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1. Geschichte der Griechen und Römer - S. 39

1910 - Leipzig [u.a.] : Kesselring
Das Leben in Athen. 39 Euripides. Auch der ungebildetste Athener fand es in jener Zeit selbst-verstndlich, da er lange Stcke aus ihren Werken auswendig sagen konnte. Wohl hatte er also Grund, stolz zu sein, der athenische Brger; er dnkte sich aber auch mehr als alle andern Menschen auf der ganzen Welt. Athen konnte auch als reiche Stadt gelten. Namentlich durch Grohandel, Bergbau und Industrie hatten viele Familien groe Vermgen gesammelt. Wohl war die Schwierigkeit des Trans-Portes zu Wasser und zu Lande fr den Kaufmann viel grer als bei uns; er durfte aber auch viel hheren Gewinn nehmen. Und Bergbau sowie Industrie lohnten sich besonders, wenn sie im groen betrieben wurden. Da man damals keine Maschinen kannte, die wie bei uns die grbsten und schwersten Arbeiten besorgen konnten, mute alles durch Menschenkraft gemacht werden. So reichten in den Bergwerken die Arbeiter das Gestein in Krben von Hand zu Hand. Zu dergleichen schweren Arbeiten aber gab sich kein freier Mann her; darum war das Halten von Sklaven im Altertum eine Notwendigkeit. Die kaufte man wie andre Waren aus Mrkten und bezahlte sie nach Kraft und Geschicklichkeit. Ihre Arbeit war zudem auch billiger als die der freien Leute, denn der Besitzer brauchte ja nur fr einfache Er-nhrung und Kleidung zu sorgen. Auch die Hausarbeit wurde in den bessern Familien hauptschlich durch Sklaven besorgt. Sechs galten in diesen Kreisen als unbedingt ntig. Trotzdem war das Leben nach nnsern Begriffen sehr billig: mehr als eine Drachme tglich kostete ein solcher Haushalt gewhnlich nicht. Die Huser der Athener waren ganz anders gebaut und eingerichtet als die unsrigen. Nach auen hin hatten sie keine Fenster, sondern nur Tren; hchstens nach der Strae zu eine Werkstatt oder einen Laden. Die Wohnrume lagen alle um einen durch Balken oder Sulen abgegrenzten offenen Hof, von dem sie ihr Licht bekamen; er hie Peristyl. Hier hielt sich der Hausherr nur wenig auf; er lebte und webte in der ffentlichkeit. Sa er in seiner offenen Werkstatt bei der Arbeit, so schmeckte diese ihm nicht, wenn sie nicht hufige Unterhaltung mit Vorbergehenden wrzte; riefen ihn seine Geschfte in die Stadt, so benutzte er jede Gelegenheit, um mit andern der Politik und Mitmenschen Gedanken auszutauschen, wie es ja die Sdlnder heute noch tun. Der Familienvater besorgte gewhnlich auch die Einkufe auf den vielen Mrkten mit Sachkenntnis. Und wo er sich in der ffentlichkeit zeigte, da

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1. Bilder aus der griechischen und römischen Sage und Geschichte - S. 34

1911 - Leipzig [u.a.] : Kesselring
34 5. Im athenischen Brgerhause. Die Huser der Athener waren ganz anders gebaut und eingerichtet als die nnsrigen. Nach auen hin hatten sie keine Fenster, sondern nur Tren, hchstens nach der Strae zu eine offene Werkstatt oder einen Laden. Die Wohnrume lagen alle um einen Hof, der von Sulen umgeben war und von dem sie ihr Licht bekamen. Er hie Peristyl. Hier hielt sich der Hausherr nur wenig auf. Die Arbeit in seiner Werkstatt schmeckte ihm nicht, wenn er sich nicht dabei mit den Vorbergehenden unterhalten konnte. Riefen ihn seine Geschfte in die Stadt, so benutzte er jede Gelegenheit, um mit andern der Politik und Mitmenschen zu sprechen. So machen es ja die Sdlnder heute noch. Der Familienvater besorgte gewhnlich auch die Einkufe auf den vielen Mrkten. Die Frau dagegen war fast ganz an die Wohnung gebannt. Sie hatte ihrem Gatten in allen Dingen Gehr-sam zu leisten. Die Athenerin wute sich zierlich anzn-eines gri^chmen Hauses ziehen. Mannigfaltig war die Art, wie sie Ober-und Unter-mit Laden. gewand anordnete und wie sie sich das Haar machte. Ging sie einmal aus, so geschah das nie ohne Begleitung eines Sklaven, und dann zog sie gewhnlich den Kleidberwurf wie ein Tuch auf den Kopf. Zwei Szenen aus dem Frauengemach: die mittlere Frau in der linken Gruppe stickt, die in der rechten ist mit der Toilette beschftigt und sieht in einen Spiegel; die dritte von links ist zum Ausgehen fertig. Die Hausarbeit wurde in den besseren Familien von Sklaven besorgt. Diese kaufte man wie andre Waren auf Sklavenmrkten und bezahlte sie nach Kraft und Geschicklichkeit. Fr einen besseren Haushalt galten sechs als das Mindeste. Es ging ihnen ganz ertrglich. Eine Familie, die ihre Haussklaven schlecht behandelte, wurde ebenso bel angesehen, wie wenn jemand bei uns seine Diustboten schlecht hlt. Trotzdem zum Haushalt zahlreiche Personen gehrten, war er nach uuseru Begriffen sehr billig: denn die Athener lebten uerst einfach, meist von Gemse und Obst. Mehr als 80 Pfennige nach unferm Gelde gab man tglich nicht aus. 6. Die Bedeutung der Perikleischen Zeit fr die Weltgeschichte. Die Blte Athens zur Zeit des Perikles ist nicht blo fr die Griechen von groer Bedeutung gewesen; von ihr hat die g a n z e W e l t Nutzen gezogen. Denn

2. Griechische und römische Geschichte, Der Sieg des Christentums - S. 66

1909 - Leipzig : Hirt
66 Zweiter Zeitraum. Der Rmische Freistaat. oder man lie sie selbst Paar um Paar auf Leben und Tod kmpfen. (Bild 20.) Im Umkreise saen die Rmer und Rmerinnen und sahen dem grausigen Kampfe zu; die mterschtigen unterhielten durch solche Belustigungen das Volk, um sich fr bevorstehende Wahlen beliebt zu machen. Whrend die uere Kultur auf der Hhe stand, sank die innere immer tiefer; ein Volk, das sein Vergngen an solchen Mordszenen zwischen Menschen und Menschen oder zwischen Menschen und Raubtieren findet, geht dem Unter-gang entgegen. Bisweilen entspann sich ein freundschaftliches Verhltnis zwischen dem Herrn und seinem Sklaven. Cicero schenkte einem gebildeten Sklaven die Freiheit und behandelte ihn wie einen Freund. Aber das Los der groen Mehrzahl der Sklaven war bedauernswert. Mit Ketten an den Fen bearbeiteten sie das Feld. Die Nacht verbrachten sie in Lchern. Eine geringe Unaufmerksamkeit konnte die hrteste krperliche Mihandlung nach sich ziehen. Vornehme Frauen verletzten mit spitzen Nadeln ihre Sklavinnen mit oder ohne Ursache. Fr alte und schwache Sklaven war nicht gesorgt. Der berhmte Kato hat den Ausspruch getan: Verkaufe dein Pferd und deine Sklaven, wenn sie alt sind!" Die Zahl der Sklaven war auerordentlich groß. Vierhundert wurden in einem Hause auf einmal hingerichtet, weil sie die Ermordung ihres Herrn nicht gehindert hatten. Im Senat war der Vorschlag gemacht worden, den Sklaven eine besondere Kleidung zu geben. Der Vorschlag wurde abgelehnt, weil sonst die Sklaven erfahren htten, wie zahlreich sie seien und wie mchtig, wenn sie zu-sammenhielten. Mehrere Male haben sie sich zusammengeschart, um ihr hartes Joch abzuschtteln. 200000 Sklaven standen einmal unter Waffen und besiegten verschiedene rmische Heere; schlielich erlagen sie, weil es ihnen an Kriegszucht und erfahrenen Fhrern fehlte. Die Sklaverei hat die Arbeit der freien Brger vernichtet. So billig wie der Sklave konnte der Freie, dem die Sorge fr die Familie oblag, nicht arbeiten. Deshalb wurden aus den unbemittelten freien Brgern Bettler. Alle, die auf Untersttzungen angewiesen waren, kamen nach Rom. Durch Geld- und Getreidespenden suchte der Staat der groen Not abzuhelfen. Schwrme von Bettlern erfllten die Straen. So wohnten unermelicher Reichtum und bitterste Not dicht beieinander. Nach Brot und Zirkusfpielen schrie die Menge. (Bild 20 und 21.) Die Frauen. Die Frau hatte in Rom eine viel geachtetere Stellung als in Griechenland. Sie gebot der das Hauswesen, leitete die Erziehung der Kinder und nahm am Familienmahle teil. Ihre freie Zeit fllte sie mit Weben und Spinnen ans. Im ganzen war sie auf den engen Kreis ihres Haufes angewiesen; denn ein Hinaustreten in das ffentliche Leben galt als unpassend. Erschien sie in der ffentlichkeit, so machte ihr alles Platz. Im Hause wurde die Frau mit drnina, d. i. Herrin, angeredet. Vier Eigenschaften wurden von ihr verlangt: Frmmigkeit, Flei,

