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1. Kurze Darstellung der deutschen Geschichte - S. 128

1872 - Gütersloh : Bertelsmann
f «8 Iii. Zeitr. Die neuere Zeit. Von der Reformation bis jetzt. Kampf noch eben so schwierig als zuerst; darum eilte der Kaiser Karl, ohne seinem Heere irgend eine Winterruhe zu gestatten, durch Franken nach Böhmen und von da mit seinem Bruder und dem Herzog Moritz nach Sachsen. Er kam so Plötzlich und unerwartet, daß er am 22. April 1547 bei Meißen stand, als der Kurfürst ihn noch weit entfernt glaubte. Die Schlacht bei Mühlberg am 24. April 1547. — Der überraschte Kurfürst suchte so schnell als möglich mit seinen Truppen an der Nordseite der Elbe nach Wittenberg, seiner Hauptstadt, zu kommen; sie war eine gute Festung und er hoffte sich so lange darin zu vertheidigen, bis seine Bundesgenossen ihm zu Hülse kommen könnten. Der Kaiser dagegen wünschte nichts mehr, als ihn auf dem Zuge anzugreifen; wenn nur nicht der breite Elbstrom zwischen ihnen gewesen wäre. Als er nun selbst noch, gegen Abend, nachdenklich am Ufer desselben hinritt, brachte der Herzog von Alba, einer feiner spanischen Anführer, einen Bauern, der ihm eine Furt durch den Fluß zu zeigen versprach. Die Sachsen hatten ihm zwei Pferde weggeführt, ans Rache wollte er ihren Feinden die Furt zeigen. Der Herzog Moritz versprach ihm dafür 100 Kronen und zwei andere Pferde. — Am andern Morgen, — es war ein Sonntag, — setzten die spanischen und neapolitanischen Reiter, ein jeder mit einem Fußgänger hinter sich, durch die Furt; der Bauer führte des Kaisers Pferd am Zügel hindurch und der König Ferdinand, Herzog Moritz und die anderen Anführer folgten. Der Kurfürst war in dem benachbarten Städtchen Mühlberg in der Kirche. Als die Nachricht kam, der Kaiser fei über den Fluß gefetzt, konnte er es nicht glauben und wollte auch den Gottesdienst nicht unterbrechen. Aber kaum war derselbe beendigt, als er zu feinem Schrecken die Wahrheit der Nachricht sah und kaum Zeit behielt, auf feinen Wagen zu steigen und die nöthigen Befehle zu geben. Das Geschütz war schon nach Wittenberg voraus; er befahl, daß das Fußvolk schnell folgen und die Reiter nur suchen sollten, den Feind auszuhalten. Allein es war zu spät. Die spanischen und ungarischen Reiter warfen die feint-gen über den Haufen, erreichten das Fußvolk auf der Lochauer Haibe, ant Saum eines Waldes; mit dem lauten Kriegsgeschrei: Hifpania! Hifpanta! durch-brachen sie die eiligst aufgestellten Reihen. Es entstanb eine schreckliche Unordnung. Der Kurfürst, der ein sehr biefer Mann war, bestieg einen schweren friesischen Hengst, um sich schneller zu retten; aber die leichten Reiter holten ihn ein und ein Ungar verwunbete ihn, währenb er sich vertheidigte, durch einen Hieb in die linke Backe. Das Blut strömte über sein Gesicht und sein Panzerhemd. Er wollte sich nicht ergeben. Da kam ein Ritter des Herzogs Moritz, Thilo von Trobt, herbei und rief ihm zu, feines Lebens zu schonen. Ihm, als einem Deutschen, ergab er sich. Der Kaiser hielt zu Pferbe mitten in der Haide als Sieger; vor ihn würde der mit Blut bebeefte Kurfürst geführt. Er stieg vom Pferbe und wollte sich vor dem Kaiser auf die Kniee lassen, inbem er zugleich den Blechhandschuh auszog, ihm nach deutscher Sitte die Hand zu reichen. Aber Karl wendete sich finster zur Seite. Da sing der Kurfürst an: „Großmächtigster, Allergnädigster Kaiser!" — So, nun bin ich euer gnädigster Kaiser? unterbrach ihn dieser; so habt ihr mich lange nicht geheißen! — Der Kurfürst erwiderte: „Ich bin euer kaiserlichen Majestät Gefangener und bitte um fürstlichen Gewahrsam." — Wohl, ihr sollt gehalten werden, wie ihr es verdient, antwor-

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1. Teil 2 - S. 131

1893 - Leipzig : Brandstetter
— 131 — die Truppen seines Vetters Moritz mit leichter Mühe geschlagen und sein Land zurückgewonnen, ja, er hatte das Land seines Gegners sogar teilweise, bis auf Leipzig und Dresden, besetzt und diesen zur Flucht nach Böhmen genötigt. Überall begrüßte ihn die protestantische Bevölkerung mit Jubel. In seiner Bedrängnis bat Moritz den Kaiser um Hilse. Dieser zögerte auch nicht lange, denn er fürchtete, wenn der Kurfürst Zeit behielte, sich wieder gehörig zu verstärken, so dürfte der Kampf auch in Sachsen ebenso schwierig als im Süden sein. Darum eilte er, ohne seinem Heere die so nötige Winterruhe zu gestatten, durch Franken nach Böhmen und von da mit seinem Bruder Ferdiuaud und dem Herzog Moritz nach Sachsen. Sein Heer bestand meist aus ©paniern und Italienern. Über Planen und Altenburg rückte er, ohne Widerstand zu finden, bis zur Elbe vor, dann zog er ant linken Ufer stromabwärts. Darüber kam der Frühling 1547 heran. b) Die Schlacht bei Mühlberg. Der Kurfürst war über das plötz- liche Auftauchen des kaiserlichen Heeres sehr bestürzt, da er dasselbe noch weit weg wähnte. Doch fühlte er sich sicher, da der breite Elbstrom zwischen beiden Heeren floß und die einzige Brücke, welche bei Meißen über den Strom führte, aus Befehl des Kurfürsten abgebrochen worden war. Er suchte sobald als möglich mit seinen ungenügenden Streitkräften — es waren nur etwa 9000 Mann, die er den 27 000 des Kaisers entgegenzustellen hatte — seine Hauptstadt Wittenberg zu erreichen; sie war eine gute Festung, und er hoffte, dort nicht nur feine Truppeu sammeln, sondern sich auch so lange verteidigen zu können, bis seine Bundesgenossen ihm zu Hilfe eilen würden. Der Kaiser dagegen wünschte lebhaft eine Schlacht, um so den Krieg rasch zu beendigen. Als er nun selbst gegen Abend des 23. April nachdenklich am Ufer der Elbe hinritt, brachte ihm der Herzog von Alba, einer seiner spanischen Anführer, einen Bauern, der ihm eine Furt durch den Fluß zu zeigen versprach, an der ein Reiter ohne Gefahr das jenseitige User zu erreichen vermochte. Die Sachsen hatten ihm zwei Pferde genommen; ans Rache wollte er sie verraten. Herzog Moritz versprach ihm dafür 100 Goldstücke und zwei andere Pferde. So brach der Morgen des 24. April an. Über dem Flusse lag dichter Nebel. Schon in der Morgendämmerung schwammen spanische Reiter, den Degen zwischen den Zähnen, über den Strom und holten von drüben Kähne, um auch das Fußvolk überzusetzen. Der Bauer führte des Kaisers Pserd ant Zügel hindurch, und die andern Anführer folgten. Es war gerade Sonntag und Johann Friedrich nach seiner frommen Weise in der Kirche zu Mühlberg, als er die Kunde erhielt, daß der Kaiser schon diesseits der Elbe stand. Ruhig hörte er erst die Predigt zu Ende, aber nach dem Gottesdienste behielt er kaum Zeit, seinen Wagen zu besteigen und die nötigen Befehle zu geben. Das Geschütz war schon nach Wittenberg voraus, das Fußvolk folgte ihm, und auch 9*

