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1. Deutsche und brandenburgisch-preußische Geschichte für Lehrerseminare - S. 180

1904 - Habelschwerdt : Franke
180 Die sieben nrdlichen Provinzen, die der reformierten Kirche angehrten und von England untersttzt wurden, von Spanien los (1579). Im Westflischen Frieden wurde ihre Selbstndigkeit anerkannt. Sie bildeten nun die Republik Holland oder die Generalstaaten, während die sdlichen, die katholischen Provinzen bei deni Hause Habsburg blieben. Als Philipp Ii. starb (1598), war Spaniens Blte dahin; eine Schuldenlast von der 3 Milliarden Mark drckte das Land; der spanische Handel war vernichtet und das gemeine Volk mit hohen Abgaben belastet. Zweiter Abschnitt. 1618-1648 Der Dreiigjhrige Krieg, 16181648* Ursachen. Die Ursachen des Dreiigjhrigen Krieges waren die auch von den protestantischen Fürsten Deutschlands geteilten Besorgnisse des utraquistisch-bhmischen Adels, da Ferdinand von Steiermark, der seinem Vetter in Bhmen und Ungarn folgen sollte, von dem ihm als Landesherrn zustehenden Rechte (S. 167), das Bekenntnis seiner Untertanen zu bestimmen, Gebrauch machen wrbe. Damit verband sich das Streben der Tschechen nach nationaler Selbstndigkeit. Zugleich trat bei mehreren deutschen Fürsten das Verlangen nach greren landeshoheitlichen Rechten hervor, während auswrtige Mchte die Gelegenheit benutzten, die kaiserliche Macht zu schwchen und Eroberungen zu machen. Der Dreiigjhrige Krieg nahm daher den Charakter eines europischen Krieges an und gestaltete das europische Staatensystem um. Whrend zu Ansang des Krieges die religisen Interessen im Vordergrunde standen, artete der Kampf spter in einen wsten Raub-krieg aus und erlosch endlich infolge allgemeiner Erschpfung. 1618-1623 A. Per kmisch-pfhische Krieg, 16181623. 1. Die Unruhen in Bhmen. Waren die bhmischen Protestanten schon darber ungehalten, da Kaiser Matthias dem Erzherzog Ferdinand von Steiermark, einem eifrigen Katholiken, die Nachfolge gesichert hatte, so kam diese Unzufriedenheit zum offenen Ausbruch, als aus Befehl der Grundherren die protestantische Kirche zu Kl oft er grab im Erz-gebirge niedergerissen und die zu Braunau gesperrt wurde. Die Protestanten beriefen sich in ihrer Beschwerde auf den Majesttsbrief. Der Kaiser aber wies sie mit dem Bescheide ab, da nach demselben nur den protestantischen Stnden und nicht den protestantischen Unter-tauen katholischer Grundherren freie Religionsbuug gestattet sei. Hierber emprt, drangen protestantische Scharen im Mai 1618 in das Prager Schlo ein und warfen die kaiserlichen Rte Mrtinitz Gindely, Der Dreiigjhrige Krieg. Leipzig 1882.

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1. Deutsche Geschichte und sächsische Landesgeschichte von der Reformation bis zur Aufrichtung der napoleonischen Militärherrschaft - S. 31

1916 - Leipzig : Teubner
9. Der Dreiigjhrige Krieg 31 9. Der Dreiigjhrige Krieg. 16181648. 1. Vorgeschichte des Krieges. a) Die bhmischen Unruhen. Der Dreiigjhrige Krieg entwickelte sich aus einer zunchst rein bhmischen Angelegenheit. Entgegen den Bestimmungen des Majesttsbriefes (vgl. 5. 25) schrnkte Kaiser Matthias als König von Bhmen das Hecht auf Erbauung protestantischer Kirchen ein, duldete die Schlieung der protestantischen Kirche zu Braunau im Riesengebirge durch den dortigen flbt und die Niederreiung der Kirche zu Klostergrab bei Teplitz durch den Erzbischof von Prag. Zu seinem Nachfolger bestimmte er den rgsten Feind des Protestantismus, den Erzherzog Ferdinand von Steiermark. Die um ihren Glauben besorgten bhmischen Stnde reichten unter Fhrung des Grafen Matthias von Thum eine Beschwerde an die Regierung zu Prag und an den Kaiser selbst ein, wurden aber schroff abgewiesen. Infolgedessen begann die bhmische Revolution, 1618. Die Aufrhr er besetzten das Schlo zu Prag, strzten die gewissenlosen kaiserlichen Statthalter Zttartinitz und Slavata sowie den Geheimschreiber Fabricius zum Zensier hinaus und setzten eine protestantische Regierung ein. Kaiserliche Truppen wurden von Thum, dem sich Graf Ernst von Mansfeld und ein paar schleiche Surften, darunter der hohenzollernsche Fürst von Igerndorf, angeschlossen hatten, zurckgeschlagen. b) Die Wahl des Kurfrsten Friedrich von der Pfalz zum König von Bhmen. Whrend dieser Wirren starb Kaiser Matthias, 1619. Ferdinand von Steiermark erhob den Erbfolgebestimmungen gem Ansprche auf den bhmischen Thron, der ihm von den Aufstndischen verweigert wurde. Die Bhmen boten die Krone erst dem Kurfrsten Johann Georg I. von Sachsen an. Er schlug sie aus Rcksicht auf Habsburg aus. Darauf wandten sie sich an den Fhrer der protestantischen Union, den Kurfrsten Friedrich V. von der Pfalz, den Schwiegersohn des damaligen englischen Knigs Qafob I.). Er nahm sie an. c) Der Kufstand in Obersterreich. Ein Kufstand des obersterretcht-sehen Adels, der sich gegen die Erbfolge Ferdinands in diesem Erzherzogtum auflehnte und Hilfe bei den Bhmen suchte, fhrte zur Zersplitterung der bhmischen Streitkrfte. Ein Handstreich des Grafen Thum auf Wien milang. vgl. Lambeck a. a. (D. I, Heft 10b, 5.1618. vgl. Benin a. a. (D. Bd. 7, 5.1317. 2. Der Bhmische Krieg. 16181620. a) Die Parteien. Nachdem Ferdinand Ii. zum Kaiser gekrnt worden war, v er-band er sich zum Zwecke der Zurcferoberung Bhmens mit der katholischen ugaund mit Spanien. Durch das Bndnis mit der Liga erhielt die bisher rem politische Angelegenheit einen vornehmlich religisen Charakter, et er ra auf te

2. Hülfsbuch für den ersten Unterricht in der deutschen Geschichte - S. 116

1877 - Mainz : Kunze
Dritte Abtheilung. Der dreiigjhrige Krieg 16181648. (Mathias 16121619, Ferdinand Ii. 16191637, Ferdinand Iii. 1637-1657.) 1. Der bhmische Aufstand 16181623* ... , . ~ . Die Veranlassung zum dreijhrigen Kriege war ein Religionsstreit in Bhmen: Die protestantischen Bewohner des Stdtchens Braunau hatten den Bau einer Kirche begonnen; der Abt von Braunau aber als Grundherr widersetzte sich und erwirkte von der Regierung zu Prag den Befehl, den Bau einzustellen. Ferner lie der Erzbischos von Prag eine im Bau begriffene protestantische Kirche in dem ihm gehrigen Kloster grab bei Teplitz niederreien. Als auf die Be-schwerden der bhmischen Protestanten, welche darin eine Ver-letzung des Majesttsbriefes sahen, ein harter Bescheid erfolgte, entstand eine groe Ghrung, die noch stieg, als König Mathias 1617 die Verwaltung von Bhmen zehn Statthaltern bertrug, unter denen sieben katholisch waren, die man als die Urheber der vielen gegen die Protestanten gerichteten Maregeln ansah. Unter Fhrung des Grafen Mathias von Thurn begaben sich, von zahlreichem Volke begleitet, viele evangelische Edelleute auf das knigliche Schlo zu Prag. Als die dort anwesenden Statthalter Martinitz und Slavata die Aufforderung, sich zu verantworten, mit Trotz erwiderten, wurden sie nebst dem Schreiber Fabricius zum Fenster hinausgeworfen (im Mai 1618), kamen aber mit dem Leben davon. Das war die Losung zu einem dreiigjhrigen Kriege! Nun trat eine neue protestantische Regierung ein, die von dreiig Direktoren gehandhabt wurde; die Jesuiten wurden ver-trieben. Der streng katholische Kaiser Ferdinand Ii. (1619 1637), der auf seinen Vetter Mathias gefolgt war, wurde in Bhmen nicht als König anerkannt; die Bhmen drangen sogar zweimal bis vor Wien; sie whlten den Kurfürst Friedrich V. von der Pfalz, den Schwiegersohn Jacobs I. von England,

