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1. Geschichtsbilder aus der allgemeinen und vaterländischen Geschichte - S. 350

1899 - Gera : Hofmann
350 kirchlichen Einrichtungen, dem Besitzstände und den Standesunterschieden. Da ihre Bestrebungen sich ohne gewaltsamen Umsturz schwerlich ver- wirklichen lassen, so sind sie eine große Gefahr für Staat und Gesellschaft. Zwei Anhänger jener Partei, der verkommene Klempnergeselle Hödel 1878 und ein vr. Nobiling, legten sogar im Frühling 1878 die freche Hand an das geheiligte Haupt des geliebten greisen Kaisers Wilhelm. Gott aber schützte den edlen Monarchen vor den Kugeln des ersten und ließ ihn von den Schrotschüssen des zweiten Meuchelmörders genesen. Das Haupt Hödels ist unter dem Beil des Scharfrichters gefallen, Nobiling an den Wunden von seinen eigenen Schüssen gestorben. Auch das entsetzliche Bubenstück einer staatsfeindlichen Bande, welche den Kaiser nebst den ihn begleitenden Fürsten bei der Einweihung des National- denkmals auf dem Niederwalde am Rhein (28. September 1883) mittels Dynamit in die Luft sprengen wollte, ist durch Gottes Hand glücklicherweise vereitelt worden. Ebenso wurden auf die Könige von Italien und Spanien wie auf den Kaiser von Rußland von Umsturzmännern Mordversuche unter- nommen. In Rußland bildeten die Umstürzler die mächtige und thätige Partei der „Nihilisten". Sie glauben nichts, hoffen nichts und wollen alle bestehenden Einrichtungen zertrümmern. Nach fünf Mordversuchen ist es dieser teuflischen Partei gelungen, den edlen Kaiser Alexander Ii., der die Leibeigenschaft der Bauern aufhob, durch eine ihm vor die Füße geschleuderte Bombe am 13. März 1881 zu töten. — In Nordamerika wurde der edle Präsident Garfield durch die Kugel eines Meuchel- mörders getötet, in Frankreich der Präsident Carnot 1894, in Genf 1898 die edle Kaiserin Elisabeth von Österreich von einem „Anarchisten", d. i. einem Feinde jeder staatlichen Ordnung, erdolcht. 9. Der väterliche Freund des „armen Mannes". Um gewisse Mißstände im Volks- und Erwerbsleben zu bekämpfen und den Notstand des „armen Mannes" zu beseitigen, veranlaßte Kaiser Wilhelm I. die Gesetzgebung zum Schutze der Arbeiter. Schon mancherlei wohlthätige Einrichtungen sind getroffen, die das Los der Arbeiter- massen wesentlich verbessern. Dahin gehören die Arbeiter-Kranken- kassen, die Unfallversicherungen und das unter Wilhelm Ii. zu- stande gekommene und seit 1. Januar 1891 in Kraft befindliche Gesetz über Alters- und Jnvalidenversorgung, durch welches den alters- schwachen oder dienstunfähig gewordenen Arbeitern eine kleine Rente gesichert wird. Staatliche Fabrikinspektoren wachen darüber, daß Gesundheit und Wohl der Arbeiter nicht gefährdet werden. Einigungs- ämter schlichten die Streitigkeiten zwischen Arbeitgebern und Arbeit- nehmern. Kinder- und Frauenarbeit sind eingeschränkt. Das Genossenschaftswesen in verschiedenen Vereinen zur Selbsthilfe wird gefördert. Die Wilhelmsspende, welche das deutsche Volk aus Dank und Freude über die Rettung des Kaisers aus Mörderhand sammelte, wird zur Altersversorgung für Arbeiter verwandt. Es war eins der denkwürdigsten Ereignisse für die Gestaltung der wirtschaftlichen Ver- hältnisse in Deutschland und der ganzen Welt, als Kaiser Wilhelm durch

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1. Illustriertes Realienbuch - S. 79

1883 - Berlin : Hofmann
79 Versicherungen schützen immer mehr vor Verlust und Not. Doch eine große Gefahr ist uns in den Sozialdeinokraten herangewachsen! Von kühnen Führern aufgestachelt und geleitet, suchen diese Unzufriedenen die Ordnungen des Staates, der Kirche und der Gesellschaft zu untergraben, die Güter gleich zu verteilen, die Rangunterschiede aufzuheoen, den Glauben an Gott und kirchliche Frömmigkeit aus den: Herzen zu reißen und die Regierung des Staates ru ändern. Zwei entartete Söhne unserer Nation, Anhänger jener Partei, oer verkommene Klempnergeselle Hödel und der studierte Doktor Nobiling, legten sogar den 11. Mai und 2. Juni 1878 die freche Hand an das geheiligte Haupt unseres geliebten greisen Kaisers Wilhelm. Gott aber schützte den edlen Monarchen vor den Kugeln des ersten und ließ ihn von den Schrotschüssen des zweiten Meuchelmörders genesen. Das Haupt Hödels ist unter dem Beil des Scharfrichters gefallen, Nobiling an den Wunden von seinen eigenen Schüssen gestorben. Der deutsche Reichstag aber hat jetzt durch scharfe Gesetze die Sozialdemokratie unter die Schere genommen. Auch an den Königen von Italien und Spanien, dem Kaiser von Rußland und dem Präsidenten von Nordamerika wurden Mordversuche gemacht. In Rußland gelang es den Nihilisten, die alles Bestehende zertrümmern möchten, den Kaiser Alexander Ii. durch eine Bombe zu töten. Auch der edle Präsident Garfield von Nordamerika erlag nach langem Leiden der Kugel eines Meuchelmörders. — In Preußen feierte unser greises Kaiserpaar am 11. Juni 1879 die goldene Hochzeit. Am 27. Febr. 1881 vermählte sich Prinz Wilhelm, des Kaisers Enkel, mit der Prinzessin Augusta Viktoria von Schleswig-Holstein. —In unserer bewegten Zeit ist es mehr als je die Pflicht jedes Einzelnen, durch Hingabe an König und Vaterland, Gehorsam gegen die Gesetze, Fleiß und fromme Sitte den Bestand und die Ehre des deutschen Reiches sichern zu helfen. Gott schütze und segne unser Vaterland! Gedenktage. Januar: 1. Nheinübergang 1814. — 2. Thronbesteigung Wilhelms I. 1861. — 18. Krönung des ersten preußischen Königs 1701. — Wilhelm I. deutscher Kaiser 1871. — Sieg bei Belfort 1871. — 24. Geburtstag Friedrichs des Großen 1712. — 28. Kapitulation von Paris 1871. Februar: 15. Hubertsburger Friede 1763. März: 17. Aufruf 1813. — 22. Geburtstag Wilhelms I. 1797. — 31. Einzug in Paris 1814. April: 18. Düppel 1864. — Reichstag zu Worms 1521. Mai: 6. Schlacht bei Prag 1757. — 10. Zerstörung Magdeburgs 1631. Juni: 18. Schlacht bei Fehrbellin 1675. — Kolliu 1757. — Belle-Alliance 1815. Juli: 3. Schlacht bei Königgrätz 1866.— 15. Eroberung Jerusalems 1099. — 19. Tod der Königin Luise 1810. August: 4. Schlacht bei Weißenburg, 6. Wörth und Spichern, 14. Courcelles, 16. Mars la Tour, 18. Gravelotte 1870. — 23. Großbeeren, 26. Katzbach, 30. Kulm 1813. — 10. Zerstörung Jerusalems 70. — 28. Goethes Geburtstag 1749. September: 2. Schlacht bei Sedan 1870. — 6. Denuewitz 1813. — 28. Ein- r »ahme Straßburgs 1870. Oktober: 12. Entdeckung Amerikas 1492. — 14. Hochkirch 1758.— Jena 1806. 18. Schlacht bei Leipzig 1813. — Geburtstag des deutschen Kronprinzen 1831. — 27. Übergabe von Metz 1870. November: 5. Schlacht bei Roßbach 1757. —16. Lützen 1632. — 10. Geburts- tag Schillers 1759. Dezember: 2. Schlacht bei Austerlitz 1805. — 5. Lenthen 1757;

