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1. Die Geschichte des Alterthums - S. 182

1873 - Köln : DuMont-Schauberg
182 Ix. Die Griechen. erkannter Oberanführer an der Spitze des aus den verschiedensten Theilen Griechenlands gesammelten Heeres; er beherrscht aber doch nur einen großen Theil der Halbinsel, die späterhin nach seinem Ahnen Pelops ihren Namen trug*), und viele Inseln, und die Fürsten des übrigen Griechenlands sind, jeder in seinem Gebiete, unabhängige Könige, nicht durch irgend ein Abhängigkeitsverhältniß zur Heeresfolge verpflichtet, sondern nur in Folge eines besondern Vertrages und eidlichen Gelöbnisses gerade zu diesem Rachekriege verbunden. Als die allgemeine Regierungsform aller einzelnen Staaten erscheint in den homerischen Gedichten das Königthum. Das Königthum gilt als göttliche Stiftung, Zeus hat die Könige ursprünglich eingesetzt, sie stammen selbst von ihm oder von andern Göttern ab, weswegen sie diotqeytss, Jloysyees heißen, und ihre Würde geht regelmäßig vom Vater auf den Sohn über. Aber es gibt neben dem Könige in jedem Staat auch eine Anzahl anderer Häuptlinge, denen selbst der Name ßaatxtjsg ebenfalls zukommt, und deren Stellung über der Masse des Volkes gleichermaßen als eine von den Göttern verliehene und beschirmte Auszeichnung betrachtet und durch dieselben Beiwörter bezeichnet wird. Die Absonderung des Adelstandes vom Stande der Gemeinen oder des ö^uog erscheint uns in den homerischen Gedichten nicht so schroff und verletzend, als sie späterhin in manchen Staaten wurde. Schon allein die Bemerkung, daß ähnliche ehrende Beiwörter wie jenem nicht selten auch Leuten niedern Standes beigelegt, daß der Name riqws, wenn auch vorzugsweise den Fürsten und Edlen, doch daneben auch jedem Ehrenmanne aus dem Volke gegeben, daß selbst persönlich- Unfreie, „tote der Sauhirt Eumäus, dtot oder #etot, d. h. mit gottbegabter Trefflichkeit versehene, genannt werden, kann zum Beweise dienen, daß die persönliche Tüchtigkeit auch in dem Geringeren der Anerkennung und Ehre werth geachtet worden fei. Die Häupter der edlen Häuser bilden des Königs Rath, feine ßorftij, und heißen deswegen ßov^fpogoi oder ßovlevtui. Auch yiqovits werden sie genannt, welcher Name keineswegs nur die Bejahrten, sondern allgemein auch die Geehrten und Angesehenen bebeutet. Mit dem Rath der Gereuten werben alle wichtigeren Angelegenheiten verhanbelt. Die gewöhnliche Form der Berathung scheint diese zu fein, daß die Angelegenheiten beim gemeinschaftlichen Mahle an des Königs Tisch verhandelt werden. „Lade die Getonten zum Mahle", sagt Nestor zum Agamemnon, als er ihm empfiehlt, einen Rath der Eblen zu berufen, um zu berathen, was in der bringenben Gefahr zu thun sei. *) 23et Homer kommt dieser Name noch nicht bor, aber in dem homerischen Hymnus auf den pythischen Apollon. Er deutet übrigens wohl auf einen Volksnamen ^ctope 5, als andere Form für Pelasger.

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1. Die Geschichte des Alterthums - S. 214

1861 - Köln : DuMont-Schauberg
214 Ix. Die Griechen. 59. Die Verfassung im homerischen Griechenland. (Nach G. F. Scho cm an», griechische Alterthümer.) Was wir aus dm homerischen Gedichten gewinnen können, ist ein Bild der alten Heroenzeit, wie es sich im Geiste der Dichter spiegelte; aber da wir uns ohne Mittel finden, ein anderes Bild mit mehr An- spruch ans Wahrheit zu entwerfen, so müssen wir uns an diesem ge- nügen lassen. Wir finden nun zuvörderst das griechische Volk damals so wenig als in irgend einer späteren Zeit zu einem staatlichen Ganzen vereinigt. Zwar ist eine gemeinsame Unternehmung, ein Rachekricg gegen Troja, zu Stande gekommen, und Agamemnon, der König von Myccne, steht als allgemein anerkannter Oberanführer an der Spitze des aus den verschiedensten Thcilen Griechenlands gesammelten Heeres; er beherrscht aber doch nur einen großen Theil der Halbinsel, die späterhin nach seinem Ahnen Pelops ihren Namen trug*), und viele Inseln, und die Fürsten des übrigen Gricchenlandes sind, jeder in seinem Gebiete, un- abhängige Könige, nicht durch irgend ein Abhängigkeitsverhältniß zur Heeresfolge verpflichtet, sondern nur in Folge eines besonder» Vertra- ges und eidlichen Gelöbnisses gerade zu diesem Rachckriege verbunden. Als die allgemeine Regierungsform aller einzelnen Staaten erscheint in den homerischen Gedichten das Königthum. Das Königthum gilt als göttliche Stiftung, Zeus hat die Könige ursprünglich eingesetzt, sie stammen selbst von ihm oder von andern Göttern ab, weswegen sie öiotyfcptig, öloytvssg heißen, und ihre Würde geht regelmäßig vom Vater auf den Sohn über. Aber cs gibt neben dem Könige in jedem Staat auch eine Anzahl anderer Häuptlinge, denen selbst der Name ßaodijsg ebenfalls zukommt, und deren Stellung über der Masse des Volkes gleichermaßen als eine von den Göttern verliehene und beschirmte Aus- zeichnung betrachtet, und durch dieselben Beiwörter bezeichnet wird. Die Absonderung des Adelstandes vom Stande der Gemeinen oder des öijfuog erscheint uns in den homerischen Gedichten nicht so schroff und verletzend, als sie späterhin in manchen Staaten wurde. Schon allein die Bemerkung, daß ähnliche ehrende Beiwörter wie jenem nicht selten auch Leuten nicdern Standes beigclegt, daß der Name wenn auch vorzugsweise den Fürsten und Edlen, doch daneben auch jedem Ehren- manne aus dem Volke gegeben, daß selbst persönlich Unfreie, wie der Sauhirt Eumäns <5«u oder d. h. mit gottbegabter Trefflichkeit ver- sehene, genannt werden, kann zum Beweise dienen, daß die persönliche Tüchtigkeit auch in dem Geringeren der Anerkennung und Ehre werth geachtet worden sei. *) Bei Homer kommt dieser Name noch nicht vor, aber in dem homerischen Hymnus ans den pythischen Apollon. Er deutet übrigens wohl auf einen Volksnamen Pelopcs, als andere Form für Pelasger.

2. Die Geschichte des Alterthums - S. 184

1873 - Köln : DuMont-Schauberg
194 Ix. Die Griechen. Eine dritte Function des Königthums ist die Anführung des Heeres. In der Ilias sehen wir überall an der Spitze der Krieger die Könige als Anführer, jeden über die Mannschaft seines Volkes; nur wo ein König durch Krankheit oder hohes Alter zurückgehalten ist, ersetzt ihn ein Anderer aus der Zahl der Häuptlinge oder der Edeln, die ja selbst auch ßaailjes heißen. Zu den Functionen des Königthums müssen wir auch noch die Verrichtung von Staatsopfern hinzufügen, so viele derselben nicht priesterliche sind. Wenn aber der König für das Volk opfert, so ist dies nicht so anzusehen, als ob mit dem Königthum auch ein Priesterthum verbunden wäre, sondern er thut das, weil er als Haupt der Staatsgenoffenschaft im gleichen Verhältniß zu dieser steht, wie der Hausherr zu den Hausgenoffen, und ein priesterliches Königthum ist in der Staatsform wenigstens, die die homerischen Gedichte uns darstellen, nicht zu erkennen. Erscheint nichts desto weniger die königliche Würde auch bei Homer als eine geheiligte, so beruht diese Heiligkeit lediglich auf der Anerkennung, wie auch der Staat eine göttliche Ordnung sei, und die ihm vorstehen, durch den Willen der Götter dazu erwählt und berufen feien. Daher kommt auch die Erblichkeit der königlichen Würde, die dem Hause, welches die Götter einmal erkoren haben, nicht entzogen werden darf. Daß der Sohn dem Vater in der Regierung folgen müffe, wird als allgemein anerkannter Grundsatz ausgesprochen; sind mehrere Söhne, so folgt natürlich der Erstgeborne; doch kommen in alten Sagen auch Theilungen unter mehrere Brüder vor, von denen dann aber wohl einer als Oberkönig den übrigen vorgeht; denn mehrere gleichberechtigte neben einander sah man gewiß immer als einen Uebelstand an, wie es auch Homer ausspricht: oux dya&6v noxvxoiqnvin. Sind keine Söhne vorhanden, so geht das Reich auch wohl durch eine Tochter auf den Eidam über, wie Mene-laus durch die Vermählung mit der Helena -Nachfolger des Tyndareus in Lacedämon geworden ist. Persönliche Tüchtigkeit ist ihm freilich unentbehrlich, und wem diese abgeht, der thut wohl, dem Thron zu entsagen, wie es der altersschwache König Laertes auf Jthaka gethan und seinem Sohne die Regierung überlassen hat. Wie sich die Häuptlinge überhaupt nicht ohne bedeutenden Reichthum in ihrer vorragenden Stellung über dem Volke erhalten können, so bedarf auch das Königthum einer beträchtlichen Ausstattung mit Besitz und Einkünften, um seine Würde zu behaupten und den Anforderungen seines Amtes zu genügen. Dazu gewährten ihm aber, neben seinem Privatvermögen, auch das Krongut, dessen Ertrag ihm zukam, und mancherlei Abgaben und Darbringungen des Volkes die nöthigen Mittel. Die Abgaben, welche das Volk dem Könige entrichtet, heißen Gaben und Gebühren, und es läßt sich annehmen, daß der letztere Name bestimmte und festgesetzte, ver andere mehr freiwillige und gelegentliche bedeute. Noch mag erwähnt werden, daß im Kriege dem Könige ein vorzüglicher Theil der gemachten Beute als fein Ehrentheil (ytnng)

