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1. Anhang 4 - S. 14

1914 - Frankfurt am Main : Diesterweg
14 Hannover. Der Oberstleutnant v. Lstorff aus Veeren bei lzen rief die Brger zu den Waffen, und schon in zwei Tagen hatte er eine ansehnliche Mannschaft bei-sammen. Da ertnten am 28. Mrz die Lrmtrommeln und Sturmglocken, und es wurde bekanntgegeben, da der franzsische General Morand sich von Sden her der Stadt nhere. Das neugebildete Jgerkorps zog ihm mutig ent-gegen. Es gelang auch, die Vorhut des Feindes zu berraschen und zurck-zuschlagen. Jauchzend kehrte die siegestrunkene Brgerschar in die Stadt zurck. Ittan beschlo, die Stadt bis aufs uerste zu verteidigen. Tore und Wlle wurden ausgebessert und besetzt gehalten, Wachtfeuer brannten Tag und Nacht. Auch das Landvolk aus der Umgegend strmte herbei, um an der Verteidigung teilzunehmen. Die Lneburger hofften, die Russen wrden ihnen zu Hilfe kommen, aber sie wurden von Tettenborn schmhlich im Stich gelassen. Lneburg wird von den Verbndeten erobert. General Morand drang nun von Westen her gegen die Stadt vor. Anfangs hielten die Brger wacker stand; als aber die Kanonenkugeln dicht vor der Brgerkompagnie in den Boden schlugen und die Kmpfer mit Sand und Steinen berschttete, wandte sich alles zur Flucht. Nur die Lneburger Freiwilligen und die Kosaken bewahrten einigermaen Ordnung und zogen sich nach der Elbe zurck. Morand drang in die Stadt. Zwei mit den Waffen in der Hand ergriffene Brger wurden vors Tor gefhrt und standrechtlich erschossen. Ein einfaches Denkmal schmckt heute die Stelle, wo sie den Tod frs Vaterland starben. Nun waren die Franzosen wieder die Herren. Dreiig der angesehensten Brger der Stadt wurden verhaftet, um vor ein Kriegsgericht gestellt zu werden. Zur Verurteilung kam es aber nicht, denn am andern Morgen, am 2. April, kam Hilfe. Der russische Oberst Drnberg, ein tapferer Deutscher, zog mit einem kleinen, aber auserlesenen Korps, das aus Russen und preuischen Fsilieren bestand, heran. Bei Tagesanbruch sah man von den Wllen der Stadt aus Kosaken herumschwrmen. Als Morand das gemeldet wurde, rief er lachend, man solle sie ihm zum Frhstck bringen. Aber es kam anders. Mit unwiderstehlicher Gewalt drangen die Preußen unter dem tapferen Major v. Bor ck e und die Russen gegen die Tore. Tapfer verteidigten die Franzosen und Sachsen diesen, aber dem wtenden Andrnge der Preußen muten sie weichen. Kmpfend zogen sie sich durch die Stadt aus dem gegenberliegenden Neuen Tore zurck. Einzelne versprengte Abteilungen wurden gefangen genommen, von den Sachsen mehr als die Hlfte. Auch die Lneburger Brger beteiligten sich am Kampfe. Johanna Stegen, das Heldenmdchen von Lneburg. Drauen auf den Hgeln im Westen der Stadt sammelte Morand die Flchtlinge wieder und fate den Entschlu, die Stadt zurckzuerobern und die Gefangenen zu befreien. Er drehte seine Kanonen um, und aufs neue sausten die Kugeln von Westen her in die Stadt, dazwischen knatterte das Gewehrfeuer. Dem

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1. Teil 2,3 - S. 99

1911 - Leipzig : Quelle & Meyer
Napoleons Weltherrschaft und die Befreiungskriege. - 99 und Dienst, wo er der Brauchbarste mar; das eine groe Gefhl fr das Vaterland, fr die Freiheit und Ehre verschlang alle anderen Gefhle. Die Menschen empfanden es, sie waren gleich geworden durch das lange Unglck, sie wollten auch gleich sein im Dienste und im Gehorsam." 64. Der Srhjahrsfeldzug 1813. Russen und Preußen waren im "3* Vormarsch auf Berlin, einzelne Rosakentrupps wagten sich schon Ende Februar in die Stadt hinein und nahmen hier franzsische Offiziere in ihren (Quartieren durch einen kecken Handstreich gefangen. Dabei kam es zum ersten Blutvergieen und als erstes Opfer des Befreiungskampfes fiel Das "st-am Knigstor der Freiherr von Blomberg. Hm 4. Mrz rumten die Franzosen Berlin und zogen sich nach der Elblinie zurck. Bald darauf erschien das russische Heer unter Wittgenstein, von der Oder her anrckend, in den Mauern der Stadt, und am 17. Mrz zog Ijorf an der York? Spitze von 18 000 Preußen unter unermelichem Jubel in Berlin ein. Berlin Hls ijor dann zehn Tage spter die Stadt verlie, um an die Elbe zu ziehen, fand vor dem Schlo unter freiem Himmel die Einweihung der in den Kampf Ziehenden statt. Nach dem Segen des Predigers trat Ijork, der, wie Ernst Moritz Arndt sagt, scharf wie gehacktes Eisen war", vor die Front und rief den Soldaten die Worte zu: Soldaten, ich schwre Euch: ein unglckliches Vaterland sieht mich nicht wieder." Und das soll ein Wort sein," scholl es ihm aus den Reihen der Soldaten als Antwort entgegen. In Norddeutschland begannen die kriegerischen Bewegungen. In Hamburg regte sich die Bevlkerung. Zwar suchten die Franzosen die deutschend Begeisterung zu unterdrcken, aber es gelang ihnen diesmal nicht; sie muten weichen, und am 18. Mrz zogen die Russen unter dem General (Tettenborn als Befreier in Hamburg ein. Fast die ganze unterelbische Landschaft mit Harburg, Lneburg, Stade und Lbeck war in den Hnden er Verbndeten, und als die Franzosen das verlorene wieder zurckgewinnen wollten, erlitt der franzsische General Morand am 2. Rpril bei Lneburg von einer kleinen russisch-preuischen Macht unter dem Sllt Hessen Drnberg eine vollstndige Niederlage. Tapfer kmpfte hier das preuische Bataillon von Borke, und viel bewundert wurde die mutige Tat Johanna Stegens, die im heftigsten Kugelregen den Soldaten Munition brachte, als dieselbe auszugehen anfing. In Norddeutschland htten die Verbndeten leicht eine dauernde Stellung gewinnen knnen, aber sie sumten, den Krieg der die Elbe zu tragen, und Hamburg mute es entgelten, in das Dan out wieder einzog. In Sachsen hatte General Thielmann gehofft, den König Friedrich vorrcken Hugust ebenso fortreien zu knnen, wie es york mit dem König von bneten tn Preußen getan hatte; aber umsonst, der König floh aus Dresden und Sad,fe" wich den freundschaftlichen Ein' " * 'eten Monarchen 7*

2. Anhang 4 - S. 15

1914 - Frankfurt am Main : Diesterweg
Hannover im Siebenjhrigen Kriege. 15 Major v. Borde standen nur noch 150 Mann zur Verfgung, die brigen waren teils tot, teils verwundet, teils kmpften sie noch in der Stadt. Aber er oerzagte nicht. Seine tapferen Zsiliere wichen keinen Zutzbreit. Bald jedoch hatten sie keine Patronen mehr, und es wre ihnen schlimm ergangen, wenn nicht ein junges, mutiges Dienstmdchen mit Hamen Johanna Stegen Rettung gebracht htte. Johanna hatte aus Neugier dem Kampfe zugeschaut. Da bemerkte sie einen umgestrzten franzsischen pulverwagen mit vielen Patronen. Rundherum lagen auch Patronentaschen, welche die Zranzosen bei ihrer eiligen Klucht weggeworfen hatten. Ach," dachte sie, da knnen die Preußen noch viele Zranzosen mit totschieen." Sie luft zu den Soldaten hin und zeigt ihnen eine Schrze voll Patronen. Da ruft ihr ein preuischer (Offizier zu: , die gib nur her, die tun uns groß ntig, denn meine Leute haben alles verschossen." wie ich das hrte" so hat sie es spter selber aufgeschrieben , freute ich mir, da ich im Graben noch so viele liegen hatte und sagte: Ich habe noch recht viele, die werde ich alle holen. Nun trug ich eine Schrze voll nach der andern herbei, und da sie mir die Patronen nicht so schnell abnehmen konnten, wie ich wohl wnschte, so hielt ich die Schrze mit die Zhne feste und stach mit die Hnde ihnen die Patronen vorne in der Mondur." Aller Kugelregen kann Johanna nichts anhaben; nichts macht es ihr aus, da ein Mann nach dem andern tdlich getroffen neben ihr niedersinkt. Der Saum ihres Kleides und die Schrze werden von einer Kugel durchlchert, eine andere nimmt ihr die Haarlocke von der linken Wange weg. Hb er sie harrt aus, solange sie noch helfen kann. Das Beispiel des Heldenmdchens entflammt den Mut der Kmpfenden aufs neue, es kommt zum furchtbaren Handgemenge. Da sinkt pltzlich der General Morand tdlich getroffen vom Pferde. Der Angriff stockt. In demselben Augenblick fallen die Russen den Zrauzosen in den Rcken. Don allen Seiten umringt, mssen sich die Franzosen und Sachsen ergeben. Drei franzsische Zahnen, 11 Kanonen und 2200 Gefangene fallen in die Hnde der Sieger. Die Heldentat Johanna Stegens hat Rckert in dem Gedicht Das Mdchen von Lneburg" verherrlicht. Der Siegesjubel. Die Kunde von der Vernichtung des Morandschen Korps rief allenthalben die freudigste Begeisterung hervor. Nach langen Jahren der Schmach war es der erste Sieg, der auf deutschem Boden der die fremden Unterdrcker errungen wurde. Der Jubel der Lneburger war unbeschreiblich, hatte doch neben den tapferen Russen und Preußen ein Mdchen aus der Stadt wesentlich zum Siege mit beigetragen. Am hundertsten Jubeltage der Schlacht hat ihre dankbare Vaterstadt ihr ein hbsches Denkmal gesetzt. Die Franzosen werden wieder Herr der Stadt. Leider hatte der Sieg bei Lneburg keine dauernden $o!gen, denn schon zwei Tage spter zog der franzsische General Montbrun mit 6000 Mann in die Stadt. Drnberg hatte schon am Tage vorher seinen Rckzug nach der Elbe angetreten. Montbrun lie

