern, das Idealbild eines philosophisch regierten Staates; die Gesetze (ro,uot) in zwlf Bchern, ein Bild des wirklichen, praktischen Staatswesens. Das Wesentliche der platonischen Philosophie ist die Jdeenlehre.lehre. Plate nahm auer der sinnlichen, der Erscheinungswelt, eine unabhngig davon existierende bersinnliche Welt, eine Ideenwelt an. Sokrates hatte die Begriffe gelehrt, Plato lehrte die reale Existenz der Begriffe oder Ideen, unabhngig von der Erscheinungswelt. Diese Ideen brachte er in eilt System der Unter- und berordnuug bis zu der hchsten Idee des Guten oder Gottes, der Ursache aller Ideen und der Welt. Die sinn-lieben Dinge betrachtet er als Abbilder der Ideen. Die Seele des Menschen wohnt, bevor sie in den Krper des Menschen einkehrt, im Reiche der Ideen, und so ist alle Erkenntnis ein Sich-wieder-erinnern der Seele an die frher geschauten Ideen. Wenn Plato so eine Prexistenz der Seele lehrte, so spricht er auch von einer Seelenwanderung, die die Seele durchmacht, bis sie gelutert in die Welt der reinen Ideen zurckkehrt. Die hchste Aufgabe des Staates ist nach ihm die Realisierung der Idee des Guten und der Grundcharakter des Staates die ausschlieliche Hin-gbe des Individuums an das Allgemeine. 82. Hriftoteles. Platos grter Schler, in wesentlichen Punkten Leben, aber auch sein berlegener Gegner war Aristoteles (384322). Geboren in Staglra auf der Chalcidice (daher der Stagirite genannt), kam er frh nach Athen und blieb 20 Jahre lang der Schler Platos. Von Philipp wurde er mit der Erziehung des jugendlichen Alexander betraut, der ihm die grte Hochachtung und Anhnglichkeit bewahrte. Der Akademie stellte er in dem Lyceum zu Athen eine eigene Schule entgegen, die die peripatetifche genannt wird, vielleicht weil er im Umherwandeln (jisoi-jraxea)) lehrte. In Aristoteles begegnet uns nicht nur der bedeutendste Philosoph des Altertums sondern auch der Begrnder vieler Wissen-schasten wie der Naturgeschichte, Physiologie, Grammatik, sthetik, Poetik, Weltgeschichte fr die Oberstufe d. Studienanst. 1. Bd. 7

9. Geschichte des Altertums - S. 86

1898 - Breslau : Hirt
86 Die Griechen. Euripldes aber klagte: Gettet habt ihr die weise, schuldlose Nachtigall der Musen, den Besten der Hellenen!" * c. Schler des Sokrates. Es ist Sokrates nicht gelungen, sein Volk dem Abgrunde des Sittenverfalls zu entreien; seine Lehren aber sind durch seine Schler der Nachwelt berliefert. Einer der bedeutendsten war Plato, entsprossen aus einem vornehmen athenischen Hause. Er lernte Sokrates in feinem 20. Lebensjahre kennen und blieb bis zu dessen Tode mit ihm in innigster Verbindung. Spter trat er selber als Lehrer auf; seine Schule nannte er Akademie, weil er in einem schattigen Laubgange vor Athen, der diesen Namen trug, unterrichtete. Viele seiner Schriften sind in Form von Gesprchen abgefat, in denen Sokrates Freunden oder Gegnern deren Irrtmer widerlegt; eins derselben, Das Gastmahl", zeigt uns Sokrates im Verkehr mit seinen Schlern. In Platos Schriften sind seine eigenen Lehren mit denen seines Lehrers gemischt. Plato gab das erste Beispiel, da ein groer Athener dem politischen Leben seiner Vaterstadt vllig fremd blieb, um sich ganz den Wissenschaften widmen zu knnen. Xenphon zeichnete sich als Philosoph, Geschichtsschreiber und Feldherr aus. Den von Cyrus ( 34 a) geworbenen griechischen Sldnern schlo er sich aus wissenschaftlichem Interesse an, wurde ihr Fhrer und hat den gefahrvollen Rckzug derselben in seiner Anabasis" beschrieben. Auer dieser verdanken wir ihm die Denk-Wrdigkelten des Sokrates", eine Griechische Geschichte" (von 411362) und die Cyropdie", d.i. eine sagenhafte Jugendgeschichte des Grnders des Perserreiches. Antisthenes sah das Wesen der Tugend in der Bedrfnislosigkeit; dadurch wurde er der Urheber der cyuischen Philo-sophie. Sein bekanntester Schler war Diogenes. Aristoteles, ein Schler Platos, wurde in Macedonien geboren und war einer der grten Gelehrten des Altertums. Sein Vater wurde Leibarzt des Knigs von Macedonien, dessen groer Enkel Alexander spter des Aristoteles Schler wurde. Im Gegensatz zu Plato hielt sich Aristoteles an die Welt der Erscheinungen, schritt von dem Besonderen, durch Natur und Erfahrung ihm Dargebotenen zu dem Allgemeinen und wurde dadurch der Begrnder des Realismus. Sein groer Geist um-spannte das ganze Gebiet menschlichen Wissens, und seine Lehren der Philosophie, besonders der Naturwissenschaft, blieben während des ganzen Mittelalters magebend, ja, die auf ihn zurckgefhrte Forderung, da im Drama die Einheit des Orts, der Zeit und der Handlung gewahrt werden msse, ist von franzsischen Dichtern noch bis in die neueste Zeit be-achtet worden. Auch athenische Bildhauer schufen noch in jener Zeit formvollendete Kunstwerke; hierher gehrt vor allem die Niobideugruppe, von der leider nur noch einzelne Figuren in Nachbildungen erhalten sind. (Fig. 10.)

