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1. Geschichte der Neuzeit - S. 242

1895 - Hannover : Manz & Lange
242 Die Julirevolution 1830 und die Februarrevolution 1848. zu entwerfen, mit der die Regierung eine Verfassung vereinbaren wollte. Die Strömungen innerhalb dieser im Mai 1848 zusammentretenden Versammlung gingen indessen so weit auseinander, dass der König sie Anfangs Dezember auflöste und von sich aus eine Verfassung, die sogenannte oktroyierte Verfassung, gab. Im Februar 1850 beschwor Friedrich Wilhelm dieselbe, die nun mit unwesentlichen Abänderungen in Geltung blieb. Darnach besteht die preussische Volksvertretung aus 1. dem Herrenhaus, dessen Mitglieder vom König bestimmt werden und teils erbberechtigt (die Angehörigen des ehemaligen reichsunmittelbaren hohen Adels), teils auf Lebenszeit ernannt sind (die königlichen Prinzen, Vertreter von Universitäten, grösseren Städten, Provinzen), und 2. dem Abgeordnetenhaus, dessen Mitglieder aus indirekter Wahl nach Steuerklassen hervorgehen1). Sie ist berechtigt zur Bewilligung der Steuern und zur Mitarbeit bei der Gesetzgebung. 4) Yerfassuugs- lind nationale Kämpfe im österreichischen Kaiserstaat: In der habsburgischen Monarchie regierte seit dem Tode Franz’ I. 1835 Kaiser Ferdinand. Sie drohte im Frühjahr 1848 völlig zusammen zu brechen; denn neben dem allseitigen Verlangen nach verfassungsmässigen Regierungsformen forderten die Böhmen und Ungarn noch nationale Selbständigkeit; und schon ehe die Februarrevolution in Paris ausbrach, erhoben bereits die Italiener im lombardo-venetianischen Königreich die Waffen zur Abschüttelung der verhassten Fremdherrschaft. a. In Österreich: Nach einem blutigen Zusammenstoss der Volkshaufen in Wien mit den Truppen im März 1848 versprach auch Ferdinand die Berufung einer Reichsversammlung, um mit ihr eine Verfassung für das Vaterland zu beraten. So trat denn im Juli in Wien ein Reichstag zu diesem Zweck zusammen. Aber noch ehe er seine Aufgabe vollendet hatte, brach im Oktober 1848 in Wien ein neuer Volksaufstand aus2), der indessen nach Einnahme der Stadt durch die Truppen unter dem Fürsten Windischgrätz blutig bestraft ward. Kaiser Ferdinand war jedoch hierüber so verstimmt, dass er im Dezember 1848 zugunsten seines noch jungen Neffen Franz *) Die Urwähler sind in drei Steuerklassen (höchste, mittlere und niederste) eingeteilt, deren jede im Wahlkreise ein Drittel des Steuerertrages aufbringt und ein Drittel der Wahlmänner ernennt; diese wählen den Abgeordneten. 2) Um die Ungarn zu unterstützen; vgl. Abschnitt b.

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1. Hilfsbuch für den Unterricht in der Deutschen Geschichte - S. 322

1896 - Freiburg im Breisgau [u.a.] : Herder
322 Achter Zeitraum. Bis zur Wiederherstellung des Deutschen Reiches. Versammlung. Endlich entschloß sich der König, die Truppen nach Berlin zurückzurufen und das Parlament nach Brandenburg zu verlegen. Die Mehrheit weigerte sich, Berlin zu verlassen, und setzte die Sitzungen fort. Aber der General Wrangel rückte in die Hauptstadt ein, löste die Bürgerwehr auf und zwang das Rumpfparlament, auseinanderzugehen. Da die Versammlung in Brandenburg beschlußunfähig blieb, so schickte der König sie heim und verlieh aus eigener Machtvollkommenheit eine freisinnige Verfassung (5. Dezember 1848). Preußen war jetzt eine konstitutionelle Monarchie mit zwei Kammern. Im folgenden Jahre wurde ein neues Wahlgesetz mit der noch jetzt geltenden Sdreifiaffen = Einteilung erlassen. Das hiernach gewählte Parlament nahm zu Gunsten eines starken Königtums noch einige Veränderungen 1850 an der Verfassung vor. Dann wurde diese am 31. Januar 1850 als Staatsgrundgesetz verkündet1. e) Die völlige Niederwerfung der Revolution in Deutschland (1849). Im Laufe des Jahres 1849 gelang es den deutschen Regierungen, überall Herr der Revolution zu werden. In Österreich, wo nach der Abdankung Ferdinands I. (regierte 1835—1848) Franz Joseph als Kaiser folgte (2. Dezember 1848), war bereits am Ende des Jahres 1848 durch das Heer die Ruhe wiederhergestellt; nur die Ungarn verharrten noch im Aufstande und riefen die Republik aus, wurden aber mit russischer Hilfe gewaltsam unterworfen (August 1849). In dem übrigen Deutschland warfen preußische Truppen die republikanischen Aufstände nieder, welche nach der Ablehnung der Kaiserkrone an verschiedenen Stellen (im Königreich Sachsen, am Niederrhein, in Baden und der bayrischen Rheinpfalz) ausgebrochen waren (Mai bis Juli 1849). 0 Die Einheitsbestrebungen der preußischen Regierung (1849 bis 1850) und die Rückkehr zum Bundestage. Gleich nachdem Friedrich Wilhelm Iv. die Kaiserkrone abgelehnt hatte, nahm er das Werk der Einigung Deutschlands selbst in die Hand. Er schloß mit Sachsen und 1 Die erste Kammer erhielt einige Jahre später (1855) den Namen Herrenhaus, diezweite den Namen Haus der Abgeordneten. Beide zusammen bilden den Landtag der Monarchie; dieser übt mit dem Könige die Gesetzgebung aus, stellt die Einnahmen und Ausgaben des Staates fest und hat das Steuerbewilligungsrecht. Das Herrenhaus mit etwa 270 Mitgliedern besteht: 1. aus den volljährigen Prinzen des königlichen Hauses, 2. erblichen Mitgliedern, 3. auf Lebenszeit vom Könige berufenen Mitgliedern. Das Haus der Abgeordneten, das gegenwärtig 433 Mitglieder zählt, wird vom preußischen Volke alle fünf (bis 1888 alle drei) Jahre gewählt. Wählbar ist jeder Preuße, der ein Alter von 24 Jahren hat. Die Wahl ist öffentlich, mündlich und indirekt, d. h. die in drei Steuerklassen eingeteilten Urwähler wählen die Wahlmänner und diese die Abgeordneten.

2. Deutsche Geschichte von der Thronbesteigung Friedrichs des Großen bis zur Gegenwart - S. 322

1913 - Freiburg im Breisgau [u.a.] : Herder
322 Achter Zeitraum. Bis zur Wiederherstellung des Deutschen Reiches. Sitzungen wurden immer strmischer. Lrmende Volkshaufen umlagerten das Parlamentshaus und bedrohten die gemigten Mitglieder der Ver-sammlung. Endlich entschlo sich der König, die Truppen nach Berlin zurckzurufen und das Parlament nach Brandenburg zu verlegen. Die Mehrheit weigerte sich, Berlin zu verlassen, und setzte die Sitzungen fort. Aber der General Wrangel rckte in die Hauptstadt ein, lste die Brgerwehr auf und zwang das Rumpfparlament, auseinanderzugehen. Da die Versammlung in Brandenburg beschluunfhig blieb, so schickte der König sie heim und verlieh aus eigener Machtvollkommenheit eine freisinnige Verfassung (5. Dezember 1848). Preußen war jetzt eine konstitutionelle Monarchie mit zwei Kammern. Im folgenden Jahre wurde ein neues Wahlgesetz mit der noch jetzt geltenden Dreiklassen-Einteilung erlassen. Das hiernach gewhlte Parlament nahm zu Gunsten eines starken Knigtums noch einige Vernderungen an 1850ber Verfassung vor. Dann wurde diese am 31. Januar 1850 als Staatsgrunbgesetz verkndet1. e) Die vllige Niederwerfung der Revolution in Deutschland (1849). Im Laufe des Jahres 1849 gelang es den deutschen Regierungen, berall Herr der Revolution zu werden. In sterreich, wo nach der Ab-dankung Ferdinands I. (regierte 18351848) Franz Joseph als Kaiser folgte (2. Dezember 1848), war bereits am Ende des Jahres 1848 durch das Heer die Ruhe wiederhergestellt; nur die Ungarn verharrten noch im Aufstande und riefen die Republik aus, wurden aber mit russischer Hilfe gewaltsam unterworfen (August 1849). In dem brigen Deutschland warfen preuische Truppen die republikanischen Aufstnde nieder, welche nach der Ablehnung der Kaiserkrone an verschiedenen Stellen (im Knigreich Sachsen, am Niederrhein, in Baden und der bayrischen Rhein-Pfalz) ausgebrochen waren (Mai bis Juli 1849). Q Die Cinheitsbestrebungeu der Preuischen Regierung (1849 bis 1850) und die Rckkehr zum Bundestage. Gleich nachdem Friedrich 1 Die erste Kammer erhielt einige Jahre spter (1855) den Namen Herrenhaus, die zweite den Namen Haus der Abgeordneten. Beide zusammen bilden den Landtag der Monarchie; dieser bt mit dem Könige die Gesetz-gebung aus, stellt die Einnahmen und Ausgaben des Staates fest und hat das Steuer-bewilligungsrecht. Das Herrenhaus mit etwa 350 Mitgliedern besteht: 1. aus den volljhrigen Prinzen des kniglichen Hauses, 2. erblichen Mitgliedern, 3. auf Lebenszeit vom Könige berufenen Mitgliedern. Das Haus der Abgeordneten, das gegenwrtig 443 Mitglieder zhlt, wird vom preuischen Volke alle fnf (bis 1888 alle drei) Jahre gewhlt. Whler ist jeder Preuße, der ein Alter von 24 Jahren hat. Die Wahl ist ffentlich, mndlich und mittelbar, d. h. die in drei Steuerklassen eingeteilten Urwhler whlen die Wahlmnner und diese die Abgeordneten.