3. Geschichte der Alten Welt - S. 57

1860 - Freiburg : Herder
Die Griechen. 57 der Träger uralter Ueberlieferung für das griechische Volk, sondern es erblickte sich selbst in den homerischen Gedichten in idealer Gestalt. Vor Troja erscheint es als ein geeinigtes Volk, als eine Nation, welche das einem Griechen zugefügte Unrecht als ein allen widerfahrenes straft; die Stämme und deren Führer haben die hergebrachte Eifersucht und manche blutige Fehde vergessen und wetteifern nur die meiste Ehre zu erkäm- pfen; später versuchte es der edle Kimon vergebens den einheimischen Krieg dadurch zu verhindern, daß er alle Griechen zum Nationalkriege gegen den gemeinschaftlichen Feind, die Perser, zum Kampfe aufrief; griechische Einigkeit blieb ein Ideal, das nur in der alten Dichtung ver- wirklicht erschien. § 162. Aus der Volksmasse treten die einzelnen Heldenbilder her- vor, jedes vollkommen in seiner Art und in jeder Lage seinem Charakter getreu: auf dem Schlachtfelde, im Rathe der Könige, bei dem Mahle, als Gatte, Vater, Freund und Herr; denn obwohl Waffenkunde und Heldenkrast den höchsten Ruhm gewähren, so wird doch erfinderischer Verstand, Wohlredenheit und Selbstbeherrschung auch an einem Heros hochgeprieseu, das Glück des Friedens gewürdigt und häusliche Tugend und deren Segen mit Liebe geschildert. Die Griechen des Homer sind keine Barbaren, die herrliche Blüte der griechischen Kultur öffnet sich bereits, wir erkennen schon das Volk mit allen Vorzügen und Gebre- chen, die es später vor allen anderen Völkern auszeichnen. § 163. Anführer der griechischen Schaaren vor Troja sind die Kö-Dieältesten nige, welche auch im Frieden an der Spitze der griechischen Staaten Staates" stehen. Letztere waren durchgängig von geringem Umfange, begriffen meistens einen natürlich abgegränzten Gau, eine Insel, oft nur eine einzige Stadt mit ihrer Markung in sich. Jede griechische Gemeinde hieß nämlich Polis, d. h. Stadt, auch wenn sie nicht mit einer Mauer um- schlossen war, obwohl dies regelmäßig geschah, da die häufigen Fehden mit den Nachbarn, die Angriffe wandernder Schaaren, an der Küste oder in deren Nähe die Landung von Seeräubern die größte Vor- sicht gebot. § 164. Jeder Bürger'besaß, scheint es, sein Stück Ackerfeld und trieb einiges Vieh auf die gemeinschaftliche Weide; man pflanzte Ge- treide, fast ausschließlich Gerste, Lein, Weinreben, Obstbäume; doch be- stand der Hauptreichthum in den Heerden. Der König besaß das Das König- größte Grundstück; er war der reichste Mann, darum auch zum größten tf)m' Aufwande als Vertreter des Staates verpflichtet. Der Fremde von Ansehen wandte sich dem königlichen Hause zu, deßgleichen der vor- nehme Flüchtling und nahm die königliche Gastfreundschaft in Anspruch; Gesandte und Herolde waren ohnehin an sie gewiesen. Der König brachte auch den Göttern die öffentlichen Opfer und bereitete den Edlen das damit verbundene Festmahl. Dieses gewissermaßen priesterliche Amt gab dem Königthum eine religiöse Weihe; überdies leiteten die meisten Könige ihr Geschlecht von einem Gotte ab und standen in dem Volksglauben unter dem besondern Schutze des Götterkönigs Zeus. § 165. Dem Könige zunächst hatten die Edlen ihren Platz, in der Schlacht wie beim Mahle, im Rathe wie im Gerichte, daher wurden sie wohl auch manchmal Könige genannt. Ueber Krieg und Frieden und wichtige Angelegenheiten beriethen sie mit dem Könige; das Volk hörte

4. Die Geschichte des Alterthums - S. 215

1861 - Köln : DuMont-Schauberg
59. Die Verfassung Im homerischen Griechenland. 215 Die Häupter der edlen Häuser bildeu des Königs Rath, seine ßovtf, und heißen deswegen ßovlrtcpoqoi oder ßovhvml. Auch yiqovxeg werden sie genannt, welcher Name keineswegs nur die Bejahrten, sondern all- gemein auch die Geehrten und Angesehenen bedeutet. Mit dem Rath der Geronten werden alle wichtigeren Angelegenheiten verhandelt. Die gewöhnliche Form der Berathung scheint diese zu sein, daß die Ange- legenheiten beim gemeinschaftlichen Mahle an des Königs Tisch verhan- delt werden. „Lade die Geronten zum Mahle", sagt Nestor zum Aga- memnon, als er ihm empfiehlt, einen Rath der Edlen zu berufen, um zu berathen, was in der dringenden Gefahr zu thnn sei. Auch Versammlungen des gesammten Volkes kommen öfters vor, doch nicht sowohl um dasselbe über eine Angelegenheit zu befragen und einen Volksbeschluß durch Abstimmung fassen zu lassen, als vielmehr um ihm den von den Geronten gefaßten Beschluß bekannt zu machen, oder es wird das Volk berufen, damit in seinem Beisein über eine wichtige Angelegenheit, z. B. über Abwehr eines feindlichen Einfalls, oder über ein Abhülfe forderndes Unheil Rath gepflogen werde, wie in der von Achilles im ersten Gesänge der Ilias wegen der Seuche berufenen Heeres-Vcrsammlung. Die Berufung des Volkes zur Ver- sammlung geht natürlich in der Regel vom Könige ans, nach vorheri- ger Berathung mit den Geronten. Die Berufung geschieht durch um- hergesaudtc Herolde. Der Versammlungsplatz ist entweder in der Nähe der Königswohuung, wie zu Ilium auf der Burg, oder sonst an einer schicklichen Stelle, wie zu Scheria am Hafen; und er ist auch wohl mit Plätzen zum Sitzen versehen, weswegen auch Sitzung &6w*og) für die Versammlung gesagt wird. Wer vor dem Volke reden will, steht auf und läßt sich vom Herolde den Stab, das Scepter, in die Hand geben, wohl als Zeichen, daß er als Redner eine Art von amtlicher Function ansübe. Eine Rednerbühne findet sich nicht; der Redende tritt hin, wo er meint, am besten von Allen gehört zu werden. Es ist nicht wahrscheinlich, daß das Recht das Scepter zu empfangen und zum Volke zu reden Andern als den Edlen zukomme: wenigstens gibt es kein Beispiel dafür bei Homer. Von förmlicher Abstimmung des Volkes ist nirgends die Rede; nur durch lautes Geschrei gibt die Versammlung ihren Beifall oder ihr Mißfallen über das Vorgetragenc zu erkennen, und wenn es sich um eine Sache handelt, zu deren Aus- führung die Mitwirkung des Volkes erforderlich ist, so verrüth uns Homer kein Mittel, wie dasselbe gegen seinen Willen dazu gezwungen werden könne. Die zweite Function der Könige ist die richterliche, und wie sie wegen des Rathpslegenö ßovh^qoi heißen, so werden sie wegen der Rechtspflege dixaonui.oi genannt. Auch hier aber sind die Geronten Theilnehmer au dem königlichen Amte, und die Frage, welche Rcchts- händel etwa der König für sich allein, welche in Gemeinschaft mit den Gcroulen zu entscheiden habe, ist aus Homer eben so wenig zu beant- worten, als die andere, ob nicht aus der Zahl der Geronten Einzel-