10. Lehrbuch der Alten Geschichte - S. 125

1897 - München : Oldenbourg
53. Die Zeit der wechselnden Hegemonien. 404355. 125* b) Sokrates' Tod. Sokrates hatte sich durch seine rckhaltlose Wahrheitsliebe viele zu offenen oder geheimen Feinden gemocht. Andererseits vermochte das durch die Kriegsleiden verrohte Volk die Erhabenheit seiner Lehre nicht zu begreifen und verwechselte sie wohl gar mit leichtfertiger Sophisterei, zumal auch Männer wie Alcibiades und Kritias dereinst den Unterricht des Philosophen genossen hatten. Da sich zudem der Angeklagte im Gefhle seiner Schuldlosigkeit mit ungewhnlichem Freimute verteidigte und selber erklrte, statt einer Strafe vielmehr die Speisung im Pryta-neum verdient zu haben, wurde er des Todes schuldig gesprochen. Die Vollstreckung des Urteils verschob sich aus ueren Grnden. So brachte der Verurteilte noch dreiig Tage im Gefngnisse zu. Um die Reinheit seiner Lehre mit dem Tode zu besiegeln, lie er eine Gelegenheit zur Flucht unbentzt, aus Gehorsam gegen die Gesetze. Unter trostreichen Gesprchen der die Unsterblichkeit der Seele brachte der bewunderungswrdige Mann im Kreise der ihn besuchenden Freunde und Schler die letzten Stunden zu und nahm endlich in gelassener Ruhe den dargereichten. Giftbecher. brigens bereuten die Athener sehr bald das gegen ihren besten Mit-brger begangene Unrecht und verurteilten seine Anklger (darunter Meletns und-Anytns) zum Tode oder zur Verbannung. c) Schler des Sokrates. Sokrates hat seine Lehren, da er nur mndlich unterrichtete, nicht schriftlich hinterlassen. Aber seine Schler, namentlich Xenophon und Plato, haben dieselben sorgfltig aufgezeichnet und in ihren umfassenden Werken weiter aus-gebaut. L ^enophon und der Zug der Zehntausend. Einer der treuesten Unhnger des Sokrates war Xenophon, der sich nicht nur als Philosoph und Geschichtschreiber, sondern auch als Feldherr ausgezeichnet hat. In Wissenschaft-luhen Absichten schlo er sich dem Zug der Zehntausend" an, jener griechischen soldnerschar, welche dem Jngeren Cyrus aus Anla seines Aufstandes gegen fernen Bruder, den König Artaxerxes Ii., Heeresfolge bis hinauf in die Enphrat-lander leistete (Anabsis" d. i. Hinaufmarsch). Nach der Niederlage und dem Tode-des Cyrus (bei Knnaxa 401) wurden die Griechen, welche auf ihrem Flgel siegreich geblieben waren, in treuloser Weise ihrer Fhrer beraubt. Darauf bernahm Xenophon das Kommando und geleitete seine Landsleute unter vielerlei Mhsalen durch das Armenische Hochland an das Schwarze Meer nach Trapeznnt und von da westwrts bis nach Byzanz und Pergamum, wo sich die tapferen Scharen dem dort weilenden spartanischen Heere anschlssen (399). - Wegen Spartanerfreund-ichfetf ans Athen verbannt, lebte Xenophon spterhin in Elis, unfern von Olympia, Schriftstellerischer Thtigkeit ergeben (Denkwrdigkeiten des Sokrates", Griechische Geschichte" von 411362, Anabasis" und die romanhafte Cyropdie", eine Erziehungsgeschichte des Alteren Cyrus). 2. Ilaton (oder Plato, gest. 347), der sinnigste aller griechischen Philosophen W>te zumeist :n Athen, wo er die Akademische Schule (im gleichnamigen Gymnasium) begrndete. In zahlreichen, dialogisch dargestellten Abhandlungen erweiterte und befestigte er die Somatische Lehre, namentlich die Ethik (oder Tugend-lehre). Sein grter Schler hinwiederum ist Aristoteles (vgl. S. 133). 3. Antigenes, der Begrnder der Cynischen Schule (im Gymnasium Cynosarges), erkannte das Wesen der Tugend in Selbstbeherrschung und Bedrfnis--