3. Die neue und neueste Zeit von 1648 bis jetzt - S. 214

1898 - Hannover [u.a.] : Carl Meyer (Gustav Prior)
214 Geschwornengerichte, Volksbewaffnung und Vereinsrecht, Verminderung der Abgaben und Freiheit der Presse, und die Regierungen sahen sich gezwungen, diesen Forderungen zu willfahren. Fast berall wurden die Ministerien gewechselt und mit freisinnigen Mnnern besetzt. In einigen deutschen Lndern kam es sogar zum Regentenwechsel. So entsagte der König Ludwig I. von Bayern der Krone und bergab sie seinem Sohne Maxi-milian Ii., dem Begnstiger von Kunst und Wissenschaft. Die Entschei-dung fr Deutschland lag in der Haltung der beiden Gromchte fter-reich und Preußen, und mit gespannter Erwartung blickten aller Augen nach Wien und Berlin. In sterreich, wo nach dem Tode Franz I. (1835) sein Sohn Ferdinand!, gefolgt war, begann die Bewegung in Wien am 13. Mrz 1848. Der Volksha wandte sich hier vor allem gegen Metternich, den Urheber der bisherigen Politik; er mute sein Amt niederlegen und entfliehen. Der Kaiser Ferdinand lie eine Reichsversammlung berufen, um mit ihr eine Verfassung zu beraten. Aber noch ehe die Ausgabe gelst war, brach im Oktober 1848 ein neuer Aufstand los, der jedoch nach der Einnahme der Stadt durch die Truppen blutig gestraft wurde. Kaiser Ferdinand war hierber so verstimmt, da er am 2. Dezember 1848 zu Gunsten seines 18jhrigen Neffen Franz Joseph der Krone entsagte. Der junge Kaiser lste den Reichstag auf und gab im Mrz 1849 eine Gesarnt-versassung, die jedoch 1851 widerrufen wurde. Die Mrztage in Berlin und die preuische Verfassung. Auch in Preußen rief die Februarrevolution eine so groe Aufregung hervor, da der König Friedrich Wilhelm Iv. sich veranlat fhlte, am 14. Mrz 1848 den vereinigten Landtag auf den 27. April nach Berlin einzuberufen. Die Bewegung wuchs aber in Berlin in immer mehr bedrohlicher Weise. Abordnungen ans Berlin und aus den Provinzen verlangten von dem Könige eine unbedingte Annahme der liberalen Forderungen, er machte bedingte Zugestndnisse. Als aber der Barrikadenbau in den Straen Berlins ismr 6e9ann' ^sprach er am 18. Mrz durch ein Patent wegen beschleunigter ^Einberufung des Vereinigten Landtages"* eine konstitutionelle Verfassung fr Preußen und seine Mitwirkung fr Verbesserung des deutschen Bundes. In groen Scharen zog nun die Bevlkerung Berlins auf den Platz vor dem kniglichen Schlosse, um unter lautem Jubel dem Könige zu danken, der vom Balkon des Schlosses herab noch einmal seinen wichtigen Entschlu verkndete. Da wurden pltzlich von unbekannter Hand zwei Gewehrschsse abgefeuert, die das Volk in unbeschreibliche Aufregung versetzten. Die Menge schrie: Wir sind verraten. Zu den

4. Illustriertes Realienbuch für Bürger-, Mittel- und Töchterschulen - S. 126

1881 - Leipzig : Ed. Peters Verl.
121 § 7 8. Die Folgen der Februar-Revolution. Das revolutionäre Vorgehen der Franzosen entflammte die Lombarden und Venetianer zu einer Empörung gegen die östreichische Herrschaft. Der König von Sardinien (Karl Albert) unterstützte den Aufstand und erklärte . die Vereinigung der Lombardei mit seinen Staaten; er mußte aber nach mehreren Siegen des östreichischen Generals (bei Custozza 1848 und Novara 1849) der Krone entsagen und das Land verlassen. Sein Sohn Victor Emannel wurde König. Die Ausstände in den übrigen Staaten Italiens wurden ebenfalls in kurzer Zeit unterdrückt, und die alten Zustände kehrten wieder ein. In Deutschland ries die französische Revolution aufs neue das Verlangen nach ausgedehnteren Volksrechten und einer Umgestaltung der Bundesverfassung wach. Über- all entstanden Unruhen. In Wien brach am 14. März 1848 eine Revolution aus. Der dem Volke verhaßte Staatskanzler Metternich wurde zur Abdankung gezwungen. Der Kaiser Ferdinand I. (Nachfolger seines Vaters Franz Ii. seit 1835) mußte zwei- mal aus seiner Hauptstadt flüchten. Gleichzeitig erhoben die Böhmen und die Ungarn unter Kossuth eine Empörung, um sich von Östreich loszureißen. Der Aufstand wurde überall nach blutigem Kampfe unterdrückt; aber der Kaiser Ferdinand I. entsagte zu Gunsten seines Neffen Franz Joseph dem Throne (2. Dez. 1848). Am hartnäckigsten war der Ausstand der Ungarn. Erst im September 1849 konnten die Östreicher denselben mit Hilfe eines russischen Heeres bewältigen. In Berlin kam es am 18. März 1848 zu einem blutigen Straßenkampfe. Der König Friedrich Wilhelm Iv. befahl, um weiteres Blutvergießen zu verhüten, den Abzug der Truppen aus der Hauptstadt. Es wurde eine allgemeine Bürgerbe- waffnung eingeführt. Der König berief eine aus allgemeinen Wahlen hervorgegangene Nationalversammlung zur Beratung einer neuen Verfassung nach Berlin. Das Ver- halten derselben der Regierung gegenüber führte bald zu ihrer Auflösung, und der König gab dem Lande eine Verfassung, welche von den neu gewählten Vertretern des Volkes beraten, am 31. Januar 1850 veröffentlicht und dann vom Könige feierlich beschworen wurde. Nach dieser Verfassung hat der König freie Entscheidung über Krieg und Frieden; die von der Regierung gemachten Gesetzentwürfe müssen von den beiden Häusern des 'Landtages, nämlich von dem Herrenhause, dessen Mitglieder der König beruft, und von dem Hause der Abgeordneten, welche das Volk wählt, genehmigt werden. Während der Unruhen des Jahres 1848 trat in Frankfurt am Main eine deutsche Nationalversammlung zur Ausarbeitung einer neuen Reichsverfassung zusammen. Der alte Bundestag wurde aufgelöst und als Anfang zu einem geeinigten Deutschland der Erzherzog Johann von Östreich zum Reichsverweser ernannt (29. Juni 1848). Da dessen Wirksamkeit aber bei allzubeschränkter Macht bedeutungslos bleiben mußte, trug die Nationalversammlung nach Vollendung der Reichsverfassung 1849 dem Könige Friedrich Wilhelm Iv. die Kaiserkrone an. Der König lehnte die Annahme derselben ab. Der Parteigeist zerrüttete nun die Nationalversammlung. In mehreren Gegenden Deutschlands entstanden Unruhen; in Sachsen, Baden und in der Rheinpfalz brachen Aufstände aus, welche durch preußische Truppen unterdrückt wurden. Die National- versammlung zu Frankfurt am Main löste sich aus, und der Neichsverweser legte sein Amt nieder. Preußens Bestreben, durch Aufstellung einer neuen Bundesverfassung die Einigung Deutschlands anzubahnen, scheiterte an der Eifersucht Östreichs, das im Bunde mit Baiern und Würtemberg auf Wiederherstellung des alten Bundestages drang. Im