3. Die Neuzeit bis zum Tode Friedrichs des Großen - S. 41

1918 - Leipzig : Hirt
C. Die Zeit des Dreiigjhrigen Krieges. 41 von seinen hollndischen, jenem von seinen spanischen Glaubensgenossen. Wieder schien der Krieg unabwendbar. Da griffen England und Frauk-reich vermittelnd ein, und die beiden Fürsten einigten sich in dem Vertrage m Xanten (1614) vorlufig dahin, da Jlich und Berg an Psalz-Neu-brg, dagegen Kleve, Mark und Ravensberg an Brandenburg fallen sollten. Der groe Krieg hatte seine Schatten der Deutschland geworfen, und schon bald hrte und sah man ihn selbst aus den Habsburgischen Erb-lndern drohend und drhnend heranschreiten. C. Die Zeit des Dreiigjhrigen Krieges (16181648). 1. Der Bhmisch-Pflzische Krieg (1618-1623). Ausstand und Krieg in Bhmen. Die bhmischen Protestanten 39. hatten in Klostergrab und Braunau Kirchen erbaut, obwohl diese Städte auf geistlichem Gebiete lagen. Allein die Grundherren jener Orte, der Erz-bischof von Prag und der Abt von Braunau, erhoben dagegen Einspruch, und die kaiserlichen Statthalter in Prag verfgten einstweilen, die Kirchen zu schlieen, spter sogar, sie abzubrechen, was in Klostergrab auch wirklich geschah. Die Beschwerde der Protestanten wiesen sie zurck und bewirkten, da auf deren Throngesuch aus Wien eine ungndige Antwort einlief. Darauf versammelten sich die protestantischen Stnde in Prag, um der weitere Schritte zu beraten. Der ehrgeizige Graf Matthias von Thuru, einer der Defensoren" der bhmischen Konfeffion, der mit dem Kaiser per-snlich verfeindet war, wute seine Glaubensgenossen so zu erregen, da sie Rache verlangten. [Sie zogen daher unter seiner Fhrung bewaffnet auf das Schlo, stellten die Statthalter zur Rede und warfen nach bhmischem Brauch" zwei, die sie fr die Urheber der ungnstigen Haltung des Hofes hielten, samt ihrem Geheimschreiber zum Fenster hinaus (1618). Nun rissen die Aufruhrer die Regierung an sich, rsteten ein Heer d m* und reizten auch die Protestanten in Schlesien, Mhren, Ungarn und mi (tont." sterreich zur Emprung auf. Unter diesen Wirren starb Kaiser Matthias, leis. Ihm folgte sein Vetter Ferdinand von Steiermark, wie sein Jugendfreund Maximilian von Bayern ein eifriger Katholik. Da die aufstndischen Bhmen seine Rache frchteten, erkannten sie ihn nichts als ihren König an. Als Thnrn mit einem Heere gegen Wien vorrckte, nahmen auch die sterreichischen Protestanten eine drohende Haltung an, drangen in die Hofburg ein und trugen ihre Forderungen vor. Obwohl Ferdinand dabei fr einen Augenblick persnlich in Gefahr geriet, lie er sich nicht einschchtern. Kaum war Thurn, im Rcken von feinen Truppen bedroht, abgezogen, da eilte er nach Frankfurt, wo er einstimmig zum Kaiser ge-whlt wurde. Aber whrenddes riefen die Bhmen den jungen und unerfahrenen Kurfrsten Friedrich V. von der Pfalz, das Haupt der Union,

4. Neuere Geschichte von der Reformation bis zur Französischen Revolution - S. 30

1913 - Münster in Westf. : Schöningh
30 seinem Sohn und Nachfolger Ferdinand Iii. (16371657) noch fortdauerte und erst nach langwierigen und verwickelten Verhandlungen im Jahre 1648 durch den Westflischen Frieden sein Ende erreichte. 9. Der Dreiigjhrige Krieg. 16181648. Ursachen und Veranlassung. Die Ursachen des Krieges sind die Glaubensspaltung, die Schwche des Kaisertums und die Eroberungslust auswrtiger Fürsten. Da ein geringfgiger Umstand einen bhmischen und im weiteren Verlauf europischen Krieg hervorrufen konnte, hatte ver-schiedene Grnde. In Bhmen befrchteten die Protestanten, Ferdinand von Steiermark, ein eifriger Katholik, der noch zu Leb-zeiten seines regierenden Vetters Matthias König in Bhmen wurde, werde trotz des Majesttsbriefes die Reformation rckgngig zu machen versuchen. Auerdem strebten die Tschechen nach nationaler Selbstndigkeit. Die deutschen Fürsten wollten ihre Landes-hoheit in politischer und religiser Hinsicht erweitern, und vielen unter ihnen drohte bei Anwendung des kirchlichen Vorbehaltes der Verlust der nach dem Passauer Vertrag verweltlichten Gebiete; das waren allein schon zwei Erzbistmer und zwlf Bistmer. Die auslndischen Fürsten suchten eine Gelegenheit zur Ein-Mischung, um die kaiserliche Macht zu schwchen und sich selbst durch Eroberung deutscher Gebiete zu bereichern. Die Veranlassung zum Kriege lag auf religisem Ge-biete; spter aber traten die politischen Interessen in den Vorder-grund. In Bhmen wurde der der die kniglichen Gter getroffene Vergleich von Katholiken und Protestanten verschieden ausgelegt. Die Protestanten (Utraquisten) erklrten auch die geistlichen Gter fr kniglichen Besitz. Nach dieser Auffassung htten also auch die Untertanen geistlicher Grundherrn protestantische Kirchen erbauen drfen. Dieser Deutung schlssen sich die Katholiken nicht an; der Erzbischof von Prag lie die protestantische Kirche zu Klostergrab einreien, der Abt von Braunau die dortige protestantische Kirche schlieen. Die Protestanten wandten sich beschwerdefhrend an die kaiser-lichen Statthalter zu Prag, wurden aber abschlgig beschieden; eine Beschwerdeschrift an den Kaiser wurde ebenfalls als unbegrndet

5. Geschichte des Mittelalters und der Neuzeit - S. 128

1896 - Hannover : Manz & Lange
128 Der dreiigjhrige Krieg. 5) Kaiser Matthias 1612 bis 1619. Wie Matthias sich zum Herrn der Lnder seines Bruders gemacht hatte, so wurde er nach Rudolfs Tod auch sein Nachfolger auf dem Kaiserthron. Da er kinderlos war, nahm er seinen Vetter, den Erzherzog Ferdinand von Steiermark, an Sohnes Statt an und bertrug ihm die Erbfolge im Knigreich Bhmen und bald darauf auch in Ungarn. Er selbst fhrte darauf ein zurckgezogenes Leben und starb unbeachtet im Jahr 1619. 36. Der dreiigjhrige Krieg 1618 bis 1648. 1) Der Krieg Ferdinands Ii. mit den Bhmen und Friedrich V. von der Pfalz. Ferdinand von Steiermark war ein Gesinnunasaenosse des Herzogs Maximilian von Baiern._Er war von den Jesuiten erzogen worden" mid'al^ hchst glaubenseifrig bekannt. Be-richtete man doch von ihm die uerung, er wolle lieber von Land und Leuten kommen als Ketzer in seinem Lande dulden. Darum rief seine Erhebung auf den bhmischen Thron lebhafte Erregung unter den protestantischen Bhmen hervor. Nicht mit Unrecht besorgten diese von dem neuen Landesherrn eine Verletzung der im Majesttsbrief gewhrleisteten Religionsfreiheit. So lie der Abt von Braunau im Vertrauen auf Ferdinands Schutz eine protestantische Kirche schlieen, der Erzbischos von Prag eine protestantische Kirche in seinem Gebiet sogar niederreien. a. Der Praaer Fenstersturz 1618: ?>" Kay er Mattlnas auf die Beschwerden der Protestanten keine Abhlfe gewhrte, so griffen diese zur gewaltsamen Selbsthlfe und zum Aufruhr. Unter Fhrung des Grafen Matthias von Thurn strmte im Mai des Jahres 1618 ein Volkshaufe in Prag das Schlo, wo die Regierung ihren Sitz hatte, und strzte zwei katholische Rte des Kaisers, deren Einflu man die protestantenfeindliche

