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1. Deutsche Geschichte - S. 135

1912 - Halle a.S. : Schroedel
135 Viii. Die Leiden und die folgen des Krieges* 1. Die Schrecken des Krieges in Stadt und Dorf. Schrecklich waren die Leiden, die der groe Krieg der unser Vaterland brachte. Es glich einer Wste. Tausende von Drfern lagen in Schutt und Asche oder waren ganz vom Erdboden verschwunden. In den Stiftern Magdeburg, Halle, Merse-brg, Halberstadt und Hildesheim waren 217 Schlsser, 103 Städte und 1105 Drfer zerstrt worden. Mehr als die Hlfte der Einwohner hatten Schwert, Hunger und Pest hinweggerafft, und Deutschland zhlte nur noch vier Millionen Seelen. Man wandert bei 10 Meilen und stehet nicht einen Menschen, nicht ein Vieh, nicht einen Sperling." Die Chronik gar mancher Stadt wei von frchterlichen Tagen zu berichten. Da zog eine wilde Sldnerschar durch ihre Tore ein. Sofort begann das Rauben und Plndern. Was sie nicht gebrauchen konnten, schlugen die Unmenschen kurz und klein; und dann marterten sie die wehrlosen Leute mit teuflischer Lust. Die armen Opfer wurden geprgelt und gepeitscht; man schraubte ihnen die Daumen ein oder trat sie mit Fen; man zog ihnen Fden durch die Zunge, go ihnen Mistjauche durch einen Trichter ein oder steckte ihnen ungelschten Kalk in den Mund; man strzte sie itt Brunnen, zog sie durchs Feuer und briet sie in Backfen. Manchmal schlugen auch die Sldner wie zum Zeitvertreib Männer, Weiber und Kinder einfach tot. Zu diesen Greneln kamen Hungersnot und Seuchen. So sanken in den Stdten Tausende dahin. Oft war das Sterben so groß, da die Leichen nicht begraben werden konnten. Ganze Huserreihen standen leer. In den Straen wuchs Gras, und den Marktplatz bedeckte Gestrpp, in dem Feld-hhner und Hafen ihre Nester hatten. Das Gewerbe war fast untergegangen. In Augsburg arbeiteten vor dem Kriege 6000 Weber; nachher noch 500. Der Versand von Waren ins Ausland hrte auf; die fremden Völker, die bisher von Deutschland ge-kauft hatten, traten jetzt mit England und den Niederlanden in Ver-bindung. So war auch der deutsche Handel vllig zusammengebrochen. Fast noch schlimmer als den Stdten erging es den Drfern. Die groen Leiden des Krieges suchten namentlich den Bauersmann heim. Fremdes Kriegsvolk marschierte in sein Dorf, legte sich ihm ins Haus und ins Bett, mihandelte ihn und die Seinen, forderte Kriegssteuer und Geschenke, zerschlug, verwstete und plnderte noch, was ihm vor Augen kam. Banden folgten auf Banden, die Lieferungen und Qulereien schienen endlos. Mit Entsetzen |ah der Bauer, da die fremden Soldaten aufzufinden wuten, was er tief itt der Erde versteckt hatte. Wenn er ihnen aber zu schlau gewesen war, dann ergriffen sie ihn selbst und zwangen ihn durch entsetzliche Qualen, das Versteck seiner Schtze anzugeben. Seine Wirtschaft wurde ganz verwstet, die Gespanne vom Pfluge gerissen, die Herden von der Weide geholt und dadurch die Bestellung der Felder unmglich gemacht. Auf die Kirchtrme und auf hohe Punkte der Flur stellte man Wachen, die ein Zeichen gaben, wenn Truppen itt der Ferne sichtbar wurden. Dann brachte der Landmann, was er retten konnte, Frau und Kinder eilig in ein entferntes Versteck. Wochen-, ja monatelang fhrten dort die Flchtlinge ein angstvolles Dasein, ^m schwarzen Moore zwischen Grben, Binsen und Erlengebsch, in dunkler Waldesschlucht, in alten Lehmgruben und in verfallenem Mauerwerk suchten

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1. Deutsche Geschichte - S. 135

1912 - Leipzig [u.a.] : Kesselring
135 Viii. Die Leiden und die folgen des Arieges. 1. Die Schrecken des Krieges in Stadt und Dorf. Schrecklich waren die Leiden, die der groe Krieg der unser Vaterland brachte. Es glich einer Wste. Tausende von Drfern lagen in Schutt und Asche oder waren ganz vom Erdboden verschwunden. Mehr als die Hlfte der Einwohner hatten Schwert, Hunger und Pest hinweggerafft, und Deutschland zhlte nur uoch vier Millionen Seelen. Die Chronik gar mancher Stadt wei von frchterlichen Tagen zu berichten. Da zog eine wilde Sldnerschar durch ihre Tore ein. Sofort begann das Rauben und Plndern. Was sie nicht gebrauchen konnten, schlugen die Unmenschen kurz und klein; und dann marterten sie die wehr-losen Leute mit teuflischer Lust. Die armen Opfer wurden geprgelt und gepeitscht' man schraubte ihnen die Daumen ein oder trat sie mit Fen; man zog ihnen Fden durch die Zunge, go ihnen Mistjauche durch einen Trichter ein oder steckte ihnen ungelschten Kalk in den Munt); man strzte sie in Brunnen, zog sie durchs Feuer und briet sie in Backfen. Manchmal schlugen auch die Sldner wie zum Zeitvertreib Männer, Weiber und Kinder einfach tot. , . * Zu diesen Greueln kamen Hungersnot und Seuchen. So sanken m den Stdten Tausende dahin. Oft war das Sterben so groß, da die Leichen nicht begrabe werden konnten. Ganze Huserreihen standen leer. In den Straen Wiesbadens wuchs Gras, und den Marktplatz bedeckte Gestrpp, in .dem Feldhhner und Hasen ihre Nester hatten. Das Gewerbe war fast untergegangen. In Augsburg arbeiteten vor dem Kriege 6000 Weber; nachher noch 500. Der Versand von Waren ins Ausland hrte aus; die fremden Völker, die bisher von Deutschland ge-kauft hatten, traten jetzt mit England und den Niederlanden in Verbindung. So war auch der deutsche Handel vllig zusammengebrochen. Fast noch schlimmer als den Stdten erging es den Drfern. Die groen Leiden des Krieges suchten namentlich den Bauersmann heim. Fremdes Kriegsvolk marschierte in sein Dorf, legte sich ihm ins Hans und ins Bett, mihandelte ihn und die Seinen, forderte Kriegssteuer und Geschenke, zerschlug, verwstete und plnderte noch, was ihm vor Augen kam. Banden folgten auf Banden, die Lieferungen und Qulereien schienen endlos. Mit Entsetzen sah der Bauer, da die fremden Soldaten aufzufinden wuten, was er tief in der Erde versteckt hatte. Wenn er ihnen aber zu schlau gewesen war, dann ergriffen sie ihn selbst und zwangen ihn durch entsetzliche Qualen, das Versteck seiner Schtze anzugeben. Seine Wirtschaft wurde ganz verwstet, die Gespanne vom Pfluge gerissen, die Herden von der Weide geholt und dadurch die Bestellung der Felder unmglich gemacht. Auf die Kirchtrme und auf hohe Punkte der Flur stellte man Wachen, die ein Zeichen gaben, wenn Truppen in der Ferne sichtbar wurden. Dann brachte der Landmann, was er retten konnte, Frau und Kinder eilig in ein entferntes Versteck. Wochen-, ja monatelang fhrten dort die Flchtlinge ein angstvolles Dasein. Im schwarzen Moore zwischen Grben, Binsen und Erlengebsch, in dunkler Waldesschlucht, in alten Lehmgruben und in verfallenem Mauerwerk suchten sie die letzte Rettung. Waren die Soldaten abgezogen, dann kehrten die