5. Das Zeitalter der Französischen Revolution und Napoleons, Die Zeit vom zweiten Pariser Frieden bis zur Gegenwart - S. 52

1910 - Breslau : Hirt
52 Die Zeit vom zweiten Pariser Frieden bis zum Regierungsantritt Wilhelms I. vom Jahre 1848 wurden sie pltzlich von dem Zwange befreit, der sie bisher verbunden hatte, und indem sie sich frei machten, schien die Gesamtmonarchie ihrem Untergange geweiht zu sein. In Wien wurde Metternich zur Ab-dankung gentigt, und die Berufung eines sterreichischen Parlaments wurde erzwungen. Gleichzeitig begann der Aufstand in der Lombardei und Benezien, in Prag und in Ungarn. In der allgemeinen Erschtterung erwies sich das Heer als die einzige zuverlssige Sttze des Kaiserhauses und des Gesamtstaates. Fürst Windisch-grtz schlug den tschechischen Aufstand in Prag nieder und eroberte Wien, wo zahlreiche Hinrichtungen erfolgten. Ferdinand I. (f 1875) dankte im Dezember 1848 zugunsten seines achtzehnjhrigen Neffen Franz Joseph ab. Aus der Mitte der Armee wurde General Fürst Felix Schwarzenberg an die Spitze der Regierung berufen, er war entschlossen, die Monarchie wiederherzustellen und ein festes Regiment durchzufhren; er wurde der Retter des Staates. Zwischen sterreich und Ungarn war der offene Kampf schon ausge-krochen, als der Thronwechsel eintrat. Der ungarische Reichstag erkannte ihn nicht an, sondern sprach auf Kossuths Antrag die Abfetzung des Hauses Habsburg aus. Als aber Kaiser Franz Joseph von Nikolaus I. russische Hilfe erhielt, brach vor dem doppelten Angriff der Widerstand der Ungarn endlich zusammen. Ihre Fhrer flchteten, die Verfassung wurde aufgehoben. Die aufstndischen Lombarden und Venezianer, von Karl Albert von Sardinien untersttzt, wurden von dem Feldmarschall Radetzky im Juli 1848 bei Custozza und im Mrz 1849 bei Novara besiegt. Hierauf dankte Karl Albert zugunsten seines Sohnes Viktor Emanuel (1849 1878) ab, der mit sterreich Frieden schlo. Nach der Einnahme von Venedig wurde das lombardo-venezianische Knigreich wiederhergestellt. Preußen. 42. Der Mrzaufstand in Berlin. In Berlin kam es am 18. Mrz 1848 auf dem Platz vor dem Kniglichen Schlo zwischen den Truppen und der Volksmenge zu einem blutigen Zusammensto. Zwar strmten die Garderegimenter die rasch errichteten Barrikaden, aber auf Befehl des Knigs wurde dem Kampf am folgenden Morgen Einhalt getan, die Truppen verlieen Berlin, und eine aus der Brgerfchaft und den Stn-denten gebildete Nationalgarde bernahm den Schutz der Stadt. Prinz Wilhelm begab sich nach England, der König zog sich spter nach Pots-dam zurck. In der Hauptstadt trat im Mai die preuische National-Versammlung, in der die radikale Partei berwog, zur Beratung der Verfassung zusammen. Den ganzen Sommer hindurch hielt die Er-reguug an, erst im November stellte der General von Wrangel die Ruhe in Berlin ohne Blutvergieen wieder her. 43. Die Verfassung. Da die preuische Nationalversammlung sich in unfruchtbaren Streitigkeiten verzehrte, wurde sie im November 1848 nach Brandenburg verlegt und am 5. Dezember aufgelst. An demselben Tage verlieh der König aus eigener Machtvollkommenheit eine Verfassung, die im nchsten Jahre von einer auf Grund derselben einberufenen Volksvertretung

6. Leitfaden zur allgemeinen Geschichte - S. 165

1877 - Langensalza : Beyer
— 165 — die Erstürmung Warschaus durch den russischen General Paschkewitsch wurde die Ruhe wieder hergestellt. Eiu anderer Aufstand der Polen im Jahre 1863 hatte keinen besseren Erfolg. § 194. Die französische Ieöruarrevokution.. Mapokeon Iii. Kaiser der Iranzosen. Da ein großer Teil des unruhigen Volkes der Franzosen mit der Regierung Ludwig Philipps unzufrieden war, so brach am 24. Februar 1848 ein Volksaufstand in Paris ans, in Folge dessen sich der König gezwungen sah, die Regierung niederzulegen (er starb in der Verbannung in Schottland). Man schuf den Staat abermals zu einer Republik' um und das Volk erwählte den Prinzen Ludwig Napoleon, den Neffen Napoleons I., zum Präsidenten derselben. Prinz Napoleon verstand es sehr bald, sich zahlreiche Anhänger zu verschaffen, besonders in den Reihen des Heeres, welches immer noch in der ruhmreichen Erinnerung des großen Napoleon lebte. Bald stellte er die alte napoleonische Soldatenherrschast wieder her und vollführte am 2. Dezember 1851 einen Staatsstreich, indem er die von ihm beschworene Verfassung beseitigte und eine nene einführte. Einen Volksaufstand, welcher in Folge dessen in den Straßen von Paris tobte, schlug er blutig nieder. Endlich ließ er sich von dem nach der neuen Verfassung berufenen Senat auf den Thron erheben, den er am 2. Dezember 1852 als Napoleon Iii., Kaiser der Franzosen bestieg und deu er bis zu seiner Vertreibung im Jahr 1870 innegehabt hat. § 195. Die Revolution in Deutschland und Oesterreich. Das deutsche Parlament. Als nach dem Tode König Friedrich Wilhelms Iii. von Preußen (1840) dessen Sohn Friedrich Wilhelm Iv. (1840—1861) den Thron bestieg, hoffte man von demselben die Herstellung Preußens als eine constitntionelle Monarchie. Der König berief zwar im Jahre 1847 die Stände der einzelnen Provinzen als vereinigten Landtag nach Berlin, jedoch hielt ein großer Teil des Volkes dieses Zugestludniß nicht für weitgehend genug und so brach am 18. Mörz 1848 in Berlin ein Aufstand los, in Folge dessen der König die Truppen aus der Hauptstadt einstweilen zurückzog und eine aus allgemeinen Wahlen hervorgegangene Nationalversammlung nach Berlin zur Ausarbeitung einer Verfassung berief. Kurz vorher war auch in Wien die Revolution ausgebrochen und während sich fast in allen Teilen des österreichischen Kaiserreiches, so besonders in Ungarn und Oberitalien, das sich losreißen wollte, ausständische Bewegungen zeigten, iu Folge deren das Reich auseinanderzufalten drohte, wiederholten sich im October in Wien die Unruhen, so daß der Kaiser Ferdinand I. (1835 —1848) nach Olmütz flüchtete, wo er zu Gunsten feines Neffen Franz Joseph des Thrones entsagte. Allerdings endigten diese Wirrsale insofern glücklich für Oesterreich, als die mit den aufständischen Lombarden verbündeten Sardinier von dem Feldmarschall