6. Deutsche und brandenburgisch-preußische Geschichte der Neuzeit bis 1740 - S. 35

1913 - Paderborn : Schöningh
Der bhmisch.pslzische Krieg. (1618). Seit dieser Zeit berragte der Staat der Hohenzollern an Gebietsumfang die Lnder der anderen Reichsfrsten (von dem Kaiserhause abgesehen) bedeutend^ Dritter Abschnitt. Der Dreiigjhrige Krieg (1618-1648). 1 Der bhmisch-pflzische Krieg. ^a) Die Veranlassung des Krieges. Der Kaiser Matthias bestimmte, da er kinderlos war, seinen Vetter, den Erzherzog Ferdinand von Steiermark, zum Nachfolger in seinen Erblanben uttb lie ihn auch zum Könige von Bhmen krnen. So wrben alle sterreichisch-habsburgischen Lnber rvieber unter einer Herrschaft vereinigt. Noch bevor aber Matthias starb, brachen in Bhmen Unruhen aus, an denen sich ein Krieg entzndete, der 30 Jahre lang deutsche Lande heimsuchte. Diebhmischen Protestanten, die man mitderhussitischen Bezeichnung Utraquisten nannte, hatten mit der Religions-freihett (Majesttsbrief, S. 32) in beschrnktem Umfange auch das Recht erhalten, Kirchen zu bauen. Als nun in den beiden Stdten Braunau und Klostergrab, die hohen katholischen Geistlichen unterstanden, die evangelischen Bewohner sich eine Kirche bauten, wurde ihnen von den Stadtobern dies Recht bestritten. Die Kirchen wurden geschlossen und die eine sogar niedergerissen. Eine Beschwerde der Protestanten bei Kaiser Matthias war erfolglos. Der Zorn der den ungndigen Bescheid des Kaisers richtete sich gegen mehrere Mitglieder der Statthalterschaft zu Prag, welche die Abweisung verursacht haben sollten. Die protestantischen Stnde (Adlige und Ver-treter der Städte) traten in Prag zur Beratung zusammen. Aus dieser begaben sie sich auf das Prager Schlo und strzten in ihrer Erbitterung jene kaiserlichen Rte (Martinitz und Slawata) und deren Geheimschreiber (Fabriems) aus dem Fenster in den Schlograben herab. Trotz des tiefen Falles"wurden alle drei nicht erheblich beschdigt. (Der Prger Fenstersturz, 1618.) 3*

7. Erzählungen aus der Sage und Geschichte - S. 113

1910 - Leipzig : Voigtländer
27. Die Anfnge des Krieges. 113 27. Die Anfnge des Dreiigjhrigen Krieges. 1. Die Fortdauer des Glaubenszwistes. Der Rugsburger Religionsfriede hatte zwar uerlich die Ruhe wiederhergestellt, aber keine Ausshnung der Katholiken und Evangelischen herbeigefhrt. Der Hader wuchs allmhlich wieder so sehr, da 1618 ein neuer Religions-krieg ausbrach, der dreiig Jahre lang ganz Deutschland verwstete. 2. Der Aufstand in Bhmen. Der Dreiigjhrige Krieg nahm seinen Hnfang in Bhmen. Dort hatte die Reformation weite Verbreitung gefunden. Ein kaiserlicher Majesttsbrief sicherte den bhmischen Protestanten freie Religionsbung. Ris ihnen trotzdem im Jahre 1618 eine neuerbaute Kirche niedergerissen, eine andre geschlossen wurde, brach ein Huf st and aus. Die Protestanten zogen vor das Schlo der bhmischen Hauptstadt Prag, drangen hinein und forderten von den kaiserlichen Rten Rechenschaft. Rls ihnen diese verweigert wurde, warfen sie zwei der Rte und deren Schreiber zum Fenster hinaus. Die hinabgestrzten fielen auf einen Kehrichthaufen und kamen deshalb mit dem Leben davon. Die Emprung verbreitete sich rasch der das ganze Land. Die bhmischen Protestanten erkannten den eben zum Kaiser erwhlten eifrig katholischen Ferdinand Ii. nicht als ihren König an, sondern whlten den protestantischen Kurfrsten Friedrich V. von der Pfalz zum König von Bhmen. Dieser junge Fürst lie sich vom Glanz der Knigswrde blenden, zog nach Prag und setzte sich bort die gefhrliche Krone aufs Haupt. 3. Der Vhmisch-pflzische Krieg. 3m Ruftrag des Kaisers Ferbinanb rckte nun der katholische Herzog Maximilian von Bayern mit Heeresmacht in Bhmen ein und besiegte Friebrichs Heer in der Schlacht am Weien Berge bei Prag 1620. Friedrich floh eilends aus Bhmen nach Holland. Nur einen Vinter hatte sein Knigtum gedauert- man nannte ihn deshalb den lvinterknig". Bald war ganz Bhmen dem Kaiser unterworfen, und nun erging ein strenges (Bericht der die Protestanten. Der Iftajefttsbrief wrbe vernichtet, ihre vornehmsten Rnhnger wrben hingerichtet, die Rusbung des protestantischen Gottesdienstes verboten. Deshalb verlieen viele protestantische Familien das Land. Der Ivinterknig wurde in die Reichs-acht getan; die pflzische Kurwrde erhielt der Herzog Maximilian von Bayern. (Einige protestantische Fürsten nahmen sich Friedrichs an; aber ihre Heere wrben von Maximilians Feldherrn Tilly geschlagen. 4. Der Dnische Krieg. Rls Tillq auch die Protestanten in Itorbbeutschlanb bebrohte, trat fr diese König Christian Iv. von fl n 6 r , Lehrbuch i>. Gesch. f. hhere Mdchenschulen. Vorstufe B. 8