3. Deutsche Geschichte - S. 345

1912 - Hannover-List : Carl Meyer (Gustav Prior)
98. Der Befreiungskrieg von 18131814. 345 hatte er wohlgebtes Fuvolk und berlegene Artillerie. Drnberg dagegen hatte vorwiegend leichte Reiterei und wenig preuische Infanterie. Das Gefecht entspann sich vor den Toren. Mit den Befreiern wetteiferten die Brger Lneburgs in mutiger Hingebung; selbst ein Mdchen, Johanna Stegen, griff unerschrocken in den Kampf ein: aus einem umgestrzten franzsischen Pulverwagen trug sie im dich-testen Kugelregen den preuischen Truppen in der Schrze Patronen zu. General Morand war verwundet; seine Truppen ermatteten. Russische Reiter griffen im Rcken und auf den Seiten an, und mehr als 2000 Franzokn und Sachsen streckten die Waffen und lieen Kanonen, Fahnen, Gepck und Pulver als Beute in den Hnden der Verbndeten. Das war die erste glnzende Waffental in den Befreiungskriegen. b. Grogrschen und Bautzen. Napoleon hatte unterdessen ein neue, ansehnliches Heer zusammengebracht, mit dem er im Frhling 1813 von Mainz aus nach Sachsen vordrang. Hier griffen ihn die Verbndeten am 2. Mai bei Grogrschen (unweit Ltzen) an. Trotz heldenmtiger Tapferkeit erlagen die Preußen und Russen der liebemacht Napoleons (70 000 gegen 120000 Mann), soda sie auf das rechte Elbufer zurckgehen muten. Aber Napoleon erfreute sich seines Sieges nicht ungetrbt wie bei Marengo, Austerlitz und Jena; auch er hatte schwere Verluste gehabt. Einen unersetzlichen Verlust erlitt Preußen durch den Tod Scharnhorsts. In der Schlacht ver-wandet, war Scharnhorst trotzdem nach Oesterreich gereist, um Kaiser Franz zu bewegen, dem Bndnis der Preußen und Russen beizutreten. Auf der Reise, in Prag, starb er am Wundfieber. Ein hartes Geschick: er, der Schpfer des preuischen Heeres, sollte dessen herrlichen Siege und Napoleons Sturz nicht erleben. In dem wilden Kriegestanze Brach die schnste Heldenlanze, Preußen, euer General. Lustig auf dem Feld bei Ltzen Sah er Freiheitswaffen blitzen, Doch ihn traf des Todes Strahl". Drei Wochen spter kam es bei Bautzen zu einer zweiten Schlacht, in der Napoleon wieder siegreich blieb; aber keine Gefangenen, keine Geschtze und Feldzeichen waren in die Hnde der Franzosen gefallen. Die Verbndeten traten den Rckzug nach Schlesien an; ihre Lage wurde bedenklich; Breslau schien bedroht, und schon rieten hohe russische Offiziere dem Kaiser Alexander, sein Heer nach Polen zurckzufhren. Auch Nordwestdeutschland fiel wieder in die Hnde der Franzosen. Der Marschall Davoust, von Holland her vorrckend, vertrieb die Befreier, besetzte Hamburg wieder und strafte die abgefallenen Gebiete schwer. In Lneburg zog er 100 der angesehensten Brger als Rebellen ein, um je den zehnten erschieen zu lassen. Oberst Drnberg wandt das Aeuerste ab, indem er drohte, an den franzsischen Gefangenen Vergeltung zu den. Trotz seiner Siege bot Napoleon den Verbndeten einen zehnwchentlichen Waffenstillstand an (vom 4. Juni bis zum 10. August), der auch angenommen wurde. Beide Teile wollten die Waffenruhe benutzen, ihre Rstungen zu vollenden. 4. Die groe Allianz im Kampfe gegen Napoleon bis zur Schlacht bei Leipzig, a. Aufstellung und Kriegsplan. Whrend des Waffenstillstandes traten auch Oesterreich, England und

4. Die neue und neueste Zeit von 1648 bis jetzt - S. 169

1898 - Hannover [u.a.] : Carl Meyer (Gustav Prior)
169 6. Der Befreiungskrieg von 1813 und 1814. a) Das Jahr 1813. Der Krieg im Frhjahr. Whrend das preuische Volk in hoher Begeisterung sich rstete, den Kampf mit seinen Drngern aufzunehmen, hatte auch Napoleon nicht gezaudert und ein Heer von 350000 Mann ausgehoben, zu denen spterhin noch 180000 Mann kamen. Auch die Rheinbund-frsten hatten ihre deutschen Landeskinder in die Reihen der franzsischen Armee gestellt. Der Aufruf an die Deutschen", den Friedrich Wilhelm und Alexander von Kalisch aus (26. Mrz) erlassen hatten, da Deutsch-lauds Frsteu und Völker sich mit ihnen gegen Napoleon vereinigen sollten, sand bei den verblendeten Rheinbundfrsten kein Gehr. Nicht einmal Sachsen trat der deutschen Sache bei. Aber im franzsischen Norddeutsch-laud regte es sich. Leichte Kosakenscharen erschienen hier als die Boten der Befreiung und machten Miene, den Franzosen Hamburg und den Aus-flu der Elbe zu entreien. Hamburg, Lbeck, Harburg, Stade und Lne-brg hatten die Russen seit Mitte Mrz freudig in ihre Mauern auf-genommen. Bald erschien aber der franzsische General Morand, um die Russen zu verjagen. Am 2. April kam es zu einem Kampfe vor und in Lneburg, in welchem Morand fiel, Lneburg aber von russischen und preuischen Truppen behauptet wurde. Leider zauderten die Verbndeten, die begeisterte Stimmung der Bevlkerung zu benutzen und den Krieg so-gleich der die Elbe in die Rheinbundstaaten hineinzutragen. Die Gegenden an der Elbe wurden dem Feinde wieder preisgegeben, und der Marschall Davoust war bereits im Anzge, die Abgefallenen zu zchtigen. Die Hauptmacht der Preußen und Russen bewegte sich indes der die Mittelelbe nach Sachsen; auch Napoleon, der am 31. Mrz hatte ver-knden lassen, der preuische Name solle aus der Reihe der Völker gnz-lich ausgelscht werden", zog mit einer groen Armee nach Sachsen. Die Streitmacht der Verbndeten teilte sich in zwei Heere. Aus der Mark rckte das russisch-preuische Heer unter Fhrung des Oberbefehlshabers, des russischen Generals Wittgenstein (40000 Preußen unter York, Blow und Borstel, 12000 Russen), auf Sachsen an und aus Schlesien ein ganz aus Preußen bestehendes (36000 Mann) unter Blcher. Es lag den Verbndeten alles daran, Sachsen zu gewinnen, weil sie dort leicht festen Fu fassen, das Knigreich Westfalen umwerfen und damit den Rheinbund sprengen konnten. Kaum hatte Napoleon seinen Marsch nach Deutschland angetreten, so versuchte sein Stiefsohn Eugen Beauharnais mit 30000 Mann, mit

