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1. Neue Zeit - S. 155

1897 - Stuttgart : Neff
155 Schöpfung, Abspannung und innerer Uneinigkeit, die beiderseits vorhanden war. Minderung der Union und der Liga. Die Union (seit April 1612 mit England und 1613 mit den Generalstaaten durch Schutzbündnis verbündet) erreichte die erstrebte Ver- stärkung durch ein ähnliches Bündnis norddeutscher Prote- stanten, vor allem des niedersächsischen Kreises, nicht, und Frühjahr 1617 wurde ihr Bestand allerdings verlängert, aber, den Forderungen der Städte (jetzt 17 gegen 8 Fürsten), die finanziell am meisten aufgebracht hatten, entsprechend, nur auf drei weitere Jahre, also bis 14. Mai 1621 und unter Verweigerung der Aufnahme der Jülicher Lande. Dies bewirkte den Austritt des Kurbranden- burgers, der freilich seine finanziellen Verpflichtungen nur zu geringem Teile erfüllt hatte. Neuburg war mit Kundmachung des Uebertritts Wolfgang Wilhelms schon 1614 ausgetreten. Die Liga brachte Maximilian zunächst zur Auf- lösung, als die geistlichen Kurfürsten die Aufnahme des Erz- herzogs Maximilian (Inhabers Tirols und Vorderösterreichs) als dritten Direktors und die Abänderung ihres Zwecks in eine „christ- lich rechtmässige Defensión“ durchsetzen wollten. 27. Mai 1617 wurde sie in verkleinertem Umfang und mit dem ursprüng- lichen Charakter erneuert, in dem die Bischöfe von Würz- burg, Bamberg und Eichstädt und der Propst von Ellwangen sich mit Max verbanden. Suecession und Komposition. Matthias lebte in später, kinderloser Ehe, die geistlichen Kurfürsten, Spanien, der Papst und der Erzherzog Maximilian betrieben deshalb die Nachfolge Ferdinands in Böhmen, Ungarn, den Erblanden, sowie im Reich durch die Wahl zum römischen König. Die erstere Nachfolge machte ihm zwar Philipp Iii. als Enkel Maximilians Ii. streitig, bis Ferdinand in einem geheimen Vertrag Mitte 1617 ihm Ab- tretung der österreichischen Herrschaften und Hoheitsrechte im Eisass nebst der Ortenau zusicherte. Die Wahl Ferdinands zum römischen König musste, zumal bei dessen konfessioneller Stellung, zum mindesten auf die Abneigung von Kurpfalz und Kurbrandenburg stossen. Matthias und Klesl hatten es mit der „Successionsfrage“ nicht so eilig. Klesl bemühte sich mehr um einen Ausgleich zwischen den katholischen Ständen und den Kor- respondierenden; diese beharrten aber im wesentlichen auf der Forderung einer „Komposition“, während jene im allgemeinen daran festhielten, dass die Streitfragen durch den Kaiser, dessen und des Reichs Organe zu entscheiden seien. Ein Entwurf, in dem Maximilian seinem Bruder Matthias eine Österreich-

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1. Die Geschichte der neuern Zeit - S. 239

1864 - Köln : DuMont-Schauberg
38. Die protestantische Union und die katholische Liga. 239 entging Rudolf Ii. durch seinen Tod, welcher am 20. Januar 1612 erfolgte. Durch seine Erwählung zum römischen Kaiser, welche am 13. Juni 1612 Statt fand, vereinigte Matthias alle Kronen Rudolfs Ii. auf seinem Haupte, allein ohne die Erwartungen zu erfüllen, die man sich von ihm machte. Die Protestanten, denen er Dankbarkeit schuldig war, erwarteten eine eben so große Begünstigung von ihm, als die Katholiken, denen er durch seinen Glauben angehörte. Die Schwierig- keit seiner Stellung wurde ihm auf seinem ersten Reichstage, der zu Regensburg 1613 eröffnet ward, fühlbar gemacht. Statt ihm die verlangte Hülse gegen den Empörer Bethlen Gabor, der sich mit Hülfe der Türken Siebenbürgens bemächtigt hatte, zu bewilligen, forderten vielmehr die unirten Protestanten eine Aenderung in dem Verfahren des Abstimmens über Religions- und Contributionssacheu, um den Katholiken ihre Stimmenmehrheit unnütz zu machen. Matthias wies zwar im Reichs-Abschied die Forderungen der Unirten zurück, aber nicht mit dem Eifer, mit welchem mau ihn gegen die Protestanten zu erfüllen suchte, und die Macht der Liga, die ihm angeboten wurde, war mehr ein Gegenstand der Besorgniß, als der Ermuthigung für ihn. Desto größere Hoffnungen setzten die Katholiken auf des Kaisers Vetter Ferdinand, einen durch Erziehung und Grundsätze mit dem Her- zoge Maximilian von Baiern völlig befreundeten und übereinstimmen- den Mann; sie suchten ihn an die Spitze der österreichischen Macht zu bringen, und Matthias mußte, um nicht von Ferdinand zu leiden, was er selbst seinem Bruder Rudolf zugefügt hatte, die Hand dazu bieten. Die Brüder des Matthias, welche eben so, wie dieser, keine Kinder hatten, entsagten zu Gunsten Ferdinand's ihren Ansprüchen; er wurde 1617 zum designirten König von Böhmen gekrönt, und dem Beispiele dieses Landes folgte Ungarn im Anfänge des folgenden Jahres, ohne im geringsten Schwierigkeiten zu machen. Um auch den Weg zu Fer- dinand's Erwählung zum römischen Könige zu bahnen, suchte der Kai- ser die Union und zugleich mit dieser die Liga aufzuheben; allein statt sich aufzulösen, erneuerte vielniehr die Union am 23. April 1617 ihre Verbindung auf drei Jahre. Ferdinand's Ucberzeugung, daß die neue Lehre zu Aufruhr und Ungehorsam gegen die Obrigkeit führe, und daß die in den letzten Jahren über das österreichische Haus hereingebrochene Verwirrung nicht anders geheilt werden könne, als durch Beschränkung oder Unterdrückung der Protestanten, suchte sich bald Einfluß auf die Regierung zu ver- schaffen. Er ließ den ersten Minister und Liebling des Kaisers, den Cardinal Clesel, welchen er als Urheber der Mäßigung betrachtete, verhaften und nach Tyrol bringen (1618); er selbst beinüchtigte sich mit des Kaisers Bruder, dem Erzherzog Maximilian, der Leitung der Geschäfte. Diese grobe Verletzung seines Ansehens und die Furcht vor noch größeren Mißhandlungen beschleunigte den Tod des Kaisers Matthias (20. März 1619); er starb jedoch nicht eher, als bis er

2. Geschichte des Mittelalters - S. 156

1913 - Münster in Westf. : Aschendorff
Die Zeit der religiösen Kämpfe. übertrugen die Führung dem Grafen Matthias von Thurn. Der Kaiser-Matthias wollte nachgeben, aber sein Neffe Ferdinand nahm seinen vertrauten Rat Klesl gefangen und rüstete ein Heer gegen die Böhmen. -M-Während dieser Unruhen starb der alte Kaiser. Der Aufstand verbreitete ' sich über Mähren und Schlesien bis nach Österreich. Graf Thurn erschien mit seinem Heere vor Wien; protestantische Adelige aus Österreich drangen in die Hofburg ein und forderten ungestüm von Ferdinand die Bestätigung ihrer Rechte. Ferdinand ließ sich aber nicht einschüchtern; ein kaiserliches Kürassierregiment, das zur rechten Zeit erschien, befreite ihn aus den Händen seiner Bedränger, Thurn mußte sich uach Böhmen zurückziehen. Der böhmische Adel erklärte Ferdinand als König von Böhmen abgesetzt und vonderpfalzübertrug die Krone dem jungen, unentschlossenen Kurfürsten Friedrich V. L tfiutifl1 von der Pfalz, der mit Elisabeth, der ehrgeizigen 2) Tochter Jakobs I. von l’Du|etjtne"'England vermählt war. Inzwischen war Ferdinand nach Frankfurt dinand Ii. gegangen und hatte dort bei den Kurfürsten seine Wahl zum römischen " Kaiser durchgesetzt. Er fand Hilfe bei Maximilian von Bayern und der Liga, sowie beim Könige Sigismund von Polen; auch der lutherische Kurfürst Johann Georg von Sachsen stellte sich auf feine Seite. Der Aufstand dehnte sich nach Ungarn aus. wo der protestantische Fürst Bethlen Gabor von Siebenbürgen' zum Herrscher ausgerufen .wurde. Ehe dieser aber mit seinem Heere den Böhmen zu Hilfe kommen konnte, war das ^Weißen”" ^>eer der Liga, verstärkt durch kaiserliche Truppen, bis Prag vorgerückt. Berge Die Böhmen wurden in der Schlacht am Weißen Berge vor den Toren 1620. P^gs vollständig geschlagen. Friedrich V., der „Winterkönig", der während der Schlacht im Schlosse zu Prag tafelte, flüchtete sogleich völlig entmutigt über Breslau, Berlin nach Holland. Kirchliche u. b) Die Folge dieses Sieges war die völlige Unterwerfung der auf-Reakuoil in ständischen Länder unter die Herrschaft Ferdinands. Dieser nutzte seinen »öfjmm. Sieg kirchlich und politisch gründlich aus. Eine größere Anzahl der Führer wurde hingerichtet, ihre Güter wurden eingezogen, die evangelischen Prediger vertrieben, die Untertanen gezwungen, zum Katholizismus zurückzukehren oder auszuwandern. Später hob er den Majestätsbrief auf und zwang die Stände, sich der landesfürstlichen Gewalt unterzuordnen. So endete der Versuch des protestantischen Adels, die politische Macht zu erlangen, mit einem Siege des katholischen Fürstentums. Das Vorgehen Friedrichs V. war von den protestantischen Fürsten nicht gebilligt worden; daher fand er an der Union keine Unterstützung. Nach dem Siege am Weißen Berge löste die Union sich gänzlich aus. Ferdinand begnügte sich nicht mit der Rückeroberung seiner Erblande, sondern erklärte den Kurfürsten von der Pfalz in die Acht und damit seiner Länder verlustig. ') Sie wollte lieber an der königlichen Tafel Brot essen, als an der kurfürstlichen schwelgen.