11. Das Altertum - S. 116

1888 - Breslau : Trewendt
116 Die unvollkommenen Sokratiker und Plato. 30 Tage verschoben, weil gerade das heilige Schiff zu dem ionischen Religionsfeste nach Delos abgegangen war und bis zu dessen Rckkehr eine Hinrichtung nicht stattfinden durfte; in diesen Tagen hofften seine Freuude, besonders der reiche Brger Kriton, einen Plan zur Flucht durchzufhren, aber Sokrates wies den Vorschlag zurck, weil man selbst ungerechten Gesetzen des Staates gehorchen msse, und unter Gesprchen der die Unsterblichkeit der Seele, die ihrem Wesen nach in Platons Phdon" enthalten sind, trank er mit ungetrbter Seelenruhe den Gift-becher; der Tod war ihm eine Erlsung, wie seine letzten Worte bewiesen: Wir schulden dem Asklepios fr meine Genesung einen Hahn; versumt nicht, ihn zu opfern!" 82. j^Die unvollkommenen Sokratiker und Platons So-krates Lehre nahm unter denjenigen Schlern, welche man als unvoll-kommene Sokratiker bezeichnet, verschiedene Gestalten an. So lehrte die kyrenische Schule, genannt nach Aristippos von Kyrzne, die Glck-seligkeit, welche Sokrates im Wissen des Guten und im sittlichen Handeln erblickt hatte, bestehe in der Kunst des Genieens, und die Weisheit diene nur dazu, die unangenehmen Empfindungen in angenehme zu ver-wandeln. Dagegen behauptete die kynifche Schule, so genannt nach dem Gymnasium Kynosarges, wo Antisthnes als Grnder derselben wirkte, die Tugeud bestehe gerade in der Bedrfnislosigkeit, und die Auf-gbe des menschlichen Handelns sei ein Zurckgehen auf den Naturzustand, eine Lehre, welche Diogenes aus Sinope, ein Zeitgenosse Alexanders des Groen, durch seine Lebensweise auf die Spitze trieb. Der einzige voll-kommene Sokratiker war Platon von Athen (429348), der aus dem edlen Geschlecht des Kodros und Solon abstammend, nach weiten Reisen in gypten, Unteritalien und auf Sicilien, wo er mit dem Tyrannen Dionysios dem Jngeren in nahe Verbindung trat, in der Akademie zu Athen Schule hielt. Den Mittelpunkt seiner Philosophie bildet die Jdeenlehre; die Idee (tsa oder etsoc) ist das urbildliche Wesen der Dinge, welches allein Vollkommenheit und Unvergnglichkeit besitzt, während die Dinge selbst nur Abbilder der Idee sind, welche frher oder spter dem Untergange anheimfallen. Die hchste Idee ist die Idee des Guten, welche mit Gott identisch ist, und die Glckseligkeit besteht in der mglichsten Verhnlichung mit Gott als dem absolut Guten. Dem Idealismus des Platon setzte sein berhmter Schler Aristoteles aus Stageira auf der Chalkidike (384322) den Realismus entgegen. Es ist bekannt, welchen bedeutenden Einflu dieser grte Gelehrte des Altertums auf Alexander ausgebt hat; spter grndete er seine Schule

12. Das Alterthum - S. 192

1877 - Leipzig : Hirt
192 Zweite Abtheilung. Zweiter Abschnitt. digen verstummen durch sein Wort: Mchtest Du, da ich schuldig sterbe?'' In stiller Wehmuth, die nun herrscht, erhebt der Weise sich und die Schler zu freudiger Begrung des Todes als des lieber* ganges in ein schneres Dasein und trgt in seinen letzten Gesprchen die unvergngliche Lehre von der Unsterblichkeit vor. Er stellt vier Beweise auf: der erste ist von dem ewigen Kreislaufe des Lebens und dem Wechsel entgegengesetzter Zustnde hergenommen; der zweite geht davon aus, da, wie dem jetzigen Leben ein knftiges folge, ebenso schon ein frheres ihm vorangegangen fei, von dem zuweilen noch vereinzelte Erinnerungen in Momenten grerer Geistesklarheit in der Seele aufsteigen; der dritte schliet von der Einfachheit der Seele auf ihre Unzerstrbarst; der vierte weift die Seele als das mit der Idee des Lebens unzertrennlich verbundene Wesen nach, als das Urlebenbige, das ebensowenig durch den Tod vernichtet werben knnte, als die Idee des Lebens selbst. Hierneben gehen drei ethische Glaubensgrnde oder Brgschaften: Sehnsucht nach Befreiung von den Fesseln des Leibes, Selbstbewutsein der Seele, welche unsterblich ist, weil sie den Gedanken der Unsterblichkeit denkt, Forderung einer sittlichen Weltordnung und einer vergeltenden Gerechtigkeit. Der Tag neigt sich zum Sonnenuntergnge. Sokrates nimmt ein Bad, ertheilt seine letzten Auftrge und leert unter unverhaltenem, doch bald beschwichtigtem Jammern der Freunde den bargereichten Gift-becher; dann geht er in dem Rume auf und ab, bis die Fe ihm schwer werben, legt sich auf fein Lager, sagt noch, im Gefhl der Annherung des Todes auf feine nun erfolgende Genesung hinbeu-tend: Wir sind dem Aeskulap einen Hahn schuldig!" hllt sich ein und verscheidet, schuldig befunden von dem Volksgericht, aber gerechtfertigt und hoch erhoben durch das Weltgericht der Welt- geschichte. (Meist ach Sauppe, Karriere, Jger.) 3) Schler des Sokrates und ihre Schulen. 1. Plato und Aristoteles. Unter den unmittelbaren Schlern des Sokrates ist Plato der hervorragendste. Plato, Haupt der Schule, die von dem heiligen, dem Heros Afadmos geweihten Haine, in dem er lehrte, die aka-demische hie, lehrt von dem menschlichen Geiste, da derselbe, ehe er in dem Leibe seinen Wohnsitz nahm, in einem vollkommnern Zu-stnde lebte, wo er Einbrcke von dem ewigen unvernderlichen Wesen der Dinge empfing, Jb een ober Urbilber, von benen die Gegen-stnbe der Sinnenwelt Nachbilder find, und auf welche der Geist, angeregt durch sinnliche Erscheinungen, sich wieder besinnen, die er aber nicht aus der Erscheinungswelt ableiten kann. Das letzte und hchste Urbild und der Urgrund von allem ist Gott; den Zu-sammenhang des Krperlichen mit dem geistigen Urbilde der Welt

