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1. Deutsche und brandenburgisch-preußische Geschichte für Lehrerseminare - S. 138

1904 - Habelschwerdt : Franke
138 b. Zunftkmpfe. In den zahlreichen Kmpfen, in die zur Zeit der stndischen Gegenstze die Städte verwickelt wurden, spielten die Znfte meist die ausschlaggebende Rolle (vgl. Uhland: Die Schlacht bei Reutlingen). Darum begann sich das Selbstgefhl der allmhlich wohlhabend gewordenen Meister mchtig zu regen. Auch ntzten in vielen Stdten die Geschlechter ihre leitende Stellung aus, um sich zu bereichern und die Lasten auf andere abzuwlzen. Deshalb ver-langten die Znfte nach Teilnahme an der Verwaltung der stdtischen Republik. Da aber die Geschlechter an ihren Vorrechten festhielten, kam es im 14. Jahrhundert in vielen Stdten zu blutigen Zunft-kmpfen. In einzelnen Orten, wie Braunschweig (137480), Straburg (1332), Augsburg (1368), wurde die Herrschaft des aristokratischen Rates ganz vernichtet, während in anderen, wie in Nrnberg und Frankfurt a. M., die Geschlechter von den Znften gezwungen wrben, einige Handwerksmeister in den Rat aufzunehmen. In Breslau endete der Aufstand der Znfte (1418) mit einem blutigen Strafgericht (1420) und dem Verlust ihrer Vorrechte. c. Der sptmittelalterliche Handel. Im 14. Jahrhundert blhte nicht nur das Erwerbsleben innerhalb der einzelnen stdtischen Wirtschaftsgebiete, sondern es gewann auch der Auenhandel bei dem Flei und Wagemut der deutschen Kanfleute einen groen Umfang. Whrend die Hanseaten (vgl. S. 122) bis ins 15. Jahrhundert den nordeuropischen Handel beherrschten, zogen die Kausleute der ober-deutschen Städte aus ihrer Verbindung mit Venedig und dem rasch emporblhenden Antwerpen reichen Gewinn. Von der Mitte des 14. bis zur Mitte des 15. Jahrhunderts verfnffachte sich der Schiffs-verkehr auf dem Rhein. Nrnberg und Frankfurt a. M. wurden Haupt-Handelsstdte Europas, und die Frankfurter Messe entwickelte sich zum Mittelpunkte des Welthandels. Selbst die Ablenkung nach Westen, die der Handel durch die Entdeckung des Seeweges nach Ostindien erfuhr (1498), frderte anfangs den sddeutschen Handel in hohem Mae. Die Welser und andere Augsburger Grokausleute grndeten in Lissabon eine Niederlassung, und ihre Schiffe beteiligten sich an den Fahrten der Portugiesen nach Ostindien, um die Erzeugnisse des alten Wunderlandes, namentlich die vielbegehrten Gewrze, zu holen. Unter dem Einflsse des aufblhenden Handels nud Gewerbes begann die Geld Wirtschaft immer mehr die Naturalwirtschaft zu ver-drngen. Dazu kam, da die genossenschaftlich organisierten deutschen Bergleute in Bhmen, im Erzgebirge, in Tirol, Krnten, Krain und Steiermark groe Mengen von Gold und Silber gewannen. So lieferte allein das 1471 zu Schneeberg im Erzgebirge entdeckte Silberbergwerk in den ersten dreiig Jahren 325 000 Zentner Silber. Infolgedessen Steinhausen, Der Kaufmann in der deutschen Vergangenheit. Leipzig 1899.

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1. Deutsche und brandenburgisch-preußische Geschichte für Lehrer- und Lehrerinnenseminare - S. 144

1912 - Habelschwerdt : Franke
144 zu einem einheitlichen Wirtschaftsgebiete zu machen. Die Obrigkeit sah sich als Hterin der christlichen Wirtschaftsordnung an und hielt darauf, da niemand bervorteilt wurde, indem sie Handel und Verkehr streng beaufsichtigte, die Lebensmittelflscher hart bestrafte und durch Taxordnnngen die Preise der Waren festsetzte. Die selbstndige politische Entwicklung, der ausgedehnte Handel und der Gewerbflei der deutschen Brger brachten um die Mitte des 15. Jahrhunderts jene Blte der deutschen Städte hervor, die von allen auslndischen Reisenden bewundert wurde. b. Die Zunftkmpfe. In den zahlreichen Kmpfen, die die Städte um ihre Unabhngigkeit fhrten (Uhland, Die Schlacht bei Reutlingen"), spielten die Znfte meist die ausschlaggebende Rolle. Darum begann sich das Selbstgefhl der allmhlich wohl-habend gewordenen Meister mchtig zu regen. Auch ntzten in vielen Stdten die Geschlechter ihre leitende Stellung aus, um sich zu bereichern und die Lasten auf andere abzuwlzen. Deshalb verlangten die Znfte nach Teilnahme an der Verwaltung der stdtischen Republik. Da aber die Geschlechter an ihren Vorrechten festhielten, kam es im 14. Jahrhundect in vielen Stdten zu blutigen Zunftkmpfen. In einzelnen Orten, wie Braunschweig (137480), Straburg (1332), Augsburg (1368), wurde die Herrschaft des aristokratischen Rates ganz vernichtet; in anderen, wie in Nrnberg und Frankfurt a. M., wurden die Geschlechter von den Znften gezwungen, einige Handwerksmeister in den Rat aufzunehmen. In Breslau dagegen endete der Aufstand der Znfte (1418) mit einem blutigen Strafgericht (1420) und dem Verlust ihrer Vorrechte. c. Der sptmittelalterliche Handel. Im 14. Jahrhundert blhte nicht nur das Erwerbsleben innerhalb der einzelnen stdtischen Wirtschaftsgebiete, sondern es gewann auch der Auen-Handel bei dem Flei und Wagemut der deutschen Kaufleute einen groen Umfang. Whrend die Hanseaten (. 128) bis ins 15. Jahrhundert den nordeuropischen Handel beherrschten, zogen die Kaufleute der oberdeutschen Städte aus ihrer Verbindung mit Venedig und dem rasch emporblhenden Antwerpen reichen Gewinn. Von der Mitte des 14. bis zur Mitte des 15. Jahrhunderts verfnffachte sich der Schiffsverkehr auf dem Rhein. Nrn-berg und Frankfurt a. M. wurden Haupthandelspltze Europas, und die Frankfurter Messe entwickelte sich zum Mittelpunkte des Welthandels. Selbst die Ablenkung nach Westen, die der Handel durch die Entdeckung des Seeweges nach Ostindien erfuhr (1498), frderte anfangs den sddeutschen Handel in hohem Mae. Die Welser und andere Augsburger Grokaufleute grndeten in Steinhausen, Der Kaufmann in der deutschen Vergangenheit. Leipzig 1899.

2. Deutsche Geschichte bis 1648 - S. 177

1902 - Hannover-List : Carl Meyer (Gustav Prior)
177 kleine Grundbesitzer, einfache Arbeiter, waren zwar persnlich und in Bezug auf ihren Erwerb frei, allein sie hatten keinen Anteil am Stadtregiment und bildeten politisch und sozial eine untergeordnete Klasse der Bevlkerung. Whrend die Patrizier allein den Genu von dem stdtischen Gemeindeland (Almende) hatten, wurden die Lasten und Steuern fr das stdtische Gemeinwesen fast ausschlielich auf das kleine Brger- und Hand-werkertum abgewlzt. Diese Hrte empfanden die Znfte (S. 108) der Handwerker um so empfindlicher, als sie den Patriziern geholfen hatten, das Joch der Grundherren abzuschtteln, und darum begannen sie den offenen Kampf mit den Geschlechtern, um Rechtsgleichheit mit diesen, vor allem auch Zutritt zum Stadtregiment zu erlangen. Die Geschlechter hatten sich auch in Einungen zusammengeschlossen, so bestand in Kln die Richerzeche, in Lbeck die Junkerkompagnie; aber so sehr sie auch fr ihre Vorrechte stritten hat doch der Stndekampf in den Stdten bis ins 15. Jahrhundert hinein gewhrt, endlich unterlagen sie, und berall erzwangen die Znfte den Eintritt in den Rat.1) 2. Die Gewerbettigkeit. Nachdem in den Stdten Einigkeit her-gestellt war, regte sich mit neuer Kraft die Gewerbettigkeit. Die wichtigsten Gewerbe waren die Leinen- und Wollweberei nebst der Frberei, die Lederindustrie, die Metallverarbeitung, die Bierbrauerei, dazu in den Hansestdten die Bttcherei und die Seilerei. Sie arbeiteten jetzt nicht nur fr den Eigenbedarf der Stadt und Umgegend, sondern auch fr den Export. Denn mchtig war der deutsche Handel aufgeblht, er erhob sich jetzt zum Welthandel. Der orientalische Handel nahm von Venedig, Genua und Pisa aus seinen Weg nach Nordeuropa ausschlielich durch Deutschland, und ebenso gingen die Rohprodukte des Nordens durch Deutsch-land nach dem Sden. Mit Italien unterhielten die sddeutschen Städte Ulm, Augsburg, Straburg, Frankfurt, Nrnberg einen regen Verkehr, und in Norddeutschland blhte die Hansa. Der Ausdehnung des Handels entsprechend verbesserten sich auch die Verkehrsmittel. Es entstanden die groen Messen, zuerst in Frankfurt a. M., dann in Leipzig. Fr den Geldumlauf wurde durch einen Vertrag der vier rheinischen Kurfrsten (1386) eine beschrnkte Mnzeinheit in dem rheinischen Gulden geschaffen, und als neues Zahlungsmittel kamen von Italien her die Wechsel in Gebrauch. Durch die rege Gewerbttigkeit und den ausgedehnten Handel' hob sich der Wohlstand in den Stdten auerordentlich, und auch der Brgerstand erreichte nun die hhere Lebenshaltung, die bisher nur der ') Die Erhebung der Znfte. Die Weberschlacht in Kln. . 1369. Heinze-Rosenburg, Die Geschichte, n. 2. Aufl.