2. Deutsche Geschichte - S. 147

1914 - Leipzig [u.a.] : Kesselring
147 Ix. Die Leiden und die Folgen des Arieges. 1. Die Schrecken des Krieges in Stadt und Dorf. Schrecklich waren die Leiden, die der groe Krieg der unser Vaterland brachte. Es glich einer Wste. Tausende von Drfern lagen in Schutt und Asche oder waren ganz vom Erdboden verschwunden. Mehr als die Hlfte der Einwohner hatten Schwert, Hunger und Pest hinweggerafft, und Deutschland zhlte nur noch vier Millionen Seelen. Die Chronik gar mancher Stadt wei von frchterlichen Tagen zu berichten. Da zog eine wilde Sldnerschar durch ihre Tore ein. Sofort begann das Rauben und Plndern. Was sie nicht gebrauchten konnten, schlugen die Unmenschen kurz und klein; und dann marterten sie die wehr-losen Leute mit teuflischer Lust. Die armen Opfer wurden geprgelt und gepeitscht; man schraubte ihnen die Daumen ein oder trat sie mit Fen; man zog ihnen Fden durch die Zunge, go ihnen Mistjauche durch einen Trichter ein oder steckte ihnen ungelschten Kalk in den Mund; man strzte sie in Brunnen, zog sie durchs Feuer und briet sie in Backfen. Manchmal schlugen auch die Sldner wie zum Zeitvertreib Männer, Weiber und Kinder einfach tot. Zu diesen Greueln kamen Hungersnot und Seuchen. So sanken in den Stdten Tausende dahin. Oft war das Sterben so groß, da die Leichen nicht begraben werden konnten. Ganze Huserreihen standen leer. In den Straen Wiesbadens wuchs Gras, und den Marktplatz bedeckte Gestrpp, in dem Feldhhner und Hasen ihre Nester hatten. Das Gewerbe war fast untergegangen. In Augsburg arbeiteten vor dem Kriege 6000 Weber, nachher noch 500. Der Versand von Waren ins Ausland hrte auf; die fremden Völker, die bisher von Deutschland gekauft hatten, traten jetzt mit England und den Niederlanden in Verbindung. So war auch der deutsche Handel vllig zusammengebrochen. Auch Frankfurt litt in jener Zeit furchtbar. Kaiserliche und Schweden erpreten groe Geldsummen und Lieferungen. fters mute die Stadt Truppen einlassen. Eine Zeitlang lagen die Kaiserlichen in Frankfurt, die Schweden in Sachsenhausen und suchten einander zu vertreiben. Dabei brannten einmal sechsundzwanzig Huser ab. Auch hielten Pest und Hungers-not ihren Einzug in der Stadt. Ihnen erlagen allein im Jahre 1635 der 7000 Menschen, ein Drittel der Einwohner. Fast noch schlimmer als den Stdten erging es den Drfern. Die groen Leiden des Krieges suchten namentlich den Bauersmann heim. Fremdes Kriegsvolk marschierte in sein Dorf, legte sich ihm ins Haus und ins Bett, mihandelte ihn und die Seinen, forderte Kriegssteuer und Geschenke, zerschlug, verwstete und plnderte noch, was ihm vor Augen kam. Banden folgten auf Banden, die Lieferungen und Qulereien schienen endlos. Mit Entsetzen sah der Bauer, da die fremden Soldaten aufzufinden wuten, was er tief ttt der Erde versteckt hatte. Wenn er ihnen aber zu schlau gewesen war, dann ergriffen sie ihn selbst und zwangen ihn durch entsetzliche Qualen, das Versteck seiner Schtze anzugeben. Seine Wirtschaft wurde ganz verwstet, die Gespanne vom Pfluge gerissen, die Herden von der Weide geholt und dadurch die Bestellung der Felder unmglich gemacht. Auf die Kirchtrme 10*

3. Geschichte für Mittelschulen und ähnliche Lehranstalten der Provinz Sachsen - S. 167

1903 - Wiesbaden : Behrend
der Augsburger Religionsfriede besttigt und auf die Refor-mierten ausgedehnt. Was aber bedeuteten jene groen Verluste an Land, Ansehen und Macht gegenber denen, die das deutsche Volk an Menschenleben, an Hab und Gut, an seinem geistigen Leben erlitten hatte! 7. Allmhlicher Aufbau der Provinz Sachsen. Durch den Lnderzuwachs Brandenburgs war der nrdliche Teil unseres Gebietes (Regierungsbezirk Magdeburg) nun fast vollendet. Auf dem Grundstein", der A l t m a r k, war das nunmehrige Frstentum Halber st adt und das gleichfalls in ein weltliches Herzogtum verwandelte Erzbistum Magdeburg (1680, nach dem Tode des letzten Administrators) dem brandenburgisch-preuischen Staate eingefgt worden. Es fehlten nur noch die Grafschaft Wernigerode (bis 1714), das Stift (Frstentum) Quedlinburg (bis 1697 bezw. 1803), die kurschsischen mter Barby, Gommern und das hannoversche Amt Kltze (bis 1815). Vom sdlichen Teile waren erst kleine Anfnge vorhanden, nmlich der zum Herzogtum Magdeburg gehrige Saal kr eis mit der Stadt Halle, der angrenzende stliche Teil der Grafschaft Mans-feld und Teile der Grafschaften Hohenstein und Rein st ein (Bennecken-stein, Klettenberg, Lohra). Die noch einzufgenden Landesteile gehrten zum grten Teile (bis 1803) zu Kurmainz, abgesehen von den freien Stdten Nordhausen und Mhlhausen, und (bis 1815) zu Kursachsen. Letzteres war durch die magdeburgischen mter Querfurt und Burg (1688) und den sdlichen Teil der heutigen Provinz Brandenburg vergrert worden. 8. Des Krieges Not. Die groen Leiden des Krieges senkten sich besonders auf den Bauersmann. Fremdes Kriegsvolk, durch Blut und Schlachten verwildert, marschierte in sein Dorf, legte sich ihm ins Haus und Bett, mi-handelte ihn und die Seinen, forderte Kriegssteuer, Geschenke und zerschlug, ver-wstete und plnderte doch noch, was ihm vor Augen kam. Banden folgten auf Banden, die Lieferungen und Qulereien schienen endlos. Mit Entsetzen sah der Bauer, da die fremden Soldaten mit einer Sprkraft, die er der Zauberei zu-schrieb, aufzufinden wuten, was er tief in der Erde versteckt hatte. Wenn er ihnen aber zu schlau gewesen war, dann ergriffen sie ihn selbst und zwangen ihn durch entsetzliche Qualen, das Bersteck seiner Schtze anzugeben. Seine Wirtschaft wurde ganz verwstet, die Gespanne vom Pfluge gerissen, die Herden von der Weide geholt und die Bestellung der Felder oft unmglich gemacht. Auf die Kirchtrme und aus hohe Punkte der Flur stellte man Wachen, die ein Zeichen gaben, wenn Truppen in der Ferne sichtbar wurden. Dann brachte der Landmann, was er retten konnte, Frauen und Kinder und die leicht bewegliche Habe, eilig in ein entferntes Versteck. Wochen, ja Monate lang fristeten dort die Flchtlinge ihr angstvolles Dasein. Im schwarzen Moore zwischen Grben, Binsen und Erlen-gebsch, in dunkler Waldesschlucht, in alten Lehmgruben und verfallenem Mauer-werk suchten sie die letzte Rettung. Waren die Soldaten abgezogen, dann kehrten die Armen in ihre Huser zurck und besserten notdrftig aus, was verwstet war. Nicht selten freilich fanden sie nur eine rauchende Brandsttte". 9. Kulturznftnde nach dem Dreiigjhrigen Kriege. a) Wirt-fchaftliche Zustnde. Deutschland glich jetzt fast einer groen Wste. Taufende von Stdten und Drfern lagen in Asche. Wo einst saftige Wiese und ppiges Ackerfeld prangten, da wuchsen Disteln und Dornen; wo einst ein friedliches Drfchen lag, da fand sich jetzt Wild-nis und Wald. Man wandert bei zehn Meilen", klagt ein Zeitgenosse, und sieht nicht einen Menschen, nicht ein Vieh, nicht einen

4. Deutsche Geschichte bis zum Ausgange des Dreißigjährigen Krieges - S. 290

1906 - Paderborn : Schöningh
290 Freytag: Der Bauernstand im Dreiigjhrigen Kriege. silbernen Schmuck fr Weib und Tchter, Wrze fr seinen sauern Wein, und was von Metallwaren und Gert in Hof und Kche ntig war. Die Kleider von Wolle und Leinwand webten und schnitten die Frauen im Hause oder der Nachbar im Dorfe. So lebte der Bauer in Mitteldeutschland noch nach dem Jahre 1618. Er hrte des Sonntags in der Schenke von wildem Kriegsgetmmel hinten in Bhmen, wo die Lnder des Kaisers lagen, um den er sich wenig km-merte. Er kaufte wohl von einem verschmitzten Hndler ein fliegendes Blatt oder ein Spottlied auf den verlorenen König von Bhmen; er gab einem zerschlagenen Flchtling von Prag oder Budweis. der bettelnd an seine Tr kam, von seinem Brot und Kse und hrte die Schauergeschichten desselben mit Kopfschtteln. Der Amtsbote brachte ein Schreiben des Landesherrn in das Dorf, aus dem er sah, da auch ihm zugemutet wurde, fr neugeworbene Soldaten Geld und Getreide nach der Stadt zu liefern; er rgerte sich und eilte, seinen Schatz noch zu vergraben. Doch bald wurde ihm deutlich, da eine schlechte Zeit auch gegen ihn heranziehe; denn das Geld, welches er in der Stadt empfing, wurde sehr rot, und alle Waren wurden teurer; auch er wurde in die heillose Verwirrung hineingezogen, welche seit 1620 durch das massenhafte Ausprgen wertlosen Geldes der das Land kam. Er behielt Getreide und Fleisch zu Hause und zog gar nicht mehr nach der Stadt. Aber er bekam doch Hndel mit den Stdtern und seinen Nachbarn, weil auch er das neue Geld bei seinen Zahlungen loswerden und nur gutes altes als Bezahlung annehmen wollte. Sein Herz war voll bser Ahnungen. Endlich begannen die Durchmrsche fremder Truppen, und die groen Leiden des Krieges senkten sich auf ihn. Fremdes Kriegsvolk von abenteuer-lichem Aussehen, durch Blut und Schlachten verwildert, marschierte in sein Dorf, legte sich ihm in Haus und Bett, mihandelte ihn und die Seinen, forderte Zehrung, Kriegssteuern, auerdem Geschenke und zerschlug, verwstete und plnderte doch noch, was ihm vor Augen kam. So ging es fort, seit 1626 mit jedem Jahre schlimmer; Banden folgten auf Banden, mehr als ein Heer setzte sich um ihn herum in Winterquartieren fest, die Lieferungen und Qulereien schienen endlos. Mit Entsetzen sah der Bauer, da die fremden Soldaten mit einer Sprkraft, die er der Zauberei zuschrieb, auf-zusinden wuten, was er tief in der Erde versteckt hatte. Wenn er ihnen aber zu schlau gewesen war, so wurde sein Los noch schlechter, dann wurde er selbst ergriffen und durch Qualen, welche niederzuschreiben peinlich ist, gezwungen, das Versteck feiner Schtze anzugeben. Die sittliche Verwahrlosung nahm im Landvolke furchtbar berhand. Weiber entliefen den Mnnern, Kinder den Eltern; die Gewohnheiten, Laster und Krankheiten der durchziehenden Heere blieben zurck, selbst wenn die Ruber aus dem verwsteten und halb zerstrten Dorfe abzogen. Das