13. Geschichte des Altertums - S. 78

1882 - Freiburg : Herder
78 Die Griechen. fhlte in sich eine tiefe Sehnsucht nach Vervollkommnung, daher glaubte er fest an die Unsterblichkeit der Seele und an eine andere Welt, in welcher der Durst des menschlichen Geistes nach Wahrheit gestillt werde. Die griechischen Götter leugnete er zwar nie, opferte selbst und munterte seine Freunde auf, zu opfern, allein es war doch offenbar, da er den griechischen Volksglauben nicht teile. Er machte sich viele Feinde: manche Sophisten, die Lehrer der Beredsamkeit und Weisheit, meistens ehr- und geldschtige Menschen, berfhrte er ffentlich ihrer Unwissen-heit und bergo sie mit der Lauge seines Spottes; das gemeine Volk wute, da es wegen seiner Leichtglubigkeit, Unwissenheit und Gescheit-heitsdnkels von Sokrates nicht sonderlich geachtet werde, er galt darum fr einen schlechten Demokraten, und da er auch in der Religion kein echter Athener sei, war ausgemacht. Er wurde endlich von dem Dichter Melittas, dem Redner Lykon und dem Demagogen Anytos vor dem Volksgerichte angeklagt, er erkenne die Götter des Staates nicht an, verachte das Volk und verfhre die Jugend zu gleichen Gesinnungen. Sokrates trat dem Gerichte mit Stolz, fast mit Hohn gegenber, wurde aber dessenungeachtet mit nur sehr geringer Stimmenmehrheit zum Tode verurteilt; statt aber, wie es blich war, bei dem Volke um Milderung des Urteils (in Verbannung oder Geldstrafe) zu bitten, beharrte er bei seiner Behauptung, da er keine Strafe, fondern vielmehr eine Belohnung verdient htte. Ein glcklicher Umstand verlngerte sein Leben um dreiig Tage, die er im Gefngniffe zubrachte, wo sich seine Schler um ihn versammeln durften. Er verschmhte die Flucht, die ihm offen war, und philosophierte mit ihnen wie frher. An feinem Todestage sprach er viel und lange der die Unsterblichkeit der Seele, der seine Hoffnung auf das lichte Jenseits, und als ihm bei Sonnenuntergang der Giftbecher gereicht wurde, leerte er ihn mit ruhigem Gemte; dann ging er einige Augenblicke langsam auf und nieder, wie ihm der Gefangenwrter ge-raten hatte, bis er Mdigkeit in den Beinen versprte. Hierauf streckte er sich auf das Lager aus, verhllte fein Gesicht und verschied nach einigen Minuten. Sein berhmtester Schler ist Plato, der einer angesehenen Familie in Athen angehrte. Er lebte von allen Geschften zurckgezogen der Philosophie und seinen Schlern; er drang fast zur Erkenntnis des einen Gottes vor und fachte durch feine Schriften, wie kein anderer u fiter den Denkern des vorchristlichen Altertums, die Sehnsucht nach Erkennt-nis der Wahrheit an. Platos Schler Aristoteles ist vielleicht der grte Denker aller Zeiten, der fast jedes Gebiet des menschlichen Wissens erfolgreich oder geradezu schpferisch anbaute.

14. Die vorchristliche Kulturwelt - S. 128

1910 - München : Oldenbourg
128 Die Griechen. (daif-ioviov) zur Erkenntnis der Wahrheit gefhrt. Weisheit und Tugend seien eins, weil der Mensch das Gute, wenn er es erst einmal richtig erkannt habe, schon aus eigenem Antrieb tue. Darum sei das oberste Gesetz: yv&i oavrov (vgl. S. 57/8). Obwohl ein Gegner der schrankenlosen Demokratie, erfllte Sokrates treu seine Brgerpflicht zu Hause und im Felde, kmpfte tapfer vor Potida (430) und bei Delion (424), trat jedoch ebenso mutig der tobenden Volksmenge im Arginusenproze entgegen. Auch die Volksreligion achtete er. Mit einer Schar strebsamer Jnglinge, darunter Platon und Xenophon, Alcibiades und Kritias, errterte er philosophische Fragen in Gesprchs(Dialog-)sorm und suchte seine Schler zur Weisheit, Tugend und Pflichterfllung anzuleiten. Trotzdem schuf sich Sokrates viele Feinde. So wurde der 70jhrige Greis angeklagt, da er neue Götter einfhren wolle und die Jugend verderbe. Zu stolz, um das Mitleid der Richter anzurufen oder zu fliehen, lie er das Todesurteil der sich ergehen und trank mit heiterer Seelenruhe den Schierlingsbecher, weil man den Staatsgesetzen gehorchen msse. Schriftliches hat Sokrates nicht hinterlassen. Uber sein Leben unterrichtet uns Xenophon, der seine philosophischen Anschauungen ^lgton1). t 348 Platon, der bedeutendste unter den Schlern des Sokrates, lebte zeitweise in Syrakus am Hose der beiden Dionyse, zumeist aber in Athen, wo er die Aka-demische Schule (im gleichnamigen Gymnasium) stiftete. Nach ihm ist die sicht-bare Welt lediglich die vergngliche Erscheinungsform der berweltlichen Ideen, d. h. der ewigen Urbilder alles Bestehenden. Unsterblich ist auch die Seele, da sie die Ideen zu erkennen vermag und deshalb ihnen verwandt oder hnlich sein mu; denn ein Wesen kann nur durch ein verwandtes oder hnliches Wesen erfat werden. Als unvergngliche Ideen erscheinen ferner die Begriffe des Guten, Wahren und Schnen. Von Platons gedankenreichen, groenteils in Dialogform gehaltenen Werken sind die bekanntesten: Phdon (der die Unsterblichkeit der Seele), Kriton (der den Gehorsam gegen die Gesetze), die Apologie (Verteidigung des Sokrates), das Gastmahl und das phantasiereiche, aber nicht fr die Wirklich-feit berechnete Idealbild vom Staat. Der berhmteste Schler Platons und zugleich der umfassendste Denker f 322 des Altertums war Aristoteles ans Stagira. Im Gegensatz zu seinem Lehrer ging er von der menschlichen Erfahrung (Empirie) aus und schuf fr eine Reihe von Wissenszweigen die verstandesmige Grundlage, so fr die Denk-lehre (Logik), fr die Redekunst (Rhetorik), fr die Dichtkunst (Poetik), fr die Staatskunst (Politik), auerdem fr die Seelenlehre (Psychologie), Sittenlehre (Ethik), Naturlehre (Physik), fr die Lehre vom Ubernatrlichen (Metaphysik) usw. Nach der Thronbesteigung Alexanders (s. S. 122) siedelte der Philosoph dauernd nach Athen der und begrndete dort im Lyceum die Peripatetische Schule, so benannt, weil Aristoteles im Umhergehen (jrcjgittazeh') zu lehren pflegte. Eine wichtige Geschichtsquelle ist sein Buch vom Staat der Athener". Aus dem Schlerkreise des Sokrates gingen weiter hervor Aristippus von Kyrene, Stifter der Kyrenischen Schule, die sich den edlen Lebensgenu (fjdovrj) zum Ideal erkor, und Antisthenes, Begrnder der Cynischen") Schule, die vor 1) Da Platon seine eigenen Gedanken dem Sokrates in den Mund legt, lt sich nicht entscheiden, wieviel von ihnen auf Sokrates zurckgeht und wieviel geistiges Eigentum Platons ist. 2) So benannt nach dem athenischen Gymnasium Kynosarges, in dem Antisthenes lehrte.