5. Die Geschichte des Alterthums - S. 216

1861 - Köln : DuMont-Schauberg
210 Ix. Die Griechen. richter entweder vom Könige bestellt, oder von den Parteien gewählt werden können. Wie sehr aber gerade die Rechtspflege als dasjenige Amt des Fürsten betrachtet werde, wodurch er sich am meisten um das Volk verdient machen könne, beweisen viele Stellen. Odysseus weiß keinen höheren Ruhm zu nennen, als den eines untadeligen Königs, welcher gottcsfürchtig unter den Seinen waltend das gute Recht er- hält und sichert: da bringt die Erde reichen Ertrag, die Bäume sind voll von Früchten, die Heerden gedeihen und das Meer wimmelt von Fischen. Denn der gerecht regierende König ist den Göttern wohlge- fällig, weil er das Amt, welches er von ihnen überkommen, nach ihrem Willen verwaltet. Eine dritte Function des Königthnms ist die Anführung des Heeres. In der Ilias sehen wir überall an der Spitze der Krieger die Könige als Anführer, jeden über die Mannschaft seines Volkes; nur wo ein König durch Krankheit oder ein hohes Alter zurückgehalten ist, ersetzt ihn ein Anderer. Daß übrigens solche Stellvertreter oder Unterbefehlshaber immer nur ans der Zahl der Häuptlinge oder der Edcln, die ja selbst auch ßaoixrjeg heißen, zu denken sind, versteht sich von selbst. Zn den Functionen des Königthums müssen wir auch noch die Ver- richtung von Staatsopfern hinznfügen, so viele derselben nicht priester- liche sind. Wenn aber der König für das Volk opfert, so ist dies nicht so anzusehen, als ob mit dem Königthum auch ein Priesterthum ver- bunden wäre, sondern er thut das, weil er als Haupt der Staatsge- nossenschaft in dem gleichen Vcrhältniß zu dieser steht, wie der Haus- herr zu den Hausgenossen, und ein priesterliches Königthum ist in der Staatsform wenigstens, die die homerischen Gedichte uns darstellen, durchaus nicht anzuerkennen. Erscheint nichts desto weniger die könig- liche Würde auch bei Homer als eine geheiligte, so beruht diese Heilig- keit lediglich auf der Anerkennung, wie auch der Staat eine göttliche Ordnung sei, und die ihm vorstehen durch den Willen der Götter dazu erwählt und berufen seien. Daher kommt auch die Erblichkeit der kö- niglichen Würde, die dem Hause, welches die Götter einmal erkoren haben, nicht entzogen werden darf. Daß der Sohn dem Vater in der Regierung folgen müsse, wird als allgemein anerkannter Grundsatz aus- gesprochen; sind mehrere Söhne, so folgt natürlich der Erstgeborne; doch kommen in alten Sagen auch Theilungen unter mehrere Brüder vor, von denen dann aber wohl einer als Oberkönig den übrigen vor- geht; denn mehrere gleichberechtigte neben einander sah man gewiß immer als einen Uebelstand an, wie es auch Homer ausspricht: ovx uya&6v nolvxolqaviri. Sind keine Söhne vorhanden, so geht das Reich auch wohl durch eine Tochter ans den Eidam über, wie Menelaus durch die Vermählung mit der Helena Nachfolger des Tyndareus in Lacedämon geworden ist. Persönliche Tüchtigkeit ist ihm freilich unentbehrlich, und wem diese abgeht, der thut wohl, dem Thron zu entsagen, wie es der

6. Theil 1 - S. 251

1813 - Leipzig : Hinrichs
\ Griechenland. , Lzi 8i. Die griechischen Dichter. Bald nach der Zerstörung von Troja ward dieses große Nationalunternehmen von den jonischen Barden in Gesän- gen gefeiert. Die europäischen Griechen erkannten in die- sen Schilderungen die Thaten ihrer Brüder, und hörten sie mit Interesse. Ohne schriftlich aufbewahrt zu werden, er- hielten sie sich in dem Munde der Rhap so disten, die singend durch die griechischen Staaten zogen. Späterhin, als der Hexameter zu seiner Fülle und zu seinem Wohllaute ausgebildet worden war, reihete diese Bardenlieder eine überarbeitende und ergänzende Hand an einander, und stellte den Namen Eines Dichters, eines früherhin gepriesenen Barden an die Spitze, den Namen des Homeks. Die Mythologie und Heroengeschichte, die unter seinem Namen in zwei epischen Gedichten auf die Nachwelt überging, und von den ältesten Zeiten an in Griechenland der Mittelpunkt de6 religiösen Kultus wurde, ist unstreitig älter, als die Form, unter welcher wir diese Gedichte überkamen. Ho- mers Götter sind die Götter eines noch stark sinnlichen und nicht völlig entwilderten Volkes; die höhern und edlern Gottheiten stehen im Bunde mit den Griechen gegen Troja. Zugleich ist das Kolorit des Localen in den homerischen Schilderungen nicht zu verkennen; alles deutet auf Klein- asien hin, alles tragt den Charakter der Kindheit der Kul- tur, zugleich aber auch eines warmen und innigen Dahinge- bens an die Natur. Für die Griechen ward Homer später- hin der Codex der ältesten Geschichte und Religion, und bald die Duelle aller möglichen Weisheit und Kenntnisse; denn auch die Erfindungen und Vorstellungsarten der spätern Zeit trug man in ihn hinein, und fand in ihm religiöse Begriffe, die seinem Zeitalter durchaus fremd seyn mußten. Doch welches Neligionsbuch des Alterthums wäre von den Allegorisiren seiner Lehren und Thatsachen in spätern Zeiten frei geblieben^ *

7. Theil 1 - S. 259

1806 - Leipzig : Hinrichs
Von Entsteh, des menschl.>Geschl. bis aufcyrus. 259 die griechischen Staaten zogen. Späterhin, als der Hexame- ter zu seiner Fülle und zu seinem Wohllaute ausgebild t wor- den war, reihete diese Barden'.ieder eine überarbeitende und ergänzende Hand an einander, und stellte den Namen Eines Dichters, eines früherhin gepriesenen Barden an die Spitze, den Namen des Homers. Die Mythologie und Heroen- geschichte, die unter seinem Namen in zwei epischem Gedich- ten auf die Nachwelt übergegangen, und von den ältesten Zeiten an in Griechenland der Mittelpunkt des religiöse» Kuikus geworden ist, ist unstreitig älter, als die Form, un- ter welcher wir diese Gedichte überkamen. Homers Götter sind die Götter eines noch stark sinnlichen und nicht völlig entwüderteu Volkes; die' hoher» und edler» Gottheiten ste- hen im Bunde mit den Griechen gegen Troja. Zugleich ist das Kolorit des Lokalen in den homerischen Schilürrun- gen nicht zu verkennen; alles deutet auf Kleinasien hin, alles trägt den Charakter der Kindheit der Kultur, zugleich aber auch eines warmen und innigen Dahingebens an die Narur. Für die Griechen ward er späterhin der Kodex der ältesten Geschichte und Religion, und bald die Quelle aller möglichen Weisheit und Kenntnisse; denn auch die Erfindungen und Vorstellungsarten der später» Zeit trug man in ihn hinein, und fand in ihm religiöse Begriffe, die seinem Zeitalter durch- aus fremd seyn mußten. Doch welches Religionsbuch des Alterthums wäre von dem Allegorisicen seiner Lehren und Thatsachen in später» Zeiten frei geblieben. Kur; nach Homer tritt Hesiodus*) in Bö offen auf, einem glänzenden Gestirne gleich, das einsam aus dem Schat- R 2 ^ len *) Man vergl. Nachträge, zu Sulzcrs Theorierc. i. B. S. -Ll ff.

8. Das Alterthum - S. 113

1874 - Paderborn : Schöningh
— 113 — Verfassung und Kultur in der heroischen Zeit. §. 49. 1. Die Verfassung. Als die allgemeine Regierungsform erscheint in der heroischen Zeit das Königthum. Die Könige gelten als unmittelbar vom Zeus eingesetzt; sie stammen von ihm oder von anderen Göttern ab; sie werden daher gotterzeugte (dioysväsg, diotqsyeeg) genannt. Neben dem Könige steht eine Anzahl von Häuptlingen, welche auch oft Könige genannt werden. Der Adel beruhte ebenso, wie in der späteren Zeit, auf dem von den Vorfahren ererbten Ansehn und Reichthum {ngoyovwv ägertj Arist. Pol. Iv, 6, 5). Indess war die Scheidung der Vornehmen vom Demos nicht streng; selbst der Sauhirt Eumaeus hat bei Homer das Beiwort 6tog. Die Häupter der Edlen bilden den Rath, die Bule des Königs (ßovbj(föqoi. ysqovtsg, rjyrjroqsg rjcft- fisdovrsg). Die Berathung geschah nach einem feierlichen Opfermahl; das Volk wurde nur berufen, um die Beschlüsse des Raths zu vernehmen. Beispiele wie Thersites, dass Männer aus dem Volke auch in der Versammlung das Wort nahmen, waren selten. Die Be-fugniss des Königs war eine vierfache: 1. Er stand an der Spitze der Regierung und Gesetzgebung. 2. Er war Oberrichter, 3. der oberste Heerführer. 4. Er brachte die Staatsopfer dar. — Dem Könige folgte der älteste Sohn in der Regierung; eine Theilung der Herrschaft unter mehrere wurde für nachtheilig angesehen.*) Die Einnahmen des Königs flössen theils aus seinem Privatvermögen, theils aus dem Krongute (ts^svog) und aus mancherlei freiwilligen Abgaben {yeqata, dorivca) des Volkes. Das königliche Abzeichen war das Scepter, ein langer speerähnlicher, mit goldenen Nägeln beschlagener Stab. Im Ganzen finden wir schon geordnete Kulturzustände. In den Familien war Monogamie durchaus die Regel; Andromache und Penelope erscheinen als schöne Beispiele ehelicher Treue. — Der Mord wurde von den Verwandten des Erschlagenen durch Blutrache geahndet. Seeraub gegen Ausländer *) Die bezeichnende Stelle Ii. Ii, 204: Ovx ayu&ov nolvaoiqavirf tig v.oiouvoq iaroj, tig ßaoutvg, w tdioxt Kqopov naig ct yxvkourjztio axtfmgov t tjdi d-tfitozccg, «/« aqioi ßaffi/.tvrj. Stein, Weltgeschichte 1. 8.