8. Geschichte des Mittelalters bis zum Westfälischen Frieden - S. 137

1911 - Leipzig : Hirt
Der Dreiigjhrige Krieg. 137 Maximilian Ii. war schwankend im Streit der Religionsparteien. Im Kriege gegen die Trken, denen er den grten Teil von Ungarn berlie, zeigte er keine Tatkraft. Zu seiner Zeit starb Graf Zriny bei der Ver-teidignng von Szigeth den Heldentod. (Krner: Zriny.) Der unfhige Rudolf Ii. las in den Sternen und suchte nach dem Steine der Weisen, blieb daher in seinem Reiche ein Fremdling. 4. Die Verschrfung des Gegensatzes. Zur Zeit Rudolfs Ii. wuchs der Gegensatz zwischen Katholiken und Protestanten zu unheilbarer Feind-schast. Schon kcim es zu Gewaltttigkeiten. Der Erzbischos von Cln trat zum reformierten Bekenntnis der, wollte aber sein Erzbistum nicht aufgeben. Da er schlecht gerstet war, gelang es der Gegenpartei, ihn mit Hilfe spanischer Truppen, die aus Belgien kamen, zu vertreiben. In der fast ganz protestantischen Reichsstadt Donauwrth wurde ein katholischer Umzug durch die Volksmenge gestrt. Da lie sich Herzog Maximilian von Bayern vom Kaiser beauftragen, die Stadt zu bestrafen, besetzte sie mit seinen Truppen .und fhrte den katholischen Gottesdienst wieder ein. Die Folge war, da protestantische Fürsten 1608 einen Bund zur Verteidigung 160s. ihrer Religion schlssen, die Union, deren Haupt der Kurfürst von der Pfalz war. 1609 trat ihr in der Liga ein katholischer Bund gegenber, an dessen Spitze Maximilian von Bayern stand. Neben Maximilian war Ferdinand von Steiermark, der lieber der eine Wste als der ein Land voll Ketzer regieren wollte", der schrfste Gegner des Protestantismus. In Steiermark gab es damals noch viele Protestanten. Ferdinand schlo ihre Kirchen, verbrannte ihre Bibeln und lie sie durch seine Soldaten, die das Land durchzogen, in die katholische Messe treiben. Der drohenden Haltung der Bhmen begegnete der Kaiser, indem er ihnen im Majesttsbriefe" freie Religionsbung bewilligte. 1. Veranlassung. Zur Zeit des Kaisers Matthias (16121619) entstand in Bhmen ein Streit darber, ob sich der Majesttsbrief auch auf die Bewohner geistlicher Gebiete beziehe. In Kloster grab war nmlich auf Befehl des Erzbischofs von Prag eine protestantische Kirche niedergerissen und in Braunau eine solche auf Befehl des dortigen Abtes geschlossen worden. Die Protestanten beschwerten sich darber beim Kaiser, wurden aber scharf abgewiesen. Da versammelten sich die prote-stantischen Stnde 1618 in Prag; sie gaben den Statthaltern, denen der 1618. Kaiser die Verwaltung des Landes bertragen hatte, die Schuld, drangen unter Fhrung des Grafen Thurn bewaffnet zu ihnen ins Schlo und warfen nach bhmischem Brauche zwei von ihnen nebst einem Geheim-schreib er zum Fenster hinaus. 8. Der Dreiigjhrige Krieg. Der Sieg der katholischen Partei. 1618 bis 1648.

9. Geschichte des Mittelalters und der Neuzeit bis zum Jahre 1648 - S. 163

1902 - Leipzig : Voigtländer
54. Der Dreiigjhrige Krieg 16181648. Baues. Defeusoreu" sollteu der die Durchfhrung der Bestimmungen wachen. Trotzdem erhoben auch die Bhmen Matthias zum König, und Rudolf besa schlielich nur noch den Kaisertitel. Kaum hatte Matthias 1612 den Thron bestiegen, als wegen Matthias der Mich-clevischen Erbschaft der Krieg auszubrechen drohte. Johann 1612 Sigismund und Wolfgang Wilhelm entzweiten sich dieser wurde katholisch und schlo sich der Liga an, jener trat zum Calvinismus der, um die Untersttzung Hollands und der Union zu gewinnen; doch duldete er zuerst von allen deutschen Fürsten beide protestantische Bekenntnisse bei seinen Untertanen. Nochmals kam in Xanten (1614) ein Vergleich zu stnde: Wolsgang Wilhelm Cleve, erhielt Jlich und Berg, Johann Sigismund Cleve, Mark Asberg und Ravensberg Endgltig besttigt ward dies Abkommennbranden- brg erst 1666. 54. Der Dreiigjhrige Krieg 1618 1648. I. Bhmisch-Pflzische Periode 16r8-1624 Aus kirchlichen Ursachen: und staatlichen, eng miteinander verflochtenen Gegenstzen entstand in Bhmen ein Kamps, der sich allmhlich zu einem europischen Kriege erweiterte. Der Adel besa das Recht der Truppen- und Steuer- Jtn"e bewilligung ganz, das der Beamtenernennung grtenteils, und mit ihm gingen des protestantischen Bekenntnisses wegen die politisch einflulosen Brger zusammen. So wurde das katholische Herrscherhaus in den Hintergrund gedrngt. Als nun trotz des Einspruches der Stnde der kinderlose Matthias seinem Vetter Ferdinand von Steiermark die Erbfolge verschaffte, ward der Gegensatz in Bhmen schrfer. Den Anla zum Ausbruch des Kampfes Sgjj* gab die verschiedene Auslegung des kurz nach Erla des Majesttsbrieses zwischen katholischen und protestantischen Stnden geschlossenen Vergleiches, der auch den Bewohnern kniglicher Gter das Recht des Kirchenbaues zugestand. Dazu rechneten die Protestanten auch die geistlichen Gter; die Katholiken aber machten it^enau ihren entgegengesetzten Standpunkt beim Bau der Kirchen inm Braunau Braunau und Klostergrab geltend und sperrten jene, whrendu"d Kloster-sie diese niederrissen. Nun beschwerten sich die Stnde bei Matthias. Infolge einer ungndigen Antwort beriefen die Defeusoreu" etwa Ii*

10. Mittelalter und neue Zeit bis zum Westfälischen Frieden - S. 186

1897 - München [u.a.] : Oldenbourg
186 64. I. Der Bhmisch-Pflzische Krieg (16181624). D. Der Dreiigjhrige krieg J648. (Vgl. Karte Vii.) 64. I. Der Bhmisch-Pflzische Krieg 16181624 unter Kaiser Ferdinand Ii. (16191637). 1. Per Whmische Aufstand 1618. Der von Kaiser Rudolf in der Zeit seiner Bedrngnis den bhmischen Stnden bewilligte und von Kaiser Matthias besttigte Majesttsbrief hatte (seit 1611) einen Streit darber veranlat, ob auch die husitisch-protestantischen Unterthanen geistlicher Herren das Recht des Kirchenbaues haben sollten (vgl. S. 184, 8). Darber entbrannte heftiger Hader, der zuletzt zu einem Aufstande gegen die kaiserliche Regierung fhrte. Der Erzbischof von Prag und der Abt von Braunau lieen beide in ihrem Sprengel eine protestantische Kirche schlieen. Als spter (1617), gleich nach der Ernennung Ferdinands zum König von Bhmen, der Erzbischof von Prag dre protestantische Kirche zu Klostergrab niederreien lie, beriefen bte darber erbitterten Protestanten eine Versammlung ihrer Stnde nach Prag zusammen. Diese richteten an den Kaiser eine Beschwerdeschrift der die Schmlerung des Maiesttsbriefes. Als aber dieselbe abgewiesen und sogar nut Drohungen be-antwortet wurde, kam es zum Aufstande. Unter Fhrung des Grafen Matthias Thurn drang (am 23. Mai 1618) ein bewaffneter Volkshaufe m das Prager Schlo ein. wo die verhaten kaiserlichen Statthalter ihre Sitzungen zu halten pfleaten Dabei ereignete sich jene Gewaltthat. die unter dem Namen des Prager Fenstersturzes bekannt ist: zwei der Statthalter (Martinitz und Slawata) wurden aus den Fenstern des Schlosses gestrzt, ohne jedoch am Leben Schaden zu nehmen. Gleichzeitig bemchtigten sich die Protestanten der Swa sgewa ^ Graf Thurn. durch den Sldnerfhrer Ernst von Mansfeld untersttzt, fhrte seine Truppen gegen die Kaiserlichen, anfangs mit gutem Erfolg. 2. per Winterknig. 1619-1620. Als Kaiser Matthias im Frhjahre 1619 gestorben war, erklrten die aufstndischen Bhmen dessen streng katholischen Nachfolger, den Kaiser Ferdinand Ii., des bhmischen Thrones verlustig und whlten den kalvmischen Kurfrsten Friedrich V. von der Pfalz und der Oberpfalz, das Haupt der Union, zu ihrem König. Nach lngerem Schwanken lie sich der iunqe Fürst vom Ehrgeiz verfhren und nahm die dargebotene Krone an auf seine Entscheidung soll seine Gemahlin Elisabeth einen ver-Werblichen Einflu gebt haben. Am 31. Oktober zog er in Prag ein, aber die Freude seines Knigtums dauerte nur einen einzigen hinter.

