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1. Teil 2 - S. 146

1887 - Hannover : Helwing
146 Mittlere Zeit. Ausführung eines neuen Sturmes auf. Da erblickten die begeisterten Streiter auf dem Olberge einen Ritter in weißen Kleidern, der einen blitzenden Schild schwenkte. „Gott will es! Gott will es!" schallte es durch die Reihen, und mit erneuter Heftigkeit stürmte das Heer gegen die Mauern. Die äußere ward erstiegen; gegen die innere rückte der Belagerungsturm, in welchem Herzog Gottfried mit wenigen Begleitern sich befand, näher und näher. Die Zugbrücke siel, und Gottfried betrat mit zwei Begleitern zuerst die Mauer; sein Schwert schuf den Nach-1aüq drängenden freie Bahn. Das nächste Thor ward gewonnen, und mit luyy dem Rufe: „Gott will es! Gott will es!" stürmten die Kreuzfahrer in die Stadt. Entsetzlich waren die Greuelthaten, welche dieselben in der eroberten Stadt verübten. Die ganze Nacht hindurch wurde gemordet; über die Treppenstufen der Moschee Omars rieselte das Blut; viele Juden fanden in der Synagoge, wohin sie sich geflüchtet hatten, durch die Flammen ihren Untergang. Man metzelte alle Ungläubigen, die man fand, ohne Gnade nieder, oder marterte sie auf qualvolle Weise zu Tode und schonte nicht einmal der Säuglinge. Von den 70 000 Einwohnern der Stadt blieben nicht einmal so viele übrig, als nötig waren, die Getöteten zu beerdigen. So viel Macht Gottfried auch über das Heer besaß, er war nicht imstande, der Mordgier Einhalt zu thun. Er steckte sogleich nach Eroberung der Stadt sein Schwert in die Scheide; als er die anderen nicht dazu bewegen konnte, legte er ein härenes Gewand an, ging barfuß mit einigen Gefährten in die Kirche des heiligen Grabes und sank zu inbrünstigem Gebete nieder. Nach und nach füllte sich die Kirche. Dieselben Krieger, welche alle Greuel verübt hatten, reinigten sich vom Blute und zogen als Büßende barfuß und mit entblößtem Haupte in die Auferstehungskirche, um Gott zu danken und Buße zu geloben. Nach drei Tagen ergab sich die kleine Besatzung der Burg und erhielt freien Abzug. Dies verdroß das Kreuzheer, uno die Fürsten vermochten es nur dadurch zu beschwichtigen, daß sie alle noch am Leben erhaltenen Ungläubigen seiner Mordgier preis gaben. Das himmelschreiende Verfahren der Kreuzfahrer in Jerusalem erfüllte die ganze mohammedanische Welt des Ostens mit Wut und Verachtung. Um das Gewonnene in der Mitte feindlicher Völker zu erhalten, beschloß man, in Jerusalem ein christliches Reich unter einem Könige zu errichten. Die Wahl fiel auf Gottfried. Er lehnte aber die ihm zugedachte Würde mit den Worten ab: „Wo mein Heiland eine Dornenkrone getragen, will ich keine Königskrone tragen!" Doch nahm er die Bürde des ihm zugedachten Amtes auf sich und nannte sich „Beschützer des heiligen Grabes." Schon einen Monat nach der Eroberung Jerusalems rückte ein starkes Saracenenheer gegen die Stadt. Gottfried schlug dasselbe und rettete dadurch das junge Reich. Doch schon im folgenden Jahre erlag der edle Held den ungeheuren Anstrengungen. Sein Bruder Balduin von Edessa folgte ihm; er nannte sich König von Jerusalem und führte die fränkische Lehnsverfassung ein. Das Königreich

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1. Mittlere und neue Geschichte bis 1648 - S. 55

1883 - Hannover : Helwing
Die Kreuzzüge. 55 Sonnenhitze und in der baumlosen Gegend mangelte es bald an Wasser. Zufällig entdeckte man in der Nähe Bethlehems ein kleines Gehölz, und eine genuesische Flotte brachte nach Joppe, am Mittelmeere, Lebens- mittel und tüchtige Werkmeister mit Zimmergeräten. Als nun zwei ägyptische Boten 'aussagten, in 14 Tagen werde ein ägyptisches Heer züm Entsätze der Stadt heranrücken, beschloß man den Sturm. Das ge- samte Hee/ machte barfuß eine feierliche Bitt- und Bußfahrt nach dem Ölberge, dann wagte es am 14. Juli einen allgemeinen Sturm, der aber mutig zurückgeschlagen wurde. Am nächsten Tage stellte sich das Heer zur Ausführung eines neuen Sturmes auf. Da erblickten die be- geisterten Streiter auf dem Ölberge einen Ritter in weißen Kleidern, der einen blitzenden Schild schwenkte. „Gott will es! Gott will es!" schallte es durch die Reihen, und mit erneuter Heftigkeit stürmte das Heer gegen die Mauern. Die äußere ward erstiegen; gegen die innere rückte der Belagerungsturm, in welchem Herzog Gottfried mit wenigen Begleitern sich befand, näher und näher. Die Zugbrücke fiel, und Gottfried betrat mit zwei Begleitern zuerst die Mauer; sein Schwert schuf den Nach- drängenden freie Bahn. Das nächste Thor ward gewonnen, und mit dem Rufe: „Gott will es! Gott will es!" stürmten die Kreuzfahrer in die Stadt. (15. Juli 1099.) Entsetzlich waren die Greuelthaten, welche 1099 die Kreuzfahrer in der eroberten Stadt verübten, erhitzt durch die Ent- behrungen aller Art und den langen Kampf auf Leben und Tod. Die ganze Nacht hindurch wurde gemordet; über die Treppenstufen der Moschee Omars rieselte das Blut; viele Juden fanden in der Synagoge, wohin sie sich geflüchtet hatten, durch die Flammen ihren Untergang. Man metzelte alle Ungläubigen, die man fand, ohne Gnade nieder, oder marterte sie auf qualvolle Weise zu Tode und schonte nicht einmal der Säuglinge. So viel Macht Gottfried auch über das Heer besaß, er war nicht imstande, dem Morden Einhalt zu thun. Er war der Erste, welcher gleich nach Eroberung der Stadt fein Schwert in die Scheide steckte. Als er die anderen nicht dazu bewegen konnte, legte er ein härenes Gewand an, ging barfuß mit einigen Gefährten in die Kirche des heiligen Grabes und sank zu inbrünstigem Gebete nieder. Nach und nach füllte sich die Kirche. Dieselben Krieger, welche alle Greuel verübt hatten, reinigten sich vom Blute und zogen als Büßende barfuß und mit entblößtem Haupte in die Auferstehungskirche, um Gott zu danken und Buße zu geloben. Nach drei Tagen ergab sich die kleine Besatzung der Burg und erhielt freien Abzug. Dies verdroß das Kreuzheer, und die Fürsten vermochten es nur dadurch zu beschwichtigen, daß sie alle noch am Leben erhaltenen Ungläubigen seiner Mordlust preisgaben. Das himmelschreiende Verfahren der Kreuzfahrer in Jerusalem erfüllte die ganze muhamedanische Welt des Ostens mit Wut und Verachtung. g. Das Königreich Jerusalem. Um das Gewonnene in der Mitte feindlicher Völker zu erhalten, beschloß man, in Jerusalem ein christ- liches Reich unter einem Könige zu errichten. Die Wahl siel auf Gott- fried. Er lehnte aber die ihm zugedachte Würde mit den Worten ab: „Wo mein Heiland eine Dornenkrone getragen, will ich keine Königs- krone tragen!" Doch nahm er die Bürde des ihm zugedachten Amtes auf sich und nannte sich Beschützer des heiligen Grabes. Schon einen Monat nach der Eroberung Jerusalems rückte ein starkes Saracenenheer gegen die Stadt. Gottfried schlug dasselbe und rettete dadurch das junge Reich. Doch schon im folgenden Jahre erlag der edle Held den ungeheuren Anstrengungen. Sein Bruder Balduin