3. Das Altertum - S. 66

1913 - Münster (Westf.) : Schöningh
66 z. B. fr die Wollwaren Milets und die Tpfereiprodukte Athens, dessen Handelsflotte vorzglich den Austausch bernahm. Industrie und Reine Industriestaaten hat es zwar im Altertum berhaupt nicht Rapital gegeben, doch war im Athen des 5. Jahrhunderts die Landwirtschaft bereits ganz bedeutungslos geworden. Das Junkertum verlor seinen Einflu. Der kleine Bauer konnte den Wettbewerb mit den billigen auslndischen Waren nicht aushalten; lieber verkaufte er sein Gtchen dem Grogrundbesitzer und zog in die Stadt, wo auf diese Art das Proletariat anwuchs. Da das Wohl des Staates jetzt mehr von einer gesicherten Einfuhr und einer blhenden Industrie abhing, muten Kapitalisten, Handelsherr und Fabrikant, die Rolle des Junkers ber-nehmen. Es wurden Grobetriebe mit vielen Sklaven einge-richtet. Das wirkte hnlich wie die Verwendung der Dampfkraft im 19. Jahrhundert; viele Handwerker, die nicht fo billig arbeiten konnten, vermehrten von nun an ebenfalls das stdtische Proletariat, und das Handwerk verfiel der Miachtung. Sklaven und In ausgedehntem Mae wurden Sklaven erst im 5. Jahrhundert Beisassen gu Athen verwandt. Ihre Behandlung war nicht schlecht und das Auf-treten der Sklaven je nach der Beschftigung das eines Brgers, von dem mancher sich nur durch seine politische Rechtlosigkeit unterschied. Sie wurden benutzt als Arbeiter. Verkufer. Schreiber und fogar als Beamte; in Athen versahen auslndische Sklaven den Schutzmannsdienst, und mancher Kaufmann interessierte den eingearbeiteten Sklaven durch Freilassung und Gewinnbeteiligung fr sein Geschft. Begnstigt wurde die Einwanderung reicher oder besonders kunstfertiger Fremden, die der heimischen Industrie zugute kamen. Man nannte diese angesiedelten Auslnder, denen, wie spter den Juden in Deutschland, verboten war, Grundbesitz zu haben, Metken. d. h. Mitwohner oder Beisassen. c) Die Philosophie.') begriff der Wie in Politik. Kunst und Wissenschaft unsere Kultur auf die Phuosoph?e^ Anfnge in Griechenland zurckgeht, fo sind auch die spteren philo-sophischen Richtungen dort schon vorgebildet. Wenn sich die Philosophie als eine durch Denken oder Spekulation begrndete Weltanschauungslehre bezeichnen lt, so geht daraus schon der nahe Zusammenhang mit der Religion, aber auch der wesentliche Unterschied hervor. i) Zur Lektre kann der griech. Philosophie empfohlen werden: Zell er, Grundri d. griech. Philos. 8. Aufl. 1907 (knapp zusammenfassend), Windelband. Gesch. d. alten Pmlos. (in Mllers Handb.) lkurz und originell) Th. Gomperz, Griech, Denker 3 Bde. (190309 (glnzend nach Inhalt und Form).

4. Die Völker des Altertums, Römer und Germanen bis zu Karl dem Großen - S. 81

1906 - Leipzig : Hirt
81 Hhe stand, sank die innere immer tiefer; ein Volk, das sein Vergngen an solchen Mordszenen zwischen Menschen und Menschen oder zwischen Menschen und Raubtieren findet, ist dem Untergange geweiht. (Fig. 58.) Bisweilen entspann sich ein freundschaftliches Verhltnis zwischen dem Herrn und seinem Sklaven. Cicero schenkte einem gebildeten Sklaven die Freiheit und behandelte ihn wie einen Freund. Aber das Los der groen Mehrzahl der Sklaven war bedauernswert. Mit Ketten an den Fen bearbeiteten sie das Feld. Die Nacht verbrachten sie in Lchern. Eine geringe Unaufmerksamkeit konnte die hrteste krperliche Mihandlung nach sich ziehen. Vornehme Frauen verletzten mit spitzen Nadeln ihre Sklavinnen mit oder ohne Ursache. Fr alte und schwache Sklaven war nicht gesorgt. Der berhmte Cato hat den Ausspruch getan: Verkaufe dein Pferd und deine Sklaven, wenn sie alt sind!" Die Zahl der Sklaven war auerordentlich groß. Vierhundert wurden in einem Hause auf einmal hingerichtet, weil sie die Ermordung ihres Herrn nicht gehindert hatten. Im Senat war der Vorschlag gemacht worden, den Sklaven eine be-sondere Kleidung zu geben. Der Vorschlag wurde abgelehnt, weil sonst die Sklaven erfahren htten, wie zahlreich sie seien und wie mchtig, wenn sie zusammenhielten. Mehrere Male haben sie sich zusammengeschart, um ihr hartes Joch abzuschtteln. 200000 Sklaven standen einmal unter Waffen und besiegten verschiedene rmische Heere; schlielich erlagen sie, weil es ihnen an Kriegszucht und erfahrenen Fhrern fehlte. Die Sklaverei hat die Arbeit der freien Brger vernichtet. So billig wie der Sklave konnte der Freie, dem die Sorge fr die Familie oblag, nicht arbeiten. Deshalb wurden aus den unbemittelten freien Brgern Bettler. Alle, die auf Untersttzung angewiesen waren, kamen nach Rom. Durch Geld- und Getreidespenden suchte der Staat der groen Not ab-zuhelfen. Schwrme von Bettlern erfllten die Straen. So wohnten unermelicher Reichtum und bitterste Not dicht beieinander. Nach Brot und Zirkusspielen schrie die Menge. (Fig. 40.) Bevlkerung Roms. Zur Zeit des Servius Tullius soll die Stadt Rom schon 80000 freie Männer gezhlt haben; gegen Ende der Republik betrug die Bevlkerung etwa lx/2 Million, wovon die Hlfte Sklaven waren. Die Frauen. Die Frau hatte in Rom eine viel geachtetem Stellung als in Griechenland. Sie gebot der das Hauswesen, leitete die Erziehung der Kinder und nahm am Familienmahle teil. Ihre freie Zeit fllte sie mit Weben und Spinnen aus. Im ganzen war sie auf den engen Kreis ihres Hauses angewiesen; denn ein Hinaustreten in das ffentliche Leben galt als unpassend. Erschien sie in der ffentlichkeit, so machte ihr alles Platz. Im Hause wurde die Frau mit dmina, d. i. Herrin, angeredet. Vier Eigenschaften wurden von ihr verlangt: Frmmigkeit, Flei Sittenreinheit und Huslichkeit. Gelehrte Bildung war bei den rmischen Frauen selten zu finden. Wie der ganze Sinn des Rmers Dahmen, Leitfaden der Geschichte. I. 5. Aufl. g