2. Mittlere und neue Geschichte bis 1648 - S. 124

1883 - Hannover : Helwing
124 Neue Geschichte. war. Da ließ der Kurfürst, der an der rechten Seite der Elbe stand, die Brücke bei Meißen in Brand stecken und zog längs der Elbe nach Mühlberg, um Wittenberg zu erreichen. Karl folgte auf dem linken Ufer nach und kam schon am folgenden Tage Mühlberg gegenüber an. Als die Sachsen seine Wachtfeuer brennen sahen, meinte der Kur- fürst, 'es sei Moritz, und blieb die ganze Nacht ruhig. Karl wollte den Kurfürsten angreifen, bevor dieser Wittenberg erreichen könne; an einer seichten Stelle führte er sein Heer auf das jenseitige Ufer. Ein junger sächsischer Bauer, dem die Sachsen zwei Pferde weggenommen hatten, erklärte sich aus Rache bereit, dem Heere eine Furt durch die Elbe zu zeigen, wofür ihm Moritz zwei Pferde und 100 Kronen verhieß. Am anderen Morgen, als der Fluß mit dichtem Nebel bedeckt war, wollten spanische Hakenschützen, die bis an die Brust ins Wasser treten mußten, den Übergang des Heeres decken; aber das heftige Feuer der Sachsen trieb sie zurück. Da äußerte der Kaiser, man müsse dem Feinde seine Nachen nehmen. Sogleich sprangen zehn kühne Spanier, den Degen im Munde, in die Elbe, schwammen hinüber und fielen die Sachsen, welche die Kähne besetzt hielten, an. Nach blutigem Gefecht siegten sie und kamen in den Nachen zurück. Diese wurden nun mit tüchtigen Schützen bemannt, welche die Feinde beschäftigten, während die Reiterei durch jene Furt hinüberging. Jeder Reiter nahm noch einen Fußsoldaten hinter sich aufs Pferd. Bald gingen auch Karl. Ferdinand, Moritz und Alba durchs Wasser, wobei jener Bauer des Kaisers Pferd führte. Zuletzt schlug man mit Hülfe der Kähne eine Schiffsbrücke, aus welcher auch das Fußvolk und der Schicßbcdarf nachkam. Noch bevor letzterer ankam, stellte Karl sein Heer in Schlacht- ordnung. Freudig ritt er die Reihen auf und nieder, sein andalusisches Streitroß tummelnd; heute merkte ihm keiner die Gicht an. Eine Lanze hielt er in der Rechten, sein vergoldeter Helm und Harnisch leuchteten in der Morgensonne, weithin erkannte nian ihn an seiner reichgestickten Feldbinde und seiner roten Roßdecke. Es war ein Sonntagmorgen. Der Kurfürst, welcher behauptete, das kaiserliche Heer könne noch nicht nahe sein, war nach seiner frommen Gewohnheit zur Kirche gegangen. Als er hier die Nachricht von dem Übergange der Feinde hörte, wartete er doch erst das Ende der Predigt ab. Dann eilte er in einem Wagen von dannen; denn er war so be- leibt , daß er sein Roß nur mit Hülfe einer Leiter besteigen konnte. Er hoffte, mit seinem Heere Wittenberg zu erreichen; aber Moritz und Alba, die Anführer der spanischen und italienischen Reiterei, brachten ihn auf 1547 der Lochauer Heide, drei Stunden von Mühlberg, zum Stehen. Der Kurfürst konnte nicht daran denken, mit seiner geringen Macht den über- legenen Feind zu schlagen; dennoch hoffte er. mit seinen Truppen den Feind bis zum Abend aufzuhalten, um im Dunkel der Nacht Witten- berg zu erreichen. Aber sein Schicksal wurde noch denselben Abend ent- schieden. Unter der Anführung von Moritz und mit dem Kriegsgeschrei: „Hispania, Hispania!" warf sich die kaiserliche Reiterei auf die sächsischen Reiter und schlug sie zurück. Diese warfen sich jetzt fliehend auf ihr eigenes Fußvolk und brachten es in Verwirrung. Als nun auch das kaiserliche Hauptheer ankam und mit angriff, war die Flucht der Sachsen bald allgemein. Die Verfolgung erstreckte sich über die ganze Heide, wohl 3000 Sachsen lagen in langer Reihe erschlagen auf dem Schlachtselde. Der Kurfürst selbst wurde gefangen genommen. Des Kurfürsten Sohn entkam schwerverwundet nach Wittenberg. Sein Dater bestieg, um schneller fliehen zu können, einen starken friesischen Hengst, wurde aber dennoch von ungarischen Reitern eingeholt. Diesen wollte er sich nicht ergeben und

3. Kurze Darstellung der deutschen Geschichte für Volksschulen - S. 155

1822 - Elberfeld : Büschler
Der schmalkaldische Krieg. 155 zurück, der Kaiser aber benutzte seine Zeit besser und brachte die süddeutschen Städte eine nach der andern zur Unter- werfung. Sic mußten seine Verzeihung mit großen Geld- summen erkaufen; Augsburg z. B. mit 150,000 Goldgul- dcn, Ulm mit 100,000, und mußten spanische Besatzungen einnehmen. * Unterdcß hatte der Churfürst von Sachsen sein eige- nes Land von seinem Vetter, dem Herzog Moritz, wie- dergewittnen müssen, der sich in seiner Abwesenheit offen- bar als freund des Kaisers kund gethan und in dessen Namen dasselbe m Besitz genommen hatte. Moritz, der viel geringe- re Macht hatte, als der Churfürst, mußte weichen und st oh zum König Ferdinand nach Böhmen. Wenn der Churfürst nun Zeit behielt, sis) wieder gehörig zu verstärken, so war der Kampf noch eben so schwierig als zuerst: darum eilte der Kaiser Karl, ohne seinem Heere irgend eine Winter- ruhe zu gestatten, durch Franken nach Böhmen und vou da mit seinem Bruder und dem Herzog Moritz nach Sach- sen. Er kam so plötzlich und unerwartet, daß er am 22. April 1547 bei Meißen stand, als der Churfürst ihn noch weit entfernt glaubte. Die Schlacht bei Mühlberg, den 24. April 1547. — Der überraschte Churfürst suchte so schnell als möglich mit seinen Truppen an der Nvrdseite der Elbe nach Wittenberg, seiner Hauptstadt, zu kommen; sie war eine gute Festung und er hoffte sich so lange darin zu vertheidigen, bis seine Bundesgenossen ihm zu Hülfe kommen könnten. Der Kaiser dagegen wünschte nichts wehr, als ihn auf dem Zuge anzugreifen; wenn nur nicht der breite Elbstrom zwischen ihnen gewesen wäre! Als er Nun selbst noch, gegen Abend, nachdenklich am Ufer des- selben hinritt, brachte der Herzog von Alba, einer seiner spanischen Anführer, einen Bauern, der ihm eine Furth durch den Fluß zu zeigen versprach. Die Sachsen hatten chm zwei Pferde weggeführt, aus Rache wollte er ihren Feinden die Furth zeigen. Herzog Moritz versprach ihm dafür 100 Kronen und zwei andere Pferde. — Am andern borgen, — cs war ein Sonntag, — setzten die spa- nischen und neapolitanischen Reuter, ein jeder mit einem Fußgänger hinter sich, durch die Furth; der Bauer fuhr- ^ des Kaisers Pferd am Zügel hmdurch und der König Ferdinand, Herzog Moritz, und die andern Anführer, folg- deir. Der Churfürst war in dem benachbarten Städtchen Mühlberg in der Kirche. Als die Nachricht kam, der Kaiser sey über den Fluß gesetzt, konnte er es nicht glau-

4. Theil 3 - S. 45

1880 - Stuttgart : Heitz
Schlacht bei Mühlberg. 45 die Elbe zu zeigen, wo man hindurchreiten könne. Er that dies aus Rache gegen seine Landsleute, die Sachsen, die ihm zwei Pferde mitgenommen hatten (ein zweiter Ephialtes!). *) Moritz verhieß ihm 100 Kronenthaler und zwei andere Pferde. So brach der Morgen an, der 24. April 1547, der des verblendeten Johann Friedrichs Schicksal entscheiden sollte. Ein dicker Nebel lag über der Flur und dem Strome. Einige spanische Scharfschützen versuchten durch die Furt zu setzen, aber die Sachsen feuerten stark herüber. Da meinte der Kaiser, wenn man sich nur der Schiffe, die jenseits ständen, bemächtigen könnte. Sogleich warfen die Spanier den Harnisch ab, nahmen die Säbel zwischen die Zähne, sprangen ins Wasser, schwammen hinüber und jagten den Sachsen einige Schiffe ab, welche sie nun im Triumph herüberbrachten. Sie wurden mit Schützen bemannt, die den Uebergang der Reiterei beschützen sollten. Vom Müller geführt, ritten jetzt der Kaiser, Ferdinand, Moritz, Alba und andere Führer durch die Furt, die ganze Reiterei mit. Schnell ordnete Karl seine Schaaren; das Fußvolk, für welches eine Schiffbrücke geschlagen wurde, wartete er nicht ab. Er hatte sich wie zum Siege geschmückt. Mit der Linken tummelte er sein starkes andalusisches Roß, in der Rechten schwang er seine Lanze, und die eben durchbrechende Morgensonne spiegelte sich an seinem vergoldeten Helme und Panzer. Indessen brachten Boten auf Boten dem Kurfürsten, der ungeachtet der Gefahr in einer Kirche dem Gottesdienst zuhörte — — es war gerade Sonntag — die Nachricht, Karl rücke an. Aber der Kurfürst wollte es nicht glauben; auch könne er jetzt nicht kommen, sagte er; erst müsse der Gottesdienst beendigt sein. Aber als dieser beendigt war, hatte er kaum noch Zeit, sich eilends in seinen Wagen zu setzen und davonzujagen. Denn mit dem Rufe: „Hispauia! Hispania!" stürzten die trefflichen kaiserlichen Reiter auf die Sachsen ein; Moritz focht unter den Vordersten. Leicht wurden die sächsischen Reiter in die Flucht gejagt; sie warfen sich auf ihr eigenes Fußvolk und brachten nun auch dies in Verwirrung; ohne Ordnung liefen die Unglücklichen auseinander und wurden durch die ganze Haide von den Siegern verfolgt. Der Kurfürst warf sich endlich, so schwer er auch wegen seiner Dicke reiten konnte, auf ein starkes Pferd und jagte fort. Einige leichte Reiter holten ihn ein und wollten ihn fangen. Aber der dicke *) Siehe Th. I. S. 122.

