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1. Deutsche Geschichte - S. 192

1912 - Halle a.S. : Schroedel
192 kmpften gegen die Kirche und die christliche Religion. So hatten viele Franzosen eigentlich vor nichts mehr rechte Ehrfurcht. In jenen Tagen kehrten die Freiwilligen zurck, die fr die Nord-amerikaner gestritten hatten, und erzhlten, wie es jenseits des Meeres ganz anders zugehe als in Frankreich. Immer lauter erscholl nun der Ruf nach Besserung. 2. Der Ausbruch. Im Jahre 1774 war Ludwig Xvi. im Alter von zwanzig Jahren König geworden. Als der Hofstaat ihn als Herrscher begrte, sank er auf die Knie und betete: Seite und beschtze uns, Gott; wir sind zu jung, um zu regieren 1" Der Kn.g hatte den redlichsten Willen, seinem Volke zu helfen. Er gedachte zu sparen; doch feine lebenslustige Gemahlin Marie An toi nette, eine Tochter Maria Theresias, gab es nicht zu. Auch feine Brder trieben die alte Verschwendung weiter; ebenso wollten die Hof-leute von einer Einfchrnknng nichts wissen. Als der schwache Ludwig diesen Widerstand sah, fgte er sich. So stiegen die Staatsschulden ins Unerme-liehe, und die Einnahmen waren schon auf Jahre hinaus verpfndet. Zuletzt wute der König nicht mehr, wo aus noch ein. Da riet ihm fein Finauzmiuister Necker, die Reichsstnde zu versammeln. Es waren dies die Vertreter der drei Stnde: des Adels, der Geistlichkeit und der Brger. In frheren Zeiten hatten sie gemeinsam mit dem Könige die Gesetze beraten und ihm die Steuern bewilligt; aber seit 170 Jahren waren sie nicht mehr gefragt worden. Nun sollten sie zusehen, wie das fehlende Geld herbeizuschaffen sei. In ganz Frankreich fanden also Wahlen statt. Adelige und Geistliche schickten je 300, die Brger 600 Abgeordnete nach Versailles. Im Mai 1789 wurde die Versammlung im Knigsschlo erffnet. Die Vertreter der beiden ersten Stnde schritten stolz durch eine Flgeltre in den Saal, die Vertreter des dritten durften nur durch eine Seitenpforte hineingehen; aber diese Mmter des Volkes waren fest entschlossen, nicht nur Geld herbeizuschaffen: sie wollten auch in Zukunft das Recht haben, die Marie Antoinette und ihre Kinder.

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1. Deutsche Geschichte - S. 192

1912 - Leipzig [u.a.] : Kesselring
192 kmpften gegen die Kirche und die christliche Religion. So hatten viele Franzosen eigentlich vor nichts mehr rechte Ehrfurcht. In jenen Tagen kehrten die Freiwillig en zurck, die fr die Nordamerikaner gestritten hatten, und erzhlten, wie es jenseits des Meeres ganz anders zugehe als in Frankreich. Immer lauter erscholl nun der Ruf nach Besserung. 2. Der Ausbruch. Im Jahre 1774 war Ludwig Xvi. im Alter von zwanzig Jahren König geworden. Als der Hofstaat ihn als Herrscher begrte, sank er auf die Knie und betete: Leite und beschtze uns, Gott; wir sind zu jung, um zu regieren 1" Der König hatte den redlichsten Willen, seinem Volke zu helfen. Er gedachte zu sparen; doch seine lebenslustige Gemahlin Marie An toi nette, eine Tochter Maria Theresias, gab es nicht zu. Auch seine Brder trieben die alte Verschwendung weiter; ebenso wollten die Hofleute von einer Einschrnkung nichts wissen. Als der schwache Ludwig diesen Widerstand sah, fgte er sich. So stiegen die Staatsschulden ins Unerme-liehe, und die Einnahmen waren schon auf Jahre hinaus verpfndet. Zuletzt wute der König nicht mehr, wo aus noch ein. Da riet ihm sein Finanzminister Necker, die Reichsstnde zu versammeln. Es waren dies die Vertreter der drei Stnde: des Adels, der Geistlichkeit und der Brger. In frheren Zeiten hatten sie gemeinsam mit dem Könige die Gesetze beraten und ihm die Steuern bewilligt; aber seit 170 Jahren waren sie nicht mehr gefragt worden. Nun sollten sie zusehen, wie das fehlende Geld herbeizuschaffen sei. In ganz Frankreich fanden also Wahlen statt. Adelige und Geistliche schickten je 300, die Brger 600 Abgeordnete nach Versailles. Im Mai 1789 wurde die Versammlung im Knigsschlo erffnet. Die Vertreter der beiden ersten Stnde schritten stolz durch eine Flgeltre in den Saal, die Vertreter des dritten durften nur durch eine Seitenpforte hineingehen; aber diese Männer des Volkes waren fest entschlossen, nicht nur Geld herbeizuschaffen; sie wollten auch in Zukunft das Recht haben, die Marie Antoinette und ihre Kinder.

2. Deutsche Geschichte - S. 205

1914 - Leipzig [u.a.] : Kesselring
20o -A-^7v es wisse immer am besten, was ihm not tnev Voltaire und andre kmpften gegen die Kirche und die christliche Religion? Bald hatten vielx Franzosen eigentlich vor nichts mehr rechte Ehrfurcht. In jenen Tagen kehrten die Freiwilligen zurck, Die fr die Nord-^-z^^. amerikaner gestritten hatten, und erzhlten, wie es jenseits des Meeres^^^^ ganz anders zugehe als in Frankreich. Immer lauter erscholl nun der nach Besserung. 2. Der Ausbruch. Im Jahre 1774 war Ludwig Xvi. im Alter von zwanzig Jahreu König geworden. Als der Hofstaat den neuen Herrscher be> grte, sank er ans die Knie und betete: Leite und be-schtze Uns, Gott; Wir sind zu jung, um zu regieren!" Der König hatte den redlichsten Willen, seinem Volke zu Helsen. Er gedachte zu sparen; doch seine lebenslustige Gemahlin Marie Antoinette, eine Tochter Maria Theresias, gab es nicht zumlnch seine Brder trieben die alte Verschwendung weiter; ebenso wollten die Hof-lente von einer Einschrnkung nichts wissen. Als der schwache Ludwig diesen Widerstand sab, fgte er sich. Da stiegen die Staatsschulden ins Unermeliche, und die Einnahmen waren schon auf Jahre hinaus ver-pfndet. A Zuletzt wute der Kllig nicht mehr, wo ans noch ein. Da riet ihm sein Finanzminister Necker, die Reichsstnde zu versammeln. Es waren dies die Vertreter der drei Stnde: des Adels, der Geistlichkeit und der Brger. In frheren Zeiten hatten sie gemeinsam mit dem Könige die Gesetze beraten und ihm die Steuern bewilligt; aber seit 170 Jahren waren sie nicht mehr gefragt wordeni^Nnn sollten sie zusehen, wie das fehlende Geld herbeizuschaffen sei. In ganz Frankreich fanden also Wahlen statt. Adelige und Geistliche schickten je 300, die Brger 600 Abgeordnete nach Versailles. Im Mai 1789 wurde die Versammlung im Knigsschlosse erffnet. Die Vertreter der beiden ersten Stnde schritten stolz durch eine Flgeltre in den Saal, die Vertreter des dritten durften nur durch eine Seiteupforte hineingehen. Aber diese Männer des Volkes waren fest entschlossen, nicht nur Geld herbeizuschaffen: sie wollten auch in Zukunft das Recht haben, die cjf Marie Antoinette und ihre Kinder.