2. Preußisch-deutsche Geschichte vom Jahrhundert Friedrichs des Großen bis zur Gegenwart - S. 456

1907 - Leipzig : Brandstetter
456 von Heer und Bürgertum, sagten sie sich los. Sie betrachteten die Arbeit- geber nur als ihre Ausbeuter und Feinde, zeigten sich ihnen gegenüber oft widerspenstig, stellten in Massen die Arbeit ein, um höhere Löhne zu er- zwingen und erhoben immer größere Ansprüche. So war dem jungen Deutschen Reiche im Innern ein gefährlicher Feind erstanden, der seitdem mit jedem Jahre der Zahl seiner Anhänger nach gewachsen ist: die Sozialdemokratie. bb) Die Mordversuche auf Kaiser Wilhelm. Die fortgesetzten Verhetzungen gegen die bestehende Staatsordnung blieben leider nicht ohne böse Folgen. Trotz der Liebe des größten Teiles des Volkes zu Kaiser Wilhelm geriet dieser durch zwei ruchlose Mordversuche, die auf ihn von Anhängern der sozialdemokratischen Partei unternommen wurden, in die größte Lebens- gefahr. Als er an einem Mainachmittag des Jahres 1878 mit seiner Tochter, der Großherzogin Luise von Baden, „Unter den Linden" in Berlin spazieren fuhr, feuerte ein verkommener Klempnergeselle (Hödel) zwei Revolverkugeln nach ihm ab, ohne zum Glück zu treffen. Drei Wochen später, in den ersten Junitagen, wurde ein zweiter Mordanfall, ebenfalls bei einer Spazierfahrt „Unter den Linden", versucht, indem ein verblendeter Gelehrter (vr. Nobiling) fast an derselben Stelle eine doppelte Ladung Schrotkörner aus den vorbei- fahrenden Kaiser abschoß. Diesmal wurde leider der greise, 81jährige Monarch durch 30 Schrotkörner an Gesicht, Schultern und Annen verwundet, zum Glück jedoch nicht lebensgefährlich, da sein Helm und dichter Mantel ihn ge- schützt hatten. Doch sank er aus ein monatelanges, schmerzliches Kranken- lager, währenddessen sein Sohn, der Kronprinz Friedrich Wilhelm, als Stell- vertreter die Regierung führte. Ein Schrei der Entrüstung ging durch das königstreue deutsche Volk, das tagelang um das Leben seines Heldenkaisers zitterte, bis es der Kunst der Ärzte gelang, es zu retten. Der erste Mörder büßte seine unselige Tat mit dem Leben, der zweite machte einen Selbst- mordversuch, an dessen Folgen er im Gefängnisse starb. ee) Die Kaiserliche Botschaft an den Reichstag. Nach diesen Mordversuchen brach sich mehr und mehr die Überzeugung Bahn, daß man den umstürzlerischen Bestrebungen der Sozialdemokratie auf gesetzlichem Wege Einhalt tun müsse. Fürst Bismarck legte dem Reichstage ein „Gesetz gegen die gemeingefährlichen Bestrebungen der Sozialdemokratie" vor, und dieser genehmigte es im Oktober 1878. Durch dieses Sozialistengesetz, wie es kurz genannt wurde, wurde die sozialistische Partei schwer unterdrückt; denn ihre Vereine wurden aufgelöst, ihre Zeitungen (Presse) verboten, ihre ganze äußere Organisation zerstört, ihre gefährlichsten Führer aus ihrem bisherigen Wir- kungskreise ausgewiesen. Im geheimen freilich befestigte die Partei ihre Ein- richtungen nur noch mehr und nahm immer weiter zu, so daß das Sozialisten- gesetz 1890 wieder aufgehoben worden ist.

3. Praktisches Lehrbuch des erziehenden Geschichtsunterrichts - S. 211

1899 - Wiesbaden : Behrend
— 211 — deutschen Reiche war im Innern ein gefährlicher Feind erwachsen. Die Verworfensten scheuten nicht davor zurück. Hand zu legen an die geheiligte Person unseres Herrschers; im Jahre 1878 erfolgten rwei Mordversuche auf Kaiser Wilhelm. Am 11. Mai 1878 feuerte der verkommene Klempnergeselle Höbet unter den Linden zu Berliu zwei glücklicherweise fehlgehende Äevolverkugeln auf ihn ab. Am 2. Juni verwundete Nobiling, ein heruntergekommener Student der Landwirtschaft, den Kaiser fast an derselben Stelle durch Schrotschüsse aus einem Gewehre; aus 30 Wunden blutend, sank der edle Greis zusammen und trug mit Ergebung ein langes, schmerzensvolles Krankenlager, das ihm die frevelnde Hand eines seiner Unterthanen bereitet hatte. Ein Schrei der Entrüstung giug durch gauz Deutschland. Der Mordgeselle Hödel büßte seine unselige That mit dem Leben; Nobiling entzog sich der irdischen Gerechtigkeit, indem er bald nach dem Attentat Selbstmord verübte. Der Reichstag genehmigte ein Gesetz, das Sozialistengesetz, um den Ausschreitungen dieser Menschen mit größter Strenge entgegenzutretend) Aber das Gesetz allein konnte nicht helfen. Es galt, die Mißstände zu beseitigen, welche die Arbeiter aus eigener Kraft nicht hinwegzuräumen vermochten. Manche Klagen der Arbeiter (besonders der Arbeiterinnen) waren berechtigt. Der Lohn entsprach häufig nicht der Arbeit; es gab große Fabriken, welche die Kraft ihrer Arbeiter ausnutzten, um für sich höheren Gewinn zu erzielen. In gesundheitsschädlichen Räumen mußte der Arbeiter oft sein tägliches Brot verdienen. Bei schmalem Lohne konnte er für die Zukunft nicht sorgen; traf ihn Krankheit, ein Unfall, oder kamen die Tage des Alters, so standen Sorge und Not vor feiner Thür?) Allerdings vergaß der 4. Stand bei seinen Klagen gewöhnlich den sehr wichtigen Punkt, daß seine Lage sich in den letzten 50 Jahren außerordentlich gebessert hatte. Verglich man, wie die Handarbeiter heute aßen, tranken, wohnten, sich kleideten und vergnügten mit der Lebenshaltung ihrer Vorgänger von 1850 oder sogar 1800, so sprang der Unterschied deutlich genug in die Augen. Allgemeine Fürsorge. Kaiser Wilhelm nahm sich nun der Annen und Bedrängten seines Volkes kräftig an. Dem Reichstage rief er zu; „Wir haben es jederzeit als eine der ersten von Uns übernommenen Pflichten ersannt, der Lage der arbeitenden Klassen im ganzen Reiche Fürsorge und Pflege zuzuwenden." Und an einer anderen Stelle: „Unsere kaiserlichen Pflichten gebieten Uns, kein in Unserer Macht stehendes Mittel zu versäumen, um die Besserung der Lage der Ar- !) Am 19. Oktober 1878 erließ der Reichstag das Sozialistengesetz, durch welches die Vereine der Sozialisten aufgelöst, ihre Presse verboten und ihre ganze äußere Organisation zerstört wurde. Am 1. Oktober 1890 ist dasselbe wieder aufgehoben worden; mit den Waffen des Geistes muß der Kampf gegen die Umsturzpartei jetzt ausgefochten werden. 2)_ Schon in der Botschaft, womit Kaiser Wilhelm am 17. November 1881 den Reichstag eröffnete, verkündete er dem Volke die Pläne, durch welche er die Lage der großen Masse des Volkes zu verbessern gedachte. 14*

4. Schicksale unseres Volkes, zusammenfassende Darstellung der staatlichen Zustände unseres Volkes - S. 152

1904 - Cöthen : Schulze
— 152 — demokratie „Das Kapital"). In Deutschland selbst verbreiteten besonders Liebknecht und Bebel die Bestrebungen dieser Kommunisten. Beiden Agitatoren gelang die Stiftung einer „sozialdemokratischen Arbeiterpartei" (1869); in dieser gingen die Anhänger Lassalles aus. Die patriotische Begeisterung der Zeit des französisch-deutschen Krieges führte zu einer Verminderung der Sozialdemokratie, doch die „Schwindeljahre" (nach 1870) ließen die Zahl derselben wieder mächtig anwachsen. Die unsern ehrwürdigen Kaiser Wilhelm I. bedrohenden Mordversuche zweier durch sozialdemokratische Hetzereien verblendeten Attentäter (Hödel und Nobiling 1878) gaben den Anlaß zu dem „Gesetz gegen die gemeingefährlichen Bestrebungen der Sozialdemokratie" (21. Oktober 1878). Die in diesem Gesetz angeordneten Zwangsmaßregeln konnten das Wachstum der Sozialdemokratie nicht aufhalten. So wurde denn dasselbe 1890 wieder aufgehoben. Die Staatsgewalt wurde sich immer mehr ihrer sozialen Aufgabe bewußt (Kaiserliche Botschaft von 1881). Es begann die Arbeiterschutzgesetzgebung: die Arbeiter-Krankenversicherung (1883, geändert 1892), die Unfallversicherung (1884), die Jnvaliditäts-und Altersversicherung (1889), das Arbeiterschutzgesetz (Einschränkung der Sonntagsarbeit, der Frauen- und Kinderarbeit re.) von 1891. Die heutige, nach der letzten Reichstagswahl (1903) 81 Stimmen im Reichstage zählende Sozialdemokratie, steht in ihrer Mehrzahl der staatlichen sozialen Gesetzgebung feindlich gegenüber. Die verständigere Gruppe der „Revisionisten" ist auf dem letzten Parteitage in Dresden (1903) unterlegen. — Begeben- Von Frankreich drohenden neuen Kriegsgefahren wußte Bismarck heilen ftit durch den Dreikaiserbund zwischen Rußland, Österreich und dem Deutschen Reiche (1872) zu begegnen. Als infolge des russischtürkischen Krieges (1877—78) dieser Bund auseinanderging, trat an seine Stelle ein Bündnis zwischen Deutschland und Österreich (1879), das im Jahre 1883 durch den Beitritt Italiens zu dem noch heute bestehenden Dreibunde sich erweiterte. Daneben pflegte Bismarck die Beziehungen auch zu Rußland. Doch bildete sich Anfang der neunziger Jahre der Zweibund zwischen Rußland und Frankreich. Seit 1884 verfolgte die Reichsregierung auch eine dem deutschen Handel und der deutschen Industrie zugute kommende Kolonialpolitik. — Bis zum Jahre 1888 blieb unser Kaiser Wilhelm I. seinem Volke durch Gottes Gnade noch erhalten; am