5. Erzählungen aus der Geschichte - S. 64

1873 - Freiburg i. B. : Wagner
eingestehen und also sich schmen mute, wenn er noch ferner daran festhielt. Sokrates war ein Feind von allem Hochmuth, dem eingebildeten Wissen, der Eitelkeit aus Dinge, dte keinen wahren Werth hatten. Er deckte hier ohne Rcksichten alle Schwchen und Blen auf, aber immer geschah es mit vter-lichem Wohlwollen. Die Irreligiositt seiner Zeitgenossen, welche in leeren uerlichen Formen eine wahre Gottesverehrung heuchel-tot, tadelte er scharf und suchte eine bessere Erkenntni von Gott und dem Verhltnisse des Menschen zu Gott zu geben. Dabei beobachtete er streng die Gebote der Religion und ihre heiligen Gebruche, so wie auch die Gesetze des Staates kein Athener ge-wissenhaster befolgte, als Sokrates. Das ganze Leben des Sokrates war nach den Lehren der Weisheit, welche er selbst als die Fhrerin des menschlichen Lebens lehrte, eingerichtet. Die Inschrift im Tempel ' des delphischen Apollo: Lerne dich selbst kennen" hatte auf ihn einen fo tiefen Eindruck gemacht, da er sie sich zum Grundsatz in seinem ganzen Leben machte. Das Orakel von Delphi hatte den Sokrates fr den Weisesten erklrt, und er selbst sagte, das Orakel habe ihn wohl nur dehalb den Weisesten genannt, weil er mehr als andere einsehe, da er eigentlich nichts wisse. Sein Leben war uerst einfach und gengsam; er hatte nur einen Mantel von gewhnlichem Stoffe und trug keine Sandalen. Seinen Krper hatte er sehr abgehrtet, so da er manche Beschwerde er-tragen konnte, ohne ermdet zu werden. Es war sein Grundsatz, so wenig als mglich zu bedrfen. Als einmal ein vornehmer Athener bei ihm klagte, da das Leben in Athen so thener sei und ihm seine Ausgaben sr Purpur, Wein und andere Kostbarkeiten ausrechnete, fhrte ihn Sokrates an verschiedene Pltze, wo man Mehl, Oliven, einfache Kleidungs-stcke billig bekam. Sieh'," sagte er dann, ich finde es hier ganz wohlfeil." Ein anderes Mal beschwerte sich Jemand der die Strapaze einer Fureise, von der er komme. Sokrates fragte ihn: Hat dein Sklave nachkommen knnen?" Ja!" antwortete jener. Hat er etwas getragen?" Einen groen Bndel!" Der mu recht mde sein," fuhr Sokrates fort. Nein, ich habe ihn sogleich wieder mit einem Auftrage weit fort in die Stadt geschickt." Sieh," sagte Sokrates, du hast vor deinem Sklaven Vorzge des Glckes voraus, er vor dir Vorzge der Natur. Du bist reich, frei, aber schwach und weich-lich; er ist arm, Sklave, aber gesund und stark. Wer ist glck-licher?" Einmal dankte ihm ein vornehmer Brger nicht, den er im Vorbeigehen grte. Seine Schler waren darber un-willig, Sokrates aber sagte: Warum denn? ihr wrdet ja nicht

6. Mit einem Anhang von 79 Bildern und 9 Karten in Farbendruck - S. 122

1911 - Breslau : Hirt
122 B. Vom Westflischen Frieden bis zur Gegenwart. da der König rgerlich ausrief: Der verfluchte Kerl hat auch recht!", seinen Hut nahm und das Zimmer verlie. Meistens strafte er sehr streng. Die Zeit der Erholung benutzte er gewhnlich dazu, in den Straen nachzusehen, ob alles sauber und in Ordnung war. Miggnger, Bettler, Trunkenbolde durften ihm nicht unter die Augen kommen. Wer verdchtig erschien, den hielt er an, verhrte ihn und prgelte ihn wohl gar auf offener Strae mit eigener Hand. So erzog er ein miges, fleiiges und arbeitsames Volk. d) eine Zorge fr Brger und Bauern. Manche Städte lagen noch vom Dreiigjhrigen Kriege her teilweise in Trmmern. Der König schenkte daher dem, der eine wste Sttte wieder bebaute, einen Teil der Baukosten sowie mehrere Jahre Befreiung von allen Lasten. Um das einheimische Gewerbe zu untersttzen, trugen der König und seine Familie, die Beamten und Soldaten nur inlndische Stoffe. Auf fremdlndische Waren ward ein hoher Zoll gelegt. Es sollte mglichst alles Geld im Lande bleiben. In Berlin errichtete der König eine groe Weberei, der alle inlndische Wolle verkauft werden mute. Um das ntige Garn fr die Weberei zu erhalten, befahl der König, da alle Frauen und Mdchen, die auf den Straen und Mrkten Waren feilboten, nicht s mig sitzen, sondern spinnen sollten. Um den kleinen Mann gegen berteuerung zu schtzen, lie er die Preise fr Brot, Fleisch und Bier genau festsetzen und in wohlseilen Jahren das Korn in groen Mengen auskaufen, das in Zeiten der Teuerung den rmeren Leuten zu billigem Preise wieder berlassen wurde. Da manche preuische Städte zu viele Beamte hatten, die sich auf Kosten der Stadt berei-cherten und die Stadtverwaltung unordentlich fhrten, griff der König ein. Er beschrnkte die Zahl der Beamten, ernannte diese selber meistens ltere Soldaten und stellte die Stadtverwaltung unter die Aufsicht der Domnenkammer. Die Bauern waren noch hrig. Der Gutsherr durfte sie schlagen und ihnen den Hof nehmen und mit seinem Gute vereinigen. Dies Bauernlegen" verbot der König. Auch befahl er: Wer einen Bauern mit Peitschen- oder Stockschlgen mihandelt oder zur Arbeit antreibt, soll das erstemal mit Karrenschieben (im Zuchthause), das zweitemal mit dem Strange bestraft werden." Wenn die Beamten das Land bereisten, muten die Bauern sie von einem Orte zum andern fahren. Auch das schaffte der König ab, weil manche Beamte dies Recht gemi-braucht hatten- er zahlte ihnen dafr Reisegeld. Ich will nicht," schrieb er, da die Herren Rte mit meiner Bauern Pferden spazieren fahren." In den Brchen an der Havel und an der Warthe legte er Musterwirtschaften an. Als die Forstbeamten spter der Abnahme

7. Für die Klassen III - I - S. 122

1913 - Breslau : Hirt
122 B. Vom Westflischen Frieden bis zur Gegenwart. da der König rgerlich ausrief: Der verfluchte Kerl hat auch recht!", seinen Hut nahm und das Zimmer verlie. Meistens strafte er sehr streng. Die Zeit der Erholung benutzte er gewhnlich dazu, in den Straen nachzusehen, ob alles sauber und in Ordnung war. Mig-ganger, Bettler, Trunkenbolde durften ihm nicht unter die Augen kommen. Wer verdchtig erschien, den hielt er an, verhrte ihn und Prgelte ihn wohl gar auf offener Strae mit eigener Hand. So erzog er ein miges, fleiiges und arbeitsames Volk. d) Seine Sorge fr Brger und Bauern. Manche Städte lagen noch vom Dreiigjhrigen Kriege her teilweise in Trmmern. Der König schenkte daher dem, der eine wste Sttte wieder bebaute, einen Teil der Baukosten sowie mehrere Jahre Befreiung von allen Lasten. Um das einheimische Gewerbe zu untersttzen, trugen der König und seine Familie, die Beamten und Soldaten nur inlndische Stoffe. Auf fremdlndische Waren ward ein hoher Zoll gelegt. Es sollte mglichst alles Geld im Lande bleiben. In Berlin errichtete der König eine groe Weberei, der alle inlndische Wolle verkauft werden mute. Um das ntige Garn fr die Weberei zu erhalten, befahl der König, da alle Frauen und Mdchen, die auf den Straen und Mrkten Waren feilboten, nicht mig fitzen, sondern spinnen sollten. Um den kleinen Mann gegen Uberteuerung zu schtzen, lie er die Preise fr Brot, Fleisch und Bier genau festsetzen und in wohlseiten Jahren das Korn in groen Mengen aufkaufen, das in Zeiten der Teuerung den rmeren Leuten zu billigem Preise wieder berlassen wurde. Da manche preuische Städte zu viele Beamte hatten, die sich "nus Kosten der Stadt berei-cherten und die Stadtverwaltung unordentlich fhrten, griff der König ein. Er beschrnkte die Zahl der Beamten, ernannte diese selber meistens ltere Soldaten und stellte die Stadtverwaltung unter die Aufsicht der Domnenkammer. Die Bauern waren noch hrig. Der Gutsherr durfte sie schlagen und ihnen den Hos nehmen und mit seinem Gute vereinigen. Dies Bauernlegen" verbot der König. Auch befahl er: Wer einen Bauern mit Peitschen- oder Stockschlgen mihandelt oder zur Arbeit antreibt, soll das erstemal mit Karrenschieben (im Znchthanse), das zweitemal mit dem Strange bestraft werden." Wenn die Beamten das Land bereisten, muten die Banern sie von einem Orte zum andern fahren. Auch das schaffte der König ab, weil manche Beamte dies Recht gemi-braucht hatten,- er zahlte ihnen dafr Reisegeld. Ich will nicht," schrieb er, da die Herren Rte mit meiner Bauern Pferden spazieren fahren." In den Brchen an der Havel und an der Warthe legte er Musterwirtschaften an. Als die Forstbeamten spter der Abnahme

