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1. Geschichtsbilder aus der allgemeinen und vaterländischen Geschichte - S. 271

1899 - Gera : Hofmann
271 An allen künstlerischen Schöpfungen nahm sie den lebhaftesten Anteil. Von den Dichtern liebte sie besonders die Franzosen Racine, Corneille und Moliöre. Die damaligen geistlosen deutschen Reimereien konnten einen so lebhaften, feinen Geist nicht fesseln. Ihre geistvollen Briefe sind in einem vorzüglichen Französisch geschrieben, die meisten und besten an Leibniz und ihre Freundin Fräulein von Pöllnitz. Der letzteren schrieb sie einmal: „Ich will lieber, daß Sie an meinem Verstände, als daß Sie an meiner Freundschaft zweifeln." Besondere Liebe und Sorgfalt verwandte sie auf die Erziehung ihres Sohnes, der später als König Friedrich Wilhelm 1. den Thron bestieg. Als Erzieherin wählte sie die feingebildete französische Prote- stantin Frau von Rocoule, die dann auch den großen Friedrich erzogen hat. Der Sohn war beiden Eltern unähnlich und ließ sich wenig beeinflussen. Er war eine tüchtige, eigenartige Natur, aber maßlos heftig und eigensinnig. Auch die beste der Mütter konnte seine starre Eigenart nicht beugen. Er ärgerte sich über seine zarte Gesichtsfarbe, rieb deshalb das Gesicht mit einer Speckschwarte ein und legte sich in die Sonne, um braun zu brennen. Eine Schnalle verschluckte er, um sie nicht herzugeben. Er drohte sich aus dem Fenster zu stürzen, als seine Erzieherin ihm nicht den Willen that. Der so ganz anders ge- artete und doch geliebte Sohn ging später zu seiner Ausbildung auf Reisen. Mit Weh im Herzen ließ sie ihn ziehen und sah ihn auf Erden nicht wieder. Auf einer Reise nach Hannover zu ihren Eltern erkrankte sie und starb im Alter von 37 Jahren. Die Königskrone hatte sie nur 5 Jahre getragen. Schön und friedlich wie ihr Leben war auch ihr Sterben. Nicht eine Spur von Todesfurcht zeigte sie. Zu der weinen- den Freundin am Sterbelager sagte sie: „Haben Sie denn geglaubt, daß ich unsterblich sei?" Dem Geistlichen sagte sie: „Ich habe 20 Jahre über die letzten Dinge nachgedacht. Ich kenne keine Furcht vor dem Tode und hoffe, mit meinem Gott gut zu stehen!" König Friedrich war untröstlich über den unersetzlichen Verlust und suchte wenigstens in der düstern Pracht der Begräbnisfeierlichkeiten seinem Schmerze Ausdruck zu geben. Sophie Charlotte ist eine von den glücklichen Kronenträgerinnen gewesen, denn sie hat ihren Kreis ausgefüllt und ihre edle Natur rein und voll ausgelebt. 7. Friedrich I. starb gottergeben. Friedrichs Lebensabend war durch häusliche Kümmernisse und durch eine furchtbare Pest in Preußen getrübt. Seine letzte Freude war die Geburt eines Enkels, der bei dem glänzenden Tauffeste den Namen Friedrich erhielt. Die Nachwelt hat diesen den Großen genannt. Auf seinem Totenbette sprach Friedrich I.: „Die Welt ist nur ein Schauspiel, das bald vorübergeht. Wer nichts als dieses hat, ist übel dran." — „Gott ist gewißlich meines Lebens Kraft gewesen von Jugend auf; ich fürchte mich nicht vor dem Tode; denn Gott ist mein Licht und Heil." In einer Anweisung für die Erziehung des Kronprinzen sagt er: „Gleichwie andere Menschen durch Belohnungen und Strafen der höchsten Obrigkeit vom Bösen ab- und zum Guten angeführt

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1. Bilder aus der vaterländischen Geschichte der Neuzeit - S. 15

1914 - Hannover [u.a.] : Carl Meyer (Gustav Prior)
5. Friedrich der Große. 15 Friedrich Wilhelms I. Bedeutung : E r hat die preußische Staatsverwalt uug eingerichtet und das preußische Heer geschaffen. 5. Friedrich der Große. 1. Erste Kindheit. Friedrich Ii., der später der Große genannt wurde, ist im Jahre 1712 zu Berlin geboren. Seine erste Erzieherin war eine Französin, die schon seinen Vater in seiner Kindheit gepflegt hatte. Wegen ihrer Religion hatte sie mit vielen andern aus Frankreich fliehen müssen und war nach Berlin gezogen. Gebildete französische Frauen wurden damals gern als Erzieherinnen in vornehmen Familien angenommen, und selbst der so kerndeutsche Friedrich Wilhelm I. mußte diese Mode mitmachen. Der Kronprinz gewann seine erste Erzieherin sehr lieb und hat ihr bis an ihren Tod treue Anhänglichkeit bewahrt. Von frühester Jugend an wurde also Friedrich in französischer Sitte erzogen und lernte die französische Sprache. — Mit großer Liebe hing er an feiner älteren Schwester, und beide spielten viel zusammen. Einmal hatte Friedrich eine kleine Trommel zum Geschenk erhalten, und es gewährte ihm großes Vergnügen, darauf zu trommeln. Der Schwester wurde das eines Tages zu viel, und sie bat den Bruder, lieber ihren Puppenwagen mit ziehen zu helfen oder mit ihren Blumen zu spielen. Aber sehr ernsthaft erwiderte der kleine Prinz, fo gern er sonst jeder Bitte der Schwester nachkam: „Gut Trommeln ist mir nützlicher als Spielen und lieber als Blumen." Dem Vater gefiel diese soldatische Äußerung so sehr, daß sein Hofmaler ein Bild von den beiden spielenden Kindern anfertigen mußte. — Auch zur Wohltätigkeit wurde der Kronprinz früh erzogen. Seine Eltern pflegten alle Jahre nach Hannover zu reisen, wo seine Mutter her war. Seit seinem dritten Jahre wurde der Kronprinz auch mitgenommen. In Tangermünde ließ der König gewöhnlich halten. Bei dieser Gelegenheit versammelte sich stets ein großer Teil der Einwohner um den königlichen Wagen. Die Königin erlaubte dem Kronprinzen dann, unter die Leute zu gehen. Einst bat er einen Zuschauer, ihn zu einem Bäcker zu führen; hier öffnete er schnell seine kleine Geldtasche und schüttete seine Barschaft in die Hand des Bäckers mit der Bitte, ihm dafür Semmeln, Zwieback und Brezeln zu geben. Er selbst nahm einen Teil davon, das übrige mußte ein Bedienter tragen. Dann wandte er sich zu den Einwohnern und teilte die Backwaren an Kinder und Greise aus. Das wiederholte sich mehrere Jahre, und Friedrich sagte später öfter, daß er hier in Tangermünde zum erstenmal das Vergnügen genossen habe, sich von Untertanen geliebt zu sehen. 2. Friedrich als Knabe und Jüngling. Mit dem Anfange des siebenten Jahres endete die weibliche Erziehung des Kronprinzen. Nun wurden Männer seine Lehrer. Der König gab den Lehrern eine aus-