5. Die Neuzeit - S. 317

1893 - Leipzig : Reisland
Ill 41. Kap. Deiitschland im Zeitalter Kaiser Wilhelms I. 317 Nebenmenschen. Die wissenschaftlichen Vorkämpfer der Sozialdemokratie waren Marx und Engels, ihre Leiter Bebel und Liebknecht. Die sozialdemokratische Bewegung schwoll von Jahr zu Jahr mächtiger an und bedrohte bald die ganze Eigentums- und Gesellschaftsordnung der Gegenwart mit gewaltsamem Umsturz. Aus der allseitigen Aufwühlung des Volks durch die Sozialdemokratie gingen im Mai und Juni 1878 zwei Mordversuche (von Hödel und Nobiling) suche gegen gegen Kaiser Wilhelm hervor, worauf als Gegenschlag des 1878. Staates und der bedrohten Gesellschaftsordnung der Erlafs des Gesetzes „gegen die gemeingefährlichen Bestrebungen der Sozialdemokratie“ vom 21. Oktober 1878 folgte, auf Grund dessen die sozialdemokratischen Vereine und Zeitungen unterdrückt wurden. Zu dieser abwehrenden Gesetzgebung trat aber auch eine positive, auf Besserung des Notstandes der Arbeiter gerichtete. Kaiser Wilhelm I. ward durch Bismarck von der Notwendigkeit einer staatlichen Arbeiterfürsorge überzeugt und gab in der berühmten Bot- Kba^®cr^te Schaft an den (erstmals eine oppositionelle Mehrheit auf- i7.Nov.i88i. weisenden) Reichstag vom 17. November 1881 seinem Wunsche Ausdruck, bei seinem Hinscheiden „den Hilfsbedürftigen gröfsere Sicherheit und Ergiebigkeit des Beistandes zu hinterlassen“. Durch Gesetze über die Bildung Agrebs®ittzeer_ von Kassen für Unterstützung kranker (1883) oder bei Un- seit 1883-fällen beschädigter (1884) Arbeiter geschah ein erfreulicher Schritt auf dem Boden der „Sozialreform“, des „praktischen Christentums“. Gegen diesen „Staatssozialismus“ kämpfte sowohl die Sozialdemokratie, der er weit nicht genug that, als die 1884 aus der Fortschrittspartei und einem Teil früherer Nationalliberaler gebildete „deutschfreisinnige Deutsch- , . . . freisinnige. Partei“, der der Staat umgekehrt in dem Eingreifen ms wirtschaftliche Leben viel zu weit ging. e. Deutschlands Weltstelluug. Kolonieeu. Dreibund. Zum Zwecke der Erschliefsung neuer Absatzgebiete für den deutschen Handel und Gewerbfleiß wurden seit April 1884 deutsche Kolonieen gegründet. In Afrika wurden er- Deutsche Kolonieen worben im Westen Kamerun, Angra Pequena und Deutsch- seit 1884. Südwestafrika, im Osten ein grofses Gebiet von der san-sibarischen Küste bis zu den großen Binnenseen und dem

6. Geschichte der Neuzeit - S. 274

1895 - Hannover : Manz & Lange
274 Die Zeit Kaiser Wilhelms I. und Ausblicke auf die jüngste Zeit. tümliche Behandlung und Verbreitung in Deutschland unternahm Ferdinand Lass alle1), der als Begründer der deutschen sozialdemokratischen Partei gelten kann. Nachdem seit Beginn der siebziger Jahre die Zahl der Anhänger der Sozialdemokratie in Deutschland in beständigemwachstum begriffen war, wie die Reichstagswahlen erwiesen2), gaben 1878 zwei ruchlose Mordversuche gegen den greisen Kaiser Wilhelm3), die man als eine Frucht der sozialdemokratischen Verhetzung ansah, den Anstoss zu ernsteren Massregeln gegen das Umsichgreifen der Bewegung. Durch das „Gesetz gegen die gemeingefährlichen Bestrebungen der Sozialdemokratie“ vom Oktober 1878 suchte man einen Damm gegen sie zu errichten. Gleichzeitig aber suchte die Reichsregierung auch auf dem Wege der sozialen Gesetzgebung durch Bestimmungen zum Wohl der arbeitenden Klassen berechtigte Forderungen zu erfüllen und die Quelle der Unzufriedenheit zu verstopfen. So kam 1883 das Gesetz behufs Krankenversicherung der Arbeiter4), 1884 das (spätererweiterte) Unfallversicherungsgesetz5) zustande. Am 9. März 1888, kurz vor Vollendung des einundneunzigsten Lebensjahres, starb Kaiser Wilhelm L, der Begründer des deutschen Reiches. Wenige Monate nachher, am 15. Juni 1888, folgte ihm im Tode sein Sohn, Kaiser Friedrich, der nach langem Leiden einer tückischen Kehlkopfkrankheit erlag. Nun ergriff mit jugendlich kräftiger Hand dessen ältester Sohn, Kaiser Wilhelm Ii., die Zügel der Regierung. Entschlossen, im wesentlichen nach aussen wie im Innern das Werk seines Grossvaters fortzusetzen, förderte er die kolonialen Bestrebungen und die soziale Gesetzgebung. 1889 wurde das Gesetz über Alters- und Invaliditätsversicherung im Reichstag zur Annahme gebracht, während man das Sozialistengesetz 1890 nicht mehr erneuerte. Im März 1890 schied Fürst Bismarck aus seinem Amt als Reichskanzler, das er mit vielem Erfolg seit der Entstehung des Reiches bekleidet hatte6). Ein Jahr später !) Fiel 1864 im Duell. 2) 1893 gab über ein Fünftel aller Wähler sozialdemokratische Stimmzettel ab. 3) Des Tischlergesellen Hödel im Mai, ohne Erfolg, des Dr. Nobiling im Juni, der den Kaiser nicht unerheblich verwundete. 4) Unterstützung auf höchstens 13 Wochen nach Beginn der Arbeitsunfähigkeit. . . 5) Unterstützung vom Beginn der 11. Woche der Arbeitsunfähigkeit und Fürsorge für die Hinterbliebenen der Arbeiter. 6) Nachfolger 1890 bi^ 1894 Graf Caprivi, seit 1894 Fürst Hohenlohe. ß-isl 'Tvfrsr'fa /(f 9 o ‘

7. Geschichtsbilder aus der allgemeinen und vaterländischen Geschichte - S. 232

1883 - Berlin : Hofmann
232 alle Völker der Erde umspannt und die grten Erleichterungen fr den Verkehr gewhrt. Auch das Erwerbsleben ist in einem erfreulichen Flusse. Der Land bau wird mit Flei, berlegung und Sorgfalt betrieben und erzielt durch die Flurseparationen, landwirtschaftliche Schulen, Vereine, Ausstellungen, Maschinen n. a. immer gnstigere Erfolge. Handel und Industrie werden durch Maschinen und Fabriken aller Art und ein immer dichter werdendes Netz von Posten, Telegraphen, Eisenbahnen und Kanlen gefrdert. Hchst erfreulich ist die wachsende Ausdehnung der Versicherungsgesellschaften. Man kann sich durch sie gegen Schaden vor Feuersgefahr, Hagelschlag und Vieh-sterben sichern, ja durch die Versicherung des eigenen Lebens seinen hinterbleibenden Angehrigen eine sorgenfreie Lage verschaffen. An eine gefhrliche Klippe war das Erwerbsleben 1872 nach dem glorreichen Kriege mit Frankreich geraten. Die franzsischen Milliarden schienen die Kpfe und die Gewissen verrckt zu haben. Jeder wollte reich werden ohne Mhe und ein Leben des behaglichen Genusses führen. Wie Pilze entstanden berall Fabriken und zweifelhafte Aktienunternehmungen. Waren, in den meisten Fllen billig und schlecht", wurden in sol-chem bermae erzeugt, da zuletzt an keinen Absatz zu denken war. Da kam der groe Krach", in dem die zusammenbrechenden Schwindel-geschfte auch manches Lebensglck begruben. Dem unnatrlichen Auf-schwunge folgte ein entsprechender Rckgang und Stillstand, den hohen Lhnen der Arbeiter eine Lohnherabsetzung oder Entlassung. Aus den unzufrieden^ Arbeitern, die in der S ch w i n d e l p e r i o d e" ihre Arbeitgeber durch Streiken, d. h. Arbeitseinstellung, zu Lohnerhhungen gezwungen hatten, verstrkte sich unter der Leitung khner Fhrer die Partei der Sozialdemokraten, welche die Herrschaft des Kapitals bekmpfen und eine gerechtere Verteilung des Arbeitsertrages forder,t. Sie rtteln an allen Grundlagen unserer gesellschaftlichen und staat-lichen, besonders auch kirchlichen Einrichtungen, dem Besitzstande und den Standesunterschieden. Durch ihre groe Zahl und die materia-listische Richtung ihrer Bestrebungen sind sie eine groe Gefahr fr die heutige Gesellschaft. Zwei Anhnger jener Partei, entartete Shne nn-serer Nation, der verkommene Klempnergeselle Hdel und der studierte Doktor Nobiling, legten sogar den 11. Mai und 2. Juni 1878 die freche Hand an das geheiligte Haupt unseres geliebten greisen Kaisers Wilhelm. Gott aber schtzte den edlen Monarchen vor den Kugeln des ersten und lie ihn von den Schrotschssen des zweiten Meuchelmrders getiejen. Das Haupt Hdels ist unter dem Beil des Scharfrichters ge-fallen, Nobiling an den Wunden von seinen eigenen Schssen gestorben. Auch auf die Könige von Italien und Spanien wie auf den Kaiser von Rußland wurden von Umsturzmnnern Attentate verbt. In Rußland bilden die Umstrzler die mchtige und thtige Partei