15. Griechische Geschichte, römische Geschichte bis zum Ende der Republik - S. 45

1912 - Frankfurt a. M. : Diesterweg
2. Sokrates. — 3. Plato und Aristoteles. 45 Flucht zu ermöglichen. Schon lag das Schiff bereit, das rhn heimlich entführen sollte. Der Kerkermeister war bestochen. Allein der G e h o r -fam gegen die Gesetze hatte ihm stets als des Bürgers oberste Pflicht gegolten, und so blieb er in der Last. Die letzten Stunden seines Lebens erfüllten Gespräche mit seinen Schülern über die Unsterblichkeit der Seele. Der Tod erschien ihm, der im Leibe ein Gefängnis der Seele sah, als eine Erlösung, ja als eine Genesung. Deshalb bat er vor seinem Ende seine Freunde, Asklepios, dem Gotte der Heilkunde, als Dankopfer einen Lahn zu schlachten. Da jammerten sie laut, und einer seufzte: „Ach, daß du so unschuldig sterben mußt!" Aber Sokrates beruhigte ihn: „Möchtest du denn, daß ich schuldig stürbe?" Ruhig nahm er dann den Becher, lehrte ihn heiter bis auf den Grund und legte sich, als er Müdigkeit verspürte, zum letzten Schlummer nieder. — So starb der Mann, den das delphische Orakel den W e i s e st e n a l l e r M e n s ch e n genannt hatte; sein größter Schüler Plato, der uns in den Dialogen „Symposion", „Kriton" und „Phädon" sein Bild zeichnet, erklärte, daß der Meister nie eine Sünde getan habe. 3. Plato und Aristoteles. Zn die Zeit, da die Griechen ihre politische Freiheit verloren, fällt die Wirksamkeit ihrer größten Philosophen Plato und Aristoteles, deren Lehren die Geistesbildung des Abendlandes fast zwei Jahrtausende hindurch bestimmt haben, bis in der Zeit der Renaissance und der Aufklärung der Geist der romanisch-germanischen Völker eigene Bahnen zu wandeln begann. Plato ist der bedeutendste Schüler des Sokrates. Er ehrte das Andenken seines Lehrers durch eine Reihe von Dialogen, worin er ihm seine eigenen Ansichten in den Mund legt. Rach des Meisters Tode begab er sich längere Zeit auf Reisen und lehrte dann in Athen in dem Olivenhain „Akademie". Von Sokrates hatte er gelernt, daß hinter den Einzeldingen, der Welt des Scheins, eine ewige Wahrheit liegt, die dem Denken zugänglich ist. Suchte der Lehrer auf induktive Weise zu klaren und deutlichen Begriffen zu gelangen, etwa von der Gerechtigkeit und Tapferkeit, so verlieh der große Schüler diesen Begriffen wirkliche Existenz. Er nannte sie Zdeen, Urbilder. Diese „Ideen" sind nach der Anschauung des Philosophen der „ruhende Pol in der Erscheinungen Flucht"; sie bilden das Reich des wahren Seins hinter der Welt der Sinneswahrnehmungen (Idealismus). Zn diesem Reiche der Zdeen gibt es eine logische Rangordnung. Die höchste Stelle nimmt die Zdee des Guten ein,