5. Schul-Lesebuch - S. 29

1863 - Berlin : Stubenrauch
29 Georg-£nk'rt-Institut für intamstionaia Schulbuci .i orschung 24. Die Leiden der sächsischen Dörfer 1utt> Städte im dreißigjährigen Krieg^-^'^Lddibliot.^ll 1. Leiden der Dörfer. Schwer waren die Leiden, welche der dreißigjährige Krieg auch über Sachsen brachte. Die ersten Nachrichten von dem wilden Kriege, wel- cher in Böhmen ausgebrochen war, erhielten die Landleute durch Flücht- linge aus Prag, welche vor den Thüren bettelten. Nun behielt der Bauer sein Getreide und sein Fleisch zu Hause und zog gar nicht mehr zur Stadt. Bald mehrten sich die Diebstähle; auf den Landstraßen ließ sich verdächtiges Gesindel blicken. Trompeter sprengten mit schlimmen Nachrichten durch die Dörfer. Angeworbenes Kriegsvolk rückte ^ein, zog frech vor des Bauern Hof und stahl Hühner und Würste. Seit 1623 begannen in Thüringen die Durchmärsche fremder Truppen, und die schweren Leiden des Krieges nahmen ihren Anfang. Kriegsvolk, von wildem Ansehen, niarschirte in das Dorf, legte sich ohne Weiteres ins Bauernhaus, soderte Geld und Zehrung, zerschlug übermüthig das Hausgeräth, und nahm weg, was ihm anstand. So ging es Jahr aus, Jahr ein. Banden folgten auf Banden. Als erst ganze Heere in Sachsen Winterquartiere bezogen, war vor den Soldaten nichts mehr sicher. Es half dem Bauer nichts, daß er sein Gut und Geld unter der Erde verbarg. Mit merkwürdigem Spürsinn wußten es die Sol- daten zu entdecken. Fanden sie nichts, so wurde der Bauer mit unsäg- lichen Martern so lange gequält, bis er das Versteck angab. — Jetzt be- mächtigte sich eine große Furcht der Gemüther. Viele geriethen in wilde Verzweiflung. Das Gesinde und die eigenen Kinder entliefen dem Hausherrn. Da man selbst nichts zu leben hatte, so schonte mau frem- des Eigenthum nicht mehr; Keiner achtete der Noth des Andern. Bald raubten und stahlen die Bauern wie die Soldaten. Bewaffnete Haufen rotteten sich zusammen, zogen in fremde Dörfer und nahmen, was sie fanden. Oder sie lauerten im dichten Walde, in einem Gebirgspaß den Nachzüglern der Heere aus, nahmen ihnen nach heißem Gefechte ihre Beute ab und quälten die Gefangenen unter schrecklichen Qualen zu Tode. — Auf alle Weise suchten sich die Bewohner der Dörfer zu schützen. In den Kirchthürmen stellte man Wachen auf, welche ein Zeichen gaben, sobald Soldaten in der Ferne sichtbar wurden. Dann brachte der Bauer seine Familie und was er retten konnte eilig in ein Versteck. Solche Verstecke wurden mit großer Sorgfalt ausgesucht; Monate lang verlebte man in denselben ein angstvolles Dasein. In Moorbrüchen, zwischen Gräben, Binsen und Erlengebüsch, in dunklen Waldschluchten, in Lehmgruben, in altem Mauerwerk suchte man Schutz. Waren die Soldaten aus dem Dorfe abgezogen, so kehrten die Flücht- linge zurück; aber meist fanden sie nichts als eine rauchende Brand- stätte. Viele Bauern verließen dazumal ihr Vaterland auf immer. Das junge Volk ging unter die Soldaten, um selber plündern zu helfen; andere wurden Räuber. Mit alten verrosteten Flinten versehen, die sie irgendwo aufgelesen hatten, führten sie in den Wäldern ein wüstes Leben und schlugen sich zu den Wilddieben und Wegelagerern. Immer kleiner wurde die Zahl der Einwohner in den Dörfern. Bald standen manche Dörfer ganz verlassen. Hinter den vom Brande geschwärzten

6. Deutsche Geschichte bis zum Ausgange des Dreißigjährigen Krieges - S. 291

1906 - Paderborn : Schöningh
Freytag: Der Bauernstand im Dreiigjhrigen Kriege. 291 Branntweintrinken, das seit dem Bauernkriege in das Volk gekommen war, wurde ein gewhnliches Laster. Die Achtung vor fremdem Eigentum ver-schwand. Allmhlich begann der Landmann zu stehlen und zu rauben wie der Soldat. Bewaffnete Haufen rotteten sich zusammen, zogen der die Landes-grenze in andere Drfer und entfhrten, was sie bedurften. Sie lauerten den Nachzglern der Regimenter in dichtem Walde oder in Gebirgspssen auf und nahmen oft nach hartem Kampfe an dem Leben der Bezwungenen eine rohe Rache. Nach Krften suchten sich die Drfer vor der Raubgier der Soldaten zu wahren. Solange noch Geld aufzubringen war, machten sie Versuche, durch Zahlung einer Geldsumme an die vorausgesandten Offiziere die Ein-quartierung abzukaufen, und mancher Schurke benutzte solche Furcht und erhob in der Maske eines anmeldenden Furiers ^ hohe Steuern von den getuschten Dorfsassen. Auf die Kirchtrme und hohen Punkte der Flur wurden Wachen gestellt, die ein Zeichen gaben, wenn Truppen in der Ferne sichtbar wurden. Dann brachte der Landmann, was er retten konnte, die Frauen und Kinder und leichtbewegliche Habe, eilig in einen entfernten Versteck. Solche Verstecke wurden mit groem Scharfsinn ausgesucht, durch Nachhilfe noch unzugnglicher gemacht, und Wochen-, ja monatelang fristeten dort die Flchtlinge ihr angstvolles Dasein. Im schwarzen Moor, zwischen Grben, Binsen und Erlengebsch, in dunkler Waldesschlucht, in alten Lehmgruben und in verfallenem Mauerwerk suchten sie die letzte Rettung. Waren die Soldaten abgezogen, dann kehrten die Flchtlinge in ihre Huser zurck und besserten notdrftig aus, was verwstet war. Nicht selten freilich fanden sie nur eine rauchende Brandsttte. Auch nicht alle, welche geflohen waren, kamen zurck. Die Wohl-habenderen suchten sich und ihre Habe in den Stdten zu bergen, wo doch die Kriegszucht ein wenig straffer und die Gefahr geringer war. Viele auch flchteten in ein anderes Land, und wenn dort Feinde drohten, wieder in ein anderes. Die meisten hat sicher das Elend dort nicht weniger hart geschlagen. Aber auch die im Lande blieben, kehrten nicht alle zur heimischen Flur zurck. Das wilde Leben im Versteck und Walde, die rohe Freude an Gewalttat und Beute machte die Trotzigsten zu Rubern. Mit rostigen Waffen ver-sehen, die sie vielleicht getteten Freibeutern abgenommen hatten, fhrten sie unter den Fichten der Berge ein gesetzloses Leben als Gefhrten des Wolfes und der Krhe, als Wilddiebe und Wegelagerer. So verminderte sich die Bevlkerung des flachen Landes mit reiender Schnelligkeit. Schon zur Zeit des Schwedenknigs waren mehrere Drfer ganz verlassen, und um die geschwrzten Balken und das Stroh der zerrissenen Dcher schlichen die Tiere des Waldes und etwa die zerlumpte Leidensgestalt 1 Furier Quartiermacher. 19*