2. Teil 1 - S. 45

1911 - Leipzig : Dürr
— 45 — die Wunden des Krieges heilen zu helfen. Im Frieden wandte sie ihre Fürsorge den unversorgten Töchtern des Volkes zu, indem sie sich an die Spitze des Lettevereins stellte, der junge Mädchen für verschiedene Berufszweige ausbildet, so daß sie sich einem Lebensberufe widmen können. Seit dem Tode ihres Gemahls hatte sich die Kaiserin vom Hofleben in Berlin ganz zurückgezogen und lebte vorzugsweise auf dem von ihr erbauten Schlosse Friedrichshof im Taunus, wo sie nach unsäglichen Leiden am 5. August 1901 verschieden ist. § 16. Kaiser Wilhelm Ii. und Kaiserin Auguste Wiktoria. 1. Seine ersten Lebensjahre. Kaiser Wilhelm Ii. wurde am 27. Januar 1859 zu Berlin geboren. Nach einigen Wochen fand die feierliche Taufe des Prinzen statt. Er erhielt die Namen Friedrich Wilhelm. Anfangs wurde er von seinen Eltern Fritz, später Wilhelm gerufen. Als eine Abordnung preußischer Städte die hohen Eltern beglückwünschte, antworteten sie: „Wenn Gott unserm Sohne das Leben erhält, so wird es unsere schönste Aufgabe sein, denselben unter Gottes Beistand zur Ehre und zum Wohle des teueren Vaterlandes zu erziehen." Dieses Versprechen haben sie treulich gehalten. Seine erste Erziehung leitete eine Dame, soweit es jedoch der Mutter ihre hohe Stellung nur irgend gestattete, nahm sie den Prinzen unter ihre eigene Obhut. Auf die körperliche Ausbildung des Prinzen legten die hohen Eltern großes Gewicht, da dessen linker Arm von Geburt an schwächer geblieben war, als der rechte. Durch unablässige Turnübungen, durch Rudern, Exerzieren und Schwimmen wurde das Übel wesentlich gemildert. 2. Der erste Unterricht. Aber auch die Ausbildung des Geistes und Herzens erfuhr die sorgsamste Pflege. Den ersten Unterricht im Lesen und Schreiben empfing Prinz Wilhelm von einem Berliner Seminarlehrer, englischen Unterricht erteilte ihm eine englische, französischen Unterricht eine französische Erzieherin. Damit der Prinz ein tüchtiger Soldat werde, erhielt er schon früh einen Hauptmann zum Lehrer. Die eigentliche Erziehung wurde dem Gymnasiallehrer Dr. Hinzpeter übertragen, der in Gemeinschaft mit einigen andern Gymnasiallehrern den Prinzen für den späteren Besuch eines Gymnasiums vorbereitete. Die Eltern überwachten den Unterricht und die Erziehung ihres Sohnes aufs sorgfältigste. Der Vater ließ sich die schriftlichen Arbeiten des Prinzen vorlegen und horte oft dem Unterricht zu; die Frau Kronprinzessin aber leitete den Zeichenunterricht. Großen Wert legten die hohen Eltern darauf, daß ihre Kinder mit Kindern aus allen Ständen verkehrten; dazu bot sich die beste Gelegenheit auf dem kronprinzlichen Gute Bornstedt bei Potsdam. Dort spielten die Prinzen und Prinzessinnen mit den Dorfkindern, und der Kronprinz verteilte selber die Preise an die Sieger im Wettlaufen. 4*

3. Geschichte des preußischen Staates - S. 65

1900 - Münster i. W. : Schöningh
— 65 — nete Staatsverhältnisse und eine gefüllte Staatskasse. Er hat somit seinem Sohne die Mittel geschaffen zu dessen gewaltigen Unternehmungen, die schon bald ganz Europa in Staunen setzen sollten. Weil sich der König bei seiner rastlosen Thätigkeit keine Schonung auferlegte, sank er trotz seines sehr kräftigen Körpers schon srühzeitig ins Grab. Er starb in einem Alter von 52 Jahren am 31. Mai 1740 „mit der Festigkeit eines Philosophen und der Ruhe eines Christen". König Medrich Ii., der Kroße. 1740-1786. Wahlspruch: „Für Ruhm und Vaterland/") I. Der Kronprinz Friedrich. Seine Erziehung. Friedrich Ii. wurde ant 24. Januar 1712 in Berlin geboren. Er war von Geburt an ein schwächliches Kind und später als Knabe still und zurückgehalten. Innig liebte er seine ältere Schwester Wilhelmine, mit der er sich am liebsten den heitern und unschuldigen Kinderspielen hingab, und der er stets in brüderlicher Zärtlichkeit zugethan blieb. Seine erste Erziehung und Pflege erhielt er von einer eingewanderten, allgemein geachteten Französin, der Madame de Roucoulles, welche schon seines Vaters Erzieherin in den Kinderjahren gewesen war. Als der Prinz sieben Jahre alt war, übernahm der Oberst von Kalkstein die militärische Ausbildung; der General Fink von Finken st ein wurde der Oberhofmeister des Prinzen; der eigentliche Lehrer war der talentvolle Franzose Duhau de Jauduu. Letzterer hatte auf seinen Zögling einen bedeutenden Einfluß und weckte in ihm Sinn ‘für höhere Bildung, namentlich für französische Litteratur und die schönen Künste. Des Königs Absicht war, aus seinem Sohne einen tüchtigen Soldaten, einen guten Haushalter und einen gläubigen Christen zu machen. Er gab dem Lehrer eine genaue Anweisung, wie er seinen einstigen Nachfolger erzogen haben wollte. Besonders wies er darauf hin, dem Prinzen eine rechte Liebe und Furcht Gottes, „dieser einzigen Grundsäule zeitlicher und ewiger Wohlfahrt" einzuprägen. Von frühester Jugend an trug Fritz -- wie er im Kreise der Seinen genannt wurde^ — Soldatenkleider; als Spielzeug erhielt er Trommeln, Gewehre und Säbel. Der Vater richtete ihm ein kleines Zeughaus ein, damit er früh Sinn und Liebe für das Soldatenleben gewinne. Mit einer Anzahl Knaben mußte er Soldat spielen und schon vom zehnten Jahre an in Wind und Wetter Schildwache stehen. — Während auf eine tüchtige militärische Ausbildung des späteren Königs alle Sorgfalt verwendet wurde, so waren doch die Personen, welche den Prinzen in den Religions- a) „Pro gloria et patria.“ Br ockmann, Geschichte des preußischen Staates. 5

4. Geschichtsbilder - S. 150

1901 - Leipzig : Voigtländer
— 150 — der König ganz besonders. In der Teurung kurz vor seinem Tode ließ er die Magazine öffnen, um den Hungernden Brot zu spenden. Den Pächtern und Beamten verbot er, dieuntert hanen auf dem Lande bei den Hofdiensten mit Stockschlägen zu mißhandeln; wer einmal dagegen handelte, sollte auf der Festung karren, beim zweitenmal aber gehängt werden. Manche Beamten mißbrauchten bei ihren Reisen das Recht, von den Bauern Vorspannpferde zu fordern. Da fchrieb der König: „Ich will nicht, daß die Herrn Beamten in den Provinzen mit meiner Bauern Pferden spazieren fahren." Ungesetzliche Behandlung der hörigen Bauern durch ihre Gutsherren verbot er aufs schärf sie. Aus den Domänen ging er mit dem besten Beispiel voran; hier erleichterte er den nnterthänigen Bauern ihre Lasten, soweit es damals möglich war. 10. Das Ende rastloser Königsarbeit. — Wo irgend ein Schaden für das allgemeine Wohl sich zeigte, suchte der König zu helfen. Er war dabei oft heftig und hart, aber er brachte alles in guten Zug. Der äußerst kräftige König hat sich in seiner Königsarbeit aufgerieben. Einst legte er bei einer Besichtigungsreise in sechs Tagen 86 Meilen zurück; dabei prüfte er in 60 Ämtern und Städten, ob alles in Ordnung sei. Da erkrankte er an der Fußgicht. Dieselbe Krankheit führte sechs Jahre später seinen Tod herbei. „Mein Gott, ich sterbe zufrieden, weil ich einen so würdigen Sohn zum Rachfolger habe," sagte er in seinen letzten Stunden. Am31.Mai 1740 verschied dieser König, dessen arbeitsvollem Leben und weiser Regierung Preußen so viel von der Größe verdankt, die es später erlangt hat. 50. Friedrich der Große (1740—1786). I. Vor der Thronbesteigung. 1. Der Kronprinz und sein strenger Vater. — Der dritte in der Reihe der preußischen Könige ist Friedrich Wilhelms I. Sohn, Friedrich Ii., der Große. Er wurde am 24. Januar 1712 geboren und hatte eine schwere Jugendzeit; denn sein Vater behandelte ihn äußerst streng. Vor allem wollte ihn dieser zu einem tüchtigen Soldaten heranbilden; schon sehr frühe wurde der Prinz zu allen militärischen Übungen angehalten. Aber das unaufhörliche Exerzieren gewährte Friedrichs lebhaftem Geiste keine Befriedigung; er las lieber französische Bücher, machte französische Gedichte und ergötzte sich mit Flötenspiel. Das war dem Vater höchlich zuwider; er fürchtete, bei solchen Neigungen werde aus seinem Sohne nimmermehr ein rechter König werden, wie er sich ihn dachte. „Fritz, sprach er, „ist ein Querpfetfer und Poet, er macht sich nichts aus den Soldaten und wird mir meine ganze Arbeit verderben!"