2. Hilfsbuch für den Geschichtsunterricht in Präparandenanstalten - S. 161

1896 - Breslau : Hirt
Die Kreuzzüge. 161 dienstbare Leute entschlossen sich zum Zuge; denn diese konnten nach des Papstes Wort dadurch die Freiheit erlangen. Viele lockte die Lust an Abenteuern, andere die Hoffnung aus große Schütze. Von allen Orten berichtete man über Wundererscheinungen, welche zum Kreuzzuge aufzufordern schienen. Es ward sogar erzählt und geglaubt, Kaiser Karl sei der Gruft entstiegen, um selbst sein Volk gegen die Ungläubigen zu führen. Eine damals ausbrechende Seuche, das heilige Feuer genannt, erklärte man schon als göttliche Strafe der Zögerung. c. Der erste Kreuzzug. Allerorten wurde jetzt mit dem größten Eifer gerüstet. Nach der Ernte des nächsten Jahres zogen mehr als eine halbe Million Menschen zum Kampfe gegen die Ungläubigen nach Osten, unter ihnen viele Fürsten, Grafen und Ritter. An der Spitze stand Gottfried von Bouillon (spr. Bujong!), Herzog von Niederlothringen, durch Tugend und Tapferkeit das Muster eines christlichen Helden. Die Donau hinab zog sein Heer durch Ungarn nach Konstantinopel, wo es sich mit den anderen Heeren vereinigte, die teils zur See, teils zu Lande aus Südeuropa dorthin gekommen waren. In Kleinasien begann für das Heer eine Zeit der Trübsal. „Viel' Steine gab's und wenig Brot!" Durch die ungewohnte Sonnenglut, durch Hunger, Seuchen und die, Angriffe der Feinde wurden die Reihen der Kreuzfahrer gelichtet. Über Nicäa ging's nach Antiochia, von hier gen Sidon, Tyrus, Akkon und Cäsarea. Die Belagerung dieser Städte zog sich so in die Länge, daß das Heer erst im dritten Jahre vor Jerusalem anlangte. Diese Stadt war eine starke, wohlverteidigte Festung; nur durch harte Kämpfe und nach neuen Entbehrungen war sie zu gewinnen. Nur noch 20000 der Kreuzfahrer waren kampffähig; doch die kleine Schar war stark durch Begeisterung. Nach fünfwöchiger, mühevoller Belagerung stürmten sie die Stadt mit dem Rufe: „Gott will es!" Gottfried war der erste auf der Mauer. Nun begann ein furchtbares Blutbad; von den Treppenstufen einer Moschee rieselte das Blut; man verschonte weder Greise, noch Weiber, noch Kinder. Gottfried versuchte vergeblich, dem Morden Einhalt zu thun. Da legte er ein härenes Gewand an, ging barfuß mit einigen Gefährten in die Kirche des heiligen Grabes und sank zu inbrünstigem Gebete nieder. Nach und nach füllte sich bte Kirche. Dieselben Krieger, welche eben solche Greuel verübt hatten, remtgten sich vom Blute und zogen als Büßende barfuß und mit entblößtem Haupte in die Auferstehungskirche, um Gott zu danken und Buße zu geloben. ä. Das Königreich Jerusalem. Um das Gewonnene in der Mitte rj? cn^ Völker zu erhalten, beschloß man, in Jerusalem ein christliches Reich unter einem Könige zu errichten. Die Wahl fiel auf Gottfried. Er lehnte aber die ihm zugedachte Würde mit den Worten al>: „Wo mein Heiland eine Dornenkrone getragen, will ich keine Königskrone tragen!" Doch nahm er die Bürde des ihm zugedachten Amtes auf sich und nannte sich Beschützer des heiligen Grabes. Aber schon im Hoffmeher und Hearing, jhilfsbuch. 8. Aufl. -q

3. Hilfsbuch für den Geschichtsunterricht - S. 176

1899 - Breslau : Hirt
176 Das Königreich Jerusalem; die übrigen Kreuzzüge. aus Südeuropa dorthin gekommen waren. In Kleinasien begann für das Heer eine Zeit der Trübsal. „Viel Steine gab's und wenig Brot!" Durch die ungewohnte Sonnenglut, durch Hunger, Seuchen und die Angriffe der Feinde wurden die Reihen der Kreuzfahrer gelichtet. Über Nicäa ging's nach Antiochia, von hier gen Sidon, Tyrus, Akkon und Cäsarea. Die Belagerung dieser Städte zog sich so in die Länge, daß das Heer erst im dritten Jahre vor Jerusalem anlangte. Diese Stadt war eine starke, wohlverteidigte Festung, die Zahl der Kreuzfahrer aber stark zusammengeschmolzen. Doch nach fünfwöchiger, mühevoller Belagerung stürmten sie die Stadt mit dem Ruse: „Gott will es!" Nun 1099 begann ein furchtbares Blutbad, man verschonte weder Greise noch Weiber, noch Kinder. Gottfried versuchte vergeblich, dem Morden Einhalt zu thun. Da legte er ein härenes Gewand an, ging barfuß mit einigen Gefährten in die Kirche des heiligen Grabes und sank zu inbrünstigem Gebete nieder. Nach und nach füllte sich die Kirche. Dieselben Krieger, welche eben solche Greuel verübt hatten, reinigten sich vom Blute und zogen als Büßende barfuß und mit entblößtem Haupte in die. Auferstehungskirche, um Gott zu danken und Buße zu geloben. c. Das Königreich Jerusalem. Um das Gewonnene in der Mitte feindlicher Völker zu erhalten, beschloß man, in Jerusalem ein christliches Reich unter einem Könige zu errichten. Die Wahl fiel auf Gottfried. Er lehnte aber die ihm zugedachte Würde mit den Worten ab: „Wo mein Heiland eine Dornenkrone getragen, will ich keine Königskrone tragen!" Doch nahm er die Bürde des ihm zugedachten Amtes auf sich und nannte sich Beschützer des heiligen Grabes. Aber schon im folgenden Jahre erlag der edle Held den ungeheuren Anstrengungen. Sein Bruder Balduin folgte ihm und nannte sich König von Jerusalem. d. Die übrigen Kreuzzüge. Das Königreich Jerusalem hatte mit den Mohammedanern harte Kämpfe zu bestehen; aber Balduin war ein kräftiger Herrscher. Er eroberte auch noch die bedeutendsten Orte Palästinas am Mittelmeere, und unter seinem Nachfolger wurde auch Tyrus unterworfen. Die italienischen Städte Genua und Venedig, die damals mit dem Morgenlande lebhaften Handel trieben, unterstützten das junge Königreich; auch wurden von Deutschland aus noch mehrere Kreuzzüge gemacht. (S. 180.) Ja, so groß war die Begeisterung, daß einst 50000 Kinder ans Frankreich und Deutschland zur Eroberung des heiligen Landes auszogen; sie kamen aber unterwegs sämtlich um, oder wurden von den Türken zu Sklaven gemacht. Da die Fürsten, Bischöfe und Städte des Heiligen Landes nicht einig waren, konnten sie trotz aller Tapferkeit den zahlreichen Feinden nicht widerstehen: deshalb gingen nach und nach alle christlichen Besitzungen wieder verloren.

4. Hilfsbuch für den Geschichtsunterricht in Präparandenanstalten - S. 128

1892 - Breslau : Hirt
128 Das Mittelalter. Begeisterung. Nach fünfwöchiger, mühevoller Belagerung stürmte sie 1099 bte Stadt mit dem Rufe: „Gott will es!" Gottfrieb war der erste auf der Mauer. Nun begann ein furchtbares Blutbad; von den Treppenstufen einer Moschee riefelte das Blut; mau verschonte weber Greise noch Weiber, noch Kinder. Gottfrieb versuchte vergeblich dem Morden Einhalt zu thun. Da legte er ein härenes Gewanb an,' ging barfuß mit einigen Gefährten in die Kirche des heiligen Grabes und sank zu inbrünstigem Gebete nieder. Nach und nach füllte sich die Kirche. Dieselben Krieger, welche eben solche Greuel verübt hatten reinigten sich vom Blute und zogen als Büßenbe barfuß und mit enblößtem Haupte in die Auferstehungskirche, um Gott zu banken und Buße zu geloben. d. Das Königreich Jerusalem. Um das Gewonnene in der Mitte feindlicher Völker zu erhalten, beschloß man, in Jerusalem ein christliches Reich unter einem Könige zu errichten. Die Wahl fiel auf Gottfrieb. Er lehnte aber die ihm zugedachte Würbe mit den Worten ab: „Wo mein Heilanb eine Dornenkrone getragen, will ich keine Königskrone tragen!" Doch nahm er die Bürbe des ihm zugebachten Amtes auf sich und nannte sich Beschützer des heiligen Grabes. Aber schon im folgenben Jahre erlag der eble Helb bett ungeheuren Anstrengungen. Sein Bruder Balbuin folgte ihm und nannte sich König von Jerusalem. e. Die übrigen Kreuzzüge. Das Königreich Jerusalem hatte mit den Mohammebanern harte Kämpfe zu bestehen; aber Balbuin war ein kräftiger Herrscher. Er eroberte auch noch die bebentenbsten Orte Palästinas am Mittelmeere, und unter seinem Nachfolger würde auch Tyrus unterworfen. Die italienischen Städte Genua und Venebig, die bamals mit dem Morgenlanbe lebhaften Handel trieben, unter ^ stützten das junge Königreich; auch würden von Deutschland aus noch mehrere Krenzzüge gemacht. Ja, so groß war die Begeisterung, daß einst 50 000 Kinder aus Frankreich und Deutschland zur Eroberung des heiligen Landes auszogen, die aber unterwegs sämtlich nmkamen ober von den Türken zu Sklaven gemocht würden. Nach und nach gingen alle christlichen Besitzungen wieder verloren. f. Folge der Kreuzzüge. Durch die Kreuzzüge sinb über 5 Millionen Menschen geopfert worben, und boch ist der eigentliche Zweck berfelben — das heilige Land den Hauben der Ungläubigen zu entreißen — nicht erreicht. Dennoch sinb die vielen Opfer nicht umsonst gebracht! Am meisten würde durch die Kreuzzüge das Ansehen des Papstes und der Kirche gehoben. Sie waren von der Kirche veranlaßt, der Papst galt als ihr oberster Leiter; er erschien deshalb als der gemeinsame Herr der gesamten Christenheit. Das Ritterwesen wurde durch die Kreuzzüge veredelt; dadurch, daß der Ritter sich in den Dienst der Kirche stellte, für sie und Gottes Ehre das Schwert zog, kam er zu dem Bewußtsein,