8. Teil 3 - S. 39

1890 - Breslau : Hirt
Das Sklaven- und Klientenwesen bei den Rmern. 39 trug fr gewhnlich nur solche Kleider, welche von seiner Gemahlin oder seiner Schwester verfertigt waren. Die Ausbildungszeit fr die Tchter war kurz bemessen, denn schon mit dem vollendeten 12. Lebensjahre erlangten sie das fr die Verheiratung erforderliche Alter. Der Jngling legte mit dem vollendeten 17. Lebensjahre die Mnnertoga an, war dann zum Kriegsdienste verpflichtet und erhielt Stimmrecht; aber erst mit dem 25. Jahre ward er volljhrig. Die rmische Frau hatte eine freiere Stellung als die griechische: sie nahm an den Mahlzeiten des Mannes teil, empfing und machte Besuche, ging allein in den Tempel und ins Theater. Bis zu den punischen Kriegen soll in Rom keine Ehescheidung vorgekommen sein; zur Kaiserzeit war sie ganz gewhnlich. Mssiggang, Putz- und Genusucht, ja selbst die schlimmste Sittenlosigkeit nahmen berhand. Die Toten zu bestatten, war heilige Pflicht jedes Rmers; selbst fr die in der Ferne Gefallenen oder Verschollenen errichtete man daheim ein leeres Grabmal. Die Leiche wurde gesalbt und mit der Toga bekleidet; auch pflegte man ihr goldene Ringe und eine Mnze das Fhrgeld fr Sharon mitzugeben. Darauf wurde sie in einer Grab-kammer beigesetzt oder auf einem Scheiterhaufen verbrannt. ) Das Sklaven- und Klientenwesen bei den Rmern. a. Sklaven. Wie bei allen Vlkern des Altertums, wurde auch bei den Rmern die Arbeit durch Sklaven besorgt; auch der rmste hatte einen oder mehrere derselben, sehr groß war aber oft die Menge der Sklaven in einem vornehmen rmischen Hause. Die Diener in Haus und Kche, die Schmiede, Maler, Schuster, Barbiere und rzte, Kammerfrauen und Snftentrger, alle waren Sklaven. Eine bevorzugte Stellung nahmen die gebildeten Sklaven ein, die Rechnungsfhrer, Briefschreiber und Vorleser. Zu diesen Haussklaven kamen noch die zahllosen Landsklaven, welche in den Grten, Bergwerken und Feldern arbeiteten oder das Vieh hteten. Ein reicher Rmer besa oft 10 000 Sklaven. Alle waren Fremde, namentlich Kriegsgefangene, die wie eine Ware ffentlich versteigert wurden. Die Lage der Sklaven war bei den Rmern hrter als bei den Griechen; nach dem Gesetze war der Sklave das vllige Eigentum des Herrn, der ihn nach Laune und Willkr peinigen und tten konnte. Ohrfeigen und Faustschlge waren eine alltgliche Strafe; dem wieder ergriffenen Flchtlinge wurde der Buchstabe F (Fugitivus, d. h. Flchtling), auf die Stirn gebrannt. Die gewhnliche Todesart fr die Sklaven, die ursprnglich nur bei diesen angewandt wurde, war die Kreuzigung. Oft suchten die Sklaven blutige Rache, nicht blo in einzelnen Emprungen,

9. Hilfsbuch für den Geschichtsunterricht in Präparandenanstalten - S. 343

1902 - Breslau : Hirt
Das Sklaven- und Klientenwejen der Rmer. 343 51. Rmisches Leben zur Kaiserzeit. 1. Das Sklaven- und Klientenwesen. a. Sklaven. Schon in den letzten Zeiten der Republik lieen die Rmer ihre Arbeit durch Sklaven besorgen. Die Diener und Dienerinnen in Haus und Kche, die Schmiede. Maler. Schuster. Barbiere und rzte. Snftentrger und Kammerfrauen, alle waren Sklaven. Eine bevorzugte Stellung nahmen die gebildeten Sklaven ein. die Rechnungsfhrer. Briefschreiber. Lehrer und Vorleser. Zu diesen Haussklaven kamen noch die zahllosen Land-sklaven. welche in den Grten. Bergwerken und Feldern arbeiteten oder das Vieh hteten. Ein reicher Rmer besa wohl 10000 Sklaven. Alle waren Fremde, namentlich Kriegsgefangene, die wie eine Ware ffentlich versteigert wurden. Die Lage der Sklaven war hart; nach dem Gesetze war der Sklave das vllige Eigentum des Herrn, der ihn nach Laune und Willkr peinigen und tten konnte. ..So viel' Sklaven, so viel' Feinde", lautete daher ein rmisches Sprichwort. Die gewhnliche Todesstrafe war die Kreuzigung. Alles, was der Sklave erwarb, gehrte dem Herrn, dennoch gestattete dieser ihm oft, sich ein kleines Vermgen zu erwerben. Er konnte von seinen Nahrungsmitteln etwas verkaufen oder als Hirt einige Schafe fr sich selbst halten; fr gewisse Arbeiten gab es Beloh-nungen. So erwarb sich mancher so viel Vermgen, da er sich loskaufen konnte; auch fr besondere Leistungen erhielt mancher Sklave die Frei-heit geschenkt. Die Lage des Sklavenstandes wurde erst durch das Christen-tum mit seiner Lehre der Liebe besser (Gal. 3, 28), bis diese unmenschliche Einrichtung endlich ganz verschwand. b. Klienten. Zur Zeit der Könige hatte jeder Patrizier eine Anzahl Familien aus niederem Stande, denen er Beistand gewhrte, und die ihm wieder manche Dienste leisteten und mit ihm als Dienstleute in den Krieg zogen. Sie hieen Klienten. Whrend der Republik benutzten reiche Rmer diesen ihren Anhang dazu, um durch ihn bei den Wahlen etwas zu erreichen. Dieser Zweck fiel zur Kaiserzeit zwar weg; aber die Sitte, Klienten zu halten, blieb: sie wurden ein Mittel zum Prunken. Die Klienten waren freie, aber verarmte Rmer, die es fr entehrend hielten, durch niedere Arbeit auf ehrliche Weise ihr Brot zu verdienen, sich aber nicht schmten, um Untersttzung eines Reichen zu betteln. Aus Staats-Mitteln wurden in Rom 200000 Arme unterhalten! Der wichtigste Dienst der Klienten bestand darin, ihren Herrn morgens zu besuchen. Haufen-weise warteten sie. oft ganz durchnt, vor der Tr, bis sie hereingelassen wurden, um ihren Morgengru anzubringen. Einige wurden dann wohl zur Tafel geladen, andere aufgefordert, tagsber den Herrn zu begleiten; die meisten aber erhielten ein kleines Geschenk an Speisen. Geld usw. und

10. Die vorchristliche Kulturwelt - S. 66

1911 - München : Oldenbourg
66 Die Griechen. seiner Rede das wankelmtige Volk der Athener so sicher zu beherrschen wute, da Athen während der Dauer seiner Wirksamkeit, wie Thuky-dides sagt, wohl dem Namen nach eine Demokratie, in der Tat aber eine Monarchie war". Groen Einflu auf ihn bte die geistvolle Milesierin A s p a s i a. b) Die Ausgestaltung der attischen Demokratie. Perikles war berzeugt, da Athen den bevorstehenden Entscheidung? kmpf mit Sparta nur dann siegreich bestehen werde, wenn alle Brger ohne Ausnahme die Beteiligung am ffentlichen Leben ungehindert aus-ben konnten. Wollte man dabei auch den Minderbemittelten die per-snliche Anteilnahme an der staatlichen Ttigkeit ermglichen, so mute man sie fr die aufgewendete Zeit und Mhe einigermaen entschdigen. Dies geschah durch teilweise Besoldung der ffentlichen Dienste. Die Ratsherrn erhielten tglich eine Drachme, die Geschworenen eine halbe, ebensoviel etwa die Soldaten im Heer und auf der Flotte. Spter kamen noch die Rckvergtung des Eintrittsgeldes fr die Theaterauffhrungen (2 Obolen) sowie eine Entschdigung fr den Besuch der Volksversammlung hinzu (13 Obolen). Das war jedoch, abgesehen vom unentgeltlichen Theaterbesuch, nur ein miges Taggeld fr die Dauer der ffentlichen Wirksamkeit (entsprechend den Diten" unserer heutigen Volksvertreter). Die hheren mter (Archonten-, Strategenamt) blieben wie frher unbesoldet, waren also selbst jetzt nur den Wohlhabenden zugnglich. Diese hatten auerdem noch groe Opfer fr ffentliche Zwecke zu bringen in den sog. Liturgien; letztere bestanden hauptschlich in der Ausrstung eines vom Staat gestellten Kriegsschiffes und in der Ausstattung und Einbung von Chren bei den Theaterauffhrungen an den groen Festtagen. c) Die wirtschaftlichen Verhltnisse Attikas um die Mitte des V. Jahrhunderts. Zu den wichtigsten Folgen der Perferkriege zhlte u. a. auch der wirtschaftliche Aufschwung Griechenlands, insbesondere Athens. In kurzer Zeit hatte sich Attika aus einem Ackerbaustaat zu einem Industrie-und Handelsstaat entwickelt; zahllose gewerbliche Erzeugnisse wurden durch Porzellan-, Metall- und Lederfabriken, in Gieereien, Webereien und Frbereien, von Bildhauern, Goldschmieden usw. hergestellt und nach allen Gestadelndern des Mittelmeeres verkauft. Die reichliche Arbeits-und Verdienstgelegenheit in der Stadt zog nun viele Arbeitskrfte nach Athen und bewirkte ein rasches Anwachsen der Stadtbevlkerung. Das berreiche Arbeitsangebot fhrte sodann zum Grogewerbe und Gro-Handel, die auf Vorrat arbeiteten oder kauften und dann die Zeit der Nachfrage zum Verkauf ihrer Waren benutzten. Da der gewerbliche Grobetrieb mehr und mehr die billigere Sklaven-arbeit bevorzugte, muten freilich die selbstndigen Kleinbetriebe zurckgehen. Aber die beschftigungslos gewordenen Freien fanden vorlufig noch Unterkunft in Vertrauensstellungen als Aufseher, Kassenverwalter, Be-