5. Theil 3 - S. 45

1867 - Breslau : Max
Sc-lacht bei Mühlberg. 45 breite Elbe flutbete stark und jenseits waren die Feinde; auch batten diese alle Kähne .auf das rechte User geführt. Da brachte Herzog Alba einen jungen Miillerburschen herbei, der sich an heischig machte, ihnen eine Furt durch die Elbe zu zeigen, wo man hindurchreiten könne. Er that dies aus Rache gegen seine Landsleute, die Sachsen, die ihm zwei Pferde mitgenommen hatten lein zweiter Ephialtes!).*) Moritz verhieß ihm 100 Kronenthaler und zwei andere Pferde So brach der Morgen an, der 24. April 1547, der des verblendeten Johann Friedrichs Schicksal entscheiden sollte. Ein dicker Nebel lag über der Flur und dem Strome. Einige spa- nische Scharfschützen versuchten durch die Furt zu setzen, aber die Sachsen feuerten stark herüber. Da meinte der Kaiser, welin man sich nur der Schiffe, die jenseits ständen, bemächtigen könnte. Sogleich warfen die Spanier den Harnisch ab, nahmen die Säbel zwischen die Zähne, sprangen ins Wasser, schwammen hinüber und jagten den Sachsen einige Schiffe ab, welche sie nun im Triumph herüberbrachten. Sie wurden mit Schützen bemannt, die den Uebergang der Reiterei beschützen sollten. Vom Müller geführt, ritten jetzt der Kaiser, Ferdinand, Moritz, Alba und andere Führer durch die Furt, die ganze Reiterei mit. Schnell ordnete Karl seine Schaaren; das Fußvolk, für welches eine Schiffbrücke geschlagen wurde, wartete er nicht ab. Er hatte sich wie zum Siege geschmückt. Mit der Linken tummelte er sein starkes andalnsisches Roß, in der Rechten schwang er seine Lanze, und die eben durchbrechende Morgensonne spiegelte sich an seinem vergoldeten Helme und Panzer. Indessen brachten Boten auf Boten deni Kurfürsten, der ungeachtet der Gefahr in einer Kirche dem Gottesdienst zuhörte — es war gerade Sonntag — die Nachricht, Karl rücke an. Aber der Kurfürst wollte es nicht glauben; auch könne er jetzt nicht kommen, sagte er; erst müsse der Gottesdienst beendigt sein. 'Aber als dieser beendigt war, hatte er kaum noch Zeit,'sich ei- lends in seinen Wagen zu setzen und davonzujagen. Denn mit dem Rufe: „Hispania! Hispania!" stürzten die trefflichen kaiser- lichen Reiter aus die Sachsen ein; Moritz focht unter den Vor- dersten. Leicht wurden die sächsischen Reiter in die Flucht gejagt; sie warfen sich aus ihr eigenes Fußvolk und brachten nun auch *) Siehe Tb. I, S. 120.

6. Kurze Darstellung der deutschen Geschichte - S. 138

1837 - Elberfeld : Büschler
133 111. Jeitr. Die neuere Zeit, vön der Reformation bis jetzt. Sonntag, — setzten die spanischen und neapolitanischen Reuter, ein jeder mit einem Fußgänger hinter sich, durch die Furth; der Bauer führte des Kaisers Pferd am Zügel hindurch und der König Ferdi- nand, Herzog Moritz, und die andern Anführer folgten. Der Chur- fürft war in dem benachbarten Städtchen Mühlberg in der Kirche. Als die Nachricht kam, der Kaiser sey über den Fluß gesetzt, konnte er es nicht glauben und wollte auch den Gottesdienst nicht unter- brechen. Aber kaum war derselbe beendigt, als er zu seinem Schrecken die Wahrheit der Nachricht sah, und kaum Zeit behielt, auf seinen Wagen zu steigen und die nöthigen Befehle zu geben. Das Geschütz war schon nach Wittenberg voraus; er befahl, daß das Fußvolk schnell folgen und die Reuter nur suchen sollten, den Feind auszu- halten. Allein es war zu spät. Die spanischen und ungarischen Reuter warfen die seinigen über den Haufen, erreichten das Fußvolk auf der Loch au er Haide, am Saum eines Waldes; mit dem lau- ten Kriegsgeschrei: Hispania! Hispania! durchbrachen sie die eiligst aufgestellten Reihen. Es entstand eine schreckliche Unordnung. Der Churfürst, der ein sehr dicker Mann war, bestieg einen schweren frie- sischen Hengst, um sich schneller zu retten; aber die leichten Reuter holten ihn ein, und ein Ungar verwundete ihn, während er sich ver- theidigte, durch einen Hieb in die linke Backe. Das Blut strömte über sein Gesicht und sein Panzerhemd. Er wollte sich nicht erge- den. Da kam ein Ritter des Herzogs Moritz, Thilo von Trodt, herbei und rief ihm zu, seines Lebens zu schonen. Ihm, als einem Deutschen, ergab er sich. Der Kaiser hielt zu Pferde mitten in der Haide, als Sieger; vor ihn wurde der mit Blut bedeckte Churfürst geführt. Er stieg vom Pferde und wollte sich vor dem Kaiser auf die Kniee lassen, indem er zugleich den Blechhandschuh auszog, ihm nach deutscher Sitte die Hand zu reichen. Aber Karl wendete sich finster zur Seite. Da fing der Churfürst an: „Großmächtigster, Al- lergnädigster Kaiser!" — So, nun bin ich euer gnädigster Kaiser? unterbrach ihn dieser; so habt ihr mich lange nicht geheißen! — Der Churfürst erwiederte: „Ich bin Eurer kaiserlichen Majestät Ge- fangener und bitte um fürstlichen Gewahrsam." -— Wohl, ihr sollt gehalten werden, wie ihr es verdient, antwortete dieser, und ließ ihn mit dem Herzog Ernst von Braunschweig-Lüneburg, der auch gefan- gen war, in das Lager führen. Nun zog Kaiser Karl vor Wittenberg und drohte, des Chur- fürsten Haupt in die Stadt zu senden, wenn ihm nicht sofort die Thore geöffnet würden. Die Churfürstin und die Söhne erschraken sehr; aber sie glaubten doch nicht, daß der Kaiser die Drohung wahr machen werde, und zögerten. Da versammelte Karl ein Kriegsgericht und ließ wirklich das Todcsurtheil über Johann Friedrich ausspre- chen. Das war eine Verletzung der Reichsrechte, nach welchen nur auf einem Fürstentage ein solches Urtheil gesprochen werden konnte. Der Churfürst saß mit dem Herzog von Lüneburg in seinem Zelte am Schachbrett, als ihm das Todesurtheil angckündigt wurde. Mit Ruhe erwiederte er: „ich kann nicht glauben, daß der Kaiser der-

7. Abth. 2 - S. 59

1823 - Elberfeld : Büschler
Der schmalkaldische Krieg. 154h und 47. S9 14. Die Schlacht bei Mühlberg. (24. April 1547.) Der Churfürst hatte es lange gar nicht glauben können, daß Karl selbst gegen ihn im Anzuge sey; nun da er ihn vor sich sah, brach er eilend die Brücke bei Meißen ab und führte sein Heer an dem rechten Elbufer hinab, um seine Haupt- stadt Wittenberg zu erreichen. Hier konnte er alle Mittel zu einer langen und tapfern Gegenwehr finden. Dem Kai- ser dagegen lag Alles daran, daß der Feind unterwegs schon angegriffen würde, damit der Krieg ein schnelles Ende ge- wönne. Eilend zog er daher an dem andern Elbufer, den Churfürstlichen fast zur Seite, und suchte nach einer Furth, um durch den Fluß zu kommen. Der Churfürst hatte bei dem Städtchen Mühlberg Halt gemacht. Noch spät am Abend ritt der Kaiser selbst mit seinem Bruder und dem Herzog Moritz am Ufer hin und nirgends wollte sich ein be- quemer Uebergang zeigen; denn die Elbe war hier 300 Schritte breit und das entgegengesetzte Ufer war höher als das diesseitige. Da führte der Herzog Alba einen jungen Bauern aus einem nahen Dorfe herbei, welcher ihnen eine Furth im Flusse zu zeigen versprach; die Sachsen hatten ihm zwei Pferde mitfortgeführt, aus Rache wollte er ihren Feinden diesen Dienst erzeigen. Moritz versprach ihm hun- dert Kronen und zwei andere Pferde. Unter dem Schutze eines dicken Nebels suchten nun am andern Morgen einige tausend spanische Hackenschützen durch die Furth an's andere Ufer zu gelangen. Ein Haufen von ihnen schwamm, nach abgeworfenem Harnisch, den Säbel zwischen den Zahnen, hinüber, eroberte einige Kähne und brachte sie zum Kaiser, sie wurden mit Schützen bemannt und diese feuerten nun auf die Sachsen am andern Ufer, wahrend die Reuter durch die Furth setzten und jeder einen Fußknecht hinter sich mit hinüber nahm. Darnach folgte auch der Kaiser, dessen Pferd der wegweisende Bauer am Zügel führte, der König Ferdinand, der Herzog Moritz, und'des Kaisers Feldherr, Herzog von Alba. Es war ein Sonntagmorgen. Der Churfürst wohnte dem Gottesdienste in Mühlberg bei, und als man ihm die Nachricht brachte, der Feind gehe über den Fluß, — und bald , er sey schon ganz nahe, konnte er es noch immer nicht glauben, und wollte den Gottesdienst nicht unterbrechen. Endlich, nachdem er vollendet, hatte er nur noch eben Zeit, seinem eilig abziehenden Heere zu folgen. Er gab Befehl, daß das Fußvolk nur streben solle, Wittenbergzu erreichen,