3. Teil 2 - S. 60

1888 - Hannover : Helwing
60 Das Mittelalter. Zeit bestanden haben. Ihre Blte verdankten die Städte hauptschlich dem Handel. Die italienischen Städte Veneha, Genua. Pisa und Am alfi hatten die Kreuzfahrer mit istren Schiften treu untersttzt' sie hatten aber auch durch me Eroberung Palstinas groen (Jetinn: ue.ue Handelsverbindungen wurden angeknpft, die Waren des Ostens kamen nach Europa. Von Italien aus gingen dieseuoe? die Alpen, besonders der den Brennex. und verbreiteten sich auf Landstraen und Flssen durch ganz Deutschland, und was hier nicht verbraucht wurde, ging vereint mit den deutschen Erzeugnissen nach den Ostseelndern. Durch diesen fltyiscbetilmndel blhten im Sden die Städte: Augsburg, Regensburg, Nrnberg, Worms, Speier, Frankfurt und Mainz; im Norden: Kln, Erfurt, Braunschweig. Bremen, Hamburg und Lneburg; in den Niederlanden: Brgge, Brssel und Antwerpen. Die ^errsckaft in den Stdten hatte der Vogt des Landesherrn. Viele Städte brachten es aber durch Geld oder durch Gewalt dahin, da der Vogt mit seinen Rittern die Sfdi verlie und die Verwaltung und Verteidigung derselben den Brgern selbst berlassen wurde. Solche Städte standen unmittelbar unter dem Könige und hieen freie Reichs-stdte. Noch manche andere Vorrechte erwarben sich die Städte, z.b. Mnzen zu schlagen. Die vornehmen Geschlechter, aus denen Brger-meister und Ratsherren gewhlt wurden, bildeten gleichsam einen stdtischen Ritterstand; man nannte sie patricische Geschlechter. Als aber das Gewerbe immer mehr aufblhte und die Handwerker durch ihre Vereinigung sich stark fhlten, fochten sie unter ihren Zunftmeistern oft blutige Kmpfe gegen die Patricier und verlangten zuletzt vllige Gleich-stellung mit diesen; ja, in Sddeutschland kam seit dem 13. Jahrhunderte in den meisten Stdten die Regierung an die Znfte. Die Könige be-gnstigten das Aufblhen der Städte, weil sie in ihnen eine Sttze gegen den bermchtigen Adel und die Bischfe sahen; die drften. Grafen und Bischfe aber lebten mit ihnen oft in Fehde. Di^Burger mutzten daher, besonders in der Zeit des Faustrechts, die Waffen zu führen verstehen. We qtop und volkreich die deutschen Städte damals waren, bezeugen viele Ur-knden 5m Ic Jahrhundert hatte Aachen 19 000, Straburg 20 000 Bewaffnete; bei einem Aufstande bewaffnete der Lbecker Rat 5000 Kaufleute. der den N^ich- der deutschen Städte sagt ein Geschichtsschreiber im 12. Jahrhundern^Me von Schottland mchten wnschen, so zu wohnen, wie ein mittelmiger 1 Brger von Nrnberg. Wo ist ein Gasthaus bei den Deutschen, wo man nicht aus Silber trinkt?" Von Nrnberger Brgern heit es: Die Gerte der Patricier bestehen grtenteils aus Silber und Gold; doch fllt nichts mehr ins Auge als Schwert. Harnisch, Streitkolben und die Pferde, die sie besonders als Merkmale ihres Adels und ihres alten Geschlechts aufstellen. Aber auch der gemeine Mann hat seine Waffen in guter Ordnung in seinem Hause, um gleich bei der ersten Bewegung mit denselben an dem ihm angewiesenen Lrmplatze zu erscheinen." Als die Knigin von Frankreich den Glanz und die Pracht der Brgrfraum von Brgge sab, rief sie : aus: Ich glaubte, hier allein Knigin zu fein, und erblicke wohl 600!" /x Manche Ritter vergaen ihren Stand so sehr, da sie fast nur vom Raube lebten und deswegen Raubritter hieen. Von ihren festen Burgen aus, die an den Land- und Wasserstraen erbaut waren, ber-sielen sie die Wanderer und besonders die vorberziehenden reichen Waren-

4. Geschichte des deutschen Volkes - S. 202

1905 - Berlin : Vahlen
202 Deutsches Sttewesen im 14. und 15. Jahrhundert. 289291. Joachim I. von Brandenburg zu ttiger Hilfe herbeizuziehen, solange er auch die Huldigung an Polen verweigerte. Da er auch vom Reiche keine Unter-stutzung erhielt, so unterwarf er sich endlich der polnischen Lehnshoheit ver-wandelte aber zugleich das Ordensland in ein weltliches, erbliches Her-zogtum, eine Umwandlung, die mit der Einfhrung der Reformation in seinem Lande zusammenfiel ( 351). 3. Deutsche? Stdtewesen im 14. itnh 15. Jahrhundert. Meistergesang. . 290. Sehen wir am Ausgange des Mittelalters einen raschen Ver-fall des Rittertums und des Adels, so hebt sich dagegen mit um so frischerem Aufschwung das Brgertum. Die deutschen Städte ( 188190) waren zwar schon im 13. Jahrhundert aufgeblht, doch erfolgte ihre eigen-tmlichste und bedeutendste Entwicklung erst in unserem Zeitraum. Die Rechte, die anfangs der Landesherr in den Reichsstdten der Kaiser in den anderen der Landesfrst besessen hatte und die er durch seine Burggrafen und Vgte hatte ausben lassen, waren bei Geldverlegenheiten und anderen Bedrngnissen der Landesherren meist auf friedlichem Wege von den Stdten abgelst und fr sich erworben worden, so da sie zu freien Gemeinwesen erwachsen waren. Sie waren kleine Republiken mit eigener Regierung und Verwaltung. Diese war aristokratisch und wurde zuerst von wenigen hervorragenden Geschlechtern den Patriziern, den Ehrbaren ausgebt, die allein den Rat besetzten. Ihnen schlssen sich aber bald die wohlhabenderen Einwohner Kaufleute, Grundbesitzer, grere Gewerbe-treibende an, erlangten mit ihnen gleiche Rechte und bildeten mit ihnen dasaltbrgertum, die Ratsgemeinde, imgegensatz zu der niederenbrger-gemeinde. Noch unter diesem aristokratischen Regiment beginnt die Blte und die Macht der Städte. Durch den immer mehr aufblhenden Handel ( 191) erwarben sie Reichtmer, die sie durch weise Sparsamkeit in der Verwaltung und Regierung sicherten und mehrten. So besaen sie die Macht des Geldes, die den Fürsten und dem Adel meist abging. Sie begannen ihre Grenzen auch der ihre Mauern hinaus auszudehnen, benach-barte Ortschaften in ihr stdtisches Untertanenverhltnis zu ziehen und diesen Besitz ebenfalls gegen Fehde und Raub zu behaupten und zu be-schirmen. Dieses sogenannte Pfahlbrgertum drohte aus den Stdten kleine Territorien zu machen, die allmhlich Rittern und Fürsten der den Kopf wachsen muten. Um so mehr wurden sie von letzteren gehat. An dem Kaiser aber fanden sie keinen Rckhalt mehr, denn sich selbst genug, durch ihre Einungen stark, entzogen sich die Städte bald den Lasten und den Pflichten des Reichs und fhrten wie die anderen kleinen Gewalten ein selbstschtig-vereinzeltes Dasein. 291. Schon im 13. Jahrhundert nun beginnen sast in allen Stdten i n nere Verfassungskmpfe, die sich im 14. entwickeln und entscheiden. Die Gemeinen, d. h. die handwerktreibende, angesessene Brgerschaft, die nach den einzelnen Beschftigungen in Znfte abgeteilt waren, begannen, wohl-habend und voll Selbstgefhl, nach einer Teilnahme am stdtischen Regiment zu streben. Oft auch erzeugte Stolz und Hrte der Geschlechter eine im stillen um sich greifende Erbitterung. Wohl alle Städte wissen deshalb von blutigen Aufstnden und Kmpfen zu erzählen. Fast berall aber endeten diese Bewegungen damit, da die Znfte wirklich Sitz und Stimme im Rat und Schffengericht der Stadt gewannen. An einzelnen Orten, wie in Speyer,