8. Schumann-Heinzes Leitfaden der preußischen Geschichte - S. 190

1895 - Hannover : Carl Meyer (Gustav Prior)
— 190 — unnatürlichen Aufschwung folgte nun ein entsprechender Rückgang und Stillstand, Handel und Gewerbe stockten, manches Lebensglück wurde zerstört. Die größte Unzufriedenheit herrschte in den Reihen der Arbeiter. In der „Schwindelperiode" hatten sie ihre Arbeitgeber durch Arbeitseinstellung (Streiken) zu Lohnerhöhungen gezwungen, jetzt, wo sie sich notdürftig durchschlagen mußten oder ganz brotlos waren, verstärkten sie die Partei der Sozialdemokraten, die, auf den Lehren des Juden Ferdinand Lass alle und Karl Marx fußend, die Herrschaft des Kapitals bekämpfen und eine gerechtere Verteilung des Arbeitsertrages fordern. Nach Marx sollen alle Arbeitsmittel (Grundeigentum, Maschinen n. s. w.) dem Staate, das ist der Gesamtheit der Bewohner, gehören; die Produktion soll vom Staat geregelt werden, jeder Arbeiter gleichen Anteil an den erzeugten Gütern und Werten empfangen, allen gleiche Erziehung zuteil werden. Dazu ist nötig, daß der bestehende Staat in die Gewalt der Volksmehrheit, das ist des vierten Standes, kommt, um von ihr gründlich umgestaltet zu werden. Es konnte nicht ausbleiben, daß unter den Anhängern dieser für Staat und Gesellschaft gleich gefährlichen Lehre bald eine schreckliche Weltanschauung Platz griff: in allem, was den Staat schützte, in der Monarchie, Religion und Vaterlandsliebe sah sie ihre Feinde. Die Freizügigkeit und die Vereinsfreiheit sowie das allgemeine und gleiche Stimmrecht wurde von der Sozialdemokratie aufs nachdrücklichste ausgenutzt, ihre Macht zu verstärken. Wo es ihr gelang, sich einzunisten, da machten sich die Wirkungen bald in erschreckender Weise geltend. Die Ehrfurcht vor jeder Autorität in Staat, Kirche und Gesellschaft wich, Ausschreitungen und Roheit nahmen überhand. Im Reichstage verkündete der Leipziger Drechsler Bebel offen das Feldgeschrei des ganzen europäischen Proletariats: „Krieg den Palästen überall." Die Ärgsten der Partei nannten sich nicht mehr Sozialisten, sondern Anarchisten, und zwei freche Buben, der verkommene Klempnergeselle Hödel und ein Dr. Nobiling, der es zu keiner festen Lebensstellung gebracht hatte, legten sogar, der erstere den 11. Mai, der zweite den 2.-Juni 1878, die freche Hand an das geheiligte Haupt unseres geliebten greisen Kaisers Wilhelm. Gott aber schützte in seiner Gnade den edlen Monarchen vor der Revolverkugel des ersten und ließ ihn von den Schrotschüssen des zweiten Meuchelmörders genesen. Die allgemeine Empörung des getreuen Volkes forderte aber strenge Maßregeln gegen die Brutstätte solcher Verbrechen. Noch im Jahre 1878 genehmigte der Reichstag das „Sozialistengesetz", welches „gemeingefährliche Bestrebungen" hindern sollte, und gab so der Regierung die Mittel, mit der ganzen Strenge des Gesetzes gegen die Ausschreitungen der Partei vorzugehen. Aber Kaiser Wilhelm, der sein ganzes deutsches Volk, hoch wie niedrig, mit gleicher Liebe auf feinem Herzen trug, war durch die Greuelthaten, die Irregeleitete gegen ihn selbst versucht hatten, nicht verbittert; vielmehr fühlte er nach jenen erschreckenden Verirrungen den ganzen Ernst und die volle Verantwortung, die der Staat in seiner Fürsorge für die Hülfsbedürftigen trägt; er wollte,

9. Geschichts-Leitfaden für Bürger- und Mittelschulen - S. 277

1892 - Gera : Hofmann
277 Maigesetzen" von 1873, welche die Machtflle der Kirche beschrnkten, und erklrten, sie mten Gott, d. h. seinem unfehlbaren Stellvertreter in Rom, mehr gehorchen als den Menschen, d. h. den nationalen Ge-setzgebern. Die Staatsgewalt hingegen drang mit allen gesetzlichen Mitteln auf eine Unterwerfung aller Unterthanen unter die Gesetze des Staates. Wieder schallte die alte Kampflosung durch das deutsche Land: Hie Kaiser! Hie Papst!" Wieder entzweite die alte Streitfrage die Gemter: Kirchen- oder Staatsgewalt, Rom oder Deutschland? Nach Canossa gehn wir nicht!" rief die nationale Partei mit dem Fürsten Bismarck. In Rom unser geistliches Haupt, in Rom unser Herz!" sagte die priesterliche oder ultramontane Partei. Unter den Nachfolgern des Ministers Falk gab die preuische Regierung in mehreren wichtigen Forderungen der Kirchengewalt nach. Dies bewog den einsichtsvollen Papst Leo Xiii., auch seinerseits die Friedenshand zu bieten und dem Staate einige Zugestndnisse zu machen. Seit 1887 kann der traurige Kulturkampf" als beendet angesehen werden. An eine gefhrliche Klippe geriet das Erwerbsleben 1872. Die franzsischen Milliarden schienen die Kpfe und die Gewissen verrckt zu haben. Jeder wollte reich werden ohne Mhe und ein Leben des be-haglichen Genusses führen. Wie Pilze entstanden berall Fabriken und zweifelhafte Aktienunternehmungen. Es wurden Waren, in den meisten Fllen billig und schlecht", in solchem bermae erzeugt, da zuletzt an keinen Absatz zu denken war. Da kam der groe Krach", in dem die zu-sammenbrechenden Schwindelgeschfte auch manches Lebensglck begruben. Dem unnatrlichen Aufschwnge folgte ein entsprechender Rckgang und Stillstand, den hohen Lhnen der Arbeiter eine Lohnherabsetzung oder Entlassung. Aus den unzufriedenen Arbeitern, die in der Schwindel-Periode" ihre Arbeitgeber durch Streiken, d. h. Arbeitseinstellung, zu Lohnerhhungen gezwungen hatten, verstrkte sich unter der Leitung khner Fhrer die Partei der Sozialdemokraten. Diese bekmpfen die Herr-schast des Kapitals und fordern eine gerechtere Verteilung des Arbeits-ertrags. Sie rtteln an allen Grundlagen unserer gesellschaftlichen, staat-lichen und kirchlichen Einrichtungen, dem Besitzstande und den Standes-unterschieden. Da ohne gewaltsamen Umsturz sich ihre Bestrebungen schwerlich verwirklichen lassen, so sind sie eine groe Gefahr fr Staat und Gesellschaft. Zwei Anhnger jener Partei, der Klempner Hdel und Dr. Nobiling, suchten im Frhling 1878 dur<ch Schsse den geliebten, greisen Kaiser sogar zu tten. Ja, eine Umsturzbande wollte ihn und andere Fürsten bei der Einweihung des National-Denkmals auf dem Nieder-walde in die Luft sprengen. Gott aber schtzte den edlen Monarchen, lie ihn von den Schrotschssen Nobilings genesen und die Missethter ihre verdiente Strafe finden. Auch auf die Könige von Italien und Spanien wie auf den Kaiser von Rußland wurden von Umsturzmnnern Mordversuche unter-nommen. In Rußland entstand die mchtige und thtige Partei der Nihi-listen". Sie glauben nichts, hoffen nichts und wollen alle bestehenden Ein-