5. Bilder aus der vaterländischen Geschichte - S. 58

1911 - Halle a.S. : Schroedel
felb erzwang er sich den bergang der die Saale, indem er die Vortruppen der Preußen gnzlich schlug. Ihr Fhrer, der mutige und tapfere Prinz Louis Ferdinand, starb den Heldentod. Er wollte sich nicht ergeben und wurde von feindlichen Reitern erstochen. Das war fr die Preußen ein harter Schlag. Die Kunde von der Niederlage rief im Hauptheere Verzweiflung und Schrecken hervor. In der Aufregung beschlo man, die Armee von der Saale nach der Elbe zurckzufhren, um die Straen nach Berlin schtzen zu knnen. Allein der Plan kam nicht mehr zur Ausfhrung. Napoleon war mit seinem Heere heran und zwang die Preußen am 14. Oktober zu der Doppelschlacht bei Jena und Auerstedt. Die Preußen fochten mit der alten Tapfer-keit, aber sie unterlagen und wurden nach allen Seiten hin aus-einandergefprengt. Als die Abendnebel aufstiegen, gab es keine preuische Armee mehr. Die umherirrenden Trmmer retteten sich entweder der den Harz nach Magdeburg oder wurden von der franzsischen Reiterei eingeholt und gefangen genommen. Zu der Niederlage im Felde kam die Feigheit der Feftungskommandanten. Die Franzosen brauchten nur vor den Wllen der festen Pltze zu erscheinen, so entfiel den altersschwachen Generalen der Mut; sie vergaen Pflicht und Ehre, knpften Unterhandlungen an und berreichten dann die Schlssel. Ohne auch nur einen Kampf zu wagen, ergaben sich Erfurt, Spandau, Kstrin und Stettin. Selbst das starke und mit allem Kriegsmaterial reichlich versehene Magde-brg ffnete ohne Schwertstreich die Tore. Doch es gab auch noch Männer, in denen Heldenmut und Tatkraft noch nicht erstorben waren. Oberst von 9)ork lieferte den nachdrngenden Feinden an der Elbe ein ernstes Rckzugs-gefecht, und der General von Blcher zog sich kmpfend nach Lbeck zurck, um sich mit seinen Truppen nach Ostpreuen einzuschiffen. Allein er konnte sein Vorhaben nicht ausfhren; er mute sich der feindlichen bermacht ergeben, weil er kein Brot und keine Munition mehr hatte. Auch einige Feftungskomman-danten retteten die Ehre des preuischen Namens. Gl atz ver-teidigte Graf Gtzen, und in Kolberg schlug Major von Gneisenau alle Strme der Franzosen ab. Graudenz an der Weichsel fand in Courbiere einen mutvollen Verteidiger. Als ihm die Franzosen sagten, es gbe keinen König von Preußen mehr, antwortete er ihnen: So gibt es doch noch einen König von Graudenz." Mittlerweile nahm Napoleon das preuische Land in Besitz. Er hielt einen glnzenden Einzug in Berlin und besuchte auch das Grab Friedrichs des Groen in Potsdam. Trotz seiner Ver-ehrung fr den groen König raubte er dessen Degen, Schrpe und Ordensstern. Nun fhrte er seine sieggewohnten Scharen der Weichsel zu. Hier traf er auf neuen Widerstand, denn die Russen

6. Geschichte der Neuzeit seit 1648 - S. 172

1898 - Breslau : Hirt
172 Dritte Periode. ans teure, schlie dich an!" und: Nichtswrdig ist die Nation, die nicht ihr Alles setzt an ihre Ehre," während Goethe verstimmt war der den Lrm, der seine Ruhe strte, und urteilte, da Napoleon den Deutschen zu hoch sei und sie vergebens an ihren Ketten rttelten. 2. pie Kmpfe vor der Schlacht bei Leipzig. a. Vor dem Waffenstillstand. Schon im Januar hatten die Franzosen die Weichsellinie mit Ausnahme einiger Festungen, wie Danzig und Thoru, aufgegeben und sich vor dem heranrckenden russischen Heere unter General Wittgenstein, dem auch Jork und Blow unterstellt waren, der die Oder zurckgezogen; Anfang Mrz rumten sie Berlin, und unter dem Jubel der Bevlkerung zogen die Kosaken, dann auch Jork ein. Vor dem Weitermarsch lie auch er sein Corps feierlich einsegnen; zum Leibregiment sprach er: Das schwre ich euch, ein unglckliches Vaterland sieht mich nicht wieder!" Das soll ein Wort sein!" erscholl es ans den Reihen der Soldaten. Dann ging's weiter zur Elbe. Schon am 18. Mrz besetzte Tettenborn mit seinen Kosaken Hamburg, das seit 1810 unter franzsischer Herrschaft schwer gelitten hatte. Schon am Abend vorher verkndete eine glnzende Erleuchtung der Stadt den Bewohnern des jenseitigen Elbufers, da die Bedrcker abgezogen seien, und an vielen Orten der Nordseekste zwischen Elbe und Ems erhoben sich die erbitterten Bewohner. Aber sie blieben ohne Hilfe. Die Verbndeten zogen zu langsam heran und versumten dadurch, den Krieg sofort der die Elbe zu tragen; auch unterlieen die Englnder die ihnen von Stein empfohlene Ausschiffung eines Hilfsheeres. Zwar eroberte Drnberg (2. April) mit russischen und preuischen Truppen das von Morand besetzte Lneburg in erbittertem Kampfe zurck, wobei das Dienstmdchen Johanna Stegen im heftigen Kugelregen ihren kmpfenden Brdern neuen Schiebedarf zutrug und Morand schwer verwundet und gefangen genommen wurde; aber bald rckten berlegene franzsische Streitkrfte Herart. Napoleon hatte sofort nach feiner Rckkehr neue groe Aushebungen in allen von ihm abhngigen Lndern angeordnet. Am erbittertsten war er auf Preußen: nach Wien sandte er schon einen Vorschlag, wie dieses Land unter die Sieger verteilt werden sollte. Er schickte Davon st und Vandamme sofort nach Norddeutschland, die alle freiheitlichen Regungen mit blutiger Strenge niederschlugen. Am 5. April suchte Napoleons Stiefsohn Eugen, Viceknig von Italien, von Magdeburg aus Berlin zu berfallen, wurde aber bei Mckern durch Jork und Blow blutig zurckgewiesen. Napoleon fhrte unterdes das Hauptheer auf der Frankfurt-Leipziger Strae heran, bei Naumburg vereinigte sich Eugen mit ihm. Auch die russisch-preuischen Truppen unter Wittgenstein berschritten die

7. Teil 2 - S. 203

1910 - Hannover : Helwing
203 — sagte der König —. „Keinen anderen Ausweg gibt es, als einen ehren- vollen Frieden oder einen ruhmvollen Untergang. Gott und unser Wille werden unserer Sache den Sieg verleihen." Der König rief, und alle, alle kamen. Preußens Volk stand auf; der Sturm brach los. Kaum bedurfte es des schmetternden Kriegsrufes eines Theodor Körner: „Frisch auf, mein Volk, die Flammenzeichen rauchen .... Die Saat ist reif; ihr Schnitter zaudert nicht!" Bis zum Sommer 1813 stellte das lleine Preußen 270 000 Mann unter Waffen. Wohin aber Preußens Volk vor allem jetzt seinen Blick richtete, das sang jener liederreiche Jüngling in dem Liede: „Vater, ich rufe dich!" Durch aller Herzen hallte Ernst Moritz Arndts schneidiger Ausruf wieder: „Der Gott, der Eisen wachsen ließ, der wollte keine Knechte!" Und Max von Schenkendorf durfte ob der Begeisterung seines Volkes für den Freiheitskampf jubeln: „Vater- land, in tausend Jahren kam dir solch ein Frühling kaum! Was die hohen Väter waren, heißet nimmermehr ein Traum." 2. Die Kämpfe, a) Die eisten Zusammenstöße. Napoleon rüstete mit gewohnter Schnelligkeit ein neues Heer. Es bestand besonders aus Franzosen und Rheinbündlern. Als er reichlich 100 000 Mann zusammen hatte, eilte er gerades Weges durch Thüringen auf Leipzig zu. In der Ebene von Lützen und Großgörschen fielen die Verbündeten ihm in die Flanke (2. Mai 1813). Napoleon errang den Sieg; die Verbündeten wichen bis Bautzen zurück. In heißer Schlacht behauptete jener auch hier das Schlachtfeld. Nun aber bot er dem Kaiser Alexander einen Waffenstillstand an, um neue Truppen heranzuziehen. Die Verbündeten nahmen die Waffenruhe an. Inzwischen hatten sich auch an andern Orten blutige Gefechte abgespielt. b) D i e Gefechte bei Lüneburg und bei der G ö h r d e. Die Stadt Lüneburg war von Franzosen und Sachsen unter General Morand besetzt. Er hielt sich hinter den Wällen und Mauern der Stadt vollkommen sicher. Am 2. April 1813 griff Oberst von Dörnberg ihn mit preußischen und russischen Truppen unvermutet an. Nach heftigem Kampf wurden die Tore gestürmt und in blutigem Straßenkampf die Franzosen zur Stadt hinausgeworfen. Als der französische General die kleine Streitmacht der Gegner erkannt hatte, wollte er die Stadt zurückerobern. Aber die Preußen und Russen wehrten sich aufs tapferste, und die Bürger von Lüneburg halfen ihnen mit Rat und Tat. Sogar ein Dienstmädchen, die unerschrockene Johanna Stegen, trug den im Feuer stehenden Preußen aus einen: umgestürzten französischen Pulverkarren immer frische Patronen zu. Morand wurde verwundet, seine Soldaten umzingelt und gezwungen, die