7. Geschichte für die Mittelschulen der Stadt Frankfurt am Main - S. 150

1906 - Frankfurt a.M. : Neumann
150 Reiches endgltig entlassen, desgleichen die Bistmer Metz, To ul und Verdnn, die schon fast hundert Jahre in franzsischem Besitze waren. Das schne Oberelsa fiel an Frankreich, so da dessen Gebiet hier jetzt an den Rhein stie. der Pommern wurde in der Weise ent-schieden, da sowohl Schweden als Brandenburg Anspruch auf das ganze Land hatten. Jedes bekam eine Hlfte und als Entschdigung fr den nicht erhaltenen Teil geistliche Frstentmer. So erwarb Schweden Vorpommern nebst dem Erzbistum Bremen und dem Bistum Verden, Brandenburg Hinter Pommern nebst dem Erzbistum Magdeburg und den Bistmern Halberstadt, Minden und Cammin. Die Gre der Verluste wird erst recht verstndlich, wenn man sich klar macht, da die Mndungen smtlicher deutschen Flsse jetzt im Besitze des Auslandes waren und da damit der deutsche Seehandel erwrgt war. Eine weitere Schwchung des Reiches bedeutete die Be-stimmung, da hinfort alle Reichsstnde in ihren Gebieten dieselben Rechte haben sollten wie die Kurfrsten, fo da sie also dem Reichsvberhanpte nur noch dem Namen nach Untertan waren. Ja, es wurde ihnen sogar zum Zeichen ihrer Selbstndigkeit gestattet, Bndnisse mit dem Auslande zu schlieen; wie ein Hohn klingt es, wenn dabei steht: nur nicht gegen Kaiser und Reich". Der Augsburger Religionsfriede wurde besttigt und auf die Reformierten ausgedehnt. Was aber bedeuteten jene groen Verluste an Land, Ansehen und Macht gegenber denen, die das deutsche Volk an Menschen, an Hab und Gut, an seinem geistigen Leben erlitten hatte! 4. Des Krieges Not. Die groen Leiden des Krieges senkten sich besonders auf den Bauersmann. Fremdes Kriegsvolk, durch Blut und Schlachten verwildert, marschierte in sein Dorf, legte sich ihm ins Haus und Bett, mihandelte ihn und die Seinen, forderte Kriegssteuer, Geschenke und zerschlug, verwstete und plnderte doch noch, was ihm vor Augen kam. Banden folgten aus Banden, die Lieferungen und Qulereien schienen endlos. Mit Entsetzen sah der Bauer, da die fremden Soldaten mit einer Sprkraft, die er der Zauberei zuschrieb, aufzufinden wuten, was er tief in der Erde ver-steckt hatte. Wenn er ihnen aber zu schlau gewesen war, dann ergriffen sie ihn selbst und zwangen ihn durch entsetzliche Qualen, das Versteck seiner Schtze anzugeben. Seine Wirtschast wurde ganz verwstet, die Gespanne vom Pfluge gerissen, die Herden von der Weide geholt und dadurch die Bestellung der Felder oft unmglich gemacht. Auf die Kirch-trme und auf hohe Punkte der Flur stellte man Wachen, die ein Zeichen gaben, wenn Truppen in der Ferne sichtbar wurden. Dann brachte der Landmann, was er retten konnte, Frauen und Kinder und die leicht bewegliche Habe, eilig in ein entferntes Versteck. Wochen, ja Monate

8. Vaterländische Geschichte - S. 52

1902 - Wiesbaden : Behrend
— 52 — Banden folgten auf Banden, die Lieferungen und Quälereien schienen endlos Mit Entsetzen sah der Bauer, daß die fremden Soldaten mit einer Spur-kraft, die er der Zauberei zuschrieb, aufzufinden wußten, was er tief in der Erde versteckt hatte. Wenn er ihnen aber zu schlau gewesen war, dann ergriffen sie ihn selbst und zwangen ihn durch entsetzliche Qualen, das Versteck seiner Schätze anzugeben. Seine Wirtschaft wurde ganz verwüstet, die Gespanne vom Pfluge gerissen, die Herden von der Weide geholt und dadurch dre Bestellung der Felder oft unmöglich gemacht. Auf die Kirchtürme und auf hohe Punkte der Flur stellte man Wachen, die ein Zeichen gaben, wenn Truppen in der Ferne sichtbar wurden. Dann brachte der Landmann, was er retten konnte. Frauen und Kinder und die leicht bewegliche Habe, eilig in ein entferntes Versteck. Wochen, ja Monate lang fristeten dort die Flüchtlinge ihr angstvolles Dasein. Im schwarzen Moore zwischen Gräben, Binsen und Erlengebüsch, in dunkler Waldesschlucht, in alten Lehmgruben und verfallenem Mauerwerk suchten sie die letzte Rettung. Waren die Soldaten abgezogen, dann kehrten die Armen in ihre Hänser zurück und besserten notdürftig aus, was verwüstet war. Nicht selten freilich fanden sie nur eine rauchende Brandstätte." 5. Kulturzustände nach dem dreißigjährigen Kriege, a) Wirtschaftliche Zustände. Deutschland glich jetzt fast einer großen Wüste. Tausende von Städten und Dörfern lagen in Asche. Wo einst Wiese und üppiges Ackerfeld prangten, da wuchsen Disteln und Dornen; wo einst ein friedliches Dörfchen lag, da fand sich jetzt Wildnis und Wald. „Man wandert bei zehn Meilen", klagt ein Zeitgenosse, „und sieht nicht einen Menschen, nicht ein Vieh, nicht einen Sperling. In allen Dörfern liegen die Häuser voller Leichname, Mann, Weib, Kind und Gesinde, Pferde und Kühe, neben und unter einander, von Pest und Hunger erwürget." Der Tod machte so reiche Beute, daß Deutschland über die Hälfte seiner Einwohner verlor. Mit der Bevölkerung war auch der ganze frühere Wohlstand vernichtet. Nicht nur hatte man unerhörte Summen aus dem Lande geschleppt, sondern es fehlte der Landwirtschaft an Arbeitskräften, an Vieh, Saatkorn, Geräten, kurz an allem. Bei der allgemeinen Unsicherheit stockte der Handel und Verkehr; so konnte der Niedergang der Gewerbe nicht ausbleiben, da die Handwerker keine Arbeit fanden; auch die Kunst wurde brotlos. b) Sittliche Verwilderung. Hand in Hand damit ging die sittliche Verwilderung des Volkes. Der Krieg entfesselte die niedrigsten Leidenschaften der Menschen und erstickte alle edlen Triebe des Herzens. Trotz des grenzenlosen Elends ergaben sich die Überlebenden den wüstesten Gelagen, tollen Genüssen und Vergnügungen. Überall wimmelte es von Raubgesindel, und nirgends war Sicherheit des Lebens und des Eigentums. Furcht und Schrecken erfüllte die Herzen, und der roheste Aberglaube kam zum Durchbruch; der Hexenglaube erreichte seinen höchsten Grad.

9. Erzählungen aus der Sage und Geschichte - S. 118

1910 - Leipzig : Voigtländer
118 Iii. Aus der Neuzeit. 29. Der Westflische Friede. 1. Die Krtegsnot auf dem Gipfel. Der frchterliche Krieg schien gar kein Ende nehmen zu wollen. Immer hher stieg das Elend, das er der Deutschland verbreitete. Brandschatzende und plndernde Heere zogen berall umher und verwsteten Freundes- und Feindesland. Die Schweden verloren seit Gustav Rdolfs Tode allmhlich die alte Manneszucht und wurden durch Sengen und Brennen, Morden und Rauben dem unglcklichen Volke so schrecklich wie die Kaiserlichen. Ruch die Franzosen mischten sich in den Krieg, um Stcke deutschen Bodens an sich zu reien. So nahm die allgemeine Verwirrung immer mehr zu. Blutige Schlachten wurden geliefert; doch gewann keine der kmpfenden Parteien dauernd den Sieg. 2. Oer Friedensschlu (1648). (Erst als alle aufs tiefste erschpft waren, kam nach langen Unterhandlungen der Friede zustande. Er wurde in den westflischen Stdten Mnster und Osnabrck ab-geschlossen; und heit deshalb der Westflische Friede. Durch ihn kamen zwei der schnsten deutschen nder- in fremde Hnde: die Franzosen erhielten das Elsa mit Ausnahme der Stadt Straburg, die Schweden den grten Teil von Pommern und die Insel Bgen. In Sachen der Religion wurde bestimmt, da die Protestanten in Deutsch-land die gleichen Rechte haben sollten wie die Katholiken. Die Reichsfrsten erhielten fast vllige Selbstndigkeit und das Recht, Bndnisse Zu schlieen. 3. Die Folgen des Krieges. So endete der schreckenvollste aller Kriege, die jemals in Deutschland gewtet haben. Unser Vaterland war durch ihn aufs schlimmste verwstet worden. Weit der die Hlfte seiner Bevlkerung war durch das Schwert, durch Brand, Hunger, Seuchen und Elend aller Rrt umgekommen. Tausende von Stdten und Drfern lagen in Trmmern; von manchen wute man kaum noch die Sttte zu finden. Blhende Landschaften waren zu Einden geworden, Felder und Wiesen in Wald und Wstenei verwandelt. Rllent-halben stockten Handel und Gewerbe. Der Schulunterricht hatte beinahe ganz aufgehrt; die Verwilderung der Menschen war entsetzlich. Nirgends herrschte Sicherheit, berall wimmelte es von Rubern und Diebes-gesellen, denn die gesetzliche (Drdnung fehlte berall. Ein gemeinsames Deutschland gab es nicht mehr. Jeder Fürst sorgte fr sich und seinen kleinen Staat. Ein andrer Staat als sterreich mute die Fhrung bernehmen, sollte sich Deutschland wieder zu neuer Macht erheben. Diese Rufgabe fiel dem brandenburgisch-preuischen Staate zu.