11. Geschichte der Neuzeit - S. 35

1901 - München [u.a.] : Franz
Der dreiigjhrige Krieg. Der bhmisch-pflzische Krieg, 35 mark, in den ihm unterstellten Lndern Steiermark, Krnten und Krain. Whrend der Verwandte Ferdinands, Kaiser Rudolf Ii., in Bhmen die Reformation wider Willen anerkannte, chtete er die grtenteils protestantisch gewordene Reichsstadt Donauwrth, Donauwrth als eine Prozession daselbst vom Pbel gestrt worden war. Als 1607 Vollstrecker der Acht besetzte Herzog Maximilian von Bayern Donauwrth 1607, vernichtete daselbst den Protestautismus und machte die bisherige Reichsstadt zu einer herzoglich bayerischen. Solchen Ereignissen gegenber schlssen mehrere Protest an- Union 1608. tische Reichs stnde im sdwestlichen Deutschland 1608 die Union zur Sicherung des protestantischen Besitzstandes im Reich und verpflichteten sich, im Notfall aus gemeinsamen Beitrgen ein Heer auszustellen. Die Leitung des Bundes wurde dem ealvinischen Kurfrsten Friedrich Iv. von der Pfalz bertragen. Dagegen schlo der Herzog Max von Bayern mit den geistlichen Frsien im Sden und Westen des Reiches 1609 Liga 1609. die Liga, an deren Spitze er als das einzige weltliche Bundesmitglied trat. So standen die beiden groen Glaubensparteien im Reich kampfgerstet einander gegenber und machten die Spaltung Deutschlands um so offenbarer, als beide Bndnisse im Ausland Rckhalt suchten und fanden: die Union schon 1609 an Frankreich, die Liga 1622 an Spanien. Der dreiigjhrige Krieg 16181648. a) Der bhmisch-pflzische Krieg 16181623. Die Stube des Knigreichs Bhmen hatten 1617 auf Verlangen des Kaisers Matthias bessen Vetter Ferbinanb von Steiermark als König angenommen, der bafr alle Privilegien des Knigreichs besttigte. Darauf hatte Matthias die Regierung Bhmens zehn Statthaltern der- Zehn tragen und dieses Land verlassen, um Ferdinands Wahl auch Statthalter in Ungarn herbeizufhren. In demselben Jahr (1618), in welchem ln $f)men> er bps erreichte, fiel jeboch Bhmen wieder ab. /Dort war auf Kaiser Rudolfs Majesttsbrief hin ein Vergleich zwischen den katholischen und den protestantischen Stnden des Knigreichs abgeschlossen worden, durch welchen das Recht des Kirchenbaues auch den Bewohnern kniglicher Gter zugesprochen wurde.-' Zu den kniglichen Gtern rechneten die Protestanten auch die geistlichen Gter, ba biefe in Bhmen meist wie Krongut behanbelt wrben, whrenb die Katholiken dieser Auffassung widersprachen.^? Als nun der Abt von Brannan eine Braunau und protestantische Kirche daselbst hatte sperren, der Erzbischos Klostergrab, von Prag eine solche zu Klostergrab hatte niederreien lassen, richteten die protestantischen Stnde an Matthias eine 3*

12. Deutsche Geschichte bis zum Ausgange des Dreißigjährigen Krieges - S. 130

1914 - Paderborn : Schöningh
Der Dreiigjhrige Krieg. Dritter Abschnitt. Der Dreiigjhrige Krieg (1618-1648). 75. 1. Der bhmisch-pflzische Krieg. a) Die Veranlassung des Krieges. Der Kaiser Matthias bestimmte, da er kinderlos mar, seinen Vetter, den Erzherzog Ferdinand von Steiermark, zum Nachfolger in seinen Erblanden und lieh ihn auch zum Könige von Bhmen krnen. Hierdurch rourden alle sterreichisch-habsburgischen Lnder wieder unter einer Herrschaft vereinigt. Noch bevor aber Matthias starb, brachen in Bhmen Unruhen aus, an denen sich ein Krieg ent-zndete, der 30 Jahre lang deutsche Lande heimsuchte. Die bhmischen Protestanten Hattert mit der Religionsfreiheit (Majesttsbrief, 6. 127) in beschrnktem Umfange auch das Recht erhalten, Kirchen zu bauen. Als nun in zwei Stdten, die hohen katholischen Geistlichen unterstanden, die evangelischen Bewohner sich eine Kirche bauten, wurde ihnen von den Stadtoberen dies Recht bestritten. Die Kirchen wurden geschlossen und die eine sogar niedergerissen. Eine Be-schwerde der Protestanten bei Kaiser Matthias war erfolglos. Der Zorn der den ungndigen Bescheid des Kaisers richtete sich gegen mehrere Mitglieder der Statthalterschaft zu Prag, welche die Abweisung verursacht haben sollten. Protestantische Stnde (Adlige und Vertreter der Städte), die in Prag zur Beratung versammelt waren, begaben sich auf das Prager Schlo und strzten in ihrer Erbitterung zwei kaiserliche Rte und einen Geheimschreiber aus dem Fenster in den Schlotzgraben herab. Trotz des tiefen Falles wurden alle drei nicht erheblich beschdigt. (Der Prager Fenstersturz, 1618.) Darauf erklrten die Fhrer der Emprung die knigliche Statthalterschaft fr abgesetzt und richteten eine eigene Regierung ein. Der Aufstand ergriff bald das ganze Knigreich mit seinen Nebenlndern' (Mhren, Schlesien, Lausitz), und da man auf die Verzeihung des Knigs nicht mehr rechnen konnte, so rstete man eifrig zum Kriege. Als Kaiser Matthias bald darauf starb, sagten die bhmischen Stnde sich von seinem Nachfolger

13. Erzählungen aus der deutschen Sage und Geschichte - S. 71

1907 - Leipzig : Voigtländer
3537. Der Dreiigjhrige Krieg 16181648. 71 niederzulegen. Er bergab die meisten seiner Lnder (Spanien, die Niederlande und die Besitzungen in Italien und Amerika) seinem Sohne Philipp, die deutsche Kaiserrorde seinem Bruder Ferdinand (1556). Dann zog er sich in ein spanisches Kloster zurck und verbrachte seine Tage mit Gebet, Gartenbau, Drechslerarbeiten und Uhrmacherei. viel beschftigte er sich mit dem Gedanken an den Cod. Einst kam ihm der sonderbare Einfall, noch bei Lebzeiten sein Leichenbegngnis zu feiern. Er legte sich in einen offenen Sarg, lie sich von den Mnchen in die mit Trauerflor behngte Kirche tragen, Grablieder singen und Seelenmessen halten. Rings umher brannten Wachskerzen, und eine ergreifende Trauermusik hallte durch das Gewlbe der Kirche. Das alles erschtterte ihn so tief, da er schon wenige Tage darauf wirklich starb, zwei Jahre nachdem er die Krone niedergelegt hatte. Der Dreiigjhrige Krieg 1618 -1648. 35. Die Anfnge des Krieges. 1. Die Fortdauer des Glaubenszwistes. Der augsburger Religionsfriede hatte zwar uerlich die Ruhe wiederhergestellt, aber keine Ausshnung der Katholiken und Evangelischen herbeigefhrt. Der Hader wuchs allmhlich wieder so sehr, da 1618 ein neuer Religionskrieg ausbrach, der dreiig Jahre lang ganz Deutschland verwstete. 2. Der Ausstand in Bhmen. Der Dreiigjhrige Krieg nahm feinen Rnfang in Bhmen, dem Lande der hussiten. Dort hatte die Reformation weite Verbreitung gefunden. Ein kaiserlicher Majesttsbrief sicherte den bhmischen Protestanten freie Religionsbung. Rls ihnen trotzdem im Jahre 1618 eine neuerbaute Kirche niedergerissen, eine andre geschlossen wurde, brach ein H u f st a n b aus. Die Protestanten zogen vor das Schlo der bhmischen Hauptstadt Prag, drangen hinein und forderten von den kaiserlichen Rten Rechenschaft. His ihnen diese verweigert wurde, warfen sie zwei der Rte und deren Schreiber zum Fenster hinaus. Die hinabgestrzten fielen auf einen Kehrichthaufen und kamen deshalb mit dem Leben davon. Die Emprung verbreitete sich rasch der das ganze Land. Die bhmischen Protestanten erkannten den eben zum Kaiser erwhlten eifrig katholischen Ferdinand Ii. nicht als ihren König an, sondern whlten den protestantischen Kurfrsten