8. Helden und Heldenhaftes aus den Freiheitskriegen - S. 42

1913 - Wurzen : Kiesler
42 — fertöem Jubel empfingen alle Lüneburger die einrückenden Russen. Doch nur kurze Zeit währte die Freude. Der Feind erschien von neuem. Da bewaffneten sich die Lüneburger Bürger und schlugen die Franzosen zurück. Bald aber erschien der französische General Morand mit Übermacht, ließ fünfzig Bürger ins Gefängnis stecken, befahl, die mit der Idaffe betroffenen Bürger niederzuschießen und legte der Stadt eine ungeheure Kriegssteuer auf. (Etliche Bürger hatten sich durch Flucht gerettet und riefen die Russen zu Hilfe. Sie kamen und griffen am 2. April die Franzosen an. Rühmlich zeichneten sich die pommerschen Füsiliere und freiwilligen Jäger aus. Der Feind ward zurückgedrängt. In der Stadt schlug man den Sturmmarsch, und alle Häuser mußten verschlossen werden. Johanna flüchtete sich samt ihrer Mutter in den Keller. Hls das Kampfgetümmel etwas nachließ, ging sie in eine obere Stube und schaute zum Fenster hinaus. Sie sah, wie eben ein Lüneburger Schlächtermeister mit gezogenem Säbel an der Seite preußischer Husaren vorbeiritt. Nun eilte sie in den Hausflur, ergriff einen Krug Branntwein und schenkte den eben vorbeireitenden Kosaken tüchtig ein. Hls der Krug geleert war, verließ sie eilig das haus. 3n wilder hast jagten Franzosen und Sachsen an ihr vorüber. 3n einem weggraben sah sie zwei Männer, welche fluchten, weil sie in den Fässern Patronen statt des erhofften Bieres fanden. Sie rannte nach dem Kalkberge und fand dort einen alten Soldaten, der den Siebenjährigen Krieg mitgemacht hatte. (Er reichte der Johanna sein Fernglas, und nun bemerkte sie, daß die fliehenden Franzosen sich wieder nach der Stadt wandten. Sie waren nämlich von Russen heftig bedrängt worden. Der Veteran eilte von bannen und sprach noch: „So, Mädchen, nun mach’, daß du auch heimkommst!" Sie rannte nach dem Tore zu und fand unterwegs einen Bekannten auf einem von den Franzosen zurückgelassenen Pulverwagen sitzen. ,,D)as sucht Ihr da, Müller?" „Ich finde nur Patronen und feine Beute." Da Johanna gehört hatte, daß es den Preußen an Patronen fehlte, füllte sie ihre Schürze mit den Patronen und eilte mit ihrer schweren Last nach dem Graben, wo sie sie hinschüttete. Dann rannte sie flugs zum Pulverwagen, wo Müller schon wartete, um ihr die Schürze von neuem zu füllen. Immer näher zog sich das Gefecht zu Johanna heran. Schon pfiffen die Kugeln an ihr vorbei. Müller hatte sich in Sicherheit gebracht. Johanna erkletterte den Pulverwagen und füllte sich die Schürze

9. Die vaterländische Geschichte von 1648 bis 1815 - S. 172

1903 - Hannover-List : Carl Meyer (Gustav Prior)
172 Eine Jungfrau, Ferdinands von Schmettan, die nichts zu geben hatte, schnitt ihr schnes Haupthaar ab und legte den Erls auf den Altar des Baterlandes. An der Spitze der Frauenvereine, die sich zur Pflege der Verwundeten, zur Sammlung von Liebesgaben bildeten, stand die hoch-herzige Prinzessin Wilhelm von Preußen, Marianne, nebst acht anderen Prinzessinnen des kniglichen Hauses. Edle Freiheitssnger hoben durch ihre Lieder die Begeisterung des Volkes. So E. M. Arndt, Max von Schenkendorf, vor allen aber Theodor Krner, der, Held und Snger zugleich, am hchsten und reinsten den Herzschlag der Zeit in Worte ge-fat hat und fr die groe Sache des Vaterlandes auf dem Schlachtfelde gefallen ist. 6. Der Befreiungskrieg von 1813 und 1814. a) Das Jahr 1813, 1 Der Krieg im Frhjahr. Whrend das preuische Volk in hoher Begeisterung sich rstete, den Kampf mit seinen Drngern aufzunehmen, hatte auch Napoleon nicht gezaudert und ein Heer von 350000 Mann ausgehoben, zu denen spterhin noch 180000 Mann kamen. Auch die Rhein-bundfrsten hatten ihre deutschen Landeskinder in die Reihen der franzsischen Armee gestellt. Der Aufruf an die Deutschen", den Friedrich Wilhelm und Alexander von Kalisch aus (26. Mrz) erlassen hatten, da Deutsch-lands Fürsten und Völker sich mit ihnen gegen Napoleon vereinigen sollten, sand bei den verblendeten Rheinbnndsrsten kein Gehr. Nicht einmal Sachsen trat der deutschen Sache bei. Aber im franzsischen Norddeutsch-land regte es sich. Leichte Kosakenscharen erschienen hier als die Boten der Befreiung und machten Miene, den Franzosen Hamburg und den Aus-flu der Elbe zu entreien. Hamburg, Lbeck, Harburg, Stade und Lne-brg hatten die Russen seit Mitte Mrz sreudig in ihre Mauern auf-genommen. Bald erschien aber der franzsische General Morand, um die Russen zu verjagen. Am 2. April kam es zu einem Kampfe vor und in Lneburg, in welchem Morand fiel, Lneburg aber von russischen und preuischen Truppen behauptet wurde. Leider zauderten die Verbndeten, die begeisterte Stimmung der Bevlkerung zu benutzen und den Krieg so-gleich der die Elbe in die Rheinbundstaaten hineinzutragen. Die Gegenden an der Elbe wurden dem Feinde wieder preisgegeben, und der Marschall Davon st war bereits im Anzge, die Abgefallenen zu zchtigen. Die Hauptmacht der Preußen und Russen bewegte sich indes der die Mittelelbe nach Sachsen; auch Napoleon, der am 31. Mrz hatte ver-

10. Deutsche und brandenburgisch-preußische Geschichte für Lehrerseminare - S. 283

1904 - Habelschwerdt : Franke
283 Friedrich blieb in Schlesien und suchte durch ein Heer unter dem General Wedell die Vereinigung der sterreicher und Russen zu verhindern. Wedell wurde aber von den letzteren bei Kay (in der Nhe von Zllichau) geschlagen, und die Vereinigung kam nun zustande. Da zog Friedrich aus (Schlesien herbei und griff die vereinigten Russen und sterreicher am 12. August 1759 bei Kunersdorf, stlich von Frankfurt a. O., an. Mit seinen von den Gewaltmrschen erschpften Truppen trieb Friedrich die Russeu zurck und nahm Kunersdorf im Sturm. Er wollte aber die Feinde vollstndig vernichten und fhrte seine Soldaten aufs neue gegen die vereinigten Russen und sterreicher. Da erlahmten die Krfte seiner Truppen. Laudons Reiterangriff brachte die Preußen so in Verwirrung, da sie flohen. Auch Seydlitz konnte durch feine Reiterei die Niederlage nicht verhindern. Er wurde schwer verwundet. Zu deu Gefalleneu gehrte auch der Major Ewald vou Kleist, der Dichter des Frhlings". Der König selbst kam in die grte Gefahr und hielt schon alles fr verloren. Doch zogen sich die uneinigen Feinde wieder zurck. Unterdessen hatte die Reichsarmee Dresden eingenommen. Friedrich wollte es zurckerobern und schickte den General Finck mit 12000 Mann nach Bhmen, um dem heranziehenden Daun in den Rcken zu fallen. Bei Maxen wurde aber Finck im November umzingelt und mute sich ergeben. Friedrich blieb mit seinem Heere trotz des sehr kalten Winters vor Dresden im Kriegslager. Glcklicher waren die preuischen Waffen auf dem westlichen Kriegsschauplatze. Hier besiegte der Herzog Ferdinand von Braunschweig die Franzosen bei Minden (1. August 1759). bb. Fnftes Kriegsjahr. 1760. Landeshut, Lieguitz, Torgau. Im Jahre 1760 suchte Friedrich Sachsen von den Feinden zu subern, während der General Fouque (fute) die schleichen Psse gegen die sterreicher schtzen sollte. Fouque wurde aber bei Landeshut (im Juni 1760) geschlagen und gefangen genommen. Die sterreicher rckten unter Laudon bis Breslau vor, das von dem General Tauentzien einige Tage tapfer verteidigt wurde, bis Prinz Heinrich in khnen Mrschen zum Entstze der schleichen Hauptstadt herbeieilte. Obgleich die Russen in der Nhe standen, zog sich Laudon zurck, um sich mit Daun zu vereinigen. Friedrich war inzwischen von Sachsen nach Schlesien vorgerckt und bezog iu der Nhe von Liegnitz ein befestigtes Lager. Er stand einer dreifachen bermacht gegenber, rettete sich aber, indem er in den ersten Morgenstunden des 15. August Landon berfiel und in die Flucht schlug, ehe Daun diesem zu Hilfe Briefe Friedrichs d. Gr. ans der Zeit des Siebenjhriqen Krieqes. Atzler, Qu. u. I Ii. Nr. 58.