3. Brandenburgisch-preußische Geschichte in Verbindung mit der neueren deutschen Geschichte - S. 52

1912 - Leipzig : Teubner
52 Franzsische Revolution. Ausbruch. einen siebenjhrigen Krieg gegen England. Cr kostete sie alle ihre Kolonien in Nordamerika. Nach auen hattefrankreich anmacht undansehen viel verloren. Die Schuldenlast war unertrglich geworden. Jhrlich steigerte sich die Staats-schuld um 150 Millionen. Die Knigsherrschaft hatte das Land auch wirtschaftlich zugrunde gerichtet. Das Volk war schroff in einzelne Stnde geschieden. Den ersten Stand bildete der Adel, den zweiten die hohe Geistlichkeit, den dritten die Brger und Bauern. Unter den einzelnen Stnden herrschte eine emprende Ungerechtigkeit. Zwei Drittel von dem Grund undbodendes Landes waren im Besitz der Adligen, einzelner reicher Brger, der hohen Geistlichen und der Kloster. Die Bauern und die werkttigen Brger (99 % der Gesamtbevlkerung) hatten ein Drittel des Landes inne. Ruch die Hechte und Pflichten der drei Stnde waren ganz unbillig verteilt. Nur der Rdel hatte ein Anrecht auf die hchsten mter und Offizierstellen? er bte auf seinen Gtern die Gerichtsbarkeit und die Polizeigewalt aus. Die beiden ersten Stnde htten ihren Besitzungen angemessen auch Steuern zahlen mssen. Aber sie waren fast steuerfrei. Der wirtschaftlich schwache dritte Stand zahlte alle Steuern. Seine Lage war in der Tat emprend". Die Steuerlasten waren bei den Bauern auf 5/7 des (Einkommens gestiegen. Auch die Rechtsprechung wurde vllig willkrlich gebt und als (Erpressungs-mittel benutzt. Fr Geld konnte man ohne Rechtsspruch einen unbequemen Gegner hinter Kerkermauern verschwinden lassen; man kaufte sich bei den Gnstlingen des Knigs einen Haftbrief (une lettre cachee). Fr Geld gelangte man zu Amt und Wrden? fr Geld erlangten die Städte das Recht der Selbstverwaltung, aber nur auf unbestimmte Seit. Dieselbe Miwirtschaft herrschte im Heere. Jhrlich wurden 90 Millionen fr das Heer verwandt? davon verschwand mehr als die Hlfte in den Taschen der Offiziere. der solche Zustnde war das franzsische Volk tief erbittert. Wie die Revolution ausbrach. Frankreich htte nur gerettet werden knnen, wenn alle Zustnde mit eiferner Hand umgewandelt worden wren. (Ein Monarch von der Art des Groen Kurfrsten ober Friedrich Wilhelms I. htte das vielleicht vermocht, nicht aber König Ludwig Xvi. (Er war ein friedlicher, von redlichen Absichten geleiteter Fürst, aber geistig unbedeutend und ohne Willenskraft. Seine Gemahlin war Marie Antoinette, eine Tochter der Maria Theresia. Die Not Frankreichs uerte sich am unerbittlichsten in der Schuldenlast. Der König dachte emstlich an eine Besserung der Finanzen. Nach mancherlei vergeblichen versuchen befolgte er den Rat seines Finanzministers Necker, die Vertretung aller drei Stnde, die Reichsstnde (les Etats generaux), zu einer auerordentlichen Beratung nach Versailles einzuberufen. Sie sollten nur die Geldnot hinwegschaffen. Doch mit ihrem Zusammentritt begann die Revolution, 1789. Die Abgeordneten des dritten Standes waren an Zahl grer als die Abgeordneten der beiden ersten Stnde zusammen. Sie konnten ihren Willen aber nur durchfetzen, wenn sie mit den Vertretern des Adels und der Geistlichkeit gemeinsam berieten und nach der Kopfzahl abstimmten. Adel und Geistlichkeit wollten jedoch ihre

4. Neue, speciell preußische Geschichte - S. 95

1881 - Hannover : Helwing
Zwei auerdeutsche Staateumwitlzungen. 95 verhat waren auch die Haftbriefe, deren sich nicht nur die Minister, fondem sogar Gnstlinge und Unterbeamte des Hofes bedienten und durch welche jedermann ohne Verhr und Gericht in Haft gebracht werden konnte. Die Vorrechte der hheren Stnde zeigten sich auch in ueren Dingen. So nahm die knigliche Familie beim Genu des Abendmahls eine fr sie eigens zubereite Oblate; den grflichen Domherren in Lyon war es auf ihre Bitte gestattet, bei der Messe zum Unterschied von dem gemeinen Haufen" nicht knieen zu brauchen: die adeligen Stiftsdamen zu Verdun durften der Prozession in der Kirche unbedeckten Hauptes beiwohnen, während die brigen Frauen sich bedecken muten. Um diese Zeit traten in Frankreich leichtsinnige Schriftsteller, z. B. Voltaire und Rousseau (spr. Russo), auf, welche die christliche Religion angriffen und verspotteten. Besonders drangen ihre, in glnzenden, geschmackvollen Worten geschriebenen Werke in die Kreise der gebildeten Stnde, bei denen es bald zur Gewohnheit wurde, Gott und das gttliche Wort zu verachten und zu verspotten. Zugleich wurde von jenen auch der Staat mit seinen Einrichtungen aufs heftigste angegriffen. So stand es in Frankreich zur Zeit des nordamerikanischen Freiheitskrieges. Auch viele Franzosen hatten an demselben teilgenommen und die Republick der vereinigten Staaten begrnden helfen. Als sie nach Frankreich zurckkehrten, verbreiteten sie auch hier die Grundstze der Gleichheit aller Staatsbrger und der Selbstbestimmung des Volks, die in Frankreich lauten Beifall fanden. b. Die Nationalversammlung. Im Jahre 1774 bestieg der zwanzigjhrige König Ludwig Xvi. den Thron Frankreichs. Er selbst sowohl, als auch seine Gemahlin Marie Antoinette, die Tochter Maria Theresias, waren wohlwollend und sittenrein; aber sie vermochten weder der Not ihrer Unterthanen zu wehren, noch der Verschwendung des Hofes zu steuern. Um der Geldverlegenheit abzuhelfen und die Steuerlast gleichmiger zu verteilen, berief der König auf den Rat seines Finanzministers Necker im Jahre 1789 die Reichsstnde, 1789 welche seit 175 Jahren nicht mehr getagt hatten, nach Versailles. Vom Adel kamen 300 Abgeordnete und eben so viele von der Geistlichkeit, vom Bgerstande dagegen 600. Alle erschienen in der, bereits 200 Jahre frher vorgeschriebenen Tracht: die Anzge des Adels strotzten von Gold, die Brger trugen schwarze Kleidung und weie Halsbinden. Vor jenen wurden beide Threu des Sitzungssaales, vor diesen nur eine Thr geffnet. Adel und Geistlichkeit verlangten, da, wie in alter Zeit, jeder Stand fr sich berate und eine Stimme bilde. Dagegen protestierte der dritte Stand, weil er dadurch stets berstimmt werden knne; die Brger wiesen darauf hin, da durch sie 96 Procent der Nation vertreten wrden, während nur 4 Procent der Bevlkerung dem Adel und der Geistlichkeit angehrten; sie verlangten, da nach Kpfen abgestimmt werden solle. Als die beiden oberen Stnde hierauf nicht eingehen wollten, trennte sich der dritte Stand von ihnen und bildetete die verfassunggebende Nationalversammlung; er schwur,

5. Deutsche Geschichte - S. 306

1912 - Hannover-List : Carl Meyer (Gustav Prior)
306 91. Die franzsische Revolution. e. Die Finanznot unter Ludwig Xvi. und die Einberufung der Reichs stnde. Ludwig Xv. hatte durch sein sitten-loses Leben und seine Prunksucht das Knigtum vllig verchtlich ge-macht. Sein Nachfolger Ludwig Xvi. hatte die Folgen zu tragen. Er war mit Marie Antoinette, einer Tochter Maria Theresias, vermhlt. Es war die Frage, ob dieser König fhig sein wrde, die Zustnde in Frankreich zu bessern. Die Finanznot war jetzt so groß geworden, da die Staatsausgaben die Einnahmen um das Doppelte berstiegen und niemand dem Staate mehr borgen wollte. Der König war ein Mann von gutem, aber schwachem Willen; er hatte wohl Einsicht in die Schden des Landes, aber nicht die Kraft zu rettendem Entschlu und zu ganzer Tat. Mehrere Reformversuche scheiterten an dem Widerstande der beiden hheren Stnde, die auf ihre Vorrechte nicht verzichten wollten. Dem Könige aber fehlte die Festigkeit, diesen Widerstand zu berwinden. Unterdessen aber wurde die Unzufriedenheit und die Erbitterung im Volke, der Ha gegen alles Bestehende, der Neid gegen die Besitzenden, der Zorn gegen Staat, König und Ve-amte immer grer. Der kleinste Anla mute die Emprung herbei-fhren. In seiner Not berief der König auf den Rat des Ministers Necker die Reichsstnde (d. h. eine Vertretung des Adels, der Geistlichkeit und des Brgerstandes), die seit 175 Jahren nicht mehr getagt hatten. Sie sollten der die Verminderung der Staatsschuldenlast beraten. Je 300 Abgeordnete der beiden ersten Stnde und 600 Vertreter des dritten Standes kamen im Mai 1789 in Versailles zusammen. Whrend die Regierung wnschte, da, wie in alter Zeit, jeder Stand fr sich beraten und eine Stimme haben sollte, forderte der dritte Stand gemeinsame Beratung und Abstimmung nach Kpfen, da sie sonst immer berstimmt werden knnten. Dieser Meinung gab auch eine Flugschrift Ausdruck: Was ist der dritte Stand? Alles. Was bedeutet er? Nichts. Was will er? Da er etwas bedeute". Als keine Einigung zustande kam, trennten sich die Vertreter des dritten Standes von den brigen, erklrten sich als die eigentliche Vertretung der ganzen Nation, da sie von 96/0 aller Bewohner Frankreichs ge-whlt seien und bezeichneten sich als Nationalversammlung. Sie schwuren, nicht eher sich trennen zu wollen, als bis sie dem Lande eine Verfassung (Konstitution) gegeben htten. Der König gab nach und befahl den Vertretern der beiden ersten Stnde, in die National-Versammlung einzutreten. Das war der Anfang der Revolution. 2. Die verfassunggebende Nationalversammlung. 1789 1791. a. Die ersten revolutionren Vorgnge. Whrend nun die Nationalversammlung in Versailles ihre Beratungen begann, brach in Paris ein offener Aufruhr aus. Der König hatte zu feiner Sicherheit grere Truppenmassen in der Nhe von Versailles zusammengezogen und den Minister Neck er entlassen. Auf diese Nachricht erhoben sich die aufgeregten Volksmassen von Paris und erstrmten am 14. Juli 1789 die Bastille, das verhate Staatsgefngnis der alten Regierung. Man wollte die Opfer des Despotismus" befreien. Aber unter Ludwig Xvi. war die Bastille kein Kerker fr Schuldlose mehr. Trotzdem ermordete