9. Bd. 1 - S. 268

1824 - Leipzig Frankfurt a. M. : Hinrichs
268 Erster Zeitraum. bis sie, selbst in ihrem Interesse zwischen Karthago und Rom getheilt, (ein Zeitabschnitt, wahrend dessen sich nur die Regierung des weisen Hi ero Vortheilhaft auszeichnete,) zuletzt dem übermächtigen Rom unterlagen. An der afrikanischen Küste waren Cyren e (63t I. v. C.)/ und in Spanien Sagunt Kolonieen der Griechen. 81. Die griechischen Dichter. Bald nach der Zerstörung von Troja ward dieses große Nationalunternehmcn von den jonischen Barden in Gesängen gefeiert, welche den Herameter, das älteste ursprüngliche Vcrsmaas der Griechen, zu seiner Fülle und zu seinem Wohllaute ausbildeten. In spätern Zeiten reihete diese Bardenlieder eine überarbeitende und ergänzende Hand an einander, und stellte den Namen Eines Dichters, eines frü- herhin gepriesenen Barden an die Spitze, den Namen des Homers. Die Mythologie und Heldengeschichte, die unter seinem Namen in zwei epischen Gedichten ans die Nachwelt überging, und von den ältesten Zeiten an in Griechenland der Mittelpunct des religiösen Kultus ward, ist unstreitig alter, als die Form, unter welcher wir diese Gedichte überkamen. Homers Götter sind die Götter eines noch stark sinnlichen und nicht völlig entwilderten Volkes; die höher» und edlern Gottheiten stehen im Bunde mit den Griechen gegen Troja. Zugleich ist das Kolorit des Oe etlichen in den homerischen Schilderungen nicht zu verkennen; alles deutet auf Kleinasien hin, alles tragt den Charakter der Kindheit der Kultur, zugleich aber auch, eines warmen und innigen Dahingebens an die Natur. Für die Griechen ward Homer späterhin der Inbegriff der ältesten Geschichte und Religion, und bald die Quelle aller möglichen Weisheit und Kenntnisse; denn auch die Erfindungen und Vorstcllnngs- arten der spätern Zeit trug man in ihn hinein, und fand in ihm philosophische Begriffe, die seinem Zeitalter durchaus fremd seyn mußten. Doch welches Religionsbuch des Al-

10. Bilder aus der Weltgeschichte und Sage - S. 61

1878 - Danzig : Gruihn
Lttkurg und die Spartaner. Streit an, verwundete ihn mit seiner Axt und ward von dem Porter, der sein Schwert zog, getödtet. Bald aber erkannten die Dorier den Leichnam des Königs und zogen sich aus Scheu vor dem Orakelspruche ohne Treffen zurück. So wurde Attika durch den Muth seines edlen Kömgs, der fern Leben freiwillig zur Rettung seines Vaterlandes opferte, vom Kriege befreit. Nach 2. Stake u. a. 34. Lykurg und die Spartaner. 888. Lykurg wird Gesetzgeber. Lykurg war der Sohn eines Königs von Sparta oder Lacedämon. Auf Reisen' lernte er die Gesetze anderer Völker kennen, ebenso die Gedichte Homer's (Ilias und Odyssee), die er mit nach Griechenland brachte. Bei feiner Zurückkunft war Unfrieden und Unordnung im Lande, und darum beschloß er, feinem Volke eine Verfassung zu geben, unter der alle, der König wie der gemeinste Bürger, ihre gesammte Thätigkeit der Beförderung des allgemeinen Wohles widmen sollten. Bevor er aber ans Werk ging, begab er sich nach Delphi, brachte dem Gotte fein Opfer und fragte, ob fein Vorhaben, Gesetzgeber von Sparta zu werden, einen gesegneten Erfolg haben werde. Der Orakelfpruch er-muthißte ihn, daß feine Gesetze für Athen die besten von allen fein würden. Der Rath der Alten. Zuerst fetzte Lykurgus den Rath der Alten ein, welcher aus 28 Mitgliedern, die das sechzigste Jahr zurückgelegt und ein tadelloses Leben geführt haben mußten, und aus den beiden Königen, also aus dreißig Personen bestand. Merkwürdig war die Art und Weise, wie die neuen Mitglieder dieses Rathes gewählt wurden. Auserlesene Männer schlossen sich in ein Haus ein, von dem aus sie alles hören, aber nicht sehen konnten, was draußen in der Volksversammlung vorging. Nun schritten die Bewerber einzeln vor der Versammlung einher, und die in dem Hause eingeschlossenen Beamten merkten sich, wie bei den einzeln Vorübergehenden das Volk stärker oder schwächer schrie, je nachdem ihm der Bewerber mehr oder weniger lieb war. Derjenige, bei welchem das Volk am lautesten schrie, wurde als Mitglied in den Rath aufgenommen. Alsdann theilte Lykurg die Ländereien der Spartaner in gleiche Theile, so daß auf jeden Spartaner ein Theil kam, der hinreichte, ihn mit feiner Familie zu ernähren. Eisernes Geld. Den Gebrauch der Gold- und Silbermünzen hob Lykurg auf und führte statt derselben eisernes Geld ein. Dieses war so schwer und von solchem Umfange, daß man für etwa 600 Mark nach unserem Gelde eine besondere Niederlage im Hause und, um es fortzuschaffen, ein Zweigespann nöthig hatte. Durch diese Maßregel wurden viele Vergehungen, z. B. Diebstahl, Bestechung, Raub und dergleichen, aus Sparta verbannt, aber auch Künste und Handel gänzlich gelähmt. Lykurg gewöhnte die Spartaner zur größten Einfachheit und gestattete ihnen nur den Gebrauch der unentbehrlichsten Gerätschaften. Gemeinsame Mahle. Die schwarze Suppe. Am meisten suchte er der Schwelgerei durch Einführung der gemeinsamen Mahle entgegenzu-

11. Lehrbuch der Geschichte der Völker und Staaten des Alterthums - S. 388

1824 - Berlin : Amelang
388 Griechenland, wie in der ganzen alten Welt herkömmlich — recht — und sittlich gebilligt, bis das Christen- thum der Lehre von den Menschen-Rechten und Pflichten durch die ethisch-kosmopolitische Jde^.der Gottes-, des Vaters! und der Bruderliebe eine würdigere Lichtgestalt gab — erscheint um so weniger hart und drückend, je mehr die Lebensart in den Grenzen patriarchalischer Ein- falt und der Ton des Umganges in der freundlichen und feierlichen Form eines edlen und ritterartigen Familien- lebens sich erhielt. Paris und An chi ses sind Hirten; die Freier de? Penelope holen das Stück Vieh von der Heerde, wie Abraham, und schlachten! Selbst ein Eumäus wird durch das ehrende Beiwort 2?7; menschlich geadelt, und erscheint nichts weniger als verachtet. In einem ähnli- chen Humanitäts-Verhältniß stehen die Frauen der he- roisch - homerischen Welt. Zwar sind sie eigentlich nur Dienerinnen des Herrn und seiner Bedürfnisse, theilen auch wohl seine Liebe und seinen Umgang mit Sklavinnen des Hauses; jedoch werden ihre persönlichen Eigenschaften geachtet, ihre ehelichen Verhältnisse geehrt, und ihre Pflich- ten und Rechte gegen den Gatten und das Hausgesinde anerkannt und unterschieden. Eine Andromache, Pe- nelope, Nausikaa, selbst die Helena, erscheinen daher als Adeal-Gestalten heroischer Frauen und Jungfrauen, und als Repräsentantinnen des weiblichen Geschlechts und Lebens in der vorhomerischen Zeit! Die Liebe der Geschlechter, auf der Mitte eines ruhigen und durch keine konventionelle Förmlichkeiten verfeinerten und verbildeten Naturverhältnisses stehend, ist eben so weit von der em- pfindsamen Ritter-Galanterie des Mittelalters, als von der brutalen Genußsucht der polygamischen Türken in ih- ren Harems, entfernt. Ii. Iii. Vi. 490. Od. Iv. Xv. Während die Frauen in stiller und abgesonderter Häuslichkeit wohnen und weben, kämpfen die Männer im Kriege oder auf der Jagd, üben sich in ritterlichen Spielen, pflegen das Wohl der Gemeine, bewirthschaften ihre Güter und Gauen, oder ruhen nach der Arbeit bei behaglichen Genüssen in ihren Wohnungen aus; diese glän- zen, wie bei Me nel aus und Alci nous, von Erz und Metall, von Golde und Silber, das, wenn auch noch nicht zu Geld und Münzen ausgeprägt, doch kunstmäßig verarbeitet wurde. Od. Ii. Iv. Vii. Die Wohnungen selbst lagen in zahlreichen Ortschaften und Städten, die