5. Deutsche und brandenburgisch-preußische Geschichte für Lehrer- und Lehrerinnenseminare - S. 145

1912 - Habelschwerdt : Franke
145 Lissabon eine Niederlassung, und ihre Schiffe beteiligten sich an den Fahrten der Portugiesen nach Ostindien, um die Erzeugnisse des alten Wunderlandes, namentlich die vielbegehrten Gewrze, zu holen. Unter dem Einflsse des aufblhenden Handels und Gewerbes begann die Geld Wirtschaft immer mehr die Naturalwirtschaft zu verdrngen. Dazu kam, da durch die genossenschaftlich organisierten deutschen Bergleute in Bhmen, im Erzgebirge, in Tirol, Krnten, Krain und Steiermark groe Mengen von Gold und Silber gefrdert wurden. So lieferte allein das 1471 zu Schneeberg im Erzgebirge entdeckte Silberlager in den ersten 30 Jahren 325 000 Zentner Silber. Infolgedessen ging der Wert des Edel-metalls und des Geldes zurck, während die Preise der Lebens-bedrfnisse stiegen. Der Zinsfu sank von 10 /0 im 14., auf 5 und 4 /0 im 15. Jahrhundert. Der Wechsel wurde ein gewhn-liches Zahlungsmittel. Augsburg entwickelte sich unter dem Einflsse der reichen Fugger, die den Warenhandel ganz aufgaben und nur noch Geldgeschfte trieben, zum Mittelpunkte des Geld Handels. Im 14. Jahrhundert trat neben die Silberwhrung allmhlich die Goldwhrung. Der zuerst in Florenz geprgte Goldgulden (Floren) entsprach etwa unserem Zehnmarkstck und blieb sich an Gewicht und Gehalt das sptere Mittelalter hindurch gleich. Den Sieg der Geldwirtschaft der die Naturalwirtschaft vollendete das aus dem 1492 entdeckten Amerika einstrmende Edelmetall. An vielen Orten entstanden Banken, die sich oft in den Hnden der Juden befanden; es mehrten sich aber auch die Klagen der den weitverbreiteten Wucher. d. Die Folgen des wirtschaftlichen Aufschwungs. Der wirt-schaftliche Aufschwung brachte in den deutschen Stdten nicht blo Reichtum, ppigkeit und ein reiches knstlerisches und wissenschaftliches Leben hervor, sondern er vergrerte auch den Abstand zwischen arm und reich und begnstigte die Bildung des Grokapitals. Um 1500 traten reiche Kaufleute, wie die Welser und Hchstetter in Augsburg, die Jmhos und Ebner in Nrnberg u. a., zu Handelsgesellschaften und Ringen" zusammen, durch welche die Preise knstlich in die Hhe getrieben und die wirtschaftlich Schwcheren ausgebeutet wurden. Auf diese Weise durchbrach der Kapitalismus" die genossenschaftliche Wirtschaft der Znfte. Viele Handwerks-meister gerieten in Abhngigkeit vom Grokapital. Reiche Zunft-meister und Kaufleute wurden Unternehmer, die ihre Waren fabrikmig herstellen lieen. Da die Zahl der Meisterstellen beschrnkt Atzler, Qu. u. L. I. S. 181. Lehmanns kulturgeschichtliche Bilder: Belagerung emer Stadt im 14. Jahrhundert. &Ier, Geschichte fr Lehrerseminare. 10

6. Teil 2,1 - S. 170

1911 - Leipzig : Quelle & Meyer
170 Die deutsche Uaiserzeit. leute benutzten, der Fondaco dei Tedeschi. von dort bezog man die kostbaren Gewrze, die das Mittelalter so sehr liebte, die feurigen weine und die Frchte des Sdens. Aus diesem Handel zogen die sddeutschen 5tdte groen Gewinn, vor allen Nrnberg, Augsburg, Ulm, Straburg. Dafr brachten die Deutschen die Erzeugnisse ihres Bodens und ihrer Handfertigkeit ins Ausland. Denn das Handwerk war in den deutschen Stdten hochentwickelt. Die deutschen Gold- und Waffenschmiede waren in aller Welt berhmt. Die Handwerker waren nach ihren Gewerben zusammengeschlossen in die Znfte Gilden oder Znften, von denen es in jeder Stadt eine ganze Anzahl, in den grtzern manchmal mehr als 50 gab. Jeder Handwerksmeister mute einer Zunft angehren. Diese wachte darber, da die Waren gut an-gefertigt wurden, sie schrieb dem Meister genau vor, wieviel er liefern, welchen preis er fordern und wieviel Gesellen er halten drfe. Sie bestrafte solche Meister, die sich gegen die Zunftordnung vergingen und schlechte Waren lieferten oder gar zu betrgen suchten. So bten die Znfte auf ihre Genossen groen (Einflu aus. Manche von ihnen, besonders die der Goldschmiede und der Tuchmacher, erlangten groes Ansehen in der Brgerschaft. Bald erstrebten daher die Znfte auch Anteil am Hegimente der Stadt, welches noch meistens von den Geschlechtern, d. h. den vornehmen Kaufmannsfamilien, ausgebt wurde. Oft kam es darber zu blutigen Kmpfen zwischen den Geschlechtern und den Znften, am frhesten in Kln. Sie waren besonders heftig im 14. Jahrhundert. 3n den sdlichen Stdten setzten die Znfte es durch, meist mit Gewalt, da ein Teil der Ratsherrn aus ihrer Mitte gewhlt werden mute; in ganz Norddeutschland jedoch und in Nrnberg behaupteten die Geschlechter ihre alte Stellung. Die deutsche Hanse. 148. Entwicklung der Hanse. Die deutschen Städte haben stets danach gestrebt, sich miteinander zu verbinden, anders als die italienischen, bei denen seit dem Niedergnge der Kaisermacht Nachbarschaft gleich Feindschaft war. Aber die Städte des Sdens haben es nur vorbergehend zu Vereinigungen gebracht, die niemals allzugroe Ausdehnung erlangten. Am bedeutendsten war noch der schwbische Stdtebund. Anders im Norden. Dort haben sich die Städte zu einem groen, umfassenden Bunde zusammengetan, der deutschen Hanse, die in den Zeiten des Nieder-ganges des rmischen Reichs den deutschen Namen bei fremden Vlkern jahrhundertelang in Ehren und Ansehen erhielt. ^schen Wie die sddeutschen Städte in Italien, so hatten die norddeutschen ^norden" *n ^^3^nd, Rußland und den drei skandinavischen Lndern ein reiches Handelsgebiet. Bald nachdem die Raubzge der Normannen aufgehrt hatten, begannen die deutschen Kaufleute ihre friedlichen handelsfahrten.

7. Für den Unterricht in höheren Mittelklassen berechnet - S. 159

1887 - Leipzig : Kesselring
Deuls chland im 14. und 15. Jahrhund ert. 159 ins Auge als Schwert, Harnisch, Streitkolben und die Pferde, die sie als Merkmale ihres Adels aufstellen, und deren Zume, vom reinsten Gold gemacht, gleich den Schilden und Sporen, von Edelsteinen erglnzen. Die Könige von Schottland mchten wnschen, so zu wohnen, wie ein mittel-miger Brger in Nrnberg." Auch der Rangstreit 'unter den verschiedenen Stnden dauerte in Stdtische dieser Periode fort. Die alten vornehmen Geschlechter, die Patrizier, Strenig-suchten die Regierung allein zu behalten und die Znfte von jeder Teil- n' nhme daran ' auszuschlieen. Dagegen erhoben die Znfte Einsprache, und der Friede ward nicht eher hergestellt, als bis auch diese in den stdtischen Angelegenheiten eine Stimme bekamen. Das Haupthindernis des Verkehrs zwischen den Stdten war lange die Unsicherheit der Flsse, Wege und Stege. berall lauerten die R a n b- Raubritter, ritt er den Kaufleuten auf, plnderten sie aus und setzten sie bis zur Zahlung eines hohen Lsegeldes gefangen. Um solchem Unfug zu steuern, vereinigten sich schon im Jahre 1241 die Städte Lbeck und Hamburg und beschlossen, ihre Wagen und Schiffe durch eigens dazu gehaltene Mann-schaft begleiten und schtzen zu lassen. Andere Handelsstdte fanden diese Einrichtung so vorteilhaft, da sie sich dem Bund anschlssen. Bremen trat zuerst bei; dann Rostock, Wismar, Stralsund und mehrere andere, so da der Bund zur Zeit seiner grten Strke aus 87 Stdten bestand. Im 14. Jahrhundert nahm dieser Stdtebund den Namen Hansa an, Hansa, was soviel als Handelsgilde" bedeutet. Das Haupt dieses Bundes war Lbeck, wo auch die Bundesversammlungen gehalten wurden. Der Bund zerfiel in vier groe Quartiere, deren Vororte Lbeck, Braunschweig, Kln und Danzig waren. Selbst auswrtige Staaten bewarben sich um die Gunst dieser deutschen Handelsstdte und rumten ihnen Warenniederlagen (Stapelpltze) ein. Solche Pltze befanden sich in Rußland zu Nowgorod, in England zu London, in Norwegen zu Bergen und endlich in Flandern zu Brgge. Zu Zeiten nahm es die Hansa selbst mit mchtigen Knigen auf. Im Jahre 1368 eroberte sie Kopenhagen, sperrte den Sund und ntigte Dnemark zur Anerkennung ihrer smtlichen Privilegien. Durch sie ver-lor (1363) der schwedische König Magnus seine Krone. Die Blte der Hansa hat bis zur Auffindung des Seewegs nach Ostindien (1498) gedauert. Der Bund blieb aber auch dann noch von frderndem Einflu auf Handel und Wandel des nrdlichen Deutschlands. Nicht lange nach Errichtung der Hansa entstand im Jahre 1254 im . sdlichen Deutschland der Rheinische Stdtebund, dessen wichtigste J~ Mitglieder Mainz,'Kln, Nrnberg, Speier, Augsburg und Straburg waren. ^254^" Eine neue Quelle des Reichtums ffnete sich am Ende des 15. wie am Anfang des 16. Jahrhunderts auf dem obern Erzgebirge und seinen Abhngen, indem hier ergiebige Silbergruben erschrft" wurden. Eine Reihe Bergbau, von Stdten1 ist damals auf beiden Seiten des Gebirges entstanden. i Infolge des Bergbaues erhoben sich auf schsischer Seite: 1471 Schneeberg, 1496 Annaberg, 1504 Buchholz u. s. w.; auf bhmischer Seite: 1516 Joachimsthal und andere. In Joachimsthal wurden von 1519 an zwei Lot schwere Silbermnzen (20 gute Groschen, d. i. 2 Mark an Wert) geschlagen, die nach ihrem Emstehungsortc Thaler" hieen.