11. Helden und Heldenhaftes aus den Freiheitskriegen - S. 43

1913 - Wurzen : Kiesler
— 43 — nun selbst. Da kamen Preußen. Der Offizier rief das Mädchen barsch an: „Mach', daß du fortkommst, Mädchen haben hier nichts zu suchen! — was hast du so Schweres in deiner Tasche?" „Patronen, Herr Hauptmann!" „was, Patronen! Die können wir gebrauchen! Die fehlen uns ja! wir haben keinen Schuß mehr! woher?" „5lus dem pulverwagen dort, und im Graben habe ich noch große Haufen!" „Kolonne, halt!" Rasch war ihre Schürze geleert. Ungeachtet der pfeifenden Kugeln holte sie immer neuen Vorrat von dem Graben. Unter dem Kugelregen ging sie unerschrocken hin und her. Rls sie einem Soldaten Patronen reichte, sauste eine Kugel unter ihrem Rrme durch und verwundete ihn. Sie nahm ihn auf ihre Schulter, trug ihn aus dem Getümmel und verband seine Wunde mit ihrem Halstuche. Dann eilte sie nach dem Kampfplatze zurück. Da sprengte ein sächsischer Offizier heran, um sie zu durchbohren. Doch ein Kosak stach ihn mit seiner Lanze vom Pferde, ehe er der Heldin den Todesstoß versetzen konnte. Rber unaufhörlich nahmen die Feinde sie aufs Korn. Gegen Rbend war der Sieg errungen. General Morand ward verwundet und gefangen. 3n ihren zerschossenen Kleidern, das Gesicht von Pulverdampf geschwärzt, so zog Johanna mit den siegreichen Truppen ein und ward auf dem Markte mit brausendem Jubel empfangen. hatte sie doch den Preußen im allergefährlichsten Augenblicke erfolgreich beigestanden. Bescheiden entzog sie sich der (Ehrung und eilte beglückt zu ihrer Mutter. Rls am nächsten Tage die verbündeten abzogen, wäre ihnen Johanna am liebsten als Freiwilliger gefolgt; schon traf sie alle Vorbereitungen dazu und setzte die Schere an, um ihr haar abzuschneiden; da brach ihre Mutter in solche Tränen aus, daß Johanna ihr vorhaben aufgab, freilich tief bekümmert. Jetzt weihte sie ihre Kräfte den verwundeten und pflegte Freund und Feind gleich sehr. Rls sie den verwundeten Sachsen Hilfe leistete, stürzte sich ein gefangener Sergeant auf sie, ergriff ihr haar und schlug sie mit aller Gewalt mit dem Kopf gegen einen Türpfosten und rief: „Das ist die Kanaille, auf die gestern allein 16 Mann von uns unsere Patronen verschossen haben und derentwegen unser Offizier sein Leben verlor, weil er geschworen hatte, sie niederzuhauen." Zum Glück entriß sie ein Unteroffizier dem wütenden. Rm 4. Rpril rückten 5000 Franzosen ein, um an Lüneburg Rache zu nehmen. Rber General Dörnberg drohte, er werde an den ge-

12. Lehrbuch der deutschen Geschichte für Seminare und höhere Lehranstalten - S. 724

1878 - Hannover : Carl Meyer (Gustav Prior)
724 furchtbares Strafgericht an den braven Lneburgern zu halten, als Drnberg mit Russen und Preußen den 2. April morgens vor der Stadt erschien. Nach einem zwei-stndigen hartnckigen Gefecht erstrmte das Fsilierbataillon des 1. pommeychen Regiments das Lner-Thor, warf im Verein mit russischen Jgern nach einem wthenden Straenkampfe die Franzosen und Sachsen hinaus; Morand mute die Stadt rumen, dann, von den Russen berholt, kehrte er um, ward von den Preußen wieder zurck-getrieben und mute sich, tdtlich verwundet, mit feiner ganzen noch brigen Division (2280 Mann) ergeben. Dies war das erste Gefecht im Befreiungskriege, und die Ehre des Tages gebhrte den Preußen: Major v. Borcke ward der erste Ritter des eisernen Kreuzes. (Johanna Stegen.) Whrend die leichten Truppen vorn rechten Flgel des verbndeten Heeres die Gebiete links von der Niederelbe zu insurgiren versuchten, bewegte sich die Hauptmacht gegen die Mittelelbe auf Sachsen zu. Es geschah langsam genug. Scharnhorsts Rath, schnell und khn mit ganzer Macht vorzugehen, die deutschen Fürsten mit Gewalt, die Bevlkerungen durch das ansteckende Beispiel der preuischen Begeisterung mitzu-reien, schien den verbndeten Monarchen doch nicht so leicht ausfhrbar. Die meisten russischen Truppen waren noch weit zurck, nur wenige schon jetzt in Deutschland ver-sgbar; die preuischen Rstungen noch nicht fertig, und vor allem, war der Geist im auerpreuifchen Deutschland wirklich so wie die begeisterten Snger, Krner, Arndt, Schenkendorf, Rckert, ihn verkndeten? An Sachsen mute man die Probe machen. Wenn dies Knigreich auch nur mit hnlicher Kraft wie Preußen der guten Sache bei-trat, so war unendlich viel erreicht. Es lag ja zunchst, seine gesammten Streitmittel konnten ohne weiteres in die Schale der Verbndeten fallen, die dann im Herzen Deutschlands festen Fu faten und leicht das Knigreich Westfalen umwarfen; dann war der Rheinbund so gut wie gesprengt. Auf Sachsen rckten daher die verbndeten Heere an, aus der Mark das russisch-preuische, das der Oberbefehlshaber, der mimche General Wittgenstein, fhrte 40,000 Preußen unter York, Blow und Borstell und 12,000 Russen , aus Schlesien ein ganz aus Preußen bestehendes (36,000 Mann) unter Blcher, welches am 23. Mrz die schsische Grenze berschritt, in Kottbus wieder die preuischen Adler anschlug und berall Blcher's Aufruf an die Sachsen zum Bunde wider den Erzfeind verbreitete. Von der Ostfeite war Sachsen offen; im Norden besa der Feind alle Uebergangs-punkte der die Elbe, deren strkster Magdeburg war. Dort hatte Napoleon's Stief-shn, Eugen Beauharnais, den Kern der verfgbaren franzsischen Streitmacht 6. April, versammelt und bei Mckern aus dem rechten Elbufer eine Stellung genommen, die durch ein sumpfiges Flchen, die Ehle, und durch andere Bodenvortheile gedeckt war. Hier errang die begeisterte Tapferkeit der Preußen unter York, Blow und Borstell am 5. April einen schnen Sieg und warf die Franzofen mit einem Verluste von 1000 Gefangenen nach Magdeburg zurck. Die freudigste Zuversicht erfllte nun wieder die preuischen Truppen, auch durste man hoffen, da die Sachsen, deren Land jetzt von den Verbndeten besetzt wurde, sich der gemeinsamen Sache anschlieen, da nunmehr Wittgenstein's und Blcher's Aufrufe durchschlagen wrden. Auch Krner rief seinen Landsleuten zu: Lat diese groe Zeit nicht kleine Menschen finden!" Allein die erwartete Wirkung blieb aus; einige hundert Sachsen traten unter die Ltzower, das Volk im ganzen rhrte sich nicht. Es hatte wohl einige Sympathie fr die deutsche Sache, besa aber nicht Thatkraft genug, um selbstndig zu handeln; es wollte abwarten, was die Regierung befehlen werde. Aber der König Friedrich August,

13. Geschichtsbilder für die Oberstufe mehrklassiger Schulen - S. 21

1892 - Breslau : Goerlich
- 21 --Ii Friedrich alle Lnder auer Brandenburg nehmen. König Friedrich sollte Markgraf von Brandenburg werden. Er erfuhr aber die Plne seiner Gegner frhzeitig und beschlo, ihnen zuvorzukommen. 2. Das Jahr 175 6. Im Jahre 1756 rckte Friedrich nach Sachsen und schlo das schsische Heer ein. Ein starkes sterreichisches Heer kam den Sachsen zu Hilfe. Friedrich zog ihm aber entgegen und besiegte es bei Lowositz. Dann nahm er das ganze schsische Heer gefangen und blieb den Winter der in Sachsen. Das Jahr 175 7. Im Frhjahr 1757 rckte Friedrich in Bhmen ein. Die sterreicher hatten eine sehr gnstige Stellung bei der Festung Prag eingenommen. Friedrich griff sie an, aber seine Soldaten konnten anfangs nicht vorwrts kommen. Da sprang der 73 jhrige Feldmarschall Schwerin vom Pferde, ergriff eine Fahne, trug sie den Soldaten voran und rief: Mir nach, Kinder!" Er wurde von mehreren Kugeln durchbohrt, aber die Soldaten strmten voran und gewannen die Schlacht. Der König betrauerte aber den Verlust vieler tapferen Soldaten und vor allem den tapferen Schwerin. Nach der Schlacht zogen sich die sterreicher in die Festung Prag zurck. Friedrich wollte die Stadt erobern und das ganze Heer gefangen nehmen. Daher schickte Maria Theresia ein anderes, sehr starkes Heer gegen Friedrich. Dieser griff es bei Kollin an, wurde aber gnzlich geschlagen. Fast die Hlfte des Heeres und der grte Teil des Geschtzes ging verloren. Der König war tiefbetrbt. Als der Rest seiner geliebten Garde an ihm vor-berzog, traten ihm die Thrnen in die Augen. Kinder", sagte er, ihr habt heute einen schlimmen Tag gehabt, aber habt nur Geduld, ich will alles wieder gut machen." Auf die Nachricht von der Niederlage Friedrichs brachen von allen Seiten die Feinde in Preußen ein. Die Russen kamen von Osten, die Schweden von Norden, die Franzosen von Westen. Friedrich zog zuerst den Franzosen ent-gegen, die berall das Land ausplnderten und schon bis nach Thringen vorgedrungen waren. Bei dem Dorfe Robach kam es (am 5. November) zur Schlacht. Das Heer der Franzosen war fast dreimal so stark als das Friedrichs, und die Franzosen prahlten schon, da ihnen kein Preuße entwischen werde. Friedrich hatte sein Heer auf Hgeln aufgestellt und lie seine Soldaten ihr Mittagsmahl einnehmen. Pltzlich wurde auf den Hgeln alles lebendig, die Preußen strzten von allen Seiten auf die Franzosen, die in Todesschrecken gerieten und die Flucht ergriffen. Der tapfere Seydlitz jagte den Feinden nach, die ihr gesamtes Kriegsgert im Stiche lieen, Waffen und Gepck wegwarfen und sich nicht eher sicher glaubten, als bis sie der dem Rheine waren. Zwei Stunden dauerte die Schlacht; Friedrich hatte kaum 100 Tote, während die Franzosen 2000 Tote, 7000 Gefangene, der 60 Kanonen, 20 Fahnen und ihr ganzes Kriegsgert verloren. In Preußen war der Jubel groß, aber auch in anderen Lndern freute man sich der die Niederlage der Franzosen, welche' sich durch ihren Hochmut und ihre Zerstrungssucht verhat gemacht hatten. Inzwischen waren die sterreicher in Schlesien eingerckt; dorthin eilte nun Friedrich. Sein Heer war etwa 30 000 Mann stark; ihm standen 90 000 sterreicher gegenber. Bei Leuthen, unweit Breslau, stie Friedrich