11. Lesebuch für gewerbliche Fortbildungsschulen und verwandte Anstalten - S. 346

1910 - München : Oldenbourg
346 1”7. Geschichtliche Emwicklung der Gewerbe im Mittelalter. Klassen, hatte sich aus den Banden der Unfreiheit herausgearbeitet. Die Frucht dieses Sieges erblicken wir in dem überraschend schnellen Aufschwung, welchen die Städte von da an nehmen, gestützt auf die Wechselwirkung zwischen Industrie und Handel. Die späteren Städte- bündnisse sind der beredteste Ausdruck dieses Umschwunges der Dinge und in ihrer Machtentfaltung, vor der sich selbst Könige beugten, viel- leicht das stolzeste Denkmal, das je dem Handelsgeiste gesetzt worden ist. Engelmann. 177. Geschichtliche Entwicklung der Gewerbe im Mittelalter. Im ganzen Altertum mangelt die freie Arbeit; denn selbst das Kastenwesen, wie es bei den Indern und Ägyptern bestand, konnte bei der großen Einschränkung dieselbe nicht fördern, wenn es auch große technische Fertigkeiten entwickelte dadurch, daß der Beruf in der Familie erblich war. Bei allen Völkern des Altertums aber, mit Ausnahme der Chinesen, finden wir die Einrichtung der Sklaverei. Woher erklärt sich das wohl? Nach der Anschauung der Alten war die geistige und poli- tische Tätigkeit die einzige Aufgabe des Mannes und mit der eigentlichen Handarbeit unvereinbar. Wenn sich ein freier Mann, wie z. B. in Athen, dem Gewerbe zuwandte, so genoß er keine Achtung und vermochte es auch zu keinem Erwerb zu bringen, weil er die Konkurrenz mit der Sklavenarbeit, die ja sehr billig war, nicht bestehen konnte. Die Gering- schätzung des Handwerks traf selbst den Künstler, dessen Werke man bewunderte. Die gewerbliche Arbeit war in der alten Welt im eigentlichen Sinne Hauswirtschaft. Zu einem größeren Hause gehörten, abgesehen von der persönlichen Bedienung und der Bewirtschaftung der Landgüter, auch die gewerblichen Unternehmungen, so daß die Zahl der Sklaven in einem Haushalte bis zu Tausenden stieg. Dadurch konnte allerdings die Arbeitsteilung zu einem hohen Grade gedeihen und damit die Aus- bildung der Handgeschicklichkeit und Kunstfertigkeit. Immerhin aber war es ein roher Zustand,' denn er bewirkte eine große Verschwendung der Arbeitskraft. Und damit hängt auch die Erscheinung zusammen, daß das Altertum zu großen technischen Erfindungen, wie sie bei den neueren Völkern hervortreten, nicht gelangen konnte. In Rom wurden z. B. die Stunden des Tages durch Sklaven ausgerufen; damit kam es nicht zur Erfindung der Uhr; die römische Staatszeitung wurde von Sklaven geschrieben und vervielfältigt. Es war also kein Bedürfnis nach Erfindungen vorhanden. Da im Altertum nur die Richtung auf politische Interessen und wissenschaftliche Beschäftigung Würde und Ansehen verlleh, konnte sich ein

12. Geschichte der Griechen und Römer - S. 94

1910 - Leipzig [u.a.] : Kesselring
94 X. Zustnde im rmischen Reich. Doch hielt auch immerhin die griechische Bildung ihren Ein-zug in Rom. Die Vornehmen verachteten zwar die Griechen, aber die Erzeugnisse ihres Geistes schtzten sie sehr. Es gehrte in ihren Kreisen bald zum guten Ton, in Griechenland studiert zu haben und die griechische Sprache zu beherrschen. 2. Die Not der rmischen Bauern. Diejenigen aber, die durch ihre Tchtigkeit und ihren Opfermut das gewaltige Reich zusammen-geschmiedethatteu, die rmischen Bauern: sie dursten nicht miternten. Im Gegenteil: der Bauernstand befand sich in der grten Bedrngnis und schien dem Untergange geweiht. In der alten Zeit konnte der Bauer, wenn er in den Krieg zog, damit rechnen, bald wieder daheim zu sein. Hatte er einen Sommer im Felde gestanden, so kam Ablsung, und er durfte zu seinem Berufe zurck-kehren. Die Kriege in den fernen Landen aber brachten es mit sich, da die Soldaten oft mehrere Jahre im Felde liegen muten. Das entfremdete sie der Landwirtschaft. Wenn sie dann heimkehrten, war die Lust zur harten Feldarbeit geschwunden; umsomehr, weil diese sich auch fr den kleinen Mann nicht mehr lohnte. Nicht blo die Provinzen konnten das Getreide fr niedrigeren Preis liefern als er, auch die Grogrundbesitzer konnten das, weil sie ihre Gter durch Sklaven bearbeiten lieen, und das war ja sehr billig. Da blieb denn vielen Bauern nichts andres brig, als ihr Anwesen an einen benachbarten Reichen zu verkaufen. So brachten die Groen riesige Gter zusammen. Und wie vernderte sich das Leben in diesen Gegenden! Wo frher der ehrenfeste, freie Bauer mit seinen krftigen Shnen frhlich den Pflug gefhrt hatte, da arbeiteten jetzt gefesselte Sklaven fremden Stammes mit sinstern Mienen fr die groen Herren. Wer so seinen Besitz aufgegeben hatte, zog gewhnlich nach Rom, um dort sein Glck zu machen. Aber nur wenigen gelang es, etwas zu erreichen. Die meisten hatten das bichen, was sie von ihrem Gtchen lsten, bald aufgebraucht und gerieten in Armut. So lebten denn in Rom, der Beherrscherin der Welt, einige tausend Familien in groem Reichtum, Hunderttausende dagegen in drckender Armut. Einen tchtigen Mittelstand, der das Rckgrat jedes Staates sein soll, gab es fast gar nicht mehr. 3. Das Stadtvolk von Rom. Nun hatte die alte Staatseinrichtung wohl fr den kleinen Stadtstaat gepat. Da konnten alle Brger ihre Rechte ausben; der Weg nach Rom war fr keinen weit gewesen. Jetzt lebten die rmischen Brger nicht blo der ganz Italien verstreut, sondern sogar der alle unterworfenen Lnder. Den

13. Lehrbuch der Geschichte für Mittelschulen - S. 46

1904 - München : Oldenbourg
46 Griechen. Griechenlands, hatte es gefertigt. Der nmliche Knstler errichtete vor dem Tempel das Kolossalbild der Athene aus Erz, bis zur Helm-spitze 17 m, bis zur weithinleuchtenden, stark vergoldeten Lanzenspitze 20 m hoch. Der Ruf dieses Knstlers drang durch ganz Griechenland, so da man ihm auch die Anfertigung einer groartigen Zeusstatue in Olympia bertrug. schylus, Sophokles und Euripides ver-arbeiteten Stoffe aus der Helden- und Gttersage zu erschtternden Dramen, die heute noch in den Schulen gelesen werden. Aristophanes ergtzte die Athener durch seine lustigen Komdien. Herodot schrieb die Geschichte der Kulturvlker bis auf seine Zeit. Tausende von Fremden aus allen Lndern strmten nach Athen, um es zu bewundern und dort zu lernen. Aber dieses schne Bild zeigte im Hintergrnde bedenkliche Schattenseiten, sowohl im Innern, als auch nach auen hin. Der berhandnehmende Luxus und die ppig feit der Reichen schwchten beren kriegerische Leistungsfhigkeit und sittlichen Ernst; gegen die billige Massenarbeit ihrer Sklavenherben konnten die kleineren Bauern und Gewerbetreibenben nicht mehr aufkommen, ba der Kleinbetrieb niemals so billig liefern kann wie der Grobetrieb. Deshalb verschwand der Mi11elstanb in Athen immer mehr. Die Reichen kauften nun hufig den Grundbesitz der verarmten Bauern an und lieen ihn durch Sklaven bearbeiten, beren Zahl unheimlich berhanbnahm. Perifies suchte zu helfen, inbem er mehrere Male Tansenbe verarmter Brger auswrts ausiebelte, so in Thnrii in Unteritalien, in Arnphipolis an der thracischen Kste, auf dem benachbarten Enba; das konnte jeboch den Untergang des athenischen Mittel-stanbes nicht aufhalten. Verschwanb aber nach und nach der Mittelstanb, so verschwanb bamit auch das gute und billige So Iba tenm eitert a I; man fing an, Slbner einzustellen, die natrlich sehr teuer waren. Das erhhte den Gelbbebars des Staates, der ohnehin schon wegen der groen Flotte, der Prachtbauten u. bgl. sehr hoch war. Die rcksichtslosen Athener suchten sich zu helfen, inbem sie u. a. die Abgaben der Bunbes-gen offen" erhhten. Nun waren die Bunbesgenossen" (eigentlich Untertanen) schon lngst emprt, ba sie so hohe Abgaben zahlen muten, obwohl die Perserkriege zu Ende waren. Weigerte sich aber eine Stadt und wollte sie aus dem Bunbe austreten", so erschien die bermchtige athenische Flotte: die einflureichen Brger der betreffenben Stadt wrben hingerichtet, die anbeten als Sklaven verkauft, das Laub gab man an verarmte athenische Brger. Sehnschtig richteten die Bunbesgenossen ihre Augen bahin, woher ihnen allein noch Hilfe kommen konnte, nmlich nach Sparta. Dort war man mit den Athenern ebenfalls sehr unznfrieben. Das Beispiel Athens, wo auch die rmsten Brger an der Staatsregierung teilnahmen, reizte die Periken, die wohl fr den spartanischen Staat mit-kmpfen, aber ihn nicht mitregieren brsten. Viele traten heimlich mit den Heloten in Verbinbung, die ja ursprnglich ihre achischen Stammes-