5. Das Vaterland - S. 55

1900 - Leipzig [u.a.] : Klinkhardt
55 Krankheiten und Beschwerden aller Art hinweggerafft. Die übrigen, welche die Küste von Asien erreichten, fielen durch das Schwert der Türken. So kamen gegen 100 000 Menschen um, ohne das heilige Land auch nur zu sehen. Das war ein trauriger Anfaug. 5. Unterdessen aber hatten die Fürsten, Grafen und Ritter ihre Rüstungen vollendet, und im Herbste des Jahres 1096 setzte sich nun ein wohlgeordnetes Heer von Kreuzfahrern in Bewegung. Es war wie eine Völkerwanderung: mehr als eine halbe Million Menschen zog gegen Morgen. Einer der angesehensten Führer des Zuges war der deutsche Herzog Gottfried von Bouillon, durch fromme Tugend und ritterliche Tapferkeit das Musterbild eines christlichen Helden. Bis Konstantinopel ging alles glücklich. Aber sobald das Heer von dort nach Kleinasien übergesetzt war, begann eine Zeit der Not und Trübsal. Die Kreuzfahrer fanden an den Türken einen ebenso tapferen als listigen Feind; sie mußten Monate lang einzelne Städte belagern und erlitten durch die ungewohnte Sonuenglut des südlichen Landes, durch Hunger und Seuchen ungeheure Verluste. 6. Endlich, im dritten Jahre nach dem Aufbruch, näherten sich die Übriggebliebenen dem Ziele ihrer Sehnsucht. Als sie von einer Anhöhe die heilige Stadt im Glanze der Abendsonne vor sich liegen sahen, sanken alle auf die Kniee, Freudenthränen entstürzten ihren Angen, und der tausendstimmige Jubelruf: Jerusalem! Jerusalem! erschütterte die Luft. Allein die Eroberung der Stadt kostete noch einen langen, heißen Kampf. Denn sie war von festen Mauern um- geben und wurde durch ein starkes Türkenheer verteidigt. Die Zahl der Kreuzfahrer aber war auf 20000 Mann zusammengeschmolzen. Doch ihre Begeisterung gewann den Sieg. Nach mühevoller Belagerung drangen sie am 15. Juli 1099 unter dem Rufe: „Gott will es!" in die Stadt ein. Ein furchtbares Blutbad begann; von Gasse zu Gasse wälzte sich das Morden. Weder Greise, noch Weiber, noch Kinder fanden Schonung; bald glich die ganze Stadt einem großen Leichenhügel. Nur Herzog Gottfried hielt sich frei von den entsetz- lichen Greueln, welche das Kreuzheer verübte. Gleich nach der Ein- nahme der Stadt eilte er aus dem Mordgetümmel in die Kirche des heiligen Grabes, kniete barfuß und im wollenen Büßerhemde an der geweihten Stätte nieder und dankte Gott, daß er dem Heere den Sieg verliehen. Auch den Übrigen kehrte allmählich die Besinnung zurück. Als ihre Mordgier gesättigt war, reinigten sie sich von dem Blute der Erschlagenen, wallfahrteten in feierlichem Zuge zu der Grabes- stätte des Erlösers und sangen Loblieder zu Ehren des Allerhöchsten. Dann wählten sie Gottfried zum Könige. Aber der demütige Held sprach: „Ich will nicht da die Königskrone tragen, wo mein Heiland unter der Dornenkrone geblutet hat", und nannte sich nur Beschützer des heiligen Grabes. Schon im folgenden Jahre starb er, und sein Bruder Balduin wurde nun König von Jeru- salem. Andrä.

6. Bilder und Lebensbeschreibungen aus der Weltgeschichte - S. 171

1887 - Hannover : Meyer
78. Konrad Iii. Der zweite Kreuzzug. 171 der heilige Georg!" heißt es; neuer Mut durchströmt aller Herzen; selbst Kranke, Weiber und Kinder vereinigen ihre Anstrengungen mit denen der Soldaten, ist Gottfrieds Turm an der Mauer, die Fall- brücke klappt nieder; Held Gottfried stürmt hinüber, ihm nach seine Mannen. Sie hauen nieder, was sich in den Weg stellt, und öffnen das Nächste Thor. Da ergießt sich der Strom der Kreuzfahrer hinein in die Stadt. „Gott will es! Gott will es!" schallt es jubelnd gen Himmel. Was nun geschah, muß jedes Christenherz mit Scham und Schmerz erfüllen Die Kreuzfahrer, erbittert durch alles ausgestandene Seit), durch den verzweifelten Widerstand, wohl gar in dem Wahn, daß Gott Wohlgefallen an dem Tode der Ungläubigen finde, wüteten in der Stadt wie Tiger Am gräßlichsten war das Gemetzel in der Moschee Omars, die an der Stätte des alten Tempels stand. loooo Sarazenen hatten sich hierher geflüchtet; sie alle wurden niedergemacht, so daß das Blut die breiten Stufen hinabfloß und der Dunst der Leichen zuletzt die Schlächter selbst Vertrieb Die Juden wurden mit Weib und Kind in ihrer Synagoge verbrannt Bon den 70 000 Einwohnern Jerusalems blieben nicht so viele am Leben, daß sie die Toten zu bestatten vermochten. Konnte auf einer solchen Eroberung Segen ruhen? Dem edlen Gottfried blutete das Herz- aber selbst er konnte den Rasenden nicht Einhalt thun. Als die Mordgier gestillt war, reinigten sich alle vom Blute der Erschlagenem und zogen barfuß und bloßen Hauptes nach der Auferstehuugskirche. Hier warfeu sie sich in brünstiger Andacht nieder uitb dankten Gott unter Frendenthränen durch Gebet und Lobgesang. Sie beichteten auch ihre Süudeu und gelobten ihr Leben zu bessern. 6 Das Königreich Jerusalem. Jerusalem war erobert; nun galt's,* es zu behaupten. Vor allein that ein tüchtiges Oberhaupt imt, ixitb als der Würdigste von allen wurde Gottfried von Bouillon zum Könige ausgerufen. Die Herrschaft nahm der edle Fürst ent; „aber , sprach er, „nicht König will ich heißen, noch die goldene Krone tragen da, wo meines Heilandes Haupt unter der Dornenkrone geblutet hat; nur „Beschützer des heiligen Grabes" will ich sein und heißen." Semem Regiment unterwarfen sich auch die andern im Morgenlande entstandenen christlichen Herrschaften, wie die Grafschaft Edeffa und das Fürstentum Antiochien, so daß fein Reich eine ziemliche Ausdehuuug gewann. Leider starb der hochherzige, sromme Held infolge der ungeheuren Anstrengungen schon im folgenden Jahre. Sein Bruder Balduin folgte ihm; dieser nahm auch den Titel „König von Jerusalem" au. 78. Konrad Iii. (1133-1152). Der zweite Kreumg (1147). 1. Lothar von Sachsen (1125-1137). Konrad Iii. (liss bis 1152). Als mit Heinrich V. das Geschlecht der Franken ausgestorben war, bestieg noch einmal wieder ein Sachse den Thron, nämlich Lothar