8. Deutsche Geschichte bis zum Westfälischen Frieden - S. 85

1898 - Halle a.S. : Buchh. des Waisenhauses
Deutschland im dreizehnten Jahrhundert. 85 die bedeutendsten erhoben sich wesentlich der die Zahl von 10000 Einwohnern, so Straburg, Kln, Nrnberg, Basel, Erfurt. Aber durch Ausbildung von Handel und Gewerbe, der Geldwirtschaft, des Stdtewesens hatte sich ein auerordentlicher Umschwung in der Wirtschaft-Wirtschaft vollzogen; an Stelle der buerlichen Eigenwirtschaft war Umschwung, ein gegenseitiger Austausch der Erzeugnisse getreten, der sich zunchst vorzugsweise in den Grenzen der Stadt und des die Stadt um-gebenden Landgebietes abspielte (Stadtwirtschaft). Mit diesem Entstehung wirtschaftlichen Umschwung Hand in Hand ging eine soziale Neu- Brgenums. bildung: das Brgertum trat als neuer Stand neben Ritteradel und Bauerstand. 84. Die Entwickelung der stdtischen Verfassungen. Der Stadt- Monarchische Herr war zunchst der König, der an seiner Stelle einen Burggrafen ^embe' Gericht halten und die Verwaltung führen lie, oder, da mit den Hoheitsrechten in den kniglichen Stdten zumeist die Bischfe belehnt wurden, ein Bischof oder endlich der weltliche Landesfrst, der die Stadt gegrndet hatte. Frh aber entwickelte sich ein stdtisches Patriziat, das teils aus altfreien Grundbesitzern und wohlhabenden Kaufleuten teils aus bischflichen Ministerialen, welche die stdtischen mter im Auftrag des Bischofs verwalteten, bestand; dies fand seine Vertretung in dem Rat, an dessen Spitze mehrere Brgermeister Aristokratische standen, und dem es im Laufe des 13. Jahrhunderts meist gelang ^enobe-die wesentlichen Hoheitsrechte, die Gerichtsbarkeit, die Regalien von dem Stadtherrn teils durch Kauf und Vertrag teils auch mit Gewalt zu erwerben. So trat die Aristokratie der Geschlechter an die Spitze der Stadt. Aber je mehr die Znfte an Wohlhabenheit und kriegerischer Tchtigkeit denn als Kmpfer zu Fu verteidigten sie die Stadt erstarkten, desto mehr verlangten sie nach der Teilnahme am Stadt-regiment. Besonders das 14. Jahrhundert wurde die Zeit der Zunft- Demokratische kmpfe, welche zum Teil mit groer Leidenschaftlichkeit ausgefochten ^enoe-wurden und meist dahin fhrten, da Zunftmeister in den Rat auf-genommen oder da die Geschlechterherrschaft gnzlich gestrzt wurde. Die Städte haben eher als die frstlichen Territorien eine ge-ordnete Verwaltung, besonders der Finanzen ausgebildet. Worms war die erste Stadt, die eine hervorragende politische Rolle spielte; ihr folgte Kln. Das 14. Jahrhundert ist die Bltezeit der Stdte-bnde (vgl. 94. 95). Nur einem Teil der deutschen Städte gelang es als freie Städte oder Reichsstdte ihre Selbstndigkeit und Reichsstdte, reichsunmittelbare Stellung zu behaupten. Die brigen wurden von den Landesherren unterworfen und traten in die Stellung von Land- Landstdte, stdten ein.

9. Geschichte des deutschen Volkes - S. 178

1871 - Berlin : Vahlen
178 Deutsches Stdtewesen im 14. u. 15. Jahrh. Meistergesang. 291292. meinen, d. h. die handwerktreibende, angesessene Brgerschaft, die je nach den einzelnen Beschftigungen in Zlu^abgetheilt waren, begannen, wohlhabend und voll Selbstgefhl, nach einer Theilnahme am stdtischen Regiment zu streben. Oft auch erregte Stolz oder Hrte der Geschlechter eine im Stillen um sich greifende Erbitterung. Meist alle Städte wissen deshalb von blutigen Auf-stnden und Kmpfen zu erzählen. Fast berall aber endeten diese Bewegungen damit, da die Znfte wirklich Sitz und Stimme im Rath und Schffengericht der Stadt gewannen.- An einzelnen Orten, wie in Speier, Zrich, Augsburg, geschah einfach eine Theilung der Gewalt zwischen den Geschlechtern und Gemeinen, indem letztere nicht nur im eigentlich regierenden engeren Rath der Stadt saen, sondern _ oft allein fr sich noch einen greren Rath bildeten *). An anderen Orten, wie in Regensburg, wurden die Geschlechter geradezu aus-getrieben, oder nur unter der Bedingung geduldet, da sie mit in die Znfte eintraten; nur in wenigen, wie in Nrnberg, blieben die Geschlechter an der Spitze der Stadt. Nach diesen allgemeinen Grundzgen gestaltete sich die innere Verfassung der Städte durch ganz Deutschland in jener freien Mannigfaltig-keit, die berhaupt ein Merkmal des deutschen Lebens ist. 292. Mit dem 15. Jahrhundert tritt, nach mehreren vereitelten Bestrebungen und nach den ersten leidenschaftlichen Bewegungen, in den deutschen Stdten im Allgemeinen eine Zeit der Ruhe, des Glanzes, des Genusses ein, in welcher sich das brgerliche Leben in voller Behaglichkeit entfaltet. Verkehr und Retchthum flchteten sich hinter die festen Mauern, denn die Städte blieben Inhaberinnen des Handels, der trotz der wilden Zeiten einen immer greren Aufschwung nahm und durch die jhrlich wiederkehrenden Messen belebt wurde. Zum Schutz desselben wurden getoaffnete Sldner gehalten, um Handelszge zu decken und Friedensstrungen zu strafen; mehr noch waren die Brger selbst in allen Stnden waffentchtig und kampfbereit. Oft erwarben die Städte bis weit in die Ferne hinaus Burgen, um ihre Landstraen zu schtzen; ihr Weichbild, selbst wenn es meilenweit sich dehnte, umfaten sie mit Wall und Graben (einer Landwehr) und die Zugnge zu demselben sicherten sie durch Warten und Bergfriede (Thrme). Die Stadt selbst umschlossen tiefe, oft doppelte Grben, hinter diesen steinerne Mauern mit Zinnen und Thrmen, welche die frhere rmlichere Pallisadenbefestiguug erfetzten. Innerhalb war der Raum beschrnkt, doch waren die freien Pltze mit ffentlichen Gebuden, Kirchen und vor Allem mit prchtigen Rathhusern geziert. Letztere im gothischen Stil ( 190) aufgefhrt, bilden mit ihren Lauben, Gallerien und Sulengngen noch heute die Zierde alter Städte, so in Braunschweig, Lbeck, Aachen, Nrn-berg, Kln und an anderen Orten. Der Kirchen, Klster und Kapellen war berall eine groe Menge, theils von der Stadt selbst, theils von den in ihr lebenden geistlichen Genossenschaften errichtet, die durch fromme Stiftungen zu Reichthum gelangt waren; lateinische Schulen schlssen sich frhzeitig an und frderten gelehrte Bildung. Die Straen wurden spter fast berall gepflastert, oft sogar schon mit frisch rinnenden Wasserleitungen versehen. Die Huser kehrten meist den Giebel zur Strae, und hatten einen weit nach innen vertieften Hof. Anfangs waren sie unscheinbar, von Fachwerk, mit sehr einfachem Gerth im Innern. Doch wuchs auch hier die Pracht und Zierde. Hoch, mit thurmartigen Dchern, die mit Lden und Lucken durchbrochen waren, stiegen sie auf, denn die groen Bden waren meist auch die Waarenfpeicher. *) Ein Verhltnis das sich mit dem kleinen und groen Rath der heutigen Schweizer-cantone vergleichen lt.