7. Neue Zeit - S. 405

1897 - Stuttgart : Neff
405 der Bundestag die Ausübung seiner Rechte und Pflichten übertrug. In Schleswig hatte sich, als der dänische König 21. März die Einverleibung' des Herzogtums aussprach, eine provisorische Regierung gebildet, die vom Bundestag anerkannt wurde und den bewaffneten Widerstand organisierte. Ein preussisches Heer unter Wrangel drang siegreich in Jütland ein, aber unter dem Druck des Auslands, besonders Russlands, schloss das isolierte Preussen 26. August den Waffen- stillstand von Malmö auf sieben Monate: Dänemark und Preussen setzten in den Herzogtümern eine interimistische Re- gierung unter dänischem Vorsitz ein. Das Frankfurter Parla- ment verwarf zuerst den Waffenstillstand, nahm ihn aber, da es nicht die Mittel hatte, seinem Willen Geltung zu verschaffen, am 16. September an; blutige Gewaltthätigkeiten, die eine dar- über erbitterte Volksmenge in und vor Frankfurt verübte, wurden am 18. September unterdrückt. Der Rückschlag in Oesterreich und Preussen. In Oester- reich beschloss der am 22. Juli eröffnete Reichstag auf Kudlichs Antrag 7. September die Aufhebung des Unter- thänigkeitsverhältnisses und aller daraus entspringenden Rechte und Pflichten, die einzige bleibende Errungenschaft der Revolution für Oesterreich: die Bauern erhielten volles Eigentum und wurden von allen Leistungen an die Grundherrschaft be- freit; diese bekam nur zwei Drittel der Geldrenten, in die die Leistungen umgeschätzt wurden, je ein Drittel vom Bauern und vom Kronland. Aber da die Regierung gegen die Ungarn, die nach Zurücknahme der ihnen vom Kaiser ge- machten Zugeständnisse Kossuth zum Diktator gemacht hatten, die Kroaten unter dem Banus Jellachich unterstützte und ihnen Truppen sandte, brach 6. Oktober in Wien ein blutiger Aufstand aus; die zu Hilfe ziehenden Ungarn wurden von Jellachich zurückgeschlagen, und Wien musste sich am 1. November dem Fürsten Windischgrätz, der im Juni eine Erhebung Prags unterdrückt hatte, ergeben: die Führer des Aufstands, ebenso der deutsche Reichstagsabgeordnete Robert Blum wurden erschossen; der Reichstag wurde nach Kremsier in Mähren verlegt und, nachdem Kaiser Ferdinand zu Gunsten seines 18jährigen Neffen Franz Joseph (2. Dezember 1848) abgedankt hatte, von dem Minister- präsidenten Fürst Schwarzenberg aufgelöst und März 1849 eine Verfassung octroyiert (die, vom Kaiser nicht beschworen, nie ins Leben trat und 1851 aufgehoben wurde). In Preussen hatte der Anfang April 1848 zusammen-

8. Geschichtstabellen für die oberen Klassen von Gymnasien - S. 81

1890 - Erfurt : Bartholomäus
81 1833 1837 1848 1848 1.849 1840- 1850 1848 2. Aufstand der Polen. Polen wird russische Provinz. 3. Revolutionäre Bewegungen in Deutschland-Änderungen der Verfassung in Braunschweig, Sachsen, Kurhessen, Hannover. Errichtung des deutschen Zollvereins. Viktoria Königin von England. Ernst August, Herzog von Cumberland, wird König von Hannover. Pariser Februarrevolution, veranlasst durch die unpopuläre Leitung der Politik und durch den Widerstand der Regierung gegen die Reformbewegung. Louis Philipp flieht nacli England. Frankreich Republik. Prinz Louis Napoleon, Neffe Napoleons I., Präsident der Republik. Wirkungen der Februarrevolution: 1. Aufstände in Italien. Venedig und Mailand im Bunde mit Karl Albert von Sardinien erheben sich gegen Österreich. Radetzky schlägt Karl Albert bei Custozza und bei Novara so entscheidend, dass dieser zu gunsten seines Sohnes Viktor Emanuel abdankt. 2. Aufstand in Ungarn. Die Ungarn erheben sich unter Kossuth gegen Österreich, werden aber mit Hilfe der Russen überwältigt. 3. Die Märzrevolutionen besonders a) in Wien; Metternich dankt ab, später auch Kaiser Ferdinand zu gunsten seines Neffen Franz Joseph I. b) in Berlin. -1861 Friedrich Wilhelm Iv. giebt Preussen eine Verfassung. 1849 Die deutsche Nationalversammlung in Frankfurt a. M. wählt Erzherzog Johann von Österreich zum Reichsverweser und löst den Bundestag auf. Nach Vollendung der Reichs- G

9. Geschichte des Mittelalters und der Neuzeit - S. 253

1896 - Hannover : Manz & Lange
I "L4 / ^ Die deutschen Einheits- und Vexfassungskmpfe. 258 König Friedrich Wilhelm Iv., den Thron (regierte 1840 bis 1861). Er war ein hochbegabter, kenntnisreicher und kunstsinniger Fürst, aber den liberalen Forderungen abgeneigt. Eine Be-schrnkung seiner Machtflle durch eine Verfassung wollte er nicht zugeben. Als jedoch im Mrz 1848 in Berlin ein Volksaufstand ausbrach, der nur mit vielem Blutvergieen unterdrckt wurde, beschlo der König, dem Verlangen des Volkes nach einer Ver-sassung nachzugeben. Er lie Abgeordnete zu einer preuischen Nationalversammlung whlen und von dieser in Berlin den Plan einer Verfassung beraten. Die Ansichten innerhalb der Ver-sammlung gingen jedoch soweit aus einander, da der König sie Ende des Jahres 1848 auflste. c. Die preuische Verfassung: Friedrich Wilhelm Iv. gab darauf von sich aus, ohne Mitwirkung irgend welcher Volksvertretung, eine Verfassung, die er im Jahr 1850 beschwor. Darnach besteht die preuische Volksvertretung aus 1) dem Herrenhaus. Die Mitglieder desselben werden vom König bestimmt; sie sind teils erbberechtigt, nmlich die Angehrigen des vor dem Jahr 1806 reichsunmittelbaren hohen Adels, wie die Grafen von Stolberg; teils werden sie auf Lebenszeit ernannt, wie die knig-lichen Prinzen, die Vertreter von Universitten, von greren Stdten und von Provinzen; 2) dem Abgeordnetenhaus. Seine Mitglieder werden durch indirekte Wahl nach Steuerklassen ernannt. Sogenannte Urwhler sind alle 24 Jahre alten Männer, die im Besitze der brgerlichen Rechte und wenigstens sechs Monate in ihrer Gemeinde ansssig sind. Sie sind in jedem Wahlbezirk in drei Steuerklassen, eine hchste, eine mittlere und eine niederste, eingeteilt, von denen jede ein Drittel des Steuerertrages aufbringt und ein Drittel der Wahlmnner mittels ffentlicher Stimmenabgabe whlt.

10. Für den Unterricht in Mittelklassen berechnet - S. 221

1883 - Leipzig : Kesselring
Die deutschen Einheitsbestrebungen 18481851. 221 Nach der Eroberung Wiens stellte Ferdinand I. den Fürsten Schwar -Schwarzenzenberg an die Spitze eines neuen Ministeriums und legte bald darauf berg. (2. Dezember 1848) die Krone nieder, um sie seinem Neffen Franz Io- Franz Jo-seph dem I. (geb. 1830) zu bergeben. Unter solcher Leitung arbeitete sich stph 1-der Kaiserstaat in kurzem wieder zu seiner frheren Hhe und Geltung empor. Einen hnlichen Verlauf hatten die Bewegungen in Preußen. Wh- Preußen. . rend die am 22. Mai 1848 zu Berlin erffnete (preuische) National-Versammlung mit der Regierung haderte, machte sich auf den Straen eine Demagogie der schlimmsten Art breit und strte Handel und Wandel. Solche Zustnde veranlaten den König, am 8. November 1848 das Ministerium Bran-Brandenburg- Manteuffel zu berufen. Dieses verlegte die National- denburg-versammlung nach Brandenburgs, lie den General Wrangel mit Truppen '* an cu^e' in Berlin einrcken und die Stadt in Belagerungszustand erklären; endlich schlo es die Nationalversammlung, weil nicht Mitglieder genug in Branden-brg erschienen waren, und verffentlichte dagegen eine vom Könige darge-botene (oktroyierte) Verfassung (5. Dezember 1848), welche von neu berufenen Verfassung Kammern genehmigt (31. Januar 1850) und am 6. Februar 1850 von vom6 Febr. Friedrich Wilhelm dem Iv. beschworen wurde. 185- 2. Die Niederwerfung der Revolution in Wien und Berlin machte auf das Parlament in Frankfurt tiefen Eindruck. Einesteils war man Frankfurt, froh, da den demokratischen Aufstnden ein Riegel vorgeschoben sei, andern-teils aber mute man sich auch gestehen, da die Regierungen sich nun schwer-lich den in Frankfurt gefaten Beschlssen unterordnen wrden. Auch nahmen die mchtigsten deutschen Staaten: sterreich, Preußen, Baiern, Sachsen und Hannover die Grundrechte (S. 220) nicht an oder verschoben ihre Erklrung bis zum Erla der Reichsversassung. Letztere machte ungemeine Schwie- Reichsver-rigkeiten. Hier handelte es sich um ein Aufgehen der Einzelstaaten in eine fassungf. Reichseinheit, die ohne mancherlei Beschrnkungen der Unabhngigkeit der Frsten'und Staaten nicht zu erzielen war. Die am schwersten zu lsenden Fragen aber betrafen das Verhltnis der beiden Gromchte zu einander und zum Reiche, sowie die Wahl des Reichsoberhauptes. Unter solchen Umstnden riet Heinrich von Gagern, der am 16. De- Gagern-zember 1848 das Reichsministerium bernommen hatte, vor der Hand das we8 brige Deutschland, mit Ausschlu sterreichs, zu einem Bundesstaat 4>r09iamm-unter dem Namen eines deutschen Reiches zu vereinigen, das Kaisertum an Preuße zu bertragen und mit sterreich einen sogenannten weiteren Bund zu schlieen. Da es sich hierbei um ein Ausscheiden sterreichs aus Deutsch-land und um Preuens Hegemonie im engeren Bundesstaate handelte, so traten von da an in der Paulskirche (und spter im ffentlichen Leben) zwei Parteien hervor, die Grodeutschen", welche sterreichs Verbleiben in dem neuen Bundesstaat, und die Kleindeutschen", welche den engeren Bund mit Preußen ohne sterreich wollten. Dem Gagernschen Programm gegenber erklrte Fürst Schwarzenberg anfangs (28. Dezember 1848), sterreich werde sich von dem deutschen Bnnde nicht ausschlieen lassen, und bald darauf (4. Februar 1849), der Kaiserstaat werde berhaupt den in Frankfurt gefaten Beschlssen sich nicht unterordnen. Das Parlament brachte indes unter heftigen Parteikmpfen die Gesamtverfassung zustande und erwhlte am 28. Mrz 1849 den König 1 Brandenburg, Stadt an der Havel, westlich von Berlin.