5. Neue und neueste Geschichte - S. 96

1880 - Dillenburg : Seel
— 96 — Peters Bemühungen um die Hebung der Cultur waren ernst gemeint; aber er vergaß, daß er vor allen Dingen auf sich zu achten habe und seinem Volke mit gutem Beispiele vorangehen müsse. Statt dessen aber blieb er in seinen Sitten roh, in seinen Leidenschaften wild, oft thierisch; es konnte daher nicht fehlen, daß auch die Bildung des Volkes nur eine oberflächliche war; das Volk, dies selbst fühlend, wurde mistrauisch und unzufrieden, und Peter merkte gar wohl, daß alle seine Neuerungen nach seinem Tode verschwinden und daß seine wohlgemeinten Pläne in feinem Lande nicht zur Ausführung gelangen würden. Er starb 1725. 10. Friedrich der Große. a. Friedrichs d. Gr. Jugendzeit. Es war am 24. Januar 1712 mittags, als dem Kronprinzen Friedrich Wilhelm ein Sohn geboren wurde. Seine Geburt verursachte sehr große Freude, da den Eltern schon zwei Söhne durch den Tod entrissen worden und ihnen nur eine Tochter, Wilhelmine, geblieben war. Große Festlichkeiten wurden veranstaltet, besonders bei der Taufe, bei welcher Friedrich I. und der deutsche Kaiser als Pathen standen und dem Prinzen den Namen Karl Friedrich beilegten. Die erste Pflege und Erziehung blieb in den Händen der Mutter, welche dabei die Hülfe der Frau von Kameke hatte. Als besondere Erzieherin nahm der König Frau von Rocoulles an, welche auch ihn erzogen hatte und nun, da sie sich durch den wiederholten Auftrag, den Kronprinzen zu erziehen, sehr geehrt fühlte, dem Prinzen die zärtlichste Sorgfalt widmete; durch sie wurde auch eine dauernde Vorliebe für französisches Wesen und französische Sprache in ihn gepflanzt. Friedrich bedurfte großer Sorgfalt, denn er war etwas schwächlich und befaß ein stilles, fast schwer-wüthiges Wesen. Seine Schwester Wilhelmine liebte er zärtlich und nur in ihrer Gesellschaft überließ er sich dem Spiel. Als sie ihn attet einst aufforderte, feine Trommel stehen zu lassen und ihren Puppenwagen zu ziehen oder mit Blumen zu spielen, antwortete er: „Gut Trommeln ist mir besser als Spielen und lieber als Blumen." Auch der König erfreute sich oft an den Spielen der Kinder. Die Königin, welcher es eine große Freude war, andern wohlzuthun, pflanzte auch in ihre Kinder diesen Wohlthätigkeitssinn. Als auf einer Reise nach Hannover das Volk einer Stadt sich um den königlichen Wagen drängte und Friedrich viele Arme unter den Umstehenden erblickte, eilte er in einen Bäcker-

6. Preußisch-deutsche Geschichte vom Jahrhundert Friedrichs des Großen bis zur Gegenwart - S. 107

1907 - Leipzig : Brandstetter
107 landesväterlichen Fürsorge als Regent gehört, wir wollen nun Näheres über seine Jugend erfahren, besonders über seine Erziehung zum künftigen König. Ii. Darbietung. A. Der neue Stoff. 1. Friedrichs Jugend, a) Friedrich Ii. wurde am 24. Januar 1712 geboren. Über seine Geburt herrschte im königlichen Hanse große Freude. Sein Großvater, Friedrich I., der erste König auf dem preußischen Throne, der damals noch lebte, hatte den Schmerz gehabt, zwei Enkel sterben zu sehen, und seine ganze Hoffnung ruhte nun auf dem jungen Prinzen, der anfangs sehr schwächlich war. Der junge Friedrich war 13 Monate alt, als der Großvater 1713 starb und sein Vater Friedrich Wilhelm I. den Thron bestieg. Diesem strengen und gewissenhaften Könige, der unab- lässig bemüht war, den Wohlstand seines Landes zu heben, das Heer zu verstärken und die Mittel des Staates durch Sparsamkeit zu vermehren, konnte es nicht gleichgültig sein, in wessen Hände er diese Macht einst legte; darum verwandte er auf die Erziehung seines Sohnes die größte Sorgfalt. Die drei Herrschertugenden, durch die er den preußischen Staat besonders emporgebracht hatte, seine Tüchtigkeit als Soldat, seine Einfachheit und Sparsamkeit und seine schlichte Frömmigkeit, in das ganze Seelen- leben seines Sohnes zu pflanzen, erschien ihm als die heiligste Aufgabe feines Lebens. Großes hatte er schon für seinen Thronfolger getan; noch Größeres, so hoffte er zuversichtlich, werde dieser einst für Preußen tun. In diesem Sinne schrieb er schon 1720 bei der Erwerbung Vorpommerns: „Der Kurfürst Friedrich Wilhelm hat die Aufnahme und den rechten Flor in unser Haus gebracht, mein Vater hat die königliche Würde erworben, ich habe das Land und die Armee in Stand gesetzt; an Euch, mein lieber Nachfolger, ist, was Eure Vorfahren angefangen, zu behaupten und die Länder herbeizuschaffen, die unserem Hause von Gott und Rechts wegen zugehören." Dazu war freilich erforderlich, daß der Sohn wie der Vater mit Leib und Seele aufging in feinem königlichen Amt und selber das Beispiel hingebender Pflichttreue, unermüdeter Arbeit und vollendeter Selbstverleugnung gab. Daß das Schwierigkeiten haben könnte, daran dachte er nicht. b) Der junge Friedrich sollte nach dem Willen des Vaters zunächst ein braver Deutscher werden, einfach und schlicht in seinem Wesen, wie er selbst es war. Doch gab er ihm nicht nur eine französische Erzieherin, sondern später auch einen französischen Lehrer, zwei ausgezeichnete Persönlichkeiten, die bald großen Einfluß auf das Wesen des jungen Prinzen gewannen und denen er in dankbarer Verehrung bis zu ihrem Tode anhing. Aber sie erzogen den hochbegabten Knaben nicht zu einem Deutschen, flößten ihm

7. Bilder aus der vaterländischen Geschichte der Neuzeit - S. 19

1910 - Hannover-List [u.a.] : Carl Meyer (Gustav Prior)
5. Friedrich der Große. 19 mußte diese Mode mitmachen. Der Kronprinz gewann seine erste Erzieherin sehr lieb und hat ihr bis an ihren Tod treue Anhänglichkeit bewahrt. Von frühester Jugend an wurde also Friedrich in französischer Sitte erzogen und lernte die französische Sprache. — Mit großer Liebe hing er an seiner älteren Schwester, und beide spielten viel zusammen. Einmal hatte Friedrich eine kleine Trommel zum Geschenk erhalten, und es gewährte ihm großes Vergnügen, darauf zu trommeln. Der Schwester wurde das eines Tages zu viel, und sie bat den Bruder, lieber ihren Puppenwagen mit ziehen zu helfen oder mit ihren Blumen zu spielen. Aber sehr ernsthaft erwiderte der kleine Prinz, so gern er sonst jeder Bitte der Schwester nachkam: „Gut Trommeln ist mir nützlicher als Spielen und lieber als Blumen." Dem Vater gefiel diese soldatische Äußerung so sehr, daß sein Hofmaler ein Bild von den beiden spielenden Kindern anfertigen mußte. — Auch zur Wohltätigkeit wurde der Kronprinz früh erzogen. Seine Eltern pflegten alle Jahre nach Hannover zu reifen, wo seine Mutter her war. Seit feinem dritten Jahre wurde der Kronprinz auch mitgenommen. In Tangermünde ließ der König gewöhnlich halten. Bei dieser Gelegenheit versammelte sich stets ein großer Teil der Einwohner um den königlichen Wagen. Die Königin erlaubte dem Kronprinzen dann, unter die Leute zu gehen. Einst bat er einen Zuschauer, ihn zu einem Bäcker zu führen; hier öffnete er schnell seine kleine Geldtasche und schüttete seine Barschaft in die Hand des Bäckers mit der Bitte, ihm dafür Semmeln, Zwie-back und Brezeln zu geben. Er selbst nahm einen Teil davon, das übrige mußte ein Bedienter tragen. Dann wandte er sich zu den Einwohnern und teilte die Backwaren an Kinder und Greise aus. Das wiederholte sich mehrere Jahre, und Friedrich sagte später öfter, daß er hier in Tangermünde zum erstenmal das Vergnügen genoffen habe, sich von Untertanen geliebt zu sehen. 2. Friedrich als Knabe und Jüngling. Mit dem Anfange des siebenten Jahres endete die weibliche Erziehung des Kronprinzen. Nun wurden Männer seine Lehrer. Der König gab den Lehrern eine ausführliche Anweisung, wie sie seinen Sohn erziehen sollten. Er sollte das werden, was fein Vater auch war: ein frommer Christ, ein tüchtiger Soldat und ein sparsamer Hauswirt. Damit er ein frommer Christ würde, mußte er viel aus Bibel, Gesangbuch und Katechismus auswendig lernen. Das gefiel ihm aber gar nicht, und er gewann die Religion nicht lieb. Das Soldatenleben lernte er früh kennen; schon vom achten Jahre an mußte er exerzieren und vom zehnten wie ein gemeiner Soldat mit Flinte und Patronentasche am Schlöffe Schildwache stehn. Aber „Fritz", wie er gewöhnlich genannt wurde, fand feinen Gefallen deran; das ewige Exerzieren war ihm langweilig, und die enge Uniform war ihm ganz zuwider. Viel lieber faß er in weichem Schlafrock daheim und las französische Bücher oder spielte die Flöte. Das war aber dem Vater ein Greuel, und so mußte es heimlich geschehen, wobei seine Mutter ihn unterstützte. Einst überraschte ihn der König; zornig warf er den Schlafrock ins Feuer, schickte die Bücher und Noten dem Buchhändler zurück und hielt feinem Sohne eine lange und