14. Erzählungen aus der deutschen Sage und Geschichte - S. 71

1911 - Leipzig : Voigtländer
3537. Der Dreiigjhrige Krieg 16181648. 71 niederzulegen. Er bergab die meisten seiner Lnder (Spanien, die Niederlande und die Besitzungen in Italien und Hrnerika) seinem Sohne Philipp, die deutsche Kaiserrorde seinem Bruder Ferdinand (1556). Dann zog er sich in ein spanisches Kloster zurck und verbrachte seine Tage mit (Bebet, Gartenbau, Drechslerarbeiten und Uhrmachern, viel beschftigte er sich mit dem Gedanken an den Tod. Einst kam ihm der sonderbare Einfall, noch bei Lebzeiten sein Leichenbegngnis zu feiern. Er legte sich in einen offenen Sarg, lie sich von den Mnchen in die mit Trauerflor behngte Kirche tragen, Grablieder singen und Seelenmessen halten. Rings umher brannten Wachskerzen, und eine ergreifende Trauermusik hallte durch das Gewlbe der Kirche. Das alles erschtterte ihn so tief, da er schon wenige Tage darauf wirklich starb, zwei Jahre nachdem er die Krone niedergelegt hatte. Der Dreiigjhrige Krieg 1618 -1648. y 35. Die Anfnge des Krieges. 1. Die Fortdauer des Glaubenszwistes. Der augsburger Religionsfriede hatte zwar uerlich die Ruhe wiederhergestellt, aber keine Ausshnung der Katholiken und Evangelischen herbeigefhrt. Der Hader wuchs allmhlich wieder so sehr, da 1618 ein neuer Religionskrieg ausbrach, der dreiig Jahre lang ganz Deutschland verwstete. 2. Oer aufstand in Bhmen. Der Dreiigjhrige Krieg nahm seinen Rnfang in Bhmen, dem Lande der hussiten. Dort hatte die Reformation weite Verbreitung gefunden. Ein kaiserlicher Majesttsbrief sicherte den bhmischen Protestanten freie Religionsbung. His ihnen trotzdem im Jahre 1618 eine neuerbaute Kirche niedergerissen, eine andre geschlossen wurde, brach ein Huf stand aus. Die Protestanten zogen vor das Schlo der bhmischen Hauptstadt Prag, drangen hinein und forderten von den kaiserlichen Rten Rechenschaft. His ihnen diese verweigert wurde, warfen sie zwei der Rte und deren Schreiber zum Fenster hinaus. Die hinabgestrzten fielen auf einen Kehrichthaufen und kamen deshalb mit dem Leben davon. Die Emprung verbreitete sich rasch der das ganze Land. Die bhmischen Protestanten erkannten den eben zum Kaiser erwhlten eifrig katholischen Ferdinand Ii. nicht als ihren König an, sondern whlten den protestantischen Kurfrsten

15. Für den Unterricht in Unterklassen berechnet - S. 183

1872 - Hildburghausen : Nonne
Der dreiigjhrige Krieg. 183 Fürsten ein Bndni, die Union (1608), welchem sich bald (1609) eine Union Vereinigung katholischer Fürsten, die Ligne, entgegenstellte, an deren Spitze 1608-der muthige und kraftvolle Maximilian von Baiern stand. Zn der- Ligu selben Zeit (1609) zwangen die drei bhmischen Stnde (Herren, Ritter 1609. und Städte) den Kaiser Rudolf den Il, ihnen freie Religionsbung zu be-willigen. Er thcit dies in dem sogenannten Majesttsbrief, dessen Majestts-Verletzung die nchste Veranlassung des dreiigjhrigen Krieges wurde. brief. Bereits unter Matthias (16121619), dem Nachfolger Rudolf Matthias des Ii., erhob sich in Bhmen ein Streit der die Auslegung des Maje- H-sttsbriefts. Der Abt von Braunaus lie nmlich eine dort erbaute 1 protestantische Kirche sperren und der Erzbischos von Prag eine andere in Klo st ergrab i) niederreien, indem sie behaupteten, da durch den Maje-sttsbrief nur den protestantischen Stnden, nicht aber den protestantischen Unterthanen katholischer Stnde das Recht des Kirchenbaues zustehe. Kaiser Matthias wies von Wien aus die Beschwerden der Prote-steinten durch ein drohendes Schreiben zurck. Es verbreitete sich 'aber das Gercht, diese Antwort sei von den vier kaiserlichen Statthaltern in Prag verfat und dem Kaiser nur zur Unterschrift zugesandt worden. Um jene darber zur Rede zu stellen, drang am 23. Mai 1618 eine Schaar Fenstersturz bewaffneter Protestanten auf das Prager Schlo, fielen der zwei derselben, zu Prag die Grafen Martinitz und Slawata, welche trotzig antworteten, her, 1618-und warfen sie nebst ihrem Schreiber Fabricius zum Fenster hinaus2). Hierauf trieben die bhmischen Protestanten die Jesuiten (S. 170. Anm. 2), ihre eifrigsten Gegner, aus dem Lande, ordneten eine allgemeine Volksbewaffnung an und stellten den Grasen Thum an die Spitze ihrer Streitkrfte. Die Union sendete ihnen ein Hilfsheer von 4000 Mann unter dem Grafen von Mansfeld und, nachdem sie ein in Bhmen eingedrungenes Heer zum Rckzug genthigt hatten, fielen sie sogar in das Erzherzogthum Oesterreich ein und verbreiteten den Aufstand auch der Mhren, Schlesien und die Lausitz. Aus solcher Bedrngni befreite den Kaiser Matthias der Tod (20. Mrz 1619) und ihm folgte sein Ferdinand Vetter, der feste und entschlossene Ferdinand Ii. (16191637). n- Da die Bhmen Ferdinand als einen Erbfeind des evangelischen ~~ ' Glaubens und Sklaven der Jesuiten" kannten, so beschlossen sie, seinem Angriff zuvorzukommen, und bald erschien Thum mit Heeresmacht an den Thoren Wien's (Juni 1619). Ferdinand's Lage war um so milicher, Wien als die zahlreichen Protestanten der Stadt mit den Belagerern gemein- ^19. schaftliche Sache machten und bis in die kaiserliche Burg flogen bereits die bhmischen Kugeln. Am 5. Juni drangen sogar 16 sterreichische Protestanten in das Zimmer des Kaisers, die Ferdinand's schriftliche Einwil-ligung zu einem Bndni mit den Bhmen ertrotzen wollten. Schon fate ihn einer derselben, Andreas Thonradel, bei den Knpfen seines Wammses und rief drohend: Nun, willst du unterschreiben, Nandel, oder nicht?" Da schmetterten pltzlich Trompeten aus dem Schlohofe. Braunau, Stadt am Sdwestfu des Ricsengebirges. Klostergrab, Bergstadt am sdstlichen Fu des Erzgebirges, eine Meile westlich von Teplitz. 2) Obgleich die Hhe 60 Fu betrug, so kamen sie doch mit dem Leben davon, da sie auf weichen Schutt fielen und durch ihre Mntel die Heftigkeit des Falles gemindert wurde.