8. Die Geschichte der Deutschen - S. 200

1855 - Langensalza : Schulbuchh. des Th[üringer] L[ehrer]v[ereins]
200 Erster Abschn. Den der Reformation dis auf den westphälifchen Frieden. dadurch genöthigt, heim in sein Land zu eilen, um seinen Vetter aus dem selben zu vertreiben. So ward der schmalkaldische Bund getrennt, und mehrere seiner bedeutendsten Glieder, als der Pfalzgraf bei Rhein, der Herzog von Würtemberg, die Städte Ulm und Augsburg wurden ge- demüthigt und zu Gehorsam gebracht. Der Herzog von Würtemberg bat kniefällig um deu Frieden und bezahlte dafür 150,000 Goldgulden; Augsburg ebensoviel, Ulm 100,000, andere Städte nach Verhältniß. Dem Bunde sollten sie entsagen, dem Kaiser Hilfe senden, um die noch aufrecht stehenden Häupter zu fällen. Außerdem verloren sie ihr Geschütz, mußten Besatzung nehmen und entwaffnet das Urtheil des Kaisers, welches Karl erst am Ende des Krieges über die Strafbaren aussprechen wollte, erwarten. Die Stadt Frankfurt a. M., welche am 29. December 1546 ebenfalls dem Kaiser übergeben ward, mußte 80,000 Goldgulden zahlen, ungerechnet der übrigen Geschenke. Ihre sämmtlichen außerordentlichen Uukosten in diesem Kriege betrugen bis zum Schluß des Jahres 1547 nicht weniger als 228,931 Goldgulden 12 Batzen 10 Heller. — Der Kurfürst von Sachsen vertrieb zwar den Herzog Moritz aus seinem Lande; doch dieser zog gen Böhmen, woselbst der Kaiser ein großes Heer bei Eger zusammen brachte. Mit Beginn des nächsten Frühjahrs brach er mit demselben unverzüglich gegen Sachsen auf, und als er ver- nahm, der Kurfürst habe sich gen Wittenberg gewandt, zog er ihm nach der Elbe entlang. Am 24. April 1547 stand der Kurfürst mit 6,000 Mann Fußvolk und 3,000 Reitern auf der Lochauer Haide unweit Mühlberg an der Elbe. Dicker Nebel deckte den Fluß; da schwammen zehn spanische Hackenschützen, den Säbel zwischen den Zähnen tragend, durch denselben und brachten die schlecht besetzte Schiffbrücke des Feindes herüber; ein .Bauer aber, dem die Sachsen zwei Pferde mit fortgeführt hatten, zeigte aus Rachsucht und Geldgier dem kaiserlichen Obersten Herzog Alba eine bequeme und sichere Furt. So setzte dieser mit der Reiterei über die Elbe; die Sachsen zogen sich in Schlachtordnung zurück, wurden jedoch bald eingeholt und vermochten der ungestümen Tapferkeit der neapolitanischen Reiterei und der Schützen des Herzogs Moritz nicht zu widerstehen. Der Schrecken kam über sie und mit ihm Unordnung und Flucht. Der Kurfürst selbst, der sich anfänglich in einer Kirche befand, um eine Predigt anzuhören, und der deßhalb wol die nöthigen Vorkehrungen zur Verthei- digung des rechten Elbusers versäumt hatte, wehrte sich, obschon er ein woblbeleibter und darum unbehilflicher Mann war, sehr tapfer gegen Welsche, Ungarn und Spanier, die ihn umringten, bis ihm das Blut

9. Kurze Darstellung der deutschen Geschichte - S. 137

1837 - Elberfeld : Büschler
Der schmalkaldische Krieg. 137 Geschütz, ohne etwas auszurichten; und nachdem sie nun genug Ku- geln verschossen hatten, zogen sie ab. Schartlin war höchst nieder- geschlagen darüber und versichert in seiner Lebensbeschreibung, daß er von dieser Zeit kein Herz mehr zu diesem Kriege habe fassen können, „denn er sehe keinen Ernst zu einem rechtschaffnen Kriege." ^Der Kaiser war ebenfalls ganz erstaunt, als er das große Heer schmählich abziehen sah, zog ihm nach, vereinigte sich mit dem Grafen Büren, und war nun stark genug, dasselbe im offnen Felde zu bekämpfen. Aber der Muth war gewichen und die schmalkaldischen Bundesge- nossen machten den Versuch, vom Kaiser Frieden zu erhalten. Da- durch verriethen sie aber ihre Schwäche nur noch mehr, und der Kaiser ließ ihr Schreiben öffentlich vor der Schlachtordnung seines Heeres ablesen, um dessen Muth zu stärken, und gab ihnen zur Ant- wort: „er wisse keinen Weg zum Frieden, als wenn der Churfürst und der Landgraf sich, ihr Heer und ihre Unterthanen, seiner Gnade und Ungnade übergäben." — Mit dieser Antwort zogen die Fürsten in ihre Heimath zurück, der Kaiser aber benutzte seine Zeit besser und brachte die suddeutschen Städte eine nach der andern zur Un- terwerfung. Sie mußten seine Verzeihung mit großen Geldsummen erkaufen; Augsburg z. B. mit 150,000 Goldgulden, Ulm mit 100,000, und mußten spanische Besatzung einnehmen. Unterdeß hatte der Churfürst von Sachsen sein eigenes Land von seinem Vetter, dem Herzog Moritz, wiedergewinnen müssen, der sich in seiner Abwesenheit offenbar als Freund des Kaisers kund ge- than und in dessen Namen dasselbe in Besitz genommen hatte. Mo- ritz, der viel geringere Macht hatte, als der Churfürst, mußte weichen und floh zum König Ferdinand nach Böhmen. Wenn der Churfürst nun Zeit behielt, sich wieder gehörig zu verstärken, so war der Kampf noch eben so schwierig als zuerst: darum eilte der Kaiser Karl,-ohne seinem Heer irgend eine Winterruhe zu gestatten, durch Franken nach Böhmen und von da mit seinem Bruder und dem Herzog Moritz nach Sachsen. Er kam so plötzlich und unerwartet, daß er am 22. April 1547 bei Meißen stand, als der Churfürst ihn noch weit ent- fernt glaubte. Die Schlacht bei Mühlberg, den 24. April 1547. — Der überraschte Churfürst suchte so schnell als möglich mit seinen Truppen an der Nordseite der Elbe nach Wittenberg, seiner Hauptstadt, zu kommen; sie war eine gute Festung und er hoffte sich so lange darin zu vertheidigen, bis seine Bundesgenossen ihm zu Hülfe kommen könnten. Der Kaiser wünschte dagegen nichts mehr, als ihn auf dem Zuge anzugreifen; wenn nur nicht der breite Elb- ström zwischen ihnen gewesen wäre! Als er nun selbst noch, gegen Abend, nachdenklich am Ufer desselben hinritt, brachte der Herzog von Alba, einer seiner spanischen Anführer, einen Bauern, der ihm eine Furth durch den Fluß zu zeigen versprach. Die Sachsen hatten ihm zwei Pferde weggeführt, aus Rache wollte er ihren Feinden die Furth zeigen. Der Herzog Moritz versprach ihm dafür 100 Kronen und zwei andere Pferde. — Am anderen Morgen, — es war ein

10. Die Geschichte von Sachsen zum Unterricht in den vaterländischen Schulen - S. 36

1902 - Leipzig : Barth
36 ----- Ländern, war auch Protestant, aber ein feuriger, kluger und hochstrebender Mann. Ganz im stillen hatte er schon ein Jahr vorher mit dem Kaiser ein Bündnis geschlossen und von ihm große Verheißungen erhalten; aber die schmalkaldischen Fürsten und sein eigener Vetter Johann Friedrich ahnten nichts davon. Als Johann Friedrich hinaus nach Bayern zog, übergab er daher dem Moritz seine sämtlichen Länder, daß er sie beschützen sollte, und Moritz versprach ihm auch seinen Schutz. Wie erschrak nun jetzt der arme, getäuschte Kurfürst, als er fern von seinem Lande hörte, daß sein Vetter im Namen des Kaisers die ernestinischen Besitzungen feindlich behandle und ein Stück nach dem anderen erobere! Hätte er sich nur nicht irre machen lassen! Wäre er bei seinen schmalkaldischen Genossen geblieben und hätte mit diesen den Kaiser gedemütigt, dann würde Moritz gewiß von selbst zu seiner Zeit das Eroberte wieder haben herausgeben müssen. Aber soweit sah der kurzsichtige Kurfürst nicht. Er zog vielmehr sein bedeutendes Heer sogleich von der Donau fort, ließ die Schmalkalduer allein und sehr geschwächt dem Kaiser gegenüberstehen, und eilte in Sturmmärschen nach Sachsen. Das hatte eben der Kaiser gewollt! Nun war mau draußen den stärksten Feind los, das schmalkaldische Heer war zerstückelt, und der Kaiser konnte Spanier, Italiener und Deutsche zur Hilfe herbeirufen. Mit diesen zerstreute er die, vor denen er sich kurz vorher noch hatte fürchten müssen. Unterdessen war Moritz durch den erzürnten Kurfürsten freilich in arge Bedrängnis geraten; er hatte nicht bloß das Kurfürstentum vor ihm wieder räumen müssen, sondern Johann Friedrich brach nuu auch in das albertinische Sachsen ein und hätte vielleicht seinen jungen Vetter ganz daraus vertrieben, wenn er sich nicht allzulange mit der vergeblichen Belagerung von Leipzig ausgehalten hätte. Dadurch aber erhielt der Kaiser Zeit, zur Unterstützung seines Verbündeten herbeizukommen. Das geschah im Jahre 1547. Moritz, der schlaue Kriegsheld,^ vereinigte sich mit dem heranziehenden Karl und dessen Bruder Ferdinand und ging mit ihnen über Leisnig und Oschatz auf dem noch heute danach benannten Kaiserwege nach der Elbe zu. Es war gerade am zweiten Sonntage nach Ostern, am 24. April, als die Kaiserlichen und Moritz mit seinen schwerbewaffneten Reitern an der Elbe ankamen. Der Kurfürst war, nachdem er die Meißner Elbbrücke abgebrannt hatte, auf dem anderen Ufer nach Mühlberg gezogen, schickte Fußvolk und Kanonen voran nach Wittenberg. Er wollte auch nach Wittenberg und glaubte nicht, daß der Feind über den Fluß herüber könne, besuchte darum ruhig die Vormittagskirche. Dort erhielt er plötzlich die unglaubliche Nachricht, der Feind mache Anstalt über den Fluß zu gehen, ließ sich aber dadurch in seiner Andacht nicht stören. Allein ein verräterischer Müller hatte den Reitern des Herzogs Moritz eine seichte Furt in der Elbe gezeigt; sie waren, ehe man wußte woher, aus dem rechten Elbufer und setzten sogleich dem davoneilenden Johann Friedrich nach. Auf