8. Teil 2 - S. 22

1893 - Leipzig : Brandstetter
____ 22 ____________ Erziehung die Schuld. „Meine Eltern," sagte Luther später, „haben mich hart gehalten, daß ich darüber gar schüchtern wurde, und ihr ernst und gestreng Leben, das sie mit mir führten, verursachte, daß ich darnach in ein Kloster lies und ein Mönch wurde." Und wie ihn als Kind der strenge Ernst der Eltern eingeschüchtert, so machte ihn noch vielmehr der Gedanke an den heiligen, richtenden Gott erbeben. Die gewöhnliche religiöse Unterweisung, die er empfangen, hatte ihm nicht Gottes erbarmende Liebe, sondern nur immer seine Heiligkeit und Gerechtigkeit gezeigt, und so kam es, daß er nur durch die Ausübung guter Werke selig werden zu können meinte. Immer beschäftigten ihn die Gedanken, daß er ein frommer Mensch werden, daß er alle Fehler seines Lebens gut machen und Gott, den zürnenden Richter, mit sich versöhnen wolle. Und da dies nach der Ansicht der damaligen Zeit am besten hinter stillen Klostermauern geschehen konnte, so reifte allmählich der Entschluß in ihm, ein Mönch zu werden. Dazu kamen auch noch äußere Veranlassungen. Er wollte um Ostern zu seinen Eltern reisen. Aber kanm war er eine Stunde von Erfurt entfernt, da verletzte ihn aus Zufall fein Degen am Bein und zerschnitt eine Hauptader. Während sein Begleiter nach dem Chirurgen lief, drückte er, aus dem Rücken liegend, die Wunde zu. Das Bein aber schwoll an, und in der Todesangst rief et: „Maria hilf!" Und als in der Nacht die Wunde ausging und er in eine Ohnmacht siel, betete er gleichfalls nur zur Maria. Nicht lange darnach ward er abermals aufs tiefste erschüttert durch den plötzlichen Tod seines besten Freundes, den er am Abend vorher noch frisch und gesund gesehen hatte und den er jetzt, angeblich in einem Zweikampf erstochen, in seinem Blute liegend fand. Da empfand er mächtig, wie nie zuvor, die Gewifseusschreckeu, die ihn so oft schon gepeinigt, und tiefe Schwermut legte sich über ihn. Zu dem allen kam noch ein äußeres Ereignis, das seinen Entschluß, in mönchischer Heiligkeit die Seligkeit zu finden, rasch zur That werden ließ. Er war bei seinen Eltern zu Besuch gewesen. Aus der Rückfahrt war er schon bis Stotternheim nahe bei Erfurt gekommen, als ein grauenhaftes Gewitter hereinbrach. Ein Blitzstrahl zuckte herab und fuhr ganz in seiner Nähe in die Erde, so daß er erschreckt niederfiel und rief: „Hilf, liebe Sankt Anna, ich will ein Mönch werden!" Mochte ihn vielleicht auch das Gelübde reuen, er hielt sich doch an dasselbe gebunden. Und so ging er im Jahre 1505 in das Augustiuerkloster zu Erfurt. b) Eindruck auf seinen Vater. Es war am 17. Juli 1505, als Luther an die Pforte des Klosters klopfte. Rasch öffnete sich diese, und rasch schloß sie sich hinter ihm. Seine Freunde, welche ihn bis zur Pforte begleitet und mit Thränen Abschied genommen hatten, belagerten zwei Tage lang die

9. Vaterländische Geschichte für den Schul- und Selbstunterricht - S. 113

1895 - Neu-Ruppin : Petrenz
- 113 — trat, wurde mit ganz besonderer Pracht gefeiert. Der junge Prinz, der nach der Thronbesteigung seines Vaters Kronprinz geworden war, erhielt in der Frau von Roconlle, die schon die Erziehung seines Vaters geleitet hatte, seine erste Erzieherin, welche ihres Amtes mit großer Sorgfalt und Gewissenhaftigkeit waltete, wofür Friedrich, dessen Gesundheitszustand in den ersten Lebensjahren sehr viel zu wünschen übrig ließ, sie bis zu ihrem Tode durch treue Dankbarkeit ehrte. Im siebenten Jahre wurde die Erziehung des Knaben Männern anvertraut. Sein eigentlicher Lehrer war ein junger, kenntnisreicher Franzose, Duhan de Jandnn, der dem Prinzen schon frühzeitig eine Vorliebe für französische Bildung, für französische Sprache und Dichtkunst einflößte. Nach dem Willen seines Vaters sollten seine Lehrer den Kronprinzen zu einem tüchtigen Soldaten, einem guten Haushalter und einem gläubigen Christen erziehen; namentlich sollten sie ihn vor Schmeichlern bewahren und ihm einprägen, „daß nichts in der Welt mehr Ruhm und Ehre zu geben vermag als der Degen, und daß er vor der Welt ein verachteter Mensch sein würde, wenn er solchen nicht gleichfalls liebte und die einzige Glorie in demselben suchte". Diese Vorschriften des Königs wurden von den Lehrern sehr streng befolgt; indessen schlug man namentlich in der religiösen Unterweisung verkehrte Wege ein. Die trockene Art des Religionsunterrichts, der in der Erörterung von Glaubenssätzen und dem Auswendiglernen unzähliger Psalmen, Bibelsprüche und Gesangbuchverse bestand, war weit davon entfernt, das Herz des Prinzen zu erwärmen und ihm Liebe zur Religion einzuflößen. Um in dem Kronprinzen die Liebe zum Soldatenstande zu wecken und zu pflegen, errichtete man für ihn schon 1717 eine Compagnie Kadetten, die aus 110 adeligen Knaben seines Alters bestand und später auf ein Bataillon vermehrt wurde. In der ersten Zeit gab sich Friedrich, der schon im zarten Alter die Kinderkleider mit der Uniform vertauscht hatte, auch mit Lust und Liebe den militärischen Übungen hin, und leuchtenden Auges betrachtete ihn oft sein Vater, wenn er auf dem Schloßhofe seine Compagnie Kadetten exerzieren ließ. Im zwölften Jahre war er im militärischen Dienst schon so sicher, daß er seinem in Berlin als Gast anwesenden Großvater, dem Könige Georg I. von England, seine Kadetten zur größten Zufriedenheit vorführen konnte. In einem Saale des königlichen Schlosses ließ ihm der König ein kleines Zeughaus einrichten, in welchem allerlei Gewehre, Kanonen und dergleichen aufgestellt wurden. So konnte Friedrich, der im vierzehnten Jahre zum Hauptmann, im fünfzehnten zum Major und im siebzehnten zum Oberstleutnant avancierte und alle Dienstobliegenheiten dieser Chargen erfüllte, später mit Recht Epstein. 8

