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1. Geschichtlicher Anschauungs- und Erfahrungsunterricht - S. 193

1914 - Ansbach : Prögel
— 193 — fammblung des Volks uffm Rathaus, von bannen man in einer Procession zur Kirchen gangen. Sonntags den 11. Augusti ward das Dankfest gehalten, da man sich dann triebet uffm Rathaus versammblet, in forma processionis zur Kirchen gangen, nach bemchtem Gottesbienst mit allen Glocken geläutet, uffm Kirchturm musicirt und von den Bürgern etlichmalen Salve gegeben, auch von den Schuel-fnaben eine „Comoeti" gehalten und darnach klein und groß Wein und Weck uffm Rathaus ausspendirt, auch eine Mahlzeit den Herrm Geistlichen und Ratspersonen gegeben worden, so gottlob alles glücklich und friedlich abgangen. Für dieses bescherte Gnadenwerk fei der heiligen, hochgelobten Dreifaltigkeit Lob und Preis gesagt jetzt und in alle Ewigkeit. Amen...................." Langsam und deutlich, innehaltend und erläuternd lese ich bor, für die lateinischen Wörter die in Klammer beigefügten Übersetzungen. Freilich habe ich mich selbst bothet eingelesen, daß ich frei über den altmodischen, wunderlichen Satzbau und Wortausdruck herrsche, und siehe, sie verstehen mich gerne. Die Chronik bewahrt uns auch die Ordnung der Gottesdienste genau auf und wegen mangelnder Zeit lesen wir ihren Verlauf in einer Religionsstunde. Am interessantesten ist uns aber die kurze, gedrängte Beschreibung <rus einem alten Buch (abgedruckt in der Chronik) über die Aufzüge der 'Schüler und Bürger. „Nach berrichtetem Gottesbienst Nachmittag sinb nach-folgenbe Freubenwerke angerichtet worben. Erstlich hat der Rector scholae einen feinen Aufzug mit den Schulkindern und andern jugendlichen Personen gemacht, indem er die großen Knaben, von welchen einer einen Birkenbaum, mit allerhand Früchten behänget, getragen, mit besonderen Kleidungen, wie Prologum ((Spruchsprecher), Mars, Merkur, Irene (Göttin des Friedens), Justitia (Gerechtigkeit), Konkordia, Venus ac. ziemlich ausstaffieret, die Kleinen und Mägdlein sonst fein gefchmücket und mit Kränzen gemietet, von dem Kirchhof durch die Straßen, hernach auf das Rathaus singend umher gebühret. Allda alsdann die Großem von dem Frieden agieret und allerlei schöne Friedens wünsche und Ermahnung _8immermann, Geschichte, Mittelstnfe. 13

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1. Quellenbuch zur brandenburgisch-preussischen Geschichte - S. 115

1889 - Berlin : Nicolai
— 115 — gegenwertig gewest. Doselbs hat Herzog Georg von Sachsen in eigner Person den Brentigam sampt seinem Hern Vater und seiner Fran Mntter und die andern Fürsten und Fürstin, die mit dem Brentigam komen sein, srenntlich empfangen, darauf Marggraff Joachim, Churfürst, widdernm srenntlich Danksagung gethan. Darnach hat der Cardinal, Erzbischos zu Mainz und Magdeburgk auf Herzog Georgen von Sachsen sreuutliche Bitt den Brentigam und Brant nach orduuug und Anssatznng der Heyligen kristlichen kirchen zur Ee zu- sammen gegeben. — Als solche Znsammengebnng geschenn, sein die Braut und Fürstiu uff Ire wegeu und Chnrfürsten und Fürsten uff Ire Pferd gesessen und also mit dem reyssigen Zeuge umb den markt neben der Rennban getzogen und daselbs still gehalten, da sein etliche Renner bestell gewest. — Nach solchem Rennen haben der Cardinal und auch Churfürsteu und Fürsten, sampt dem Breutigam, die Brant und auder Fürstin mit Iren sranenzymmern nffs Sloss belaitet, sein die Fürsten ein jeder in sein Herberg getzogen und der Breutigam uffm Sloss plieben. Darnach hat man zu Tische geblasen und Malzeyt gehalten, Ein itzlicher Fürst in seiner Herberge, aber der Brentigam hat uffm Sloss gesessen, dergleichen alle Fürstin mit Iren sranenzymern. Item man hat den Fürsten allen, eym Jtzlichen alle nottorfft, von Wild- pret, fleisch und allen ander nottnrftiger knchen, fpeys, anch mit Getrencke für den keller in sein herbergk geschafft, und in eyn Jtzliche Fürsten her- bergt eyueu von Adel und zweeu Bürger verordnet, uffsehen zu habeu, daß in kucheu, keller, speiskamer und andern kein Mangel gefunden werde; Solchen Fürsten allen ist einem jeden sein Fntter in die herbergk geschickt und nachfolgend mit aller notdorfft ausgelost worden. Nach Essens hat man getanzt. Sein der Cardinal, Churfürsteu, Fürsten, Graven und Herrn uffs Sloss zum tanz getzogen. — Auf deu Moutag hat mau deu kirchgaug halteu. — Der Bischoff vou Mysseu hat die Brautmesse gehalten. Nach gesungener Mess sein der Brentigam sampt den Chnrfürsten, Fürsten, Graven und Herrn, anch die Braut sampt den Fürstin, Franen und freulein widdernm aus der kirchen an der einen feyten des Marktes neben der Banne nach dem Schlosse ge- gangen und ein weyl stille gestanden und den Rennern zugesehen. Dornff sein die Braut mit den andern sürstin wieder zu Sloss getzogen und gessen. — Uf Dienstag sein die Braut sampt den andern Fürstin und Iren Fraueuzymern in die Stadt gesaren zum Rennen und Stechen, haben elff vergulte Wagen gehapt, sampt mer andern wagen. Nach dem Rennen sein sie wieder gein Hoff getzogen, gessen und hernach getanzt. — Uff dem Freitag nach gesagter Mahlzeit sind die Fürsten allsampt nebst Breutigam und Brant wiederumb von Dresden geschieden. Es sein auch Hundert und zwanzig Trabanten, alle im Roth und Herzog Gorgen 8*

2. Geschichtlicher Anschauungs- und Erfahrungsunterricht - S. 155

1914 - Ansbach : Prögel
— 155 — Auf Joh. Erkinger folgte der letzte Seinsheim, Christian. Drunten auf dem Schießwasen huldigte ihm die Bürgerschaft mit „blanker Wehr". Und als er einige Jahre später (1624) auf dem Rathause seine Hochzeit hielt, da war große Freude im Flecken. Da ging es hoch her auf dem Rathause „mit Essen und Trinken, Komödiespielen und Springen". „Es war auf lange Zeit hinaus einer der letzten Freudentage" schreibt unsere Chronik. Das betone ich sehr stark und halte inne. Es ist ein trefflicher Uebergang zu der langen, selten unterbrochenen Leidenszeit, die über den Flecken hereinbricht. Doch bevor wir weiterfahren, will ich in einem kleinen Aufsätzchen von einem braven Buben den Beweis wieder bringen, wie sich bei aller Gründlichkeit Geschichte und Gegenwart in den Köpfen mischt: „Christians Hochzeit auf dem Rathaus. Im Jahre 1624 hielt Christian mit einem Freifräulein von Steinach *) auf dem Rathaus Hochzeit. Christian saß mit seiner schönen Braut an einem runden Tisch. Sie aßen Wecke und Käs **) und tranken den besten Wein. Viele Mägdlein in weißen Kleidern gratulierten dem Brautpaar und führten ein feines Theater auf. Auch diese aßen und tranken. Die Braut hielt in ihren Händen ein Bukett und manche Mädchen hatten Blumenkörbchen.1'1' J. St. V. 15. Kleine Geschichten aus dem Großen Kriege bis zum Jahre 1634. Die Marktbreiter Chronik enthält ja eine ausführliche Darstellung des Kriegs; aber so, wie sie geschrieben ist, kann sie nur stellenweise im Unterrichte unmittelbar verwendet werden. Das ist in der Regel so bei Chroniken. Sie wollen einen möglichst vollständigen und allgemeinen Bericht bieten und müssen auf manche Einzelheiten verzichten, die für die Schule wertvoll sind, zählen dagegen auch manches recht breit auf, wie z. B. die Kosten, was unmittelbar geboten meist ungenießbar für die Schüler ist. Jeder Lehrer wird sie daher eingehend studieren und das Brauchbare herausschreiben und formen, so es nötig ist. Noch besser ist es, wenn man auf die Quellen selbst zurückgehen kann. Durch *) Wurde auch die Braut nicht genannt; manche sind neugierig genug zu fragen. **) Altfränkisch, heute noch in manchen Orten bei Kindtaufen und Leichen.