3. Deutsche Geschichte - S. 71

1888 - Heidelberg : Winter
Kaiser Matthias. Martinitz und Slawata. Graf Thurn. 71 und bemühte sich, die durch den geistlichen Vorbehalt (s. § 115) entstandenen Jrruugen zu beseitigen. Aber die katholischen Stände, an ihrer Spitze Herzog Maximilian von Bayern, gaben keiner Vermittelung mehr Gehör; ja sie gingen jetzt (1613) so weit, den Protestanten die Aufnahme in den Reichshofrat und das Kammergericht zu verweigern. Daher gab Matthias seine vermittelnde Stellung aus und schloß sich an die Liga an; und da er den Kurfürsten von Sachsen aus seiner Seite hatte, glaubte er sich aller Rücksichten auf die Protestanten entschlagen zu dürfen. So stellte sich der Widerstreit als unversöhnlich heraus, und bei allen Teilen regte sich die Besorgnis, daß ein innerer Krieg im Anzug sei, von dem die Protestanten meinten, daß er zu nichts führen werde als zu völligem Ruin Deutschlands und zur Herrschaft des Auslandes. $ 123. Ausbruch des großen Kriegs. Die größte Thätigkeit zur vollen Herstellung des Katholizismus entfaltete Herzog Maximilian von Bayern. Ihm schien dieses Ziel am leichtesten dadurch erreicht zu werden, wenn bei der Kinderlosigkeit des Kaisers Matthias die Nachfolge im Reiche dem Vetter desselben, dem streng katholischen Erzherzog Ferdinand von Steiermark, zugewandt würde. Diese Absicht erregte in den protestantischen Teilen Deutschlands und der österreichischen Erbländer große Erbitterung. Besonders waren die Gemüter in Böhmen erregt, wo es zwischen Protestanten und Katholiken wegen des Rechts Kirchen zu bauen trotz des Majetätsbriess fort und fort zu Reibungen kam. Daher suchten die Protestanten in Böhmen die Wahl des streng katholischen Ferdinand zum Köuig zu hintertreiben. Doch wurde er mit Hilse der katholischen Partei gewählt und beschwor den Protestanten ihre Religionssreiheiten (1617). Daraus ging Matthias nach Ungarn, um auch dort Ferdinands Wahl zu betreiben. Während seiner Abwesenheit wurde Böhmen durch eine kaiserliche Statthalterschaft verwaltet. Da diese aus 7 katholischen und nur 3 protestantischen Gliedern bestand, wuchs das Mißtrauen immer mehr. Nun wurde vom Abte von Braunau eine protestantische Kirche geschlossen; ja der Erzbischof von Prag ließ eine evangelische Kirche zu Klostergrab (westl. v. Teplitz) niederreißen. Dieser Gewaltakt brachte den lange verhaltenen Unwillen der Protestanten in Böhmen zum Ausbruch. Sie traten in Prag zur Wahrung ihrer Glaubensinteressen zusammen und beschwerten sich beim Kaiser Matthias. Dieser aber verlangte in einem ungnädigen Schreiben, sie sollten ihre Versammlungen auflösen. Da man für die Verfasser dieses Schreibens die kaiserlichen Räte Martinitz und Slawata hielt, so drangen protestantische Abgeordnete unter der Führung des Grasen Matthias von Thurn ins Ratzimmer und warfen jene Räte nebst dem Geheimschreiber Fabricins zum Fenster hinaus. Daraus setzten die Böhmen eine eigene Regierung von 30 Direktoren ein. Dadurch wurde der Krieg unvermeidlich. § 124. Der böhmisch-pfälzische Krieg 1618—1622. Zu dem bevorstehenden Krieg suchten die Böhmen die Hilse der Union zu gewinnen, an deren Spitze seit 1610 der Kurfürst Friedrich V. von der Pfalz stand. Aber die Union war innerlich uneinig und daher machtlos; doch wurden mit englischem und holländischem Gelde einige Tausend Söldner geworben und unter dem Grasen Ernst von Mansseld den Böhmen zu Hilse

4. Der Uebergang zur Neuzeit - S. 210

1917 - Berlin : Union Dt. Verl.-Ges.
— 210 — Böhmen, besonders da die kaiserlichen Räte Lobkowitz, Marlinitz und Slawata die von den Ständen verlangte freie Religionsübung nicht bewilligen wollten. Ein böhmischer Landtag beschloß auf Vorschlag des Grafen Matthias von Thurn eine allgemeine Volksbewaffnung und setzte eine provisorische Regierung ein. Da lenkte der Kaiser ein und erteilte den Böhmen den sog. Majestätsbrief, in dem er „allen Anhängern der Abendmahlsfeier unter beiderlei Gestalt" freie Religionsübung gewährte und den Herren, Rittern und königlichen Städten, später auch den Bewohnern königlicher Güter das Recht des Kirchenbaues zugestand. Unter den königlichen Gütern verstanden die Protestanten auch die geistlichen Güter, da diese in Böhmen unmittelbar der königlichen Kammer unterstanden, die Katholiken aber nur die weltlichen königlichen Güter; das war eine Meinungsverschiedenheit, die später verhängnisvoll geworden ist. Siehe Quellenstück über den Majestätsbrief in der Teubnerschen Quellensammlung. I 10 b, S. 16—18. Der Kaiser empfand alle diese Vorgänge als schwere Demütigungen, und er sah Matthias als ihren Urheber und daher seinen ärgsten Feind an. In seinem Haß gegen diesen faßte er nun den Plan, ihn von der Nachfolge auszuschließen und den Erzherzog Leopold, Bischof von Passau und Straßburg, an seine Stelle zu setzen. Dieser drang mit des Kaisers Einverständnis in Böhmen ein, wo er die Kleinseite von Prag eroberte. Nun riefen die Böhmen Matthias herbei, der „die Passauer" vertrieb und nun von den Böhmen zum König ausgerufen wurde. Rudolf, der gegen ihn wehrlos war, mußte ihn als solchen anerkennen. Noch zu Rudolfs Lebzeiten (1611) beriefen die Kurfürsten wider seinen Willen einen Wahlreichstag auf das Jahr 1612, auf dem dann auch Matthias zum Kaiser gewählt wurde. Rudolf starb am 20. Januar 1612. Matthias (1612—1619) hat zunächst zwischen Union und Liga zu vermitteln gesucht, doch die Gegensätze verschärften sich immer mehr; und als nun die Union Verbindungen mit dem protestantischen Auslande anknüpfte — Friedrich V. von der Pfalz heiratete Elisabeth, die Tochter-König Jakobs I. von England, und Johann Kasimir von Pfalz-Zwei-brücken Katharina, die Schwester Gustav Adolfs von Schweden — da trat der Kaiser der Liga bei, um in ihr eine Stühe gegen die immer mächtiger werdende Union zu haben. Matthias war kinderlos, daher mußte bei seinen Lebzeiten schon die Nachfolge in den Erblanden geregelt werden. Auch Philipp Iii. von Spanien, dessen Mutter Anna eine Tochter Maximilians Ii. war, machte Ansprüche, verzichtete aber, da sich die Erzherzöge für Ferdinand von Steiermark entschieden. Auch in Böhmen und Ungarn wurde Ferdinand als Nachfolger anerkannt. Seine Wahl zum Kaiser erfolgte 1619, nach Matthias Tode. Als so die beiden religiösen Parteien, in Union und Liga vereint, sich drohend gegenüberstanden, schien ein zwischen zwei protestantischen Fürstenhäusern ausgebrochener Erbschaftsstreit den Funken in das Pulverfaß schleudern zu sollen. Es war der Jülich-Klevische Erbfolge-st r e it.