10. Teil 3 - S. 99

1893 - Leipzig : Brandstetter
— 99 — als Soldat, seine Einfachheit und Sparsamkeit, und seine schlichte Frömmigkeit, in das ganze Seelenleben seines Sohnes zu Pflanzen, erschien ihm als die heiligste Aufgabe seines Lebens. Großes hatte er schon für seinen Thronfolger gethan; noch Größeres, so hoffte er zuversichtlich, werde dieser einst für Preußen thun. In diesem Sinne schrieb er schon 1720 bei der Erwerbung Vorpommerns: „Der Kurfürst Friedrich Wilhelm hat die Aufnahme und den rechten Flor in unser Haus gebracht, mein Vater hat die königliche Würde erworben, ich habe das Land und die Armee in Stand gesetzt; an Euch, mein lieber Nachfolger, ist, was Eure Vorfahren angefangen, zu behaupten und die Länder herbeizuschaffen, die unserem Hause von Gott und Rechtswegen zugehören." Dazu war freilich erforderlich, daß der Sohn wie der Vater mit Leib und Seele aufging in seinem königlichen Amt und selber das Beispiel hingebender Pflichttreue, unermüdeter Arbeit und vollendeter Selbstverleugnung gab. Daß das Schwierigkeiten haben könnte, daran dachte er nicht. Der junge Friedrich sollte nach dem Willen des Vaters zunächst ein braver Deutscher werden, einfach und schlicht in seinem Wesen, wie er selbst es war. Doch gab er ihm nicht nur eine französische Erzieherin, sondern später auch einen französischen Lehrer, zwei ausgezeichnete Persönlichkeiten, die bald großen Einfluß auf das Wesen des jungen Prinzen gewannen und denen er in dankbarer Verehrung bis zu ihrem Tode anhing. Aber sie erzogen den hochbegabten Knaben nicht zu einem Deutschen, flößten ihm vielmehr schon frühe eine Vorliebe für französische Sprache und Litteratur ein. Daher seine begeisterte Verehrung des französischen Volkes, daher zog er besonders Franzosen gern an seinen Hos und in seine nächste Umgebung, daher auch die Abneigung, ja Verachtung gegen die deutsche Sprache und Litteratur. Während er französisch schrieb, sprach und dichtete, hat er das Deutsche nie richtig sprechen und schreiben gelernt, und wo er es doch sprechen und schreiben mußte, machte er nicht nur viele Fehler, sondern vermengte es auch mit zahlreichen französischen Ausdrücken. Lateinische Sprache sollte der Kronprinz gar nicht lernen, griechische und römische Geschichte nur oberflächlich, dagegen sehr eingehend die deutsche Geschichte der letzten 150 Jahre, besonders auch die Geschichte Brandenburgs. Auch sollte er schon als Knabe genau die Verhältnisse der Nachbarländer kennen lernen. Er sollte aber auch ein guter, frommer, evangelischer Christ werden. Das schärfte der König den Erziehern seines Sohnes besonders ein. Wie eine der ehrenwertesten Eigenschaften des Vaters seine Wahrhaftigkeit, sein Abscheu vor Schmeichelei und Lüge war, so sollte auch der Sohn aufrecht und aufrichtig wie er selbst sein. Ehrfurcht vor Vater und Mutter sollte er lernen, aber sie sollte nicht knechtisch sein, und ebenso ehrfürchtig sollte er gegen Gott sein. „Insonderheit muß meinem Sohne eine rechte Liebe und Furcht vor 7*

11. Bilder aus der vaterländischen Geschichte der Neuzeit - S. 15

1914 - Hannover-List [u.a.] : Carl Meyer (Gustav Prior)
5. Friedrich der Groe. 15- Friedrich Wilhelms I. Bedeutung : E r hat die preuische Staatsverwaltung eingerichtet u n b> das preuische Heer geschaffen. 5. Friedrich der Groke. 1. Erste Kindheit. Friedrich Ii., der spter der Groe genannt wurde, ist im Jahre 1712 zu Berlin geboren. Seine erste Erzieherin y war eine Franzsin, die^schon seinen Vater in seiner Kindheit gepflegt hatte. Wegen ihrer Religion hatte sie mit vielen andern aus Frank-reich fliehen mssen und war nach Berlin gezogen. Gebildete sranz-sische Frauen wurden damals gern als Erzieherinnen in vornehmen Familien angenommen, und selbst der so kerndeutsche Friedrich > Wilhelm I. mute diese Mode mitmachen. Der Kronprinz gewann seine erste Erzieherin sehr lieb und hat ihr bis an ihren Tod treue Anhnglichkeit bewahrt. Von frhester Jugend an wurde also Friedrich in franzsischer Sitte erzogen und lernte die franzsische Sprache. Mit groer Liebe hing er an feiner lteren Schwester, und beide spielten viel zusammen. Einmal hatte Friedrich eine kleine Trommel zum Geschenk erhalten, und es gewhrte ihm groes Vergngen, darauf zu trommeln. Der Schwester wurde das eines Tages zu viel, und sie bat den Bruder, lieber ihren Puppenwagen mit ziehen zu helfen oder mit ihren Blumen zu fpieleu. Aber sehr ernsthaft er-widerte der kleine Prinz, fo gern er fnst jeder Bitte der Schwester nachkam: Gut Trommeln ist mir ntzlicher als Spielen und lieber y als Blumen." Dem Vater gefiel diese soldatische uerung so sehr, da sein Hofmaler ein Bild von den beiden spielenden Kindern an-fertigen mute. Auch zur Wohlttigkeit wurde der Kronprinz frh erzogen. Seine Eltern pflegten alle Jahre nach Hannover zu reisen, wo seine Mutter her war. Seit seinem dritten Jahre wurde der Krn-Prinz auch mitgenommen. In Tangermnde lie der König gewhnlich halten. Bei dieser Gelegenheit versammelte sich stets ein groer Teil der Einwohner um den kniglichen Wagen. Die Knigin erlaubte dem Kronprinzen dann, unter die Leute zu gehen. Einst bat er einen Zu-schauer, ihn zu einem Bcker zu fuhren; hier ffnete er schnell seine kleine Geldtasche und schttete seine Barschaft in die Hand des Bckers mit der Bitte, ihm dafr Semmeln, Zwieback und Brezeln zu geben. Er selbst nahm einen Teil davon, das brige mute ein Bedienter tragen. Dann wandte er sich zu den Einwohnern und teilte die Back-waren an Kinder und Greise aus. Das wiederholte sich mehrere Jahre, und Friedrich sagte spter fter, da er hier in Tangermnde zum erstenmal das Vergngen genossen habe, sich von Untertanen geliebt zu sehen. 2. Friedrich als Knabe und Jngling. Mit dem Ansnge des siebenten Jahres endete die weibliche Erziehung des Kronprinzen. Nun wurden Männer seine Lehrer. Der König gab den Lehrern eine aus-

12. Charakterbilder aus der Geschichte der Apostasie der Völker - S. 269

1910 - Regensburg : Manz
Madame de Maintenon. 269 dem Tode Scarrous hielt sie sich an einige vornehme Familien, in deren Häuser sie Zutritt fand. Hier lernte sie Frau von Montespan noch vor der Zeit ihrer Verbindung mit dem König kennen und schloß eine Art Freundschaft mit ihr. Es gab keine, die sich einer kranken Freundin selbstvergesfener widmete, ein fremdes Hauswesen verständiger führte, der die Dienerschaft so leicht Gehorsam leistete. Sie besaß eine ganz eigentümliche Gabe, zu dienen und zugleich sich geltend zu machen. Als Frau von Montespan für ihre Kinder eine Erzieherin suchte, erinnerte sie sich der alten Freundin, die zugleich vollkommen verschwiegen und zuverlässig erschien. Montespan äußerte einige Bedenken; aber sie nahm den Vorschlag an, als der König sie wissen ließ, daß er selbst es wünsche. Ein entferntes, einsam liegendes geräumiges Haus mit einem Garten wurde zur Erziehung der Kinder gemietet. Hier fand sich der König selbst zuweilen ein; alles, was er bemerkte, besonders auch das tiefe Geheimuis, in welches sie die Angelegenheit zu hüllen wußte, gereichte ihm zu voller Genugtuung. Nach einiger Zeit sah sie sich durch seine Dankbarkeit in den Stand gesetzt, sich die Besitzung Maintenon zu kaufeu und der König war der erste, der sie als Madame de Maintenon bezeichnete. Vom ersten Augenblicke an war ihr Gesichtspunkt, sich des allgemeinen Beifalls durch ein nntadel-haftes Leben zu versichern. Überdies nährte sie in sich den Zug zur Religion, der damals unter den französischen Frauen fast allgemein war. Nicht ohue erst mit ihrem Beicht* Vater Abbe Gobelin zu Rate ge- gangen zu sein, war sie in die Stellung getreten, die man ihr angeboten^ bei den kleinsten Abweichungen von der strengsten religiösen Ordnung, welche ihr Ausenthalt am Hof notwendig machte, holte sie sein Gutachten ein; alle Monate besuchte er sie einmal in Versailles. Zwischen den beiden Damen stellte sich, wie es wohl kaum anders kommen konnte, ein steter Wechsel von Vertraulichkeit und Mißverständnis ein. Die eine fühlte sich als die höhere, zwischen leichten Anwandlungen von Reue und unbekümmerter Fortsetzung ihres Wandels, zwischen dem Ehrgeiz, den König zu besitzen, und der Furcht, ihn zu verlieren, unaufhörlich hm und her geworfen, zeigte sie in stolzem Selbstbewußtsein, daß sie die Mutter Dinglicher Kinder war, welche ihr Vater legitimierte und zu dem höchsten Range in seinem Ludwig Xiv. in späteren Jahren (Nach einem gleichzeitigen Kupferstich.)