12. Das Alterthum - S. 131

1874 - Paderborn : Schöningh
— 131 — Diese Nationalspiele belebten das Gefühl der Zusammengehörigkeit aller griechischen Stämme; aber entstanden in einer Zeit, in der vorzugsweise nur auf Körperstärke und Gewandtheit Gewicht gelegt wurde, kehrten sie zu sehr die blos körperliche Geschicklichkeit hervor. Die griechischen Verfassungen im Allgemeinen. §. 55. 1. Das Königthum. Die älteste Verfassung der griechischen Staaten war das Königthum, wie es sich uns in den homerischen Gedichten darstellt. Aber gegen Ende des 7. Jahrhunderts war bereits in ganz Hellas mit Ausnahme von Sparta das Königthum aufgehoben. Die königlichen Familien starben aus oder sie mussten bei dem Widerstreit der Adelsgeschlechter gegen die königliche Macht ihre frühere bevorrechtete Stellung aufgeben. 2. Die Aristokratie. Der Adel trat jetzt in seiner Gesammtheit in den Besitz der Regierungsgewalt, indem er sein Vorrecht hauptsächlich auf seinen reichen Landbesitz und auf den Ruhm der Vorfahren stützte. Er konnte sich in ritterlicher Müsse der Uebung in den Waffen hingeben und zugleich die allgemeine Ausbildung gewinnen, die in jener Zeit hauptsächlich in einer gewissen Fertigkeit kurzer und treffender Rede bestand. So erscheint denn der Adel zugleich als der gebildete Theil des Volkes (yvcoqifxoi), als die Schönen und Braven (xcdoi xayad-oc). Unter den Adlichen selbst fand eine gewisse Gleichheit der Lebensart, der Stellung und der staatlichen Rechte statt, weshalb sie denn auch bisweilen als Gleiche, Homöen (ofxoioi vgl. pares, Pairs) bezeichnet werden. Die Nichtadlichen, bei ihrem kleineren Besitzthum gezwungen Ackerbau oder Handwerke zu betreiben, konnten sich dem Staatsleben nicht ungetheilt hingeben und waren von der Regierungsgewalt ganz ausgeschlossen. Da die dorischen Staaten durch Eroberung entstanden waren und die Unterworfenen nur ein kleines Landloos behielten, so war es natürlich, dass sich hier meistens eine aristokratische Herrschaft des dorischen Adels entwickelte. Daher fand denn auch in der Folge die Aristokratie an den Dorern, besonders an den Spartanern ihre Vertretung. 9

13. Bd. 1 - S. 133

1883 - Leipzig : Engelmann
§. 74. Die griechische Welt. 133 sollte, diente zum Wettlauf, derhippodromos zum Wagenrennen mit dem Viergespann, eine Mehrung der Spiele, die man später anf Pelops zurückführte. Elis wurde als heiliger Staat betrachtet, dessen Bewohner Priesterrechte hatten und von allem Ungemach des Kriegs verschont blieben (vgl. §. 53. 3). Während der Festspiele ruhten zur Kriegszeit die Waffen. Der Ursprung der olympischen Festspiele verliert sich ins graue Alterthum. Anfangs nur auf die Umgebung von Pisa am Alpheios beschränkt, wurde seit dem Vertrag des Lykurgos mit Jphitos von Elis die Opfer- und Festgemeinschaft auch auf die Lakedämonier ausgedehnt, bis im Laufe der Zeit alle griechischen Stämme und Staaten in dieselbe eintraten. Mit dem Siege des Koröbos776 v. Chr. begann die regelmäßige Aufzeichnung der Sieger, daher in der Folge, als man um das Jahr 300 v. Chr. die Zeit nach Olympiaden zu berechnen anfing, jenes Jahr als Anfangspunkt dieser Zeitrechnung gesetzt wurde. — Delphi bildete einen Priesterstaat ähnlich den orientalischen. Fünf gewählte Hauptpriester, aus alten edlen Geschlechtern entsprossen, leiteten den Cultus und «ine Anzahl Tempelbeamten die übrigen Geschäfte. Der Tempel besaß ein großes, durch Zins-bauern und Sklaven bebautes Gebiet; Weihgeschenke und Opfergaben brachten Reichthum, und der Zudrang orakelsuchender Fremden machte Delphi zum Mittelpunkt des Verkehrs und zu einem besuchten Markt. Kein Wunder, daß die Priester übermüthig und schwelgerisch wurden. Der große Tempel mit der Orakel st ätte stand in einem mit einer Mauer umgebenen Hofraume, innerhalb desselben um jenen herum mehrere kleine Tempel und die Schatzhäuser der einzelnen Staaten mit den Weihgeschenken und vielen Statuen. Im Innersten des Tempels prangte die goldene Bildsäule Apollons, hinter welcher in einer kleinen Vertiefung sich die Höhle oder der Erdschlund befand, aus dem eine aufregende, in einen Zustand von Begeisterung setzende kalte Gasart emporstieg. Das Institut des Orakel gebenden Apollon in Delphi, das durch seine Aussprüche und Rathschläge alle wichtigen Unternehmungen leitete, war die heilige Gottes-gewalt, die priesterliche Theokratie, welche in die Entwickelung des hellenischen Volkslebens mächtig eingriff. Sie bändigte die wilde Gewalt durch die Macht der Humanität, indem sie Menschenopfer, Faust- und Fehderecht, Blutrache und andere rohe Sitten hemmte, den Ackerbau und die milden Künste des Friedens förderte, Bürgerzwist schlichtete, Colonien leitete und das Band der Religion und Sittlichkeit um alle Handlungen des öffentlichen Lebens schlang. — Die delphische Amphiklyouie war nur eine umfassendere Art von Städte- oder Staatenbund, wie deren in Griechenland mehrere bestanden und gewöhnlich zwölf Städtegebiete umfaßten, so die ionische, achäische u. a. Oft hatte bei solchen Städtebündnissen ein mächtiges Glied die Vorherrschaft (Hegemonie) und war mit der Leitung der gemeinsamen Angelegenheiten und mit der Führung der Kriege betraut; doch war dieses Verhältniß meistens ein gewalttätiges. Bei der delphischen Amphütyonie fanden jährlich zwei Versammlungen statt, im Frühling zu Delphi, im Herbste in den Thermopylen. Der wahre Zweck des Bundes ergibt sich aus dem Eide bei Aeschines: „keine der amphiktyonischen Städte je von Grund aus zu vertilgen; keiner jemals das Wasser abzuschneiden; und das Heiligthum des Delphischen Gottes, an welches der Bund sich knüpfte, aus allen Kräften zu beschützen", also ein„Gottessriedensbund", welcher notdürftigen Satzungen des allgemeinen Völkerrechts Obhut verlieh. Messen, Zusammenlauf des Volks und für die Frühlingsversammlung die pythischen Spiele belebten das nationale religiöse Fest. §. 74. Die ältesten Staatsforrnen in Griechenland. Anfangs regierten in allen griechischen Staaten Könige mit patriarchalischer Gewalt, die als oberste Richter das Recht fanden, die streitbare Mannschaft im Kriege anführten und im Namen des Volkes den Göttern Opfer darbrachten und Feste feierten. Ihre Macht, deren Ursprung sie von den Göttern herleiteten, hatte eine durch Recht und Sitte bestimmte Begrenzung. „Wie der Götterfürst Zeus selbst dem Rathe des Schicksals, so sind auch die Könige der Idee des Rechten Unterthan, die bei den Göttern wohnt, deren Kenntniß sich aber ihrer Verwandtschaft mit diesen zufolge auf sie vererbt hat." Obwohl das Königthum erblich war, galten doch gewisse Vorzüge, als persönliche Kraft, Weisheit, hohe und schöne Gestalt für nothwendige Eigenschaften der Fürsten, „der Trefflichsten im Volke". Ihr Einkommen bestand in Ehrengeschenken und im Ertrag eines ihnen zustehenden öffentlichen Grundstücks, ihre Macht in ihrem größern Werth und Ansehen und der ihnen gezollten Verehrung. Sie standen an der Spitze der edeln Geschlechter, die ihren Rath bildeten und gleich den Königen sowohl durch Geburt und