7. Handbuch für den Unterricht in der deutschen Geschichte - S. 88

1894 - Paderborn : Schöningh
dieselbe, wurden aber oben von den Verteidigern jählings heruntergestoßen. Man sah nun ein, daß die Stadt ohne Belagerungswerkzeuge nicht zu erobern sei. Viele Kreuzfahrer zerstreuten sich, um in der holzarmen Gegend die dazu notwendigen Bäume zusammenzusuchen. Die Gefahren und beiden bei dieser Arbeit waren sehr groß? Nach Verlauf von vier Wochen hatte man zwei Belagerungstürme vollendet? Im Vertrauen auf Gott begann Gottfried die Erstürmung der Stadt am 14. Juli 1099? Der erste Versuch der Christen scheiterte an der verzweiflungsvollen Gegenwehr der Türken. Am zweiten Tage wurde der Sturm mit noch größerer Wut erneuert? und nach siebenstündigem, mörderischem Kampfe wurden die Mauern erstiegen. Gottfried von Bouillon war der erste, der von feinem Belagerungsturme auf die Mauern der Stadt sprang. Es war am 15. Juli 1099. In wilder Mordgier stürmten die Sieger hin und her und richteten ein entsetzliches Blutbad an? So befleckten sie ihren Ruhm mit Grausamkeiten. Endlich legten die Pilger das Schwert nieder, reinigten sich vom Blute und zogen nach der Kirche des heiligen Grabes. Hier wurden sie feierlich von der Geistlichkeit empfangen. Alle dankten Gott für das Glück, das Grab des Erlösers aus den Händen der Ungläubigen befreit zu haben. Das waren Helden! Ob am Gaum der letzte Tropfen war verdorrt, Sie achteten des Durstes nicht, sie hielten fest und kämpften fort; Die Wüste trank der Schlachten Blut, auf fahlen Flügeln kam die Pest, Der Sandwind grub die Leichen ein, sie kämpften fort und hielten fest. O große Zeit des Heldentums, o Zeit von Rnhin und Thaten voll, Als von der Andacht mächt'gem Hauch hochflatternd jedes Banner schwoll, Als, wo es Gottes Sache galt, der Greis der Narben nicht gedacht, Und froh sein fechzehnjähr'ges Blut der Knabe dargebracht! (Geibet.) Nunmehr wurde zur Wahl eines Königs geschritten.6 Wer war hierzu würdiger als Gottfried? Man wollte ihn daher zum Könige von Jerusalem machen. Er aber schlug es in seiner Demut und Bescheidenheit aus, da eine goldene Krone zu tragen, wo der Heiland eine Dornenkrone trug. Die Regierung nahm er zwar an, aber er nannte sich nur Beschützer des heiligen Grabes. Im folgenden Jahre starb er schon und wurde in der Kirche des heiligen Grabes beerdigt. Sein Bruder Balduin wurde jetzt König von Jerusalem. L. 1 Denn sie waren rings von Feinden umgeben, die ihnen hinter Hügeln, Bergen und Höhlen, besonders in der Gegend der Quellen auflauerten, so daß sie oft um einen Trunk Wassers blutige Kämpfe bestehen mußten. Der Hunger, den die Kreuzfahrer vor und in Antiochien ausgestanden hatten, schien ihnen weniger schrecklich als dieser Durft vor der heiligen Stadt in der brennendsten Hitze des Sommers, und bald gesellte sich zu dieser Not auch Mangel an Lebens Mitteln. In dieser äußersten Bedrängnis erschien eine genuesische Flotte im Hafen von Joppe und brachte nicht nur Lebensmittel, sondern auch Werkzeuge und treffliche Zimmerleute zum Bau der Belagerungswerkzeuge.

8. Erzählungen aus der deutschen Geschichte - S. 45

1896 - Leipzig : Voigtländer
— 45 — nopel ging alles glücklich. Aber sobald das Heer von dort nach Kleinasien übergesetzt war, begann eine Zeit der Not und Trübsal. Die Kreuzfahrer fanden an den Türken einen ebenso tapferen als listigen Feind; sie mußten monatelang einzelne Städte belagern und erlitten durch die ungewohnte Sonnenglut des südlichen Landes, durch Hunger und Seuchen ungeheure Verluste. 5. Die Eroberung Jerusalems. — Endlich, im dritten Jahre nach dem Aufbruch, näherten sich die Übriggebliebenen dem Ziele ihrer Sehnsucht. Als sie von einer Anhöhe die heilige Stadt im Glanze der Abendsonne vor sich liegen sahen, sanken alle auf die Kniee, Freudenthränen entstürzten ihren Augen, und der tausendstimmige Jubelruf: Jerusalem! Jerusalem! erschütterte die Lust. Allein die Eroberung der Stadt kostete noch einen langen, heißen Kampf. Denn sie war von festen Mauern umgeben und wurde durch ein starkes Türkenheer verteidigt. Die Zahl der Kreuzfahrer aber war auf 20 000 Mann zusammengeschmolzen. Doch ihre Begeisterung gewann den Sieg. Nach fünfwöchentlicher mühevoller Belagerung drangen sie unter dem Rufe: „Gott will es!" in die Stadt ein. Ein furchtbares Blutbad begann; weder Greise, noch Weiber, noch Kinder fanden Schonung. Bald glich die ganze Stadt einem großen Leichenhügel. Nur Herzog Gottfried hielt sich frei von den Greueln, welche das Kreuzheer verübte. Gleich nach der Einnahme der Stadt eilte er aus dem Mord-getümmel in die Kirche des heiligen Grabes, kniete barfuß und im wollenen Büßerhemde an der geweihten Stätte nieder und dankte Gott, daß er ihm den Sieg verliehen. Auch den übrigen kehrte allmählich die Besinnung zurück. Als ihre Mordgier gesättigt war, reinigten sie sich von dem Blute der Erschlagenen, wallfahrteten in feierlichem Zuge zu der Grabesstätte des Erlösers und fangen Loblieder zu Ehren des Allerhöchsten. Dann wählten sie Gottfried zum Könige. Aber der demütige Held sprach: „Ich will nicht da die Königskrone tragen, wo mein Heiland unter der Dornenkrone geblutet hat," und nannte sich nur Beschützer des heiligen Grabes. Schon im folgen-

9. 1 = 5. Schulj. - S. 79

1908 - Leipzig [u.a.] : Klinkhardt
79 geben, der ist der ewigen Seligkeit gewiß." So ermahnte der Papst, und alles Volk rief: „Gott will es, Gott will es!" Wer an dem Heerzuge teilnehmen wollte, heftete sich ein rotes Kreuz auf die Schulter. Davon wurden die Mitziehenden Kreuzfahrer und die Kriege Kreuzzüge genannt. 4. Der Zug unter Gottfried von Bouillon. Mit großem Eifer wurde nun allerorten gerüstet. Der Landmann verließ den Pflug, der Hirt die Herde, der Ritter die Burg, der Mönch das Kloster. Im Jahre 1096 setzte sich ein stattliches Heer von Kreuzfahrern in Bewegung. Es war wie eine Völkerwanderung: mehr als eine halbe Million Menschen, darunter viele Fürsten, Grafen und Ritter, zogen gegen Morgen. An der Spitze des Zuges stand der deutsche Herzog Gottfried von Bouillon, durch fromme Tugend und ritterliche Tapferkeit das Musterbild eines christlichen Helden. Bis Konstantinopel ging alles glücklich: Aber sobald das Heer von dort nach Kleinasien übergesetzt war, begann eine Zeit der Not und Trüb- sal. Die Kreuzfahrer fanden an den Türken einen ebenso tapferen, als listigen Feind; sie mußten manatelang einzelne Städte belagern und litten durch die ungewohnte Sonnenglut des südlichen Landes, durch Hunger und Seuchen ungeheure Verluste. 5. Die Eroberung Jerusalems. Endlich, im dritten Jahre nach dem Aufbruche, näherten sich die Übriggebliebenen dem Ziele ihrer Sehnsucht. Als sie von einer An- höhe die heilige Stadt im Glanze der Abendsonne vor sich liegen sahen, sanken alle auf die Knie, Freudentränen entstürzten ihren Augen, und der tausendstimmige Jubelruf: Jerusalem! Jerusalem! erschütterte die Luft. Allein die Eroberung der Stadt kostete noch einen langen heißen Kampf. Denn sie war von festen Mauern um- geben und wurde durch ein starkes Türkenheer verteidigt. Die Zahl der Kreuzfahrer aber war auf 20 000 Mann zusammengeschmolzen. Doch ihre Begeisterung gewann den Sieg. Nach fünfwöchentlicher mühevoller Belagerung drangen sie unter dem Rufe: „Gott will es!" in die Stadt ein. Ein furchtbares Blutbad begann: weder Greise noch Weiber, noch Kinder fanden Schonung. Bald glich die ganze Stadt einem großen Leichenhügel. Nur Herzog Gottfried hielt sich frei von den Greueln, welche das Krenzheer verübte. Gleich nach der Einnahme der Stadt eilte er aus dem Mordgetümmel in die Kirche des heiligen Grabes, kniete barfuß und im wollenen Büßerhemde an der geweihten Stätte nieder und dankte Gott, daß er ihm den Sieg verliehen. Auch den übrigen kehrte allmählich die Besinnung zurück. Als ihre Mordgier gesättigt war, reinigten sie sich von dem Blute der Erschlagenen, wallfahrteten in feierlichem Zuge zu der Grabesstätte des Erlösers und sangen Loblieder zu Ehren des Allerhöchsten. Dann wählten sie Gottfried zum Könige. Aber der