11. Weltkunde - S. 200

1896 - Hannover : Helwing
200 landtage nach Berlin. Sie sollten als „Vereinigter Landtag" die Landesgesetze beraten und begutachten. Das Recht der Gesetzgebung behielt der König allein seiner Macht vor. Indessen dieses Recht eben wollte das Volk mit dem Könige teilen neben dem andern: die Ausgaben des Staates zu bestimmen. Da der König das nicht bewilligen wollte, so blieben die Verhandlungen des Vereinigten Landtages fruchtlos. Im Februar 1848 brach in Paris die Revolution aus, welche den Thron Ludwig Philipps umstieß und Frankreich zur Republik machte. Das rief eine ungeheure Aufregung in ganz Deutschland hervor. In Wien tobte bald ein wilder Aufruhr, und Kaiser Ferdinand Iii. mußte den verhaßten Fürsten Metternich entlassen. Auch in Berlin gährte es gewaltig. Da beschloß der König, eine offene Empörung zu verhindern. Er ließ deshalb bekannt machen, daß er seinem Lande eine Verfassung geben wolle, welche dem Landtage die Teilnahme an der Gesetz- gebung und das Recht der Steuerbewilligung verleibe. Das geschah am 18. März 1848. Trotzdem gelang es den Volksauswieglern, einen blutigen Straßenkampf in Berlin mit dem Militär herbeizuführen. Die siegreichen Truppen aber wurden schließlich auf Bitten angesehener Berliner Bürger zurückgezogen, und nun gewannen die Männer des Um- sturzes die Oberhand. Der König mußte die „preußische National- v ersa mni lu n g", d. i. die Abgeordneten, welche das Volk gewählt hatte, in Berlin versammeln, damit sie die Rechte des Volkes feststelle. Da sie nichts Brauchbares zustande brachte, gab der König seinem Lande eine vorläufige Verfassung. Diese sollte ein neuer Landtag mit den Ministern des Königs Punkt für Punkt beraten. Was dann beschlossen würde, sollte die endgültige Verfassung des Königreiches Preußen sein. Am Beginne des Jahres 1850 war diese Arbeit vollendet und die Verfassung wurde am 6. Februar 1850 von König und Abgeordneten feierlich be- schworen. Sie gilt mit einigen Änderungen noch heute im preußischen Staate. Im Jahre 1848 ging man auch daran, den Deutschen Bund gründlich umzugestalten. In sämtlichen Bundesstaaten wurden vom Volke Abgeordnete gewählt, welche dann als „deutsche Nationalversammlung" in der Paulskirche in Frankfurt a. M. zusammentraten, um eine neue Ordnung der staatlichen Verkältnisse in Deutschland zu schaffen. Die deutsche National- versammlung wollte ein einheitliches Deutsches Reich Herstellen. An die Spitze desselben sollte ein Kaiser treten. Nachdem sie die neue Reichsverfassung fest- gestellt hatte, wählte sie den König Friedrich Wilhelm Iv. zum deutschen Kaiser. Aber Friedrich Wilhelm lehnte die Kaiserkrone ab, und die deutschen Fürsten wollten die Rcichsverfassung nicht annehmen. Da brachen in Sachsen und Süddeutschland Aufstände los, die jedoch bald von preußischen Truppen unter Prinz Wilhelm unterdrückt wurden. Auch in Ungarn, Italien und andern Ländern tobte wilder Aufruhr, der blutig niedergeschlagen wurde. Kaiser Ferdinand Iii. hatte abgedankt, und sein Neffe Franz Joseph I. hatte den Thron bestiegen. Er gab seinem Reiche (Österreich-Ungarn) eine neue Verfassung. So kehrten allmählich Ruhe und Ordnung in Deutschland zurück. König Friedrich Wilhelm Iv. versuchte nun, Deutschlands Staaten mit Ausschluß von Österreich, dessen Bewohner nur zu einem kleinen Teile deutsch sind, um sich zu vereinigen. Er schloß 1849 mit Sachsen und Hannover den

12. Elementarbuch für den Unterricht aus der Geschichte - S. 105

1890 - Nürnberg : Korn
§ 96. Revolutionen und ihre Folgen. 105 2) Die Februarrevolution von 1848. König Louis Philipp i«48 M'gte, verblendet von Selbstsucht, mehr für die Interessen seines Hauses, als für das Wohl Frankreichs und entfremdete sich so immer mehr die Herzen des französischen Volkes. Die verweigerte Ausdehnung des Wahlrechts auf einen größeren Teil des Volkes war die unmittelbare Veranlassung zur Revolution, die im Februar 1848 ausbrach und die Abdankung des Köuigs, sowie die Proklamation der Republik zur Folge hatte. Diese erhielt daun im Dezember 1848 m Louis Napoleon Bonaparte, einem Sohne des einstigen Königs von Holland, einen Präsidenten, welcher durch gewaltsame Auslösung der seinen ehrgeizigen Plänen widerstrebenden Nationalversammlung am 2. Dezember 1851 („Staatsstreich") seine Gewalt befestigte^ und erweiterte. Er herrschte jetzt wie ein Diktator über Frankreich und ließ sich am 2. Dezember 1852 als Napoleon Iii. zum Kaiser E der Franzosen wählen. Diese Bewegung teilte steh diesmal allen Staaten Deutschlands mit, besonders wurden in die Umwälzung hineingerissen: a) Bayern, wo König Ludwig I. zu gunften seines Sohnes Maximilian Ii. abdankte; ») O st e r reich, wo Kaiser Ferdinand die Krone seinem Nessen Franz ^ojeph überließ, der dann 1848—49 die Ansstände der Lombarden und Ungarn unterdrückte, letztere mit Hilfe Rußlands; c) Preußen, wo me Revolution endlich zu eiuer Verfassung führte 1850. £)o der deutsche Bundestag unfähig war, den Forderungen nach „Einheit und Freiheit" zu genügen, so trat in Frankfurt 1848 das aus allgemeinen Volkswahlen hervorgegangene deutsche Parlament zusammen (Präsident: Heinrich von Gagern). Jetzt wurde der Bnndes- nnfo^üst, Erzherzog Johann von Österreich zum provisorischen Reichsverwefer ernannt. Die mit dieser Lösung unzufriedenen Republikaner unter Hecker und Strnve wurden bei Kandern im badischen Kreis Freiburg geschlagen. m Ju Kopenhagen war unterdessen König Friedrich Vii. durch einen Volksaufstand gezwungen worden, die Einverleibung Schleswigs in Dänemark auszusprechen. Doch die Herzogtümer waren für ihr Erb-folgerecht und ihre Ungeteiltst eingetreten, und der Bundestag hatte Hilfstruppen unter dem preußischen General Wrangel gesendet. Durch t>a§ diplomatische Einschreiten Englands, Schwedens'und Rußlands kam es indessen zum Waffenstillstand von Malmö (1848), der Schleswig unter tue gemeinschaftliche Verwaltung Dänemarks und Preußens stellte. „ r ^chdem im deutschen Parlamente die sogenannten Grundrechte festgestellt waren, handelte es sich um die Wahl eines Reichsober-Hauptes. Nun wurden die Gegensätze immer offenkundiger. Das unter Hemrich von Gagern bestehende Reichsministerinm forderte den Ausschluß Österreichs ans dem deutschen Bundesstaate, und das Parlament wählte 1849 Friedrich Wilhelm Iv. von Preußen zum deutschen Kaiser. Allein dieser erklärte: ohne das freie Einverständnis der deutschen Fürsten keine Entschließung fassen zu können, und lehnte die Kaiserwurde ab.