10. Hilfsbüchlein für den ersten Unterricht in der Geschichte - S. 40

1912 - Paderborn : Schöningh
40 er sich in das Kriegslager seines Vetters. Als dieser erfuhr, warum der Prinz Haag verlassen habe, sprach er zu ihm: So ist es recht; denn wer sich selbst be-zwingt, ist fhig zu groen Dingen." 48- Der Groe Kurfürst als Landesvater. Friedrich Wilhelm kam zur Zeit eines schrecklichen Krieges, der 30 Jahre dauerte, auf den Thron. Das Land war arg verwstet. Die Felder wurden nicht mehr best. Tausende von Menschen waren durch das Schwert, durch Pest und Hungersnot umgekommen. Der Kur-frst lie die verwsteten Felder und Grten wieder bebauen und gab dem verarmten Landmanne Saatfrucht und Vieh. Die zerstrten Städte und Drfer wurden wieder aufgebaut. Ntzliche Bume wurden gepflanzt. Er zog geschickte Arbeiter aus Holland und der Schweiz in sein Land. Um es gegen die Feinde zu schtzen, ver-schaffte er sich ein tchtiges Kriegsheer. Sein bester General war Dersslinger (der Sage nach ein ehe-maliger Schneidergeselle). * 49. Im Kriege. Der Groe Kursrst hat an mehreren Kriegen teilgenommen. So kmpfte er am Rhein gegen die Franzosen. Whrenddessen fielen die Schweden in Brandenburg ein und verheerten es. Die Bauern verteidigten sich, bis der Kurfürst mit feinem Heere zur Hilfe herbeikam. Er schlug die Schweden (in der Schlacht bei Fehrbellin) und trieb sie aus dem Lande. Der Kurfürst selbst kmpfte mit Mut und Khnheit. Als ein Hauptmann gefallen war, stellte er sich selbst an dessen Stelle und sprach: Mut, Kinder, ich bin jetzt euer Hauptmann und will mit euch siegen oder sterben." (Das brandenburgische Heer erfocht ohne fremde Hilfe bei Fehrbellin einen herrlichen Sieg der einen mchtigen Feind.)

11. Deutsche Fürsten- und Ländergeschichte, deutsche Reformationsgeschichte - S. 543

1895 - Gera : Hofmann
19. Tie deutschen Bauern zur Zeit des dreißigjährigen Krieges. • 543 es fort, seit 1626 mit jedem Jahre schlimmer; Banden folgten auf Banden, mehr als ein Heer setzte sich um ihn herum in Winterquartieren fest, die Lieferungen und Quälereien schienen endlos. Mit Entsetzen sah der Bauer, daß die fremden Soldaten mit einer Spürkraft, die er der Zauberei zuschrieb, aufzufinden mußten, was er tief in der Erde versteckt hatte. Wenn er ihnen aber zu schlau gewesen war, so wurde sein Loos noch schlechter, dann wurde er selbst ergriffen und durch Qualen, welche niederzuschreiben peinlich ist, gezwungen, den Versteck seiner Schätze anzugeben. Aber die Wirtschaft des Landmannes ward noch in anderer Weise verwüstet. Sein Knecht hatte vielleicht einige Jahre die Schläge der fremden Soldaten ertragen, zuletzt lief er selbst unter die, welche schlugen; die Gespanne wurden vom Pfluge gerissen, die Herden von der Weide geholt und dadurch die Bestellung der Felder oft unmöglich gemacht. Die Wirkungen, welche ein solches Leben voll Unsicherheit und Qual auf die Seelen der Landleute ausübte, waren sehr traurig. Die Furcht, eine bebende, klägliche Furcht umzog entnervend die Herzen. Immer war ihr Gemüt voll von Aberglauben gewesen, jetzt wurde mit rührender Leichtgläubigkeit alles aufgesucht, was als Eingreifen überirdischer Gewalten gedeutet werden konnte. Neben dem Schrecken zogen Trotz und wilde Verzweiflung in die Seelen. Die sittliche Verwahrlosung nahm im Landvolke furchtbar überhand. Weiber entliefen den Männeru, Kinder den Eltern; die Gewohnheiten, Laster und Krankheiten der durchziehenden Heere blieben zurück, selbst wenn die Räuber aus dem verwüsteten und halb zerstörten Dorfe abzogen. Das Branntweintrinken, das seit dem Bauernkriege in das Volk gekommen war, wurde ein gewöhnliches Laster. Die Achtung vor fremdem Eigentum verschwand. Allmählich begann der Landmann zu stehlen und zu rauben wie der Soldat. Bewaffnete Haufen rotteten sich zusammen, zogen über die Landesgrenze in andere Dörfer und entführten, was sie bedurften. Sie lauerten den Nachzüglern der Regimenter in dichtem Walde oder in Gebirgspässen auf und nahmen oft nach hartem Kampfe an dem Leben der Bezwungenen eine rohe Rache. Es wirb wenige Walbhügel geben, in beren Schatten nicht greuliche Unthat von solchen verübt ist, welche bort früher als friebliche Holzfäller und Steinbrecher ihr kunstloses Sieb gesungen hatten. Nach Kräften suchten sich die Dörfer vor der Raubgier der Soldaten zu wahren. Solange noch Gelb auszubringen war, machten sie Versuche, durch Zahlung einer Geldsumme an die vorausgesanbten Offiziere die Einquartierung abzukaufen, und mancher Schurke benutzte solche Furcht und erhob in der Maske eines anmelbenben Fouriers hohe Stenern von den getäuschten Dorfsassen. Auf die Kirchtürme und hohen Punkte der Flur würden Wachen gestellt, die ein Zeichen gaben, wenn Truppen in der Ferne sichtbar würden. Dann brachte der Lanbmann, was er retten konnte, die Frauen und Kinder und leichtbewegliche Habe, eilig in einen entfernten Versteck. Solche Verstecke würden mit großem Scharfsinn ausgesucht, durch Nachhilfe noch unzugänglicher gemacht, und Wochen-, ja monatelang fristeten bort die Flüchtlinge ihr angstvolles Dasein. Im schwarzen Moor zwischen Gräben, Binsen und Erlengebüsch, in bunkler Walbesschlucht, in alten Lehmgruben und in verfallenem Mauerwerk suchten sie die letzte Rettung. Noch jetzt

12. Erzählungen aus der Sage und Geschichte - S. 83

1916 - Leipzig : Voigtländer
Der Dreiigjhrige Krieg (16181648). 83 Tage fanden sie seinen Leichnam, der Kleider beraubt, voll Blut und Wunden. (Er wurde zuerst nach Weienfels, von dort nach Schweden gebracht und zu Stockholm bestattet. Die Städte, wo er auf dem Schlachtfelde lag, bezeichnete man durch einen groen Stein, den Schwedenstein". Jetzt steht daneben ein neues Denkmal, umschattet von hohen Pappeln. 9. tdallenstems (Ermordung 1654. Nach Gustav Rdolfs Tode bernahm der schwedische Kanzler Gxen stier na die Leitung des Krieges. Doch den gefallenen König konnte er nicht ersetzen. Die deutschen Fürsten weigerten sich, seinen Anordnungen zu folgen. Ruch unter den schwedischen Heerfhrern fehlte die Einigkeit. Hber Gallenstein zog von dem Zwiespalts seiner Feinde keinen Nutzen. Er lagerte mit seinem Heere mig in Bhmen und schien verrat gegen den Kaiser zu planen, um die bhmische Knigskrone fr sich zu gewinnen. Daher setzte ihn der Kaiser ab und erklrte ihn in die Rcht. Einige Offiziere erhielten den Ruftrag, den Feldherrn tot oder lebendig auszuliefern. In der bhmischen Stadt Tger drangen sie des Nachts in sein Schlafgemach ein und riefen ihm zu: Bist du der Schelm, der dem Kaiser die Krone vom Haupte reien will? Du mut jetzt sterben!" Unter ihren Stichen brach Wallenstein lautlos zusammen. Das war das Ende des Mannes, der Deutschland mit Blut und Schrecken erfllt hatte. 10. Der westflische Friede 1648. Noch anderthalb Jahr-zehnte wtete der furchtbare Krieg. Immer grauenvoller wurde das (Elend, das er der Deutschland verbreitete. Brandschatzende und plndernde Heere zogen berall umher und verwsteten Freundes- und Feindesland. Ruch die Franzosen mischten sich noch in den Krieg, um Stcke deutschen Bodens an sich zu reien. Endlich kam nach langen Unterhandlungen der Friede zustande. Er wurde in den westflischen Stdten Mnster und Osnabrck abgeschlossen und heit deshalb der Westflische Friede. Durch ihn kamen zwei der schnsten deutschen Lnder in fremde Hnde: die Franzosen erhielten das Elsa mit Rusnahme der Stadt Straburg, die Schweden den grten Teil von Pommern und die Insel Rgen! der die Religion wurde bestimmt, da die Protestanten in Deutschland die gleichen Rechte haben sollten wie die Katholiken. Die Reichs-surften erhielten fast vllige Selbstndigkeit, sogar das Recht, Bndnisse zu schlieen. 11. Die Folgen des Krieges. Weit der die Hlfte der Deutschen war durch das Schwert, durch Brand, Hunger, Seuchen und (Elend aller Rrt umgekommen. Tausende von Stdten und Drfern lagen in Trmmern; von manchen wute man kaum noch die Sttte zu finden. 6*