10. Erzählungen aus der deutschen Geschichte - S. 45

1891 - Leipzig : Voigtländer
— 45 — nopel ging alles glücklich. Aber sobald das Heer von dort nach Kleinasien übergesetzt war, begann eine Zeit der Not und Trübsal. Die Kreuzfahrer fanden an den Türken einen ebenso tapferen als listigen Feind; sie mußten monatelang einzelne Städte belagern und erlitten durch die ungewohnte Sonnenglut des südlichen Landes, durch Hunger und Seuchen ungeheure Verluste. 5. Die Eroberung Jerusalems. — Endlich, im dritten Jahre nach dem Ausbruch, näherten sich die Übriggebliebenen dem Ziele ihrer Sehnsucht. Als sie von einer Anhöhe die heilige Stadt im Glanze der Abendsonne vor sich liegen sahen, sanken alle auf die Kniee, Freudenthränen entstürzten ihren Augen, und der tausendstimmige Jubelruf: Jerusalem! Jerusalem! erschütterte die Luft. Allein die Eroberung der Stadt kostete noch einen langen, heißen Kampf. Denn sie war von festen Mauern umgeben und wurde durch ein starkes Türkenheer verteidigt. Die Zahl der Kreuzfahrer aber war auf 20 000 Mann zusammengeschmolzen. Doch ihre Begeisterung gewann den Sieg. Nach fünfwöchentlicher mühevoller Belagerung drangen sie unter dem Rufe: „Gott will es!" in die Stadt ein. Ein furchtbares Blutbad begann; weder Greise, noch Weiber, noch Kinder fanden Schonung. Bald glich die ganze Stadt einem großen Leichenhügel. Nur Herzog Gottfried hielt sich frei von den Greueln, welche das Kreuzheer verübte. Gleich nach der Einnahme der Stadt eilte er aus dem Mordgetümmel in die Kirche des heiligen Grabes, kniete barfuß und im wollenen Büßerhemde an der geweihten Stätte nieder und dankte Gott, daß er ihm den Sieg verliehen. Auch den übrigen kehrte allmählich die Besinnung zurück. Als ihre Mordgier gesättigt war, reinigten sie sich von dem Blute der Erschlagenen, wallsahrteten in feierlichem Zuge zu der Grabesstätte des Erlösers und sangen Loblieder zu Ehren des Allerhöchsten. Dann wählten sie G o t t f r i e d zum Könige. Aber der demütige Held sprach: „Ich will nicht da die Königskrone tragen, wo mein Heiland unter der Dornenkrone geblutet hat," und nannte sich nur Beschützer des heiligen Grabes. Schon im folgen-

11. Fünfzehn Bilder aus der deutschen Geschichte - S. 44

1891 - Düsseldorf : Bagel
44 4. Jerusalem wird erobert. Die Kreuzfahrer setzten nun unter grosser Beschwerde den Weg nach Jerusalem fort. Fast drei Jahre waren sie schon unterwegs, und viele Tausende waren durch die Beschwerden der Reise, durch Krankheiten oder durch das Schwert der Türken dahingerafft. Endlich — am 5. Juni 1099 — kamen die Übriggebliebenen an ihrem Ziele an. Als sie die heilige Stadt vom Ölberge aus so im Glanze der Abendsonne vor sich liegen sahen, da fielen alle nieder auf die Kniee, dankten Gott und küssten den Boden. „Jerusalem, Jerusalem!“ ertönte es von allen Seiten. Allein die Eroberung kostete doch noch manchen harten Kampf. Denn die Stadt war mit festen Mauern umgeben und wurde durch ein starkes Türkenheer verteidigt. Von den Kreuzfahrern waren aber nur noch 20 000 Mann übriggeblieben. Aber durch ihre Begeisterung gewannen sie doch zuletzt den Sieg. Es war am 14. Juli, an einem Donnerstag, als endlich die Türken nachgeben mussten und die Kreuzfahrer unter dem Rufe: „Gott will es, Gott will es!“ in die Thore der heiligen Stadt drangen. Aber kaum sollte man sie „Christen“ nennen, die in die Stadt drangen, so furchtbar war das Blutbad, das sie unter den Einwohnern Jerusalems anrichteten. Männer und Frauen, Greise und Kinder — alles wurde niedergemetzelt, das Blut rann in den Strassen. Gottfried wusste nichts von diesen Greueln. Gleich nach der Einnahme der Stadt war er zur Kirche des heiligen Grabes gegangen und hatte Gott im heissen Gebet dort für den Sieg gedankt. Auch die Sieger erwachten bald wieder von ihrer Mordgier, thaten Busse und reinigten sich vom Blute der Erschlagenen. Am folgenden Sonntage wallfahrteten alle zum heiligen Grabe, um dort dem Herrn zu danken. 5. Gottfrieds Ende. Die Kreuzfahrer wählten nun Gottfried zu ihrem Könige; aber der fromme Herzog sprach: „Sollte ich da eine goldene Krone tragen, wo mein Herr und Heiland eine Dornenkrone getragen hat?“ Nicht König nannte er sich, sondern „Beschützer des heiligen Grabes“. Doch schon im folgenden Jahre starb Gottfried, und nun nannte sein Bruder sich „König von Jerusalem“.

12. Deutsche Geschichte bis zum Ausgang des Mittelalters - S. 216

1906 - Leipzig : Brandstetter
— 216 — Glaube, zur Ehre Gottes das Schwert zu ziehen, machte die Sieger zu reißenden Tigern. In ihr Siegesgeschrei mischte sich das Angstgewinfel der sterbenden und um Gnade flehenden Türken. Allein weder Alter noch Geschlecht wurde geschont. In der Moschee Omars, wohin sie sich geflüchtet hatten, wurden mehr als 10000 Muselmänner niedergemetzelt, bis das Blut die Treppen hinabrieselte, bis der Leichendunst selbst die Sieger betäubte und forttrieb. Doch bemächtigten sie sich vorher mit gieriger Hast der unermeßlichen Tempelschätze. Von der Moschee eilte man zur Synagoge, der Kirche der Juden, und verbrannte sie. In einzelne kleine Haufen geteilt, plünderten nun die Pilger die Stadt. Kein Haus blieb unerbrochen; weder Greise noch Weiber und Kinder wurden verschont. Von 70000 Einwohnern blieben nicht so viele am Leben, als zur Beerdigung der Toten nötig waren. Nur Herzog Gottfried hatte sich freigehalten von den Greueln, welche das Kreuzheer verübte. Mitten im Mordgetümmel wallfahrtete er zur Kirche des heiligen Grabes, am Fuße des Hügels Golgatha, inmitten der Stadt Jerusalem, gelegen, im wollenen Pilgerkleide, barfuß und ohne Waffen, um dort Gott für die Eroberung des heiligen Grabes zu danken. Auch in der Stadt selbst änderte sich plötzlich die Lage. Vom Morden müde, reinigten sich die Pilger vom Blute, entblößten Haupt und Füße und zogen unter Lobgesängen zur Kirche des heiligen Grabes. Feierlich wurden sie hier von den Geistlichen empfangen, welche mit tiefer Rührung für die Lösung aus der Gewalt der Ungläubigen dankten. Keinem aber wurde mehr Dank als Peter dem Einsiedler, weil dieser dem Patriarchen vor fünf Jahren Hilfe zugesichert und sein Wort gehalten hatte. Alle Pilger weinten vor Freuden, konnten sich nicht satt sehen an den heiligen Stätten und fielen nieder und küßten den heiligen Boden, auf dem kurz vorher noch soviel Blut geflossen. Viele beichteten laut ihre Sünden, gelobten Besserung mit lauter Stimme und opferten willig den Raub ihrer Habsucht dem Herrn. Nie sah man solche schnelle Umwandlung wie bei der Eroberung Jerusalems am 15. Juli 1099. d) Das Königreich Jerusalem. Trotz der Eroberung der heiligen Stadt hatte das kleine Kreuzheer von den Türken noch alles zu fürchten, um so mehr, da unter den Fürsten der Kreuzfahrer Zwietracht herrschte. Man dachte daher an die Wahl eines Königs für das neue Königreich Jerusalem. Um seiner Tugend willen erschien Gottfried von Bouillon allen als der Würdigste; allein in seiner frommen Bescheidenheit weigerte er sich, da eine goldene Krone zu tragen, wo der Heiland der Welt unter einer Dornenkrone geblutet habe, und nannte sich nur den „Beschützer des heiligen Grabes". Aber schon im folgenden Jahre raffte der Tod den edlen Helden hinweg, und nun nahm sein Bruder Balduiu den Namen eines Königs an.