14. Griechische und römische Geschichte - S. 39

1906 - Breslau : Dülfer
Die Wirtschaft!. Verhltnisse. Das husl. und gesellige Leben in Athen. 39 J6. Das husliche und gesellige Leben in Athen. Die Verfassung rumte dem Athenischen Brger einen groen Einflu auf die staatlichen Angelegenheiten ein; deshalb war die Beteiligung der Athener am politischen Leben eine uerst lebhafte. Am liebsten hielten sie sich an jenen Sttten auf, an denen sich das politische Leben vorwiegend abspielte. Auf dem Markte, in der Gerichtshalle, in der Volksversammlung und auf den Turnpltzen war der Athener stets zu finden. Den huslichen Angelegenheiten widmete er wenig Zeit. Die Sorge fr die Kinder war zunchst fast ganz der Mutter und der Wrterin berlassen. Spter begleiteten Sklaven, Pdagogen genannt, bestndig die Knaben., die in Ringschulen und Gymnasien krperlich und geistig ausgebildet wurden. Auf die Erziehung der Mdchen wurde wenig Gewicht gelegt. Sie lernten sticken, spinnen und weben; auch erhielten sie wohl Unterricht im Lesen, in der Musik und im Tanz. Die Frau trat im Leben der Athener vllig zurck. Sie war nur die Dienerin, nicht die Gefhrtin des Mannes. Ein. Familienleben, wie wir es heute haben, gab es nicht. So erklrt es sich auch, da der Athener auf die wohnliche und behagliche Ausstattung seines Hauses wenig Wert legte. Die Woanhau ser j3r Athener waren durchweg einfach gebaut und aus-gestattet. Schmuck verwandte man nur auf die Wohnhuser der Götter, die Tempel. Gewhnlich enthielten die Huser einen offenen Ho^, der von drei Seiten mit Sulen umgeben war, hinter denen Arbeitsrume und Schlafzimmer lagen. Die vierte Seite wurde durch einen nach dem ' n Host hin geffneten Saal gebildet. Der Hof war der Hauptaufenthaltsort; _ ' denn bei dem warmen und trockenen Klima konnten die Griechen den grten Teil des Tages im Freien zubringen. Im Hofe befand sich der ' Altar des Zeus, die heilige Sttte des Hanfes. Die Gastfreundschaft wurde sehr gepflegt. Gesprch, Musik und Spiele wrzten das gesellige Beisammensein. Frauen beteiligten sich an den festlichen Veranstaltungen nicht. Groe Pracht wurde bei den zahl-reichen ffentlichen Festen entfaltet, bei denen sich das griechische Haus gern auswrtigen Gsten ffnete. Besondere Ruhetage gab es nicht U- Pflege der ttnste und Wissenschaften in Athen (und Griechenland). Perikles suchte Athen nicht nur in politischer und wirtschaftlicher Beziehung zum ersten Staate Griechenlands zu machen, seine Vaterstadt sollte auch der geistige Mittelpunkt des 5ellenentum6 werden So forderte er planmig Knste und Wissenschaften. In Athen, wo jeder Brger die Geschichte und Literatur seines Volkes kannte, fanden Gelehrte und Knstler Verstndnis fr ihre Arbeiten. In edlem Wett-eifer schufen sie Werke, die eine Quelle des Genusses fr die Gebildeten

15. Griechische und römische Geschichte - S. 68

1915 - Düsseldorf : Schwann
68 nicht blo das Haupt, sondern auch der Richter in der Familie, ja, er hatte in lterer Zeit volles Recht der Leben und Freiheit aller Mitglieder. Um das, was im Innern des Hauses geschah, kmmerte sich der Staat nicht. Die vterliche Gewalt erstreckte sich sogar der die erwachsenen und verheirateten Shne, die nicht einmal Eigen-tumsrecht besaen; sie dauerte bis zum Tode. Nur die Tchter traten durch Verehelichung in eine andere Familie der. Ehrfurcht vor den Eltern war der Kinder heiligste Pflicht. Man erzog sie im brigen in der Furcht vor den Gttern, in der Liebe zum Vaterlande und im Gehorsam gegen die Gesetze. Mit siebzehn Jahren galten sie gewhnlich als erwachsen. Der Familiensinn war stark entwickelt; alle Mitglieder der Familie, ja der ganzen Ber-Wandtschaft hielten eng zusammen. 112, Die Frau. Die Frau hatte in Rom eine ganz andere Stellung als in Athen. Sie waltete geachtet und geehrt als Gattin und Mutter, Wie die Frau bei unseren Borfahren. Alle Hausbewohner gebrauchten die Anrede Domina", d. h. Herrin, woraus unser Wort Dame entstanden ist. Die Hauswirtschaft wurde von Sklaven besorgt. Die Frau selbst spann oder webte und erzog die Kinder. Ihr Geburtstag war ein Familienfest; auch am 1. Mrz, der den Frauen geweiht war, brachte die ganze Familie ihr Glckwnsche und Geschenke dar. In Begleitung durfte sie die Strae betreten. Sie konnte auch Besuche machen, im Theater und vor Gericht erscheinen; es war ihr schnes Borrecht, fr einen angeklagten Verwandten bei den Richtern Frbitte einzulegen. Die weibliche Bildung richtete sich wie die des Mannes Vorzugs-weise auf das Ntzliche. Die Rmerin hatte starke Neigung zu Hoch-mut und Prunk; schon in den ersten Zeiten des Freistaates gab es weibliche Purpurgewnder mit Goldsaum. Der Charakter der Frau war hart und streng; es fehlte ihr die heitere Freundlichkeit der Griechin, und fr das beklagenswerte Los ihrer Sklavinnen hatte sie kein Herz. 113. In einem rmischen Hause. Dster und unfreundlich, ohne Fenster nach der Strae, liegt das einstckige rmische Haus vor uns. Ein schmaler Flur fhrt in den groen Wohnraum, das Atrium, d. h. rauchgeschwrztes Gemach. Es ist eine Art Diele. Der Boden besteht aus gestampftem Lehm. Sulen tragen die Holz-decke. In dieser ist mitten eine Lichtffnung, durch die auch der Regen in eine Vertiefung des Fubodens fllt. Zu beiden Seiten des Atriums liegen Kche, Vorratskammern und Schlafstuben. Gerade-aus gelangt man in das Zimmer des Hausherrn. An dieses schliet sich der sulenumgebene Hausgarten, aus dessen Grn ein Fischteich hervorschimmert. Ringsum reihen sich Wirtschaftsrume und Gelasse fr die Sklaven.