3. Theil 2 - S. 413

1875 - Leipzig : Brandstetter
413 Krön von gar köstenlichen Hefftlein, und inwendig der Krön, auf dem Haar, hatte sie einen breiten Borden von gar großen Pernlein, und unter der Krön hing ein dünn Tuch Herfür, ein wenig für die Augen, doch daß man ihr die Augen sah, und hatte auch ein kostenlich Halsband und ging aufgericht, und schlüge doch die Augen ein wenig unter sich." Von einer andern, einer österreichischen vierzehnjährigen Fürstenbraut, wird in einer Augsburger Chronik erzählt, daß sie ein goldgesponnenes Kleid anhatte, viel zu lang und weit, denn sie war klein und schmächtig, und so schwer, „daß sie es kunnt nit wohl ertragen." Von den Ritterburgen und Fürstenschlössern herab schien zu dieser Zeit mit der Poesie auch die einfache häusliche Sitte zu den Städten herabgestiegen zu sein. In den vollen, reinlichen Häusern der Bürger walteten züchtige, fleißige, und auch wohl eben so schöne als kluge Hausfrauen. Zuweilen geschah es, daß die Söhne der Fürsten und Ritter, die Kluft des Standes vergessend, eine feine Bürgerjungfrau zur adeligen Dame erhoben, trotz dem strengen Verbote der adelstolzen Väter und Mütter; denn schon war die Zeit der abgeschlossenen Kasten vorüber und ein neuer Geist begann die alten Standesvorurtheile zu brechen. Ein tüchtiges Leben voll fleißiger Betriebsamkeit entwickelte sich in den Städten! Der Rath hielt mit dem Bürgermeister und die Zunft des Gewerbstandes mit ihren Gliedern auf gute Zucht und Ordnung. Störung des Friedens und der Sicherheit war hart verpönt; Diebstahl, Raub und Mord wurden in der Gemeinde schwer gestraft und nicht Men. „Die Malefizgerichte hatten wenig Zeit zu feiern. Aber auch die ritterliche Wehrhaftigkeit entwickelte sich kräftig im Schooß der Städte. Um sich gegen Ueberfälle und in offener Fehde gegen übermüthige Feinde zu vertheidigen, mußten die Bürger gerüstet und in Waffen geübt sein. In jeder Stadt bestand eine Schützengilde, und statt der Turniere wurden Scheibenschießen gehalten; kriegerische Musik, Banket und Tanz, Aufzüge u. dergl. fehlten dabei nicht. Selbst das Meisterwerden war eine Art von Ritterschlag, das Freisprechen der Lehrlinge eine Art von Wehrhaftmachen, wobei allerlei seltsame Ceremonien stattfanden. Gleich dem Knappen, der auf Abenteuer ausritt, mußte auch der Handwerksbursche seine Heimath auf mehrere Jahre verlassen und in die Fremde wandern. Das war aber nicht so leicht wie in unseren Tagen; mit dem Schwerte umgürtet trat er den Weg an, oft mußte er auf offener Straße für sein Leben fechten, daher hieß auch der Bursche, der auf die Wanderschaft gezogen war, ein Fechtbruder. Gleichzeitig suchte das Bürgerthum den fühlbaren Mangel einer höheren Bildung durch die Einwirkung eines besseren Schulunterrichtes und durch sorgfältigere Verstandesbildung zu beseitigen. Die Schulen waren bis zu den Kreuzzügen in den Klöstern und dienten meist nur Mr Bildung von Geistlichen. Seit dem dreizehnten und vierzehnten

4. Deutsche Geschichte mit Ausblick auf die Nachbarstaaten - S. 110

1907 - : Velhagen & Klasing
— 110 — 55. Ausbreitung und Wirkung der Reformation. Melanchthon. 1. Slusbreitiutg. Die Sehre Luthers, aus der reinen Quelle be§ göttlichen Wortes selbst geschöpft, ergriff wunderbar die Herzen des Volkes, und an vielen Orten, wo Priester nnb Volk einig waren, führte man, ohne viel Anfhebens bavon zu machen, die Reformation ein. Die Fürsten ließen es entmeber still-fchweigenb geschehen ober gaben wohl selbst die Anregung bazn, wie z B der Landgraf Philipp von Hessen. Dieser war schon seit bent Reichstage zu Worms der Reformation zugetan und erklärte später, er wolle lieber Leib und Leben, Sand und Leute lassen, als von Gottes Wort weichen. Nach und nach würde die neue Lehre auch in Brandenburg (S. 143), Sachsen und anberen norbbeutschen Säubern eingeführt, währenb in Österreich und Bayern die Anhänger der neuen Lehre durch Kerker, Pranger und Hinrichtungen verfolgt würden. Auch in Dänemark, Norwegen und Schweden fanb die Reformation frühzeitig Eingang. 2. Wirkung. Die Reformation machte ihren Einfluß bald auf den mannigfaltigsten Gebieten geltend. Luther entwarf für das Kurfürstentum Sachsen eine Kirchenorbnung, die beit anberen Staaten halb als Mnster biente. Danach würden die Klöster aufgehoben nnb den Priestern gestattet, sich zu verheiraten. In Kirche nnb Schule, in Volk und Familie kam neues Leben. Die von Luther verdeutschte Bibel bilbete von jetzt an die alleinige Richtschnur für die kirchliche Lehre. An Stelle der lateinischen Messe trat das Abenbmahl in beiberlei Gestalt, und der Gottesbienst würde in beutscher Sprache gehalten; auch unterblieb die Anrufung und Verehrung der Heiligen. Die Gemeinbe selbst beteiligte sich am Gottesbienste mit dem Gesänge geistlicher Lieber, die größtenteils von Luther selbst gebichtet waren, wie das allbekannte: „Ein' feste Burg ist unser Gott." 3. Melauchthon. Der treueste Freunb Luthers hieß Melanchthon. Das war ein sehr gelehrter und frommer Mattn. Er hieß eigentlich Schwarzerb (Melanchthon — Schwarzerbe) ttnb war der Sohn eines Waffenschmieds. Auf der Schule war er der Liebling der Lehrer. Mit 21 Jahren schon wurde er Profeffor an der Universität zu Wittenberg, wo er eine innige Freundschaft mit Luther schloß. Er ist der Verfasser der Augsburgischen Konfession. (S. 114.) 56. Der Bauer im Mittelalter und der Bauernkrieg. 1. Ursprung der Hörigkeit des Bauern. Die Hörigen des Mittelalters stammten entweder von den Hörigen der alten Deutschen oder von freien Bauern ab. Die Äatteru waren ursprünglich Freie. Jeder hatte einen Hof mit einer ober mehreren Hufen Laub. Den Hof erbte in der Regel der älteste Sohn, die anderen Söhne blieben als Knechte (Hörige) bei ihm, ähnlich wie es noch heute in Westfalen ist. Nicht selten stellten sich die Bauern freiwillig in den Schutz eines reichen Abligen und nahmen bafür ihr Gut von ihm zu Lehen. (S. 88.) Sie erlangten dadurch Befreiung von dem lästigen Kriegsdienste, wurden aber allmählich hörige Bauern. Viele Dörfer und Bauerngüter waren auch als Geschenk an die Kirche gekommen, die daraus Lehensgüter machte. 2. Baucrueleud. Der hörige Bauer war ein recht armer Mann. Kaum hatte er Zeit, sein kleines Feld zu bestellen; denn er mußte zwei bis vier Tage in der Woche mit feinem Gespanne für feinen Herrn arbeiten. (S. Frondienste, S. 88!) Veranstaltete der Gutsherr eine Jagd, so war der Bauer verpflichtet, Treiberdieuste zu tun, stellenweise auch noch, das erlegte Wild meilen-