13. Erzählungen aus der Weltgeschichte - S. 232

1888 - Kreuznach [u.a.] : Voigtländer
— 232 — der deutsche Herzog Gottfried von Bouillon, durch fromme Tugend und ritterliche Tapferkeit das Musterbild eines christlichen Helden. Bis Konstantinopel ging alles glücklich. Aber sobald das Heer von dort nach Kleinasien übergesetzt war, begann eine Zeit der Not und Trübsal. Die Kreuzfahrer fanden an den Türken einen eben so tapferen, als listigen Feind; sie mußten Monate lang einzelne Städte belagern und litten durch die ungewohnte Sonnenglut des südlichen Landes, durch Hunger und Seuchen ungeheure Verluste. 6. Die Eroberung Jerusalems 1099. — Endlich, im dritten Jahre nach dem Aufbruch, näherten sich die Übriggebliebenen dem Ziele ihrer Sehnsucht. Als sie von einer Anhöhe die heilige Stadt im Glanze der Abendsonne vor sich liegen sahen, sanken alle auf die Kniee, Frendenthränen entstürzten ihren Augen, und der tausendstimmige Jubelruf: Jerusalem! Jerusalem! erschütterte die Luft. Allein die Eroberung der Stadt kostete noch einen langen heißen Kampf. Denn sie war von festen Mauern umgeben und wurde durch ein starkes Türkenheer verteidigt. Die Zahl der Kreuzfahrer aber war auf 20,000 Mann zusammengeschmolzen. Doch ihre Begeisterung gewann den Sieg. Nach fünfwöchentlicher mühevoller Belagerung drangen sie unter dem Rufe: „Gott will es!" in die Stadt ein. Ein furchtbares Blutbad begann: von Gasse zu Gasse wälzte sich das Morden. In einem Tempel, wo tausende von Türken Sicherheit gesucht, metzelte man, bis das Blut die Treppe hinabströmte, bis der Dunst der Leichname die Sieger betäubte und forttrieb. Weder Greise, noch Weiber, noch Kinder fanden Schonung: bald glich die ganze Stadt einem großen Leichenhügel. Nur Herzog Gottfried hielt sich frei von den entsetzlichen Greueln, welche das Kreuzheer verübte. Gleich nach der Einnahme der Stadt eilte er aus dem Mordgetümmel in die Kirche des heiligen Grabes, kniete barfuß und im wollenen Büßerhemde an der geweihten Stätte nieder und dankte Gott, daß er ihm den Sieg verliehen. Auch den Übrigen kehrte allmählich die Besinnung zurück. Als ihre Mordgier gesättigt war, reinigten sie sich von dem Blute

14. Geschichtsbilder - S. 106

1903 - Berlin : Süsserott
t — 106 - 7. Die Eroberung Jerusalems. — Im dritten Jahre nach dem Aufbruch aus der Heimat erreichte man die Anhöhe von Emmans und sah im Abendsonnenschein die heilige Stadt vor sich liegen. Vergessen war alle Mühe und Not, in heiliger Andacht fielen alle auf ihre Kniee, und der Jubelruf: „Jerusalem, Jerusalem!" tönte tausendstimmig durch die Luft. Nun stand aber das Schwerste noch bevor. Jerusalem war stark befestigt und von 40000 Türken verteidigt. Das Heer der Kreuzfahrer war auf 20000 Mann zusammengeschmolzen. Dennoch schritten sie ohne Säumen zur Belagerung und wagten nach 5 Wochen den Sturm. Gottfried vou Bouillon war der erste aus der Mauer. Mit dem Rufe: „Gott will es!" Die Kreuzfahrer vor Jerusalem. drangen die Kreuzfahrer in die Stadt. Ein furchtbares Gemetzel begann. Bis an die Knöchel wateten die Sieger im Blute. 10000 Sarazenen hatten sich iu die Moschee geflüchtet, die an der Stelle des alten Tempels stand; sie wurden bis auf den letzten Mann niedergemacht, so daß das Blut die breiten Stufen hinabfloß. Die Juden wurden mit Weib und Kind in ihrer Synagoge verbrannt. Vergeblich bemühte sich der edle Gottfried, der wilden Mordgier Einhalt zu tun. Als dieselbe endlich gestillt war, reinigten sich alle vom Blute der Erschlagenen und zogen in feierlichem Zuge zur Kirche des heiligen Grabes, Gott zu danken für den Sieg. 8. Das Königreich Jerusalem. — Die Kreuzfahrer wählten nun Gottfried von Bouillon zum Könige von Jerusalem. Er lehnte die Krone mit den Worten ab: „Dort, wo mein Erlöser die Dornenkrone trug, will ich feine goldene Krone tragen." Bescheiden nannte er sich nur „Beschützer des heiligen Grabes." Im nächsten Jahre starb er bereits. Sein Bruder Balduin nahm den Titel „König von Jerusalem" an.

15. Kleines Realienbuch - S. 23

1895 - Gera : Hofmann
23 wachte neben ihr und betete für seine Seele. Erst 1111 wurde er vom Banne befreit und feierlich begraben. Sein herzloser Sohn Heinrich Y. starb un- betrauert und kinderlos (1125). Mit ihm erlosch das fränkische Haus. Ihm folgte Lothar von Sachsen. Nach dessen Tode (1137) gelangten die Hohen- staufen auf den Thron. 9. Der erste Kreuzzug (1096—1099)* 1. Ursachen der Kreuzzüge. Helena, Konstantins Mutter, hatte das heilige Land besucht und über der Gruft des Heilandes eine Kapelle erbaut. Seitdem zogen viele Pilger nach den heiligen Stätten. Als die Araber Palästina eroberten, forderten sie von den Pilgern eine Abgabe, störten aber ihre Andacht nicht. Als jedoch die rohen Türken das heilige Land einnahmen, da mißhandelten sie die frommen Pilger in schändlicher Weise. 2. Peter von Amiens (spr. Amiäng), ein französischer Einsiedler, sah dies und entbrannte darüber in Unwillen. Barfuß und barhäuptig, das ab- geschabte Pilgerkleid mit einem Strick umgürtet, das Kruzifix in der Hand, von Strapazen abgemagert, so durchzog er auf einem Esel Italien und Frankreich und schilderte in feurigen Worten die Not der Christen und die Frevel der Türken. Dem Papste brachte er eine Bittschrift von dem Bischof zu Jerusalem, und dem Volke erzählte er, daß Christus selber ihm die Befreiung des heiligen Grabes befohlen habe. 3. Papst Urban Ii. berief eine Kirchenversammlung und forderte alle Christen zur Befreiung des heil. Grabes auf. Er riß alle Herzen durch seine Rede hin. „Gott will es!" rief alles, und Taufende hefteten sich ein rotes Kreuz auf die rechte Schulter, um als Kreuzfahrer an den Kreuzzügen teilzunehmen. 4. Gottfried von Bouillon (spr. Bujong) trat an die Spitze des Kreuz- heeres, das wohl V2 Million Menschen zählte, und gelangte unter mühsamen Märschen nach Kleinasien. Aber Hunger und Durst, Hitze und Seuchen, List und Schwert der Feinde rafften Tausende hinweg. Die Festung Antiochia wurde erobert, aber kurz darauf von den Türken eingeschlossen. Plötzlich ward der Mut der Belagerten neu belebt: Man hatte die heilige Lanze gefunden, mit der Jesu Seite einst durchbohrt wurde. Unter Gesang stürzten sich die halbverhungerten Kreuzfahrer auf die Feinde und schlugen sie in die Flucht. Durch den Libanon zog der Rest des Kreuzheeres nach Süden und erblickte von Emmaus' Höhe die heilige Stadt. „Jerusalem, Jerusalem!" riefen die erschöpften Krieger, sanken weinend nieder und küßten die Erde. 5. Eroberung Jerusalems 1099. Aber die heilige Stadt war stark be- festigt und tapfer verteidigt. Mit ungeheuren Anstrengungen schafften die Kreuz- fahrer Belagerungsmaschinen, besonders Türme auf Rädern, herbei. Zwei Tage wurde tapfer aber erfolglos gestürmt. Da plötzlich glaubten die Kreuz- fahrer auf dem Ölberge einen Ritter in leuchtender Rüstung zu sehen. „Gott sendet den Erzengel Michael zu Hilfe!" rief man sich zu, und die Begeisterung ward unwiderstehlich. Zuerst erstiegen Gottfried und sein Bruder von einem Turme die Mauer. Ein Thor ward niedergerannt, und hinein stürmten die Scharen mit dem Rufe : „Gott will es!" Tausende von Türken sielen; bis an die Knöchel wateten die Sieger im Blute. Gottfried aber ging im Büßer- gewande zum heil. Grabe und dankte Gott für den Sieg. Da warf auch das Kriegsvolk die Waffen weg und zog barfuß unter Bußgesängen in die Grabes- kirche. Man bot dem edlen Gottfried die Krone von Jerusalem an. Er aber sprach: „Wie sollte ich an der Stelle eine goldene Krone tragen, wo mein Heiland unter der Dornenkrone geblutet hat!" Er nannte sich Beschützer des heil. Grabes,