10. Biographien und Monographien - S. 171

1891 - Merseburg a/S. : P. Steffenhagen
— 171 — Am sich greifen zu sehen. Durch die rasche Zunahme der Fabriken, welche ihre Erzeugnisse mit Hilfe von Maschinen weil billiger herzustellen vermochten als die einfachen Handwerker, war das Kleingewerbe eben so rasch zurückgedrängt, die Zahl der Lohnarbeiter aber beträchtlich erhöht worden. Nun stand leider der Verdienst der letzteren in fast gar keinem Verhältnis zu den oft bedeutenden Gewinnen der Fabrikherren, und während sich diese mit einem unerhörten Luxus umgaben, erhielten die von ihnen beschäftigten Leute kaum so viel, um von der Hand in den Mund zu leben, ohne für eine einigermaßen gesicherte Zukunft sorgen zu können. So kam es, daß dieselben immer eifriger den Hetzreden der Sozialdemokraten lauschten, die den Umsturz aller gesellschaftlichen Ordnung predigten, die Erwerbsmittel des Landes für die Gesamtheit der Bewohner in Anspruch nahmen und offen auf den Ausbruch einer Revolution hinwirkten. Die neue Lehre breitete sich von Jahr zu Jahr weiter aus, und unter ihrem verderblichen Einfluß begann die Ehrfurcht vor staatlichen und kirchlichen Einrichtungen vielfach zu schwinden, die Freiheit im Denken und Reden zur Frechheit auszuarten und Roheit und Zuchtlosigkeit an die Stelle von Anstand und Sitte zu treteu. Die Regierung blickte längst schon mit ernster Besorgnis auf das gefährliche Treiben, als am 11. Mai und am 2. Juni 1878 zwei Sozialdemokraten , Hödel und Nobiling, fluchwürdige Attentate auf das Leben des Kaisers unternahmen, von denen das zweite eine erhebliche Verwundung des greisen Herrn zur Folge hatte. Da verzichtete man auf die bisher geübte Milde und Schonung und erließ strenge Verordnungen gegen die Bestrebungen der staats- und gesellschaftsfeindlichen Partei, indem man die Vereine und Versammlungen sowie die Druckschriften derselben verbot und ihre Hetzer und Wühler mit Ausweisung bedrohte. Kaiser Wilhelm wollte aber nicht nur strafen und wehren, sondern auch der thatsächlich vorhandenen Not der Arbeiter abhelfen und die Lage der besitzlosen Klasse nach Möglichkeit bessern. Darum schuf er mit Zustimmung des Reichstages, den er durch eine besondere Botschaft dazu aufgefordert, zwei Gesetze, welche nicht ohne die wohlthätigste Wirkung bleiben konnten, nämlich das Kra nk env er sich er'nngs-und das Unfallversicherungs-Gesetz, während ein drittes Gesetz, die Alters- und Jnvalidenversorgung der Arbeiter betreffend, von seiner Regieruug wenigstens vorbereitet wurde. In wunderbarer Rüstigkeit des Leibes und in voller Kraft des Geistes erreichte Kaiser Wilhelm das hohe Alter von nahezu 91 Jahren. Wie selten einen Fürsten hatte des Himmels Gnade ihn gesegnet und ihn nach trüber, sturmbewegter Jugend und stiller Mannesthätigkeit zu Ehre, Ruhm und Glanz gelangen

11. Teil 3 - S. 379

1893 - Leipzig : Brandstetter
— 379 — Anmerkung: Ich schließe mit der Wiederaufrichtung des deutschen Kaiserreiches die Behandlung des darzubietenden Geschichtsstoffes, indem ich mich für die etwa noch zu behandelnden bis zur Gegenwart reichenden Partieen deutscher Geschichte auf Angabe einiger Überschriften beschränke, es jedem Lehrer überlassend, das für seine Verhältnisse Bedürftige sich selber zu wählen. I. Kaiser Wilhelm I. — 1888. A. Die Friedensarbeit im neuen Reiche. 1. Die Verfassung des deutschen Reiches. 2. Weiterer Ausbau des Reichsheeres und der Reichsmarine. 3. Die Kolonialbestrebungen des deutschen Reiches. 4. Sorge für den Schutz und das Wohl des Arbeiterstandes. a) Unfallversicherung. b) Alters- und Jnvaliditätsverficherung. c) Krankenversicherung. 5. Post-, Telegraphen-, Eisenbahnwesen. 6. Deutschlands Stellung im europäischen Völkerrate. a) Der Berliner Kongreß 1878. b) Die afrikanische Konferenz 1884. 7. Des deutschen Reiches Schutz- und Trutzbündnisse (Tripelallianz). B. Aus dem Leben Kaiser Wilhelms. 1. Die Attentate Hödels und Nobilings 1878. 2. Die goldene Hochzeit des Kaiserpaares 1879. 3. Die Einweihung des Nationaldenkmals auf dem Niederwald 1883. 4. Des Kaisers 90. Geburtstag 1887. 5. Des Kaisers Krankheit, Tod und Begräbnis 1888. Ii. Kaiser Friedrich Iii. 1888. A. Seine Jugend. B. Bilder aus seinem Familienleben. C. Sein Anteil an der Wiederaufrichtung des deutfchen Kaiserreiches. D. Seine kurze Regierungszeit, Krankheit und Tod. Iii. Kaiser Wilhelm Ii. 1888 — zur Gegenwart. A. Seine Jugend. B. Bilder aus seinem Familienleben. C. Seine Thaten als Kaiser.

12. Unser Vaterland - S. 753

1900 - Berlin : Bruer
jubiläum (1. Jan. 1877). In schwerer, ernster Zeit hatte ihn sein königlicher Vater zu Königsberg am Neujahrsmorgen 1807 mit Jnterims-uniform, mit Hut und Degen, wie mit dem Bande des schwarzen Adlerordens überrascht. „Welche Wendung durch Gottes Fügung, diese siebzig Jahre seitdem!" Kaum vier Wochen später (9. Febr. 1877) versammelte der Kaiser die Offiziere des I. Garderegiments in seinem Palais, ihnen den blühenden Enkel, Prinz Wilhelm, bei seinem Eintritt in das Heer vorzustellen. Nachdem er in kurzen Zügen die Entwicklung vaterländischer Geschichte entrollt und besonders der Arbeit aller preußischen Regenten für die Armee gedacht, hatte er das herzliche Abschiedswort gesprochen: „Nun gehe und thue Deine Schuldigkeit, wie sie Dich gelehrt werden wird! Gott sei mit Dir!" Wiederum ein Monat, und Fürsten und Völker des deutschen Reiches sammeln sich zum Geburtsfeste ihres achtzigjährigen Kaisers (22. März 1877). „Unser Leben währt siebzig Jahre, und wenn es hoch kommt, so sind es achtzig Jahre, und wenn es köstlich gewesen ist, so ist es Mühe und Arbeit gewesen." Im Sinne des Psalmisten sah Kaiser Wilhelm auf ein köstliches Leben zurück. Das fühlte niemand dankbarer, als der demütig große Kaiser, und doch — wie war es möglich, daß sich gegen ihn eine Mordwaffe erheben konnte? Am 11. Mai 1878 geschah diese Schandthat von einem durch sozialistische Schriften verwirrten und überspannten 21jährigen Klempnergesellen (Hödel). Keinen Augenblick durfte Kaiser Wilhelm trotz dieses Mordversuchs an der Liebe und Verehrung seines Volkes zweifeln; aber wie schwer wurde dieser Glaube des kaiserlichen Herrn erschüttert, als vier Wochen später (2. Juni) ein zweites Attentat sich gegen ihn richtete. Diesmal war der Mörder kein unwissender, unreifer Mensch, sondern ein gebildeter Fanatiker der Sozialdemokratie (Dr. Nobiling), dem sich weder Herz, noch Verstand und Gewissen gegen dieses wahnsinnige Verbrechen auflehnten. Daß Kaiser Wilhelm nicht unter Mörderhand sterben durfte, ist oes deutschen Volkes Freude und Ehre geblieben; doch ein andres wurde wenig besprochen und genannt, das in ärztlichen Kreisen betont wurde. Der Greis Kaiser Wilhelm schien in letzter Zeit der Altersschwäche zu verfallen; wiederholte Ohnmachten ließen es befürchten. Die seelische und körperliche Erregung jener schweren Zeit hatte eine Wandlung Born hak, Unser Vaterland. jo

13. Neuere Geschichte von 1648 - 1888 - S. 191

1903 - Leipzig : Teubner
§ 34. Die innere Entwicklung Deutschlands in den Jahren 1871—1890. 191 Vaterland, Kirche und Christentum verächtlich zu machen. Die Bestrebungen von Schulze-Delitzsch, durch Gründung von Konsum- und Kreditvereinen die Selbsthilfe der Arbeiter ins Leben zu rufen, suchten sie durch Hohn und Spott zu vereiteln. Die Teilnahme der „Genossen" an den Reichstagswahlen und die der sozialistischen Abgeordneten an den Reichstagsverhandlungen dienten ihnen nur zur Aufhetzung. Diese Richtung schloß sich eifrig an die von Marx in London 1862 gegründete „Internationale Arbeiterassoziation" an. Erst als sich die Anhänger Lassalles und die Bebel-Liebknechtsche Richtung 1875 zur großen sozialdemokratischen Partei in Gotha vereinigten, fielen dieser immer größere Teile des Arbeiterstandes zu. Die Siegeszuversicht stieg, die Wildheit des Hasses gegen alle bestehenden Ordnungen wuchs maßlos. Die Menge der Zeitungen, Flugschriften und Bücher, mit denen diese wilde Aufhetzung der unteren Klassen gegen die oberen betrieben wurde, nahm reißend zu. Der aufgesammelte Haß entlud sich in zwei fluchwürdigen Mordversuchen, die auf das ehrwürdigste Haupt Deutschlands, Kaiser Wilhelm I., gemacht wurden: am ±1. Mai 1878 von dem Klempnergesellen Hödel und am 2. Juni 1878 von Dr. Nobiling, der den Kaiser durchs mehrere Schüsse schwer verwundete. Feu" nahm Bismarck den Kampf gegen die Partei, die Deutschland ins Verderben zu stürzen drohte, mit der ganzen Macht des Staates auf. Durch eine Reihe strenger Gesetze suchte er die Sozialdemokratie zu unterdrücken (1878 — 1890). Alle sozialdemokratischen Vereine wurden verboten, alle Zeitschriften dieser Partei unterdrückt, alle Versammlungen untersagt und jede Aufwiegelung mit Strafe bedroht. Die Gesetze wurden sofort mit Strenge durchgeführt, über Berlin, Hamburg, Leipzig und Frankfurt a. M. der kleine Belagerungszustand verhängt, die Parteiführer wurden ausgewiesen. Aber die Partei setzte im geheimen ihre Arbeit fort, und der innere Trotz wuchs. Bei der Enthüllung des Niederwalddenkmals (1883) wurde gegen den Kaiser und die deutschen Fürsten ein furchtbares Attentat versucht. Bismarck ging mit immer schärferen Maßregeln vor, aber das „Sozialistengesetz" wurde vom Reichstage immer nur auf kurze Fristen verlängerk^zul^t 1888; es erlosch am 1. Oktober 1890. Triumphierend erhob die Partei ihr Haupt wieder; doch ihre maßlose Wildheit war gezähmt, ihre Siegeszuversicht gedämpft und die augenblickliche Gefahr beseitigt. Die sozialdemokratischen Abgeordneten hatten sogar eine Regierungsvorlage (die Postdampfersubvention) im Reichstage durchbringen helfen. Vor allem bei den Wahlen hat die Partei ihre letzten Ziele und ihr eigentliches Wesen verhüllt und dadurch die Zahl ihrer Reichstagsabgeordneten 1898 auf 56 erhöht; nach der Zahl der für sie abgegebenen Stimmen ist sie die größte Partei. Selbst unter der Landbevölkerung beginnt sie sich zu verbreiten, jedoch nicht da, wo ein freier Bauernstand besteht. Wenngleich aber die Sozialdemokratie es zunächst aufgegeben hat, mit revolutionärer Gewalt bei erster Gelegenheit den Staat umzustürzen und auf den Leichen aller Widersacher ihre Herrschaft aufzurichten, vielmehr nur schrittweise überall vorzudringen und Bauern und Bürger sür sich zu gewinnen sucht, so ist die Gefahr für das Vaterland doch keineswegs geschwunden. Dies wird erst dann geschehen, wenn der vierte Stand durch die stetige Ver-