5. Geschichte von Göttingen und Umgegend - S. 43

1897 - Hannover : Carl Meyer (Gustav Prior)
— 43 — sonnenen den offenen Aufrnhr. Als dann bte Gilben noch einmal aufs Rathans gingen, um zum letzten Male ihre Forberungen zu erheben, war der Rat gewillt, mit gewählten Männern die Angelegenheit zu besprechen. Darauf erkoren die Evangelischen zehn ihrer Angesehensten als Mittler, welche am folgenben Tage ihre Sache vor dem Rate vertreten sollten. 4. Am Donnerstag, den 21. Oktober, brangte sich schon früh morgens bte Bürgerschaft dem Rathause zu und füllte den Marktplatz und bte benachbarten Straßen. Fast alle waren mit Waffen versehen, um mit Gewalt einzugreifen, falls der Rat die Forberungen der evangelischen verweigere. Es war eine große Bewegung unter dem ^olfe. Da erschienen die zehn Mittler auf dem Markte, voran der ehrwurbtge Simon Gieseler, und stiegen die Stufen zum Rathause empor. Ihnen nach brangte die bewaffnete Menge und erfüllte bte wette Halle des Hauses. Die Mittler baten um Gehör; der Rat wagte nicht mehr, die Bitte abzuschlagen und war bereit, mit den zehn Männern zu üerhanbeln. Ehe bieses aber geschah, verlangten die Mittler die fechlteßung sämtlicher Thore der Stadt, bamit nicht in verräterischer Welse herzogliche Truppen^eingelaffen mürben. Der Rat gab auch biefer Bitte nach. Da erhob Simon Gieseler seine Stimme: „Wünsche und forberungen haben wir oft genug an den Rat gebracht, jetzt erwarten mx nur eine kurze Antwort. Soll die evangelische Prebigt den Bürgern gestattet sein ober nicht?" ' Es entstaub eine bange Pause. Aufruhr und Blutvergießen ober lutherischer Gottesbienst und Erhaltung der Drbnung — betbes- lag jetzt in der Wahl pes Rates; und stehe, er wählte das letztere. Lauter Jubel erscholl in der Halle und auf dem Eser Beschluß verkünbigt würde. Vor versammelter Bürgerschaft legte der Rat einen Eib ab, daß er nicht aus der Stadt welchen wolle^bevor er die Sache zum guten Ende gebracht. Dennoch hielten Würger Wehr und Waffen bereit, um das Errungene zu schützen; nachts hte t ein Teil der Bürgerschaft bei großen Feuern Wache auf dem Markte. Huventhal würde als evangelischer Prebiger angenommen und die Klosterkirche der Pauliner den Evangelischen zum Gottesbienste überwiesen. Am 24. Oktober 1529 sammelten sich bafelbst die Evangelischen zum ersten orbentlichen lutherischen Gottesdienste. Nun breitete N dre Lehre Luthers in der Stadt ungehindert aus; evangelische Burger kamen in den Rat, und schon im folgenben Jahre hatte die <btabt ettten evangelischen Bürgermeister. 35* Die Göttinger Kirchenordnung. 1530. w }- Durch die Einführung der lutherischen Lehre entstaub zunächst manche Verwirrung tn bett kirchlichen Dingen unserer Stadt; der Pöbel zur Bilderstürmern verleiten, raubte aus Kirchen und Klöstern die Bilder und verbrannte diese auf dem Marktplatze, riß allen

6. Bd. 1 - S. 389

1911 - Leipzig : Wiegandt
— 389 Sanbgiiter, Unfern guten ^reunben. Dieweil benn biefe Deubeit Notorium, die Leute auch felbften, so von Kölbeln bestohlen worben, selbst gegenwärtig zur Stätte kommen und Kölbel besfelben gestänbig, so ist von einem ehrbaren Rath bamals Herr Wolff Peiligk Bürgermeister befohlen worben vorgehenbes Urtheil an dem Gefangenen zu exequiren, auf welches ihm fein peinlicher Gerichtstag angefünbigt und der Präbicante zu St. Thomas ihn mit Gottes Wort zu trösten benebenst den Pfarrherrn zu Cröbern, Georg Vollrathen zu geben, welcher auch mit ihm von hinnen hinaus gefahren. Mittler Zeit ist ein neuer Galgen allhier uffm Neumarkt im Zimmerhofe aufgehauen, dem Meistern des Zimmerhanbwerks bavor ein Neufchock gegeben worben und folgenbes von den Pferbnern zu Wachau hinaus geführt, welcher tm Beisein meiner Matthiä Reinholben den 3. Juli 1583 aufgerichtet und in die alten Löcher gegen Wolkwitz -) zu, auf Georg Frohberges des Eltern Acker ein-gefetzet und der alte so bei 31 Jahre gestanben, ausgeworfen und was noch gut baran war, den Nachbarn erlaubet zu Stegen über die Gräber zu gebrauchen." c) „Peinlich Halsgericht. r, 5'rßuy.?nil0,1583 ^ über Urban Kölbeln, feinen begangenen Dieb- stahls halber Peinlich Halsgericht im Dorfe Wachau auf dem Platze vorm Gemeine* Haus gehalten worben und bamals als Gerichtsperfonen gesessen: Blasius Elfte Ntchter Shomas Sbiermann, B. Peter Frobergk, Brosius Mittig, Antonius Pulste/ Hans Setbler, Paul Jahn Schöppen. Das Gerichte ist geheget und nach peinlicher Art, mit Gerüste3) und Vorgebot, und hat sich Meister Gregor, dem der arme Sünber befohlen, gebührlichen angebmget und weil berselbe auf feinem geschehenen Bekenntniß allba vor Gericht freynnlllg beharret, so ist ihm das Urtheil vorgelesen und der Stab über ihn gebrochen, welchen die ganze Gemeine, so gut als sie bewehret gewesen zwischen sich genommen und haben den armen Sünber Herr Georg Vollrath, Pfarrer zu Cröbern und Wachau, begleichen der Pfarrer Hertzog zu Kleebergk getröstet und hat der arme Sünber, dem Gott gnäbtg ohne Zweifel ein selig Ende genommen. Nach voll-Itrecfter peinlicher Execution feint die Herren wieber mit einanber gen Wachau gezogen, allba die Gemeine den Herren bey Magister Johann Hüter eine Mahlzeit bestellt und feint neben den Verorbneten Sanbtherren Hieronimo Brehmen und und™ ohfnn|rüfer°" ^me9m ba6et) gewesen, Herr Christoph Reich, Synbicus (Chronik von Wachau, gesammelt u. zusammengestellt von Ferdinand Wilhelm Weinschenk 1903 ____________________________________ <5. 13 ff.) ^ 3) jetzt „Galgenberg" genannt. 3) Gerufe. 10. „Von Achts-Process. Römischen Reichs Acht oder Bann (so entweder von ^ °ira Camnier-Gericht- zu Speyer, so wol den Rothweilischen i'r K ''f" ©fnchteti erkannt werden mag . . .) gehet sürnehmlich dahin, daß der Geachtlgte, seiner Missethat . . . wegen, alles Rechten, Schutzes und lm/,i?'"1|5,en R->ch verlustig, und darinnen von aller andern Lente Gemein. Lndlnff,8«?!?"'®01, eincn„öflentii,6cn S«nb gehalten und von manniglichen werden mag und ®ütern »"letzt, auch gantz ums Leben gebracht

7. Geschichtlicher Anschauungs- und Erfahrungsunterricht - S. 165

1914 - Ansbach : Prögel
— 165 — 2 Reichstoler den 8 Trägern, 1 Reichstoler vor die Loden, 3 Batzen dem Kirchner für das Läuten, 6 Batzen dem Wechter, so seiner die Nacht gewacht, auch dessen Frau ihne abgesäubert, 8 Batzen denjenigen, so ihne angezogen. Der Rosenobel ist gerechnet und gewechselt worden um 4 Rtler., dann die 2 Dukaten jeder um 35 Batzen, tu-et 9 fl. 7 Btz. 17 Batzen minger 1 Kreuzer dem Würt Georg Conrad für ausstendige Zehrung. Die Stiefel sind dem hiesigen lievländischen Reuter wegen einer Gemeind zu verehren bewilliget worden; hingegen solle eine Gemeind den Würt zohlen von der Kontribution. 1 fl. den Schülern, so mit zur Leich gangen an Dreiern außgebeu; dafür Herr Schultheiß den silbern Löffel, um 1 fl. angefchlogen, zu sich genommen." Ich habe mich besonnen, ob ich die beiden letzten, langen Reiterstücke hier einverleiben soll oder nicht. Warum ich's doch getan habe? Weil sie so anschaulich sind, weil wir alles miterleben, weil sie uns hineinschauen lassen in Verhandlungen droben auf dem Rathaus, weil sie uns Beerdigungsgebräuche und kleine Dinge des menschlichen Lebens offenbaren und endlich, weil sie uns so deutlich den blutigen Ernst des Kriegs, die rauhen Sitten der Zeit und doch auch die waltende^Obrig-keit illustrieren. Als ich meinen Schülern erzählte, da war die Spannung noch größer als sonst und zuletzt löste es sich von den Lippen: „Ah, das war schön! Herr Lehrer, noch mehr solche Geschichten!" Aber, lieber Leser, ich will auch aufhören mit meinen kleinen Geschichten. Gerne habe ich viel aufgewartet. Fast aus jedem Stücklein leuchtet etwas Besonderes heraus und der Lehrer darf es nicht versäumen, seinen Schülern zum Bewußtwerden der Eigentümlichkeiten zu verhelfen. Da sind einmal die Vor- oder Wunderzeichen mit dem Volksaberglauben z. T. heute noch verknüpft. Wir sehen Werber und Geworbene. Dieses Laufen und Drängen zur Kirche hinaus; ist die Volksneugier anders geworden? Wie sie ihre „Sachen" in die Kirche und auf das Rathaus flüchten! Unsicherheit auf den Straßen! Landsknechtsbrauch! Wie sie daher ziehen! Galgen! Die plündernden