5. Geschichte der Neuzeit - S. 35

1901 - München [u.a.] : Franz
Der dreiigjhrige Krieg. Der bhmisch-pflzische Krieg, 35 mark, in den ihm unterstellten Lndern Steiermark, Krnten und Krain. Whrend der Verwandte Ferdinands, Kaiser Rudolf Ii., in Bhmen die Reformation wider Willen anerkannte, chtete er die grtenteils protestantisch gewordene Reichsstadt Donauwrth, Donauwrth als eine Prozession daselbst vom Pbel gestrt worden war. Als 1607 Vollstrecker der Acht besetzte Herzog Maximilian von Bayern Donauwrth 1607, vernichtete daselbst den Protestautismus und machte die bisherige Reichsstadt zu einer herzoglich bayerischen. Solchen Ereignissen gegenber schlssen mehrere Protest an- Union 1608. tische Reichs stnde im sdwestlichen Deutschland 1608 die Union zur Sicherung des protestantischen Besitzstandes im Reich und verpflichteten sich, im Notfall aus gemeinsamen Beitrgen ein Heer auszustellen. Die Leitung des Bundes wurde dem ealvinischen Kurfrsten Friedrich Iv. von der Pfalz bertragen. Dagegen schlo der Herzog Max von Bayern mit den geistlichen Frsien im Sden und Westen des Reiches 1609 Liga 1609. die Liga, an deren Spitze er als das einzige weltliche Bundesmitglied trat. So standen die beiden groen Glaubensparteien im Reich kampfgerstet einander gegenber und machten die Spaltung Deutschlands um so offenbarer, als beide Bndnisse im Ausland Rckhalt suchten und fanden: die Union schon 1609 an Frankreich, die Liga 1622 an Spanien. Der dreiigjhrige Krieg 16181648. a) Der bhmisch-pflzische Krieg 16181623. Die Stube des Knigreichs Bhmen hatten 1617 auf Verlangen des Kaisers Matthias bessen Vetter Ferbinanb von Steiermark als König angenommen, der bafr alle Privilegien des Knigreichs besttigte. Darauf hatte Matthias die Regierung Bhmens zehn Statthaltern der- Zehn tragen und dieses Land verlassen, um Ferdinands Wahl auch Statthalter in Ungarn herbeizufhren. In demselben Jahr (1618), in welchem ln $f)men> er bps erreichte, fiel jeboch Bhmen wieder ab. /Dort war auf Kaiser Rudolfs Majesttsbrief hin ein Vergleich zwischen den katholischen und den protestantischen Stnden des Knigreichs abgeschlossen worden, durch welchen das Recht des Kirchenbaues auch den Bewohnern kniglicher Gter zugesprochen wurde.-' Zu den kniglichen Gtern rechneten die Protestanten auch die geistlichen Gter, ba biefe in Bhmen meist wie Krongut behanbelt wrben, whrenb die Katholiken dieser Auffassung widersprachen.^? Als nun der Abt von Brannan eine Braunau und protestantische Kirche daselbst hatte sperren, der Erzbischos Klostergrab, von Prag eine solche zu Klostergrab hatte niederreien lassen, richteten die protestantischen Stnde an Matthias eine 3*

6. Geschichte des deutschen Volkes und des deutschen Landes - S. 413

1839 - Stuttgart : Literatur-Comptoir
413 wurde auf Maximilians und dessen Beichtvaters des Jesuit Duslidius Betrieb (Mai 16(3) katholisch und des Baiern Schwager. Sein Hofprediger wurde nun der Jesuit Reihing, der noch viele Andere zum Ucbertritt bewog und nach 7 Jahren — protestantisch und Professor zu Tübingen wurde. Der Kurfürst von Brandenburg aber wurde reformirt, um von den Oraniern in den Niederlanden Hülfe zu bekommen. Ihm zog Graf Moriz, seinem Gegner der Spanier Spinola zu, bis endlich ein Vergleich die fremden Völker aus den Erbschaftsländern führte. Gewiß wenig Ohrfeigen haben eine solche politische Wichtigkeit bekommen! Matthias hätte gern Union und Liga ganz beseitigt; aber gerade sein Befehl 1617, sich aufzulösen, hielt sie zusammen! Dazu vermochte sie auch die jetzt sich aufdrängende Frage, wer des kinderlosen Kaisers Nachfolger werden solle. In den Erblanden hatte der Deutschmeister Maximilian seine Brüder zu Gunsten Ferdinands von Steiermark gestimmt. Die protestantischen Stände Böhmens, die ihren Mann wohl kannten, wollten ihr Wahlrecht behaupten; sie ließen aber den Widerspruch fallen, als alle Andere sich fügten, Ferdinand aber ihnen alle Freiheiten und Rechte des Landes bestätigte. So wurde er 29. Jun. 1617 als designirtcr König von Böhmen gekrönt. In Ungarn fand seine Wahl und Krönung im nächsten Jahre Statt. Nur über die römische Königswahl war man nicht einig, weil Alles gegen einander in Spannung war, ein Schwert nur das andere noch in der Scheide hielt. Gewiß, wer weiter sah, der sah in eine schwere Zukunft hinaus; in Frieden konnte es nicht abgehen. Im Vorgefühl eines Religionskriegcs hatte noch die Union zu Hcilbronn eine recht feierliche Begehung des Jubiläums der Reformation auf den 31. Oct. 1617 berathen. In Sachsen wurde es vom 31. Oct. — 2. Nov. mit Predigten, wozu der eifrige Calvinistenfeind, der Oberhofprediger Hoe von Hoenegg, ein Wiener und in seiner einflußreichen Politik noch sehr österreichisch gesinnt (man wollte auch von Gründen dazu, die sehr gewichtig in die Hand gefallen wären, wissen), den Predigern den vorgeschriebcnen Text hatte analysircn inüssen, mit Disputationen und Promotionen celebrirt. So geschah's auch in Würtemberg unter Herzog Johann Friedrich (1608—1628), dem Stifter der Stuttgarter Linie. Ein Leben Luthers wurde von den Kanzeln verlesen, das heilige Abendmahl abgehalten. Alle Schützen- häuser und Trinkstuben wurden für den Tag verschlossen, so wie die Thore der Städte während des Gottesdienstes. Nur in Brandenburg war halbe Freude, weil der Landesherr die Confcssion verändert hatte. Es war darüber selbst zu förmlichen Tumulten gekommen, man hatte Fenster eingcworfen, von den Kanzeln geschimpft und gelärmt, und „lieber Papisten als Calvinisten" war sprichwörtlich geworden. Man verweigerte gestorbenen Calvinisten das kirchliche Bcgräbniß und Kindern reformirter Aeltcrn in der Mark die Taufe! Am strengsten hielt man im Herzogthume Preußen an Luthers Lehrbegriff. Daher auch dort die Stimmung gegen den Kurfürsten Johann Sigismund, den Erben des Herzogthums, als Schwie- gersohn des blödsinnigen Albrecht Friedrich (si 1608) sehr ungünstig war. Sonst war gerade damals in der theologischen Welt leidlicher Friede, wenn auch die Gicßener und Tübinger sich über die Erniedrigung Christi stritten. Wer hätte ahnen können, daß das nächste Jahr die schon einmal so blutig durchgeftrittene Frage wieder zum Schwertesspruche bringen, und in demselben Lande, wo gerade 100 Jahr vor Luther der erste schreckliche Religionskricg begann, eben 100 Jahr nach Luther der letzte beginnen, in Prag anhebcn und nach 30 Jahren in Prag enden werde? Wie glücklich der Mensch, daß die Zukunft ihm verschleiert ist! er würde entweder bestialisch nur der Stunde leben oder sich in Furcht vor der Zukunft das Gute der Gegenwart verkümmern! ¥

7. Historisches Bilder-Buch für die denkende Jugend - S. 120

1835 - Nürnberg : Campe
120 schwäbischen Kreises, zu dem Donauwöhrd gehörte, dem Herzog Maxi- milian übertragen worden, der sie (1607) einnabm, die katholische Reli- gion wieder einführte, und die Reichsstadt als Pfand für seine aufge- wendeten Kricgskosten behielt, und zur bayerischen Landstadt machte. Eine solche Gewaltthätigkeit bewog denn endlich einen Theil der pro- testantischen Fürsten, die schon seit einigen Jahren sich zu gegenseiti- gem Schutz verbunden hatten, die Union zu Ahausen (i(j08) zu sch Hes- sen, an ihrer Spitze der Kurfürst Friedrich Iv. von der Pfalz, und deswegen nur wenige der protestantischen Fürsten, Sachsen natürlich gar nicht. Diesem Bunde trat (16»9) die katholische Liga, Maximilian von Bayern an der Spitze, außerdem meist geistliche Fürsten, entgegen; beide Verbindungen, wie zwei einander wohl kennende Fechter, nicht geneigt das Schwerdt zu ziehen, doch mit der Hand beständig, am Griff. Uebrigens litt die Union an den Ucbeln der Republiken, während die Liga sich am Ende dem entschiedenen Willen Maximilians beugte. Ein Erbschaftsstreit über das Herzogthum Jülich, auf das Brandenburg, Sachsen, und Pfalzneuburg als Haupterben Ansprüche machten, stellte eine Zeitlang die religiösen Händel in Hintergrund, und verwirrte zu- gleich die Protestanten unter sich selbst noch mehr, indem Sachsen des- halb siel) an den Kaiser anschloß, Pfalzneuburg, um des bayerischen Bei- stands willen, katholisch, Brandenburg reformirt wurde, bis denn end- lich in dem Lande, das schon einmal von Religionskriegen zerrissen wor- den war, der Krieg ausbrach. In Böhmen hatten auf den Majestäts- brief hin Unterthanen geistlicher katholischer Stände Kirchen gebaut, die ihnen eingerissen lind bedeutet wurde, nur die Stände selbst, nicht die Unterthanen gehe der Majestätsbrief an. In den darüber entstandenen Streitigkeiten glaubten die Böhmen, und wohl nicht mit Unrecht, in den Statthaltern, Martiniz und Slawata, bei dem Kaiser Matthias und dem bereits als seinem Nachfolger in Böhmen anerkannten Erz- Herzog Ferdinand, das hauptsächlichste Hinderniß zu sehen, und warfen sie am 23. Mai 1618 von dem Prager Schlosse zum Fenster hinaus, ohne sie jedoch zu tödten, weil sie auf Schutthaufen fielen. Mit dieser gewalttbätigen Handlung mußten die protestantischen Stände nun der kaiserlichen Strafe gewärtig seyn, und schickten sich daher an, Gewalt mit Gewalt zu vertreiben. Noch in demselben Jahre brach, von Graf Matthias von Thurn und Graf "Peter von Mansfeld geleitet, der Krieg aus. Da starb der schon seit einiger Zeit kränkelnde Kaiser Matthias (1619), und es fragte sich nun, wer Kaiser, und wer König von Böh- men werden sollte. Denn die Böhmen erklärten, jene frühere Wahl Ferdinands sey nur unter der Bedingung geschehen, daß er sich bei Leb- zeiten des Matthias aller Einmischung in die Regierung enthalte; Fer- dinand habe das gebrochen, es sey also auch der böhmische Thron erle- digt. So wenig jedoch Ferdinands Wahl zum Kaiser einige Schwie. rigkeiten hatte, so wenig schien sich ein protestantischer Fürst nach dem