13. Preußens Geschichte in Wort und Bild - S. 66

1879 - Hannover : Meyer
66 und fragte: „Wie lange habe ich noch zu leben?" Dieser zuckte die Achseln und schwieg. „Woher weiß Er denn, daß es mit mir aus ist?" „Euer Majestät Puls bleibt aus! Er steht still!" „Er soll nicht still stehen!" ries der König mit letzter Kraftanstrengung und drohte krampfhaft mit geballter Faust. Da stand der Puls. Der König sank tobt auf's Lager. B. Geschichte Preußens unter Friedrich dem Großen 1740 — 1786. § 19. Die Jugendzeit Friedrich s des Großen. 1. Friedrich Ii. rourbe am Sonntag, den 24. Januar 1712, auf bent Schlosse zu Berlin geboren. Die erste Erziehung des Prinzen lag ganz in den Händen seiner wohlwollenden und gebilbeten Mutter Sophie Dorothea, die als Gouvernante des Prinzen die vortreffliche Frau von Roconlles, die erste Erzieherin des Königs, roieber annahm. Große Liebe faßte der Prinz zu seiner etwas älteren Schwester Wilhelmine, der er stets in brüderlicher Zärtlichkeit zugethan blieb. Als sie ihn eines Tages aufforderte, das Trommeln zu lassen und mit Blumen zu spielen, entgegnete er höchst ernsthaft: „Gut Trommeln ist mir besser als Spielen und lieber als Blumen!" Diese Antwort gefiel dem Vater so sehr, daß er seinen Hofmaler Pesne beauftragte, jene Scene bildlich darzustellen. Als der Kronprinz das siebente Lebensjahr erreicht hatte, wurde seine Erziehung Männern anvertraut. Zn seinem Oberhofmeister wurde der Graf von Finkenstein ernannt, sein eigentlicher Lehrer rourbe aber ein junger kenntnisreicher Franzose von Adel, Duhan de Iandun, Sohn eines französischen Einwanderers, der beut Prinzen große Liebe zur Literatur und zu den schönen Künsten einflößte. Der König selbst schrieb für die Lehrer eine Instruction, die baraus hinstrebte, aus bent Prinzen einen tüchtigen Soldaten, einen guten Haushaltet und einen gläubigen Christen zu machen. In derselben schärfte er den Lehrern ein, den Prinzen vor Schmeichlern zu beroahren; denn „Fritz bavf bei Leibe nicht hoffährtig werben". Vor allem sollten sie ihm aber einprägen, „daß nichts in der Welt einem Prinzen mehr Ruhm und Ehre zu geben vermag als der Degen, und daß er vor der Welt ein verachteter Mensch sein roürbe, roenn er solchen nicht gleichfalls liebte und die einzige Glorie in bemselben suchte". Ferner hieß es in der Instruction: „Insonberheit muß meinem Sohne eine rechte Liebe und Furcht vor Gott, als das Funbslinent und die einzige Gruubsäule aller zeitlichen und ewigen Wohlfahrt, beigebracht, hingegen aber alle schädlichen Irrungen und Secten als ein Gift gemieden und davon in seiner Gegenwart lieber gar nicht gesprochen werden." Die Vorschriften des Vaters wurden streng befolgt; im Religionsunterricht wurde es aber von vornherein verfehlt. In den religiösen Uebungen war zu viel Aeußerliches und Abstoßenbes, und im eigentlichen Unterrichte war das Auswenbiglernen die Hauptsache. Iebe liefere Anregung fehlte, von der Kraft und Herrlichkeit der Schrift bekam

14. Lehrbuch zur Kenntniß der verschiedenen Gattungen der Poesie und Prosa für das weibliche Geschlecht, besonders für höhere Töchterschulen - S. 337

1877 - Stuttgart : Heitz
337 das Alles so empfinde, und daß ich jetzt, indem ich es Ihnen sage, meinen Thränen freien Lauf lasse? Ich murre nicht gegen die Vorsehung, ich bete ihre Schickungen als Schickungen des weisesten, gütigsten Vaters an, ich danke selbst diesem liebreichen Vater, daß er meine Gattin in einen bessern Zustand versetzt hat. Aber für mich ist sie doch nicht mehr! Und ihr ermunternder Umgang, ihr Weiser Rath, ihre wachsame Fürsorge, ihr fröhliches Herz, ihr seiner Geschmack, ihre aufrichtige Liebe, die habe oder genieße ich nicht mehr! Alle Augenblicke, dünkt mich, hätte ich ihr etwas zu sagen, sie um Rath zu fragen, mich nach etwas zu erkundigen, selbst alle Feierlichkeiten des Leichen- begängnisses, alle Trauerbesuche und Trauergespräche, dachte ich, müßte ich ihr hinterbringen und ihre Gedanken darüber wissen. Wie schwer, das nicht mehr zu thun, was man über einundzwanzig Jahre gethan, und so gern gethan hat! Wie ganz anders war es vor zwei Jahren, da wir auf der Reise waren, da sie mehr schwebte, als ging, und lauter Lust und Freude um sich her verbreitete! Wie gut, daß man die Zukunft nicht vorher sieht! So nimmt sie doch das Andenken vieler reinen Vergnügungen mit sich, und ich behalte die Befriedigung, ihr dieselben verschafft und sie mit ihr genossen zu haben. Nach und nach wird auch wieder Stille und Ruhe in mein Herz kommen, und mein Geist, den ihre Leiden fast erschöpft hatten, wird sich wieder auf- richten. Die Freundschaft vermag viel über mich. Schon jetzt finde ich mich nach einem sehr traurigen Tage wieder ruhiger, weil ich ihn im vertrauten Gespräche mit Ihnen schließe, und mir dabei den Antheil, den Sie und Ihre beste, liebste Mama an diesem Allen nehmen, lebhaft vorstelle. Gewiß, Sie werden ihr Andenken mit freundschaftlichen Thränen beehren, und, wenn Sie hier wären, wie viel Trost würde ich nicht an Ihrer Seite finden! Ich umarme Sie beide mit der innigsten Liebe. Möge sie doch Gott vor allen ähnlichen Leiden bewahren, und Sie Ihre Lebensbahn bis zum Ziele ebener und leichter finden lassen, als sie meiner lieben seligen Freundin in den letzten Jahren geworden ist! Lieben Sie stets, wie bisher, Ihren rc. Garve an Zollikoser. Charlottenbrunn, den 6. September 1779. Sie haben mir einen großen Beweis Ihrer Freundschaft dadurch gege- den, daß Sie nach einem so schmerzlichen Verlust, als der Tod Ihrer lieben Frau ist, sich bald zuerst an mich wenden, und mich sogleich an Ihrer Be- trübniß und an Ihrem Troste wollen Theil nehmen lassen. Eben war ich im Begriffe, an Sie zu schreiben, und stellte mir, so gute es meine kalte, er- storbne Einbildungskraft thun konnte, die Leiden Ihrer Frau, Ihre Sorg- falt, diese zu lindern, und Ihre Bekümmerniß vor, als Ihr Brief ankam, in welchem Sie mir melden, daß diese Leiden zu Ende sind. Gott sei dafür gelobt! denn was können wir anders, als ihn loben und preisen, wenn wir sehen, daß ein gequältes Geschöpf unsrer Gattung, unsre Freundin, unsre Gattin, endlich am Ziele ihres Jammers ist, wenn wir vor dem letzten Augen- blicke, dessen Furcht doch vielleicht alle andere Schmerzen erhöht, sie ruhiger Literaturgcsch. v. Nösftlt. I. 6. Aufl. 22

15. Hilfsbuch für den Geschichtsunterricht in Präparandenanstalten - S. 232

1896 - Breslau : Hirt
232 Die Neuzeit. nur der französischen Sprache.) Kein Gespräch war so gründlich, sie vermochte zu folgen. Durch ihr unaufhörliches Fragen brachte sie sogar Leibnitz oft in Verlegenheit, so daß dieser von ihr sagte, sie frage nicht nur nach dem „Warum" sondern nach dem „Warum des Warum?" Sophie Charlotte starb zu Hannover erst 37 Jahre alt. — Der Einfluß der Fürstin, zunächst auf die höheren Kreise Berlins, von dort aus aber weiter auf die Provinzen, ist ein segensreicher gewesen. Ihr großer Enkel, Friedrich der Große, fagt: „Diese schöne und geistreiche Fürstin £'rrbilb!e "ähre und gesellschaftliche Feinheit und die Liebe zu den Künsten und Wissenschaften nach Brandenburg und Geist und Würde in die von ihrem Gemahle so sehr geliebte Etikette (Hofsitte) brachte." Friedrich I. starb im Jahre 1713. Friedrich der Große sagt von ihm: „Mit dem von ihm begründeten Königtnme tritt er gleichsam vor seine Nachfolger mit der Mahnung: Ich habe euch einen Titel erworben; macht euch dessen würdig. Ich habe den Grund zu eurer Größe gelegt; ihr müßt das Werk vollenden." Die Krone wurde bald ein Ring, der sämtliche preußische Staaten umschloß. Es gab keine Kurmark Brandenburg, kein Herzogtum Kleve mehr, sondern die einzelnen Landschaften gewöhnten sich daran, nach dem Titel ihres Königs sich „Preußen" zu nennen. Die Wappen der einzelnen Herzogtümer räumten dem preußischen Adler das Feld; das Heer hieß das königlich preußische und führte in seinen Fahnen den preußischen Adler. 33. Friedrich Wilhelm L; 1713—1740. a. Jugendleben; Heirat; Regierungsantritt. Friedrich Wilhelm wurde im Todesjahre des großen Kurfürsten zu Berlin geboren. Er war ein ungewöhnlich kräftiges Kind. Seine erste Erziehung ward der Frau von Rocoulles (spr. Rokul), einer geachteten französischen Protestantin, übertragen: aber der eigenwillige Prinz machte ihr viel zu schaffen. Einst drohte sie ihm, sür seine Unart ihm das Frühstück entziehen zu wollen. Sowie sie ins Nebenzimmer ging, öffnete er das Fenster, kletterte auf die äußere Brüstung — es war im dritten Stock — und drohte, hinunterzuspringen, wenn ihm nicht sofort sein Frühstück gebracht würde. Die geängstigte Frau mußte wohl nachgeben. Ähnliche Auftritte überzeugten die Eltern von der Notwendigkeit, ihrem Sohne einen Mann zum Erzieher zu geben. In der Vorschrift, welche derselbe von dem Könige erhielt, heißt es: „Insonderheit muß der Kronprinz von der Majestät und Allmacht Gottes wohl und dergestalt informiert werden, daß ihm allezeit eine heilige Furcht und Verehrung vor Gott und dessen Geboten beiwohne." Der Kronprinz blühte zu einem gesunden, kräftigen und schönen Knaben empor, seine geistige Entwickelung aber entsprach nicht den Wünschen der Eltern. Seine Lehrer wußten ihm die Wissenschaften nicht lieb zu machen; Geschmack sür Kunst und feinere