8. Vaterländische Geschichte für Elementarschulen - S. 12

1875 - Köln : Bachem
— 12 — Großen erstreckte sich nunmehr vom Ebro in Spanien und der Tiber in Italien bis zur Norb- und Ostsee, und vom atlantischen Meere bis zu der Elbe und dem Naab in Ungarn. Das wichtigste Ereigniß unter seiner Regierung ist aber unstreitig seine Erwählung und Krönung zum römischen Kaiser. Papst Leo Iii. war einst bei einem Ausstaube in Rom von einer Banbe Ausrührer mißhanbelt worben. Er suchte beshalb bei Karl Schutz und Hülse. Dieser stellte bte Ruhe wieber her und bestrafte die Schnl-btgcn. Als er nun am Weihnachtsfeste besserten Jahres (800) in der Peterskirche dem feierlichen Gottesbienste beiwohnte, setzte ihm der Papst eine golbene Krone auf und salbte ihn unter dem Jubel des Volkes zum römischen Kaiser. Ebenso sehr wie Karl baraus bebacht war, die Grenzen seines Reiches zu hüten und zu erweitern, so sehr war er auch Bemüht, eine georbnete Verwaltung einzuführen und christliche Bilbnug und christlichen Sinn unter seinem Volke zu verbreiten. Er theilte das Reich in mehre Bezirke und setzte barüber Grasen, die in seinem Rament Recht und Gerechtigkeit hanbhaben mußten. Ueberall erbaute er Kirchen und Klöster und sorgte bafür, daß der Gottesbienst in toiirbiger Weise gefeiert werben konnte. Allen seinen Unterthanen gab er aber auch selbst das schönste Beispiel eines frommen Lebens. Er grünbete eine Menge Schulen und überzeugte sich nicht selten von bett Fortschritten der Schüler. Seine eigenenkinber würden ebenfalls sorgfältig unterrichtet und in guter Zucht gehalten. Kurz vor feinem Tode ließ er zu Aachen in feierlicher Versammlung seinen Sohn Ludwig zu feinem Nachfolger als König und Kaiser krönen. Karl starb am 28. Jan. 814 im Alter von 72 Jahren, nachbem er säst 47 Jahre ruhmreich regiert hatte. Er würde zu Aachen in dem von ihm erbauten Münster begraben. Ludwig, mit dem Beinamen der Fromme, starb im Jahre 840. Nach seinem Tode, im Jahre 843, theilten feine brei Söhne das Reich unter sich. Lothar

9. Allgemeine Weltgeschichte für den Schul- und Selbstunterricht - S. 395

1907 - Berlin : Schultze
Was Kaiser Wilhelm Ii. bei feiner Thronbesteigung gelobt, ^nach dem Beispiel feiner Väter feinem Volke ein gerechter und tnilber Fürst zu sein", das hat er getreulich gehalten. Unter seiner Regierung würde im Jahre 1897 nach jahrelanger mühevoller Arbeit das Bürgerliche Gesetzbuch vollenbet, das am 1. Januar 1900 in Kraft getreten ist, dem deutschen Volke ein einheitliches Recht gebracht und baburch ein weiteres einigenbes Banb um die deutschen Stämme geschlungen hat. Seme Frömmigkeit. — Was der Kaiser bei seiner Konfirmation gelobt: „Ich will meine Aufmerksamkeit dem Wohle des Staates wie dem Ausbau der christlichen Kirche zuwenben", das hat er auch getreulich gehalten. Nicht nur beteiligt er sich mit seiner Familie sehr rege am Gottesbienst, weist bei der Vereibignng der Rekruten stets auf die Wichtigkeit des Solbateneibes hin und hält bei feinen Meerfahrten oft selbst Gottesbienste ab, fonbern er trägt auch bafür Sorge, daß feinem Volke die Religion erhalten bleibe. 5 Millionen Mark hat er bis jetzt als Gnabengeschenke für Kirchen-hauten gefpenbet, und infolge feines Einflusses und feiner Unterstützung finb allein in Berlin und Untgegenb gegen 50 evangelische und katholische Kirchen erbaut worben. Dem Anbenfen seines hoch-seligen Großvaters wibmete er die Kaiser-Wilhelm-Gebächtniskirche, eine bet schönsten evangelischen Kirchen Deutschland, die nicht nur Zeugnis ablegt von der Dankbarkeit und Frömmigleit, fonbern auch von dem Kunstsinn des Kaisers. Ein noch gewaltigeres kirchliches Denkmal der Reichshauptstabt ist der neu erbaute Dom, der die Gebeine der meisten entschlafenen Lanbesfürsten in sich birgt. Unter der Regierung Kaiser Wilhelms Ii. würde auch die Schloßkirche zu Wittenberg, an beren Tür Dr. Martin Luther am 31. Oktober 1517 die 95 Sätze, die gegen beit Ablaßhanbel gerichtet waren, anschlug, erneuert. Bei der Einweihung dieser Kirche legte der Kaiser das Bekenntnis ab: „Auf dem gläubigen Festhalten an der Wahrheit des Evangeliums ruht unsere Hoffnung im Leben und im Sterben, wir halten an dem Bekenntnis des Evangeliums bis in den Tod. Das ist mein Gebet, meine Zuversicht, meine Hoffnung I" Diese Überzeugung brängte ihn auch, einen Lieblingswunsch seiner brei Vorgänger auf dem preußischen Thron zu erfüllen: in Jerusalem eine evangelische Kirche zu erbauen. Im Herbste 1898 unternahm er in Begleitung feiner Gemahlin und eines glänzenben Gefolges die Reife nach Jerusalem, wo er nach beschwerlicher Pilgerfahrt auf unwirtlichen Wegen am 29. Oktober anlangte. Am 31. Oktober, dem Gebächtnistage der Reformation, würde die neu erbaute Erlöserkirche eingeweiht. Auch für die Katholiken erwarb er von der Türkei im

10. Vaterländische Geschichtsbilder - S. 36

1896 - Leipzig : Brandstetter
— 36 — genommen, über das sie gesetzt waren, weil sie allein die alten Rechte und Sitten des Volkes kannten und danach richteten, da es geschriebene Gesetze noch nicht gab. Unter den Gaugrafen standen wieder die Centgrafen, welche jedesmal über 100 Familien gesetzt waren und mit unseren heutigen Dorf-schulzen vergleichbar sind. Karl selbst reiste im Lande umher und führte die Aufsicht über die Gaugrafen. Später schickte er zwei Seudgrafeu, einen geistlichen und einen weltlichen. Diese mußten die Gaugrafen beaufsichtigen, viermal jährlich Gericht halten und dann dem Kaiser Bericht erstatten. Das geschah auf der großen Reichsversammlung, die in jedem Mai abgehalten und Maifeld genannt wurde. Hier versammelte Karl alle feine Grafen, empfing ihre Geschenke (Steuern, außer dem Kirchenzehnten, kannte man damals noch nicht) und beratschlagte mit ihnen neue Gesetze, auch Krieg und Frieden. Die Beschlüsse der Reichsversammlung wurden zu Gesetzen erhoben und vom Kaiser mit dem Degenknopfe untersiegelt. Dabei pflegte er wohl zu sagen: „Hier ist mein Befehl und hier das Schwert, das ihm Gehorsam schaffen soll!" ' Die Grafen, die über eine königliche Burg gesetzt waren, hießen Burggrafen; diejenigen, die den königlichen Schlössern und Gütern vorstanden, Pfalzgrafen. Die Strafbestimmungen waren nicht bei allen Stämmen gleich, meist aber sehr-hart. Nach sächsischem Rechte wurde jeder, der einen Ochsen, ein Pferd, einen Bienenstock oder einen Gegenstand von gleichem Werte gestohlen hatte, mit dem Tode bestraft. Dem Meineidigen wurde die rechtehand abgehauen. Der Räuber büßte feinen Frevel mit dem Verluste eines Auges; wurde er wieder betroffen, so wurde ihm die Nase abgeschnitten; beim dritten Male verlor er das Leben. Um die Bildung seines Volkes zu heben, ließ er Schulen einrichten. Jedes Kloster, jeder Bischofssitz sollte eine solche Schule haben. Auch bestimmte er, was darin gelernt werden sollte, nämlich das Glaubensbekenntnis, das Vaterunser, die Taufformel, Psalmen, Gesänge, Noten, Kalenderkunde, Grammatik. Neben diesen Klosterschulen, in denen Mönche und Nonnen meist die Kinder des niederen Volkes unterrichteten, gab es auch gelehrte Schulen, Hof- ober Palastschulen, in denen sich seine Beamten für ihr Amt vorbereiten sollten; benn an feinem Hofe sollte keiner zu finben fein, der nicht lesen und schreiben könnte. Deshalb mußten alle feine Diener, hohe und niebere, ihre Söhne in biefe Schule schicken. Einst besuchte er selbst biefe Schule, um die Leistungen der Kinder kennen zu lernen. Dabei lobte er die Fleißigen, tabelte aber scharf die Faulen. Solche Palastfchulen grünbete er auch noch in Fulda, Osnabrück, Paberborn, Trier, St. Gallen, Tours, Orleans, Lyon, Paris, Soissons. Am berühmtesten war die Schule in Tours. — Er verbesserte den Kirchengesang, richtete Singfchulen ein, um den rauhen Gesang der Franken zu verebeln, und gab dem Gottesbienste eine größere Feierlichkeit durch Einführung der Orgeln ans Italien. — Befonbers pflegte er die beutfche Sprache. Er ließ einen Teil der heiligen Schrift und gute Prebigten ans der lateinischen in die beutfche Sprache übersetzen, die alten Volksfagen und uralten deutschen Helbenlieber sammeln und aufschreiben, und gab den Winben und Monaten beutfche Namen: Winter- ober Eismonat, Hornung ober Taumonat, Lenz-, Oster-, Wonne-, Brach-, Heu-, Ernte-, Herbst-, Wein-, Winb-, Christmonat. — Die Baukunst förderte er durch den Bau zahlreicher Wohn- und Wirtschaftsgebäude auf feinen Pfalzen, durch Aufführung