11. Katechismus der deutschen Geschichte - S. 155

1879 - Leipzig : Weber
Die Zeit der Reformation. 155 Rolle; es fehlte ihm vor allem an Energie. Er war wenig gerüstet, als der Kaiser, trotz seines von gichtischen Leiden geplagten Körpers, sich mit Moritz und Ferdinand bei Eger vereinigte und dann, im April 1547, bei Meißen an der Elbe erschien. Johann Friedrich zog am rechten Ufer abwärts, um nach Wittenberg, seiner Hauptstadt, zu kommen, Karl ihm zur Seite am linken. Als aber der Kurfürst bei Mühlberg Halt gemacht hatte, gingen die Kaiserlichen durch eine Furt über den Strom und zwangen die Gegner, welche bereits abzogen, in der Frühe des 24. April zum Kampf. Die spanischen und neapolitanischen Reiter drangen gewaltig ein; Herzog Moritz focht unter den Vordersten; die sächsischen Reiter kamen in Verwirruug und stürzten sich auf das eigene Fußvolk, welches in Eile am Saum eines Waldes in Schlachtordnung gestellt war. Der Kursürst und Herzog Ernst von Braunschweig wurden gefangen; der Erstere bald darauf, während Karl vor Wittenberg lag, zum Tode verurtheilt, aber auf die Fürbitte Ioachim's Ii. von Brandenburg zu Gefangenschaft auf unbestimmte Dauer begnadigt. Er mußte aber seine Festungen dem Kaiser überliefern und für sich und seine Nachkommen auf seine Kurwürde und sein Land zu Gunsten des Herzogs Moritz, seines Vetters, verzichten. Damit kam das Kurfürstentum an die albertinifche Linie des Hauses Wettin, welches seit 1422 in Sachsen regierte, während Johann Friedrich der ernestinischen angehörte. Seinen Söhnen wurden einige Aemter in Thüringen überlassen, von deren Erträgen sie leben sollten. — Nach dem Sturz Johann Friedrich's gab auch der Landgraf von Hessen den Widerstand auf und suchte durch Vermittelung des Kurfürsten von Brandenburg und feines Schwiegersohnes Moritz von Sachsen die Gnade des Kaisers. * Dieser versicherte ihnen: wenn der Landgraf selbst zu ihm käme und die Bedingungen unterschriebe, die er ihm vorlegen werde, so wolle er ihm sein Land nicht nehmen, ihn auch nicht am Leben odermit ewigem Gefängniß strafen. In der Kapitulation, die in die Hände Philipp's gelangte, wurde diesem sogar vollständige Straflosigkeit, auch Freiheit von jeder Haft zugestanden, und im Vertrauen auf den Wortlaut derselben demüthigte er sich

12. Für einen einjährigen Unterricht in einer unteren Klasse berechnet - S. 173

1862 - Hildburghausen : Nonne
Moritz von Sachsen. 173 herrlich in den Strahleil der eben durchbrechenden Sonne und weithin erkannte man ihn an seiner reichgestickten Feldbinde lind karmoisinrothen Roßdecke. Der Kurfürst befand sich in der Kirche (es war der Sonntag Miseri- cordias domini), als er die Nachricht voll der Nähe des Feindes erhielt. Dennoch wartete er erst das Ende der Predigt ab und eilte dann in einem Wagens von dannen, um mit seinem Heere Wittenberg ¿u erreichen. Aber auf der Lochauer Heide?) wurden die Sachsen von dem weit überlegenen Feinde eingeholt und zur Schlacht gezwungen. Mit dem Kriegsgeschrei: „Hispania, Hispania!" warfen sich die spanischen Reiter, von Moritz und Alba angeführt, auf die sächsischen: diese wurden durch die Mehrzahl über- wältigt und brachten ihr eigenes Fußvolk in Verwirrung, so daß bald das ganze Heer in ordnungsloser' Flucht sich zerstreute. Der Kurfürst bestieg, um schneller entfliehen zu können, einen starken friesischen Hengst, aber er wurde eingeholt, nach tapferer Gegenwehr, wobei er einen Hieb in die linke Wange erhielt, gefangen genommen uild von Alba vor den Kaiser geführt, der auf seinem Schlachtrosse mitten auf der Heide hielt. Der Kurfürst wollte, nachdenl ihm Alba vom Pferde geholfen, vor dem Kaiser niederknieen und seinen Blechhandschuh ausziehen, um demselben die Hand zu geben; allein Karl wandte sich unwillig ab, während alle Umstehenden den Gefangenen, dessen Gesicht und Panzerhemd mit Blut bedeckt waren, voll Rührung be- trachteten. ,,Großmächtigster, allergnädigster Kaiser," sprach der Tiefgebeugte. „So." fiel ihm der stolze Sieger in's Wort, ,,bin ich nun eurer gnädigster Kaiser? Vor Ingolstadt war ich nur Karl von Gent und gewesener Kaiser!" und als der Kurfürst um ein fürstliches Gefängniß bat, erwiderte Karl: „Wohl, ihr sollt gehalten werden, wie ihr es verdient bäht!" — Mit den Worten: „Ich kam, ich sah — und Gott siegte!" verließ der Kaiser das Schlachtfeld. Zwei Tage gönnte der Sieger seinen Truppen Rast, dann zog er nach Torgati, das ihm die Thore öffnete. Am 4. Mai (1547) gelaugte Karl vor Wittenberg an. Da die Stadt zur freiwilligen Uebergabe nicht zu bewegen war, so ließ der Kaiser, um dieselbe zu erzwingen, den gefangenen Kurfürsten durch ein Kriegsgericht zum Tode verurtheilen. Nach vielfachen Versuchen, den Kaiser von seinem blutigen Vorsatz abzubringen, wobei sich auch Moritz bctheiligte, versprach Karl V. endlich Begnadigung, wenn Jo- hann Friedrich die Kurlande abträte und Gefangener des Kaisers bliebe. Nach langer Zögerung unterzeichnete endlich Johann Friedrich diesen (die Wittenberger Kapitulation vom 19. Mai 1547 genannten) Vertrag. Karl verlieh nun die sächsischen Kurlande (am 4. Juni) an Herzog Moritz. So ging die Kurwürde in Sachsen von der Ernestinischen auf die Alber- tinische Linie über. Mit Schrecken vernahm Philipp von Hessen die Vorgänge an der Elbe. Sein Schwiegersohn Moritz von Sachsen hatte sich zwar bemüht, den 1 2 1) Johann Friedrich war so beleibt, daß er ein Pferd nur mittels einer Leiter besteigen könnte. 2) Die Lochauer Heide erstreckte sich südlich von Lochan, dem jetzigen Anna- burg (letzteres liegt 4 Meilen von Mühlberg), bis in die Gegend von Torgan. Das eigentliche Schlachtfeld war drei Stunden vom Ueberqanqsort entfernt, zwischen den Dörfern Kosdorf und Falkenberg.

13. Bilder und Lebensbeschreibungen aus der Weltgeschichte - S. 239

1887 - Hannover : Meyer
109. Der Schmalkaldische Krieg. 239 Kurfürsten, zu vollziehen. Diese Nachricht machte die Evangelischen so mutlos, daß sie beschlossen auseinanderzugehen. Der Kurfürst wollte heim, um Moritz zu verjagen; der Landgraf, um sein Land zu schützen; die Oberländer hofften des Kaisers Gnade zu erlangen. Nun Hatte Kaiser Karl leichtes Spiel. Zunächst demütigte er die oberländischen Städte und legte ihnen große Geldbußen auf; dann zog er dem Kurfürsten nach. 3. Schlacht bei Mühlberg (1547). Unterwegs vereinigte sich Moritz mit ihm, der vom Kurfürsten aus Sachsen Vertrieben war. Bei Meißen erreichten sie Johann Friedrich; derselbe ging aber rasch aus das rechte Elbufer zurück und brach die Brücke hinter sich ab. Hierauf zog er, durch den Fluß geschützt, am rechten Elbufer abwärts, um nach seiner festen Hauptstadt Wittenberg zu kommen. Karl folgte ihm am linken Ufer, begierig, den Strom zu überschreiten und den Feind zu schlagen, ehe er sich hinter seine festen Mauern zurückziehen könne. Die Elbe war aber breit und flutete heftig. Da erbot sich bei Mühlberg (südöstlich von Torgau) ein junger Bauer, dem die Sachsen zwei Pferde weggenommen hatten, den Kaiserlichen eine Furt zu zeigen, wo ein Pferd hindurchgehen könne. Nichts konnte Karl gelegener kommen. Der folgende Tag — es war ein Sonntag — sollte für die Sachsen verhängnisvoll werden. Der Kurfürst befand sich zu Mühlberg in der Kirche, als ihm gemeldet wurde, der Kaiser überschreite die Elbe. Dennoch wartete er das Ende des Gottesdienstes ab und trat erst dann einen eiligen Rückzug an. Es war zu spät. Aus der Lochauer Heide (zwischen Mühlberg und Torgau) wurden die Sachsen von dem überlegenen Feinde eingeholt und zur Schlacht gezwungen. Mit dem Kriegsgeschrei: „Hispania, Hispania!" warfen sich die spanischen Reiter auf die sächsischen und überwältigten sie. Bald befand sich das ganze sächsische Heer in wilder Flucht. Der Kurfürst, ein sehr beleibter Mann, suchte auf einem starken Pferde zu entkommen, wurde aber eingeholt und nach tapferer Gegenwehr gefangengenommen. Bald stand er, von einem in die Wange erhaltenen Hiebe blutend, vor dem Kaiser, welcher zu Pferde mitten in der Heide hielt. „Allergnädigster Kaiser!" redete der unglückliche Fürst den Sieger an. „So?" fiel ihm dieser ins Wort, „bin ich jetzt Euer allergnädigster Kaiser? So habt Ihr mich lange nicht geheißen." „Ich bin Ew. Kaiserlichen Majestät Gefangener", fuhr der Kurfürst fort, „und bitte um ein fürstliches Gefängnis." „Wohl", war die Antwort, „Ihr sollt gehalten werden, wie Ihr es verdient." 4. Folgen der Schlacht. Karl in Wittenberg. Infolge dieser Niederlage bei Mühlberg mußte Johann Friedrich nicht bloß auf Land und Kurwürde verzichten, welches beides Herzog Moritz erhielt, sondern auch als Gefangener in des Kaisers Begleitung bleiben. Im übrigen war Karl milde gegen ihn und die Protestanten überhaupt. Er duldete z. B. den evangelischen Gottesdienst. Als er in Wittenberg die Schloßkirche und Luthers Grab besah, riet Herzog Alba, die Leiche des Ketzers ausgraben und verbrennen zu lassen; da antwortete er: „Laßt ihn ruhen, er hat seinen Richter gesuudeu. Ich führe Krieg mit Lebenden, nicht mit Toten."