8. Leitfaden der allgemeinen Weltgeschichte - S. 462

1881 - Freiburg im Breisgau : Herder
462 Die neue Zeit. des Matthias Stelle regieren sollten. Den Oberbefehl über leis, die Truppen übertrugen sie dem Grafen T h u r n und suchten die Unterstützung der protestantischen Fürsten nach. 470) Während die Kaiserlichen Böhmen ^u erobern, die Protestanten dagegen mit Hilfe der Union, die den Grafen Ernst von Mansfeld mit Truppen gesandt hatte, sich unabhängig zu erhalten suchten, starb Matthias, und an seine Stelle als König von Böhmen trat der Erzherzog Ferdinand, welcher auch die ungarische Krone trug. Aber die böhmischen Aufrührer unter Thuru waren bis nach Wien gedrungen und hätten den König beinahe gefangengenommen. Da nun die Stände von Mähren, Schlesien und der Lausitz sich ebenfalls mit den aufständischen Böhmen verbanden, so erklärten diese den König Ferdinand aller seiner Rechte auf den böhmischen Thron für 27.Au-verlustig und boten dem Kurfürsten Friedrich V. von der i6i9. Pfalz die Krone an. Aber am Tage darauf wurde zu Frauk- 28.Au-furt Ferdinand auch als deutscher Kaiser erwählt. Ob- 1619. wohl alle Kurfürsten abrieten, war Friedrich V. doch schwach und eitel genug, die böhmische Krone anzunehmen, und wurde zu Prag mit großer Feierlichkeit gekrönt. Aber kaum ein Vierteljahr nach seiner Krönung erlitten seine Truppen am Weißen 8.No-Berge bei Prag eine Niederlage von den Truppen der Liga, öbe™= welche unter den Befehlen des Herzogs Maximilian von 1620. Bayern und seines Feldherrn Tilly für den rechtmäßigen König von Böhmen stritten. Zwar hätte Friedrich noch Hilfsmittel genug gehabt, aber entmutigt wich er aus Böhmen. Als spanische Truppen die Pfalz besetzten und sein Bundesgenosse Markgraf Georg Friedrich von Baden bei Wimpfen ge- 1622. schlagen wurde, floh derselbe nach Holland. Böhmen unterwarf sich, und ein strenges Gericht erging über die Direktoren, die sich vermessen hatten, den König Ferdinand abzusetzen. Anmerkungen. 1. Ferdinand I. (s. Nr. 467) hinterließ drei Söhne: den Kaiser Maximilian Ii. und die Erzherzoge Ferdinand und Karl, dem Steiermark, K ärnten und Krain zugefallen war. Söhne Maximilians Ii. sind die Kaiser Rudolf Ii. und Matthias. Ferdinand Ii. war ein Sohn des obengenannten Erzherzogs Karl, eines Binders von Maximilian Ii. Geboren 1578, studierte er mit dem Kurfürsten Maximilian von Bayern zu Ingolstadt und schloß dort mit ihm jene innige Freundschaft, die ihm dessen mächtige Hilfe als Haupt der Liga zusicherte. Da Kaiser Matthias kinderlos war, wurde Ferdinand 1617 znm Könige von Böhmen und 1618 zum Könige von Ungarn ernannt. 2. Der Majestätsbrief Rudolfs Ii. hatte nicht den Unterthanen der Bischöfe und Äbte, sondern nur den protestantischen Ständen und könig-

9. Die Geschichte der neuern Zeit - S. 238

1864 - Köln : DuMont-Schauberg
238 38. Die protestantische Union und die katholische Liga. die Nachricht ankam, daß der König von Frankreich ermordet worden sei. Die Union suchte daher durch einen Frieden die Liga zur Nie- derlegung der Waffen zu bewegen; sie verglich sich zuerst mit dem Erz- herzog Leopold über die Räumung des Bisthums Straßburg, dann auch mit dem Herzog Maximilian von Baiern über die gegenseitige Abdankung der geworbenen Truppen. Die Einigkeit der beiden possi- direnden Fürsten hörte aber mit der Entfernung der äußeren Gefahr auf. Zu ihrer Aussöhnung ward zwar eine Vermählung des Pfalz- grafen von Neuburg mit der Tochter des Kurfürsten von Brandenburg in Vorschlag gebracht, allein durch eine Ohrfeige vereitelt, welche der Kurfürst in der Hitze des Zornes und Rausches seinem künftigen Schwiegersöhne gab. Der Pfalzgraf suchte sich nun dnrch eine Ver- schwägerung mit dem baierischen Hause und durch den öffentlichen Ue- bertritt zur katholischen Kirche den Beistand der Liga und der Spanier zu verschaffen, während der Kurfürst von Brandenburg die reformirte Religion annahm, um an der Republik der vereinigten Niederlande eine Stütze zu erhalten. Der jülich'sche Successionsstreit hatte also für die Stellung der beiden Religionsparteien die Folge, daß die Ka- tholiken durch den Uebertritt des Pfalzgrafen von Neuburg eine be- deutende Verstärkung ihrer Macht bekainen. Da die jülich-clevischen Lande im Vergleich zu Xanten 1614 zwischen dem Pfalzgrafen von Neuburg und dem Kurfürsten von Brandenburg getheilt wurden, so brauchte keine Partei über die Gebietsvergrößernng der anderen neidisch zu sein. Dieser Erbfolgestreit ging daher vorüber, ohne, wie im Anfänge gefürchtet ward, den allenthalben angehäuften Stoff der Zwietracht zu entzünden; der Anstoß zu einer allgeineinen Störung der Ruhe von Europa kam vielmehr von den österreichischen Erbländern und von der noch immer fortdauernden Entzweiung und Zerrüttung des habsburgi- schen Hauses her. Rudolf Ii. war gegen seinen Bruder Matthias und selbst gegen seinen Vetter Ferdinand zu aufgebracht, um einem von diesen beiden die Nachfolge in Böhmen zu gönnen; er dachte dieselbe dem Erzherzog Leopold, welcher Bischof von Straßburg und Passau war, zu, und ließ zur Ausführung dieses Planes im Passauischen ein Heer zusammenziehen. Das Mißtrauen der Böhmen sah in diesen Truppen ein Werkzeug zur gewaltsamen Unterdrückung der ihnen ge- machten Bewilligungen; sie waren daher auf Widerstand gefaßt, als das passauische Heer in ihr Land einrückte, und riefen des Kaisers Bruder Matthias herbei. Der Plan, welcher diesem die böhmische Krone entziehen sollte, schlug also so unglücklich aus, daß er sie ihm vielmehr in die Hände spielte. Denn Matthias hielt am 24. März 1611 seinen Einzug in Prag und wurde am 23. Mai gekrönt, nach- dem er den böhmischen Ständen alle ihre Rechte und Privilegien be- stätigt und sie darin zu schützen versprochen hatte. Dem Schicksale, auch noch den Kaiserthron mit einem römischen Könige theilen zu müs- sen, zu dessen Wahl die Kurfürsten schon einen Tag bestimmt hatten,