14. Geschichtsbilder aus der allgemeinen und vaterländischen Geschichte - S. 429

1911 - Leipzig [u.a.] : Teubner
429 Dadurch rtteln sie an allen Grundlagen der gegenwrtigen gesell-schaftlichen und staatlichen wie auch kirchlichen Einrichtungen, an dem Besitzstande und den Standesunterschieden. Durch ihre stetig zunehmende Zahl und ihre Bestrebungen, die sich im Grunde doch nur durch einen gewaltttigen Umsturz des modernen Staates verwirklichen lassen, sind sie eine groe Gefahr fr den Staat und die Gesellschaft. Zwei durch die sozialistischen Hetzereien und Brandreden verfhrte Menschen, der ver-kommene Klempnergeselle Hdel und der Landwirt Dr. Nobiling, legten sogar, der erftere am 11. Mai, der zweite am 2. Juni 1878, die freche 1878 Hand an das geheiligte Haupt des edlen Monarchen. Gott aber schtzte ihn vor den Kugeln des ersten und lie ihn von den Schrotschssen des zweiten Meuchelmrders genesen. Das Haupt Hdels fiel unter dem Beil des Scharfrichters; Nobiling starb an den Wunden von seinen eigenen Schssen. Ob dieser ruchlosen Schandtaten ergriff jeden Patrioten die tiefste Emprung. Der Reichstag genehmigte das Sozialistengesetz, das die Vereine der Umstrzler nun auflste, ihre Presse unterdrckte und allen Ausschreitungen energisch entgegentrat. Aber das Gesetz allein konnte die klaffenden Schden nicht heilen. Wohl erkannte der edle Kaiser. dessen Herz trotz aller ihm zugefgten Schmach nicht verbittert wurde, da solche Untaten ihren Nhrboden in der allgemeinen Unzufriedenheit der Arbeiter hatten, und da diese Unzufriedenheit aus berechtigten Klagen stammte. In den Fabriken wurden die Arbeiter und ihre Krfte aus-genutzt und ihre Gesundheit geschdigt; den Zufllen des Lebens, Krank-heiten, Unfllen, Sorgen des Alters waren sie und ihre Familie meist schutzlos preisgegeben. Dem sollte nun nach dem Willen des Kaisers durch eme weise Gesetzgebung gesteuert werden. Am 17. November 1881 erlie er die berhmte Botschaft an den Reichstag, mit der er die 1881 Gesetzgebung zum Schutze der Arbeiter einleitete. Fürst Bismarck rief damals den Abgeordneten zu: Geben sie dem Arbeiter, solange er gesund ist, Arbeit, wenn er krank ist, Pflege, wenn er alt ist, Versorgung!" Den Worten folgten die Taten. 1883 entstand das Arbeiter- 1883 Krankenversicherungsgesetz, 1884 das Arbeiter-Unfallver- 1884 sichernngsgesetz, und 1888 begann der Reichstag das Jnvaliditts-und Altersversicherungsgesetz das 1891 in Kraft trat zu 1891 beraten. Nach dem ersten Gesetze mssen alle Arbeiter, Tagelhner usw. mnnlichen wie weiblichen Geschlechts in einer Krankenkasse versichert werden. Sie erhalten im Krankheitsfalle freie rztliche Behandlung, Arzneien, Heilmittel und Krankengelder. Das zweite Gesetz verpflichtet die Arbeitgeber, alle Arbeiter in gefhrlichen Betrieben gegen Unflle zu versichern. Im Falle der Verletzung, der Erwerbsunfhigkeit oder des Todes werden Krankengelder oder Unfallrenten oder Sterbegelder an die Hinterbliebenen gezahlt. Fr die Durchfhrung dieses Gesetzes muten viele Millionen als Zuschu vom Reiche aufgebracht werden. Die Steigerung der Reichseinnahmen lie das zu. Wurden doch auch die wirtschaftlich Schwchsten" (bis zu einem Einkommen von 900 Mark) in Preußen von den direkten Steuern ganz befreit. Inzwischen waren zum Schutze der Arbeiter noch andere wohlttige Maregeln getroffen worden. Staat-

15. Die Weltgeschichte in Biographien und Skizzen - S. 171

1880 - Danzig : Gruihn
Wilbelm I. den jetzigen Kronprinzen Friedrich Wilhelm, welcher am 18. October 1831 geboren und mit Victoria, Prinzessin von Großbritannien und Irland, verheirathet ist, und die Prinzessin Luise, jetzt die Gemahlin des-Großherzogs Friedrich von Baden. Die Regentschaft. Die prinzliche Familie lebte still und einfach am Rheine, übte Mildthätigkeit »an den Armen und half, wo Noth und Elend herrschte. Als im October 1857 König Friedrich Wilhelm Iv. sehr krank wurde, übernahm der Prinz die Stellvertretung, damit die Regierung des Landes nicht leide. Die Krankheit des Königs zeigte sich später unheilbar, und der Prinz führte die Regentschaft unter dem Titel: „Prinz-Regent von Preußen". Das geschah im October 1858. Bald sah man, rote aut es der neue Regent mit dem Lande meinte. Er traf Anordnungen, daß die Wehrkraft des Landes vermehrt, daß Handel und Geroerbe befördert wurde. Außerdem forderte er die Abgeordneten auf, ihm in der Sorge für das Landesroohl nach der Verfassung treu beizustehen. Wilhelm I., König von Preußen. Am 2. Januar 1861 starb König. Friedrich Wilhelm Iv. von Preußen, und der Prinz-Regent bestieg den königlichen Thron unter dem Namen „Wilhelm I“, roeil er der erste König von Preußen ist, der Wilhelm heißt. Die Einrichtungen im Lande ließ der neue Herrscher fast so bestehen, rote sein hochseliger Vater und sein Bruder sie angeordnet hatten. Das, was besser sein konnte, änderte er um. — Am 18. October 1861 fand die feierliche Krönung zu Königsberg statt. Ant 18. Januar 1871 wurde er Kaiser von Deutschland, wovon wir noch weiter hören werden. Ein Mordanfall ans König Wilhelm. Entsetzen und Entrüstung ging durch unser ganzes Vaterland, als man hörte, daß ein junger, verruchter-Mensch, Namens Becker, nach dem Könige, welcher in Baden - Baden das Bad gebrauchte, mit einer Pistole geschossen habe. Die Kugel hatte dem Könige die Halsbinde zerrissen und oben den Hals gestreift. Der Mörder wurde gleich ergriffen, und die Gerichte haben ihn zu lebenslänglicher Zuchthausstrafe verurtheilt. Zwei Mordanfälle auf Kaiser Wilhelm. Im Mai des Jahres 1878-feuerte ein schändlicher Mensch, Namens Hödel, meuchlings mehrere Schüsse, die jedoch ihr Ziel verfehlten, auf den geliebten Kaiser ab, als dieser gerade in Berlin eine Spazierfahrt machte. Der Frevler wurde ergriffen^und mußte später diese fluchwürdige That mit seinem Leben büßen. Ant 2. Juni desselben Jahres aber schoß in Berlin abermals ein verbrecherischer Mann,. Namens Nobiling, auf das theure Haupt des Kaisers. Der Ruchlose verwundete den Monarchen zwar erheblich, doch Gottes gnädige Hand schützte ihn, so daß er trotz der zahlreichen Wunden am Leben blieb. Der hohe Heldengreis fand bei allen Edelgesinnten des Reiches die herzlichste Theilnahme, und es ging ein Schrei der Entrüstung durch's ganze Land; dabei herrschte aber auch Freude und Dank gegen Gott über die Errettung aus-unmittelbarer Todesgefahr. Es dauerte lange, ehe die Wunden einigermaßen verheilten. Während dieser Leidenszeit übernahm der Kronprinz Friedrich Wilhelm die Regierung. Der Attentäter Nobiling aber, welcher sich gleich nach der That selbst ju erschießen versuchte, starb im Gefängniß^ ohne daß es gelang, seine etwatgen Mitverschworenen von ihm zu erfahren. Die goldene Hochzeit. Am 11. Juni 1879 feierte Kaiser Wilhelm mit seiner Gemahlin Augusta die goldene Hochzeit; denn an diesem Tage waren 50 Jahre seit der Vermählung des hohen Paares verflossen. Alle wohlgesinnten Deutschen nahmen herzlichen Antheil an diesem kaiserlichen Familienfeste und auch besonders in den Kirchen und Schulen wurde dieser