14. Realienbuch - S. 59

1909 - Leipzig [u.a.] : Teubner
j Geschichte. 59 den Protestanten freie Religionsübung bis zu einer allgemeinen Rirchenverfammlung gewährt. 3. Der Zchmalkaldische Krieg. u) Moritz von Sachsen. Protestanten und Ratholiken standen sich nun im Reiche schroff gegenüber. Im Jahre 1546 — Luther war kurz vorher gestorben — brach der Kamps zwischen Karl V. und dem Schmalkal- dischen Runde aus. Der Kaiser hatte heimlich mit dem protestantischen Herzoge Moritz von Sachsen-Zeitz ein Bündnis geschlossen und ihm die Kurwürde versprochen, wenn er ihm Hilfe leistete, während der Kurfürst Johann Friedrich mit seinen Truppen in Süddeutschland stand und den Rngriff des Kaisers erwartete, brach sein Vetter Moritz in Sachsen ein. Da kehrte Johann Friedrich mit seinen Truppen eilends zurück, verjagte seinen Vetter und bedrängte ihn in seinem eigenen Lande. b) Die Schlacht bei Mühlberg. Der Kaiser zog ihm jedoch nach und erreichte ihn bei Mühlberg a. Elbe (1547). Vas kaiserliche Heer, das hauptsächlich aus Spaniern und Ungarn bestand, war dem kurfürstlichen weit überlegen. Johann Friedrich ging deshalb schnell auf das rechte Tlbufer hinüber, so daß sich der Fluß zwischen den beiden Heeren befand. Ts war an einem Sonntage, und der Kurfürst hielt in der Frühe Gottesdienst ab. Über dem Strome lag dichter Uebel. Da schwammen spanische Soldaten über die Elbe und holten die Kähne herüber, die von den Sachsen an das rechte Ufer geschafft worden waren. Ruf diesen wurde nun das kaiserliche Fußvolk übergesetzt. Den Reitern zeigte ein Müller, dem die kursächsischen Truppen zwei Pferde genommen hatten, aus Rache eine Furt. Der Kurfürst wurde überrascht und mußte mit seiner geringen Streitmacht fliehen. Er wurde jedoch eingeholt und erhielt im Reiterkampfe einen Säbelhieb über das Gesicht. Dann nahm ihn ein deutscher Ritter gefangen und führte ihn vor Karl V. c) Folgen der Schlacht. Das kaiserliche Heer belagerte nun Wittenberg, das die Gemahlin Johann Friedrichs tapfer verteidigte, vor Wittenberg wurde dem ge- fangenen Fürsten mitgeteilt, daß ihn der Kaiser zum Tode verurteilt habe. Karl V. ließ das Urteil indessen nicht vollstrecken. Er verlangte aber, der Kurfürst solle sich von Luthers Lehre lossagen. Dieser wies die Zumutung standhaft zurück. Er mußte jedoch die Kurwürde mit dem Kreise Wittenberg an seinen Vetter Moritz abtreten. Uur die sächsischen Herzogtümer (Weimar, Eisenach, Gotha usw.) behielt er, wo seine Nachkommen jetzt noch regieren. Philipp von Hessen unterwarf sich bald darauf dem Kaiser frei- willig. Er erbat kniend Karls V. Verzeihung. Rber noch am Rbende desselben Tages wurde er von dem Feldherrn des Kaisers, dem gefürchteten Herzog Rlba, ge- fangen gesetzt. 4. Der Augsburger Religionsfriede. Moritz von Sachsen war ungehalten dar- über, daß Karl V. den Landgrafen Philipp von Hessen, seinen Schwiegervater, in strenger haft hielt. Ruch fürchtete er wohl, daß der Kaiser gar zu mächtig werden könnte. Nach- dem er an das Ziel seiner Wünsche gelangt und Kurfürst geworden war, fiel er vom Kaiser wieder ab. Er schloß heimlich einen Bund mit dem Könige von Frankreich und versprach diesem als Lohn für feine Hilfe die drei lothringischen Städte Metz. Toul und Verdun. Diese sind im verlaufe des Kampfes auch in den Besitz der Franzosen gekommen (1552). Unvermutet rückte Moritz gegen Innsbruck und hätte den Kaiser, der dort gicht- krank daniederlag, beinahe gefangen genommen. Karl V. mußte Johann Friedrich von

15. Vaterländische Geschichte - S. 122

1912 - Leipzig : Dürr
— 122 — Luthers Hauptverdienst besteht darin, dem deutschen Volke die Bibel als Quelle alles religiösen Lebens wieder gegeben zu haben. Er machte auch das christliche Haus wieder zu einer Stätte der Frömmigkeit (sein Familienleben), und groß war daher im evangelischen Volke die Trauer, als der große Reformator zu Eisleben gestorben war. C. Die Religionskriege. I. Der Schmalkaldische Krieg. 1. Die Schlacht bei Mühlberg. Kaiser Karl V. und sein Bruder König Ferdinand rückten samt Herzog Moritz von Sachsen und allem Kriegsvolk zu Roß und zu Fuß Sonntag, den 24. April 1547, des Morgens aus ihrem Feldlager zwischen Lommatzsch und Mügeln. Sie zogen dem Feinde, dem Kurfürsten Johann Friedrich von Sachsen, nach, der den Tag zuvor mit seinem Heere von Meißen nach Mühlberg marschiert war, wohin er auch die Schiffsbrücke in der Nacht geschickt hatte. Auf der Suche nach dem feindlichen Heere streiften etliche von der Vorhut des kaiserlichen Heeres bis an die Elbe. Sie bemerkten die kurfürstlichen Soldaten und schossen über den Strom. Als man dies dem Kurfürsten, der eben die Predigt hörte, meldete, war es ihm gar fremd, und er wollte die Ankunft des kaiserlichen Heeres nicht glauben. Nachdem aber die Husaren noch näher an den Feind gekommen waren, und auch die spanischen Hakenschü-tzen, die im Vortrab waren, das Wasser erreicht hatten, haben sie dermaßen über das Wasser gegeneinander geschossen, daß die Kurfürstlichen ihr User und die Schiffsbrücke haben verlaffen müssen und dem Städtlein zugeeilet sind. Auch etliches Feldgeschütz wurde an das Wasser gebracht. Da entsetzte sich der Kurfürst nicht wenig, eilends beschloß er auf Torgau und in die Festung Wittenberg zu ziehen und schickte Troß, Geschütz und etliches Fnßvolk voraus. Indes hatte der Kaiser einen jungen Bauersmann angetroffen, der eine Furt durch das Wasser wußte. Darauf ließ der Kaiser die angezeigte Furt besichtigen und schickte darnach an tausend Reiter über die Elbe, die sich am andern Ufer verteilten. Des Kurfürsten Soldaten trieben sie aber bald wieder zurück in das Wasser. Da die Kurfürstlichen aber sogleich wieder zurückzogen, hatten die Kaiserlichen Zeit, sich zu sammeln, und der Kaiser ging mit der ganzen Reiterei über die Elbe. Mittlerweile unterließ man nicht, eine Schiffsbrücke über die Elbe zu schlagen, damit das Fußvolk auch hinüber konnte; denn der Kurfürst hatte seine Brücke abbrennen lassen. Auf der Lochaner Heide traf die kaiserliche Reiterei auf den Feind, der sie in Schlachtordnung erwartete. Nachdem aber das Fußvolk des Kurfürsten abgeschossen hatte, stürmte Herzog Moritz mit seinen Reitern auf dasselbe ein. Des Kurfürsten Reiter, die neben dem Fußvolk hielten, ergriffen die Flucht, drangen durch ihrer eigenen Fußknechte Ordnung und zertrennten sie. Deshalb