10. Mittelalter und Neue Zeit bis zum Westfälischen Frieden - S. 140

1902 - München : Oldenbourg
140 59. Gesteigerte Spannung zwischen den Religionsparteien. Der Majesttsbrief gestattete den drei Stnden der Herren, der Ritter und der unmittelbaren Städte das Recht des Kirchenbaues. Dieses Zugestndnis Z wurde nachtrglich noch auf die Untertanen kniglicher Gter ausgedehnt, worunter dann die Protestanten auch die geistlichen Gter verstanden wissen wollten, da deren Inhaber nur Nutznieer kniglicher Herrschaftsgebiete seien. Ii. Kaiser Matthias 16121619. 1. ssgemeine Kriegsbereitschaft. Matthias wollte die vermittelnde Stellung festhalten, durch welche er auf den Thron gekommen war; daher besttigte er den Bhmen den Majesttsbrief. Allein den Streitig-keiteu im Reiche vermochte der Kaiser nicht zu begegnen, zumal er keiner der_ Parteien Genge tat. Vielmehr suchten die einzelnen Staaten ihre Ansprche dadurch zu jichcrn, dasz sie sich teils der Union teils der Liga anschlssen. Der Liga traten nunmehr auch Spanien und der Kaiser bei; die Union aber fand eine Verstrkung durch Annherung an England (Vermhlung Friedrichs V. Bon der Pfalz mit Elisabeth von England, einer Tochter Jakobs I., 1613), ferner an Schweden (Vermhlung des Pfalzgrasen Johann Kasimir von Zweibrcken-Kleeburg mit Katharina, der Stiefschwester des Schwedenknigs Gustav Adolf, 1615) und an die bhmischen Protestanten. 2. Die Krfotge Ferdinands Ii. in Whmen. Auf Drngen der Verwandten ernannte der bejahrte und kinderlose Kaiser im Jahre 1617 seinen Vetter Ferdinand von Steiermark (vgl. Stammtafel S. 118) einstweilen^zum Nachfolger in Bhmen. Noch ehe die sonstigen Erbsolgefragen geregelt waren, brach in der bhmischen Hauptstadt gegen den neuen, streng katholischen Knigen Aufstand los, mit dem der unheilvollste aller deutscheu Kriege seinen Ansang nahm (vgl. 60). In demselben wies die Lage der Dinge dem tatkrftigen Bayernherzog, dem das bestgeschulte Heer und ein erprobter Feldherr zur Seite stand, aus lange Zeit die hervorragendste Stelle zu. 3. Maximilian I. von Wayern (15971651). Herzog Maximilian I. (Kursrst seit 1623) jhlt zu den bedeutendsten Frstenpersnlichkeiten seines Jahrhunderts. Durch den Gang der Geschichte vorzg-lich zum Kriegsherrn geworden, bewhrte er nicht minder in der Re-gierung seines Landes alle Tugenden eines weitschauenden Friedenssrsten, sowohl in den zwanzig Regierungsjahren vor dem groen Kriege wie auch noch in den Zeiten der allgemeinen Verwirrung. Uber der Sorgfalt, welche Maximilian dem Heerwesen, der Rechtspflege uui> der Finanzverwaltung zuwendete, verabsumte er auch nicht die Frderung der Knste und Gewerbe und die Fortbildung des Schulwesens An der Stelle der Albertinischen ^este, welche 1580 durch Brand zu Grunde gegangen war, lie er eine neue Residenz im reichen Hochrenaissancestil erbauen, die um 161<>

11. Teil 2 - S. 152

1893 - Leipzig : Brandstetter
— 152 — Bayernherzog. Dieser eroberte die Stadt, behielt sie als Ersatz seiner Kriegskosten für sich und führte den katholischen Gottesdienst wieder ein. Diese Vergewaltigung einer evangelischen freien Reichsstadt führte die protestantischen Fürsten, besonders Süddeutschlands, sowie fünfzehn freie Reichsstädte, darunter Straßburg, Ulm, Nürnberg, zum Abschluß eines Schutzbündnisses, der Union 1608, an deren Spitze der Kurfürst Friedrich Iv. von der Pfalz stand. Dieses Bündnis, das sich auf Frankreichs Beistand stützte, war notwendig, weil die Klagen der Evangelischen über Verletzung des Religionsfriedens bei dem damaligen schwachen, gleichgültigen Kaiser Rudolf Ii. keine Abhilfe fanden. Dagegen bildete Maximilian von Bayern mit den süddeutschen katholischen Fürsten, besonders den Bischöfen von Würzburg, Regensburg, Augsburg, Passau, Salzburg und den drei Erzbischöfen von Köln, Mainz und Trier die katholische Liga 1609, welche auf Österreichs und somit des Kaisers Hilfe rechnete. So standen sich also, wie einst zu den Zeiten des schmalkaldischen Bundes, die beiden Religionsparteien wieder drohend gegenüber, und es bedurfte nur eines geringen Anlasses, die unter der Asche glimmenden Funken zu einem großen Brande zu entfachen. 2. Äußere Veranlassung. Dieser Anlaß wurde zunächst in Böhmen gegeben. Kaiser Rudolf Ii. war ein so schwacher Fürst, daß ihm sein Bruder-Matthias die Herrschaft über Österreich, Mähren und Ungarn entrissen hatte. Um nun die meist protestantischen Böhmen, denen Rudolf sehr gewogen war und deren Hauptstadt Prag er zu seiner Residenz erkoren hatte, noch einige Zeit in der Treue zu erhalte«, gab er ihnen 1609 den sogen. Majestätsbrief, in dem er ihnen freie Religionsübuug zusicherte. Ihre Geistlichen sollten unabhängig von den Bischösen sein. Wo protestantische Kirchen vorhanden waren, da sollten sie den Evangelischen zur freien Benutzung bleiben; neue aber zu bauen, sollte nur den königlichen Städten und dem Ritterstande erlaubt sein. Als Rudols Ii. 1612 starb, wnrde sein Bruder Matthias nicht nur Kaiser, sondern auch König von Böhmen. Er überließ jedoch, da er alt und schwächlich und oft von Krankheit heimgesucht war, die Regierung fast ganz seinem Neffen, dem Herzog Ferdinand von Steiermark, jenem erbitterten Gegner des Protestantismus. Und da Matthias kinderlos war, so bestimmte er Ferdinand auch zu seinem -Nachfolger, und seine Unterthanen mußten demselben schon zu Lebzeiten des Kaisers den Eid der Treue schwören. Von diesem Fürsten hatten die Protestanten Böhmens nichts Gutes zu erwarten. Sie weigerten sich daher, ihn zu wählen. Durch Ferdinands Versprechungen aber, daß er die ihnen durch den Majestätsbrief verbürgten Rechte achten wolle, ließen sie sich zur Huldigung bewegen 1617. Nun ging der Kaiser mit Ferdinand in gleicher Absicht nach Ungarn. Während seiner Abwesenheit sollte Böhmen durch 10 Statthalter

12. Neuere Zeit - S. 72

1914 - Meißen : Schlimpert
1586—1591 Christian I. in Kursachsen; Nikolaus Crell. Reaktion gegen die Konkordienformel. Bündnis mit Kurpfalz. 1591—1611 Christian Ii. Crell gestürzt, lutherische Reaktion. Scharfer Gegensatz zwischen Kursachsen und Kurpfalz. 1607 Vergewaltigung der Reichsstadt Donauwörth. 1608 Protestantische Union von Ahausen. 1609 Katholische Liga unter Maximilian I. von Bayern. Beginn des jülich-clevischeu Erbfolgestreits. 1614 Vorläufiger Teilungsvertrag von Xanten zwischen Brandenburg und Pfalz-Neuburg. 1618 das Herzogtum Preußen an das Kurhaus Brandenburg. c) Die Habsburger und die protestantischen Stände in Österreich und Ungarn. 1564 Teilung der habsburgischen Lande unter die ältere und jüngere Linie. Libertät der Stände und landesfürstliche Gewalt, verbunden mit den konfessionellen Gegensätzen. 1576—1590 Beginn der Reaktion in Inner-Österreich unter Karl von Steiermark; Vollendung durch Ferdinand Ii. Nur Ausätze zur Reaktion in den Ländern Rudolfs Ii. 1593—1602 Glücklicher Türkenkrieg in Ungarn und katholische Reaktion. 1604 erhebt sich Stephan Boskaj. 1606 Friede von Wien: Stephan als Fürst von Siebenbürgen und Ostungarn anerkannt. 1608 Rudolf Ii. tritt Österreich und Ungarn an Mathias ab. 1609 Böhmischer Majestätsbrief: Sieg der ständisch-protestantischen Bewegung. 1610 Leopold von Passau in Böhmen. 1611 Abdankung Rudolfs Ii. (t 1612). 1612 Matthias Kaiser und Mitglied der Liga mit den drei geistlichen Kurfürsten. 1617 Ferdinand Ii. als Nachfolger in Böhmen anerkannt, in Ungarn 1618. — Vertrag von Graz mit Philipp Iii. von Spanien. 2. Der Dreißigjährige Krieg 1618—1648. a) Der böhmisch-pfälzische Urieg 1618—1623. 1618 Streit um die königlichen Güter in Böhmen. Der Fenstersturz in Prag 23. Mai. Sieg der strengkatholischen Partei in Wien. 1619 Matthias f im März. Graf Thurn vor Wien. Ferdinand Ii. zum Kaiser, Friedrich V. von der Pfalz zum König von Böhmen gewählt. Bayern und Kursachsen mit dem Kaiser verbündet.