6. Teil 3 - S. 98

1913 - Leipzig : Freytag
98 er, die Not der Brger und Bauern zu lindem, die Finanzen zu ordnen und rechtliche Zustnde zu schaffen. Der gute Wille des Knigs hatte jedoch niemals Erfo)g, da die beiden hheren Stnde ihre Vorrechte nicht aufgeben wollten. Da wandte sich Ludwig Xvi. in der hchsten Not an das Volk und berief 1789 die Reichsstnde, die seit 175 Jahren nicht mehr zusammengetreten waren. Im Mai desselben Jahres versammelten sich zu Versailles je 300 Abgeordnete der beiden ersten Stnde und 600 des dritten Standes. Aber gleich in den ersten Sitzungen kam es wegen der Abstimmung zu scharfen Auseinandersetzungen. Der Adel und die Geistlichkeit wollten nach Stnden abstimmen; dagegen erklrten sich die Ab-geordneten der Brger, weil sie sonst berstimmt worden wren. Sie beantragten Abstimmung nach der Kopfzahl. Da es zu keiner Einigung kam, taten die Vertreter des dritten Standes einen khnen Schritt: sie trennten sich von den brigen, erklrten sich zur eigentlichen Vertretung des Volkes, da sie von 99 Prozent aller Bewohner Frankreichs gewhlt worden seien, und schwuren, nicht eher ans-einand erzugehen, als bis sie dem Staate eine neneverfafsung gegeben htten. Der König war darber hchst unwillig, aber er wagte keine Gewalt anzuwenden. Spter gab er den Vertretern der ersten Stnde den Befehl, sich mit den Abge-ordneten des dritten Standes zu vereinigen. Damit erkannte er die National-Versammlung als Vertretung des Volkes an. Der erste Schritt zur Revolution war getan. b) D i e verfassunggebende Nationalversammlung 17891791. Die verfassunggebende Nationalversammlung hatte eine schwere Aufgabe zu erfllen; sie sollte das Staatswesen umgestalten und Ordnung in die Finanzen bringen. In der Nacht vom 4. zum 5. August hob sie alle Vorrechte auf. Die Steuerfreiheit des Adels und der Geistlichkeit, die Leibeigenschaft der Bauern, die Kuflichkeit der Staatsmter und das Jagdrecht wurden beseitigt. Zugleich wurde der Erbadel mit seinen Titeln und Wappen aufgehoben; von jetzt ab hieen alle Franzosen Brger oder Brgerin. Daraus erklrte man alle Menschen fr frei und gleich und gab jedem das Recht, gegen Unterdrckung Widerstand zu leisten. Die absolute Gewalt des Knigs wurde vernichtet. Eine V er-tretung der Volkes, die jhrlich zusammentreten sollte, hatte Gesetze zu geben, der Steuern, Krieg und Frieden zu entscheiden. Der König konnte wohl die Beschlsse der Kammer aufschieben, aber sie nicht fr ungltig erklären. Eigentlich hatte er die Gesetze nur auszufhren; es blieb ihm also nur die voll-ziehende Gewalt. Aber auch diese war sehr beschrnkt, da die Beamten in den Departements, Distrikten und Gemeinden nicht von ihm, sondern vom Volke ernannt wurden. Somit war in Frankreich der Absolutismus beseitigt; an seine Stelle trat eine durch die Volksvertretung beschrnkte Monarchie. Die Nationalversammlung suchte auch Ordnung in die Finanzen zu bringen. Sie erklrte die Gter der Kirche und des Knigs fr Staatseigentum und hoffte, durch ihren Verkauf Geld in die Staatskassen zu bekommen. Es fanden sich aber keine Kufer. Man gab deshalb Papierscheine (Assignaten) aus,

7. Mit einem Anhang von 79 Bildern und 9 Karten in Farbendruck - S. 142

1911 - Breslau : Hirt
142 B. Vom Westflischen Frieden bis zur Gegenwart. 2. Ursache und Verlauf der Revolution. a) Zhre Ursachen. Schon unter Ludwig Xiv. hatten die Staatsschulden eine schwindelnde Hhe erreicht, während die Sittlichkeit tief gesunken war. Unter Ludwig Xv. dauerten Sittenlosigkeit und Ver-schwendung fort; dazu verlor Frankreich in dem siebenjhrigen Land-und Seekriege in Deutschland und Amerika seinen Kriegsruhm und hier auch seine Kolonien. Die ffentlichen mter wurden an Gnstlinge oder an Meistbietende vergeben. Adel und Geistlichkeit besaen zwei Drittel des franzsischen Bodens/ das letzte Drittel gehrte dem dritten Stande, den Brgern und Bauern. Der dritte Stand hatte allein die gesamten Steuern aufzubringen, die um so drckender waren, weil der König sie nicht durch Beamte erheben lie, sondern sie an Unternehmer verpachtete, die sie dann mit unerbittlicher Strenge eintrieben. Die Rechts-Pflege war parteiisch und regellos,- durch die Haftbriese, die der König ausstellte und seinen Gnstlingen schenkte, konnten diese jeden Miliebigen ohne Verhr und Urteilsspruch in Hast bringen. Endlich bewirkten die Lehren der Freigeister eine Sinnesnderung, zuerst in den gebildeten Kreiselt des Volkes. Viele Schriftsteller, z. B. Voltaire und Rousseau, die blendend und geschmackvoll schrieben, griffen nicht nur die Ausartungen in Staat und Kirche an, sondern auch diese Einrichtungen selber. All-mhlich gewhnte sich auch das Volk daran, Staat, Kirche und selbst Gott zu verachten und zu verspotten. Viele Franzosen hatten an dem nord-amerikanischen Unabhngigkeitskampfe teilgenommen und die Republik der Vereinigten Staaten begrnden helfen. Als sie nach Frankreich zurckkehrten, begeisterten sie auch weite Schichten des franzsischen Volkes sr die Gleichheit aller Staatsbrger und das Recht des Volkes, an der Gesetzgebung und Staatsverwaltung teilzunehmen. b) Die Nationalversammlung. Auf Ludwig Xv. folgte 1774 der schwache Ludwig Xvi.) seine Gemahlin war Marie Antoinette, die Tochter Maria Theresias. Die Staatsschuld hatte eine solche Hhe erklommen, da die Einnahmen nicht hinreichten, die Zinsen fr sie zu decken. In dieser Verlegenheit berief der König 1789 die Reichs stnde, die seit 175 Jahren nicht mehr getagt hatten, nach Versailles. Die Zahl der brgerlichen Abgeordneten war grer als die der adligen und geist-lichen zusammen,- dennoch verlangten diese, da, wie in alter Zeit, jeder Stand sr sich berate und eine Stimme bilde. Dagegen protestierte der dritte Stand, weil er dadurch stets berstimmt werden konnte. Die Vertreter der Brger und Bauern wiesen daraus hin, da sie von den 25 Millionen Einwohnern Frankreichs 21 Millionen vertrten, und verlangten, da nach Kpfen abgestimmt werde. Als die beiden