10. Geschichte des Mittelalters - S. 333

1884 - Leipzig : Teubner
I 333 In manchen Stdten verlief der Proze so ruhig, da wir von der Art und Weise, wie er sich vollzog, nichts wissen und das Vorhandensein einer demokratischen Bewegung nur aus den Vernderungen erkennen knnen, welche die stdtische Verfassung erfuhr.*) Als Beispiel kann Basel gelten. Hier waren schon zu Ausgang des 13. Jahrhunderts die Zunftmeister vielfach um ihren Rat gefragt worden, wenn es sich darum handelte, sich in irgend einer Angelegenheit der Mitwirkung der Handwerker zu versichern. Das erleichterte ihren Eintritt in den Rat. Die Patrizier scheinen das Verlangen der Znftler nach Aufnahme in den Rat nicht unbillig gefunden zu haben, zumal dieselben mit ihnen gegen die bischflichen Dienstmannen zusammengestanden hatten. Bald nach Albrechts Tode wurden Vertreter der vier sogenannten Herren-znfte aufgenommen, dann zur Zeit Ludwigsdesbayern solche der brigen Znfte; seit 1382 hatten neben diesen gewhlten Zunftratsherren auch die Zunftmeister Sitz und Stimme?) In Worms vermischten sich die Zunft-kmpfe mit den Kmpfen gegen das bischfliche Regiment; gegen den gemein-sumen Feind hielten Patrizier und Handwerker zusammen, auch wenn sonst ihre Interessen auseinanderliefen. So kam es, da auch hier nicht erst durch heftigen Brgerkrieg die Handwerker die Erfllung ihrer Wnsche zu er-zwingen brauchten. Wechselvoll war der Kampf der Znfte gegen den Rat in den Stdten Straburg und Speier. In ersterer Stadt erfuhr die Ver-fassung im Laufe von iy2 Jahrhunderten je nach dem Siege der Patrizier oder Handwerker eine sechzehnmalige Vernderung, in letzterer bedurfte es einer dreimaligen Erhebung der Znfte, ehe sie die Anerkennung der politi-schen Gleichberechtigung durchsetzen konnten. Verhltnismig spr brach die Bewegung in den Stdten Mainz und Kln aus. In Mainz gesellte sich zu dem Kampfe der Znfte gegen die Herrengeschlechter ein den beiden Stnden gemeinsamer Kamps gegen die erzbischfliche Gewalt, welcher dazu beitrug, da den Patriziern bis in den Anfang des 15. Jahrhunderts die Herrschaft blieb. Seit 1411 wurde das Andrngen der Znfte gegen die Geschlechter ungestmer und rief Unruhen hervor, die erst 1430 durch Ver-Mittelung des Erzbischoss und der Städte Worms, Speier und Frankfurt beigelegt wurden und den Znftlern Anteil am Rat und den stdtischen mtern brachten. In Kln begnstigte der Zwiespalt zwischen den beiden hervorragendsten Geschlechtern der Overstolz und der Wysen die znf-tische Bewegung. Trotzdem errangen die Handwerker erst nach einem zwanzig-jhrigen Kampfe 1396 den Sieg der die stolzen Geschlechter/) In den Kniglichen Pfalzstdten begann das Streben der Znfte nach Teilnahme am Regiment fast zu derselben Zeit, wie in den Bischofstdten, und die Be-wegung fhrte zu ganz hnlichen Erscheinungen. Nirgends aber endete sie mit dem Siege der Geschlechter. Viele von den letzteren, welche mit den neuen Zustnden sich nicht befreunden konnten, kehrten den Stdten den Rcken; die zurckbleibenden aber muten sich zumeist dazu verstehen, in eine von den Znsten einzutreten; nur selten gestattete man ihnen die Bildung einer eignen Korporation/) So kam das Regiment zuletzt allein an die Znfte. Das erste Zunftregiment ward 1349 in Speier eingerichtet. Die Patrizier bildeten neben den zwlf Handwerkerznften eine dreizehnte Zunft 1) Arnold a. a. O. 224. 2) Arnold a. a. O. 225. 3) Arnold a. a. O. 226 flg. 4) Arnold a. a. O. 229. I

11. Das Mittelalter - S. 146

1889 - Gotha : Perthes
146 Der Krieg zersplitterte sich in eine Anzahl einzelner Kmpfe, deren Mittelpunkte die Städte waren. Als infolge der furchtbaren Verwstungen in beiden Parteien der Wunsch nach Frieden erwachte, berief König Wenzel die Fürsten und Städte nach Eger; hier ward die Auflsung der Bndnisse an-geordnet und ein Landfrieden verkndigt (1389). Freilich ward derselbe bei der Schwche der Reichsgewalt nur zu geringem Teile durchgefhrt- im ganzen blieb, zumal die Fehde als Rechtsmittel weiter galt, die Rechtsunsicher-heit und Friedelosigkeit bestehen 1). Den ueren Kmpfen der Städte gingen innere Unruhen zur Seite Den herrschenden Geschlechtern nmlich (dem patrizischem Rate), welche teils durch innere Entzweiung sich schwchten, teils durch parteiisches Gericht und Steuerdruck die niederen Stnde reizten, traten mit dem Ansprche auf Anteil am stdtischen Regiment die Handwerker entgegen. Zu Znften vereinigt deren Zahl im 13. Jahrh. meist abgeschlossen war. lernten dieselben bald ihre Kraft fhlen; sie gewannen, zunchst in Jnnungssachen. eigene Gerichtsbarkeit, stellten Zunftmeister an ihre Spitze und berieten in eigenen Husern (Stubenlauch bildeten sie eigene Abteilungen des stdtischen Heeres, und je mehr ihr Fuvolk in den stdtischen Kriegen sich den Rittern gegenber erprobte, um so mehr wuchs das Bewutsein ihrer Macht und Bedeutung; endlich forderten sie gleiches staatliches Recht mit den Patriziern. Im 14. Jahrh. entbrannten die oft blutigen Kmpfe der beiden Stnde, die berall mit einem Siege der Handwerker endeten; die Znfte wurden staatliche Krperschaften und bernahmen die Herrschaft; alle Brger wurden in Znfte2) verteilt, aus denen nun der Rat gewhlt ward. Zu denselben Zeiten, da die Freiheit des deutschen Volkes auf dem Lande mehr und mehr unterging, fand sie eine Zufluchtssttte in den Stdten, die eine immer grere Kulturbedeutung gewannen. Hier regte sich fast aus- , schlielich Handel und Gewerbe, hierhin flchtete aus den Raubritterburgen die (Minne-) Dichtung und erlebte im Meistergesang eine Nachblte; neben den Domen3) versuchte sich die Gotik jetzt auch an den Rathusern; die Grndungen von Universitten machten die Städte zu den Sttten der Wissenschaft; eine, freie weltliche Bildung hat spter hier zuerst feste Wurzel geschlagen. (Uber Malerei und Plastik vgl. Abschnitt Iii. am Schlu). Den schwierigen deutschen Verhltnissen Ende des 14. Jahrh. war König Wenzel (13781400) nicht gewachsen. Gutmtig und trge, leidenschaftlich der Jagd und dem Trnke ergeben, empfand er mehr und mehr Unlust an der 1) Die Stadtebnde hrten nicht ganz auf; auch die Ritterschaft schlo neue Ver-bmdungen, wie (1393 od. 1394) den weitverzweigten Bund der Schlegler, nach dem silbernen Schlegel (Keule) genannt, den sie bei ihren Zusammenknften fhrten. 2) Selbst die Geschlechter wurden, wenn sie nicht die Städte verlieen, gezwungen, einer bestehenden Zunft beizutreten oder, wie in Speier, zu einer eigenen Zunft vereinigt. Die Zunftunruhen treten, wie in den Reichsstdten, auch in den Landstdten auf. 3) Unter d. spteren gotischen Domen ragt das Ulmer Mnster (begonnen 1377) u. die Stephanskirche in Wien (1433 vollendet) hervor. Von den weltl. Bauten sind die Rat-Huser von Braunschweig u. Mnster u. der Artushof (Versammlungshalle der Kaufherren) in Dauzlg berhmt.

12. Geschichte des Mittelalters und der Neuzeit bis zum Westfälischen Frieden - S. 199

1905 - Münster in Westf. : Schöningh
199 wcsen erreichte seine grte Ausgestaltung; die Znfte beeinfluten das wirtschaftliche Leben und beanspruchten Anteil an der Verwaltung der Stadt. Letzteres fhrte im 14. Jahrhundert zu blutigen Zuuftkmpfeu. so in Straburg, Augsburg. Nruberg und Cln. Ilm die Mitte des 15. Jahrhunderts begannen auch die Gesellen gleich den Meistern sich zu Bruderschaften zu vereinigen, die ihre besonderen Gebruche und (Satzungen hatten. Den Vorsitz hatte der Altgeselle", in den Herbergen" hielten sie ihre Zusammenknste, kranke und arme Gesellen erhielten Untersttzungen. Durch das Wan-dern, das sich immer mehr ausdehnte, traten die Gesellenznfte der ein-zelnen Städte miteinander in Verbindung, wodurch ihre soziale Bedeutung wuchs. Der Binnen- und Auenhandel Deutschlands hat im 14. und zu Ausaug des 15. Jahrhundert seine grte Ausdehnung und Be-deutung erreicht.') Die greren Flsse Deutschlands, besonders der Rhein, waren belebt von zahlreichen Handelsschiffen; Nrnberg und Frank-furt a. M. zhlten zu deu bedeutendsten Handelspltzen Europas; die Frankfurter Messe wurde zum Mittelpunkte im Welthandel. Augsburger Grokaufleute beteiligten sich an der Grndung berseeischer Haudelsnie-derlafsnngen. Durch die Ausbeutung der reichen Silber- und Gold-lager im Erzgebirge, in Bhmen und anderen Gegenden Deutschlands^) hob sich einerseits die Geldwirtschaft, andererseits ging aber auch der Wert des Geldes erheblich zurck, während die Preise der Lebensmittel stiegen. Als gebruchliches Zahlungsmittel fand der Wechsel eine immer grere Be-deutung. Statt des Warenhandels betrieben die reichen Fugger nur noch Geldgefchf te, Augsburg wurde der Mittelpunkt des Geldhandels, Banken entstanden an vielen Orten. Die Grokaufleute in Augsburg (Welser und Hochstetter) und Nrn-berg (Imhos und Ebner) vereinigten sich zu Haudelsge sell schaf ten (Ringen"), die zum Schaden des wirtschaftlich Schwcheren die Preise knstlich in die Hhe trieben. Der Kapitalismus wurde zum herrschenden Faktor, besonders als reiche Zunftmeister in Verbindung mit Kaufleuten begannen, die Ware fabrikmig herzustellen, worunter auch mittlere und kleinere Handwerker zu leiden hatten. Mit Hilse ihres Reichtums erwarben sich die Brgerschaften viele Rechte und Freiheiten von ihren Grundherrn; die Zahl der freien Reichsstdte stieg auf etwa 60. !) Siehe auch Seite 153 Die Hansa". 2) Das Silberbergwerk ,tu Schneeberg int Erzgebirge lieferte in den ersten 30 Iahren 325000 Zentner Silber.