13. Deutsche, vornehmlich brandenburgisch-preußische Geschichte bis 1815 - S. 22

1918 - Hannover : Carl Meyer (Gustav Prior)
- 22 I So fhrte das Heer die werten Gste in das Land, welches Samaiten heit: aber als ungebetene Gste kamen sie zu der Hochzeit. Dort bei einem Dorfe be-gann der erste Tanz mit den Heiden; es blieben ihrer wohl sechzig tot; das Dorf wurde angesteckt, da es hoch in die Lfte brannte. Da zog der Graf Hermann von Titty das Schwert aus seiner Scheide, schwenkte es in den Lften und sprach zu Herzog Albrecht: Besser Ritter denne Knecht" und schlug ihm den ehren-reichen Schlag. An demselben Tage wurden 74 Ritter gemacht; der Fürst nahm jetzt sein Schwert und schlug Ritter, so oft man das von ihm begehrte, der edlen Christenheit und Maria, der reinen Magd, zu Ehren. Darauf begann das Heer in dem Lande auf und ab zu verheeren. Den Christen gab Gott das Glck, da die Heiden ungewarnt waren. Die Heiden bten das; denn ritterlich jagte man ihnen nach; man fing; man stach und schlug; was ihnen weh tat, das tat uns wohl. Das Land war voll von Menschen und Gut; wir hatten unsere Lust daran; es war den Christen Gewinn, den Heiden Verlust. Das war frohe Zeit..... Das Heer schlug sich auf ein Feld; schne Zelte wurden aufgerichtet, Banner dazu gesteckt von der Herrschaft und den Lndern, da sie alle daran erkannten, die zu dem Heere gehrten. Die Heiden gaben in der Nacht keine Ruh; sie liefen gegen das Heer mit scharfen Waffen; sie stachen, schlugen und schssen; die Christen verdro das; sie trieben die Feinde ab; aber die Heiden kehrten wieder und schrien mit lauter Stimme wilden Tieren gleich, stachen nach den Leuten, schssen die Rosse und flohen dann wieder auf das Moos. Dies trieben sie die ganze Nacht. Als es Tag wurde und ein Mann den anderen erkannte, brach das Heer auf und zndete das Lager an, da es hoch in die Luft brannte. Da lie der Heermarschall in Preuenland, Gottfried von Linden, stille halten, bis jedermann mit ganzer Wehr zu seinem Banner gekommen war, und teilte das Heer zum Ritt durch das Land in sieben Scharen. Die Heiden aber schrien sehr in dem Busch, und es ging ihnen bel; denn man schlug viele von ihnen zu Tode; Weiber und Kinder wurden gefangen; es war ein spahaftes Hofgesinde. Da sah man viele Weiber, die zwei Kinder an ihren Leib gebunden hatten, eins vorn und eins hinten; barfu kamen sie auf einem Pferde angeritten. Den gefangenen Heiden band man die Hnde zusammen; so fhrte man sie am Strick gleich Jagdhunden. Wenn das Heer sich niederlie, brachten die Preußen eine Menge Gnse, Hhner, Schafe, Khe, Hausrat und viel Honig; das war ihrem Herzen Freude wie ein Osterspiel. Der Marschalk und der Meister mit dem Kriegsrat vermieden den Schaden der frheren Rast und befahlen, da man jede Nacht um das Heer einen starken Zaun mache, und mit Schildwacht und Wehr besetze. Seitdem konnten wir ohne Sorge schlafen, und die Heiden liefen uns in der Nacht nicht mehr an. Am dritten Tage kam das Heer frhlich in ein anderes Land Rossienien. Dort wurde verwstet, gebrannt und erschlagen in Heide und Busch, gerade wie man Fchse und Hasen jagt..... Von den brennenden Drfern und den Trmmerhaufen stieg in dem Lande so groer Dampf auf, da niemand in die Ferne sehen konnte. Acht Tage blieb man im Lande, und 108 erhielten den Ritterschlag. Das Heer aber verwstete drei ganze Lnder. Da brach schlechtes Wetter auf uns ein; Wind, Regen und Hagel berkam uns mit groem Frost; drei Tage und Nchte go es in uns; die Kost verdarb; der Harnisch rostete; so kalt wurde es, da die Pferde bei Nacht zitterten und weder

14. Kursus 1 - S. 102

1896 - Altenburg : Pierer
102 schlssen? Haltung der grten evangelischen Fürsten, durch die Ein-Mischung fremder Völker, durch den Tod des Schwedenknigs und end-lich durch die damalige Kriegsfhrung. c. Was hatte dies zur Folge? (Ein Kulturbild der des groen Krieges Last und Weh: Verwstung des Landes, Verwilderung des Volkes, Vernichtung des Volkswohlstandes ?c.). Iv.: 1. Was wir der Ursachen, Verlauf und Folgen des groen Krieges gelernt haben. 2. Die Kaiserreiche im Reformationszeitalter. 3. Unser engeres Heimatland von der Mhlberger Schlacht bis znm Ende des groen Krieges. 4. Was wir der das Kriegswesen gelernt haben. 5. Welchen Einflu der Krieg auf das Reich hatte. 6. Bauern und Brger während des groen Krieges. 11. Der groe Kurfürst. I. Der groe Kurfürst als Landesvater. Ziel: Wie der groe Kurfürst von Brandenburg die Wunden des Krieges zu heilen sucht. I. Wie es wohl nach dem groen Kriege in Brandenburg aus-gesehen hat? a. Das Land: cker und Wiesen verwstet, von Unkraut und Gestrpp berwuchert; Städte und Drfer zerstrt, Schutt- und Trmmerhaufen verrieten ihr einstiges Dasein, b. Das Volk: Tausende und aber Tausende hingemordet oder von Hungersnot und Pest dahin-gerafft, mancher Ort war leer; besonders fehlte es an Mnnern; die briggebliebenen durch den langen Krieg selbst verwildert; der Wohlstand des Volkes vollstndig vernichtet, alles verarmt, c. Der Staat: Die Staatskassen leer, keine Einnahmequellen. Wie wird nun der groe Kurfürst die Not und das Elend lindern? Vermutungen seitens der Schler! Ii. 1. Sorge fr den Landbau. Wie sticht er die Not genau kennen zu lernen? Er schickte einsichts-volle Männer durch die Provinzen seines Landes, da sie den Zustand der Städte und Drfer genau erforschen sollten. Und wie sticht er nun das erkannte Elend zu lindern? Verteilung des Landes, Unter-sttzung durch Geld, Aufbau von Stdten und Drfern, Hebung der Viehzucht, Anlegung von Blumen-, Gemse- und Obstgrten, Alleen. Aufnahme von Fremden. Wie kam es, da so viele Fremde nach Brandenburg kamen? Es waren meist vertriebene franzsische Protestanten; aber auch Hollnder lie er ins Land kommen. Warum? Was er da-durch erreichte? Drfer wieder aufgebaut, Felder wieder bebaut, sumpstge