14. Die vorchristliche Zeit - S. 182

1855 - Freiburg im Breisgau : Herder
182 Die Griechen vor dem Kampfe mit den Persern. 36. Im heroischen Zeitalter hatten die griechischen Staaten eine Verfassung gehabt, welcher unter denen der späteren Zeit die sparta- nische am ähnlichsten war. Ein König, der den Heeresbefehl führte und das höchste Priesteramt bekleidete, stand an der Spitze. Er ist umgeben von einem Rathe der durch ihre Abkunft hervorragenden Männer und zugleich erscheint, obgleich es nicht befragt wird und nicht entscheidet, das versammelte Volk als eine dritte Gewalt, da ihm die Beschlüsse kund gethan werden und es zum Handeln aufgefordert wird. Weil aber hier die Abgrenzung der Befugnisse noch fehlte oder minder bestimmt war, näherte sich die Negierung der patriarchalischen Form und die Macht der Könige war entscheidender, so daß diese Verfassung, obgleich von dem orientalischen Despotismus entfernt, eine monarchische genannt werden kann. Mit und nach dem Erlöschen des heroischen Zeitalters tritt allenthalben eine Neigung zur Abschaffung dieser Verfassung her- vor. Da sich die neuen Verhältnisse großenteils durch Eroberung ge- bildet hatten, nahmen die nächsten Genossen der erobernden Heerführer nach der Niederlassung einen Antheil an der Herrschaft über die Ge- biete, die sie hatten erobern helfen, in Anspruch. Dazu fanden sie um so mehr Anlaß, als die Gewalt, welche der Heerführer bei der neuen Ordnung der Dinge über die unterworfene Bevölkerung auözuüben hatte, sie befürchten ließ, daß dieselbe sich allmälig auch über sie erstrecken werde. Die Kleinheit der staatlichen Gebiete ließ auch das Königthum nicht als unumgängliche Bedingung für das Bestehen des neu gegrün- deten Gemeinwesens ansehen. So entstanden die aristokratischen Ver- fassungen. Die Aristokratie artete in Oligarchie, die Herrschaft der Besten in die Herrschaft Weniger aus, wenn die zur Theilnahme an der Negierung Berechtigten die Leitung der öffentlichen Angelegenheiten benutzte, um eigenen Vortheil auf Kosten der übrigen Bürger zu be- fördern. Aristokratie und Oligarchie riefen theils durch Mißbrauch der Gewalt, theils durch das Mißverhältniß, in welchem sie dem größeren Theile des Gemeinwesens gegenüberstanden, Gegenbewegungen in diesem anderen Theile, der das Volk, Demos, genannt wurde, hervor. Wenn in denselben der Demos seine Ansprüche auf gleiche Berechtigung zur Geltung brachte, so entstand die Demokratie. Sehr häufig aber ent- wickelte sich aus diesen Bewegungen ein Verhältnis das die Griechen mit dem Namen Tyrannis bezeichneten, die Negierung durch einen Ein- zigen, der sich in widerrechtlicher Weise der Gewalt bemächtigt hatte. Einzelne, zuweilen selbst den Bevorrechteten angehörig, liehen sich als Vorkämpfer dem nach Erweiterung seiner Rechte strebenden Demos und brachten durch die Unterstützung, die sie bei demselben fanden, sich in den Besitz der ganzen Staatsgewalt. Eine bewaffnete Leibwache war in der Regel, wie ein Werkzeug ihrer Erhebung, so ihre hauptsächliche

15. Geschichte des Alterthums für Mittelschulen und zum Selbstunterricht - S. 84

1857 - Freiburg im Breisgau : Herder
84 Perser und Griechen. Europas Sieg über Asien. ihr Religionslehrer, als der Träger des religiösen Glaubens der Vor- fahren, da den Hellenen keine Priester in heiligen Büchern die Religion und deren Satzungen aufbewahrten. Durch die homerischen Gesänge wurden die entzweiten Hellenen immer wieder erinnert, daß sie schon in der Vorzeit ein Volk gewesen, welches seine Ehre gemeinschaftlich gegen die Barbaren vertheidigte und durch die Gunst der Götter einen glor- reichen Sieg über Asien errang. Homers Gesänge wurden die Quelle, aus welcher spätere Dichter schöpften und den nationalen Sinn immer wieder erfrischten. Kein Volk hat einen Homer hervorgebracht (die Bibel ist göttlichen Ursprungs und gehört der Menschheit); Ln Asien war es unmöglich, denn unter der Despotie gibt es keine Helden, nur Knechte, welche in die Schlacht getrieben werden; Priefterkaften führen ein Volk bis zu einer gewissen Stufe der Kultur, aber sie dulden die geistige Er- hebung des Einzelnen nicht und ziehen unübersteigbare Schranken zwischen sich und den anderen Ständen, zwischen ihrer Nation und fremden Na- tionen. Die Germanen erscheinen unter allen Völkern den Hellenen am nächsten stehend; allein sie bewohnten Länder, welche von der Natur weniger begünstigt waren als Hellas, und ihre Fortbildung übernahm das Christenthnm, daher konnten ihre Sänger für sie nie das werden, was Homer den Hellenen gewesen. Die alten Könige der Griechen. Allmäliges Aufhören der Königswürde. Die griechischen Stämme und Städte hatten anfänglich ohne Aus- nahme Könige; ihre Herrschaft erstreckte sich aber nie über ein großes Gebiet und war ebenso wenig eine despotische. Der König führte im Kriege die streitbaren Männer an und war mit den andern Edlen Vor- kämpfer in der Schlacht. 2m Frieden saß er mit denselben auf offenem Markte zu Gericht, mit ihnen berieth er die allgemeinen Angelegenheiten. Das Volk hörte dann wohl auch zu und gab durch Beifall oder Murren seine eigene Meinung zu erkennen; jedoch hing die Entscheidung nie von dem Volke ab, sondern diese kam von dem Könige und den Edlen; letztere werden selbst oft Könige genannt und der eigentliche König war auch nur der erste unter ihnen, sowie er auch das größte Grundstück besaß und in dem schönsten Hause wohnte; die Edlen standen ihm durch Grundbesitz am nächsten, wie sie im Felde mit ihm in der Vorderreihe fochten und im Frieden mit ihm im Rathe saßen. Bei den Festen der Götter opferte der König und ordnete das Mahl, das von dem Opfer unzertrennlich war. Von regelmäßigen Abgaben an den König war keine Rede, doch steuerte das Volk bei, wenn er durch irgend ein Ereigniß

16. Das Altertum - S. 27

1879 - Berlin : Gaertner
Kulturgeschichtliches. 27 dern umfasste auch die Mehrzahl der peloponuesischen Stämme und war in den letzten Zeiten der griechischen Freiheit am bedeutungsvollsten. Zu grosser Ausdehnung gelangte auch die Vereinigung, die im Haine von Olympia ihren Mittelpunkt hatte und in den daselbst während eines geheiligten Waffenstillstandes gefeierten Spielen alle vier Jahre ihr Bundesfest beging. Hier stand der grosse Altar und der Tempel des Zeus, das Stadion, das allgemeine Längenmass für I/io geographische Meile, und der Hippodromus. Der in ganz Griechenland gepriesene Sieger erhielt als Preis einen Oel-zweig. Der Ursprung der heiligen Stätte wurde auf den Kulturhelden Heracles zurückgeführt. Nicht so allgemeines Ansehen genossen die dem Zeus bei Nemea, dem Poseidon auf dem Isthmus, dem Apollo bei Delphi gefeierten Spiele. Mehr eine Vereinigung des jonischen Stammes bezweckte der Bund zu Delos mit seinen Festen und Heiligthümern. 60. Das Königthum. Bei der ersten Dämmerung der Geschichte standen, wie wir aus den Heroisches und Nachheroisches vermischenden homerischen Gesängen ersehen, Könige an der Spitze der kleinen Staaten, die ihren Ursprung von Zeus herleiteten und die höchste priesterliche, militärische und richterliche Gewalt hatten. Ihre Handlungen waren mehr durch die sittliche Scheu vor den Göttern und Menschen, als durch feste Gesetze bestimmt. Aus dem Adelsstande wählten sie ihre Räthe und Hessen sich gewohnheitsmässig von ihnen leiten. Das Volk wurde nur berufen, um ihm mitzutheilen, was beschlossen war. Grösserer Landbesitz und Ehrengaben sicherten den Königen hinreichende Einnahmen. In denjenigen Staaten, welche neue Bewohner erhielten, ging das alte Königthum schon bei der Wanderung zu Grunde. Die Fürstengeschlechter verliessen entweder die Heimat, oder sie verschmolzen mit dem neuen Adel. Auch in den anderen Staaten bestand das Königthum nach der Wanderung nicht ungeschwächt fort und erlag allenthalben in den nächsten drei Jahrhunderten den übermächtigen Adelsgeschlechtern. Kulturgeschichtliches. 61. Politischer Ueberblick. Ueber die Thaten der Heroenwelt bringt die reichhaltige Sage zu wenig, um eine fortlaufende Geschichte bilden zu können, aber genug, um zu erkennen, dass es eine Zeit gewesen ist kühner Heldenthaten und Abenteuer, unnatürlicher \ erbrechen, wilder Kämpfe und verwegener Heerfahrten. Von den C’yclicern und den tragischen Dichtem sind die im Volke lebenden Stoffe vermehrt und umgebildet. Die Heroenwelt geht mit der Wanderung zu Grunde. Die nächsten noch dunkeln drei Jahrhunderte scheinen voll von Kämpfen gegen die Unterworfenen und das Königthum, das dem Adel erliegt. Die Sagenwelt gehört der Vorgeschichte an. Mit der Wanderung beginnt die erste Dämmerung der Geschichte. 62. Homer und Hesiod. Die dichterisch so begabten Griechen priesen schon in der ältesten Zeit bei den Opfern die Götter und besangen ihre Thaten. Bei den Wahlen der Fürsten wurden solche Gesänge, wie die Thaten ihrer Vorfahren, gern gehört. Die Kunst zu singen wrar das Erbgut einzelner Sängerfamilien, wie der Homeriden. Besonders gepflegt wurde die Gesangkunst in Asien, in dem Lande, das, wrie Herodot sagt, den schönsten Himmel auf der ganzen Erde hat. Hier sang man zuerst die Kämpfe der trojanischen Helden. Die Erzählungen heimkehrender Schiffer lieferten den Stoff zur Odyssee. Beide Werke, das erste Kunstwerk des griechischen Geistes, werden Homer um 900 zugeschrieben. Auf 900