8. Geschichte des deutschen Volkes - S. 355

1905 - Berlin : Vahlen
Die franzsische Revolution und ihre erste Einwirkung auf Deutschland. 535536. 355 drckten Lande und auf Ludwig Xvi., dem unglcklichen Spro schuld-befleckter Vorfahren. Eine unermeliche Schuldenlast und infolge davon unerschwingliche Steuern, die noch dazu fast allein vom dritten Stande, dem der Brger und Bauern, aufgebracht werden muten und sich nicht auch auf die beiden ersten Stnde, den Adel und die Geistlichkeit, gleich-mig verteilten, auerdem die Erschtterung des Glaubens, die Mi-Handlung des einst so treuen Volks, die nach dem Beispiele des Hofs einreiende Sittenverderbnis: dies alles wirkte zusammen, eine Revo-lution vorzubereiten, und das Knigspaar, der fromme und sittenreine, aber schwerfllige und unentschlossene Ludwig Xvi. und seine weit befhigtere, aber im leeren Getriebe des Hoflebens aufgehende Gemahlin Marie An-toinette, die Tochter Maria Theresens, waren nicht geschaffen, den drohenden Sturm zu beschwren. Um fr die Geldverlegenheiten Abhilfe zu schaffen und eine gerechtere Verteilung der Steuerlast herbeizufhren, wurden endlich 1789 die alten Stnde des Reichs, die Generalstaaten (etats gneraux), nach Versailles berufen, die seit 175 Jahren nicht mehr versammelt gewesen waren. Bald gewannen unter diesen die Vertreter des dritten Standes (tiers etat), von Mnnern wie Mirabeau, Sieyes, Lafayette geleitet, die Oberhand; sie erklrten sich als verfassunggebende Nationalversammlung (Assemblee nationale Constituante), luden die Vertreter der beiden andern Stnde zum Anschlu ein und schwuren, als der König ihnen entgegentrat, nicht auseinander gehen zu wollen, ohne dem Reiche eine Verfassung gegeben zu haben. Ein Volksaufstand in Paris, dem die Bastille, das alte Staats-gefngnis Frankreichs, zum Opfer fiel (14. Juli), und ein zweiter, der damit endete, da ein wster Volkshaufe den König und seine Familie von Ver-sailles nach Paris fhrte (5. und 6. Oktober), frderten die Bestrebungen der Nationalversammlung, in die inzwischen die Abgeordneten des Adels und der Geistlichkeit, wenigstens zum groen Teil, wirklich eingetreten waren. Sie stellte nun wirklich eine neue, eine monarchisch-konstitutionelle Verfassung auf, die freilich die kniglichen Rechte schon auf das geringste Ma herabdrckte. Neben ihr aber stand, vor allem durch den Jakobiner-klub und den Klub der Cordeliers vertreten, bereits eine offen republi-kanische Partei, gelenkt von Robespierre, Danton, Marat, Camille Desmoulins u. a., der besonders die Kommune, d. i. die Stadt Paris mit ihrem sich immer mehr geltend machenden Pbel, zujauchzte. Durch die schnell wachsende aufrhrerische Stimmung in seiner Sicherheit bedroht, machte der König im Juni 1791 einen Fluchtversuch, der aber milang. 536. Bald daraus ging die verfassunggebende Nationalversammlung auseinander, und eine neue, aus demokratischen Wahlen hervorgegangene trat an ihre Stelle, die gesetzgebende (Assemblee nationale legislative), welche die von der ersten Versammlung aufgestellte Verfassung ins. Leben führen sollte. In ihr hatte bereits eine republikanische Partei, die der sogenannten Girondisten, die Oberhand. Diese trieb die Sache zum Bruche und verwickelte absichtlich Frankreich zunchst mit Deutschland in einen Krieg, zu dem die lrmenden Herausforderungen der bei Clemens Wenzel ( 514) in Trier und Koblenz weitenden Emigranten freilich erwnschten Anla boten. Die Lage des Knigs wurde dadurch nur schlimmer, da man in den eindringenden Feinden feine Bundesgenossen erblickte. So kam es denn am 10. August 1792 zu einem planmig angelegten Angriff des Pbels auf die Tuilerien. Die knigliche Familie mute in der Nationalversammlung Schutz suchen, die den König seiner Gewalt entkleidete 23*

9. Handbuch der brandenburgisch-preußischen Geschichte - S. 255

1903 - Breslau : Goerlich
Ii 255 Fronen für den Gutsherrn überhäuft. Dagegen waren die Offiziers-, Richter-, höheren Verwaltungsstellen in Kirche und Staat nur dem Adel vorbehalten; es herrschte Unsicherheit im Rechte, und der Vornehme konnte ungescheut den Niedrigen bedrücken. Die beiden ersten Stände befaßen alle Vorrechte, der dritte Stand mußte alle Lasten tragen. c) Das Beispiel, das der König und die Vornehmen durch ihre Unsittlichkeit gaben, trug im ganzen Lande böse Fruchte. Geistreiche Männer, wie Voltaire, d'alembert und Diderot verspotteten den Glauben und predigten Unglauben und Verachtung der Sitte. Rousseau aber lehrte, daß alle Menschen gleich feien, gleiche Rechte hätten, daß das Volk freiwillig dem Könige feine Würde übertragen habe und sie ihm auch wieder nehmen könne. Diese Schriften wurden im ganzen Volke verbreitet und trugen viel dazu bei, Haß und Verachtung gegen Königtum, Adel und die Kirche zu erzeugen. 2. Ausbruch der Revolution. a) Im Jahre 1774 bestieg den französischen Königsthron Ludwig Xvi., der mit Marie Antoinette, einer Tochter Maria Theresias, vermählt war. Er war ein sittenreiner, gutmütiger Fürst, aber schwach und unentschlossen. Die Schuldenlast des Staates war allmählich so groß geworden, daß der größte Teil der Einkünfte auf Zinszahlung verwendet werden mußte, und niemand wollte mehr borgen. Daher sah sich der König genötigt, auch den Adel und die Geistlichkeit zu den Steuern heranzuziehen. Er fürchtete jedoch, daß diese keinerlei Lasten auf sich nehmen wollten; daher berief er (im Mai 1789) Vertreter aller drei Stände zu einem Reichstage nach Paris, und zwar hatte der dritte Stand mehr Vertreter als die beiden anderen zusammen. b) Als der Adel und die Geistlichkeit bei den Beratungen ihre Vorrechte wahren wollten, trennten sich die Abgeordneten des dritten Standes und erklärten sich für die Vertreter des ganzen Volkes. Der König wollte jetzt die Versammlung auflösen, aber sie gehorchte ihm nicht. Dagegen traten die meisten Abgeordneten des Adels und der Geistlichkeit zum Volke über. Weil der König mit dem Verhalten der Versammlung nicht einverstanden war, wurde die Menge gegen ihn erbittert. Sie verschaffte sich Waffen und erstürmte (am 14. Juli) das Staatsgefängnis, wobei der Befehlshaber und die wachehaltenden Soldaten getötet wurden. Ihre Köpfe trug man auf langen Stangen durch die Straßen der Stadt. c) Die Abgeordneten, welche den Namen „Nationalversammlung" angenommen hatten, schafften nun viele alte Einrichtungen ab und ersetzten sie durch neue. Jeder Unterschied der Stände wurde aufgehoben, es gab keinen Adel mehr, selbst der Titel „Herr" wurde verpönt und „Bürger" und „Bürgerin" die einzig erlaubte Anrede. Die alte Einteilung Frankreichs in Provinzen wurde beseitigt und das ganze Land in 83 Departements eingeteilt. Die Güter des Königs und der Geistlichkeit wurden verkauft, um die Schulden zu bezahlen; in den Provinzen wurden viele Schlösser der Adligen und Geistlichen geplündert, in Paris viele Vornehme, die der Menge verhaßt waren, an