16. Von den Anfängen der griechischen Geschichte bis zum Regierungsantritt Karls d. Gr. - S. 45

1912 - Frankfurt am Main : Diesterweg
2. Sokrates. — 3. Plato und Aristoteles. 45 Flucht zu ermöglichen. Schon lag das Schrff berert, das rhn hermüch entführen sollte. Der Kerkermeister war bestochen. Allem der Gehor-sam gegen die Gesetze hatte ihm stets als des Bürgers oberste Pflicht gegolten, und so blieb er in der Last. Die letzten Stund en seines Lebens erfüllten Gespräche mit seinen Schülern über die Unsterblichkeit der Seele. Der Tod erschien ihm, der im Leibe ein Gefängms der Seele sah, als eine Erlösung, ja als eine Genesung^ Deshalb bat er vor seinem Ende seine Freunde, Asklepios, dem Gotte der -Sbetl--kunde, als Dankopfer einen Äahn zu schlachten. Da jammerten sie laut, und einer seufzte: „Ach, daß du so unschuldig sterben mußt! Aber Sokrates beruhigte ihn: „Möchtest du denn, daß tch s chuldrg stürbe?" Ruhig nahm er dann den Becher, lehrte ihn herter tns auf den Grund und legte sich, als er Müdigkeit verspürte, zum letzten Schlummer nieder. — So starb der Mann, den das delphrsche Orakel den Weisesten aller Menschen genannt hatte; lein größter Schüler Plato, der uns in den Dialogen „Symposion", „Kriton" und „Phädon" sein Bild zeichnet, erklärte, daß der Meister me eme Sünde getan habe. 3. Plato und Aristoteles. In die Zeit, da die Griechen ihre politische Freiheit verloren, fällt die Wirksamkeit ihrer größten Philosophen Plato und Aristoteles, deren Lehren die Geistesbildung des Abendlandes^ fast zwei Jahrtausende hindurch bestimmt haben, bis in der Zeit der Renaissance und der Aufklärung der Geist der romanisch-germanischen Völker eigene Bahnen zu wandeln begann. Plato ist der bedeutendste Schüler des Sokrates. Er ehrte das Andenken seines Lehrers durch eine Reihe von Dialogen, worin er ihm seine eigenen Ansichten in den Mund legt. Nach des Meisters Tode begab er sich längere Zeit auf Reisen und lehrte dann in Athen in dem Olivenhain „Akademie". Von Sokrates hatte er gelernt, daß hinter den Einzeldingen, der Welt des Scheins, eine ewige Wahrheit liegt, die dem Denken zugänglich ist. Suchte der Lehrer auf induktive Weise zu klaren und deutlichen Begriffen zu gelangen, etwa von der Gerechtigkeit und Tapferkeit, so verlieh der große Schüler diesen Begriffen wirkliche Existenz. Er nannte sie Ideen, Urbilder. Diese „Ideen" sind nach der Anschauung des Philosophen der „ruhende Pol in der Erscheinungen Flucht"; sie bilden das Reich des wahren Seins hinter der Welt der Sinneswahrnehmungen (Idealismus). In diesem Reiche der Ideen gibt es eine logische Rangordnung. Die höchste Stelle nimmt die Idee des Guten ein.

17. Die Völker des Altertums, Römer und Germanen bis zu Karl dem Großen - S. 47

1900 - Leipzig : Hirt
Aus der Kulturgeschichte der Griechen. 47 Spruch stand auch der dem Eingnge des Apollotempels zu Delphi. Die sieben Weisen lebten im 7. und 6. Jahrhundert vor Christus. Pythagoras. Zu den edelsten Erscheinungen Griechenlands gehrt der Philosoph Pythagoras. Da seine Mitbrger ihn verkannten, ging er nach Kroton in Unteritalien, wo er eine Schule grndete. Männer und Frauen, Jnglinge und Greise lauschten begierig seinen Worten. Religise Musik und Mathematik waren die Hauptgegenstnde seines Unterrichts. der das Wesen der Gottheit, der die Entstehung der Welt hielt er Vortrge. Er lehrte die Unsterblichkeit der Seele, daneben aber auch die Seelenwanderung. Die reine Seele, so lehrte er, kehrt nach dem Tode zum Himmel zurck, die unreine wird zur Bue mit einem neuen Krper verbunden. Pythagoras lebte im 6. Jahrhundert vor Christus. Sofrates. Als der weiseste aller Griechen gilt der edle Sokrates. Er war ein Muster der Selbstbeherrschung. Strebsame Jnglinge sammelte er um sich und fhrte sie in die Lehren der Weltweisheit ein. Er be-kmpfte vor allem die Sophisten, die eine Art Scheinweisheit lehrten. An die griechische Gtterlehre glaubte er nicht; sein reicher Geist ahnte eine hhere Weltordnung, als die Sagen seines Volkes verkndeten. Dadurch zerfiel er mit der herrschenden Tagesmeinung und wurde ver-urteilt, den Giftbecher zu trinken. Er that dies mit dem heitern Antlitze des Gerechten, da ihm der Tod als der bergang zu einem bessern Leben galt. Sein Tod fllt in das Jahr 399 v. Chr. Sein Schler Plato hat die Lehren des Meisters niedergeschrieben. Das herrlichste Denkmal hat er ihm gesetzt im Phdon. Dieses kleine Buch enthlt die Gesprche, die Sokrates in den letzten Stunden seines Lebens der die Unsterblichkeit der Seele mit seinen Schlern im Kerker gehalten hat. Aristoteles. Platos bedeutendster Schler war Aristoteles. Von seiner Heimat Stagira, die auf der Halbinsel Chalcidice liegt, wird er der Stagirite genannt. Sein riefenhafter Geist umfate das ganze Wiffen seiner Zeit. Er war der Erzieher Alexanders des Groen. Als dieser seine Feldzge durch Asien unternahm, war stets eine Abteilung Soldaten beordert, seltene Pflanzen und Tiere fr Aristoteles zu sammeln. Aus seinen Schriften schpften die griechischen Denker nach Alexanders Zeiten, die Araber und die christlichen Gelehrten des Mittelalters. Lefsing macht in der Hamburgifchen Dramaturgie auf die Bedeutung des Aristo-teles aufmerksam. Diogenes. Zu Korinth lebte ein eigentmlicher Mann mit Namen Diogenes. Sein Hauptbestreben ging dahin, alle unntigen Lebens-Bedrfnisse sich abzugewhnen. Seine ganze Habe war ein Mantelsack,