13. Grundriß der Weltgeschichte - S. 227

1885 - Nürnberg : Korn
3. Periode, seit 1789. Iii. Abschnitt, 1848-1871. 227 die Hände seines Gegners Jnarez und wurde nach dem Ausspruche eines _ Kriegsgerichts standrechtlich erschossen (19. Juni 1867). Mejiko wurde nun wieder Republik. § 100. F. Deutschland. I. Vor 1866. 1. In Deutschland waren die Märzunruhen des Jahres 1848 die nächste Folge der von der Pariser Februarrevolution ausgehenden Erregung der Gemüter. Überall verlangte man Preßfreiheit, Schwurgerichte und eine neue Gesamtverfassung Deutschlands. In Baden wurde die bewaffnete Volkserhebung (unter Friedrich Hecker, Herwegh und Strnve) durch den Bnndesgeneral Friedrich Gagern unterdrückt. In Bayern entsagte König Ludwig 1. der Krone zu gunsten seines Sohnes Maximilian Ii., des „Vielgeliebten" (1848—1864). Nach dessen Tod (1864) folgte sein Sohn Ludwig Ii. 2-, In Österreich mußte der verhaßte Minister Metternich sein Amt niederlegen (Mai 1848). Die Märzunruhen in Wien und der Czechenaufftaud in Prag wurden von den Re-giernngstrnppen unter dem Feldmarschall Windischgrätz unterdrückt und viele Aufständische in Wien, darunter der Demokrat Robert Blum stanbrechtlich erschossen (9. November 1848). Kaiser Ferdinand I. (1835—1848; f 1875) dankte ab zu gunsten feines jugendlichen Neffen Franz Joseph (2. Dezember 1848). Die Ungarn und Lombarden suchten sich der österreichischen Herrschaft zu entziehen. Ungarn erklärte sich als Republik unter dem Präsidenten Koffuth (1849); aber die „ ungarischen Truppen unter General Görgei wurden von den Österreichern (unter General Hayn an) mit Hilfe eines russischen Heeres besiegt und Ungarn wieder der österreichischen Herrschaft unterworfen. Den Aufstand in der Lombardei und in Venetien unterdrückte der Feldmarschall Radetzky (s. § 98, 4). 3. Auch Preußen blieb von den Unruhen nicht verschont. Am 17. März 1848 hatte König Friedrich Wilhelm Iv. eine konstitutionelle Verfassung verheißen; dennoch kam es am folgenden Tage in Berlin zu einem Straßenkampfe. Ant 6. Februar 1850 beschwor der König die revidierte Verfassung , durch welche Preußen in die Reihe der konstitutionellen Staaten trat. In der Rheinpfalz, in Sachsen, Hannover, Nassau, Meck- 15*

14. Übersichtlicher Lehr- und Lerntext zum Unterricht in der Geschichte - S. 350

1888 - Habelschwerdt : Franke
350 er an verschiedenen Orten vergeblich Heilung suchte. Darum übertrug er am 7. Oktober 1858 seinem Bruder, dem Prinzen Wilhelm von Preußen, die Regentschaft. Am 2. Januar 1861 erlöste der Tod den König von seinen Leiden. Die Bedeutung der Regierung Friedrich Wilhelms Iv. liegt darin, daß unter ihm der Übergang vom ständisch vertretenen zum konstitutionellen Staate stattfand. Wenn dieser Übergang sich verhältnismäßig leicht und schnell vollzog, so ist die Ursache davon nicht znm geringsten in dem friedliebenden, edlen, hohen Charakter des Königs zu suchen. Aokgen der französischen Februarrevolution in andern Ländern. Wie in Preußen und Deutschland, so äußerte auch in Österreich, Ungarn und Italien die französische Revolution ihre Rückwirkung. Es brachen überall blutige Ausstände aus. Die Niederwerfung derselben war nicht ohne Einfluß auf die Gestaltung der deutschen Angelegenheiten; denn Österreich erhielt dadurch freie Hand, Preußen die moralische Niederlage von Olmütz zu bereiten (siehe S. 347). a) Österreich. Hier strebten die unter dem Hause Habsburg vereinigten Stämme nach größerer Selbständigkeit; auch die Lombardei und Ve-netien hatten sich erhoben. In Wien verlangte das Volk eine konstitutionelle Verfassung und Preßfreiheit. Der König gewährte das Verlangte und berief nach Wien eine konstituierende Nationalversammlung. Metternich, der sein rückschrittliches System auf einmal zertrümmert sah, dankte ab und floh nach England. Die Slaven waren mit den Bewilligungen aber noch nicht zufrieden und beriefen einen Kongreß nach Prag. Hier kam es zu einem Aufstande, der mit Kanonen überwältigt wurde. Auch Wien, wo in einein Pöbelaufstande der Kriegsminister ermordet worden war, mußte mit Gewalt unterworfen werden. Da dankte der Kaiser Ferdinand zu Gunsten seines Sohnes Franz Joseph ab, 2. Dezember 1848. b) Ungarn. Die Ungarn waren von dem Journalisten Ludwig Kossuth aufgewiegelt worden und verlangten die Unabhängigkeit von Österreich. Der Kaiser bewilligte ihnen einen Reichstag und die Vereinigung der ungarischen Nebenländer (Kroatien, Slavonien, Siebenbürgen) mit Ungarn. Dagegen erhoben sich aber die Südslaven unter dem Banus Jellachich von Kroatien, während der ungarische Reichstag die Anerkennung Franz Josephs verweigerte, so lange er nicht als König von Ungarn gefrönt fei. Der österreichische General Windischgrätz konnte gegen die Ungarn nichts ausrichten. Sie trotzten der Gewalt und wählten Kossuth zum Präsidenten. Da erhielt Österreich von Rußland ' Hilfe. Der tapfere ungarische Feldherr Görgei mußte sich zurückziehen und die Waffen strecken. Die neue Verfassung wurde wieder aufgehoben. Kossuth und andere Führer hatten sich geflüchtet.

15. Die neuere Zeit von 1648 bis auf die Gegenwart - S. 172

1901 - Paderborn : Schöningh
mit einem Herrenhause und einem Hause der Abgeordneten aus. Das Herrenhaus besteht aus den volljhrigen Prinzen des kniglichen Hauses, aus den vormals reichsunmittelbaren Fürsten und Herren, aus teils erblichen, teils lebenslnglich bestellten Vertretern des Adels, der groen Städte und der Universitten. Das Haus der Abgeordneten besteht aus 432 durch indirekte offene Wahl nach einem Dreiklassensystem gewhlten Abgeordneten. Gegen-ber den Beschlssen der Kammer steht dem Könige bei der Gesetzgebung ein unbedingtes Veto zu. Die Feststellung des Staatshaushaltungsplanes und die Bewilligung neuer Steuern unterliegt der Genehmigung der Kammern. Der König bt unumschrnkt die hchste Regierungs-, Justiz-und Militrgewalt aus. b) sterreich. Hier waren die Zustnde weit gefhrlicher als in Preußen, weil die verschiedenen unter dem habsburgischen Scepter ver-einigten Volksstmme die innere Revolution benutzten, um grere Selbstndigkeit oder Unabhngigkeit zu erlangen. Schon hatte sich die Lombardei und Venetien gegen die sterreichische Herrschaft erhoben, und jetzt drohte auch Ungarn mit Abfall. Der Kaiser gewhrte freilich eine Verfassung mit ausgedehntem Wahlrecht und berief eine konstituierende Nationalversammlung nach Wien (22. Juli); aber die Bhmen, die Ungarn und die demokratische Partei in der Hauptstadt selbst waren dadurch nicht befriedigt. Die Unruhen in Bhmen wurden vom Fürsten Windischgrtz unterdrckt. Von Bhmen aus rckte dieser dann gegen Wien, welches sich unter dem Polen Bem zum Widerstand rstete, nahm die Stadt ein und lie die Rdelsfhrer des Aufruhrs, unter ihnen den Abgeordneten des deutschen Reichstags, Robert Blum, hinrichten. Kaiser Ferdinand legte die Krone zu Gunsten seines Neffen Franz Joseph I. nieder (2. Dezbr. 1848). 3. Kriege in Italien, Ungarn, Schleswig-Holstein, a) In Italien. Schon vor der franzsischen Februarrevolution hatte hier die Partei des jungen Italien, an deren Spitze der Genuese Joseph Mazzini stand, den Gedanken einer nationalen Einigung Italiens genhrt. Diese Partei richtete ihre Angriffe zunchst gegen die neapoli-tanifche und sterreichische Regierung in Italien und schlo sich an Sar-binien an, von dem sie am ehesten die Erfllung ihrer Wnsche erwartete. In Rom war nach dem Tode Gregors Xvi. der Karbinal Mastai Feretti als Pius Ix. gefolgt (1846). Der fr volkstmliche Einrich-tungen empfngliche Papst rief durch die Gewhrung einer Konstitution (14. Mrz 1848) eine ungemeine Begeisterung hervor. Aber die revolutionre Partei, der die gemachten Bewilligungen nicht gengten,