10. Für die 2. Klasse - S. 30

1911 - Halle a.d.S. : Buchh. des Waisenhauses
30 B. Der Zusammenbruch d. alten Staates i. d. Kriegen d. frz. Revolution :c. Das Unglck wollte es, da gerade damals ein König regierte, der zwar sittenrein und wohlwollend, aber ganz unfhig war, Ordnung Ludwig^xvi. zu schaffen, Ludwig Xvi. (177493). In seiner Lssigkeit und 1,74-93. Schlaffheit wurde er von Marie Antoinette, seiner leichtlebigen Gemahlin, der Tochter der Maria Theresia, noch bestrkt. Konstituierende 4l tu verfassunggebende (konstituierende) Nationalversammlung sammlnng 1789 91. Der König berief 1789 die Generalstnde", 1789-91. Vertreter des Adels, der Geistlichkeit und des Brgerstandes, damit diese die Mittel zur Abstellung der Mistnde vorschlgen. Sofort kam es zu Streitigkeiten. Die beiden oberen Stnde weigerten sich, dem Der dritte Stand, dritten Stande, der fast soviel Stimmen besa wie sie beide zu-sammen und der fast allein die Steuern zahlte, den ihm zukommenden Einflu auf die Beratungen zuzugestehen. Daher sonderte sich dieser ab und erklrte sich fr den eigentlichen Vertreter der franzsischen Nation, fr die Nationalversammlung. Unter der begeisterten Zustimmung der berwiegenden Mehrheit der franzsischen Nation beschlo diese, nicht eher wieder auseinanderzugehen, als bis sie dem mihandelten Volke eine neue Verfassung gegeben htte, die diesem den ihm gebhrenden Anteil an der Regierung sichern wrde. So kam es zunchst zur Verkndigung der allgemeinen Menschen-und Brgerrechte": Freiheit, Eigentum, Sicherheit und Widerstand gegen Unterdrckung." Alle Brger sollten vor dem Gesetz gleich fein, die mter nicht nach Gunst oder Vorrecht, sondern nach den Fhigkeiten verteilt werden. Den Vertretern des Volkes sollte es zustehen, die Steuern zu bewilligen und ihre Verwendung zu beauf-sichtigen. Die Verfechter dieser Volksrechte htten sich der Pflicht der Mahaltung und Selbstbeherrschung in ihrem sonstigen Vorgehen bewut sein mssen. Statt dessen lieen bereits die folgenden praktischen Rec>ierungs-Manahmen die Besonnenheit vermissen. Um den drohenden Staats-matznahmen, bankerott zu vermeiden, erklrte man den gesamten Kirchenbesitz fr Nationaleigentum und stellte ihn zum Verkauf. Da es an Geld fehlte, griff man zum Papiergeld (Assignaten), das durch berschreitung des Wertes der Deckungen infolge allzu reichlicher Ausgabe bald vllig wertlos wurde. Man hob die Standesunterschiede auf, verbot Titel und Wappen; das Volk whlte Richter und Pfarrer, die nun vllig von seiner Gunst abhngig wurden. Wer sollte nun die oberste Regierungsgewalt ausben? Mirabeau. Gras Mirabeau, einer der fhigsten Politiker der Versammlung, erstrebte eine Teilung der Regierungsgewalt zwischen König und Volk, wie es der Gerechtigkeit und dem geschichtlichen Herkommen am meisten entsprochen htte, also einen monarchischen Verfassungsstaat, eine konstitutionelle Republikanische Monarchie. Aber schon gewannen die gewissenlosen republikanischen Bestrebungen. @[emente Qn sg0^en Unter dem Geschrei des Pbels auf den Tribnen

11. Neuere Geschichte von der Französischen Revolution bis zur Jetztzeit - S. 4

1914 - Münster in Westf. : Schöningh
4 Ludwig Xvi. (17741792), der Nachfolger und Enkel Lud-wigs Xv., kam mit zwanzig Jahren zur Regierung. Er war sitten-rein und hatte die beste Absicht, sein Volk zu beglcken, aber es fehlte ihm an staatsmnnischer Begabung und an der ntigen Kraft, die gefaten Plne durchzufhren; nicht einmal dem lockeren und so beraus kostspieligen Hosleben vermochte er zu steuern. Seine junge und schne Gemahlin Marie Antoinette, Maria Theresias jngste Tochter, liebte Glanz und Pracht. Obgleich sie sich vollstndig in das franzsische Wesen einzuleben suchte, war sie als die fter-reichem" verhat und wurde, arglos und unvorsichtig, wie sie war, das Opfer bswilliger Verleumdung. Die Staatsschuld war zu einer solch schrecklichen Hhe an-gewachsen, da Frankreich wiederum vor dem Staatsbankerott stand. Der tchtige Finanzminister Neef er htte vielleicht Abhilfe schaffen knnen; da er jedoch durch die Verffentlichung eines fr den König bestimmten Rechenschaftsberichtes das Volk der die wahre Lage des Staates und die Verschwendung des Hofes aufklrte, wurde er 1781 auf Drngen der Hofpartei entlassen. Sein Nachfolger Calonne riet 1787 zur Einberufung einer Notabeln-Versammlung. Die Maregel blieb jedoch erfolglos, weil die Notabein, Vertreter der beiden ersten Stnde, auf keine Vorrechte verzichten, vor allem auf eine allgemeine Grundsteuer nicht ein-gehen wollten. Die Lage wurde noch dadurch verschrft, da im Jahre 1789 eine Hungersnot ausbrach. Der Hof fetzte jedoch, wie zur Verhhnung des darbenden Volkes, fein verschwenderisches Leben in aller ffentlichkeit fort und vergrerte fo die Mistimmung. Man forderte als letztes Heilmittel die Einberufung der Reichs-stnde. Als die Regierung, um die ffentliche Meinung kennen zu lernen, in dieser Frage Prefreiheit gewhrte, erschienen zahllose Flugschriften. Die wirkungsvollste mar die des Abbe Sieyes ,,Qu' est-ce que le tiers-etat?", worin nachdrcklich auf die Wichtigkeit des dritten Standes hingewiesen wurde. Die Forderung des Verfassers, da der dritte Stand nur durch eigene Vertreter und in doppelter Strke als jeder der beiden anderen Stnde in den Reichs-stnden vertreten sein msse und da nach Kpfen (nicht nach Stnden) abgestimmt werden solle, gab die Richtung an fr die weitere Entwicklung der Dinge.

12. Für die Klassen III - I - S. 142

1913 - Breslau : Hirt
142 B. Vom Westflischen Frieden bis zur Gegenwart. 2. Ursache und Verlauf der Revolution. a) Ihre Ursachen. Schon unter Ludwig Xiv. hatten die Staatsschulden Frankreichs eine schwindelnde Hhe erreicht, während die Sittlich-keit tief gesunken war. Unter Ludwig Xv. dauerten Sittenlosigkeit und Verschwendung fort,- dazu verlor Frankreich in dem siebenjhrigen Land-und Seekriege in Deutschland und Amerika seinen Kriegsruhm und hier auch seine Kolonien. Die ffentlichen mter wurden an Gnstlinge oder an Meistbietende vergeben. Adel und Geistlichkeit besaen zwei Drittel des franzsischen Bodens) das letzte Drittel gehrte dem dritten Stande, den Brgern und Bauern. Der dritte Stand hatte allein die gesamten Steuern aufzubringen, die um so drckender waren, weil der König sie nicht durch Beamte erheben lie, sondern sie an Unternehmer tierpachtete, die sie dann mit unerbittlicher Strenge eintrieben. Die Rechts-Pflege war Parteiisch und regellos,- durch die Haftbriese, die der König ausstellte und seinen Gnstlingen schenkte, konnten diese jeden Miliebigen ohne Verhr und Urteilsspruch in Haft bringen. Endlich tierbreiteten die Lehren der Freigeister neue Anschauungen, zuerst in den gebildeten Kreisen des Volkes. Viele Schriftsteller, z. B. Voltaire und Rousseau, die blendend und geschmackvoll schrieben, griffen nicht nur die Ausartungen in Staat und Kirche an, sondern auch diese Einrichtungen selber. All-mhlich gewhnte sich auch das Volk daran, Staat, Kirche und selbst Gott zu tierachten und zu tierspotten. Viele Franzosen hatten an dem nord-amerikanischen Unabhngigkeitskampfe teilgenommen und die Republik der Vereinigten Staaten begrnden helfen. Als sie nach Frankreich zurckkehrten, begeisterten sie auch weite Schichten des franzsischen Volkes fr die Gleichheit aller Staatsbrger und das Recht des Volkes, an der Gesetzgebung und Staatsverwaltung teilzunehmen. b) Die Nationalversammlung. Auf Ludwig Xv. folgte 1774 der schwache Ludwig Xvi.) seine Gemahlin war Marie Antoinette, die Tochter Maria Theresias. Die Staatsschuld hatte eine solche Hhe er-klommen, da die Einnahmen nicht hinreichten, die Zinsen fr sie zu decken. In dieser Verlegenheit berief der König 1789 die Reichsstnde, die seit 175 Jahren nicht mehr getagt hatten, nach Versailles. Die Zahl der brgerlichen Abgeordneten war grer als die der adligen und geist-lichen zusammen,- dennoch tierlangten diese, da, wie in alter Zeit, jeder Stand fr sich berate und eine Stimme bilde. Dagegen protestierte der dritte Stand, weil er dadurch stets berstimmt werden konnte. Die Vertreter der Brger und Bauern wiesen darauf hin, da sie von den 25 Millionen Einwohnern Frankreichs 21 Millionen vertrten, und verlangten, da nach Kpfen abgestimmt werde. Als die beiden