17. Die Helden Griechenlands im Krieg und Frieden - S. 13

1878 - Leipzig : Teubner
1. Lykurgos von Sparta. 13 auf den Markt, um die Gegner einzuschüchtern und allen Widerstand zurückzuschrecken. Charilaos floh zuerst in den Erztempel der Athene, denn er glaubte, es sei auf seiu Leben und seine Herrschaft abgesehen; als man ihm aber eidliche Sicherheit versprach, verließ er seinen Zufluchtsort und faud sich sogar geneigt, selbst an der Umgestaltung der Verfassung theilzunehmeu. Auch die Mehrzahl des Adels ward für die Absichten des Lykurgos gewonnen; er fügte sich um so eher, da Lykurgos für die Umformung und Ordnung des Staates von dem delphischen Gotte selbst die Weihe erhalten hatte. Wenn der Staat erhalten bleiben sollte, so war es zunächst eine Hauptaufgabe des Lykurgos, den Streit zwischen den beiden Königsfamilien zu beseitigen und dem Parteigetriebe des Adels ein Ziel zu fetzen. Da keine der beiden Herrscherfamilieu anf die Seite geschoben werden konnte, so mußte entweder eine abwechselnde Herrschaft oder eine gemeinsame Regierung beider eingesetzt werden. Lykurg entschied sich aus guten Gründen für die letzte Einrichtung; die Herrschaft wurde durch eiueu Vertrag unter beide Linien getheilt, so daß immer zwei Könige nebeneinander standen. Um aber neue und gefährlichere Streitigkeiten der Königshäuser für die Folge abzuschneiden, ließ er den Königen die bisherige Macht nur dem Namen nach und gab die wirkliche Gewalt in den wichtigsten Dingen in die Hände eines Ausschusses der Adelsgemeinde, des Rathes der Alten (Gerusia). Dadurch war der aufstrebende, uach Herrschaft lüsterne Adel für die neue Ordnung gewonnen und fand es in feinem Interesse, über die Aufrechterhaltung derselben zu wachen. Eine völlige Beseitigung des Königthums, wie sie in allen übrigen Staaten Griechenlands stattfand, hielt man in Sparta nicht für räthlich, da man in dem eroberten Lande von so verschiedenartiger Bevölkerung' den König als einigendes Band für alle, als Oberhaupt der unterworfenen Bevölkerung nöthig zu haben glaubte; für den dorischen Adel aber hatte das geschwächte Königthum, zumal bei der Theilung desselben uuter zwei Personen, keine

18. Die Geschichte des Alterthums - S. 183

1873 - Köln : DuMont-Schauberg
54. Die Verfassung im homerischen Griechenland. 183 Auch Versammlungendes gesammten Volkes kommen öfters vor, doch nicht sowohl um dasselbe über eine Angelegenheit zu befragen und einen Volksbeschluß durch Abstimmung fassen zu lassen, als vielmehr um ihm den von den Geronten gefaßten Beschluß bekannt zu machen, oder es wird das Volk berufen, damit in feinem Beisein über eine wichtige Angelegenheit, z. B. über Abwehr eines feindlichen Einfalls oder über ein Abhülfe forderndes Unheil, Rath gepflogen werde, wie in der von Achilles im ersten Gesänge der Ilias wegen der Seuche berufenen Heeres-Versammlung. Die Berufung des Volkes zur Versammlung geht natürlich in der Regel vom Könige aus, nach vorheriger Berathung mit den Geronten. Die Berufung geschieht durch umhergesandte Herolde. Der Versammlungsplatz ist entweder in der Nähe der Königswohnung, wie zu Jlium auf der Burg, oder sonst an einer schicklichen Stelle, wie zu Scheria am Hafen; und er ist auch wohl mit Plätzen znm Sitzen versehen, weswegen auch Sitzung (ct-owo?) für die Versammlung gesagt wird. Wer vor dem Volke reden will, steht auf und läßt sich vom Herolde den Stab, das Scepter, in die Hand geben, wohl als Zeichen, daß er als Redner eine Art von amtlicher Function ausübe. Eine Rednerbühne findet sich nicht; der Redende tritt hin, wo er meint, am besten von Allen gehört zu werden. Es ist nicht wahrscheinlich, daß das Recht, das Scepter zu empfangen und zum Volke zu reden Anderen als den Edlen zukomme: wenigstens gibt es kein Beispiel dafür bei Homer. Von förmlicher Abstimmung des Volkes ist nirgends die Rede; nur durch lautes Geschrei gibt die Versammlung ihren Beifall oder ihr Mißfallen über das Vorgetragene zu erkennen, und wenn es sich um eine Sache handelt, zu deren Ausführung die Mitwirkung des Volkes erforderlich ist, so verräth uns Homer kein Mittel, wie dasselbe gegen seinen Willen dazu gezwungen werden könne. Die zweite Function der Könige ist die richterliche, und wie sie wegen des Rathpslegens ßoukrjif oqoi heißen, so werden sie wegen der Rechtspflege dixuanöxoi genannt. Auch hier aber sind die Geronten Theilnehmer an dem königlichen Amte, und die Frage, welche Rechtshändel etwa der König für sich allein, welche in Gemeinschaft mit den Geronten zu entscheiden habe, ist aus Homer eben so wenig zu beantworten, als die andere, ob nicht aus der Zahl der Geronten Einzelrichter entweder vom Könige bestellt oder von den Parteien gewählt werden können. Wie sehr aber gerade die Rechtspflege als dasjenige Amt des Fürsten betrachtet wurde, wodurch er sich am meisten um das Volk verdient machen könne, beweisen viele Stellen. Odysseus weiß keinen höheren Ruhm zu nennen, als den eines untadeligen Königs, welcher gottesfürchtig unter den Seinen waltend das gute Recht erhält und sichert: da bringt die Erde reichen Ertrag, die Bäume sind voll von Früchten, die Heerden gedeihen und das Meer wimmelt von Fischen. Denn der gerecht regierende König ist den Göttern wohlgefällig, weil er das Amt, welches er von ihnen überkommen, nach ihrem Willen verwaltet.