16. Die Neuzeit - S. 199

1905 - Bamberg : Buchner
199 3. Ausgang der Bewegung in Preußen. Die zur Beratung der eine neue Verfassung berufene Versammlung (f. o.) wurde wegen ihrer demokratischen Neigungen zuerst nach Brandenburg verlegt, dann ausgelst (5. Dezember 1848). Zugleich wurde eine Verfassung mit zwei Kammern (Herrenhaus und Abgeordnetenhaus) von der Regierung in eigener Zustndigkeit verkndet (oktroyiert"). Schon im Februar 1849 traten die neugewhlten Abgeordneten zusammen. Die Verfassung wurde erst 1850 endgltig festgestellt und von dem 'König, den Abgeordneten sowie den Zivilbeamten beschworen. Durch die Bewegung von 1848 verlor der König von Preußen die Oberhoheit der Neuenburg, das den preuischen Statthalter vertrieb; dagegen wurden bald darauf die Frstentmer Hohenzollern-Sigmaringen und Hechingen nach Verzicht der Neben-linien mit der preuischen Monarchie vereinigt (1849). 4. Die Niederwerfung der Revolution in sterreich. Durch die gleichzeitige Erhebung der Demokraten in der Hauptstadt und der Bevlkerungen von Bhmen, Oberitalien und Ungarn wurde der fter-reichische Staat dem Untergange nahe gebracht. Die Abdankung Kaiser Ferdinands zugunsten seines 18 jhrigen Neffen Franz Joseph, [die Tatkraft einzelner Generle und des Ministers Schwarzenberg sowie die Untersttzung vonseiten Rulands erhielten sterreich und lieen es nach berwltigung der geshrlichen Ausstnde neu gekrftigt erstehen. a) Die Erhebung der Slaven in Bhmen wurde vom Fürsten Windischgrtz durch die Einnahme von Prag beendigt. b) In Wien hatte die Erffnung eines konstituierenden Reichstages (Juli 1848) keine Beruhigung bewirkt; die Demokraten rissen unter dem Einflu der ungarischen Erhebung die Gewalt an sich; der Kriegsminister Latour wurde in einem Straentumulte vom Pbel grausam ermordet, die Stadt von den Insurgenten (Brgern und Studenten) in Verteidigung^ zustand gesetzt. Der Bezwinger Prags, Fürst Windischgrtz, schlo Wien ein und eroberte es nach mehrtgigen Kmpfen (Oktober 1848). Windischgrtz hielt in dem eroberten Wien ein strenges Strafgericht der die Rdelsfhrer. Auch Robert Blum, ein demokratisches Mitglied der Frankfurter Versammlung , wurde erschossen, da er sich, vom Parlament zur Vermittlung gesandt, an der Aufwiegelung der Massen beteiligt hatte. Im Dezember 1848 trat an Stelle des schwachen Kaisers Ferdinand I. dessen jugendlicher Neffe Franz Joseph, der, geleitet von dem energischen Minister Felix von Schwarzenberg, den verfassunggebenden Reichstag auflste und nach dem Vorgang Preuens (f. o.) eine (fr die Gesamtmonarchie gltige) Verfassung verkndete (Mrz 1849). Dieselbe wurde wegen des Widerstrebens einzelner Krn-landet von der Regierung schon Ende 1851 wieder aufgehoben. sterreich, das mittlerweile die Ausstnde berwltigt und seine Stellung in Deutschland wieder-

17. Vom Westfälischen Frieden bis zum Ausbruch des Weltkrieges - S. 174

1918 - Erlangen [u.a.] : Deichert
174 Ix. Vom Wiener Kongre bis zur Wiederaufrichtung des Deutschen Kaisertums. Strenge des Kriegsrechtes an sich zu erfahren. Unter den standrecht-lich Erschossenen befand sich, da er sich an der Aufwiegelung beteiligt hatte, auch Robert Blum. Unter den strmischen Bewegungen der Zeit war Kaiser Ferdinand regierungsmde geworden. Am 2. Dezember 1848 legte er die ihm zu schwer gewordene Krone nieder und nun bestieg sein achtzehnjhriger Neffe Franz Joseph (f 1916) den sterreichischen Thron. Der junge Kaiser verkndete 1849 eine fr die Gesamtmonarchie gltige Verfassung, hob diese aber 1851 wieder auf und hielt dann am Absolutismus fest, bis in den Jahren 1860/61 sterreich endgltig in die Reihe der kon-stitntionellen Staaten eintrat. ieinsbesidn 4. Ein Schauplatz strmischer Kundgebungen und blutiger Szenen 18. Mrz 1848. toqr auch Berlin. Die fortgesetzte Weigerung Friedrich Wilhelms Iv., den aus der Zeit herausgeborenen Forderungen des Volkes entgegen-zukommen, hatte eine sehr gereizte Stimmung in der Menge hervor-gerufen. Sie offenbarte sich in lrmenden, allgemeinen Versamm-lungert, die in der zweiten Mrzwoche veranstaltet wurden. Der Terrorismus der Strae" wuchs von Tag zu Tag und gewann all-mhlich einen ganz bedenklichen Einflu. Endlich am 18. Mrz 1848 stellte der König nach langem Zandern durch ein Patent Erla einer Verfassung und krftiges Eintreten fr eine nationale Bundesreform (Verwandlung des Staatenbundes in einen Bundesstaat) in Aussicht. Die knigliche Botschaft rief eine freudige Bewegung in der Berliner Bevlkerung hervor. Ganze Scharen eilten auf den Schloplatz, um dem König zu danken. Im Gedrnge fielen pltzlich von unbekannter Hand 2 Schfst. Obwohl sie niemand verletzten, bewirkten sie einen sofortigen Umschlag in der Stimmung des Volkes, das sich verraten glaubte. Die Menge stob auseinander, erbaute Barrikaden und begann einen Kampf mit dem Militr, der vom Nachmittag bis nach Mitternacht dauerte. Am Morgen des 19. Mrz gab der König Befehl zum Abzug der Truppen aus der Hauptstadt; auch willigte er in die Errichtung einer Brgerwehr zum Schutze der Ordnung und Sicherheit. Naus- 5. Im Mai wurde in Berlin die aus allgemeinen Wahlen her-Versammlung, vorgegangene (preuische) Nationalversammlung erffnet. Sie sollte durch gemeinsame Arbeit mit der Regierung eine Verfassung schaffen. Bald aber zeigte sich ein unberbrckbarer Gegensatz zwischen der demokratischen Kammermehrheit einerseits, der Regierung und ihren Anhngern anderseits. Die Beratungen verliefen resultatlos. Infolge-dessen hob Friedrich Wilhelm die Nationalversammlung auf und verkndete (oktroyierte) im Dezember 1848 dem Lande eine von der Regierung entworfene Verfassung, welche von den auf Grund derselben zusammengetretenen zwei Kammern beraten und am 6. Februar 1850 von König und Landtag feierlich beschworen wurde. (Die ge-