16. Teil 1 u. 2 - S. 259

1913 - Leipzig : Freytag
259 Regensburg, Konstanz u. a. grere Geldmittel. So standen sich die beiden Religionsparteien abermals feindlich gegenber. 6. Die Bhmen erkmpfen sich den Majesttsbrief 1609. Whrend der schwachen Regierung Rudolss Ii. herrschten im sterreichischen Staate bald gesetzlose Zustnde. Deshalb kamen die Erzherzge zusammen und whlten des Kaisers Bruder Matthias zum Oberhaupte des Hauses Habsburg; die Mhren, Ungarn und sterreicher erkannten ihn auch als solchen an, nachdem er den protestantischen Untertanen freie Religionsbung zugesprochen hatte. Nur die Bhmen blieben dem Kaiser Rudolf treu; sie benutzten aber seine bedrngte Lage, um dieselben Rechte, die Matthias seinen Untertanen gewhrt hatte, fr sich zu erlangen. Lange strubte sich Rudolf dagegen, endlich aber gab er den Bhmen den M a j e st t s b r i e f. Das war ein kaiserliches Gesetz, in dem bestimmt wurde, da niemand mit Gewalt von seiner Religion, darin er seine Seligkeit erhofft, abgedrngt werden soll, und da die drei Stnde, die Adligen, die Geistlichen und die Brger, auf ihrem Grund und Boden Kirchen und Schulen grnden drfen. Auch wurde den Protestanten gestattet, zum Schutze ihres Bekenntnisses und ihrer Rechte sich aus den Stnden Verteidiger zu whlen, die sogar Geld aufnehmen und Truppen anwerben konnten. 28. Der Dreiigjhrige Krieg. 16181648. I. Niederwerfung der Protestanten durch den Kaiser. 1. Der Bhmisch-Pslzische Krieg. 1618 bis 1623. a) Ursache und Veranlassung. Im Jahre 1612 war Kaiser Rudolf gestorben; sein Nachfolger im Reiche und in Bhmen wurde sein Bruder Matthias, der von 1612 bis 1619 regierte. Der neue Kaiser war von schwchlicher Gesundheit, so da bei seiner Krnung zu Frankfurt ein Fürst die Bemerkung machte, der werde wohl keine groen Sprnge machen, wenn es zum Tanze kommen sollte. Da der Kaiser kinderlos war, so bestimmte er schon im fnften Jahre seiner Regierung in dem Erzherzoge Ferdinand von Steiermark seinen Nachfolger. Die Bhmen er-kannten ihn auch als ihren zuknftigen König an, nachdem er den Stnden die Rechte und den Majesttsbrief besttigt hatte. Sofort aber erhoben die Jesuiten und Katholiken dreist ihr Haupt, indem sie die Evangelischen, die ungefhr 95 Prozent aller Bewohner Bhmens ausmachten, zu unterdrcken suchten. Die katholischen Statthalter, unter denen besonders Martinitz und Slawata erbitterte Gegner der Evangelischen waren, erlieen eine Reihe von Verordnungen, wodurch die Religionsfreiheit, die doch im Majesttsbriefe versprochen worden war, angetastet wurde. Man verbot das Drucken von evangelischen Schriften, entfernte alle Protestanten aus den Beamtenstellen, erklrte die Ehe der Prediger 17*

17. Leitfaden für die biographische Vorstufe des Geschichtsunterrichts - S. 75

1892 - Altenburg : Pierer
75 wieder zu erobern. Noch ehe ihm dies gelang, wurde er jedock von dem Dominikanermnch Jacques Clement ermordet, und nun wurde Heinrich von Navarra (Iv.) selbst König. Derselbe besiegte seine Feinde, und obgleich er wieder zur katholischen Kirche ber-treten mute, ehe ihm Paris die Thore ffnete, so sickerte er doch durch das Edikt von Nantes (1598) den Protestanten vllig 1593 gleiche Rechte mit den Katholiken zu. Der dreiigjhrige Krieg. (16181648.) 1618 bis 1648 109. Der Aufstand in Prag. Anfang des Krieges. der Deutschland regierte seit 1576 Kaiser 9ht=i576 bis dolf 11., ein schwacher Fürst, der sich ganz von den Jesuiten 1612 leiten lie. Er htte gern die Protestanten ganz ausgerottet, und in Wien verbot er wirklich den evangelischen Gottesdienst. Als er aber auch den Protestanten in Bhmen denselben untersagte, erhoben sie sich gegen ihn und zwangen ihn (1609), den sogenannten Maje-1609 sttsbrief auszustellen, der ihnen freie Religionsbung zugestand und ihnen die Befugnis erteilte, Kirchen und Schulen anzulegen. Auch Rudolfs Bruder Matthias, der nach ihm Kaiser wurde (1612), 1612 besttigte den Majesttsbrief; als nun aber die Protestanten im Vertrauen auf denselben in der Stadt Klostergrab, die zum Erz-bistum Prag gehrte, und in der Stadt Braunau, die dem dortigen Abt untergeben war, eine neue Kirche bauten, lie der Erzbischof jene niederreien und diese schlieen. Die Protestanten beschwerten sich in einem Schreiben an den Kaiser, erhielten aber einen harten Bescheid; zugleich verbreitete sich das Gercht, das Schreiben komme gar nicht vom Kaiser, sondern von den Statthaltern in Prag. Da zogen die protestantischen Stnde bewaffnet und von einer groen Schar von Knechten begleitet am 23. Mai 1618, gefhrt von dem 1618 alten Grafen Matthias von Thnrn, nach dem Schlosse, um die Statthalter zur Rede zu stellen. Es kam zu einem heftigen Wortwechsel, und zuletzt wurden die beiden verhatesten Statthalter Martinitz und Slawata nebst dem Geheimschreiber Fabricius aus dem Fenster in den Schlograben gestrzt. Die Jesuiten wurden darauf aus dem Lande gejagt, und eine neue Regierung, Thurn an der Spitze, ward in Bhmen eingesetzt. Matthias htte gern mit den Bhmen unterhandelt, aber davon wollte sein Vetter Ferdinand, Erzherzog von Steiermark, den er kurz vorher zum König von Bhmen und von Ungarn hatte krnen lassen, nichts wissen. So rckten denn zu gleicher Zeit zwei kaiserliche Heere in Bhmen ein, und auch die Bhmen griffen zu den Waffen. Damit begann der dreiigjhrige Krieg, der unsgliches Elend der Deutschland gebracht hat. Kaiser Matthias starb bald nach dem Anfange des Krieges, und Ferdinand (Ii.) folgte ihm in der Regierung. Von ihm hatten die Protestanten das Schlimmste zu befrchten. Thurn

18. Die Neuzeit bis zur französischen Staatsumwälzung - S. 34

1914 - Düsseldorf : Schwann
34 54. Die Wirren in Bhmen. Bei dem Kaiser Rudolf traten mit der Zeit Anzeichen geistiger Strung hervor. So wurde er denn von seinem eigenen Bruder Matthias gezwungen, ihm die Regierung von Osterreich und Ungarn abzutreten. In Bhmen versuchte der Kaiser sich noch dadurch zu behaupten, da er den Stnden des 1 Aoq -^an^e^ den sogenannten Majestts- (d. h. Hoheits-) luv.7 Brief bewilligte. Es wurde dadurch den Herren, Rittern und Kniglichen Stdten" freie Religionsbung und das Recht gewhrt, sich Kirchen zu bauen. Trotz dieses Freiheitsbriefes sah sich der Kaiser von den Stnden gentigt, seinem Bruder auch die bhmische Krone zu berlassen. In der Stunde, da dieser gekrnt wurde, schlo Rudolf sich zu Prag in seinem Gemache ein und weinte. Ein halbes Jahr spter war er tot. 16121619 Auch in der Kaiserwrde folgte ihm Matthias nach. Unter dessen Regierung brach jetzt der furchtbare Gewittersturm der das Reich herein, der so lange schon gedroht hatte. Der Dreiigjhrige Krieg, 16181648. Man zerlegt den groen Krieg gewhnlich in vier Abschnitte. Zn den drei ersten herrscht der religise Gegensatz zwischen Katholiken und Prote-steinten vor. Der letzte Abschnitt hat vorwiegend politischen Charakter; der Krieg erweitert sich durch die Eroberungskmpfe von Schweden und Frank-reich auf deutschem Boden zum ersten europischen Krieg und endigt mit vlliger Ohnmacht des Reiches. Der bhmisch-pflzische Krieg. 55. Der Fenstersturz von Prag. Die Ursache des groen Krieges war der tiefe kirchlich-politische Gegensatz zwischen Katho-liken und Protestanten im Reiche; die unmittelbare Veranlassung aber lag in einem an sich nur geringfgigen Streite. Es handelte sich um Kirchenbauten in Bhmen. Als nmlich in Klostergrab unweit Teplitz und in Braunau protestantische Kirchen entstanden, erhoben die Grundherren dieser Orte, der Erz-bischos von Prag und der Abt von Braunau, dagegen Einspruch; den protestantischen Untertanen katholischer Herren gestatte der Majesttsbrief, so erklrten sie, einen Kirchenbau nicht. Die Kirche zu Klostergrab wurde nach Anordnung des Erzbischofs ab-gebrochen und die zu Braunau auf Befehl des Abtes geschlossen. Kaiser Matthias wies die Beschwerde der Protestanten ab. Die Schuld an der ungnstigen Entscheidung legten die protestantischen Stnde den kaiserlichen Statthaltern in Prag bei, und gegen diese richtete sich daher ihre Erregung.