16. Von der Reformation bis zur Gegenwart - S. 48

1877 - Kattowitz O.-S. : Siwinna
48 gute Aufnahme in den preußischen Landen; ebenso 18,000 Protestanten, die wegen ihres Glaubens vom Bischof von Salzburg vertrieben wurden. Der sonst fo sparsame König gab mit Freuden Millionen zur Unterstützung dieser Ansiedler hin. Friedrich Wilhelms Herzenswunsch war, sein Sohn Fritz solle ein tüchtiger Soldat, ein sparsamer Wirt und guter Christ werden. Die Jugendzeit des Kronprinzen Friedrich. Des Königs Wünsche in Bezug auf seinen Nachfolger-schienen sich auch anfänglich erfüllen zu wollen. Fritz war ein überaus talentvolles Kind, lernte mit Lust und Liebe und machte in kurzer Zeit außerordentliche Fortschritte. Die erste Erziehung war ganz seiner Mutter überlassen, die ihm nach damaliger Hossitte eine französische Erzieherin gab. Später leiteten die-selbeder General Finckenstein und der geistvolle Franzose Du-han de Jan dun. Der König selbst bestimmte den Unter-richtsplan und legte es den Erziehern ans Herz, deut Kronprinzen die wahre Liebe zum Soldatenstande einzuprägen und ihm deutlich zu machen, daß nichts in der Welt einem Prinzen mehr Ruhn: und Ehre zu geben vermöge, als der Degen. Dennoch glaubte der König bald zu bemerken, daß Friedrich außer dem Soldatenwesen auch noch für andere Dinge Interesse empfand, und das erschien dem König ziemlich überflüssig. Der junge Kronprinz war zu begabt und zu regen Geistes, als daß er nicht auch Freude an Büchern und Musik finden follte. Die militärischen Übungen, mit denen er beit ganzen Tag gequält wurde, fand er bald lästig. Je älter er wirb, mit besto weniger Schlaf soll er sich begnügen. „Viel Schlaf macht dumm“, sagt der König. Schon in feinem zehnten Jahr muß Friedrich, trotz Wind und

17. Leitfaden zur allgemeinen Geschichte - S. 123

1877 - Langensalza : Beyer
— 123 — V. Friedrich der Große. 1740—1786. § 146. Friedrichs Jugend. Friedrich wurde am 24. Januar 1712 geboren. Seine erste Erziehung leitete die Französin Frau von Roccoulles und später der Franzose Dnhan de Jandun, so daß dem Knaben schon von früh aus eine große Vorliebe für alles Französische eingeflößt ward. Im Flötenspiel unterrichtete ihn der Kapellmeister Quauz aus Dresden. Bald beschäftigte sich Friedrich lieber mit den dichterischen Werken der Franzosen und mit Musik als mit militärischen Uebungen. Daher war sein Vater nicht mit ihm zufrieden. „Fritz ist ein Querpfeifer und ein Poet, er macht sich nichts ans den Soldaten und wird mir meine ganze Arbeit verderben," sagte einst der erzürnte Vater zu seiner Gemalin. Je mehr Friedrich heranwuchs, desto unerträglicher ward ihm die strenge Behandlung seines harten Vaters und er beschloß daher zu seinem Oheim, dem König Georg Ii. von England, zu fliehen. Seine Schwester Wilhelmine und einige junge Offiziere wurden in das Geheimniß eingeweiht. Aber der Plan ward entdeckt und der König ließ den Kronprinzen nach der Festung Wesel abführen. In seinem Zorne hätte er den Sohn getödtet, wenn ihm nicht der General Mosel mit den Worten in die Arme gefallen wäre: „Sire, todten Sie mich, aber verschonen Sie Ihren Sohn!" Nuu ließ Friedrich Wilhelm den Prinzen nach der Festung Küstriu bringen. Hier ward einer der Mitverschworenen, der Lieutenant Katte, hingerichtet; er wurde ans feinem Todesgange sogar vor Friedricks Fenster vorübergeführt. Auch seinen Sohn wollte der König zum Tode verurteilen lassen. Aber der General v. Bnddenbrock entblößte seine Brust und sagte ohne Furcht: „Wenn Ew. Majestät Blut verlangen, so nehmen Sie meines, jenes bekommen Sie nicht, so lange ich noch sprechen dars." Länger als ein Jahr mußte Friedrich in Küstrin bleiben und zuletzt als Kriegsrat bei der Regierung daselbst arbeiten. Erst bei der Vermälnng seiner Schwester Wilhelmine mit dem Erbprinzen Friedrich von Baireuth durfte er nach Berlin zurückkehren und die Versöhnung zwischen Vater und Sohn erfolgte. Von jetzt au beschäftigte sich Friedrich auch mehr dem Vater zu Gefallen mit militärischen Dingen und vermälte sich aus dessen Wunsch mit der Prinzessin Elisabet Christine von Braunschweig (1733). Im 2ahre 1735 schenkte ihm der König die Herrschaft Ruppiu und das Schloß Rheinsberg. Hier lebte er nun ganz nach feinen Neigungen, umgab sich mit geistreichen Männern und beschäftigte sich mit Künsten und Wissenschaften, besonders mit Mustk und Dichtkunst. Dabei begleitete er aber auch den König fleißig anf seinen Reisen zur Besichtigung der Truppen. Auch zeickuete sich sein Regiment in Ruppin bei allen Musterungen zur Freude des Königs aus. So kam es, daß das Verhältniß zwischen Vater und Sohn sich so gut gestaltete, daß Friedrich Wilhelm I.,