18. Deutsche und brandenburgisch-preußische Geschichte seit 1648 - S. 115

1912 - Paderborn : Schöningh
115 3. Die Aufstnde in Osterreich. Durch die Unruhen in Wien sah sich der Kaiser Ferdinand I. (seit 1835 Nachfolger seines Vaters Franz I.) gezwungen, Metternich zu entlassen und neben der Erfllung der anderen Forderungen auch eine Ver-fassung zu versprechen. Aber nunmehr schien das ganze Staats-Wesen, da berall neben den freiheitlichen Bewegungen auch der nationale Gedanke sein Recht forderte, gnzlich zusammen-zubrechen. Die Ungarn und die Bhmen erlangten eine selbstndige Verfassung, die sie von der Gesamtmonarchie fast ganz lostrennte, und die italienischen Provinzen sterreichs, die Lombardei und Venetien, erhoben sich, um die sterreichische Herrschaft ab-zuschtteln. Der König von Sardinien trat an die Spitze dieser Bewegung, die auf eine Einigung Italiens abzielte. Aber die sardinischen Truppen wurden von dem sterreichischen Feld-Marschall Radetzky besiegt und die Herrschast sterreichs wieder-hergestellt. 'Die Umsturzpartei in Italien vertrieb (1848) auch den Papst Pius Ix. aus Rom und verwandelte den Kirchenstaat in eine Republik. Doch im nchsten Jahre fhrte ein franzsisches Heer siegreich den Papst wieder nach Rom zurck. Wie in Italien, so gewann die sterreichische Regierung bald auch in den anderen Lndern der Monarchie wieder festeren Boden. Ein Aufstand in der Stadt Prag wurde von dem Fürsten Win-dischgrtz niedergeworfen und die bhmische Verfassung wieder aufgehoben. Als im Herbst des Jahres 1848 neue schwere Un-ruhen in Wien ausbrachen, zog Windischgrtz gegen die Haupt-stadt, eroberte sie in heien Kmpfen und strafte die Emprer mit blutiger Hrte. In derselben Zeit erhoben sich die Ungarn, mit der Regierung unzufrieden, zu einem Aufstand und sagten sich sogar nach einigen Waffenerfolgen ganz von der Herrschaft des fter-reichischen Kaiserhauses los. Erst mit russischer Hilfe wurden sie nach tapferem Widerstande bezwungen und verloren wieder ihre selbstndige Verfassung (1849). Whrend dieser inneren Wirren, aus denen die sterreichische Monarchie und der Absolutismus ihrer Regierung schlielich siegreich hervorgingen, legte der Kaiser Ferdinand I. zugunsten seines Neffen Franz Joseph die Krone nieder (1848). 8*

19. Deutsche Geschichte von 1519 bis 1871, Übersicht über die württembergische Geschichte - S. 132

1909 - Bamberg : Buchner
132 Neue Geschichte. Kaiserkrone aus der Hand der Volksvertreter ab, denn die Neugestaltung Deutschlands msse, so meinte er, aus der Beratung der deutschen Fürsten ein-schlielich des Kaisers von sterreich hervorgehen. Jedoch schlo der König seine Erklrung mit den Worten: Bedarf es des preuischen Schildes und Schwertes gegen uere oder innere Feinde, so werde Ich auch ohne Ruf nicht fehlen. Ich werde dann getrost den Weg Meines Hauses und Meines Volkes gehen, den Weg 1849 der deutschen Ehre und Treue." (28. April 1849). Nachdem schon anllich der Kaiserwahl die meisten sterreichischen Abgeordneten ihre Mandate niedergelegt hatten, taten dies nach der Ablehnung des Knigs von Preußen auch viele nicht-sterreichische Parlamentsmitglieder, so da das Parlament zu einem Rumpf-Parlament" zusammenschrumpfte (30. April 1849). Als solches siedelte es nach Stuttgart ins stdtische Reithaus der, wo seine Auflsung erfolgte(18.Juni 1849). 3. In Berlin war es am 18. Mrz 1848 zu einem blutigen Straen-und Barrikadenkampf gekommen, obwohl der König zuvor volkstmliche Zugestnd-nisse gemacht hatte, die den Zusammentritt einer preuischen Verfassung-gebenden Nationalversammlung auf den 22. Mai 1848 zur Folge hatten. Da jedoch die Mehrheit der Abgeordneten ein revolutionres Treiben entwickelte, so wurde die Versammlung nach Brandenburg verlegt (November 1848) und gleich darauf aufgelst (5. Dezember)^nachdem an ihrer Stelle der König selbst die Verfassung mit zwei Kammern gegeben hatte. In den Sitzungen des ver-einigten Landtags sowohl als der preui'chen Nationalversammlung erregte das Auftreten des Abgeordneten und Rittergutsbesitzers Otto von Bismarck-Schn-hausen (geb. 1. April 1815) nach allen Seiten hin groes Aufsehen. Uner-schrocken, schlagfertig, folgerichtig, klar, unbeugsam und nach groen Gesichtspunkten urteilend, bekmpfte er die Nachbeterei fremder Zustnde und suchte die preuische Ehre darin, da Preußen vor allem sich jeder schmachvollen Verbindung mit der Demokratie fern halte." Die Krone behielt diesen Kmpen im Auge. Gleich-wohl verdankt das deutsche Volk ebendemselben Manne das allgemeine Stimm-recht. 4. Am strmischsten verliefen die Mrztage in Ost erreich. Ungarn lst sich gnzlich von sterreich los, gibt sich eine freiheitliche Verfassung und bleibt mit sterreich nur noch durch Personalunion verbunden. Fr die andern Lnder hatte Kaiser Ferdinand (1835-1848) zwar nach der schleunigen Ent-lassung Metternichs (Mitte Mrz) eine Verfassung bekanntgemacht, war aber zugleich nach Innsbruck entflohen, da in Wien der Aufstand mehr und mehr 1848 berhandnahm, und dankte schlielich (Dezember 1848) zugunsten seines Neffen Franz Joseph ab. Mittlerweile war seit 22. Juli der sterreichische verfassunggebende Reichstag in Wien zusammengetreten; derselbe wurde im Mrz 1849 auf-gelst und dann von der Regierung eine Gesamtstaatsverfassung" verkndet, wonach sterreich -Ungarn- Italien1 eine unteilbare Monarchie !) In Italien gab die Februarrevolution das Zeichen zu dem lngst er-warteten Kampf gegen die sterreichische Fremdherrschaft. Am 18. Mrz erhebt sich Mailand, mit ihm die ganze Lombardei. Der 82 jhrige sterreichische Feldmarschall Radetzky zieht sich nach Verona zurck. Aber auch in Venetlen bricht der Aufstand aus. Modena, Parma, Toskana, Neapel und selbst Rom nehmen am nationalen 398

20. Neuere Geschichte von der Französischen Revolution bis zur Jetztzeit - S. 67

1914 - Münster in Westf. : Schöningh
67 freizumachen. Die sterreicher wurden bei Magenta und Sol-serino (1859) geschlagen, und im Frieden zu Zrich (1859) trat sterreich die Lombardei an Napoleon ab, der sie gegen S et -voyen und Nizza Viktor Emanuel berlie. Die kleineren italienischen Staaten und das Knigreich beider Sizilien, in dem Garibaldis Freischaren die bourbonische Regie-rung strzten, schlssen sich Sardinien an, und Viktor Emanuel konnte sich 1861 König von Italien nennen. Im deutschen Kriege vom Jahre 1866 kam Venetien an Italien, und im Jahre 1870 wurde der Einheitsstaat vervollstndigt durch die Eroberung Roms. In Znexiko suchte Napoleon mit franzsischen Truppen eine Monarchie zu errichten. Der Bruder des sterreichischen Kaisers, der junge und ehrgeizige Erzherzog Maximilian, nahm die Wahl zum Kaiser von Mexiko an (1864). Als aber die Vereinigten Staaten von Nordamerika nach Beendigung eines Brgerkrieges im eigenen Lande, der Monroedoktrin gem, Napoleon zwangen, seine Truppen zurckzuziehen, gewann die republikanische Partei wieder die Oberhand: Maximilian wurde gefangen genommen und er-schssen (1867). Die Unruhen in sterreich-Ungarn 18481849. Die Nachrichten von der Pariser Februarrevolution riefen in der Habsburger Monarchie eine groe Erregung hervor, die um so schlimmer war, als sich hier mit den freiheitlichen Forderungen die nationalen Bestrebungen der verschiedenen Völker verbanden; eine Zeitlang schien sogar der Bestand der Monarchie gefhrdet. Metter-nich mute fliehen. Kaiser Ferdinand I. (18351848) machte Zugestndnisse, vor allem gab er eine Verfassung. Trotzdem kam es in Prag und Wien zu Aufstnden, die jedoch blutig nieder-geschlagen wurden. Bald darauf dankte Ferdinand ab zugunsten seines noch jetzt regierenden Neffen Franz Joseph. In sterreichisch-Jtalien wurde die Emprung beson-ders dadurch gefhrlich, da Sardinien die Aufstndischen unter-sttzte. Der greise sterreichische Feldmarschall R a d e tz k y sicherte jedoch den italienischen Besitz noch fr einige Jahre (bis 1859 bzw. 1866) durch seine Siege bei Eustozza (1848) und Novara (1849). sterreichische Truppen stellten dann auch die Ruhe wieder her in den italienischen Kleinstaaten sowie in Rom, wo von Mazzini und Garibaldi der Papst vertrieben und die Republik ausgerufen war. In Ungarn hatte der geistreiche Schriftsteller und hinreiende Redner Kossuth das Volk fr eine selbstndige Verwaltung und 5*