15. Geschichte des Mittelalters bis zum Westfälischen Frieden - S. 132

1911 - Leipzig : Hirt
132 Die Neue Zeit. wo Karten und Wrfel selten ruhten. Daneben schlugen die Marketender ihre Buden auf. Rundherum errichteten die Soldaten ihre Zelte oder bauten Htten aus Stroh und Brettern, nachdem sie, was sie brauchten, aus den Drfern zusammengeschleppt hatten. Eine rings um das Lager laufende Wagenburg verlieh ihm grere Festigkeit. Sitten. Bei der allgemeinen Nichtachtung fremden Eigentums kamen viele rasch zu groem Reichtum, der ebenso schnell verprat wurde, und mit der Habgier wuchsen alle unedlen Triebe; Zerstrungswut und Grausamkeit waren gang und gbe. Zum Schutz gegen die Gefahren des Krieges wurde die Kunst, durch Zauber sich fest" oder gefroren" zu macheu, angewandt; man trug Passauer Zettel (Teufel, hilf mir! Leib und Seele geb' ich dir!"), Hexenkruter, Amulette u. dgl. Bei Vornehmeren war die Stern deuterei beliebt. 2. Die Bauern. Am Anfange des Krieges. Deutschland galt als ein reiches Land. Auch die Bauern hatten sich nach dem nglckssahre 1525 wieder zu behaglichem Wohlstand emporgearbeitet. Schulen gab es fast in allen Kirchdrfern. Erste Hlfte des Krieges. Mit der Verschlechterung des Geldes, dem Steigen der Preise. Einquartierungen und Lieferungen fingen die Leiden an. Durchziehende Soldaten mihandelten oder tteten den Bauern und seine Familie, raubteu die Habe und verbrannten das Haus. Daher ver-gruben oder vermauerten die Bauern ihre Kostbarkeiten und flohen, wenn sie nicht selbst Soldat wurden, vielfach in benachbarte Wlder. Von dort kehrtenviele nicht zurck, sondern zogen ein freies Ruberleben der nutz-losen Feldarbeit vor. Zweite Hlfte des Krieges. Das Elend stieg auf den hchsten Gipsel durch die Pest, 163536. Sehr viele ehemals blhende Drfer verschwanden vom Erdboden; Wlfe hausten dort, wo Menschen glcklich gelebt hatten. Ursachen, wodurch die Drfer wiedererstanden, waren die Heimatliebe der Bauern, das Interesse der Obrigkeit, die den Aufbau der Drfer untersttzte, und die aufopfernde Ttigkeit der Geistlichen, die ge-wohnlich die letzten waren, die das Dorf verlieen, und die ersten, die zurckkehrten. 8. Die Städte. Am Anfang des Krieges herrschte in den Stdten Wohlstand und Bildung. Sie besaen starke Befestigungen, gepflasterte Straen. Wasserleitungen. Badehuser, Wein- und Bierkeller; viel Luxus wurde getrieben in Wohnung, Kleidung und Nahrung. Whrend des Krieges hatten die Städte nicht weniger zu leiden als die Drfer. Verweigerte eine Stadt einem Heere seine Forderungen, so gab es Belagerung, Hungersnot, Erstrmung und Plnderung.

16. Geschichte des Mittelalters bis zum Westfälischen Frieden - S. 145

1911 - Leipzig : Hirt
Rckblick. 145 wo Karten und Wrfel selten ruhten. Daneben schlugen die Marketender ihre Buden auf. Rundherum errichteten die Soldaten ihre Zelte oder bauten Htten aus Stroh und Brettern, nachdem sie, was sie brauchten, aus den Drfern zusammengeschleppt hatten. Eine rings um das Lager laufende Wagenburg verlieh ihm grere Festigkeit. Sitten. Bei der allgemeinen Nichtachtung fremden Eigentums kamen viele rasch zu groem Reichtum, der ebenso schnell verprat wurde, und mit der Habgier wuchsen alle unedlen Triebe; Zerstrungswut und Grausamkeit waren gang und gbe. Zum Schutz gegen die Gefahren des Krieges wurde die Kunst, durch Zauber sich fest" oder gefroren" zu machen, angewandt; man trug Passauer Zettel (Teufel, hilf mir! Leib und Seele geb' ich dir!"), Hexenkruter, Amulette u.dgl. Bei Vornehmeren war die Sterndeuterei beliebt. 2. Die Bauern. Am Anfange des Krieges. Deutschland galt als ein reiches Land. Auch die Bauern hatten sich nach dem Unglcksjahre 1525 wieder zu behaglichem Wohlstand emporgearbeitet. Schulen gab es fast in allen Kirchdrfern. Erste Hlfte des Krieges. Mit der Verschlechterung des Geldes, dem Steigen der Preise. Einquartierungen und Lieferungen singen die Leiden an. Durchziehende Soldaten mihandelten oder tteten den Bauern und seine Familie, raubten die Habe und verbrannten das Haus. Daher ver-gruben oder vermauerten die Bauern ihre Kostbarkeiten und flohen, wenn sie nicht selbst Soldat wurden, vielfach in benachbarte Wlder. Von dort kehrtenviele nicht zurck, sondern zogen ein freies Ruberleben der nutzlosen Feldarbeit vor. Zweite Hlfte des Krieges. Das Elend stieg auf den hchsten Gipfel durch die Pest, 163536. Sehr viele ehemals blhende Drfer verschwanden vom Erdboden: Wlfe hausten dort, wo Menschen glcklich gelebt hatten. Ursachen, wodurch die Drfer wiedererstanden, waren die Heimatliebe der Bauern, das Interesse der Obrigkeit, die den Aufbau der Drfer untersttzte, und die aufopfernde Ttigkeit der Geistlichen, die ge-whnlich die letzten waren, die das Dorf verlieen, und die ersten, die zurckkehrten. 3. Die Städte. Am Anfang des Krieges herrschte in den Stdten Wohlstand und Bildung. Sie besaen starke Befestigungen, gepflasterte Straen. Wasserleitungen, Badehuser, Wein- und Bierkeller: viel Luxus wurde getrieben in Wohnung, Kleidung und Nahrung. Whrend des Krieges hatten die Städte nicht weniger zu leiden als die Drfer. Verweigerte eine Stadt einem Heere seine Forderungen, so gab es Belagerung, Hungersnot, Erstrmung und Plnderung. Ehristensen u. Suhr, Geschichte fr Mittelschulen. Ii. A. 10

17. Erzählungen aus der deutschen und mecklenburgischen Geschichte - S. 23

1897 - Wismar : Hinstorff
23 Schlachtfelde lag, bezeichnete man durch einen groen Stein, den Schwedenstein". Jetzt steht ein neues Denkmal daneben, von hohen Pappeln umschattet. Bald nach dieser Schlacht wurde der geschlagene Feldherr Wallenstein ermordet, weil er gegen den Kaiser Verrat plante. \5. Der westflische Friede. 1648. 1- Die Kriegsnot auf dem Gipfel. Der frchterliche Krieg schien gar kein Ende nehmen zu wollen. Immer hher stieg das Elend, das er der Deutschland verbreitete. Brandschatzende und raubeude Kriegshorden zogen von Dorf zu Dorf, von Stadt zu Stadt, und verheerten sowohl Freundes- als Feindesland. Die Schweden hatten seit Gustav Adolfs Tode alle Manneszucht ver-loren und wurden zum wahren Schrecken fr die Lnder. Dazu kam, da auch die Franzosen sich noch in den Streit mischten. Blutige Schlachten winden geschlagen, Siege gewonnen. Aber bald hatte diese, bald jene Partei die Oberhand. Erst als alle aufs tiefste erschpft waren, kam nach langen Unterhandlungen der Friede zu stnde. 2. Der Friedensschlu. Er wurde in den beiden west-flischen Stdten Osnabrck und Mnster abgeschlossen. Man nennt ihn daher den westflischen Frieden. Zwei der schnsten deutschen Lnder kamen in sremde Hnde. Einen Teil des Elsa erhielten die Franzosen, und fast ganz Pommern samt Wismar und Bremen kam au Schwede. In Sachen der Religion wurde bestimmt, da alle Protestanten mit den Katholiken gleiche Rechte haben sollten. So endigte der schrecklichste aller Kriege, die je in Deutsch-land gewtet haben. Viele Städte und Drfer waren durch den-selben gnzlich verwstet, so da man von einigen kaum die Stelle wiederfinden konnte. Unzhlige Menschen waren durch das Schwert, durch Krankheit und Seuchen umgekommen. Blhende Landschaften waren zu Einden geworden, und Felder, Wiesen und Wlder in Wsteneien umgewandelt. Unser Vaterland brauchte viele, viele Jahre, um sich allmhlich von den Folgen dieses schrecklichen Krieges er-holen zu knnen. Die Mark Brandenburg und die Hohenzollern. Im Sden von Deutschland, int Wrttemberger Lande, liegt ein kleines Lndchen, das den Namen Hhenzollern fhrt. Hier lebten im 15. Jahrhundert auf einer Burg die Grafen von