18. Hilfsbuch für den Geschichtsunterricht in Präparandenanstalten - S. 204

1892 - Breslau : Hirt
204 Die Neuzeit. Frühstück, gebracht würde. Die geängstigte Frau mußte wohl nachgeben. Ähnliche Auftritte überzeugten die Eltern von der Notwendigkeit, ihrem Sohne einen Mann zum Erzieher zu geben. In der Vorschrift, welche derselbe von dem Könige erhielt, heißt es: „Insonderheit muß der Kronprinz von der Majestät und Allmacht Gottes wohl und dergestalt informiert werden, daß ihm allezeit eine heilige Furcht und Verehrung vor Gott und dessen Geboten beiwohne." Der Kronprinz blühte zu einem gesunden, kräftigen und schönen Knaben empor, seine geistige Entwickelung aber entsprach nicht den Wünschen der Eltern. Seine Lehrer wußten ihm die Wissenschaften nicht lieb zu machen; Geschmack für Kunst und feinere Bildung blieben ihm zum großen Leidwesen der Mutter fremd. Allem äußern Prunk war er abhold, dabei gerade und gottesfürchtig, sehr sparsam und ein Freund der Soldaten. Mit ängstlicher Sorgfalt suchte die Mutter die zarte und weiße Gesichtsfarbe des Sohnes gegen Luft und Sonne zu schützen. Wie groß war aber ihr Schrecken, als sie den Prinzen eines Tages in der brennenden Sonne sitzen sah, wie er sein Gesicht mit einer Speckschwarte einrieb, um dasselbe zu bräunen! Sein Vater schenkte ihm einst einen golddurchwirkten Schlafrock. Kaum hatte der König das Zimmer verlassen, so warf der Knabe das Kleidungsstück ins Feuer. — Der Kronprinz erhielt vom Könige oft Geldgeschenke, mitunter 100 Dukaten. Inder „Rechnung über meine Dukaten" verzeichnete er die kleinste Ausgabe: keiu Pfennig wurde unnütz ausgegeben. Als Prinz that er die Äußerung, das klügste Wort des ganzen Altertums sei ein Wort des Cyrus, nämlich: „Die sichersten Mittel, einem Lande ein dauerndes Glück zu bereiten, sind ein Heer auserwählter Krieger und eine gute Haushaltung." Der Kronprinz verheiratete sich mit Sophie Dorothea, Tochter-Georgs I. von England. Durch sein strenges, sittliches Leben bildete er unter den Fürsten eine ebenso rühmliche Ausnahme wie durch seine Einfachheit und Mäßigkeit. Von seinen drei ältesten Kindern starben ihm vor seiner Thronbesteigung zwei Söhne; eine Tochter, Wilhelmine, lebte. Da wurde zur großen Freude der Eltern und Großeltern wieder ein Thronfolger geboren, der spätere König Friedrich der Große. Als Friedrich I. gestorben war, ließ Friedrich Wilhelm sich die Liste der Hofbeamten vorlegen, strich dieselbe durch und sagte, hiermit seien alle entlassen; doch solle sich niemand vor dem Leichenbegängnisse des Königs entfernen. Bald merkten alle, daß eine neue Zeit gekommen sei. Von seinen Unterthanen verlangte der König rastlose Thätigkeit, Ordnung in den Geschäften, Ehrbarkeit und Mäßigkeit im Leben und war darin selber ein Muster. I). Vorliebe und Sorge für das Militär. Friedrich Wilhelm I. war bei seinem Regierungsantritte 25 Jahre alt, eine kräftige, untersetzte Gestalt, „wie ein Turm dastehend". In den ersten Jahren trug er bisweilen noch bürgerliche Kleidung, nachher stets die Uniform

19. Von Armin bis zu Otto dem Großen - S. 37

1892 - Dresden : Bleyl & Kaemmerer
— 37 — zu benutzen, um ihre Söhne in der Furcht Gottes zu bestärken und auf das ewige Leben und seine Güter hinzuweisen. 3. Heinrich war ein ernster und pflichtgetreuer König. — Ja, aber er war nicht finster, -sondern auch gerne heiter und vergnügt. Er vergnügte sich gerne auf der Jagd und liebte auch ein gutes Mahl mit heiteren Tischgenossen, wenn er auch seiner Würde nie etwas vergab und niemanden gestattete, in seiner Nähe unziemliche Reden zu führen. Iii. 1. Wenn wir an den Tod Heinrichs denken, drängt sich uns unwillkürlich die Erinnerung an den Tod König Konrads auf. — König Heinrich starb ruhig und gefaßt. Er konnte auch zufrieden sterben, denn er schaute zurück aus ein thatenreiches Leben, und was er angefangen hatte, war ihm zum Besten des Reiches und seines Volkes geglückt. Ebenso konnte er mit Ruhe in die Zukunft blicken, denn, was er auf Erden zurückließ, hatte er wohl geordnet, und er sah auf einen Nachfolger, der ihm für den Bestand und das Gedeihen des Errungenen bürgte. Konrad hingegen mußte sich aus dem Sterbebette sagen, daß sein Wirken vergebens gewesen sei, und nur der eine Gedanke gab ihm Trost, daß er die letzten Augenblicke seines Lebens sicher und gewiß zum wahren Wohle seines Vaterlandes angewendet habe (Ausführung!) So war es ihm wenigstens vergönnt, vorwärts in die Zukunft des deutschen Reiches zu schauen, wenn er auch rückwärts auf ein verlorenes Leben blickte. 2. Das Ende Heinrichs erinnert uns auch an den Tod eines Thüringer Landgrafen. — Erzählung von dem Ende Ludwigs, des Gemahles der heiligen Elisabeth, an deren Tod ebenfalls erinnert werden kann. Auch Heinrich hat keine Furcht und Angst vor dem Tode. Er sorgt noch in letzter Stunde für feine Familie, indem er für sie zu dem allmächtigen Gott betet; ebenso befiehlt er ihm auch feine Seele. Diese Ruhe und Ergebung in Gottes Willen kann man nur verstehen, wenn man annimmt, daß Heinrich ein frommes Leben geführt habe und sich einig wußte mit feinem Gotte. Darum gilt auch von ihm der Spruch: Iv, 1. 3. Auch die Ehe Heinrichs erinnert uns an Personen, die auf der Wartburg wohnten. — An die Ehe Ludwigs mit der heiligen Elisabeth, die auch eine rechte Ehe war (Einzelheiten!); aber auch an die Ehe Ludwigs des Springers, die durch Ehebruch entstanden war, allerdings bereuten beide später ihre Sünde; dann an die erste Ehe der Gemahlin Ludwigs des Springers, die ihren Gemahl, den Pfalzgrafen Friedrich, nicht liebte und darum das sechste Gebot übertrat. Ludwig und die heilige Elisabeth aber („Mann und Frau, die unter einander einig sind") und Heinrich und seine fromme Gemahlin Mathilde liebten sich, und darum hielten sie das sechste Gebot. Wenn also die Eheleute sich lieben, so halten sie auch das sechste Gebot. (Darum ist es auch richtig, daß Luther in die Erklärung zum sechsten Gebot geschrieben hat: Iv, 2.) Die Königin Mathilde, die ihren Gemahl im Guten bestärkte und vom Bösen abhielt, ist gegenüberzustellen der Gemahlin Ludwigs des Springers,

20. Lehrbuch der Deutschen Geschichte für die oberen Klassen höherer Mädchenschulen - S. 211

1902 - Leipzig : Roßberg
— 211 — 20. Oktober 1668 geboren. Ihre reichen Anlagen wurden durch einen gründlichen und vielseitigen Unterricht auf das beste entwickelt. Von fremden Sprachen verstand sie die lateinische, italienische, französische und englische. Sie machte mit ihren Eltern frühzeitig eine Reise durch Italien und Frankreich und kam mit vierzehn Jahren an den Hof Ludwigs Xiv. Zwei Jahre lang blieb sie daselbst und lernte die französische Sprache bis zu solcher Vollendung, daß später ein Gesandter in Berlin verwundert fragte, ob die Fürstin denn auch Deutsch verstehe. Dem Wunsche ihrer Eltern entsprechend heiratete sie 1684 den Kurfürsten Friedrich Iii. Ihr gebildeter Geist, der sich gern mit guten Dichterwerken und gelehrten Schriften beschäftigte, konnte keinen Geschmack an den prunkvollen Hoffestlichkeiten finden, woran ihr Gemahl so große Freude hatte. Es bildete sich allmählich um die Kurfürstin ein engerer Kreis von gleich-gesinnten Herren und Frauen zur Ausübung der Künste und zur gegenseitigen Belehrung durch wissenschaftliche Gespräche. Der Kurfürst war einsichtig genug, diesen Neigungen seiner Gemahlin Rechnung zu tragen. Er schenkte ihr ein Landhaus in dem Dorfe Lietzow in der Nähe Berlins und ließ ihr dort durch seine bedeutendsten Baumeister das Lustschloß Charlottenburg bauen. Hier war der Lieblingsaufenthalt der Fürstin und ihrer gelehrten Umgebung, deren Hauptzierde eine Zeitlang der Philosoph Leibniz war. Sophie Charlotte starb schon in ihrem 37. Lebensjahre zu Herrenhausen bei Hannover. 2. Friedrich Wilhelm I. § 23«. Friedrich Wilhelms I. Jugend und Thronbesteigung. Friedrich Wilhelm wurde am 15. August 1688 geboren. Schon als Kind zeigte er einen entschiedenen Willen und lebhaften Geist; was aber seine Erzieherinnen an ihm zu tadeln hatten, war eine gewisse Heftigkeit, die ihn später mitunter zu übereilten Handlungen hinriß. Daher wurde er frühzeitig männlicher Aufsicht übergeben. Er erhielt den Generalleutnant von Dohna zu seinem Erzieher, der aus ihn den besten Einfluß ausübte. Insbesondere ist es dessen Abneigung gegen putzsüchtiges Wesen zum Teil zuzuschreiben, daß sein Zögling ein abgesagter Feind alles nichtigen Prunkes wurde. Überhaupt war Friedrich Wilhelm darauf bedacht, unnütze Ausgaben zu vermeiden. Die Wahl seiner Lehrer, eines Franzosen, der zum Unterrichten wenig geschickt war, und eines Deutschen, der zuviel aus Kleinigkeiten hielt, war keine glückliche. Liebe zu den Wissenschaften, Teilnahme 14*