18. Das Altertum - S. 59

1881 - Leipzig : Krüger
— 59 — dem Glauben, daß er neue Götter einführen wolle, wurden seine Feinde durch ein seltsames Mißverständnis bestärkt. üokrates behauptete, jeden Menschen warne eine innere gottentstammte Stimme (das Gewissen, Dämonium) Unrecht zu thun. Das sollte der neue Gott sein, den er erheben wolle! Trotzdem ihn das delphische Orakel selbst für den Weisesten erklärt hatte, wurde er 399 der Gottlosigkeit und Verführung der Jugend — Alcibiades war einige Zeit sein Schüler gewesen — angeklagt. Er verschmähte es in üblicher Weise das Mitleid der Richter zu erbetteln; mit dem ruhigen Stolze eines guten Gewissens forderte er ohne prunkende Verteidigungsrede Gerechtigkeit. Er wurde mit kleiner Stimmenmehrheit schuldig befunden. Als er aber darauf als Strafe für sich die höchste Ehre Athens in Anspruch nahm, wurde er mit mehr Stimmen zum Tode durch Gift verurteilt. Dieser ungerechte Spruch konnte aber erst nach 30 Tagen vollzogen werden und diese Frist benützte Sokrates noch, um mit seinen Schülern von der Unsterblichkeit der Seele und dem Leben im Jenseits zu sprechen. Er hätte entfliehen können; er lehnte es aber ab zuletzt noch den Gesetzen des Staates untreu zu werden. Mit ungetrübter Ruhe und Heiterkeit der Seele starb er und bald bereueten die Athener das schwere Unrecht, das sie begangen hatten. — Sein größter Schüler war Plato, der die Lehren des Meisters aufnahm, weiter fortbildete und in höchst kunstvoll gegliederten Gesprächen (Dialogen) der Nachwelt überlieferte. Die berühmtesten seiner Schriften sind der Dialog Phädon, *) roo er die Unsterblichkeit der Seele bespricht und die Verteidigung (Apologie) des Sokrates. — Platos bedeutendster Schüler und der umfassendste Philosoph des Altertums überhaupt, Aristoteles, gehört schon mehr der folgenden Zeit an. Auch dieredekunst (Rhetorik) erfuhr eine weitere Ausbildung, hauptsächlich in Athen , wo sie bei der Macht des Volkes eine große Bedeutung hatte. Es wurde der Stil kunstvoll ausgebildet, Abrundung der Satzgefüge, Wohllaut der Sprache, künstlerischer Vortrag zum Gesetz erhoben, aber auch Hoheit der Gesinnung und Tiese der Gedanken verlangt. Auf Jsokrates, den Schüler des Sokrates, folgte der größte griechische Redner 2) em 6 sth e n es, der mit größtem Fleiße alle natürlichen Hindernisse (schwere Zunge, Schwäche der Stimme, schlechte Haltung) überwand und das Musterbild für alle Zeiten geworden ist. Iv. vierter Zeitraum (362—300). Die macedomsch-heltemsche Zeit. §. 1. Philipp Ii. von Makedonien. Epaminondas hatte einst als Geisel Philipp, den jungen Sohn des rnacedonischen Königs Amyntas, nach Theben geführt. *) Schleiermachers Übersetzung. Sokrates f 399. Philipp Ii. 359—336.