13. Leitfaden und Lesebuch der Geschichte für Schulen - S. 38

1873 - Berlin : Prausnitz
38 Dritte Stufe. die geschlossene Kaisermacht der auf eine Mehrheit von Fürsten, ine nicht umsonst nach Landeshoheit strebten und oft den Kaisern der den Kopf wuchsen. Nach der gleichen Freiheit und Herr-schaft trachteten dann auch die andern Fürsten, und weiter diesen entgegen, Adel und Städte. Die Reichsstdte nahmen mehr und mehr zu an Zahl und Macht und Reichthum. Zwar gab es in ihrer Mitte auch viele blutige Kmpfe, zwischen den reichen Geschlechtern der Patricier und der rstigen Kraft und geschlossenen Macht der Znfte. (I. 56.) Aber die Tchtigkeit der kampsgewohnten und waffengebten Brger schtzte auch die Freiheit der Städte und gab den deutschen Heeren den Kern ihres Fuvolks. Das Kriegswesen wurde durch die Erfindung des Schie-Pulvers vllig umgestaltet. (I. 184.) Dem Handel schuf die Entdeckung Amerikas und des Seewegs nach Ostindien (I. 177) neue ungeahnte Bahnen, die Erfindung des Compasses machte die Seefahrt sicher, und der wachsende Reichthum der Städte hob Gewerbe und Kunst zu wunderbarer Blthe. Besonders berhmt waren die Tuch- und Leinwandfabriken der Niederlande. Die Hansa (I. 165), die am Ende des 14. Jahrhunderts an 80 deutsche Städte zhlte und ihren Handel der die West- und Nordksten Europas von Nowgorod bis Lissabon ausbreitete, konnte mit der groen Zahl ihrer Kriegsheere und Flotten auch mchtige Fürsten und Könige bekriegen und besiegen. Aber auch Unmaa des Genusses und der Pracht nahm in den reichen Brgerhusern berhand (I. 54) und der Adel ging in Fehden und Rauben und Schwelgen mit bsem Beispiel voran. Mit dem Verfall des Ritterthums und dem Untergang der Hohenstaufen sank auch die Poesie; dagegen hoben sich Malerei und plastische Kunst. Der Minnegesang welkte dahin; aber in den Stdten, besonders Nrnberg (Hans Sachs), Augsburg, Ulm, Straburg, bten die ehrsamen Handwerksmeister im Meistergesang ihre wohlgeschulten und wohlgemeinten Reimknste. Der Thener-dank beschreibt die Jugend, der Weikunig die kniglichen Werke Maximilians. Neben solcher Unpoesie lebte und blhte im Munde und Herzen des Volkes das Volkslied. Als Maler gewann groen Ruhm Johann van Eyk aus Brgge, als Bildhauer, Kupferstecher und Formstecher Albrecht Drer aus Nrnberg, als Bildhauer und Bildgieer Peter Bischer aus Nrnberg. Das geistige Leben und die allgemeine Bildung nahmen, durch mannigfache Gunst der Umstnde gefrdert, einen bedeutenden Aufschwung.

14. Das Mittelalter und die neue Zeit bis 1648 - S. 149

1898 - Hannover [u.a.] : Carl Meyer (Gustav Prior)
149 Grundherren abzuschtteln, und darum begannen sie den offenen Kampf mit den Geschlechtern, um Rechtsgleichheit mit diesen, vor allem auch Zu-tritt zum Stadtregiment zu erlangen. Die Geschlechter hatten sich auch in Einungen zusammengeschlossen, so bestand in Kln die Richerzeche, in Lbeck die Junkerkompagnie; aber so sehr sie auch fr ihre Vorrechte stritten, hat doch der Stndekampf in den Stdten bis ins 15. Jahrhundert hinein gewhrt, endlich unterlagen sie, und berall erzwangen die Znfte den Eintritt in den Rat.1) Die Getverbethtigkeit. Nachdem in den Stdten Einigkeit hergestellt war, regte sich mit neuer Kraft die Gewerbethtigkeit. Die wichtigsten Gewerbe waren die Leinen- und Wollweberei nebst der Frberei, die Leder-Industrie, die Metallverarbeitung, die Bierbrauerei, dazu in den Hanse-stdten die Bttcherei und die Seilerei. Sie arbeiteten jetzt nicht nur fr den Eigenbedarf der Stadt und Umgegend, sondern auch fr den Export. Denn mchtig war der deutsche Handel ausgeblht, er erhob sich jetzt zum Welthandel. Der orientalische Handel nahm von Venedig, Genua und Pisa aus seinen Weg nach Nordeuropa ausschlielich durch Deutschland, und ebenso gingen die Rohprodukte des Nordens durch Deutschland nach dem Sden. Mit Italien unterhielten die sddeutschen Städte Ulm, Augs-brg, Straburg, Frankfurt, Nrnberg einen regen Verkehr, und in Norddeutschland blhte die Hansa. Der Ausdehnung des Handels entsprechend verbesserten sich auch die Verkehrsmittel. Es entstanden die groen Messen, zuerst in Frankfurt a. M., dann in Leipzig. Fr den Geldumlauf wurde durch einen Vertrag der vier rheinischen Kurfrsten (1386) eine beschrnkte Mnzeinheit in dem rheinischen Gulden geschaffen, und als neues Zahlungsmittel kamen von Italien her die Wechsel in Gebrauch. Durch die rege Gewerbthtigkeit und den ausgedehnten Handel hob sich der Wohlstand in den Stdten auerordentlich, und auch der Brgerstand erreichte nun die hhere Lebenshaltung, die bisher nur der Ritterstand gehabt hatte. Stark entfaltete sich der Kleiderluxus, gegen den die Rte vergeblich zahlreiche Verordnungen erlieen; auch gegen die ppigkeit und Schwelgerei im Essen und Trinken bei Familien- und anderen Festen mute oft eingeschritten werden. Derartige Verordnungen wiederholen sich von Zeit zu Zeit bis ins 16. Jahrhundert hinein und werden erst seltener und hren ganz auf, als die Reformation die Gemter auf hhere Interessen hinlenkte und damit zugleich einen greren Ernst der Lebensfhrung namentlich in den brgerlichen Kreisen verbreitete. x) Die Erhebung der Znfte. Die Weberschlacht in Kln. 1369.

15. Vom Untergang des Karolingerreichs bis zum Tode Friedrichs des Großen - S. 45

1913 - Halle a.d.S. : Buchh. des Waisenhauses
Deutschland im dreizehnten Jahrhundert. 45 und der Arbeitsbetrieb von Zunft wegen auf das strengste geprft Wurde. Indessen blieb neben Handel und Gewerbe die Landwirtschaft ein wesentlicher Beschftigungszweig der stdtischen Bevlkerung. Auch waren die Städte des Mittelalters im Verhltnis klein; Städte wie Nrnberg, Straburg, Kln erhoben sich kaum der 20 000, Zrich, Basel, Frankfurt, Erfurt nicht der 10 000 Einwohner. Aber durch Ausbildung von Handel und Gewerbe, der Geldwirtschaft, des Stdte-Wesens hatte sich ein auerordentlicher Umsch wun g in der W i r t -Aachaft-schaft vollzogen; auf die Zeit buerlicher Eigenwirtschaft und ge- schwung ringen Handelsverkehrs war ein. Zeitalter des gegenseitigen Austausches der Erzeugnisse gefolgt der sich zunchst vorzugsweise in den Grenzen der Stadt und des die Stadt umgebenden Landgebietes abspielte (St a dt Wirtschaft). Mit diesem wirtschaftlichen Umschwung Hand in Hand ging eine soziale Neubildung: das Brgertum trat Entstehung als neuer Stand neben Ritteradel und Bauernstand. Burgertums 43. Die Entwicklung der stdtischen Verfassungen. Der Herr der Stadt war zunchst der Grundherr, der sie begrndet hatte: sei es der König, ein Bischof oder endlich ein weltlicher Landesfrst. Der oberste Beamte des Stadtherrn' war der Stadtschulthei; hier und da finden wir auch einen Burggrafen. Frh aber entwickelte sich ein stdtisches Patriziat, das' aus altangesessenen, wohlhabenden Familien von Grundbesitzern und Kaufleuten bestand; dieses fand seine Vertretung in dem Rat, an dessen Spitze mehrere Brgermeister u[Sie^et standen, und dem es im Laufe des 13. Jahrhunderts meist gelang, die wesentlichen Hoheitsrechte, die Gerichtsbarkeit, die Regalien von dem Stadtherrn teils durch Kauf und Vertrag, teils auch mit Gewalt zu erwerben. So trat die Aristokratie der ratsfhigen Geschlechter an die Spitze der Stadt. Aber je mehr die Znfte an Wohlhabenheit und kriegerischer Tchtigkeit denn als Kmpfer zu Fu verteidigten sie die Stadt erstarkten, desto mehr verlangten sie nach der Teilnahme am Stadt-regiment. Besonders das 14. Jahrhundert wurde die Zeit der Z u n f t - Zunstkmpfe kmpfe, welche zum Teil mit-groer Leidenschaftlichkeit ausgefochten wurden und meist dahin fhrten, da die Geschlechterherrschaft gnzlich gestrzt oder doch einige Zunftmeister in den Rat aufgenommen wur-den; Gesellen aber, Tagelhner u. dgl. blieben auch ferner vom Rat ausgeschlossen.