11. Von 102 vor Chr. bis 1500 nach Chr. - S. 348

1880 - Berlin : Nicolai
348 Landstraßen und schiffbaren Ströme. Zugleich jedoch dienten die Burgen wie bte Mauern der Städte den Bauern und Bürgern zum Schutze, und der Landfrieden, der noch in den letzten Zeiten Heinrich's Iv. verkündigt wurde, wies bte Räubereien jeglicher Art in die Schranken. Die wachsende Bedeutung des Ackerbaues, der Gewerbe und des Handels — des letzteren namentlich auch durch die engere Verbindung mit Italien ließ das Bedürfniß eines friedlichen Zustandes immer allgemeiner anerkennen. Und die Kirche predigte nicht bloß den Frieden, sondern sie hatte schon Kunst und Wissenschaft wesentlich gefördert und durch Beides wurde gleichfalls allmählich eine mildere Sinnesweise befördert. Die Baukunst schuf bereits größere Kirchen nach italienischen Mustern*), in romanischem (byzantmrschem) ober Rundbogenstyl, wie den Dom zu Speier, wo bte fränkischen Kaiser ihre Grabstätten hatten, bte selbst mit Marmorbilbern geztert sind, die Kirche des Münsters zu Straßburg (seit 1015) rc. Erz-gteßeret und Malerei**), die in der sächsischen Kaiserzeit noch Seltenheiten waren, tote bunte golbburchtoirkte Getoänber hoben schon fast überall die Pracht des Gottesbienstes in Kirchen und Klöstern***). Die Musik würde durch Guibo von Arezzof) sehr ausgeübet, der bttrch seine Lehrmethobe selbst Kinder im Gesänge übte und zur Hebung des Gottesbienstes wie der Klosterzucht nach Deutschland berufen würde. Schulen blüheten in biefer Zeit vorzüglich in Paberborn, welches seit Memwerk's Zeit unter Heinrich Iv. ein Sitz der strengkirchlichen Partei war, tote bet dem von Heinrich Ii. gegrünbeten Stift von Bamberg; die letztere stanb gleich der in Würzburg und in Lüttich — der Vertheidigerin der kaiserlichen Partei — unter der besonderen Pflege der fränkischen Kaisers). Berühmte Schulhalter (scholastici) tourbeit selbst aus fremben Länbern herbeigezogen, toie auch Deutsche namentlich zu theologischen Stubien schon die hohe Schule in Paris fcefuchienfff). Unter den Lehrgegenstänben des Triviums und Quabriviums tourbe besonbers die Dialektik ausgebilbet, die durch die Leidenschaft des kirchlichen Parteiztoistes schon zur Sophistik entartete. — Einen mächtigen Aufschwung nahm, wie oft in Zeiten großer Bewegungen, die Geschichtschreibung, wenn sie sich auch unter dem Kampfe zwischen Kirche und Staat zur Parieileibenschaft verirrte. In Italien führte der reger geworbene Verkehr schon zu verwickelteren Rechtsverhältnissen, und inbem für biefe das einfache beutsche Recht nicht genügte, tourbe das Stubium bei hoch ausgebilbeten römischen Rechts als Bebürfniß erkannt. Noch ehe durch Jrnerius (um 1115) eine berühmte Rechtsschule zu Bologna entftanb, toanbten sich Männer von weltlichem und geistlichem Stanbe in wachsender Zahl zum Stubium des römischen Rechts, und_ der strenge Damiani macht bereits den Geistlichen den Vorwurf: „sie stubirten nicht die Aussprüche der heiligen Schrift, sondern die Gesetze und die gerichtliche Prozeßsorm"*^). *) Giesebrecht Ii. 542 f. **) Brun c. 4 p. 5. erwähnt, daß Adalbert von Bremen einen „pictor ab Italia“ bei sich hatte. ***) Stenzel I. 141. 756. f) M. I. Schmidt Ii. 732. ff) Stenzel I. 136. ttt) Giesebrecht Ii. 548. 662 f. *+) Schmidt Ii. 377.

12. Geschichte des Mittelalters - S. 393

1861 - Leipzig : Brandstetter
393 Von den Ritterburgen und Fürstenschlössern herab schien zu - dieser Zeit mit der Poesie auch Frauenehre und Sitte zu den Städten herabge- stiegen zu sein. In den vollen, reinlichen Häusern der Bürger walteten züchtige, fleißige, eben so schöne als kluge Hausfrauen. Zuweilen geschah es auch wohl, daß die Söhne der Fürsten und Ritter, die Kluft des Stan- des vergessend, eine feine Bürgerjungfrau zur adeligen Dame erhoben, trotz dem strengen Verbote der adelstolzen Väter und Mütter; denn schon war die Zeit der abgeschlossenen Kasten vorüber und ein neuer Geist be- gann die alten Standesvorurtheile zu brechen. Welch schönes Leben voll fleißiger Betriebsamkeit und edler Bildung und Sitte entwickelte sich in den Städten! Der Rath hielt mit dem Bür- germeister und die Zunft des Gewerbstandes mit ihren Gliedern auf gute Zucht und Ordnung. Störung des Friedens und der Sicherheit war hart verpönt; Diebstahl, Raub und Mord wurden in der Gemeinde schwer ge- straft. Die alte, treue, biedere deutsche Sitte, welche dem Ritterthume entwichen, wurde im theuren Vaterlande durch den Bürgerstand auf's Neue erweckt und fortgepflanzt. Aber auch ritterliche Wehrhaftigkeit entwickelte sich kräftig im Schooß der Städte. Um sich gegen Ueberfälle und in offener Fehde gegen über- müthige Feinde zu vertheidigen, mußten die Bürger gerüstet und in Waffen geübt sein. In jeder Stadt bestand eine Schützengilde, und statt der Tur- niere wurden Scheibenschießen gehalten; kriegerische Musik, Banket und Tanz, Aufzüge u. dergl. fehlten dabei nicht. Selbst das Meisterwerden war eine Art von Ritterschlag, das Freisprechen der Lehrlinge eine Art von Wehrhaftmachen, wobei allerlei seltsame Ceremonien stattfanden. Gleich dem Knappen, der auf Abenteuer ausritt, mußte auch der Handwerksbur- sche seine Heimath auf mehrere Jahre verlassen und in die Fremde wan- dern. Das war aber nicht so leicht wie in unseren Tagen; mit dem Schwerte umgürtet trat er den Weg an, oft mußte er auf offener Straße für sein Leben fechten, daher hieß auch der Bursche, der auf die Wander- schaft gezogen war, ein Fechtbruder. Gleichzeitig suchte das Bürgerthum den fühlbaren Mangel einer höheren Bildung durch die Einwirkung eines besseren Schulunterrichtes und durch sorgfältigere Verstandesbildung zu be- seitigen. Die Schulen waren bis zu den Kreuzzügen in den Klöstern und dienten meist nur zur Bildung von Geistlichen. Seit dem dreizehnten und vierzehnten Jahrhunderte erwachte das Bedürfniß nach allgemeinem Unterrichte mehr und mehr; in den Städten entstanden Bischofs- und Pfarrschulen, in welchen neben der Unterweisung in den geistlichen Wissen- schaften wenigstens einiger Unterricht im Lesen, Schreiben und Rechnen, allermeist aber in lateinischer Sprache, welche sich einer sorgfältigeren und verbreiteteren Ausbildung als je zu erfreuen hatte, ertheilt wurde. Welche unberechenbare Folgen die Entdeckung von Amerika auf die Verhältnisse der Städte ausüben mußte, läßt sich in kurzen Worten nur