16. Kleines Realienbuch - S. 23

1898 - Gera : Hofmann
--— — 23 — wachte neben ihr und betete für seine Seele. Erst 1111 wurde er vom Banne befreit und feierlich begraben. Sein herzloser Sohn Heinrich V. starb un- betrauert und kinderlos (1125). Mit ihm erlosch das fränkische Haus. Ihm folgte Lothar von Sachsen. Nach dessen Tode (1137) gelangten die Hohen- staufen auf den Thron. 9. Der erste Kreuzzug (1996—1999). 1. Ursachen der Kreuzzüge. Helena, Konstantins Mutter, hatte da8 heilige Land besucht und über der Gruft des Heilandes eine Kapelle erbaut. Seitdem zogen viele Pilger nach den heiligen Stätten. Als die Araber Palästina eroberten, forderten sie von den Prlgern eine Abgabe, störten aber ihre Andacht nicht. Als jedoch die rohen Türken das heilige Land einnahmen, da mißhandelten sie die frommen Pilger in schändlicher Weise. 2. Peter von Amiens (spr. Amiäng), ein französischer Einsiedler, sah dies und entbrannte darüber in Unwillen. Barfuß und barhäuptig, das ab- geschabte Pilgerkleid mit einem Strick umgürtet, das Kruzifix in der Hand, von Strapazen abgemagert, so durchzog er auf einem Esel Italien und Frankreich und schilderte in feurigen Worten die Not der Christen und die Frevel der Türken. Dem Papste brachte er eine Bittschrift von dem Bischof zu Jerusalem, und dem Volke erzählte er, daß Christus selber ihm die Befreiung des heiligen Grabes befohlen habe. 3. Papst Urban Ii. berief eine Kirchenversammlung und forderte alle Christen zur Befreiung des heil. Grabes auf. Er riß alle Herzen durch seine Rede hin. „Gott will es!" rief alles, und Tausende hefteten sich ein rotes Kreuz auf die rechte Schulter, um als Kreuzfahrer an den Kreuzzügen teilzunehmen. 4. Gottfried von Bouillon (spr. Bujong) trat an die Spitze des Kreuz- heeres, das wohl V2 Million Menschen zählte, und gelangte unter mühsamen Märschen nach Kleinasien. Aber Hunger und Durst, Hitze und Seuchen, List und Schwert der Feinde rafften Tausende hinweg. Die Festung Antiochia wurde erobert, aber kurz darauf von den Türken eingeschlossen. Plötzlich ward der Mut der Belagerten neu belebt: Man hatre bte heilige Lanze gefunden, mit der Jesu Seite einst durchbohrt wurde. Unter Gesang stürzten sich die halbverhungerten Kreuzfahrer auf die Feinde und schlugen sie in die Flucht. Durch den Libanon zog der Rest des Kreuzheeres nach Süden und erblickte von Emmaus' Höhe die heilige Stadt. „Jerusalem, Jerusalem!" riefen die erschöpften Krieger, sanken weinend nieder und küßten die Erde. 5. Eroberung Jerusalems 1099. Aber die heilige Stadt war stark be- festigt und tapfer verteidigt. Mit ungeheuren Anstrengungen schafften die Kreuz- fahrer Belagerungsmaschmen, besonders Türme aus Rädern, herbei. Zwei Tage wurde tapfer aber erfolglos gestürmt. Da plötzlich glaubten die Kreuz- fahrer auf dem Ölberge einen Ritter in leuchtender Rüstung zu sehen. „Gott sendet den Erzengel Michael zu Hilfe!" rief man sich zu, und die Begeisterung ward unwiderstehlich. Zuerst erstiegen Gottfried und sein Bruder von einem Turme die Mauer. Ein Thor ward niedergerannt, und hinein stürmten die Scharen mit dem Rufe: „Gott will es!" Tausende von Türken fielen; bis an die Knöchel wateten die Sieger im Blute. Gottfried aber ging im Büßer- gewande zum heil. Grabe und dankte Gott für den Sieg. Da warf auch das Kriegsvolk die Waffen weg und zog barfuß unter Bußgesängen in die Grabes- kirche. Man bot dem edlen Gottfried die Krone von Jerusalem an. Er aber sprach: „Wie sollte ich an der Stelle eine goldene Krone tragen, wo mein Heiland unter der Dornenkrone geblutet hat!" Er nannte sich Beschützer des heil. Grabes,

17. Erzählungen aus der Weltgeschichte - S. 43

1905 - Leipzig : Voigtländer
— 48 — wegs wurde geraubt und geplündert. Da griffen in Ungarn die erbitterten Einwohner zu den Waffen gegen die zuchtlosen Horden. Tausende von Kreuzfahrern wurden erschlagen, Tausende wurden durch Hunger, Krankheiten und Beschwerden aller Art hinweggerafft. Die übrigen, welche die Küste von Asien erreichten, fielen durch das Schwert der Türken. So kamen gegen 100000 Menschen um, ohne das heilige Land auch nur zu sehen. Das war ein trauriger Anfang. 5. Der Zug unter Gottfried von Boutuott (1096). Unterdessen hatten aber die Fürsten, Grafen und Ritter ihre Rüstungen vollendet, und im Herbste desselben Jahres setzte sich ein wohlgeordnetes Heer von Kreuzfahrern in Bewegung (vgl. das Bild Nr. 10). Der Zug glich einer Völkerwanderung: mehr als eine halbe Million Menschen zog gegen Osten. Der Hauptführer des Zuges war Gottfried von Bouillon, Herzog von Niederlothringen, durch fromme Tugend und ritterliche Tapferkeit das Musterbild eines christlichen Helden. Bis Konstantinopel ging alles glücklich. Aber sobald das Heer nach Kleinasien übergesetzt war, begannen Not und Trübsal. Denn die Kreuzfahrer fanden an den Türken einen ebenso tapfern, als listigen Feind; sie mußten monatelang einzelne Städte belagern und litten durch Sonnenglut, Hunger und Seuchen ungeheure Verluste. 6. Die Eroberung Jerusalems (1099). Endlich, im dritten Jahre nach dem Aufbruch, näherten sich die Kreuzfahrer dem Ziele ihrer Sehnsucht. Als sie von einer Anhöhe die heilige Stadt im Glanze der Abendsonne vor sich liegen sahen, sanken alle auf die Kniee, Freudentränen entflossen ihren Augen, und der tausendstimmige Jubelruf: „Jerusalem! Jerusalem!" erschütterte die Luft. Aber die Eroberung der Stadt kostete noch einen langen heißen Kamps. Denn sie war von festen Mauern umgeben und rourbe durch ein starkes Türkenheer verteibigt. Die Zahl der Kreuzfahrer aber roar auf 20 000 Mann zusammengeschmolzen. Doch ihre Begeisterung half ihnen zum Siege. Nach fünfwöchiger mühevoller Belagerung brangen sie unter dem Rufe: „Gott will es!" in die Stadt ein. Ein furchtbares Blut-bab begann. Weber Greife, noch Weiber, noch Kinder fanden Schonung; bald glich die ganze Stadt einem großen Leichenfelde. Nur Herzog Gottfried hielt sich frei von den entsetzlichen Greueln, die das Kreuzheer verübte. Ans dem Mordgetümmel eilte er in die Kirche des heiligen Grabes, kniete barfuß und im wollenen Büßerhemde an der geweihten Stätte nieder und dankte Gott, daß er ihm den Sieg verliehen habe. Auch den übrigen Kreuzfahrern kehrte allmählich die Besinnung

18. Bd. 1 - S. 117

1873 - Köln : Schwann
— 117 — über die Brücke nach; noch andere erklimmen aus Sturmleitern die Mauer. Sie eilen nach den Stadtthoren, hauen die Wächter nieder, sprengen die Thore, und unaufhaltsam wälzt sich der ganze Strom der Kreuzfahrer unter dem Rufe; „Gott will es! Gott hilft uns!" in die offene Stadt. In allen Straßen erschallet das Siegesgeschrei, in das sich das Angstgeschrei der Ueberwundenen und das Aechzen der Sterbenden mischte. Rache wegen des Gespöttes der.türken, Wuth über die vielen Leiden und Verluste, vielleicht auch bei manchem der Glaube, jetzt zur Ehre Gottes das Schwert zu führen gegen die Ungläubigen, trieb die Kreuzfahrer zu einem fürchterlichen Blutbade. Kein Alter, kein Geschlecht blieb verschont. Bald glich die Stadt einem Leichenhügel. Darauf reinigten sich die Pilger vom Blute und zogen entblößten Hauptes und barfuß in feierlicher Prozession nach der Auferstehungskirche. Hier wurden sie von den Geistlichen empfangen, welche mit tiefer Rührung ihnen dankten für die Befreiung der heiligen Stadt aus der Gewalt der Ungläubigen, vor allen aber Peter den Einsiedler mit Lobsprüchen erhoben. Die Christen der heil. Stadt schienen nur Augen für den hochherzigen Einsiedler zu haben, der sie vor fünf Jahren in ihrem Leiden aufgesucht hatte, und dessen Verheißungen nunmehr glorreich in Erfüllung gegangen waren. Sie drängten sich haufenweise um ihn, sangen ihm Loblieder und priesen ihn laut als ihren Befreier. In ihrer Begeisterung staunten sie darüber, daß Gott sich eines einzigen Menschen bedient habe, um so viele Nationen zum Ausbruche zu bringen und so viele Wunder geschehen zu lassen. Thränen der Rührung rollten von den Wangen der Pilger; sie konnten ihr freudetrunkenes Auge nicht genug laben an den heiligen Reliquien; jegliches wollten sie sehen, jegliches berühren. Sie beichteten ihre Sünden und gelobten Besserung mit lauter Stimme. Gottfried von Bouillon ward einstimmig zum Könige von Jerusalem erwählt; er aber lehnte bescheiden diese Würde ab. Er wollte nur Beschützer des heil. Grabes heißen und dort