16. Die neue und neueste Zeit von 1648 bis jetzt - S. 261

1898 - Hannover [u.a.] : Carl Meyer (Gustav Prior)
listen, sondern Anarchisten, und zwei freche Buben, der verkommene Klempnergeselle Hdel und ein Dr. Nobiling, der es zu keiner festen Lebensstellung gebracht hatte, legten sogar, der erstere den 11. Mai, der zweite den 2. Juni 1878, die freche Hand an das geheiligte Haupt unseres geliebten greisen Kaisers Wilhelm. Gott aber schtzte in seiner Gnade den edlen Monarchen vor der Revolverkugel des ersten und lie ihn von den Schrotschssen des zweiten Meuchelmrders genesen. Die allgemeine Emprung des getreuen Volkes forderte aber strenge Maregeln gegen die Anstifter solcher Verbrechen. Noch im Jahre 1878 genehmigte der Reichstag das Sozialistengesetz", das gemeingefhrliche Bestrebungen" hindern sollte, und gab so der Regierung die Mittel, mit der ganzen Strenge des Gesetzes gegen die Ausschreitungen der Sozialdemokraten vorzugehen. Aber Kaiser Wilhelm, der sein ganzes deutsches Volk, hoch wie niedrig, mit gleicher Liebe auf seinem Herzen trug, war durch die Greuelthaten, die Irregeleitete gegen ihn selbst versucht hatten, nicht verbittert; vielmehr fhlte er nach jenen erschreckenden Verirrnngen den ganzen Ernst und die volle Verantwortung, die der Staat in feiner Frsorge fr die Hlfsbedrftigen trgt; er wollte, da die wirklichen Hrten des Schicksals, der welche die Arbeiter zu klagen haben, soweit eine christlich gesinnte Gemeinschaft es ver-mag, gemildert werden." Berechtigt waren die Klagen der Arbeiter der ein arges Miverhltnis zwischen Arbeit und Lohn, der die Ausbeutung durch das Kapital, die Gesundheitsschdlichkeit der Arbeitsrume, die trbe Aussicht aufs Alter. In der ewig denkwrdigen Botschaft, mit der Kaiser Wilhelm am 17. November 1881 den Reichstag erffnete, betonte der edle Monarch die Pflicht zur mglichsten Heilung der sozialen Schden durch Frderung des Wohles der Arbeiter und rief die Mitwirkung des Reichs-tages bei dieser Aufgabe an. Schon 1883 kam das Krankenversiche-rungsgesetz zustande, durch welches die Notwendigkeit des Zutritts zur Krankenversicherung und zugleich ihre Gewhr seitens des Staates fest-gestellt wurde. Im Jahre 1884 folgte auf der Grundlage der Berufs-genofsenschaften das Gesetz der die Versicherung gegen die Folgen ge-werblicher Unflle", das Unfallversicherungsgesetz, und von dem Gesetz der die Alters- und Invalidenversicherung hat der Kaiser Wilhelm noch die Vollendung der schwierigen Vorarbeiten erlebt. Der Staat und die katholische Kirche. Gleich nach Beendigung des franzsischen Krieges begann zwischen dem preuischen Staat und der rmisch-katholischen Kirche der bedauernswerte sogenannte Kulturkampf". Er war durch das Konzil im Vatikan zu Rom veranlat, das am 18. Juli 1870 den Papst in Sachen des Glaubens und der Moral fr

17. Meister Bindewald als Bürger - S. 181

1912 - Dresden : Köhler
181 Gegnerschaft zu der Negierung und den Liberalen. In diesem Kampfe verlor die Kirche eine Reihe von Sonderrechten, wie die Sanktionierung der Ehe, die Entscheidung über die Anstellung und den Bildungsgang der Geistlichen und den Drdenszusammen- schluß (Iesuitengesetz). vie Macht des Zentrums ist ständig i m w a ch s e n , so daß es heute die st ä r k st e Partei im Reichstag ist. Um das Zentrum lagern sich noch lvählergruppen, die glauben, daß ihre staatlichen, wirtschaftlichen und kulturellen Interessen durch keine Partei richtig vertreten werden. Man kann sie in p ro- te st l e r und partikularisten einteilen. Zu den ersteren gehören die p o l e n , die ihre alte Nationalität zu erhalten suchen, die Däne n, die sich mit der Abtrennung Nordschleswigs von Dänemark nicht aussöhnen können, und die E l s ä s s e r , die vor allem die völlige politische Gleichstellung Elsaß-Lothringens mit den Bundesstaaten erstreben und teilweise einen wenig deutsch- fteundlichen Standpunkt einnehmen. Zu den partikularisten können wir ferner die U) elfen, die Litauer und den Lagerischen Bauernbund rechnen. 4. Oie Sozialdemokratie. „Sie ist insbesondere die Ver- treterin des Arbeiterstandes, dessen materielle Besserstellung sie durch eine tiefgreifende Umwandlung der staatlichen und wirt- schaftlichen Verhältnisse zu erreichen hofft." Unter Sozialismus (lat. socialis — gesellschaftlich) im weiteren Sinne versteht man alle Lehren und Bestrebungen, die eine Beseitigung der in der Ge- sellschaft herrschenden Klassenunterschiede bezwecken und das Privateigentum in Gemeineigentum auf Grund einer plan- mäßigen Regelung verwandeln wollen. Als B e g r ü n d e r der sozialdemokratischen Partei ist Karl Marx anzusehen, der 1847 eine Propagandaschrift, das K o m - munistische Manifest, veröffentlichte, das die Grund- sätze des Sozialismus zusammenfaßte. Ferdinand L a s s a l l e setzte die Marxsche Theorie in die Praxis um durch die Gründung des Allgemeinen Deutschen Arbeitervereins 186z. Aus diesem Grund st ock bildete sich 1869 die sozial- demokratische Arbeiterpartei in Eisenach, deren Führer Bebel und Liebknecht waren. Nach den Mordversuchen Hödels und Nobilings 1878 auf Kaiser Wilhelm I. griff man zum

18. Realienbuch für niedere Volksschulen - S. 21

1880 - Danzig : Axt
Wilhelm I. 21 denn aber ich?" fragte er nochmals. Freundlich lächelnd blickte ihm das Kind ins Auge und sagte: „Ins Himmelreich." Gerührt hob der König das Mädchen zu sich empor und küßte es.— Eine schwere Krankheit, die den König im Jahre 1857 ergriff, nötigte ihn, die Negierungsgeschäfte seinem ältesten Bruder Wilhelm zu übertragen. Dieser führte nun den Titel „Prinzregent." Nach jahrelangem Leiden starb Friedrich Wilhelm Iv. am 2. Januar 1861. 41. Wilhelm I. seit 1861. Prinz Wilhelm. Friedrich Will) elm Iv. hatte keine Kinder, und deshalb be- fticst sein Bruder Wilhelm I. den Thron. Er wurde am 22. März 1797 geboren und war in seiner frühen Jugend sehr schwächlich. Da er große Lust zum Soldatenstande hatte uitb sein Körper sich auch kräftig entwickelte, so konnte er schon während der Befrciungs- kriege mit ins Feld ziehen. Als im Februar 1814 die Verbündetet: den Franzose:: bei Bar sur Anbe (barßürohb) in Frankreich eine Schlacht lieferten, empfing Wilhelm die Feuertaufe. Seit: königlicher Vater bemerkte nämlich die großen Verluste eines russischen Regiments ur:d sagte zu seinem Sohne: „Reite einmal hin und erkundige dich, von welchen: Regimente die vielen Verwundete:: sind." Sofort sprengte der Prinz in: dichtesten Kugelregen an die fechtenden Russen heran, erkundigte sich nach dem Namen des Regiments, zählte die Verwundeten und erstattete dann dem König den Bericht. Für seinen Mut erhielt er bald darauf das eiserne Kreuz. Als Friedrich Wilhelm Iv. den Thron bestiegen hatte, ernannte er seinen Bruder Wilhelm zum „Prinzen von Preußen" und verlieh ihm den Oberbefehl über sämmtliches preußisches Militair. Augusta, eine Tochter des Großherzogs von Sachsen-Weimar, wurde seine Gemahlin. Aus dieser Ehe stammen zwei Kinder : die Prinzessin Luise, vermählt mit dem Groß- herzog von Baden, und unser jetziger Kronprinz Fried rich Wilhelm, vermählt mit Victoria, einer Prinzessin von England. König Wilhelm. Am 18. Oktober fand zu Königsberg die feierliche Krönung Wilhelm I. statt. Als König war er nun bestrebt Deutschland einig und wehrhaft zu machen und unterließ nichts, was seines Reiches Ruhm mehren konnte. Viele Ver- besserungen im preußischen Heerwesen wurden eingeführt, obgleich der König vielfältig ans Widerstand stieß. Drei Männer sind es vorzugsweise, die ihm treu zur Seite standen. Es waren dies die Minister Bismarck und Roon und der General v. Moltke. König Wilhelm hat den dänischen, den deutschenundden deutsch-französischen Krieg gefiihrt und sein Reich sehr vergrößert. Ja, nach dem letztgenannten Kriege einigten sich die deutschen Fürsten sogar dahin, daß sie das deutsche Reich grün- deten und König Wilhelm zum Kaiser dieses Landes machten. Zwei Mordversuche. Obgleich Kaiser Wilhelm es stets mit seinen Unterthanen herzlich gut meint, wurde doch im Jahre 1878 von zwei Bösewichten Hödel und Nobiling auf ihn geschossen. Hödel wurde deshalb hingerichtet: Nobiling jedoch hatte versucht, sich nach seiner ruchlosen That selbst zu erschießen und starb in Folge dessen im Gefängnis. Da unser geliebter Kaiser durch Nodilings Schüsse verwundet worden war und schwer erkrankte, so übergab er vorläufig die Regierung dem Kron- prinzen Friedrich Wilhelm, welcher nun seinen hohen Vater bis zu dessen Wieder- herstellung vertrat. Das treue Volk aber fühlte den Schmerz des leidenden Monarchen mit und zeigte seine Teilnahme auf verschiedene Weise. In Kirchen und Schulen wurde Gott gepriesen, daß er so gnädig das Leben des Kaisers behütet hatte, und im Lande wurde die sogenannte W i l h e l m s sp e n d e veranstaltet. Es wurden nämlich Listen aus- gelegt, in welche patriotischeherzen ihrenamen einschrieben und gleichzeitig einenbcitrag zahlten. Dieselisten undgeldsummen wurden später demmonarchen überreicht, welcher das Geld zu wohlthätigen Zwecken bestimmte. — Als der teure Kaiser wieder genesen war und die Regierung übernahm, da waren die meisten Herzen unseres Volkes von Dank gegen Gott erfüllt und wünschten dem glorreichen Herrscher ein noch langes Leben. Goldene Hochzeit. Große Freude aber herrschte im ganzen deutschen Reich, als der 11. Juni 1879 herangekommen war. An diesen: Tage feierte nämlich unser geliebtes Kaiserpaar seine goldene Hochzeit. Schon lange vorher waren zu diesem hochwichtigen Feste von den treuen deutschen Landeskindern Vorbereitungen getroffen. Man hätte auch Geldsanttnlungen veranstaltet und milde Stiftungen eingerichtet, durch welche in Zukunft verschiedenen Notleidenden geholfen werden soll. An diesem Jubelfest nahm überhaupt alt und jung lebhaft Anteil, und die Glückwünsche fiir das Wohl des