13. Geschichtlicher Anschauungs- und Erfahrungsunterricht - S. 44

1914 - Ansbach : Prögel
— 44 — Ein Schüler sagt bestimmt: Ein Bote. Warum die Post nicht? — Da fällt mir etwas Wichtiges ein: Der Brief ist schon 1557 geschrieben, aber erst 1558 verkündet worden. Man weiß nicht recht, warum. Könnt ihr euch etwas denken? Der Bote hat so lange gebraucht usw. Nunmehr greife ich zur Chronik und lese wenige Worte: „Mittwoch nach Ostern 1558 ward die Gerechtigkeit des Marktes feierlich verkündet." Ich halte kurz inne, um mich von dem Verständnis der Worte zu überzeugen; denn sie sollen nicht den Schall des Ausdrucks „Gerechtigkeit des Marktes" in ihr Ohr dringen lassen, ohne den Inhalt in der geistigen Vorratskammer aufzustapeln. Nun fahre ich fort: „Mittwoch nach Ostern......................und mit einem Mahle auf dem Rathaus..................eingeweiht." Auf dem Rathaus? •— An vielen wär's vorübergegangen, hätte ich diese Frage nicht aufgeworfen. Einige melden sich: Herr Lehrer, das war ein anderes Rathaus. Warum? Das jetzige ist erst 1579 ausgebaut worden. Nun fällt's den andern auch ein! Das ist übrigens ein guter Baustein zur Psychologie des Unterrichts. Merk dir's, lieber junger Freund! Daß auf demselben Platze, den das „neue" Rathaus inne hat, das „alte" gestanden war, darf ich wohl sagen und nun greise ich wieder zu meinem Buch. Ich bin kein Freund des Buchs im Unterricht; aber in solchen Fällen da nehme ich's mit gewisser Zeremonie. „Mittwoch................feierlich verkündet und mit einem Mahle auf dem Rathaus in Gegenwart des gnädigen Herrn eingeweiht." Wiederum Aussprache. Ein Mahl! Wer da wohl dabei war! Die müssen eine Küche droben gehabt haben. Nun aber der „gnädige Herr"! Das ist eine schwere Sache. Wer ist heutzutage unser Herr in Bayern? Der Uebergang ist noch schwer. Doch habe ich an dem historischen Zug (Markungsumgang) ungefähr aus dieser Zeit, den ich einige Jahre vorher veranstaltet und bei dem viele Schüler mitgewirkt hatten, eine wertvolle Hilfe. „Da sind allerlei Personen vorn aus dem Schloß (Amtsgericht) herausgekommen, als erster der gnädige Een (wer war er?), der über Marktbreit in der Zeit des Markungsumgangs regiert hat.11.

14. Unsere Heimat - S. 17

1914 - Halle a.d.S. : Schroedel
— 17 — Danach hat das Haus also eine recht ehrwürdige Geschichte hinter sich. Es ist ein stattliches Gebäude. Die Keller liegen übereinander und sind noch wohl erhalten. Der oberste dehnt sich unter dem Hintze'schen Hause und zum Teil auch noch unter dem Lutherplatz mit aus. _ In dem Keller lagerten die Weinfässer, von denen der Rat an die Bürger Wein verkaufte. Jetzt gehört der Ratskeller mit zum Rathause; hier ist die Polizei und das städtische Meldeamt. Beschreibt den Weihnachtsmarkt! Erzählt die Geschichte des Ratskellers! 11. Der Lutherplaiz und der Lutherbrunnen. 1. Südwestlich vom Markt liegt der Lutherplatz. Er hat seinen Namen von dem Lutherbrunnen, der hier steht; ursprünglich hieß der Platz Holzmarkt und später Kohlmarkt. Das Lutherdenkmal ist 1889 eingeweiht. Auf einem Unterbau aus Sandstein, der von einem Brunnen- becken eingefaßt ist, steht das Standbild Dr. Martin Luthers. Es ist aus Erz gegossen. Luther steht schlicht und einfach da; doch läßt seine Haltung auch die Größe und Bedeutung erkennen, die ihm zukommt. Der Kopf und die Gesichtszüge zeigen uns den Mann, der mit sich im reinen und sich völlig klar ist über das, was er tut. Luther ging bei seiner Lehre von der Bibel aus; darum hält er in der linken Hand eine Bibel, auf die sich die Rechte beteuernd legt. Angetan ist er mit einem langen Gewand, ähnlich dem, das unsere Prediger bei ihren Amts- Handlungen tragen. An jeder der vier Seiten des Fußgestells ist in einer Nische ein Löwenkopf angebracht, aus dem Wasser in ein kleines Becken fließt, über dessen Rand es dann in den unteren größen Be- hälter plätschert. 2. Luther war ein berühmter Prediger und Professor in der Stadt Wittenberg. Er ist der Stifter der evangelisch-lutherischen Kirche. Fast alle Kirchen in unserer Stadt sind evangelisch-lutherisch; nur der Dom ist katholisch. Luther hatte in Nordhausen viele Freunde und ist auch einige Male hier gewesen. Darum wird auch heute noch am Martins- feste sein Geburtstag gefeiert. Dann versammeln sich alle evangelische Christen vor dem Lutherbrunnen, die Vereine und Schulen marschieren in einem Aufzuge dahin, und unter Glockengeläute singen alle das Lied Luthers: „Ein' feste Burg ist unser Gott". (S. Geschichtsbilder Nr. 12: Luther und der Nordhäuser Schuhmacher.) 3. Zu Luthers treuesteu Freunden in Nordhausen gehörte der Besitzer der Ratsapotheke, das ist die heutige Adlerapotheke am Luther- platz. Hier in der Ratsapotheke versammelten sich häufig die andern Freunde Luthers und lasen Luthers Bücher, die der Apotheker von seinen Reisen immer mitbrachte. Darum ist auch das Lutherdenkmal H einc. Unsere Heimat. o

15. Deutsche Stammesgeschichte, deutsche Kaisergeschichte - S. 541

1894 - Gera : Hofmann
Iii. Deutsches Leben zur Zeit der frönt u. ftauf. Kaiser. 7. Eine deutsche Stadt. 541 der vorgerückten oberen Stockwerke durch Pfeiler gestützt wird; dann entsteht zwischen dem eingerückten Unterstock und den Pfeilern ein gedeckter Gang, die Löben, Lauben, welche an Hauptstraßen und am Markte geschützten Durchgang gestatten. Wie reich sich in dieser Zeit das Leben der Stadt auch entfaltet, das Privatleben und Behagen des einzelnen tritt auch im Hänferban auffallend zurück vor den Arbeiten der Gemeinde. Denn zwischen Herden und Strohdächern erheben sich großartige Kirchen, riesige kunstvolle Bauten, in denen die Bürgerschaft mit Stolz zeigt, was Geld und Arbeit in ihr vermag. Unter den alten Kaisern der Sachsen, Franken, Hohenstaufen sind die großen Paläste der Stadtheiligen mit edlen Kuppeln, starken Säulenreihen und hohem Mittelschiff aufgerichtet worden, jetzt aber baut nach verändertem Geschmack die Stadt ihren Dom mit Strebepfeilern und ungeheuren Fenstern, die durch Glasgemälde geschlossen werden, mit hohen Spitztürmen, deren kunstvolle Gliederung und durchbrochene Steinmetzarbeit über alle anderen Türme gegen die Wolken ragen soll. Es ist ein riesiges Werk, berechnet auf die frommen Beiträge vieler Geschlechter. Der Meister, welcher den Plan gezeichnet, lebt nicht mehr, aber die Bauhütte, mit der er gearbeitet, pocht und meißelt unermüdlich; wer weiß, ob die Enkel die Vollendung des Gebäudes schauen werden, denn das Leben wird teuer, die Genüsse mannigfaltiger, die Frömmigkeit geringer. Zahlreich sind die Gotteshäuser, außer den Stadtkirchen kleinere Kirchen und Kapellen, mehrere vornehme Stifter und mehrere Klöster der Bettelorden, die Klöster und ihre Kirchen womöglich durch eine Mauer abgeschlossen. Bis zu ihrem Unglück hatten die Templer ein Hans in der Stadt, jetzt noch die Johanniter und der Deutsche Orden. Es giebt nicht nur einige Stadtschulen, welche von den Pfarrgeiftlichen beaufsichtigt werden, auch eine höhere lateinische Schule mit einem lateinischen Lehrer, einem angesehenen Mann, der nicht mehr wie bei den alten Domschulen von der Kirche unterhalten wird, sondern vom Rat. Er hat großen Zulauf von armen Schülern ans der Fremde, welche bei den Bürgern betteln und durch fromme Almosen erhalten werden; darunter sind alte Knaben; viele verbringen ihr Leben, daß sie von einer Stadt zur andern ziehen, Söhne der Bürger unterrichten, oder Schreiberdienste thun; sie sind weit umhergekommen, in Frankreich und Italien, unter Polen und Ungarn; sie verfertigen Gedichte für ihre Gönner, sie sind in jedem Schelmenstreich wohl erfahren, lustig und sogar als witzige Possenreißer oft für die Unterhaltung hoher Herren. Für ihr eignes Regiment baut die Stadt gerade jetzt ein schönes Rathaus, zierlich und schmuckvoll, darin einen Saal für die großen Feste der Stadt und ansehnlicher Bürger. Aber zwischen Dom und Rathaus verhält sich eine kunstlose Wafferpfütze mit schwimmenden Enten, und daneben steht der deutsche Dorfbaum, die alte Linde: sie ist dem Bürger Erinnerung an eine Zeit, wo seine Stadt noch nicht war, und wo die Waldvögel in den Zweigen fangen, auf denen jetzt nur die Sperlinge sitzen, und im Winter die Krähen. Ländlich sind auch die Umfriedigungen der Stadt, sogar bei Kirchhöfen oft Holzzäune. In dem neuen Stadtteil liegen zwischen den Häusern Gärten