16. Griechische und römische Geschichte - S. 43

1912 - Hannover [u.a.] : Carl Meyer (Gustav Prior)
17. Sokrates (f 399 v. Chr.). 43 2. Lehre und Leben. Der oberste Grundsatz des Sokrates war: Erkenne dich selbst!" Die Selbsterkenntnis msse dann bewirken, da man seine Fehler ablege und nach grerer Vollkommenheit strebe. Er selber ging mit dem besten Beispiele voran und fhrte mitten in dem verderbten Athen ein sittenreines Leben. Insbesondere beschmte er seine weichlichen Mitbrger durch seine groe Einfachheit und Migkeit. Nichts bedrfen ist gttlich!" lehrte er; wer am wenigsten bedarf, ist der Gottheit am nchsten." Als ein Athener ihm klaate, da das Leben in Athen so teuer sei und er allein fr Purpur und Wein soviel Geld verbrauche, fhrte ihn Sokrates in einen Laden, wo man Mehl und Oliven verkaufte. Diese Lebensmittel waren billig. Dann zeigte er ihm einen Laden, wo gewhnliches Tuch fr einen geringen Preis zu haben war. Siehe," sagte er dann, ich finde es in Athen ganz wohlfeil." Ein anderer beschwerte sich der die Mhseligkeiten einer Fureise, die er gemacht habe. Hat dein Sklave dir folgen knnen?" fragte Sokrates. O ja!" Trug er etwas?" Ein groes Bndel!" Der ist wohl recht mde?" Durchaus nicht, ich habe ihn gleich wieder ausgeschickt." Siehe," sagte Sokrates, du bist reich und frei; dein Sklave aber ist gesund und stark; wer ist nun glcklicher?" Bewundernswrdig war auch die Selbstbeherrschung, welche der von Natur heftige Sokrates sich erworben hatte. Am meisten konnte er sich im eigenen Hause in der Geduld den; da er sein Hauswesen der seinen Lebensberuf vernachlssigte, hatte seine Frau Xanthippe oft Grund, mit ihm zu zanken. Einst schalt sie ihn wieder tchtig aus. Sokrates blieb ganz gelassen; als es ihm aber zu schlimm wurde, stand er auf und ging fort. Da ergriff die Wtende einen Topf mit Wasser und go ihm denselben nach. Ei ja," sagte Sokrates lchelnd, nach einem solchen Donnerwetter mute es wohl regnen." 3. Unterrichtsweise. Schler. Eigentmlich war die Unterrichtsweise dieses seltenen Mannes. Durch einfache Fragen suchte er den zu Belehrenden auf das Richtige hinzuleiten. Als Alcibiades meinte, aus Schchternheit nicht vor dem Volke reden zu knnen, fragte er ihn: Wrdest du dich wohl frchten, vor einem Schuster zu reden?" O nein!" Knnte ein Kupferschmied dich verlegen machen?" Durchaus nicht!" Aber vor einem Kaufmann wrdest du erschrecken?" Ebensowenig!" Nun, aus solchen Leuten besteht ja das ganze athenische Volt Du frchtest die einzelnen nicht; warum wolltest du sie versammelt frchten?" Den schnen Jngling Xenophon wollte Sokrates gern zum Schler haben. Da hielt er ihm einst auf der Strae den Stock vor und sprach: Sage mir doch, wo kauft man Mehl?" Auf dem Markte!" Und l?" Eben da!" Aber wie erlangt man Weisheit?" Der Jngling stutzte. Folge mir," fuhr Sokrates fort, ich will es dir zeigen." Und beide wurden unzertrennliche Freunde. 4. Verurteilung Und diesen Mann, den das Orakel den weisesten auf Erden nannte, klagte man endlich auf den Tod an. Er verachte die Götter, hie es, und verderbe durch feine Lehre die Jugend. Sokrates, jetzt ein Greis von 70 Jahren, wies zu feiner Rechtfertigung

17. Geschichte des Altertums - S. 156

1895 - Freiburg im Breisgau : Herder
156 Das Altertum. Die Griechen. teil zu nehmen, und trat der Frb- und Charakterlosigkeit politischer Fleder-mause entgegen. Aktivbrger wurde der Athener mit dem 20. Jahre; dann wurde er zum Felddienste verpflichtet, nachdem er vom 18. als Ephebe blo Wache-dienste gethan hatte. Bei dem Antritt der vollen Brgerwrde schwur er feierlich Gehorsam gegen Obrigkeit und Gesetze, Heilighaltung der religisen Ordnungen und Sttten, Verteidigung des Vaterlandes in aller Not, treue Waffenbrderschaft gegen die Kameraden. Der Eid aber galt als Hort der Demokratie". Die Wehrpflicht dauerte bis zum 60. Jahre. Der Staat sorgte dafr, da die Jugend kriegstchtig ward; sie bte sich eifrig in allen gymnastischen Knsten, im Reiten und in der Handhabung der Waffen. Preise fr Tapferkeit im Kampfe und die ehrenvolle, feierliche Bestattung Gefallener, deren Verdienste eine Leichenrede gebhrend pries, weckten Nacheiferung. Die Kinder der Gebliebenen wurden auf Staatskosten erzogen und ausgestattet. Die solonische Gesetzgebung schtzte ferner die Heiligkeit der Ehe und gestattete Scheidung derselben nur in sehr wenigen Fllen. Die attischen Frauen erfreuten sich jedoch nicht so vieler Rechte wie die spartanischen; sie durften nicht nach Belieben ausgehen, sondern brachten die meiste Zeit in ihrem Gemache, dem Gynkeum (Gynaikeion), zu. Whrend das dorische Mdchen in Sparta fast ganz wie ein Knabe erzogen ward und wie dieser in Luft und Licht sich des jungen Lebens freute, die Spartanerin bei ffentlichen Festen erschien, an den freudigen und traurigen Ereignissen des Staates ffentlich lebhaften Anteil nahm und von Mann und Sohn mit Hochachtung behandelt ward, sah sich das jonische Mdchen im allgemeinen in der Erziehung vernachlssigt, die Frau von der ffentlichkeit ferngehalten: die Sklaverei der Frauen des Morgen-landes scheint ihre Schatten von Jonien herber nach Attila geworfen zu haben. So strenge das solonische Gesetz die Rechte des Vaters gegen die Familie wahrt, so verpflichtet es den Sohn doch nur dann zur Verpflegung des greisen Vaters, wenn dieser auch seiner Erziehungspflicht nachgekommen war. Miggang ward nicht geduldet. Bettelkinder sah man in Attika so wenig als in Sparta. Die Stadt beschftigte jeden Brger und ntigte ihn zur ffentlichen Arbeit, wenn er sich nicht von einem Grundstcke, von Handel oder Gewerbe ernhrte. ffentliche Arbeiten aber gab es genug; Athen war ja ein Handelsplatz, hatte eine Seemacht, Festungswerke, zahlreiche ffentliche Gebude, Spaziergnge, Haine und Grten. Gegen die Fremden zeigte sich Athen gastlicher als Sparta; der Fremde konnte sich in Athen niederlassen (Metke), Insasse werden und ein Geschft treiben, aber kein Grundeigentum erwerben. Vor Gericht mute sich der Me-tke durch einen Brger vertreten lassen. Das Gesetz sicherte ihm Leben, Frei-heit und Eigentum, erschwerte berdies die Ausnahme in das Brgerrecht nicht

18. Geschichtsbilder für die Oberstufe mehrklassiger Schulen - S. 90

1892 - Breslau : Goerlich
Wobnungen bauen. Wohnsttten, Vieh und Ackergerte waren das Besitztum des einzelnen; der Grund und Boden gehrte wahrscheinlich zuerst dem ganzen Stamme gemeinsam und jeder Familie wurde jhrlich ein Stck Land zum Anbau zugewiesen. Aber auf diese Weise konnte der Acker nicht gut bebaut werden und nur wenige Leute ernhren. Daher wurde spter auch der Grund und Boden Eigentum des einzelnen (Privateigentum). In Deutschland mag das ungefhr zur Zeit Christi geschehen sein. Fr- Entstehung der Handwerke (Arbeitsteilung). Durch lange Zeit wurden fast alle Gter, deren eine Familie bedurfte, von ihr selbst erzeugt; auch heute ist es noch so bei vielen wilden Vlkern. Bei den Indianern besorgt der Mann das Jagen und Fischen, die Verfertigung der Waffen und Boote; die Frauen mssen das Wild zubereiten, Holz holen, Felle gerben, Kleider nhen, die Zelte bauen und erhalten. Bei unsern Vorfahren schtzte der Mann seine Angehrigen im Kriege und auf der Jagd, die Frau bereitete die Kleider und die Nahrung, die Knechte (Sklaven) bearbeiteten den Acker, bauten Huser und fertigten Waffen, Haus- und Ackergert. Spter bernahm ein einzelner, besonders geschickter Mann die An-fertigung von Waffen und Schmucksachen, ein anderer bearbeitete das Leder, andere frbten die Stoffe und verarbeiteten' sie zu Kleidern, und je mehr man Stein-bauten auffhrte, um so mehr muten besondere Arbeiter hierbei thtig sein. So kam es nach und nach zur Arbeitsteilung, und es entstanden die Handwerke. Da jeder Handwerker nur eine Beschftigung hatte, wurden die Waren besser und schneller hergestellt, auch wurden jetzt viele Verbesserungen in den Werkzeugen und bei der Herstellung der Waren erfunden. Die Handwerker derselben Art vereinigten sich in Deutschland zu Znften, und das Handwerk gelangte zu hoher Blte. (In Deutschland vom 9. Jahrhundert n. Chr. an.) h. Der Handel. Das Geld. Schon in frhester Zeit hatte der eine berflu an Gtern, z. B. an Nahrungsmitteln, dagegen brauchte er Felle; bei einem andern verhielt es sich entgegengesetzt. Beide tauschten nun ihren berflu aus. Ein solcher Handel heit Tauschhandel. Bei Hirtenvlkern bestimmte man den Wert von Nahrungsmitteln, Kleidern, Waffen, Schmucksachen meist nach Vieh; eine goldene Rstung galt 100 Rinder, eine bronzene 9 Rinder. Als man aber Gold und Silber in greren Mengen fand und bearbeiten lernte, bestimmte man den Wert einer Ware nach Gold und Silber, und das Geld wurde das allgemeine Taufchmittel. Manche Leute beschftigten sich nur damit, Waren gegen Geld und dieses wieder gegen Waren auszutauschen, sie brachten auslndische Gter (Wein, Schmucksachen) nach Deutschland und fhrten einheimische (Bernstein, Felle) aus. So entstand der Handelsstand. i. Die Einwirkung des Christentums. Sorge fr das Seelenheil. 1. Die heidnischen Völker verachteten die Arbeit. Der freie Mann arbeitete nicht, sondern der Sklave mute die Arbeit thun. Das Beispiel Christi und der Apostel lehrte die Menschen die Arbeit achten. Alle Menschen sollen arbeiten; wer nicht arbeitet, soll auch nicht essen". 2. Die Heiden betrachteten die Sklaven als eine Ware, die man kaufen und verkaufen, nach Belieben peinigen und tten konnte. Das Christentum dagegen lebrt, da vor Gott alle Menschen gleich sind und da auch der Sklave ein Kind Gottes ist. Daher wurden die Sklaven zunchst menschlicher behandelt, und allmhlich hrte die Sklaverei bei den christlichen Vlkern ganz auf. 3. Das Christentum lehrt den Menschen, da er den Nchsten lieben und die irdischen Gter nur als ein von Gott gegebenes Pfand betrachten foll. Daher entstanden viele Einrichtungen zum Besten der Armen, Kranken und nwissenden. 4. Das Christentum lehrte die Menschen, das irdische Leben nur als Vor-stufe zum ewigen Leben zu betrachten. Daher entstanden berall Kirchen und Klster, und Geistliche sorgten fr das Seelenheil der Menschen. k. Die Neuzeit 1. Sorge fr Bildung. So lange die Bcher nur geschrieben wurden, konnten nur wenige Leute lesen und schreiben lernen und eine hhere Bildung er-langen. Durch die Erfindung der Buchdruckerkunst wurden allmhlich die Bcher so billig, da alle Leute solche kaufen konnten. In allen deutschen Lndern entftanben jetzt Volksschulen, und die Zahl der hheren Schulen (Gymnasien, Real-