16. Geschichte des Mittelalters und der Reformationszeit - S. 142

1899 - Leipzig : Teubner
142 Das Mittelalter. die Acht der sie. Vergeblich zog er gegen sie zu Felde, und Eberhards Sein Sieg 1377^ Sohn Ulrich wurde bei Reutlingen vllig geschlagen (1377). Jetzt Ritterbndnisse, bildeten auch die Ritter Genossenschaften, um sich der Städte und der Fürsten Der rheinische zugleich zu erwehren. Das hatte wieder zur Folge, da sich die Reichs-Stdtebund 1381,am Rhein zum rheinischen Bunde zusammeuthaten (1381). Innere Unruhen, 4. Innere Entwicklung der Städte. Die ueren Kmpfe der Städte wurden von heftigen inneren Unruhen begleitet. Die Znfte, an deren Spitze Zunftmeister standen, hatten in Angelegenheiten ihrer Innung bereits eigene Gerichtsbarkeit erlangt. Sie besaen eigene Huser, in denen sie ihre Versammlungen abhielten. Eine gewisse Wohlhabenheit und die Erfolge, die die zu Fu fechtenden Zunftgenossen im Kampfe fr die Unabhngigkeit der Stadt errungen hatten, steigerten ihr Selbstbewutsein. Darum wider-sprachen sie, da die Stadtverwaltung ausschlielich noch den Geschlechtern, die sie berdies ohne jede Beaufsichtigung ausfhrten, verbleiben solle. Teilnahme der Geschah es nun z. B., da die ffentlichen Ausgaben einer Stadt so stiegen, Stadtverwaltung, ba& P dem Ungeld", der Verzehrsteuer, neue Umlagen gefordert wurden, da verlangten die Znfte, da man ihnen Einblick in die Kmmereibcher gestatte, und setzten dann meistens, hier vertragsweise, dort mit Gewalt, Zulassung zum Rate durch./ An einigen Stellen erleichterten ihnen Zwistig-keiten unter den Geschlechtern den Sieg. In Zrich erlangte mit Hilfe der Znfte der Ritter Brun die Stellung eines lebenslnglichen, fast nnnm-schrnkten Brgermeisters.^) In Kln ri die Weberzunft die Herrschaft an sich, bis sie nach 15 Monaten durch die Geschlechter und die anderen Znfte in der blutigen Weberschlacht" berwltigt wurden/(1370). In den Stdten Norddeutschlands, die mehr vom Grohandel lebten, und die Znfte in bedeutsamen Fragen lange schon angehrt wurden, gelang es den Geschlechtern, trotz mancher Unruhen ihre Herrschaft noch lange zu behauptend Geist der mittel- In den deutschen Stdten zeigte sich die Selbstsucht der alten Stadt-alterlichen Stadt- freistaaten. Das Ratsherren amt war als oft wechselndes Ehrenamt nicht erwa ung, ^ Gehmzbezgen ausgestattet; dafr suchten dessen Inhaber oft genug ungesetzlichen Gewinn aus ihrer Stellung zu ziehen; eifrig waren sie ferner bemht, die ffentlichen Lasten nach Mglichkeiten auf die Schultern der Minderbegterten zu legen; alle Vorteile sollten, wenn irgend mglich, nur den Vollbrgern zukommen. Die Znfte dagegen begrenzten die Anzahl der Meisterstellen, um innerhalb ihres Gewerbes recht wenig Wettbewerb zu haben. Die fortschreitende Entwicklung der Geldwirtschaft verstrkte die Scheidung in Scheidung der stdtischen Bevlkerung in eine geringe Zahl besitzender Reiche und Arme. Hochmgenden und die groe Menge der wenig oder fast nichts Besitzenden. Im Laufe des 15. Jahrhunderts erregten diese neue, geradezu furchtbare Aufstnde. Sorge fr die Weit umfassender und eingehender als in den frstlichen Gebieten ging bssentliche Wohl- die ffentliche Frsorge fr die allgemeine Wohlfahrt in den freien Stdten. Tahttt450iibet j. ^ sich nicht nur auf das Straenwesen, sondern auch auf die Ordnung der Gewerbe und des Handels, auf die Abwehr zu groer Ver-schwendung in der Tracht und bei huslichen Festen. Die Städte begannen 1) Vgl. Pifistratus von Athen, zu dem brigen die hellenischen Zustnde.

17. Bayerische Geschichte für Mittelschulen - S. 120

1893 - München : Pohl
120 15. Jahrhundert zu heftigen Kmpfen, deren Errungenschaften durch die Gunst der Könige und Landesfrsten, welche in den Znften den Kern des Staates und ihre treuefte Sttze erkannten, besttigt und gesichert wurden. Dadurch und durch die Verleihung zahlreicher Privilegien kam der Streit zwischen den Geschlechtern und Znften zum glcklichen Abschlsse. In deu bayerischen Stdten schied Ratsfhige und Znftler keine so groe Kluft wie in den Reichs- und Bischofsstdten; darum voll-zog sich auch dort die brgerliche Gleichstellung der beiden Einwohner-klaffen ohne sonderliche Streitigkeiten. Die bayerischen Herzge zeigten sich den Stdten und Brgern durchgehende geneigt. Rudolf I. der Stammler gab den Mnchner Brgern bereits 1294 die erste Besttigungs-Urkunde der die erworbenen Rechte: persnliche Freiheit, Bestellung eines Rates ?c., und Ludwig dem Bayern dankten fast alle Städte Bayerns Stadtrechtsbcher" Sammlungen der erworbenen Rechte , welche die Grundlage der stdtischen Ver-faffungen bildeten. Das Herzogtum Bayern zhlte unter Otto von Wittelsbach kaum 10 Städte und Brgerorte, am Ende nnsers Zeitraumes aber deren 116 ohne die bischflichen. Die bayerischen Städte schieden sich nach ihrer politischen Rang-stelluug in drei Klassen: Reichsstdte, herzogliche Städte und bischf-liche Städte. Jede Stadt umgab ein schtzender Besestignngsring, eine Mauer mit Trmen und Thoren; innerhalb derselben erstand meist ein festes Haus, eine Burg des Herzogs (Burggut). Das Ge-biet, welches zur Stadt gehrte, hie das Weichbild derselben. Die Folgen der gedeihlichen Entwickelung des Brgerstandes zeigten sich in dem stetigen Aufschwung der Gewerbe, des Han-dels und aller Knste des Friedens. Deutsche Arbeit war auf der ganzen Erde gesucht; der deutsche Handel, durch den rheini-scheu Stdtebund und die deutsche Hansa" gegen Faustrecht und Seeraub geschtzt, war der Zentralpunkt des europischen Handels. Fr den auswrtigen Handel war Venedig der Hauptstapelplatz; dahin gingen die Erzeugnisse des deutschen Gewerbefleies: Leinwand, Wolle, Metallwaren, Leder; von dorther kamen Spezereien, Weine, Glas, Seide. . Der Schutz der Handelsbeziehungen zu Venedig war eine stete Sorge der Herzge. Die grten Handelsstdte waren Regensburg, Augsburg, Ulm und Nrnberg; aber auch Mnchen, Landshut und Passau trieben leb-haften Handel. Einen der wichtigsten Zweige des Binnenhandels bildete der S a l z h a n d e l, den Kaiser Ludwig der Bayer durch besondere Privilegien (Zollfrei-heiten) hob. Die deutsche Hansa entwickelte sich aus dem zwischen Hamburg und Lbeck 1241 geschlossenen Bndnisse zum gegenseitigen schtze ihres Handels und ihrer Rechte, vorzugsweise Dnemark gegenber. Handelsgebiet der Hansa: alle Ksten des westl. und nrdl.