16. Deutsche Geschichte - S. 105

1912 - Hannover-List [u.a.] : Meyer
b/v 50. Das Vorspiel zum Kriege. 105 7 Qi/vvcv kui i - /V?Ak i. * Wut t Der Dreißigjährige Rrieg (1618—1648). 50. Uns Vorspiel imit Kriege. 1. Der Majestätsbrief. Auf dem deutschen Kaiserthrou saß Rudolf Ii. (1576—1612), ein zum Regieren ganz unfähiger Mann. In dem Schlosse zu Prag, wo er ständig wohnte, brachte er seine Zeit damit hin, daß er Waffen, Gemälde, Edelsteine und andere Kostbarkeiten sammelte und in den Ställen edle Pferde hielt; im übrigen war er menschenscheu und geistig beschränkt. An seiner Statt führten seine jesuitischen Räte die Regierung, die ganz nach ihrem Belieben schalteten. Namentlich suchten sie die protestantische Kirche zurückzudrängen. Es begannen die Gegenreformationen, die hauptsächlich in den Erblanden des Kaisers, in Ungarn, Österreich und Mähren, mit Nachdruck betrieben wurden. Aber der Adel, der hier, wie überall im Reiche, durchweg protestantisch war, setzte allen auf die Gegenreformation gerichteten Bestrebungen den größten Widerstand entgegen. In Ungarn kam es darüber zu offener Empörung. Da griff des Kaisers Bruder Matthias ein; er unterhandelte mit den Führern der Bewegung, versprach den Protestanten freie Religionsübung und ließ sich von ihnen zum König wählen. Der Kaiser wurde gezwungen, ihm die Regierung in Ungarn, Österreich und Mähren abzutreten. Böhmen war dem Kaiser noch treu geblieben; aber die dortigen Protestanten verlangten nun von ihm ebenfalls Religionsfreiheit und dieselben Rechte, die Matthias seinen Untertanen gewährt hatte. In seiner Bedrängnis mußte der Kaiser sie ihnen bewilligen. Er stellte ihnen den sogenannten Majestätsbrief aus, in dem er den Grundsatz aussprach, daß niemand in seinem Glauben gestört werden dürfe, und gestand dem Adel, den königlichen Städten und den Bewohnern der königlichen Güter das Recht zu, protestantische Kirchen und Schulen zu bauen. 2. Union und Liga. Schon lange waren einzelne evangelische Fürsten bestrebt gewesen, alle Protestanten zu einem Schutz- und Trutzbündnis zu Derartigen. Aber erst die drohende Gefahr der Gegenreformation führte sie zusammen. Die unmittelbare Veranlassung eines Bündnisses gab eine Gewalttat des Herzogs Maximilian von Bayern gegen Donau wörth. Diese kleine Reichsstadt war so gut wie ganz evangelisch. Aber hier war ein Kloster, das durch kirchliche Aufzüge mit Fahnen und Musik und großem Prunk das bisher frieb-tiche Verhältnis zwischen den Protestanten und den wenigen Katholiken zu trüben begann. Daher schritt der protestantische Rat bagegen ein. Der Bischof von Augsburg, in besten Sprengel das Kloster lag, verklagte barcius den Rat, und Herzog Maximilian von Bayern würde beauftragt, die Stadt zu bestrafen. Da sie die Strafgelder nicht bezahlen konnte, besetzte der Herzog sie und nahm sie sür sich in Besitz. Der protestantische Gottesbienst würde eingestellt, die Kirche den

17. Geschichtlicher Anschauungs- und Erfahrungsunterricht - S. 194

1914 - Ansbach : Prögel
— 194 — von sich gegeben. — Unterdessen hatte sich die ganze Bürgerschaft auf dem Markt mit ihrem Gewehr versammelt, von welchem sie alsdann auch in guter Ordnung mit dem Trommelschlag gegen das Rathaus gezogen, daselbsten ihre Salven als Freudenzeichen zu unterschiedlichenmalen gegeben, welchen, etliche Doppelhaken respondieret. —" (P. S. 164.) Kommt noch Weck- und Weinausteilung und Mahlzeit, „wozu auch Kirchen- und Schuldiener invitirt waren." Wir versetzen uns hinein in die Vergangenheit, und daß es gelungen, das lesen wir aus den merkwürdig selbständig erfaßten, nicht wiedergekäuten Aufsätzen. „Das große Friedensfest (1650). 1. Der Kinderzug. Es ist am 11. August. Schon nach dem Mittagsgottesdienst soll der Kinderzug stattfinden. Ich freue mich sehr darauf und kann kaum die Zeit erwarten; denn ich bin auch dabei. Jetzt ist der Gottesdienst aus und es ist schon 3 Uhr. Wir haben schon bestimmt, daß wir uns um diese Zeit im Kirchhof versammeln sollen. Unser Herr Lehrer ist auch schon da. Wir haben uns alle festlich gekleidet. Wir Mägdlein haben Kränze auf dem Kopfe, welche aus Blumen und Blättern geflochten sind. Jetzt stellt sich der Zug in Reih und Glied wie die Soldaten auf. Voran schreitet ein Jüngling. In seinen Händen trägt er ein Birkenbäumchen. Dieses ist mit Bändern und anderen Verzierungen geschmückt. An den Zweigen hängen Früchte. Ihm folgt eine Schar von Knaben und diese sind in allerlei Trachten gekleidet. Der eine stellt den Kriegsgott, der andere die Eintracht usw. vor. Dann kommen die kleinen Knaben und wir Mägdelein. Auf Befehl unserer Herrn Lehrer bewegt sich der Zug. Natürlich strahlen unsere Gesichter vor Freude. Wir ziehen in einem langen Zuge durch die Straßen und Gassen des Städtleins. Die Leute schauen zu den Fenstern heraus und stehen zum Teil auch auf den Straßen und unter den Haustüren. Sie haben große Freude an uns. Jetzt haben wir schon alle Straßen durchzogen-und deswegen marschieren wir an das Rathaus. Wir winden uns die Wendeltreppe hinauf in den Rathaussaal. Hier sind'.