13. Memorierstoff aus der deutschen und bayerischen Geschichte für Mittelschulen - S. 85

1893 - Regensburg : Bauhof
— 85 Der dreißigjährige Jmeg 1618—1648. Unter Matthias brach in Böhmen ein Anfstand aus, welcher den dreißigjährigen Krieg zur Folge hatte, der ganz Deutschland in unsägliches Elend stürzte. Veranlassung. Nach dem Majestätsbrief hatten die weltlichen Grundherren (Stände) Böhmens das Recht, auf ihren Gebieten die Religion zu bestimmen. Als nun protestantische Unterthanen geistlicher Grundherren zu Klostergrab und Braunau Kirchen erbauten, wurde infolge wörtlicher Auslegung des Majestätsbriefes erstere niedergerissen und letztere geschlossen. Die Protestanten legten dagegen bei dem Kaiser Beschwerde ein. Da dieselbe aber abgewiesen wurde, drangen sie unter der Führung des Grafen Thurn am 23. Mai 1618 in die kaiserliche Burg auf dem Hradscknn (Prag), stürzten die ihnen verhaßten Statthalter Martinitz und Slavata und den Geheimschreiber Fabriäns in den Schloßgraben hinab und bemächtigten sich der Regierung. — Kurz nach Ausbruch des „böhmischen Aufstandes" starb Matthias. Ihm folgte sein Vetter Ferdinand Ii. 1619—1637, der schon 1617 als König von Böhmen gewählt worden war. Der böhmisch-pfälzische Krieg von 1620—1622. Während Ferdinand Ii. zu Frankfurt a. M. zum Kaiser gekrönt wurde, erklärten ihn die böhmischen Stände ihres Thrones verlustig und erhoben den calvinischen Kurfürsten Friedrich V. von der Pfalz (das Haupt der Union) auf denselben. In dem deshalb ausgebrochenen Kriege standen auf Seite Friedrichs V. die Union und Bethlen Gabor von Siebenbürgen, während für die Sache Ferdinands Ii. der durch seinen Eifer für die katholische Religion und durch seine Feldherrngabe einflußreiche Herzog Maximilian I. von Bayern, die Liga und Spanien eintraten. — Maximilian I. führte dem Kaiser erst Oberösterreich, das sich ebenfalls empört hatte, zum Gehorsam zurück. Hieraus wandte er sich nach Böhmen und schlug das Heer Friedrichs V. am weißen Berg bei Praej 1620 in einer Stunde vollständig. Friedrich V. („der Winterkönig") 'mußte fliehen und wurde in die Reichsacht und

14. Die Geschichte der neuern Zeit - S. 222

1876 - Köln : DuMont-Schauberg
222 Erster Zeitraum: 1492—1648. selbst unter dem milden Maximilian Ii. nur eine beschränkte Religionsfreiheit genossen, ertrotzten von dem schwachen Rudolf Ii. freie Religionsübung dur<h den sog. Majestätsbrief (1609),wohl das freisinnigste Religionsedict, welches im 17. Jahrhdrt. erlassen worden ist. Rudolf Ii. war gegen seinen Bruder Matthias und selbst gegen seinen Vetter Ferdinand zu aufgebracht um einem von diesen Beiden die Nachfolge in Böhmen zu gönnen; er dächtt dieselbe dem Erzherzog Leopold, welcher Bischof von Straßburg und Pasfau war, zu, und ließ zur Ausführung dieses Planes im Passauischen ein Heer zusammenziehen. Das Mißtrauen der Böhmen sah in diesen Truppen ein Werkzeug zur gewaltsamen Unterdrückung der ihnen gemachten Bewilligungen; sie waren daher auf Widerstand gefaßt, als das Passauische Heer in ihr Land einrückte, und riefen des Kaisers Bruder Matthias herbei. Dieser hielt am 24. März 1611 seinen Einzug in Prag und wurde am 23. Mai gekrönt, nachdem er den böhmischen Ständen alle ihre Rechte und Privilegien bestätigt und sie darin zu schützen versprochen hatte. Dem Schicksale, auch noch den Kaiserthron mit einem römischen Könige theilen zu müssen, zu dessen Wahl die Kurfürsten schon einen Tag bestimmt hatten, entging Rudolf Ii. durch seinen Tod, welcher am 20. Januar 1612 erfolgte. Durch feine Erwählung zum römischen Kaiser vereinigte Matthias (1612—1619) alle Kronen Rudolfs Ii. auf seinem Haupte, allein ohne die Erwartungen zu erfüllen, die man sich von ihm gemacht hatte. Desto größere Hoffnungen setzten die Katholiken auf des Kaiferl Letter-Ferdinand, einen durch Erziehung und Grundsätze mit dem Herzoge Maximilian von Baiern völlig befreundeten und übereinstimmenden Mann; sie suchten ihn an die Spitze der österreichischen Macht zu bringen, und Matthias mußte, um nicht von Ferdinand zu leiden, was er selbst seinem Bruder Rudolf zugefügt hatte, die Hand dazu bieten. Die Brüder des Matthias, welche eben so, wie dieser,' feine Kinder hatten, entsagten zu Gunsten Ferdinands ihren Ansprüchen; er wurde 1617 zum designirten König von Böhmen gekrönt, und dem Beispiele dieses Landes folgte Ungarn 1618, ohne im geringsten Schwierigkeiten zu machen. Ferdinand's Ueberzeugung, daß die neue Lehre zu Aufruhr und Ungehorsam gegen die Obrigkeit führe, und daß die in den letzten Jahren über das österreichische Haus hereingebrochene Verwirrung nicht anders geheilt werden könne, als durch Beschränkung oder Unterdrückung der Protestanten, suchte sich bald Einfluß auf die Regierung zu verschaffen. Er ließ den Ersten Minister und Liebling des Kaisers, den Cardinal Clesel, welchen er als Urheber der Politik berechneter Milde und Versöhnlichkeit betrachtete, verhaften und nach Tyrol bringen (1618); er selbst bemächtigte sich mit des Kaisers Bruder, dem Erzherzog Maximilian, der Leitung der Geschäfte. Diese grobe Verletzung seines Ansehens und die Furcht vor noch größeren Mißhandlungen beschleunigte den Tod des Kaisers Matthias (20. März 1619);

15. Leitfaden für den Unterricht in der Geschichte - S. 202

1873 - Heilbronn : Scheurlen
202 Rudolf n. Union und Liga. Matthias. ter Ferdinand (Enkel Ferdinands I.), der von den Jesuiten erzogene und ganz geleitete Herzog von Steiermark, Kärnten und Krain, den Protestanten dieser Länder keine andere Wahl ließ, als katholisch zu werden oder auszuwandern, und seinen jesuitischen Starrsinn mit allen Mitteln der Unduldsamkeit durchsetzte; daß der Herzog Maximilian von Baiern die evangelische Reichsstadt Donauwörth, die wegen Störung einer katholischen Procession in die Acht erklärt wurde, in Besitz nahm und den Protestantismus dort unterdrückte. Da bei dem übelwollenden und gleichmütigen Kaiser alle Klagen nichts halfen, so schloßen die kalvini-stischen Stände Hessen-Kassel und Anhalt und die lutherischen: Württemberg, Baden-Durlach, Pfalz-Neuburg, Markgraf von Brandenburg (Franken) und 15 Reichsstädte, darunter Ulm, Straßburg, Nürnberg unter der Leitung des Kur- 1608.fürsten Friedrich Iv. von der Pfalz die protestantische Union zu gegenseitigem Beistand gegen jeden Angriff. Gegen diesen Bund trat die katholi- 1609. sche Liga zusammen, welche unter dem Herzog Maximilian von Baiern von den Bischöfen von Würzburg, Salzburg, Regensburg, Passau, Augsburg und von den drei geistlichen Kurfürsten gebildet wurde. Diese beiden Bünde traten zuerst in dem jülichischen Erbschaftsstreit gegen einander auf. Als nemlich der Herzog von Jülich, Kleve, Berg kinderlos starb, so machten der Kurfürst Johann Sigismund von Brandenburg und der Pfalzgraf Wolfgang von Neuburg jeder Ansprüche auf die ganze Erbschaft. Nachdem sie 1609 einen Vergleich geschlossen hatten, bis zur Entscheidung der Sache die streitigen Länder gemeinschaftlich zu verwalten, kam man endlich auf den Gedanken, durch die Vermählung des jungen Pfalzgrafen mit einer Tochter des Kurfürsten die Ansprüche beider Häuser zu vereinigen. Aber bei einer persönlichen Zusammenkunft zwischen dem Kurfürsten und dem Prinzen kam es zu einem so heftigen Wortwechsel zwischen beiden, daß der Kurfürst seinem künftigen Schwiegersohn eine Ohrfeige gegeben haben soll. Nun war es mit der Heirat aus. Der junge Pfalzgraf wurde katholisch, heiratete eine Schwester des Herzogs Maximilian und verschaffte sich dadurch die Unterstützung der ganzen katholischen Partei, während der Kurfürst, um den kalvinistischen Kurfürsten von der Pfalz, das Haupt der Union, und die Holländer zu gewinnen, zum Kalvinismus übertrat. So standen jetzt schon zwei große Parteien einander feindselig gegenüber. Die Liga und der Kaiser halfen dem Neuburger, die Union, Heinrich Iv. von Frankreich und die Holländer dem Brandenburger. Es schien sich ein allgemeiner, blutiger Krieg entspinnen zu wollen. Aber Heinrich Iv. wurde ermordet, und die Union schloß mit der Liga Frieden. Der Erbfolgestreit zog sich noch bis 1614 hinaus, wo man endlich die Erbschaft theilte: Brandenburg erhielt Kleve, Mark und Ravensberg, Neuburg Jülich, Berg und Düsseldorf. Eben so unruhig und verworren gierig es in den habsburgischen Staaten zu. Die Herrschaft Rudolfs war dort so verachtet und verhaßt, daß in Ungarn ein Edelmann, Stephan Bocskai, sich zum Herrn von Siebenbürgen und Oberungarn machte,„und der Kaiser zuletzt von seinen eigenen Verwandten gezwungen wurde, Östreich, Mähren und Ungarn feinem Bruder Mat- 1608. thias abzutreten. Die Böhmen machte er durch Ertheilung des sogenannten 1609. Majestätsbriefes, wodurch ihnen freie Religionsübung gewährt wurde, eine Zeitlang sich gewogen; als aber feine Soldaten das Land furchtbar drückten, so mußte er auch Böhmen, Schlesien und Lausitz an Matthias abtreten 1611. und behielt nur noch die deutsche Kaiserkrone. Nach seinem Tode (1612) 16121619. wurde Matthias zum Kaiser gewählt; er war aber im Grund nicht viel besser als Rudolf. Da er kinderlos war, so bestimmte er seinen Vetter, Ferdinand