18. Lehr- und Lesebuch für den Deutschen Geschichtsunterricht - S. 96

1892 - Halle (Saale) : Schroedel
96 begann das Land zu verwsten, und Gott gab den Christen das Glck, da sie der die Heiden kamen, ohne da diese gewarnt waren. Ritterlich jagte man den Heiden nach, man fing, man stach, man schlug; was ihnen weh that, das that uns wohl. Das Land war voll von Gut: den Christen war es zum Gewinn, den Heiden zum Verlust. Das Heer teilte sich in sieben Scharen und verwstete das Land. Die Heiden aber schrieen sehr im Busche, es ging ihnen bel, denn man schlug ihrer viele^ tot. Weib und Kind wurden gesangen, es war ein spahaftes Hosgesinde. Da sah man manches Weib, dem zwei Kinder an den Leib gebunden waren, eins hinten und eins vorn: barfu kamen sie ohne Sporen auf einem Pferde daher geritten. Man fing der Heiden viel und band ihnen die Hnde zusammen, so fhrte man sie zusammengekoppelt gleich Jagdhunden fort. Als das Heer sich lagerte, da brachten die Greuen genug Gnse, Hhner, Schafe und Khe, Pferde, Hausrat und Honig dar, das war ihres Herzens Freude. Acht Tage lang blieb man noch im Lande, 108 wurden zu Rittern geschlagen, drei ganze Lnder wurden verwstet, Samaiten, Rossienien und Eragalja. Da berfiel uns Wind, Regen und Hagel mit groem Frost; drei Tage und Nchte go es ans uns herab, da die Harnische rosteten, die Kost verdarb, und es wurde so kalt, da die Pferde des Nachts zitterten und weder Laub noch Gras fressen wollten. Da zogen wir wieder aus dem Lande, ans Sumpf und Graben, Bruch und Sand und eilten der Memel zu. Nach mhsamen Mrschen gelangten wir endlich nach Knigsberg lind zogen von da mit Ehren heimwrts. Jedem Edlen aber gebe ich den Rat, da er sich St. Georg zum Ritter nehme und an die Worte denke: Besser Ritter denn Knecht." Dann wird sein Nnm' mit Lob geziert. Mit Treuen rat ich's, Suchen toi rt. Des Ordens Verfall. Groer Jammer kam der Preußen, als sich Ritter, Knechte und die grten Städte dem Könige Jagello von Polen zuwandten. Sie trieben die Brder von den Husern und gaben diese dem Könige und fchwureu ihm alle Treue. Der König gewann sie alle mit Briefen, Versprechungen und Gnaden; nie ist in einem Lande von so groer Untreue und schneller Wandlung gehrt worden, als da-mals, da das Land dem König untertnig warb binnen einem Monate. Der König nahm dem Orden diese Hnser und Gebiete: Osterode, Christ-brg, Elbing mit allen Stdten und Husern. Desgleichen gingen auch die Bifchse und Prlaten, Mnche, Nonnen und allerlei Leute zum König der und hielten ihn fr ihren Herrn. Auch war es ein klglich Ding, da etliche Brder des Ordens teils gezwungen, teils aus eignem Willen dem Könige die Huser bergaben und von bannen brachten, was sie konnten an Gut und Gelbe; ein Teil zog verstohlen hinweg aus dem Lande seine Strae, ein Teil zog zu den Fürsten und Herren gen Deutschland und klagte der den groen Jammer und das Leid, welches den Orden getroffen hatte. Aus der Chronik des Pfarrers Joh v. Posilge. 8. Die Entdeckung Amerikas (1492). Das Leben des Colnmbns bis 1482. Columbus (eigentlich Colombo) ist zwischen 1436 und 56 in Genna geboren und ging schon mit dem 14. Jahre zur See. Er diente Holland und Portugal und lernte die Kste von Guinea kennen. In Lissabon verheiratete er sich und studierte auf das Seewesen bezgliche Karten und Schriften, aus denen er die duukle Kunde von Lndern im westlichen Meere vernahm.

19. Erzählungen aus der deutschen Sage und Geschichte - S. 77

1907 - Leipzig : Voigtländer
38. Die Anfnge des brandenburgisch-preuischen Staates. 77 2. Der Friedensschlu (1648). Erst als alle aufs tiefste erschpft waren, kam nach langen Unterhandlungen der Friede zustande. Er wurde in den westflischen Stdten Mnster und Osnabrck ab-geschlossen- daher heit er der Westflische friede. Durch ihn kamen zwei der schnsten deutschen Lnder in fremde Hnde: die Franzosen erhielten das Elsa mit Ausnahme der Stadt Straburg, die Schweden den grten Teil von Pommern und die Insel Bgen. In Sachen der Religion wurde bestimmt, da die Protestanten in Deutschland die gleichen Rechte haben sollten wie die Katholiken. Die Reichsfrsten erhielten fast vllige Selbstndigkeit und das Recht, Bndnisse zu schlieen. 3. Die Folgen des Krieges. So endete der schreckenvollste aller Kriege, die jemals in Deutschland gewtet haben. Unser Vaterland war durch ihn aufs schlimmste verwstet worden. Weit der die Hlfte seiner Bevlkerung war durch das Schwert, durch Brand, Hunger, Seuchen und Elend aller Rrt umgekommen. Tausende von Stdten und Drfern lagen in Trmmern; von manchen wute man kaum noch die Sttte zu finden. Blhende Landschaften waren zu Einden ge-worden, Felder und Wiesen in Wald und Wstenei verwandelt. Klient-halben stockten Handel und Gewerbe. Der Schulunterricht hatte beinahe ganz aufgehrt; die Verwilderung der Menschen war entsetzlich. Nirgends herrschte Sicherheit, berall wimmelte es von Rubern und Diebesgesellen, denn die gesetzliche Ordnung fehlte berall. Ein gemeinsames Deutschland gab es nicht mehr. Zeder Fürst sorgte fr sich und seinen kleinen Staat. Ein andrer Staat als (sterreich mute die Fhrung bernehmen, sollte sich Deutschland wieder zu neuer Macht erheben. Diese Hufgabe fiel dem brandenburgisch-preuischen Staate zu. 38. Die Anfnge es brandenburgisch-preuischen Staates. 1. Brandenburg in der ltesten Zeit. Brandenburg wurde in der ltesten Zeit der deutschen Geschichte von Sweben, nach der Vlkerwanderung aber von den Wenden bewohnt. König Heinrich I. besiegte diese (16, 4), errichtete die Uordmark und setzte Mark-grasen oder (Brenzstatthalter ein, um die Grenzen des Reiches vor ihren Angriffen zu schtzen. Heinrichs Sohn, Gtto der Groe (17, 3), stiftete zur Bekehrung der Wenden christliche Bistmer; aber

20. Erzählungen aus der deutschen Sage und Geschichte - S. 77

1911 - Leipzig : Voigtländer
38. Die Anfnge des brandenburgisch-prenischen Staates. 77 2. Der Friedensschlu (1648). Erst als alle aufs tiefste erschpft waren, kam nach langen Unterhandlungen der Friede zustande. Er wurde in den westflischen Stdten Mnster und Osnabrck ab-geschlossen; daher heit er der Westflische Friede. Durch ihn kamen zwei der schnsten deutschen Lnder in fremde Hnde: die Franzosen erhielten das Elsa mit Ausnahme der Stadt Straburg, die Schweden den grten Teil von Pommern und die Insel Rgen. 3n Sachen der Religion wurde bestimmt, da die Protestanten in Deutschland die gleichen Rechte haben sollten wie die Katholiken. Die Reichsfrsten erhielten fast vllige Selbstndigkeit und das Recht, Bndnisse zu schlieen. 3. Die Folgen des Krieges. So endete der schreckenvollste aller Kriege, die jemals in Deutschland gewtet haben. Unser Vaterland war durch ihn aufs schlimmste verwstet worden. Weit der die Hlfte seiner Bevlkerung war durch das Schwert, durch Brand, Hunger, Seuchen und Elend aller Rrt umgekommen. Tausende von Stdten und Drfern lagen in Crmmern; von manchen wute man kaum noch die Sttte zu finden. Blhende Landschaften waren zu Einden ge-worden, Felder und Wiesen in Wald und Wstenei verwandelt. Klient-halben stockten Handel und Gewerbe. Der Schulunterricht hatte beinahe ganz aufgehrt; die Verwilderung der Menschen war entsetzlich. Nirgends herrschte Sicherheit, berall wimmelte es von Rubern und Diebesgesellen, denn die gesetzliche Ordnung fehlte berall. Ein gemeinsames Deutschland gab es nicht mehr. Jeder Fürst sorgte fr sich und seinen kleinen Staat. Ein andrer Staat als sterreich mute die Fhrung bernehmen, sollte sich Deutschland wieder zu neuer Macht erheben. Diese Hufgabe fiel dem brandenburgisch-preuischen Staate zu. 38. Die Anfnge des brandenburgisch-preuischen Staates. 1. Brandenburg in der ltesten Zeit. Brandenburg wurde in der ltesten Seit der deutschen (Beschichte von Sweben, nach der Vlkerwanderung aber von den Wenden bewohnt. König Heinrich I. besiegte diese (16, 4), errichtete die Nordmark und setzte Mark-grafen oder (Brenzstatthalter ein, um die Grenzen des Reiches vor ihren Rngriffen zu schtzen. Heinrichs Sohn, Otto der Groe (17, 3), stiftete zur Bekehrung der Wenden christliche Bistmer; aber