18. 100 Geschichtsbilder aus Erfurt und Thüringen - S. 43

1911 - Erfurt : Keyser
— 43 — siebter Flur, die er zu dem Zwecke erst gekauft hatte, schenkte und eine vierte noch hinzulegte, für bereu Besitz vier toinbifche Bewohner des Dorfes bic gelber bestellen und auch dem Kloster in Gelb zinsen sollten. Die Peterskirche: In bcn Klosterwerkstätten, welche zum Teil außerhalb der Umfassungsmauern lagen, bei ihrer zu viele waren, würden schon früh die verschiebensten Hanbwerke und Künste in hoher Vollkommenheit getrieben. Besonbcrs im Bauhanbwerk waren die Mönche Meister. Für ihre Kunst zeugt der schöne Bau. der einst (1147) so stolz über den baufälligen Stiftskirchen der niebrigen Vorhöhe nach 44 Jahre langer Arbeit erftanb, für alle feine Bewohner eine Stätte rüstigen Schaffens und freubigen Raftcns im Leben und bcs stillen Fricbcns im Tode. Den Glanzpunkt des Klosterbaues bilbete bic herrliche Kirche, bereu zwei Türme auf fernhin dem Zuwanberer ein Wahrzeichen der Stadt waren. Sic trugen bic Glocken, die in wohlgeprüfter Harmonie zusammenklangen, wenn es galt, zum Gottesbienst zu rufen. Eine bavon hatten bic frommen Brübcr selbst gegossen. Aufmerksam hatten sie dem Meister Hcibcnrcich von Achen zugeschaut, der ihnen den großen Andreas, bcn Paulus und bcn fitberflar fchallenben Petrus gefertigt hatte. Freilich mußten sie Sehrgelb bezahlen. Die Glockenspeise floß das erste Mal in bcn Bobcn; dann aber setzten sie ihr Werk glücklich durch. An hohen Festtagen versammelten sich neben den Mönchen und den Angehörigen der kleinen Gemeinbe auch bic „Freunbc des Klosters", bic Bürger aus ferner liegenden Gemeinben, in der Peterskirche. Alle lauschten voll Anbacht ans bic hehre Mclobie, die ein musiftierstänbiger Br über der berühmten Orgel entlockte. Die Chronik erwähnt besonbcrs den Oster-Hciligabenb 1226, an welchem zum erstenmale „das Wnnberwcrk" ertönte. Wie glänzte an solchen Festtagen der Altarschrein von Golb und Silber! Welche Purpurpracht köstlicher Decken und Gewänber gab es dann zu schauen. Da lag das sorgsam weitergeführte Totenbuch. Es nannte alle die Wohltäter, die das Kloster durch Gelb und Gut bereichert hatten, neben dem Grafen, der ganze Gefilbe und eble Roffe geschenkt, die schlichte Bürgerin, die ein „Fingerlin" aus ihrem Schmuckkästchen dem heiligen Petrus vermacht hatte. Doch wertvoller als alle bic äußere Pracht bünkten die Reliquienschätze, die man vom befreunbeten Jchtcrshäuscr Abt erhalten hatte, zumeist aus dem Besitze des Erzbifchofs Wichmann von Magbeburg ftam-meub: Gebeinreste Johannes des Täufers, ein Finger des heiligen Laurentius, vom Märtyrer Georgius ein Stück Rippe, Haare der heiligen Königin Abelheib, sogar Anbenfen aus dem gelobten Laub von Christi Grab. Sonstige Verdienste der Petersmönche: Groß sinb auch die Verbienste der Mönche um die Wissenschaft, besonbers um die Geschichtsforschung und Geschichtsschreibung. Die Bibliothek des

19. Geschichte von Offenbach a. M. und Umgegend - S. 31

1900 - Hannover [u.a.] : Meyer
— 31 --r- jonberrt auch aus der aus Württemberg, bort Bremen, Augsburg und aus der Schweiz. Als aber die englischen Hilfsgelber einige Jahre ausblieben, ging die Schule sehr zurück. — Das Einkommen der Lehrer war äußerst bescheiben. Der zuerst angestellte Lehrer, Mtor genannt, erhielt nur 150 Gulben. — Später erhielt die Schule einen zweiten Lehrer; ihm würde der Titel Prorektor beigelegt. 30. Anfange der Volksschule in Offenbach. Im Jahre 1598 würde für die Grafschaft Isenburg eine Kirchen-orbnung erlassen, in welcher die Eltern auch ermahnt würden, if)ire Kinder fleißig znr Schule anzuhalten. Es hat also wahrscheinlich auch in Offen bach schon bamals eine Schule bestauben. Über ihre frühesten Anfänge wissen wir aber gar nichts. Erst seit der Grünbnng der lateinischen Schule besitzen wir auch Nachrichten über die Offenbacher Volksschule, bamals „beutfche Schule' genannt. Zu jener Zeit war an ihr nur ein Lehrer angestellt; später kam ein zweiter. Von ba ab würden Knaben und Mäbchen getrennt unterrichtet. Beibe Klaffen waren zuerst in einem Hause in der Sanbgaffe und dann im „Lateinischen Schulhaus" untergebracht. Die Unterrichtszeit betrug oormittags und nachmittags jezweistunben. Die Unterrichtsfächer waren biefelben wie in den alten Schreibschulen: Gebet, Katechismus, Lesen, Schreiben, Rechnen. Der Knabenlehrer hatte außerbem mit seinen Kinbern und den Schülern der Lateinschule die Kirchenlieber einzuüben, die beim Gottesbienste, bei Trauungen und Leichenbegängnissen gesungen würden. Auch hatte der Knabenlehrer die Anfangsgrünbe der lateinischen Sprache die Schüler zu lehren, die später in die lateinische Schule übertreten wollten. Dafür erhielt er eine befonbere Vergütung und den Titel Konrektor. Der Mäbchenlehrer würde Präzeptor genannt. Im Jahre 1774 würde ein britter Lehrer angestellt. Er unterrichtete die kleinsten Schüler und Schülerinnen im Lesen und Schreiben. — Der deutschen Schule waren die inzwischen entstanbenen Winkelschulen sehr nachteilig. Bis bahin war der Unterricht für die Knaben der bentfchen Schule unentgeltlich. Nun würde mit einem Male jährlich ein Gulben Schulgelb erhoben. Dieser Betrag mußte bezahlt werben, einerlei ob die Kinder regelmäßig kamen ober nicht. Darum schickten die Eltern ihre Kinder lieber in die Winkelfchulen; benn bort würde nur für den besuchten Unterricht Schulgelb erhoben. Hatten die Eltern also gerabe lein Gelb, so behielten sie ihre Kinder längere ober kürzere Zeit zu Haufe. Die beutsche Schule ging beehalb bebeutenb zurück. Darauf schaffte man das Schulgelb für die Knaben wieber ab, verbot aber zugleich auch die Winkelfchulen. 31. Me Uen-Isentmrg entstand. 1699. Denjenigen französischen Einwanberern, die kein Gewerbe trieben, sonbern Ackerleute waren, gab der nienschenfreunbliche Graf Johann

20. Stufe 4 = Schulj. 5 u. 6 - S. 135

1908 - Altenburg : Bonde
135 Sehr unähnlich der heutigen Bauweise sind die Straßen der Stadt. Sie ziehen sich meist enge gewunden dahin; die Häuser sind oft klein, von Fachwerk gebaut, mit Stroh gedeckt und stehen mit dem Giebel auf die Straße, in der Regel nicht dicht beieinander. Die Eingänge sind häufig mit einer Halbtür versehen. Über der Tür hängt an einem Schild das gemalte Zeichen des Hauses; oft wird der Besitzer nach seinem Hausbilde genannt. Die Häuserlinie läuft nicht glatt und senkrecht, ein Oberstock oder zwei springen über das untere Stock vor, das zweite wieder über das erste, und darin sind wieder Erker und Söller. An dem Erdgeschoß der Häuser sind auf der Straße Schuppen und Buden angebaut; aucf) die Hauskeller öffnen sich auf die Straße, und die Kellerhälse ragen bis in den Fahrweg. Zwischen den Häusern erheben sich großartige Kirchen, riesige, kunstvolle Bauten, in denen die Bürgerschaft mit Stolz zeigt, was Geld und Arbeit in ihr vermag. Zahlreich sind die Gotteshäuser: außer den Stadt- kirchen kleinere Kirchen und Kapellen, vornehme Stifter und Klöster. Mönche und Nonnen verschiedener Trachten sind in der Stadt zu sehen. Die Stadt hat einige Schulen, welche von den Pfarrgeistlichen beaufsichtigt werden, auch eine höhere lateinische Schule mit einem lateinischen Lehrer, einem angesehenen Manne, der vom Rat be- soldet wird. Er hat großen Zulauf von armen Schülern aus der Fremde, welche bei den Bürgern betteln und durch Almosen erhalten werden. Die Stadt baut gerade ein schönes Rathaus, zierlich und schmuck- voll, darin einen Saal für die großen Feste der Stadt und ansehnlicher Bürger. Aber zwischen Dom und Rathaus ist eine kunstlose Wasser- pfütze mit schwimmenden Enten, und daneben steht der deutsche Dorf- baum, die alte Linde; sie ist dem Bürger Erinnerung an eine Zeit, wo seine Stadt noch nicht war und wo die Waldvögel in den Zweigen sangen, auf denen jetzt nur die Sperlinge sitzen und im Winter die Krähen. Der Morgen wird den Bürgern durch Geläut verkündet, und die Glocken der zahlreichen Gotteshäuser tönen fast den ganzen Tag hin- durch. Ihr Ton ist dem Bürger herzlich lieb; er umklingt ihm das ganze Leben, wie er seinen Vorfahren getan. Wenn der Heimkehrende den Glockenklang seiner geliebten Stadt auf dem Felde hört, dann hält er still und betet. Darum ehrt er seine Glocken wie lebende Wesen; er gab ihnen Frauennamen, den großen am liebsten Anna, Susanna, und er war geneigt, ihnen ein geheimnisvolles Leben anzudichten. All- mählich werden Turmuhren eingeführt. Bis zu ihnen hat nur das Ge-