18. Der Lehrstoff der dritten Klasse - S. 112

1904 - Breslau : Hirt
112 Vom Ausgange der Karolinger bis zum Interregnum. Stadtrates (1224 Mitglieder) mit einem Brgermeister an der Spitze und die Festsetzung der stdtischen Rechte. Viele Städte errangen, oft in heftigen Kmpfen mit den Grundherren, ihre vollstndige Unabhngigkeit. Die reichen Geschlechter oder Patrizier, die zum Teil ritterbrtiger Herkunft waren, fhrten nun allein das Stadtregiment,' die Handwerker, die sich zu Znften vereinigt hatten, waren von den Amtern ausgeschlossen. Der Verlauf dieser Entwicklung, die in jeder Stadt ihren eignen Weg nahm, aber berall dasselbe Ergebnis hatte, begann nnter den Saliern und hatte beim Aus-gang der Hohenstaufen ihren Abschlu gefunden, obwohl diese den Stdten nicht gnstig gesinnt waren *). Diejenigen Städte, die aus dem Kampfe siegreich hervorgingen, nannten sich Reichsstdte, weil sie nur den Kaiser als Oberherrn anerkannten,- die brigen blieben Landstdte und ihren Grundherren Untertan. Zu den ersten Stdten, die sich von ihren Erzbischsen frei machten, gehrten Mainz und Cln. 4. Der Handel, a) Durch die Vlkerwandrnng war auch der Handel schwer getroffen, aber nie vllig beseitigt worden. Im Frn-kischen Reiche lebte er bald wieder auf. Ursprnglich lag er in den Hnden von Fremden: Italienern, Slawen und Juden. Allmhlich ergriffen auch Deutsche diesen Erwerbszweig, und zwar zunchst solche unfreien Standes. Erst als die Städte aufblhten und der Gro-Handel sich entwickelte, begannen auch Freie und sogar Ritterbrtige Handel zu treiben. b) Die wichtigsten Handelswege bildeten schon seit Karls des Groen Tagen die Flsse. Die Donau stellte die Verbindung her mit dem Orient. Von Augsburg fhrte der Wasserweg der Regens-brg, Passau, Wien nach Konstantinopel. Der Rhein bildete die natrliche Verkehrsstrae von Basel bis zur Nordsee,- Seeschiffe fuhren von London her den Rhein hinauf bis Cln. Neben Cln waren Genf und Brgge die Hauptstapelpltze2) des nordwestlichen Deutschland, die einen lebhasten Handel in Industrie- und Luxus-waren nach England betrieben, während sie Hute und Wolle dorther holten. Von Regensburg ging eine Handelsstrae durch Bhmen der Prag nach Meien und Magdeburg die Elbe hinab, während eine andere der Nrnberg den Main entlang nach Frankfurt und vom obern Main nordwrts nach Erfurt fhrte. Auch das Sachsenland war von einer Handelsstrae durchquert, die von Cln der Soest, *) Friedrich Ii. verbot den Stdten die Aufnahme von Pfahlbrgern. 2) In Stdten, die das Stapelrecht hatten, muten die fremden Kaufleute ihre Waren ausladen und mehrere Tage feilhalten) die Fuhrleute und Schiffer dieser Städte allein hatten auch das Recht, die Waren weiter zu befrdern.

19. Das Mittelalter - S. 59

1896 - Leipzig : Hirt
64. Die Städte. 59 aus den altfreien Geschlechtern, den Patriziern", gewhlt wurde und unter dem Vorsitze eines Brgermeisters die stdtischen Angelegen-heiten verwaltete. Erhielten die Städte auch Befreiung von Abgaben und das Recht, ihre Gerichtsbeamten selbst einzusetzen, so hieen sie Freistdte, spter freie und Reichsstdte. Welche Städte führen noch heute den Titel freie Städte"? Die frei gewordenen Handwerker bildeten feit dem 12. Jahrhundert Znfte, deren Satzungen der das Ansehen der Genossenschaft und den gemeinsamen Vorteil wachten. Bei solcher Hebung des Standes war es nur natrlich, da die Handwerker auch Anteil an der Regierung verlangten. Nach harten, zum Teil sehr blutigen Kmpfen im 14. Jahrhundert muten ihnen die Patrizier die verlangte Vertretung im Rate bewilligen. Bergl. die Kmpfe zwischen Patriziern und Plebejern im alten Rom. 2. Die Hansa, a) Entstehung. Norddeutsche Städte, zuerst Lbeck und Hamburg, schlssen im 13. Jahrhundert Verbindungen (Hansen) zu gemeinsamem Schutze des Handels zu Lande und zu Wasser. Aus ihnen erwuchs der groe Bund der deutschen Hansa, dem im 14. Jahrhundert etwa 90 Städte von Amsterdam bis Reval angehrten, b) Ihr Handel erstreckte sich nach fast allen europischen Lndern. Die auswrtigen Niederlassungen gelangten durch Vorrechte, die ihnen eingerumt wurden, zu hoher Blte. In Brgge wurden franzsische und italienische Gewerbserzeugnisse und Wein eingehandelt, in London Wolle, in Bergen Fische, Holz und Metalle, in Gro-Nowgorod Pelzwerk und Leder, und das Fischerlager in Schonen betrieb den ergiebigsten Heringsfang. An deutschen Erzeugnissen wurden namentlich Getreide, Bier, Tuchwaren und Gerte in den Handel gebracht, c) Einrichtung. Auf Versammlungen zu Lbeck unter dem Vorsitze des dortigen Brgermeisters wurden die gemein-samen Angelegenheiten verhandelt. Ihre Zwecke erreichte die Hansa durch Unterhandlung, durch Ausschlu vom Handel und durch Waffen-gewalt. d) Macht. Die Hansa war die erste Seemacht Europas; ihre Kriegsschiffe vernichteten die Seeruber auf der Nord- und Ostsee, schtzten den deutschen Handel im Auslande und fhrten glckliche Kriege gegen Dnemark und die skandinavischen Reiche, e) Verfall. Im 15. und 16. Jahrhundert verfiel die Hansa durch Uneinigkeit und durch die gesteigerte Haudelsthtigkeit der Niederlnder und Englnder. Nur Hamburg, Lbeck und Bremen erneuerten den Bund 1630. Welchen Segen brachte die Hansa den fremden Vlkern? (Vergl. Schiller: Gter zu suchen geht er, doch an sein Schiff knpfet das Gute sich an".)

20. Das Mittelalter - S. 328

1893 - Leipzig : Hirt
328 Zweite Abteilung. Kulturgeschichtliche Einzelbilder. Abteilungen des stdtischen Kriegsheeres, das Fuvolk desselben und hatten bestimmte Thore und Abschnitte der Mauer zu verteidigen: die Geschlechter dienten als Berittene, und oft hatte Einer von Adel aus der Nachbarschaft das erbliche Amt eines Stadthauptmanns. Es ist erklrlich, da das gesteigerte Selbstgefhl des Wohlstandes und der phhsischen berlegenheit in den sestgegliederten, streitbaren Znften es auf die Lnge nicht ertrug, da sie durch die altbrgerlichen Geschlechter von dem Stadtregimente vollstndig ausgeschlossen waren. Dazu kam. da die Geschlechter Veranlassung zu gerechten Klagen der ihr hartes und parteischtiges Regiment und der gewissenlose Ver-Wendung der Stadtgelder gaben; es kam vor. da der ehrsame Handwerker kern Recht erhalten konnte, wenn er klagbar wurde gegen einen Stadt-junker, der den herrschenden Patrizierfamilien angehrte, die durchweg unter einander verschwgert und vervettert waren. Whrend daher frher die reichen Geschlechter in Parteien zerfielen und sich aus Eifersucht. Geldftolz und Ubermut bekmpften, wie in Kln die Overstolz und Weise, in Mainz die Genssleisch und Windeck. in Straburg die Zorne und Mlheim, in Basel die Psitticher und Sterner: so entstanden spter blutige, unaufhrliche Kmpfe zwischen Znften und Ge-schlechtem um den Anteil am Stadtregimente. Diese Kmpfe wten namentlich in den Reichsstdten und besonders im vierzehnten Jahrhundert: bald wird der Rat gesprengt. Brgermeister und Ratmannen werden vertrieben und gettet, bald Obermeister und Altmnner der emprten Znfte hingerichtet. Wenn bei den Qnatembern und anderen znftigen Versammlungstagen die Massen der Handwerker nach gut deutscher Unsitte wacker gezecht hatten, dann brach oft der Sturm aus. und nicht selten rief dann auch Herrschsucht und Habgier ver-wegener Volksfhrer die Massen zu greulichem Brgerkriege. Innerhalb der Stadtmauern fast aller deutschen Städte wechselten wilde Aufstnde, erzwungene Teilnahme der Znfte an Schppengericht und Verwaltung, gnzlicher Ausschlu der Geschlechter von der Regierung und kurze Zeiten einer patrizischeu Reaktion. In manchen Stdten wurden die Geschlechter gezwungen. Znftige in den Rat aufzunehmen, so da dieser nun aus der Bank der Schffen, der Ratmannen und der Znfte bestand; es blieb dann der patrizische Einflu vorherrschend, und das Stadt-regiment behielt einen aristokratischen Charakter. In anderen Stdten wurden die Geschlechter entweder ganz vertrieben, oder sie muten ihr Recht als Stand aufgeben und sich in die Znfte einschreiben lassen, aus denen alle ffentlichen mter besetzt wurden, so da die Stadt eine Zunftregierung, die Stadtverfassung einen demokratischen Charakter erhielt. Die mittelalterlichen Ketzersekten, wie Begharden, schismatische Franziskaner, Waldenser. welche die Rechte der Gemeinden gegenber der Hierarchie geltend machten, haben spter nicht wenig zur Verschrfung des demokratischen Zunftgeistes beigetragen. Die inneren Kmpfe in den Stdten, die Unbestndigkeit des demokratischen Stadtregiments haben ihnen schlielich ihre mittelalterliche vereinzelte Selbstndigkeit gekostet