16. Neuere Zeit - S. 35

1882 - Oldenburg : Stalling
35 Moritz von Sachsen, aus der Albertinischen*) Linie, ein Fürst von ausgezeichneten geistigen Eigenschaften und feurigem Ehrgeiz, hatte unter dem Kaiser gegen Türken und Franzosen ruhmvoll gefochten. Vor „dem jungen Löwen", den er an seiner Tafel sitzen habe, soll schon Luther den Kurfürsten gewarnt haben. Mit seinem Vetter Johann Friedrich aus der Ernestinischen Linie, lebte er in keinem guten Vernehmen, und obgleich Protestant und Eidam Philipps von Hessen, war er doch dem Schmalkal-dischen Bunde fern geblieben. Der Kaiser, der keinen Deutschen achtete, machte ihn zu seinem Liebling, und Moritz hoffte vom Kaiser Vergrößerung seiner Macht. Der Kaiser trat nun mit solcher Entschlossenheit auf, daß die oberdeutschen Fürsten und Städte, ohne an Verteidigung zu denken, sich unterwarfen. Der Kaiser legte ihnen schwere Geldsummen auf. In Sachsen hatte zwar Moritz die Kurlande schnell besetzt, aber der Kurfürst eroberte bald sein Land zurück und nahm sogar das seines Gegners ein. Karl eilte daher im nächsten Jahre nach Sachsen, wo es bei Mühlberg (24. April 1547) zur entscheidenden Schlacht kam. Der Kaiser stand auf dem linken Ufer der Elbe, mit ihm waren Moritz von Sachsen und Alba. Auf dem rechten Ufer bei Mühlberg standen die Sachsen und schossen tapfer hinüber. Da schwammen spanische Soldaten, den Säbel im Munde, durch den Fluß und nahmen den Sachsen nach einem mörderischen Gefechte ihre Kähne weg, um das Fußvolk überzusetzen. Nun ging der Kail er mit den Reitern, deren jeder noch einen Fußknecht hinter sich auss^ Pferd nahm, über den Fluß, wobei ein Bauer, dem die Kurfürstlichen zwei Pferde mitgenommen hatten, eine Furth zeigte. Aus erbeuteten Kähnen ward eine Schiffbrücke geschlagen, auf welcher das Fußvolk nachkam. Es war ein Sonntag, und der Kurfürst, in dem Wahne, nicht das ganze kaiserliche Heer vor sich zu haben, verließ die Kirche erst nach der Predigt, als es zu spät war. Die kaiserliche Reiterei hieb fürchterlich ein, Moritz selbst focht unter den Vordersten; bald war die ganze Schlacht nur noch eine Flucht über die Lochauer Heide. „Hispania, Hispania!" erscholl das kaiserliche Siegesgeschrei; 3000 Sachsen lagen aus der Wahlstatt. Der Kursürst, der wegen seiner Schwere nur mit einer Leiter zu Pferde steigen konnte, hatte einen friesischen Hengst bestiegen, ward aber auf der Flucht eingeholt, erhielt einen Hieb in die linke Wange und ergab sich endlich einem Deutschen. Als er den Kaiser sah, seufzte er: „Herr Gott, erbarme dich meiner! nun bin ich hier!" Karl wies die dargebotene Rechte ab. Da sagte der Kurfürst: „Großmächtigster, allergnädigster Kaiser!" — „So" fiel dieser ein, „bin ich nun Euer gnädigster Kaiser? So habt Ihr mich lange nicht geheißen." Der Kur- *) Die beiden sächsischen Linien, die Ernestinifche, die ältere, mit Wittenberg, die Albertinifche, die jüngere, mit Dresden und Meißen, stammen von jenen Prinzen Ernst und Albert ab, die im Jahre 1455 der sächsische Ritter Kunz von Kauffungen zu rauben versucht hatte. 3*

17. Die deutsche Geschichte - S. 402

1829 - Elberfeld : Büschler
402 Vi. Ztr. Karl V. bis zum westphäl. Fried. 1520 — 1648. Norddeutschland ohne Aufenthalt zu Ende zu führen. In Eg er warteten seiner der König Ferdinand und der Herzog Moritz, fast als Vertriebene aus ihren Landern; er traf am 5. April bei ihnen ein und sie feierten dort zusammen das Osterfest. Tann brachen sie eiligst wieder auf, und schon am 22. April stand Karl in der Gegend von Meißen an der Elbe. 92. Die Schlacht bei Mülberg. (24. April 1547.) Der Churfürst hatte es lange gar nicht glauben können, daß Karl selbst gegen ihn im Anzuge sey; nun da er ihn vor sich sah, brach er eilend die Brücke bei Meißen ab und führte sein Heer an dem rechten Elbufer hinab, um seine Hauptstadt Wittenberg zu erreichen. Hier konnte er alle Mittel zu einer langen und tapfern Gegenwehr finden. Dem Kaiser dagegen lag Alles daran, daß der Feind unterwegs schon angegriffen würde, damit der Krieg ein schnelles Ende gewönne. Eilends zog er daher an dem andern Elbufer, den Chürfürstlichen fast zur ^eite, und suchte nach einer Furth, um durch den Fluß zu kommen. Der Cbur- fürst hatte bei dem Städtchen Mülberg Halt gemacht. Noch spat am Abend ritt der Kaiser selbst mit seinem Bruder und dem Her- zog Moritz am Ufer hin und nirgends wollte sich ein bequemer Uebergaug zeigen; denn die Elbe war hier 300 Schritte breit und das entgegengesetzte Ufer war höher als das diesseitige. Da führte der Herzog Alba einen jungen Bauern aus einem nahen Dorfe herbei, welcher ihnen eine Furth im Flusse zu zeigen ver- sprach; die Sachsen hatten ihm zwei Pferde mit fortgeführt, aus Rache wollte er ihren Feinden diesen Dienst erzeigen. Moritz versprach ihm hundert Kronen und zwei andere Pferde. Unter dem Schutze eines dicken Nebels suchten nun am an- dern Morgen einige tausend spanische Hakenschützen durch die Furth ans andere Ufer zu gelangen- Ein Haufen von ihnen schwamm nach abgeworfenem Harnisch, den Säbel zwischen den Zähnen, hinüber, eroberte einige Kähne und brachte sie zum Kaiser; sie wurden mit Schützen bemannt und diese feuerten nun auf die Sachsen am andern Ufer, während die Reuter durch die Furth setzten und jeder einen Fnßknecht hinter sich mit hinüber- uahm. Darnach folgte auch der Kaiser, dessen Pferd der weg- weisende Bauer am Zügel führte, der König Ferdinand, der Herzog Moritz, und des Kaisers Feldherr, Herzog von Alba. , Es war ein Sonntagmorgen. Der Churfürst wobnte dem Gottesdienste in Mülberg bei, und als man ihm die Nachricht brachte, der Feind gebe über den Fluß, — und bald, er sey schon ganz nabe, konnte er es noch immer nicht glauben, und wollte den Gottesdienst nickt unterbrechen. Endlich, nachdem er vollendet, batte er nur noch eben Zeit, seinem eilig abziebenden Heere zu folgen. Er gab Befebl, daß das Fußvolk nur streben solle, Wittenberg zu erreichen, die Reuter aber, den Feind durch

18. Teil 2 - S. 282

1887 - Hannover : Helwing
282 * Die Neuzeit. mit tüchtigen Schützen bemannt, welche die Feinde beschäftigten, während die Reiterei durch jene Furt hinüberging. Jeder Reiter nahm noch einen Fußsoldaten hinter sich aufs Pferd. Bald gingen auch Karl, Ferdinand, Moritz und Alba durchs Wasser. Zuletzt schlug man mit Hülfe der Kähne eine Schiffsbrücke, auf welcher auch das Fußvolk und der Schießbedarf nachkam. Es war ein Sonntagmorgen. Der Kurfürst, welcher behauptete, das kaiserliche Heer könne noch nicht nahe fein, war nach feiner frommen Gewohnheit zur Kirche gegangen. Als er hier die Nachricht von dem Übergänge der Feinde hörte, wartete er doch erst das Ende der Predigt ab. Dann eilte er in einem Wagen von dannen; denn er war so beleibt, daß er fein Roß nur mit Mühe besteigen konnte. Er hoffte, mit feinem Heere Wittenberg zu erreichen; aber Moritz und Alba, an der Spitze der spanischen und italienischen Reiterei, brachten ihn auf der lo47 Lochauer Heide, drei Stunden von Mühlberg zum Stehen. Der Kurfürst konnte nicht daran denken, mit feiner geringen Macht den überlegenen Feind zu schlagen; doch hoffte er, mit feinen Truppen ihn bis zum Abend aufzuhalten, um im Dunkel der Nacht Wittenberg zu erreichen. Aber fein Schicksal wurde noch denselben Abend entschieden. Unter der Anführung von Moritz und mit dem Kriegsgeschrei: „Hispania, Hispania!" stürzte sich die kaiserliche Reiterei auf die sächsischen Reiter und schlug sie zurück. Diese warfen sich ietzt fliehend auf ihr eigenes Fußvolk und brachten es in Verwirrung. Als nun auch das kaiserliche Hauptheer ankam und mit angriff, war die Flucht der Sachsen bald allgemein. Die Verfolgung erstreckte sieb über die ganze Heide, wohl 3000 Sachsen lagen in langer Reibe erschlagen auf dem Schlachtfelde. Der Kurfürst selbst wurde gefangen genommen. Des Kurfürsten Gesicht blutete stark, und sein ganzes Panzerhemd war mit Blut bedeckt; sein Ansehen erregte allgemeines Mitleid. Als er den Kaiser erblickte, hob er die Augen gen Himmel und sagte: „Herr Gott, erbarme dich meiner, nun bin ich hier!" Alba half ihm vom Pferde und führte ihn vor den Kaiser. Der Kurfürst wollte aufs Knie sinken und feinen Blechhandschuh abziehen, um Karl nach deutscher Sitte die Hand zu reichen. Aber Karl litt keins von beiden, sondern wandte sich mit bitterer Miene ab. „Großmächtigster, allergnädigster Kaiser!" sprach der Tiefgebeugte. „So," fiel ihm der stolze Sieger ins Wort, „bin ich nun euer gnädigster Kaiser? So habt ihr mich lange nicht geheißen. Vor Ingolstadt war ich nur Karl von Gent und gewesener Kaiser." Der Kurfürst fuhr fort: „Ich bin Ew. Kaiserlichen Majestät Gefangener und bitte um ein fürstliches Gefängnis." — „Wohl," war die Antwort, „ihr sollt gehalten werden, wie ihr es verdient habt." Der Kaiser verließ das Schlachtfeld mit den Worten: „Ich kam, ich sah und — Gott siegte." c. Folqen her Schlackt. Nach zweitägiger Rast zog Karl über Torgau, das sich sogleich ergab, gegen Wittenberg, wohin des Kurfürsten Gemahlin mit den Kindern geflüchtet war. Hier geriet alles in Verwirrung; die Universität war schon im Winter geschloffen, Melanchthon war gleichfalls nicht mehr anwesend. Aber des Kurfürsten wackere Gemahlin und ihre Sohne beschlossen die Verteidigung der festen