19. Lehrbuch der Geschichte für Mittelschulen - S. 208

1904 - München : Oldenbourg
208 Zeitalter der Reformation. Der Dreiigjhrige Krieg. Niemals hat das Sprichwort Kleine Ursachen, groe Wirkungen" eine so erschtternde Besttigung gefunden wie bei den Ereignissen, die 1618 sich am 23. Mai 1618 in Prag abspielten. Wie wir oben sahen, waren weder Rudolf Ii. noch Matthias energisch gegen die Nichtkatholiken in ihren Stammlanden eingeschritten, ob-wohl sie nach dem damals allgemein gltigen und auch vom Augsburger Reichstag (1555) neubesttigten Grundsatz Wessen Land, dessen Religion" das unbestrittene Recht dazu gehabt htten. Das mute sich voraussichtlich ndern, wenn der eifrig katholische Ferdinand von Graz (Steiermark) das sterreichische Gesamterbe antrat. Die Thronfolge Ferdinands war indes bei der Kinderlosigkeit der beiden Kaiser (Rudolf Ii. blieb berhaupt unvermhlt) nur eine Frage der Zeit. Deshalb suchten die Nichtkatholiken frh genug vorzubauen. Von diesem Gedanken geleitet, hatten die Bhmen seinerzeit den Majesttsbrief" erzwungen. Das gleiche wnschten auch die Stnde von Ost erreich (im engeren Sinn) und Ungarn zu erreichen, stieen aber auf den Widerstand des Kaisers Matthias. Daher kam es in beiden Lndern zu Au sstnd en, die umso gefhrlicher waren, weil die Trken einen solchen Anla sich nicht entgehen lieen, um Eroberungen in Ungarn zu machen, und Habsburg vom Reich keine Hilfe zu erwarten -hatte, da die Pflzer Partei (Calviuisten) jeden Reichstag durch ihre zurzeit unerfllbaren Forderungen sprengte (siehe oben). Diesen Wirrwarr wollten nun die bhmischen Nichtkatholiken ihrerseits benutzen, um die nach dem Majesttsbrief noch unentschiedene Frage, ob die Untertanen geistlicher Fürsten" den Untertanen kniglicher Gter" gleichmachten feien, alfo das Recht des Kirchenbaues htten oder nicht, durch einen praktischen Versuch zur Entscheidung zu bringen, solange noch der krnkliche Matthias am Leben war. Von ihm erwartete man sich weniger Widerstand als von Ferdinand. brigens erschien die Sache sehr dringend; denn da Matthias sein Ende herannahen fhlte, hatte er seinen Vetter bereits 1617 zum Nachfolger whlen und krnen lassen und Ferdinand hatte bei dieser Gelegenheit den Majesttsbrief tatschlich unterschrieben (natrlich nur fr die bhmischen Lnder, nmlich Bhmen, Mhren, Schlesien). Demnach bauten die Protestanten von Klostergrab und Braunau je eine Kirche; aber die von Braunau lie der dortige Abt schlieen, die von Klostergrab der Erzbischof von Prag niederreien. Die dadurch er-ftterten protestantischen Stnde warfen nun unter Fhrung des Grafen Matthias v. Thurn die beiden Statthalter Martinitz und Slavata, denen man die Schuld an dem ablehnenden Entscheid des Kaisers zu- 1618 schrieb, nebst dem Geheimschreiber Fabricins znm Fenster hinaus, ohne da sie sich brigens wesentlich verletzten. Der rger hierber beschleunigte das Ende des kranken Matthias und jetzt war Ferdinand sein recht-miger Erbe. Aber die protestantisch gesinnten Stnde von Ost er-

20. Für die 3. Klasse - S. 73

1911 - Halle a.d.S. : Buchh. des Waisenhauses
Der 30jhrige Krieg 161848. 73 Fast wre es schon im nchsten Jahre zum offnen Ausbruch des ^ atf).nel)e, Krieges gekommen. Der Herzog von Jlich, Kleve, Berg, zugleichrbfoiqeftrett Graf von Mark und Ravensberg war kinderlos gestorben. Das 1609~14-nchste Anrecht auf das Erbe hatte der Schwiegersohn der ltern Schwester Johann Sigismund von Brandenburg und der Sohn der jngern Wolfgang Wilhelm von Pfalz-Neuburg. Beide waren Protestanten. Da sie nicht einig werden konnten, so traf der Kaiser, getrieben von der katholisch-jesuitischen Partei, die das wertvolle Gebiet nicht in die Hnde des Protestantismus fallen lassen wollte, Anstalten, es in eigene Verwaltung zu nehmen. Jetzt einigten sich die Erben und suchten Schutz bei der Union. Auf die Seite des Kaisers aber trat die Liga. Schon jetzt schien Deutschland der Schauplatz eines europischen Krieges werden zu sollen. Denn Spanien drohte von den Niederlanden aus zugunsten des Kaisers einzugreifen, wogegen sich Frankreich, der alte Feind der Habsburger, fr die Union einsetzte. Die Ermordung des franzsischen Knigs Heinrichs Iv. (1610) verhinderte^Ankrelch^" damals den Ausbruch des Krieges. Vier Jahre spter wurde ein Ver- +1610-trag geschlossen, nach welchem Wolfgang Wilhelm, der katholisch ge-worden rvctt, Jlich und Berg, Johann Sigismund, der das refor-mierte Bekenntnis angenommen hatte, Kleve, Mark und Ravensberg erhielt. Der 30 jhrige Krieg 1618 48. 102 Ursachen des Krieges. Kaiser Rudolf Ii. hatte den protestantischen Bhmen durch den Majesttsbrief (1609) Religions- ^0j6rief freiheit gewhren mssen. Matthias, der seinem Bruder 1612 als Matthias Kaiser folgte, hatte sie besttigt. Nichtsdestoweniger war in Braunau eine protestantische Kirche niedergerissen, in Klostergrab eine solche ge-schlssen worden. Die bhmischen Stnde sahen darin eine Verletzung des Majesttsbriefes, und als ihre Beschwerde vom Kaiser schroff ab-gewiesen wurde, versammelten sie sich in Prag, eilten auf den Hradfchin (Schlo) und warfen die beiden kaiserlichen Statthalter, gegen die sich ihre Wut richtete, sowie ihren Geheimschreiber aus dem Fenster hinaus. Das war der Anfang des offnen Aufruhrs. Die Bhmen setzten eine selbstndige Regierung ein und rsteten ein Heer aus, dessen Fhrung Graf Matthias Thurn bernahm. Die kaiserlichen Truppen vermochten nichts auszurichten, der Aufstand griff vielmehr nach Schlesien, Mhren und sterreich hinber. Da starb Kaiser Matthias, und nun wurde der protestantenseindliche Ferdinand von Steiermark zum Kaiser gewhlt (1619 37). Die Bhmen aber erklrten ihn ihrer Krone fr verlustig und machten an seiner Stelle den 23 jhrigen, leichtlebigen Friedrich V. von der Pfalz zu ihrem König. So brach der lange gefrchtete Krieg aus, der Krieg, der durch die Teilnahme fast aller euro-pischen Nationen zu einem schrecklichen Weltkriege werden sollte.