14. Deutsche Geschichte von der Völkerwanderung bis zur Gegenwart - S. 217

1913 - Bielefeld [u.a.] : Velhagen & Klasing
217 Heer Schwarzenbergs am 26. und 27. August und verfolgte es nach Bhmen. Den General Vandamme schickte er mit 40000 Mann voraus, damit er der geschlagenen Armee des Feindes in Bhmen zuvorkomme und sie dort vernichte. Vandamme berraschte die Russen auch bei Kulm. Als ihnen aber der preuische General Kleist der die Nollendorfer Hhen zu Hilfe kam, murde Vandamme berwltigt und mit 10000 Mann gefangen genommen. Durch die zhe Tapferkeit der Russen und das entschlossene Eingreifen der Preußen war das bhmische Heer gerettet. Eine Woche spter kam die Kunde, da die Nordarmee unter Blow bei Bennewitz (am 6. September) der den Marschall Ney, den Tapfersten der Tapfern," einen herrlichen Sieg errungen habe. Das Netz um Napoleons Heer zog sich immer enger zusammen. Doch war er zu stolz, das Knigreich Sachsen aufzugeben. Erst als die schlesische Armee bei Wartenburg den bergang der die Elbe erzwang und auch die Nordarmee heranzog, mute Napoleon Dresden aufgeben und sich mit seinem Heere nach der weiten Ebene bei Leipzig zurckziehen. Dort sollte die Eut-scheidungsschlacht geschlagen werden. e) Die Volk erleb lacht bei Ceipjig. ib., 18. und 19. Oktober. Napoleon hatte seine Armee im Sden Leipzigs bei Markkleeberg, Wachau und Liebert-wolkwitz auf-gestellt, um hier den An-griff der bh-mischen Ar-mee zu er-warten, wh-rend ein Korps unter Marmout bei Mckern (nordwestlich von Leipzig) stand, um Leipzig ge-gen den her-anrckenden Blcher zu schtzen. Am 16. Oktober morgens um 8 Uhr gaben drei Kanonenschsse das verabredete Zeichen zum Angriff. Im Westen strmten die Preußen Markkleeberg. Aber um den Besitz Wachaus entspann sich ein verzweiflungsvoller Kampf. Die Preußen und Russen konnten sich gegen das furchtbare Geschtzfeuer der Franzosen nicht behaupten und muten sich nach Gldengossa zurckziehen Pltzlich verstummte das Gebrll Abkrzungen.: E.br -l'/sterbrcke Gri' Grimm aisches Tor Rj. 'Ranstdtar Tor Schladitz Cursdf' Plauig Mockau er., n* I Mhua . v Barne&P _40z/Z eld vmvzuhr Sommrr Althejbq elsdf Wachb Zindnaundf ^Alrra/istdclr.. Knlmr Quesitz Scmachlfeld. von Leipzig 1813. Gr.pna Mastab 1 : 300 000 Gldengossa, Kilometer Verbndete, immun Franzosen, Verbndete, !"> Franzosen, i6j0ktober }l8.0ktobe Stormowl 0^}^Igershmn, Plan von der Schlacht bei Leipzig.

15. Deutsches Lese-, Lehr- und Sprachbuch für Schule und Haus - S. 345

1865 - Göttingen : Deuerlich
345 aus der Nachbarschaft eilten ins Thor, um mitzukämpfen. Muthig zogen sie dem Feinde entgegen und verjagten ihn. Die Freude währte nicht lange; denn bald kam der französische General Morand (morang) mit großer Macht, zog ins Thor und ließ jeden erschießen, der mit Waffen auf der Straße angetroffen wurde. Da erschien der General Dörnberg zur Rettung. Er ließ sich durch die Mauern, die hohen Wälle und tiefen Gräben, welche die Stadt umgaben, nicht zurückhalten; er stürmte und stürmte, und die Franzosen mußten zum entgegengesetzten Thore hinaus. Hier begannen sie den Kampf noch einmal, aber als General Morand zum Tode verwundet vom Pferde sank, ergaben sie sich. Dörnberg hatte 10 Kanonen erbeutet und drittehalbtausend Feinde zu Gefangenen ge- macht. Das geschah im Frühjahr 1813. Im Herbst desselben» Jahres schlug General Wallmoden die Fran- zosen bei der Göhrde aufs Haupt. 6000 Feinde mit 6 Kanonen hatten sich bei diesem Walde gelagert; Wallmoden griff sie an. Hannoversche Husaren ritten das französische Fußvolk auseinander; die Lützowschen Jäger drangen siegreich vor; umsonst war die Tapferkeit der Feinde. Zwar lagen schon 40 deutsche Officiere und 500 Gemeine todt auf dem Schlachtselde; aber um so grimmiger schlugen die Streiter drein, und sie errangen den Sieg. 1800 Franzosen fanden ihren Tod, 2000 Mann wurden gefangen und alle 6 Kanonen erbeutet. Der feindliche General selber entkam nur mit genauer Noth. Das war am 10. September. 161. Die Schlacht bei Leipzig. Napoleon war nach Dresden gezogen; er zog sein Heer um Leipzig zusammen. In verschiedenen Gefechten hatten die verbündeten schon vor. her gesiegt; jetzt standen sie den Franzosen bei Leipzig gegenüber, die Oestcrreicher unter Schwarzenberg, die Preußen unter Blücher, die Rus- sen unter Witgeustein, die Schweden unter ihrem Kronprinzen, zusammen 300,000 Mann, der Franzosen waren 200,000 Mann. Völker von den fernen Grenzen Asiens und vom mittelländischen und atlantischen Meere trafen hier znsammen; daher nennt man diese Schlacht die Völ- kerschlacht. Sie begann am 16. Oktober 1813. Die Erde erbebte in weitem Umkreise von dem Donner der Geschütze, und mit gewaltiger Anstrengung und rühmlichem Heldenmuthe wurde auf beiden Seiten gekämpft. Am Nachmittage schien es, als werde Napoleon siegen; schon ließ er mit allen Glocken in Leipzig läuten. Aber er triumphierte zu früh; denn bis zum Abend beleuchteten acht brennende Dörfer und Städte das blutige Schlacht» feld: wie Leichenkerzen flackerten die Wachtfeuer in der weiten Todtenstillc. In ernster Erwartung sah alles dem folgenden Tage entgegen. Der Morgen des 17. Oktober — er war ein Sonntag — brach an; doch führte dieser Tag die Heere nicht zu neuem Kampfe. Napoleon machte Friedensvorschläge, die aber nicht angenommen wurden. Da erschien der 18. Oktober, der das fremde Joch mit blutigen Schlägen zertrümmerte. Napoleon hielt auf einem Hügel, auf welchem eine Windmühle stand, und leitete von da aus die Schlacht. In nicht