19. Hilfsbuch zum Unterricht in der deutschen und brandenburgisch-preußischen Geschichte - S. 142

1869 - Erfurt : Körner
142 frage gab der Kaiser zur Antwort, daß er nur einige rebellische Fürsten züch- tigen wolle. Man verstand diese Sprache. Schnell brachte der Bund ein wohl- gerüstetes Heer von mehr als 50,000 Mann zusammen, welches unter der Führung des tapfern Schärtlin von Burtenbach stand. So begann 1546 der Krieg. Da erließ Karl die Achterklärung gegen die schmalkaldischen Bundeshäupter, worin er sie als Landfriedensbrecher bezeichnet, ihre Unter- thanen des Eides entband und jedes mit ihnen geschlossene Bündniß für nichtig erklärte. Das Bundesheer hätte den Kaiser leicht gefangen nehmen und einen erfolgreichen Sieg an sich reißen können, wenn nicht die Uneinig- keit der Bundeshäupter die Unternehmungen Schärtlin's gehindert hätte. 2. Herzog Moritz von Sachsen und die Niederlage der Protestanten. Herzog Moritz von Sachsen war ein protestantischer Fürst, Vetter des Kur- fürsten Johann Friedrich von Sachsen und Schwiegersohn des Landgrafen Philipp von Hessen. Ungeachtet seines Bekenntnisses und der nahen Ver- wandtschaft mit den Häuptern des Bundes hatte er mit dem Kaiser ein ge- heimes Bündniß geschlossen. Sein Sinn war auf die Erwerbung von Kur- sachsen gerichtet. Als ihm die Vollziehung der Acht an seinem Vetter, dem Kurfürsten, übertragen wurde, nahm er das Land bis auf einige feste Plätze in Besitz. Johann Friedrich zog nun eiligst mit dem größten Theile des Heeres nach Sachsen, gewann sein Land wieder und das des Herzogs fast ganz dazu, aber die dem Kaiser gegenübergelassenen 90oo Mann konnten dessen Zug nach Schwaben nicht verhindern. Als im Frühjahr 1547 Karl sich mit seinem Bruder Ferdinand in Böhmen vereinigte, war des Kurfürsten Niederlage vorauszusehen. Johann Friedrich zog sich aus der rechten Seite der Elbe nach dem Städtchen Mühlberg') hin, um seine feste Hauptstadt Wittenberg zu erreichen. Da zeigte ein Müller aus Rache dafür, daß die Sachsen ihm ein paar Pferde hinweggenommen hatten, den Kaiserlichen eine Furt über den Strom. Der Kurfürst hörte in Mühlberg gerade andächtig die Predigt, als er den Ueberfall der Feinde erfuhr. Der schnelle Rückzug nach Wittenberg gelang nicht. Die spanischen Reiter erreichten die fliehenden Sachsen auf der Lochauer Haide, unweit Mühlberg, und hier kam es am 24. April 1547 zur Schlacht. Der Kurfürst wurde geschlagen und blutend als Gefangener vor den Kaiser geführt. Diese unglückliche Schlacht entschied über das Schicksal des Kurfürsten und des ganzen schmalkaldischen Bundes. Das Kriegsgericht sprach das Todesurtheil über Johann Friedrich aus. Der Kaiser begnadigte zwar den Kurfürsten, aber unter sehr harten Bedingungen. Johann Friedrich mußte für sich und seine Nachkommen auf die Kurwürde Verzicht leisten und behielt zu seinem Unterhalt nur einige Aemter in Eise- nach, Gotha, Weimar rc., aus denen später die kleinen Herzogthümer sich bil- deten. Sein Land und seine Würde ging an den treulosen Moritz über. Durch diesen ist die jüngere, die albertinische Linie, in den Besitz des spätern Königreiches Sachsen gekommen, während die ältere, die ernesti- nische, in den sächsischen Herzogtümern herrschte. Johann Friedrich und der Landgraf Philipp von Hessen, der sich nun auch dem Kaiser ergab, wur- den überall als Gefangene herumgeführt. Der edle Maler Lukas Kr anach i) Mühlberg, Stadt im Reg.-Bez. Merseburg der prenß. Provinz Sachsen, liegt rechts an der 6lbe.

20. Die Weltgeschichte - S. 184

1881 - Heidelberg : Winter
184 Kap. 54. § 202. Die Schlacht bei Mühlberg. unterwarf und sie mit starken Schatzungen bestrafte, befreite Kurfürst Johann Friedrich sein Land von den schwachen Besatzungen Moritzens, zwang ihn, sich zu Ferdinand nach Böhmen zu flüchten und nahm an der Elbe eine für Ferdinand drohende Stellung ein. Dies bewog den Kaiser ungeachtet seiner Kränklichkeit nach Böhmen aufzubrechen und nach seiner Vereinigung mit Ferdinand und Moritz mit einem starken Heere von da aus in Sachsen einzurücken, wo er den nach 1o47 dem festen Wittenberg eilenden Kurfürsten einholte, ihn im Jahre 1547 in der Schlacht bei Mühlberg gefangen nahm und seines Kurfürstentums verlustig erklärte, das nun an Moritz verliehen wurde, so daß also die sächsische Kur von der ernestinischen Linie auf die albertinische überging. Der Kaiser war mit seinem Heere unter dem Schutze des Frühnebels über die Elbe gegangen: denn es war ihm daran gelegen, den Kurfürsten an der Erreichung seiner Hauptstadt Wittenberg zu hindern. Die Nachricht von dem Stromübergang der Kaiserlichen erhielt der Kurfürst in der Kirche zu Mühlberg; er glaubte aber erst das Ende des Gottesdienstes abwarten zu müssen. Alsdann erst brach er mit seinem Heere nach der Lochuuer Haide auf, wo der feindliche Angriff erfolgte. Bereits deckte em Teil seiner Leute das Schlachtfeld, ein Teil wandte sich zur Flucht. Nun ließ sich der Kurfürst aus seinem Wagen auf sein Pferd bringen, um bei seinem Fußvolk auszuhalten. Allein bald wurde er von ungarischen Reitern eingeholt und umdrängt. Er wehrte sich mit Mut, erhielt jedoch einen Hieb auf die linke Wange und mußte sich, im Gesicht mit Blut überströmt, ergeben, indem er einem deutschen Edelmann zu diesem Zweck seinen Fingerring gab. Vor den Kaiser geführt, nahm ihn dieser ungnädig auf und ließ ihn und noch einen Fürsten, den Herzog Ernst von Braunschweig-Lüneburgs als Gefangene ins kaiserliche Lager abführen. Als die Stadt Wittenberg die Übergabe verweigerte, ließ der Kaiser dem Kurfürsten das Todesurteil sprechen, das dieser mit Ruhe aufnahm; der Kaiser wagte aber den Vollzug nicht, sondern verwandelte es in ewige Gefangenschaft. Beim Übergang der Kur und des Landes aus Moritz mußte dieser jedoch den Kindern Johann Friedrichs einen Teil des, Landes mit Weimar, Jena, Eisenach, Gotha zum Unterhalt lassen, woraus in der Folge (nach dem Hinzutritt noch einiger Gebirgsteile) die jetzigen sächsischen Herzogtümer in Thüringen entstanden sind. Vergl. auch §. 205. 9iuch Landgraf Philipp wurde nun aufgefordert, sich auf Gnade und Ungnade zu unterwerfen und demütige Abbitte zu thun. Nur als sich fein Schwiegersohn Moritz und der Kurfürst Joachim von Brandenburg verbürgten, daß ihm Freiheit und Leben ungefährdet bleiben würde (eine Bürgschaft, zu der sie sich auf mündliche Versicherungen der Räte des Kaisers hin berechtigt glaubten), verstand sich der Landgraf zur verlangten fuß fälligen Abbitte. Dennoch enthielt nachher die schriftliche Begnadigung die Worte, daß er nicht mit ewigem Gefängnis sollte beschwert werden, und so wurde er gefangen zurückbehalten, und, ungeachtet aller Vorstellungen der beiden Kurfürsten beim Kaiser, nach Donauwörth und später nach den spanischen Niederlanden abgeführt. Die Abbitte des Landgrafen ging auf der Moritzburg bei Halle in sehr demütigender Form vor sich. ^ Vor dem Kaiser auf dem Throne, in Anwesenheit einer großen Anzahl deutscher, spanischer und italienischer Fürsten, Prälaten und Gesandten mußte er so lange in niederknieender Stellung verharren, bis sein hinter ihm knieender Kanzler die Abbitte-Formel und die Danksagung für die gnädige Strafe abgelesen hatte. Hierauf wartete der Landgraf auf einen Wink des Kaisers zum Aufstehen; als aber dieser nicht erfolgte, stand der Landgraf selbst auf und wollte dem Kaiser die Hand reichen. Dieser aber hielt die seine zurück, und die Ceremonie war beendet. Am Abend, als der Landgraf mit den beiden Kurfürsten Joachim und Moritz bei dem Herzog Alba auf der Moritzburg speiste, wurde ihm bekannt gemacht, daß er des Kaisers Gefangener