13. Die neue und neueste Zeit von 1648 bis jetzt - S. 38

1898 - Hannover [u.a.] : Carl Meyer (Gustav Prior)
38 des Glanzes und des Ruhmes seines Hauses. Um nach auen hin eine bedeutende Stellung einzunehmen, war es des Kurfrsten Bestreben, die lose zusammenhngenden Teile seines Landes zu einem Ganzen eng mit einander zu verbinden, die Sonderinteressen niederzudrcken: Branden-brg, unabhngig von seiner Stellung zum deutschen Reiche, zu einer starken norddeutschen Macht zu erheben. Das konnte er aber nur erreichen, wenn er als absoluter Herrscher allein in Branden-brg regierte und nicht gehemmt wurde durch das Mitregieren der Stnde. Diese wollten bestimmen, welche Steuern er erheben, wieviel Truppen erhalten drfe; der Krieg und Frieden, der alle wichtigeren Staatsangelegen-heiten wollten sie entscheiden. Friedrich Wilhelm aber nahm den Stnden ihr vermeintliches Recht, weil sie ausschlielich fr ihre engere Heimat sorgten und sich gegen das Wohl des ganzen Staates, das er allein im Auge hatte, gleichgltig oder gar feindlich verhielten. Die Junker" kauften die im langen Kriege verarmten Bauern aus, rissen wste Hfe an sich, siedelten arme Leute als Leib-eigene an und mibrauchten ihre Patrimonialgerichtsbarkeit (Polizei, Unter-gericht). Auch in den Stdten drckten die Geschlechter die Masse des Volkes, indem sie die meisten Lasten den rmeren Brgern zuschoben. Unter solchen Umstnden gereichte es dem Lande zum Heil, da der Groe Kurfürst ein strammes Regiment fhrte trotz des Murrens der wider-strebenden Stnde. In dieser Beziehung folgte er dem Beispiel, das Ludwig Xiv. in Frankreich gab. Aber nicht bte er die unumschrnkte Herrschergewalt nach dem bermtigen Worte Ludwigs: der Staat bin ich," sondern nach dem Grundsatze pro Deo et populo, d. h. fr Gott und das Volk. Da er nicht feinen Vorteil fondern im Bewutfein feiner Verantwortlichkeit Gott gegenber nur das Wohl des Volkes bei allen Regierungshandlungen bercksichtigte, gereichte fein Absolutismus dem Lande zum Segen. In dieser Auffassung haben auch alle seine Nachfolger das unumschrnkte Herrscheramt ausgebt. Den meisten Widerstand erfuhr Friedrich Wilhelm von den preuischen Stnden. Diese hatten bis 1660 groe Rechte besessen und setzten nun den Anordnungen des Kurfrsten offenen Widerspruch entgegen, ja, sie weigerten die Huldigung. Die Hauptgegner des Kurfrsten waren in der Brgerschaft der Schppeumeister von Knigsberg, Hieronymus Rhode, und unter dem Adel der Oberst von Kalkstein. Als nun Milde und Drohungen nicht halfen, griff der Kurfürst mit Gewalt ein. Er lie Rhode und Kalkstein einkerkern und zwang die Stnde zur Huldigung. Aber Kalkstein, der wieder begnadigt worden war, (Rhode starb im Trotz im

14. Das Zeitalter der Französischen Revolution und Napoleons, Die Zeit vom zweiten Pariser Frieden bis zur Gegenwart - S. 11

1910 - Breslau : Hirt
B. Die Franzsische Revolution. 1. Die Revolution. Frankreich im Kriege mit seinen Nachbarn. 2. Der Gang der Revolution. Whrend der Regierung Ludwigs Xv. war das Ansehen Frankreichs in Europa zurckgegangen. In dem groen Kolonialkriege, der gleichzeitig mit dem Siebenjhrigen Kriege ge-fhrt wurde, hatte es seine Besitzungen in Nordamerika an England ver-loten, durch die Niederlage bei Robach seinen alten Ruhm eingebt. Die inneren Verhltnisse des Landes erlaubten keine krftige aus-wartige Politik mehr; denn die Staatsschuld war allmhlich ins Ungemessene gestiegen. Da die beiden obersten Stnde, die Geistlichkeit und der Adel, von den meisten Abgaben an den Staat befreit waren, lastete auf dem dritten Stande, dem Brgertum, und vor allem auf den Bauern ein schwerer Steuerdruck. Ludwig Xvi. (17741792) war ein wohlwollender und einfacher Mann und von den besten Absichten fr das Wohl feiner Untertanen er-fllt; er vermochte aber trotz vieler Reformversuche die bestehenden Mistnde nicht zu beseitigen. Seine Teilnahme an dem Nordamerikanischen Freiheits-kriege hatte zwar die Begeisterung des franzsischen Volkes fr sich gehabt, aber die Staatsschulden abermals vergrert. Er war mit Marie Autoinette, der Tochter der Kaiserin Maria Theresia, vermhlt. Um der Geldnot abzuhelfen, berief im Mai 1789 der König auf Vor-schlag des Ministers Necker die Reichsstnde, Etats generaux. Sie zhlten 300 Vertreter der Geistlichkeit, 300 des Adels und 600 des dritten Standes. Im Mai traten sie in Versailles zusammen; schon im Juni konstituierten sich die Abgeordneten des dritten Standes unter Fhrung ihres bedeutendsten Mannes, des Grafen Mirabeau, als Nationalversammlung (Assemblee nationale); sie schworen, nicht wieder auseinanderzugehen, bis man dem Lande eine neue Verfassung gegeben habe. Der König versuchte ihnen entgegenzu-treten, erkannte dann aber den Schritt an. Durch den Beitritt von Mit-gliedern aus den beiden anderen Stnden verstrkt, tagte diese Konsti-tnierende Nationalversammlung (Assemblee nationale Constituante) von 17891791 und stellte die neue Verfassung fest. Inzwischen aber regte sich ein Element in der Bevlkerung, das fr den wei-teren Verlauf der groen Bewegung ausschlaggebend wurde. Am 14. Juli 1789 strmte der Pbel von Paris die Bastille, das alte Schlo unweit der Seine, das als Staatsgefngnis diente. Lafayette bildete zur Aufrechterhaltung der ffentlichen Ordnung die Nationalgarde. Die aufrhrerische Bewegung verpflanzte sich schnell in die Provinzen, und am 21. Juli wurde auch in Stra brg das Rathaus erstrmt und geplndert. Viele Adlige verlieen angesichts dieser Unruhen Frankreich und fanden an den deutschen Hfen, zumal an dem des Kurfrsten von Trier in Koblenz, Ausuahme (Emigranten). In der Nacht zum 4. August beschlo die Nationalversammlung die Erklrung der Menschenrechte, persnliche Freiheit, allgemeine Gleichheit; der Adel verzichtete freiwillig auf seine Vorrechte, die Geistlichkeit auf den Zehnten. Durch diesen Beschlu wurde eine Reihe deutscher Fürsten der Besitzungen und

15. Vom Dreißigjährigen Krieg bis zur Gegenwart - S. 182

1898 - Altenburg : Pierer
[eine vollste Zustimmung gegeben hatte, entgegen und verhinderten ihre Durchfhrung. Das war um so leichter, als die Vertreter dieser Stnde, die die Parlamente Frankreichs hchste Gerichte bildeten, so viel Recht besaen, jede knigliche Neuerung zu besttigen. Sie versagten also den Plnen Turgots ihre Besttigung. Was war die Folge dieses Widerstandes? Der König, der mit den Plnen Turgots das ganze Volk gewonnen hatte, gab dem Drngen der bevorrechteten Stnde nach und entlie seinen trefflichen Minister wieder. Auch der neue Minister Necker, der in Turgots Bahnen wandelte, vermochte den Widerstand des Adels und der Geistlichkeit nicht zu brechen. So blieb es bei dem alten Zustande im Staate. Es war natrlich, da sich die Staatsschulden vermehrten, die Steuern immer hher wurden und die Unzufriedenheit im Volke stieg. berschrift: Die Neuerungsversuche unter Ludwig Xvi. Sachliche Vertiefung: Hatte der Verteidiger Desze recht? Ja; denn der König bestieg mit den besten Vorstzen den Thron Frank-reich s; er war sparsam, gerecht und ein Freund des Volkes; denn er erteilte den Plnen seiner trefflichen Minister seine Zustimmung und wollte die drckenden Lasten des Bauern- und Brgerstaudes liuderu Wie kam es, da seine Plne scheiterten? a) Der Widerstand der beiden bevorrechteten Stnde war zu groß, b) Der Hof war da-gegen; der König stand also allein, c) Darum gab er nach und es blieb beim Alten. Es fehlte ihm an Kraft und Zhigkeit des Willens (cf. das Vorgehen des groen Kurfrsten gegen die preuischen Stnde), den Trotz der Stnde zu brechen und seine Plne ohne ihre Einwilligung durchzufhren. Inwiefern trug das Sch eitern dieser Plne zu dem Schicksal des Knigs bei? Die Unzufriedenheit im Volke stieg immer hher, weil die Lasten immer drckender wurden. Dazu kam, da die Feinde des Knigs durch Aufhetzung diese Unzufriedenheit zu steigern und das Ansehen des Knigs zu untergraben suchten. 3. Ob der König auf neue Mittel sann? ^Zehn Jahre hatte man so nach der alten Weise weiter gewirtschaftet; die Schuldenlast war immer grer geworden, und das Volk war am Ende seiner Leistungsfhigkeit angekommen. Da berief der König abermals Necker ins Ministerium, und auf dessen Veranlassung entschlo sich der König, die Reichsstnde einzuberufen. Diese Versammlung (cf. Reichstag) war seit 175 Jahren nicht zusammengerufen worden. Sie zhlte 900 Abgeordnete, von denen jeder Stand 300 whlte. Da der Adel und die Geistlichkeit allen Plnen bisher feindlich gegenbergestanden hatte, so mute man auch jetzt ans Widerspruch gefat fein. Darum beschlossen der König und seine Minister, die Zahl der Abgeordneten des dritten Standes zu verdoppeln. Sachliche Vertiefung: Warum wurden die Reichsstnde be rufen? Der König wollte gemeinsam mit den Vertretern des Volkes beraten, wie die traurige Lage des Landes und des Volkes beseitigt werden knnte, wie die Staatsschuld zu verringern, die drckenden Lasten des Bauern- und Brgerstandes zu mildern wren. Warum verdoppelte man die Zahl der Abgeordneten des dritten