16. Neue Zeit - S. 154

1897 - Stuttgart : Neff
154 Heer aufzustellen. Als Matthias mit seinem Heere in Prag erschien, hatten Rudolf und Leopold ihre Truppen schon durch Abschlagszahlungen zum Abzug, und später zur Abdankung, bestimmt. Rudolf war thatsächlich Gefangener der ständischen Truppen, Matthias wurde 23. Mai 1611 zum Könige von Böhmen gekrönt, Rudolf, der alle möglichen Projekte er- sann, um wieder zur Macht zu gelangen, starb 20. Januar 1612. § 50. Das Reich und Oesterreich unter Matthias bis 1618. Zunehmender Zwiespalt der Religionsparteien im Reiche. Dem Interregnum machte die einstimmige Wahl Matthias’ 13. Juni 1613 ein Ende. Die geistlichen Kurfürsten hatten ihre Bedenken gegen den Verbündeten protestantischer Stände zurückgedrängt, den Protestanten brachte sie dank der Haltung Kursachsens keine irgendwie bedeutende Einräu- mung. Matthias und ein Teil seiner obersten Beamten, insbesondere Klesl, zeigten sich, jedoch ziemlich zaghaft und unklar, bereit, in einstweiliger Vermittlung der schärfsten und brennendsten der Streitfragen den Protestanten einige Zugeständnisse zu machen (z. B. Erteilung von Indult an die Administratoren auf Zeit, paritätisch zusammengesetzten Deputationstag), damit das Reich nach innen (besonders Justiz) und nach aussen (besonders den Türken gegenüber) wieder einigen Zusammenhalt und einige Handlungsfähigkeit erlange. Aber der Regensburger Reichstag August bis Oktober 1613 vertiefte nur den Bruch; die Mehrheit der katho- lischen Stände verweigerte jedes Zugeständnis; die Mehrheit der protestantischen verlangte eine neue Ordnung des Reichshofrats derart, dass die Beeinflussung durch die kaiserliche Willkür ausgeschlossen werde, einst- weilige Suspension der am Reichshofrat schweben- den Prozesse, sowie alsbaldige Restitution Donau- wörths; endlich dass über diejenigen ihrer Beschwerden und Forderungen, die der Kaiser für sich nicht befriedigen könne, gütlich, nicht durch Reichstagsbeschluss, entschieden werde. Die Korrespondierenden erklärten, bis ihre Forderungen bewilligt wären, an keiner Verhandlung mehr teilzu- nehmen; aber die katholischen Stände und das Haus Sachsen (Koburg ausgenommen) und Hessen-Darmstadt bewilligten ohne Rücksicht darauf dem Kaiser eine Türken- hilfe (zunächst zur Aufrechterhaltung der habsburgischen Ober- hoheit über Siebenbürgen). Zum Kampf zwischen den Gegen- sätzen kam es jedoch noch nicht infolge der finanziellen Er-

17. Geschichte der Neuzeit von 1517 bis 1786 - S. 44

1903 - Leipzig : Teubner
44 Die Neuzeit. siga 1609. 1609 schuf Maximilian von Bayern die katholische Liga, die bald alle greren katholischen Reichsstnde (auer sterreich) umfate und 19000 Mann aufstellte; denn bereits schien infolge des jlich-klevischen Erbfolgestreites ein Religionskrieg auszubrechen. 5. Der jlich-klevische Erbfolgestreit (1609 1666). Als der Herzog von Kleve, Jlich, Berg und Graf von Mark und Ravensberg kinderlos gestorben war, wurden vor allem von Kurfürst Johann Sigis-mund von Brandenburg und Wolfgang Wilhelm, dem Erbprinzen Die Erben, von Pfalz-Neubnrg, Erbansprche erhoben. Kaiser Rudolf lie das Land besetzen und vorlufig verwalten. Dem gegenber einigten sich Kur-brandenburg und Neuburg bis zum Austrage der Sache durch ein Schieds-gericht protestantischer Fürsten zur gemeinsamen Regierung des hinterlassenen Heinrich Iv. Landes. Die Union, die Generalstaaten und Heinrich Iv. von Frankreich standen auf ihrer Seite. Aber dessen Ermordung (1610) verhinderte den Beide Erben Krieg. Im Verlause des Streites zwischen beiden Erben wurde Wolfgang tosenben Wilhelm, um die Hilfe der Liga zu gewinnen, katholisch, während der Kurfürst die reformierte Lehre annahm, da er sich dadurch den Beistand Hollands zu sichern hoffte. Bertrag von Aber der Krieg wurde durch den Vertrag von Xanten (1614) verxanten hindert. Kleve, Mark und Ravensberg kamen an Johann Sigismund, Jlich und Berg an Wolfgang Wilhelm. Matthias. 6. Matthias (16121619). Kaiser Rudolfs Ii. ehrgeiziger Bruder machte sich die Erbitterung zu nutze, die sich allenthalben wegen der feindseligen Behandlung der Evangelischen zeigte. Er entri ihm fter-reich, Mhren und Ungarn. Um wenigstens Bhmen zu behaupten, Der bhmische mute sich der Kaiser zum Erla des Majesttsbriefes"^) (1609) al?6ofrtef verstehen, der den Anhngern der bhmischen Konfession" Gewissens-freiheit gewhrleistete und den Herren, Rittern und Bewohnern der kniglichen Städte das Recht zusprach, Geistliche anzustellen und den Matthias reit Gottesdienst nach ihrem Bekenntnis abzuhalten. Zuletzt nahm Matthias an sich, sewem kaiserlichen Bruder auch noch Bhmen. Als Rudolf im Jahre 1612 starb, folgte er ihm in der Kaiserwrde. Da er keine Kinder Ferdinand, besa, suchte er seinem Vetter Ferdinand von Steiermark die Nach-folge in allen seinen Landen sowie im Reiche zu verschaffen. Wirklich erreichte er, da er in Ungarn gekrnt und in Bhmen zum König angenommen wurde" (1617). 9. Zustnde Deutschlands im Zeitalter der Reformation und Gegenreformation^) 1. Auflsung der Reichsgewalt. War unter Karl V. noch als Zeichen der Reichseinheit die Carolina oder peinliche Gerichtsordnung", das erste 1) Der Majesttsbrief bei Schilling S. 104. (Markus schildert Gustav Freytag im 4. Bande der Ahnen

18. Der allgemeine Geschichtsunterricht - S. 108

1873 - Berlin : Gaertner
- 108 - dols Ii. (1576—1612) zur Regierung kam, änderten sich die Verhältnisse. Rudolf, der den Wissenschaften und dem Katholizismus ergeben war, aber nicht das mindeste Herrschertalent hatte, zeigte sich so unfähig, dass seine Verwandten in ihn drangen, die Herrschaft von Österreich, Mähren und Ungarn seinem Bruder Matthias zu übertragen (1608); auch Böhmen, Schlesien und die Lausitz gingen bald in desselben Hände über (1611). In Deutschland schürten die Jesuiten das Feuer; Katholiken und Protestanten suchten sich gegenseitig ihre Rechte zu entreißen, ohne dass der Kaiser, dem die Wahrung des Religionssriedens oblag, sich darum bekümmerte. Daher schlossen 1608 die calvinischen Stände (Pfalz, Anhalt, Hessen-Kassel ii. a.) mit mehreren lutherischen Fürsten und Reichsstädten die protestantische Union zu gegenseitigem Beistand wider Angriffe und Gewalt. Diesem Bund trat die katholische Liga entgegen, die Maximilian von Baiern mit mehreren Bischöfen und den geistlichen Kurfürsten (Mainz, Trier, Köln) schloss (1609). Der Erbfolgekrieg über Cleve, Jülich und Berg (Kurfürst von Brandenburg, Pfalzgras von Neuburg) gab die erste Veranlassung zum Kampf der beiden Parteien; doch kam es noch zu einem Frieden (der Kurfürst von Brandenburg war indess, um den Beistand Hollands zu erhalten, zur calvinischen Lehre übergetreten). Als aber Matthias im Jahre 1617 seinen Vetter Ferdi nand, der ein fanatischer Katholik war, zum Herrn in Österreich, Ungarn und Böhmen einsetzte, traten entscheidendere Ereignisse' ein. Der den Böhmen vom Kaiser Rudolf gegebene Majestätsbrief ließ es zweifelhaft, ob auch den evangelischen Unterthanen geistlicher Stände Religionsfreiheit zustande. Da dieser Punkt von Ferdinand zum Nachtheil der Protestanten entschieden wurde, so kam es zum Zwiespalt zwischen den Abgeordneten der Utraquisten (Gras von Thurn) und den kaiserlichen Räthen (Martinitz, Slavata, Fabricius), die damit endigten, dass die letztem im Prager Residenzschlosse zum Fenster hinausgeworfen wurden (1618). Dies war der Anfang des dreißigjährigen Krieges (1618 — 48). §. 90. Der dreißigjährige Krieg bis zur Einmischung der Schweden, a. Der böhmisch-pfälzische Krieg (1618—1624). Sofort rissen die utraquistischen Stände die Regierung Böhmens an sich und stellten, von Mähren und Schlesien unterstützt, ein Heer auf. Unter Thurn's Leitung drangen sie bis vor die Mauern Wiens, mussten aber erfolglos abziehen (1619). In demselben Augenblick, in dem Ferdinand Ii. (1619 — 37) zum Kaiser gewählt wurde, ernannten die Stände von Böhmen, Mähren und Schlesien Friedrich V. von der Pfalz (seine Gemahlin Elisabeth, Tochter Jakob's I. von England), das Haupt der protestantischen Union, zu ihrem König; Ferdinand aber schloss sich an die Liga an, deren Haupt der staatskluge Herzog Maximilian von Baiern war, trat mit Spanien in Verbindung und brachte auch den Kurfürsten von Sachsen auf seine Seite. Friedrich V., den Zeiten nicht gewachsen, verband sich mit Bethlen Gabor von Siebenbürgen, erlag aber in der Schlacht am weißen Berge (1620) dem Feldherrntalent des ligistischen Tilly und entfloh nach den Niederlanden; Böhmen ward unterworfen, der Katholizismus mit Gewalt eingeführt. Tilly rückte darauf in die von Georg Friedrich von Baden (Heldentod der 400 Psorz-heimer) und Ernst von Mansfeld (er siegt bei Wiesloch über Tilly) vertheidigte Pfalz ein und besiegte seinen Gegner in der Schlacht bei Wimpfen (1622); Ferdinand übertrug die pfälzische Kurwürde an Maximilian von Baiern (1623).