19. Geschichte des Altertums - S. 348

1895 - Freiburg im Breisgau : Herder
348 Das Altertum. Die Rmer. anzugeben; nach niedrig gegriffener Schtzung standen hier 650 000 Freien ebenso viele, nach andern sogar anderthalbmal oder doppelt so viele Sklaven gegenber. Vornehme zhlten solche nach Tausenden. Befanden sich unter den zum traurigen Lose der Knechtschaft entwrdigten Griechen gewi viele hochgebildete, vielleicht auch sittlich reine Männer, die als Erzieher tiefen bildenden Einflu auf die Kinder ihrer Herren ausben konnten, so gab es unter der Unmasse jener Schreiber, Kche, Toilettenknstler doch auch ganz verkommene Wichte, deren Lehren und Beispiel bei der vornehmen rmischen Jugend fruchtbaren Boden fanden. Der Zuwachs des Sklaventums schdigte aber ebensosehr das wirtschaftliche Leben. Einst bebaute der Rmer sein kleines Gut selbst oder durch seinen Klienten. Sein Haus war beschrnkt: eine Art Flur (vestibulum) fhrte in den Haupt-rum (atrium, penetralia), den Versammlungsort der Familie, d. h. der Angehrigen und des Gesindes; der dem Mittelpunkte, dem heiligen Herde, jedoch schrg gegen ihn gestellt, befand sich im Dache ein Lichtloch, durch welches zugleich der Rauch abzog (impluvium); das Regenwasser sammelte sich in einer Einsenkung des Fubodens (compluvium). Vom atrium fhrten Thren in die Nebengemcher (conclavia). Eine solche Einrichtung bezeugt, wie innig das alte rmische Familienleben war, und wie der Hausherr und die Hausfrau die ganze Haushaltung berwachen wollten. Man vergleiche ein osnabrckisches Bauernhaus, wie es I. Mser beschreibt. Ein solches Haus war nicht fr ein starkes Gesinde berechnet, pate auch nicht mehr fr die rmischen Groen. Seit sie der Reiche triumphieren konnten, seit sie sich an der ungeheuern Kriegsbeute, an den Geschenken, an der Verwaltung der Provinzen bereicherten, bauten sie sich prchtige Landhuser und statteten sie aus. Gegen die berhandnehmende Prunksucht, den Luxus, richteten Ge-setze (leges sumptuariae) wenig aus. Die riesig angewachsenen Land-gter, auf denen seit der massenhaften Einfuhr des Getreides mehr Plantagenbau von Wein und l oder Weidewirtschaft betrieben wurde, er-forderten die Verwendung billigster Arbeitskrfte, der Sklaven, lebendiger Maschinen, deren oft unmenschliche Behandlung bald zu gefhrlichen Auf-stnden (in Sicilien 134132, 10299, in Italien 7371) fhrte, deren Verwendung aber den Stand der freien Arbeiter schwer be-eintrchtigte. Auch die Gewerbe wurden meist in Fabriken durch Sklaven ausgebt. Mit dem billigern Preise des berseeischen Getreides vermochte der Klein-bauer nicht zu konkurrieren. In den Kriegen verarmte er. Denn Kriegsbeute macht den gemeinen Soldaten nie reich, hchstens verschwenderisch und arbeits-unlustig; wenn er aus einem vieljhrigen Kriegsleben zurckkommt, befreundet er sich selten mehr mit den Geschften des Landbaues und der Werksttte. So trat auch der Arme ungern aus dem flottern Kriegsleben in das arm-

20. Geschichte des Altertums - S. 86

1903 - Leipzig : Teubner
86 Rmische Geschichte. der Bildung von Grogtern (Latifundien) dieses senatorischen Adels (ordo senatorius, nobilitas, optimates). Nur sehr selten gelang es einem begabten Plebejer, den nicht wie die Shne jener alten Familien der Ruhm der Ahnen und der Siege umstrahlte, zu den hchsten Wrden empor-zusteigen. Und solche Leute, wie es C. Flamiuius, wie M. Terentins Varro gewesen sind, hieen jenen doch stets Emporkmmlinge" (homines novi). Der Ritterstand. Dem Amtsadel zunchst stand der Ritterstand" (ordo equeater), dessen Angehrige sich auch durch uere Ehrenrechte, durch den goldnen Fingerring und den kurzen purpurgestreiften Rittermantel von dem gewhnlichen Volk unterschieden. Das waren die mchtigen Kaufherren Roms, die mit ihren unzhligen Schiffen, mit Lieferungen an den Staat, mit Pachtung der Steuern, mit allem denkbaren Grohandel den gesamten Verkehr des Mittelmeeres beherrschten und in allen wichtigeren Hfen und Stdten zu finden waren oder daselbst ihre Kontore hatten. Ungern ertrugen sie den Stolz und die Aufsicht der adligen Beamten. Die gewhnlichen Die rmische Brgerschaft war auch um 133 nicht wesentlich strker Burger. j|c ^ Beginn des Ersten Pnnischen Krieges gewesen war, denn eiferschtig wehrte sie jedem Unbefugten, auch jedem Bundesgenossen, die Eintragung in ihre Listen, und der Menschenverbrauch in den fort-whrenden Kriegen hatte der natrlichen Volksvermehrung die Wage gehalten. Ja, im Grunde war das Volk nicht vorwrts, sondern zurck-gegangen. Denn, waren damals die freien, erbgesessenen Bauern der Grundstock der rmischen Brgerschaft gewesen, so lebte jetzt die Mehr-zahl der Brger in den Stdten und im Heere als abhngige Leute Die Lage jeder Art. Die vorhandenen Bauern waren weder an Zahl noch an Sttavm und Wohlstand den frheren zu vergleichen, denn sie konnten mit der Gro- Bundesgenossen, gterwirtschast der Reichen den Wettbewerb nicht aufrecht erhalten. Die Sklavenherden der Reichen, die stellenweise besonders in Etrurien, Sieilien, Unteritalien wie das Vieh mit Brandzeichen gezeichnet wurden, in Stllen an Ketten lagen und an Ketten unter der Peitsche der Aufseher arbeiteten, leisteten alle Arbeit viel billiger als der freie Mann. Sollte doch nach des Cato Forderung der Sklave eigentlich nur zweierlei tun: arbeiten oder schlafen! Und dazu kam noch die Einfuhr des billigen Getreides aus Afrika, Sieilien und gypten. Denn der Senat sorgte eifrig, da das niedere Volk der Hauptstadt nicht durch hohe Brotpreise in Unzufriedenheit gerate. Aber fr den Bauer war das ein Unglck, er verlor den Haupt-stdtischen Markt! So schmolz die Bauernschaft Italiens immer mehr