16. Geschichte für die Mittelschulen der Stadt Frankfurt am Main - S. 204

1906 - Frankfurt a.M. : Neumann
204 Grundbesitzes in ihren Hnden war, gar keine Steuern. Ja, die Adeligen erpreten vielmehr von ihren leibeigenen Bauern, deren Beschtzer sie sein sollten, mit rcksichtsloser Hrte ungeheure Summen, die sie in Nichtstun vergeudeten. Obgleich sie nichts arbeiteten, fielen ihnen doch hohe mter und groe Einknfte wie von selbst zu, blo weil sie adelig geboren waren. Die Hauptlast der Staatssteuern ruhte auf den Schultern des Brgertums. Man hat ausgerechnet, da damals in Frankreich siebenmal mehr Abgaben bezahlt wurden als heut-zutage. Kein Wunder, da schlielich die Bauern und die Stdter auf diese Wirtschaft furchtbar erbittert waren. Dazu kam noch anderes. Verschiedene Schriftsteller waren gegen die Borrechte und gegen das Tun und Treiben des Adels Sturm ge-laufen. Der Genfer Rousseau stellte die Lehre auf, da alle Menschen gleich seien, da es also keine Könige und keine Adeligen geben drfe; da vielmehr das Volk souvern sein, d. h. sich selbst regieren msse, da es immer am besten wisse, was ihm gut sei. Diese Lehre fiel wie eine Brandrakete in die Gemter der Bedrckten. Neben ihm wirkte vor allem noch Voltaire. Er schrieb gegen die Geistlich-feit und erweckte bald in vielen Gemtern eine Verachtung der christlichen Religion. Es mu anders werden!" das war schon lngst die Anschauung von Millionen. 2. Der Ausbruch. König Ludwig Xvi., der als Zwanzigjhriger zur Regierung gekommen war, hatte den redlichsten Willen zu bessern, aber er war ein schwacher Herrscher. Gern htte er gespart, doch seine Gemahlin Marie Antoinette, die Tochter Maria Theresias, verhinderte es durch ihre Verschwendungssucht. So stiegen die Staatsschulden ins Unermeliche, und die Staatseinnahmen waren auf Jahre im voraus verpfndet. Als es so nicht mehr weiter ging, riet der Finanzminister Necker dem Könige, die seit Richelieus Zeiten nicht mehr berufenen Etats g6n6reaux zu versammeln. Es waren dies die Reichsstnde, die Vertreter der Geistlichkeit, des Adels und der Städte. Sie sollten die Wnschelrute entdecken, die das fehlende Geld herbeischaffte. Die Wahlen gingen vor sich. Der dritte Stand, der Brger-stand, erhielt ungefhr soviel Abgeordnete zugeteilt wie die beiden andern, der Adel und die Geistlichkeit, zusammen. Aber diese Männer des dritten Standes waren fest entschlossen, nicht blo Geld zu be-willigen, sondern sie verlangten auch eine Verfassung, d. h. sie wollten hinfort Anteil an der Gesetzgebung und die Aufsicht der die Verwendung der Steuern haben. Im Mai 1789 wurde die Versammlung im Knigsschlosse zu Versailles erffnet. Die Vertreter des dritten Standes beanspruchten

17. Teil 2 - S. 117

1890 - Breslau : Hirt
Ursache und Ausbruch der franzsischen Revolution. in Friedrich lie ffentlich bekannt machen, jedermann solle nur gleich zu ihm kommen, wenn er glaube, da ihm Unrecht geschehen sei. Dafr liebten die Preußen den alten Fritz" aber auch wie ihren Vater, und so oft er auf seinem bekannten Schimmel oder zu Fu, auf den Krckstock gesttzt, sich unter ihnen sehen lie, war er von einer jubelnden Schar umringt. Als er starb, trauerte das ganze Land; sein Bild aber 1786 ist bis auf den heutigen Tag in den Herzen der Preußen lebendig. 43. Die franmsche Revolution von 1789. 1. Ursache und Ausbruch derselben. Whrend Preußen durch Friedrich den Groen zu Macht und Ansehen erhoben war, hatten die Könige Frankreichs ihr Land fast zu Grunde gerichtet. Das niedere Volk wurde in einer knechtischen Unterwrfigkeit gehalten und von dem Adel und der Geistlichkeit ungestraft unterdrckt und ausgesogen. Die Sitten-losigkeit und Verschwendung erreichte eine unbeschreibliche Hhe. Be-sonders der dritte Stand, der aus den Bauern und Brgern bestand, war aufs hchste unzufrieden, weil er von schwerer Steuerlast gedrckt wurde, während der Adel und die Geistlichkeit fast steuerfrei waren. Dazu traten um diese Zeit in Frankreich leichtsinnige Schriftsteller auf, welche die christliche Religion angriffen und verspotteten. Besonders drangen ihre sehr verlockend geschriebenen Werke in die Kreise der ge bildeten Stnde, bei denen es bald zur Gewohnheit wurde, Gott und das gttliche Wort zu verachten und zu verspotten. Ludwig Xvi. und seine Gemahlin Marie Antoinette, die Tochter Maria Theresias, vermochten weder der Not ihrer Unterthanen zu wehren, noch der Ver-schwendung des Hofes zu steuern. Um der Geldverlegenheit abzuhelfen und die Steuerlast gleichmiger zu verteilen, berief der König 1789 die Reichsstnde, welche seit 175 Iahren nicht mehr getagt hatten, nach Versailles nahe bei Paris. Von je 100 Abgeordneten gehrten 96 dem dritten Stande und nur 4 dem Adel und der Geistlichkeit an; jene ver-langten deshalb, da nach Kpfen, nicht nach Stnden abgestimmt werden solle. Als die beiden oberen Stnde hierauf nicht eingehen wollten, trennten sich die Abgeordneten des dritten Standes von ihnen und bildeten die Nationalversammlung; sie schwuren, nicht aus-einander zu gehen, ohne dem Lande eine Verfassung gegeben zu haben. Mehrere Adelige und Geistliche gingen zu ihnen der, und der fried-liebende, schwache König fgte sich. Aber bald brach in Paris ein Auf-stand aus. In dieser Stadt lag die Vastille (spr. Basti'j), ein festes Schlo, das als Staatsgefngnis diente. Diese verhate Zwingburg