19. Handbuch der brandenburgisch-preußischen Geschichte - S. 469

1894 - Breslau : Goerlich
645 Ii 469 spruch der älteren Schüler herausfordern und sie vielleicht gerade der Partei in die Arme treiben. Mag der Name der Partei ganz weggelassen und nur das Thörichte der kommunistischen und das Verwerfliche der staats- und kirchen-feiudlicheu Ideen dargelegt werden. Die Führer der deutschen Sozialisten waren Ferdinand Lassalle und Karl Marx. Lassalles Lehre, mit der er 1863 in Berlin den „allgemeinen deutschen Arbeiterverein" gründete, war: es Bestehe für den Arbeitslohn das unbeugsnme Gesetz, daß sich derselbe immer um die niedrigste Stufe dessen herumbewege, was nach Maßgabe der übitchen Lebensweise gerade noch zur Lebensnotdurft des Arbeiters gehöre. Dieses „eherne Lohngesetz" müsse Beseitigt werden durch Gründung von Arbeitergenossenschaften, welche durch Unterstützung des Staates ins Leben gerufen werden sollten. Denn Staat, Nationalität und Monarchie, Kirche und Ehe, Kunst und Wissenschaft wollte er Bestehen lassen. Jetzt ist die Richtung Lassalles längst überwunden, das „eherne Lohngesetz" von den Sozialisten selbst ausgegeben. Jha.'e Anschauungen schöpfen sie aus den Schriften von Karl Marx (geb. 1818 in Trier), welcher Eigentum, Monarchie und Vciterlandsliebe a&schasfen und eine ganz neue Gesellschaftsordnung schaffen will. Das erste Attentat gegen Kaiser Wilhelm veriibte der Klempnergeselle Max Hödel, der am 16. August 1878 hingerichtet wurde. Der Urheber des zweiten war Dr. Karl Nobiling, ein Sozialdemokrat der äußersten Richtung, die auf den gewaltsamen Umsturz alles Bestehenden hinarbeitet. Er schoß vom Fenster aus mit einer doppelläufigen Flinte und zwar nicht Kugeln, sondern Schrot, um desto sicherer zu treffen. 30 Schrotkörner, die der greise Kaiser in Kopf, Schultern, Arme und in die rechte Hand bekommen hatte, mußten herausgeschnitten werden und nur dem Umstande, daß der Kaiser aus dem Haupte den Helm trug und um die Schultern den Mantel geschlagen hatte, war es zu danken, daß er nicht tödlich getroffen wurde. 4. Den Entschluß, den Lohnarbeitern durch Gesetze und Einrichtungen zu helfen, verkündete Kaiser Wilhelm I. in der Botschaft vom 1 7. No Bem 6 er 1881. Dieselbe lautet: «Schon im Febr-uar dieses Jahres haben Wir Unsere Überzeitgung aussprechen lassen, daß die Heilung der sozialen Schäden nicht ausschließlich im Wege der Repression sozialdemokratischer Ausschreitungen, sondern gleichmäßig auf dem der positiven Förderung des Wohles der Arbeiter zu suchen sein werde. Wir halten es für Unsere Kaiserliche Pflicht, dem Reichstage die Aufgabe von neuem ans Herz zu legen, und würden mit um so größerer Befriedigung auf alle Erfolge, mit denen Gott Unsere Regierung sichtlich gesegnet hat, zurückblicken, wenn es Uns gelänge, dereinst das Bewußtsein mitzunehmen, dem Vaterlande neue und dauerhafte Bürgschaften seines inneren Friedens und den Hilfsbedürftigen grössere Sicherheit und Ergiebigkeit des Beistandes, auf den sie Anspruch haben, zu hinterlassen. In Unseren daraus gerichteten Bestrebungen sind Wir der Zustimmung aller verbündeten Regierungen gewiß und vertrauen ans die Unterstützung des Reichstages ohne Unterschied der Parteistellungen. In diesem Sinne wird zunächst der von den verbündeten Regierungen in der vorigen Session vorgelegte Entwurf eines Gesetzes über die Versicherung der Arbeiter gegen Betriebsunfälle mit Rücksicht ans die im Reichstage stattgehabten Verhandlungen darüber einer Umarbeitung unterzogen, um dessen

20. Das Zeitalter Friedrichs des Großen, Deutschland in der ersten Hälfte des neunzehnten Jahrhunderts, Das Zeitalter Kaiser Wilhelms I. - S. 347

1902 - Langensalza : Schulbuchh. Greßler
347 bakis, und Mantenffel, der von Paris herbeigeeilt ist, schneidet der französischen Armee den Rückzug nach Süden ab und drängt sie durch den Jura nach der Schweiz, wo 80000 Mann die Waffen niederlegen müssen; Belsort ergiebt sich. 23. Januar. Gefecht bei Dijon. h) Die Kaiserkrönung. 1871, 18. Januar. König Wilhelm wird auf Antrag des Königs Ludwig von Bayern im Spiegelsaale des Schlosses zu Versailles zum deutschen Kaiser ausgerufen. Divisionspfarrer Ro g g e predigt über Psalm 21. Der neue Kaiser gelobt, „ein Mehrer des Reiches zu sein, nicht an kriegerischen Eroberungen, sondern in den Werken des Friedens, der Wohlfahrt und der Gesittung." i) Der Friede. 1871, 26. Februar. Die Friedenspräliminarien werden unterzeichnet. 1. März. Die Sieger marschieren in Paris ein. 21. März. Der erste deutsche Reichstag wird eröffnet; Präsident ist Simson. In dem vorher stattfindenden Gottesdienste im Dom predigt vr. Hossmann über Jos. 21, 45: „Und es fehlte nichts an allem Guten, das der Herr dem Haufe Israel gethan hatte; es kam alles." 10. Mai. Im Frieden zu Frankfurt (Bismarck und Jules Favre im Hotel zum Schwan) tritt Frankreich Elsaß ohne Belsort und Lothringen mit Metz an Deutschland ab, bezahlt fünf Milliarden (d. H. 5000 Millionen) Frank (= 1333 Millionen Thaler) Kriegskosten. 16. Juni. Die Truppen ziehen feierlich in Berlin ein. 5. Die letzten )ahre Kaiser wilhelins 3. 1872, 4. Juli. Gesetz gegen die Wirksamkeit der Jesuiten. Ausweisung der Jesuiten aus dem Deutschen Reiche. 1873, Mai. Die Kirchengesetze in Preußen zur Auseinandersetzung zwischen Kirche und Staat. „Der Kulturkampf." 1874, 13. Juli. Mordversuch auf den Fürsten Bismarck zu Kissingen durch Kuhlmann. 1878, 11. Mat und 2. Juni. Die Attentate des Hödel, der wild, ohne Bildung und Erziehung aufgewachsen, und des vr. Nobiling, der trotz seiner klassischen Bildung sich als Barbar brandmarkte, gegen das Leben des deutschen Kaisers Wilhelm. 1879, 11. Juni. Goldene Hochzeit Sr. Majestät des Kaisers Wihelm und der Kaiserin Augusta.