19. Leitfaden für den Unterricht in der Geschichte - S. 203

1873 - Heilbronn : Scheurlen
Ferdinand Ii. Böhmischer Krieg. 203 Von Steiermark, zu seinem Nachfolger in Östreich, Böhmen, Ungarn. Die Protestanten in Böhmen versprachen sich von dem Verfolger des Protestantismus und dem gehorsamen Zögling der Jesuiten nichts gutes für ihre Religionsfreiheit, konnten es aber nicht hindern, daß er als König von Böhmen gewählt und gekrönt wurde. 1617. Dreißigjähriger Krieg in Deutschland. 1618-1648. §. 156. Böhmisch -pfälzisch-dänische Kriege. Tilly. Wallenstein. Restitutionsedikt. 1618-1629. Der dreißigjährige Krieg hatte seinen Ursprung in unversöhnlichen religiösen Gegensätzen, behielt längere Zeit seinen religiösen Charakter, gieng aber zuletzt in einen Eroberungskrieg über, in welchem die Fragen der Politik und der Territorien eine größere Rolle spielten als die der Konfessionen. Die nächste Veranlassung zum Ausbruch der Feindseligkeiten gab der Bau zweier protestantischen Kirchen in Böhmen. Die eine sollte in der Stadt Braunau, welche der dortigen Abtei zugehörte, die andere in Kloster Grab (bei Teplitz), einer Besitzung des Erzbisthums Prag, erbaut werden. Die kaiserliche Regierung erklärte, daß nur dem Herren- und Ritterstand und den königlichen Städten durch den Majestätsbrief freie Religionsübung zugestanden worden fei, nicht aber den evangelischen Unterthanen geistlicher Stände, und ließ demgemäß die eine dieser zwei Kirchen schließen, die andere niederreißen. Die Protestanten machten Vorstellungen dagegen bei dem Kaiser Matthias, bekamen aber eine zurückweisende Antwort. Nun erschienen Abgeordnete der protestantischen Stände unter Anführung des Grafen Matthias von Thurn auf der Schloßkanzlei zu Prag, um die kaiserlichen Räthe zur Rede zu stellen. In der Hitze des Streites 23. Mai 1618. warfen sie die verhaßtesten derselben, Martinitz und Slawata, samt dem Schreiberderselben, Fabricius, zu den Fenstern des Schlosses hinab. Darauf bemächtigten sich die protestantischen Stände der Regierung Böhmens, verjagten die Jesuiten, rüsteten ein Heer unter Graf Thurns Befehl, schlugen das kaiserliche Heer aus Böhmen zurück und verbanden sich mit den Ständen von Mähren, Schlesien und Lausitz. Matthias starb den 20. Mai 1619, und am 6. Juni stand Thurn mit seinem Heere vor den Thoren Wiens. Auch hier regten sich die gedrückten Protestanten, ihre Abgeordneten setzten Ferdinand in der Hofburg sehr heftig zu, und kaum entgieng er persönlicher Gefahr. Thurn mußte wieder abziehen. Den 28. August wurde Ferdinand Ii. zum deutschen Kaiser gewählt; 1619-1637. aber die Stände von Böhmen, Mähren und Schlesien erklärten ihn als „Erbfeind des evangelischen Glaubens und als Sklaven Spaniens und der Jesuiten" des Thrones sür verlustig und wählten den reformirten Kurfürsten Friedrich V. von der Pfalz, das Haupt der Union, zu ihrem König. Dieser nahm trotz aller Warnungen die Krone an und ließ sich huldigen. Aber statt mit aller Macht sich zum Kriege zu rüsten und sich nach tüchtigen Bundesgenossen umzusehen, entfremdete er sich die Böhmen durch kalvinistische Unduldsamkeit. Er verband sich mit dem unzuverläßigen siebenbürgischen Fürsten Bethlen Gabor, welcher König von Ungarn werden wollte, und Thurn rückte mit diesem noch einmal vor Wienmußte aber auch diesmal wieder abziehen. Ferdinand dagegen verband sich mit Spanien und mit dem Herzog Maximilian von Baiern, dem Haupte der Liga, und brachte sogar den Kurfürsten Johann Georg von Sachsen durch Zusicherung der Lausitz auf seine Seite. Die

20. Thüringen - S. 35

1899 - Weimar : Huschke
— 35 — gehängt. Der Herzog kam in lebenslängliche, 28jährige Gefangenschaft, die seine Zweite Gemahlin Elisabeth bis zu ihrem Lebensenoe freiwillig mit ihm teilte. Seine Güter erhielt Zum Teil sein Bruder Johann Wilhelm, der seine Residenz von Coburg nach Weunar verlegte. 1555 wurde der Augsburger Religionsfriede geschlossen. § 30. Herzog Johann. 1603—1605» Er ist der Enkel Johann Friedrichs des Großmütigen, der Sohn Johann Wähelms und der Stammvater aller noch lebenden Ernestiner. Seine Gemahlin Dorothea Maria war eine Prinzessin von Anhalt-Köthen. Herzog Johann war ein edler, frommer und wohlthätiger Fürst, der bei seinem Tode 8 unmündige Söhne hinterließ, die von der Mutter vortreff- lich erzogen wurden. Der Lehrer der Prinzen war Hortleder. Der berühmte Wolfgang Natich wurde nach Weimar berufen, um den Schulunterricht zu verbessern. Am 29. Mai 1613 war die thürin- gische Sündflut. Im Jahre 1617 starb Dorothea Maria infolge eines Sturzes vom Pferde iu die Ilm. (Der Bettler). Ihre Söhne Zeichneten sich als Regenten und im dreißigjährigen Kriege als Helden aus, besonders der Herzog Bernhard der Große. § 31. Der dreißigjährige Krieg. 1618—1648. Seit dem Augsburger Neligionsfrieden (1555) war immer Streit zwischen den Katholiken und Protestanten. Die Jesuiten nährten und vermehrten ihn. Deshalb schlössen die protestantischen Fürsten zu gegenseitigem Schutze die Union, deren Oberhaupt Kurfürst Friedrich V. von der Pfalz war. De Katholiken bildeten die Liga, an deren Spitze der Herzog Maximilian von Bayern stand. Der deutsche Kaiser Rudolf Ii. hatte den böhmischen Protestanten den Mäjestäts brief gegeben, wodurch ihnen erlaubt wurde, sich Kirchen und Schulen zu bauen. In Klostergrab wurde aber die neugebaute protestantische Kirche nieder- gerissen und die in Braunau geschlossen. Die Protestanten klagten beim Kaiser Matthias und erhielten eine harte Antwort. Da warfen sie 1618 die kaiserlichen Statthalter (Martinitz und Tlavata) nebst dem Geheim- schreiber (Fabrieius) aus den Fenstern des Prager Schlosses, und der Krieg begann. Graf Matthias von Thurn belagerte Wien, und der Kaiser Ferdinand Ii., der Nachfolger des Matthias, wurde in feiner Burg bedroht, aber gerettet. Die Böhmen wählten den Kurfürsten Fried- richv. von der Pfalz zu ihrem Könige. Er verlor 1620 die Schlacht am weißen Berge (Tilly) und floh nach Holland. Fecdi- nand Ii. machte in kurzer Zeit Böhmen wieder katholisch. 3*