18. Handbuch der brandenburgisch-preußischen Geschichte - S. 255

1894 - Breslau : Goerlich
- 431 - Ii 255 Fronen für den Gutsherrn überhäuft. Dagegen waren die Offiziers-, Richter-, höheren Verwaltungsstellen in Kirche und Staat nur dem Adel vorbehalten; es herrschte Unsicherheit im Rechte, und der Vornehme sonnte uugescheut den Niedrigen bedrücken. Die beiden ersten Stande besaßen alle Vorrechte, der dritte Stand mußte alle Lasten tragen. c) Das Beispiel, das der König und die Vornehmen durch ihre Unsittlichkeit gaben, trug im ganzen Lande böse Früchte. Geistreiche Männer, wie Voltaire, d’Alembert und Diderot verspotteten den Glauben und predigten Unglauben und Verachtung der Sitte. Rousseau aber lehrte, daß alle Menschen gleich seien, gleiche Rechte hätten, daß das Volk freiwillig dem Könige seine Würde übertragen habe und sie ihm auch wieder nehmen könne. Diese Schriften wurden im ganzen Volke verbreitet und trugen viel dazu bei, Haß und Verachtung gegen Königtum, Adel und die Kirche zu erzeugen. 2* Ausbruch der Revolution, a) Im Jahre 1774 bestieg den französischen Königsthron Ludwig Xvi., der mit Marie Antoinette, einer Tochter Maria Theresias, vermählt war. Er war ein sittenreiner, gutmütiger Fürst, aber schwach und unentschlossen. Die Schuldenlast des Staates war allmählich so groß geworden, daß der größte Teil der Einkünfte auf Zinsenzahlung verwendet werden mußte, und niemand wollte mehr borgen. Daher sah sich der König genötigt, auch den Adel und die Geistlichkeit zu den Steuern heranzuziehen. Er fürchtete jedoch, daß diese keinerlei Lasten auf sich nehmen wollten; daher berief er (im Mai 1789) Vertreter aller drei Stände zu einem Reichstage nach Paris, und zwar hatte der dritte Stand mehr Vertreter als die beiden anderen zusammen. b) Als der Adel und die Geistlichkeit bei den Beratungen ihre Vorrechte wahren wollten, trennten sich die Abgeordneten des dritten Standes und erklärten sich für die Vertreter des ganzen Volkes. Der König wollte jetzt die Versammlung auflösen, aber sie gehorchte ihm nicht. Dagegen traten die meisten Abgeordneten des Adels und der Geistlichkeit zun: Volke über. Weil der König mit dem Verhalten der Versammlung nicht einverstanden war, wurde die Menge gegen ihn erbittert. Sie verschaffte sich Waffen und erstürmte (am 14. Juli) das Staatsgefängnis, wobei der Befehlshaber und die wachehaltenden Soldaten getötet wurden. Ihre Köpfe trug man auf langen Stangen durch die Straßen der Stadt. c) Die Abgeordneten, welche den Namen „Nationalversammlung" angenommen hatten, schafften nun viele alte Einrichtungen ab und ersetzten sie durch neue. Jeder Unterschied der Stände wurde aufgehoben, es gab keinen Adel mehr, selbst der Titel „Herr" wurde verpönt und „Bürger" und „Bürgerin" die einzig erlaubte Anrede. Die alte Einteilung Frankreichs in Provinzen wurde beseitigt und das ganze Land in 83 Departements eingeteilt. Die Güter des Königs und der Geistlichkeit wurden verkauft, um die Schulden zu bezahlen; in den Provinzen wurden viele Schlösfer der Adligen und Geistlichen geplündert, in Paris viele Vornehme, die der Menge verhaßt waren, an

19. Leitfaden der Geschichte für die unteren und mittleren Klassen höherer Lehranstalten - S. 235

1916 - Stuttgart : Bonz
235 b. Auf Ludwig Xv. folgte (1774) sein zwanzigjhriger Enkel Ludwig Xvi. Er war von den besten Absichten beseelt, auch nicht ohne Kenntnisse und Einsicht, persnlich einfach und anspruchs-los; aber fr die gefahrvolle Lage fehlte dem schwerflligen, unbeholfenen und schchternen Mann der klare Blick und die. ent-schlossene Tatkraft. Seine Gemahlin Marie Antoinette von fter-reich, Maria Theresias Tochter, war als unerfahrenes Kind nach Frankreich gekommen. Es fehlte ihr weder an Begabung noch an Mut. Aber zunchst hatte sie in ihrer gedankenlosen Vergngungssucht kein Verstndnis fr den Ernst der Lage, wute nichts von Sparsamkeit und mischte sich unverstndig und ungeschickt in die Staatsgeschfte. Bei dem Volk war die sterreicherin" bald ganz unbeliebt. Erst in der schweren Schule des Unglcks kamen die gediegenen Seiten ihres Charakters zur Entwicklung. Mit Ludwigs Thronbesteigung wurde es zwar am Hose besser, aber die schweren Schden zu heilen, war er nicht imstande. Der trostlose Zustand der Finanzen ntigte endlich zur Einberufung der Reichsstnde. Mit ihrem Zusammentreten 1789 beginnt die Revolution, deren Geschichte man nach den Stndeversammlnugen der nchsten Jahre einteilt. 2. Verlauf, a. Die verfassunggebende (konstituierende) Na-tionalversammlnng (17891791). In den Reichsstnden, die aus Vertretern des Adels, der Geistlichkeit und des Brgerstandes bestanden, rissen die Vertreter des dritten Standes" sogleich die Leitung an sich. Der dritte Stand nahm den Namen National-Versammlung" an. Der König war energielos, die Regierung ohne klaren Plan. Ein bedeutender Minister fehlte. Als der König bei der Zunahme der Aufregung die Zgel fester anziehen wollte, entstand in Paris ein Volksausstaud: die Bastille, das alte Staatsgefngnis, wurde angegriffen; als die kleine Besatzung sich ergab, wurden der Kommandant und seine Offiziere greulich niedergemacht (14. Juli 1789); die Feste wurde zerstrt. Von da an hrte in Frankreich eigentlich jede Regierung auf. Das aufgereizte Volk beging in Paris und im ganzen Land namentlich am Adel ungestraft zahllose Greuel-taten. Der König, der in Versailles wohnte, wurde durch einen wsten Pbelzug nach Versailles im Oktober 1789 gezwungen, nach Paris zu ziehen. So war auch der König in der Gewalt der Re-volntion. Die von der Revolution Bedrohten, namentlich die Ade-ligen flohen ins Ausland (Emigranten"). Die Nationalversammlung arbeitete indessen eine neue Verfassung aus, in der die Rechte des Knigs stark beschrnkt wurden. Alle Vorrechte einzelner Stnde, Zehnten, Frondienste usw. wurden aufgehoben, der Adel abgeschafft. Die Gter der katholischen Kirche wurden eingezogen. Die katho-lische Kirche erhielt eine neue Verfassung, wonach die Geistlichen knftig vom Volk gewhlt werden sollten; diejenigen, welche den

20. Vom Dreißigjährigen Krieg bis zur Gegenwart - S. 180

1898 - Altenburg : Pierer
180 dem Zudrange wtender Pbelmassen der die Strafe selbst verhandelt und am 19. Januar das Todesurteil ohne Aufschub und Appellation mit einer geringen Stimmenmehrheit (361 : 360) ausgesprochen. Am 21. Januar wurde Ludwig Xvi. zu Wagen nach dem Revolutionsplatze gebracht. Als die Henker ihn gebunden, ri er sich los und rief dem Volke zu: Franzosen, ich sterbe unschuldig; ich wnsche, da mein Blut nicht der Frankreich komme." Hierauf fiel sein Haupt unter der Guillotine. Zusammenfassung: Wie Ludwig Xvi. verurteilt und hingerichtet wird. 2. Stck: Ludwigs Xvi. Regierungsmanahmen. Ziel: Worin das Elend des Volkes bestand und wie Ludwig Xvi. dasselbe zu beseitigen suchte. Analyse: Nochmalige Angabe der gegen ihn erhobenen Anklagen! Das Volk war nicht mehr zufrieden mit den herrschenden Zustnden und wollte andere herbeigefhrt haben. Es war ganz anders, als es z. B. in Preußen unter Friedrich d. Gr. war. Wie wars da? Es wird auch anders gewesen sein als heute! Das Volk verlangte eine andere Ver-sassung. Wie ists bei uns? (Es wird angegeben, was die Schler wissen der das Verhltnis der Unterthanen zu ihrem Fürsten, der die Stellung des Fürsten, der seine Rechte und Pflichten, der die Rechte des Volkes, der die Volksvertretung, der die Wahlen?c.) Was verlangte nun das franzsische Volk? (Siehe Proze!) Wie kam es nun, da das Volk mit den nderungen seines Knigs nicht zufrieden war? Synthese: 1. Wie sah es denn in Frankreich aus, als Ludwig Xvi. den Thron bestieg? Als im Jahre 1774 Ludwig Xvi. den Thron bestieg, war er erst 20 Jahre alt. In Frankreich sah es damals recht traurig aus. Das Volk war damals in drei Stande ge-sondert. Die Geistlichkeit und der Adel waren die beiden bevorrechteten Stnde; die Brger in den Stdten aber und die Bauern auf dem Lande, das eigentliche Volk also, mehr als 24 Millionen von den 25 Millionen Einwohnern des Landes, bildeten den dritten Stand. Dieser dritte Stand befand sich in der .traurigsten Lage. Seine Glieder waren ausgeschlossen von den meisten mtern, Berufen und Wrden, die dem Adel und der Geistlichkeit offen standen. So konnte z. B. der Sohn des Kaufmanns oder des Arztes nicht Offizier oder Richter werde. Dazu kam, da der dritte Stand mit horten Abgaben gedrckt ward. Da muten die Bauern den groen Gutsherren nicht nur die schwersten Dienste leisten, sondern auch noch die hchsten Abgaben zahlen; Brger und Bauern muten ge-meinsam dem geistlichen Stande den Zehnten entrichten, der damals gegen 130 Millionen Franks betrug; auerdem hatten die Glieder des dritten Standes noch den grten Teil der Staatssteuern aufzubringen, und diese Steuern wurden mit groer Hrte und Willkr eingetrieben, weil die Regierung Geld brauchte. Die Staatskassen waren ja teer, die Ausgaben waren weit hher als die Einnahmen, und eine gewaltige Schuldenlast drckte den Staat. So sah es in Frankreich ans, als Ludwig Xvi. den Thron bestieg.