16. Vaterländisches Lesebuch für die mehrklassige evangelische Volksschule Norddeutschlands - S. 35

1872 - Halle a/S. : Buchh. des Waisenhauses
Er überzeugte sich nun von der Hartnäckigkeit des Gefechts und ließ zwei Com- pagnien des zweiten sächsischen Bataillöns unter Major vonlindenau herbeirufen. Diese beiden Compagnien kamen unglücklicher Weise erst in demselben Augenblicke an, als das Thor von den Preußen erobert, und die Besatzung desselben gefangen genommen oder getödtet wurde.- Morand verlor darüber die Besinnung und ließ eiligst den Rückzug antreten. Dadurch geriethen jene beiden Compagnien in Un- ordnung , und der Verlust wurde noch größer. Die Preußen drängten nämlich mit solchem Ungestüm nach, daß ein preußischer Officier schon die Fahne des zweiten Bataillons Max ergriffen hatte, als sie ihm von dem Lieutenant von Milkau wieder entrissen, und er selbst verwundet wurde. Die Preußen wurden nun von dem hannoverschen Hauptmann von Lang- rchr durch die Straßen zum Nicolai-Kirchhofe geleitet und vertrieben den Feind überall, wo er sich zu setzen suchte. In diesem Augenblicke wurde auch das alten- brücker Thor von den Russen genommen; und sogleich stürzte sich Tschernitscheff ,an der Spitze der Jsum'schen Husaren in die Stadt. Bei diesem ungestümen Vordringen der Reiterei in den engen Straßen blieb zwar der tapfere Major Graf von Puschkin; aber es wurde auch beinahe ein ganzes feindliches Bataillon abge- schnitten und gezwungen, die Waffen niederzulegen. Ueberhaupt verlor das Fuß- volk und die Artillerie der Sachsen bei diesem Rückzüge die meisten Leute. Ans dem Markte wurde der Kampf mit Heftigkeit erneuert und dem General Morand das Pferd unter dem Leibe erschossen. Dort ging auch eine sächsische Haubitze ver- loren, welche so eben noch auf den heftig anstürmenden Feind geschossen hatte. General Morand zog sich in dieser allgemeinen Verwirrung aus dem neuen Thore gegen das Dorf Reppenstedt zur-iick und sammelte seine Truppen, sowie das ihm noch gebliebene Geschütz hinter einer Anhöhe. Nun erst überzeugte er sich von der geringen Stärke des Fußvolks, welches ihn ans der Stadt vertrieben hatte. Deshalb bildete er zwei Angriffscolonnen, stellte sein Geschütz an die Spitze der- selben und ging wieder zum Angriff auf die Stadt über. Dies wurde ihm haupt- sächlich dadurch möglich, daß die russische Reiterei ans der Süd- und Nordseite der Stadt entweder stehen geblieben war, oder sich zum Theil ans die Thore jener Seiten, das rothe, Sülz- und Bardowieker-Thor, geworfen hatte. Hätte sie sich dem Dorfe Reppenstedt genähert, so würde Morand, in Besorgnis, seine Rück- zugslinie abgeschnitten zu sehen, haben eilen müssen, die Straße rückwärts nach Tostedt zu gewinnen. Aber diese offenbare Nachlässigkeit der Reiterei stürzte ihn völlig ins Verderben. Als er nämlich gegen das neue Thor unter dem Schutze seiner Artillerie kühn vordrang, warf sich zuerst das Jsum'schehusarenregiment ans seine beiden Vierecke; es wurde aber zurückgewiesen. Darauf erfolgte eine Kanonade, welche über eine Stunde dauerte, während welcher Morand durch mehrere verschiedene Bewegungen, die er von seinem Fußvolke ausführen ließ, eine große Unentschlossenheit verrieth. Um drei Uhr begann er endlich einen ordentlichen 'Angriff des Thors, wurde aber von dem russisch-preußischen Geschütz, welches auf einer Anhöhe rechts vom Thore eine treffliche Aufstellung gefunden hatte, mit einem mörderischen Kartätschenfeuer empfangen, und wenn die braven Sachsen gleich dieses aushielten, so wurde er an dem Thore selbst mit dem preußischen Fuß volle in einen noch verzweifelteren Kampf verwickelt. Dieser blutige undungleiche 3*

17. Anhang 4 - S. 13

1914 - Frankfurt am Main : Diesterweg
Hannover im Siebenjhrigen Kriege. 13 Unterhaltung der Truppen, Durchmrschen und Qulereien aller Art, die sich ohne Unterla wiederholen. Die Verzweiflung der Völker, die nichts mehr zu verlieren haben, ist zu frchten." Zum Ausbruch kam der volksaufstand aber erst im Jahre 1813. Die Befreiungskriege. 3m Mrz 1813 schon kamen die mit den Preußen verbndeten Russen bis an die Elbe, ja einige Abteilungen schweiften bereits bis Harburg und Lneburg. Der russische General Tettenborn erlie einen begeisterten Aufruf an das hannoversche Volk, der in kurzer Zeit sich wie ein Lauffeuer durch das ganze Lneburgische und Stabesche verbreitete. Eine groe Aufregung und Begeisterung ergriff das Volk. Scharen aus allen Stnden sammelten sich, vergebens mahnten die Behrden zur Ruhe, die freiheitliebenden Marschbauern lieen sich nicht beruhigen. Oer Aufstand der Marschbauern. 3m Lande Wursten ging ein riesiger Mann namens Anton Biel von Haus zu Haus und rief zum Kampfe auf. 3n wenigen Tagen hatte er die Bauern und ihre Shne zum Kampfe entflammt. Die franzsischen Zollbeamten, Gendarmen und Kstensoldaten flohen in wilder Eile nach der kleinen Festung K a r I s st a d t. Die Bauern, meist mit Knitteln oder Mistgabeln bewaffnet, folgten ihnen. Die Besatzung mute sich ergeben, erhielt aber von den jubelnden Bauern freien Abzug. 3m ganzen Lndchen herrschte Freude der den Sieg. Aber sie dauerte nicht lange, von Bremen her fhrte der General St. dyr eine starke Truppenmacht heran. Die Bauern hatten von den Englndern etwa 100 Klinten erhalten. Eineinhalb Stunden leisteten sie tapferen Widerstand, dann wurden sie durch eine Umgehung berwltigt. 150 Bauern waren im Kampfe gefallen, 80 wurden standrechtlich erschossen. Nach dem Kampfe drangen die Soldaten in den Klecken Lehe ein und mordeten schonungslos, was ihnen aufstie. Schwache Greise in ihren Betten und Kinder auf der Strae wurden das (Dpfer ihrer Wut, und eine allgemeine Plnderung beschlo den grauenvollen Tag. -fluch in anderen Gegenden hatten sich die Bauern erhoben, aber gleichfalls ohne Erfolg. Die Erhebung in Lneburg. Aus der Stadt Lneburg hatten sich die Franzosen beim Erscheinen der Kosaken zurckgezogen. Die Bevlkerung geriet darber in einen wahren Freudentaumel. (Ein ungeheurer 3ubel, so erzhlt ein Augenzeuge, erfllte die ganze Stadt. Die Schiffsleute, denen sich auch andere Stadtbewohner anschlssen, alle mit Tannen-Zweigen, Fahnen und Lndern geschmckt, teilten durch frhliche Aufzge unter dem Schalle munterer Lieder und Musikbegleitung ihre frohe Stimmung der Menge mit. 3n Prozession zog man nach dem Rathause, wo das seit zehn 3hren nicht mehr gehrte God Save the King" gespielt wurde, wodurch die Begeisterung sich noch hher steigerte. Divat Georg Iii.! Dioat Alexander! erscholl es aus tausend Kehlen. Die wilden Steppenreiter wurden von den freudetrunkenen Bewohnern mit Kssen und Hndedrcken bewillkommnet und reichlich mit Erfrischungen und Branntwein traktiert. Bis spt in die Nacht hinein wogte die freudig erregte Menge in den hellerleuchteten Straen."

18. Geschichte der Provinz Sachsen - S. 151

1906 - Hannover-List [u.a.] : Carl Meyer (Gustav Prior)
46. Aus der Zeit der Befreiungskriege. 151 Nun wurde auch Sachsen von den Preußen und Russen auf-gefordert, sich ihnen anzuschlieen. Die Mehrheit des Volkes war gewi dafr, aber die leitenden Kreise dachten anders; König Friedrich August lehnte ab und erklrte jede Erhebung fr die deutsche Sache fr eine Gesetzwidrigkeit. Nur auf Osterreich wollte er sich sttzen, und er ahnte, nicht, da Osterreich schon im geheimen Bunde mit Rußland und Preußen stand. Die Verbndeten drangen aber trotzdem weiter nach Westen vor. Ihnen kam Napoleon von Erfurt her entgegen. Als er sich von Weienfels nach Leipzig zu bewegte, griffen ihn Blcher und Wittgenstein am 2. Mai bei Grogrschen an, wurden aber zurck-geworfen, so da Napoleon stlich der die Elbe vordringen konnte und die Verbndeten noch bei Bautzen besiegte. Im Rcken des franzsischen Heeres taten besonders die Ltzower dem Feinde groen Abbruch. Sie schwrmten am linken Elbufer auf und ab und suchten namentlich die Verbindung der Franzosen mit dem Westen Deutschlands zu verhindern. Nach Abschlu des Waffenstillstandes zogen sie sich bis hinter die Mulde zurck. Trotz der Waffenruhe wurden sie aber am 18. Juni bei Kitzen (Kreis Merseburg) angegriffen, wobei Theodor Krner ver-wundet wurde, sich aber noch retten konnte. Nach Beendigung des Waffenstillstandes wurde die blutige Schlacht bei Dennewitz zum Teil noch auf dem Boden unserer Provinz ansgefochten. Hier bereiteten namentlich auch die schsischen Truppen den beiden Generalen Blow und Tanenzien schwere Stunden; fnfmal muten die Preußen das Dorfglsdorf mit strmender Hand nehmen, bis sie es endlich behaupteten. Die Sachsen waren es, die es so zhe verteidigten. Sie hatten dabei so gelitten, da sie ganz neu formiert werden muten; und doch verkndete Napoleon in der Leipziger Zeitung, da der Verlust der Schlacht nur der schimpflichen Flucht der Sachsen Zuzuschreiben sei. Nachdem Aork bei Wartenburg (sdstl. von Wittenberg) den bergang der die Elbe erzwungen hatte, zog Napoleon seine Streit-frste um Leipzig zusammen, wo es dann zu der Vlkerschlacht kam. 3. Das Ende des Knigreichs Westfalen. Schon anfangs Oktober machte ein russisches Reiterheer unter Tschernitschew einen Streifzug gegen Kassel. Jerome entfloh, erlie aber noch eine Proklamation, worin es heit: Westfalen, ein Haufe Kosaken ist in das Knigreich eingedrungen und hat auf kurze Zeit die Hauptstadt besetzt. Der Anfhrer dieser Truppe wagte es, die Auflsung der heiligsten Bande, welche euch an den Besten der Fürsten knpfen, zu verknden. Er mikannte eure Anhnglichkeit an den König! Westfalen, setzt eure friedliche Beschftigung fort und rechnet auf euren Herrfcher, welcher nur mit eurem Glcke sich beschftigt!" Nach Tschernitschews Abzug kehrte dann Jerome noch auf einige Tage