19. Illustriertes Realienbuch - S. 31

1883 - Berlin : Hofmann
.... 31 und Frankreich und schilderte in feurigen Worten die Not der Christen und die Frevel der Türken. Dem Papste brachte er eine Bittschrift von dem Patriarchen in Jerusalem, und dem Volke erzählte er, daß Christus selber ihm die Befreiung des heiligen Grabes befohlen habe. Die Begeisterung des gläubigen Volkes kannte keine Grenzen. Fast zerriß man Peter samt seinem Esel, um nur ein An- denken von ihm mit heimzubringen. 3. Papst Urban Ii. stellte sich an die Spitze der Bewegung. Auf einer Kirchenversammlung zu Clermont im südlichen Frankreich riß er alle Herzen durch seine Rede hin. „Gott will es!" rief alles, und Tausende hefteten sich ein rotes Kreuz auf die rechte Schulter, um als Kreuzfahrer an den Kreuzzügen teil- zunehmen. Ungeordnete Haufen unter Walte rvonhabenichts und Peter von Amiens konnten die Zeit nicht erwarten und brachen gleich nach dem Osten auf. Doch sie gelangten nicht nach dem hl. Lande. Not und Elend, sowie die Angriffe der Ungarn rieben sie auf. 4. Gottfried von Bouillon (sp. Bujong), der edle Herzog von Lothringen, stellte sich an die Spitze des Kreuzheeres, das viele edle Helden und wohl % Million Menschen zählte, und setzte nach mühsamen Märschen nach Kleinasien über. Hier aber hob die Not erst an. Hunger und Durst, Hitze und Seuchen, List und Schwert der Feinde rafften Tausende hinweg, so daß der heiße Wüstensand mit Leichen bedeckt war. Nach großen Opfern wurden einzelne Festungen genommen, so An t i o ch i a; aber kurze Zeit nach der Einnahme wurden die Sieger von einem türkischen Heere eingeschlossen und in die entsetzlichste Not gebracht. Plötzlich ward der gesunkene Mut der Belagerten wunderbar gehoben durch Auffindung der heiligen Lanze-, mit der Jesu Seite durchbohrt worden sein sollte. Unter Gesang und mit Todesverachtung stürzten sich die halbverhungerten Kreuzfahrer auf die Feinde und schlugen sie in die Flucht. Durch den Libanon zog nun der Rest des stolzen Kreuzheeres nach Süden und erblickte in der Morgendämmerung von Emaus' Höhe die heilige Stadt. „Jerusalem, Jerusalem!" riefen die er- schöpften Krieger mit Entzücken, sanken weinend nieder und küßten die Erde, alle Mühsale vergessend. 5. Eroberung Jerusalems (1099). Aber die heilige Stadt war stark be- festigt und von 60 000 Streitern verteidigt. Mit ungeheuren Anstrengungen schafften die Kreuzfahrer, die kaum halb so viel an Zahl waren, Belagerungs- maschinen, besonders bewegliche Türme herbei. Zwei Tage wurde mit beispiel- loser Tapferkeit gestürmt, aber erfolglos. Da plötzlich glaubten die Kreuzfahrer auf dem Olberge einen Ritter in leuchtender Rüstung zu sehen. „Gott sendet den Erzengel Michael zu Hilfe!" rief man sich zu, und die Begeisterung ward unwiderstehlich. Zuerst erstiegen Gottfried und sein Bruder von einen: Turme die Mauer. Ein Thor ward niedergerannt, die erste Ringmauer durchbrochen, der Wallgraben ausgefüllt, und hinein stürinten die rachedurstigen Scharen mit dem Rufe: „Gott will es!" In grauenvoller Metzelei sielen 70000 Türken; die Juden wurden in ihrer Synagoge verbrannt; bis an die Knöchel wateten die Sieger im Blute. Gottfried aber ging barfuß in: Büßergewande zum heil. Grabe und dankte Gott knieend für den Sieg. Da warf auch das Kriegsvolk die Waffen weg und zog barfuß unter Bußgesängen in die Grabeskirche. Man bot dem edlen Gottfried die Krone von Jerusalem an, er aber sprach: „Wie sollte ich an der Stelle eine goldene Krone tragen, wo mein Heiland unter der Dornenkrone geblutet hat!" und nannte sich nur Beschützer des, heil. Grabes. Nachdem er noch ein siebenmal stärkeres Heer des Sultans von Ägypten besiegt hatte, erlag er schon im nächsten Jahre den übermenschlichen Anstrengungen. Sein Bruder Balduin folgte ihm als König von Jerusalem.

20. Vollständiges Lehr- und Lesebuch für die oberen Klassen katholischer Volksschulen - S. 396

1855 - Mainz : Kirchheim
396 chen Namens! Wendet gegen ihn die Schwerter, die ihr ohne Auf- hören gegen euch schärft! Dort ziehet hin, gerechte Beleidigungen zu rächen ! Dort büße Jeder seine hier begangenen Frevel! Werdet aus Soldaten des Teufels Soldaten des lebendigen Gottes! Fürch- tet nichts unter seinen glorreichen Fahnen! Als Sieger werdet ihr zurückkehren oder die Märtyrerkrone erringen! Denn Vergebung der Sünden und die gewisse Hoffnung himmlischer Freuden begleiten euch in den heiligen Streit!" Als Urban geendet, da riefen alle Anwesenden: „Gott will es! Gott will es!" und viele Tausende ließen sich zum Zeichen ihrer Bereitwilligkeit, für Christus zu kämpfen, ein rothes Kreuz auf die rechte Schulter heften. Im Frühling des Jahres 1096 zogen viele unregelmäßige Haufen, welche das Hauptheer nicht abwarten konnten, unter An- führung von Peter von Amiens, des Priesters Gottschalk und eines armen Edelmannes, Walther Habenichts, voraus und verübten überall Räubereien und große Gewaltthätigkeiten an den Juden. Im Herbste desselben Jahres folgte das geordnete Hauptheer unter Anführung des edlen, tapfern und frommen Gott- fried von Bouillon. An der Gränze der türkischen Länder hielt man Heerschau und zählte 500,000 Mann zu Fuß und 100,000 Reiter. Bald fielen Jkonium, Edessa und das feste Antiochia in die Hände der Kreuzfahrer. Nun rückte das Heer vor Jerusalem, das Ziel seiner Reise. Als man auf den Bergen vor Jerusalem ange- kommen war und die heilige Stadt sah, da fielen Alle auf ihreknie, küßten die Erde und weinten vor Freude. Mit Sturm wurde am 15. Juli 1099 Nachmittags um drei Uhr, wo Christus am Kreuze gestorben war, das stark befestigte und gut vertheidigte Jerusalem genommen, und Gottfried war unter den Ersten, welche von der Stadtmauer in die Straßen herabsprangen. Durch den hartnäcki- gen Widerstand der Sarazenen war die Wuth der Kreuzfahrer auf's Höchste gesteigert, und sie verübten deßhalb große Grausamkeiten, mit welchen der heilige Ort und ihr feierlicher Einzug in die Aufer- stehungskirche in schreiendem Widersprüche standen. Nun wurde der edle Gottfried von Bouillon zum König von Jerusalem gewählt; aber seine zarte Frömmigkeit hielt ihn ab, da eine goldene Königskrone zu tragen, wo der Heiland unter einer Dornenkrone geblutet hatte. Er nannte sich nur Herzog Gottfried, Beschützer des heiligen Grabes. Gottfried starb am 18. August 1100 und wurde in der Kirche des heiligen Grabes begraben. Auf seinem Grabe lies't man die Worte: „Hier liegt Gottfried von Bouillon, welcher dies ganze Land dem Chriftenrhume gewann: seine Seele ruhe in Christo!" Das mit so vielem Blute eroberte Land konnten aber die Kreuzfahrer gegen die Macht der Türken nicht behaupten. Die christ- lichen Fürsten boten zwar alle Kräfte auf und stellten sich selbst an die Spitze ihrer Heere; aber es fehlte die Einigkeit und somit die nach-