19. Hilfsbuch für den Geschichtsunterricht in Präparandenanstalten - S. 277

1905 - Breslau : Hirt
146. Aus der Kulturgeschichte der Griechen. 277 der mazedonischen Thronstreitigkeiten nahm er den vierzehnjhrigen Knigs-shn Philipp als Geisel mit nach Theben. In Thessalien sand er 364 den Tod im Kampfe. 146. Ans i)er Kulturgeschichte der Griechen. 1. Die sieben Weisen. Der uern Blte des griechischen Landes entsprach das geistige Leben. Griechenland ist das Land der sieben Weisen. Diese sind: Thales von Milet, Periander von Korinth, Bias aus Prieue, Chilon aus Lazedmon, Pittakns aus Mytilene, Kleobnlns aus Liudos und Solon aus Athen. Von allen sind kurze Denksprche erhalten. Chilon pflegte zu sagen: Erkenne dich selbst? Dieser Spruch stand auch der dem Eingange des Apollotempels zu Delphi. Die sieben Weisen lebten im 7. und 6. Jahrhundert vor Christus. 2. Pythagoras. Zu den edelsten Erscheinungen Griechenlands gehrt der Philosoph Pythagoras. Da seine Mitbrger ihn verkannten, ging er nach Kroton in Unteritalien, wo er eine Schule grndete. Männer und Frauen, Jnglinge und Greise lauschten begierig seinen Worten. Religise Musik und Mathematik waren die Hauptgegenstnde seines Unterrichts. der das Wesen der Gottheit, der die Entstehung der Welt hielt er Vortrge. Er lehrte die Unsterblichkeit der Seele, daneben aber auch die Seeleuwandrnng. Die reine Seele, so lehrte er, kehrt nach dem Tode zum Himmel zurck, die unreine wird zur Bue mit einem neuen Krper verbunden. Pythagoras lebte im 6. Jahr-hundert vor Christus. 3. Sokrates. Als der weiseste aller Griechen gilt der edle Sokrates. Er war ein Muster der Selbstbeherrschung. Strebsame Jnglinge sammelte er um sich und fhrte sie in die Lehren der Weltweisheit ein. Er be-kmpfte vor allem die Sophisten, die eine Art Scheinweisheit lehrten. An die griechische Gtterlehre glaubte er nicht; sein reicher Geist ahnte eine hhere Weltordnung, als die Sagen seines Volkes verkndeten. Da-durch zerfiel er mit der herrschenden Tagesmeinung und wurde verurteilt, den Giftbecher zu trinken. Er tat dies mit dem heitern Antlitze des Ge-rechten, da ihm der Tod als der bergang zu einem bessern Leben galt. Sein Tod fllt in das Jahr 399 v. Chr. 4. Plato. Sein Schler Plato hat die Lehren des Meisters nieder-geschrieben. Das herrlichste Denkmal hat er ihm gesetzt im Phdon. Dieses kleine Buch enthlt die Gesprche, die Sokrates in den letzten Stunden seines Lebens der die Unsterblichkeit der Seele mit seinen Schlern im Kerker gehalten hat. 5. Aristoteles. Platos bedeutendster Schler war Aristoteles. Bon seiner Heimat Stagira, die auf der Halbinsel Chalcidice liegt, wird

20. Teil 1 - S. 150

1886 - Hannover : Helwing
150 Griechen. nehmen. Den Tag über unterhielt dieser sich mit seinen Schülern über die Unsterblichkeit der Seele. Gegen Abend nahm er ein Bad und sprach noch kurze Zeit mit seiner Frau. Sie hatte ihre Kinder bei sich und weinte heftig: alle waren durch diesen Abschied erschüttert. Da bat er einen seiner Freunde, er möge sie und die Kinder zu Hause führen, damit ihm seine letzte Stunde nicht noch mehr erschwert werde. Danach ließ er durch den Gefängnisdiener den Giftbecher bringen. „Gieb her, lieber Mann," rief er dem Eintretenden entgegen, „aber sage mir, was muß ich dabei thun?" — „Nichts anderes," erwiderte dieser, „als nach dem Trinken auf- und abgehen, bis dir die Füße schwer werden. Dann legst du dich nieder; das ist alles." Damit reichte er ihm den Becher, und Sokrates trank ihn mit heiterer Miene aus. Seine Freunde erhoben laute Klagen; doch Sokrates sagte: „Still doch, darum habe ich ja die Weiber von mir gelaffen!" Er ging so lange auf und ab, bis ihm die Füße schwer wurden, dann legte er sich auf den Rücken, wie ihm der Diener geraten hatte. Dieser drückte ihm bald darauf den Fuß und fragte ihn, ob er etwas fühle. „Nein" antwortete der Sterbende. So ging er prüfend aufwärts. Als nun schon der Unterleib anfing, starr und kalt zu werden, sprach Sokrates zu Kriton: „Freund, vergiß nicht, dem Äskulap einen Hahn zu opfern." „Es soll geschehen. Hast du mir sonst nichts mehr aufzutragen?" Er erhielt keine Antwort. „Das ist das Ende unseres Freundes gewesen," schreibt Plato, „des besten, gerechtesten, weisesten von allen Menschen, welche wir gekannt haben." — Nach Sokrates' Tode sollen die Athener ihr Unrecht erkannt haben. Seine Ankläger wurden teils zum Tode verurteilt, teils verbannt; ihm selbst errichteten sie ein Denkmal. Seine Lehren sind mit ihm nicht zu Grabe getragen; seine Schüler haben sie der Nachwelt überliefert. Der hervorragendste derselben war Plato. Aus einem vornehmen athenischen Hause entsprossen, wurde er etwa in seinem zwanzigsten Jahre mit Sokrates bekannt, blieb dann aber bis zum Tode des Meisters in dessen Verkehr. Dieses erschütternde Ereignis trieb ihn in die Fremde. Auf mannigfachen Reisen in Megara, Ägypten, Sieilien und in Süd - Italien erweiterte er feine Menschenkenntnis und gewann Einsicht in die verschiedenen philosophischen Systeme, kehrte in seinem vierzigsten Jahre nach Athen zurück und stiftete im Garten der Akademie die akademische Schule. Seinen zahlreichen Schriften hat er die Form von Dialogen gegeben, in denen Sokrates im Gespräch mit Freunden oder Gegnern deren Irrtümer ironisch widerlegt. So stellte Plato die Lehren des Meisters in dessen eigener Methode dar. Er ist das erste Beispiel eines großen Atheners, der dem politischen Leben seiner Vaterstadt sein ganzes Leben hindurch völlig fremd blieb, um sich desto ungestörter seinen Idealen hingeben zu können. Aristoteles, ebenfalls ein Schüler des Sokrates, der große Lehrer Alexanders, hat die Philosophie zu einer eigentlichen Wisienschaft ausgebildet. Er ist der Begründer der wichtigsten Zweige derselben: Logik, Psychologie, Politik, Rhetorik, Poetik ac.; auch die Naturwissenschaften hat er in systematischem Zusammenhange behandelt.