19. Vaterländisches Lesebuch für die Evangelische Volksschule Norddeutschlands - S. 35

1868 - Wiesbaden Schleswig Hannover : Schulbuchh. Schulze Jurany & Hensel
35 Er überzeugte sich nun von der Hartnäckigkeit des Gefechts und ließ zwei Com- pagnien des zweiten sächsischen Bataillons unter Major von Lindenan herbeirufen. Diese beiden Compagnien kamen unglücklicher Weise erst in demselben Augenblicke an, als das Thor von den Preußen erobert, und die Besatzung desselben gefangen genommen oder getödtet wurde. Morand verlor darüber die Besinnung und ließ eiligst den Rückzug antreten. Dadurch geriethen jene beiden Compagnien in Un- ordnung , und der Verlust wurde noch größer. Die Preußen drängten nämlich mit solchem Ungestüm nach, daß ein preußischer Officier schon die Fahne des zweiten Bataillons Max ergriffen hatte, als sie ihm von dem Lieutenant von Milkau wieder entrissen, und er selbst verwundet wurde. Die Preußen wurden nun von dem hannoverschen Hauptmann von Lang- rehr durch die Straßen zum Nicolai-Kirchhofe geleitet und vertrieben den Feind überall, wo er sich zu setzen suchte. In diesem Augenblicke wurde auch das alten- brücker Thor von den Russen genommen; und sogleich stürzte sich Tschernitscheff an der Spitze der Jsum'schen Husaren in die Stadt. Bei diesem ungestümen Vordringen der Reiterei in den engen Straßen blieb zwar der tapfere Major Graf von Puschkin; aber es wurde auch beinahe ein ganzes feindliches Bataillon abge- schnitten und gezwungen, die Waffen niederzulegen. Ueberhaupt verlor das Fuß- volk und die Artillerie der Sachsen bei diesem Rückzüge die meisten Leute. Auf dem Markte wurde der Kampf mit Heftigkeit erneuert und dem General Morand das Pferd unter dem Leibe erschossen. Dort ging auch eine sächsische Haubitze ver- loren, welche so eben noch auf den heftig anstürmenden Feind geschossen hatte. General Morand zog sich in dieser allgemeinen Verwirrung aus dem neuen Thore gegen das Dorf Reppenstedt zurück und sammelte seine Truppen, sowie das ihm noch gebliebene Geschütz hinter einer Anhöhe. Nun erst überzeugte er sich von der geringen Stärke des Fußvolks, welches ihn aus der Stadt vertrieben hatte. Deshalb bildete er zwei Angriffscolonnen, stellte sein Geschütz an die Spitze der- selben und ging wieder zum Angriff auf die Stadt über. Dies wurde ihm haupt- sächlich dadurch möglich, daß die russische Reiterei auf der Süd- und Nordseite der Stadt entweder stehen geblieben war, oder sich zum Theil auf die Thore jener Seiten, das rothe, Sülz- und Bardowieker-Thor, geworfen hatte. Hätte sie sich dem Dorfe Reppenstedt genähert, so würdemorand, in Besorgnis, seine Rück- zugslinie abgeschnitten zu sehen, haben eilen müssen, die Straße rückwärts nach Tostedt zu gewinnen. Aber diese offenbare Nachlässigkeit der Reiterei stürzte ihn völlig ins Verderben. Als er nämlich gegen das neue Thor unter dem Schutze seiner Artillerie kühn vordrang, warf sich zuerst das Jsum'sche Husarenregiment auf seine Leiden Vierecke; es wurde aber zurückgewiesen. Darauf erfolgte eine Kanonade, welche über eine Stunde dauerte, während welcher Morand durch mehrere verschiedene Bewegungen, die er von seinem Fußvolke ausführen ließ, eine große Unentschlossenheit verrieth. Um drei Uhr begann er endlich einen ordentlichen Angriff des Thors, wurde aber von dem russisch-preußischen Geschütz, welches auf einer Anhöhe rechts vom Thore eine treffliche Aufstellung gefunden hatte, mit einem mörderischen Kartätschenseuer empfangen, und wenn die braven Sachsen gleich dieses aushielten, so wurde er an dem Thore selbst mit dem preußischen Fuß- volke in einen noch verzweifelteren Kampf verwickelt. Dieser blutige undungleiche

20. Vaterländisches Lesebuch für die mehrklassige evangelische Volksschule Norddeutschlands - S. 36

1872 - Halle a/S. : Buchh. des Waisenhauses
36 Kampf möchte ungeachtet der kraftvollsten Gegenwehr nicht so ruhmvoll beendigt sein, wenn nicht mehrere Einwohner der Stadt die preußischen Füsiliere und ihre Geschütze auf Punkte geführt hätten, von welchen ihr Feuer eine größere Wirk- samkeit erhielt. Bürger und Krieger wetteiferten an jenem schönen Tage in mu- thiger Hingebung, und selbst ein Dienstmädchen, Johanne Stegen, bekundete ihre Unerschrockenheit, indem sic im dichten Kugelregen den Preußen aus einem umgestürzten Pulverwagen der Feinde den mangelnden Schießbedarf zu- trug. Immer heftiger entbrannte der Kampf an dem neuen Thore; dennoch ließ das französische Bataillon der 54. Kohorte die braven Sachsen im Stiche und konnte durch keine Aufforderung zur Unterstützung bewogen werden. Da werden zugleich die beiden noch übrigen sächsischen Geschütze unbrauchbar gemacht und der General Morand, sowie sein Adjutant schwer verwundet. Als nun die russische Reiterei die schon ermatteten Feinde im Rücken und auf den Seiten an- griff, da streckten sie größtentheils die Waffen, und nur sehr wenige vermochten zu entkommen. Als Morand verwundet war, übernahm der Oberst von Ehren-, stein, obwohl selbst schon zwiefach verwundet, den Befehl. Dieser sah ein, daß er völlig unterliegen werde, und deshalb schickte er auf der Stelle den Hauptmann Erdtel als Unterhändler an den General Dörnberg. Es wird versichert, daß den Sachsen freier Abzug mit Waffen und Gepäck bewilligt worden sei; allein der Kampf war um diese Zeit so heftig geworden, daß die Nachricht von der einge- tretenen Wasfeurühe nicht mehr verbreitet werden konnte, und daher mußten die Franzosen, wie die Sachsen, noch während der Unterhandlung die Waffen nieder- legen. Um fünf Uhr nachmittags war das Gefecht glorreich beendigt. Gegen 2200 Franzosen und Sachsen wurden gefangen genommen; acht Kanonen (denn zwei Stück hatten die Sachsen am lüner Thore in den Stadtgraben geworfen), dreißig Fässer Pulver, drei Fahnen und alles Gepäck wurde erbeutet. Unter den Gefangenen befanden sich der Chef des Generalstabes de Lourde, der Oberst Poisy und der sächsische Oberst von Ehrenstein. Der Verlust der Preußen belief sich auf einen Officier und 7 Mann an Todten und 4 Officiere und 38 Mann an Ver- wundeten. Die. Russen hatten an Todten den Major von Puschkin und einige 70 Mann verloren, an Verwundeten 3 Officiere und über 100 Mann. Die Ge- fangenen wurden theils von dem lüneburger Landstürme, theils von den jungen Leuten, welche sich entschlossen hatten, unter dem Oberstlieutenant von Estorsi zu dienen, theils von Kosacken zunächst nach Boitzenburg und von dort nach Berlin geführt. Der verwundete Morand starb am 5. April zu Boitzenburg und wurde dort mit allen Ehren bestattet. 17. Die Schlacht bei der Göhrde am 16. September 1813. Ter hannoversche General Wallmoden erfuhr, daß der General Pecheux mit der fünfzigsten Division von Hamburg aufgebrochen sei, um sich zu dem franzö- sischen Hauptheere in Sachsen zu begeben. Sofort beschloß Wallmoden, den Fran- zosen durch einen raschen Zug über den Hals zu kommen. Er ließ deshalb von seiner Armee nur einige tausend am rechten Elbnfer dem gewaltigen Davoust gegenüber stehen, damit er seinen Abzug mit dem Hauptheer nicht merken solle,