19. Reallexikon des classischen Alterthums für Gymnasien - S. 374

1877 - Leipzig : Teubner
374 Erst spätere Schriftsteller von Pindar an gebrauchen tnri, um die Dichtkunst, besonders die epische, im Gegensatz zur lyrischen, zu bezeichnen. — Schon die einfache Betrachtung, daß ein so vollendetes Epos, wie das homerische, nicht plötzlich und ohne Vorgänger im Volke entstehen konnte, muß uus überzeugen, daß schon vor Homer die epische Poesie geübt worden ist. Nur daraus erklärt sich bei Homer unter anderem die Festigkeit und Bestimmtheit in den Vorstellungen von der Welt und den Göttern, die stehenden Epitheta der Götter, die kurzen Erwähnungen von Helden und Heldensagen, wie des Perseus (Ii. 14, 320.), der Heraklessagen, der Argonauten (Od. 12, 66.), welche durch Behandlung in früheren Gedichten so bekannt gewesen sein müssen, daß Homer nur durch eine leise Andeutung den ganzen Sagenkreis in das Gedächtniß seiner Hörer zurückrufen konnte. Wahrscheinlich entstand, wie die griechische Poesie überhaupt, so besonders auch der epische Gesaug bei dem gesaugreicheu Volke der Thraker in Pierien, am Olympos und am Helikon, von dem der Dienst der Musen, der Gesangesgöttinnen, sich über Hellas verbreitete, und dessen Sänger Eumolpos, Orpheus, Musaios, Thamyris als die Väter aller Poesie galten. Wenn auch die Poesie dieser mythischen Sänger vorzugsweise als eine Priesterpoesie mystisch-enthusiastischer Art bezeichnet wird, deren Erzeugnisse Kosmogonieen, Orakelsprüche, Hymnen u. dgl. waren, so erscheint doch Thamyris (Ii 2, 594.) schon mehr als ein epischer Sänger, ähnlich einem Phemios und Demodokos. Jene dem Cultus dienende Hymnenpoesie nahm allmählich einen epischen Charakter an, indem sie, wie ein Theil der homerischen Hymnen, die Geschichten der Götter, ihre Thaten und ihre Leiden erzählte. Mit diesen mythischen Ueberlieferungen von den Göttern und ihrer Verehrung flössen dann die Geschlechts- und Stammessagen der Fürsten und Völker zusammen, um den Stoss für das entstehende Epos abzugeben. Die Sänger vor Homer, welche bei Festen und musischen Wettkämpfen auftraten und an den Höfen der Fürsten die Mahle durch ihren Gesang erheiterten, wählten sich aus dem reichen Sagenschatze der Vorzeit irgend eine Begebenheit von geringer Ausdehnung zur Verherrlichung aus, wie Demodokos bei den Phaiaken die Liebe des Ares und der Aphrodite und ans dem troischen Sagenkreis den Zank des Achilleus und Odysseus und die Eroberung Trojas durch das hölzerne Pferd (Od. 8, 74. 266. 499.), Phemios, der Sänger auf Jthaka, den Freiern die traurige Heimfahrt der Achaier von Jlios sang. Od. 1, 326. So wurde der epische Gesang ohne Zweifel in einem großen Theile Griechenlands schon lange vor Homer geübt, eine besondere Ausbildung aber ward ihm bei dem ionischen Stamme zu Theil, der unter dem glücklichen Himmel Kleinasiens und der Inseln in geistiger Bildung und namentlich auch in der Poesie deu übrigen Stämmen vorauseilte. Und in diesem Stamme hat vor allen Homeros das Epos zur höchsten Stufe der Ausbildung erhoben. Von den älteren Sängern überkam er seine Stoffe und die metrische Form, den daktylischen Hexameter, sowie einen schon fest bestimmten epischen Stil, welche beide, von ihm noch weiter ausgebildet, für alle Zeiten vom griechischen Epos bei- Epos. behalten wurden-, wesentlich aber unterschied er sich von seinen Vorgängern dadurch, daß er, während jene nur einzelne Handlungen aus der Heroenwelt in kurzen Gesängen behandelten oder auch längere Reihen von Abenteuern äußerlich an einander fügten, einen Gegenstand aus der Sagenmasse herausgriff nud in künstlicher Komposition nach dem Gesetze der Einheit einen ganzen Sagenkreis mit seinen bedeutendsten Helden zur Entwicklung brachte. So sind seine Schöpfungen Ilias und Odyssee der Urtypus des Heldenepos geworden und geben für die Charakterisirnng dieser Gattung überhaupt den Maßstab ab; das Charakteristische ist ruhige, leidenschaftslose, aber lebendige Darstellung der objectiven Welt, welche für das Heldenepos das ideale, von Wundern und großen Thaten erfüllte mythische Zeitalter mit seinen Göttern und Heroen ist (s. Homeros). Verschieden von dem objectiven heroischen Epos des Homer ist Las didaktische, religiös-sittliche Epos des ungefähr 100 Jahre nach jenem lebenden Aioliers^ Hesiodos aus dem boiotischen Askra und seiner Schule (s. He s io dos). Dem homerischen 1 Epos dagegen schloffen sich enger die s. g. kyklisch en Epiker bei den Ioniern an, welche, ungefähr von dem Anfang der Olympiaden an, in homerischer Weise, doch nicht mit homerischer Kunst und homerischem Geiste dichtend, ihre Werke so mit Ilias und Odyssee zu verknüpfen suchten, daß das Ganze einen großen mythologischen Kyklos ans dem Trojanischen Sagenkreise und der verwandten Heldensage bildete. Vgl. Welcker, der epische Cyclus od. die homerischen Dichter (2 Bdd. 1830 ff. l. Bd., 2. Aust. 1865.). Es mangelte ihren Gedichten an wahrer Einheit, an homerischer Ausführung und Motivirung, sie wendeten sich zur Allegorie, zur Reflexion und Philosophie und wichen von Homer vielfach im Mythos ab. Zu den Kyklikern gehört Stasinos von Kypros um Ol. 1, der in den kyprifchen Gedichten (r« tnri za Kvnqia) die Begebenheiten von der Hochzeit des Peleus bis zum Anfang der Ilias erzählte; Arktinos von Milet zu derselben Zeit, dichtete ein Epos, dessen erster Theil, Aithiopis, sich unmittelbar an das Ende der Ilias anschließend, den Zug und den Untergang des Aithiopen-fürsten Memuon, den Tod des Achilleus und den Waffenstreit und den Selbstmord des Aias behandelte, während der zweite Theil die Zerstörung Troja's (’rttou nsqßis) umfaßte. Lefches von Mytilene, um Ol. 18 oder 708, nach Andern erst um Ol. 30, dichtete die kleine Ilias (’lhas tilhqa) als Ergänzung der größeren, die Begebenheiten des Krieges von dem Waffenstreite und dem ersten Auftreten des Neoptolemos bis zur Einnahme der Stadt behandelnd. Zwischen Die Gedichte des Arktinos und Lesches und die Ooyssee traten die Nostoi (Rückfahrten der Helden von Troja) des Agias oder Hegias ans Trotzen; eine Fortsetzung der Odyssee endlich war die Tele g o n i a des Eugainmon von Kyrene in 2 Büchern, um Ol. 53 oder 570, worin als unmittelbare Fortsetzung der Odyssee die Geschichte des Odysseus von seiner Rückkehr bis zu seinem Tode erzählt ward. Ferner gab es eine kyklische Oidi-podeia (ob von Kinaithon?), Thebals, Epigonen, Alkmaionis u. s. w. Sammlung der Fragmente der Kykliker von Witüner (1825), von

20. Geschichte des Mittelalters - S. 160

1854 - Weimar : Böhlau
160 lichkeit. Deshalb sollte das Volk in der Religion gehörig unterrich- tet, zur Ehrfurcht gegen Gott, zur Befolgung seiner Gebote und zur Pietät gegen die Ellern angehalten werden, besonders aber die Beamten durch treue Pflichterfüllung und gerechte Verwaltung den Niederen als Beispiel vorleuchten, endlich Geistliche und Weltliche einträchtig und zur gegenseitigen Hülfe bereit sein. Der Staat soll ein christlicher Staat sein und man sucht, wenn auch noch in roher Weise, seine Einrichtungen mit einem Geiste zu durchdringen, wie er in der Kirche lebt; man knüpft die Vorsteher der Kirche an den Staat und an den öffentlichen Dienst und man will dafür auch den christlich-kirchlichen Einrichtungen einen Ein- fluß auf die Leitung desselben und auf die Einführung desjenigen gewähren, was für das Volk nothwendig oder heilsam erscheint. Beide Gebiete, der Dienst im Staate und in der Kirche, sind von dem König abhängig; auch die Geistlichkeit ist ihm untergeordnet, und so selbständig in vielen Beziehungen die politischen, so auto- nom die kirchlichen Gemeinden sein mögen, und so groß oft die Macht ihrer Vorsteher innerhalb derselben erscheint, dem König sind sie doch dem Rechte nach jcderzeitunterworfen, und seine unmittelbare Einwirkung in jeder einzelnen Angelegenheit ist nirgends ausge- schlossen. Auch die Fäden der Regierung über die verschiedenen Provinzen liefen in seiner Hand oder an seinem Hofe zusammen. Eine größere Unabhängigkeit erlangten die Gaugrafen erst in spä- teren Zeiten. Anfangs stehen fast nur die deutschen Stämme mit ihren eigenen Herzögen in einer gewissen Selbständigkeit da, wäh- rend innerhalb des fränkischen romanischen Landes die Hauptleitung der. ganzen Regierung von dem König ausgeht. Deshalb war es nothwendig, daß dem König Männer zur Seite standen, welche ihn mit Rath unterstützen und die Geschäfte besorgen konnten. Bei dem durchaus persönlichen Charakter, wel- chen alle öffentlichen Verhältnisse unter dem deutschen Königthum an- nahmen, trat gerade hier eine Verbindung verschiedenartiger Oblie- genheiten und Berechtigungen ein; die Männer, welche ursprünglich nur den Dienst bei der Person des Königs hatten, wurden auch für die politische Thätigkeit in Anspruch genommen; der Hofdienst erschien unmittelbar auch als Staatsdienst. Dies ist im fränkischen Reiche in sehr ausgedehnter Weise geschehen. Nach alter deutscher Sitte theilte sich die Arbeit nach den ver- schiedenen Bedürfnissen, so daß für Speise und für Getränk, für Kleider und Geräth und für die Rosse besondere Diener bestimmt waren. Sie wurden ursprünglich aus der Zahl der Unfreien ge- nommen. Bei Fürsten und Königen gingen aber ihre Geschäfte schon früh auf freigeborne Leute über, welche zugleich die Aufsicht über zahlreiche Untergebene hatten. Diese Diener, welche die nie- drigen Arbeiten verrichteten, waren immer noch unfreie Leute. In jene bessere Stellung aber scheinen zuerst Mitglieder des Gefolges eingetreten zu sein; andere sind gefolgt, und alle gelangten im Laufe der Zeit an den verschiedenen Höfen germanischer Könige und. später selbst bei den unter diesen stehenden Fürsten zu bedeutendem Ansehn. Ihre Titel erinnerten fast immer noch an den Ursprung des Verhältnisses, und die Dienste selbst sind auch bei der höheren